eXonic - Kommentare

Alle Kommentare von eXonic

  • Deine Listen sind immer die besten. :)

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    • Das war es jetzt mit Louis? Kann ich immer noch nicht so recht glauben. In der 2. Folge habe ich ihm schon nicht abgenommen, dass er Dexter nur wegen seines Computerspiels terrorisiert und dachte, dass jetzt erst sein wahres Gesicht zum Vorschein kommt. Anscheinend war aber wirklich nur der langweilige Nerd. Warum hat er dann so viel Screentime bekommen? Zumindest wird Louis Leiche Dexter nochmal Probleme bereiten, sobald man sie auf seinem Boot gefunden hat. Wird spannend werden und bei LaGuerta könnten auch wieder die Alarmglocken klingeln. Sie wird ihm auf jeden Fall noch auf die Schliche kommen.

      Die Beziehung zwischen Deb und Dexter ist jedoch weiterhin spannend mitzuverfolgen. Wenn es auch etwas konstruiert gewirkt hat, wurde eine gute Lösung gefunden, Deb Dexters Machenschaften näherzubringen. Ich bin auch mal gespannt, was aus Dexter und der Hobbybotanikerin wird. Hoffentlich nichts.

      • Habe ich auf dem Filmfest in Hamburg gesehen. Für Kubrick- und insbesondere Shining-Verehrer definitiv zu empfehlen. Es ist wirklich sehr interessant, was sich so alles in diesen Film hineininterpretieren lässt. Holocaust, gefakte Mondlandung, die Sage des Minotauros und vieles mehr. Teilweise wird es so absurd, dass man nur noch lachen kann. Dennoch ist es wirklich unheimlich spannend zu sehen, wie viele kleine Details Kubrick in "Shining" versteckt hat und welch ein Perfektionist er gewesen sein muss.

        Nach der Doku konnte ich das Meisterwerk selbst auf der großen Leinwand bestaunen. Das war dann natürlich nochmal eine ganz neue, unvergessliche Erfahrung.

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        • Ein klasse Auftakt, wenn auch nicht ganz perfekt. Nicht so gut gefallen hat mir, dass Mike so schnell aus der Serie herausgeschrieben wurde und der unüberlegte Kill am Flughafen.

          Der Rest war aber auf jeden Fall sehr gelungen und ich bin gespannt, wie es sich nun weiterentwickeln wird. Mein Tipp wäre, dass LaGuerta auf Dexters Spur kommt, Debra aber verhindern wird, dass sie von seinem Geheimnis erfährt. Womöglich muss Deb dafür über Leichen gehen. Mysteriös bleibt weiterhin Louis. Ich denke, er weiß von allem längst bescheid und wollte durch die Löschung der Kreditkarte verhindern, dass Dexter abhauen kann. Der ukrainische Mafiaboss könnte sich außerdem zu einem dritten großen Gegner für Dexter entwickeln.

          Hervorheben muss ich nochmal das Ende der Folge. Für mich bisher einer der besten Momente der Serie. Darauf hat man eigentlich seit dem Start gewartet.
          "Did you kill all these people?"
          "I did."
          "Are you... are you a serial killer?"
          "Yes."

          Gänsehaut.

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          • 6

            [Stellvertretend für Dario Argentos Miniserie „La Porta sul Buio“]

            Manch einer würde es als beruflichen Abstieg bezeichnen, wenn ein Regisseur wie Dario Argento nach seiner äußerst erfolgreichen Tier-Trilogie („L‘Uccello dalle piume di cristallo“, „Il Gatto a nove code“, „4 mosche di velluto grigio“) plötzlich für das Fernsehen arbeitet. Mit seiner Miniserie „La Porta sul Buio“ wagte er diesen Schritt, der seiner Karriere allerdings nochmals einen enormen Schub gab. 30 Million Menschen schalteten 1973 zu dieser vierteiligen Fernsehproduktion ein, wodurch Argento schließlich zum gefeierten Popstar der Filmlandschaft Italiens avancierte. Dass die Serie derart viele Zuschauer vor den Bildschirm lockte, liegt jedoch wahrscheinlich hauptsächlich daran, dass zu dieser Zeit nur ein einziger Sender existierte und nicht unbedingt an der Qualität des Gezeigten. Denn obwohl Argento selbst in einer der Episoden („Il tram“) die Regie und in den restlichen („Il vicino di casa“, „Testimone oculare“, „La Bambola“) neben vielen verschiedenen Tätigkeiten vor allem die Produktion übernahm, erreicht das Gesamtbild höchstens nur ein leicht überdurchschnittliches Niveau. Die Fäden zieht Argento aber nicht nur hinter der Kamera: Zu Beginn jeder Folge führt er sein Publikum kurz in das Geschehen ein, was jedes Mal irgendwie ziemlich amüsant anzusehen ist. Aufgezogen ist die komplette Serie, wie in den frühen 70ern in Italien gerne gesehen, in Form eines Giallos. Über die übliche Standardkost, die schon zu Genüge innerhalb des Subgenres in den 3 Jahren zuvor produziert wurde, kommt „La Porta sul Buio“ jedoch nicht hinaus und ist somit nur für wirkliche Genrefetischisten interessant.

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            • Kein George Hilton. :(

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              • Naja, ich brauche nie länger als 2 Minuten, um einen Film mit meinen gewünschten Sprach- und Untertiteloptinonen zu starten. Trotz Raubkopiererspots (die man ja auch umgehen kann). Wer sich wegen sowas noch aufregen muss, soll die alten VHS-Kassetten aus dem Keller kramen.

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                • 4

                  Statt J&B steht diesmal Rum auf der Getränkekarte, denn die schwarzen Handschuhe verirren sich in diesem Giallo in das ferne Haiti. Eine ideale Gelegenheit, die übliche Murder Mystery mit etwas Voodoo-Zauber anzureichern, womit die gesamte Bevölkerung selbstverständlich so vertraut ist, wie mit Hahnenkämpfen und Tierschlachtungen auf offener Straße. So muss also auch der Zuschauer ein angeblich echtes, nicht von Regisseur Eduardo Mulargia inszeniertes Ritual miterleben, bei dem ein Stier dahingemeuchelt wird und mit dessen abgetrennten Gemächt die nackten Einheimischen einen bizarren Tanz aufführen. Leider ist das nicht die einzig fragwürdige Szene hinsichtlich der Behandlung von Tieren und der (teilweise sogar rassistischen) Darstellung des haitianischen Volkes. Schön anzusehen sind dagegen die vielen (Mord-)Sequenzen aus der Sicht des Handschuhträgers, aber das audiovisuell Beeindruckendste zeigt Mulargia in Form eines Drogentraums, den Silikon-Versuchskaninchen Anita Strindberg durchleben muss.

                  Mehr als derlei Leckerbissen hat „Al tropico del cancro“ allerdings kaum zu bieten. Das Drehbuch ist beispielsweise hingerotzt sondergleichen: Was die Charaktere für ihr Handeln antreibt, bleibt ein ewiges Rätsel und wenn das Gegengift für einen Spinnenbiss das Gift der Spinne selbst ist, werden sogar die ohnehin sehr weiträumigen Logik-Grenzen des Giallos weit überschritten. Das Spiel und die Gesichtsausdrücke der meisten Schauspieler erinnern außerdem stark an das Plastik, das die Strindberg in ihrem Busen trägt. Trotzdem ist Mulargias Film kein kompletter Totalausfall, denn immerhin punktet er über weite Strecken hinweg mit hohen Unterhaltungswerten und aufgrund seines verblödeten Drehbuchs mit etwas Trashcharme. „Al tropico del cancro“ ist ohnehin nur ein Film für Gialloerfahrene und auch nur dann, wenn über den latenten Rassismus und die Mondo-Einflüsse hinweggesehen werden kann.

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                  • Da vergisst er einfach "Ihre Brüste wackelten im Todestakt"...

                    • 6 .5

                      Susan Scott hier, Susan Scott da, Susan Scott überall! Luciano Ercoli schien zur Entstehungszeit seines „La morte cammina con I tacchi alti“ wie besessen von seiner Gemahlin. Als würde er all den Neid seiner Zuschauer über seine Gattin auf sich ziehen wollen, präsentiert er sie beinahe minütlich mit neuen (modisch fragwürdigen) Frisuren und Kleidern – oder zeigt sie eben bei ihren Stripeinlagen fast ganz nackt. „Seht nur was mich jede Nacht im Bett erwartet!“ Bei einer Perle wie Scott ist es grundsätzlich sehr befriedigend, das Glück Ercolis bewundern zu dürfen, doch in solchen Ausmaßen – beinahe die erste Spielhälfte besteht nur aus solchen Szenen – wirkt sich diese Zurschaustellung nur negativ auf den Film aus.

                      Nachdem bis zur Halbzeit praktisch nichts geschah, wendet sich mit der Verlegung des Schauplatzes schlagartig das Blatt und „La morte cammina con I tacchi alti“ nimmt zunehmend an Fahrt auf. Jetzt erst zeigen sich die Fähigkeiten des gialloerfahrenen Drehbuchschreibers Ernesto Gastaldi, der fortan mit Wendungen und Überraschungen geradezu um sich wirft, aber mit seiner Geschichte bis zum Schluss weitestgehend glaubwürdig, nachvollziehbar und vor allem spannend bleibt. Ebenso gefallen seine Figuren, die allesamt mit interessanten Charakterzügen ausgestattet sind und – im Giallo lange nicht immer selbstverständlich – wirklich zur Entwicklung der Handlung beitragen und nicht nur als Rasiermesserfutter für den auch hier existenten Mörder dienen. Einige dieser Figuren wirken zwar wie aus der Klischeekiste gegriffen, wie zum Beispiel der coole Kommissar mit den flotten Sprüchen auf den Lippen, der allerdings gemeinsam mit seinem Partner für einige komödiantische Einlagen verantwortlich ist und so dem Film regelmäßig kleine Auflockerungen verschafft. Was dem Drehbuch oder dem gesamten Film allerdings fehlt, sind die besonderen Ideen und Einfälle. „La morte cammina con I tacchi alti“ hält sich zwar nicht übermäßig streng an die Giallo-Grundregeln, erst recht nicht in seiner Erzählweise, aber dennoch lässt er Experimentierfreude vermissen und wirkt deshalb stellenweise nur wie ein solide heruntergekurbelter Genrevertreter, an den man sich natürlich mit Ausnahme von Susan Scott schon recht bald kaum noch erinnern wird.

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                      • 7 .5

                        Irgendwo zwischen den zahlreichen Horrorfilmen, Polizieschi und Gialli, die in den 60ern und 70ern in Italien entstanden, reiht sich das kleine Juwel „Il tranquillo posto di campagna“ von Elio Petri ein. Jedoch ist sein Film kein bloßes Genre-Einerlei, sondern ein wildes, aber kontrolliertes Durcheinander aus Gruselmomenten, Mördergesuche, Psychodrama und Kunstfilm. Allen voran aber Letzteres, denn die von Franco Nero verkörperte Hauptfigur Leonardo Ferrini ist selbst ein Künstler, der sich in einer Schaffenskrise befindet und sich auf die Suche nach einer neuen Arbeitsstätte begibt, um wieder aktiv werden zu können. Petri gewährt einen tiefen Einblick in die Gedankengänge, Minderwertigkeitskomplexe und Gefühle des uninspirierten Malers und benutzt dessen labilen Zustand als Grundgerüst für seinen Film.

                        Die von Luigi Kuveiller („Profondo Rosso“, „Avanti!“) geführte Kamera spiegelt die Verwirrung und die sich zunehmend verschlechternde Gesundheit Leonardos zu jedem Zeitpunkt wider und verschafft so ein packendes Hineinleben in dessen Figur. In Kombination mit einem für Morricone eher ungewöhnlichen Soundtrack, der sehr dissonant, aber eben auch dem Charakter des Malers unterliegt und gleichzeitig das musikalische Gegenstück zu dessen geschaffenen (w)irren Kunst bildet, gelingt die Identifizierung mit Franco Neros Rolle noch besser. Ob sich Leonardo gerade im Wahn oder in der Wirklichkeit befindet, ist in „Il tranquillo posto di campagna“ nicht immer einfach zu unterscheiden und das Ende stellt womöglich alles nochmals auf den Kopf.

                        Petri macht es dem Zuschauer absichtlich schwer, sich in seine abstruse Geschichte hineinzufinden und verzichtet auf einen konventionellen Hergang. Stattdessen versieht er seinen Film mit subtilen Horrorelementen, die in ihrer Wirkung viel intensiver sind, als es abgedroschene Schockeffekte je sein könnten. Als wahrer Horror entpuppt sich dabei gar die Kunst selbst, die den gefallenen Künstler immer weiter in den Wahnsinn treibt, was er in seinen zunehmend extremer werdenden Arbeiten zum Ausdruck bringt. „Il tranquillo posto di campagna“ ist allerdings noch weitaus mehr als ein bloßer Arthaus-Horrorfilm: Petri philosophiert zudem ausgiebig über den Konsum von Technik und Kunst, was seinen Film auch heute noch aktuell erscheinen lässt und stellt die Frage, was es benötigt, um im Leben wirklich glücklich zu werden. Eine eindeutige Antwort liefert „Il tranquillo posto di campagna“ freilich nicht, vielmehr zeigt er, dass es hierfür keine universelle Lösung gibt und diese jeder für sich selbst finden muss. Und so sarkastisch, wie jene für Leonardo ist, wird man als Zuschauer das Ende dieses Leidensweges noch lange in Erinnerung behalten.

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                        • Wahrscheinlich das schönste Filmzitat aller Zeiten.

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                          • Um das hier noch ein wenig zu erweitern:

                            "Blind Beast"
                            "Femina Ridens"
                            "Una sull'altra"
                            "Die Handschrift von Saragossa"
                            "The Flicker"
                            "La donna del lago"
                            "La Ragazza che sapeva troppo"
                            "La Frusta e il corpo"
                            "La Morte Ha Fatto L'uovo"
                            "Nude ... si muore"
                            "La morte non ha sesso"
                            "Col cuore in gola"

                            Und all die tollen Wallace-Filme. :)

                            • Ein schönes deutsches Beispiel: "Wenn die Gondeln Trauer tragen"

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                              • 8 .5

                                Ein herausragender Geschichtenerzähler war Dario Argento noch nie. Aufgrund zahlreicher Unwahrscheinlichkeiten und Logiklöcher ernteten seine vorigen Filme - insbesondere „Suspiria“, der erste Teil der Mütter-Trilogie - mitunter heftige Kritik. „Inferno“, Teil zwei, geht diesbezüglich aber noch einen Schritt weiter: Er ist noch abstrakter, noch surrealer und achtet dabei noch weniger auf eine geradlinige, nachvollziehbare Handlung. Und so hat es Argento wiederholt geschafft, ein düsteres Märchen des Todes in seiner eigenen Welt heraufzubeschwören, die der unseren zwar zum Verwechseln ähnlich sieht, jedoch gänzlich anderen Gesetzen folgt.

                                Deutlich wird dieser Umstand schon gleich zu Beginn, als die Gedichteschreiberin Rose in einem verlassenen Keller ihre Schlüssel versehentlich in eine Pfütze fallen lässt, die sich als ein Eingang zu einem überfluteten Raum entpuppt. Niemand würde wohl auf die Idee kommen, dem verlorenen Gegenstand hinterherzutauchen, doch genau dies beschließt Rose zu tun und beschert den Zuschauern damit die wohl schönste Szene des ganzen Films. In „Inferno“ geschehen immer wieder Dinge dieser besonderen Art; die Figuren scheinen einer Trance verfallen zu sein und sind ständig im Begriff, von den Portalen solcher Alptraumwelten angezogen zu werden, wo es nichts als Qualen und den Tod zu erleiden gibt. Das Böse regiert in Argentos Fantasie, es ist allgegenwärtig und beherrscht den Geist der Charaktere, wie die Szene im Central Park unverkennbar zeigt, doch in Form einer Person taucht es nur höchst selten auf. Dadurch entsteht zu keiner Sekunde ein Gefühl der Sicherheit, jederzeit könnten die Krallen der Mater Tenebrarum nach dem Leben der Figuren greifen, wenn sie durch die labyrinthartigen Gebäude irren und das macht „Inferno“ so wahnsinnig spannend. Mitverantwortlich sind dafür, wie auch schon in „Suspiria“, die beeindruckenden Bilder, die in satten Blau-, Rot- und Grüntönen erstrahlen, voller Mystik und Fremdartigkeit stecken, sodass es schwer fällt, sich trotz deren Schönheit, darin wohlfühlen zu können. Realisiert hat einige dieser Effekte im Übrigen der Vater der italienischen Horrorfilms, Mario Bava, der als großer Spezialist auf diesem Gebiet galt.

                                Dass die unheimliche Stimmung des Films permanent aufrechterhalten wird, liegt auch daran, dass Argento hier nie etwas zu erklären versucht und selbst seine Charaktere durchweg in Unwissenheit lässt und ihnen nur wenige Worte in den Mund legt oder das Kommunizieren durch Stummheit gleich ganz verwehrt. Gesprochen wird in „Inferno“ nur mit der Sprache des Surrealismus und der Fantasie. Den Rausch für die Sinne vollendet schließlich Keith Emerson mit einem Soundtrack, der gekonnt zwischen progressiven und klassischen Tönen wechselt und sich zum großen Finale von der allerbesten Seite zeigt. Seine Musik ist auf die düsteren Bilder schlichtweg perfekt abgestimmt und macht schon beinahe Goblin, die Haus- und Hof-Band Argentos, ernsthaft Konkurrenz.

                                Wie „Suspiria“ ist wahrscheinlich auch „Inferno“ ein Film, den man öfters gesehen haben muss, um ihn in seiner ganzen Pracht erleben und völlig darin eintauchen zu können. Die Detailvielfalt ist nämlich wie bei der großen Schwester enorm und auch andere Vergleiche lassen sich ziehen, allerdings drängt sich nie der Gedanken auf, dass es sich hierbei um eine bloße Kopie handeln könnte. Das Erfolgsrezept ist zwar das gleiche, aber Dario Argento ist einfach Alchimist genug, um daraus ein neues, schillerndes Alptraum-Märchen zu köcheln.

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                                • Über Trinity geht einfach nichts. Kein Bösewicht, aber ein exzellenter Gegner war natürlich auch Doakes. Chase war meiner Meinung nach bislang der schwächste.

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                                  • 7

                                    Viele Jahre war es still um den Giallo, der seine Hochzeit in den frühen 70ern hatte und nur Dario Argento bewahrte ihn mit Genrebeiträgen in den 80ern und 90ern vor dem völligen Aussterben. In den letzten 10 Jahren fand jedoch eine kleine Renaissance des Giallos statt, denn nun wagten sich auch andere, junge Leute daran, den italienischen Krimi wieder aufleben zu lassen. Für etwas Aufsehen sorgten zuletzt Hélène Cattet und Bruno Forzanidie mit ihrer Hommage „Amer“, aber auch Filmemacher wie Alex Infascelli oder eben Eros Puglielli mit „Occhi di cristallo“ hauchten dem Giallo – neben Argento – nach all den Jahren wieder richtiges Leben ein.

                                    Die Gefahr bei einem solchen Vorhaben besteht natürlich immer wieder darin, einen Abklatsch bekannter Genregrößen zu fabrizieren, doch Puglielli versteht es, seinem Werk eine gewisse Eigenständigkeit zu verleihen und es nicht zum Giallo-Einerlei verkommen zu lassen. Gängige Motive und Klischees wie Puppensymbolik und Kindheitstraumata fanden auch bei „Occhi di cristallo“ einen Platz im Drehbuch, welches zudem typischerweise mit ausufernden Liebesbeziehungen und offensichtlichen falschen Fährten ausgestattet ist. Auf dem Blatt ist der Film also schwer von seinen Artgenossen zu unterscheiden, aber wie Puglielli diese Standardthemen in die Moderne transferiert und mit welcher Hingabe er dabei zu Werke geht, ist sein großer Pluspunkt. Er versucht erst gar nicht die schrille Optik der 70er oder die Soundtracks eines Morricone oder Nicolai zu imitieren, sondern erschafft seine ganz eigene Version eines Giallos der Gegenwart, ohne sich jedoch auf das TV-Look-Niveau jüngerer Argento-Filme zu begeben. Nein, „Occhi di cristallo“ ist gar in Ansätzen so schön fotografiert wie die alten Glanzstücke des Großmeisters und erschafft gemeinsam mit dem vielfältigen, gialloungewöhnlichen Soundtrack eine unangenehm düstere Atmosphäre und einiges an Spannung – selbst wenn der Handlungsverlauf ohne Überraschungen auskommt.

                                    Mit „Occhi di cristallo“ erfindet Eros Puglielli den Giallo zwar nicht gerade neu, aber er erteilt ihm immerhin eine abwechslungsreiche Auffrischung. Es bleibt zu hoffen, dass noch mehr Filmschaffende dem Subgenre verfallen, denn es ist derzeit wirklich auf einem guten Weg, wieder eine gewisse Popularität zu erlangen und somit weiterhin gute Filme hervorzubringen.

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                                    • 6 .5

                                      Die Giallo-Fabrik des Sergio Martino lief in den frühen 70ern auf Hochtouren wie bei keinem anderen Regisseur. Schon der vierte Film dieser Art rollte innerhalb von nur drei Jahren mit „Il tuo vizio è una stanza chiusa e solo io ne ho la chiave“ – welch famoser Titel – von seinem Fließband. Wie gewohnt, ist die Ware auf Hochglanz poliert, ausgestattet mit den beliebtesten Darstellern des Italokinos und (unter anderem) mit einem klassischen Whodunit-Plot versehen. Bei all der Eile, möglichst viele dieser damals äußerst beliebten Genrevertreter in die Kinos zu bringen, vergaß Martino jedoch ein ganz entscheidendes Detail: die Liebe und absolute Hingabe zu seinem Schaffen. Allein der erste Teil seiner Giallo-Pentalogie „Lo Strano vizio della Signora Wardh“ erweckt nicht den Anschein, möglichst schnell heruntergekurbelt worden zu sein, was ihn mit Abstand zum Besten unter diesen fünf Filmen macht.

                                      Technisch gesehen können sich die Nachfolger von Martinos Genreeinstieg, insbesondere der sehr elegante und düstere „Il tuo vizio“, gar mit Giallo-Meisterwerken wie Argentos „Profondo Rosso“ messen, inhaltlich und schauspielerisch sowieso. Welcher der beiden Regisseure allerdings mit Herz und Seele bei seiner Arbeit war und sich zwei Jahre anstatt nur wenige Monate auf seinen Film vorbereitete, lässt sich beim Betrachten ziemlich schnell erahnen.

                                      Dabei versucht Martino viel, seinem Werk diese Tatsache nicht anmerken zu lassen: Wie bereits angedeutet, erzählt er nicht nur die übliche Standard-Krimigeschichte mit Rasiermessermorden und (leeren) J&B-Flaschen, sondern mischt dieser einen gehörigen Anteil Ehedrama bei, dem im Verlauf des Films einen immer höheren Stellenwert beigemessen wird. Trotzdem kann sich der Film nie völlig darauf konzentrieren, denn Martino verfällt auch in „Il tuo vizio“ seinen altbekannten Gewohnheiten. Morde müssen die Handlung vorantreiben und natürlich steht all das wieder unter dem Motto „It’s clothes that ruin the world“, was beim Mitwirken von Edwige Fenech und Anita Strindberg allerdings überhaupt kein Kritikpunkt sein kann. Schauwerte bietet ebenso die exzellente Kameraarbeit des Giancarlo Ferrando, von Edgar Allan Poe angehauchte Szenenbilder im Gothic-Style und die halbverfallene Villa, wo sich ein Großteil des Geschehens abspielt. (Gut möglich, dass sich Stephen King beziehungsweise Stanley Kubrick von diesem unheimlichen Haus, aber auch von einer ganz bestimmten anderen Szene für „Shining“ inspirieren ließen.)

                                      Die Oberfläche glänzt bei Martino wiedermal in ihrer vollsten Pracht, handwerklich sind seine Fähigkeiten einfach enorm, jedoch merkt man ihm die Begeisterung für seinen Stoff – falls überhaupt vorhanden – nie so richtig an. Genauso lässt sich in seinen Filmen permanent eine persönliche Note vermissen und das ist wohl auch der Grund, warum sie sich allesamt so verdammt gleich anfühlen und mit Ausnahme von „Lo Strano vizio della Signora Wardh“ nie den Eindruck erwecken, etwas wirklich Besonderes gesehen zu haben.

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                                      • 7

                                        Der Wahnsinn: Eine notgeile Ordensschwester traktiert eine lesbische Vampirdame auf der Streckbank mit einem in Weihwasser getränkten Kruzifix – vaginal! Gerade noch rechtzeitig schreitet Graf Dracula ein, der seine Holde vor der christlichen Vergewaltigung retten kann und der Schwester kurzerhand das Holzkreuz… Oh, da hat der reißerische deutsche Titel wahrscheinlich meine Fantasie etwas zu sehr angeregt. So etwas in dieser Art habe ich mir nämlich darunter vorgestellt, als ich zum ersten Mal davon gehört habe.

                                        „Frauen bis zum Wahnsinn gequält“ ist jedoch ganz und gar anders als obige Fantasiegeschichte: Zwar passt der Titel durchaus, denn Qualen erleiden muss in Luciano Ercolis Film sehr wohl eine (!) Frau, allerdings sind diese vielmehr psychisch als physisch. Wo keine Gewalt, da auch kein Mörder, was für einen Giallo schon recht ungewöhnlich ist und trotzdem geht es auch hier um die Suche nach einer bestimmten Identität. Einstige Vertrauenspersonen sind bald als solche nicht mehr erkennbar, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn Ercoli hüllt ihre Machenschaften mehr und mehr in der Finsternis des Schattens. Licht ins Dunkle bringt er in diesem Psychodrama natürlich erst zum Schluss, wenn auch etwas unspektakulär, aber nicht unbedingt vorhersehbar.

                                        Gialli der eher unkonventionellen Machart zählen oft zu den besten Genrevertretern, nur bedeutet dies für „Le Foto proibite di una signora per bene“ Fluch und Segen zugleich: Erfrischend wirkt dieser Grenzgänger zweifelsfrei, jedoch opfert er hierfür vor allem die Spannung und die sollte bei solch einem Rätsel-Spielchen sicherlich nicht fehlen. Vorbildlich entfernt sich Ercoli nie weit weg vom eigentlichen Geschehen, verzichtet auf unnötige Sex- und Mordintermezzi oder falsche Fährten, doch der ein oder andere Nervenkitzler hätte garantiert nicht geschadet. So aber hat der Film mit der einen oder anderen Länge zu kämpfen, in dem höchstens die extravaganten Kleider, schrill-futuristischen Telefone oder ständig wechselnden Frisuren für denkwürdige Szenen verantwortlich sind.

                                        Die Darsteller können sich dagegen kaum bis gar nicht in die Erinnerungen des Zuschauers spielen: Nives Navarro überzeugt noch als rothaariges Luder, Dagmar Lassander verkörpert ihre Hauptrolle allerdings zu übertrieben und unecht und auch die männlichen Akteure können aufgrund ihrer eindimensionalen Rollen keine Akzente setzten – wobei das durchaus zum Film passt. Viel eher im Kopf bleibt ein weiterer typischer Morricone-Soundtrack, der den Verfall in den Wahnsinn perfekt begleitet. Am spektakulärsten bleibt letzten Endes dennoch der deutsche Titel; nicht, dass der Rest schlecht wäre, „Le Foto proibite di una signora per bene“ ist sehr wohl ein solider und schön subtiler Giallo, der aus seinen Genreausbrüchen nur viel mehr hätte machen müssen.

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                                        • Kann ja wohl nicht wahr sein. Mit der 8. Staffel muss einfach der Schlusspunkt gesetzt werden. Zeit ist noch genug, um mit den nächsten beiden Staffeln auf ein würdiges Ende der Serie hinzuarbeiten. War bei dem Erfolg der Serie aber fast klar, dass sie bis zum Geht-nicht-mehr ausgeschlachtet wird.

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                                          • Anfangs konnte ich ihn wirklich nur schwer ertragen, aber Staffel für Staffel hat er sich von den Abstiegsplätzen bis ganz nach oben durchgekämpft und ist schließlich einer meiner Lieblingscharaktere geworden. Vor allem die Zeit mit Juliet war wunderbar.

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                                            • 5

                                              Nun ist der Gipfel endgültig erreicht. Sergio Martino hatte bereits mit seinem Tittenhagel „Torso“ neue Nuditäten-Maßstäbe im Giallo gesetzt und auch Filme wie „Schön, nackt und liebestoll“ oder „Ihre Brüste wackelten im Todestakt“ servierten ebenso reichhaltigen und buntgemischten Melonensalat. Titel wie diese spielen im Prallball ganz oben in der Liga mit, aber für die Meisterschaft reicht es trotzdem lange nicht, denn die sichert sich haushoch überlegen „Strip for the Killer“.

                                              Von der ersten Sekunde an steht der weibliche Körper im Mittelpunkt des Geschehens und zwar so sehr, dass dem einfach alles untergeordnet werden muss. Am meisten betroffen ist davon erwartungsgemäß die Handlung, die im Grunde genommen aus den immer gleichen Abfolgen besteht: Zuerst wird etwas gemetzgert, gefolgt von belanglosen, flüchtigen Polizeiformalitäten und zum Abschluss des Kreislaufs spielt Sex eine wesentliche, zeitintensive Rolle. Strippen müssen demnach auch die Herren, was in Form von Franco Diogene (ein Mann, der so aussieht: O) den Spaß am Fleischbeschau gehörig trübt. Für viel Laune sorgt der runde Kerl aber dennoch: Nachdem das von ihm zu verlegende Rohr schon vor dem Einbau den Geist aufgegeben und ihn seine Kundin verlassen hat, tapst er in seiner Zweimannzelt-Unterhose heulend durch sein Heim, ausgerüstet mit Gummipuppe und Messer. Ein Anblick für die Götter.

                                              Ein viel leckerer Augenschmaus ist dagegen Giallo-Queen Edwige Fenech, die einzig Bekannte unter all den Nackedeis. Ungewöhnlich kurz trägt sie diesmal ihr Haar, was jedoch nichts an ihrer Ansehnlichkeit ändert – im Gegenteil, der blanke Busen wirkt nur noch größer. Sie ist es auch, der man unter all den Charakteren wenigstens ein Fünkchen Sympathie entgegenbringen kann; der Rest des Casts ist nämlich ein einziger Nervverein, wenn er sich nicht gerade auszieht oder dem Killer in Motorradkluft samt Helm (obwohl stets im Auto unterwegs) zum Opfer fällt. Die Motivation, die hinter all den Brustamputationen und Kastrationen steckt, übertrifft in ihrer grenzenlosen Blödheit beinahe jeden anderen Giallo und lässt selbst Hardcore-Fans dieser Filme sauer aufstoßen, die eigentlich gegen Nonsens-Angriffe dieser Art längst abgestumpft sein müssten. Immerhin wurde so die Sinnlosigkeit konsequent durchgezogen und der Trash-Flair nochmals ordentlich unterstrichen - wobei der unglaubliche Schlussgag ebenso mithilft -, was schließlich den Hauptgrund neben der bezaubernden Edwige darstellt, sich diesen exorbitant schlechten, aber sehr unterhaltsamen Bockmist überhaupt anzusehen.

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                                                über Spasmo

                                                „It’s all absurd, meaningless.“

                                                Die Aufgabe eines jeden Giallos besteht letztendlich immer darin, sein Publikum an der Nase herumzuführen und so ist es kaum verwunderlich, dass auch „Spasmo“ diesem Prinzip folgt, selbst wenn Umberto Lenzis Film nicht einmal die klassische Murder Mystery erzählt. Was er aber hier mit dem eigentlich so simplen Plot anstellt, ist im wahrsten Sinne des Wortes unbeschreiblich. Vor allem zu Beginn kennt die Geschichte vor noch so abstrusen Wendungen kein Halten mehr und ein Logikloch nach dem anderen tut sich ob der tiefen Verwirrung, unter der auch Lenzi gelitten haben muss, im irgendwann kaum mehr nachvollziehbaren Handlungsverlauf auf. An der Komplexität liegt das allerdings weniger, sondern schlicht am Gepfusche im Drehbuch. Neben Spannungsarmut, Höhepunktlosigkeit und Atmosphäremangel quält es zu allem Überfluss mit sinnentleerten Porno-Dialogen, die wohl die Schaufensterpuppen geschrieben haben müssen, die andauernd irgendwo in den Szenerien herumliegen und natürlich etwas zu bedeuten haben. Deren Auftritte zählen übrigens zu den besten in „Spasmo“ - wahrscheinlich weil sie einfach nichts sagen -, denn zusammen mit der Musik des unermüdlichen Ennio Morricone gelingen Lenzi immerhin einzelne unheimliche Momente. Suzy Kendall, die weibliche Hauptdarstellerin, hätte man getrost auch durch eine solche Puppe ersetzen können, gemerkt hätte es keiner. Wenn sie nicht gerade erschrocken wird und Augen, Mund und Nasenlöcher bis zum Anschlag aufreißt (was unheimlich doof aussieht), sind Lidschläge beinahe die einzigen Bewegungen, die sich in ihrem Gesicht erkennen lassen. Sofern es dem Zuschauer gelang, seine eigenen Lider bis zum Schluss geöffnet zu halten, kann er wenigstens noch einen kurzen Blick auf den dauercoolen Ivan Rassimov und ein halbwegs gelungenes Ende werfen, aber selbst das entschädigt für den beschwerlichen Weg bis dorthin nicht.

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                                                  Giallo strikes again. Einfach unglaublich, wie die Italiener in den Frühsiebziger einen Genrefilm nach dem anderen vom Fließband schmissen, heruntergekurbelt nach dem fast immer gleichen Schema, und nichtsdestotrotz stets von Neuem Spaß machend. „La Tarantola dal ventre nero“ ist hierfür ein Paradebeispiel: Paolo Cavaras verwertet für seinen Film nämlich nahezu jegliche Elemente, die den Giallo definieren. Junge, barbusige Mädels (zu denen mit Barbara Bach, Barbara Bouchet und Claudine Auger gleich drei Bond-Girls zählen) sind dem Tode geweiht, für deren Schicksal, wie so üblich, ein unbekannter Irrer verantwortlich ist. Ausgestattet ist der meuchelnde Anonymus mit einer überdimensionalen Akupunkturnadel, die er zur atonalen und unheilverkündenden Morricone-Musik seinen Opfern zum Paralysierungs-Zweck in das Genick rammt, damit diese wehrlos und zugleich mit vollster Aufmerksamkeit ihre Fahrt gen Jenseits erleben.

                                                  Kreativ ist also anders, doch wegen ihrer Gewieftheit verliert die Tarantel deswegen kaum an Unterhaltungswert. Die nicht ganz unkomplizierte Geschichte fordert zum Mitdenken auf, wirft mit roten Heringen um sich, die es zu durchschauen gilt und besitzt mit Giancarlo Giannini (ebenfalls ein Bond-Veteran) einen Hauptdarsteller, der es versteht den jobmüden Inspektor gekonnt zu verkörpern. Nur am Ende, wenn dann die Auflösung präsentiert wird, strauchelt der Achtbeiner leider doch noch ein wenig, was nicht unbedingt an der Vorhersehbarkeit liegt, sondern vielmehr an der extrem unspektakulären und einfallslosen Abwicklung. Der Inspektor winkt ab, ich auch, aber ein sehenswerter Giallo war’s trotzdem.

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                                                    Die abendländische Kopierkunst kann heute auf eine lange Tradition zurückblicken: „Turkish Star Wars“, „Turkish E.T.“ oder „Turkish Exorcist“ zählen zu den Glanzstücken des dreisten Ideenklaus, doch diese Trash-Granaten hätte es vielleicht nie gegeben, wenn nicht „Thirsty for Love, Sex and Murder“ aka „Turkish Killer von Wien“ schon zuvor den Plagiatsstein ins Rollen gebracht hätte. Bevor sich nämlich an aktuellen Hollywood-Blockbustern vergriffen wurde, musste erstmal ein italienischer Giallo herhalten und das war kein anderer als Sergio Martinos „Lo Strano vizio della Signora Wardh“.

                                                    Zunächst scheint Szene für Szene aus dem Original übernommen worden zu sein, doch mit der Zeit entwickelt sich daraus zunehmend eine eigene Geschichte, die in ein völlig anderes Ende mündet als Martinos Vorlage. Theoretisch sollte dieser Hauch von Eigenständigkeit ein Lob wert sein, welches allerdings beim Anblick der daraus folgenden Resultate im Halse stecken bleibt: Sobald sich „Thirsty for Love, Sex and Murder” auf Abwege des ursprünglichen Plots begibt, lässt sich nämlich erkennen, weshalb hier lieber ein Großteil kopiert wurde, statt sich gänzlich selbst etwas einfallen zu lassen – schlichtes Unvermögen.

                                                    Schlechtigkeit ist bei türkischen Produktionen dieser Art natürlich ein fester Bestandteil und der einzige Anlass, sie sich heute noch anzusehen, vorausgesetzt wenn auch hin und wieder über miserable Schauspielleistungen, schlechte Effekte und dergleichen gelacht werden kann. Unfreiwillig komisch geht es selbstverständlich auch hier zu, wenn der Mörder auf einer weiten Wiese plötzlich von der Seite ins Bild springt und seine Gejagte dadurch überraschen kann oder am Ende vier Typen, von denen niemand weiß woher sie kommen, ein Magazin nach dem anderen auf unseren Helden abfeuern, der sich mit akrobatischen Einlagen aus der Bredouille befreien kann. Viel mehr solcher Szenen lassen sich im weiteren Verlauf leider nicht finden und deswegen bietet „Thirsty for Love, Sex and Murder” auch keinerlei Mehrwert gegenüber dem Original. Im Gegenteil: Die besten Szenen (wie zum Beispiel jene im Park) aus „Lo Strano vizio della Signora Wardh“ werden in Windeseile abgehandelt, eher unwichtige Details dagegen berücksichtigt und deswegen erscheint der Film mit seinen 58 Minuten wie ein Schnelldurchlauf des Giallo-Klassikers. Geradezu unterirdisch ist außerdem die Musik, die gerne mal aus mehreren miteinander vermischten Stücken besteht, schon nach wenigen Minuten durch andauernde Wiederholungen zu nerven beginnt und einfach kurz aussetzt, sobald eine Person zu reden beginnt.

                                                    „Thirsty for Love, Sex and Murder” ist seinem Vorbild in allen Belangen hoffnungslos unterlegen, was aber auch von vornherein klar war. Der einzige Grund, solche Filme zur Abwechslung trotzdem ihren Ursprüngen vorzuziehen, liegt darin, dass sie obgleich ihrer Erbärmlichkeit oftmals wegen ihres Dilettantismuses und massiven Trash-Gehalts zu unterhalten wissen, wozu diese türkische Kopie aber nicht in der Lage ist.

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