eXonic - Kommentare

Alle Kommentare von eXonic

  • Dass Dex jetzt im Namen Gottes killt, scheint ja glücklicherweise nicht wirklich ernst gemeint zu sein. Hätte ich auch für ziemlich blödsinnig empfunden.

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    • 5 .5

      In Sergio Martinos Filmographie lassen sich so manche Musterbeispiele für den typischen Giallo finden, die von mysteriösen Morden und auch behandschuhten Rasiermesserschwingern handeln. Dass „Tutti i colori del buio“ sich diesen Standartwerken nicht unterordnen lässt, wird schon nach den ersten Minuten, in welchen der Zuschauer in eine bizarre Traumwelt entführt wird, klar. Hoffnung macht sich breit, einen innovativen Genrebeitrag vorgeführt zu bekommen, doch genau diese Abwege stellen Martino nicht nur das Bein, sondern brechen es gleich. Nicht dass sein teilweise psychedelischer Trip so gar nichts taugt - schließlich stellt er das Traumpaar aus der nie schöner gewesenen Edwige Fenech und George Hilton abermals zusammen vor die Kamera – doch krank der Film vor allem an denjenigen Szenen, die ihn eigentlich zu etwas besonderem verkommen lassen sollten: die Traumsequenzen und die schwarzen Messen. Martino ist, was nicht abwertend gemeint sein soll, ein einfacher Handwerker. Spannende und schön gefilmte Mördergeschichten sind sein Metier, aber wenn es darum geht, einem Charakter ein gewisses Maß an Tiefe zu verleihen und surreale, alptraumhafte oder rauschartige Szenen in seine Geschichte einzubauen, scheitert er. Die bereits angesprochenen Bilder um die satanische Vereinigung sind allesamt ziemlich grausig inszeniert und ausgerechnet diese besitzen zudem über keinerlei Atmosphäre, sondern vermitteln gar etwas Fremdscham. Weiß angemalte Beelzebubaktivisten tummeln sich rings um die Kamera und ziehen Fratzen, wobei sie absolut lächerlich wirken. Mittendrin räkelt sich die bemitleidenswerte und natürlich nackte Edwige, die beinahe so aussieht als könne sie, nicht nur innerhalb des Films, sondern auch wegen der Schlechtigkeit der Szene, nicht begreifen, was hier eigentlich vor sich geht.

      Unfair wäre es nun natürlich „Tutti i colori del buio“ auf diese Szenen zu reduzieren, doch auch wenn Martino ansonsten viel richtig macht, wie zum Beispiel Ivan Rassimov als wirklich angsteinflößenden Bösewicht zu besetzen, Ernesto Gastaldi das Drehbuch anzuvertrauen oder Bruno Nicolai den Soundtrack schreiben zu lassen, sind es eben diese Stellen, die sich im Kopf des Zuschauer festsetzen, und dies viel eher als gelungene Momente, von denen jedoch auch einige vorhanden sind. Sehenswert ist es nämlich immer dann, wenn sich so manches Sein als Schein herausstellt und Martino hiermit seine Zuschauer fordert, das Geschehen nochmals zu überdenken und neu zu ordnen. Allerdings hat er nicht damit gerechnet, dass wir so auf Zack sind und ihn schon bald durschauen, wenn er uns einmal mehr auf die falsche Fährte schicken möchte. Mit diesem Problem hat dann schließlich auch das Ende zu kämpfen, welches, so komisch es klingen mag, vorhersehbar als auch unvorhersehbar ist.

      Trotz der guten Ausgangssituation kann das Endprodukt überraschenderweise auch kaum durch Atmosphäre punkten. Gerade bei solch einem Okkult-Thema, das zudem noch mit Traumsequenzen angereichert ist, wäre dies durchaus zu erwarten gewesen, doch im Gegensatz zu seinem Geniestreich „Lo strano vizio della Signora Wardh“ hinkt dieser Film diesbezüglich deutlich hinterher.

      Glücklicherweise hat sich Martino in seinen späteren Gialli nicht mehr solcher Stoffe bedient und dies lieber beispielsweise einem Pupi Avati überlassen, der mit „La casa dalle finestre che ridono“ ein wahres Meisterwerk in diesem Bereich erschaffen hat. So bleibt das schönste an „Tutti i colori del buio“ wirklich nur der Titel – mal abgesehen von Edwige Fenech.

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      • 8 .5
        über Blow Up

        Was ist Realität? Können Bilder sie festhalten? Ist sie objektiv oder ist die Wirklichkeit für jeden anders definiert?

        Ein Foto, ein Moment ist ausschlaggebend dafür, dass sich in einem Mann etwas bewegt. Thomas glaubt, zufällig einen Mord bezeugt zu haben, aber ist das, was er auf seinem vergrößertem Bildausschnitt sieht, wirklich das, wofür er es hält oder sind es nur Licht und Schatten, die ihm einen Streich spielen? Egal, er ist überzeugt, denn tief in seinem Inneren herrscht die Sehnsucht, etwas Neues, Aufregendes zu erleben. Im Alltag führt er nämlich einen erbitterten Kampf gegen die fortwährende Langeweile und Verzweiflung. Allerdings ist es ein schwieriges Unterfangen der allgegenwärtigen Oberflächlichkeit zu entfliehen, da gerade diese als Modefotograf seinen Lebensunterhalt sichert.
        Sein Beweisfoto untersucht er mit einer Besessenheit, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Lügen, die er ansonsten immer festhält, beiseite zu schaffen. Doch in seinem Wahn, wirklich etwas sehen zu wollen, erreicht er lediglich das genaue Gegenteil und manipuliert das Geschehen in seinem Sinne, was sich auf den Zuschauer zu übertragen scheint und dieser selbst nicht mehr zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden imstande ist. Wichtig ist es also, sich auf seine eigenen Sinne zu verlassen und nichts, was uns die Medien vorgaukeln, einfach so hinzunehmen, ohne es zu hinterfragen.

        Anders als es die Inhaltsangabe vermuten lässt, ist „Blow Up“ kein spannender Thriller um die Suche nach einem Mörder, sondern vielmehr ein tiefer Blick ins Innere einer sich entfremdenden Seele, der von Michelangelo Antonioni ruhig, bildgewaltig und fesseln inszeniert wurde und den Zuschauer geschickt mit dem Schein-Sein-Spielchen zu verwirren weiß.

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        • Wer hier auf "schlechten Trash" klickt, dem gehört der Arm abgehackt, das Gehrin durch eine Glühbirne ausgetauscht, eine Tracht Prügel im Park versetzt (wahlweise auch von einem Karate-Priester), ein Fingernagel herausgezogen, der Korpus zermäht, ein abgefallenes Ohr essen zu müssen und von einem Darm schließlich erdrosselt zu werden. Die Überreste frisst dann ein Rattenaffe auf.
          Also vorsicht, "Braindead" hat einen bösen Jungen aus mir gemacht.

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          • Solange Argento nicht sein "The Card Player" unterbietet, wäre ich ja schon zufrieden. Scheint aber eng zu werden.

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            • Da Campbell und Raimi an diesem Projekt mitwirken, werde ich das mal weiter im Auge behalten. Habe nur Angst, dass hier statt auf die schönen, trashigen Oldschool-Effekte auf billiges CGI gesetzt wird und sich die Beteiligten zu sehr auf dem Kultstatus der vorherigen Teile ausruhen.

              • Wenn Edwige Fenech als Halbfranzösin durchgeht, kann hier natürlich keine mithalten.

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                • Eigentlich ja ganz lustig, die Kerle. Eine Frage habe ich mir während des gesamten Interviews gestellt: Haben die auch schon mal einen Film gemacht, in dem nicht irgendein rieseges, unglaublich scheiße animiertes Riesen-CGI-Monster vorkommt?
                  Bisher kenne ich noch keinen Asylum-Film und ich glaube, das bleibt besser so.

                  • 6 .5

                    George Hilton und Edwige Fenech als Schauspielertraumpaar, ein Drehbuch von Ernesto Gastaldi und Musik von Bruno Nicolai – dem eingefleischten Italofan läuft allein schon beim Lesen der Mitwirkenden das Wasser im Munde zusammen und wird dementsprechend auch die Erwartungen ziemlich hoch ansetzen, worunter „Perché quelle strane gocce di sangue sul corpo di Jennifer?“ letztendlich auch ein wenig leidet.

                    Zu sehr auf die großen Namen verlassen, sollte anscheinend ein zweitklassiges Drehbuch ausreichen, um die Fans zufrieden zu stellen. Gastaldis Geschichte ist holprig, manchmal zu konstruiert und strotzt nicht gerade von einfallsreichen Ideen. Wirklich neu sind bestenfalls die gelben Handschuhe, die die Hände des messerschwingenden Totmachers zieren. Dieses andauernde Durchschummeln gelingt jedoch oftmals ziemlich gut, denn wenn die bezaubernde Edwige vor die Kamera tritt, ist es als männliches Wesen einfach nicht mehr möglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Was diese Frau an Sexappeal hat und an Erotik versprüht, ist einmalig, nie zuvor dagewesen und auch in der Zukunft undenkbar. Fox, Alba und Co. schaffen das gemeinsam nicht in allen ihren Filmen. Schade nur, dass die schöne Französin hier auffällig oft in geschmacklose Klamotten gesteckt wird, doch die behält sie sowieso nie arg lange an. Neben ihr gibt sich George Hilton natürlich auch keine Blöße und ist cooler wie eh und je. Der Rest des Casts kann dagegen nicht so überzeugen, was Regisseur Carnimeo etwas stümperhaft mit erzwungener Skurrilität seiner Charaktere zu kaschieren versucht. Neben dem obligatorischen schusseligen Polizisten und dem schwulen Fotograf sind außerdem eine Kampfstripperin, eine lesbische Nachbarin und eine ältere Dame, die sich gerne Horrormagazine kauft, vertreten. Diese bunte Figurenmischung zerrt hin und wieder leider etwas an den Nerven, unterhält anderseits aber auch vorzüglich.

                    Ein schon zu typischer Giallo wurde „Perché quelle strane gocce di sangue sul corpo di Jennifer?“ angesichts der Tatsache, was sich bei diesem Aufgebot an Stars hätte machen lassen. Dabei ist nun auch keineswegs ein schlechter Film entsprungen, mehr als ein ziemlich unterhaltsames Herunterspulen von altbekannten Mustern mit tollem Cast ist er allerdings auch nicht.

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                    • Oh, da gab es eine ganze Reihe, die ich als Kind in Dauerschleife gesehen habe: Da war "E.T.", der aber nicht ganz von Anfang an aufgenommen wurde und ich somit immer ein Stück verpasst habe, "Die kleinen Superstrolche", "Werner - Beinhart!" und ein Football-Film mit Kindern, dessen Name ich vergessen habe, aber noch weiß, dass ein Mädchen dabei ist, die Icebox oder so hieß.
                      Schön, wie einfach es früher war, sich von Filmen unterhalten zu lassen.

                      • 7 .5

                        Die Mischung macht‘s: „Morte sospetta di una minorenne“ ist es anzusehen, dass es Sergio Martino anscheinend Leid war, seine Filme immer wieder nach den gleichen Mustern aufzuziehen und so veranstaltete er einen grandiosen Mix aus Giallo, Poliziesco und Action, dem er immer wieder sowohl subtilen Humor als auch Slapstickeinlagen zum Schenkelklopfen beifügt.

                        Zum Auftakt noch sehr düster und im Stile Martinos voriger Filme, zeigt sich dieser schon sehr bald von seiner unkonventionellen Seite: Polizisten haben keinen Bock auf Ermittlungsarbeit, interessieren sich vielmehr für Sportwetten, Nutten prellen mit Handtaschen und die Hauptfigur Paolo Gerimi zerstört andauernd auf jede erdenkliche Weise seine Brille. Dass Martino nicht vollen Ernstes an diese Sache gegangen ist und man dies als Zuschauer ebenfalls tunlichst vermeiden sollte, wird spätestens ab der absolut besten Verfolgungsjagd überhaupt klar, die an Skurrilität nur schwer zu übertreffen ist. Zwei Halbirre flüchten vor der Polizei und um diese abzuwimmeln, scheuen sie keine Mittel. Die Ente, mit der sie unterwegs sind, zerlegen die Fliehenden selbst in ihre Einzelteile, um sich Wurfgegenstände, wie zum Beispiel Türen (!) zu schaffen, mit denen sie versuchen, die Gesetzeshüter loszuwerden. Auch Passanten sind ins Geschehen miteinbezogen: einem vorbeikommenden Fahrradfahrer wird da schonmal das Vorderrad abgefahren, wonach er in der nächsten Einstellung auf einem Einrad (!) balanciert. Ein anderer Fußgänger befördert sich mit Pirouetten auf dem Kopf (!) von der Straße, um nicht von den Rasern überfahren zu werden. Diesen Stil zieht Martino zum Glück bis zum Ende durch und setzt mit einer Schießerei in einer Achterbahn (!) ein weiteres Highlight. Zur allgegenwärtigen Lässigkeit trägt aber vor allem einer bei: Claudio Cassinelli. Zugleich so ein Hengst, der scheinbar jede Sekunde kurz davor steht vor Coolness zu platzen, aber auch gleichzeitig ein undurchschaubarer, geheimnisvoller Charakter ist, der sich mit viel Zorn und Verzweiflung durch die Geschichte ballert.

                        „Morte sospetta di una minorenne“ gelingt es auf viele verschiedene abwechslungsreiche Arten sein Publikum zu unterhalten und wirft dabei einen zynischen Blick auf Politiker und Medien. Der Genremix funktioniert unerwartet gut, doch trotzdem ist zählt dieses Werk zu Martinos unbekannteren Filmen.

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                        • 6

                          Erstaunlich mit welcher Überzeugung hier Plüsch-Riesenspinnen, an Fäden aufgehängte Fledermäuse und Goreeffekte aus dem Vorschulbastelunterricht in die Kamera gehalten werden. Wirkung hat das heute natürlich nicht mehr, hatte es damals ebenso wenig, erzeugt jedoch einen fantastischen Trash-Charme. Kein Müll hingegen sind die Brüste von der Strindberg, der Gemser und der Dionisio, die beinahe präsenter sind als ihre Gesichter und egal wo, wann, wie, weshalb und warum die Aufmerksamkeit der Kamera bekommen. Zwischen all den Titten und Plastikgetier wird natürlich auch eine kleine Geschichte erzählt, ohne Logik versteht sich. Die Frage ist: wer hat den Vater des Hauptdarstellers umgebracht? War er es selber, denn erinnern kann er sich nicht mehr daran (wieso eigentlich?), seine Mutter, die immergeile Strindberg, die selbst jünger aussieht als ihr Filmsohn, oder der seltsame Butler, den man aufgrund seiner Bewegungen und seines Verhaltens am besten als „Zombievampir“ bezeichnen könnte? Oder vielleicht doch jemand ganz anderes? Die Auflösung ist jedenfalls so beschissen wie man es bis hierhin gewohnt war. Doch trotzdem macht dieser Giallo durch haufenweise unfreiwillig komische Szenen und teils dilettantisches Schauspiel derart Laune, dass es das Trashherz höherschlagen lässt.

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                          • 8

                            „Colours. My colours run from my veins.” Blut ersetzt das tiefste Rot... „They grow dark in autumn, follow the blood. God. Oh God.” …die Muse ist der süße Tod… “My colours will paint death clearly. My colours. All my colours.” …Messer bahnen sich den Weg ins Herz… „Meo Deus. Now he’s dying. Purifying oneself.”... das Kunstwerk ist gemalt vom Schmerz.

                            Der kalte Hauch des Todes, eingeflößt um den Willen der Kunst.

                            Unterlegt von zusammenhangslosen Worten und Sätzen, vorgetragen mit der Stimme des Teufels, schlägt allein schon der Vorspann mit einer brachialen Gewalt im Kopf ein, wie es sonst nur dem von „Enter the Void“ gelingt. Zwar sind die beiden Einstimmungsversuche nicht in optischer Hinsicht miteinander vergleichbar, doch in ihrer Wirkung, seinen Zuschauer bestens auf das vorzubereiten, was gleich auf ihn zukommen wird, schenken sie sich beide nichts. In „La Casa dalle finestre che ridono“ ist in Sepiafarben nur schwer zu erkennen, wie ein Mann gerade auf brutale Weise abgestochen wird, nur um ihn in seiner Agonie porträtieren zu können, und das in Bildern, die sogar schon an Experimentalfilme wie „Begotten“ erinnern. So dahingeschrieben ist es nun wirklich schwer, das zu verdeutlichen, was man in den ersten fünf Minuten zu erwarten hat. Es mag sich anhören wie ein absolut geschmackloser Schund, doch es wahre, poetische Gothik-Horrorkunst – nur eben eine sehr makabre.

                            Pupi Avati kreiert eine Welt, in der von allem potentielle Gefahr ausgeht und jedes noch so unscheinbare Ding eine angsteinflößende Wirkung hat. Das reicht vom simplen Blumenstrauß auf der Kommode über die Schnecken im Kühlschrank bis selbst zum Pfarrer, ganz zu schweigen von all den übrigen Bewohnern in dem kleinen Örtchen auf einer Insel, wo der Restaurator Stefano ein Bild in einer Kirche auffrischen soll, das den gequälten Mann aus dem Vorspann zeigt. Jeder Figur, der Stefano begegnet, scheint ein düsteres Geheimnis zu bergen, das das ganze Dorf betrifft und im Zusammenhang mit dem Fresko steht. Mit jedem Stücken alter Farbe, das er davon abkratzt, tut sich eine alte Narbe wieder auf und neues Blut wird fließen.

                            Egal wo, die Angst ist allgegenwärtig, die Atmosphäre erdrückend, ganz besonders, wenn der Restaurator sich auf die Suche nach dem macht, was ihm jeder verheimlicht. Einzig in seinem Zimmer im Hotel lässt der enorme Druck für ein paar Augenblicke ab, doch auch diesen Ruheort muss er schon bald abgeben und in ein gespenstisches, abgelegenes Haus umsiedeln, welches noch viel unheimlicher ist als alles Vorherige und die Geschichte somit bis zum Ende, das jede Vorstellungskraft sprengt, unter hochgradige Spannung setzt. Der Weg dorthin gestaltet Avati mit sehr gemächlichem Tempo und einer sperrigen Inszenierung, die ganz weit weg ist von dem, was man ansonsten aus dem italienischen Kino der 70er gewohnt ist. Dabei verzichtet er fast durchgehen auf exploitative Momente und billiger Effekthascherei und lässt stattdessen durch kleine Details den blanken Horror in den Köpfen der Zuschauer entstehen.

                            Mit recht einfachen Mitteln verstand es Pupi Avati düstere Horrorkunst mit einer Sogwirkung zu erschaffen, der man sich nur ganz schwer entziehen kann. Selten waren die Dunkelheit, zuschlagende Türen und ein paar Knochen derart furchteinflößend. Am eigenen Leib fühlt man sich stellenweise gefoltert und wird erst dann erlöst, sobald das Kunstwerk vollendet ist.

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                            • 8

                              Aus dem schönen, beinahe poetischem Originaltitel „Una Farfalla con le ali insanguinate“ wird der reißerische deutsche „Blutbad im Park“ – und das völlig zu Unrecht. Vermutlich sollte auf diese Weise etwas mehr auf den Regisseur Duccio Tessaris aufmerksam gemacht werden, denn dieser stand leider immer etwas im Schatten manch anderer wie Argento, Bava, Fulci oder Martino, was er einfach nicht verdient hat. Seine ruhige Gangart und der fast vollständige Verzicht auf Gewalt und Sleaze wurde ihm wahrscheinlich zum Verhängnis. Er erfand somit schon beinahe das Sub-Genre neu, was bei eingefleischten Giallofans nicht immer auf Gegenliebe stieß. Mich hingegen hat Duccio Tessari mit seiner feinfühligen Art Filme zu machen bereits mit „Der Mann ohne Gedächtnis“ und „Das Grauen kam aus dem Nebel“ überzeugt und sorgte auch mit „Blutspur im Park“ für Begeisterung.

                              In den genannten Werken legt Tessari vor allem Wert auf zwei Dinge: eine ausgeklügelte, stets nachvollziehbare Handlung ohne weit hergeholte Erklärungsversuche, warum sich ein maskierter Killer durch den Film metzeln muss und intensives Schauspiel auf hohem Niveau. Das ist eine gern gesehene, erfrischende Abwechslung zu all den restlichen Gialli, die oft eben diese beiden Punkte als Hauptmanko haben. Erinnern kann ich mich jedenfalls nicht, jemals vorher in einem anderen Genrevertreter eine solch - im wahrsten Sinne des Wortes - wahnsinnige Performance gesehen zu haben, wie sie Helmut Berger in diesem Falle abliefert. Sein zwielichtiger Charakter wechselt zwischen allerlei verschiedenen Stimmungen hin und her, doch Berger meistert das bravourös. Nicht nur er, sondern auch alle anderen Beteiligten, die ebenso einige undurchschaubare Figuren mimen, gebührt Respekt für ihre Leistungen. Wer mit wem unter der Decke steckt, wer den anderen zu Grunde gehen sehen will, kommt ganz ungewohnt zum großen Teil in einem Gerichtssaal ans Licht. Wo zum Beispiel Argento seine ganze Spannung in stilsicheren Morden entlädt, treibt sie Tessari vor der Justiz auf kleine Höhepunkte, bevor einmal wieder ein Geheimnis gelüftet wird und sich das Blatt wendet. Angeklagt ist zwar ein sehr wohlhabender Mann, der die Freundin seiner Tochter ermordet haben soll, doch dieser gibt mit ein paar anderen Charakteren das Spiegelbild der kompletten Schickimicki-Gesellschaft ab, deren Angehörige nicht in der Lage sind, mit ihrem Reichtum umzugehen, immer noch mehr wollen, Dinge, die sie nicht kaufen können, verlangen und sich als Heuchler, Betrüger und Schwindler herausstellen.
                              Die Harmonie, die zwischen der gesamten Gesellschaft nicht existent ist, zelebriert Tessari dagegen geradezu in Bild und Ton. Träumerisch und leichtfüßig ist der Score, der sich perfekt neben Tschaikowskys 1. Klavierkonzert gesellt und immer wieder ganz unaufdringlich im Verlauf des Films auftaucht. Relativ schlicht sind die Szenerien und obwohl die Kamera wieder in jeder erdenklichen Position zum Einsatz kommt, baut sich nie das Gefühl auf, dass sich das Audiovisuelle in den Vordergrund drängen und vom Inhalt ablenken will, wie man es von anderen italienischen Filmen der 70er gewohnt ist.

                              Dass dann auch noch der Schluss trotz fehlendem Sympathieträger so wunderbar funktioniert, ist dann schon aller Ehren wert. Die letzte Einstellung zeigt die absolute Leere, Hoffnungslosigkeit und einen für immer seelisch zerstörten Menschen, wonach man als Zuschauer ganz bedröppelt zurückgelassen wird.
                              „Blutbad im Park“ ist kein bloßer Unterhaltungsfilm, nein, Duccio Tessari gelang ein hervorragendes psychologisches Drama, das sich an ein paar Gialloelementen bedient, aber in jeder Hinsicht durchdachter, emotionaler und gehaltvoller ist als viele andere Vertreter des Subgenres.

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                              • Ein wunderbares Tribute: http://www.youtube.com/watch?v=x34-26l1B2Y

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                                • Ein verdammt sympathischer Kerl war er und stellte eine wirkliche Bereicherung für die Jackass-Truppe dar. Unter all den Idioten dort war er mir wirklich einer der liebsten.

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                                  • Du warst mir mein allerliebster Vollidiot. :(

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                                    • Sehr, sehr schön. Für wieviel Geld ging denn das Sakko weg?

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                                        Wieder einmal musste es bei Argento das Vieh richten, denn die titelgebenden „Vier Fliegen auf grauem Samt“ tragen, wie bereits in seinen beiden Vorgängerfilmen, als entscheidendes Element zur Entlarvung des Killers bei, der nicht nur reihenweise Frauen abschlachtet, sondern auch den Helden Roberto so langsam in den Wahnsinn treibt. Ein tierisches Vergnügen ist Argentos dritter Film allerdings nur streckenweise.

                                        Schon sehr früh wird man mit ziemlich nervigen und deplatziert wirkenden Humor konfrontiert, der die komplette Lauflänge über beibehalten werden soll. Dabei agieren nicht ein oder zwei Charaktere als „Spaßgaranten“, sondern gleich ganze vier, die sich in ihrer skurrilen Art ständig gegenseitig übertrumpfen. Da wären ein schwuler Detektiv, der damit prahlt, eine unerreichte Serie von 84 ungelösten Fällen hinter sich zu haben, ein etwas neben der Kappe stehende Postbote, der Pornos an die falsche Adresse liefert, ein ausgeflippten Typ namens „Professor“ und natürlich „God“, verkörpert durch Bud Spencer, bei dessen ersten Erscheinung ein kurzes „Halleluja“ ertönt. Von Humor hat Argento nun wirklich kaum Ahnung, doch zum Glück wurde auch er einsichtig und setzte in seinen Nachfolgewerken, anders als hier, mehr auf Spannung und Erzeugung einer düsteren Atmosphäre als auf Klamauk. Die trotzdem sehr gelungene Verfolgungsjagd durch den Park mit einem abschließenden Mord hätte so wahrscheinlich noch deutlich mehr gewirkt.
                                        Die Emotionslosigkeit, mit der der Film an einem vorbeirauscht, rührt allerdings nicht nur von der unterkühlten Stimmung, sondern auch an den zusätzlich distanzierten und unsympathischen Charakteren, in denen sich keine Identifikationsfiguren finden lassen. Dasselbe Desinteresse des Zuschauers an Robertos Schicksal, hat selbiger anscheinend auch für den Mord, den er zu Anfang des Films begangen hat. Unbeeindruckt watet er weiterhin durch sein eigenes Leben, das das einzige scheint, welches für ihn interessant ist.
                                        Leider überzeugt dann selbst das Ende nicht, das ziemlich vorhersehbar ist, aber immerhin absolut einfallsreich, was die Auflösung angeht – zu einfallsreich. Urplötzlich ist es möglich, eine Kopie des Bildes mit Hilfe der Netzhaut zu machen, das zeigt, was das Mordopfer bei Eintreten seines Todes gesehen hat. Die allerletzte Einstellung ist zwar sehr schön anzusehen, aber ist sie nicht mehr als eine Notlösung, da Argento anscheinend nichts Besseres eingefallen ist, aber doch Gerechtigkeit wollte.

                                        Zu Gute halten muss man „4 mosche di velluto grigio“ dennoch die immer wieder kunstvoll inszenierten Mordszenen. Oft mehrere Minuten lang ist die Hatz des Killers, bis er endlich seine Beute erlegt hat, was wie so oft beim Italiener kleine Höhepunkte sind. Niemand anderes hätte wohl auf diese Weise eine Frau filmen können, die gerade im Begriff ist, rückwärts die Treppe hinunterzufallen. Auffallend wenig Blut setzt Argento den kompletten Film über ein. Doch er lässt den Zuschauer auch auf diese Weise schaudern, denn so gut er mit der roten Flüssigkeit umgehen kann, so drastische Bilder lässt er auch im Kopf entstehen.

                                        Ein Meilenstein in Argentos Karriere ist „4 mosche di velluto grigio“ gewiss nicht. Das erste Drittel lässt noch ein weit größeres Kaliber von Film erwarten als er letztendlich ist. Ihm diese Durchschnittsware zu verzeihen fällt jedoch nicht sehr schwer, wenn man sich seine vielen grandiosen, danach kommenden Werke in den Sinn ruft und dieses hier als bloße Fingerübung für jene betrachtet.

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                                          • Das wäre wirklich fantastisch! Smith kann ich mir in der Rolle einfach nicht vorstellen und mögen tu ich ihn sowieso nicht. Pro Foxx.

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                                              Dass Hitchcocks „Psycho“ eine der größten Inspirationsquellen für Giallo-Regisseure wie Bava, Argento und Martino war, ist selten so deutlich erkennbar wie in „La Coda dello Scorpione“ des letztgenannten Regisseurs. Wie im Meisterwerk von 1960 kommt eine Dame plötzlich in den Besitz einer gehörigen Summe Geld, doch sind es hier nicht nur 40.000$, sondern gar eine Million – die Lebensversicherung ihres Mannes. Seinen Tod findet dieser in einem explodierenden Passagierflugzeug (offenbar ein Modell der Marke Revell, in das ein Böller gesteckt wurde), während seine zurückgeblieben Gattin scheinbar nicht zum ersten Mal mit einem anderen Matratzensport betreibt. Einfach der Wahnsinn wie dann das verheerende Unglück eingefangen wird: Flugzeug und liebestolles Paar erhalten immer abwechselnd für ein paar Sekunden die Aufmerksamkeit der Zuschauer, indem hin und her geschnitten wurde. Sobald das sich gut ergänzende Duo so langsam seinen Höhepunkt erreicht, werden die Schnitte zwischen Himmel und Bett schneller und schneller, bis letztendlich der Akt vollendet wird und sich der Flieger zeitgleich in einen Feuerball verwandelt. Großartig.

                                              Natürlich deutet alles darauf hin, dass dies kein Unfall war, also jemand von der Versicherung weiß. Doch wer kommt denn bitte auf die Idee deshalb gleich ein komplettes Passagierflugzeug - im wahrsten Sinne des Wortes - in die Luft zu jagen? Fragen dieser Art wird man sich im weiteren Verlauf des Films jedoch noch öfters stellen, weil so manches ganz offensichtlich extrem doof ist. Warum klettert der Nachbar auf das Dach, um Peter Lynch (George Hilton), die Hauptfigur, darauf hinzuweisen, dass sein Auto die Zufahrt zum Hof blockiert, anstatt einfach die Klingel zu benutzen? Und wie dann erst das Auto dasteht! Der Höhepunkt der unfreiwilligen Komik. Dies soll jedoch nur ein kleiner Auszug aus den Dummheiten des „La Coda dello Scorpione“ sein.

                                              Eine wahre Offenbarung war im Gegensatz dazu das Können von Emilio Foriscot an der Kamera. Ein ums andere Mal stellt er diese an den entlegensten Winkel auf und fängt so beinahe surreal anmutende Bilder ein. Nur manchmal übertreibt auch er ein wenig, beispielsweise wenn er ein Verhör mit seinem auf der Seite liegenden Arbeitsgerät aufnimmt. Das lenkt zwar öfters vom Inhalt ab, was aber in diesem Falle nicht besonders schlimm ist. Die Geschichte ist nämlich höchstens ziemlich solide und hat kaum mehr als die gängigen Giallomotive zu bieten. Positiv ist zwar, dass der schwarze Mann im Neoprenanzug einmal nicht Opfer eines psychischen Traumas war und deshalb einen nach dem anderen abmurkst, sondern einfach nur geil auf den Haufen Kohle der Witwe ist. Regelmäßig schwingt er hier das Messer, was jedes Mal ziemlich spannend und auch in Form von Scherben im Auge ziemlich schmerzhaft ist, doch die Atmosphäre verdirbt Martino genauso regelmäßig mit lahmen und nervigen Bettszenen. Zwar ist dabei auch die bezaubernde Anita Strindberg zu sehen, die offenbar frisch vom Schönheitschirurgen kommt, es aber trotz ihrer Reize keine erotische Stimmung hervorwecken kann. Die ganze Beziehungskiste zwischen ihr und George Hilton wird gegen Ende ohnehin zu viel Aufmerksamkeit geschenkt, wodurch der Film noch ziemlich ins Stolpern gerät.

                                              Unterhaltsam ist „La Coda dello Scorpione“ trotz einiger Schwächen aber dennoch. Das Miträtseln bereitet trotz der ziemlich gewöhnlichen Story Spaß und hält dann immerhin als versöhnlicher Abschluss ein Ende bereit, das zumindest ich nicht vorhersehen konnte. Im Vergleich mit dem, was der Master of Suspense in „Psycho“ mit uns anstellt, zieht Martino allerdings klar den Kürzeren.

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                                                Bereits ein Jahr vor seinem sagenumwobenen und wegweisenden Giallo-Musterbeispiel „Sei Donne per l Assassino“ erschuf Mario Bava, inspiriert von Alfred Hitchcock, den Vorreiter des gesamten Sub-Genres. Mit „La Ragazza che sapeva troppo“/„ The Girl Who Knew Too Much“ legte er viele elementare Grundprinzipien fest, die er in seinem Nachfolgewerk noch ausarbeiten und perfektionieren sollte. Ebenso vermochte es der Italiener stets mit seinem inflationären Gebrauch von Farben für visuelle Overkills zu sorgen. Nicht jedoch im vorliegendem Film, in dem eine Frau einen Mord gesehen haben will, ihr jedoch niemand glaubt. In „La Ragazza che sapeva troppo“ fehlt sowohl knalliges Blutrot wie kühles Grün, denn gedreht wurde in schwarz/weiß. Kaum zu glauben, aber die ausschweifende Kolorierung seiner Szenen wird man nicht vermissen. Wie Mario Bava es versteht, Licht und Schatten auf das Set und seine Figuren zu werfen, ist mindestens genauso beeindruckend wie er diese mit seinen prächtigen Kamerafahrten einfängt. Jeder Strahl ist perfekt arrangiert und mit einstudierten Schritten enthüllen die Darsteller punktgenau ihre Gesichter, wenn sie aus dem Dunkel treten.

                                                Kritik musste das spezielle Sub-Genre des italienischen Kinos der 70er besonders oft wegen seiner übertriebenen Gewaltdarstellung und dem detailliertem Zeigen des nackten, weiblichen Körpers einstecken. Nicht so aber bei Bavas Frühwerk. Im Gegensatz zu seinem ungemein brutalem „Bay of Blood“ von 1971 verzichtet er auf derlei Provokationen und setzt stattdessen auf viele humorvolle Szenen und einem stetigem Aufbau von Spannung. Sympathische Schauspieler und eine Story mit unvorhersehbaren Wendungen, die zum Schluss mit einer gewitzten Pointe auffährt, wissen ebenso zu gefallen.

                                                So war es die Stunde null – der Giallo war geboren.

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                                                • Highschool-Gedöns kann ich eigentlich überhaupt nicht leiden, aber Veronica Mars ist da eine ganz, ganz große Ausnahme.
                                                  Staffel 1 und 2 sind der absolute Wahnsinn und vor allem die jeweiligen Finalserien sind zum einscheißen spannend und mit ihrer Auflösungen komplett unvorhersehbar. Staffel 3 ist insgesamt leider nur recht solide geworden, die letzten vier Folgen waren sogar richtig schlecht.
                                                  Trotzdem hätte ich gerne eine vierte Staffel gesehen. Allein wegen Kristen Bell, die gleichzeitig so süß und bezaubernd als auch stark und schlagfertig ist. Vor allem die Wortgefechte mit Logan sind immer wieder absolut unterhaltsam, denn die beiden sprechen fließend Sarkasmus.
                                                  Vielleicht sogar unter den Top 5 meiner Lieblingsserien.

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                                                  • Das doofe Piercing versaut mir alles.

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