Fenri - Kommentare
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Alle Kommentare von Fenri
Michael Caine ist ein Schauspielmagier und hat genau wie Harvey Keitel wohl einer der tollsten Rollen seiner gesamten Karriere hingelegt. Ich bin völlig hingerissen von diesem wundervollen Film über das Altwerden, über Stolz, Sehnsucht und Liebe, und von allen fünf Filmen Sorrentinos, die ich bisher gesehen habe, ist dieser hier vielleicht der Beste.
Man muss es wohl kennen, dieses unbeschreibliche Gefühl um den Gedanken, dass der Tod näher ist als das Leben, dass man, vielleicht, alles falsch gemacht hat. Und wenn nicht, dann können Caine und Keitel vielleicht ein wenig den Schleier lichten und zu größerer Wertschätzung der Gegenwart inspirieren. Ganz sicher ein toller Beitrag nicht nur zum modernen Kino, sondern irgendwie auch für meine Seele, also danke dafür. ♥
12. Warum springt das MCU seit einiger Zeit so komisch hin und her und kann bei keinem Film mehr wirklich Fokus bewahren, obwohl bis Endgame wirklich jeder Film gut maßgeschneidert war?
13. Wenn das Multiverse wirklich so groß Thema sein soll, wieso muss dann in jedem Film mit anderen Charakteren gearbeitet werden? Bissel Verbindung wäre schon cool. Ich sehe da schon Potential für eine schöne große "kleine" Story, aber gerade scheint der Imperativ auf "ziemlich viel und ziemlich cool" zu liegen, das ist halt einfach nicht genug. Aber mei, ich bin trotzdem noch MCU-Fan, come at me.
Ich habe nun zehn Filme von Sono gesehen und at this point weiß ich gar nicht mehr, was ich jedes Mal groß neu schreiben soll. Ja, war ein Sono, und ja, war trotzdem auf seine Art einzigartig, und ja, war lustig und schrecklich, und, ja verdammt, es hat sich hammermäßig gebockt.
Der Mann darf in meinem Kopf inzwischen kostenlos Miete beziehen. Nach meinen ersten paar Sonos: "Uff, ja, geil, aber jetzt erstmal eine Pause." Inzwischen: "ER HAT TAUSEND FILME GEDREHT, WIE SOLL ICH MICH DA ZURÜCKHALTEN!!"
Stummfilmfreunde, hergehört: Fantomas ist ein Name, der nicht nur in Frankreich so namhaft ist wie hier Sherlock Holmes - der große Schurke, den vor allen Dingen Gewitztheit und eine gewaltige Skrupellosigkeit ausmacht. Louis Feuillade hat 1913 neben dem supersüßen Kurzfilm "Erreur tragique" bewiesen, dass D.W. Griffith nicht der einzige Virtuose war, der lange Werke auf die Leinwand bringen konnte. Feuillade wählte allerdings den seriellen Weg, und schreckte auch nicht vor sich wiederholenden Mustern zurück, sondern spielte wie ein fröhliches, leidenschaftliches Geniekind mit den wiederholten Schrecken des charmanten Phantoms mit den markanten Augen.
Er hat darüber hinaus auch eines der wenigen Werke geschaffen, die nicht nur aus historischem Interesse heraus interessant sind. Klar, Lois Weber kickt auch noch und Griffith sowieso (vor allem The Avenging Conscience, 1914!!!), aber dass ich wirklich Bock hatte, mir eine in Summe 340 Minuten laufende Serie anzusehen, bei der Charakterentwicklung völlig nebensächlich ist? Na logo - und nicht nur ich, sondern auch meine Freunde, die bis vor kurzem noch nie Stummfilme, geschweige denn Schwarzweißfilme gesehen haben!
Die erste Folge ist die zahmste, aber eine angenehme Einführung, die mit tollen Wendungen aufkommt und repräsentativ für weniger Begeisterte, aber eher Interessierte völlig ausreicht. Die zweite, Juve gegen Fantomas, schlägt dann einen deutlich ruhigeren und mysteriöseren Ton an, ist mir aber doch die am wenigsten liebe Folge. Dafür legt sie den Boden für die dritte, die teilweise geradezu depressiv scheint, und sich darüber hinaus mit 91 Minuten auch echt was traut. Die vierte macht Spaß, die fünfte auch, und in jeder Episode spielt Feuillade ähnliche Spielchen, die verschieden verzwickt sind - eben ganz so, wie man sich es denkt. Nur bedient er sich auch neuer Mittel, und Einstellungen, die man so bis dahin sicherlich noch nie gesehen hat. Wenn das Kinobild dann plötzlich ganz hochkant ist, um die Höhe eines Kirchturms zu versinnbildlichen, dann legt man entweder amüsiert den Kopf schief über diese ungewöhnliche, aber absolut effektive Erzählweise, oder man knabbert vielleicht sogar nervös an den Fingern, weil Fantômas wirklich gar keine Grenzen kennt und Juve leider unglaublich inkompetent ist.
Alle sprechen von Les Vampires (1915), aber von dem, was ich gesehen habe, macht mir Fantomas deutlich mehr Freude (wir werden sehen!!). Restauriert in fabelhafter Qualität auf YouTube zu sehen, bis zur dritten Folge in Englisch, die letzten zwei dann in Französisch, das ist eine seltene Ehre, die nur wenigen Werken vor 1920 zuteil wurde. Es ist einfach etwas Anderes, die Filme in ihrer zumindest abseits Live-Musik und Kinoleinwand voller qualitativen Pracht zu erfahren. Filme, die noch dazu visionär für ihre Zeit waren, kontrovers, und so angenehm ungewöhnlich. Was, 1913 hat das Kino der Vereinigten Staaten noch in seinen Trainingsschuhen gesteckt. Nur Lois Weber hat Frauenpower bewiesen, und Griffith das Fundament für große Langzeitswerke gelegt. Nein, bis 1913 scheint die Magie in Frankreich gelegen zu haben, und verantwortlich waren dafür Georges Méliès, Max Linder und Louis Feuillade mit ihrer ganzen Entourage - Namen, die ein Filmliebhaber etwas näher ansehen möchte.
Mit der nordischen Mythologie hat es die englischsprachige Welt nicht so, genauso wenig wie mit den Wikingern oder eher Nordmännern. Von der Serie Vikings bis zu Marvels Thor wurde dick aufgetragen und alles leicht verdaulich präsentiert. Ausgerechnet The Elder Scrolls V: Skyrim, das in einer ganz anderen Welt spielt, hat sich dem dann etwas interessanter angenähert, und passenderweise wurde der nordischen Welt dann 2017 mit Hellblade ein absoluter Meilenstein gesetzt, der so bald nicht mehr erreicht wird. Ich entschuldige mich vorweg für etwas wirre Gedankengänge.
(Und für andere, die diese Welt sehr begeistert hat, hier eine völlig uneingeschränkte Empfehlung für Hellblade: https://www.youtube.com/watch?v=2TR0gaG01do )
Ich heiße natürlich nicht zufällig Fenri, oder Fenrisúlfr, wie mich ältere User hier vielleicht noch kennen. Mit der Welt habe ich so allerlei Berührungspunkte, die nicht nur bei der Musik von Heilung, Skáld und Wardruna aufhören. Irgendetwas an der Mythologie berührt mich einfach, und spirituell bin ich auf die eine oder andere Art ja auch. Da ist es wohl kein Wunder, dass Hellblade zu meinen absoluten Lieblingsspielen gehört. Als dann also herauskam, dass Robert Eggers, der Mann also, der sich einen gewaltigen Namen als Horrormeister gemacht hat, einen Film macht, der in genau dieser Welt ablaufen wird, war ich vollends aus dem Häuschen, und hab zur Feier erstmal wieder Heilung in Dauerschleife laufen lassen. Denn Eggers hat wirklich gar keine Angst, Mythologie deutlich zu zeigen, sich gänzlich darauf einzulassen, selbst wenn es für manche vielleicht etwas viel wirken mag.
Der Höhepunkt des Films geschieht für mich (ein wenig leider, aber hey) bereits im ersten Drittel der Geschichte. Der Überfall der Siedlung, so chaotisch, so gewalttätig, so schrecklich, und genau so wie der ganze Film dargeboten mit der ruhigsten Kamera, die einfach nur da ist, uns die Fakten zu zeigen. Toll, einfach toll, und allein für diese vielen Momente, die wirklich so ganz und gar Eggers sind (etwa absolut jede Szene mit Dafoe), mehr als sehenswert. Der Film war trotzdem anstrengend, und gerade im letzten Drittel fand ich ihn auch eigentlich gar nicht mehr spannend. Das... ist keine Kritik, das ist einfach so. Es war auch nicht langweilig! Mir kam stellenweise doch die Frage auf, was Eggers bei ganzer kreativer Freiheit wohl anders gemacht hätte, und gemessen an seinen anderen Filmen kann ich diese Frage einfach nicht beantworten. Christentum, griechische und nordische Mythologie begegnete er allen auf so verschiedenen Arten, dass ich ihn einfach nicht durchschauen kann. Es ist mir aber nur recht, das nicht genau zu wissen. So bleibt ein toller Film, der nicht "leider selten Gänsehaut gewährte", sondern "manchmal richtig reingehauen hat", weil negative Schwerpunkte bei Kunsterfahrungen etwas für Langweiler ist. Also toll.
Ich bin bei aller Leidenschaft historisch freilich nicht bewandert, aber von dem, was Eggers hier auftischt, lasse ich mich unglaublich gerne blenden, und einladen in eine Zeit oder Welt, die mir auf eine wehmütige Art und Weise doch so allgegenwärtig ist. Bedeutungsschwangere Reden ließen Begleiter von mir anfangs etwas schmunzeln, aber bald war allen klar, dass das nun den Ton angibt: Bedeutung, Berufung, Inspiration. Eine Welt der Superlativen, wo die Schatten ein Eigenleben haben. War es eine bessere Welt? Nein, sicher nicht. Bei all dem Tod war es vielleicht eine lebendigere. Es gibt wohl einen Grund, warum uns die Rhythmik der dröhnenden Trommel so anzieht, und warum das animalische Kreischen bei so vielen Funken zu schlagen weiß.
Robert Eggers versteht all das, und seine Leidenschaft für die Mythologien und Glauben dieser Welt äußert sich nach The Witch und The Lighthouse noch ein drittes Mal in einem Werk, bei dem Detailliebe über alles steht; angefangen bei der Tatsache, dass er selbst die Schiffe des Films auf die damalige Art und Weise hat bauen lassen, ganz zu schwegen von Knattleikr, ein historischer, vergessener Sport, mit dem wohl niemand rechnen kann, weder isländischer Historiker noch Laie. Warum so viel des Budgets in Dinge stecken, die niemandem auffallen werden? Ist Kunst nicht da, um uns zu belügen? Wo fängt historische Genauigkeit an, wo hört sie auf? Wäre die Geschichte wirklich "authentisch", dann müsste doch jede Unterhaltung in Untertiteln geführt werden. Es ist ein Spagat, und es wird immer ein Spagat sein. Geschichten liegt die intrinsische Eigenheit an, bestimmte Winkel zu verzerren, oder zu vernebeln - die Äste eines Baumes auseinanderzuhalten, damit man durch das Laubwerk auf die Szene blicken kann. Gab es je einen Film, der Kleidung auf historischer Ebene wertzuschätzen wusste? Ja, ab und an ganz sicher, auch wenn Frauen aus irgendeinem Grund nie ihre Kopfbedeckungen oder Schleier tragen dürfen. Nicht nur die Herzen von Menschen wie Karolina Żebrowska schlagen für solcherlei Dinge, auch in der Filmindustrie gibt und gab es namhafte Figuren, die sich dafür eingesetzt haben; Piero Tosi, der vor drei Jahren gestorben ist, hat sich den Kostümen all der Filme von Luchino Visconti angenommen und dafür weit mehr als einen Preis gewonnen. Weiß das irgendjemand? Nun, Leute, die sich dafür interessieren. Nun ja, waren nun die Kostüme von The Northman akkurat oder nicht, Fenri? Äh, keine Ahnung.
Was mehr für mich heraussticht, ist die Tatsache, dass Eggers eine immense Leidenschaft in das Detail steckt - Tradition ist wohl dazu da, damit wir uns unseren Ahnen näher fühlen können, genau wie die Trommel am Feuer scheint es wie eine Rhythmik der Historie, die Ähnlichkeiten nicht zu vergessen und bisweilen sogar hervorzuheben. Wieso also, Robert, wieso also ballerst du dann etwas so dermaßen Anachronistisches in den Film wie eine Okarina, die seit nicht einmal dreihundert Jahren existiert? Ist es eine Mahnung, dass dies eine zeitlose Geschichte ist wie auch Hamlet, wo alles erlaubt ist? Oder eine Erinnerung, dass wir in einer Welt leben, in der Zeit kein Fluss ist, sondern vielleicht mehr Ozean? Vielleicht mag er auch einfach Okarinas. Ich weiß es nicht, aber es beschäftigt mich, und erstaunt mich. Denn mein Leben war und ist auch geprägt von japanischer Geschichte, von Shintoismus bis hin zur Geschichtenerzählung, und The Legend of Zelda hat sich auf seine ganz eigene Art und Weise dieser Welt angenommen. Shintoismus, die nordische Mythologie, afrikanische Mythologien, sie alle sprechen bisweilen von einer Seele der Welt, haben ihre eigene Entsprechung des Yggdrasils, und der Geister, der Tiere, die Wegweiser sein können oder Götter. Jung würde nun nickend von Synchronizität sprechen, aber das wird es wohl nicht sein. Es wird auch kaum mit Zelda zu tun haben.
Ach, ich weiß auch nicht, warum mich das so beschäftigt. Aber eines ist sicher klar: The Northman ist zeitlos, die originale Legende hat schon Hamlet inspiriert, und nun kommen Menschen aus dem Kino und denken, dass der Film von Shakespeare geliehen hat. So läuft es wohl. Das ist aber keine mangelnde Originalität, sondern, und ich mag dieses Bild einfach, die Rhythmik der Menschheit, die durch die Zeit verbunden ist. Rachegelüste sind dem Menschen sehr vertraut, gelten als ehrenvoll oder als zu unterdrückende Triebe. Liebe ist dem Menschen vertraut. Tod, Dreck und Schmerzen sind ihm vertraut. Einsamkeit ist ihm vertraut, und Nähe. Also stampfe man mit den Füßen, schlägt sich auf die Brust und brüllt zu dem Mond hinauf. Und wenn es nur für einen Abend ist.
Chan-ok Parks (eine weibliche Regisseurin aus Korea!) Paju (2009) wurde 2020 vom Guardian direkt über Memories of Murder (2000) und unter Painted Fire (2003) auf Platz 14 der besten modernen Filme des Landes gesetzt. Man nehme das wie man will, und den Guardian sowieso, aber der Film ist toll.
Paju ist eine Stadt im Norden von Seoul - so nördlich, dass sie für das Kino mehr von Interesse zu sein scheint als viele andere Städte Südkoreas. Neben Paju hat auch Burning (2018) die Stadt nicht nur zum Schauplatz gemacht, sondern geradezu zum gesichtslosen Hauptcharakter. Dass dann auch noch Lee Sun-kyun (der reichte Familienvater in Bongs Parasite) die Hauptrolle spielt, stimmt es noch etwas trauriger, wie der Film im Westen völlig unbekannt ist.
Auf teils verwirrenden, aber sich mit der Zeit langsam klärenden vier Zeitebenen erzählt Paju die Geschichte von einer stillen, wahrhaftigen Helferseele: Joon-sik. Er ist aber ein unendlich tiefes Wasser, das sich in seiner eigenen Gedanken und düsteren Erinnerungen so sehr verläuft, und gleichzeitig trotzdem einfach weitermacht. Neben ihm irrt auch noch seine Schülerin Eun-mo durch die Straßen, in einer komplexen Beziehung zu ihm stehend, und die Last der Vergangenheit wiegt auf ihr genauso schwer wie auf Joon-sik. Eine Romanze ist der Film aber nicht kaum. Kein angenehmer Abend, den man mit dem Film verbringt, aber doch eine wirklich intime, nahegehende Charakterstudie, die von Variety damals sogar mit Bergmans Filmschaffen verglichen wurde.
Es ist unwahrscheinlich schwer, mit gutem Gewissen irgendetwas über diesen Film zu erzählen, weil er bei all seiner nicht nur für Korea außerordentlich ruhigen, tristen Erzählung doch irgendwie dazu einlädt, genau wie die Charaktere erst nach und nach seine Realitäten zu offenbaren. Aber hier passieren wirklich schreckliche, traumatische Dinge, ohne dass wie in Südkorea doch gern gesehen irgendein bösartiger Mensch diese induziert, oder laute dramatische Musik ihren Teil dazu beitragen muss. Das Leben ist einfach manchmal scheiße - und das System auch ziemlich oft. Aber man macht halt einfach weiter.
Nach so vielen Griffith-Filmen war es nicht abwegig, einen Film zu sehen, den ich und meine Filmfreunde, die das Kino in historischer Reihenfolge aufziehen, andernfalls sicher nicht gesehen hätten: And Starring Pancho Villa as Himself aus dem Jahr 2003, für den Antonio Banderas damals nicht zu unrecht für einen Emmy nominiert wurde.
Banderas ist ganz sicher das Beste am ganzen Film, obwohl er nicht per se überrascht. So energisch und undurchsichtig spielt er diese historische Persönlichkeit. Sehenswürdig bleibt der Film aber nicht nur deswegen; der historische Wahrheitsgehalt ist schon echt bombe. D.W. Griffiths (der auch einen kleinen Auftrittchen hat) Studio macht einen Vertrag mit dem Anführer der mexikanischen Revolutionäre. Welcher? Uhm, es ist kompliziert. Sie filmen seine Schlachten, verfilmen sein Leben, und er bekommt dafür dick Geld für seine Bewegung und natürlich ein großes Vermächtnis. Das... ist passiert. Wenn Banderas dann wütend ruft, dass der Film lügt, dass er nicht die Wahrheit erzählt, stimmt das schon nachdenklich: Wie viel hat nun heute dieser Film über den Film der Narrative wegen verdreht?
Ist es eher schade oder doch wundervoll, wie sich Menschen an Persönlichkeiten wie Pancho Villa durch das Kino noch heute erinnern - durch das Filmen von tatsächlichem Leid und Tod, das dann, zumindest laut diesem Film, ziemlich schamlos in eine Geschichte eingebaut wird? So oder so ein schöner Prolog zu meiner Zweitsichtung von Griffiths Birth of a Nation; hat Pancho Villas Kino schon so viel Einfluss auf die Politik genommen (oder zumindest vielleicht), so wird dem berüchtigten Dreistünder noch viel mehr nachgesagt - dem sagenhaft rassistischen, was, Urvater des epischen Kinos. Ich glaube kaum, dass ich das vergessen werde.
Leider ist der Film sehr anstrengend und gerade gegen Ende geht ihm wirklich die Puste aus. Ist der langsame erste Akt noch durch die gelegentlichen Auftritte von Jim Broadbent immer wieder schön gesüßt, und dann natürlich durch den noch so neuen und aufregenden, und auch ein bisschen unheimlichen Antonio Banderas, fehlt dem Film einfach abseits von einzelnen Momenten dann doch das gewisse Etwas. Und so kann ich den Film einzig an Liebhaber der Filmhistorie weiterempfehlen, denn ich persönlich könnte stundenlang Filme darüber sehen, wie (vor allem derart alte) Filme gedreht werden. Gut, und an Banderas-Liebhaber wohl auch. In diesem Sinne: bueno.
Das Serial Experiments: Lain-Duo Ryutaro Nakamura (Regie) und Chiaki J. Konaka (Skript) kommen einmal mehr zusammen, um sich dieses Mal mit dem Ghost in the Shell-Schöpfer Masamune Shirow zusammenzutun. Mit anderen Worten kommen Meister der Anime- und Manga-Welt zusammen, um ein weiteres, außergewöhnliches Werk zu kreieren. Ein letztes Mal - Nakamura starb 2013 an Krebs und konnte sein aktuelles Projekt, das er mit Konaka und ABe angegangen ist, nicht vollenden.
Ganz schön viele Namen, die jetzt hier herumschwirren, aber es ist doch wichtig, sie zu nennen. Wenn sie zusammenkommen, geschehen Wunder. Serial Experiments: Lain (1998) ist ein Meilenstein des gezeichneten (Cyber-)Surrealismus, Ghost in the Shell (1995) einer der berühmtesten Animefilme aller Zeiten.
Keine Ahnung, warum ich jetzt so einen langen Kommentar schreibe, wo doch hier eh kaum jemand Animeserien sieht. Aber falls sich jemand hierauf verirrt, soll er doch wissen, warum das Ding absolut sehenswert ist. Und immerhin ist das die zweite Animeserie seit Shiki im Oktober 2021, die ich seit vielleicht Jahren so gesehen habe.
Ghost Hound (2007) ist allerdings der Anime, den Konaka als sein liebstes Skript-Projekt bezeichnet. Er stammt aus der - in den 2010er beinahe gänzlich verblassten - Zeit der ~24-Folgen Anime. Es ist eine Geschichte um drei Jungen, die zusammenfinden, und auf der Ebene eine ungewöhnlich reife Betrachtungsweise von Trauma. Denn sie alle haben eines; Taro wurde als Kleinkind entführt und musste gefesselt mitansehen, wie seine Schwester vor ihm an Hunger und Durst stirbt. Makotos Vater hat sich am selben Tag umgebracht. Und der dritte hat auch seine ganz eigene Geschichte, die ihn zu diesen Menschen zieht.
Was also folgt, ist ein Eintauchen in zahlreiche wissenschaftliche Theorien, die von Carl Gustav Jung bis zu sogar noch experimentelleren und kontroversen Stimmen reicht und repräsentiert werden durch einen Psychologen sowie eine Wissenschaftlerin (und einen Priester). Insbesondere Freunden der Spiritualität im Zusammenhang mit Astralreisen und luziden Träumen kann ich das hier ans Herz legen, sowie auch Interessenten an traditionell japanischer Glaubensrichtungen à la Shintoismus & Co. Die Vergangenheit um Lain lässt da nicht lange auf sich warten, denn Ghost Hound versteht sich um surreale Momente, ohne eine surreale Serie zu sein. Schatten, die aus den Wänden springen, abstrakte Geister, die die Astralreisen der Jungen zu einer scheinbaren Todesfalle machen, und gerade in der ersten Hälfte ein Aufbau, durch den in den Folgen Minuten vergehen, ehe das erste Wort gesprochen wird. Wenn im Rückblick etwas gesagt wird, dann ertönt es verzerrt, falsch, und unheimlich. Das Sounddesign der Serie ist großartig. Es kommt nicht oft vor - quatsch, es kommt beinahe nie vor, dass ich in einem Anime so etwas wie Angst verspüre. Aber Ghost Hound hat ein, zwei Augenblicke, in denen es mir eiskalt den Rücken herunterlief.
Die Serie lässt sich dabei so viel Zeit, wie sie nur will, und hat stellenweise sogar Folgen, in denen die Hälfte der Zeit nur wissenschaftliche Exposition passiert. Dass der Skriptschreiber von Lain diese Serie dann als sein Lieblingsstück betrachtet, wirft erstmal Fragezeichen auf, aber er hat die goldenste der Regeln gelebt: Lerne die Regeln, um sie gekonnt brechen zu können. Das Hin und Her all dieser Ideen lässt es nicht anders zu, als dass man sich selbst damit auseinandersetzt und dabei auf die Charaktere anwendet, die der Serie so, so sehr am Herzen liegen. Aus den männlichen Anime-Archetypen werden dann plötzlich Menschen, die echte Agendas haben und zumindest mit der Zeit mehr als zweidimensional erscheinen. Und das alles ohne irgendeine erzwungene Romanze.
Trotzdem wirkt mein Kommentar, so lang er auch ist, irgendwie komisch kalt. Hm. Dasselbe gilt wohl auch für die Serie. Sie nimmt Fahrt auf, dann bleibt sie wieder still und, ach, das Wort passt wohl am besten: verträumt. Ghost Hound zu sehen gleicht einen Traum zu sehen. Die Aussage trifft noch viel mehr auf Lain zu, aber sie ist doch die beste Umschreibung, die mir einfällt. Massive Spannung kommt über die große Rahmenhandlung nämlich nicht auf, auch wenn einige wenige Folgen mit angespannten Herzklopfen enden. Stattdessen will ich einfach nur die Charaktere lächeln sehen. Das reicht mir schon. Und jetzt, wo ich die letzte Folge gesehen habe, muss ich doch gestehen, dass ich das sicher auch bei 60 Folgen noch gern weiterverfolgt hätte. Nicht nur, weil die Geschichte besonders ist. Sondern auch, weil sie merkwürdig vertraut ist. Jetzt will ich wohl oder übel Lain rewatchen.
https://www.youtube.com/watch?v=jfgJZXsgCfI
Das emotionale Spektrum von Lee Yeong-ae (Lady Vengeance, JSA ♥) geht hier von traurig zu dead inside zu unglaublich verängstigt zu unglaublich verängstigt und traurig aber auch hammermäßig wütend und es ist einfach ein Genuss, diese tolle Frau zu sehen in einem Film, der Drama und Thriller etwas arg radikal mischt, ohne sich dabei allzu sehr mit irgendwelcher Dreidimensionalität auseinanderzusetzen. Die Charaktere wirken aber trotzdem irgendwie sehr geschätzt.
Das wirkt aber und emotional werde ich auch, weil die Schauspieler alle genau wissen, wie man am besten ballert, und Kinderarbeit und der verlorene Sohn auch einfach ein Thema ist, das gut reingeht, vor allem, wenn es dabei dann thrillermäßig zugeht. Also ja, dicke Empfehlung an Koreafans, aber erwartet euch kein "A Girl at My Door", sondern mehr ein "heilige Scheiße meine Fresse oh mann solche Hunde und die Armen scheiße".
Schieb ich einfach einen Film oder warum finde ich immer alle Marvel-Filme richtig cool? Ich weiß noch um 2017, als ich das Franchise richtig satt hatte, und dann 2019, als ich durch Thor 3 wieder richtig Feuer und Flamme wurde. Was soll ich machen? Ich bin einfach jemand, der Filme gern mag (das klingt so komisch, aber ihr wisst schon). Da freue ich mich auch mal über Michael-Bay-Zerstörerwahn oder, wie im Marvelfilm, über eine riesiglange Reihe an tollen Schauspielern in charmanten Rollen, die zu sehen mich immer wieder freut.
Natürlich ziehe ich nichts Intellektuelles aus den Filmen an sich, aber inspiriert werde ich durch die Freundschaft, den Spaß, und den schönen Heldenmut. Filme sind etwas Soziales, und ich schließe Schauspieler schnell ins Herz. So schnell, dass ich schlechte Serien nicht abbrechen mag, weil ich nach einer Weile einfach gern die Leute weiter begleite (wobei ich daran arbeite :<). Je mehr Filme ich kenne, desto mehr mittelmäßige Filme nehme ich in Kauf, um tolle Leute wiederzusehen. Und die Marvelfilme sind dann ja doch wirklich nicht schlecht, zumindest nicht nach meinen Maßstäben.
Aber lassen wir mal ab davon. Ich schreibe ja nie Kommentare zu den Marveldingern, und das Warum liegt wohl auf der Hand: Jeder hat davon gehört, und man weiß ja einigermaßen, was man bekommt. Was soll ich sagen? Ende bissel drüber, charmante Charaktere, eine starke Florence Pugh, aber für einen Marvelfilm doch mit etwas mehr Eigencharakter (der wie häufig im MCU in jedem Viertel etwas weniger wird, aber gut). Hier gibt es schon viele relativ ruhige Momente. Was dem Film von anderen Marvelfilmen abhebt, ist ein toller Soundtrack; Lorne Balfe ist eine Hausnummer (der Score von Assassin's Creed III ist phänomenal, hört mal rein :) https://www.youtube.com/watch?v=vqQ0DIeRaF0) und war ein toller Fang für Black Widow.
Vielleicht schreibe ich also zu Black Widow, weil ich ihm damals nicht sehr entgegenblickte, und ich auch noch keinen anderen der Phase 4-Filme gesehen, geschweige denn der Serien. Nach den zwei tollen Avengers-Abschlüssen einen Schritt in die Vergangenheit wirkte total, uh, wie sagt man, "tone deaf". Wo ist da auch das nach-vorne-Blicken? Deshalb habe ich den Film nun gleich nach dem dritten Captain geguckt, und das war eine gute Entscheidung.
Was soll ich also sagen? Blablabla, Kritik blabla, unoriginell, wieder zu sehr auf Action aus und nicht genug auf eine wirklich interessante, vielleicht sogar kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit eines Protagonisten, was die Charaktere dann doch oft eher nur zweieinhalb-dimensional erscheinen lässt. Gleichzeitig fühle ich sie richtig, und I don't care. Hätte ich Black Widow lieber als düstere Variante von Bourne gesehen, vielleicht sogar im Stil von, was, Bittersweet Life? Kann schon sein, aber David Harbour mit Kommunikationsschwierigkeiten reicht mir völlig aus. DAS WAREN SO SÜSSE DIALOGEN ICH MOCHTE DIE DYNAMIKEN ALLE SO GERN! OK. So wie wenn man Gothic-Clubs feiert, aber statt Dead Can Dance ballert man sich eben auch mal Lynyrd Skynyrd. Da kann man mir noch sehr sagen, dass das hardcore American stuff ist, ich mach meine Luftgitarre und werf mich in die Masse. Und wenn die Party dann vorbei ist, vielleicht nicht erst am Morgen, aber zu später Stunde, dann gehe nachhause, nüchtern und wirklich, wirklich gut gelaunt.
Schönschön. Habe bei so was immer Probleme, weil ich ja nicht alle Filme kenne! Aber so... meine Welt. :)
Bester Film
• Europa (1991) - Lars von Trier
• Jurassic Park (1993) - Steven Spielberg
• Princess Mononoke (1997) - Hayao Miyazaki
• Fight Club (1999) - David Fincher
• Magnolia (1999) - Paul Thomas Anderson
Bester Animationsfilm
• Magnetic Rose (1995) - Koji Morimoto, Satoshi Kon
• Ghost in the Shell (1995) - Mamoru Oshii
• Princess Mononoke (1997) - Hayao Miyazaki
• Perfect Blue (1997) - Satoshi Kon
• Jin-Roh (1999) - Hiroyuki Okiura
Beste Serie
• Twin Peaks (1990)
• Cowboy Bebop (1998)
• Serial Experiments: Lain (1998)
• Neon Genesis Evangelion (1995)
Bester Schauspieler
• Brad Pitt, 12 Monkeys (1995)
• Liam Neeson, Schindler's List (1993)
• Edward Norton, American History X (1998)
• Michael Clarke Duncan, The Green Mile (1999)
• Anthony Hopkins, The Silence of the Lambs (1991)
Beste Schauspielerin
• Kathy Bates, Misery (1990)
• Natalie Portman, Léon: The Professional (1994)
• Emily Watson, Breaking the Waves (1996)
• Gong Li, Rote Laterne (1991)
• Frances McDormand, Fargo (1996)
Bester Soundtrack
• The Double Life of Veronique (1991) - Zbigniew Preisner
• Schindler's List (1993) - John Williams
• Fargo (1996) - Carter Burwell
• Magnetic Rose (1995) - Yoko Kanno
• Fallen Angels (1995) - Roel A. Garcia & Frankie Chan
Vergesst "Birth of a Nation", D.W. Griffith hat schon ein Jahr zuvor so ein hammermäßiges Glanzstück hingelegt, dass selbst die Abwesenheit von Lillian Gish zumindest manchmal in Vergessenheit gerät. Ich ziehe gerade mit zwei Freunden die Filme von hinten auf, und das war unser Vorstoß in 1914, nachdem wir viele freudige Wochen mit Fantomas verbracht haben (und uns auch noch zwei Episoden bevorstehen, whoop).
Mein Freund, der abgesehen von Fantomas und drei, vier Kurzfilmen noch nie in seinem Leben einen Stummfilm gesehen hat, saß zeitweise mit großen Augen da und hat einmal sogar fassungslos erwähnt, dass seine Hände schwitzig sind (shoutout zu ihm, der das sicher noch liest). Und wer kann's ihm verübeln? In "The Avenging Conscience" channelt Griffith Edgar Allan Poe besser als ich es für möglich gehalten hätte, und wenn dann der Wahnsinn knallt, ist das einfach nur reinste Filmkunst. Der gesamte Film ist wunderschön gefilmt, versteht Licht und Schatten zu seinem absoluten Übervorteil zu benutzen, und wagt sich in die assoziative, intuitive Bildsprache. Das war einfach nur.. schön. Und stellenweise sogar extrem unheimlich.
Als der Film im letzten Drittel dann etwas anstrengend wurde, musste ich doch laut aufschreien. Das Ende ist so gelungen - dabei aus heutiger Sicht eigentlich Klischee, und trotzdem egal -, dass ich mich einfach nur gefreut habe, hier echtes, großes Kino beobachten zu dürfen. Nachdem Lois Weber das amerikanische Kino auf Großes vorbereitet hat, ist das Land 2014 völlig explodiert. The Avenging Conscience sollte von jedem Filmliebhaber gesehen werden und hat mich deutlich mehr umgehauen als noch Birth of a Nation, den ich irgendwann immens langweilig fand (könnte sich auch mit meinen Gewohnheiten geändert haben). Allerdings habe ich auch bei noch keinem Stummfilm so einen tollen Soundtrack gehört, der jedes Bild nochmal geiler macht. Also, UNBEDINGTE Empfehlung, das Ding ist von 1914. Wahnsinn. https://www.youtube.com/watch?v=avB4bs4Q6DU (Na toll, jetzt kann ich wegen der tollen Musik nicht wegklicken. SO GUT, ICH VERSPRECH'S!!!!)
Der Film hat mich eigenhändig in meine Zeiten der Depressionen zurückgeworfen. Ich habe schon lange nicht mehr diese gähnende Leere zu spüren bekommen, wo das Wort "Sehnsucht" farb- und geschmacklos ist, und das einzig andere Gefühl neben der ständigen Selbstabscheu eine konstante, leise Panik ist, so widersprüchlich das auch ist - Panik, etwas verloren zu haben, und nicht einmal mehr zu wissen, was das ist.
Heilige Scheiße. Jeremy Irons hat ohnehin eine der angenehmsten Stimmen der Welt (bloß nicht synchronisiert sehen!!), aber ihn gleich in einer Doppelrolle zu sehen!! Der Mann ist wie eine griechische Gottheit, die sich ab und an einen kleinen Spaß mit uns sterblichen Kindern erlaubt. Er atmet das Theater so sehr, dass ich mich in den kleinsten Bewegungen seines Körpers verlieren könnte. Jede Sekunde, die ich Irons in einem Werk sehe, fühlt sich so an, als würde ich gerade etwas Wichtiges sehen.
Ja, uhm. Guter Film.
Für einen Film, der einen Ruf weg hat als "supergrausamer und trauriger Animationsfilm", ist Watership Down ja mal so was von hoffnungsvoll, charmant und liebevoll. Das ist gar kein Vergleich zu Rosens darauffolgendem Film The Plague Dogs (1982), der es irgendwie geschafft hat, meine Seele zu erschießen, oder Felidae (1994), der einfach nur wahnsinnig brutal ist.
Nachdem die Menschen zur wachsenden Gefahr für die Hasen werden, zieht eine kleine Gruppe aus in die große weite Welt, um ein neues Zuhause zu finden. Dabei ist das kein Warrior Cats oder Disney, sondern eine Welt gefüllt mit den Gefahren, die ein Hase eben hat. Das ist seine Bestimmung. Aber, wie ihr Sonnengott so schön sagte, so sehr die Welt voller Gefahren sein mag, so sehr ist es den Gefahren schwer, so ein schnelles, aufmerksames Wesen wie sie überhaupt zu fangen. Und die Hoppelanimationen sind so süß! Und die Ohren!! T_T
Nun ja, wenn sich dann plötzlich ein anderes Tier mit ihnen anfreundet mit einem so liebenswürdigen Akzent und Charakter, dass ich bei jedem seiner Sätze laut auflachen muss, während ich doch einfach will, dass die Hasen (dabei der Protagonist mit der sooo angenehmen Stimme von John Hurt) endlich ihre Ruhe haben, dann kann ich doch gar nicht anders, als den Film gern zu haben. Sicher kein Kinderfilm, aber mein zehnjähriges Ich hätte den Film so sehr geliebt wie mein siebenjähriges Ich "Als die Tiere den Wald verließen" liebte. Schön schön schön. Unbedingte Empfehlung an Animationsfreude. Klar ist es in die Jahre gekommen, aber wie mit Tiefen und Landschaft gearbeitet wird, das wird wohl immer schön anzusehen sein. Und dann hat der Film das Herz auch einfach am rechten Fleck. <3
Irgendwie ist es einfach pervers, dass Unternehmen wie Amazon und Apple gesellschaftskritische Serien produzieren. Als würden wir in einer Satire leben. "Seht, wie beschissen die Welt dank uns ist, und danke für euren Support!"
Uff! Herausragend gefilmt. Nicht nur Kamera, Set-Design und Zusammenspiel mit Sound - auch die Visualisierung von abstrakten Gefühlen habe ich selten so intensiv und gelungen erlebt, gerade mit dieser merkwürdig verschlafenen Anspannung, als träumte man. Gleichzeitig war nach wenigen Minuten klar, wo das hinführt, und sowie der Abspann losging, hatte ich kein Bedürfnis mehr, abseits von technischer Bewunderung über den Film nachzudenken. Mit Realitätswahrnehmung rumzuficken macht aber immer Freude, auch wenn es nur währenddessen passiert. Wahrhaftig in sich geschlossen. Vielleicht aber auch nur, weil gestörte Entfremdung in dieser Welt irgendwie dazugehört. Dicke Katharsis, danke dafür.
Erstaunlich eindimensionale Charaktere und überspitzte Dialoge mischen sich zusammen in einen überästhetisierten Artwork-Film, der sich mehr nach zum Leben erweckten Comic-Buch anfühlt als Snyders Watchmen es tut. Batman hat noch nie so toll gekämpft und gleichzeitig schien emotional in so einem ernsten Batman nie weniger auf dem Spiel zu stehen - die Charaktere waren schlichtweg zu durchschaubar.
Stellenweise war ich mir total unsicher, ob ich das Ding jetzt blöd oder richtig geil finde, aber ich will ja nicht so sein und hab mich für die geil-Variante entschieden. Zwar kann ich hier von niemandem explizit das Schauspiel loben (Tuturro ist ziemlich lustig und mein Liebling Wright auch, aber Paraderollen waren das jetzt von niemandem - nur Paul Dano hat manche coole Momente) und von der Synchronisation kann ich nur tunlichst(!) abraten, weil sie klassische, so schon überzogene Comic-Sätze teils geradezu albern wirken lässt, so, puh, langes Zwar - aaaaber es war eine Freude, die bekannten Batman-Charaktere ein bissel neu interpretiert zu sehen und dabei vor allem einen Batman, der durchaus das Potential hat, mein Liebling zu werden. Nicht emotional, aber ich könnte dem Mann Stunden beim Verprügeln oder Fahren zusehen, deshalb war ich auch sehr glücklich mit dem relativ konventionellen Finale.
Bemerkenswert ist aber schon, dass man wohl jeden fünften Satz, und sicherlich ausnahmslos jede der Off-Stimmen-Momente einfach hätte rauslöschen können, ohne dem Verständnis zu schaden. Es wird mit philosophischen Ambivalenzen gespielt und viel Symbolismus, dem aber jede Subtilität fehlt. Ein Problem, das auch Snyder hat, aber man stelle sich Snyders Jesus-Superman-Bildnisse vor, während denen noch jemand sagt: "Er ist fast... wie Jesus." (Ich weiß, dass das bei Snyder nicht abwegig klingt, seid leise. Aber bei ihm klingt's definitiv eleganter.)
Waren nette kleine Rätsel, und schön, dass der Riddler nach dem famosen Telltale-Filmspiel "Batman: The Enemy Within" ein zweites Mal so eine große Bühne bekommt. Die Musik war ganz ganz ganz doll famos(!!!!!!!!!!!!! SO GUT) und cinematographisch war es ein Augenschmaus. Unscharfe Umrisse, ein richtiges echtes Gotham, tolle Close-Ups und schöne Lichterspiele, das war alles schon echt heftig sexy. Manchmal leider fast schon ZU sehr, irgendwie, wenn das Sinn ergibt? Ich unterschreibe nicht die Kritik "style over substance" als Kritik mit Substanz (per se), aber teils wirkte es seltsam unpassend, so eine wunderschöne Sequenz als Belohnung dafür zu kriegen, eine vorhersehbare Rettungsaktion zu beobachten. Etwas enttäuscht ware ich von der SPOILERABSCHNITT-----
Joker-Szene. Die hätte man wirklich weglassen sollen. Es war so erfrischend, mal einen Batman ohne Joker zu haben (BvS zählt nicht, weil er kaum ein "Batman-Film" ist), und dann musste man ihn doch noch reinbringen, und das fast schon peinlich (ggf. wegen Synchro, passt aber auch zum Worldbuilding, wenn der Joker wirklich etwas "komisch" wäre.... hätte halt von mir aus im zweiten Teil dann eingeführt werden können, nicht jetzt, wo man gar keine Zeit hat, damit warmzuwerden. Aber mei.)
------SPOILERENDE
Ja, sollte wohl noch auf die Themen eingeben, Vergeltung und so, Batman und Riddler, die zwei Seiten einer Medaille und so weiter und sofort. Aber irgendwie hab ich gar keinen Bock, mich großartig tief damit auseinanderzusetzen. Was schade ist, aber mei, ich will den Film nicht banal reden. Er hat absolut einen Platz in der Batman-Welt, hat eine eigene Seele und traut sich trotz aller Liebe zum Comic doch sehr, neue Wege zu gehen. Das hat viel Potential.
Blablabla. Egal. Hat Bock gemacht. Aber würde ihn wohl eher mit Leuten sehen, die sich wirklich gut mit Batman auskennen oder zumindest mehr als Nolans Batman. Denn hier so einen realen Boomboom zu erwarten, wird vermutlich in Enttäuschung enden. Es war dann doch mehr eine liebevolle Mischung aus Burton und Nolan, mit einer Tendenz zu noch mehr düsterem Comicstyle. Meine Liebe für Verfolgungsjagden, die ich nun wohl einräumen muss, hat dem Film ganz definitiv einen Bonus gegeben. Chuu!
Disneys Star Wars hat mich nur zwei Male begeistert: kurz vor Episode VII und mit The Clone Wars. Diese Projekte gehen mir alle am Arsch vorbei.
Aber dass fucking Damon the man Lindelof ein Star Wars-Projekt macht, ist wie ein wahrgewordener Traum. Ich liebe den Mann und bin so unglaublich gespannt auf das. Ich hätte nicht gedacht, dass Star Wars für mich noch einmal leben könnte. Hoffentlich passiert das.
Ich weiß, der Gedanke ist völliger Blödsinn, aber trotzdem: Manchmal glaube ich, dass niemand Kino mehr liebt als Shion Sono. Total anstrengend, total drüber, total selbstreferentiell, total Denden, und, ey, Kippei Shina spielt seinen Charakter so leidenschaftlich drüber, dass er nicht einmal neben Ledgers Joker blass wäre.
Ich schaue gerade den Anime "Ghost Hound" über drei Kinder, die aus verschiedenen Gründen traumatisiert sind und alle den Weg in die Geisterwelt finden, und das ist geradezu Stranger Things mit ein bissel mehr Anspruch (auch wenn ich ST toll finde). Besonders cool ist, dass bisher jede Folge in den ersten Minuten überhaupt keine Dialoge verwendet hat, wohl um diese irreale Traumatmosphäre gleich zum Gefühl zu machen.
Hier, das ist ein cooler kleiner Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=jfgJZXsgCfI Die Sound-Spielereien sind so cool, gerade wenn ein klein wenig in die bei Anime viel zu selten gut genutzte subtile Horrorecke gegangen wird. Aber ja.
Kara no Kyoukai hat einen supercoolen Score. Jeder Teil der Filmreihe. https://www.youtube.com/watch?v=32JxmAba754 Von Yuki Kajiura, die sehr bekannt ist für ihre Musik in Sword Art Online.
Magnetic Rose von Yoko Kanno (Cowboy Bebop): https://www.youtube.com/watch?v=yo-GVtMVlVM
Mushishi: https://www.youtube.com/watch?v=hmIeGkRe0CI
Joint Security Area: https://www.youtube.com/watch?v=Av87W00wp_c
Auch Die Wolfskinder hat einen wundervollen Soundtrack. :< https://www.youtube.com/watch?v=ASQXj28pI44
Yentown: https://www.youtube.com/watch?v=mDse8QzDmZg
Han Gon-ju: https://www.youtube.com/watch?v=AX6QtAHvYHg
ef: a Tale of Memories/Melodies von Tenmon: https://www.youtube.com/watch?v=iR1-skzth6s
Dekalog: https://www.youtube.com/watch?v=5PkAHoX7BX8
Troubled Water: https://www.youtube.com/watch?v=RAiBjxOYjc4&t=1m30s
Mr. Robot!!!!!! https://www.youtube.com/watch?v=Wy_6jN1Yrx8
Spontan eine Komödie mit zwei Freunden gesucht. Hey, 1960er kicken hart, Japan eh. War dann ganz schön still, als Oshima einfach den, äh, surrealsten Brecht durchzieht, den man sich vorstellen kann. Superanstrengendes, supersehenswürdiges Ausnahmewerk.
uuuuuuuuuuuuuuund verkackt. :(
Wusstet ihr, dass der Codename von Hiroshimas Atombombe "Little Boy" war? Na ja. Nach dem Dritten Weltkrieg existieren die Menschen nur so vor sich hin in dem dystopisch-dreckigen Loch, das sich Neo-Tokyo nennt. Ein autoritäres Regime, bei dem schon lange alles schief läuft. Mittendrin eine Biker-Gang mit Killer-Soundtrack.
Akira ist so ein Fall, weißt, den sehen viele relativ früh im Anime-Lebenslauf, man findet ihn cool, aber schon irgendwie komisch. Nach einer Weile sieht man ihn wieder und findet ihn komisch, aber schon megacool. Dann vergeht noch mehr Zeit, mehr Filme, mehr Animation, mehr Erfahrung. Man sieht ihn wieder, und kann nur grinsen darüber, was für ein herausragendes Werk man da vor sich hat. Audiovisuell ist das Ding ein Meisterwerk, und sonst tischt Akira einem eine wundervolle und schwer deutbare Handlung auf.
Ich würde die Augen schließen und diese einzigartige Musik durch mich hindurchfliegen lassen wie ein astrales Cyberpunk-Motorrad, das mich so richtig durchschüttelt, wären da nicht die Bilder, die mich so einnehmen wie, ach, keine Ahnung - wie Akira. Das ist einfach... ein großes Werk.
War's anstrengend? Ja. Habe ich ein Wort verstanden? Eins bestimmt! Waren die Bilder fucking wunderschön? JA!!! Joe Hisaishis Musik killt dann eh alles (dabei subtiler als in seinen Ghibli-Scores). Ich war sooo müde und habe kaum was gecheckt im letzten Drittel dieser spirituellen Meeresgeschichte, wo mich die phänomenalen Zeichnungen dann einfach in eine andere Welt versetzt haben, und das war irgendwie auch richtig so. Huiui.