Big_Kahuna - Kommentare

Alle Kommentare von Big_Kahuna

  • 7 .5
    Big_Kahuna 27.12.2016, 20:18 Geändert 28.12.2016, 05:02

    Japanisches, superhartes Miike-Violence-Yakuza Kino, das die Ketten des Gores und der Gewalt sprengen.
    Um nicht falsch verstanden zu werden: Ichi the killer ist kein Splatterfest für den Zuschauer, aber ein Film, in dem die großen Figuren keine Moralvorstellungen mehr haben, sondern einzig und allein von Macht und sadistischem Trieb vorangepeitscht den Zuschauer auf eine harte Probe der Erträglichkeit im Rahmen von Vergewaltigung, Masochismus und Folter stellen.
    Die Frage, ob man einem sowieso Ü18-Zuschauer Filme wie Ichi The Killer fast schon vorbehaltlos zum Schauen geben kann, wird selbstverständlich von der Gutmenschenfraktion, die mit dem Finger die aufsteigende Gewalttendenz in der Filmindustrie anmahnen, mit nein beantwortet werden. Ob das richtig ist, dürfte weitestgehend immer noch fraglich bleiben, schließlich haben wir hier erstens einen Anime zur Grundlage und zweitens wird jemand, der nicht vorher schon einer war, dadurch nicht zum Serienkiller oder Supersadisten während der Film eigentlich gleichzeitig die Yakuza als heruntergekommene Heroin-Lobby mit zugedröhnten Läufern und menschlich verkommenen Anführern darstellt, was vor allem für jene Leuten, die übertriebene Gewalt in Filmen per se verteufeln, genau das richtige Maß an Selbstreflektion offenlegen müsste.
    Die Welt ist schließlich zu einem Ort geworden, in dem es längst zu einer fast schon anerkannten Erfahrung gehört, mal LSD oder XTC ausprobiert zu haben, um sein Bewusstsein zu erweitern und die Welt auch nachträglich mit anderen Augen sehen zu können.
    Prostitution, Jahrhunderte lang praktiziert, ein florierender Wirtschaftszweig, fast jeder hat die Möglichkeit mal eben für 35€ eine Nutte penetrieren zu können oder aber gleich die Flatrate von 22 Uhr bis 5 Uhr früh in Anspruch zu nehmen, während der andere im Casino sein Weihnachtsgeld verballert. Unsere niederen Gelüste, ein alter Schuh, den man sich nicht einfach so ausziehen kann.
    An der Stelle haben wir es wieder ein mal damit zu tun, ob der Zuschauer sich und das Gesehene auch permanent hinterfragt oder ob er überhaupt in der Lage dazu ist, einem kranken, zerstückelten, bluttriefenden Film wie Ichi the Killer eine Chance geben zu können, auch gerade wenn dieser Film sich streckenweise am Rande des erträglichen bewegt.
    Ichi the Killer ist einfach komplett irre und vollkommen durchgeknallt, das merkt man allerspätestens wenn sich hier gewisse Leute so ganz nebenbei die Zunge mit einem Messer abschneiden und dann 2 Sekunden später einen Anruf entgegennehmen.
    "Der nimmt sich nicht komplett ernst", schallt da aus den Mündern der eher positiv gestimmten und/oder Miike-Fans hervor und ganz Unrecht haben sie ja damit nicht, aber Miike hat sich ja auch etwas dabei gedacht, diesen Anime in Realform zu bringen und damit den Film um eine neue Ebene zu erweitern, ihn in unsere reelle Welt zu implementieren, während alle einfach nur mit dem wedelnden Stinkefinger auf ihn zeigen.
    Endlosdebatten, ob man Vergewaltigungen so authentisch und echt darstellen sollte wie das hier der Fall ist, führe ich nicht, letztlich muss man aber sagen, dass es Takashi Miikes Film nur 1x gibt auf der Welt.
    So einen Film zu drehen, hat sich zuvor noch niemand getraut und hätte für solch ein Vorhaben in der westlichen Welt zu der Zeit wahrscheinlich eh keine Geldgeber gefunden, aber das Teil hier ist komplett weg vom Fenster.
    Wenn der eine Irre dem anderen Irren sagt, dass er völlig durchgeknallt ist, dann haben wir auf der Verrückheitsskala ein neues Niveau erreicht.
    Unterhaltung, Realismus, völlige Überspitzung.
    Handwerklich innovativ und größtenteils sehr gut gemacht, ist Ichi the killer eine Mixtur, ein Mafiaepos am Rande des Wahnsinns, eine Animeverfilmung des Elkes, ein Werk der Abstoßung und gleichzeitig Zeugnis der Morbidität unserer menscheitsgeschichtlichen Entwicklung zum Neandertaler (der Telekommunikation).
    Ein wahnwitziger, ekelhafter und trotzdem wahrscheinlich ehrlicher "Unterhaltungsfilm" über das Leben als Yakuza, über das Leben fernab gesellschaftlicher Barrieren, hinein in morallose Gewaltphantasien psychisch gestörter Masochisten und hypnotisierter Marionetten.
    Oldboy thematisch gar nicht so unähnlich und doch etwas völlig anderes.
    Bizarr, eigenwillig, kontrovers, nichts was man mal ebenso empfehlen kann und schon gar nicht für jeden geeignet.
    Verständlich wenn man den beschissen findet, ich guck mir auch nur sehr ungern Vergewaltigungsszenen an, das bedeutet allerdings nicht, dass sie so wie hier auch nicht passieren und ein Blick hinter die mit Organen und Blut behangenen Fassade sollte sowieso schon irgendwie drin sein.

    9
    • 7 .5

      Was anfänglich ziemlich trashy kommt, entpuppt sich als gewitzter Auftritt eines Regisseurs, der selbst bei CSI zeigt, was er auf der Schippe hat.
      Zwischen gezückten Pipetten und schlecht animierten Windows 98 Webcamlifeschaltungen ist diese CSI-Folge, dessen Story Quentin Tarantino geschrieben hat und dessen Regie der Großmeister auch gleichzeitig selbst übernahm (ob per Zwangsauftrag oder eben nicht) selbstverständlich nicht mit heutigen High Quality Serien vergleichbar, weil in der ersten Staffel einfach noch zu knapp budgetiert.
      DOCH Quentin Tarantino holt mit ein paar genialen Kameraeinstellungen, cool geschriebenen Figuren, ein bisschen Gangster und jeder Menge zwinkernder Twists das letzte aus dieser, quasi an Saw angelehnten Folge heraus, was einfach so charmant und gleichzeitig intelligent gemacht ist und nebenbei teilweise echt beschissen aussieht, dass man dem guten mal wieder für seine Existenz nur danken kann.
      Die deutsche Synchro ist fast nicht genießbar und lässt die wieder mal originellen Einschübe, die seine Figuren vom Stapel lassen, hölzern wirken, deshalb empfehle ich dringend O-Ton und einen geschmeidigen 1,5h-stündigen Aufenthalt vor dem Fernsehgerät, den man sich von Tarantino und diesem CSI-Urgestein, das er mit seinem persönlichen Staffelfinale für mich deutlich aufwertet, versüßen lassen sollte und nebenbei eine Story eröffnet bekommt, die so viel mehr offenlegt, als nur Polizeiarbeit in einem irren Fall.
      Ganz natürlich kann diese CSI-Folge nicht im Alltagsgeschäft des heutigen Hollywoods mithalten, ganz einfach weil die Darsteller dafür nicht ausreichen, man ganz klare Mängel bei den Effekten und der Ausstattung hinnehmen muss, aber das ist mir persönlich zumindest bei Tarantinos Folge völlig egal, spätestens wenn man sieht, dass sich Tarantino cameomäßig diesmal in einen Sarg gelegt hat und hier seinen nüchternen und gleichzeitig zwinkernden Beitrag zu einem Format leistet, das längst verpönt ist, zur Zeit der Entstehung aber noch etwas ganz originelles war.
      Mal wieder zumindest kurzzeitig unterfüttert mit typischem 70er Rock und Soul, ist CSI: den Tätern auf der Spur - Grabesstille Teil 1 und 2 ein weiterer Beweis für die aus dem Ärmel geschüttelten Visionen eines Regisseurs, der in seiner kontroversen und expliziten Form mit IQ von 160 Nischenunterhaltung erschafft, die irgendwie jedem gefällt, der keinen Stock in seinem gutbürgerlichen Rektum zu stecken hat.
      Die Quintessenz seines Schaffens ist schließlich unvergleichliche Unterhaltung, auch wenn sich der ein oder andere vorstellt und wünschen möge, dass Tarantino in seinem Lustkeller in Leder und Gitterkästen versklavte Schwarze knebelt.
      Und so wäre ein Blick in seine Drehbuchschublade wahrscheinlich mein Todesurteil, weil mein Gehirn so viel Genialität nicht verarbeiten kann, aber wenn man sich mal Interviews oder Videos von ihm beim Drehbuch verlesen anschaut, dann merkt man recht schnell, dass dem ehemaligen Videothekenmitarbeiter wahrscheinlich mehr am Medium Film liegt als uns allen zusammen.
      Dementsprechend kann ich Grave Digger Part 1 und 2 jedem nur ans Herz legen, der schon immer mal sehen wollte wie sich Tarantino fernab seiner perfekt geschriebenen Filme so im Fernsehen anstellt, auch wenn man die Form in dieser ersten Staffel des Ursprungs-CSIs bemängeln und davor warnen muss.
      Mir hats als Fan gefallen, auch wenn man bereit sein sollte, ein Auge zuzudrücken.

      9
      • 8
        Big_Kahuna 23.12.2016, 15:01 Geändert 25.12.2016, 05:55

        Tom Ford und der Kampf seiner Figuren.
        So wie jeder Autor nur über sich und den Erfahrungen in seinem Leben schreibt, so offenbart uns Tom Ford einen Film, der wie aus einem Guss und gleichzeitig so eigenwillig symbolträchtig und doppeldeutig herüberkommt als wäre er ein mysteriöses Manuskript.
        Zeitebenen, die sanftmütig um den Kopf des Zuschauers schwirren, Inhaltsebenen durchbrechende Metaphorik, die den Zuschauer auf eine Probe stellt.
        Nocturnal Animals, ein Werk das die volle Aufmerksamkeit seiner Viewer abfordert, seine Hilfestellung die erstklassigen Leistungen der vielen A-Darsteller, die entweder unter dem Radar schwimmen oder aber längst zur Weltspitze des Filmgeschäfts gehören.
        Amy Adams, Jake Gyllenhall, Michael Shannon, Aaron Taylor-Johnson. Diese wohlklingende Aneinanderreihung von Namen dürfte wohl beim ein oder anderen zur Sichtung führen, zur Sichtung geführt haben, dazu führen, dass man sich den Film letztlich illegal im Internet reinballert, weil die Franchisekinos lieber in 10 Sälen gleichzeitig Star Wars bringen, weil selbst zum Kinostarttag nur 5 Personen in den Film gehen, wiederum weil die Deutschen einfach zu blöd sind, um sich gute Filme anzugucken oder letzten Endes dazu führen, dass man den Film auf die aufgrund der Länge in andere Dimensionen führende Vormerkliste setzt, wo er dann vor sich hin rottet und nicht gesehen wird, was verdammt nochmal ein beschissener Fehler ist.
        Nocturnal Animals ist schließlich einer dieser Filme, die einem die Hundekette um den Hals legen und einmal schön durch den riesigen Park führen. Man verlässt den Raum, in dem man sich gerade befindet und klettert direkt zu den Figuren in den Fernseher und kommt erst wieder in die Realität zurück, wenn man den Abspann über die Leinwand gleiten sieht oder man auf sein verkacktes Handy guckt, weil es in der Zwischenzeit schon 3x vibriert hat und man schon 1,5h nicht drauf geguckt hat, weil man so einen vereinnahmenden Film sieht, der auch noch richtig ansehnlich gedreht ist und auf Amy Adams fokussiert ist, wie der Liebhaber von Amy Adams.
        Nämlich ich.
        Mal verbirgt im gefakten Leben der High Society unter Freunden von hohem Stand mit ihren ausgebeulten Portemonnaies, ihr seidenglattes Rothaar ihr halbes Gesicht und mal erblicken wir beim gedanklichen Fremdgehen ihr vollkommen geöffnetes Antlitz.
        Bereits vom kontroversen Intro auf unsere jämmerlichen Gefühle und unsere lachhafte Eigenschaft in unserer eigenen Box zu denken, hingewiesen, merkt man recht schnell, dass man sich bei diesem Film über die Laufzeit entscheiden muss, ob das Kunst ist oder ob das weg kann.
        Amy Adams subtiles Mimenspiel der Gegensätze, das Balsam für das cineastische Auge ist, deutet neben diesem doppelbödigen, zwischen den Zeilen unter die Haut des Zuschauers kriechenden, spannenden Film, auf ein deutliches KUNST hin.
        Einzig Aaron Taylor-Johnson stiehlt hier allen die Show und spielt neben Samuel L. Jackson's Major Marquis Warren den Badass des bald beendeten Filmjahres 2016.
        Wenn nicht schon längst erledigt, sollte man den guten jetzt so langsam auf seine Liste der krassen Darsteller setzen.
        Nocturnal Animals, dessen Trailer schon ein dickes Erwartungsrätsel bereithielt, knallt uns eine Geschichte vor den Bug, die so außergewöhnlich wie stimmig erzählt ist und nach dessen Beendigung wir völlig verdutzt in die Röhre gucken.
        Tod oder Selbstrespekt.
        Hat man den Weg zum glücklichen Leben überhaupt noch vor Augen oder ist man nur die Mischung der zu erfüllenden Erwartungen seiner Mitmenschen an einen selbst und die Herausforderung mit seinen eigenen Gefühlen in Einklang zu geraten?
        Zufall oder bewusste Entscheidung?
        Tom Ford zeigt uns quasi in 3 Geschichten, die er so unfassbar gut gleichzeitig erzählt, wie Zufall und die tragische Arroganz des Menschen unsere Zukunft drastisch verändern können, wie uneingeschlagene Lebenswege in unser Bedauern münden und wie jede Möglichkeit auch gleichzeitig eine mehr oder minder schwere Wahl zur Folge haben wird.
        Im plätschernden Regen des gemeinschaftlichen Lebens rund um die Bedürfnisse aller, sind emotionale Verletzungen vorprogrammiert.
        Tom Ford setzt sie in physische um und sorgt damit für eine ziemlich spannende Geschichte.
        Danach, dazwischen, mittendrin, webt er das ganze wieder ins psychische Geflecht der Figuren ein und was sich in Formel ganz einfach anhört, setzt einen kompletten Film zusammen, den die meisten mal wieder nicht schätzen werden können, weil gute 70% des Films interessantes oder nervenaufreibendes Gerede darstellt.
        Gerede, das sich auch wegen Shannons Synchronstimme so finster anhört, dass man am liebsten selber jeden Tag 5 Zigarren und 1 Flasche Whiskey trinken will.
        Wer hier Geballer und rasante Verfolgungsjagden erwartet, der sollte sich fern halten, alle anderen sind quasi gezwungen einen Blick zu riskieren.
        Ein perfekt komponierter Film, der durch aus sperrig ist, aber gerade deshalb auch viel Aufmerksamkeit verdient hat.

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        • 7 .5

          Ein kleines, französisches Mafiaepos verknüpft mit einem Rachethriller, wo man vorher eigentlich einen reinen 96 Hours Actioner erwartet hätte.
          Anfänglich noch im Fahrwasser von Gesetz der Rache und Co. mit Feuchtigkeit benetzt, wird recht schnell deutlich, dass 22 Bullets einen Weg beschreitet, der leicht abseits der üblichen Actionschikane verläuft, was natürlich nötig ist, um auch wirklich einen ernsthaften Film kreieren zu können.
          Leicht beseelt mit Mafiavergangenheit wird auch ein 22 Bullets keine großen Gangstergeschichten im weitläufigen und komplett perfektionierten Casino- oder GoodFellas-Stil nacherzählen, aber das hat ohnehin kein anderer Film geschafft und Scorsese besetzt völlig zurecht meinen Thron der Mafiaepen.
          22 Bullets hat dennoch ein paar ganz große Pluspunkte.
          Das Pacing wird streckenweise mithilfe ein paar vorzüglicher Überblenden und intelligenter Schnitte so krass angezogen, dass es regelrecht untypisch ist für einen Gangsterthriller, gleichzeitig gelingt der Spagat zwischen philosophisch zart angehauchtem Drama und bleispuckenden R-Rated Racheactioner relativ bravourös.
          Wenn da nur nicht diese heftigen Schnittgewitter wären, die einem die ein oder andere Verfolgungsjagd vermiesen können und gleichzeitig Heat-Shootouts in Michael Mann Manier rückblickend ein wiederholtes mal aufwerten, dann hätte der Film als Genrehybrid durchaus in den Bereich der Perfektion hinaufsteigen können.
          Aber auch so bekommt man mit 22 Bullets einen richtig üblen Rachefilm vor die Unterhaltungswünschelrute, in dem man die richtige Wahl getroffen hat und bereit war das Geld für unzählige Bloodpacks und aufwendige Masken auszugeben.
          Und so sieht man hier dabei zu wie Bandenmitglieder geifernd versammelt um die brennende Mülltonne, quatschend in der Runde stehen während neben ihnen der Schädel von jemandem, der sich verzockt hat, solange mit einem Fußball verwechselt wird, bis man ihm die Gehirnmasse mit Blei veredelt hat.
          Und dennoch gehören auch hier gutes Essen, feine Anzüge und Kokainhandel im großen Stil zum Alltagsgeschäft, eingebettet in ein von kriminellen Migranten unterwandertes Frankreich, die es sich am großen Tisch mit Handfeuerwaffe im Halfter genüsslich gutgehen lassen.
          Ein optisch sehr ansprechender Film, der gut gedreht ist und mit einem immensen Goreanteil und gerade so schlüssiger Story dem Gangsterfilm frönt, was ich sowieso immer nur begrüßen kann.
          Jean Reno zeigt hier in routinierter Form, dass er ein guter Darsteller ist, aber auch der Rest des Casts ist optimal besetzt.
          Alles in allem der wesentlich bessere Layer Cake, auch wenn jener eher heisty ist als 22 Bullets, aber viel verkehrt machen kann man mit dem Teil hier mal absolut nichts.

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          • Alter Schwede, was für ein brachial zurückhaltender erster Trailer.
            Ich hoffe es bleibt einfach dabei und sie bringen keinen weiteren Trailer raus, denn Ziel eines Trailers sollte es ja sein die Zuschauer zu teasen und das ist mit diesen rotorangen HD-Atmo-Bildern besser gelungen als es andere Teaser jemals schaffen können.
            Meine Erwartungshaltung liegt jedenfalls irgendwo im Jenseits und seien wir mal ehrlich: das ist mal unabhängig von Gangster Squad der erste große "Blockbuster" mit Ryan Gosling, der solche Rollen ja nicht umsonst sonst gewissenhaft ablehnt. Leider fällt der Starttermin nicht in die Oscarseason sonst hätte ich ihm hier schon mal vorab eine Nominierung prognostiziert.
            Bin gelinde gesagt gespannt wie Wäscheleine auf dieses kommende Meisterwerk.

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            • Big_Kahuna 14.12.2016, 22:33 Geändert 15.12.2016, 11:00

              Angefangene Worthülsen prägen die Pergamente auf meinem Kirschholzschreibtisch.
              Mein Handy, die Apps auf dem Bildschirm scheinen rotierend von mir wegzugleiten, der gleichbleibend gleißend mein mit zerknitternden Stirnfalten übersätes Gesicht erhellende, sterile Lichterwurf verschwimmt vor meinen milchigen Augen zu einem undurchdringbaren Nebel der irdischen Nichtigkeit.
              Schon 3 Wochen habe ich keinen geraden Satz mehr auf meine sich sonst so stapelnden Blätter gebracht.
              Schon 3 Wochen kreist der sonst so stringente Gedankenstrom durch die Wirrungen meines Gehirns auf der Suche nach dem Sinn.
              Es ist Jahresende und wieder wird es so weit sein, dass die alljährlichen 365 Tage vergangen sind, die aus den durch Gravitationskräften der Planeten unseres Sonnensystems hervorgerufen, den Rahmen für den 24h-Tag und den Kalender unseres lächerlichen menschlichen Daseins geschaffen haben.
              Den Rahmen, der keine Bilder mehr für sich einfordert, weil unsere Bilder schon immer nur einer Prägung in unsere sterbliche Hülle gleichkamen, die den dement werdenden, vergänglichen Verstand mit nutzloser Nahrung fütterten.
              Und doch ist jeder Moment und jedes Gemälde, das unsere Inneres malte, lebenswert gewesen und das obwohl wir als Bestandteil eines an uns gerissenes und durch uns zermürbtes Ökosystem, keine persönliche Handhabe mehr besitzen, um uns aus all dem Wahnsinn der Alltäglichkeit zu entreißen.
              Wir, die Darsteller unseres und eines Lebens, das Gott sei Dank schon viel mehr Leben [Konsum] geworden ist als Überleben.
              Und so sitze ich vor dem leeren Schreibgefäß, in das meine Gedanken immer so fein hinab perlten und mir gehen die Tränen aus.
              Die Tränen, die die Freude und den Kummer aus meinem Geist hinauskitzelten, auf das jeder mögen wisse, dass ich ein fühlendes Wesen gewesen bin.
              Das mein erstrebenswertes Dasein irgendwann mal eine Berechtigung erfuhr, die es fortwährend für sich bestätigt, während all die anderen es mir gleichtun und im Tanz der Seelen ein unerschöpfliches Behältnis befüllen.
              Doch wir, die Menschen, die diesen Planeten bewohnen, sind zum Behältnis geworden, das immer weiter anwächst zu einem gigantischen Furunkel.
              Ja, ihr habt richtig gelesen.
              Furunkel.
              Der auf Feldern umherstreifende, französische Maler hat sich zum bingewatchenden, Pizza fressenden, lüstern Porno gaffenden, nach Reichtum gierenden Überfluss-Konsumenten entwickelt.
              Das weihnachtliche Fest der Liebe, ein prachtvoller Fresstempel idyllischer Familienabende, die man damit verbringt seinem Gegenüber lustige Facebookvideos zu präsentieren.
              Hach, es ist herrlich.
              Und doch bahnt sich fast schon Fließbandartig ein bewegtes Videobild nach dem anderen den Weg in mein Gedächtnis, während meine mit fluoridierter Pasta versetzten, schneeweißen Zähne auf den ungeschwefelten, getrockneten Mangostreifen herumknirschen, während ich auf der Couch sitze.
              Ja, ich schaue Filme und das nicht wenig, ihr kennt das vielleicht oder auch bestimmt.
              Das Filmegucken.
              Ein Zustand wechselwirkenden Einverständnisses mit den auf Leinwände gebannten Träumen anderer. Ist das richtig so?
              Kann man davon zu viel haben?
              Diese Frage in einem Filmforum zu stellen, ist fast schon naiv und das obwohl es wohl wenig bessere Orte für eine vorbehaltlose Diskussion über so ein Thema geben sollte.
              Schließlich sind wir hier in Deutschland und sowieso Meinungsfreiheit und so.
              Lügenpresse ausgeklammert oder doch überhaupt nicht existent?
              Ich bin mir jedenfalls irgendwie nicht mehr sicher ob wir uns in puncto psychologisches Verständnis noch weiterentwickeln oder ob uns bereits die antiken Griechen voraus waren, aber irgendwie war früher alles besser und das offene Geheimnis, dass Facebook und Whatsapp Beziehungskiller sind, weiß doch eh jeder weils gar kein Geheimnis mehr ist.
              Egal.
              Der vor Elektrizität pulsierende, sich wegen FCKW atmosphärisch auflösende Erdball, ich hoffe er implodiert aufgrund unerklärlicher chemischer Prozesse bald, dann muss ich mir nicht mehr ansehen wie meine Ex überglückliche Bilder von sich bei Instagram hochlädt, mit ihrem neuen Freund natürlich.
              Hallo Melanie, wenn du das liest, es ist gar nicht wirklich so, dass ich das tue, ich wollte dich nur eben erschrecken, ich hoffe das ist okay für dich.
              Für alle anderen die das hier lesen: der Name Melanie ist ausgedacht und ich hatte auch noch nie eine Freundin, was nicht weiter schlimm ist, denn der ein oder andere kann sich sicher ganz undement und rational an die Textstelle mit den Pornos noch erinnern, in der ich die Menschheit dafür verurteilt habe, mich aber trotzdem selbst rege daran beteilige.
              Wo war ich gerade noch?
              Ahh stimmt, bei dem Thema Filme.
              Und wenn ihr euch jetzt fragt, warum ich hier so einen Text schreibe und warum ich euch daran auch noch teilhaben lasse.
              Ich weiß es nicht.
              Irgendwo zwischen der Aufarbeitung der Geschehnisse und Beobachtungen in meinem Leben, der Austauschfreude mit Menschen, die ich nicht kenne und der Leidenschaft mehrmals wöchentlich stundenlang auf einen wie auch immer gearteten Bildschirm zu starren, glaube ich, dass es jemanden geben könnte, der den Sonnenuntergang so betrachtet wie ich ihn betrachte und der Robert De Niro's Performance in beispielsweise Raging Bull genauso wertet, wie ich sie werte und wie man sie womöglich, wahrscheinlich und doch vielleicht gar nicht werten sollte.
              In jedem Fall wünsche ich euch schon mal ein frohes Fest und einen guten Rutsch, auch wenn ich weiß, dass das Ganze nur ein weiteres Luftschloss ist, das als raffinierter Trick der Zweckentfremdung aus der menschlichen Gier heraus ganze Generationen begleitet und begleiten wird, was mich nicht daran hindert es euch trotzdem zu wünschen und es in jenem Sinne zu wünschen, der noch vertretbar wäre und sich von einem erneut und erneut zeitlich wiederkehrenden Event loslösen müsste.
              Und doch tut es das nicht, weil wir ohne unsere Gewohnheiten und die Gier nach dem Neuen und Ungewissen nur etwas wären, das wir uns nicht vor Augen halten können, weil wir uns für das höchste aller Wesen halten.
              Weil wir solange wussten, dass die Erde eine Scheibe ist und Menschen verbrannten, die etwas anderes sagten, bis wir bereit dafür waren unser Visier zu lüften.
              Ob wir nochmal dafür bereit sein werden unser Handy weglegen zu können?
              Vielleicht viel zu früh oder aber längst zu spät: Frohe Weihnacht alle miteinander.

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              • 1 .5

                Hochglanz-CGI-Verweichzeichnetes Karibik-HD-Actionsequel mit dem um sich ballernden 5%-Bodyfat Mac Gyver Verschnitt Jason Statham, der hier Jessica Alba (brauchst du Geld?) vor dem kompletten Absturz rettet, während er Löcher ins Thailändische Alcatraz sprengt und nach dem 20m Köpper ins peitschende Wasser an aufreißenden Haimäulern vorbei krault, als wäre er eine Mischung aus Michael Phelps und einer wendigen Wasserschlange.
                Es scheint so als hätte Jason, der chemieerprobte Alleskönner neben unbegrenztem Budget, komplettierten Fähig- und Fertigkeiten in allen Bereichen, ein unerschöpfliches Inventar und spurtet Jackie Chan mäßig im Godmode über Yachten, schwimmt durch Ozeane, erschafft neue Elemente und ist in der Lage über Leben und Tod zu entscheiden.
                Als einfühlsamer Gutmensch, gleichzeitiger Grobschlächter und Spielverderber des Verbrechens hat seine Handfeuerwaffe 35 Schuss im Magazin und seine in monumentalen 3 Minuten aufgebauten Liebesgefühle zur wunderhübschen Jessica Alba, die sich auch in diesem Film nicht komplett auszieht, sorgen für den kompletten Plot eines Streifens, in dem es eigentlich nur darum geht, dass eine Frau gerettet wird.
                Jason Statham ist ein kompletter Mensch und zurecht gefürchtet von der ganzen Welt, weil er einfach moralische Instanz, tödlicher Agent auf eigene Faust und menschlich einwandfrei ist, außer, dass er dauerhaft Headshots an alles und jeden verteilt, der ihm dabei in die Quere kommt seine Frau zu retten.
                The Mechanic 2 ist wohl einer der bescheuertsten Actionfilme die es so gibt und trotzdem hab ich mich für ca 2min des Films halb tot gelacht, weil man diesen sich bierernst nehmenden Film nicht ernst nehmen kann.
                Spätestens bei der Szene als Jason wie eine Mischung aus James Bond und einem Seiltänzer aus einem sich an einem Strang hängenden Schlauchmotorboot, das sich vertikal um die eigene Achse dreht wie ein Inception-Kreisel, aus der Hüfte feuert während er sich mit einem Arm daran festhält, da konnte ich mich nicht mehr halten.
                Feinstes Actiontrashgold.
                Sprengfallen, an der U-Boot-Luke befestigte Handgranaten und Pendelbetätigte Maschinengewehre inklusive.
                Ja, Jason hat sogar einen eigenen chemischen Stoff in Tictac-Verpackung entwickelt, der ganze Häuserwände und Panzerglas aufbricht.
                Und die berühmten Saugnäpfe, die dürfen auch nicht fehlen.
                Die eingangs erwähnte Mac Gyver Aura wird um eine Mischung aus Mission Impossible und 96 Hours ergänzt, also so ziemlich alle Zutaten, die normalerweise zum Erfolg führen sollten.
                Doch das tut es natürlich nicht, weil zwischenmenschliche Beziehungen sich nicht mit Onelinerdialogen aufbauen lassen.
                Letzten Endes muss man sagen, dass The Mechanic 2, in dem Jason Statham Jesus spielt, absolut belanglos ist, aber deshalb fast schon lustig wirkt und das obwohl das alles eigentlich ziemlich traurig ist.

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                • 7 .5
                  Big_Kahuna 16.11.2016, 12:29 Geändert 17.08.2019, 21:37

                  Zwischen mehrsprachig aufwachsenden Kindern und mit persönlichem Manager ausgestatteter, erfolgreicher Ehefrau erwächst aus der mit glücklichen Familienbildern behangenen Innenfassade eines perfekten Daseins im einwandfreien Saubermannleben einer wohlständigen Familie, die von außen und von innen intakt scheint, das Beziehungsproblem aus meinem Lieblingsthema: Sex.
                  Der niedere Trieb nach Befriedigung und Weitergabe der eigenen Gene, dagegen kann auch das Gebetsmühlenartige wiederholen der magischen drei Worte nichts ausrichten.
                  "Ich will ficken" meine ich natürlich, für den Fall das jemand was anderes dachte.
                  Der Vatertag als Tag des Blowjobs und der Würdigung des Familienoberhaupts, Keanu wird ihn alleine verbringen, so wie sein Platz innerhalb der Familie ein unbestimmter ist.
                  Er ist zwar der Vater, doch sexuell vernachlässigt, in der Erfüllung seiner persönlichen Hobbys und Sehnsüchte zurückgelassen, ein Schatten seiner erfolgreichen Frau, deren Anerkennung für ihn unerreichbar scheint.
                  Zu Zeiten der Emanzipation wohl das Paradebeispiel für das Fehlschlagen der Gleichberechtigung, wenn der Mann und das gleichzeitige Familienoberhaupt es sich als Alphatier automatisch zur Aufgabe gemacht hat, die Familie tapfer zu verteidigen und das leitende Glied zur Etablierung jener einzunehmen.
                  In Knock Knock visualisiert Eli Roth den moralisch uneindeutigen Kampf der eigenen Existenz um Anerkennung.
                  Den Kampf zwischen unumstößlicher Loyalität und dem fallen lassen der eigenen Werte.
                  Dem Kampf zwischen der Wahrung der eigens aufgebauten, gutbürgerlichen Existenz gegen die ureigenen Triebe und Gelüste nach prallen Möpsen und den wirbelnden Bildern die unser innerer Voyeur uns um die Ohren schleudert, während wir ständig die Zweifel hegen, wir könnten etwas verpassen.
                  Wir könnten die Erfahrung verpassen wie es wäre einen flotten Dreier mit zwei knackigen jungen Frauen zu haben, während wir uns kurz vor dem beginnenden physischen Verfall befinden und einen die eigene Frau dauerhaft körperlich abweist.
                  Wir könnten weitergehend die Chance verpassen unser Bassin des Lebens bis an den Rand unseres endlichen Daseins mit allgemein anerkannten Erfahrungen zu füllen.
                  Der menschliche Drang der eigenen Bedeutungslosigkeit zu erliegen und nicht alles mögliche dagegen getan zu haben, dass aus Betrachtung des Konsens unserer eigenes Leben langweilig gewesen sein könnte.
                  Eli Roth thematisiert das alles ganz beiläufig, während wir hin und her wackelnde Brüste und die Ungerechtigkeit unserer gesellschaftlichen Normen begaffen können.
                  Ein Potpourri aus gesetzlicher und zwischenmenschlicher Schikane.
                  So hat sich Keanu Reeves beim Spiel mit dem Zippofeuerzeug verbrannt und ist dem Teufel seiner eigens geschaffenen Grenzen begegnet und das, obwohl die meisten wohl sagen würden, dass er gar nicht so verkehrt und von seinem eigenen Standpunkt aus eigentlich richtig gehandelt hat.
                  Knock Knock ist ein Film der den Zeitgeist unserer sexualisierten Social-Media-Gesellschaft, in der ich unbekannten Damen über Whatsapp meinen gigantischen, wohlgeformten, stahlharten
                  Kugelschreiber als Bild schicken kann, einfängt und daraus einen unterhaltsamen, pessimistischen Unterhaltungsfilm über den menschheitsgeschichtlichen Verfall von uns macht und das auch noch, während wir ALLE in unserer arroganten Abgrenzung vorgeben etwas wichtiges und richtiges auf dieser Erde zu tun.
                  Knock Knock ist visionär, simpel und uneindeutig, eine sperrige Bestandsaufnahme mit ebenso einfachem Ende, das einem offen gesagt vorgaukelt einen der flachen "Home Invasion" Vertreter gesehen zu haben, die sonst so veröffentlicht werden.
                  Dem ist nicht so und doch werden mir die meisten anderen etwas anderes sagen.

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                    Man könnte darüber debattieren, ob es nicht nötig wäre, dass sich jeder Filmgucker mal einen solchen Film ansieht um zu sehen wie man einen Film drehen und aufbauen kann.
                    Natürlich ist mir klar, dass die neunschwänzige Katze kein perfektes Meisterwerk ist, aber der Film strotzt nur so von gut ausgearbeiteten Figuren und inszenatorischen Kniffen, sodass man sich einfach eingestehen muss, dass man mit Kreativität und einem ordentlichen Drehbuch einen absolut gelungenen Film kreieren kann, ohne zwingend mehrere Millionen Dollar dafür ausgeben zu müssen.
                    Die Visualisierung aus der Sicht des Mörders, dessen Identität typischerweise bis zum Schluss der Antrieb für den Plot darstellt, ist nur eine Finesse, die Argento bereithält und uns in diesem Frühwerk präsentiert, schließlich hat er hier auch noch den von mir höchstverehrten Ennio Morricone mit an Bord, der einen mit seinem zumeist ambivalenten Soundtrack mühelos in die Welt des Films zu transportieren scheint.
                    Die Tickets für ein Konzert des mittlerweile 88-jährigen werden direkt bestellt und ich bin fassungslos, dass der gute Mann es sich auch in diesem hohen Alter immer noch nicht nehmen lässt, vor Publikum zu dirigieren und zu spielen.
                    Das ist nicht nur bewundernswert, das verdient mMn allerhöchsten Respekt und nicht zuletzt auch die längst überfällige Anerkennung Hollywoods und auch Tarantinos, denn hier scheint jemand seine lebenslang andauernde Passion gefunden zu haben.
                    Über einen Zeitraum von fast 60 Jahren lieferte er konstant Leistung und erschuf Kompositionen prägender (Western)Klassiker, was sich in der Form keiner auf die Fahne schreiben kann.
                    Ok, reden wir mal Tacheles.
                    Der Film ist keine Plottwistgranate, hat aber einige spannende Szenen zu bieten und bleibt sowieso die ganze Zeit über interessant weil unvorhersehbar.
                    Er spielt nebenbei ganz gekonnt auch im extended Cut mit den Themen Homosexualität, Liebe, Journalismus und Werksspionage und sieht sich locker weg, während er einige Schauwerte zu bieten hat.
                    Stilistisch hält sich Argento im Gegensatz zu seinen späteren Werken zurück und lässt Platz für einen Kriminalfilm im Edgar Wallace Stil, bei dem man den für ihn bekannten Horror vergeblich sucht, was absolut nicht schlimm ist.
                    Ich mag ohnehin Filme, in denen jede zweite Figur einen wohlklingenden italienischen Namen trägt und auch Tarantino scheint derartige Dinge zu würdigen, man erinnere sich nur an Dominick de Coco oder Antonio auch Marghereti.
                    Bereits in die neunschwänzige Katze deutete sich Argentos späterer Stil innerhalb seiner meisterlichen Giallos an und man sollte sich solch einen Film ruhig mal ansehen, um in eine 70er-Jahre Krimiwelt abzutauchen, denn hier kann man noch die Ambitionen eines großen Regisseurs auf der Leinwand spüren, auch wenn dabei nicht ein alles überragender Film entstanden ist.
                    Gewalttechnisch ist die neunschwänzige Katze für einen Argento handzahm, aber auch hier kann man erkennen, dass (auch psychologische) Gewalt einen großen Bestandteil seiner Filme ausmacht.
                    Wer also die Filmographie von Argento komplettieren möchte, sollte diesen Film nicht hinten herunter fallen lassen, sondern ihn sich einfach mal geben, denn auch dieser Streifen gehört unweigerlich zu jenen, die im zeitlichen Kontext betrachtet die ein oder andere inhaltliche Überraschung bereithalten und die die selbstbewusste, mit ihren Waffen am Gefecht teilnehmende Frau etabliert haben.

                    PS: ich danke wie so oft SunnyOwl für die Bereitstellung der DVD.

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                      über 31

                      Es ist so wie es bei Rob Zombie nun mal grundsätzlich ist: kranke Leute werden von anderen, noch krankeren Leuten umgebracht, wodurch die Opfer so wirken als wären sie ganz normale Menschen.
                      Rob Zombie eröffnet in gewohnter Weise ein Skurrilitätenkabinett psychologisch verrotteter Figuren, die für Geld ihre eigenen Eltern in den Arsch ficken und dabei abmurksen würden, vermischt mit einer Story, die sich im Vorhinein nach einem größeren Ganzen liest.
                      Doch wo Zombie drauf steht ist, ist auch Zombie drin und wir erleben hier ein Haus der 1000 Leichen Versatzstück im Stile eines Hostel, nur das hier alle 10min ein neues Instrument des Teufels, ein neuer untherapierter, geistesgestörter Lustmörder mit Folterinstrument seiner Wahl die Leinwand stürmt, um dem Zuschauer seinen Wunsch nach übertriebener Gewalt zu übererfüllen.
                      Wie gewohnt wird hier im Rahmen völligen Wahnwitzes weitestgehend auf Computereffekte verzichtet und im Schnittgewitter der diversen Kämpfe um Leben und Tod, sieht man durch aus mit der Kettensäge abgetrennte Köpfe oder die mittlerweile im echten Leben immer populärer werdende Art jemanden mit 25 Messerstichen niederzustrecken, nur das man in 31, der im Jahr 1976 spielt, diesen gewissen Rob Zombie B-Movie-Charme verspürt, der das ganze einzigartig, aber eben auch nicht immer gut macht.
                      Verrucht, das ist es, was man mit Zombie, dem Multitalent, nicht erst seit jetzt verbindet und so wandelt sich sein Film als anfänglich installiertes Redneck Road Trip Slasher Movie, in dem Drogen und Sex noch die geringste und längst überwundene Hemmschwelle darstellen, zu einem bunten Knaller, der dir 1 Sekunde zu früh in der Hand explodiert und einen blutigen Stumpf hinterlässt, den man sich auch noch rektal einführen möchte, weil man nicht ganz gaga ist.
                      Selbstverständlich ist 31 nach 30min Spieldauer schon repetitiv, doch begonnen hat er mit einem netten Metaintro als verbaler Angriff auf den Zuschauer und sowieso sind die Sets, Masken und handmade effects das, wofür sich der Film lohnt, wenn man mit solchen Dingen etwas anfangen kann. Wie immer steht hier die unendliche Frage im Raum, ob das unmoralische Angebot, das Zombie einem hier mit offensichtlich mehr Budget im Rücken unterbreitet, auch annehmen und unterstützen sollte, denn letztlich hat man das alles so oder so ähnlich vom Meister höchstselbst schon mal gesehen, auch wenn das ein oder andere Hakenkreuz sicherlich für hinaufreißende Mundwinkel beim sich berieseln lassenden, niederen Zuschauer hinterlassen haben wird und man ob dieser völlig abgefahrenen Ideen, die dieser Streifen zum Teil auffährt, nicht anders kann, als ihn zumindest besser zu finden als das, was sonst so den Horrormarkt flutet, bis man in einem Haufen Scheiße zu ersticken droht.
                      Im Würgegriff alter Clownphantasien ist 31 genau der abgestorbene Gesichtslappen geworden, den man sich als Fan womöglich erhofft hat und ergänzt wurde das Ganze durch ein herrliches Farbenspiel der Düsternis und auch wenn der Umgang mit dem Thema sich fast schon als infantil herausstellt, so wird es wohl niemanden geben, der den Film so hinbekommen hätte wie Rob Zombie und das ist ja auch schon mal etwas.
                      Im Blockbustersegment ist Wiedererkennungswert ja ein ähnlich seltenes Gut wie es exotische Früchte und das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit in der DDR waren, auch wenn 31 natürlich kein Blockbuster ist und ich überhaupt nicht weiß warum ich das geschrieben habe, aber im Horrorsektor verhält es sich ja ähnlich.
                      Wem hier nicht das Klappmesser in der Hosentasche aufgeht, der sollte sich eventuell Sorgen machen, bei einer Selbsthilfegruppe oder aber bei Rob Zombie melden, aber das nur nebenbei bemerkt.
                      Trotz harter Shaky Cam für mich deutlich besser als The Devils Rejects, aber an seinen ursprünglichen Startpunkt und brodelnden Skurrilitätenkessel Haus der 1000 Leichen reicht 31 nicht heran.
                      Für Folterfreunde und angehende Serienmörder vermutlich DER Film, für Cineasten eher ein Standard-Slasher im gewohnten Rob Zombie Style.

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                        Big_Kahuna 28.10.2016, 10:25 Geändert 28.10.2016, 10:42

                        Ben Affleck in The Accountant ist genau das, was Tom Cruise in Jack Reacher sein wollte, es aber einfach nicht hinbekommen hat.
                        Ich will jetzt keinen Keil zwischen 2 gute Schauspieler treiben, aber die Entwicklung die Ben Affleck in den letzten Jahren durchgemacht hat, hat ihn mittlerweile in Tripple A Regionen vordringen lassen, auch wenn mal so ein schändlicher Film wie Suicide Squad in seiner Vita mit dabei ist.
                        Der Junge ist ein guter Junge und unter seiner Regie sind bis jetzt nur gute bis sehr gute Filme entstanden, während er selbst immer mindestens ein passabler Darsteller war, doch The Accountant ist genau einer dieser Filme, bei denen man nach dem Besuch ohne eine Miene zu verziehen aus dem Kino schlendert, bis der eigene stoisch-nichtssagenden Blick in ein breites Lächeln umschlägt, weil man soeben einfach einen richtig guten Film gesehen hat, der John Wick ernsthafte Konkurrenz macht und das obwohl wir hier primär einen 120-minütigen Finanzthriller vor der Brust haben, den 2/3 der Zuschauer langweilig finden werden, weil hier über Bilanzierung und Abschreibungen gequatscht wird, während die Charakterzeichnung der Hauptfigur ein Prozess ist, der über die gesamte Laufzeit des Films andauert.
                        Ben Affleck spielt erstklassig, auch wenn ich mir andere Darsteller ebenfalls gut in der Rolle des buchhalterischen Mathegenies hätte vorstellen können, ohne konkret Russel Crowe da jetzt zu nahe treten zu wollen, letztlich gefällt mir aber die Rollenwahl von Affleck in den letzten Jahren.
                        Man muss sagen, dass der äußerst langsam voranschreitende Film eine gewisse Sogwirkung inne hat, weil er erstens einfach eine interessante Hauptfigur mit interessanter Vorgeschichte in seiner Mitte hat, zweitens einen durchaus undurchsichtigen Plot zu bieten hat und drittens genau im richtigen Maß sein Fachchinesich auf die Dialogebene ausbreitet, damit dem Zuschauer nicht langweilig wird, weil er kein Wort mehr versteht und er doch wissen will, wie der Film langsam aber sicher preisgibt, was in ihm steckt.
                        Die zum Ende hin immer weiter zunehmende Gewaltebene kennt keine Gnade und hier durchdringt ein präziser Kopfschuss nach dem anderen die gegnerische Schädeldecke, während zum Glück kein CGI-Blut durch die Gegend spritzt und das ganze auch noch mit staubtrockenem Humor unterfüttert wurde.
                        Ben Afflecks Physis ist wie immer recht brachial wird aber nicht weiter beachtet, man sieht hingegen, dass er im Umgang mit Waffen ordentlich geschult wurde und auch Kampftechnisch durch aus gekonnt agieren kann.
                        Wie gesagt, das Teil hier ist auf John Wick Niveau und das obwohl wir hier eigentlich den trockeneren Film vor der Flinte haben.
                        Müsste ich The Accountant durch andere Filme beschreiben, würde ich sagen, dass er genau das ist, was man in Equalizer erreichen wollte: nämlich Anspruch und Unterhaltung zu einem vielschichtigen Gesamtwerk zusammenzufügen, das als Slowburner auf seinen dramaturgischen Höhepunkt zusteuert.
                        Entgegen jenem Equalizer wo Mark Twain-Zitate neben dem Leben einer miserabelst geschriebenen Nutte jegliche Gewalteskapaden eines Frührentners, den ich grundsätzlich gern sehe, legitimierten, sind die Motivationen der Figuren in The Accountant größtenteils undurchsichtig und wir gehen auf Tuchfühlung mit einem geheimnisumwitterten Soziopathen, der in Sekundenschnelle seine Handfeuerwaffe mit aufgeschraubtem Schalldämpfer aus der Hüfte ziehen kann und ausschließlich in Kopfhöhe zielt.
                        In The Accountant gibt es keine klaren Linien zwischen Gut und Böse, keine bewussten Grenzen zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit und über all dem schwebt die unaufhörliche Gier nach Geld und Macht, die der emotionslose Anker des Films mit Headshots beendet ohne auch nur eine Miene zu verziehen.
                        Und während ich so an der Kritikerwertung erkenne, dass hier so mancher Weltverbesserer die Hände vor sein Gesicht hält, wenn Kopfschüsse verteilt werden als wären es gut rationierte Bonbons, so muss man sagen, dass The Accountant einfach ein richtig gutes Ding geworden ist.
                        Wer Filme wie A Most Violent Year nicht stinklangweilig findet, weil er einfach Ahnung hat, dem kann man diesen Streifen hier zweifelsfrei empfehlen und auch sonst sollte jeder, der nicht gleich einschläft, wenn mal länger als 10min am Stück nur gesprochen wird, sich diesen Film verdammt nochmal ansehen.
                        Geiles Teil und ich prognostiziere dem guten Ben eine weiterhin steil ansteigende Karriere und zwar ohne, dass er das nächste Opfer der Blockbustermaschinerie wird.

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                          Erst denkt man sich so - ach du scheiße, dann kommt ein - oh wie toll.
                          Man hat ein ziemliches Schmunzeln auf dem Gesicht, das so ungefähr eine Viertelstunde anhält. Dann auf einmal denkt man sich so - was zur Hölle, das kann doch wohl nicht sein, kurz gefolgt von einem - ach du scheiße.
                          Als nächstes folgt ein - das kann doch wohl nicht wahr sein, dicht gefolgt von einem erneuten, sanften Schmunzeln, was allerdings nicht so lang andauert wie das vorherige und von einem was zum verfickten scheiß passiert hier eigentlich gerade gefolgt wird. Geht's noch?
                          Die Lage beruhigt sich für ungefähr 2min und dann auf einmal fällt der Film in ein hässlich, loderndes Feuer, aus dem der Teufel herausschaut und man sich selbst fragt, ob das was man gesehen hat auch tatsächlich passiert ist?
                          Alter Verwalter, was für ein hinterhältiger Film, der dir hinterrücks den Dolch in den Rücken stößt, um dann vor dir in Flammen aufzugehen, bis der Feuerwehrmann mit einem diabolischen Lächeln auf dem Gesicht vorbeikommt und jenes Feuer löscht.
                          Versteht mich nicht falsch.
                          Der Film beginnt wie ein schlechtes C-Movie im Tele 5 Style. Die Dialoge fahren die ersten 10min völlig gegen die Wand, nur um dann über kurz und lang Stimmungen heraufzubeschwören, die von überrascht, mitfühlend glücklich bis hin zu absoluter Erschütterung reichen und damit im Indie-Bereich mit Low Budget einen sowas von krassen Geheimtipp mit überauthentischen Charakteren zu schaffen (auch wenn der Best Buddy schon zu in Ordnung und einwandfrei ist), dass man fast von Blue Ruin Ausmaßen sprechen kann.
                          Dieser Film macht DIE Entwicklung durch und ich kneife mir in den Arsch, dass ich diesen ganz nebenbei sich vor dem Mad Max Universum verbeugenden Film noch nicht gesehen habe.
                          Über die Hälfte der Strecke bringt Bellflower dann auch noch ganz gut auf den Punkt, dass es im Leben eigentlich grundsätzlich immer nur um die Fickerei geht, abseits der verletzten Eitelkeiten, dem Stolz und was sonst noch so unseren Körper durchfährt, wenn wir mit uns mal doch nicht so im Reinen sind und andere dadurch abfucken müssen. Letztlich geht es immer nur um Befriedigung von Gelüsten und wenn deine Alte sich schon immer einen Prachtschwengel gewünscht hat, dann wird sie wahrscheinlich irgendwann auch einen bei sich in der Kiste haben, zumindest wenn sie so ist wie die große Masse und keine aufrichtige Wertevorstellung mehr hat, weil Werte heutzutage nur noch Schall und Rauch sind.
                          Ich mag den Streifen ehrlich, und wenn ich ganz ehrlich bin, dann ist es rein technisch eigentlich gar nicht soooo schwierig so etwas mit ein bisschen Budget auf die Beine zu stellen, merkt man ja an den 16000$, die das Teil gekostet hat, doch dazu brauch man eben hammermäßige Ideen, so wie Evan Glodell sie hier hatte.
                          Jedem, der Indiefilme mag und auch mal damit klar kommt, dass die Bilder dreckig und verrotzt sind und nicht jede Einstellung HD-Feeling versprüht, den kann ich diesen Film nur ans Herz legen und hoffen, dass man sich mal aus seiner Box bewegt und den Arsch voll mit Awesomeness bekommt.
                          Richtig gutes Ding, Empfehlungen sind raus, wenn ihr nicht einschaltet, seid ihr selbstverständlich selbst schuld.

                          PS: ich bedanke mich aufrichtig bei SunnyOwl für die Empfehlung und die DVD und sowieso für seine Existenz und ich möchte diesen Film unbedingt und unmittelbar an Donald Dungeon weiterempfehlen, weil das genau DER Film für dich sein dürfte. Go ahead watch it.

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                            Big_Kahuna 09.10.2016, 23:37 Geändert 10.10.2016, 06:38

                            Mr. Brooks - der Mörder in dir.
                            Auf voyeuristische Weise ist Mr. Brooks eine Art Hybrid aus verschiedensten, prägenden Filmen der letzten Jahrzehnte.
                            Der Gewaltsüchtige Zuschauer, der nach Gore gierende Unterhaltungspatient, der nach blutiger Unterhaltung gierende Gewalttäter, der Leichen im Keller versteckende Gutmenschengeist.
                            Auf wen zielt der Film ab?
                            Mr. Brooks ist eine Lehrstunde in puncto Voyeurismus.
                            Während Dietmar durch die zur Seite geschobenen Vorhänge eines Apartments auf die sich langsam öffnenden Schenkel einer in sexueller Extase befindlichen Frau giert und sich wie von Geisterhand die Knöpfe seiner immer weiter anschwellenden Jeanshose öffnen, landen die ersten beiden Schüsse des präzise tötenden Mr. Brooks im Schädel der beiden Partner, die eben gerade noch ganz geil davon geworden sind zu wissen, dass sie beobachtet und fotografiert werden.
                            Die einen beobachten um zu kommen, die anderen beobachten um zu töten und die, die beobachtet werden, finden den Umstand auch noch erregend, dass die Möglichkeit besteht gerade beobachtet zu werden.
                            Egal ob im Standard-POV-Porno weltweit abrufbar übers Internet, der meinem inneren Lustmolch vorgaukelt, dass ich es gerade bin, der befriedigt wird und das es nicht meine Hand ist, die in die Tiefen meiner Unterhose hinabgleitet oder hier im Film Mr. Brooks, bei dem wir Mann beißt Hund-artig einen Mörder begleiten, der vor anderen Menschen auf dem Höhepunkt ihrer Gefühle den Spiegel ihrer eigenen Illusion mit einem Kanonenschlag direkt in ihren Schädel zerschlägt und gleichzeitig für die bitter nötige Befriedigung des Zuschauers sorgt, der ohne den nötigen Thrill nur halb so glücklich wäre, so ist die Erkenntnis die der Film überliefert, eine allgegenwärtige und doch so platonische, dass sie gerade eben noch gedacht, direkt im Wind verfliegt, weil ungreifbar: wir alle sind die größten Voyeuristen unserer eigenen Leben.
                            Immer auf der Suche nach dem verbotenen, neuen, unbekannten, nach der unerlangten Erfahrung, die unser Inneres komplettieren soll, bis unser Erinnerungsschatz wie ein Phönix an den Rand des Horizonts davon flattert und seine Silhouette auf unserer Netzhaut auch nur ein Hirngespinst gewesen sein könnte. Wie Bill Pullman einst auf die Frage wieso er Videokameras nicht mag reagierte, erinnere er sich schließlich an die Dinge in der Vergangenheit eher so, wie er sich daran erinnert und nicht unbedingt so, wie sie passiert sind... aber halt Stopp, ich schweife ab.
                            Während Mr. Brooks in persona Kevin Costner nun also als subtiler, finanziell unabhängiger, in sich kompletter Mensch und gewiefter Henker zu unserer rechten bereit steht um uns zu zeigen, wie man Menschen richtig und sorgfältig umbringt, ist es vor allem das Unberechenbare, was den Menschen von klinisch steriler Planbarkeit in einem durchgeplanten Leben, in dem man nun schon alles erreicht hat und nicht mehr weiter aufsteigen kann, dazu führt, seine Sesshaftigkeit durch Sucht zu gefährden und das auch noch obwohl man weiß, dass jene Sucht genau dazu führen kann und irgendwann zwangsläufig wird.
                            Es ist als wäre Mr. Brooks eine Art American Psycho-Version von Heat, nur dass De Niro durch Kevin Costner ersetzt wurde und Al Pacino jetzt Demi Moore ist und es keine gigantischen Shootouts, sondern viel mehr Dunkelheit und ekelhafte Menschen gibt, die ekelhafte Dinge tun, doch dessen Grenzen zwischen Gut und Böse genauso verschwimmen wie unsere, weil wir nun mal der moralische Mittelpunkt unseres eigenen Lebens sind und jedes Schlagloch, also jede zweifelhafte Tat unsererseits unsere emotionalen Stoßdämpfer zur Abnutzung treibt.
                            Ich blicke in den Spiegel und erkenne die Umrisse eines Menschen, dessen Blicke wie ein im Patronenlager ruhendes Geschoss das eigene Cranium anvisieren. Im Angesicht eines mörderischen Costner, der den Schlagbolzen deines Revolvers verbogen hat, frage ich dich:
                            Was siehst du?

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                              Shaky-cam-Instagramoptik-Found-Footage-Film mit Drohnenfetisch wandelt sich vom x-beliebigen Jumpscarerepeater im Waldstück deiner Wahl zur durch aus würdigen Weiterführung einer längst vergangenen, damals noch vermeintlich wahren Geschichte über eine Hexe in einem Wald, die ihre Teilnehmer bis zum Eintritt des Todes psychoterrorisiert.
                              Während das Lionsgatesymbol zu Beginn des Films sich in meinen Schädel brennt wie das gleißende Scheinwerferflutlicht eines unbekannten Flugobjekts, dreht Adam Wingard Foundfootage nach Schema, bis der Zuschauer schon den Fuß aus dem Kino setzen will, um dann die Ursprungsgeschichte um neue Aspekte zu erweitern.
                              Was wenn die Hexe gar keine Hexe ist und was wenn doch alles gar nicht so passiert ist wie du es dir vorgestellt hast?
                              Adam Wingard webt die damalige Geschichte um Heather, die im Haus der Hexe ihre Kamera hat fallen lassen weiter und lässt weitere Ranken des Mythos um die Blair Witch aus dem Boden in den nimmermehr hell werdenden Himmel wachsen.
                              Der zeitliche Kontext wird natürlich direkt aus der GoPro-Selfie-Generation entnommen und schwupp haben wir genau wie vor 17 Jahren ein Young Adult Team auf dokumentarischer Wahrheitssuche, nur das diesmal Drohnen mitfliegen und jeder per Livestream mit am Start ist. Walky Talkys dürfen sowieso nicht fehlen und während immer wieder Standbilder aus dem Original millisekündlich in ein Frame aus dem neuen Teil eingebettet wurden, finden wir uns alsbald in erstickend engen Tunnelgräben wieder, die weder Anfang noch Ende haben und ohnehin ist Zeit ja auch irgendwie subjektiv und sowieso relativ. Für manche fühlen sich 5 Tage wie 5h an und eh man sich versieht, ist man tot und das obwohl man eben noch ein Video bei YouTube hochgeladen hat.
                              Ich möchte nicht sagen, dass man Blair Witch seine feste Zugehörigkeit zu allen anderen Found Footage Horrorstreifen leugnen kann, denn er ist eindeutig ein Film, den sich Leute ansehen, die auch einen Paranormal Activity 7 oder Saw 8 nochmal sehen würden, weil sie einfach nichts besseres zu tun haben.
                              Leute, die einfach gute Filme von schlechten nicht unterscheiden können, auch wenn man ihnen Shining mit einem Baseballschläger in die Schnauze prügeln würde.
                              Und jene Leute hätten auch noch Recht damit, wenn sie sagen, dass Blair Witch kein schlechter Film ist, auch wenn er sich über 60-70min so verhält und einfach nur ein Film bleibt, wie man ihn schon 100x gesehen hat.
                              Ich finde es gut, dass man sich glasklar am Original orientiert hat, finde es aber trotzdem beschissen, dass die gesichtslosen Charaktere sich so verhalten als wären sie geistig behinderte Waldorfkinder, denen man höchstens 2 Becken zur Selbstbespaßung in die Hand drücken kann.
                              Adam Wingard hat es so gewollt und ihm ist letztlich trotzdem ein würdiges Remake gelungen, gerade weil man ihm anmerkt, dass er das Original studiert hat und es wahrscheinlich einer seiner Lieblingsfilme ist. Für Epileptiker und Jumpscareallergiker absolut nicht zu empfehlen, für Fans des Originals aber schon so etwas wie Pflichtprogramm, weil unbekanntes Territorium.

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                                Big_Kahuna 29.09.2016, 23:03 Geändert 29.09.2016, 23:11

                                Was für ein abgefuckter, abgewichster, krasser, irrer, völlig durchgeknallter, abartiger, skrupelloser, blutiger, das auf die Wahrheit gerichtet Auge zerdrückender, völlig abgedrehter, mal hier normaler, dann wieder komplett eskalierender, sich ins Rückenmark des Zuschauers vorbohrender, unangenehmer, rücksichtsloser, in der aussichtslosen Lage seiner Charaktere badender, psychopathischer, minütlich stimmungswechselnder, ambivalenter, Schädel zertrümmernder, sich ins eigene Fleisch schneidender, vielschichtiger, nicht mit Zartbesaiteten zu guckender, hin und her pendelnder, böse Überraschungen bereithaltender, derber, abgelachster, einzigartiger, bösartiger, unterkühlter, markanter Haufen Scheiße von Film, der einfach das macht, was der Zuschauer nicht erwartetet und jener das in seinem zweifelsfrei harmonischen Wohnzimmer der idyllischen, heilen Welt in den Wolken, in der er sich den Film ansieht, gar nicht sehen will und dann doch hinguckt, weil er die erschütternden Bilder mit einem Vorschlaghammer direkt in seine Fresse geprügelt bekommt, bis er dann nach dem Film mit offenem Mund minutenlang vor dem Bildschirm verharrt um herauszufinden, was in Gottes Namen er sich da gerade angesehen hat und wann er das letzte mal einen so konsequenten Film mit einem so konsequenten Ende gesehen hat.
                                Genau das ist es, was passiert, wenn man einen Film gesehen hat, der anders als alle anderen sich in den Verstand des Zuschauers einnistet wie ein Parasit, nur um dann im letzten Moment alle Vitalfunktionen außer Kraft zu setzen, bis man seiner Körperwärme beraubt wie ein Stück Fleisch auf dem Sterbebett liegt und sich fragt, wieso man überhaupt auf dieser beschissenen Welt war. Meine Fresse, es ist als wäre Kill List direkt aus Satans Anus in meinen Fernseher geklettert und nun ist mein Wohnzimmer eine Ruhestätte für die ruhelose Seelen krimineller Triebtäter, die singend im Kreis um ein brennendes Pentagram tanzen, bis ich mir selbst die Pulsadern längs aufschneide.
                                Was für eine Überraschung dieser Film, der in die tiefsten Abgründe menschlicher Unmenschlichkeit vordringt, um uns in unseren Grundfesten zu erschüttern und das obwohl wir eigentlich schon längst wissen, was für Tiere wir sind. Langsam gleitet mein Kopf in die Schlinge des Henkersseils, bevor die letzten Worte meine blutigen Mundwinkel verlassen:
                                Schaut euch diesen Film an! Ihr werdets nicht bereuen.
                                Oder doch?

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                                  Was ein starker Flicken.
                                  Ich möchte nicht sagen, dass es sich bei Broken Horses um ein absolutes Meisterwerk handelt, aber es handelt sich um einen Film, der fernab samtlciher Kommerzstreifen primär über den Inhalt kommt und bei dem der Zuschauer gut beraten ist am Ball zu bleiben.
                                  Die Inhaltsspindel dreht sich rund um Figuren, dessen Persönlichkeiten durch Gimmicks im Film überdeutlich zum Vorschein kommen und der Vorzeige-Dietmar sie trotzdem nicht wahrnimmt.
                                  So ist Buddy gebeutelt durch den Tod seines Vaters eine tickende Zeitbombe, die jeden Moment Manngroße Löcher in jene Familien-Fassade reißen könnte, die durch die Mafia kontrolliert wird.
                                  Ignacio hingegen, dessen Beine als Folge seiner Taten oder doch der Taten anderer von einem Passagierzug sauber abgetrennt wurden, kreist mit dauerhaften Wahnvorstellungen auf einem Drehstuhl um ein Mülltonnenfeuer in seinem zerfallenen Haus, weil seine Frau damals bei lebendigem Leibe verbrannt wurde und er offenbar als Schatten seiner selbst immer noch nicht ohne sie leben kann und er sie quasi als Symbol seiner Todessehnsucht ins Mobiliar mit aufgenommen hat.
                                  Buddy, der schon von Beginn des Films an als kleiner Junge immer wieder aus verschiedenen Fahrzeugen aussteigt, ist die geborene Naivität und ein zerklirrendes Gefäß gefährlicher Manipulation, während sein Bruder virtuos mit der Violine in der Hand der einflussreichen Mafia auf dem dürren Hügelland gewieft mit der Klinge zwischen den Zähnen begegnet, weil er weiß, dass es keine andere Möglichkeit gibt die Vergangenheit zu besiegen und seinen einbetonierten Bruder aus dem Felsblock namens Umfeld zu lösen und das während er selbst eigentlich ein schüchterner, in sich gekehrter Junge ist.
                                  Broken Horses ist ein Film, in dem ein Dollarschein zum Vertrauensbeweis wird und eine überraschende Wendung ist nie absehbar. Hier sind teilweise Übergänge dabei, die dem schürfenden und buddelnden Zuschauer ne Schaufel in die Hand drücken und vor allem Charaktertechnisch diverse Feinheiten offenlegen, die man nur mitbekommt, wenn man wirklich genau mit schaut. Da wird Buddy's Traum von seiner Rede bei der Hochzeit seines Bruders per Schnitt zweigeteilt. Man denkt die Gedanken von Buddy werden visualisiert, doch was man sieht sind ein paar Gangster die gefolgt von der Border Patrol an der Grenze zeigen, dass es im Spiel wie so oft keine Regeln gibt und das jemand wie Mike Ehrmantraut die Ausnahme bleibt.
                                  Was Regisseur Vidhu Vinod Chopra uns hier präsentiert ist ein Streifen der Figuren-Beziehungen, mit der stetig ansteigenden Bedrohung einflussreicher Gangster aus dem Hintergrund, die Jakeys Bruder in der Hand haben.
                                  Ja, Broken Horses ist ein Film der uns demonstriert wann zeitliche Rückblenden über 15 Jahre wirklich Sinn machen und wie das mit der Charakterzeichnung in einem Gangsterfilm, der als waschechtes Drama durchgeht richtig funktionieren kann.
                                  Natürlich sind hier einige fähige Darsteller dabei.
                                  Vincent D'Onofrio als wirklich bösartiger Ober-G mit Mexiko-Connection, Anton Yelchin in einer erstklassig zurückhaltend dargestellten Rolle als jüngerer
                                  Bruder, der Unbekannte Sean Patrick Flanery kurz als komplett durchgeknallter Drehstuhlschwinger und letztlich vor allem Chris Marquette als Buddy.
                                  Wie er den eskalierenden Naivling spielt, der sein Herz auf der Zunge trägt, ist gewissermaßen einzigartig.
                                  Besser hätte man das einfach nicht machen können.
                                  Wenn jemand Filme auch einfach nur wegen der schauspielerischen Leistung einzelner Darsteller sieht, der kann sich getrost Broken Horses ansehen und die verblüffende Vielschichtigkeit eines Marquette sehen, der ohnehin neben den fein geschrieben Charakteren Buddy das letzte Quäntchen Tiefe gibt. Von grenzenlosem Hass, über absolute Glückseligkeit ist bis hin zu vollumfänglicher Güte alles in seiner Performance vertreten.
                                  Broken Horses ist schon so eine kleine Überraschung und verläuft größtenteils unvorhersehbar, weil man sich einfach keine Gedanken darüber macht und eher in den Charakteren drin steckt wie ein Parasit.
                                  Man muss wirklich sagen, dass der Film einfach gut gemacht ist und auch nicht so aussieht, als wenn er 2015 erschienen wäre. Das wäre locker auch so ein Film der 90er wie Mystic River nur in kleinerem Format, aber eben ähnlich stark was die Charaktere angeht.
                                  Den kann und muss man sich eigentlich angucken, wenn man wirklich an Filmen interessiert ist oder sowieso Anton Yelchins Filmliste abarbeitet, weil er einfach ein ordentlicher Darsteller ist.
                                  Wer Gangsterflicken mag und sich gern etwas ansieht, was man vielleicht nicht gleich 10min nach der Sichtung vergisst, der kann sich gerne Broken Horses reinzimmern, der zu Unrecht eigentlich so unbekannt ist und gern geguckt werden darf, zumindest von Leuten, die sich auch an kleineren Produktionen interessieren.

                                  PS: Danke an SunnyOwl für die Empfehlung!

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                                  • 7

                                    Am Anfang denkt man sich noch so: wow, was für ein Drecksfilm, doch diese anfängliche Bestandsaufnahme ist weit gefehlt.
                                    Egal, ich könnte jetzt einen ellenlangen Text über die Kommerzialisierung von Musik und allem anderen hier hineinschmettern und euch darlegen, dass der Film sich grundsätzlich offensichtlich in das seit Hangover und American Pie aufbäumende Genre des Fäkalpartyfilms, das immer wieder neue Erzeugnisse wie Project X auf den Markt spülen wird und man sowieso niemals bei der besten Party aller Zeiten dabei gewesen sein wird, weil das ja immer wieder die Messlatte für den eigenen Abend mit Freunden darstellt, die man überbieten muss, indem man sich die Hucke zu säuft und am besten 3 Weiber auf einmal abschleppt, aber das ist nicht schlimm, denn auch wenn man echt einen starken Willen braucht um die ersten 30-40min von Party Invaders zu überstehen, so wird man mit einer echten Überraschung belohnt, sofern man nicht schon Coherence gesehen hat, den ich ein zwei Zacken besser finde, wobei Party Invaders die größere Überraschung war.
                                    Zu aller erst muss man sich fragen, ob es tatsächlich gewollt war hier über die erste halbe Stunde wirklich die beschissensten und peinlichsten Dialoge, hervorgebracht aus dem Gehirn eines 12-jährigen Waldorfschulkinds, das bis zum heutigen Tage immer noch mit den Teletubbies stresstherapiert wird, auf jenen Zuschauer zuzulassen, der sich schon glaubt in der Filmhölle zu befinden.
                                    Gewürzt wird das ganze mit üblen CGI-Effekten und einer Twilight-Ausgangsstory, die zusammengefasst meinen cineastischen Blutdruck so hoch treiben, dass mein Herz jeden Moment aus meiner Brust springen könnte, um sich an einem von Tarantino bereitgestellten Polaroidfilm selbst zu erdrosseln.
                                    Ich möchte folglich nicht sagen, dass die ersten 30min Spaß gemacht hätten und selbstverständlich ist der gesamte Film offensichtlich auf Party, entblößte Titten und Kanisterweise Alkohol ausgerichtet, doch genau das ist der erwartete Trugschluss und die Hoffnung die man hat, wenn man den Film von jemandem empfohlen bekommt, der einem so etwas nie empfehlen würde, weil er Ahnung hat. Von der eigenen Erfahrung gespoilert, muss man schon das am Anfang des Textes erwähnte Kind sein, um nicht ahnen zu können, dass es da die ein oder andere Idee geben könnte, die Regisseur Dennis Iliadis auf clevere Art und Weise mit eingebaut hat.
                                    Natürlich ist mir aus dem The Last House on The Left-Remake bekannt, dass der Gute jetzt keinen Drehbuchoscar bekommen wird, aber das Remake war trotzdem verdammt spannend und ordentlich inszeniert, sodass man im Vorhinein schon auf einen guten Film hofft, dem man seine Schwächen verzeihen kann.
                                    Aufgrund dessen, dass der Film dann so langsam zum Science-Fiction Partyhybrid hinaufsteigt, der eine klare Identitätenfrage in den Raum hinausfeuert und auch neue Zeitebenen einbaut, macht ihn schlagartig interessant und auf einmal kann das Teil was.
                                    Eben noch habe ich mich zu Tode gelangweilt und war noch empört von blanker Dialogschikane und schwupp, hab ich einen Metafilm vor der Brust, dessen Rätsel ich in energischem Willen lösen möchte.
                                    Doch darum kümmert sich Party Invaders nicht.
                                    Er entfesselt ein Fiasko, das in meinem Gehirn die Gedanken zwischen Ordnung und Chaos hin und her pendeln lässt und dabei ein bis zwei brachial verblüffende Momente kreiert, die ausnahmsweise mal nicht mit Titten oder auch Ficken zu tun haben, sondern dem weltoffenen Zuschauer ein paar nette Fragen in den Kopf setzen. Ist Selbstakzeptanz und Selbstrespekt der Schlüssel zu einem erfüllten Leben im Pool der multiversen Versionen seiner selbst?
                                    Wie würde ich meinem Ebenbild begegnen?
                                    Durch aus brutal und exzellent gedreht hinterlässt Iliadis einen Telefonbuchdicken Fragenkatalog auf unserem Schreibtisch.
                                    Antworten gibt es nicht und auch wenn er gesamtheitlich das ein oder andere Logikproblem im Rucksack dabei hat, so mutiert Party Invaders vom beschissensten Film aller Zeiten zu einem richtig überraschenden Geheimtipp, der durch aus Ambitionen hatte sich zu den ganz großen seiner Zunft zählen zu können.
                                    Leider bleibt ihm dieses letzte Quäntchen verwehrt, dennoch eine definitive Empfehlung für open minded people von meiner Seite.

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                                      Big_Kahuna 19.09.2016, 16:30 Geändert 20.09.2016, 11:09

                                      Das war er also, einer der Wegbereiter des Giallo-Horrorthrillers in den 60er-Jahren.
                                      Allein schon beim Intro, bei dem sich moderne James Bond Filme in puncto dezent und reizvoll mal eine Scheibe abschneiden können, merkt man wie einwandfrei Blutige Seide ist.
                                      Bava hat hier einen absolut ikonischen Giallo abgeliefert, in dem von Beginn an jede Szene eine ganz eigene Art von Horror/Spannung versprüht. Blutige Seide ist eine Kugel, die sich aus all ihren kantigen Bestandteilen erst zusammensetzt und dann anfangen kann zu kullern.
                                      Ob man jetzt das Modeatelier als zentralen Ausgangspunkt von Schönheit und Verderb, von Liebe und Verrat, von hübschen Schmetterlingen und garstigen Kakerlaken nimmt oder die vom Nebel beleuchtete, Friedhofsartige
                                      Dunkelheit, in der weiße Netzstrumpfhosen die Identität des Manteltragenden Täters verhüllen, während rote Modelpuppen und Rattanmodelkörbe mit aufgesetzten, wilden Perücken über das Innenleben der umtriebigen Villenräume wachen, so ist blutige Seide ein Film, den mal als Filmfan nur gern haben kann, weil er jeden Bestandteil innerhalb des Mediums auskostet wie wir eine frisch geköpfte Flasche Flasche Château Lafite Rothschild.
                                      Giallo-Typisch heftet sich die Kamera an das aktuelle Geschehen und springt von einer Figur zur nächsten, um einen verworrenen Plot rundum die offensichtlichen, aber trotzdem verborgenen Gefühle seiner Charaktere zu spinnen, die allesamt in Egoismus zu baden scheinen.
                                      Vollgepackt mit blinkenden Lichtern jeglicher Couleur und ausgestattet wie ein Antiquitätenmuseum sind die Sets eine Augenweide für das CGI-freie Auge auf einen Film aus den 60ern, der sich so anfühlt wie ein Film aus den 70ern oder 80ern, während im Hintergrund der italienische Instrumental-Score sich langsam aber sich in das Cineastenherz hineinkomponiert.
                                      Blutige Seide ist einfach klasse weil in jeglicher Hinsicht wertvoll und einfach unterhaltsam, weil man in einen riesigen Pool aus Figuren geschmissen wird, die früher oder später aufeinandertreffen. Natürlich ist das kein tiefschürfender Kriminalfilm und die Dialoge sind teilweise hölzern wie meine IKEA-Schrankwand, doch wie Bava teilweise mit seinen Stilmitteln spielt, ist grandios.
                                      Wenn man sich als Zuschauer dank der cleveren Inszenierung von Bava schon den Täter auf frischer Tat im Mantel vor dem Kamin erhofft, es dann aber doch nur die Hausfrau war, kann man sich ein fettes Schmunzeln einfach nicht verkneifen.
                                      Wie in den meisten Giallos ist es in Blutige Seide auch die Mischung aus exzentrischen Sets und Charakteren, psychologischen Vorgängen innerhalb der Figuren und die Frage nach der Identität des Täters, die diese Filme abseits ihrer visuell einzigartigen Aufmachung sehenswert und anders machen. Würde man nach einer passenden Beschreibung für solchen einen Filmen suchen würde es wohl die Bezeichnung charmant-bunter Edgar Wallace am ehesten treffen, und wenn man einen Giallo guckt, dann weil man das Medium als vielfältige Plattform des Ausdrucks und Inhalts akzeptiert und schätzen gelernt hat und Unterhaltung nun mal nicht gleich Unterhaltung ist.
                                      Letztlich ist ja eine alte Weisheit einen Film so enden zu lassen, wie er begonnen hat und so schwingt das Haute Couture Schild ähnlich wie der scharlachrote Telefonhörer auf ewig in cineastischer Erinnerung hin und her wie ein Pendel.
                                      Einfach super.

                                      PS: Danke an SunnyOwl für die mit Extras nur so zugeschissene, in Ton und Bild restaurierte Arrow-DVD, da bekommt man wirklich mal was für sein Geld geboten!

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                                        Big_Kahuna 16.09.2016, 13:33 Geändert 16.09.2016, 18:35

                                        [geringfügige Spoiler enthalten]
                                        Das war er also, der von den Kritikern gelobte Horror(?)hit diesen Jahres. Ein paar verjunkte Jugendliche brechen in das Haus eines blinden Vietnam-Veterans ein, von dem man einfach aus der Zeitung weiß, dass 300000 Bohnen bei ihm zu Hause liegen.
                                        Jo, wem das leicht bescheuert vorkommt, der hat dahingehend Recht, dass man in Don't Breathe die Wünschelrute nach Logik eher einstecken lassen sollte, statt wirklich nach dem Mehr an Realität zu suchen. Warum Don't Breathe trotzdem ein guter Film ist, liegt auf der Hand. Selbstredend bietet der Stoff um den Einbrecher, der Wertgegenstände und/oder Geld aus dem Haus des Opfers stibitzen möchte, aber selbst zum Opfer wird, weil im Haus nicht etwa ein verweichlichter Vollidiot wohnt oder gerade schon jemand anders die Obhut über jenes übernommen hat (The Collector), immenses Spannungspotental. Die Täter-Opfer-Verschiebung im Horrorgenre ist kein neuer Hut und erfährt spätestens seit I Spit On Your Grave neue Hochkonjunktur, doch Don't Breathe bleibt etwas besonderes, auch wenn er sich letztlich ebenfalls den Konventionen des Genres hingibt und das Ende gelinde gesagt regelrecht auf eine Vollkatastrophe zusteuert.
                                        Die Einstiegsszene eröffnet uns ein ungleiches Triple-Team um einen Nerd, ein Kiffer-Girl ausm Ghetto und einen, der kein Gehirn und nur Dollarscheine in den Augen hat.
                                        Das wärs insgesamt auch schon zur Charakterzeichnung und hier präsentiert man uns keine neuen Pfade in die Kellergegenden eines Films, der eigentlich ein Thriller ist und von mir auch so behandelt wurde.
                                        Glänzend gedreht mutet dieses Stück Film wie ein triefender Hochglanz-4K-Film an, dessen Kamera eine Wiege ist und der Film das Baby, was hin und her geschaukelt wird. Die Kamera gleitet durch die Gassen und Straßen, als wäre sie ein geflügeltes Wattekissen, nur steuern ihre Protagonisten geradewegs in den Höllenschlund eines Hauses, das von einem abartigen Krieger bewohnt wird, der fernab seiner nicht mehr vorhandenen Augen nur noch eine verkrüppelte Seele zu bieten hat.
                                        Der eigentliche Einbruch und die gesamte Planung im Gebäude ist absolut erstklassig dargestellt, da gibt es kein partout. Wie die Figuren durch die unbekannten Flure wandern und der allwissende Erzähler durch eine allsehende Kamera ersetzt wird, die uns gleichzeitig die markanten Eckpunkte und bedeutende, versteckte Waffen des Hauses durch ihre 360Grad-Führung offenlegt, ist ein wahrer Augenschmaus für den geneigten Cineasten. Die zerberstend ruhige Stimmung, die hier gewahrt werden muss, da ein mit seinen Händen tödlich arbeitender Mann, der nicht mehr sehen kann, aber nahezu alles hört, ziemlich gefährlich ist, sorgt hier für einen der spannendsten Filme, die ich bis jetzt sehen durfte.
                                        Gerade, dass die nun eigentlichen Opfer mit diesem Irren-Exsoldaten in einem Raum oder direkt nebeneinander stehen können, macht Don't Breathe so spannend, denn nur in wenigen Filmen lassen sich derartige Szenarios herbeiführen.
                                        Gerade die Szenen, in denen brachiale Ruhe herrscht, die durch den immer wieder wiederkehrenden Überraschungsmoment durchbrochen wird, sind es neben der derben Gewalt, die mich ernsthaft an der FSK-16 Beschränkung zweifeln lassen und den Film gleichzeitig wert sind zu sehen. Die neuen Schauwerte resultieren entweder daraus oder aus der Kamera, die mal schwebt, mal spurtet und mal als unaufdringliche Hilfeleistung für den Zuschauer beispielsweise im dunklen Keller per Nachtsicht agiert. Abseits davon muss man leider sagen, dass sich Don't Breathe in eine Reihe mit all den Filmen einordnen lassen muss, bei denen der Zuschauer sich immer und immer und immer wieder dem gleichen Handlungsmuster hingeben muss.
                                        Was? Sie sind kurz davor auszubrechen. Es muss ein Twist her. Was? Sie hat es echt geschafft rauszukommen? Schicken wir den Hund hinterher. Was? Sie hats echt geschafft? Schicken wir den Hund hinterher. Was? Ich dachte er wäre tot? Wir brauchen einen Twist.
                                        Der Film verliert sich über die gesamte Laufzeit in einer Aneinanderreihung von gut gedrehten Fluchtsequenzen, die immer wieder in einem Twist enden, der eine neue Flucht- oder Kampfsequenz auslöst, mal abgesehen von einem Twist, der wirklich überraschend kam.
                                        Das ist wie im Horrorspiel Outlast, wo man sich immer und immer wieder vor irgendwelchen Kreaturen verstecken muss und dann wegrennt, wenn sie einen entdeckt haben.
                                        Selbstverständlich gibt es hier genauso wenig wie in anderen Standardhorrorfilmen eine tiefgehenden Charakterzeichnung, ausgeprägtes Storytelling oder eine überraschende Metaebene, aber eins hat man hier durchgehend und zwar Spannung.
                                        Man muss schon ziemlich abgebrüht sein, um sich hier gerade in den ersten beiden Dritteln nicht in den Kinositz zu krallen, leider verliert sich der Film dann irgendwann in belangloser Action und bleibt im Gedächtnis als beliebiger Thriller zurück, der ordentlich gedreht und manchmal ordentlich geschauspielert ist.
                                        Die Charaktere sind erst mal alles Stereotypen und der Antagonist hat auch nach dem Film noch ein riesiges Fragezeichen über dem Kopf, aber das ist ja nichts unbedingt schlimmes.
                                        Viele werden den besser finden als ich, aber letztlich reicht er nicht an moderne Meisterwerke wie It Follows heran, die es sich getraut haben, neue Wege fürs Genre anzulegen. Wirklich starker Film, aber trotzdem schade.

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                                          Big_Kahuna 12.09.2016, 16:36 Geändert 12.09.2016, 16:54

                                          [leichte Spoiler enthalten]
                                          Der Film spielt stark mit dem Thema Identität.
                                          So ist Misstrauen ausgehend vom
                                          Thema ein zentraler Bestandteil in Motel Room 13.
                                          Wir befinden uns in einem Motel, einem Nichtort, an dem der durchreisende Mensch auf anonyme Weise übernachtet. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem er mit einer Kreditkarte bezahlt, was unsere Hauptfigur auf keinen Fall tut und lieber 700$ Cash auf den Tisch legt, damit man per Beleg nicht nachweisen kann, dass er überhaupt da gewesen ist, da er einen falschen Namen angegeben hat.
                                          Ja, wir befinden uns an einem
                                          Ort, an dem Gäste mit dem Personal über "Do not Disturb"-Türhängeschilder kommunizieren.
                                          Und während John Cusack dabei ist seinen Auftrag zu erfüllen und eine Tasche zu bewachen, dessen Inhalt ihm unklar ist, ist er gleichermaßen wie der Zuschauer einzig und allein auf sein Gespür angewiesen. Und die ersten Anhaltspunkte, die man so hat, wenn man unbekannten Personen an einem unbekannten Ort, der von einem skurrilen Rezeptionisten, der unter dem Tisch schläft, überwacht wird, begegnet, sind nun mal optische. Wer mir sagen will, dass er sich nicht vom Äußeren anderer Menschen beeinflussen lässt, ist ein dreister Lügner oder verblendet.
                                          Dabei stellt sich die Frage nach der wahren Identität und wie Identität überhaupt definiert wird, dauerhaft.
                                          Handelt es sich darum wie man ist, wie man aussieht oder wie man sich gibt? Oder doch einfach, Name, Nationalität, Hautfarbe, Augenfarbe? Gesichtsform?
                                          Oder ist das alles doch aus persönlichem Blickwinkel betrachtet stets ein subjektive Mischung aus allem?
                                          Kennen meine Kinder oder meine Frau mich besser als irgendein vorbeilaufender Passant, der mich 20m aus der Ferne 5min beobachtet oder ist dies auch anders herum möglich?
                                          Motel Room 13 gibt dahingehend sehr spannende Denkansätze preis und glänzt vor allem stimmungsmäßig, die durchgehend schlechten bis beschissenen Bewertungen sind mir gelinde gesagt schleierhaft.
                                          John Cusack hat dann diesbezüglich gleich auch noch einen Metaunterhaltung mit einer Nutte (Rebecca Da Costa), die im gewöhnlichen Leben wenn man es genau nimmt, einzig und allein auf ihr Äußeres und ihre Fickbarkeit reduziert wird, während sie damit Geld verdient. So ist ein Bordell ähnlich wie ein Motel ein Ort der Anonymität, an den man reist, um freundlich ausgedrückt gegen Entgelt eine unbekannte Person zu penetrieren und danach wieder zu verschwinden.
                                          Die Antworten der Nutte auf die Fragen nach ihrer Identität, beantwortet sie dann dementsprechend auch damit, dass sie so ist, wie er sie gerne hätte. Sie ist so alt wie er es sich gern vorstellt und kommt dort her wo er es gern hätte. Sie ist die personifizierte Identitätlosigkeit und damit identifiziert sie sich auch noch, während sie eigentlich gar nicht diejenige ist, die sie vorgibt zu sein. Vielleicht ist sie ja auch deshalb keine Nutte, weil ich sie dazu bereits zu Beginn des Films vorverurteilt habe und der Regisseur mit mir Ping Pong spielt.
                                          Es ist eben genauso wie es Refn in Only God Forgives gezeigt hat, als hinter dem Schaufenster diverse Thai-Nutten sitzen und der Freier sich dann eine aussuchen kann und die jeweilige Dame dann wie ein Stück Fleisch ihren Dienst verrichtet und dabei vorgibt Spaß zu haben.
                                          Zusätzlich dazu wird der Zuschauer und auch John Cusack immer wieder hinters Licht geführt, was seine optischen Vorurteile angeht, so hat die Nutte eine Perücke auf und der Rezeptionist sitzt im Rollstuhl und das obwohl man sich vorher schon sein eigenes Bild gemacht hat.
                                          Die Harmonie zwischen der unfassbaren Schönheit Rebecca Da Costa und John Cusack ist unvergleichlich und der Zuschauer wird in diese Geschichte hineingezogen wie in eine andere Welt. Das nimmt zwar nie wirklich Drive-Ausmaße an, aber ich kann mich in den lang gezogenen Dialogen und auch Da Costas Gesicht verlieren.
                                          Man hat sich hier große Gedanken über das Setting gemacht und wollte eine Welt am Rand der Realität erschaffen, das hat Regisseur David Grovic so geäußert.
                                          Das Resultat daraus ist ein äußerst düsteres Thrillerflickchen mitten in der versifften Gosse eines Motels, in dem sich Gangster, Schlampen und Auftragskiller tummeln wie auf einem Ameisenhaufen, hinterlegt von blauen und roten Neonlichtern.
                                          Gerade bei dunklen Szenen hält sich das Beleuchtungsteam zurück, wo bei anderen Filmen ein Lagerfeuer die ganze Stadt beleuchtet. Der Film ist eine Vorführung dafür, wie man entweder pointiert oder eben übertrieben beleuchtet.
                                          New Orleans diente als Vorlage für das Sumpfland, durch das sich der verzwickte Thriller, in dem John Cusack einen präzisen Killer mit Vertrauensdefizit spielt, bewegt.
                                          Selbstverständlich ist das Script kein Metatwistlabyrinth und manch einer mag ihm Einfältigkeit unterstellen, nichtsdestoweniger bekommt man hier einen richtig derben Gangsterthriller ins Haus geliefert, der vor rüder Gewalt nicht zurückschreckt und nebenbei anführt, dass sich die reichsten unter uns Doppelmoral leisten können oder alternativ auch einer Frau ins Gesicht schlagen dürfen, bis ihre Nase durch ist.
                                          Von willkürlicher Polizeigewalt gesteuert durch Machthaber, die mit den Scheinen wedeln, habe ich noch nicht mal angefangen.
                                          Personalausweise (Identität) werden hier sowieso auch von niemandem verlangt.
                                          Selbstverständlich ist De Niro nur noch ein Schatten seiner großen Leistungen, doch die Nahaufnahmen von seinem faltigen Gesicht, während er seine intelligenten Meta-Lines über Treue, nonverbale Reaktionen, wirkliche Superstars und ihre Drogen und Facharbeiten über Beziehungen von Yakuzi und ultrarechten Politikern in Nachkriegsjapan droppt, versetzen sich mich in einen nostalgischen Moment, der gleich wieder wie Sandstein zerbröckelt, weil man merkt, dass seine Figur keinerlei Tiefe hat. Ich find ihn trotzdem klasse, denn er ist als Gangsterfigur immer eine Bereicherung und kann solche Rollen natürlich grundsätzlich mit links und 40 Fieber spielen, allein bei der Anfangsszene dürfte dem
                                          geneigten Gangsterfan das Herz aufgehen, auch wenn ich sagen muss, dass sein 5min Auftritt in American Hustle für mich immer noch sein stärkster der letzten 5-10 Jahre bleibt, was natürlich keine wirklich positive Aussage ist.
                                          Die Wahl von John Cusack als Hauptdarsteller ist dahingehend interessant, dass der Gute schon mal in Identität eine ähnlich interessante Rolle ebenfalls in einem Motel gespielt hat. Ob das Zufall ist?
                                          Die Zusammenhänge muss man sich selbst legen und dann kann man mit diesem teils herb gewalttätigen R-Rated-Flicken ordentlich Spaß haben.

                                          PS: natürlich ist das von den Beziehungsgeflechten kein 2. Departed, aber mit der Erwartung sollte man auch nicht an diesen Film gehen.
                                          Von mir klare Empfehlung.

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                                          • 5 .5

                                            Salma Hayek, ein luftiges Nachtkleid und der Hauch einer Story.
                                            Sie ist die Vollkommenheit einer Frau: astreiner Körper, überragendes Dekolleté, langes mitternachtsschwarzes Haar, das Temperament einer Löwin, sie kann mit Waffen umgehen und räumt hausfraulich die Leichen weg, um
                                            die Bude zu putzen. Sie ist verständnisvoll und sieht selbst im Jogginganzug rattenscharf aus, während sie dir erotisch obwohl gar nicht erotisch gemeint die Kippe in den Schlund steckt, weil du dich nicht bewegen kannst.
                                            Ich liebe Salma Hayek und ich werde sie immer lieben.
                                            Diese kurvige Schönheit sieht auch mit 50 immer noch so aus, als wäre sie gerade aus einer Meeresmuschel geschlüpft. Als Santanico Pandemonium hat sie sich in From Dusk Till Dawn in die Männerherzen getanzt und das obwohl sie Angst vor Schlangen hat.
                                            Die Frau hat Stil und macht auch für Robert Rodriguez einfach mal in einem Stripwerbeclip mit. Wer die Dame vor 20 Jahren nicht geil fand, der hat einfach keine Ahnung von Frauen und auch in Everly ist sie immer noch knackig wie eine frische Paprika.
                                            Das ändert natürlich aber nichts daran, dass der Film eine Totalkatastrophe ist und eigentlich nur als Trashmovie funktioniert, worüber der Film sich aber an den meisten Stellen bewusst ist.
                                            Die nicht vorhandene Story fällt selbstverständlich in die Kategorie hanebüchen und wird von einem durchgehenden Unlogiklevel weit über der Thermometergrenze getragen. Über der Thermometergrenze liegt allerdings auch die Outfitauswahl von Miss Hayek. Mal im leichten Nachtkleid, mal im oben offenen Trainingsanzug, schwingen ihren Prachtäpfel hin und her wie eine Liebesschaukel, während sie sich durch gegnerische Horden verkleideter Hostessgirls, Gangster, asiatische Ritualmörder und Spezialeinheiten mit dem Maschinengewehr ballert.
                                            Ausgangslage für dieses an den Haaren herbeigezogene Massaker ist, dass sie ihrem Ex-Freund als verjunkte Crackhoe fremdgegangen ist und er sich nun rächen möchte.
                                            Daraus entsteht dann dieser wohlwollend ausgedrückte The Raid-Sin City-Mix, der kaum ernst gemeint sein kann und von den stereotypen Charakteren her eher wie ein schlechtes Comicmovie daherkommt. Doch das ist alles nicht schlimm, denn Salma Hayek trägt diesen Film, auch wenn ihre Performance angeglichen an dieses unwürdige Storykonstrukt oftmals absolut lächerlich wirkt, doch zwischen den Zeilen blitzt vorbei an ihren Cellulite-freien Schenkeln manchmal ihre Klasse hervor. Zumindest wenn sie sich grad nicht mit dem Antagonisten die dämlichsten Dialoge um die Ohren haut, die ich je gehört habe.
                                            Das mutet teilweise wie aus einem traditionellen Asiafilm an und passt ungefähr gar nicht. Aber immer hin wird das Actionlevel konstant hochgehalten und es gibt einige äußerst derbe Goreszenen mit Handgranaten oder wahlweise Hatori Hanzo Schwert. Am Ende fragt man sich dann, ob hier versucht wurde ein 3. Kill Bill Teil zu drehen, wobei das natürlich eine Erwähnung ist, die der Film in 3 Nächten nicht verdient hat.
                                            Ich mein die Öko-Vegan-Akademiker-Frau mit Topfschnitt und dem Supersicherheitskindersitz, die gerade verzweifelt versucht einen Gang in ihren A1 zu bekommen, wird dem Film nicht gut finden, weil er massenhaft sinnlose Gewalt und vor allem die ein oder andere heftige Goreszene enthält und sie lieber ZDF Info guckt, aber für einen gebrauchten Abend kann man sich den ausschließlich für Salma mal reinzimmern.

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                                            • 10

                                              Lose Gedanken:

                                              Heutzutage ist jeder ein Star, sein ganz eigener persönlicher Star mit persönlichen Zielen und persönlichen Followern. Egal ob man jetzt der Fashionkiller Nr. 1 ist und sich jede Woche eine neue Jeans, neue Schuhe oder ein neues Shirt kauft, um vor einer ehemaligen, heruntergekommenen Bahnanlage im neuen Outfit bei 300 Bildern die Stunde, die man dann vorm heimischen Bildschirm noch zusätzlich bearbeitet, zu posen oder ob man den neusten Kayal von L'Oreal bei YouTube boxofft und sich durchs Gesicht zieht, im Rampenlicht der geistig verblendeten Öffentlichkeit, die sich über den TV bildet und über Facebook mit brillanten Real Life Hacks unterhalten lässt, ist der übermoderne Mensch im beschleunigten Leben des Überflusses angekommen.
                                              Überfluss an Nahrung, Überfluss an Elektronik, Überfluss an Information, Überfluss an vermeintlichem Erlebnis.
                                              Wir leben ein Leben im Überfluss.
                                              Solange man uns das gibt, was wir zu einem einigermaßen guten Leben brauchen, halten wir die Fresse, gehen 50h die Woche arbeiten und stellen uns einen 50" LED Flachbildschirm ins Wohnzimmer, auf dem wir uns Müll verabreichen, um das dann den Rest unseres Lebens zu tun, ganz einfach weil wir (denk)faul geworden sind und die Geschichte gezeigt hat, das wir gern unterwerfen und uns unterwerfen lassen. Natürlich könnte man heutzutage schon Fernseher bauen, die 30 Jahre halten würden, nur man muss ja schließlich Umsatz generieren und neue Erfindungen auf den Markt bringen, für die der arbeitende Mensch auch stets und ständig sein Geld ausgeben kann und ausgibt, weil er ja sonst gar nicht weiß, warum er es verdient. Wenn nicht schraubt man eben die Radiowerbung so hoch, dass mein Trommelfell implodiert und sich die Sätze des Radiosprechers in meinen Schädel bohren, sodass ich auch in den nächsten 20 Jahren noch genau nachsprechen kann, was er mir mal gesagt hat. Und wenns nur eine Super Bowl Werbeschaltung für 50 Millionen Dollar ist, die locker das X-Fache wieder einspielt, weil die Leute kaufen, kaufen und kaufen. Und wenn sie nicht kaufen, dann müssen wir diese Seuchenartigen Zustand überwinden, in denen wir Ihnen wieder Rabattbrotkrumen zuwerfen.
                                              Kevin Spacey in Sieben hat dahingehend Recht, dass wir die Krankheit dieses Planeten sind und eigentlich alle nur Opfer unserer selbst sind. Das wir eigentlich Tiere mit Instinkten, dreckigen Gelüsten und Trieben sind.
                                              Natürlich haben wir unsere Unterhaltung, natürlich gibt es Künstler, die etwas vermitteln wollen und das auch wirklich bei dem ein oder anderen erreichen und natürlich ist man traurig wenn einen der oder die Ex für den nächstbesten Möchtegernschönling verlassen hat, weil er ein besseres virtuelles Standing in einer illusorischen Datenwelt hat, die sich aus der Wirklichkeit zu einer verbesserten Wirklichkeit abstrahiert, aber was ist mit den ganzen Jungs und Mädels, die anders als ich mit dem Super Nintendo bereits in dieser digitalen Welt aufgewachsen sind, in der der beste Selbstdarsteller auch die meiste Anerkennung für das erntet, was er eigentlich gar nicht ist, sondern nur nach außen hin darstellt, weil er davon profitiert und Glücksgefühle von etwas bekommt, was gar nicht echt ist, sondern nur eine einfältige Idee einer strikt positiv angestrebten Wirklichkeit, in die man sich gern einbettet. Eben in einer Welt in der man sich erst selbst ins Scheinwerferlicht rückt und verstellen muss, damit man wahrgenommen und anerkannt wird, bis es zur eigenen Natur heranwächst.
                                              Mit 40, wenn man das dann alles nicht mehr machen kann, weil man beschissen aussieht, sowieso nicht mehr cool ist und sich sein ganzes Leben darüber Gedanken gemacht hat, was die anderen von einem denken könnten, stürzt man sich dann vom nächsten 16-Geschosser, weil man selbst zu einem der Konsumgüter geworden ist, den jetzt keiner mehr konsumieren will, weil wir uns wie gesagt auf einem Hochschnelligekeitszug befinden, der immer schneller, höher und weiter fährt und der einwandfrei fährt, weil man vor Antritt der Fahrt sauber und ordentlich ein Ticket gelöst hat.
                                              Die Frau, die heutzutage darauf reduziert wird wieviel Titten und Arsch sie bei möglichst unnatürlich hübschem Gesicht hat, macht freiwillig bei der Sexualisierung ihres eigenen Geschlechts mit, indem sie jeden Tag ein neues Selfie von sich hochlädt und darauf hofft, dass wieder 100 Typen unter ihr Bild ejakulieren, notfalls indem man sich einfach 500 Freunde mehr bei Facebook macht oder sämtliche Instagrammöchtegernmodels abonniert und mit Herzkommentaren zuballert, die einen ähnlichen oder höheren Followerwert vorzuweisen haben und vor freizügigen Abendgarderobebildern für das Mehr an Mundwinkelsabbernden "ich will dich ficken"-"du bist so hübsch"-Kommentaren von irgendeinem Random guy aus Köln nicht zurückschrecken.
                                              Jedes dieser Opfer erhebt sich auf einen Thron der eigenen Abgrenzung und das obwohl man sich mit irgendwelchen Menschen connected, mit denen man in seinem gesamten Leben noch kein Wort gewechselt hat und das ganze dann unter Weltoffenheit und der einzigartigen Möglichkeit neue Leute kennenzulernen verbucht, die ähnlich schwachsinnig denken wie man selbst und dabei nur eins verfolgen, nämlich zu einer schillernden Figur im eigenen Umfeld hinaufzusteigen, nur das diese Figur von innen hohl ist.
                                              Nichts anderes passiert ja hier auch, wobei ich mich der Aussage verweigere, dass sich hier jeder zwingend zum eigenen Wohl und für möglichst viel anonymer Anerkennung selbst darstellt, weil er im echten Leben nichts auf die Reihe bekommt. Ich will damit niemandem zu nahe treten, aber in 90% der Fälle dürfte das wenn auch nur in abgeschwächter Form auf etlichen Plattformen, auf denen man ein Bild von sich selbst und den Dingen, die man so den ganzen Tag macht, hochladen kann, der Wahrheit entsprechen. Und während sich jetzt alle denken, "Herrgott warum labert der nun schon wieder davon", muss ich den Dampfhammer rausholen, weil wir eigentlich weiterhin ein Leben in Sklaverei führen, denn ohne Moos nix los, wie mein Opa so schön gesagt hat. Nur es ist keine Rassenbedingte Sklaverei wie man sie aus Amerika kennt, sondern die unsichtbare Sklaverei des Geldes hinter einem trügerischen Vorhang, hinter dem ein grüner Kobold mit langen, gierigen Fingern steht, der mir das Portemonnaie aus der Brusttasche stibitzt, während ich sabbernd vor dem Fernseher Berlin Tag und Nacht intrazellulär in meinen Schädel eingepflanzt bekomme und nun kein gerades Wort mehr meinen Mundraum verlässt, ich aber trotzdem glücklich bin, wenn ich am nächsten Tag auf Arbeit alle 2h in meiner gebilligten Raucherpause eine wegkrebsen kann.
                                              Diese ganzen "Todesstrafe für Kinderschänder"-Denkenden, die niemals in der Lage sein werden aus ihrer Box rauszukommen, zeigen in meinen Gedanken mit dem Finger auf mich, aber man soll ja nicht mit nacktem Mittelfinger auf (un)kultivierte Leute zeigen, ich machs trotzdem.
                                              Und während der klardenkende, sich betrogen fühlende, desillusionierte Bewohner dieses Planeten glaubt, die gläserne Oberfläche eines Mäuselabyrinths zu betreten und sich dabei nur wünscht, dass die alten Zeiten mit der alten Musik, den alten Freunden, der alten Videothek und den alten Gefühlen wieder zurückkehren und er sich den Stranger Things Soundtrack oder alternativ Com Truise in Dauerschleife gibt oder die eigene Tracklist zu 40% aus Discomukke aus den 80ern besteht, um vor der alles verschlingenden scripted Reality, die nun mal längst wie ein Bettlaken über der objektiven Realität liegt, in die verklärte Vergangenheit zu flüchten oder aber kläglich zu versuchen die Gefühle längst vergangener Zeiten wieder ins eigene Leben zu transportieren, werden wohl
                                              einige zustimmen wenn jemand sagt, früher war doch nicht alles besser, das ist nur ein Trugschluss, weil
                                              dein Gehirn zur Regulierung der Psyche die negativen Erinnerungen aus dem Denkapparat verbannt hat und einem so einfach alles toll vorkommt, was man damals so erlebt und verarbeitet hat.
                                              Das ist Totschlag und zwar mit einem Teleskopabwehrstab.
                                              Und während ich im Keller auf meine dunkelhäutigen, weiblichen und gebrechlichen Haussklaven damit eindresche, will mir irgendwer sagen, dass man in dieser Welt der Dauerbeschallung, des Verrats und der Automatisierung nicht irgendwann als Marionette in einem sich aufsplittenden Megasozialnetzwerk, in dem blaue Häckchen einen emotionalen Torpedo nach dem anderen auf die zerbröckelnde Psyche mitmenschlicher Hoffnungsträger losfeuern, in den eigenen charakterlichen Untergang davonfährt, während man selbst glaubt alles richtig zu tun?
                                              Wenn das so ist, dann erlöse mich von dem Übel, denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, befreie mich von den Fesseln an meinem Bett und übergib meinen Leichnam an die Nachwelt der Supermoderne, auf das ich zuckend vor dem Fernseher als Bauer eine Frau suche und mich in dunklen Gassen an den offenen Hosenstall von Dieter Bohlen werfe, um endlich das imaginäre Tor zur absoluten Wahrheit zu durchschreiten, dazuzugehören und meine Organe jenen zu spenden, die im Dschungel Maden, Straußeneier und ihr eigenes Gehirn verspeisen, während die stumpfen Argusaugen des Normalbürgers dabei gackernd durch die Kameraeinfangenden Bilder in die Leere blicken. Der Elefantenmensch liegt als verzerrtes Hologrammbild über jedem von uns, als würden wir gleichzeitig in zwei Dimensionen leben und die Treppenstufen zur dritten bereits errichtet werden.
                                              Der 360Grad-Blick durch die VR-Brille in die geschliffene Grafik virtueller Teddybärchenwelten oder Erlebnistouren zu jedwedem Korallenriff auf diesem Planeten und aufs Smartphone gestreamte 4K-Videobilder von winzig kleinen bis riesig großen Drohnen, die in 2km Entfernung ihre Spionagekreise ziehen.
                                              Irgendwann brauch man sich dann nur noch seine Nahrungsmittel nach Hause liefern lassen, "existiert" nur noch von den eigenen vier Wänden aus und bezahlt bargeldlos bequem alles über das eigene Internetkonto.
                                              Wenn man noch mit dem Flugzeug irgendwo hinfliegen möchte, öffentliche Verkehrsmittel nutzt oder sonst einen Tresenkauf tätigen muss, zieht man nur noch seinen digitalen Fingerabdruck über die NFC-Schnittstelle und schwupp ist an der Stelle alles geregelt, wo man früher noch Edelsteine abgewogen hat und nicht gleich seinen aktuellen Wohnort beim Kauf eines neuen technischen Gerätes angeben musste. Anonym und doch wieder nicht anonym. Der anthropologische Ort ersetzt durch Orte der Ansammlung gesichtloser Menschenmassen, die eher mit ihren Bildschirmen, Uhren und Ohrstöpseln kommunizieren, als mit Ihrem Gegenüber.

                                              PS: das wars jetzt erst mal mit Gesellschaftskritik, gerade weil wir uns hier in einem Filmforum befinden und ich bin mir darüber bewusst, dass mein Geschriebenes nur lose mit den überragenden Folgen dieser Menschenkritischen Meisterserie zusammenhängt. Ich kann nur jedem empfehlen sich so etwas anzuschauen, denn es spiegelt all die Dinge, die sich der Mensch aus bestimmten Gründen hat einfallen lassen und noch einfallen lassen wird, in die Richtung wider, die wohl von der Zunge bitter in den Rachen hinunterläuft und an denen sich jeder selbst reflektieren muss.

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                                              • 6 .5

                                                Jo der Streifen scheint anfänglich ein Hardcore-B-bis-C-Movie mit schlechten Darstellern zu sein, wartet allerdings über die erste Hälfte des Films mit einer alles überblickenden Drohnenkamera auf, die über Hügelketten um die Darsteller herumschwurbelt wie eine Libelle. Das naturgemäße Setting in der georgischen Höhenlandschaft ist relativ authentisch gewählt, wird allerdings regelmäßig von den Darstellern via nicht vorhandener Chemie zerstört und scheint schon auf eine Schema F Rape and Revenge Story nach "I Spit On Your Grave"-Vorbild zuzusteuern, nur halt mit einer Mine als Stilmittel der Bedrohung, bei denen der ein oder andere technisch informierte weiß, dass Antipersonenminen nicht Klick machen und explodieren, wenn man den Fuß runter nimmt. Nein, sie explodieren einfach wenn man drauf tritt oder haben eine zeitlich festgelegten Auslöser, was hier aber natürlich nicht das Thema sein sollte und dann später im Film auch recht gut gelöst und erklärt wird, dafür Thumbs up. Die Story scheint anfänglich recht krude zu sein und nervt schon, ist aber recht wendungsreich.
                                                Aber DANN, ja dann.
                                                Dann gibts ne ziemlich fiese und heftige FSK18-Szene ohne Gore, die komplett ausgekostet wird und an ebenjenen Film erinnert, den ich am Anfang genannt habe.
                                                Erbarmungslos hält die Kamera drauf und man betet dafür, dass dieser hanebüchener Unsinn, der oft genug auch in der Realität passiert, möglichst schnell vorbei ist. Doch nichts da. Der vermeintlich schlechte Film bekommt auf einmal eine philosophische Note und dreht sich darum, ob man Gleiches mit Gleichem vergelten sollte.
                                                Natürlich hatten wir das schon gefühlt 5Mrd. Mal in einem Film und wahrscheinlich auch wesentlich komplexer als das in Landmine Goes Klick, dessen Titel gelinde gesagt eine Totalkatastrophe ist, behandelt wird. Doch der Film entgleist entsprechend der Gewaltspiralenproblematik und endet in einem völligen Desaster, bei dem dem Zuschauer schon mal der Mund offen stehen bleiben kann. Dann scheint das mit den schlechten Darstellern auch passé und die Hauptfigur packt eine ziemlich solide Performance raus, wobei der Antagonist unbekannterweise schon ziemlich was auf der Schippe hat.
                                                Letztlich ist der Film jetzt kein absoluter Reißer und auch inszenatorisch kein Meisterstück, aber doch ein etwas anderer Film mit einer ziemlich bösartigen Stimmung. Für Gewaltfetischisten und Liebhaber von straighten Filmen ohne Wohlfühlhappyend absolut brauchbar und teilweise überraschend, also entsprechende Genrefans sollten ruhig mal einen Blick riskieren.

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                                                • Big_Kahuna 30.08.2016, 19:10 Geändert 30.08.2016, 19:12

                                                  Tjo, da ist er wieder, der Mann, der in jedem 2. Film den Quoten -> [Achtung N-Bombe .. Nee doch nicht] Farbigen mit hohem Amt oder Mentorenrolle gibt.
                                                  Der Mann, bei dem man eher mit zählen fertig ist, wenn man die Filme aufzählt, in denen er nicht mitgespielt hat. Hehe Spaß.
                                                  Ich fand ihn ja gut in Se7en, Robin Hood, Erbarmungslos, Dark Knight, Shawshank Redemption, Amistad, Lucy, Oblivion, Million Dollar Baby, Lucky Number Slevin, Bruce Allmächtig, Evan Allmächtig, R.E.D, Invictus, Dreamcatcher, das beste kommt zum Schluss, Gone Baby Gone. Moment, da hat er mitgespielt? Krass. Hehe.
                                                  Natürlich hab ich nur Spaß gemacht und in so vielen Filmen hat er ja gar nicht mitgemacht und er ist ja auch schon ein alter Sack, den man gut finden kann und der nicht müde wird Paste zu verdienen. Außerdem hat er Schönheitsflecken unter dem
                                                  Auge, wenn man ihn im ein oder anderen Film nicht erkennen sollte, was nicht möglich ist. Er ist ein guter und er soll ruhig weitermachen. Wahrscheinlich wird er noch Filme drehen, wenn der Sarg schon bestellt ist, was ja auch voll in Ordnung geht.
                                                  In diesem Sinne, machtas gut und schönen Gruß an Nicolas "The Counting Machine" Geldkäfig.
                                                  Den mag ich.

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                                                    Big_Kahuna 30.08.2016, 08:37 Geändert 30.08.2016, 10:51

                                                    Sehr straightes Ding.
                                                    Mel Gibson als fluchender, therapierter, auf Alkohol schielender Trailerbesitzer, der neben seiner Wohnwagenholzeinbauküche mit Vollbart willige End40er-Milfs oder Exknackis mit herben Zahnproblemen tätowiert, geht in seiner Rolle als gescheiterter Vater, dessen Tochter zum selben Junkie heranwächst, der er einst einmal war, auf.
                                                    Ihm an die Seite gestellt wird ein William H. Macy, den ich sowieso in jedem Film feiere und der mit seinem Knautschgesicht in nahezu jedem Film oder auch Serie einen liebenswerten Volliditionen mit Intelligenzblitzen und einer gewissen Subtilität spielt.
                                                    Das sind gute Grundvoraussetzungen für einen Film, bei dem man erwartet hat, dass er sich in ins selbe Regal einreihen lässt, wo auch 96 Hours, Gesetz der Rache und Co. stehen.
                                                    Doch das tut er deshalb nicht, weil er ganz einfach gut gedreht ist, sich selbst zwischen den Zeilen nicht ernst nimmt und trotzdem eine zugegeben Genretypisch zerstückhackte Geschichte mit derben Onelinern und einer auf Tarantinos Filmen abzielende Anzahl an "Fucks" versehen ist.
                                                    Das ein Mel Gibson, der seine Tochter aus den Fängen mexikanischer Bandenmitglieder mit Puta Madre Gütesiegel und Ganzkörper- und Gesichtsknastbemalung befreien möchte, mit seinem Vollbart eine gute Figur macht, weil er erstens wesentlich brachialer ist als ein gebrechlicher Opalookalike Liam Neeson und er tatsächlich so aussieht, als wäre er grad frisch aus dem Gefängnis ausgebrochen, indem er die Gitterstäbe verbogen hat, während jedem neben seinen dubiosen Äußerungen aus dem alltäglichen Leben eigentlich klar sein sollte, dass der Kerl ein guter Darsteller ist und das wahrscheinlich auch bis zum Ende seines Lebens bleiben wird, sollte jedem bewusst sein.
                                                    Und in diesem vorzüglich fotografierten Wüstenfilm braucht einer wie er auch keinen 50 Schnitte die Minute, um zu zeigen was für ein Bad Ass Motherfucker er ist, das wird zu jeder Sekunde in seiner zwischen innerer Gleichgültigkeit, Fürsorge und blankem Hass schwankenden Performance mehr als deutlich.
                                                    Das man hier kein reißerisches Kitschdrama erwarten kann ist dabei mindestens genauso gut, wie die teils malerischen Bilder, die hier geschossen wurden, in dessen Mitte sich immer wieder der asozial aussehende Ehemalsknacki, den man damals in Lethal Weapon noch beklatscht hat, wiederfindet.
                                                    Für Fans von derber Action mit Bloodpacks und Handgemachten Stunts ohne CGI, ist das hier DER Film, bei dem man sich 88min gern mal treiben lassen kann und bei dem die humoristischen Einlagen via manchmal toll geschriebenen Dialogen die ein oder andere Länge im eh schon kurzen Film locker kaschieren und daraus einen guten Film machen, an den seine Genrebrüder einfach nicht herankommen, weil sie sich einfach zu ernst nehmen und größtenteils unrealistisch sind, was man Blood Father natürlich auch ankreiden kann, wobei ich ich da gern meinen wohlwollenden Daumen in die Luft strecke, da der Film auch einfach mal ein ordentliches Ende ohne Schema F Formel hat, das man ebenfalls befriedigt durch den hauseigenen Unterhaltungsprüfstand winkt.
                                                    Das hier ist zwar kein 2. Blue Ruin, aber das muss er auch gar nicht, denn der überzeugt in ganz anderen Punkten.
                                                    Natürlich ist das hier jetzt nicht die neue Superperle am Rachedämmerungshimmel, aber wer Gibson auf der Leinwand schon vermisst hat und ihn sich als verbal ausrastenden Antifamilienvater mit zugehacktem Oberkörper in einem Film vorstellen kann, dessen Kitschanteil absolut verkraftbar ist, der sollte sich den hier demnächst mal einverleiben.
                                                    Auf jeden Fall einschalten und sich von Mel Gibson ordentlich die Fresse polieren lassen.

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