Deciuscaecilius - Kommentare
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Alle Kommentare von Deciuscaecilius
„Near Dark“ ist Kathryn Bigelows zweiter Film und eigentlich ein Neo Western, Vampire sind hier nur ein Vehikel, das die Ordnung der USA durcheinander bringen darf. Diese Gruppe aus Misfits durchbricht das geregelte Leben und reißt Caleb, gespielt von Adrian Pasdar, aus der Normalität. Soweit ist das nichts Besonderes, viele Vampirfilme konzentrieren sich auf den Wandel des Einzelnen zu einem der Ihren, aber dies ist selten so schmutzig, so außerhalb der Konventionen erzählt worden wie hier. Die Truppe wirkt postapokalyptisch in einer Welt, die keine Apokalypse hatte, oder zumindest keine, die über den American Dream hinausgeht. Die Gewalt, die sie erzeugt, sprengt die Gesellschaft, entkleidet ihre Sicherheit und stellt ihre Werte infrage. Bigelow bricht aber an einer Stelle mit Vampirregeln, ganz auf Erlösung zu verzichten scheint schwer zu fallen, die Gnadenlosigkeit und Endgültigkeit des Vampir-Seins ist zu viel zum Schlucken, da sind sich fast alle Vampirfilme der Achtziger einig.
Der Film hat einen seltsamen B-Movie-Charme, eine dunkle Faszination die personifiziert wird durch Jenny Wright als Mae, sie hat als Schauspielerin keine großen Spuren in der Filmwelt hinterlassen aber ihre Zerbrechlichkeit, ihre seltsame Not, die unter der Konsequenz liegt, mit der sie ihr brutales Leben lebt, stellt sie hier zauberhaft dar. Die Liebesgeschichte ist eine seltsame, eine, die verkürzt ist und albtraumhaft wirkt, trotzdem ist das berührend. Sie steht auch für diese Truppe insgesamt, die ein elendes ewiges Leben führt, sie sind Amerikas Unterschicht, ohne Chance auf Aufstieg und nahbar, weil ihnen jeder Vampir Kitsch abgeht. Das Wort findet nicht einmal Erwähnung, niemand war je weiter weg von Bela Lugosi als diese Familie. Die Bedrohung kommt also dieses Mal nicht von außen, sie kommt von einem Mann der seit 150 Jahren eine Südstaatenflagge in der Tasche trägt und seine Unantastbarkeit dazu nutzt Angst und Schrecken im modernen Amerika zu verbreiten. Er hält am Status Quo fest, obwohl genau der Scheiße ist. Diese Rednecks wollen keine Veränderung, solange sie persönliche Macht ausüben können, ist der Rest egal und sie werden jede Veränderung versuchen zu verhindern, bis man sie der Sonne ausgesetzt hat.
Der Film selbst feiert derweil die Nacht, allerdings hauptsächlich an deren Grenze am titelgebenden „Near Dark“, es ist die Dämmerung, das Licht, das da ist, wenn die Sonne noch nicht oder nicht mehr am Horizont steht. Dieses Licht über den Weiten des amerikanischen Farmlands fängt Bigelow präzise ein und macht es zum Zentrum der Stimmung. Man flieht vom Land, das einen ernährt und kommt wieder zurück, weil die Alternative noch grausamer ist. Es ist Heimat und alle hier streben danach, nur was es denn eigentlich genau sein soll, darüber sind sich nicht alle im Klaren. Das ist ein Film, der seine Hausaufgaben gemacht hat, der stilsicher etwas über den Westen erzählt und der seine Monster im Inneren gefunden hat. Dabei geht es gewalttätig und abgefuckt zu und am Ende gibt es dann aber die Hoffnung auf Erlösung. Caleb muss lernen, was ein Mann ist und was im Leben wichtig ist, das kann man schmalzig finden, aber es hat auch etwas Zeitloses, es ist die Oase am Ende der postapokalyptischen Wüste. Bigelows „Near Dark“ fühlt sich weniger nach den Achtzigern an, gerade im Vergleich mit seinem erfolgreicheren Konkurrenten „Lost Boys“, er ist viel ernster, desillusioniert in seinem Zukunftsausblick und gerade deshalb einen Blick wert. Starker Film.
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Robot Dreams ist ein zutiefst sympathischer animierter Stummfilm um die Freundschaft zwischen einem Hund und einem Roboter in einer Fabelwelt, die dem modernen New York nachempfunden ist. Die Animation ist gut gelungen, die Musik schön und die Geschichte insgesamt bewegend. Leider zieht sich das alles irgendwann ganz schön in die Länge, die Zeit wirkt gestreckt durch kleine Einschübe, die aber immerhin immer witzig oder anrührend sind. Der Film hat in dieser Hinsicht sehr viele Ideen, diese Stadt und ihre Bewohner zu porträtieren und ihnen amüsante Szenen mitzugeben. Dieser Ideenreichtum trägt dann auch die lange Zeit der Trennung zwischen den beiden Protagonisten. Ich mag diesen Film aber es ist schwer sehr viel darüber hinaus zu sehen, die Animation ist praktisch aber unspektakulär und die Botschaft schön, aber auch nichts Besonderes. Mir persönlich sagen Filme mit anthropomorphen Tieren auch nicht so zu, daher plätscherte der Film am Ende etwas dahin. Der Film ist empfehlenswert, aber ohne, dass ich die ganz große Begeisterung dafür spüren konnte. So ist das halt manchmal….
The Living Dead Girl (La Morte Vivante) von Jean Rollin ist einer dieser Sex-Vampire Streifen für die Rollin bekannt geworden ist. Das Konzept ist, dass eine Frau namens Hélène als Mischung von Zombie und Vampir von den Toten erwacht und in ihr altes Elternhaus zurückkehrt. Ihre noch lebende Schwester Catherine versucht dann alles, um dem Wesen ein weiteres Überleben zu sichern. Das ist eine dramatische Idee und abseits aller Schwächen kann man sich dem Drama dann auch nicht vollständig entziehen. In dem traumartigen, surrealen Film entwickelt sich eine immer mehr in den Wahnsinn, laufende Abhängigkeit Catherines von dieser Idee ihre Zombieschwester wieder zu dem zu machen, was sie einmal war, auch wenn das bedeutet dass Hélène ständig Blut und Fleisch konsumieren muss. Die Szenen sind dann auch maximal von Blood und Gore getrieben, es spritzt und schmatzt, es werden Bäuche aufgerissen und Kehlen zerschnitten, es ist ein wirklich verstörend ekliges Gematschte.
Das Problem hier ist, dass der Film zwar eine gruselige Atmosphäre aufbaut, aber zwischen den Gore Szenen fällt dem Film dann außer ein paar Landschaftsaufnahmen kaum etwas ein. Schrecklich langsam schleicht das alles dahin und einiges wirkt dabei wie Zeitschinderei. Das alles ist so ungelenk, es gelingen ein paar interessante Bilder und manchmal spürt man das Drama dieser Beziehung, aber so richtig verfängt das alles nicht. Der Film wirkt nie ernsthaft, weil er so sehr nach Softporno meets Billighorror aussieht. Die Schauspielleistungen sind allesamt sehr expressiv, ein bisschen künstlich und affektiert. Sosehr das dramatisch sein müsste, kam es bei mir jedenfalls nicht so an. Vielleicht ist das dann auch der Kern: Der Film wirkt nicht sympathisch, er wirkt, als hätte er keine Empathie für seine Figuren, als wäre er nur auf Schauwerte aus und auf nichts anderes. Das Drama wirkt fast zufällig, als wäre ein mieser Film aus Versehen über eine gute Idee gestolpert. Den kann man interessant finden, aber mich hat der jedenfalls nicht abgeholt. Ganz im Gegenteil ich mochte den nicht.
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Fright Night ist ein interessanter Ansatz an das Vampirgenre, hier werden eine Teenagerkomödie und ein Horrorfilm zwangsverheiratet und kommen erstaunlicherweise ganz gut miteinander aus. Kommen wir gleich zum Großartigen: Der Film hat fabelhaft eklige Achtzigerjahre-Effekte, wie sich hier Körper verformen, Gesichter auseinanderbrechen und Gliedmaßen zerlaufen, ist bemerkenswert. Jede Konfrontation mit den Vampiren ist ein Spaß und Horror Erfahrung gleichzeitig. Bedrohliche Wesen sind das, mit ihren Körpern aus dem Alptraum. Das ist optisch gut gealtert und erzeugt einen schönen Kontrast zwischen dem slicken Vampir-Nachbarn, den wir anfangs kennenlernen und dem uralten Monster aus der Dunkelheit, das wir fürchten sollen. Die Jagd ist entsprechend heftig und das Finale gut gelungen. Einiges davon hat sogar Body-Horrorelemente, die wirkliches Mitleid erzeugen mit den geschundenen Körpern von den Kindern der Nacht. Schade, dass hier gerade "Evil Eds" Schicksal nicht noch mehr Raum bekommen hat.
Was aber leider über den ganzen Film nervt, ist der langsame Aufbau, bis hier erst einmal alle an Bord sind, vergeht zu viel Zeit und selbst dann wird gerne noch mal zurück gerannt oder einfach irgendwo zögernd herumgestanden. Das ist zum Teil der Komik geschuldet, die aus dem dummen Teenager, dem niemand glaubt, einige seiner Gags zieht, funktionierte für mich aber weder als Spannungsaufbau noch als Komik. Auch die Komik rund um Roddy McDowall als gealtertem Fernseh-Vampirjäger Peter Vincent fand ich oft anstrengend. Die Teenagergeschichte hat aber auch Momente, das Liebeshändel ist nett und sympathisch und Amanda Bearse als Amy hat einen schönen Tanz mit dem Vampir, bevor sie selbst zum Femme Fatale Vamp wird. Das ist schon ganz spaßig. Chris Sarandon als Chefmonster fetzt gerade, weil er so schleimig ist und einen schönen Kontrast zu den Kids von nebenan bildet. So muss sich der Teenager fühlen, wenn seine geliebte Freundin den erwachsenen Mann anhimmelt.
Das alles hat ein paar Witze und Konflikte, die gerne in den Achtzigern hätten bleiben können, aber schlimm ist das nicht. Der Film wollte sich damals sicher nicht zu ernst nehmen und das funktioniert heute noch. Ganz überzeugt hat mich das trotzdem nicht, gerade weil es nicht ganz ausbalanciert wirkt zwischen den beiden Genres, die es bedienen will. Für den Horror fehlt dem Film etwas Gewicht, hier ist alles zu cheesy und die Komik bremst immer mal wieder die Spannung aus. Insgesamt geht sich die Mischung aber schon aus, ich hatte jedenfalls meinen Spaß mit dem Ausflug in dieser Horror-Comedy der Achtziger. Das geht sogar soweit, dass es bisher meine Lieblingsparodie auf Vampire ist. Das kann man immer noch gut gucken.
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Ähm: Spoiler, das muss man beschreiben, ansonsten glaubt man das nicht…
Do Patti ist ein Hindi Drama Thriller Mix, in dem es um häusliche Gewalt, die Schwere der Beweisbarkeit und seine generationsübergreifenden Auswirkungen gehen soll. Filmisch innovativ ist daran speziell die Betrachtung des Schulkomplexes der Opfer und der am Rande stehenden Verwandten und Bekannten. Man kann es fast als eine Variante von Co-Abhängigkeit betrachten, wie weit der Einfluss auf deren Leben reicht. Gewalt als vererbtes Übel. Die Handlung spielt rund um die eineiigen Zwillinge Saumya und Shailee, beide gespielt von Kriti Sanon. Dhruv, Saumyas Ehemann und Ex von Shailee wird von Shaheer Sheikh gespielt, der einen wirkungsvollen, aber zu plakativen, fies hinterhältigen Bösewicht gibt. Eine Rolle spielt dann noch Kajol Devgan als Inspector Vidya Kanwar, die diesen Fall und seine Auswirkungen vor Gericht bringen will. Das alles ist hübsch anzuschauen und hat einen überdurchschnittlich gut abgemischten Dolby Atmos Score.
Das Thema hört sich interessant an und soweit es denn behandelt wird, funktioniert es auch. Die Szenen zwischen Saumya und Dhruv sind hart und schwer zu ertragen, ihr Leid ist, gipfelnd in einer Szene, die ihren kompletten Zusammenbruch, inklusive Selbstverletzung, Realitätsflucht und Desorientierung zeigt, heftig und verleiht dem Fall Bedeutung. Allerdings ist das natürlich auch fast selbstverständlich, denn es ist kaum etwas schwerer zu ertragen, als hilflose Opfer häuslicher Gewalt zu erleben. Die polizeiliche Aufklärung bietet dann aber leider nicht viel Neues und endet auch sehr merkwürdig, mit einem parodistisch wiederholten Auftritt vor Gericht, bei dem man froh sein konnte, dass niemand anwaltlich von Bugs Bunny vertreten wurde. Im Fall selbst wird mit einigen Twists gearbeitet, die interessant sind und einiges an Abwechslung hinzufügen, die allerdings auch wie Gimmick wirken, die von den ernsten Themen und den Charakteren nur ablenken.
Da sind wir dann auch beim großen Problem des Films: Alles hier ist auf 10 gedreht. Nichts wird hier kontrolliert und ruhig abgewickelt, alles wirkt übertrieben und maximiert. Die Charaktere wirken dabei häufig unglaubwürdig und die Ereignisse konstruiert. Der Film wirkt daher immer wieder wie eine Comedy, weil nichts irgendwie real wirkt. Vieles macht den Eindruck, dass Unterhaltung im Vordergrund steht und die zentrale Botschaft nur ein Anhängsel eines typischen indischen Blockbusters ist. Dazu kommt, dass die Songs im Film so schmalzig sind, dass es selbst für einen indischen Film heftig auffällt. Sie haben nichts Innovatives, tropfen aber von platten Botschaften.
Das Schlimmste aber ist, dass es lange Zeit überhaupt nicht um häusliche Gewalt ging. Der zentrale Konflikt des Films ist stattdessen der Kampf um den ekligen Dhruv. Die beiden Schwestern kämpfen um eine Heirat mit ihm und das ist lange Zeit der ganze Plot des Films. Während Saumya das häusliche Heimchen gibt, die mit braver Rechtschaffenheit versucht, diese Liebe zu erhalten, dreht Shailee richtig auf. Das hört sich jetzt übertrieben an, aber Shailees Verhalten würde sich selbst in einem Softporno übertrieben anfühlen. Sie baggert diesen Kerl eine Filmstunde lang an, dass es kracht. Ihre Kleidung schwankt zwischen Spring Break und Escort und ihr Verhalten irgendwo zwischen Partygirl und Borderline. Während ein indischer Minister zum Geschäftsessen bei Dhruv ist, werden sie zum Beispiel von der Party machenden Shailee unterbrochen, die vollständig betrunken Dhruv vom Minister wegholt, um ihn vor dessen Augen anzuspringen und ihm die Zunge in den Hals zu rammen. Derselbe unbeherrschte und gewalttätige Dhruv, den wir im zweiten Teil des Films erleben, wird hier dann zwar schon irgendwie wütend, aber ansonsten bleibt er soweit ganz locker bei seinen öffentlichen Demütigungen durch Shailee. Das killt wirklich jede Glaubwürdigkeit und man könnte daraus lesen, dass er einfach die falsche Frau geheiratet hat, die Frau also mal wieder Schuld ist an der Gewalt, wäre sie doch einfach ein bisschen unverschämter, sexier und weniger fragil.
Diese ganzen Aktionen gipfeln in Shailees Verhalten auf der Hochzeit ihrer Schwester und spätestens dort habe ich als Zuschauer akzeptiert, hier eine merkwürdige Parodie zu sehen. Shailee im roten Negligé in der Hochzeitssuite ihrer Schwester. Absolut außerirdisch und so übertrieben, dass es fast eine gewisse Faszination hatte.
Zu meiner großen Überraschung drehte sich der Film direkt danach aber ganz entspannt wieder ein. Statt der Sexcomedy wird das jetzt einfach zum Drama, das beide Schwestern irgendwie zusammen bekämpfen müssen und indem es ganz seriös um Gerichtsverfahren, Whodunits und juristische Feinheiten geht. Der Film bietet dann in einem weiteren Twist eine Art „Erklärung“ für das seltsame Verhältnis der Schwestern und es ist schwer zu sagen, ob man diese Chuzpe bewundern soll oder ob das die schlimmste Küchenpsychologie gewesen ist, die ich je gesehen habe. Vermutlich ist beides wahr. Was man dem Film aber auf jeden Fall nicht vorwerfen kann, ist, dass er langweilt. Leider tut er das zu einem ernsten Thema und so richtig kann man ihm bei diesem Klischeefest dann nicht mehr abnehmen, dass er es ernst damit meint. So jedenfalls sollte man das nicht angehen… Puh…
Once Bitten ist eine Vampierkomödie mit einem noch sehr jungen Jim Carrey in der Rolle des Sex losen achtzehntägigen Mark, was ihn interessant macht für die Comtesse, gespielt von Lauren Hutton. Damit gerät er in den Liebeskonfikt zwischen seiner braven Freundin Robin gespielt von Karen Kopins, die noch nicht bereits ist für Sex und der Versuchung, welche von er äußerst attraktiven Comtesse geboten wird. Das hört sich interessant an und das hat auch seine Momente, in Erinnerung wird das Tanzduell zwischen den Frauen im Kampf um ihn bleiben, das genau den Unsinn repräsentierte, den man sich von einem solchen Film erwarten würde. Es hilft, dass Hutton wirklich sexy ist und Spaß an der Rolle ausstrahlt, wenn sie in diversen Kleidern mit Ausschnitten bis zum Bauchnabel den Jungen umgarnt.
Wenn da nicht die üblichen Fallstricke von Teenagerkomödien der Zeit wären. Ihre größte Angst ist die Angst vor dem schwul sein, eine Verwechslung mit einem Transvestiten darf nicht fehlen und die beiden anstrengend dummen Kumpel von Marc sparen auch nicht an sexistischen Anmachsprüchen. Vieles davon ist nicht gut gealtert. Dazu kommt noch, dass dem Film irgendwann die Puste ausgeht, seine Prämisse ist nett aber die Konfrontationen am Ende fühlen sich blutleer an. Man jagt sich ein bisschen zu lange durch langweilige Kulissen, ohne dass die Vampirfürstin oder ihre Schergen irgendwie bedrohlich wirken würden. Und ja das soll eine Komödie sein, aber irgendwas sollte dann aber schon passieren, bevor wir zum sehr vorhersehbaren Ende kommen.
Der Film ist am stärksten, wenn Carrey alleine seine langsame Verwandlung in einen Vampir beobachten muss und wirklich Angst vor der Sache bekommt. Hier hätte man mehr Drama herausholen können, was dann der Komik geholfen hätte. So plätschert das alles vor sich hin. Ich fand es ganz unterhaltsam, aber zwischen Ärger über diese beiden Trottel an Marcs Seite und der Faszination für die Idee, lagen dann immer nur Minuten. Hab allerdings auch schon Schlimmeres gesehen…
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Merry Christmas von Sriram Raghavan ist ein ungewöhnlicher Film, den man schwer beschreiben kann, weil er auf einem Gefühl aufbaut. Er spielt irgendwann in den Achtzigern in Mumbai, das zu dieser Zeit noch Bombay hieß. Die Handlung erstreckt sich über nur einen Tag, dem vierundzwanzigsten Dezember, bzw. erstreckt er sich über die Nacht zum Fünfundzwanzigsten, in einer Welt, die sich wie ein Traum anfühlt. Es ist ein Traum, der sich europäisch anfühlt, der auch in Paris oder Barcelona spielen könnte, und es ist ein Traum der Nostalgie in einer Welt der Verschmelzung eines indischen und europäischen Bürgertums. Das Genre ist dabei schwer zu beschreiben, der Film startet als Romantic Comedy, wechselt zu Murder Mystery und endet als Neo Noir. Diese Reise ist dann auch Ziel des Films, der sich anfühlt, als würde er genau das wollen, eine Variante von „Midnight in…“ zu sein.
Die Chemie zwischen Vijay Sethupathi als Albert und der Katrina Kaif als Maria ist dabei der zentrale Anker, die beiden funktionieren fantastisch. Zwei gebrochene Menschen, die versuchen einen Moment festzuhalten, von dem sie wissen, dass es nur ein Traum ist. Alles, was sie tun, hat diesen traurigen Unterton, ist dabei trotzdem so hoffnungsfroh. Die erste Stunde, die sich vollständig um ihr Date dreht, ist verstörend schön. Beide sind in der Lage, unterdrückte Gefühle zu transportieren, Katrina Kaif wechselt aber fast noch entschlossener zwischen den Emotionen. Immer wieder sieht man, wie sie sich fallen lassen möchte, um dann von ihrer Entschlossenheit wieder gestoppt zu werden. Das ist ein wirklich gutes Schauspiel.
Wir müssen aber über Musik sprechen, denn der Film ist fast ein Musical, nicht das die Darsteller je singen würden, aber die Musikeinlagen sind häufig und auch außerhalb dieser Momente wird jede Szene mit dominanter Musik unterlegt. Dem kann und soll man sich nicht entziehen, aber es hilft dabei sehr, dass sowohl die Originalmusik als auch die Auswahl an klassischen Stücken und indischen und westlichen Weihnachtsliedern hervorragend gelungen ist. Das gleitet ab und zu ordentlich tief in den Kitsch ab, ist aber insgesamt einer der schönsten Scores der letzten Jahre. Eine Warnung muss man aber hier klar aussprechen: Wenn man das nicht mag, wird der Film harte Arbeit, weil er da keinen Ausweg lässt, die Musik ist Teil des Filmes und essenzieller Teil der Stimmung.
Diese Traumwelt von Bombay ist dabei in knallige Farben getaucht und produziert romantische Lichtstimmungen. Die Cinematography ist überdurchschnittlich, sie erzeugt eine Welt die von der Vergangenheit träumt, eine Vergangenheit, die sich wie eine Hommage an das Kino anfühlt, an eine Welt, in der sich Stimmungen vereinigen und alles Drumherum ausgeblendet wird. Hier sind alle freundlich zueinander, leben alle in gediegenem Luxus und theoretisch ein perfektes Leben. Dass diese Menschen trotzdem nicht zueinanderfinden, ist dann das Drama, das der Film als dunkle Komödie erzählen will. Das langsame Eintauchen in diese Welt fühlt sich nie richtig echt an, hat aber wirklich echte Konsequenzen. Wir sehen eine Mutter trunken von Schuldgefühlen, die sich für eine Nacht als freie lebenslustige Frau verkleidet, einen zerbrochenen Mann der für ein paar Stunden nach Zukunft aussieht, einen fein konstruierten Krimi Plot mit Twists und Turns und eine Reise, auf der man nie ankommen darf, weil Nacht und Film dann enden und die Geister der Weihnacht wieder verschwinden. Der Film dekonstruiert dabei seine Genres und zollt ihnen gleichzeitig Tribut.
Es ist ein wunderschöner Film, der dabei schrecklich schmalzig ist, der einem Gefühle aufzwingen will, der völlig unnaturalistisch ist und der den Zuschauer umschmeichelt. Für indisches Kino dann wirklich besonders ist die ironisch agierende Polizei, die ganz kompetent ihre Arbeit macht, auch hier blitzt eben die Hommage an westliche Film Tropes durch. Das ist ein interessantes Erlebnis, weil man das so kaum noch irgendwo findet, ein Film, der Eskapismus ist und doch immer Nähe und Gemeinsamkeit feiert. Wenn man mal für ein Weile der Welt entkommen will, ist man hier ganz richtig.
„The Hunger“ ist Tony Scotts Debut als Regisseur und ist ganz anders als seine späteren Filme. Schön ist erst einmal, dass ein neuer Ansatz an das Vampir Thema gewählt wird. Wir wechseln hier die Perspektive, wir erleben diese alten Wesen als distinguierte, angenehm kultivierte Figuren, die töten müssen, wie der Alkoholiker seinen Schnaps zum Einschlafen braucht. Diese beiden Wesen führen ein Leben, das schön ist und doch immer Einsamkeit und Trauer ausstrahlt. Es ist ein Leben, das lange währt, aber zum Preis der ewigen Abhängigkeit, sie sind untherapierbar Süchtige, die damit einen Teil ihrer Existenz nie unter Kontrolle haben. Die vielen Jahre haben dann auch noch etwas anders hinzugefügt, eine Abhängigkeit nach einem Partner, nach jemanden der einem die Einsamkeit erträglich macht aber auch hier kommt das unendlich egoistische des Abhängigen durch: Der Stoff steht immer an erster Stelle, Liebe kann da nicht mithalten.
Wenn einem das bekannt vorkommt, nun, „Interview mit einem Vampir“ wird das Konzept ein Jahrzehnt später zum Kassenschlager machen, „The Hunger“ hat das nicht erreicht. Man kann gut sehen, warum das so ist, der Film will dieses Thema audiovisuell begreifbar machen und vergisst dabei seine Charaktere. Der Film ist unendlich langsam, aber er hat keine Zeit, uns Trauer zu zeigen, Verlust, Zweifel oder Schmerz. Das kommt hin und wieder in stilisierten und überbelichteten Bildern durch, aber es fühlt sich nicht echt an. Der Film wirkt wie eine Ausstellung über Kunst, nicht wie die Kunst selbst.
David Bowie als John hat seine Momente, seine plötzliche Alterung und der Schmerz darüber ist spürbar, aber auch hier ist plötzlich keine Zeit, den Konflikt mit Catherine Deneuves Miriam auszufechten. Erst als er hilflos geworden ist, sehen wir das ganze Drama seines Schicksals und ganz die Wirkung, die es haben könnte, hat es dann leider nicht mehr. Deneuve ist dann auch genau das Problem, sie spielt das Surreale, das Göttliche, aber zu selten lässt sie sich darauf ein, uns am Boden dieser Welt zu besuchen. Das schädigt dann auch die Beziehung mit Susan Sarandons Sarah, beide Frauen sind starke Figuren und lassen sich für ein paar Minuten im Film auf ein spannendes Spiel ein, aber dann übernimmt wieder der Werbefilmer Scott die Initiative. Die Erotik geht in seinem überbelichteten Bettgewälze hinter den Schleiern von Betthimmel und voyeuristischer Kamera verloren, wieder ist da nur Schauwert und keine Lust. Scott verweilt immer wieder auf Dingen und Oberflächen, wenn er Menschen und ihre Gefühle zeigen sollte.
Die Kälte des Films mag beabsichtigt sein, aber das Gefühl, die Empathie für seine Protagonisten droht zu erfrieren. So vieles, wie das Drama ihrer quasi Tochter, die ewige Totenstarre oder der Schmerz der Abhängigkeit, den Sarah zum ersten Mal erleben muss, sind so effektiv, sie hätten einen großartigen Film tragen können. Leider findet sich der Film hier nicht, er erzählt interessante Dinge in schönen Räumen und lässt sie dann zwischen den Fingern hindurch rutschen. Es ist trotzdem ein bemerkenswerter Film geworden, dass hier jemand etwas versucht ist besser als die hundertste Wiederholung des immer gleichen. Der Film ist durchaus zeitlos als ein Symbol einer Achtzigerjahre Ästhetik und sein Versuch, Zeit begreifbar zu machen, ein besonderer Ansatz. Das ganze blutige Geschmadere hat auch seine Momente und somit ist der Film trotz seiner Schwächen eine kleine Zeitreise wert. Mich hat er aber leider nicht so abgeholt, wie ich mir das gewünscht hatte. Schade.
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Boy Kills World ist eine Hommage an Videospiele und dabei ein seltsames Konstrukt. Es ist ein Film, der nicht so wirkt, als würde er an sich selbst glauben, er hat zum Beispiel das nervigste Voice Over, das ich seit Langem gehört habe. Statt darauf zu vertrauen, dass Bill Skarsgård zeigt, was er fühlt, bekommen wir es theatralisch erklärt. Seine Figur ist dadurch ein Trottel, was lustig sein soll, allerdings fehlt ihm dafür Tiefe. Dazu kommt ein konfuses Worldbuilding das kaum funktioniert, ich habe keine Ahnung was für eine Welt das sein soll und wie sie funktioniert, vermutlich weiß es der Film aber auch nicht. Hier werden Game Tropes an die Wand geschmissen, es wird gesagt das alles böse ist, man klaut irgendwas aus “Die Tribute von Panem” oder “Running Man” und versucht alle längeren Momente zwischen den Actionszenen irgendwie damit zu füllen. Nichts davon funktioniert wirklich.
Die Action ist dann ganz okay, aber sehr zerschnitten. Der Film ist ganz allgemein ein Schnitt Massaker, aber der Action tut das besonders weh. Sie wirkt auch oft ein bisschen arg künstlich und seltsam, wenn sie zu gewalttätig wird. Das passt dann irgendwie nicht zum insgesamt nicht ernstzunehmenden Drumherum. Der Humor hat Momente, ist aber sehr speziell und wie alles im Film ein wenig zu oft, zu ähnlich und zu lang. Der Film verliert dann auch immer wieder seine eigenen Ideen und Features aus den Augen, selbst sein Voice Over verschwindet irgendwann. Trotzdem gibt es lustige Momente, weil der Film alles was er tut auf 10 dreht, das kann schon ein Weilchen OK sein, vermutlich wäre es aber besser gewesen, da nochmal dreißig Minuten herauszustreichen. Das alles wirkt unkonzentriert und unfokussiert, so bleibt ein Film zurück, der mich aggressiv genervt hat. Das ist schwer weiterzuempfehlen…
Diese 1979er Version von Dracula ist erstaunlich gut gelungen. Man könnte glauben, dass es nicht unendlich viele Möglichkeiten gibt, denselben Kram zu erzählen aber da ist dann immer noch etwas zum Bewundern übrig. Hier sehen wir die verführerische Variante des Stoffs. Dracula überzeugt hier mit dem Geschenk des ewigen Lebens und einer Form von Freiheit, sexueller Freiheit, sowie so etwas wie Ermächtigung als Frau, auch wenn man dafür schon wieder unter den Bann eines anderen Mannes fällt. Kate Nelligan als Lucy spielt die zentrale Rolle in diesem Konflikt, sie stellt eine Frau dar, die nach etwas sucht, nach ein bisschen Aufregung, nach der Dunkelheit, nach Leidenschaft und halb freiwillig und halb verzaubert unter den Bann von Dracula fällt. Das wirkte, weil es gut gespielt ist und mit viel Entschlossenheit dargestellt wird. Ihre vergleichsweise langsame Verwandlung ist das Drama des Films. Leider kommt die Figur von Mina dabei allerdings zu kurz.
Dracula wird hier dargestellt von Frank Langella und das ist mein größtes Problem mit dem Film, mir ist er etwas zu slick. Ihm fehlt etwas Ausstrahlung, ein bisschen mehr Gravitas, ein bisschen mehr Präsenz hätte ich schön gefunden. Der Film sieht dabei für seine Zeit gut aus, die Ausstattung ist großartig, das Schloss ist ein Gothic Traum und die Welt rund um 1800 überzeugend dargestellt. Dazu kommt ein wirklich schöner Score.
Ich mag auch die gute, sich langsam steigernde Action, die in einem ungewöhnlichen und schönen Finale endet. Der Film fasst sich dabei angenehm kurz, streicht den Teil in Rumänien und kommt schnell zur Sache. Das hilft dabei nicht langweilig zu werden. Interessant ist auch, dass der Vampir hier wirklich etwas Macht zeigen darf. Fast kommt es überraschend, dass er gar nicht so einfach besiegt werden kann, wie wir es gewohnt sind. Das ist eine runde Verfilmung und wenn man nur den Stoff einmal wiedersehen will und nichts gegen die etwas romantischere Variante des Counts hat, ist man hier ganz richtig. Wirklich Neues wird man aber nicht zu sehen bekommen. Ich mochte diese Variante aber ganz gerne.
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Wallace & Gromit: Vengeance Most Fowl ist eine lustig und routiniert erzählte Komödie, die viel Charme hat. Das Duo ist amüsant, wenn mir auch Wallace immer etwas auf die Nerven ging, er redete mir auch ehrlich gesagt zu viel, was ihn kaum interessanter machte. Die Interaktionen zwischen den beiden machen die Geschichte aus, sind aber eigentlich nicht so sehr von Sprache geprägt. Die Story ist dann das, was man erwarten würde, eine kleine Räuberpistole ohne besondere Aufregung. Feathers McGraw ist wieder als Bösewicht an Bord und interessanter als die beiden, aber leider mit ein bisschen wenig Zeit, um clever Böses zu tun. Das alles funktioniert weiterhin solide und sieht gut aus und die vielen Erfindungen fetzen. Über den Film hinweg habe ich mich aber auch etwas gelangweilt, das Abenteuer ist einfach nichts besonderes mehr und über die Laufzeit hält der Witz dieses ungleichen Duos nicht durch. Leider nur nett.
Dieser Salems Lot ist die erste Adaption des Stephen King Romans und inszeniert von Tobe Hooper, was Hoffnungen wecken könnte, aber es ist eben eine Fernsehproduktion, mit sehr beschränkten Mitteln. Das Material ist als Miniserie konzipiert und wird daher kaum den Anforderungen an einen Film gerecht. Was nicht heißt, dass es nicht ein paar fantasievolle Ideen gibt, die Kindervampire haben zum Beispiel ein paar gruselige Auftritte und das Horrorhaus ist grundsätzlich auch in Ordnung. Das bisschen verschwimmt dann aber in diesem dreistündigen Slow Burner, der langweilig nach Fernsehen aussieht. Es gibt keine einzige wirklich schöne Kameraeinstellung im Film. David Soul, der Hutch aus Starsky & Hutch, ist als Hauptdarsteller dann auch nicht charismatisch genug, um das zu tragen. Er ist sichtlich bemüht, aber hier sind die Grenzen seiner Ausstrahlung erreicht, viel besser sieht es bei Lance Kerwin seinem Partner hier auch nicht aus. Tatsächlich ist dann James Mason als charismatischer Vampir-Helfer Richard Straker der Szene-Stealer in dem Film, aber er spielt leider nicht die Hauptrolle.
So zieht sich der Film wie geschmolzener Käse dahin und wird dabei immer dünner. Die vielen kleinen Geschichten, aus denen sich der Horror einer Stephen King Kleinstadt zusammensetzen müsste, wirken zu wenig, sind nicht präsent genug. Das Ende ist dann ein weinerliches, elend langsames Wartespiel ohne jeglichen Thrill. Man will dann und wann: "Nun macht mal hin!”, rufen, denn auch wenn das Eilige hin- und herfahren, das suggerieren soll, ist hier nichts dynamisch. Der Film plätschert so vor sich hin und weder Liebesgeschichte noch Horror wirken je interessant. Insgesamt ist das viel zu wenig, mittelmäßige Horrorfilme mit B-Movie Charme können Spaß machen, aber sicher nicht über so viel Laufzeit und nicht in ernstem Fernsehfilm Ton. Das sollte man meiden.
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Lucky Baskhar ist ein Tollywood Drama, gedreht in Telugu,er dreht sich rund um einen Bankangestellten der sich, siehe Titel, mit viel Glück in die Ränge einer Bank hochgearbeitet hat. Dabei geht es aber nicht um Talent oder Arbeitsamkeit, sondern wie oft in indischen Filmen um Korruption, nur dass sie hier gigantische Ausmaße erreicht. Baskhar Kumar ist ein grundständiger Kerl, der eigentlich ein schönes Leben mit einer wunderbaren Frau und einem kleinen Sohn führt, aber es mangelt ihm an Geld.
The Money walks, the money talks, the world would end if the money stops.
Der Film zeigt eine hübsch gemachte Gauner Geschichte im Stil von “the (kind) Wolf of Bombay”, ist aber sympathischer, leider damit aber auch langweiliger als der Hollywood Film. Scheinbar muss man dem indischen Publikum gar nicht so viel Spaß am Betrug zeigen, der Gedanke, aus der Mittelschicht aufzusteigen, ist offenbar genug. Als Ausgleich könnte der Film nahbarer sein aber so richtig echt fühlt sich der Film leider auch nie an, seine Wendungen wirken konstruiert, selbst das befriedigende Gefühl von “numbers go up” trägt ihn nicht vollständig und das Ende ist dann ganz heftig ein Deus ex Machina. Der Film ist aber detailliert erzählt und bemüht sich sehr, Baskhars Motivation zu erklären und ihn und seine Familie ausreichend zu porträtieren. Das gelingt auch weit genug, um den Film nicht uninteressant werden zu lassen, aber wiederum nicht weit genug, um wirklich jede Wendung nachvollziehen zu können. Ganz speziell sein plötzlicher Wechsel zum Arschloch und zurück wirkt übertrieben und das Verhältnis zu seiner Frau war mir zu halbgar. Gerade darüber hätte ich gern mehr erfahren, mir blieb Baskhar trotz des langen Films ein bisschen fremd.
Nosferatu – Phantom der Nacht von Werner Herzog ist eine Form des Remakes von Murnau's Version von 1922. Hier wird die Geschichte neu erzählt und in Details abgewandelt, Herzog übernimmt viele Elemente, findet hier und da aber auch neue Bilder und neue Schwerpunkte für sein Werk. Der große Erfolg und die große Aufmerksamkeit waren dem Film aber nie gegeben und das mag gerade daran liegen, dass nicht viel wirklich Neues entstanden ist. Das fällt heute besonders auf, weil Robert Eggers die Geschichte stärker modernisiert und damit Erfolg hat, obwohl Herzogs Version der deutlich elegantere und hintergründige Film ist. Die Frage ist also, warum sieht man dieses Meisterwerk so selten als Meisterwerk?
Dieser Nosferatu setzt wie Murnau auf Atmosphäre, auf eine okkulte Atmosphäre, sein Dracula ist kein Actionheld, sondern ein Krankheitsbringer, ein Wesen, das einsam und allein in einer Schattenwelt lebt. Seine Kräfte sind nicht körperlich, sie sind der Schatten, der über den Menschen liegt, sie sind Kriegsangst, Seuchenangst und Angst vor Veränderung. Herzog bemüht sich hier einen Zirkel zu etablieren, eine ewige Bedrohung, die immer wiederkommen wird, weil sie als Konzept nicht vergeht. Die eine Seuche wird die andere ersetzen, der neue Krieg den Alten und es wird immer Veränderungen geben, was Menschen immer ängstigen wird. Das ewige Leben ist hier eine Strafe, weil sie auch ewige Wiederholung bedeutet.
Der Film etabliert in langsamen, brillant komponierten Bildern den Abstieg eines Bürgers in die Traumwelt des Schreckens. Man kann sich fragen, ob diese Burg überhaupt existiert oder ob da nur eine Ruine ist, in der ein Traum des Schlosses von Dracula existiert. Diese leeren engen Räume sind bedrückend, wie die ganze Reise hierhin bedrückend war. Klaus Kinskis Dracula lebt in dieser Einsamkeit als eine seltsam traurige Gestalt, ermüdet von der eigenen Existenz und gelangweilt vom Tun. Er scheint Böses zu tun, weil er nicht weiß, was er sonst tun soll. Hilflos und bockig wie ein Kind reagiert er auf das Blut, das er sieht, und traurig liegt seine Hand am Ende auf der Brust seiner Geliebten, als der Tod endlich kommt. Kinski gibt diesem Wesen etwas sehr Menschliches, einen Ausdruck von ewigem Stillstand, gefangen in einem Kreislauf, aus dem er nicht ausbrechen kann.
Isabelle Adjani ist als Luci dagegen eine moderne, wenn auch sehr ängstliche Frau. Herzog lässt sie nicht neuzeitlich erscheinen, sondern zeigt sie eher als tragische Heldin, die das weiblich gelesene Opfer der Hingabe und Selbstaufgabe bringen muss. Adjani verleiht der Figur etwas Ätherisches, das wunderbar zum Film passt, sich aber auch schrecklich passiv und hilflos anfühlt. Sie scheint den Kreislauf verstanden zu haben, aber sie unternimmt keinen Versuch, ihn zu durchbrechen, hier scheint nicht nur die Idee im Film, sondern der Film selbst Angst vor der Moderne zu haben. Ihr Opfer wird viel seiner Wirkmacht genommen, weil es folgenlos bleibt und auch noch vom bekehrten Wissenschaftler vollendet werden muss. Das Finale ist dann weniger Horror als eine seltsam intime und unangenehme Hingabe, das Bild verfolgt einen, weil es so sexuell ist, ohne sexuell zu sein. Kinski ist hier Mann und Kind zugleich, was gruselig in seiner ganz eigenen Weise ist.
Den ganzen Film untermalt ein fantastischer Score, der sich von fröhlich aufmunternden Klängen zum Beginn in seltsame und beunruhigende Melodien zum Ende entwickelt. Dabei hält der Film auch immer wieder eine erstaunlich lange Stille aus, in der nur Wolfsgeheul, Wind und Wetter den Hintergrund bilden. Viele Einstellungen sind aus Murnaus Version bekannt und hier nicht wirklich besser. In Erinnerung allerdings bleibt die Dance makabre Szene auf den Straßen, in der Menschen feiern, ihre Stadt und Lebenswelt stirbt und das Ende alle Ordnung auflöst. Dabei wirken auch diese unendlich vielen echten Ratten, die diese Bilder prägen und eine unaufhaltsame Seuche repräsentieren, sie werden die Reste vertilgen, wenn die Menschheit verschwunden ist. Dass diese Seuche und ihre Ratten einfach mit Renfield als Vertreter weitergeschickt werden, unterstreicht dann einmal mehr das Bild des Zirkels in diesem Film. Renfield, der seltsam unangenehm auffällt, weil er so overacted, bekommt hier eine Aufgabe, wie Jonathan seine bekommen wird.
Das ist immer noch ein Meisterwerk, das in seinen langsamen Bildern etwas wirklich Gruseliges erzeugt. Herzog erneuert den alten Film und verstärkt noch einmal das Bild seines Schattens, das größer ist als die Gestalt dahinter. Der Kreislauf des Verderbens ist hier präsenter als in vielen anderen Versionen, letztlich fehlt ihm aber auch ein Moment, in dem er aus dem Schatten des älteren Films wirklich hervortritt. Wenn man viele Dracula-Filme in kurzer Zeit sieht, fällt dieser auf mit seiner Atmosphäre, aber nicht so sehr mit wirklich neuen Ideen zur alten Geschichte. Diesen Film sollte man aber trotzdem gesehen haben, es ist ein brillantes Handwerk und ein schauriges Filmerlebnis.
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„Look Back“ ist ein Anime nach einem One-Shot von Tatsuki Fujimoto. Der Film erzählt eine ganz einfache Geschichte vom Coming-of-Age und von Freud und Leid des Künstlers. Er packt diese Botschaft in die Freundschaft zweier Mädchen, die Mangas zeichnen und sich als Konkurrenten und Ansporn begreifen, bis sie zur ersten Zusammenarbeit finden. Der Film hat einen fantastischen Soundtrack von Haruka Nakamura, der die stimmigen Bilder vom Studio Durian unterstreicht. So werden Freudensprünge im Regen oder Momente des Shocks zu audiovisuellen Kleinoden. Der Film ist kurz, er macht nicht mehr, als er muss, er erzählt effektiv und funktioniert gerade deshalb. Die ganze Stimmung ist bewegend und wunderbar mitreißend geraten. Da verdrückt man schnell ein Tränchen, wenn es auf das Ende zugeht.
Die Geschichte will sicher metaphorisch gelesen werden. Wir können diese beiden Mädchen als zwei Seiten des Künstlers begreifen, die Extrovertierte und die Introvertierte. Wie erleben Perfektionismus und seine Schmerzen zusammen mit dem ständigen Üben und in der Exzellenz dann auch die Welt der Überarbeitung und Selbstausbeutung. Wir können aus der Einsamkeit des Künstlers auch die Bedeutung der Beziehung zu den Fans herauslesen. Die beiden Mädchen stehen in ihrer Dualität vielleicht gerade auch für eine Beziehung nach außen, es entsteht in ihr die Belohnung für die harte und unbefriedigende Aufgabe, immer wieder mit der Kunst zu beginnen, zu scheitern und wieder neu anzusetzen. Was ist Kunst ohne Rezipienten? Der Zuschauer, der Fan, der Betrachter ist Teil der Kunst, seine Existenz gibt ihr und dem ganzen Schaffen Sinn. Sinn der erhalten bleibt egal, was passiert,
Das ist keine neue Botschaft, aber es ist so zart, so subtil erzählt. Weil die großen Schwünge fehlen, werden die Kleinen umso bedeutsamer. Der Film ist eine Vignette, eine besondere dazu, es ist ein Gedanke zur Kunst und selbst ein japanisches Kunstwerk. „Look Back“ ist traumhaft und verträumt, es ist ein „Must See“ für jeden Anime Fan.
Count Dracula ist ein klassischer BBC-Zweiteiler, eine weitestgehend Werktreue Literatur-Umsetzung des Romans von Bram Stoker und gutes verlässliches Fernsehen. Das heißt, es ist solide gefilmt, mit ein paar schönen Schauplätzen, aber die Effekte reichen von “uh ganz interessant” bis zu "oh mein Gott”, wer hat das denn für eine gute Idee gehalten. Die Schauspieler sind britisch solide, auch wenn für mich gerade der Count, gespielt vom immer wunderbaren Louis Jourdan, etwas viel Bond-Bösewicht Vibes ausstrahlte. Gerade Van Helsing, Lucie und Mina sind aber stark. Darüber hinaus kann man aber nicht so viel erwarten, das ist alles grundsolide, aber für jemanden, der einfach mal “das Original” sehen will, ohne die vielen Varianten, die über den Lauf der Zeit eingefügt wurden, immer noch eine gute Wahl. Die Verfilmung schafft es dabei aber, viel Atmosphäre aufzubauen und wird dem Roman gerecht. Das ist allerdings zu lang, da es als Zweiteiler konzipiert wurde, sind die zweieinhalb Stunden als Film wirklich ein bisschen zu gestreckt.
Ich mag diese Art von BBC-Miniserien trotzdem ganz grundsätzlich, und die hier hält da gut mit. Die Dynamik der Figuren funktioniert gut, die Angst vor der freien Sexualität der Frau kommt gut rüber, da gibt es einige schön anrüchige Szenen. Mina bleibt zudem angenehm zentral in der Story und das hat dann harte Momente, die sich so brutal anfühlen wie sie sollten. Wir lernen die Charaktere hier gut kennen und das ist schön, um sie besser verstehen zu können. Renfield hätte man allerdings wie immer gern streichen können. Wer die Zeit hat, für den ist das eine nette und sehr detaillierte Umsetzung. Es ist ein bisschen wie altes richtiges Fernsehen, das einem die Literatur nahebringt, die man kennen sollte, ohne dabei zu trocken zu werden.
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Strange Darling ist ein Thriller, der mit einem interessanten neuen Ansatz an das bekannte Serienkiller-Genre herangeht, und das gelingt ihm weitgehend. Die Brechung in Episoden, die nicht linear erzählt werden, bringt Spannung und Thrill in den Film, auch wenn der Twist trotzdem nicht super überraschend daherkommt. Das ist aber vielleicht auch gar nicht die Idee, man ist mehr daran interessiert, das “Wie” zu erfahren. Man sieht, wie es sich ausgestaltet hat und will dann einfach wissen, wie es so weit gekommen ist und wie es endet. Eine besondere Rolle spielt dabei Willa Fitzgerald mit einer fantastischen schauspielerischen Leistung. Sie muss den Film tragen und tut das auch. Ihre Stimmungsschwankungen, ihre Hilflosigkeit und der ganze Wahnsinn ist natürlich etwas, das leichter darzustellen ist als die subtilen Töne, aber so oder so macht sie das hervorragend. Dazu hat der Film einen interessanten Stil, er mischt ein paar schöne Naturaufnahmen mit detailliertem Innendesign und findet insgesamt eine solide Bildsprache.
Das macht als Thriller wirklich Spaß. Ich fand, dass ihm am Ende etwas die Luft fehlt und einige Einstellungen etwas zu lang gehalten wurden, aber das ist nichts, das den Spaß der neunzig Minuten Film trübt. Dieses brutale, blutige und zeitweise heftig gewalttätige Ding, mit seiner feinen Ironie und dem seltsamen Humor, ist eine schöne Überraschung. Weibliche Verletzlichkeit wurde sicher nicht oft auf solch interessante Weise abgebildet. Das ist so ein empfehlenswerter Film geworden, ohne ein ganz großes Meisterwerk zu sein. JT Mollner könnte eine neue interessante Stimme in Hollywood werden.
Dracula and Son ist eine weitere Parodie der Materie und es ist ein sehr französischer Film geworden. Der Humor basiert hauptsächlich auf einem Vater Sohn Konflikt zwischen Christopher Lees “Le Baron” und Bernard Ménez als Sohn Ferdinand. Dabei werden viele Gefühle verletzt und es ist viel Enttäuschung zu spüren, was ein bisschen neurotisch lustig rüberkommen soll, aber auch ganz schön anstrengend ist. Wie auch der ganze Film sehr bemüht rüberkommt und sich dabei nichts wirklich richtig gut angefühlt. Es gibt ein paar ganz nette Gags vom Tod durch Kommunismus als neue Religion, über verschiedene Arten, die anstrengende Vampirfrau durch Licht zu entsorgen, bis zum Vampir als Blutspender, aber nichts davon trägt den Film. Das hätte die Beziehung zwischen Vater und Sohn und ihren Konflikt um die gleiche Frau sein müssen, aber gerade das hebt nie so richtig ab. Teil davon mag sein, dass Lee eben kein richtiger Schauspieler ist, alles, was er tut, ist eindimensional und seine reine Erscheinung trägt dann nur soweit wir er Eindruck machen soll, soziale Konflikte sind aber nicht seins. Überhaupt hat das alles etwas von der hektischen Aufregung der de Funès Filme, ohne deren Charme und ihr Timing zu haben. Der Film wirkt oft nur einen Millimeter entfernt davon, ein guter Film zu sein, aber so richtig erreicht er den Punkt nie. Das Ganze ist nett, sympathisch und immerhin mal was anderes, aber gucken muss man das leider nicht mehr.
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Kneecap ist ein spaßiger Film, er erzählt die Geschichte einer gälisch irisch rappenden Band, die mit ihrem Hip Hop einen großen kulturellen Einfluss in Irland und Nordirland hat. Die drei Hauptrollen werden von den realen Bandmitgliedern gespielt und dann natürlich auch performt. Das verleiht dem Film eine wunderbare Authentizität. Das ist trotzdem kein kritischer oder selbst reflektiver Film, die Drogentrips sind amüsant und spaßig aufgemacht und die beiden Sänger treten gern als lustige Trottel auf. Wenn man diese Art von grobem Unfug als Humor schätzt, ist man hier aber genau richtig. Man kann Filme aus der Jugend nicht wieder zum ersten Mal sehen, da bietet Kneecap eine schöne Gelegenheit, noch einmal in das Gefühl einzutauchen einen rebellischen Film zu sehen und im Geiste dabei zu sein. Bei uns war das der kleine Boomeraufstand im Indiekino bei Bio-Brause…
Bei diesem Gefühl hilft auch, dass im Film der Nordirlandkonflikt in vielen seiner Aspekte gut dargestellt wird, ohne dass es den Film überwältigt. Wir bekommen aber genug mit, vom alten Schmerz, der einfach nicht vergehen will, von den alten Kämpfern, die nicht aufhören können zu kämpfen und von der Polizei, die nicht davon wegkommt, den Krieg zu führen, den sie beenden soll. Die junge Generation zeigt dann, dass die Sache noch ganz schön ist um Erregung für den nächsten Sex zu generieren, nichts ist so heiß wie der Tabubruch, aber ansonsten will man weiter und nicht ständig zurückblicken.
Das kommt alles gut genug rüber, um den Film vor der Belanglosigkeit zu schützen und gibt ihm das Maß an Tiefe, das dem Drogentrip allein ansonsten dringend fehlen würde. Ach, und der Hip Hop ist überraschend gut und das irisch dafür erstaunlich gut geeignet. So war das ein großer Spaß im Kino, der nicht viel zur Filmgeschichte beitragen wird, der aber als Film wirklich gelungen ist. Diese drei Stooges rocken und machen den Film zu einem sehenswerten Erlebnis. Und gelernt haben wir auch noch was: „Ná tarraing ketamin tríd do shrón.“
George A. Romeros Martin ist ein besonderer Film, der immer wieder überrascht. John Amplas spielt den jungen Martin zerbrechlich, traurig und zu allem entschlossen. Dieser Mann, verfolgt von den Geschichten seiner Familie und seiner eigenen Überzeugung, ein Vampir zu sein, kommt einem so nahe wie selten ein Monster. Es ist eine Geschichte, in der einem das Monster näher ist, als die kalte Welt um ihn herum. So einsam und so naiv versucht sich der Mann, durch die Welt zu manövrieren, dass man einfach Mitgefühl mit ihm haben muss. Das macht dann diese plötzlichen und unordentlich chaotischen Überfälle so intensiv. Er selbst sagt es uns im Film, es sind die Menschen, die alles unberechenbar machen, aber da er ein Ziel hat, bleibt er den anderen überlegen. Das ist so wahr, auch weil sein Antrieb, der Versuch, es seiner Familie recht zu machen und dabei seine eigenen Gelüste zu erfüllen, so klar zu erkennen ist. Ich kann mich an weniger Filme erinnern, in denen solche Überfall-Szenen so einen Impakt hatten. Wenn man das einmal gesehen hat, vergisst man es nicht mehr.
Das alles ist langsam erzählt und zieht sich etwas, aber der Film ist so geschickt gefilmt, dass er immer wieder beeindrucken kann. Hier sieht nichts teuer und überproduziert aus, aber dafür umgibt ihn ein schrecklicher Grad an Naturalismus, in dem die Welt so grimm ist, wie sie aussieht. Umso mehr scheinen die Bilder romantischer Natur oder die schönen Momente durch, in denen plötzlich so etwas wie Hoffnung und Bindung in dieser vereinzelten Welt entsteht. Diese Welt ohne Nähe findet immer wieder Hoffnung, nur um sie wieder zerstören zu können. Die einsamen enttäuschten Frauen tun ihr Übriges, auch hier fühlen sich diese Menschen so real an, weil dem Film die Künstlichkeit abgeht. Es ist ein Wunder, wie man aus so wenig, so schöne Cinematography machen kann.
Streng genommen ist Onkel Tata Cuda, gespielt von Lincoln Maazel, wohl der Van Helsing in dem Film und wie wunderbar abstoßend das ist. Ein Mensch, der seine Wahrheit hat und nichts mehr an sich heranlässt, das sie erschüttern könnte. So viel hat dieser Glaube schon zerstört, dass ihn die sunk cost fallacy dazu zwingt immer weiter zu machen und alle Schuld außerhalb zu suchen. Niemand weiß ob man Martin hätte retten können, wenn man davon ausgeht, dass nicht schon die erste Szene ein Traum ist, dann sicher nicht, aber Tata steht trotzdem für diesen Dogmatismus, der das Leben nur zerstören und niemals retten kann. Wenn er dem Priester sagt, dass Realismus nicht das ist, was er zu hören erwartet, entlarvt er sich und gleichzeitig unsere Welt.
Martins Welt ist eine Welt ohne Hoffnung, insofern spielt es kaum eine Rolle, was und wie viele seiner Taten real sind und was vielleicht euch nicht. Man hat ihn an diese Orte getrieben und man kann nicht glauben, dass er sie je wieder verlassen wird. Für einen Serienkiller Film ist das großartig, auch wenn ihm die eine oder andere Szene zur Abrundung fehlt. Martin bleibt etwas zu untererzählt, ein Blutsauger ohne Zukunft und Vergangenheit. Trotzdem sind die Taten, die wir erleben, intensiv, spannend und herzzerreißend, gerade weil das alles dieser ungelenke Junge macht. Besser kann ein kleiner Indie Film eine solche Geschichte kaum erzählen. Romero zeigte hier, dass er ein ganz Großer des Films war. Martin ist als Film gut gealtert gerade, wenn man ihn in aktueller Auflösung genießen kann. Großartig.
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Laapataa Ladies ist Indiens Einreichung für den "Best International Film” bei den Oscars 2025, hat es aber nicht auf die Longlist geschafft. Grund dafür mag sein, dass der Film sehr schmalzig und naiv daherkommt. Die gesamte Geschichte ist eine Art Märchen, in dem sich alle Probleme im Verlauf des Films in Luft auflösen, ohne dass die zentralen Charaktere groß darum kämpfen mussten. Das fühlt sich nicht sehr verdient an und ist dann auch noch melodramatisch dabei. Die Musiknummern sind auch eher medioker ausgefallen und tropfen Schmalz.
Warum sprechen wir also hier darüber, nun ja, weil das trotzdem funktioniert. Der Film lebt davon, dass er aus einem düsteren Realismus heraus ein Märchen erzählt. Er ist dabei hoffnungslos optimistisch, aber das, was er da mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht erzählt, ist ein hartes Drama, eine Dystopie, die man kaum glauben kann und doch den indischen Alltag der zweitausender Jahre darstellen soll. Im Kern ist es eine Verwechslungskomödie, hier werden zwei Bräute nach arrangierten Hochzeiten aus ihren kleinen Dörfern geholt, um mit den Männern, die sie wenig bis gar nicht kennen, in ein völlig neues Leben irgendwo anders zu folgen. Weil es aber gerade ein beliebter Feiertag zum Heiraten ist, stapeln sich im Zug dann die stolzen Ehemänner in ihren senffarbigen Anzügen und die vollverschleierten Bräute in ihren roten Hochzeitskleidern und allem Schmuck, den sich ihre Familien leisten konnten. Sie sind Ware und wie bei Waren kommt es dann zur Verwechslung und der unsichere Deepak, gespielt von Sparsh Shrivastav, kommt mit der falschen Braut zu Hause an.
Der Film ist überraschend komisch, gerade weil Drama gut ist, für genau diesen Humor. Der kommt dann ganz schön harsch daher, wenn Polizisten ganz nonchalant Zeugen schlagen oder sich über die Opfer lustig machen, hat das alles eine fast alienhaften außerweltlichen Humor, aber man muss trotzdem lachen. Man glaubt diesem herzensguten Deepak seinen Schmerz und gleichzeitig ist der Trottel so lustig. Dabei ist das alles gar nicht komisch, wenn seine am Bahnhof gestrandete Frau, oder vielleicht besser das Mädchen, das seine Frau geworden ist, dort verzweifelt nach ihrem Mann sucht. Der Realismus wirkt hier, weil zum Beispiel Phool Kumari, herzzerreißend süß gespielt von Nitanshi Goel, immer in Charakter bleibt, wo in westlichen Filmen noch der letzte Dörfler aus dem Mittelalter auftritt als hätte er gerade sein Philosophiestudium an der Sorbonne abgeschlossen, ist sie einfach, was sie ist. Als man ihr sagt, dass dumm sein nicht schlimm ist, sondern nur nicht zu bemerken, dass man dumm ist, bleibt ihr Rücken gerade. Ja, sie weiß nicht einmal den Namen ihres Dorfes, nicht wo ihr Mann wohnt, eine Telefonnummer aus ihrem Dorf oder sonst etwas von der Welt, aber sie findet sich in einer fremden Küche zurecht und kann wunderbare Nachtische zubereiten. Sie macht sich Sorgen um ihre Ehre, aber ansonsten will sie nur das, was ihr vorbestimmt ist.
Das ist herzig, gleichsam so traurig und wohl grausam realistisch. Es gibt aber der zweiten Frau den Platz, um besonders zu wirken. Pratibha Ranta als Jaya bzw. Pushpa, je nachdem, wer sie fragt, ist kein Girl Boss, nur eine intelligente Frau mit einem Traum, aber sie hat keine Möglichkeit ihn zu leben. Der Film stellt diese beiden gegenüber, ohne eine von ihnen klein zu machen. Sie beide verdienen eine Wahl, eine Möglichkeit zur Selbstbestimmung und dieser Film ist ein Märchen genau darüber. Weil das Leben aus korrupten Bullen, prügelnden Ehemännern, Zwangsheiraten und Armut besteht, braucht man um es besser zu machen Freundschaften und guten Willen, so wie wir als Zuseher das als Farce besser ertragen können, als wenn es ein echtes Drama wäre. Dass ganz nebenbei die lebendige Verbrennung einer unfruchtbaren Frau erwähnt wird, gibt dem Film eine echte Bedrohung und dem Zuschauer das Gefühl, froh darüber sein zu können, dass der Film das gar nicht in den Mittelpunkt stellen will. Ist es realistisch, dass die Erlösung hier einfach auf der Straße zu liegen scheint? Vermutlich nicht, aber der Film will etwas über Hoffnung erzählen und er macht das lustig, herzerwärmend und mit exotischem Charme.
Das ist dann nicht der ganz große Film geworden, aber angenehm anzusehen und ehrlich, in dem was er darstellen und zeigen will. Das ist überzeugend und für so eine Low Budget Produktion hübsch anzusehen und hervorragend gespielt. Kann man mal machen.
Blood for Dracula oder gar Andy Warhols Dracula ist ein wahrlich bemerkenswerter Film. Vermutlich kann man darüber ganze Bücher schreiben, vom angeblichen Regisseur Antonio Margheriti über die Auftritte der Regisseure Polanski und De Sica, die unglaublichen Akzente der Schauspieler bis zur politischen Botschaft, das alles ist Filmgeschichte. Warhols Beitrag zum Film dürfte dabei primär darin bestanden haben, ihn nicht wegen der Namensnutzung zu verklagen. Ob so auch ein guter Film entstanden ist, würde ich allerdings nicht so einfach entscheiden wollen, aber dazu kommen wir sicher Stück für Stück.
Fangen wir einmal mit dem Rundherum Positiven an. Ich liebe die Welt, diese sterbende aristokratische italienische Welt, diesen heruntergekommenen Palazzo mit den trotzdem immer noch so wunderschönen Räumen, den Bildern, den Badezimmern, dem Garten, es ist alles in Verfall und dabei so bittersüß und schön. Das ist real und in einem fantastischen Zustand einer alten Kultur. Die Musik ist toll und auch die Bildsprache hat wunderbare Ideen, wenn Dracula im Rollstuhl durch diesen Lost Place fährt oder das Auto mit Sarg und Rollstuhl durch Italien brummt. Alleine die blutspuckenden Szenen im Bad sind es wert, diesen süßen Trash zu gucken. Das Wrack von Dracula, das sich die Haare schwarz pinselt, ohne sich im Spiegel sehen zu können, so schön wird der Mythos selten zertrümmert.
Das alles macht diesen Film zu einer wahren Satire, nicht zu einer kleinen mutlosen Uninteressantheit wie die meisten Dracula Parodien, sondern zu einem wirklichen Vorschlaghammer. Diese Figuren sind gefangen zwischen einer dahinsiechenden Aristokratie, die mutlos und dekadent an den letzten Privilegien festhält und der aufkommenden Brutalität und Profanität des Arbeitertums. Weder Religion noch die Ordnung der alten Stände kann diese Welt retten, die Manieren der Aristokratie wirken leer, ihre Standesinsignien nutzlos. Der Arbeiter Mario, abstrus körperlich mit schwerem New Yorker Akzent gespielt von Joe Dallesandro, ist hier der überraschende Bösewicht im Film. Man könnte ihn als den neuen Teufel ansehen, den kommunistischen Übermenschen, viril, kompromisslos und Traditionsvergessen und daher so gefährlich. Er wird über die Dekadenz triumphieren und dafür neue Gewalt und herzlose und kulturlose Brutalität in die Welt bringen.
Als sein Gegensatz agieren Udo Kier als Dracula und Arno Juerging als Anton sein Diener und man weiß, kaum wie man das beschreiben soll. Ist das noch Schauspiel, Parodie oder schon purer Wahnsinn, diese deutschen Akzente, dieses Overacting ist so drüber, dass man es fast wieder schön finden muss. Kier spielt dieses uralte Wesen irgendwo zwischen einem bockigen Kind und verzweifeltem König ohne Königreich. Es scheint immer klar zu sein, dass die großen Zeiten vorbei sind, dass seine Ära vergangen ist, und dennoch will er leben, einfach weiter existieren. Das verleiht diesem Spiel eine traurige und schmerzhafte Tiefe, während Juerging seinen inneren SS-Offizier auspackt, um mit deutscher Strenge einen Sieg zu erkämpfen, während doch schon alles verloren ist. Ich kann nicht ganz verhehlen, dass ihr Spiel etwas hatte aber eigentlich ist das unerträglich, eine Darstellung auf sehr schmalem Grat zwischen B-Movie Charme und Improtheater Folter.
Was will man ansonsten sagen, wir haben noch Maxime Le Bailly, eine Muse Warhols, als italienische Aristokratin mit wunderbar definierten britischem Akzent, eine Tochter mit französischem Sprachduktus, ganz viel steifes englisch aus italienischer Sprachschule der ersten Schuljahre und genügend freigelegte Körper, um einen Softporno zu füllen. Es ist ein Haufen, der durch ein extrem goriges, aber kurzes, ins Absurde getriebenes Ende abgerundet wird. Finger hoch, wer danach sofort geschaut hat, ob das hier oder Monty Phyton eher da war!
Der Film ist komisch und seltsam und hat dabei viel gute Unterhaltung zu bieten, aber er zieht sich auch wie Schmelzkäse. Manches ist einfach zu ausgewalzt und die Schauspieler sind so anstrengend. So richtig gut kann man das nicht mehr finden. Dazu kommen die unangenehme sexuelle Gewalt und dieses dumpfe Gefühl das Polanski und Co. da nicht umsonst am Filmset herumhingen. Der Film ist schwer zu bewerten, aber kalt lässt er einen nicht, wer Lust hat auf Filmgeschichte wird hier aber definitiv welche erleben. Etwas Besonderes ist das auf jeden Fall, egal wie man es am Ende bewertet. Ein bisschen Humor ist aber ganz sicher nötig. Ich war jedenfalls amüsiert…
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Twins of Evil oder besser "bloodshed & bosoms" ist eine Art Sexploitationfilm und dabei der dritte Teil aus einer Reihe der Hammer Filmproduktion um lesbische Vampire. Das hört sich erst einmal schrecklich an, hat aber einen Twist hier. Die Geschichte etabliert einen Gegensatz zwischen einer Gruppe von fanatischen Christen unter Führung von Gustav, der von Peter Cushing gespielt wird, und Damien Thomas als Count Karnstein, dem Vampir in diesem Film. Beide Seiten bestrafen freie Sexualität und die Christen noch einmal deutlich grausamer, bzw. erst einmal ohne Lustgewinn, ganz im Gegensatz zu den Vampiren. Die unterdrückten Frauen einer bigotten Gesellschaft hier, stellvertretend die Zwillinge Mary und Madeleine Collinson als Maria und Frieda, müssen das schnell feststellen, als sie in diese prüde Kleinstadt geraten nach dem Leben in einer modernen Großstadt. Der Film zieht daraus die Botschaft, dass man Vampire als Schreckgespenst benutzt und die braven Bürger damit Sexualität und Frauen im Allgemeinen verteufeln. Das wäre ein bewegender Konflikt mit einer gewissen Dramatik, wenn nicht gleichzeitig zu lüstern in alle Ausschnitte der betroffenen Damen gefilmt worden wäre.
Das nimmt viel und damit ist das alles insgesamt nicht richtig großartig, aber wenigstens etwas mehr als die letzten Christopher-Lee-Filme von Hammer geboten haben. Die Ausstattung ist OK, und Peter Cushing bringt als Darsteller definitiv Dramatik in den Film, speziell wenn er dann doch einmal in persönliche Konflikte gerät. So ist das alles nett, anzuschauen ohne die befürchtete Vollkatastrophe zu sein. Ganz ehrlich gesagt muss sich das aber auch niemand mehr ansehen, heutzutage kommt hier weder Horror noch Erregung auf, sondern eher Belustigung.
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Black Sunday oder Mask of Satan ist das Regiedebüt von Mario Bava und als solches umgibt ihn die Faszination eines Kult-Horrorfilms. Ich bin da etwas zwiegespalten. Der Film brilliert tatsächlich in seinen technischen Aspekten, besonders durch sein wunderbares Schwarz-Weiß mit seinen unzähligen Gotik-Szenen. Jede Gruft, jeder Raum, jede Kutsche, jeder Friedhof und jedes Schloss sind hier fantastisch in Szene gesetzt. Das Ganze hat immer noch Atmosphäre und sieht beeindruckend aus. So viele Details und tiefe schwarze Schatten bestimmen die Bilder und nichts davon wirkt wie Kulisse, das alles hat etwas Haptisches und Natürliches. Es ist ein Film wie ein Traum in einer Horrorwelt. Dazu passt der geschickt eingesetzte Score und die gut gewählten Kostüme. Heftig sind dann auch noch einige Ideen, die ganze Sache mit der Stachelmaske ist verstörend und der ein oder andere Effekt, zum Beispiel von den Verbrennungen, wirkt nach. Die Bildsprache allein ist ein Wunder für ein Debüt und auch heute noch gruselig.
Das Problem ist dann aber der Plot und die Dialoge. Die Geschichte nimmt Elemente des Dracula-Mythos, volkstümlicher Hexengeschichten und Elemente des Zombiefilms und kocht das alles ganz nett zusammen. So richtig nimmt das aber keine Fahrt auf. Der Grusel kommt über ein Gefühl, bricht sich aber oft, wenn da ein wenig gefährlich wirkender Zombie durch die Räume schleicht oder sich gar mit dem Helden prügelt. Noch schlimmer sind die Dialoge, die von Pathos tropfen und wenig über die Charaktere sagen. Niemand bekommt hier wirklich einen interessanten Hintergrund und auch die kleine Liebesgeschichte bleibt extrem oberflächlich. So richtig mag man weder Barbara Steele in einer frühen Rolle, noch John Richardson als Helden durch die Story folgen, dem Film gelingt es nicht, ihnen wirklich etwas zu verleihen, das mitfiebern lässt.
So bleibt ein Schaustück zurück, das historische Qualität hat und sichtlich viele weitere Horrorfilme beeinflusst hat, aber das mich als Film nicht mehr wirklich überzeugen konnte.
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Maharaja ist ein indischer Thriller in Tamil gedreht. Die Geschichte beginnt scheinbar ganz simpel und ein bisschen albern, weil ein etwas geistig beeinträchtigt wirkender Mann eine Anzeige bei der Polizei abgeben will, weil sein Mülleimer geraubt wurde. Der Film erzählt dann in Ausschnitten ohne jede Zeitangabe und ohne chronologische Abfolge die dramatischen Ereignisse, davor und danach.
Das ist ehrlich gesagt unnötig kompliziert erzählt, vor allem weil die Geschichte auch chronologisch erzählt auf ganz vielen Zufällen basiert, die wohl mit Schicksal umschrieben werden könnten. Man könnte es aber auch einfach unlogisch nennen. Die Aufdröselung macht schon Spaß, aber leider zeigt der Film spät, dass er überhaupt ein Rätsel Film ist und dann muss man sich schon viel im Nachhinein zusammenreimen. Ein Film wie Memento tritt da direkter auf und man weiß schneller, worauf man sich einlässt.
Ansonsten bedient der Film die üblichen indischen Thriller Elemente, es gibt heftige Gewaltausbrüche, heftige sexuelle Gewalt, heftige Polizeigewalt und brutale Männer, wohin man sieht. Das ist aber alles mit diesem seltsamen indischen Humor unterlegt, der wirklich gegen den düsteren Strom schwimmt. Damit muss man klarkommen. Ansonsten ist das gut gespielt, gerade Vijay Sethupathi als Maharaja gibt einen überzeugend zerstörten Mann. Wenn man also an Rätsel Filmen seinen Spaß hat, indischen Zynismus mag und mit Gewalt Spitzen kein Problem hat, wird das ein richtig guter Film sein. Ein bisschen der üblichen Sozialkritik wird dann auch kostenlos mitgeliefert. Ganz überzeugt war ich aber nicht, kompliziert ist meiner Meinung nach nicht komplex und der Rest ist mir mit zu dickem Pinsel gemalt.