Big_Kahuna - Kommentare
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Alle Kommentare von Big_Kahuna
Meine Güte, was war da bloß los? Michael Haneke legt ohne mit der Wimper zu zucken, ungeschönt und gleichzeitig schrecklich echt die perverse Gier des menschlichen Wesens nach Gewalt offen.
Die Gier nach dem Unbekannten, nach dem, das man noch nicht gesehen hat, nach all den Jahren der Unterhaltung, die das neue wagen muss um zu polarisieren.
"Wir dürfen doch den Unterhaltungswert nicht vergessen. Wir würden doch alle um unseren Spaß gebracht."
Haneke spricht mithilfe seiner in unseren Augen psychophatischen Antagonisten durch die aufgebröckelte vierte Wand direkt zu uns. Es gibt kein Erbarmen.
Haneke ist einfach cleverer, wenn er sie sagen lässt, dass wir doch von vornherein auf der Seite der unschuldigen Ferienvillabewohner mit perfektem Leben sind und er hat schließlich recht damit.
Alles soll bleiben wie es ist.
Wir wollen in unserer Blase der frohmütigen Gewohnheit weiterleben und uns nicht damit beschäftigen müssen, was jeden Tag schreckliches abseits unseres Gutmenschendaseins auf der Welt so passiert. Und damit das auch gut funktioniert, gibt's durch die mediale Wohlfühlnabelschnur ausschließlich seichte Kost und später dann aufgeplatzte Zombiekörper. Eine Kugel im Bauch reicht schließlich nicht mehr, wir wollen das Blut spritzen sehen. Abgeschnittene Arme, zerberstende Köpfe? Tz, das ich nicht lache. Wir wollen auf unseren Smartphones sehen wie sich irgend ein Puertorikaner solange mit ner Glasflasche fistet, bis sie aufplatzt. Der wollüstige, neugierige Trieb nach dem Unbekannten, geboren aus der seichten Gewohnheit unseres monotonen, tollen Lebens.
Haneke hält uns allen den Spiegel vor und peinigt uns mit der Selbsterkenntnis, dass Gewalt immer zum Leben des Menschen dazugehören wird und auf ewig in unserer Natur liegt. Wir sind nicht besser als die Tiere auf unserem Planeten, wir sind sogar die feigsten aller Triebtäter.
"Ist es schon genug? Sie wollen doch ein richtiges Ende mit plausibler Auflösung oder?"
Das diabolische Zwinkern des Handschuhtragenden Teufels in weiß ist der finale Kompromiss in uns, dass es ihn nur gibt, weil wir es so wollten und immer wollen werden, schließlich hört er nicht auf zu morden, weil wir nicht aufhören würden zuzusehen.
Haneke du Oberbrain.
Und wie Haneke diese Erkenntnisse in uns hinein brennt und sich mit der scharfen Peitsche der durchdringenden Realität auf unseren Rücken auslässt, das ist so brillant, wie es schrecklich ist.
Das fängt beim Kubrick-Gedächtnis-Intro unterlegt mit klassischer Musik an, bei der der Zuschauer sich noch vogelperspektivisch in luftigen Höhen in seiner Sicherheit der Unbetroffenheit wähnt, wir kurz darauf mit betreten des Festlandes aber schon von den brennenden Gitarren des Deathmetal-Songs zum Aufwachen aus unserer idyllischen Traumwelt gezwungen werden, und hört schließlich bei minutenlangen Einstellungen der Unmenschlichkeit auf.
Gewalt erzeugt Gegengewalt, Actio = Reactio.
Die ganze Zerstörungskraft der menschlichen Hoffnung hat sich in dieses Werk kanalisiert und macht den Film wohl zu einem der schrecklichsten, den es gibt, gleichzeitig aber auch zu einem der wichtigsten und künstlerischsten.
Was die experimentelle Kamera und vor allem das Drehbuch dahinter leistet, ist fast schon Wahnsinn. Wie der Blick des Zuschauers hier auf das wesentliche gelenkt wird, hab ich so noch nie gesehen, nur um ihm dann kurz darauf das vorzuenthalten, was er am liebsten sehen würde.
Das ist malträtierender Terror,
durchgehend und auf jeder psychologischen Ebene.
Die Schauspielleistungen ALLER Darsteller sind hier einfach nur schrecklich echt und führen uns Zuschauer (Beteiligte) in den tiefen Abgrund unserer eigenen Ängste, aber gleichzeitig Gelüste.
Und das kommt dann auch noch von einer deutschsprachigen Produktion, die Ösis wagen sich was.
Nicht festzulegendes, Genresprengendes Psychokino by Michael Haneke, das nichts für schwache Nerven ist, aber in jedem Fall doch so wichtig bleibt.
PS: die Fernbedienungsszene ist wohl das mit verblüffend-mutigste, was ich in letzter Zeit gesehen habe.
Paprika, du alter Metafucker der ganz verwichsten Sorte.
Wer dem Anime-Ghibli-Wahn nichts abgewinnen kann und sich regelmäßig den ganzen Fuß an der Eckkante des asiatischen Traditionskinos bricht, der wird auch mit leckerer Paprika nichts anfangen können.
Doch Paprika betrifft uns alle.
Denn auch wenn der sonst so fröhlich stolzierende Hund deines Nachbarn in so mancher, wegdösender Minute mit den Füßen auf den Holzdielen des Fußbodens herumscharrt, weil ihm die davonlaufende Daisy entwischt, dann ist klar, Träume sind etwas besonderes.
Träume sind etwas so besonderes, dass man darüber mal ein von Hand gezeichnetes Colormeisterwerk erschaffen sollte, dass sich nicht nur darauf festlegt ein Film zu sein, sondern locker auch als (d)ein Traum durchgehen könnte oder vielleicht sogar als Film im Film eines Lebens.
Mal ganz davon abgesehen welche der vielen Definition von Traum da gerade abgehandelt werden könnten.
Ob es das stressbewältigende, mitternächtliche Phänomen in deinen nicht ruhen könnenden Gehirnzellen ist oder doch dein Lebenstraum. Vielleicht beides?
So gern man damals mit dem Plastikbagger in seiner Phantasiewelt mit Leichtigkeit in eine undurchsichtige Geschichte abgeglitten ist, so wenig wird man das Träumen los, was natürlich gut so ist und Inception wird wohl nicht der letzte Film gewesen sein, der sich damit beschäftigte, was passieren würde, wenn man in Träume vordringen, sie verändern könnte. Und ebenso unbestimmt, wie ein Traum es immer sein wird, genauso ist Paprika.
So ganz fernab der klassischen Bedeutung des mit Wasser und Vitaminen gefüllten, knackigen Gemüses, in das du hineinbeißt und den Geschmack schon erahnen kannst.
Vielleicht ist aber auch nur das Gewürz gemeint.
Ein ganzer Topf voller Mehrdeutigkeiten der realen Traumwelt, sowie der verträumten Realwelt wird über dir ausgeschüttet und füllt deine Lebenszellen mit Bedeutung.
Die Bedeutung deines Lebens für dich selbst.
Und manchmal ist es eine Wahrheit, deren Ursprung eine Fiktion ist, darüber sollte man sich im Klaren sein und sein Leben in die zerfließende Hand nehmen.
Ob luzides Träumen der erste Schritt des anfänglichen Wegs ist, den du gehen solltest, wer weiß das schon.
Paprika ist genau das, was sich der ein oder andere Filmverliebte schon immer gewünscht hat, zumindest derjenige, der eine gigantische Ration verwirrender Metaness vertragen kann, die sich auch noch mit dem ungreifbarsten aller menschlichen Phänomene befasst.
Für Hobbypragmatiker und Antiesotheriker sicherlich nicht die erste Wahl, aber vielleicht doch irgendwann die letzte?
Einschalten und sich ans Fließband der subtilen Lebensweisheiten stellen und im Idealfall bedienen.
Wie der gute Mann in seiner Ehrfurcht die Bühne betreten hat, um sich den Tränen nah insbesondere bei Tarantino zu bedanken, da wird mein Filmherz weich.
Ein Mann der alten Schule, der abseits seines Ehrenoscars längst eine goldene Trophäe in seinem Schrank stehen haben müsste, erfrischt die Runde mit warmherzigen, italienischen Worten und geht dann wieder, während er wohl bei dem ein oder anderen ob seiner Gebrechlichkeit Verlustängste hinterlässt.
Man kann nur hoffen, dass er noch lange lebt und uns weiterhin mit seinen tiefgreifenden Kompositionen verzaubert.
Spult Di Caprio mal eben ne Jahrhundertrede routiniert runter, weil er sie wahrscheinlich so ähnlich schon 6x eingeübt hat und verlässt genauso stringent wie er sie bestiegen hat, die Bühne.
Kann man mal so machen.
Die 300. Akte X Werbung.
Haha Leo: "What the hell was this?"
[Spoiler enthalten]
Joel Edgerton die alte Bumsmaus, die mit ihrer Knollnase und dem leicht verschobenen Gesicht via Vollbart so aussieht wie ein britischer Gangster, gleichzeitig aber auch wie ein alter Freund aus der Grundschule, hat sich gemausert. Als ewig leiser Nebendarsteller tritt er nun seit Warrior immer mehr aus dem hintergründlichen Dunkel hervor und macht klar, dass er noch Großes vor hat.
Als Schauspieler, Drehbuchautor, Produzent und jetzt auch endlich Regisseur.
Das Drehbuch muss Jason Bateman und Rebecca Hall so gut gefallen haben, dass sie in Edgertons Debut gleich mal die Schere machen und die Hauptrollen übernehmen.
Wer sich so ein wenig mit der Story auseinandergesetzt hat, der dürfte erwartungsvoll in die Linse schauen, denn wenn ein alter „Freund“ immer wieder auf beängstigende Art und Weise Geschenke vorbeibringt und dabei das junge Familienglück bedrängt, während niemand so richtig weiß wieso, dann kann dabei ein gutes Flickchen herauskommen. KANN.
Denn Edgerton nimmt sich viel Zeit in seinem gänzlich ohne Blut auskommenden P12-Suspense-Film, um fast schon Vinterberg-artig auf ein psychisch explodierendes Finale zuzusteuern.
Das ist löblich und für einen Hollywoodstreifen relativ untypisch, da gibt’s auch den fetten Daumen, zumindest wenn man mal von den 1-2 relativ deplazierten Jumpscares absieht, die uns schon mal auf einen stereotypen Plotverlauf vorbereiten, der glücklicherweise nicht ganz eintrifft und bei dem 1-2 falsche Fährten gelegt wurden, an dessen Stelle man erst zu sich selbst sagt „na toll, der Spruch versaut jetzt schon den ganzen Film“.
Wenn dann das was da gesagt wurde allerdings völlig falsch ist, dann merkt man wie Edgerton, der hier selbst gekonnt den „Antagonisten“ gibt, uns an der Nase herumführt und man klatscht schon mal vorsorglich in die Hände, das ändert jedoch nichts daran, dass der aufmerksame Zuschauer früher oder später das Geheimnis vor Ablauf des Countdowns geknackt hat und wenn sich dann das Visier lüftet, dann kommt die Ernüchterung.
Das ist bis zu dem Punkt wie in „die Jagd“ gut aufgebaut und auch technisch einwandfrei inszeniert, doch wenn sich dann der Oldboy-Twist preisgibt, dann merkt man recht schnell, die dramatische Intensität einer der beiden augenscheinlichen Vorbilder wird „The Gift“ niemals erreichen. Fast schon krude fahrlässig offenbart sich die Ungereimtheit der letzten Pointe, zumindest wenn man den notwendigen Vergleich zu Meisterwerken wie Oldboy zieht, denn auch wenn hier permanent die Frage aufgeworfen wird, ob man den Menschen, neben dem man nun schon viele Jahre und sicher emotionale Stunden verbracht hat, auch wirklich kennt oder ob dessen Vergangenheit Dinge zu Tage fördern könnte, die alles ins Wanken bringen, merkt man dem Film an, wie unfertig er eigentlich ist, was angesichts eines Regiedebüts verschmerzbar sein mag.
Und auch wenn des Zuschauers innere Hasskappe gegen Ende ein wenig Feuer bekommt, so war man hier nie stringent genug sich die Zungen herausschneiden zu lassen bzw. das wirkliche Leid sichtbar und schmerzhaft für den Zuschauer nach außen zu kehren, wie es ein Vinterberg meisterlich in seinen Werken vorgemacht hat. Wo man in die Jagd schon für unsere Hauptfigur losschreien wollte, ist es hier ein verhaltenes „so ein Arschloch“, das aus unseren Mündern leise den Raum durchschreitet, wenn das große Aufeinandertreffen damit endet, dass der Gutmensch sein wahres Gesicht zeigt.
Das ist alles nicht schlecht, aber alles eben auch nicht wirklich bahnbrechend, dennoch bleibt Edgerton sich seiner Linie treu und beendet das ganze Fiasko mit einer ebenfalls unbefriedigenden, nüchternen Erkenntnis aus der „dein Leid ist meine Genugtuung“-Sparte.
Die Hochkomplexität, auf die die ruhige Inszenierung durchgehend hoffen lässt, ist angesichts der Tragweite dieses emotionalen Dilemmas nur ungenügend herausgearbeitet, den Vorwurf muss sich Edgerton machen lassen, dafür ist er alles in allem jedoch schon mal auf dem richtigen Weg, weg vom stereotypen Hollywooddrama, hin zum straighten, weitreichenden Tragikwerk, das keine Angst davor hat gekonnt mit den Erwartungen des Zuschauers zu spielen und eine vielschichtige Geschichte von menschlichem Leid rauszuhauen.
Letztlich eine hoffnungsvolle Regiekarriere, die mit einem soliden Debut beginnt.
Ich bin immer noch zwiegespalten, ob der Tatsache, dass Death Note seine Hollywood-Realverfilmung bekommt, auch wenn der Filmfan Adam Wingard die Regie führen wird.
Letztlich wird es schwierig die Serie Death Note in verkürzte Filmform zu bringen, ohne dabei wichtige Fan-Eckfeiler einzureißen. Schön zu wissen, dass man eine geerdete Version mit Fantasyanteilen sehen wird, so wünsch ich mir das, in jedem Fall wird es spannend zu sehen, wie Wingard mit CGI umgeht und wo er Kostüme einsetzt.
Ich hoffe er tut das richtige und macht einen geilen, stimmungsvollen Streifen, doch die Wahrscheinlichkeit, dass er mit Death Note seine junge Karriere zerstört, ist ungleich größer. Das R-Rating war eigentlich von vornherein unabdingbar, denn das Adam Wingard jetzt ne Kinderversion über ein Totenbuch rausbringt, bei dem Menschen wie die Fliegen sterben, das hätte ich jetzt nicht erwartet. Ich bleib trotzdem skeptisch.
Better Call Saul lässt tief blicken, in die noch immer zerrüttete Seele eines Mannes, dessen Trickbetrügervergangenheit ihm ebenso im Weg des Lichtes steht, wie seine moralisch nicht ganz einwandfreie Gesinnung (oder besser Natur?) und die Vorurteile, die immer schon auf ihn niederprasselten.
Better Call Saul ist jetzt schon, zu Beginn der zweiten Staffel, wieder das Stück Seriengeschichte, in dessen Charakteren man sich wälzen, sich hineinfühlen kann und unter all der Jura und den rechtlichen Aspekten eine unvergleichlich nahe Geschichte vom Schicksal erzählt wird, während das völlig alleinstehend prima funktionierende Prequel gleichzeitig schon an die wehenden Fahnen des zukünftigen Breaking Bad erinnert.
Das wäre mein Eindruck nach diesen 2 cineastischen Offenbarungen von Folgen, wäre da nicht Mike „Motherfucking“ Ehrmantraut.
Dieser gebrechliche Gangster ist die Inkarnation des modernen Verbrechers mit moralischen Grundsätzen, der in seinem sherlock’schen, geschärften Verstand jede Aktion bereits im Voraus schon geahnt hat und er damit der wohl bedrohlichste alte Mann ist, den man diese Tage zu Gesicht bekommen kann.
Was hat er mir schon staunende Momente vor dem Fernseher beschert, als er durch die Wand mal eben locker aus der Hüfte mit seiner Schalldämpfer-Pistole Kopfschüsse verteilt hat und die Leichenberge, die er hinter sich zurück gelassen hat, ihn stets nur ein müdes Lächeln kosteten.
Und damals schon, als er sich mit seiner Brottüte beim Auftragskillerauswahltreffen gegen diesen John Wayne-Verschnitt und einen anderen, riesigen Berg von Mann mit seiner bloßen Aura durchsetzte, da wusste ich bereits, Mike ist mein Mann!
Er ist einer, den du engagierst, wenn die Kacke am dampfen ist.
Und er ist der Typ, der dann kommt, die Dinge präzise und stoisch aus dem Hintergrund klärt und dann wieder verschwunden ist, ohne das jemand mitbekommen hätte, was da überhaupt gerade passiert ist.
Doch eine Schwachstelle hat er: sein gutes Herz. Leuten, die nicht im Game sind, jenes nicht begreifen können und die wie kleine Kätzchen durch den untergründlichen Drogensumpf stampfen, während sie jede Sekunde kurz vor ihrem Tod stehen könnten, knipst er nur ungern kaltblütig die Lichter aus. Doch auch für eine derart verzwickte Lage, in der die Baseballkarten eines naiven, Brillentragenden Vollidioten die Sache fast schon Coen-artig zum Kippen bringen könnten, da kommt mal wieder der messerscharfe Verstand Mike Ehrmantrauts zum Einsatz und er regelt die Sache mit einem Fingerschnipp. Der Kerl ist und bleibt meine Lieblingsfigur aus Breaking Bad, ob sich das bei Better Call Saul ändern wird?
Better Call Saul ist einfach hervorragend geschrieben, tief gezeichnet und vereint seine Skurrilität, seinen verklärten Humor, seine Dramatik und seine deftige Prise gangstermäßige Spannung zu einem psychologischen Werk, in das es sich hineinzusteigern gilt.
Wenn man das macht und in nostalgischen Breaking-Bad-Zeiten schwelgt, während das eigenständige Better Call Saul sich aus dem Hintergrund auftürmt wie ein kolossaler Wolkenkratzer, dann kann man erkennen wie wertvoll es ist, dass dieses Prequel nicht nur dem Fan-Service und der Geldmacherei geschuldet ist, sondern seine eigenständige Geschichte etabliert und sie ausweitet wie ein langsam fallendes Bettlacken.
Ansehen und abtauchen in die skurrile Welt der klavierspielenden Juristen und der Monetenziehenden Trickbetrüger der Unterwelt.
Es lohnt sich!
Tja da ist sie wohl dahin, die beste moderne Zeichentrickserie, die es mindestens für die nächsten 100 Jahre geben wird, zumindest wenn man ob der 1-jährigen Wartezeit und diesem gigantischen, für die Serie untypischen Cliffhanger am Ende der 2. Staffel, der von der Post-Credit-Szene noch 3x aufgewertet wird, am liebsten gern schon mal so viel saufen und rülpsen würde, wie es Rick Sanchéz versifftes Kinn andeutet.
Wie oft hat die Serie die 4. Wand des Universums, des Filmuniversums, des Film-im-Film-in-der-Serie-Universums, des in der Serie im Traum-im-Traum-im-Traum-Inception-Gedächtnis-Universums der Gedanken von Freddy Krüger und der unzähligen Parallel-Uni/-Multiversen durchbrochen und wieder durchbrochen und wieder durchbrochen, während dem geneigten Cineasten die Zunge aus dem Mund hängt und zwischen den Metaanspielungen auf seine Netflix-and-Chill-Mentalität urplötzlich Pizzen sich Menschen mit extra viel People bestellen, es eine Welt gibt in der Sessel auf Menschen sitzen oder Telefone Miniaturmenschen mit Tastenfeld als Handy benutzen, während sie auf Pizzastühlen sitzen, Rick sich mit seiner Portalgun durch Dimensionen ballert und Mr. Meeseeks die Familienprobleme des 3-Generationen-Haushalts aus normalen Menschen mit eigenen Problemen lösen soll, als die durch den genialen Alkoholiker-Opawissenschaftler in die Garage transportierten, kosmischen, überirdischen Gegebenheiten alles auf den Kopf stellen und das Wohl des kleinen Individuums und der Spezies Mensch in den Kontext der Unendlichkeit gesetzt wird und uns so permanent der Spiegel der Sinnlosigkeit vor Augen gehalten wird, auf das uns letztlich klar werden müsste, dass der Gedanke an unser irdisches Zentrum nichts weiter als eine von unseren kleinen Gehirnen aufrechtgehaltene Illusion ist.
Jo, das war jetzt echt ein bisschen viel, aber angesichts der Verschachtelung dieses Satzes ist Rick and Morty nochmal 5 Stufen drüber und damit völlig OVER THE TOP.
Rick and Morty ist die Zügellosigkeit der Gedanken, der filmische Grenzverlust unserer Sehgewohnheiten und die reißerisch-blitzartige Erörterung über das menschliche Wesen in ungebremst-zynischer, Lachmuskelstrangulierender und beim Filmfan dauerhaft Dopamin-ausschüttender Form.
„ARGH, hol doch mal Luft!“
RICK AND MORTY besteht zurecht aus Rick, einem genialen Wissenschaftler, der durchgehend für die höhere Sache und sein Wohl arbeitet, während der unsichere kleine Morty, der in unserer Welt wahrscheinlich schnell den Titel Emo erhalten würde, als moralischer Messstand und Wertgeber der Menschlichkeit fungiert.
Bei all den Reisen in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und die Vergangeheit, Gegenwart und Zukunft von etwaigen Parallelwelten, die wir ab Beginn der Serie unternehmen, tauchen wir in eine Welt der Zeichentrickserie ohne schlechte Folge ab, die sich das traut, wo andere Vertreter gegen das Stoppschild klatschen.
Vollgestopft mit Kreativität, einem Dauerfeuer aus Filmreferenzen und Anspielungen auf unserer Real-Life, sitzt man irgendwann durchlöchert auf seinem Arsch und kriegt den offenen Mund nicht mehr zu.
Neben Schmeckles, blutigen Total-Recall-Universumszollkontrollen und Riesen, die in Wolken wohnen, kann man nix anderes sagen als: guckt euch DIE SERIE an, Rick, Morty, Zeitlupio, Jerry und alle möglichen weiteren Bewohner des gesamten Kosmos werden euch die Lachfalten ins Gesicht schnetzeln.
WUBBLE-DUBBLE DUB-DUB ihr Motherfucker.
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"Lass den scheiß Zeitlupio"
-"Hehe, schuldige Kumpel, ich hab nur ein bisschen mit meinen Kräften angegeben Bro."
https://www.youtube.com/watch?v=mTAAJbrE6gI#t=04m40s
Meine Güte, wie Morricone Tarantino mit großen Augen ansieht, während dieser ihm offenlegt, dass er ein absoluter Meister auf seinem Gebiet ist und beschreibt was er von der Zusammenarbeit mit ihm hält, bis beide sich schließlich fast schon ehrfürchtig und aufrichtig die Hände schütteln, ist für mich ein großer Moment.
Jede weitere symbiotische Zusammenarbeit ist damit besiegelt, wir können nur noch hoffen, dass der gute Altmeister noch viele Jahre lebt.
Was ist der Sinn des Filmeschauens?
So einfach die Frage gestellt ist, so unterschiedlich können die Antworten auf diese Frage von der Individualität beantwortet werden.
Hineingeworfen in die Laufbahn der medialen Beschäftigung(stherapie) wird man sich über die Jahre zwangsläufig irgendwann die Frage gestellt haben, was Filme überhaupt für eine Intention haben, spiegeln sie doch eigentlich die Phantasie/-Gedankenwelt eines Menschen wieder, den man den Regisseur und/oder Drehbuchautor nennt.
Während man zu glauben scheint, dass wenn man so in sein Fernsehgerät hineinschaut, man ein einseitiges Beschallungsverhältnis eingeht, so ist es doch eigentlich ein innerer Dialog zwischen dir und dem, was der Regisseur dir sagen will.
Hätte man diese Projektionsfläche nicht, die viel zu oft für monotones Schindluder herhalten muss, dass dem Zuschauer suggeriert, er sei nur Zuschauer, ist das Filmeschauen letztlich doch eigentlich immer eine Interaktion.
Eine Interaktion zwischen DIR und den Bildern. Eine Interaktion zwischen DIR und dem, was der Regisseur dir erzählen würde, hätte er keine Kamera und auch kein Medium, auf das er das, was er bildlich festgehalten hat, bannen könnte.
Selbst wenn der Regisseur sich nichts dabei dachte, besteht immer noch dieses Verhältnis, denn DU schaust den Film und DU denkst im Idealfall etwas dabei oder lässt das Gesehene einfach wirken.
Es ist als würdest du deine Lieblingsmusik hören und wie jedes Mal aus unerklärlichen Gründen an der einen Stelle eine Gänsehaut bekommen oder dir ein Gemälde ansehen, das du aus unerklärlichen Gründen anziehend findest, denn auch hier stehen Menschen dahinter, aus dessen Gedankenwelten oder reiner Willkür jenes entstanden ist, was du dir dort ansiehst oder anhörst.
Und vielleicht ist es die Überschneidung der Erfahrungen oder Interessen der Teilnehmer dieses unsichtbaren Dialogs, dem man sich bewusst aussetzt, was letztlich für die lang anhaltende Gänsehaut und damit für die emotionale Reibung zwischen uns Menschen sorgt.
Denn egal wie sehr man vom Schraubstock des Kapitalismus eingespannt wird und alsbald am kalten Metall festrostet, so ist es immer noch die Interaktion zwischen uns Menschen, die trotz des Herunterbrechens auf den kleinsten gemeinsamen Nenner (moderne Kommunikation), noch bestehen geblieben ist, die aber immer weiter vereinfacht bzw. entmenschlicht wird, während sich der Mensch eigentlich weiterentwickeln sollte und sich immer tiefer damit befassen sollte, wer er ist und was er vor hat.
Und während der eine sich diesem inneren Dialog permanent verweigert, so versuche ich ihn immer wieder einzugehen, wieder und wieder, doch warum?
Ist halt dein Hobby würden die einen sagen.
Ich höre am liebsten Musik, du schaust gern Filme, der nächste spielt am liebsten Counterstrike. So ist das eben.
Und wo sie vielleicht Recht hätten, gehe ich einen Schritt weiter.
Ist es nicht vielleicht so, dass man damit immer wieder versucht angesichts der Sinnlosigkeit des persönlichen Lebens, jener Sinnlosigkeit verzweifelt den Rücken zuzuwenden.
Sich abwenden von dem schwarzen Bildschirm, der auf uns alle irgendwann wartet. Sich fernhalten vom Gedanken an den Übergang der eigenen biologischen Hülle zum Nährboden für neues Leben.
Sich verschließen vor der Tatsache, dass man selbst nicht das Zentrum des (eigenen) Lebens ist, sondern man nur ein mikroskopisch kleiner Teil eines gigantischen Zufalls ist.
Vielleicht ist es genau das, was mich dazu treibt mich jeden Tag aufs neue diesem Dialog auszusetzen, die Gier nach subtiler Reibung zu befriedigen und den Wissensdurst zu stillen, dessen Ursprung in seiner Gänze vielleicht doch immer unerklärlich bleiben wird.
Eine mystische Symbiose aus Rationalität, emotionalem Trieb und Urängsten, die, von Alfred Hitchcock gezeichnet, zur Person des Scottie Ferguson (brillant: James Stewart) verschmolzen und ein Meisterwerk der Filmgeschichte schufen: Vertigo.
Vielleicht ist es das Interesse am Film, die Erfahrung der unbefriedigten Liebe und der Drang nach Rationalität, die Alfred Hitchcock zu diesem gigantischen Film bewegten und mich gleichzeitig in der Überschneidung blitzartig und doch unbemerkt in mein Herz traf, wie ein Pfeil.
Auch das wird wahrscheinlich unerklärlich bleiben und wahrscheinlich muss sich jeder selbst seine eigenen Fragen stellen.
Letztlich ist das was ich hier schreibe auch nur der Abgleich zu DEINEN (Ja, du der das hier liest) unvereinbaren Gedanken.
Es gibt doch einen Gott!
Was Ennio hier sagt ist sowohl eine extreme Ehrung für Tarantino, als auch Balsam für meine Seele. Natürlich könnte man jetzt spekulieren ob es ein(e) Western(serie) wird, da man erst als Westernregisseur zählt, wenn man mindestens 3 Western gedreht hat und das dürfte wohl Tarantinos Wunsch sein, in jedem Fall freu ich mich riesig.
"Was will er denn mit Leonie-Rosella?"
"Das ist doch die mit dem spitzen Kinn oder?"
"Ach die ist doch hässlich wie die Nacht."
Oder auch:
"Hat er eigentlich mit der Blonden gebumst oder warum hat sie so schelmisch gegrinst?"
"Aber geil war auch wie er die andere rausgekickt hat oder?"
"Warum will sie dort nicht mehr sitzen neben ihm seit letzter Nacht? Ist sein Ding zu klein?"
Das ist wohl so die allgemeine Bestandsaufnahme in den Räumen deutscher Büros, an einem derzeitigen Donnerstag Vormittag, an dem Frauen zusammenkommen um sich endlich mal auch wie Assis verhalten zu dürfen, weil es kommt ja im Fernsehen.
Zum allwöchentlichen Ritual aufgestiegen, ist es bereits Tonus, dass man sich am Vortag dazu auf Arbeit verabredet den "Bachelor" zu schauen,
um am nächsten Tag auch endlich mal über etwas Gehaltvolles sprechen zu können.
Wer hat wen gefickt und warum macht SIE da eigentlich mit, die hat mit ihrer Hackfresse doch sowieso keine Chance. Und überhaupt, habt ihr DIE mal reden hören, ist ja ekelhaft!
Vor Jahren vom großen Bruder jenseits des großen Teichs herübergeschwappt, sind es die RTL-Formate, die dem geneigten Zuschauer endlich wieder die Chance geben, seinem Leben wieder einen Sinn zu verleihen.
Dazu braucht man nicht viel: ne Villa in der Sonne, einen aus dem deutschen Volk auserwählten Lustmolch, der am liebsten bevor er überhaupt erst mal eine Wahl trifft, die Mundakrobatik jeder Teilnehmerin mit seinem besten Stück testen würde und ein Haufen bunt durchgewürfelter Frauen jeder Altersstufe bis 40, die entweder noch nicht den Richtigen gefunden haben und jetzt in einer weltfremden, vermeintlichen Reality-TV-Show auf das große Glück hoffen.
Selbstverständlich sollte man innerhalb des Spektrums von der überschminkten Tussi über die Silikon-Pornodarstellerin, vorbei an der makellos-rassigen Schönheit, bis hin zu Bauer-sucht-Frau-Frau-Schiefzahneule mit sächsischem Dialekt jede Nische besetzt haben, damit auch wirklich jede Frau unabhängig von Intellekt und Aussehen etwas zu lachen hat.
Und da dabei auch nicht auffällt, dass das so ca. auf der selben Stufe steht, wie sich über geistig oder körperlich Behinderte lustig zu machen, weil es ist ja im Fernsehen, darf man sich dann am nächsten Tag stundenlang drüber unterhalten, um für sich selbst nochmal klarzustellen, dass man tatsächlich etwas Besseres ist.
Endlich wurde vor über 10 Jahren ein Format gefunden, bei dem der Gendertypus umgedreht wird und jetzt nicht mehr der Mann auf Jagd gehen muss, sondern sich der reiche Millionärsmann (Grüße Mr. Grey) mit einem Fingerschnippen eine der 20 Tussis auswählen kann, die aus Liebe ihre entblößten Brüste an ihm reiben, um zu zeigen, wer wirklich die Beste im Haus ist.
Das sich die Frau dabei Playboy-Mansion-mäßig auf ihr Playmate-Flittchendasein bzw. primär auf das Äußere und ihre Fickbarkeit reduziert, nur um ein paar Moneten und Fame abzusahnen, ist innerhalb eines Prime-Time-TV-Formats in einem der fortschrittlichsten Länder Welt, das sich selbst als Vorreiter der Emanzipation sieht, irgendwie leicht beschämend.
Aber es wird ja geguckt und vielleicht blickt ja das unter der vorgehaltenen Hand gedachte Bedürfnis durch, vielleicht selbst in der Fantasie mal als eine der Frauen dort zu stehen und die Aufmerksamkeit mitzunehmen und nebenbei so richtig die eigenen Reize ausgespielt zu haben.
Um das letztliche Resultat, dass unser Lieblingssender RTL spätestens seit Formaten wie "Ich bin ein Star holt mich hier raus", "Schwiegertochter gesucht", "Bauer sucht Frau" und "der Bachelor" so ungefähr der abartigste Sender auf der Welt ist, kommt man angesichts der Würdelosigkeit solcher Sendungen nicht herum.
Beschämend.
Vielschichtiger Slapstick-Comedy-Thriller und Schwarz/Weiß-Stummfilm-Allzweckwaffe "Das Bleichgesicht", in dem Buster Keaton nicht etwa auf stereotype Rollenverteilung im "Krieg" der native Indianer und dem bösen, ölgierigen weißen Kapitalistenamerikaner setzt, sondern hier bereits in den frühen 20ern so etwas wie Charakternähe ins Zentrum rückt - humanistische Botschaft inklusive.
Hier gibt's unter den Gesichtspunkten der damaligen Zeit die ganze Palette der cineastischen Möglichkeiten, von brennenden Darstellern bis rasanter Action, von der Verwendung von Überblenden bis zur musikalischen Untermalung durch klassische Komposition ist hier alles dabei und aus dem Blickwinkel des optimistischen Neuzeitguckers, kommt man hier nicht umhin zu sagen, dass ein solches Werk damals bahnbrechend gewesen sein musste.
Hier lassen sich mit Phantasie einige Stilmittel ausmachen, deren Einflüsse auch über 90 Jahren nach dem Erschaffen dieses 22-minütigen Stummkurzfilms noch heute in der hügligen Filmlandschaft unter dem ein oder anderen Erdhaufen versteckt liegen.
Wie ein freudiger Maulwurf gräbt sich der geneigte Filmhistorienfreund durch die vom Öl befleckte Erde der vom Menschen beschmutzten Natur, um beim ein oder anderen Mal in offenes Staunen zu verfallen, wenn Buster Keaton höchst selbst aus (für damalige Verhältnisse) teils unwirklich genialen Kameraperspektiven zum Sturzstunt ansetzt und nebenbei gekonnt seinen Film schneidet, als wäre es eine leichte Fingerübung.
Natürlich wird ein solcher Film aus heutiger Sicht durch das verwöhnte Auge des modernen Filmfreunds nicht als das erblickt, was es damals wahrscheinlich gewesen war, doch vor dem ebenfalls brillanten Charlie Chaplin muss sich Buster Keaton mit großer Wahrscheinlichkeit nicht verstecken, zumindest so weit das mein Auge nach einem einzigen, gesehenen Kurzfilm vom einflussreichen, amerikanischen Regisseur erkennen kann.
Wer kostenfrei ein wenig bedeutende Filmgeschichte durch die Netzhaut aufsaugen will, dem empfehle ich gern die ARTE-Mediathek.
Durchgeknallte B-Movie-Reise durch die Unerklärbarkeit der Singularität, die uns hier omnipräsent entweder durch die ausgesprochenen Phänomene der alltäglichen Welt gerade zu ins Gesicht geprügelt werden oder man mit tiefen Runzelfalten in der Stirn resignierend die Synapsen auf stumm schaltet.
Wo anfänglich der Film damit beginnt, konkret einzelne Elemente aus der Typisierung der Filmlandschaft über den Haufen zu werfen, steht man am Ende mit offenem Mund vor einer riesengroßen Anhäufung von Fragezeichen, bei denen die einen mit Vielsichtungen auf die Erklärung des Unerklärlichen zusteuern und die Dietmars mit der Fernbedienung den Fernseher kaputtschmeißen.
Was wir hier erleben ist ein Trip auf dem von der Zeit gekrümmten Lost Highway in ein scharfzahniges Reptilienwurmloch, aus dem verschlüsselte Erkenntnisse hervorsprudeln wie aus einem Jungbrunnen.
Nur das du mit deinen verkrüppelten Augen weder etwas sehen kannst, noch dass deine im Gegensatz zu deinem anderen Ich in einer der unendlichen Paralleluniversen rudimentären Ohren das erfreuliche Plätschern der verschiedenen Ebenen von Wahrheit jemals wahrnehmen könnten, weil du ein Vollidiot bist.
Selbst diese Erkenntnis erfordert einen Standpunkt und hey, wenn du dir einen Hotdog an den Kopf hältst und dann trotzdem nicht verstehst warum das Universum ein Universum ist (?), dann geht’s dir wie den 2 Genies in „John Dies at the End“, bei dem John am Ende gar nicht stirbt oder doch?
Wenn man sich vor Augen hält, dass das Ende ein erfundenes Konstrukt innerhalb der Erklärung einer der alternativen Wahrheiten aus dem Blickwinkel eines womöglich vergleichbaren Neandertalers ist, ja dann könnte man sagen:
John dies at the end.
Aber irgendwie macht das keinen Sinn, weil hey, die Zeit ist ein Ozean und kein Gartenschlauch, wie Albert Einstein mal zu sagen pflegte, zumindest irgendwann mal irgendwo ganz bestimmt oder besser gesagt zu 100%.
Aus der Perspektive eines jemanden, dessen Nachname zur Verschleierung einer der 10 gewöhnlichsten auf der Welt ist (Wong/Wang), beginnt der Weg des Menschen dabei sich selbst von der totalitären Ichbezogenheit abzugrenzen, was zumindest hier bei uns wohl nie passieren wird, während der Zuschauer mit kopfschüttelnd ungläubiger Miene in das Fernsehgerät linst und schon den roten Knopf betätigen will.
Das Interstellar-Spaceshuttle rast wie eine Sternschuppe an dir vorbei, aus deinem Mund schäumt es und du zappelst auf der Couch herum als hättest du gerade Acid, Pilze und Weed gleichzeitig intravenös verabreicht bekommen und im Hintergrund schaltet sich dein TV selbstständig auf das krümelige S/W-Rauschen ausgelöst durch den Urknall um, der am Anfang des Universums steht und dessen Strahlung man heute noch wahrnehmen kann.
War das jetzt der Anfang oder das Ende?
Und was ist mit dem Dazwischen?!
Aus dem Augenwinkel siehst du einen gigantischen Tausendfüßler auf dich zulaufen, der dir deinen Brustkorb zermatert.
Ja und dann auf einmal ist der Film vorbei und du denkst dir so:
WTF? Was für ein Scheißfilm?
Und dann schläfst du ne Nacht drüber und denkst dir: Mann, was für ein Scheißfilm.
Und eventuell, wenn du nicht ganz so kacke bist oder alternativ dir Rick Sanchez gerade eine geschellt hat, dann denkst du dir: wow, was für ein geiler Scheißfilm.
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Dave: [answers second call from John] Hello?
John: Hey, this is John. Your pimp says, bring the crack shipment tonight or he'll be forced to stick you. Meet him where we buried the Korean whore, the one *without* the goatee.
Dave: [v.o] That was John's code. It meant, "Bring your gear and come to my place as soon as you can. It's important."
Dave: John, it's three in the morning, man.
John: Oh, and don't forget: tomorrow's the day we kill the president.
Dave: John.
[the phone beeps as John ends the call]
Dave: [v.o] That last part was code for, "Stop and pick me up some beer on the way."
[turns off phone]
Einen Notizblock.
Was würde ich dafür tun in den richtigen Momenten einen Notizblock bei mir zu haben, so einen wie ein Detective aus den 80ern oder 90ern, der entweder so tat gerade Dinge aufzuschreiben, um durch dein Unbehagen an Antworten zu gelangen oder der tatsächlich eine imaginäre Idee in Grafitform auf durch schwarze Striche unterbrochenes Pissgelb zu drücken und dabei sein Anspitzungswürdiges Schreibgerät abzutragen. Manche würden an der Stelle sagen, dass das was ich schreibe einfach zu viel ist. „Das ist zu viel des Guten. Du kannst doch nicht haarklein aufschreiben was sowieso jeder weiß.“
Klar, doch ist es wie im echten Leben: man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. So wie man tagtäglich vergisst, was es zu leben heißt, während die Tage schallartig an einem vorbeiziehen, weil man erneut das selbe tut. Mit dem selben Auto zur selben Arbeit fahren. Neben der selben Freundin, das selbe Fernsehprogramm einschalten. Sich den SELBEN Film ansehen (was einfach verdammt geil ist, zumindest vom Film abhängig).
Ist der Mensch etwa gemacht für den selben Scheiß wie zuvor? Die Zeitspanne eines Lebens zu kurz, um etwas Neues zu erschaffen?
Der Charakter des „gemeinen“ Menschen, der stets danach strebt anders zu sein, zu festgefahren, um sich neu zu erfinden.
Sich dem Strom zu entwinden um emporzusteigen wie ein von einem unsichtbaren Licht getriebener Ausreißer?
Ist das nötig?
Moment mal, eben war ich noch bei einem Notizblock..
Was gäbe ich für einen Notizblock, den ich in bestimmten Situationen herausholen kann, um etwas unwiderruflich aufzuschreiben.
Eine Idee.
„Aber du hast doch ein Handy“.
Ja klar, da stehen ungefähr 100 angefangene Kritiken und drölfhundert vollendete Kritiken drin, die ich da wie ein Zombie eingemonotonisiert habe.
Tarantino würds nehmen und überspulen auf ein Diktiergerät oder ne klobige VHS oder so. Ich würds kaufen.
Aber ein Notizblock.
Während des Stuhlgangs auf dem Arbeits-Klo aus der Tasche herausgeholt und die brillante Idee aufgeschrieben, die dir blitzartig in deinen Kopf gekommen ist, während du gerade die Anzahl der Fliesen gezählt hast, die unter deinen Schuhen ein symmetrisches Muster bilden, wie das Leben.
Das Leben, ein symmetrisches Muster mit minimal asymmetrischen Ausreißern/Kratzern und Abplatzungen.
Zwischendrin nur Eierschalenweißes Nichts, von dem du denkst, dass es etwas bedeutet.
Aber nebenbei bemerkt hab ich gar nicht die Fliesen gezählt, ich hab Candy Crush gespielt.
Nicht mal mehr auf dem Klo ist man allein mit sich selbst.
Da wo früher ne Zeitung oder der Playboy war (jaja, ist auch ne Zeitung, nur mit anderem Zweck), ist jetzt ein Smartphone.
Ja und du bist ein Smombie oder wie der Stumpfsinn heißt. Selbst dafür haben sie endlich ein Wort gefunden.
Ich wollte schon sterben, doch dann haben sie dieses Pracht-Wort erfunden.
Endlich dieses Wort, das verhindert, dass ich in der Öffentlichkeit so etwas sage wie „blind folgende Schafe, die jeden Tag unentwegt auf ihr an die Hand gekettetes Smartphone starren und dabei eher gegen ne Laterne laufen würden, als es zu verpassen das nächste Tittenbild der besten Freundin zu liken, damit sie und du euch gut fühlen können und nebenbei noch Cyberaufmerksamkeit generiert wird.“
Nein jetzt sagt der Smombie dem Smombie „Guten Tag“ und sie lästern über Smombies.
So gesehen könnte man unter Umständen sagen: Sollte der Scheiß nicht ins Kachelmuster passen, dann kommt halt der Fliesenleger.
Hätte ich doch nur einen Notizblock, dann würd ich nicht so eine Gülle schreiben, sondern es käme nur brillanter Content von mir so ganz in inkorrektem Denglish, damit jeder weiß was für ein gewitzter Typ ich bin. Dann müsstet ihr euch auch nicht durch so eine unpassende Einleitung kämpfen, die ganz beiläufig länger ist, als die eigentliche Kritik.
Denn ja, Clint Eastwoods „Unforgiven“ ist ein Klassiker.
Ein Western, der in einer Zeit spielt, als es das, worüber ich die ganze Zeit fasele, noch gar nicht gab.
Naja, außer Ideen.
Und die Idee, den Film zu machen, die war wirklich gut, denn es handelt sich abseits von American Sniper und gewissen anderen Werken Eastwoods um einen sehr gewaltkritischen Film, in dem sie zu nichts führt. Gewalt war immer ein Thema in seinen Filmen und wird – solange der Gute noch drehen kann – immer ein Thema bei ihm bleiben, so viel steht fest.
Und wenn man hier nicht gerade einen zweiten, absolut überragenden Mystic River erwartet, dann kann man mit diesem über 2-stündigen Western sehr gut leben, denn allen voran liefert hier Gene Hackman mal wieder eine Top-Leistung als sadistischer Sheriff ab. Der war gut, ist gut und wird immer gut bleiben, nur leider ist er einer der armen Teufel, die nicht die gebührende Anerkennung bekommen, die sie eigentlich verdient haben. So spielt das Leben nun mal.
Wer sich auf eine entschleunigte Reise durch den wilden Westen freuen kann, in der Huren versuchen an ihrem dünnen Ast zu sägen, lange Landschaftsaufnahmen und ein stets ernst dreinblickender Eastwood jedem Anflug von rasantem Pacing den Wind aus den Segeln nehmen und bei dem standesgemäß die letzten Minuten die wichtigsten sind, dann darf man zu diesem Eastwood-Klassiker gern zugreifen und sich in die stereotypen Tiefen des Westerngenres ziehen lassen, während einem klar werden dürfte, warum das Genre damals und endlich auch heute wieder eine gewisse Strahlkraft inne hat(te).
Ein Klassiker den man gern gesehen haben kann und als Westernfan natürlich unabdingbar.
Und auch wenn ihr euch jetzt wundert, was bitte der Anfang mit dem Ende zu tun hat und warum hier eigentlich kein Strohballen durchs Bild trudelt,
an der Stelle kann ich dann nur sagen: ich bin halt nicht der Dude.
Und auch wenn das meiste hier nix mit dem Film zu tun hat,
ich wollts dennoch mal gesagt haben.
In diesem Sinne: ein Hoch auf den Notizblock.
Ultrazynischer Metablockbuster, der am besten im Kino funktioniert.
Wo der Trailer schon darauf hoffen ließ einen P18-Splattercomic mit Rabenschwarzem Comedyanstrich in die Kinos zu pressen, ist es mehr oder weniger das geworden was der Trailer schon anklingen ließ, und noch viel mehr, leider aber auch ein bisschen weniger.
Bei nichtexistenter Story wurstelt sich Deadpool (Ryan Reynolds) mit dem bislang erfrischendsten Zeitrafferintro der Marvelgeschichte durch das Genre und verteilt mit derben Onelinern und selbstironischen Witzen, die von Pipikaka-Plattitüde über origineller Running Gag bis technologiekritischer Alltagsmetawitz reichen, Headshots und schnetzelt sich mit seinen Schwertern durch Menschenkörper, während er klarstellt, dass er der Antiheld aller Antihelden ist.
Das Kicherniveau wird über die gesamte Laufzeit konstant hoch gehalten und die Gagdichte ist so exorbitant hoch, dass man beim ersten Mal wohl nicht alle Witze auf den Schirm bekommen wird, während der Kinosaal zu so etwas wie einer großen Party wird. Hier ist für jeden was dabei, für den platten Dietmar-Comicfan, der, während er über die Fäkalwitze ablacht, einfach nur abschalten möchte, als auch für geneigte Cineasten, die sich endlich mal nach einem
Comic-Blockbuster mit gewissem Anspruch gesehnt haben und nebenbei auch mal etwas abschalten wollen, zumindest wenn man den female love interest, die zu vernachlässigende Lovestory dahinter, weggelassen hätte (den Scheiß hat nun wirklich niemand gebraucht).
Denn nichts anderes geht von Deadpool aus, wenn sich der sympathische Mittelklasseschauspieler Ryan Reynolds maskiert dem Publikum zuwendet und der Audienz Hints gibt, wie das Marveluniversum mit seiner Schema F-Formel sonst so funktioniert, während er selbst neben dem X-Men Bashing vieles anders macht, aber im Kern via Stan Lee Cameo eigentlich die selben Zutaten innehat und auf ein Universalende wie jedes andere zusteuert.
Abgeklaut von den Guardians gibts auch hier wieder einen Retrosoundtrack, den man ins Ohr des Zuschauers prügelt, doch das spielt neben der zumindest detailversessenen-originellen Liebesgeschichte einfach keine Rolle, denn Deadpool ist Unterhaltung pur.
Kurzweilig, blutig, verboten zynisch, einfach geil und Tim Miller legt den ersten Teil für ein Franchise hin, dem jetzt schon diverse Fortsetzungen garantiert sind.
Natürlich wird das in seiner Ernsthaftigkeit kein zweiter Blade, doch die Actionszenen sind brachial und definitiv nichts für kleine Kinder.
Wer nach den Post-Credit-Scenes nicht angeheitert aus dem Kino geht, der muss schon echt ein trauriger Mensch sein.
Also: Deadpool ist genau das was man erwartet hat und definitiv einer der besseren Marvel-Filme der Neuzeit, die man sich so gönnen kann.
Zum Kapitalismuslieblingstag im Kino gucken, wenn man schon die Wirtschaft ankurbeln möchte und belustigt wie sanftmütig von der Dramabürste gestreichelt nach Hause schlendern.
Gibt schlimmeres was man da machen kann.
https://www.youtube.com/watch?v=UutshUjBwTY
TV-Momente für die Ewigkeit, zumindest wenns später ums Thema Drogen geht.
Ob er das alles tatsächlich nur spielt oder er wirklich so ist, wer weiß das schon.
Wer mal ordentlich lachen will, der sollte sich das ganze Video einverleiben bzw. zumindest bis zur Mitte vordringen.
Wie gesagt, pack den in ein unbeschriebenes Cover, schwarze Tüte drum, bei jemandem vor die Tür legen und kurz vor 22Uhr klingeln.
Wenn derjenige das Paket von der Türschwelle aufsammelt, die Scheibe in sein Bluray-Gerät packt, wird er denken, er schaut sich gerade einen 80er-Jahre Horrofilm an. Wie Ti West hier eine längst vergangene Zeit nachbildet ist unvergleichlich und nicht zu glauben. Direkt von der ersten Sekunde an merkt man ihm mittels seines Settings, seiner relativ häufig vorkommenden Zoom-Shots, der Kleidung, den alten Autos und den abseits der Hauptfigur leicht overacteten Nebenrollen direkt den längst vergangen Charme der 80er- und 90er-Horrorfilme an.
Was wie ein Trashfilm beginnt wandelt sich über die Laufzeit mit seiner bedachten Einführung in Samanthas finanziell unausgeglichenes Studentenleben zum absoluten Gruselfilm - ein fast schon ausgestorbener Genrezweig.
Bis auf eine kleine blutige Zwischensequenz, die handwerklich selbst gemacht gleich viel besser aussieht, als all der CGI-Dreck von heute, lässt sich Ti West bis zum letzten Drittel Zeit, um sein stetig aufgebaute, immer subtiler werdende Atmosphäre in einem spannend-blutigen Zerreißakt enden zu lassen, bei dem der Zuschauer, der sich mittlerweile wahrscheinlich bis zu den Augen unter seiner Decke verkrochen hat, ängstlich die dunklen Ecken seines Raums nach ungebetenen Gästen absucht. Da wird jeder Türspalt zu quälendem Horror und jede knarzende Diele vom Nachbarn oben drüber, lässt einen erschrocken zusammenzucken.
Der Meister des modernen Hirnterrors hat zugeschlagen und verschmiert die Oberfläche des Bildschirms mit Opferblut, während es dir vor dem Schlafengehen schon mal graut. Die Bedrohung lauert überall.
Nach dem Ausschalten meines Fernsehers ist es eigenartig ruhig.
"Ob ich heute mal das Licht anlasse zum Schlafen?", hätte ich mich da wohl am lieben selbst gefragt.
Eingemummelt in die Bettdecke falle ich in den tiefen Schlaf.
Ich wache im Haus meiner Großmutter auf, irgendetwas ist anders.
Es ist niemand da und der Garten scheint grauer zu sein als sonst.
Die sonst blühende Birke hat tiefe Risse in ihrer Haut und wenn man an ihr noch ein Blatt finden sollte, kann man sich glücklich schätzen. Die Wäscheleinen draußen, die, als ich noch ein kleiner Junge war, immer mit weißen Bettlaken das Licht der Sonne durchschimmern ließen, sind nicht da.
Nichts ist da, keine Tulpe und auch das Rosenbeet scheint unbepflanzt.
Selbst die Gartenzwerge sehen trist aus, als hätte man das Mützenrot in das Schwarz auf einem alten S/W-Röhrenfernseher umgeschaltet.
Während ich aus dem 2. Stock so aus dem Fenster in den Garten blicke, sehe ich 2 schwarz gekleidete Männer, deren Gesichter ich nicht erkennen kann.
Der eine hat eine Schrotflinte in den Händen und der andere trägt seine Machete fest in der Hand.
Als hätte ich einen lauten Schrei ausgestoßen, drehen sie blitzschnell ihre Köpfe zu mir nach oben um und rennen los. Ich weiß nicht wie mir geschieht und sprinte aus dem Raum.
Meine Beine scheinen aus Gummi zu sein. Ich muss mich zusammenreißen nicht hinzufallen und eh ich am Ende des Raumes angekommen bin kommt es mir so vor, als wären 3min vergangen, die in dieser Welt gegen unendlich streben.
Ich höre die 2 Männer, wie sie in der unteren Etage alles nach mir absuchen und jeden Tisch umwerfen. Ich geh in das Badezimmer und die Tür fällt zu.
"Ich hab doch extra aufgepasst, dass ich keinen einzigen Mucks mache? Was geht hier vor?"
Die Schritte der dunklen Männer, die vorher noch weit weg gewesen waren, bahnen sich wie ein Maschinengewehrfeuer die dumpfe Holztreppe hinauf.
Ich werd aus dem Fenster springen müssen. Während es an der Tür zerrt, mach ich das Fenster auf und spring 4m tief auf die triste Sepia-Grünfläche des Vorgartens.
Ich muss mich verstecken, wenn ich das überleben will.
Hinter der Hecke kriechend habe ich die Orientierung verloren.
Auf einem Grundstück, auf dem ich 1/3 meines Lebens verbracht habe, kenne ich mich nicht mehr aus. Eben war ich noch im Vorgarten, augenblicklich hocke ich hinten an den Wäscheleinen und sehe um mich herum nur unsichtbaren Nebel.
Ich muss auf die Straße, einfach losrennen.
Gesagt, getan. Die Gegend ist wie leergefegt.
Da wo die senile Oma früher auf dem Nachbargrundstück noch mit dem Fernglas durch die Hecke geguckt hat, ist jetzt nichts mehr.
"Moment, du hast doch noch ein Handy, ruf deinen Vater an, der fährt bestimmt mit dem Auto in der Gegend rum", sag ich zu mir selbst.
Ich hole mein Handy aus der Tasche, doch ich kann kaum etwas erkennen und Nummern eingeben ist im Augenblick schwieriger als eine Integralfunktion zu zeichnen. Als ich auf der Straße stehe fährt ein schwarzer Wagen vorbei, indem andere schwarze Männer sitzen, der Beifahrer hat eine Kalaschnikov in der Hand und zielt schon auf mich. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße kommen die 2 anderen Männer aus jenem Haus, indem sie mich gerade noch gesucht haben.
Als ich mit rasendem Puls durch die Gärten irgendwelcher Nachbarn renne, über Zäune springe, durch Maschendrahtlöcher klettere komme ich an der Hauptstraße heraus ----- mit der Kalaschnikov an meinem Kopf.
Bevor der Finger den Abzug betätigen kann öffnen sich meine Augen.
Ich bin aufgewacht.
In 3 Minuten hätte der Wecker geklingelt.
Doch erst als das warme Wasser in der hell erleuchteten Dusche meinen Körper hinabfloss, war der Grusel von gestern Abend vorbei.
Ob ich Ti West dafür danken soll, keine Ahnung.
Immerhin war ich heute mal pünktlich auf Arbeit.
[SPOILER enthalten]
Unser Dasein ist bestimmt von Grenzen.
Grenzen, die wir nicht überwinden können.
Grenzen, die wir einhalten müssen.
Grenzen, die wenn wir sie überschreiten, ihre Konsequenzen nach sich ziehen.
Manchmal ist es eine Frage des Arrangements mit dem Leben, sich mit diesen Grenzen in Einklang zu bringen.
Will man das? Muss man das?
„Mommy“ beginnt in einem begrenzten Raum (Auto) und endet in einem begrenzten Raum/Gebäude (psychiatrische Klinik).
Während die Mutter erst fröhlich in ihrem Auto singt und sich mit ihren Grenzen abgefunden hat, sie nicht mal mehr wahrnimmt, muss Steve (Antoine Olivier-Pilon!) immer wieder ausbrechen, so wie er am Ende wieder aus dem Fenster der Psychiatrie springen will.
Er ist ein Rüpel und gleichzeitig der emotionalste Mensch auf der Welt.
Er hat so viel zu geben, doch ist ebenfalls in der Lage alles wieder zu zerstören.
Seine Natur ist von entfesselter, nicht zu bändigender Art.
Es liegt nicht in seinem Machtbereich sich an die Grenzen zu halten, deshalb werden diese Grenzen gegen seinen Willen und unter Hilfeschreien nach seiner Mutter aufgestellt, weil er nicht dazu in der Lage ist.
Seine Mutter, die als fast schon ungehobelte Frau jedem ins Gesicht sagt, was sie denkt, sitzt zu Beginn trällernd in ihrem Auto.
Sie ist frei – auf den ersten Blick.
Doch dann hat sie einen Unfall und sitzt plötzlich verletzt eingeengt in ihrem Auto, während sie versucht aus dieser Enge herauszukommen, indem sie an der Tür zerrt und reißt, doch es klappt nicht auf Anhieb.
Ihre Freiheit ist gestört, sie verletzt – die erste Szene direkt ein Sinnbild dafür, was den gesamten Film über folgen wird – ihr Sohn ist wieder in ihrem Leben, ihre Illusion der Freiheit ist vorbei.
Denn auch Verantwortung beraubt der Freiheit.
Wir alle haben Verantwortung für unser Leben und eine Mutter hat Verantwortung für ihre Kinder, aufopferungsvoll kümmert sie sich in den meisten Fällen auch um ihren Nachwuchs, zumindest bis zu dem Punkt, bis die Kinder für ihr Leben selbst verantwortlich sind und sie flügge geworden das Nest verlassen.
Bei Steve wird das nie passieren, er wird nie Verantwortung für seine Wutanfälle übernehmen können, er wird sich und seine Natur nie zähmen können.
Und dazu ist sie auch noch in Geldnot und bekommt einen fetten Berg Schulden wegen Steve (finanzielle Grenzen) und ist in ihrer beruflichen Karriere eingeengt (berufliche Grenzen). Eine verborgene Lebensspirale fängt an sich in Bewegung zu setzen und sie zeigt in die Tiefen der beschränkten Menschlichkeit.
Die zu Hilfe eilende Kyla (Suzanne Clement) lebt ebenfalls ein begrenztes Leben.
Sie scheint mit sich selbst unzufrieden (arbeitslose Lehrerin) und sehnt sich nach pädagogischer Arbeit, dem Willen jemandem zu helfen, doch die perfekte Welt bei ihr zu Hause, in der die Tochter jedes Instrument einwandfrei spielen kann und offenbar nie Unfug macht, treibt sie in das marode Haus gegenüber – zu Steve.
Ihre augenscheinliche Lebensaufgabe – sie, die sich vorher permanent die Tränen verkniffen hat, lacht wieder, durchlebt zusammen mit Steve und Diane die durch Dolan magisch eingefangenen, glücklichsten Momente ihres Lebens.
Die Grenzen des Kinos werden gesprengt, das Bild weitet sich und Steve ist für einen Moment glücklich.
Das Bild fährt wieder zusammen, seine Natur bestimmt wieder, Stillstand.
Immer wenn er glücklich ist, ist er in Bewegung (Einkaufswagen, Skateboard, Tanzen). Das Bild weitet sich wieder, er steht im Regen, das Bild verschwimmt und seine Mutter träumt von einem normalen Leben, ohne Schuldenberg, ohne die Verantwortung zu Steve, ohne all das Leid, das sie an ihre eigenen psychischen Barrieren treibt.
Letztlich muss man sich fragen: ist man ein schlechter Mensch, wenn man erkennt, dass man seinem eigenen Fleisch und Blut nicht helfen kann und es dann auf ewig verbannt, in die Hände professioneller Hilfe. Weg von der eigenen Unsicherheit, der Bedrohung durch ihn, der für einen Menschen nicht tragbaren Verantwortung?
Ist man dann eine schlechte Mutter?
Neben der durch schwarze Balken stark begrenzten Einstellung, die uns auf unseren Sesseln in den Bildschirm blinzeln lässt, und die der Regisseur immer wieder mit den rührendsten Songs der letzten Jahrzehnte und der unbändigen Freude Steves sprengt, kann man förmlich auf der Gänsehaut spüren, dass Xavier Dolan so etwas wie ein Genie sein muss.
Ein 26-jähriger Magier hinter der Kamera.
Was er hier geschaffen hat ist so etwas wie ein Zauberbuch.
Es hat diesen magischen Schein und wenn man es öffnet, glaubt man tief in eine andere Welt vorzudringen.
Und er ist der Grund weshalb wir darin lesen können.
Danke Xavier.
Das Leben ist ein unendlicher innerer Dialog.
Wenn ich Montags beim Bäcker stehe und mir die gutaussehende Azubi-Bäckerin mit Hass in den Augen den Pfannkuchen in die Tüte klatscht und dann nicht mal danke sagen kann, wenn ich ihr das Restgeld überlasse, sondern einfach nur griesgrämig wieder in ihrem Kabuff verschwindet, dann kann ich sie zwar verstehen, würde ihr aber trotzdem ganz gerne sagen, dass sie mir mal ein verficktes Lächeln schenken kann, wenn ich es auch versuche.
Sage ich das? Nein.
Würde es irgendetwas besser machen, wenn ich es sagen würde?
Hm, wahrscheinlich nein.
Vielleicht wäre die verschissene Welt dann aber etwas ehrlicher.
Wenn dir beispielsweise der Berater bei der Sparkasse endlich mal sagen würde, dass er dich nur um deine mühsam ersparten Moneten erleichtern will, statt dir wirklich zu helfen. Wenn dir der miesgelaunte Waschanlagenangestellte, der dir verwöhntem Juppie lustlos deine 20-Zoll-Luxusfelgen putzt, sagen würde, dass er die Scheiße für son überheblichen Schnösel wie dich nur machen muss, weil er sich sein Weed und seine Wohnung sonst nicht leisten kann, weil ihm das Arbeitsamt längst den Geldhahn zugedreht hat. Wenn der Normalo-Deutsche durchs Einkaufscenter läuft und dem nächsten Langbart-Araber sagen würde, dass er jeden Tag Angst hat, dass er seinen Sprenggürtel jeden Moment in der Menschenmasse zum Einsatz bringen könnte.
Vielleicht würde man dann endlich mal erkennen, was für abgefuckte Vollidioten wir sind. Was man aus uns gemacht hat.
Auf dem Weg zurück zum Auto frage ich mich, ob die Azubine beim Bäcker sich nicht permanent fragt, warum sie in der Schule nicht hätte einfach aufpassen können, um nicht jeden Tag ihre lustlose Fresse in die Welt der Kunden halten zu müssen oder ob sie das nicht vielleicht auch getan hat.
Doch Schule, was ist das eigentlich für ein Ort? Ein Ort der dich nur darauf vorbereitet Geld zu verdienen und es so schnell wie möglich wieder auszugeben? Oder doch ein Ort den du besuchst, damit du Dinge weißt, die dich in deiner persönlichen Entwicklung weiterbringen?
Sachen die dich wirklich interessieren?
Oder wirst du dazu gebracht dich dafür zu interessieren?
Gehen wir arbeiten, damit wir überhaupt etwas machen, statt jeden Tag irgendwo rumzusitzen und nichts zu essen zu haben? Oder gehen wir arbeiten, damit wir das Geld, das wir dort verdienen, wieder auf andere übertragen, die das gleiche wie wir machen.
Eingezahlt in eine Spirale, die nach oben zu dem Wichser führt, der dich in den Arsch fickt. Und während er dich in den Arsch fickt musst du ihm dabei auch noch dankend die Pupe schmatzen, damit er dich nicht feuert.
Ist das ne beschissene, installierte Illusion, an die du dich da hältst, wenn du dem genervten Kunden am Telefon nicht sagst, dass er die Fresse halten soll, wenn er seinen ganzen Frust an dir auslässt, weil du grad zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist? Oder machst du das weil du ein aufrichtig netter Mensch bist?
Bist du so weil man dich so erzogen hat oder bist du so weil du weißt, dass man von dir erwartet so zu sein? Bist du so weil du eben so bist oder bist du so weil du so sein sollst?
Guck her, hier spielt die Musik, im Subtext.
Im Subtext, den die wenigsten lesen wollen.
Im Subtext der ausgerotteten Gedanken.
Und der Subtext ist ECHT.
ECHTER zumindest, als der ganze Rotz der dich jeden Tag überflutet, ob es im Fernsehen, auf dem an deine Hand angeketteten Smartphone oder den längst bei dir im Gehirn vor sich hin verwesenden Gedanken ist.
Fremdgesteuert vom Human Traffic.
Übernimm die Kontrolle oder lass es bleiben.
Mein lieber Scholli.
Tarantino ist wie ein guter Wein, der über die letzten Reifejahre nochmal ungeahnte Aromen freisetzt, die dem Endprodukt einen Geschmack verleihen, den man so noch nie kosten durfte.
Was war das für eine 1-monatige Wartezeit, in der der noch übrig gebliebene Großmeister des Films sich den bösen Kritiken und dem Hehl der Onlinecommunity ausgesetzt sah, was dem ein oder anderen Tarantinofan schon schlotterige Knie gemacht haben dürfte, doch endlich hat das Warten ein Ende.
Das Warten auf den verschneiten Pferdewagen, der sich vorbei am eisigen Jesuskreuz seinen Weg durch die von Konföderation und Union, den Norden und den Sklaventreibenden, Niggerhassenden Süden getrennte, schneeweiße Prärie bahnt und dessen Passagiere ein Obdach suchen, ist vorbei.
Genauso untypisch wie ein Western im Schnee, ist dieser Film der untypischste typische Tarantino, den man sich bis jetzt ansehen kann, aber davon später mehr.
Wo man schon nach dem ersten Trailer darauf gehofft hat, dass 8 hasserfüllte Männer und Frauen sich auf engstem Raum um Kopf und Kragen reden und den Zuschauer letztlich vor Spannung in den Kinosessel quetschen, so hat Tarantino jegliche Erwartungen, die man da so gehabt haben könnte, einmal konkret durch den Fleischwolf gedreht und ein Stück feinstes Gourmet-Burgefleisch herausgepresst. Eröffnet durch eine Morricone-Overture, die einen vor dem Film schon mal musikalisch auf jenen vorbereitet, wird jede leise Ahnung des Cine-Erprobten in den Wind davon geblasen und kommt nie wieder.
Nach dem Abspann sollte ich mir sicher sein, das war ein guter Abend, ein so guter Abend wie lange nicht mehr. Selbst wenn ich im Schneetreiben von der Sonne gestreichelt 3h einen gelutscht bekommen würde (diejenigen, die den Film gesehen haben, wissen was ich meine), wäre das nicht vergleichbar damit, wie gut dieser Abend war.
Ob man es nun an dem meisterlichen Kameraperspektivenspiel merkt, an einem brillant aufspielen Tripple-A-Schauspielcast, an der sich immer wieder verändernden Herangehensweise eines Tarantino an ein Thema oder an der Tatsache, dass er extra ein mehrmals misslingendes Klaviersolo in seinen Film einbaut, um auch dem letzten Deppen zu zeigen, dass er nicht nach Muster dreht, das spielt keine Rolle. Jeder Film von ihm ist ein unverkennbarer Tarantino, der Mann ist ein Genie, wer das nicht erkennt, der hat keine Ahnung, sorry.
Während er den Genregrößen huldigt, stellt er auch ein für alle mal klar, dass er Coen- und insbesondere True Grit-Fan ist, für die, die es noch nicht gemerkt haben.
Der Film lebt davon, dass der Zuschauer über 3h versucht herauszufinden wer The Good und wer The Bad ist (jemanden der extrem ugly ist gibt's auch), verändert dabei aber seine Chronologie und gibt uns sogar selbst noch per Stimme im Off Tipps, um herauszufinden, wer nun der Bösewicht sein könnte.
Nach einem für meine Begriffe gigantischen Twist, überschlägt sich der Film, wird auf einmal zum exzellent geschriebenen Detektivspiel und fordert den aufmerksamen Zuschauer, bis er alles über einen Haufen wirft, wieder über den Haufen wirft, falsche Fährten legt und man sich schon mit seinem Banknachbarn darüber berät, wer nun wer ist und ob der Song dort grad im 8/8tel-Takt gespielt wurde. Und überhaupt, warum liegt hier eigentlich Stroh?
Zum Glück haben wir einen brillant aufspielenden Samuel L. Jackson an unserer Seite, der uns den mit einer geballten Ladung Awesomeness und seiner Oscarwürdigen Leistung den Sherlock macht (warum der Kerl hier für keine Oscarnominierung erhalten hat, das werd ich mich wohl ewig fragen) und bei seiner mit dem Zuschauer verbundenen Investigation für offene Münder sorgt. Das Ganze wird gewürzt mit der wohl höchsten Anzahl von Metaphern und Symbolen in einem Tarantinofilm, bei denen man sich nie sicher sein kann, ob man nun schon fast zu tief im Film steckt oder ob man überhaupt schon die Hälfte von dem mitbekommen hat, was man hätte mitbekommen sollen.
Eine symbolträchtige Odyssey durch das in 2 Hälften geteilte Amerika mit all seinen Stereotypen beginnt und führt vor religiösem Kontext zusammen, was zusammengehört.
ACHTUNG: SPOILER AREA
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Schon von der ersten Sekunde an sollte man mitbekommen, dass der Film wieder im Tarantinoversum spielt (Red Apple Zigaretten) und gleichzeitig als Film-im-Film-Universum mit Django Unchained zu sehen ist, was gleich die erste Szene klar macht, in der Samuel Jackson auf dem Sattel von Django darauf wartet, dass die Kutsche ihm sich nährt. Laut Samuel L. Jackson Himself soll Djangos Jacke ebenfalls im Inventar der Hütte untergebracht worden sein.
Angekommen in Minnies Kurzwarenladen (bei dem es mich nicht wundern würde, wenn dort irgendwo eine goldene Uhr versteckt ist), der von schwarzen Sklaven betrieben wurde, die alle kaltblütig ermordet wurden (bis auf den weißen General), ist die zugehämmerte Tür als Metapher auf das Nicht-Entkommen aus dieser Hütte zu verstehen, die sogar im Film in 2 Lager (+neutrale Zone) aufgeteilt wird: den Norden und den Süden Amerikas. Das wiederum beschreibt die Unausweichlichkeit eines amerikanischen Bürgerkriegs, bei dem die verschiedenen Weltbilder schon in der Kutsche mit Nichteskalation durch die Gefallen, die man sich tat, angedeutet wurde.
Neben dem Fakt, dass das der 3. Film von Tarantino in Folge ist, in dem jemandem die Kronjuwelen mit Blei veredelt werden, ist die Ankündigung diesmal mit den Worten "Say adios to your huevos" eine direkte Referenz zu Inglourious Basterds, in dem Hugo Stieglitz mit der selben Ankündigung einem Nazi in die Eier schießt.
Oswaldo Mobray (Tim Roth), den ja hier viele als Waltzverschnitt wahrnehmen wollen, lautet mit reellem Namen English Pete Hicox, was darauf schließen lässt, dass er ein direkter Verwandter von Lt. Archie Hicox (Inglorurious Basterds) ist. Es gibt eine Unzahl von solchen Referenzen, die man aber unmöglich beim 1. Mal schauen ausmachen kann.
Wo in Pulp Fiction schon mit religiösen Motiven gespielt wurde (Ezekiel 25:17), ist der religiöse Kontext hier unverkennbar. So beginnt die Reise mit einem ans Kreuz genagelten Jesus und endet mit einer aufgehängten Daisy (Jennifer Jason Leigh), mit Schneeschuhen als Engelsflügeln (genial inszeniert), was für mich die Interpretation zulässt, dass die Religion mit all ihren Glaubenskriegen einen Ursprung für die Kriege auf der Erde setzten. Nichts anderes deutet die masochistische Ader ihrer Figur an, die sich offenbar gern einen Ellbogen von John Ruth (Kurt Russell) in ihrem Gesicht abholt oder lustvoll an ihrem eigenen Blut leckt. Wenn man dann noch Samuel L. Jacksons Figur Major Marquis Warren als cleveren, schwarzen Kopfgeldjäger in den religiösen Kontext setzt, der hier den Sohn von General S. Smithers peinigend vor sich hertreibt, wie Jesus bei seinem Leidensweg, kommt man ganz schnell bei der Tyrannei böser Männer heraus.
Und sogar Pumpkin und er, der geläuterte Bad Ass Motherfucker, stehen sich hier erneut gegenüber, nur das letzterer diesmal sein Magazin als Frevel der selbstsüchtigen freudig entleert. Das sind Filmverbindungen, wie sie noch niemand zuvor erschaffen hat. Wie gesagt, genial.
Tarantino hat das Geheimnis um den Schein seines Koffers, zu öffnen mit der Kombination 666, gelüftet und was herauskam, war die vom geflügelten Todesengel mit blutverschmiertem Gesicht heraufbeschworene, humanistische Botschaft, die menschenverachtenden Ideologien in einem abzulegen und non-rassistisch zusammenzuleben, so wie der tiefgefrorene, hölzerne Jesus am Kreuz es immer predigte, doch zur Zeit der Banditen scheint ein solches Unterfangen nur für einen kurzen Moment in einer engen Berghütte möglich. Als sich Union und Konföderation zu einem Jesus auftauenden Schmelztiegel zusammenschlossen.
Ebony & Ivory.
Das ein Tarantino das mal zur Hauptaussage seines Films machen würde hätte ich nicht gedacht, aber letztlich hat er sich bei all den Freveleien und dem ganzen Blut auf den Pfad der Gerechten begeben.
Erst recht wird diese Botschaft dadurch deutlich, dass die Charaktere hier gegen Ende nur noch in Zahlen (Kopfgelder) von dem sprechen, was sie wert sind, was deutlich aufzeigt, wie abscheulich diese Welt eigentlich ist und was den düsteren Unterton des Films nur noch dunkler macht.
Und hey, habt ihr bemerkt, dass all die Morde, die hier passieren, aus Gründen einer einzigen Frau entstehen, ähnlich wie die Strapazen, die Dr. King Schultz und Django für die Frau von Django auf sich nahmen, mit dem einzigen Unterschied, dass Daisy in The Hateful Eight weiß ist?
Ich meine, verdammt nochmal, versteht ihr was ich meine?
Und dann noch 8 Leute, minus 6 Kapitel, macht 2 Überlebende.
Wenn man dann noch mitgezählt hat, als Chris Mannix Major Marquis Warren fragt, ob Präsident Abraham Lincoln ihm einen Brief geschrieben hat, kommt man bei genau 8x "JA" als Antwort heraus, während der Brief als Mittel zum Zweck dient und gleichzeitig Lincolns zielführende Haltung zur Sklavenhaltung beschreibt, die womöglich auch nur politisches Mittel zum Zweck war.
Ich bin überrumpelt.
SPOILER AREA ENDE
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Was Tarantino hier gelungen ist, ist nicht in Worte zu fassen und schon gar nicht alles beim ersten Mal zu verarbeiten, aber während die einen mit ihrem gezogenen Resultat als goriges Selbstimitat sich auf ihren Synapsen ausruhen, sehe ich das reife Werk eines genialen Filmemachers, dem jetzt nur noch 2 Filme bleiben. 2 verdammte Filme, die ich ihm, nur IHM gehöre.
Ein Gigant, der sich nach seinem vollendeten Vermächtnis für mich locker in eine Reihe mit Kubrick, Hitchcock und Co stellen darf.
Das Pulp Fiction der Neuzeit, nur anders.
Bevor ich meinen Hateful Eight Kommentar veröffentliche, muss ich sagen, dass der gestrige Tag komplett geil war. Nichts konnte das ändern, auch nicht, dass dieser unwürdige Trailer von Tschiller: off Duty, in dem Til Schweiger gleich mal klarstellt, dass er der Mann des Films ist (sein Name die Überschrift) mit gebrochenem Englisch irgendwelche peinlichen Oneliner raushaut, die vor 20 Jahren schon nicht lustig waren während er andere diffamiert und auslacht, direkt vor dem Film kam. Da fragt man sich tatsächlich, ob der Typ zusätzlich dazu, dass er unter Realitätsverlust zu leiden scheint, jetzt geistig komplett weg ist.
Ein weichgespülter Liam Neeson Verschnitt mit Kokowäähhhhh-Soundtrack, heiliges Kanonenrohr und so etwas zeigen die vor The Hateful Eight.
Der heilige Gral der Naturdokumentationen, mit kristallklaren Bildern und Zeitrafferaufnahmen, bei denen man sich fragt, wie lange der Kameramann da wohl im Morast gelegen hat, um einen nach dem Baumkronenkampf gegen andere Artgenossen hinabfallenden Darwins-Hirschkäfer bei seinem freien Fall an der Rinde vorbeigleitend gestochen scharf in den Fokus der Kamera zu bekommen.
4 Jahre lang hat die Produktion dieses BBC-Mammutformats gedauert, welches der ein oder andere vielleicht für nicht tiefschürfend genug erachtet, ich hab für meinen Teil jedenfalls jede Sekunde genossen, ganz einfach weil einem hier aus jeder Tierart mindestens ein Wesen vorgestellt wird, das man auch als Tierdokufreak zuvor nie gesehen hat. Bei diesen bildgewaltigen Naturaufnahmen merkt man recht schnell, dass vor lauter Konsum in unserer modernen Smartphone-Technologieblase, die Außenwelt an einem vorbeirauscht wie ein Hochschnelligkeitszug. Während die 12-jährige Chantal Teresa Serina Noemi als kleinstes Übel ihre Haarsprayflasche in einem Zug sich direkt in die verwichsten Haare entleert, damit sie dem volljährigen Rabauken Kevin-Jerome auch gefällt, geht es den großen Fahrzeugherstellern, deren Elektrofahrzeuge wegen der noch reichlich vorhandenen Erdölvorkommen nur für den explodierenden Geldbeutel der Reichen und Schönen vorbehalten scheinen, die statt nem BMW i3 lieber einen Bentley oder 7er fahren, bei ihren Spritsparprogrammen natürlich eher um den Absatz ihrer günstigen Fahrzeuge, als wirklich die Atmosphäre zu schützen. Vorbei an den Chemtrailverschwörungstheoretikern ist es ja nun mal so, dass man in Europa vermeintlich neue Wege gehen möchte, während der Ami mit seinen 50Cent-Literpreisen lieber den 7l-Dodge Ram aus Spaß durchs Gelände prügelt und dann noch über unseren Abgasskandal einen anmaßenden Film drehen möchte. Da pfeift der Geldhahn aus jedem Loch hab ich das Gefühl.
Ach Scheiß doch drauf, jetzt ist es eh zu spät.
Bei 7 Mrd. Menschen, von denen gefühlt die Hälfte in China eingepfercht in ner dampfenden Hütte lebt, verwirbelt uns nicht nur der WLAN-Electrosmog ordentlich die Synapsen.
Vielleicht gibt es ja in Afghanistan noch ein bisschen Erdöl für den schmalen Kurs. Wat? Da war der Ami schon? Ich leb ja auch irgendwie hinterm Mond, aber da ist wenigstens noch gute Luft.
Jedenfalls, wer damit klarkommt sich trotz brillant entschleunigter Bilder schnelle Informationen über die letzten verbleibenden noch freilebenden Tiere auf Muttererde zu holen, der sollte sich diese höchstaufwendige Dokumentation zu Gemüte führen. Ob es sich um die Stielaugenfliege handelt, die Luft in ihre Augen pumpt, um diese somit zur größtmöglichen Spannweite nach außen zu treiben, wiederrum um den weiblichen Fliegen im Kampf gegen andere Mitstreiter zu imponieren oder man einfach nur ein Flusspferd in Slow Motion glücklich und frei sabbernd durch eine Wasserstelle stolzieren sieht, hier greifen David Attenboroughs Erzählerstimme und verblüffende Naturaufnahmen wie in einem perfekt eingespielten Fuhrwerk ineinander. Und die Message dieser Dokumentation ist genauso omnipräsent wie vom Menschen längst verdrängt: Survival of the fittest (or the smartest), wovon sich gern der ein oder andere eine Scheibe abschneiden darf. Was auf unserer Welt an Überlebens- und Fortpflanzungsstrategien tagtäglich wie aus einer göttlichen Intelligenz vorherbestimmt zum instinktiven Einsatz kommt, das lohnt es in sich aufzusaugen, denn diese Erde ist mehr, als nur wir Menschen, auch wenn das in so manches Kackhirn nicht mehr hereingehen will oder kann und auch wenn ich ebenfalls kein heiliger Greenpeace-Samariter bin.
Auf Netflix frei verfügbar, also ansehen!