Big_Kahuna - Kommentare
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Alle Kommentare von Big_Kahuna
Hitch der Datedoktor im Orient, wahrscheinlich funktioniert Will Schmidt deshalb so gut und die Leute stehen drauf. Ich war und bin immer der Meinung gewesen, dass der gute Will sich seit seinen Versuchen abseits des Comedygenres schauspielerisch keinen großen Gefallen getan hat, auch wenn alle immer die nihilistisch angelegte Figur der Legende in "I Am A Legend" als Gegenbeispiel anführen. Wenn man ehrlich zu sich selbst ist, hätte man das bei vielen anderen Nicht-A-Darstellern wahrscheinlich ebenso gut oder sogar besser gesehen. Fremdscham gibts eigentlich bei allen ernsthafteren Dramen, in denen sein Schauspiel manchmal wie Slapstick wirkt und seine Figuren auch durch oberflächliche Tränen oftmals komplett hohl anmuten. Ich frage mich eben seit jeher ob seine Entwicklung seit "Der Prinz von Bel Air" so einen Lauf hätte nehmen müssen, wenn man sich auch darauf hätte besinnen können, was man wirklich gut kann und das ist in seinem Fall augenscheinlich der Comedystrang. Sicherlich vermarktet er sich und seinen Sohn zumeist gewinnbringend gut und bis auf Bright gabs ja in jüngster Vergangenheit zumindest finanziell keine großen Pleiten für unseren Mainstream-Will, aber er scheint womöglich immer noch nicht erkannt zu haben, wo er selbst am meisten Sinn macht, auch wenn jetzt Aladdin und und bald der lang ersehnte Bad Boys 3 kommen.
Wenn man sich auf der anderen Seite dann allerdings Trailer wie Gemini Man anguckt, dann fragt man sich ernsthaft was mit ihm eigentlich nicht in Ordnung ist.
Da sieht man im Ansatz schon, dass aus ihm weder ein John Wick noch ein Charakterdasteller wird. Schade eigentlich, aber die Leute scheinens irgendwie nicht mitzubekommen oder bewusst die Augen davor zu verschließen.
Meine Vorhersage ist bei 0,8.
Moviepilot kennt mich wirklich!! =)
Irgendwie witzig, dass der Film durchweg so aussieht als wäre er in den 80ern/90ern gedreht worden und ich mich das erste mal gewundert habe als Andrew Garfields Handy klingelt und er auch noch ganz trocken das Gespräch empfängt.
David Robert Mitchell hatte bereits in It Follows ein Händchen für Stimmung, Timing und subtiler Melancholie.
In Under The Silver Like betritt Mitchell eine neue Stufe der intelektuellen Unterhaltung, virtuos in Szene gesetzt durch Kameramann Mike Gioulakis.
Man fragt sich zwangsläufig ist das Kunst oder kann das doch in die Tonne?!
In Mülltonnen jedenfalls finden sich seltsame, versteckte Botschaften, die mitunter Kojoten verworren ans Tageslicht befördern.
Hier kann schon mal das popkulturelle Gedächtnis der Neuzeit in Frage gestellt werden und irgendwie fühlt man sich wie ein Fremdkörper in einer artifiziell wirkenden Welt, die wir unsere Realität nennen. Unser brillant aufgelegter, average young adult Darsteller Andrew Garfield hat das in seinem verträumten Studentenoutfit ganz großartig in mein Wohnzimmer transportiert.
Ich fühlte mich ein bisschen wie er. Vielleicht etwas pessimistischer, weniger abenteuerlustig und völlig desillusioniert, aber ja, ich fühlte mich ein bisschen wie er.
Irgendwie sind wir ja alle auf der Suche nach irgendwas, ohne je wirklich die bahnbrechende, unumstößliche Antwort zu finden auf die Fragen, die wir uns wohl alle stellen, während wir auf irgendwelchen Parties oder in irgendwelchen Bars mit irgendwelchen anderen, gut angetrunkenen Freunden oder Fremden über Dinge fabulieren, die wir dachten in genau jenen Momenten vollkommen verstanden zu haben, nur um danach nach Hause oder auf die Schallüberflutete Tanzfläche zu torkeln und den Gedanken wieder zu verwerfen.
Genau dieses Gefühl von vermeintlicher Freiheit, vom eingeschlossen Sein in einem systemischen Gefängnis der 24/7-Zyklen mischt Mitchell ganz beiläufig in sein Drehbuch und eröffnet uns einen Blick hinter die Bühne der Welt, den wir wohl hoffentlich vorher schon erhascht haben dürften, uns aber durch diesen Film doch prima davon bestätigt fühlen.
Under the Silver Lake fühlt sich ein bisschen so an als hätte Alejandro Jodorowsky eine Tim Burton Gedächtnis-RomCom gedreht, die von Illuminaten, Verschwörungspanik und Super Mario World Geheimgängen handelt, zumindest während ganz nebenbei die Kuriositäten unseres modernen Lebens taktvoll auf die Schippe genommen werden.
Das ist intelligent, eigenartig und für viele ob seiner 139min Laufzeit sicherlich ermüdend, insgesamt dürfte der ein oder andere schmunzelnde, offene Mund allerdings nicht ausbleiben, zumindest wenn man sich mal ausnahmsweise voll und ganz auf das konzentriert, was da in der Flimmerbude so vor sich geht.
Irgendie schade, dass sowas dann von der Masse als komisch-langweilige Scheiße abgestempelt wird und so Leute wie unser ambitionierter David Robert Michtell, der nach It Follows schon als neuer Horrormessias gehandelt wurde, dann wieder in jene Versenkung abtauchen, aus der sie herkamen.
Aber dennoch bin ich froh darüber, dass er Dinge einfach mal so lebensnah und nüchtern dargestellt hat, wie sie manchmal einfach sind (Sex, Kippe danach, usw.),
abseits gängiger Filmästhetik und der aalglatt geschminkten Unwahrheit, die bei manch einem vielleicht auf der anderen Seite im Bett liegt.
Revolutionär!
Sicherlich scheint im Elitarismus der Hang zum Missbrauch begründet zu liegen, nichtsdestotrotz hätte man sich beim Konstruieren ALLER Twists wohl weitaus mehr Mühe geben müssen, um das Papierdünne Drehbuch nicht Papierdünn aussehen zu lassen.
Ein guter Twist kommt freilich nicht immer nur unerwartet, nein, er dekonstruiert die Idee des Zuschauers vom Film, schleicht sich wie ein parasitärer Käfer in sein Gehirn bis einem vom Druck die Augen aufploppen wie frisches Popcorn.
Mit süßem Popcorn hat dieser Film wenig gemein, er schmeckt beleidigend bitter, im Abgang ein bisschen wie halbverdaute CGI-Kotze mit Mehlwürmern drin, wenngleich jeder geneigte Zuschauer den Film gerade für seine beschämenden Rückblenden und natürlich den CGI-überlagerten Gore abfeiern wird.
Aber es ist gerade die krude, feministische und für gehandicapte Menschen ausgelegte Grundaussage, die sich so offensichtlich wie lächerlich dem einstigen Get Out-Prestige anbiedert wie eine Straßenprostuierte am mitternächtlichen Autofenster einer tiefergelegten Luxuskarosse.
Und dabei ist bei Netflix wie gewohnt alles glanzvoll inszeniert, sauber ausgestattet und durch aus ansprechend besetzt.
Doch genau das, was einem der Titel so offensichtlich entgegenschmettert, daran fehlt es dem Film: an Perfektionismus.
Ein Drehbuchkrater jagt den nächsten und schwupps hat man nur noch ein Arm und ein Bein und versucht sich irgendwelche Stümpfe in irgendwelche Körperöffnungen zu quetschen. Das ist dämlich und schade, gerade wenn man sich vor Augen führt wie Leute mit weitaus weniger Geld weitaus ambitioniertere Werke zustande bringen.
Auch schade ist, dass sich Richard Shepard der eigenen Drehbuchidee entsprechend nicht vor dem Film eigenhändig mit dem Metzgerbeil die dominante Hand abgetrennt hat, denn dann wären uns zumindest die halbwegs beliebigen Charaktere und eine völlig hanebüchene Story mit durch aus realitätsnahen Ansätzen erspart geblieben.
So bleibt der Smartphonegesellschaft ein weiterer, mit halbem Auge für "goil" befundener und wie ein Burger dazwischengeschobener Streifen, den man hoffentlich bald einfach wieder vergessen hat.
Schade.
Its bullshit, but its reality.
Phänomenal geschriebene, allseits mit Unterhaltung und wohl dosiert mit Hintergrund unterfütterte Dialoge zweier Männer, die als vorherige Staatsbürger in Uniform mit ihren _im Angesicht der in ihren individuellen Rechten gestärkten Gesellschaft_ gerechtfertigten Methoden, ungewollt an ihrer Dienstmarke hängen, wie ein nicht mehr spürbarer Popel an der Außenseite deiner Nase, sind es, die diesen Film vom Kern der gängigen, mitunter schwerfälligen Indepentkost so weit weg katapultieren, dass man den medialen Aufprall folglich nur noch mit dem Stenoskop vernehmen kann.
Auch wenn sie glücklicherweise immer wieder beinah an der 3h-Marke kratzen, fühlen sich die Filme von S. Craig Zahler nie so an als wären sie aufgebläht, nein, sie gucken sich weg wie warme Semmel.
Und dabei setzt Zahler mit seinen Perspektivwechseln ein geschmeidiges Puzzle zusammen, bei dem man sich sicher sein kann, dass es sich wunderbar gelesen hätte, wenn es ein Roman geworden wäre und das obwohl der Film eigentlich völlig nüchtern und linear bleibt.
Kameraarbeit, Beleuchtung und die allgemeinen Lichtverhältnisse sind in Dragged Across Concrete so statisch wie atemberaubend.
Natürliches Sonnenlicht und warme Neonstrahlen drängen sich niemals auf, sorgen für angenehm weiche Hintergründe und einmalige Innenraumpanoramen im Sinne einer stilistisch ausgezeichneten Ausstattung, die das Schweiger’sche Ikea-Wohnzimmer alt aussehen lassen und das ohne es dem Zuschauer aufdrücken zu wollen. Da werden einfache Rollläden schon mal zu genialen Shots ähnlich wie man das von einem Refn kennt.
Aber es sind vor allem ikonische Figuren mit ikonischen Sprüchen und seltsam Weltnahen und pessimistischen Besprechungen, die dieses - sich für den average Schauer langatmig anfühlende - Werk auf ein besonderes Podest der Unterhaltung hieven, bei dem man merkt, dass ausgewählte A-Darsteller daran (auch ohne die großen Millionen) beteiligt sein möchten.
S. Craig Zahler war bereits in seinem Debüt “Bone Tomahawk” ein Regisseur mit Klasse, kein anderer seiner Filme scheint da eine Ausnahme zu sein, auch wenn sein inhaltlicher Fokus weiterhin auf die Ungerechtigkeiten und die fortschreitende Imbalance gesellschaftlichen Zusammenlebens anspielen.
Der archaisch wirkende Kampf zwischen Helden und Barbaren (Horrorwestern) wird ausgetauscht durch den undurchsichtigen Ellenbogenfight einer Gesellschaft, die zuvorderst mit dem Arsch an die Wand kommen möchte.
Auch Mel Gibson will das nachvollziehbar in diesem Film und bekommt Monologe in den Mund gelegt, die man selten so ehrlich und unaufgeregt, cool (so cool, wie es beispielsweise Amanda Plummer als Honey Bunny und Tim Roth als Pumpkin in Pulp Fiction sein sollten), von ihm gehört hat.
S. Craig Zahler ist neben Tarantino einer der wenigen, die sehr ernst die gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten und popkulturellen Gegebenheiten der Postmoderne in die Dialogebene seiner Figuren einwebt und sie immer wieder genauso geistreich wie simpel mit unterhaltsamen Beispielen garniert.
Und dabei findet die Hälfte des Films in einem Auto statt.
In einem Auto, dass sich noch nicht mal bewegt, weil Vince Vaughn und Mel Gibson drin sitzen, Burger essen, sich unterhalten und nebenbei observieren.
Zumindest wenn nicht gerade völlig geschmacklos jemandem der Schädel weggeschossen wird.
Im Angesicht der schonungslosen Gewalt scheinen die Figuren zwangsläufig zu unterkühlen, aber das taten sie auch im Vorgängerfilm “Brawl in Cell Block 99”, denn die Gewalt ist es, die den Zuschauer punktuell vor den Kopf stößt, weil sie eben so unglaublich realistisch in Szene gesetzt wurde und trotzdem irgendwie zynisch wirkt, zB wenn der Fluchtwagenfahrer im Angesicht des Todes noch schnell einen Schlüssel verschluckt, damit derjenige der ihn haben will seinen Körper erst noch sezieren muss.
Das ist mitunter widerlich, hat aber auch ein bisschen was von Slapstick.
Zahlers neustes Werk wirkt zwar alles in allem minimal weniger brutal als sein Vorgänger, man merkt ihm seinen zunehmenden Realismus dennoch deutlich an.
Die Action ist ernüchternd und kalt, dennoch spektakulär. Schüsse aus dem Schalldämpfer schneiden sich ihren Weg präzise geschmacklos durch die Gehirne ihrer Gegner, oftmals Opfer.
Nicht ungewollt, dass dem nur suspendierte, medial entrückte Cops etwas mit ihren riesigen Ballermännern entgegenzusetzen haben.
Es sind Selbstironie, aggressiver Zynismus, aber auch ein bisschen Hoffnung (vielleicht: Genugtuung), die die Werke von S. Craig Zahler regieren.
Es sind eben nicht die großen Fantasien und Märchen.
Es ist das Leben, das unterhält.
Und das tut es manchmal weniger und manchmal mehr tragisch.
Halloween, ein generischer 80s-Slasher, den man irgendwie ein wenig vermisst hat, während man sich natürlich die Frage stellt, ob es wirklich nötig war, dieses Horrorurgestein - ähnlich wie Rob Zombie das (womöglich leider) tat - ein erneutes Mal zu reanimieren, nur um den Maskenmann mit dem Messer samt Franchise doch nicht völlig einzustampfen, obwohl das nach dem Abspann wohl viele denken werden.
Ich verstehe irgendwie nicht, wie man hypnotisch wummernde, von Synthi-Altmeister Carpenter bravourös untermalte Szenen mit strunzdummem Teeniegequatsche und einer ganzen Stadt, die sich inklusive der örtlichen Polizei, völlig dämlich verhält, vermischen muss.
Dabei war die Ausgangsposition einer traumatisierten Laurie Strode (Jamie Lee Curtis), die sich in ihrem zum Waffenarsenal und Atomschutzbunker umgebauten Haus, von der Außenwelt abgekapselt hat, mehr als spannend und auch völlig folgerichtig.
Freilich sollte man in jedem 80er- oder Spätslasher - ähnlich wie in diesem Film hier - nicht mit dem Okular nach wissenschaftlichen Ungereimtheiten und Logikfehlern im Drehbuch Ausschau halten, man muss sich natürlich dennoch mehr oder weniger leicht das Lachen verkneifen, wenn 5-jährige Kinder sich auf der Couch mit dem Nagelknipser selbst die Fußnägel kürzen oder aber der redegewandte Konterpart in jeder Diskussion mit seltendämlichen Teenies sind.
Kann nicht endlich mal jemand gute Kinderdialoge schreiben?
Das in den 80ern und 90ern die Skriptschreiber durch aus für den ein oder anderen Drehbuchspaß zu haben waren, ist längst bekannt, man sieht sich hier dennoch der Frage ausgesetzt, ob hier nicht die ein oder andere Drehbuchzeile im Marihuanaqualm - als sie wahrscheinlich geschrieben wurde - hätte ruhig untergehen können.
So enden einige unwichtige Handlungsstränge im Nirgendwo (was ist eigentlich mit dem Exfreund von Allyson passiert?) und angeknackste Psychoärzte tragen den 120kg-schweren Körper von Mordsmännchen Michael einarmig auf die Rücksitzbank des nächsten Polizeiautos.
Das Michael stark ist, wussten wir, ob er Flammen überstehen wird, who knows?
Ich sage ja und ermorde unzählige Menschen in einer Kleinstadt, die aufgrund des Storykonstrukts trotzdem weder anständig evakuiert noch durchkämmt wird.
Und dennoch macht es mal wieder Laune dem Baumgroßen, bösen schwarzen Mann dabei zuzusehen wie er wortlos jene Menschen eliminiert, die man aufgrund der Charakterdarstellung sowieso knapp nach dem Abspann schon tot sehen wollte.
Dennoch schmerzt es irgendwie Jamie Lee Curtis dabei zusehen zu müssen, wie sie sich zusammen mit einigen Nichtdarstellern einen erbitterten Kampf um die goldene Himbeere liefert.
Leider ein wenig unnötig, ähnlich wie fortwährende Remakes und Sequels von Texas Chainsaw Massacre, ist Halloween 2018 zwar kein Totalausfall, was insbesondere an John Carpenter liegt, aber eben auch nicht das, was daraus werden sollte.
Wahrscheinlich der konstruierteste Film, den es gibt.
Man dachte sich wohl, man steigt einfach mit einem beschissenen Intro in eine bescheuerte Bonnie&Clyde-Story ein, platziert einen Twist nach einem Twist nach einem Twist nach einem Twist und lässt das ganze dann in einem Twist enden und damit hat man dann einen guten Film.
Nichts da.
Margot Robbies Flachbrust gegen die getrockneten Gaunertränen von Will Smith.
Ein zumindest gut harmonierendes Schauspielerduo scheitert an den Drehbuchzeilen, die man sich vorher hätte genauer durchlesen sollen, dennoch wurde der opulent gedrehte Film um Trickbetrug im Footballstadion und an der Motorsport-Rennstrecke mit melancholischer Hollywoodlovestory optisch ganz besonders gut eingefangen.
Das Milchschnittenschwadron um Robbie und Smith befördert sich gegenseitig künstlerisch betrachtet an den Rand Existenzbedrohter Darsteller, darf allerdings in repitiver Form in diesem Film immer wieder miteinander in die Kiste steigen.
Der Focus liegt also ganz klar auf perfekten Nippeln, die aber wie vorher erahnt auch hier nicht erscheinen werden.
Nach einigen wirklich spitzfindigen Verbrechermethoden und Alltagstweaks, die man sich am liebsten selbst abgucken würde, steigert sich der Film mit gähnender Gefühlsduselei zum Höhepunkt bescheuerter Verschachtelung, während mein Fernsehfinger seit Minute 60 über dem roten Knopf zittert.
Ja, es ist schade, dass er den Drehbuchautoren - wie eigentlich immer - noch eine ungenutzte Chance lässt.
Manchmal empfohlen, oft ausgelassen, ist Focus letzlich also gar nicht mal so gut und unterstreicht wieder ein mal, dass Will Smith wohl einfach hätte der Prinz von Bel Air bleiben oder unter der Regie von Michael Bay ein paar gut abgefeuerte Witze loslassen sollen, so braucht er sich jedenfalls nicht beschweren.
Eine exotische Insel unter kristallklarem, mittelmeerischem Himmel.
Glänzendes Gold von entsetzlichem Wert.
Teure Automatikuhren mit sandfarbenem Ziffernblatt, pastellblaue Hawaiihemden, smaragdverzierte Siegelringe, sengende Hitze im Ruinenbebauten Gipfel.
In der feurigen Glut der Mitternacht wird ein vor sich hin röstender Hahn zu tödlichem Misstrauen.
Gewappnet mit alten Handfeuerwaffen, zügigen Maschinenpistolen und weitsichtigen Scharfschützengewehren, ein umtriebiger Hort zwischenmenschlichen Kriegs.
Der unermüdlich arbeitende Ameisenhaufen, dessen soziale Zusammensetzung sich immer wieder wandelt.
Einer verlangt nach einem Arzt, der nächste hingegen nach bleihaltiger Sicherheit.
An der Bergkrone fabrizierte bunte Gemälde im Antlitz tropischer Sonne, werden zu markanten Löchern roten Saftes.
Doch: alles nur Gelaber, alles nur Schall und Rauch?
Bruno Forzani und Helene Cattet nähern sich einem Genre, einem Thema an, das man angepasst an an ihren außergewöhnlichen, metaphorischen Inszenierungsstil, vorher wohl nicht für möglich gehalten hätte: einem knallenden, pulverisierenden, actiongeladenen Heistfilm, in dessen Zentrum eine kostbare Stiege Gold thront, für deren Wert man im Angesicht inflationärer Geldströme unverzüglich und mit heftigem Gewehrfeuer tötet. Erneut psychosexuell und religiös metaphorisiert, versteht sich.
Aber funktioniert das auch?
Wie immer generiert das Regieduo ein Seherlebnis, das sich vor den gängigen Mechanismen gewöhnlichen Hollywoodkinos verschließt und das vornehmlich im Bereich des modernen Giallohorrors für sich eine markante Nische entdeckt hatte.
Nun müssen sich die Virtuosen allerdings der Frage annehmen, ob das, was sie dort geschaffen haben, auch immer noch derart viel Subtext und menschlichen Erfahrungsschatz an die Oberfläche dringen lässt, wie es völlig mühelos noch „Amer“ und „Der Tod weint rote Tränen“ mit einer beispiellos gewaltigen Bildsprache taten.
Ohne jetzt den konkreten Verweis auf das Repetitorium in der immer noch exzellenten Arbeit der Regiegemeinschaft der beiden Italofilm-Liebhaber nebst schaudernder Unterhaltung mit auf den Weg zu geben wollen und genau das ist ja irgendwie auch schon ein Fehler.
Ein kleiner Fleck, in der sonst so makellos ausgeführten Malerei über Liebe, Religion und dem blutigen Kleinkrieg um glitzerndes Edelmetall.
Kino aus dem Unterrichtsraum. Grundschule, versteht sich.
Wenn die Noten nicht passen, dann muss man eben das Bildungsniveau soweit senken, dass alle zufrieden sind.
Papa, Mama und der Fratz mit den nachwachsenden Füßen, die so aussehen als wären sie kleine Penisse.
Glücklich wer lachen kann, unglücklich wer nicht in der homogenen Masse eines Popcornschlurfenden, Marvelhoodietragenden, dauerhaft Pizzaordernden Hinterwäldlers, der in seinen Comicfantasien oder alternativ in seinem Smartphone lebt, zu einer Fata Morgana verschwimmt.
War ich wirklich da oder ist das alles nur eine Illusion?
Deadpool, Ryan Reynolds in gut bezahlter Höchstform, ein nerviges Abziehbild einer manipulativen Kommerzheldenwichswelt.
Ich hasse ihn und das obwohl er ein guter Schauspieler war.
Die Optimalbesetzung.
Heute begräbt er seinen medialen Kadaver unter der feurigen Hinterlassenschaften von explosivem, hochoctanhaltigem Kerosinfässern.
Alle klatschen.
Manege frei für den entstellten Elefantenmenschen, der von popligem, grünen Schleim bespuckt, in der Ecke kauert, aber wenigstens den inneren Lustmolch eines in der 4. Klasse steckengeblieben, für erwachsen gehaltenen Menschen befriedigt hat.
Ich fühle mich zart berührt vom CD-Rohling in meiner Nougatspalte.
Scheißen muss ich trotzdem.
Desorientiert im Spiegelkabinett des Flachwitzes, sinke ich mit angeschlagenen Kopf und Migräneartigen Kopfschmerzen zu Boden. Meine Lachtränen werden unter den heißen Sonnenstrahlen zu einem Prisma des Leids. Alle möglichen Farben dringen wie ein Regenbogen aus Einhörnern zu mir durch.
Es sollte schön sein, doch es ist hässlich, wie das Magengeschwür, das entsteht, wenn ich das nächste mal bei Burger King speisen gehe.
Es ist mir egal und doch bin ich traurig.
Traurig, weil die poröse Evolutionstreppenstufe, auf der ich Fuß zu fassen versuche, in sich zusammenbricht, während Deadpool so saubere Headshots verteilt, als das ich den von ihnen mit Blut besudelten Boden ablecken würde.
Es ist weder schade noch ärgerlich.
Es ist scheiße.
Und damit habe ich mich abgefunden.
Und das ist das schreckliche.
Aber auch das ist mir egal.
Die Reise geht weiter und jetzt ist sie mitunter so unreflektiert als das Scham nicht mehr ausreicht um das innere Ungleichgewicht wieder auszutarieren.
Doch auch dort ist mir Deadpool einen Schritt voraus.
Er will sich umbringen.
Er wird es nur niemals schaffen.
Aufgeweckt von der besten Weckmethode aller Zeiten – einem alten Röhrenfernseher – begegnen wir in Willkommen Mr. Chance, der im Original treffenderweise mit “Being There” betitelt ist, einem eigentümlichen Mann, dem wir über die gesamte Laufzeit des Films erst noch auf den Grund gehen müssen. Er scheint ein eigentümlicher Vogel zu sein, doch woher kommt diese verwirrende Art und was genau passiert eigentlich jeden Tag in unserem Fernseher?
Peter Sellers in einer ihm fremden Welt.
Mr. Chance ist ein Mann der Pflanze.
Er gießt die Blumen, pflückt Unkraut, gräbt und buddelt. Wüsste man es nicht besser, könnte man denken, seine stille Berufung wäre der Gärtnerjob und genau das publiziert er auch in einer Welt, die sich urplötzlich für ihn zu interessieren scheint, weil er sein isoliertes Dasein verlassen hat und mit erstaunlicher Gerissenheit zur Erkundung neuer Umgangsformen gezwungen ist.
Ebenfalls mit akribischer Sauberkeit sitzt er vor dem Fernseher, dem Nahrungsmittel seiner hohlen Seele. Dem Knotenpunkt seines Verstandes. Als hätte man ein Kind vor den Fernseher gesetzt und es dann 20 Jahre dort vergessen.
Willkommen Mr. Chance ist einer dieser Filme, die uns einen völlig glaubwürdigen Blick in die reelle Welt des Irrsinns, also unserer aktuellen Wirklichkeit, gewähren kann. Und das kann er nicht zuletzt, weil die externe Beobachtung des aus dem “Garten Eden” ausgewanderten Urmenschen in ein Ökosystem, dessen Menschen – angepasst an medial gesteuerte Sozialstrukturen – an den eigens gesetzten Grenzen oder unheilbaren Krankheiten (Krebs, AIDS, Tuberkolose, etc.) zugrundegehen und in Verblüffung erstarren, wenn sie jemandem begegnen, der auf ganz simple Art und Weise jene geschaffenen Gesetze aushebeln kann und das obwohl er niemals etwas anderes zuvor gesehen hat als die farbigen Pixel seines Röhren-TVs.
Soziale Kontakte am intellektuell-dekadenten Rand der Gesellschaft sind nun mal Kontakte und Kontakte waren schon immer gut, auch wenn genau jene Kontakte mit den erwähnten Krankheiten zu kämpfen haben.
Die Satire und ihr Balanceakt zwischen Kritik und Unterhaltung:
Selten schafft es ein Film, besser verschiedene gesellschaftliche Blickwinkel auf etwas zu richten, das wir zweifelsfrei unser Leben nennen. In der Regel ist es die größte Schwierigkeit eine Satire zu drehen, in der die skurrile Komik so subtil mit der Inhaltsebene verankert ist, dass man schnell vergessen hat, wie die herkömmliche, moderne Komödie mit ihrem üblichen Fäkalhumor und simplen Witzen eine Breitbandgesellschaft bedient, aber wenn genau das mal nicht der Fall ist, dann könnte mitunter Peter Sellers beteiligt sein. Seine Performance ist zweifelsohne der Perfektion so nahe, dass kein einziges Blatt Skizzenpapier mehr dazwischen passt. Er gibt dem einfältigen Mr. Chance mit seinem hohlen Blick die nötige Projektionsfläche, auf der sich allerhand derer Dinge abspielen, die man sich heutzutage als gewöhnlicher Mensch freiwillig im Fernsehen ansieht.
Das Fernsehen, die Freistätte der Beschallung, im Kampf mit der digitalen Revolution:
Omnipräsent hingegen ist die unaufdringliche Kritik am Fernsehen mit ausgewählten Werbeclips, während tödliche Krankheiten immer eher den menschlichen Weg des Lebens zu Ende bringen. Jerzy Kosinski, der sich sowohl für den ursprünglichen Roman als auch für das Drehbuch verantwortlich zeigt, experimentiert innerhalb seiner Drehbuchzeilen bewusst mit dem Gedanken wie es wäre, wenn die Intelligenz eines Menschen sich ausschließlich aus dem Fernsehprogramm bilden und ergänzen würde. In Willkommen Mr. Chance oder in seinem viel treffenderen Titel – Being There – steckt also eine deutliche, pessimistische, gar auswegfreie Aussage. Die, wie es wäre, einfach nur _da_ zu sein.
Zu existieren.
Den Planeten mit einer Restzeit an Leben zu bewohnen und dann für immer verschwunden zu sein.
In darauffolgend biologischen Abfall zu zerfallen.
Und Kosinski gelang eine bedeutende Vision davon, wie es schließlich Jahrzehnte später tatsächlich ist, in einer Welt in der das starre Röhrenfernsehgerät schleichend von portablen Bildschirmen abgelöst wird und sich innerhalb von sozialen Netzwerken gefährliche Scheinrealitäten und -identitäten bilden.
Realitäten, in denen man sich womöglich als alteingesessener Rentner so fühlen könnte, wie sich Mr. Chance in der für ihn unbekannten Realität dieses Films fühlt. Hilflos, unbeholfen, aber doch stets verblüffend souverän, begibt er sich auf den Weg in eine unvertraute Welt. Es ist, als hätte Kosinski im Kern bereits 1979 bemerkt, wie digitale Medien zukünftig dazu missbraucht werden könnten, dem Menschen nun auch mental seiner Lebenszeit und seiner kostbaren Energie zu berauben, wenngleich Unterhaltung fraglos nichts Schlechtes sein muss.
Mittlerweile sind wir allerdings an einem Punkt angelangt, an dem der Mensch sich auf einschlägigen Plattformen freiwillig des zumindest scheinbaren Individualismus wegen ideologisch versklavt. So versklavt, als das man in völliger Ablenkung nichts anderes mehr tut, egal ob eine Frau direkt neben einem selbst masturbiert.
Eben so unbemerkt versklavt, dass die anderen und man selbst es nicht einmal mitbekommt. Take the CHANCE and “DO IT”, ließ sich Shia LaBeouf einmal zitieren und auch wenn seine im Kern so wichtige und richtige Aussage bedeutsam sein mag, so sieht sich doch jeder selbst bereits unter medialem Druck so sehr dazu gezwungen, ES ZU TUN, dass genau das schon zu einem Akt der Unnatürlichkeit geworden ist und der Mensch so ferngesteuert durch die Welt geht, wie es der mit unvergleichlicher Brillanz durch Peter Sellers dargestellte Mr. Chance es in diesem phänomenalen Film tut.
Mit Willkommen Mr. Chance gelang Hal Ashby in Verbindung mit Autor Jerzy Kosinski ein viel ausgezeichneter, weitreichender, internationaler Erfolg, der auch von Kritikergröße Roger Ebert als unüblich feinsinnige Satire bezeichnet wurde und zu dessen Realisierung es nur durch Darstellergigant Peter Sellers kommen konnte. Also ein Film, der ein beachtliches Potential menschlicher Erfahrungen in sich umschließt, aber letztlich auch ein Film, den die meisten Menschen nach 30 Sekunden im Fernsehen skippen würden, weil in der heutigen, schnelllebigen Umgebung wenig Platz für einen derartigen Reichtum an reflexiven Ideen sein dürfte, die der Zuschauer nur mit der kritischen Hinterfragung seiner eigenen Gepflogenheiten erkunden kann.
Prädikat brillant.
[https://movicfreakz.de/willkommen-mr-chance]
Zwischen eingestreuten Straßenportraits und den suizidalen Gedanken von Joe (Joaquin Phoenix), eröffnet sich für uns ein Blick in die dunkle Abgründigkeit des humanoiden Fortschritts auf dem Ort, den wir unsere Erde nennen.
Krankhafte Auswüchse der evolutionären Entwicklung präsentieren sich uns, wenngleich diese Auswüchse noch immer des Lebens wert gewesen sind und es auch immer bleiben werden.
Es so lange bleiben werden, bis jeder durchlässige Splitter das perfekte Gebilde tierischer Weiterentwicklung verlassen hat und jede Pore, jede biologische Faser zu ihrem endlichen Schlusspunkt gelangt ist.
Skurrile Klänge schlagen einen elektrohypnotischen Experimentalscore an, der immer wieder von lärmenden Automotoren im Rushhourverkehr und tödlichen Schnellzügen unterbrochen wird. Ein flinkes Netzwerk von Ameisen breitet sich aus.
Ein Netzwerk in dem der vernachlässigbare, einzelne Teil vom Sinn der Komplettierung so weit entfernt ist als es je zuvor der Fall war.
Der menschheitsgeschichtliche Weg war schon immer widersprüchlich, die Zunahme von Verstrickungen unbemerkt steigend.
Ein Mann der ungerechtfertigter Weise fürsorglich seine senile Großmutter versorgt und unterstützt und im nächsten Moment mit dem Hammer in Widerwehr Schädeldecken zerschlägt ist das Resultat, das jeden Moment wie eine religiöse Tonfigur zu Staub zerbröseln könnte.
In schwitzigen Saunadämpfen meditierend um die hämmernden Plagegeister aus der eigenen Hirnschale zu stoßen, ist Hoffnung ebenso Zerstörungsmechanismus wie Lebensziel.
Unter Verschwörungstheoretischem Aspekt (Siegelring, Illuminatendreieck) zerlegt sich das gesellschaftliche Konstrukt zum bedeutsamen wie bedeutungslosen Scherbenhaufen.
Polizei wie Regierung bilden einen diabolischen Zirkel der Erniedrigung, Perversion und Zerstörung.
Der spielende Finger im Puppenhaus überträgt sich in Form von jedwedem Missbrauch (politische Macht, sexueller Missbrauch) in die Realität und gleicht dem zersetzenden Verrat an der von tiefen Narben gezeichneten Menschheit und ihren herumtollenden Generationen im fortschreitend verkrüppelnden Wechsel.
Der Leidensweg Jesu.
Der Leidensweg J(oes)sus.
Der Tod der eigenen Mutter bedeutet ebenso Schmerz wie bittere Erleichterung.
Der Ansatz, die Mammutaufgabe, die Menschheit in die richtige Richtung zu retten, ein fataler Fehlversuch, teuflische Gedankenbilder inklusive.
Die erdrückende Umklammerung von Sünde wird zur Luftabschneidenden Plastiktüte über dem eigenen Kopf.
Die Kamera, der feinsinnige Blick auf das schicksalhafte Voranschreiten mehrer Leben, die sich aus den weitreichenden Ketten ihrer Peiniger zu befreien versuchen, ist gleichzeitig der schmerzende Finger in der immer größer werdenden Wunde unserer Schöpfungsgeschichte.
Mit Bildern feinfühliger Eleganz und artifizieller Sterilität erreicht Regisseurin Lynne Ramsay in völliger künstlerischer Freiheit ein essenzielles Filmerzeugnis, das unverdrängbare, abgespeicherte Erinnerungen und den damit verbundenen Schmerz zu einem gänzlich anders gelagerten Erlebnis werden lässt, das so in der Form vorher noch nie da gewesen sein dürfte.
You were never really here, du warst niemals wahrhaftig auf dieser Welt, weil du von seelischer Zerstückelung im Schatten der Erinnerung zu leben verdammt warst und man letztlich doch sagen kann, dass du das beste draus gemacht hast, auch wenn es dazu nötig war - ähnlich eines Scorpionjackentragenden Fluchtwagenfahrers - den Hammer als tödliches Mordinstrument zu nutzen.
Ja, es fühlt sich so an als würde man “a beautiful day” in einer Art komatösen Zustand durchleben, ohne das man erleichtert sein kann, wenn die Operation vorbei ist, weil das Schmerzzentrum immer noch unerträglich ausstrahlt.
You were never really here dient also letzten Endes als makroperspektivischer Blick in die dunklen Nischen der gegenwärtigen, gesellschaftlichen Realität, während es ebenso als modernes Kunstwerk vom winzigen Leben eines Gepeinigten spricht und damit so viel mehr ist, als nur bloßes Kino.
Es ist ganz einfach unbeschreiblich.
Die Pre-Prom-Night-Szene, in der 50 Cents Tochter zum ersten Mal gebührend von einem Jungen abgeholt wird, ist natürlich schlecht von Bad Boys 2 abgekupfert, war aber dennoch unterhaltsam.
Und wer hätte überhaupt gedacht, dass es auch mal einen durch aus guten Film mit 50 Cent gibt.
Richtig, keiner.
Für mich eine ähnliche Überraschung wie Blue Ruin.
Ultrarealistisch, knochentrocken und wahnsinnig brutal.
Unschön brutal.
Eine Gewaltspirale, die sich als ausgefahrener Teleskopabwehrstab immer tiefer in die Körpermitte des Zuschauers gräbt, bis man anfängt zu weinen.
Gerard Johnson hat bereits in seinem Debütfilm "Tony - London Serial Killer" auf beeindruckende Weise gezeigt, dass er neben dem Dirigieren seines grandiosen, wirklich wandelbaren Hauptdarstellers Peter Ferdinando, die Straßen Londons als Ort der Stripclubs, Schwulenbars, Drogengeschäfte und beinharter Gewalt mit ruhiger Hand zu visualisieren versteht, doch welches subtile Untergrundpanorama von Korruption und unbarmherzigen Mafiamethoden er in Hyena anlegt, ist schlichtweg unbeschreiblich.
Zwischen pulsierenden Neonfarben und abgeschlagenen Gliedmaßen wandert Michael (Peter Ferdinando) durch eine Welt der Extrema.
Die seines immer stärker werdenden Gerechtigkeitssinnes und jene, die ihn immer weiter in einen Strudel verhängnisvoller Deals mit bestialischen Unmenschen zieht, die in ihrem vergitterten Hinterhofbadezimmer mit einem Lächeln im Gesicht Menschen mit der Knochensäge zerteilen.
Die Grenzen zwischen einem nahezu autark operierenden Zivilpolizisten und dem offenbar zwangsläufig dazugehörigen skrupellosen Straftäter verwischen dank Gerard Johnsons Straßenskript und den schauspielerischen Leistungen ALLER Darsteller bis zu Unkenntlichkeit.
Wir tauchen in eine Welt ab, in die wir nach 112 (Notrufnummer) viel zu kurz geratenen Minuten lieber nicht abgetaucht wären und in der man schnell bemerkt, dass jeder Mensch auf gewisse Weise bestechlich ist und korrupt werden könnte.
In eine Welt die wirklich existiert und die wir nicht in den Griff bekommen.
Gerard Johnson kreierte hiermit einen unausweichlichen Straßenfilm, nach dessen Sichtung man erstmal ne kalte Dusche und die Umarmung einer geliebten Person benötigt, um nicht in den Fängen eines Regisseurs bleiben zu müssen, der schon jetzt eine der größten Hoffnungen am Filmhimmel von England sein dürfte.
Ein Korruptionsthriller auf ganz anderem Niveau.
Ansehen!
Moment..
Ich muss zur nächsten Bank..
Allerdings kann ich meine Skimaske gerade nicht finden.
Naja, Muttern hat bestimmt noch Strumpfhosen irgendwo.
Ja, was passiert eigentlich in Meet the Feebles? Im Grunde genommen ist das gar nicht so wichtig, da es sich bei Meet the Feebles um eine Varieté-Show handelt, die es zu erfahren gilt. Die Synopsis ist nur der Pfad auf dem Weg zum einem Kuscheltiershowdown, den man für den Rest seines Lebens wahrscheinlich nur schwer vergessen wird. Eingeläutet wird das Ganze durch die - ihren Mann in-flagranti erwischende - Nilpferddame Heidi. Diese eröffnet uns einen ersten, hintergründigen Blick in die alltägliche Showbusinesswelt, in der der schwärmerische Igel Robert seine kleinen Tatzenabdrücke hinterlassen möchte und dabei an seine emotionalen Grenzen gerät.
Es ist Peter Jacksons malerische Exkursion entlang der Schattenseiten unserer Unterhaltungsindustrie.
Meet the Feebles parodiert und porträtiert angeglichen an die einzig wahre Muppet Show unsere Unterhaltungsindustrie und das Kino an sich innerhalb der menschlichen Realität und mithilfe von Kuscheltieren.
Das ist etwas, das kann man sich ruhig mal auf der Zunge zergehen lassen. Das klingt so wahnsinnig, wie es tatsächlich ist. Es ist Wahnsinn.
Wenn man Peter Jackson persönlich treffen würde, dann müsste man ihm sagen, wie wahnsinnig genial seine Idee mit seinem einstigen Debütfilm "Bad Taste", danach mit Meet the Feebles und wenig später bei "Braindead" war. Alle atmen einen ähnlichen kreativen Sauerstoff, den der neuseeländische, zum Ritter geschlagene Regisseur nach der "Herr der Ringe"-Trilogie offensichtlich nicht mehr zur Ventilation bringen konnte.
Koksende Tierfiguren, eine Scheißhausfliege als sensationsgeiler Paparazzi-Reporter, der jeden Journaille-Kothaufen nach dem anderen auf Kosten anderer in der Promiklatschpresse verteilt. Verdammt noch eins, Kuscheltiere im wahrhaftigen Vietnamkrieg, die sich gegenseitig mit Maschinengewehren und Granaten vernichten wollen. Die Russisches Roulette spielen. Schauspieler, die in Abhängigkeit von der Filmindustrie, deren Produzenten und Verlagsfirmen, die sich wiederum abhängig von Umsatz und Zuschauerzahlen machen. Die drogensüchtig geworden sind und fortan emotional vom Ruhm versklavt werden und in der Hafen-Gruft zum Fraß vorgeworfen werden, wenn sie sich als gescheiterte Existenzen herausstellen, mit denen man kein Geld mehr verdienen kann. Das ist dramatisch, drastisch, ehrlich, offenbar genau wie Peter Jacksons Natur selbst.
Costume Design, Splattereffekte, neuseeländische Freigeistlichkeit
Peter Jackson hatte anscheinend immer ein gutes Auge, fähige Costume Designer und Effektspezialisten an seiner Seite. Seine Filmografie gilt zu Recht als womöglich exotischste überhaupt, gerade weil er sich weit vor der eigenhändigen Verwurstung der möglicherweise besten Filmtrilogie aller Zeiten ("Herr der Ringe"), nämlich „The Hobbit“, aus einem elitären Zirkel aus Independentfilmemachern verabschiedete und seitdem nur noch mittelmäßige Auftragsarbeiten absolvierte. Aber seine Frühwerke bilden zu Recht den kreativen und freigeistlichen Unterbau, der im groben Kontrast zu den Hollywood-Millionendeals steht, die Jackson nicht nur in seinem Kuscheltiervariety thematisiert, sondern im späteren Leben via "King Kong" und der "Hobbit"-Trilogie dann auch tatsächlich annahm, ohne das man von ihm behaupten kann, dass er ein Regisseur wie jeder anderer ist.
Ganz im Gegenteil.
Er schafft mit Meet the Feebles in grenzenloser Überzeichnung und mit Tieren, die allesamt menschliche Eigenschaften tragen, was man mit menschlichen Schauspielern innerhalb unserer Darstellungsmöglichkeiten wahrscheinlich niemals schaffen würde: Er skizziert eine Planschrift von den Ungereimtheiten menschlichen Daseins, das in Gesetzen streng geregelt, in ständigem Dissens zu unseren ureigenen und natürlichen Trieben steht. Er visualisiert mithilfe von ausgeschmückten Traumwelten, mit einfallsreichst gestalteten Kostümen und mit überbordend-unvergleichlichen practical effects, die tief in der mythischen Menschheitsgeschichte entstandenen und dort begraben liegenden Diskrepanzen der Zwischenmenschlichkeit, die durch Kriege befeuert und durch Selbstreflektion respektive Liebe wieder zueinander geführt werden.
Peter Jacksons Filme sind vielschichtig, mitunter durchzogen von altertümlichen Werten ("Herr der Ringe"), festgesetzten Sozialstrukturen ("Braindead") und breit gefächertem Unterhaltungsspektrum, das in seiner früheren Schaffensperiode immer wieder von grotesken Einfällen übertriebenen Gores und spontaner Willkürlichkeit aufgebrochen wird. Da kann schnell mal ein Rasenmäher das größte Blutbad der Filmgeschichte anrichten oder Außerirdische zu Wirtschaftszwecken eine Dorfschlachtung vornehmen. Es sind jedenfalls die von ihm aufgenommenen Wahrheiten, die er scheinbar immer wieder in die Hohlräume seiner Drehbuchzeilen schlüpfen lässt, um vor dem Vordergrund einfacher Unterhaltung interessante Themen anzusprechen oder gar mit ihnen abzurechnen.
In "Braindead" ist es beispielsweise die Beziehung Lionels (Timothy Balme) zu seiner herrischen Mutter (Elizabeth Moody). In Meet the Feebles ist es gar das Aufbrechen ganzer Unterhaltungsformate, wenn der Zuschauer für sich entdeckt, dass es letztlich um psychologische Manipulation, um das ganz große Geld und um die sexuelle und ideologische Versklavung der Menschen geht, die dazu verdammt sind den Konsumenten vordergründig zu unterhalten, ganz egal wie jene Unterhaltung aussehen mag.
Und dabei ist Meet the Feebles eigentlich eine Serie, die im ganzen Land ausgestrahlt wird. Eine, die von Menschenhand gemacht heutzutage auch schnell mal einem Mediengiganten wie Netflix angehören könnte und die mit ihren im Fokus stehenden Figuren machen kann, was auch immer sie will. Eine Serie, die ausgerichtet auf ihre Protagonisten, menschlicher zu sein scheint, als nahezu alles, was man vorher so gesehen haben könnte und das obwohl kein einziger Mensch visuell wirklich zu sehen ist. Eine Serie, die im ganz großen Fiasko inhaltlich den Heldentod für alle anderen durch diesen Film schier nutzlos gewordenen Formate stirbt. Ähnlich wiederholte es Peter Jackson selbst wenig später mit der zweifelsfrei meisterlichen Adaption und der Revolution des Blockbusterkinos “Herr der Ringe“.
In letzter Konsequenz reicht es natürlich, wenn man Meet the Feebles unter der Muppet-Show-Prämisse schaut und sich einfach unterhalten lässt. Damit dürfte man dem Werk allerdings nicht gerecht werden. Denn was Peter Jackson, seine Frau Fran Walsh, Danny Mulheron und Stephen Sinclair mit ihrem glänzenden Drehbuch Broadway-mäßig kreierten, ist so viel mehr als einfache Unterhaltung.
Und ob letztlich das Lachen, das tief im Inneren des Zuschauers entsteht, einem zeitweise immer wieder im Halse stecken bleiben wird oder nicht...Lachen wird man so oder so und das ist abgesehen von den sich immer weiter im Subtext entfaltenden Metaebenen schon eine zweifelsfreie Meisterleistung.
https://movicfreakz.de/meet-the-feebles/
Ja, es ist offensichtlich was Kevin Smith hier vor hatte.
Selbstverständlich wollte er seinem Debütfilm, einem der besten Debütfilme aller Zeiten, eine würdige Fortsetzung bereiten, was leider nicht ganz so gut funktioniert hat wie er sich das wahrscheinlich vorgestellt hat.
Filme wie Clerks leben davon, dass man sie eben nicht fortsetzt, egal wie sehr es einem in den Fingern juckt.
Ich würde auch gern ein Pulp Fiction 2, ein Good Fellas 2, ein Memento 2 oder ein Braindead 2 sehen, aber auf der anderen Seite möchte ich es auch nicht.
Was Clerks eben genau auszeichnete, war dieses Ende, nachdem man unbedingt weiter gucken wollte und weiter gucken wollte und am liebsten den ganzen Tag Clerks gucken wollen würde, weil man einfach nicht genug davon bekommen kann, was Kevin Smith, einer der kreativen Urväter waschechter, menschlicher Komödien, hier aus der Vision, die er in seinem Kopf hatte in Kombination mit seinem eigenen Leben, in Drehbuchzeilen gebracht und daraus ein unterhaltsames Zeugnis zwischenmenschlicher Wahrheiten geschaffen hatte.
Das war unvergleichlich. Das war so fucking real, dass ich dachte es anfassen zu können. Und dann kam der zweite Teil.
Dieser Film hier, der keineswegs schlecht ist.
Der uns wie alle Smith-Filme ein bisschen Zwischenmenschlichkeit und Subtilität wiedergegeben hat, wenn wir vorher so blöd waren verdrängt zu haben das wir Menschen sind.
Menschen die fühlen, entscheiden, denken, leiden, lachen, weinen.
Menschen die menschlich sind und auch noch geprägt von unterschiedlichsten Einflüssen ihren vorgezeichneten Lebensweg verlassen können.
Und doch hat Clerks 2 niemand gebraucht, weil es eben Clerks gab, der im kreativen Urschleim von Kevin Smiths verrücktem Gehirn bereits alles richtiger gemacht hat, als seine Fortsetzung. Ob man bei der Tabakindustrie anfängt oder bei der schwarz-weiß-Ästhetik aufhört, Jay und Silent Bobs erste Schritte auf einem erfolgreichen Weg in die Miramax-Studios sind die besten Schritte.
Schritte, die ich nicht missen will.
Schritte hinein in einen Quick Stop Groceries Store, der ein bisschen verschwitzt riecht, bei dem die Rollläden noch zugezogen sind und bei dem ich mir ehrliche Gespräche über massig Oralverkehr und die Folgen davon anhören kann.
Ich meine wer hat es schon gern, wenn die eigene Freundin in ihrem Leben bereits 37 Penisse in ihrem Mund hatte.
Richtig, niemand.
Nur ausprechen wird das keiner so schnell, außer eben Randal und Dante aus dem nostalgischen Drehbuchprodukt von 1994, das man sich ob seiner Ehrlichkeit immer wieder und immer wieder angucken kann.
Selbstverständlich tut es das in eine Burgerbude verlegte Austauschszenario ebenso, doch wenn ich einen Gourmetburger haben kann, dann nehm ich doch lieber den Gourmetburger.
Schade eigentlich, aber die Tatsache das ich jetzt mehr über "Clerks - Die Ladenhüter" gesprochen habe, als darüber, was hiermit darauf folgte, zeigt eigentlich recht offensichtlich worauf ich hinauswollte.
In jedem Fall gut, aber besser gabs dann schon mal.
VIEL BESSER.
Damit dürfte klar sein, dass Tarantino ein vorletztes Mal ganz groß bei den Oscars angreift, auch wenn der Film dafür ein bisschen früh herauskommt.
Der Titel sagt im Prinzip bereits alles was man wissen muss.
Tarantino dreht ein aus allen Richtungen erkennbares Meisterwerk, das diesmal bereits im Titel den verwehten Oscar-Glamour vergangener Tage trägt und er mit diesem Film (Hollywood Hinter verruchten Kulissen) Siege/Nominierungen in den Big Five ansetzt, wobei der wichtigste natürlich der für das Original Screenplay ist, um mit den letzten beiden Filmen von ihm noch Woody Allen zu überholen, der momentan die meisten Originaldrehbuchoscars (3) hat. Wenn ich sagen würde, dass ich mich auf den Film freue, wäre das maßlos untertrieben, letztlich wird Tarantino mich aber wie IMMER auch hier wieder überraschen, da bin ich sicher.
Erinnerung:
Der erste Film in dem eine Person mit dem Smartphone wirklich telefoniert, anstatt mit einem gesperrten Telefon oder dem Homebildschirm zu sprechen.
Revolution.
Matthias Schoenaerts ist in diesem Film einfach nur ein Monster, ein brachiales Ungetüm.
Und ein berechtigtes noch dazu.
Wir lernen ihn als gefühlskalten Wichser kennen, doch fragmentarisch bildet sich über Rückblenden ein Band der Sympathie zum Zuschauer.
Ein Band ähnlich dem zu einem unschuldigen Rind, das am Ende das schwarzen Tunnels auf das Bolzenschussgerät wartet um für immer fort zu sein.
Ich will es gleich vorwegnehmen: Bullhead ist eine Art Belgischer Pusher.
Ein Straßenfilm der quasi auf dem belgischen Festland stattfindet, der keine witzigen Zwischentöne duldet und dem die Stirnfalte tief über die ganze Visage ragt als wäre es die Zeichnung eines kartographierten Flusses.
Bullhead ist realistisch und verteilt gut rationierte Ohrfeigen wie Michael Jackson zu seiner Zeit kostenlose Eistüten an kleine Kinder.
Er ist rüde, prägnant und einfach auf den Punkt. Und Bullhead ist clever.
Leute treffen sich auf Hotelzimmern nur wenn lautstark aus dem Fernseher Stöhngeräusche ein etwaiges Informantengespräch übertönen oder sich Hinterhof-Werkstattmitarbeiter darüber beraten wie sie ein „schmutziges“ Fahrzeug „verschwinden lassen“.
Aber Bullhead ist auch ein fehlerloses Muster für einen stichhaltig unterfüttertes Straßenepos, das die tiefen psychologischen Furchen im körnigen Asphalt, mit dem die Charaktere angerührt sind, zwischen abgepackten Rindersteaks und aufgezogenen Testosteronspritzen zu blutigen Rissen in den Fratzen der Feinde öffnet.
Die sexuelle Motivation hinter den Figuren - durch aus angetrieben durch eigens angestaute Unsicherheit - ist ein Trieb, der als Charakteristika weit in die hintergründige Vergangenheit zweier Männer reicht und immer wieder auch zum unweigerlichen Lebensinhalt wird.
Bullhead ist nichts weniger als eine bissige Charakterstudie wenngleich der Titel sowohl auf sein sich vegetarisch ernährendes Nutzvieh als auch auf die Wucht eines rotsehenden Mannes bezieht, für dessen Befremdlichkeit man zum ersten Mal in einem Film Verständnis hat, wobei man sich immer fragen sollte ob Normalität nicht immer auch eine bestimmte Blickrichtung bedingt.
Der innere Kampf mit den eigenen Dämonen wird jedenfalls bei Bluthochdruck beim Schattenboxen geführt, während man sich zumeist selbst der schlimmste Feind ist.
Manchmal kann man für seine weit im Kindesalter zurückliegenden Fehler nichts und genau diese Erkenntnis rechne ich dem Film hoch an.
Mindestens genauso hoch wie das komplette Gegenteil dessen.
Bullhead schafft es den in sich eingebetteten Realismus konstant zu einem vollmundigen Krug der Tragik aufzufüllen. Zu einem Krug, dessen Inhalt einem bis zum endgültigen Ersticken im Halse stecken bleibt.
Rotes Licht, pulsierender Electrosound, Steine die dir die Weichteile zertrümmern, verzweifelt geballte Fäuste in hilflose Gesichter. Vergangene Lebensentscheidungen, tiefenemotionale Bedürfnisse, glanzlose Wut und Zufall, das sind die einbrechenden Säulen Bullheads und der daraus entstehende Schutt begräbt jeden unter sich, der nur irgendwie an den Geheimnissen jenen eingeweihten Kreises teilhatte.
Bullhead ist ein Überseepaket, dessen verhedderte Schleifen man zieht und sich bereits sicher ist, dass der Inhalt einen weder glücklich machen wird und man ihn auch nicht erraten könnte. Ein Film so real wie der schmerzhafte Biss auf die eigene Zunge.
Schicksalsschwer, bedeutsam, formidabel.
Schließlich ist Bullhead ernüchternde Tragik und tragische Ernüchterung, Film wie Person und so wie das Leben eben manchmal ist.. gar nicht mal so schön, wie es manche Menschen gerne hätten.
Es wäre natürlich noch interessant gewesen zu wissen, was wohl Tommy selbst vom Franco-Biopic über sich halten würde.
Allein der Umstand, dass das nach 104 Minuten freaky Gequatsche eines Unbekannten der Fall ist, zeigt ja schon welche Faszination von diesem Film ausgeht, so ganz neben des genialen Schauspiels der Franco-Brüder.
Sowohl James Franco, der nicht nur im Zusammenspiel mit Seth Rogen ein eigenwilliges Filmprojekt nach dem anderen auf die Beine stellt, als auch sein Bruder Dave Franco, sind hier quasi hervorragend selbstbesetzt und die vielen Nominierungen für James Franco als bester Nebendarsteller sind absolut berechtigt.
Wenn ich mir vorstelle ich müsste neben meinem Bruder, der Tommy Wiseau spielt, eine ernsthafte Rolle übernehmen, würde ich mich wohl in jeder 2. Szene totlachen, dementsprechend Respekt an alle beide.
In erster Linie geht es allerdings viel um mehr um Lebensträume und das harte Filmgeschäft, das man hier mit aus unerklärlicher Richtung kommenden, unerschöpflichen Mitteln umschifft und einfach mal seine völlig eigene Independent-Produktion aus dem Boden stampft und das obwohl man weder Ahnung vom Business hat, noch irgendwie ein talentierter Schreiber oder Schauspieler ist.
Eigentlich weil man ein einfältiger, schwerreicher Trottel mit gefärbten Haaren und unpassendem Jackett ist.
Freilich schafft es James Franco mit schielendem Blick auf die wichtigste, goldene Statuette nicht, sich der einfachen Dramaturgie zu entziehen, die womöglich auch der tatsächlichen Lebensgeschichte von Tommy Wiseau entspringt, der sich nicht erst seit der Adaption von Franco jeden Abend vor Lachen in den Schlaf weint oder wahrscheinlich gar nicht schlafen kann, weil er sich jeden Abend die Birne zukokst, aber nichtsdestrotz sieht man mit "The Disaster Artist" einen Film, der einfach nur genial ist, weil er das Mysterium hinter einem C-Movie-Trashfilm und seinem dazugehören langhaarigen Erschaffer weiter befeuert.
Treffend unterlegt mithilfe von beliebigen 80er/90er-Retrogiganten wie Rick Astley und Corona (das funktioniert ja seit Guardians of the Galaxy sehr gut), ist "The Disaster Artist" ein Kuriosum im Kuriosum und eine Geschichte über Freunde und deren Streitigkeiten vor dem Hintergrund einer verschwenderischen Filmproduktion, die als schlechtester Film aller Zeiten bekannt geworden ist.
Wo dieser Kultstatus herrührt ist dabei die Frage aller Fragen und freilich wird diese auch in der durch aus Visierlüftenden Adaption von James Franco nicht beantwortet werden, allerdings ist es einfach bemerkenswert wieviel Energie in dem offensichtlich zurückgebliebenen Genie Tommy Wiseau und dessen Idee zum unspektalulären und zweifelsfrei einfältigen "The Room" freizusetzen war und es schließlich rentabel und interssant genug wurde um zu dem Punkt zu kommen, an dem wir uns jetzt befinden.
Gerade wenn man bedenkt, dass es wesentlich schlimmere Filme gibt.
Doch speziell die unerfüllte Suche nach den Hintergründen zu einem eigenartigen Kauz, der schätzungsweise 6 Millionen Dollar für seinen eigenen Film aus seiner eigenen Tasche hervorzauberte, ist es, die dies alles wohl möglich machten.
Ein durch aus untypischer Beitrag zu den diesjährigen Academy-Awards und definitiv eine weitere Franco-Bereicherung unserer Medienwelt.
Eigentlicher Wahnsinn.
Ach die Filmreihe bedient doch nur die Bedürfnisse derer Frauen, die sich nicht eingestehen können, von einem Mann schlecht behandelt werden zu wollen, weil man an einem anständigen, aufopferungsvollen "Jungen" ganz schnell das Interesse verliert. Fifty Shades of Grey ist doch immer noch das große Popcornfranchise, bei dem Frauen ganz offenkundig mit nassem Höschen ins Kino schlawenzeln können, ohne sich schlecht fühlen zu müssen, weil sie noch immer nicht mit ihrer Sexualität umgehen können und davon absehen zuzugeben, dass sie sich zu Hause gern einen Hardcoreporno nach dem anderen reinziehen wollen würden, so wie es eben 100% der Männer machen (mal abgesehen von katholischen Priestern, die misshandeln dann lieder fromme 7-jährige Buben). Man liest dann einfach bei gedimmtem Licht und Liebestee Erotik-Romane in der Badewanne und schwitzt sich so richtig aus, um sich dann doch nicht eingestehen zu wollen, dass man einen "richtigen Kerl" (ganz anders als dieser Mr. Grey) braucht, um an den Bällen zu bleiben.
Ich vermisse den Aufschrei aller Feministinnen darüber, dass diese Filmreihe im Prinzip das weibliche Geschlecht in Gänze zum hilflosen, ohne den Mann nicht lebensfähigen, bedürftigen Objekt degradiert. Zum Objekt das so richtig schön durchgefickt und geschlagen (was ja im 1. Film nicht mal visualisiert wird) werden will.
Stattdessen versucht man die BDSM-Gemeinde einzuklammern.
Ich denke man braucht sich nicht darüber unterhalten, dass die Thematik an sich viel Platz für eine psychologische Analyse, einen durchdringenden Film parat gehalten hätte, doch ich glaube auch dir Leonie, ist bewusst, dass es hier eher um feuchte Unterhosen und kreischende Kinogängerfrauen geht als um die kritische Betrachtung eines offenbar bleibenden Tabuthemas.
Das ist der eigentliche Skandal.
Das es - wie eigentlich immer - nur um Kohle geht und weniger um die Sichtweise der BDSM-Gruppe auf einen offensichtlichen Popcornerotikstreifen, dessen Erfolg weiterhin öffentich deutlich macht, dass genug Frauen genau das wollen, was ich hier beschrieben habe.
Darüber hätte man vielleicht viel eher schreiben sollen.
„Battle of the Sexes“ - schweres Thema, ganz schweres Thema.
„Battle of the Sexes“ ist aber auch ganz leichte Kost.
Locker leicht.
Geradezu fluffig.
Wenn „Battle of the Sexes“ ein Gericht wäre, dann wäre es wahrscheinlich Gurkensalat.
Oder Lachscarpaccio.
Vielleicht Vietnamesische Glasnudelsuppe. Irgendwas mit Zitrone, Pinienkernen oder Apfelscheiben.
Zumindest als Vorspeise.
Als Hauptgang gibts dann ein zentnerschweres Spanferkel, natürlich aus Tofu, damit der Oberarm nicht so 'rumschwabbelt.
Emma Stone als Tennisschlägerschwindes Mauerblümchen, das gleichzeitig als Frauenrechtlerin das allzeit populäre Thema der unterschwelligen oder in diesem Fall sehr offensichtlich dargestellten Frauenunterdrückung zeitgeistlich passend der Oscarbewegungen in die Schranken weist und gegen einen tragikomischen, chauvinistischen, wettspielenden Steve Carell antritt, das war auf dem Blatt Papier schon sehr extravagant klingende Kost.
Fast so extravagant wie die eingangs erwähnten Kohlenhydratarmen Delikatessen, von denen man garantiert keinen Tennisarm bekommt.
Ganz kommod und unverkrampft professionell aufgeschlagen, ermöglicht das Regieduo um Valerie Faris und Jonathan Dayton den Blick in eine neben all den Preisgeldern und Ruhmestaten eigentlich tragische Welt der Tennisidole, die ihr Leben zumindest im Falle von Billie Jean King (Emma Stone mit Klingeldrahtbrille) durch aus auch an die Erwartungshaltung des verständnislosen Zuschauers und vor allem der Fans angepasst haben sollte.
„Battle Of The Sexes“ zeigt dahingehend zwar keine Möglichkeit auf, dass Prominente mit nicht öffentlich anerkannter sexueller Gesinnung den mutigen Schritt zum Outcome wagen sollten, doch umreißt in bereits erwähnt unbefangener Art wie scheinheilig die Welt eigentlich ist, in der wir uns befinden. Durch aus mit einigen pathetisch aufklatschenden Schmetterbällen in Richtung Medienmanipulation und warum ausgerechnet immer nur weiße Männer an jenen Arbeitsplätzen mit den imaginären Hebeln und Schaltern sitzen müssen, bin ich mir unterdessen zwar nicht bewusst wieso man das Klischee erfüllen muss, dass alle aktivistischen Frauenrechtlerinnen hässlich seien, letztlich ist es aber auch mal ganz erfrischend einen sympathischen Hollywoodstar wie Emma Stone nicht als grazile Tennisschönheit betrachten zu müssen, wo dies auch gar nicht angebracht gewesen wäre.
Seine Höhepunkte allerdings hat „The Battle of the Sexes“ freilich wenn mit Elton Johns „Rocket Man“ unterlegt die lesbische Liebe als vergänglicher Road Trip durch die Sonne zelebriert wird oder wenn beispielsweise der leichtfüßig großkotzige und teils unbemerkt erhabene Tennisprofi Bobby Riggs (brillant, Steve Carell) seinem Psychiater - der ihn eigentlich bei seiner Spielsucht therapieren soll - während der Sitzung Karten ziehen lässt.
Einfach Beschaulich und herrlich.
Letztlich gelingt dem Regie-Duo zwar in jeglicher Genre-Hinsicht kein grandioser Passierball, doch die stimmungsvolle Produktion gönnt sich fast zu jedem Zeitpunkt die richtige Temperatur um jene hitzigen Themen zu verarbeiten, auch wenn es teils wenig anspruchsvoll wirkt wie ungeschminkt und mitunter auch platt das Machtgehabe mancher männlicher Radiosprecher hier geschrieben wurde, auch wenn das sicherlich so gewollt war.
Alles in allem ein erfrischender Film auf konstant guten Niveau, doch irgendwie zumindest zu kleinen Teilen auch eine halbgare Auseinandersetzung mit einem wichtigen Thema.
Es kommt vielleicht nicht bei Nacht, aber es kommt. Es kommt aus jenen Seiten des Verstandes, die nicht zu ergründen sind.
Die Kernaussage darin ist allerdings schlicht, dass es kommt.
Joel Edgertons Figur Paul versucht - gerade auch aus dem Grund es zu müssen - im Angesicht dessen Bekämpfung beinah militärisch vorzugehen, landet aber letztlich in prekären Situationen, in dem ihm jegliche Zügel psychischer Kontrolle entgleiten und seine Hände mit dem Blut von einst vertrauten Menschen beschmiert sind.
Der Pragmatismus, der bei der Organisation im Kampf gegen Zombies, Epidemien oder anderen apokalyptischen Erscheinungen bereits ähnlich in „The Walking Dead“ realistisch visualisiert und thematisiert wurde, ist auch hier das Prunkstück eins Films, der seine sphärischen Fühler ausstreckt um sporadische Bilder aufwühlendster Panik in bravouröser Entschleunigung zu erschaffen.
Leise und langsam wie ein schlecht gucken könnender Greis schleicht die Kamera manchmal durch in Dunkelheit gehüllte Flure um vorangetrieben von Neugier zu entdecken, welches schreckliche Geheimnis hinter der nächsten, offen gelassenen Tür auf uns und die Welt wartet.
Ein Geheimnis, das nicht gelüftet werden wird und mit dem der Zuschauer zuweilen allein gelassen seine Denkansätze durch aus in einer Sackgasse aus Unzufriedenheit festgefahren haben wird.
In jener zumindest extern betrachtet gesunden Welt der Wälder und des Landes, in der eigenverantwortlich aufgearbeitet werden muss, woher die Gefahr und der Tod tatsächlich kommt, ist Familie und Vereinigung die wichtigste Form der Wiederwehr.
Urplötzlich ist es als würde man Age of Empires oder ein anderes Strategiespiel spielen und der Wiederaufbau stünde auf dem Programm und man sieht einer Hausgemeinschaft dabei zu wie sie sich bewirtschaftet, doch dann kehrt eine nicht weiter definierte Krankheit tiefe Finsternis ins Haus und die zuvor gefestigte Vereinigung droht ehemalige Risse des Misstrauens zu tödlichen Wunden aufzureißen.
Man bemerkt wie die wichtigen Eckpfeiler Ideologie und Information in einer Welt ohne bestehende Medienlandschaft Menschen zusammenführen und wieder
auseinandereißen können, während die tickende Zeitbombe, also der
Junior des Hauses, immer wiederkehrende Albträume von dämonisch-blutspeienden Menschen, die von einer Krankheit infiziert worden sein müssen, hat und gleichzeitig die zu skrupellosen Handlungen verdammten Menschen, etwaige Klischees im Genre aufzubrechen scheinen, auch wenn den unruhigen Zuschauer schnell durch aus auch berechtigt die Unzufriedenheit und Langeweile gepackt haben könnte.
In jedem Fall fällt gerade gegen Ende auf, dass die Gewalt, die hier ausgeübt wird für alle Beteiligten nur schwer erträglich ist. Sowohl für die, die sie ausüben, als auch für jene, die sich auf der anderen Seite des Gewehrrohrs befinden, was ja an der Stelle grundlegend immer so sein dürfte.
Aber die Unabwendbarkeit der postapokalyptischen Katastrophe treibt den Verstand des menschlichen Organismus‘ an seine Grenzen.
An jene Grenzen die besagen, dass die Moralvorstellungen noch gelten.
Ab sofort gewinnt der stärkere und der, der sich genetisch durchsetzt.
Darum gehts.
Unter anderem.
Und wenn es nicht darum geht, dann gehts um nebulöse Albträume, in denen man zum toten und tötenden Wesen wird.
In denen man seine eigene Familie zerfleischt ohne es auch nur mitzubekommen, weil man längst gestorben ist und in einer Grube verbrannt werden sollte.
Letztlich ist “It Comes At Night“ ein Film, dessen Horror nicht in Form von Kreaturen, Geistern oder Dämonen visuell sichtbar wird, sondern der unscheinbare Konterpart.
Das, was man nicht sieht, was man nicht erklärt bekommt.
Der Terror im eigenen Kopf, die morbide Vorstellung und schließlich die dunklen Seiten der eigenen Fantasie.
Und ist es nicht genau das, was wir insgeheim im Genre immer wollten?
Clive Barkers Langfilmdebut des grotesken Horrors ist eine Mixtur aus irrationaler Mystik und der seelischen Zerrüttung seiner vornehmlich weiblichen Figuren. Vorzüglich practical inszeniert, sauber unterlegt mit Christopher Young’s durch zarte Streicher und bedrückende Kirchenglocken geprägten Soundtracks, paddeln wir auf einem weiteren Teil der “Gore-Welle”, die - neben etlichen anderen all time classics der 80er - vor allem der ähnlich atmosphärische “Nightmare” aufbrausen ließ, während die Haiflosse im Rücken unbemerkt immer näher kam.
Bestandteil dieses okkult unterfütterten ersten Teils, einer immer höhere Wellen schlagenden, aber nur vordergründigen “Slasherreihe”, ist dabei die düstere Metaebene um tote Hinterbliebene und seelische Bedürfnisse hervorgerufen durch menschliche Erfahrung.
Mit ehrlichen hard cuts eingeführt, geht es insgeheim um die flügge werdende Tochter von Larry Cotton und die Obsession einer sexuell eingeschlafenen, Anzugtragenden Frau, der Stiefmutter und Frau von (namentlich als Nichtskönner äußerst passend tituliert) Larry.
Die sexuell getriggerten Figuren, die gleich von Beginn an den Anschein eins infantilen Slashers erwecken, eröffnen uns gleichsam des geheimnisvollen Hauses, in das die Familie einzieht, eine psychologisierte Metawelt, die im Hintergrund des Films vor sich hin schlummert um immer wieder in Manifestation des oder der Hellraisers bzw. Pinhead mit zarten Akupunkturstichen blutunterlaufen in jede Hirnregion des Zuschauers vordringt.
Eben gerade noch war die vom Anwesen entzückte Tochter am rohrbrüchigen Wasserhahn (Verlust jeglicher Beherrschung sexueller Unerfülltheit/Ejakulation) der Küche zugegen und schon steht bei vorherigem Sonnenschein auch schon das Objekt der Begierde in strömendem Regen verschwitzt vor der Haustür.
Die mysteriöse Figur des Pinhead mit den Zenobiten als Transporteure des Leides, sind ein Sinnbild für den Werteverlust und den moralischen Niedergang der Menschen, die sie psychologisch beherrschen und die wiederum in Eigenverantwortung mit Betrug und Illoyalität ihre Mitmenschen strafen.
Die durch sie verursachten Wunden hinterlassen vor allem seelischen Schmerz, anstatt abgetrennte Gliedmaßen und zerstörte Gefäße, auch wenn vordergründig bestialische Bilder perfektionierten Gores auf den Zuseher einprasseln.
Am Abendbrottisch dann, an dem ganz umbemerkt der kaltblütige KZ-Arzt Josef Mengele fast schon humoristisch-beiläufig erwähnt wird, was die späteren Foltermethoden des Zenobitenzirkels foreshadowed, fragt Kirsty ihren Vater, ob seine Wunde immer noch weh tut und jener entgegnet ihr nur, dass das nur noch beim Trinken der Fall wäre.
Ein deutlicher Hinweis auf ebenjene Hintergründigkeit von “Hellraiser - Das Tor zur Hölle”, immerhin denkt man wohl am ehesten an die längst vergangenen Geschichten mit der Exfreundin oder verflossener Träume zurück, wenn man im Vollsuff über die abgelebten Fehler in der eigenen Vergangenheit nachsinnt.
Diese Psychologisierung geht so weit als das die Zweifel der Charaktere sich surreal aus den Zwischenwelten des Hauses in die Realität erheben und der inneren Zwietracht ein schreckliches Gesicht verleihen, das einen aus der Vergangenheit aufholt und simultan das durch Unsitte geprägte Patchworkfamilienbild auseinander reißt.
Auf der anderen Seite und aus dem psychologischen Korsett ausbrechend, ist die Höllenmetaphorik allgegenwärtig und befeuert jegliche Folterfantasien und Kerkervisionen mit illusorischen Nebelbildern aus finsteren Welten jenseits der menschlichen Realität.
Clive Barker vermeidet gekonnt das Auflösen der Metaphysis, die seinem surrealen Film innewohnt, in dem er sich nicht mit irgendwelchen Erklärungen begrenzt und lässt stattdessen seine Kirsty direkt aus der psychiatrischen Anstalt in die dämonische Unterwelt des Drangsals stapfen, ohne das man erfahren wird, ob die Öffentlichkeit hätte damit jemals in Berührung kommen können.
Man hat viel mehr das Gefühl als sei man in einer ähnlich erdrückenden Welt gefangen, die ein festgekettetes Zerrbild unser Realität aufrichtet, wie es schon die Traumwelten von Freddy Kruger taten.
Wahnsinnig ideenreich umgesetzt, symbolisch, morbide, extremst kreativ, schaffte Clive Barker hier einen visionären All-time-Klassiker des 80er-Jahre Horrorkinos, das gegenüber den 70ern den psychologischen Terror (Blutgericht in Texas, der weiße Hai) um Goreeffekte und weitaus mehr body horror ergänzte als das zuvor sonst so der Fall war.
Erschreckend, spannend, und weitaus deeper als es den Anschein macht, aber leider auch mit einem nicht ganz runden Ende.
Hach wie spannend und herzerwärmend wäre es den mehr oder minder klapprigen Richard Jenkins als besten supporting actor gewinnen zu sehen, allerdings dürfte das wohl ein Wunschtraum bleiben. Was für viele im Vorhinein ebenfalls ein Wunschtraum war, bewahrheitet sich jetzt tatsächlich in 3 Nominierungen in den Big Five für Get Out, was unter politischen Gesichtspunkten die Außenfassade der Academy in Zeiten erschütternder Missbrauchsvorfälle in strahlendem Glanz reinwäscht und so lange poliert, bis mir die gebleachten Zähne von Zac Efron aus dem Gesicht fallen.
Ja, das Epizentrum darf durch umliegende Erdbeben der Stärke 9 nicht betroffen sein, während jedem - sogar Stevie Wonder (gerade er müsste ein Fass auf machen, so oft wie sein Name für makabere Witze missbraucht wird) - die katastrophalen Umstände gröbster Scheinheiligkeit ins Auge stechen dürften.
Wie erfrischend wäre es gewesen Get Out unter der Prämisse eines kreativen Independentprojekts beim großen rise zuzusehen, umso tragischer das er für die Credebility der Academy herhalten muss wie ein reinrassiger Vorzeigeköter.
So ausgenutzt fühlten sich sonst nur die Opfer von Kevin Spacey.
Na ja, zum Glück muss den bei den diesjährigen Oscars keiner sehen und schon werden alle vergessen haben, was denn so schlimmes in der Welt passiert.
Hail Academy!