Cunctator99 - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+27 Kommentare
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+20 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+20 Kommentare
-
MurderbotMurderbot ist eine Science Fiction-Serie aus dem Jahr 2025 mit Alexander Skarsgård und David Dastmalchian.+18 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later384 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps93 Vormerkungen
Alle Kommentare von Cunctator99
Mit ,,Resident Evil: Welcome to Raccoon City" startete Horrorspezialist Johannes Roberts die Reihe neu und setzte sich zum Ziel, dabei näher an der Stimmung der Videospielvorlage zu bleiben als es ihrerzeit die Verfilmungen mit Milla Jovovich taten. Dazu nahm er sich die ersten beiden Spiele der Reihe vor und vermischte sie zu parrallel und über Kreuz verlaufenden Handlungssträngen.
Nachdem der Pharmakonzern ,,Umbrella" die Stadt verlassen hat, gleicht Raccoon City nahezu einer Geisterstadt. Nur wenige Einwohner und eine Rumpfbesatzung der örtlichen Polizei sind noch vor Ort. Als Claire Redfield (Kaya Scodelario) zurückkehrt, um ihren Bruder Chris zu suchen, überschlagen sich die Ereignisse. Während der Neuling Leon S. Kennedy im Polizeihauptquartier zurückbleibt, macht sich ein Einsatzteam, zu dem neben Albert Wesker und Jill Valentine auch Chris Redfield gehört, auf die Suche nach zwei vermissten Kollegen...
Der Film versucht wirklich von Beginn an, alle Fans der Spiele zufrieden zu stellen. Von kleinen, versteckten Details in den Kulissen bis zum Kopieren der erinnerungswürdigsten Szenen der Spiele: Hier waren wirklich Leute am Werk, die sich mit der Vorlage vertraut gemacht haben. Überraschend war dabei vor allem, dass in einigen Szenen sogar richtige Gruselstimmung aufkommt. Im Gegenzug kommt dafür die Action eher kurz, was allerdings zu verschmerzen ist. Nicht zu verschmerzen ist jedoch die recht sprunghafte und etwas überladene Handlung. Ich habe das Gefühl, dass 104 Minuten für die Handlung von zwei Spielen mit insgesamt fünf Hauptcharakteren und einigen wichtigen Nebenfiguren etwas zu knapp bemessen waren, wenn man nebenbei auch noch einen unterhaltsamen Film mit Horror und Action abliefern will. Als Kenner der Spiele wusste ich zwar jederzeit, was gerade abgeht, allerdings hat es mich nicht wirklich gepackt, da die Handlung im Schnelldurchlauf abgefrühstückt wird und damit auch die Figuren leider sehr blass bleiben. Aus diesem Grund kann sich neben Kaya Scodelario, die die wohl namhafteste Darstellerin im Cast ist und als Hauptdarstellerin vermarktet wird, keiner der Schauspieler positiv hervortun. Vor allem Avan Jogia (Leon) und Hannah John-Kamen (Jill) haben dabei die zusätzliche Bürde zu schultern, dass sie ihren Figuren nicht im Entferntesten ähnlich sehen. Hier kann man nur vermuten, dass sie aus anderen Gründen gecastet wurden.
Auf der positiven Seite kann vermeldet werden: Johannes Roberts kann auch mit ,,Resident Evil: Welcome to Raccoon City" zeigen, dass die visuelle Gestaltung eines Horrorfilms definitiv zu seinen Stärken gehört. Zudem kann er mit der einen oder anderen netten Idee vor allem in der zweiten Hälfte des Films auch ein paar offensichtliche Budgetmängel wettmachen. Durch die genannten Mängel verkommt sein Film aber insgesamt eher zur bloßen Nummernrevue, die lieber ein Wimmelbild für Fans sein will, als ein Horrorfilm, der in Ruhe eine Geschichte mit zumindest halbwegs interessanten Figuren erzählt.
Fazit: Fans der Vorlage könnten Spass am Entdecken der vielen kleinen und großen Referenzen haben, Fans von Horrorfilmen dürften jedoch anderswo besser unterhalten werden. Der Film ist zwar nicht furchtbar schlecht, spielt seine Stärken aber zu wenig aus, um letztlich unterhaltsam zu sein.
,,Land der Pharaonen" (1955) ist ein Monumentalfilm von Regielegende Howard Hawks, der im antiken Ägypten angesiedelt ist und den Bau der großen Pyramide durch den Pharao Cheops thematisiert. Der Film zählt zu den aufwendigsten klassischen Monumentalfilmen, das Studio Warner Bros. warb in einer Presseerklärung damit, dass eine Szene im Film mit insgesamt 9787 Statisten gedreht wurde. Dennoch war der Film der erste kommerzielle Misserfolg für seinen Regisseur und ist heute eher in Vergessenheit geraten.
Zum Inhalt: Pharao Cheops (Jack Hawkins) vergrößert sowohl sein Reich als auch den Inhalt seiner Schatzkammer auf zahlreichen Feldzügen. Gerade hat er das Volk der Kuschiten unterworfen und versklavt. Nun plant er, sich selbst ein monumentales und vor allem einbruchsicheres Grabmal zu errichten, damit er seinen Reichtum im nächsten Leben genießen kann. Unzufrieden mit den Entwürfen seiner eigenen Architekten, beauftragt er den kuschitischen Baumeister Vashtar mit der Errichtung. Als Gegenleistung soll dessen Volk nach der Fertigstellung die Freiheit erlangen. Verkompliziert werden die Vorgänge, als der Pharao die Prinzessin von Zypern, Nellifer (Joan Collins), zu seiner zweiten Frau macht, denn die intrigante Schönheit dürstet es nach Reichtum und Macht...
Bei seinem Erscheinen stellte der Film mit insgesamt 12.000 bezahlten Statisten einen neuen Rekord auf. Und auch wenn dieser Rekord nur ein Jahr später durch ,,Die zehn Gebote" wieder eingestellt wurde, sieht man vor allem der ersten Hälfte von ,,Land der Pharaonen" den Aufwand an. Zahlreiche, auch heute noch beeindruckende Massenszenen wissen durch schieres Spektakel und visuelle Brillanz zu gefallen. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass sämtliche Aussenaufnahmen des Films vor Ort in Ägypten gedreht wurden, während die Innenaufnahmen in einem Studio in Rom entstanden. Dieses Zusammenspiel aus sichtbar hohem Produktionsaufwand und großartiger Szenerie zieht einen zu Beginn in den Film und ließ mich selbst heute noch ein wenig staunen.
Dieser visuelle Bombast kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Film ab der Hälfte ein wenig die Luft ausgeht. Dies liegt zum einen an den leider etwas schwachen Darstellern. Der Brite Jack Hawkins war zwar ein profilierter Nebendarsteller, in der Hauptrolle als Pharao wirkt er jedoch ein wenig blass und uninteressant. Ähnliches kann man über ,,Denver-Clan"-Star Joan Collins sagen. Sie spielt ihre Prinzessin Nellifer als arg schablonenhafte Intrigantin, die notfalls über Leichen geht. Dabei verpasst sie es jedoch, der Figur irgendeine Tiefe oder Emotionalität zu verleihen, sondern bleibt leider oberflächlich und eher uninteressant. Ebenso uninteressant bleiben auch die restlichen Charaktere, sodass der Film in der zweiten Hälfte zunehmend in gepflegte Langeweile abdriftet.
Fazit: Trotz des hohen Aufwands insgesamt wohl einer der schwächeren Monumentalfilme aus der goldenen Ära. Dem optischen Bombast stehen dabei uninspirierte Darsteller und eine nur mäßig interessante Handlung gegenüber. Die tollen Schauplätze und Kulissen sowie die beeindruckenden Massenszenen machen jedoch auch heute noch was her.
Mit ,,47 Meters Down: Uncaged" lieferte uns Johannes Roberts zwei Jahre nach seinem Überraschungshit die Fortsetzung zu ,,47 Meters Down". Der Film ist dabei keine direkte Fortsetzung der Geschehnisse aus dem ersten Teil. Vielmehr bedient er sich einiger Themen und inszenatorischer Kniffe aus dem Vorgänger und nutzt diese, um eine eigene, losgelöste Geschichte zu erzählen.
Auch diesmal spielen zwei Schwestern die Hauptrollen, in diesem Fall Mia (Sophie Nélisse) und Sasha (Corinne Foxx). Die Töchter des Archäologen Grant (John Corbett) haben ein schwieriges Verhältnis zueinander, sehr zum Missfallen der Eltern. Als die beiden sich eigentlich auf einem gemeinsamen Ausflug näherkommen sollen, beschließen sie spontan, mit Sashas Freundinnen Alexa und Nicole einen Alternativtrip zu unternehmen. Denn Alexa weiß dank einem von Grants Assistenten von einem Eingang in das Höhlenlabyrinth, das Grant aktuell untersucht...
Die augenfälligste Neuerung des zweiten Teils ist wohl, dass er mit Anlauf und Ansage jegliche Glaubhaftigkeit und Bodenständigkeit über Bord wirft und einfach versucht, alle Regler auf zehn zu drehen. Wo der erste Teil durch seinen abgestürzten Käfig und die angefütterten Haie ein zumindest in seinen Grundzügen glaubhaftes und nachvollziehbares Szenario kreierte, wirft der zweite Teil seine Protagonistinnen in ein altes Höhlenlabyrinth der Maya, welches von blinden(?) Höhlenhaien bevölkert wird. Damit will der Film nicht mehr sein als ein trashiges B-Movie, ist sich dessen aber auch jederzeit bewusst und aalt sich geradezu aufreizend lässig in diesem Bewusstsein. Das fängt bereits bei den Hauptfiguren an: hat der Vorgänger noch recht viel Zeit auf seine beiden Heldinnen verwendet, wickelt der zweite Teil alles deutlich schneller ab. Er führt seine Figuren als die typische, leicht nervige Mädchenclique ein, die man aus solchen Filmen zur Genüge gewohnt ist. Ausnahme natürlich Hauptfigur Mia, die als unsicheres Mauerblümchen allerdings auch nur ein weiteres Klischée des Genres bedient. Aber all das ist im Grunde auch egal, solange der Horror zu gefallen weiß. Und dieser wird optisch gewohnt souverän von Johannes Roberts inszeniert. Vor allem das deutlich höhere Budget macht sich positiv bemerkbar. Das Set des unterirdischen Höhlensystems mit seinen Opfer- und Grabkammern ist schön gestaltet und macht durchaus was her.
Ein zweischneidiges Schwert sind jedoch die Spezialeffekte. Das höhere Budget macht sich hier vor allem dadurch bemerkbar, dass deutlich mehr Effekte verwendet werden. Im Halbdunkel der Höhlen wirken die farblosen Haie auch furchteinflößend und sind auf dem Niveau des Vorgängers. Vor allem im großen Finale, das bei Tageslicht stattfindet, fallen die Effekte leider stark ab. Hier bewegen sich die Haie in einigen Einstellungen leider sehr unnatürlich und verraten ihre Herkunft aus dem Computer auf unschöne Weise.
Apropos Finale: Auch, wenn ,,47 Meters Down: Uncaged" keinen so starken Plottwist wie sein Vorgänger auffährt, trieft das Ende vor bitterbösem, schwarzem Humor und folgt der goldenen Regel des Films (,,alle Regler auf zehn"), indem es nochmal einen draufsetzt.
Fazit: Der Film will einfach nur unterhalten und das tut er auch, sobald man bereit ist, die unglaubwürdige Ausgangssituation zu schlucken und sein Hirn auszuschalten. Dann bekommt man einen gelungenen Schocker, der zwar jede Menge Klischées bedient, sich seiner Existenz als B-Movie aber immer bewusst ist. Dennoch bleibt der Film in seiner Erzählung (zum Glück) immer ernsthaft und verlagert den angenehm bösen Humor vor allem in den Subtext des Films.
,,47 Meters Down" mauserte sich 2017 zu einem kleinen Überraschungshit an den Kinokassen und festigte den Ruf seines Regisseurs Johannes Roberts als Experte des Horrorgenres. Mit geringem Budget und minimalistischem Setting kitzelte der Brite ein Maximum an Atmosphäre aus seinem Drehbuch.
Die Grundsituation ist schnell erzählt. Die beiden Schwestern Lisa und Kate wollen im Urlaub was erleben und buchen einen Tauchgang mit weißen Haien bei Skipper Taylor. Natürlich im Käfig und natürlich alles hundertprozentig sicher. Ebenso natürlich geht bei dem Tauchgang etwas schief. Als das Seil des Käfigs sich löst, rauschen die beiden Schwestern bis auf 47 Meter Tiefe in die Dunkelheit hinab. Bedroht durch die angefütterten Haie beginnt der Kampf ums Überleben...
Naturgemäß nimmt der Film sich zunächst etwas Zeit, seine beiden Protagonistinnen vorzustellen. Leider gelingt es nicht vollkommen, die beiden Schwestern zu interessanten Persönlichkeiten zu machen. Lisa als vorsichtig-zurückhaltende Stimme der Vernunft und Kate als abenteuerlustige Draufgängerin bewegen sich überwiegend in Genreklischées und laufen permanent Gefahr, vollkommen ins Nervige abzudriften. Über den Verlauf des Filmes betrachtet, tun die beiden zwar, was sie sollen, sichern sich aber auch keinen Platz unter den besonders erinnerungswürdigen Protagonisten einschlägiger Horrorfilme. Aber das sollen sie vermutlich auch gar nicht. Denn sobald sich die Handlung einmal auf den Meeresboden verlagert hat, setzt der Film andere Schwerpunkte. Zwar spielt auch hier die zuvor etablierte Beziehung zwischen den Schwestern eine wichtige Rolle, sie wird jedoch durch die erprobte Klaviatur des Grauens ein wenig in die zweite Reihe verdrängt. Und das ist keine Beschwerde, denn Roberts nutzt sein für einen Horrorfilm überragendes Setting und nutzt gekonnt die Mischung aus Dunkelheit, Isolation, einer lebensfeindlichen Umgebung und der Bedrohung durch die überlegenen Raubfische und strickt alles zu einem zwar oberflächlichen, aber sehr effektiven Schocker. Zudem kann ich als jemand mit einer attestierten Allergie auf billige CGI-Haie vermelden, dass die Effekte überwiegend gut gelungen und effektiv sind. Die wenigen Aufnahmen an der Oberfläche sehen sogar nach echten Haien aus. Am Meeresboden kommt zwar CGI zum Einsatz, durch die angesprochene Dunkelheit und die gute Inszenierung wirken aber auch die Computeraufnahmen optisch recht glaubhaft.
Fazit: ,,47 Meters Down" ist zwar keine Revolution, nutzt seine vorhandenen Stärken aber aus, um zu einem der besseren Tierhorrorfilme der letzten Jahre zu werden. Zwar ist auch dieser Streifen nicht frei von einigen genretypischen Mängeln und lässt insgesamt ein wenig Tiefe vermissen, Regisseur Johannes Roberts bastelt aus den vorhandenen Stärken jedoch einen atmosphärischen, funktionierenden Horrorfilm, der über seine Laufzeit gut unterhält. Obendrauf gibt es noch eine ebenso starke wie fiese Schlusspointe, die den Film dann vollends über vergleichbare Konkurrenten erhebt.
,,Der weiße Hai 4 - Die Abrechnung" von 1988 markiert den finalen Eintrag in das berühmte Tierhorrorfranchise (zumindest Stand 2022) und bringt mit Lorraine Gary als Ellen Brody zumindest eine der Figuren aus den ersten beiden Teilen wieder zurück. Allerdings werden die Geschehnisse des dritten Teils ignoriert und komplett umgeschrieben.
Nachdem Chief Brody an einer Herzattacke verstarb, lebt seine Witwe Ellen mit ihrem jüngsten Sohn Sean noch immer in Amity. Doch als Sean, der als Deputy arbeitet, von einem weißen Hai angegriffen und getötet wird, ahnt Ellen, dass es diesmal um ihre Familie geht...
Um es gleich vorweg zu nehmen: Das größte Manko am vierten Ableger ist die vollkommen unglaubwürdige Handlung. Ein Hai, der aktiv Rache an einer bestimmten Familie sucht und diese auch noch von Amity bis auf die Bahamas verfolgt, ist für sich genommen schon lächerlich. Dass er auch noch brüllt wie ein Löwe, macht die Sache noch unglaubwürdiger. Der weiße Hai wird so, wie schon in den Vorgängern, zur Personifizierung des Bösen hochstilisiert, das die Familie Brody heimsucht.
Im Vergleich zum furchtbaren dritten Teil muss man zumindest sagen, dass Teil 4 besser gefilmt ist und, wenn man sich auf ihn einlässt, in manchen Szenen so etwas wie Spannung versprühen kann. Die Spezialeffekte sind zwar immer noch mau, aber damit immer noch Meilen besser als im dritten Teil. Und auch die Figuren wirken ein klein bisschen sympathischer und erinnerungswürdiger als im Vorgänger. Michael Caine, Mario van Peebles und Lance Guest vollbringen zwar keine Wunder, wirken aber interessanter als die schnarchige Truppe um Dennis Quaid. Allerdings war es meiner Meinung nach keine gute Idee, Lorraine Gary zur Hauptdarstellerin zu machen. Den Film tragen wie gesagt ihre Co-Stars, zudem wirkt Ellen Brody mit ihren düsteren Vorahnungen, Albträumen und Flashbacks eher anstrengend und überdreht als wie die Stimme der Vernunft.
Positiv hervorheben kann man im Grunde nur das schöne Setting auf den Bahamas, das ein wenig Urlaubsfeeling versprüht.
Fazit: Besser als sein Vorgänger zu sein ist wahrlich keine große Auszeichnung für ,,Der weiße Hai 4 - Die Abrechnung". Immer noch wird der Hai als perfides Monstrum inszeniert, das diesmal sogar gezielt Jagd auf Familie Brody macht. Die hirnverbrannte Story, miese Effekte und überwiegend maue Darsteller versenken auch den vierten Aufguss der Reihe.
Mit ,,Der weiße Hai 3" ließen die Produzenten 1983 das zweite Sequel zu Steven Spielbergs Kultklassiker auf die Menschheit los. Regisseur Joe Alves war zuvor für das Set-Design der ersten beiden Ableger verantwortlich, kannte sich also bestens mit dem mordlüsternen Meeresräuber aus.
Inhaltlich versuchte man, neue Wege zu beschreiten. Roy Scheiders Sheriff Brody ist passé, dafür müssen sich nun seine beiden Söhne Mike und Sean mit dem Hai auseinandersetzen. Mike (Dennis Quaid) arbeitet als Ingenieur in einem SeaWorld-Park, der in Kürze eröffnet werden soll. Als durch Zufall ein junger weißer Hai in den Park gelangt, macht sich seine Mutter auf, ihr Junges zu suchen...
War der zweite Teil noch ein ebenso belang- wie harmloser Aufguss des Erstlings, ist Teil 3 einfach nur ein schlechter Film. Dass sich die Dramaturgie um den erneuten Haiangriff irgendwann mal abnutzt, war zwar abzusehen. Doch der Film tut auch nicht wirklich viel, um seinem Setting Schwung zu verleihen. Ein großes Problem sind dabei die entweder schlechten oder zumindest schlecht gealterten Effekte. Der Film wurde im 3-D-Verfahren gedreht, dementsprechend sind einige Szenen gedreht, um eine Tiefenwirkung zu erzeugen. Der Regisseur erhoffte sich dadurch, seinen Film weiter zu pushen. Allerdings sehen diese Effekte in 2D absolut lachhaft aus und schaden der Atmosphäre. Zudem glaube ich nicht, dass sie in 3D sehr viel beeindruckender wirken würden, zumindest nicht nach heutigem Maßstab. Auch die restlichen Effekte wirken altbacken. Die Hai-Attrappe wirkt irgendwie ungelenk und bewegt sich weiterhin sehr mechanisch und schwerfällig. Erschwerend hnzu kommt, dass der Hai auch von seinen menschlichen Mitspielern hängen gelassen wird. Dennis Quaid hat in einem Interview mal erzählt, dass er absolut jede Szene des Films unter starken Einfluss von Kokain gedreht hat und das merkt man ihm an. Weder Quaid noch irgendeiner der anderen Darsteller kann seiner Figur Tiefe verleihen oder den Zuschauer fesseln.
Zuletzt muss ich noch die Darstellung des Hais im Allgemeinen kritisieren. Natürlich können Tierhorrorfilme kein realistisches Verhalten ihrer Antagonisten abbilden. Aber wie hier der weiße Hai als böses Ungeheuer hochstilisiert wird, wird phasenweise schon lächerlich. Beispiel: Die Besucher des SeaWorld-Parks laufen durch die Unterwassertunnel und beobachten Fische, unter anderem auch Haie. Dann entdeckt ein Kind den weißen Hai, macht auf ihn aufmerksam und alle rennen sofort panisch schreiend los...
Fazit: ziemlich lahmer Abklatsch mit idiotischer Story, schwachen Darstellern und miesen Effekten. Dieser Hai ist im dritten Anlauf leider eher zahnlos geblieben.
,,Dark Tide" von John Stockwell ist ein Phänomen. Der Film wird immer wieder aufgeführt, wenn es um die schlechtesten Filme und größten Flops der vergangenen Jahre geht. Tatsächlich fiel der Film sowohl bei den Kritikern als auch an den Kinokassen ziemlich hart durch und scheint damit ein misslungener, vergessenswerter Tierhorrorstreifen zu sein. Da ich generell auch mit trashigen Haifilmen ein wenig hirnlosen Spass haben kann, wollte ich dem Streifen ganz unvoreingenommen eine Chance geben... Und was soll ich sagen: Es hat sich gelohnt!
Im Mittelpunkt des Films steht Taucherin Kate Mathieson (Halle Berry), die ihre Faszination für Haie in ihrem beruflichen Alltag auslebt. Durch jahrelange Beobachtungen konnte sie das Verhalten der imposanten Tiere so weit analysieren und verstehen, dass sie mittlerweile ganz ohne Käfig mit ihnen schwimmt. Als es jedoch zu einem Zwischenfall kommt, bei dem ein Freund getötet wird, hängt sie nicht nur das Haitauchen an den Nagel. Auch ihre Ehe mit Jeff (Olivier Martinez) geht in die Brüche. Doch ein Jahr nach dem tragischen Unfall ist es ausgerechnet ihr Noch-Ehemann, der ihr einen verlockenden Vorschlag unterbreitet...
Ein großes Problem, dass viele Menschen mit ,,Dark Tide" haben dürften, ist eine falsche Erwartungshaltung. Aufgrund der prominent beworbenen Haie fällt oftmals der Begriff Tierhorrorfilm. Dies wird dem Streifen jedoch nicht im Mindesten gerecht. Es handelt sich eher um einen Abenteuerfilm, der durch die Tiere zusätzlich aufgepeppt wird. Wer Regisseur John Stockwells Film ,,Into The Blue" (2005) mit Jessica Alba und Paul Walker gesehen hat, sollte sich aus dieser Richtung an ,,Dark Tide" herantasten, denn auch im aktuelleren Film geht es eher um das Tauchen als um Horror. Und diese Passion zelebriert der Regisseur in beeindruckenden Unterwasseraufnahmen. Ob mit oder ohne Haie, die Ästhetik und Faszination dieser Welt unter der Wasseroberfläche dürfte dabei kaum jemanden wirklich kalt lassen. Überhaupt wirkt der Film gerade durch diesen gemeinsamen Fokus wie eine konsequente Weiterentwicklung von ,,Into The Blue". Die Antwort auf die Frage ,,Was ist noch aufregender als nach Schätzen zu tauchen?" lautete für Stockwell offensichtlich: ,,Mit Weißen Haien zu tauchen!"
Apropos Haie: auch, wenn sie nicht so zahlreich wie erwartet sind, sind die Haiaufnahmen das absolute Highlight des Films. Vor Südafrika wurden tatsächlich Aufnahmen von echten Weißen Haien für den Film gedreht und das merkt man. Die Tiere wirken jederzeit ebenso majestätisch wie respekteinflößend und zeigen jedem billigen CGI-Hai locker die Schwanzflosse. Noch stärker als die Bilder der Haie ist jedoch die Art, wie die Tiere im Film dargestellt werden. Wenn ich zuvor geschrieben habe, dass der Film kein Tierhorrorfilm sei, so muss ich eigentlich schreiben, dass er das genaue Gegenteil ist. ,,Dark Tide" ist der erste Film, der ,,seine" Haie nicht als hirnlose Fressmaschinen zeigt, sondern als Tiere. Tiere, die durch ihr Verhalten ziemlich genau kommunizieren, was man gerade tun kann und was nicht. Somit versucht sich der Film beachtenswerter Weise an einer Entdämonisierung seiner tierischen Protagonisten, ohne dabei jedoch die Gefahr, die von ihnen ausgeht, herunterzuspielen. Es sind immer noch tonnenschwere Raubtiere und eine kleine Unachtsamkeit kann dich innerhalb von Sekunden das Leben kosten. Aber das ist nun einmal das Risiko, das man eingeht, wenn man sich aus dem Käfig wagt.
Damit dürfte die für mich beachtenswerte Leistung von ,,Dark Tide" ziemlich gut zusammengefasst sein. Bis hierhin würde ich als verkappter Naturschützer und Haifan glatte 10 von 10 vergeben und einen Platz als Lieblingsfilm noch obendrauf. Aber leider macht die Qualität des restlichen Films da einen Strich durch die Rechnung. Denn leider versteift der Film sich zwischen seinem fulminanten Beginn und seinem hochdramatischen Finale auf zäh-kitschige Beziehungsproblematiken und arg eindimensionale Charaktere. Halle Berry ragt als charismatische Heldin noch charmant heraus, alle anderen Figuren im Film wirken jedoch, als würden sie eher in einen zweitklassigen Tierhorrorfilm gehören, damit das Tier auch was zu fressen hat. Dieser Mittelteil kostet ordentlich Sympathien, ebenso wie das zum Ende hin fragwürdige Drehbuch, das seinen finalen Showdown irgendwie mit Biegen und Brechen herbeizwingen muss.
Fazit: ,,Dark Tide" hat viele Fehler. Er scheint selbst nicht so recht zu wissen, was er sein will und setzt sich irgendwo zwischen Abenteuerfilm, Haithriller und ARD-Telenovela recht unsanft auf den Boden. Wer mit dieser eher inkonsequenten Mischung aber klar kommt, kann hier einen recht unterhaltsamen Abend verbringen. Vor allem durch seine sympathische Botschaft über Haie konnte mich der Film positiv überraschen.
,,Die Insel der Ungeheuer" von 1976 ist ein Tierhorrorfilm des Genreveteranen Bert I. Gordon, der in sehr groben Zügen auf dem Roman ,,Food of the Gods" von H. G. Wells basiert. Obwohl der Film bei seinem Erscheinen vernichtende Kritiken erhielt, war er ein großer Box-Office-Hit und inspirierte zahlreiche ähnlich gelagerte Werke.
Der Film erzählt die Geschichte von Footballspieler Morgan, der mit zwei Freunden einen Ausflug auf eine abgelegene und beinahe unbewohnte Insel macht. Als einer seiner Begleiter von ungewöhnlich großen Wespen angegriffen wird, beginnt er seine Nachforschungen zu den ungewöhnlich großen Tieren der Insel. Was hat die Farm des ältlichen Ehepaars Skinner mit den veränderten Lebewesen zu tun, deren Aggressivität gemeinsam mit ihrer Größe zu wachsen scheint?
,,The Food of the Gods" ist leider sehr weit davon entfernt, ein guter Film zu sein. Erstes und augenscheinlichstes Merkmal dafür sind die grottigen Spezialeffekte, die wohl selbst 1976 schon unterirdisch waren. Vor allem die Wespen, die beim Angriff nicht mehr als halb durchsichtige Schatten sind, fallen hier negativ auf. Auch die restliche Effektarbeit ist nicht viel überzeugender. Doch es sind nicht die Spezialeffekte, die den Film zum reinen Trash-Vehikel degradieren. Es ist vor allem das Drehbuch, welches von Anfang bis Ende voller Logikfehler und haarsträubender Handlungen seiner Charaktere steckt. Das beginnt schon mit Hauptfigur Morgan, der eine der katastrophalsten Einführungen erhält, die ich je miterleben musste. Während er in der ersten Szene einen Monolog aus dem Off hält, in dem er von der Schönheit der Natur schwafelt und erklärt, dass sie sich irgendwann am Menschen für das ihr angetane Unrecht rächen wird, präsentiert uns die Anschlussszene, wie Morgan mit seinen Freunden und ein paar Hunden eine lustige Treibjagd auf ein Reh veranstaltet. Aus den Gesprächsfetzen geht hervor, dass man das Tier als Abendessen erlegen möchte. Doch als man das Reh völlig verängstigt eingekesselt hat, ruft Morgan seinen Begleitern zu, man solle es ,,gut sein lassen". Man habe das arme Tier nun genug gequält. Indirekt erklärt er damit jedoch, dass er das Tier nicht als Nahrung gejagt hat, sondern einfach nur zum Spass. Und derart widersprüchliche und absolut nicht nachvollziehbare Handlungen ziehen sich auch durch den weiteren Film. Dass die Hauptdarsteller um den ehemaligen Erweckungsprediger Marjoe Gortner dabei nicht wirklich überzeugen können, tut sein übriges, um den Film abstürzen zu lassen.
Fazit: Negativ kann man sagen, dass der Film einfach nur sehr, sehr schlecht ist. Positiv kann man sagen, dass der Film so schlecht ist, dass er schon wieder unfreiwillig unterhaltsam ist. Wer also Lust auf einen Abend mit einem ausgemachten Trash-Meisterwerk hat, kann bei ,,The Food of the Gods" unter Umständen jede Menge Spass haben. Objektiv gesehen bleibt der Film aber natürlich furchtbar.
Der britische Horrorfilm ,,Nachts, wenn das Skelett erwacht" von 1973 mutet auf den ersten Blick wie eine Produktion der legendären Hammer-Studios an. Doch auch wenn mit Peter Cushing und Christopher Lee zwei der Stammdarsteller verplichtet wurden und sich auch hinter der Kamera einiges Personal des auf klassischen Grusel spezialisierten Filmstudios zusammengefunden hat, ist der Film eine Koproduktion zweier anderer Studios.
Der Film folgt der Erzählung von Dr. Emmanuel Hildern (Cushing), der von einer Forschungsreise aus Papua-Neuguinea ein Skelett einer bisher unbekannten, menschlichen Spezies mitgebracht hat. Von der Untersuchung des Gerippes erhofft sich Hildern, seine Theorie über den Ursprung des Bösen beweisen zu können. Sein Habbruder James (Lee), Leiter der örtlichen Psychiatrie, ist zunächst skeptisch. Doch das alte Knochengerüst birgt ein faszinierendes Geheimnis...
Auch wenn es sich, wie eingangs erwähnt, nicht um eine Hammer-Produktion handelt, liegt mit ,,Nachts, wenn das Skelett erwacht" ein ganz klassischer, britischer Gruselstreifen vor. Statt Jump Scares und Splatter setzt der Streifen auf eine wohlig gruselige Atmosphäre und ganz viel Stil. Dazu trägt zum einen die gelungene Darstellung des viktorianischen London bei, zum anderen die hervorragenden Hauptdarsteller. Dass Peter Cushing und Christopher Lee im Grunde immer eine sichere Bank sind, sollte dem geneigten Fan eigentlich klar sein. Doch muss auch die (mir zumindest) unbekannte Lorna Heilbron in der Rolle als Cushings Tochter hervorgehoben werden, deren Wandlung im Verlauf des Films durchaus spannend zu verfolgen ist. Generell muss man jedoch festhalten, dass der Film eher wenige richtige Spannungsmomente setzt. Die in ihren Grundzügen zwar völlig hanebüchene, aber sehr clever konstruierte Handlung nimmt viel Raum ein und schneidet immer wieder verschiedene Themenbereiche an, wodurch der eigentliche Horroranteil zu kurz kommt. Das sorgt leider für die eine oder andere Länge im Verlauf des Films. Erst die letzten 20 Minuten nehmen dann nochmal Fahrt auf und entschädigen für das gemächliche Vorgeplänkel.
Fazit: Leider kein Horror-Highlight. Auch wenn die Handlung durchaus interessant ist, kommt der Gruselfaktor insgesamt zu kurz. Mit britischem Charme und gewohnt lustvollem Cast werden zwar einige Schwächen kompensiert, doch gibt es definitiv bessere Gruselfilme aus den 1970ern. Unter anderem auch von den Hammer-Studios.
Der spanische Tierhorrorfilm ,,Slugs - Schnecken" von Juan Piquer Simón versuchte im Jahr 1988, knallhart und kompromisslos das beispiellose Grauen auf Zelluloid zu bannen, dass eine Horde mutierter Nacktschnecken über eine Kleinstadt in den USA bringt.
Die Handlung beginnt dabei geradezu schmerzhaft genretypisch: Nach ersten, mysteriösen Todesfällen und dem Fund verräterischer Schleimspuren ist für Gesundheitsinspektor Mike Brady schnell klar: in der örtlichen Kanalisation hat sich eine besonders aggressive, fleischfressende Nacktschneckenart breit gemacht. Kann er rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen, um ein Massaker an der Stadtbevölkerung zu verhindern?
Zunächst kommt ,,Slugs" als durchaus vielversprechender, wenn auch nicht besonders revolutionärer Tierhorrorfilm daher. Hauptgrund dafür sind vor allem die recht offensiv beworbenen Splatter- und Gore-Effekte des Streifens. Und tatsächlich sind genau dies auch die absoluten ,,Highlights". Die Ekelszenen sind auch nach heutigen Maßstäben noch gut gemacht und die Kamera hält voll drauf. Hier verdient sich der Film definitiv seine FSK 18 und Menschen mit schwachem Magen sollten eher Abstand von einer Sichtung nehmen. Apropos Ekel: Der Ekelfaktor war mutmaßlich der einzige Grund, aus dem sich Simón und sein Drehbuchautor ausgerechnet für Schnecken als tierische Antagonisten entschieden haben. Die naturgemäß nicht besonders flinken Tierchen schleimen lieber in großer Zahl alles voll, statt aktiv Jagd auf ihre Beute zu machen. Und auch wenn, wie bereits gesagt, die Opfer dann sehr effektvoll und blutrünstig zugrunde gehen, ist die akute Bedrohung, die die Schnecken beim Zuschauer auslösen, doch eher gering. Dies liegt ebenfalls daran, dass die Handlung eher seicht und ohne wirklichen roten Faden vor sich hin plätschert. Unterbrochen von gelegentlichen Ekelszenen, schauen wir Figuren bei ihrem täglichen Treiben zu, die mit ,,vergessenswert" noch zu positiv beschrieben sind. Denn um sie zu vergessen, müsste man sich zumindest kurzzeitig an sie erinnern können. Leider agieren ausnahmslos alle Darsteller derart bieder und regelrecht einschläfernd, dass einem das ganze Geschehen schon nach kürzester Zeit eigentlich völlig egal wird. Dass ausgerechnet der vermeintliche ,,Held" sich zudem noch als eher mäßig intelligent herausstellt ist zwar in Horrorfilmen nicht unüblich, verbessert die Situation von ,,Slugs" aber ebenfalls nicht.
Fazit: Unterm Strich bleibt ein dröger, uninspirierter Genrebeitrag, der voll auf Ekel als Transportmedium für seinen Horror setzt und dabei Spannungsaufbau, effektive Schocks oder unterschwellige Bedrohung ebenso vernachlässigt wie seine Geschichte und seine Figuren. In Kombination mit den nicht besonders furchteinflößenden Killerschnecken steht somit ein nur wenig unterhaltsames B-Movie.
,,Tanz der Teufel 2" beginnt als etwas seltsames Reboot zu Sam Raimis Horror-Hit, entpuppt sich nach dem Prolog aber als sehr gelungene Fortsetzung. Mit deutlich mehr Budget verleiht der Regisseur seinem Sequel deutlich mehr Schauwerte, wandelt aber insgesamt sehr merklich auf den Pfaden des Vorgängers.
Nachdem Ash sich mit seiner von Dämonen besessenen Freundin auseinander gesetzt hat, geht der Terror nahtlos weiter. Ohne Möglichkeit zur Flucht erwehrt er sich seiner Hautund gerät dabei selbst in Gefahr, von den höllischen Mächten in Besitz genommen zu werden. Gleichzeitig macht sich die Tochter von Professor Knowby mit einigen Seiten des Necronomicon auf den Weg, um ihren Vater bei der Übersetzung des Buchs zu unterstützen. Sie ahnt noch nicht, welches Grauen sie bei der Ankunft in der abgelegenen Hütte erwartet...
Sam Raimi geht bei seiner Fortsetzung ebenso in die Vollen wie Hauptdarsteller Bruce Campbell. Während der explizite Splatter- und Gore-Faktor im Vergleich zum Erstling zurückgeschraubt wurde, gibt es dafür mehr und hochwertigere Effekte, einen größeren Fokus auf Humor und den ungezügelten Wahnsinn noch obendrauf. Das Grundkonzept des Films orientiert sich dabei am ersten Teil. Wieder ist eine Gruppe Menschen um unseren Helden Ash in der berüchtigten Hütte gefangen und wird von Dämonen bedrängt, die in verschiedensten Formen auftreten und ihre arglosen Opfer nach und nach in Besitz nehmen. Aufgrund des höheren Budgets haben die Spezialeffekte gleich mal zwei Schritte nach vorn gemacht. Natürlich wirken Stop-Motion-Sequenzen nach heutigen Maßstäben nicht mehr ganz zeitgemäß, haben aber ihren ganz eigenen Charme und werden Freunde von 80er-Horrorfilmen zum Schmunzeln bringen. Auch der Humr, der einen größeren Raum einnimmt als im Vorgänger, passt jederzeit gut und steht der Dramatik und dem Horror nicht im Weg.
Problematisch ist höchstens, dass der Film im direkten Vergleich zum ersten Teil ein wenig auf der Stelle tritt. Mit dem Stichwort ,,Mehr vom Gleichen" lässt der Film sich eigentlich gut zusammenfassen. Und auch, wenn dieses ,,Mehr" durchweg von höherer Qualität ist, hebt der Film sich nur in Details vom Vorgänger ab. Es ist einfach eine zweite Runde in der Geisterbahn. Aber auch die kann ja sehr spassig sein.
Fazit: Mix aus Reboot und Sequel, dass große Neuerungen zwar vermissen lässt, seinen Vorgänger aber durch Detailverbesserungen und eine insgesamt wertigere Produktion im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen lässt.
600. Filmbewertung auf Moviepilot
Mit ,,Tanz der Teufel", dem berühmt-berüchtigten Regiedebüt von Sam Raimi, konnte ich nun endlich einen weiteren großen Klassiker des Horrorgenres nachholen. Der fast schon mythische Ruf des Streifens, der seinen Hauptdarsteller Bruce Campbell zur Horrorikone machte, beruht vor allem auf seinen für 1981 sehr drastischen Gewaltdarstellungen. Das führte dazu, dass der Film in Deutschland bis 2016 indiziert und beschlagnahmt war. Doch wie macht sich der Film heutzutage, vor allem für einen Horrorfan, der keine nostalgischen Gefühle für ihn verspürt?
Die Handlung des Films ist schnell erzählt: Die fünf Freunde Ash, Cheryl, Scotty, Linda und Shelly fahren in eine einsame Hütte mitten im Wald, um dort gemeinsam Urlaub zu machen. Doch mit ihrer Ankunft und dem Hereinbrechen der Nacht mehren sich die unheimlichen Vorkommnisse. Als die Freunde im Keller des Hauses ein seltsames Grimoire und ein Tonbandgerät finden, entwickelt sich die Nacht für alle zum Höllentrip...
,,Tanz der Teufel" ist zwar ein Low-Budget-Film, hat aber bei der Produktion großen Wert auf ebenso explizite wie überzeugende Splatter-Effekte gelegt. Und auch wenn der Film sein Alter nicht immer ganz verbergen kann, können sich die Schock- und Splatterszenen auch heute noch sehen lassen. Zudem profitiert der Film immens vom bereits deutlich sichtbaren Talent seines Regisseurs, der trotz jugendlichem Alter und begrenzter Mittel alles aus der Inszenierung herausholt, was ihm möglich ist. Raimis eigenwillige visuelle Gestaltung und die berühmte Kameraarbeit (,,shaky cam") heben den Horrorklassiker auch optisch deutlich über das Mittelmaß hinaus. Zudem besitzt der Film einen angenehm humorigen Unterton, ohne dabei in plumpe Comedy abzudriften. Dadurch sitzen sowohl die Lacher als auch die Schocks und machen den Film gemeinsam zu einem extrem unterhaltsamen Abenteuer.
Negativ ankreiden kann man dem Film jedoch, dass er im Grunde keinerlei Geschichte erzählt. Typisch für einen Low-Budget-Film, wird im Grunde nur eine Ausgangssituation geschildert, ein paar Figuren eingeführt und der Rest ist das Pendant zu einer Geisterbahnfahrt. Immer unterhaltsam, jedoch ohne tieferen Sinn. Auch merkt man dem Film, wie bereits erwähnt, die Kombination aus hohem Alter und niedrigem Budget teilweise ein wenig an. Vor allem einige Schnitte wirken etwas plump und abgehackt. Zudem hat mich der Sound etwas irritiert, da er in der deutschen Version einige recht willkürliche (und starke) Schwankungen der Lautstärke aufweist.
Fazit: Trot der genannten Kritikpunkte ist ,,Tanz der Teufel" zurecht ein Horrorklassiker und funktioniert auch heute noch ertaunlich gut. Die Schocks und Effekte sitzen ebenso wie der Humor und die Inszenierung. Jeder Horrorfan, der ein Herz für die Ursprünge seines Lieblingsgenres hat, erlebt hier einen der einflussreichsten und umstrittensten Filme aller Zeiten.
,,Charlie's Farm" ist ein australischer Slasherfilm von Chris Sun, der 2014 veröffentlicht wurde. Es war die zweite Regiearbeit für Sun, der seine Vorliebe für handgemachte Splattereffekte auch in seinem nächsten Film, ,,Boar" exzessiv ausleben sollte. Die Hauptrolle übernahm Tara Reid (die auf Moviepilot nichtmal im Cast aufgeführt wird), in weiteren Rollen sind unter anderem Horrorikone Bill Moseley, Jason-Voorhees-Darsteller Kane Hodder und Ex-Wrestler Nathan Jones als titelgebender Killer Charlie zu sehen.
Der Film dreht sich, ganz genretypisch, um eine Gruppe von vier Freunden. Als Natasha, Jason, Donkey und Melanie beschließen, die abgelegene Farm der Familie Wilson zu besuchen, auf der einst grausige Dinge geschahen, ahnen sie noch nichts von dem Grauen, dass ihnen bevorsteht. Die Warnungen der Einheimischen werden natürlich ignoriert, bis sich herausstellt, dass die Farm doch nicht so verlassen ist, wie sie zunächst schien...
Wem das alles irgendwie bekannt vorkommt, liegt richtig: selbst ich als jemand, der nicht wirklich viele Slasher gesehen hat, musste über die geradezu unverschämte Selbstverständlichkeit schmunzeln, mit der der Film seine Genreklischées abarbeitet. Dass die Figuren dabei eher unsympathisch und dümlich gezeichnet werden, scheint klar. Auch, dass sie auf dem Weg zu ihrem unvermeidlichen Ableben so manche ziemlich dämliche Entscheidung treffen. Dabei scheint der Film sich seiner eigenen Stereotypen aber stets seltsam bewusst zu sein. Chris Sun, der seinen Film nicht nur mitproduziert hat, sondern auch das Drehbuch schrieb, verpasst dem blutigen Treiben eine schwarzhumorige, fast schon selbstironische Note. Oder anders ausgedrückt: auch wenn sein Film im Endeffekt nur als mittelmäßiger Slasherhorror ins Ziel trudelt, beweist Sun, dass er sich in seinem Metier bestens auskennt. Es ist alles andere als Zufall, dass ,,sein" Killer Charlie, gespielt vom physisch unglaublich imposanten Nathan Jones, zum Eins-gegen-Eins ausgerechnet auf Kane Hodder alias Jason Voorhees trifft. Auch die Anspielungen auf einen australischen Klassiker, ,,Razorback" von Russell Mulcahy, kommen nicht von ungefähr. Diese Bewunderung sollte Sun schließlich mit seinem nächsten Film ,,Boar" auf die Spitze treiben. Und plötzlich wirkt es auch nicht mehr zufällig, das ausgerechnet Tara Reid quasi die ,,Anführerin" der leicht debilen Lemming-Touristen ist.
Das sind viele tiefgreifende Denkanstöße für einen Film gewesen, der es in dieser Form vermutlich nicht mal verdient hat. Denn wie gesagt: Unterm Strich steht nur ein eher durchschnittlicher Slasher. Ein Grund dafür sind die langweiligen Figuren, die von überwiegend laienhaften Darstellern verkörpert werden. Das macht das Mitfiebern mit ihnen nicht wirklich möglich. Zusätzlich sind viele der Szenen viel zu dunkel geraten. Mir ist klar, dass Dunkelheit in einem Horrorfilm ihren Zweck hat, aber wenn man keine Angst mehr hat, weil man eh nix mehr erkennt, ist definitiv etwas schiefgelaufen.
Positiv hingegen fallen die teils recht heftigen Kills auf, die mit erkennbar viel Liebe und handgemachten Effekten erstellt wurden.
Fazit: Durchschnittlicher Aussie-Slasher, der sämtliche Genreklischées bedient und ganz passabel gefilmt ist, aber echte Höhepunkte vermissen lässt und obendrein in vielen Szenen viel zu dunkel geraten ist.
,,Backcountry - Gnadenlose Wildnis" ist ein kanadischer Tierhorrorfilm von 2014 und markiert das Regiedebüt von Adam MacDonald. Der Film behauptet, auf wahren Begebenheiten zu beruhen. Tatsächlich basiert er aber nur sehr lose auf einem Vorfall, der sich 2005 in einem Naturschutzgebiet in Ontario ereignete. Im Großen und Ganzen erzählt der Film seine eigene, fiktive Geschichte.
Wir begleiten Alex, der mit seiner im Camping unerfahrenen Freundin Jenn einen mehrtägigen Trip in die Wildnis unternimmt. Doch je tiefer die beiden in die Wildnis Kanadas vordringen, desto mehr entwickelt sich der Ausflug zu einem Kampf ums Überleben...
Der Film nimmt sich viel Zeit und baut seine Handlung ganz klassisch aus bekannten Genre-Versatzstücken auf. Der heitere Wochenendausflug, der urplötzlich in blanken Terror umschlägt, ist natürlich eine häufig genutzte Grundlage für Survivaldramen und Tierhorrorfilme. ,,Backcountry" kann seine altbekannte Handlung aber immerhin mit durchweg guten Darstellern und schönen Naturaufnahmen aufpeppen. Ein wenig bemüht und klischéehaft wirkt der Film zwar, wenn er seine Hauptfiguren im Informationszeitalter von der Außenwelt abschneidet. Hier dringen dann doch einige genretypisch idiotische Charakterentscheidungen durch, die einfach nicht nachzuvollziehen sind. Insgesamt wirken die Protagonisten aber glaubhaft und sympathisch.
Nichts zu meckern gibt es auch bei den Tieraufnahmen. Zum Glück entschieden sich die Filmemacher, mit echten Bären zu drehen. Auch wenn sie verhältnismäßig selten auftreten, gewinnen die entsprechenden Szenen durch die echten Tiere extrem an Glaubwürdigkeit. Apropos: Ein weiterer großer Pluspunkt ist die grausige Klimax des Filmes. Der Höhepunkt, der das Schlussdrittel einläutet, kommt nach dem eher gemächlichen Vorgeplänkel unerwartet intensiv und trifft den unvorbereiteten Zuschauer hart in die Magengrube.
Soweit, so gut also erstmal. Was mir am Film hingegen weniger gut gefallen hat, waren die vor allem in der zweiten Hälfte schon nervigen, extremen Nahaufnahmen und absichtlich verschwommenen/unscharfen Bilder. Hier wäre meiner Meinung nach weniger mehr gewesen und ich hätte zwischendurch gerne die eine oder andere klare Aufnahme des umgebenden Waldes gesehen.
Fazit: Für Fans von Survival- und Tierhorrorfilmen ist ,,Backcountry" trotz seines langsamen und hinlänglich bekannten Aufbaus einen Blick wert. Vor allem das Schlussdrittel des Films entschädigt für eventuell verspürte Längen. Auch die ansehnlichen Tieraufnahmen sowie die schönen Naturbilder aus Ontario können punkten. Trotzdem habe ich nach Ansicht dieses Filmes erstmal keine Lust auf ein Wochenende in der Natur...
,,The Host" von Joon-Ho Bong (Parasite, Snowpiercer) ist ein sehr eigenwilliger Mix aus klassischem Monsterfilm, Slapstick-Komödie und Familiendrama und avancierte 2006 zum erfolgreichsten südkoreanischen Film aller Zeiten.
Als im Jahr 2000 in einem US-amerikanischen Militärstützpunkt giftige Chemikalien einfach im nahe gelegenen Fluss entsorgt werden, entwickelt sich durch unkontrollierte Mutationen eine riesige, entfernt an eine Kaulquappe erinnernde Kreatur. Diese schnappt sich die Tochter von Park Kang-Du, kurz bevor das Gebiet durch das Militär gesperrt wird. Zusammen mit seinem Vater und seinen beiden Geschwistern macht sich Park Kang-Du kurzerhand auf, um seine Tochter zu finden.
,,The Host" ist, wie schon beschrieben, ein sehr eigenwilliger Film. Zunächst sollte gesagt werden, dass es sich nicht um einen Horrorfilm handelt. Obwohl es den einen oder anderen Schockeffekt gibt, ist der Film eher an klassische asiatische Monsterfilme angelehnt. Zudem steht dem Gruselaspekt immer wieder der bewusst alberne Humor und die durchaus ernste Familienproblematik entgegen. Der Film bedient dabei irgendwie keines der Themen völlig erschöpfend, sondern platziert sich irgendwo in der Mitte und wechselt immer wieder den Ton. Das macht den Film zwar über seine ganze Laufzeit interessant, ist aber zumindest für meine eigenen Sehgewohnheiten keine leichte Kost. Vermutlich hilft es an dieser Stelle, wenn man eine gewisse Affinität zum südkoreanischen Kino im Allgemeinen hat.
Die Kreatur ist dabei ordentlich getrickst, man merkt den Effekten jedoch an, dass sie zum einen nicht mehr ganz aktuell sind und zum anderen nicht mit dem ganz großen Budget realisiert werden konnten. Dafür ist das Monster fantasievoll und effektiv designt worden.
Was den Film aber endgültig über den Durchschnitt hievt, ist seine Hintergründigkeit. Joon Ho-Bong gilt bis heute als sehr politischer Filmemacher und auch in ,,The Host" steckt zwischen den Zeilen mehr, als nur ein unterhaltsamer Monsterfilm. Die Eröffnungssequenz, in der das US-Militär den Fluss verunreinigt, basiert auf einer wahren Begebenheit, die sich 2000 auf einer US-Basis in Südkorea ereignet hat. Überhaupt kommt das US-Militär im Film nicht wirklich gut weg. Auch webt der Regisseur immer wieder Kritik an staatlichen Behörden in seinen Film ein. Was also auf den ersten Blick wie ein vergnüglicher Monsterfilm wirkt, besitzt darüber hinaus noch einen politischen Subtext, der dem Film eine zusätzliche, interessante Dimension verleiht.
Fazit: Die Mischung aus Monsterhorror, Familientragödie und alberner Komödie wird vermutlich nicht jedem schmecken, ist dank seiner eigenwilligen Mischung und seiner Doppelbödigkeit aber einen Blick wert.
Wow, was für ein Trip! Bei der Beschreibung dieses Filmes fallen immer wieder Namen wie Gaspar Noé, Abel Ferrara und Clive Barker und nun verstehe ich auch, warum. Joe Begos lässt mit ,,Bliss - Trip in die Hölle" alle Fesseln fallen und schickt seine Hauptdarstellerin Dora Madison auf einen drogengeschwängerten Horrortrip, der sich gewaschen hat.
Die junge Malerin Dezzy kämpft mit einer kreativen Blockade. Von einem befreundeten Dealer besorgt sie sich Drogen, um zu neuer Inspiration zu finden. Zunächst scheint alles nach Plan zu verlaufen, doch schon nach kurzer Zeit wird klar, dass die Drogen nur der Anfang waren. Dezzy befindet sich längst in einem selbstzerstörerischen Strudel aus Sex, Blut und Wahnsinn, der sie immer tiefer in den Abgrund zieht. Wie viel ist sie bereit zu opfern, um ihr Meisterwerk zu schaffen?
Mit den Worten ,,kurz, aber heftig" ist der Film eigentlich perfekt zusammengefasst. Dezzys Odyssee durch die Nacht ist dreckig, düster, halluzinatorisch und definitiv nichts für zarte Gemüter. Mit pumpendem Hardrock und blitzendem Neonlicht wird der Schaffensprozess der Rockerbraut zu einem im allerwörtlichsten Sinne brutalen Gewaltakt, der in der zweiten Hälfte dann völlig eskaliert und einige wirklich heftige Splatter-Effekte auffährt. ,,Bliss" ist ein Film, den man eigentlich niemandem guten Gewissens empfehlen kann. Es ist nicht nur eine radikale Auseinandersetzung mit den Problemen und dem aufgewühlten Seelenleben einer Künstlerin. Es ist eine Hommage an Exploitationfilme und Bahnhofskino. Es ist die Visualisierung des düstersten, härtesten und dreckigsten Punk-/Rock-/Metal-Albums, dass du in deiner Jugend im Schrank hattest (Wenn du keins hattest, solltest du dir den Film sparen, wirklich). Und es ist ein Film, bei dem die anfangs eingeblendete Warnung für Epileptiker ernst genommen werden sollte.
Fazit: Ein kleiner, unangepasster, verstörender Film, der der großen Masse an Kinogängern wohl überwiegend nicht gefallen dürfte. Wer aber eine Affinität zu den oben genannten Musikgenres, den entsprechenden Subkulturen oder den erwähnten Regisseuren hat, findet hier ein Kleinod mit Kultpotenzial.
Stanley Kubricks Filme sind von einer Perfektion und visuellen Opulenz durchzogen, die auch heute noch ihresgleichen sucht. In diesem Punkt macht auch ,,The Shining" keine Ausnahme. Dennoch wurde der Film bei seinem Erscheinen eher verhalten aufgenommen, wobei die wohl schärfste Kritik von Stephen King persönlich kam. Der Autor der Romanvorlage zeigte sich derart enttäuscht von Kubricks Version seiner Geschichte, dass er 1997 eine Neuverfilmung des Stoffes als TV-Dreiteiler produzierte.
Dennoch, und das hat auch Stephen King erkannt, war ,,The Shining" ein Film, der riesigen Einfluss auf das Horrorkino im Allgemeinen nahm und, für sich betrachtet, eine der wenigen King-Verfilmungen (bis heute!) ist, die völlig frei von den Makeln eines B-Movies auch als Film funktioniert.
Ein Grund dafür sind die Darsteller. Allen voran natürlich Jack Nicholson, der hier eine seiner ikonischsten Darbietungen abliefert. Er mag zwar den Wandel vom fürsorglichen Familienvater zum wahnsinnigen Mörder nicht wirklich darstellen, weil er schon zu Beginn des Films wirkt, als hätte er die eine oder andere Schraube locker. Wenn er dann aber nach und nach den Verstand verliert, lassen seine Gestik, sein Minenspiel und seine Ausbrüche niemanden kalt. Shelley Duvall empfand ich in ihrer panischen Hysterie zwar eher anstrengend, wer sich mit den Hintergründen des Films und dem immensen Druck beschäftigt, den der Perfektionist Kubrick auf seine Darsteller ausgeübt haben muss, der weiß, dass diese Verstörtheit nicht immer nur geschauspielert war.
Als dritter großer Hauptdarsteller muss eigentlich das Overlook-Hotel gewürdigt werden. King beschwerte sich zwar, dass Kubrick die Bedeutung des Ortes im Film herunterspielt, dafür nutzt der Regisseur sein Setting zu opulenten Kamerafahrten. Die vielen Details wie Gegenstände, Fotos und verschiedene Räume beschäftigen Fans bis heute mit der Interpretation des Werks und liefern einen beeindruckenden Bilderreigen für den Zuschauer.
Zuletzt muss noch das Sounddesign des Films hervorgehoben werden: Von der ersten Sekunde an wird nur über die Geräuschkulisse eine bedrohliche, unnatürliche Atmosphäre geschaffen. Lange, bevor wirklich etwas passiert. So hält der Film selbst in seinen ruhigen Momenten ein ungutes Gefühl beim Zuschauer aufrecht, bis sich dieses Gefühl im Finale zu blankem Horror wandelt. Eine Kritik am Film war, dass er zu langsam für einen Horrorfilm sei. Und es stimmt: der Film lässt sich viel Zeit und verzichtet auf Horrorklischées wie plumpe Jump Scares oder Dunkelheit. Es ist kein ,,harter" Horrorfilm, sondern einer, der in seiner schaurigen Atmosphäre badet und jenen, die dafür empfänglich sind, wohlige Schauer über den Rücken jagt. Und das ist etwas, das heutige Filme leider oft verlernt zu haben scheinen.
Fazit: Ein Meilenstein des Horrorkinos. Kubricks Perfektion trifft auf Nicholsons Wahnsinn. ,,The Shining" ist zu Recht einer der legendärsten Horrorfilme aller Zeiten und verdient sich seinen Platz im Werk seines Meisterregisseurs.
,,Black Water" (2007) ist ein australischer Tierhorrorfilm von Andrew Traucki und David Nerlich. Für Traucki war es das Regiedebüt. Er blieb dem Genre aber treu und lieferte uns später nicht nur die Fortsetzung ,,Black Water: Abyss", sondern auch ,,The Reef" und ,,The Jungle".
Der Film begleitet das Pärchen Adam und Grace, das gemeinsam mit Grace's Schwester Lee in Urlaub fährt. Als sie eine Bootstour durch die Sümpfe Australiens buchen, wird das Boot durch einen Aufprall zum Kentern gebracht. Die drei können sich zwar in eine Baumkrone retten, stellen jedoch fest, dass sie von einem großen Salzwasserkrokodil belauert werden...
,,Black Water" erschien im selben Jahr wie der sehr ähnlich gelagerte australische Tierhorrorfilm ,,Rogue - Im falschen Revier". Während sich die Storys auffallend ähneln, ist es ebenso deutlich, dass bei ,,Rogue" weitaus mehr Geld zur Verfügung stand. Doch das soll nicht automatisch bedeuten, dass ,,Black Water" keine Daseinsberechtigung hätte. Ganz im Gegenteil: Nerlich und Traucki spielen ihr reduziertes Setting voll aus. Ein umgekipptes Boot, ein paar Leute in einem Baum, eine unsichtbare Bedrohung unter Wasser, fertig sind 90 Minuten Hochspannung. Bei der Inszenierung bedienen sich die beiden großzügig beim Genre-Urahn ,,Jaws": Das Krokodil wird vor allem zu Beginn entweder gar nicht oder nur sehr spärlich gezeigt. Ein nicht zuzuordnendes Platschen oder verräterische Wellen lassen vieles im Kopf der Zuschauer und auch der Hauptfiguren abspielen. Wenn das Tier dann aber zu sehen ist, kommen in der Regel echte Aufnahmen und auch von den Regisseuren selbst erstellte Computereffekte zum Einsatz. Auch diese Szenen können überzeugen, das Krokodil wirkt nie unecht. Dafür sieht man vor allem den Angriffsszenen ein bisschen an, dass nicht viel Geld zur Verfügung stand. Hier muss sich ,,Black Water" dann doch ein Stück hinter der Konkurrenz einordnen. Dafür hinterlassen aber die Hauptdarsteller allesamt einen recht passablen Eindruck und das unvermeidliche Familiendrama fügt sich gut in die Handlung ein, sodass wir es mit einem der besseren Tierhorrorfilme der jüngeren Vergangenheit zu tun haben.
Fazit: sehenswerter Low-Budget-Kroko-Horror! ,,Black Water" bedient zwar diverse Genreklischées und bringt nicht wirklich viel Neues ins Genre, funktioniert als fieser kleiner Tierhorrorfilm aber ausgezeichnet. Dafür sorgen die schöne Kulisse in den australischen Sümpfen, gute Darsteller und die durchgehend aufrecht erhaltene Spannung. Auch das Finale des Films kommt unerwartet und setzt dem Ganzen die Krone auf.
,,The VVitch" wurde im Jahr 2015 zu einem Überraschungshit bei Kritikern und an den Kinokassen und etablierte seinen Regisseur Robert Eggers als einen der vielversprechendsten und visionärsten Regisseure der jüngeren Vergangenheit. Bereits die Einordnung in ein klassisches Genre lässt einen dabei über die ebenso eigenwillige wie magische Handschrift des Ausnahmeregisseurs stolpern. Vordergründig ist ,,The VVitch" natürlich ein Horrorfilm in einem historischen Setting. Doch diese simple Klassifikation wird dem Film nicht vollends gerecht. Vor allem mit Blick auf Eggers nachfolgende Filme ,,Der Leuchtturm" und ,,The Northman" kann man erkennen, welchen Fokus Robert Eggers in seinen Filmen setzt: Er versuchte bisher stets, ein historisches Setting durch die Augen der damals lebenden Menschen zu zeigen. Anstatt einen modernen, aufgeklärten Blick auf eine vergangene Epoche zu werfen, lässt er die damals herrschenden Ängste, Aberglauben und als real akzeptierten Mythen lebendig werden. In diesem Ansatz ist auch sein Erstling keine Ausnahme.
Im Film begleiten wir die Puritaner William und Katherine, die um 1630 mit ihren Kindern in eine abgelegene Gegend ziehen, um sich eine neue Existenz aufzubauen. Doch der nahe gelegene Wald beherbergt unsichtbare Schrecken: Eines der Kinder verschwindet auf mysteriöse Weise und auch sonst scheint der Neubeginn der Familie unter keinem guten Stern zu stehen. Ist alles das Werk einer Hexe?
Robert Eggers geht auch in diesem Film mit der ihm eigenen historischen Akribie zu Werke. Von der Errichtung der Kulissen über die Kostüme bis zu den im Film verwendeten Dialogen und Gebeten, nahezu alles ist das Ergebnis einer umfassenden Recherche in zeitgenössischen Quellen. Und dies merkt man dem Film auch an. Von der ersten Einstellung bis zur letzten wirkt alles ungemein authentisch. Dazu tragen auch die durch die Bank hervorragenden Darsteller ihren Teil bei, aus denen Anya Taylor-Joy noch einmal besonders herausragt. Es ist kein Wunder, dass sie diverse Preise für ihre Rolle gewinnen konnte und zu einer der gefragtesten Nachwuchsdarstellerinnen avancierte.
Die oftmals kritisierte, langsame Inszenierung, die auf ausufernden Horror in Form von Jump Scares oder überbordenden Gore-Effekten verzichtet, empfand ich nicht als störend, sondern als angemessen und passend. Wie gesagt will dieser Film kein simpler Horrorfilm sein, sondern das Leben einer puritanischen Familie im 17. Jahrhundert schildern. Und das gelingt ihm mit Bravour.
Fazit: ,,The VVitch" ist aufgrund seines gemächlichen Verlaufs sicherlich keine leichte Kost. Dafür handelt es sich um akribisch recherchierten Arthaus-Horror, der auf inszenatorische Perfektion trifft. Robert Eggers bietet in seinem Debüt bereits all sein Können auf und zeigt seine Liebe zu historisch genau umgesetzten Stoffen. Wem all das wichtiger ist als 90 Minuten Hochspannung und Splatter, sollte sich diesen Film unbedingt ansehen.
*Rezension enthält Spoiler*
Nach dem großen Erfolg des spanischen Horrorfilms ,,REC" lief nur sieben Monate später das unvermeidliche US-Remake des Streifens in den Kinos an. ,,Quarantäne" von Regisseur John Erick Dowdle besetzt die Hauptrolle der Angela Vidal (deren Name nun natürlich standesgemäß englisch ausgesprochen wird) mit Jennifer Carpenter und hält sich sehr eng an die szenische Abfolge des Originals.
Zur Handlung: Reporterin Angela und ihr Kameramann Scott drehen eine Reportage auf einer Feuerwache. Als die Einheit zu einem Notfall gerufen wird, begleiten die beiden das Einsatzteam. Doch angekommen in einem maroden Mehrfamilienhaus, bricht schnell der absolute Alptraum los: Eine Bewohnerin scheint sich mit einem mysteriösen Virus infiziert zu haben und reagiert äußerst aggressiv. Beim Versuch, das Gebäude wieder zu verlassen, stellt sich heraus, dass die Seuchenschutzbehörde das Haus bereits abgeriegelt hat. Immer auf der Suche nach einem Ausweg, entwickelt sich dieses Szenario zu einem knallharten Überlebenskampf für alle Beteiligten...
Ich bin generell kein großer Fan all der Remakes, Reboots oder Fortsetzungen 40 Jahre nach dem ersten Teil, die derzeit die Kinos überschwemmen. Dennoch erhält ,,Quarantäne" in meinem persönlichen Ranking den Preis für das überflüssigste Remake, das ich je gesehen habe. Es dupliziert ohne jegliche Kreativität sämtliche relevanten Szenen des Originalfilms. Und schlimmer noch, bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen der vorliegende Film etwas Eigenes einbringt, sind die Änderungen im besten Fall belanglos, im schlimmsten Fall völlig misslungen. Bestes Beispiel ist der veränderte Ursprung der Infektion. Wo im Original noch religiöse Bezüge in die Handlung eingewoben wurden und das Mädchen Nina Medeiros im Finale eine wichtige Rolle spielte, streicht das Remake diesen Twist und erklärt die Infektion zu einem Ableger der Tollwut. Statt religiösem Hintergrund gibt es im Finale Hinweise auf einen Weltuntergangskult. Apropos Finale: Natürlich lässt sich ,,Quarantäne" nicht nehmen, das komplette Finale des Originals in der Dachgeschosswohnung 1:1 zu kopieren... nur eben wie gesagt ohne irgendwelche eingestreuten Hinweise auf den Ursprung der Kreatur in der Wohnung. Dadurch wirkt das Finale im Vergleich zum Original seltsam abgekapselt vom Rest der Handlung und weit weniger wirkungsmächtig als in der spanischen Version.
Fazit: Als Remake setzt sich ,,Quarantäne" unglücklich zwischen alle Stühle. Wer das Original kennt, hat bereits den weit besseren Film gesehen. Schlimmer noch: Er hat ebenfalls bereits 95% von ,,Quarantäne" gesehen und die wenigen Änderungen lohnen eine erneute Sichtung nicht wirklich, da sie zu uninspiriert und belanglos sind. Jeder, der noch keine der beiden Versionen gesehen hat, sollte sich tunlichst das Original ansehen. Somit kann man den vorliegenden Film nur mit einem Wort zusammenfassen: überflüssig.
,,Machine-Gun Kelly" (AT: Das Raubtier) ist ein Gangsterfilm von Roger Corman, der sich mit der Geschichte von Bankräuber George Kelly befasst. Der Film war die erste Hauptrolle für Charles Bronson und wurde, für Corman typisch, innerhalb von 10 Tagen mit einem Budget von nur 60.000 Dollar gedreht.
George Kelly, aufgrund seines Thompson-Gewehrs ,,Machine-Gun Kelly" genannt, gelangt durch minutiös geplante Banküberfälle zu Bekanntheit in den Medien. Das aufbrausende Raubein gilt zwar als Kopf und Gehirn seiner Bande, jedoch steht er unter dem Einfluss seiner Geliebten Florence ,,Flo" Becker. Nach einigen erfolgreichen Überfällen kommt es in Kellys Gang jedoch zu Unruhe, denn der knallharte Gangster macht sich mit seiner kompromisslosen Art nicht nur Freunde...
Roger Corman, der eher für seine trashigen, aber dennoch überdurchschnittlichen Horrorfilme bekannt ist, legt mit ,,Machine-Gun Kelly" einen überraschend ernsthaften Gangster-Thriller vor, den er selbst später als großen Wendepunkt in seiner Arbeit als Regisseur bezeichnen sollte. Vor allem in Europa festigte der Film durch seinen Erfolg Cormans Ruf als Regisseur.
Der Film selbst ist ein sehr geradliniger Film Noir in Tradition der klassischen Gangsterfilme der Schwarzweiß-Ära. Dank der kurzen Laufzeit und flottem Tempo weist der Film auch heute noch kaum Längen auf. Ein weiterer großer Pluspunkt ist der starke Cast, angeführt von einem bereits sehr charismatischen Charles Bronson und einer wie immer herrlich fiesen Susan Cabot. Vor allem die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt und trägt den Film über weite Strecken.
Negativ könnte man anführen, dass der Film sich doch sehr große Freiheiten in der Erzählung seiner Geschichte nimmt. Lediglich die Hauptfigur beruht auf einem realen Gangster gleichen Namens, sämtliche Nebenfiguren des Films sind frei erfunden. Auch sind die Banküberfälle und die Entführung stark fiktionalisiert worden und haben im Grunde Nichts mit den realen Gegebenheiten zu tun.
Fazit: Unterhaltsamer Gangsterfilm für alle Liebhaber der 1950er und Fans von Charles Bronson. Den Film als Biopic zu bezeichnen ist jedoch irreführend, da er zum einen kaum Wert auf eine Darstellung der realen Ereignisse legt und zum anderen nur wenig Zeit für die Aktivitäten Kellys außerhalb seiner Verbrechen findet. Somit eher ein fiktionaler Gangsterfilm mit leichten historischen Bezügen, der dennoch unterhalten kann.
Der kanadische Film ,,Summer of '84" ist der zweite Spielfilm des Regiekollektivs RKSS und bezüglich seines Genres gar nicht so einfach einzuordnen. Er positioniert sich irgendwo mittig zwischen Coming-of-age-Drama, Psychothriller und Horrorfilm. Gerade der erstgenannte Einfluss sorgt dabei für den hier und da kritisierten, langsamen Aufbau des Films.
Wir folgen einer Clique jugendlicher Jungs, die neben den für ihr Alter typischen Sorgen und Problemen vor allem eines beschäftigt: Der sogenannte Cape-May-Schlächter, der es auf Kinder ihres Alters abgesehen hat. Als sie Hinweise darauf entdecken, dass ihr Nachbar Mr. Mackey der Killer sein könnte, beginnen sie ihre eigene Untersuchung des Falls...
Ich selbst bin zwar kein Kind der 80er, habe aber vor allem filmisch eine Schwäche für diese Zeit. ,,Summer of '84" hatte mich ehrlich gesagt schon gepackt, als er noch in der ersten Sekunde seinen wunderbaren, an John Carpenter gemahnenden Synthie-Soundtrack entfesselte. Überhaupt tut der Film alles, um das titelgebende Jahr, auch visuell, aufleben zu lassen. Von der Mode und den Frisuren bis zu den Autos und natürlich den Erwähnungen zeitgemäßer Filme, man fühlt sich direkt in einen amerikanischen Vorort von 1984 versetzt. Dabei fokussiert der Film sich nicht nur auf seine Thriller-Handlung, sondern zeigt auch die schönen Seiten einer Kindheit in dieser Umgebung auf. Er thematisiert den freundschaftlichen Zusammenhalt der Protagonisten, Erfahrungen mit der ersten Liebe und dem Erwachsenwerden. Auf der anderen Seite durchbricht er auch die zunächst so perfekt erscheinende Fassade und zeigt familiäre Probleme und den Umgang der Jugendlichen damit auf. Auch wenn diese Momente eher dezent eingewoben wurden, verhelfen sie den Figuren zu mehr Tiefe und Menschlichkeit. Dies zahlt sich vor allem dann aus, wenn der Film sich wieder auf die Suche nach dem Mörder konzentriert und alles in einem Finale gipfelt, welches unerwartet hart in die Magengrube trifft, aber absolut konsequent ist.
Fazit: Für mich ein echter Überraschungshit! Schon lange nicht mehr hat mich ein Film derart eingenommen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Genaugenommen sogar noch länger, denn das Ende hat nachgehallt und mich auch am nächsten Tag noch beschäftigt. Wer mit dem ruhigen Erzähltempo zurecht kommt und auf 80er-Ästhetik steht, kann mit diesem Film nicht viel falsch machen. Man sollte aber keinen reinen Horrorfilm oder temporeichen Thriller erwarten, sondern eine gleichberechtigte Mischung aus den in der Einleitung genannten Genres.
*Rezension kann Spoiler enthalten*
Bei ,,REC 4: Apocalypse" kehrt Jaume Balagueró auf den Regiestuhl zurück, diesmal jedoch ohne seinen Co-Regisseur Paco Plaza. Der neue alte Regisseur treibt der Reihe nicht nur den unpassenden, selbstreferenziellen Metahumor von Teil 3 aus, sondern bringt auch Manuela Velasco als Angela Vidal in der Hauptrolle zurück.
Der Film setzt direkt nach dem Ende von Teil 2 ein. Angela Vidal wird von einem Einsatzteam aus dem Hochhaus gerettet. Angela findet sich daraufhin zusammen mit den Überlebenden des Einsatzteams auf einem alten Öltanker wieder, auf dem eine Quarantänestation eingerichtet wurde. Während die Neuankömmlinge versuchen, sich an die Gegebenheiten an Bord anzupassen, forschen Wissenschaftler nach einem Heilmittel und nach den Hintergründen der Infektion. Doch wie sich herausstellt, scheint ein gewisser Parasit unbemerkt an Bord gelangt zu sein...
Nach dem faden dritten Teil gelingt es ,,REC 4", das Ruder gerade nochmal rumzureißen. Balagueró inszeniert den Abschluss der Reihe wieder mit der nötigen Ernsthaftigkeit. Er setzt die Handlung der ersten beiden Filme konsequent fort, baut aber auch sinnvolle Bezüge zum dritten Teil ein. Diese sind nicht nur inhaltlicher, sondern auch inszenatorischer Natur: Auch der vierte Teil verlässt sich nicht länger auf den Found-Footage-Stil der ersten beiden Filme, sondern führt den Transfer zur objektiven Kamera fort, den der dritte Teil vollzogen hatte. Insgesamt ist die Inszenierung sehr flott und actionreich, verliert dabei aber jenen klaustrophobischen Horror, der noch Teil 1 und 2 geprägt hatte. Zudem missfällt mir persönlich, dass der religiöse Hintergrund, der in Teil 2 so eine große Rolle gespielt hat, fast völlig ignoriert wird. In Teil 4 scheint die Bedrohung ,,nur" noch eine Infektion zu sein, für die man ein Heilmittel finden muss. Auch wenn Nina Medeiros erwähnt wird und durch den Parasiten im Film auftaucht, wird sie als Ausgangspunkt von allem stark vernachlässigt. Vor allem aufgrund des (biblischen) Untertitels ,,Apocalypse" hatte ich mir einen epischen, furchterregenden Showdown zwischen Angela und ihrer dämonischen Gegenspielerin vom Film erhofft, der leider ausblieb.
Fazit: Der letzte Teil der Reihe bügelt viele Fehler seines direkten Vorgängers wieder aus und überflügelt ihn damit deutlich, kann jedoch in keiner Sekunde an das intensive Grauen heranreichen, dass die ersten beiden Einträge aufzubauen wussten. Dennoch ist ,,REC 4: Apocalypse" ein größtenteils gelungener Abschluss der Reihe. Dies verdankt er vor allem der temporeichen Inszenierung, die keine Langeweile aufkommen lässt.
*Rezension kann Spoiler enthalten*
Alles neu, macht Teil 3? In ,,REC 3: Genesis", der diesmal von Paco Plaza im Alleingang inszeniert wurde, erwarten den geneigten Zuschauer jede Menge Brüche mit den beiden Vorgängerfilmen. Zum einen verzichtet der Film nach rund zwanzig Minuten auf den Found-Footage-Stil seiner Vorgänger und bedient sich von da an einer professionellen Inszenierung. Zudem setzt der Film mehr auf komödiantische Elemente und jede Menge Selbstironie, während die beiden Vorgänger ihren Horror stets ernsthaft vermittelten. Auch ist Manuela Velasco nicht als Angela Vidal mit von der Partie, da der Film an einem anderen Schauplatz angesiedelt ist als seine Vorgänger, zeitlich jedoch relativ parallel zu ihnen spielt.
Inhaltlich geht es um die Hochzeit von Clara und Koldo. Einer der Partygäste entpuppt sich als der Tierarzt, der den Hund des Mädchens Jennifer aus dem ersten Teil eingeschläfert und an das Gesundheitsamt gemeldet hat. Da er zuvor von dem Tier gebissen wurde, verschleppt er die Infektion, ohne es zu wissen, auf die Hochzeitsfeier. So dauert es nicht lange, bis auch dort das Grauen um sich greift...
Der Film liebt es, mit den Erwartungen seiner Fans zu spielen und diese zu untergraben. Beginnt noch alles mit der für die Reihe typischen Wackelkamera, mit der einer der Partygäste das Geschehen filmt, wird diese kurz darauf mit einem beherzten Fußtritt zerstört und der Film wechselt in eine objektive Darstellung. Zuvor hatte noch ein anderer Kameramann erläutert, wo die Vorzüge dieser Art der Aufnahme liegen. Und diese Art des Humors zieht sich durch den ganzen Film. Das ist zwar durchaus selbstbewusst und dadurch auch irgendwie sympathisch, kann jedoch nicht vollends überzeugen. Vielmehr empfand ich persönlich den (selbst)ironischen Unterton eher störend und hätte mir eine ernsthafte Darstellung wie in den Vorgängern gewünscht. Stattdessen gibt es ein gewollt überzogenes Splatterfest inklusive einer kettensäge-schwingenden Braut, einem Bräutigam in der Rüstung des heiligen Georg und eines Entertainers im Kostüm eines Schwammes, der auf gar keinen Fall Spongebob darstellen soll.
Fazit: Auch wenn ich dem Mut von Paco Plaza Tribut zollen muss, ist ,,REC 3: Genesis" eine Enttäuschung. Für sich allein betrachtet handelt es sich um ein eher belangloses Metzelfest, im Kontext der Reihe jedoch um einen Schritt in die falsche Richtung. Der Film ist zu selbstreferenziell geraten und hat gleichzeitig so gut wie keinen Bezug zu seinen Vorgängern, weder inhaltlich noch inszenatorisch. Besagter Bezug soll einzig und allein über die Metaebene hergestellt werden, die bei mir jedoch überhaupt nicht zünden wollte.
*Rezension kann Spoiler enthalten*
2009 bescherten uns die spanischen Filmemacher Jaume Balagueró und Paco Plaza mit ,,REC 2" die Fortsetzung ihres Überraschungserfolges von 2007. Doch kann der klaustrophobische Horror im Hochhaus auch im zweiten Anlauf überzeugen oder sorgt die Wackelkamera letztlich nur noch für Kopfschmerzen?
Inhaltlich setzt die Fortsetzung nur wenige Minuten nach dem Ende des ersten Filmes ein. Wir begleiten diesmal ein Sondereinsatzkommando, welches einen Mitarbeiter des Gesundheitsamtes, Dr. Owen, zurück in das abgesperrte Haus eskortiert. Er will die Hintergründe der mysteriösen Infektion untersuchen und hofft, ein Heilmittel entwickeln zu können. Natürlich verläuft der Einsatz nicht ganz nach Plan, sodass die Truppe bald um ihr Überleben kämpft, während sie ihren Einsatz ausführen will...
Nicht nur das Setting von ,,REC 2" ist dasselbe wie im ersten Teil, auch der generelle Ablauf des Films folgt jenem des Vorgängers. Diesmal war es den Filmemachern aber wichtig, etwas mehr über die Hintergründe der Infektion zu enthüllen. Der im Finale von Teil 1 angedeutete Twist in der Handlung wird konsequent weiterverfolgt und ausgebaut. Zudem werden einige Bezüge zum Vorgänger eingebaut, die den zweiten Teil etwas organischer werden lassen. Vor allem die erste halbe Stunde liefert dabei den vom Vorgänger gewohnten, hochklassigen Grusel. Im Anschluss daran nutzen die Filmemacher einen sehr harten Bruch in der Handlung und springen zu einer zweiten Gruppe, deren Erlebnisse parallel zu denen des Sondereinsatzkommandos verlaufen sind. Diesen Abschnitt empfand ich als mit Abstand schwächsten Part des Filmes. Nicht nur, dass die zweite Gruppe rückblickend kaum Mehrwert für die Handlung bietet, sie besteht auch noch samt und sonders aus eher nervigen, weil sehr hysterischen Figuren. Außerdem wird durch den Wechsel das Tempo des ersten Abschnitts vollkommen ausgebremst. Erst, als sich für den letzten Teil des Films die beiden Handlungsstränge vereinen, läuft ,,REC 2" wieder zu Höchstform auf. Wie bereits im Vorgänger bildet das Finale dann noch einmal einen besonderen Höhepunkt, der für den mauen Mittelteil mehr als entschädigt.
Fazit: Insgesamt solide Fortsetzung, die durch einen schwachen Mittelteil ausgebremst wird und sich ein bisschen zu sehr auf ihrem Vorgänger ausruht, dessen Handlung jedoch auch sinnvoll erweitert und zum Ende hin den einen oder anderen coolen Twist auffährt. Auf zu Teil 3!