Flowrider - Kommentare

Alle Kommentare von Flowrider

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    Eine düstere Fantasiewelt durch die Augen eines kleinen Mädchens gezeigt. Eine Kröte, die den Baum des Lebens absterben lässt und in Wirklichkeit der ungeborene Bruder ist, der die Mutter bei der Geburt umbringen wird. Der Faschismus zum blinden, umherstolpernden Monster degradiert, welches die Unschuld verspeist. Eine ewig gültige Parabel über Gehorsam und Menschlichkeit. Vielleicht der poetischste Film überhaupt.

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      Ausnahmefilm aus Belgien, der in seiner Wuchtigkeit nur schwer zu greifen ist: Nicht chronologisch, sondern assoziativ erzählt THE BROKEN CIRCLE eine Geschichte über die Höhen und Tiefen zweier Leben und die Kluft zwischen Pragmatismus und Glaube.

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      • 9 .5
        Flowrider 24.08.2017, 16:36 Geändert 24.08.2017, 16:36

        "You have heard it said you shall love your neighbor and hate your enemy. But I say to you, love your enemies and pray for those who persecute you. For if you love only those who love you, what reward is there in that?"

        Gilt als umstrittenster Film aller Zeiten, und ist zudem einer der unerträglichsten: Mel Gibson zeigt die Passion als Kaleidoskop menschlicher Grausamkeiten, doch nicht auf der Gewalt liegt der Fokus, sondern auf der Anteilnahme, der Vergebung, den wenigen Momenten der Güte.

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          Steve McQueen hält die Kamera in voller Länge auf jede Pein, jede Demütigung, aber auch auf jeden Hoffnungsmoment so drauf, dass man dem Film emotional nicht mehr entkommen kann und das Ganze weniger wie eine Pflichtübung an einem wichtigen Thema wirkt, sondern tatsächlich in erster Linie an den gezeigten Einzelschicksalen interessiert bleibt. 12 YEARS A SLAVE steht auf einer Ebene mit Spielbergs SCHINDLERS LISTE und ist ihm in mancher Hinsicht vielleicht sogar überlegen.

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            Flowrider 24.08.2017, 16:20 Geändert 24.08.2017, 16:21

            WALHALLA RISING erzählt vom Ende vergessener Gesellschaftsepochen. Kreuzritter begeben sich auf eine Odyssee ins geheiligte Land und stranden in der Hölle, während ein stummer Sklave zum gottgleichen Propheten des Untergangs aufsteigt. Gefilmt in tarkowskijscher Ruhe, unterbrochen von haarsträubenden Gewaltexzessen. Sicher nicht jedermanns Sache, aber mutig, visionär und vor allem sehr klug. Leider werden derartige Ausnahmefilme auch heute noch nicht ausreichend auf Festivals und Preisverleihungen gewürdigt.

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              Flowrider 24.08.2017, 16:06 Geändert 24.08.2017, 16:07

              "Man denkt immer, es passiert nur den anderen. Und wenn es einem selbst passiert, verliert man den Boden unter den Füßen."

              Ein Film, der in der Hölle beginnt und im Paradies endet.
              Oder doch anders herum?
              Ebenso verstörend wie berührend. Viele sagen, IRREVERSIBEL sei ein surrealer Film. In Wirklichkeit ist er unerträglich realistisch. Gaspar Noé beweist ein Gefühl für die Feinheiten hedonistischer Gesellschaftswelten, welches kein anderer Filmemacher besitzt.

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                "If there's magic in boxing, it's the magic of fighting battles beyond endurance, beyond cracked ribs, ruptured kidneys and detached retinas. It's the magic of risking everything for a dream that nobody sees but you."

                MILLION DOLLAR BABY ist ein Ausnahmefilm über den bedingungslosen Kampf nach Ruhm und das Unverständnis anderer.
                Kampf und Niedergang sind zwei Seiten einer Medallie. Und für wen der Kampf das Leben bedeutet, für den bedeutet der Niedergang der Verlust des Lebens.

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                • Das Ende von David Lynchs Inland Empire toppt jeden Horrorfilm. Jeder der Inland Empire kennt, weiß wovon ich spreche.

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                    Flowrider 29.07.2017, 12:32 Geändert 30.07.2017, 11:00

                    Warum hört man hierzulande von solchen Filmen nichts?

                    Die Art Aleksey Germans, Filme zu machen, ist weder mit der melancholischen Poesie eines Andrei Tarkowskij, noch mit der artifiziellen Strenge eines Bela Tarr vergleichbar. Auch weidet er sich nicht an irgendwelchen prätentiösen Bildkompositionen, vielmehr wirft er den Zuschauer in Welten, in denen alltäglicher und schmerzlich vertrauter Wahn regiert und Schwachsinn zum obersten Geschellschaftsprinzip erhoben wurde.
                    Eine herkömmliche Handlung ist nur schwer erkennbar, da diese tief in den Wirren dieser Welt vergraben liegt, und auch aus den (nie konkret werdenden) Dialogen wird man nur selten schlau. Gleichzeitig wird man Zeuge unausgesprochener Gewalt und Perversitäten. Ich bin mir sicher, dass diese Kombination viele abschreckt, und in der Regel würde auch ich in solchen Fällen vom "zur Katastrophe mutierten Kunstfilm" sprechen.
                    Allerdings nicht bei Aleksey German. Den Filme muss man auch gar nicht verstehen. Filme muss man fühlen.

                    Es ist über ein Jahr her, seit ich Germans letzten Film, ES IST SCHWER EIN GOTT ZU SEIN, gesehen habe. Und dieser Titel passte so gut wie kein anderer, denn einerseits ist es schwer, diesen Film zu überleben, gleichzeitig aber habe ich erkannt, dass German ein Gott der visuellen Überwältigung ist. Seit der Zweitsichtung würde ich ihn sogar als meinen absoluten Lieblingsfilm bezeichnen, denn er ist nicht zu vergleichen mit anderen Filmen, er steht auf einer anderen Evolutionsstufe. Nun hatte ich endlich die Möglichkeit, einen früheren Film von German zu sehen, KHROUSTALIOV, MEIN WAGEN, und dieser steht ihm nur in wenig nach. Wie hatte ich sie vermisst, diese Kamerafahrten durch enge, mit Leben gefüllte Räume, diesen schwer zu fassenden Ideenreichtum, die Skurrilität, den schwarzen Humor!

                    Als Fazit kann ich mich nur meinem Vorredner anschließen: German war ein absoluter Ausnahmeregisseur. Dass man mit Tarkowskij, Tarr oder Jodorowsky nichts anfangen kann, bedeutet nicht, dass man auch die Filme von German nicht mag. Sein Stil ist völlig einzigartig.

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                    • Um es kurz zu machen: Gaspar Noé.
                      Seine Filme Irreversibel und Enter the Void sind sowohl in audiovisueller als auch in erzählerischer Hinsicht einer schwer zu begreifende Wucht und stehen den Werken zB eines Stanley Kubricks in nichts nach. Dass er lediglich aufgrund seines Skandalrufes bekannt ist, verstehe ich nicht, zumal seine Filme trotz hohe Kunstgehalt sehr authentisch und nah an der Realität sind.

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                        Flowrider 02.04.2017, 20:49 Geändert 02.04.2017, 20:51
                        über Life

                        Daniel Espinoza erfindet mit LIFE das Rad nicht neu. Stattdessen hämmert er sich aus Versatzstücken diverser Genre-Klassiker und -Meisterwerke einen Film zusammen. Normalerweise ist dies eine Kapitulationserklärung des kreativen Regisseurs. Allerdings nicht bei LIFE: Herausgekommen ist letztlich ein in sich ungemein stimmiges Werk mit ordentlichem Thrill und dem Mut zum konsequent fiesen Ende, ohne dabei ins Radikale oder Transgressive zu gehen (auch wenn ein ausblutender Mensch wohl noch nie poetischer in Szene gesetzt wurde als hier). LIFE will stilistisch und technisch überzeugend umgesetzte Unterhaltung sein, und genau dies ist er auch.

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                          Flowrider 01.03.2017, 19:58 Geändert 05.03.2017, 18:20

                          Genau genommen muss ich mich schämen, diesem Film eine so schrecklich durchschnittliche Wertung aufzustempeln, denn wenn WE ARE THE FLESH eines nicht ist, dann durchschnittlich.

                          Das Beeindruckendste an WE ARE THE FLESH ist vermutlich die Unmöglichkeit, ihn in irgendeine Schublade zu schieben, und allein dies ist schon ein Prädikat, welches ich kaum einem Film zuschreiben würde, von Lynchs ERASERHEAD, Refns VALHALLA RISING und drei oder vier anderen mal abgesehen. Rein von der Vermarktung her war ich auf ein surrealistisches Endzeitdrama eingestellt, und auch von den pornographischen Darstellungen hatte ich im Voraus gehört (wer hatte das auch nicht, der mit dem Gedanken spielte, diesen Film anzusehen). Nach der Sichtung war ich mir mit meiner Einordung allerdings gar nicht mehr so sicher, und inzwischen würde ich ihn am ehesten als postpornographische Gesellschaftssatire einordnen, oder gar ganz allgemein als Radikalkunst.

                          Nachdem der Zuschauer einen ominösen Einsiedler (erstklassig: Noe Hernandez) dabei beobachten darf, wie er Nahrung durch einen Schlitz in der Wand empfängt und uns danach auf einer Blechtrommel den Oskar Mazerath macht, tauchen zwei Geschwister auf, die auf Unterschlupf aus sind, jedoch bald merken, dass sie diesen nicht ohne Gegenleistungen bekommen. Der Irre spricht von seiner Affäre mit der Einsamkeit, welche die innersten Triebe des Menschtiers ans Licht zu holen pflegt. Schon bald entsteht in der Behausung des Einsiedlers eine uterusartige Höhle, doch all dies ist lediglich die Exposition: Die Zuschauer werden in diesem Raum Zeuge von Tabubrüchen, Gewaltexzessen, Tod und Wiedergeburt ...

                          Eine schrille Reflexion über den Wahnsinn in der Welt? Unklar. Oder doch eher eine konkrete Parabel über die heutige Situation in Mexiko - zumal es kein Zufall sein kann, dass der aus dem Nichts erscheinende Soldat noch die mexikanische Nationalhymne anstimmt, ehe ihm das Blut aus der Kehle schießt?

                          Emiliano Rocha Minters Regiedebüt wird zu keinem Zeitpunkt weder so verstörend wie die Filme Lynchs, noch so vielschichtig wie die Refns oder filmtechnisch so visionär wie Gaspar Noe. Dennoch wird keiner die Originalität und den Mut Minters verleugnen können, einen derart andersartigen Film zu machen, und allein dies ist in Zeiten von nicht totzukriegenden Franchises wertvoll wie nie.

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                            Flowrider 20.01.2017, 17:19 Geändert 21.08.2017, 14:37

                            THE NEON DEMON ist eine außergewöhnliche Mischung aus geradlinigem Drama und Hardcore-Arthousefilm, die zwar einen schmalen Grad zwischen Geniestreich und Kunstquark beschreitet, diesen jedoch mit Bravour meistert und zumindest auf audiovisueller Ebene ein unverkennbar außergewöhliches Erlebnis schafft. Letztendlich handelt es sich bei THE NEON DEMON zwar nicht um Refns bestes Werk und vielleicht auch nicht um das ultimative Werk des Kinojahres - dennoch kann man in Zeiten, in denen DC und MCU und nicht totzukriegende Horror-Franchises die Leinwände beherrschen, subversive Filmwerke wie dieses hier nicht genug loben.

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                              Flowrider 10.01.2017, 17:05 Geändert 21.08.2017, 14:37

                              So vielversprechend der Film war, so wenig gab er in meinen Augen letztendlich her.
                              UNDER THE SKIN wäre gerne Science-Fiction-Kino, das bewegt und zum Nachdenken anregt, verfehlt jedoch beide Prämissen um Längen. Beim Versuch, die Welt durch den Blick eines (vermutlich) gefühlskalten Wesens zu zeigen, hat der Regisseur einen vollends gefühlskalten Film geschaffen. Mögen die Bildkompositionen im Detail auch interessant sein, so ist der Gesamtstil fast schon grausam prätentiös und scheint nicht einmal im entferntesten daran Interessiert zu sein, den Zuschauer auf irgendeine Weise in seinen Bann zu ziehen.

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                                Flowrider 02.01.2017, 12:42 Geändert 21.08.2017, 14:36

                                Und wenn es eine Handvoll Filme gibt, mit denen man nicht leichtfertig umgehen sollte, so spielt "Enter the Void" ganz oben mit. Ebensowenig wie man eine Droge mal "so nebenbei" konsumieren kann, da sie Ansprüche an die geistige Verfassung stellt und das Wesen des Menschen verändert – ebensowenig ist Gaspar Noés Film Konsummittel. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Extremerfahrung in ihrer reinsten Form (einen Titel, den wohl nur die wenigsten cineastischen Werke verdient haben). Gleichzeitig hebt sich "Enter the Void" auf so schmerzlich pulsierende und lebendige Weise von so vielen anderen Kunstfilmen ab und verstört gleichzeitig mehr als nahezu jeder waschechte Horrorfilm.
                                Zu Verstören vermag freilich auch ein David Lynch, doch während da meines Erachtens nach Kunst um der Kunst willen und das Grauen um des Grauens willen zelebriert wird (ich verweise hier in erster Linie auf Lynchs späteres Filmwerk), so entsteht bei Gaspar Noé das Grauen aus dem alltäglichen Leben heraus. Auch hier geht es um Träume und Albträume, aber es sind die Träume einer jungen Generation, die sich etwas aufbauen will, doch nicht alt genug sind für die grausame Welt, in die sie hineinschlittern. Die zerrüttet werden von den Spielregeln, die ältere Generationen der Menschheit festgelegt haben. Es sind schon andere Filme auf diesselbe Schiene aufgesprungen – jüngst natürlich das deutsche Juwel "Victoria" – doch zu keinem Zeitpunkt wird hier die subversive Wucht und emotionale Intensität eines "Enter the Void" erreicht.
                                Gleichzeitig möchte ich mich so weit aus dem Fenster lehen und sagen, das "Enter the Void" das wahrscheinlich Visionärste ist, das in den letzten 10 Jahren das Licht der Leinwand erblickt hat. Was Noé schon im ebensfalls brilliant inszenierten "Irreversibel" erprobte, wird hier noch konsequenter angewandt. Hier begleitet die Kamera scheinbar gewichtlos schwebend und zu großen Teilen ohne sichtbare Schnitte die Menschen durch Straßenschluchten, Räumlichkeiten und Wände, dringt auch hin und wieder in ihre Leiber (!) und Köpfe ein und zeigt uns durch seine Augen, wie sich der Protagonist im Spiegel betrachtet, nachdem er einen psychedelischen Trip hinter sich hat, welcher in seiner visuellen Virtuosität jeden Fantasy- und Sciencefiction-Film alt aussehen lässt.
                                Und nach wie vor kann ich nicht nachvollziehen, warum Noé lediglich wegen seiner Neigung zum Skandal berüchtigt ist, dafür sind seine Filme sowohl auf technischer als auch künstlerischer Ebene viel zu virtuos. Ja, ich sehe bei "Enter the Void" viel Sex und Prostitution. Ja, es wird ganz explizit eine Abtreibung dargestellt, und ja, frei von Gewalt ist er auch nicht. Das sind alles Dinge, die es tagtäglich auf Erden gibt. Und gerade ist deswegen ist "Enter the Void" vielleicht auch der Streifen, der die Marke Horrorfilm am meisten verdient hätte.

                                Enter the Void.
                                Trete ein in die Leere.

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                                  Flowrider 28.11.2016, 19:48 Geändert 28.11.2016, 19:48

                                  Ich beobachtete, wie eine Schnecke über die Schneide eines Rasiermessers kroch.
                                  Das ist mein Traum.
                                  Das ist mein Albtraum.
                                  Kriechen ... über die Schneide des Rasiermessers ... Entlanggleiten ...
                                  Und Überleben.

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                                    Flowrider 17.10.2016, 22:43 Geändert 21.08.2017, 14:36

                                    Technisch und schauspielerisch einwandfrei umgesetzt, dazu mit der gehörigen Portion unterschwelliger Spannung und Beklemmnis, die sonst so viele deutsche Produktionen (insbesondere die, die den Kinorelease überspringen und sofort im TV-Programm landen) missen lassen. Bei mir blieb nur die Frage zurück, ob eine Verfilmung tatsächlich notwendig war oder nicht doch Bühnenstück hätte bleiben sollen, aber wenn man so mehr Menschen für dieses Thema, welches mehr Fragen aufwirft als Antworten zulässt, sensibilisieren konnte, so will mir das ganz recht sein.
                                    Aufgefallen sind mir lediglich zwei kleine Aspekte, die beide die Figur der Staatsanwältin betreffen:
                                    1. Die Staatsanwältin stellte dem Piloten, um die Rechtmäßigkeit seines Entschlusses ins Wanken zu bringen, die finale Frage, ob er auch geschossen hätte, wenn seine Familie in dem fraglichen Flugzeug gesessen hätte. Mich persönlich hat es gewundert, dass der Pilot nicht die Gegenfrage gestellt hat, ob die Staatsanwältin ihre Meinung geänder hätte, wenn deren Familie zu gegebener Zeit in dem Fußballstadion anwesend gewesen wäre. Ihre Antwort hätte mich sehr interessiert.
                                    2. Besagte Staatsanwälten hält am Ende des Films ein Plädoyer über die Macht des geschriebenen Rechts über die Versuchung von Moral und Emotion, konstatiert jedoch nur kurze Zeit später, dass sie es "den Opfern schuldig" seien, den Piloten und "Mörder" zu verurteilen. Macht sie sich mit diesem Anflug von Emotionalität nicht angreifbar?

                                    "Ohne Leidenschaftslosigkeit läuft die Gerechtigkeit Gefahr, keine Gerechtigkeit mehr zu sein."
                                    - Quentin Tarantino

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                                      Flowrider 22.09.2016, 14:01 Geändert 21.08.2017, 14:35

                                      In gewissem Sinne hat man es bei ES IST SCHWER, EIN GOTT ZU SEIN mit der gelungensten Literaturverfilmung aller Zeiten zu tun. Aleksey German erzählt die Vorlage nicht noch einmal nach (so wie es im Mainstreamkino Gang und Gebe ist), sondern liefert lediglich die Bilder dazu. Und genau das ist eben der springende Punkt. Film im ursprünglichsten Sinne (und das müssen viele heutige Filmemacher vergessen haben) ist ein audiovisuelles Kunstwerk. Eine Art Brückenschlag zwischen Literatur und Bildkomposition.
                                      In diesem Sinne: Willkommen in Arkanar! Willkommen in einer Welt aus Schlamm, Qualm und Unrat.

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                                        Flowrider 27.08.2016, 23:41 Geändert 21.08.2017, 14:34
                                        über Macbeth

                                        Was Ausstattung und Optik betrifft, ist MACBETH durchaus gelungen, aber was dem Film in jeder Szene aufs Neue das Genick bricht, sind sie verkünstelt geschwollenen Dialoge, die nur selten dramatisch, oft aber unwillkürlich komisch wirken. Ganz klar, es ist eine Shakespeare-Verfilmung, und dazu noch eine, die sich stark an die Vorlage hält - aber glaubt ernsthaft jemand, dass im 11. Jahrhundert im Alltag solch gehobene Dialoge geführt wurden? Wer einen Film sehen will, dem es gelingt, Mittelaltergespräche ebenso leichtfüßig wie authentisch zu zeigen, dem sei das russische Arthouse-Epos ES IST SCHWER EIN GOTT ZU SEIN anempfohlen.

                                        Weiterhin negativ aufgefallen sind mir unsaubere Kameraführung und Schnitttechnik in den Schlachtszenen sowie die Tatsache, dass stilistisch stark bei Refns WALHALLA RISING abgekupfert wurde.

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                                          Flowrider 09.08.2016, 14:55 Geändert 21.08.2017, 14:33

                                          Es ist schwer zu bestreiten, dass die Naturaufnahmen von unnennbarer Schönheit sind, aber soetwas sucht man doch in einer Dokumentation und nicht in einem Spielfilm, egal ober nun künstlerisch anspruchsvoll sein will oder nicht. Filme können nunmal nicht zu neunzig Prozent aus Naturpanoramen, animierten Supernoven und eingeflüsterten Bibelzitaten bestehen.
                                          Insofern ist es mir ein gänzliches Rätsel, warum die Kritiker von Cannes THE TREE OF LIFE mit der Goldenen Palme preiskrönen, aber Filme wie (erst kürzlich) Ryan Goslings LOST RIVER oder Refns ONLY GOD FORGIVES als prätentiös verschimpfen.

                                          Fazit: Naives Kunstkino, das gerne mehr wäre, als es letztendlich ist.

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                                            Flowrider 14.07.2016, 10:14 Geändert 21.08.2017, 14:32

                                            Auch wenn das Ende des Films klug ist, halte ich INCEPTION doch für arg überschätzt. Traumwelten hat man schließlich bei Guillermo del Toro bereits poetischer und bei David Lynch bereits beklemmender gesehen.

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                                              Flowrider 10.07.2016, 22:01 Geändert 21.08.2017, 14:31

                                              Ein Prachtstück ist ONLY GOD FORGIVES leider nicht geworden - das Ganze ist mehr Slowmotion-Kunstgemälde als richtiger Film - aber eins muss man Nicolas Winding Refn zugestehen: Er hat nach DRIVE nicht das gemacht, was seine neugewonnenen Fans von ihm erwartet hätten, sondern vielmehr was er selbst von sich erwartet hat.

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                                              • Flowrider 10.05.2016, 17:13 Geändert 21.08.2017, 14:29

                                                Ich bin mal in einer Zeitschrift auf die Bemerkung gestoßen, Inland Empire hätte im Kino nichts verloren, sondern sei eher in einem Museum für abstrakte Kunst vorstellbar. Und ohne zu zögern würde ich das so unterschreiben.
                                                David Lynchs dreistündiger Trip entzieht sich so gut wie jeder Sehgewohnheit, und selbst die meisten Kunstfilme wirken dagegen beinahe wie Mainstreamkino. Während dem Ansehen hat man (bzw. hatte ich) ständig den Drang, irgendetwas interpretieren zu müssen, denn irgendeinen Zugang muss es dazu schließlich geben. In den Tagen nach der Sichtung aber gelangte ich mehr und mehr zu der Überzeugung, dass in dem Film (bis auf einige Details) ebenso wie die objektive Realität auch die Interpretationsmöglichkeit dekonstruiert wird. Es stellt sich also nicht die Frage, was der Film will, sondern ob ein Film überhaupt etwas wollen muss. Inland Empire ist viel mehr als Schilderung eines Alptraums zu verstehen, der kein Ende kennt. Und auch wenn kein echter Horrorfilm vorliegt, so kommt Inland Empire dem realen und dem surrealen Schrecken näher als der Großteil der Filme dieses Genres.
                                                Und ebenso wenig, wie ich dieses Werk verstehen kann, kann ich es einer Bewertung unterwerfen. Inland Empire ist weder gut noch schlecht. Inland Empire ist.

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                                                  John Coffey. Tom Hanks. Todestrakt. Eine Maus. Unschuld. Angst im Dunkeln.
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                                                  Mehr gibt es da kaum zu sagen.
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                                                    Was für ein Höllentrip durch die Abgründe menschlicher Moral- und Wahrheitsvorstellungen!
                                                    Ein kleines Meisterwerk.

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