Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

  • 6 .5

    Kleiner und unspektakulärer, aber keineswegs langweiliger Mysterythriller aus Kanada. Ein Mann wacht nach einem Autounfall mit Gedächtnisverlust auf und findet reihenweise Leichen. Was könnte es damit auf sich haben?

    Gemeinsam mit dem Protagonisten macht sich der Zuschauer auf die Suche nach einer Erklärung für dieses deprimierende Szenario. Man folgt ihm auf seinem ungewöhnlichen Trip durch eine triste Welt und sollte diesen tunlichst genießen, denn der Weg an sich gestaltet sich weitaus ansprechender als die Auflösung...

    'Radius' ist ein ruhiger Film, der sich voll und ganz auf seine beiden Protagonisten konzentriert und die beiden eine doch recht morbide Situation durchleben lässt. Für Actionfans eher nicht geeignet, aber wer gerne apokalyptische Trips in eine trostlose Welt unternimmt, kann sich durchaus mal an eine Sichtung wagen.

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    • 9
      Framolf 06.08.2020, 20:17 Geändert 07.08.2020, 06:57

      Außerordentlich charmant vorgetragene Dokumentation über die seinerzeit erfolgloseste Fußballnationalmannschaft der Welt: Das Team von Amerikanisch-Samoa. Der Inselstaat mit gerade einmal rund 55.000 Einwohnern hatte am 11.04.2001 die bislang höchste Niederlage einzustecken, die jemals einem Nationalteam in einem offiziellen FIFA-Wettbewerb widerfahren ist: Eine 0:31(!) Niederlage beim Qualifikationsturnier in und gegen Australien. Gezeichnet von dieser Demütigung haben sich die Spieler lange Jahre gegen die damit verbundene Schmach gewehrt, doch das beste Ergebnis, das sie bei den beiden folgenden Qualifikationsturnieren erzielen konnten, waren zwei 0:4 Niederlagen gegen Samoa (2004) und Tonga (2007). Alle anderen Resultate bei den beiden folgenden Qualifikationsturnieren fielen deutlich höher aus und befanden sich mitunter erneut im zweistelligen Bereich:

      2004: 0:11 gegen Fidschi, 1:9 gegen Vanuatu, 0:10 gegen Papua-Neuguinea,
      2007: 1:13 gegen die Salomonen, 0:7 gegen Samoa, 0:15 gegen Vanuatu.

      So macht Fußball natürlich keinen Spaß und so lassen sich auch kaum einheimische Kinder und Jugendliche für diesen Sport mobilisieren. Also mussten neue Methoden her. Für die Qualifikation zur WM 2014 bat man daher den US-Amerikanischen Verband um Hilfe. Dieser vermittelte ihnen den niederländischen Trainer Thomas Rongen, der sich als einziger Bewerber um den Job für die dreiwöchige Turniervorbereitung anbot. Rongen tat darüber hinaus in den Vereinigten Staaten zwei ehemalige Spieler mit amerikanisch-samoanischen Wurzeln auf, die einige Jahre zuvor an der Schwelle zum Profitum oder zumindest zum Vertragsamateurtum standen und er reaktivierte den mittlerweile 41-Jährigen Torhüter von 2001, der noch immer massiv unter der 0:31 Schmach zu leiden hatte und sich dringend rehabilitieren wollte. Dazu passend gehörte dem Kader auch der erste Transgender-Spieler an, der jemals in einem offiziellen FIFA-Pflichtspiel zum Einsatz kam. Und ohne jetzt zu viel verraten zu wollen: Die Zeit der Demütigungen war ab sofort vorbei und die folgenden sechs Pflichtspiele endeten allesamt mit knappen Ergebnissen. Der Stoff aus dem Spielfilme sind!

      Der Titel 'Next Goal Wins' spielt zwar auf ein Zitat des Trainers an, wonach die Spieler unabhängig vom Spielstand einfach so spielen sollen, als wäre das nächste Tor entscheidend. Doch es kam tatsächlich so, dass keines der folgenden sechs Spiele mit mehr als zwei Toren Unterschied endete. Ein völlig neues Gefühl für die Mannschaft aus Amerikanisch-Samoa, die plötzlich wettbewerbsfähig wurde (zumindest im Rahmen der Vorqualifikation). Ein modernes Sportmärchen in Dokuform eben.

      Auch wenn die Montage der Spielszenen oftmals ähnlich chaotisch wirkt wie die Laufwege der Spieler, so ist 'Next Goal Wins' doch ein regelrechter filmischer Leckerbissen für Sport- bzw. Fußballfans. Ein Team von der fußballerischen Basis schickt sich an, an einem der größten Sportereignisse weltweit teilnehmen zu dürfen und steckt trotz zahlreicher Rückschläge und mit viel Idealismus und Enthusiasmus den Kopf nicht in den Sand. Uneingeschränkt sehenswert!

      8,5 – 9 Punkte.

      20
      • 6

        Das französische Drama 'Zwischen den Zeilen' beschäft sich mit dem Ist-Zustand der aktuellen Kulturszene und nimmt dabei ganz besonders die Schauspielerei und den literarischen Betrieb in den Fokus. Garniert wird das Ganze mit einigen persönlichen (Beziehungs-)Aspekten der Figuren. Vorrangig diskutieren die Charaktere verschiedene zeitgenössische Entwicklungen, aktuelle und kommende Vertriebs- und Vermarktungsmöglichkeiten sowie deren Auswirkungen auf das kreative Schaffen.

        Was auf den ersten Blick vielleicht etwas trocken klingen mag, erhält vor allem durch die engagierten Darbietungen der Darsteller und zahlreiche intelligente Dialoge aber dann doch eine gewisse Würze. Allerdings: Autorenfilmer Olivier Assayas will viel, überhebt sich letztlich aber vielleicht doch ein wenig. Er lässt seine Charaktere eine Vielzahl für die Kulturlandschaft relevanter Themen anschneiden, jedoch bleibt in Anbetracht der vielen Facetten dieses Themenkomplexes oftmals nur wenig Zeit, um diverse Teilprobleme angemessen zu diskutieren. Nicht in allen Szenen kann somit die größtmögliche Gesprächstiefe erreicht werden – ganz zu schweigen vom Erarbeiten von echten Lösungsansätzen. Dennoch wird eine Reihe berechtigter und relevanter Fragen aufgeworfen, die vor allem das Wohin der Literaturszene (und einiger mit ihr verwandter Disziplinen betreffen). Aufgewogen werden die etwas verkürzten Szenen durch eine Vielzahl anderer Sequenzen, deren Niveau dafür umso beachtlicher erscheint.

        Gegen Ende hin gönnt sich 'Zwischen den Zeilen' noch einen kleinen Metagag über Juliette Binoche sowie seinen wahrscheinlich stärksten Dialog über die persönlichen Belange eines Paares (der ganz besonders durch die überzeugend vorgetragene Unsicherheit beider Charaktere gekennzeichnet ist) und dann ist das Schauspiel auch schon wieder vorbei.

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        • 6
          Framolf 05.08.2020, 19:25 Geändert 06.08.2020, 16:54

          ++ Achtung, SPOILER! ++

          Da brat mir doch einer nen Kuckuck! Der Science Fiction Horror 'Vivarium' spoilert gleich zu Beginn zwei mal (!) die gesamte Handlung und schafft es dennoch irgendwie, Spannung aufzubauen. Dabei wird zunächst ein Szenario etabliert, das bereits aus manch anderen Produktionen (wie zum Beispiel 'Wayward Pines') hinlänglich bekannt ist: Jemand landet in einer Siedlung, aus der kein Weg hinaus zu führen scheint. Doch schnell wird klar, dass dies nur den Auftakt zu einer ganzen Kaskade aus Problemen darstellt und man muss kein Prophet sein, um (angesichts des Intros) vorausahnen zu können, wohin diese Situation führen wird. Doch wozu das Ganze? Wieso ziehen diese faulen Kreaturen ihre Brut nicht selbst groß? Und was passiert mit dem Nachwuchs? Landen die Nachkommen echt alle in der Immobilienbranche? ;-) Und will man das überhaupt wissen?

          Aber im Ernst: 'Vivarium' fühlt sich an, wie ein einzelner Karnevalswagen, der mitten im Alltag an einem vorbeifährt. Man sieht ihn von weitem kommen, staunt ein wenig ob seiner bunten Gestaltung, wundert sich kurz, was dieses Spektakel überhaupt soll und sobald es vorüber ist, geht man achselzuckend wieder seinen gewohnten Tätigkeiten nach. Anders formuliert: Auch wenn einige Detailfragen offen bleiben, erscheint es mehr als fraglich, ob sich ein längeres Sinnieren darüber überhaupt lohnt bzw. ob es überhaupt zielführend sein kann. Schaden kann es zwar nicht, aber man dann wohl das Risiko in Kauf nehmen, dass der Erkenntnisgewinn eher überschaubar sein könnte. Eine Sichtung lohnt sich für Genrefans dennoch allemal.

          27
          • 4
            Framolf 04.08.2020, 19:11 Geändert 15.03.2022, 04:10

            Oscar Madness Film 118 (1 Nominierung)

            ++ Enthält (halbwegs) verklausulierte SPOILER ++

            Mit 'Match Point' serviert Woody Allen der Öffentlichkeit eine beachtlich trockene Mischung aus Drama und Kriminalfilm, deren Botschaft (sofern man sie als solche bezeichnen kann) mehr Fragen aufwirft als beantwortet.

            Wie so oft gefällt sich Woody Allen auch hier wieder darin, den Zuschauer ganz bewusst nicht dort abzuholen, wo dieser steht, sondern ihn in seine eigene (also Allens) Welt zu bitten. In Anbetracht des umfangreichen Œuvres, das er vorweisen kann, findet sich natürlich auch eine treue Fangemeinde, die derlei Einladungen nur allzu bereitwillig annimmt. Und zur Sicherheit wird darüber hinaus ein Großteil der Rollen auch noch sehr prominent besetzt (Scarlett Johannson, Emiliy Mortimer, Matthew Goode, Brian Cox, James Nesbitt, Ewen Bremner u. v. m.). Der Spaß sei den Zuschauern gegönnt; es muss dann doch die Frage erlaubt sein, worin genau der Zweck dieser Erzählung liegen soll. Gerade die Situierung in diesem entrückten Upper Class Milieu hätte zahlreiche Ansatzpunkte für Komik, Satire, Überspitzungen oder gesellschaftliche und / oder psychologische Betrachtungen geboten. Doch auf all diese Stilmittel verzichtet Allen ausgerechnet in 'Match Point' entweder komplett oder lässt sie derart subtil ablaufen, dass sie quasi regelrecht vor dem Auge des Zuschauers verschwimmen, um kurz darauf vollends verschwinden. Übrig bleibt danach ein Hauch von Nichts, denn auch aus dem (zugegeben einigermaßen spannend inszenierten) Finale lässt sich nicht allzu viel mitnehmen.

            Ein Möchtegern-Aufsteiger dringt in die Upper Class vor, kann und will sich aber trotz aller Schauspielkünste (der Figur, nicht des Darstellers!) nicht von seinen Wurzeln lösen, doch setzt dann trotzdem zu einer (allerdings unsanktionierten) Ungeheuerlichkeit gegen Angehörige seines ursprünglichen Standes an. Die gleich zu Beginn der Handlung vorgetragene Pointe rettet die Erzählung so gerade noch ins Mittelmaß und setzt zumindest eine kleine ironische und gesellschaftskritische Spitze (Glück > Talent). Immerhin. Doch wenn das wirklich der Kern seiner Inszenierung sein sollte, stellt sich die Frage, wieso er in nicht schärfer und im Verlauf der Handlung (nicht nur zu Beginn und am Schluss) herausgeschält hat und wieso er diesen streng genommen selbst wieder unterläuft. Denn tatsächlich war am Ende ja noch nicht mal das Glück entscheidend, sondern die Tatsache, dass sich einer der beiden Ermittler beschwichtigen lässt. Hätte er bei einem Verdächtigen aus einem anderen sozialen Milieu ähnlich gehandelt? Man kann nur spekulieren, aber Zweifel drängen sich auf. Nicht zu vergessen: Das soziale Milieu, dem der andere Verdächtige angehört. Offenbar verbieten sich weiterführende Ermittlungen beim Vergleich dieser beiden gesellschaftlichen Zugehörigen bereits von selbst. Allen interpretiert hier als Glück (oder versucht es dem Zuschauer zumindest so zu verkaufen), was aber ganz offenkundig keines ist.

            Die Vielzahl an Goofs, die dem Regisseur bei der Inszenierung unterlaufen sind, spricht ebenfalls nicht unbedingt zu seinen Gunsten. So landet man dann am Ende auch bei der These, dass, wenn Glück der entscheidende Faktor ist, es jeder nach oben schaffen kann. Der Import des American Dreams nach Großbritannien. [Nachtrag: Oder zumindest eines Zerrbilds davon.] Vier Jahrzehnte früher hätte diese Botschaft aus dem letzten Jahrhundert sicher ihren Reiz entfaltet, doch zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Filmes dürfte sie bei manch einem (wie auch heute noch) eher für Augenrollen gesorgt haben. [Nachtrag: Dass Allen das Konzept des American Dreams gezielt an seine Grenzen führt, verschlimmbessert in Hinblick auf die gesellschaftspolitischen Implikationen die Situation letztlich eher sogar noch. Der Fairness halber sei jedoch erwähnt, dass er mit dieser Konzeption bei einigen Mitgliedern seiner Gilde jedoch augenscheinlich offene Türen einrennt, wofür die Oscar-Nominierung spricht, die er für das Original-Drehbuch zu diesem Film erhalten hat. Zwar wurde die entsprechende Auszeichnung letztlich an Paul Haggis und Robert Moresco für 'L.A. Crash' verliehen, doch dass Allen einmal mehr den Sprung auf die Nominierungsliste geschafft hat, spricht natürlich für Anerkennung aus Fachkreisen, in denen Allen zwar bekanntlich polarisiert, die er aber fraglos auch über Jahrzehnte hinweg mit seinen Ideen bereichern konnte.]

            Auch im Vergleich zu anderen Beziehungsdramen über gescheiterte Ehen oder notorische Fremdgänger fügt Allen diesem Kanon mit 'Match Point' nur wenig hinzu, das über trivialpsychologische Ansätze hinausgeht. Der Protagonist fühlt sich zu seinem (im Vergleich zu seiner Ehefrau) eher verwegenen und verruchten Love Interest (bzw. Sexual Interest) hingezogen, dem er sich auch in sozialer Hinsicht eher zugehörig fühlt. Allen spielt damit (leicht abgewandelt) den klassischen Gegensatz von Femme Fatale und Femme Fragile aus, ohne aber eine wirklich eigene Note in dieser Hinsicht setzen zu können. Zwar gibt es leichte Abwandlungen in seinem Konzept der Femme Fragile, aber ob diese substantiell für den Inhalt sind, sei mal dahingestellt.

            Doch abgesehen davon gaukelt 'Match Point' seinem Publikum eine Relevanz vor, die dieser Film schlichtweg nicht besitzt. Zumindest nicht in der Lebenswirklichkeit der allermeisten Zuschauer. Oder versteckt Woody Allen weiterführende Weisheiten der Geschichte derart gekonnt, dass sie einfach nicht mehr erkennbar sind und allenfalls noch eingeweihte Insider sich darüber sanft lächelnd amüsieren können? Aber wie erklären sich dann die unzähligen hohen Zuschauerwertungen für diesen Film? Fragen über Fragen. Kann gut sein, dass irgendwann der eine oder andere erboste Allen-Fan in den Antworten unter dem Kommentar diesbezüglich Licht ins Dunkel bringen wird. Und vielleicht lasse ich mich sogar überzeugen. Zumindest dann, wenn mir irgendetwas aufgezeigt wird, was ich bisher übersehen habe. Bis dahin verbleibe ich eher ernüchtert mit meinem vorläufigen Fazit: Ein Film von Allen für seine Fans und die Fans der beteiligten Darsteller*innen. Und vielleicht sogar für die eine oder andere Laufkundschaft. Aber ganz sicher nicht für den Mainstream und wahrscheinlich auch bei Weitem nicht für alle cineastischen Feinschmecker.

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            • 1 .5

              Wow, ist der schlecht! Bei einem Film mit diesem Titel erwartet man ja schon von vornherein nicht viel und hofft einfach mal auf einen lustigen Trashabend mit reichlich blöd-lustigen Dialogen, absurden Szenen, Filmfehlern und meinetwegen auch ein paar Schauwerten. Und was bekommt man? Dröge Unterhaltungen, eine hanebüchene und trotzdem unlustige Handlung und völlig sinnfrei eingeschnittene Zwischensequenzen von irgendwelchen Stripperinnen, von denen gar nicht klar ist, ob sie ansonsten überhaupt im Film vorkommen. Die perfekte Medizin für jeden mit Einschlafproblemen! Wenigstens ist George Takei ('Star Trek') mit an Bord, aber auch er erzeugt hier eher Mitleid als Freude.

              Immerhin: Ab und an kann man tatsächlich leicht schmunzeln. Doch dann der Schock: Die Mid Credit Scene deutet in einem Cliffhanger eine Fortsetzung an! So müssen wir wohl für alle Zeiten in der Angst vor einer Rückkehr 'Ninja Cheerleaders' leben. Und wenn sie eines Tages im Rentenalter zurückkehren, könnte es vielleicht sogar richtiger Trash werden.

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              • 4

                Bisher gibt es zu diesem Film noch ein keine Nutzerwertung bei MP und nur eine einzige Kritikerwertung (1 Punkt). In der imdb liegt der Schnitt bei schlanken 757 Bewertungen jedoch immerhin bei 6,3. Klarer Fall: Der Sache muss auf den Grund gegangen werden!

                'No Postage Necessary', ein in Anbetracht der Handlung eigentlich recht pfiffiger Originaltitel, wurde für den deutschsprachigen Raum mit der albernen Titulierung 'Loveletters – Eine zweite Chance für die Liebe' abgestraft. Fast so, als wollte man schon von vornherein verhindern, dass ihn sich überhaupt jemand anschaut. Zu allem Überfluss hat es MP dann auch noch geschafft, die Pluralendung im Filmtitel zu unterschlagen, was es auch nicht gerade besser macht.

                Wie auch immer: Erzählt wird die Geschichte eine Hackers und Eisverkäufers, der gelegentlich die Post anderer Leute klaut, um die eine oder andere beigelegte Banknote zu ergaunern. Wie es der Zufall so will, verliebt er sich in eine der Briefeschreiberinnen und so kommt es, dass die Hacker- und die Liebesgeschichte mehr schlecht als recht miteinander verwoben werden. Abgesehen vom wirklich erschreckend unplausiblen Drehbuch erweist sich so ziemlich alles an 'No Postage Necessary' als leicht unterdurchschnittlich: Die Regie, der Score, die Kamera sowie große Teile des Casts. Zwar sind einige der Darsteller aus diversen Serien bekannt (wie zum Beispiel George Blagden aus 'Vikings' oder Raymond J. Barry aus 'Justified'), aber im Großen und Ganzen sind die Leistungen zwar nicht wirklich schlecht, aber doch recht überschaubar. Wie eben in den anderen Bereichen auch. Daher eignet sich dieser Film zwar recht gut, um ihn nebenher laufen zu lassen, volle Konzentration ist aber eigentlich nicht nötig und letztlich Ressourcenverschwendung...

                Unter dem Strich ist das Gebotene zwar nicht extrem schlecht, jedoch auch weit davon entfernt, in irgendeiner Weise gut oder gar hochwertig zu sein. Der dümmliche Schluss setzt dem Ganzen dann aber die Krone auf. Während ein cleveres Ende zweifelsfrei noch einiges hätte retten können, verfrachten die Autoren mit diesem Schluss den Film dann allerdings vollends in die Belanglosigkeit. So ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass dieser Film bisher kaum Beachtung fand. Naja, immerhin ist die Moviepilot-Datenbank jetzt wieder um einen „jungfräulichen“ Film ärmer...

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                • 4 .5
                  Framolf 03.08.2020, 18:00 Geändert 03.08.2020, 18:01

                  Weitgehend unbeachtete Neunziger Jahre Krimikomödie mit einem (in Anbetracht der geringen Bekanntheit des Filmes) erstaunlich namhaften Cast. Neben Rob Schneider, Dan Akroyd und Nastassja Kinski sind unter anderem auch Lara Flynn Boyle, Billy Zane, Adrian Paul, Danny Huston oder Thomas Hayden Church mit dabei. So weit, so gut. Wäre da nur nicht das stellenweise doch recht anstrengende Drehbuch, das dem Publikum beispielsweise rund ein halbes Dutzend mal denselben Kopfkino-Gag zumutet. Einige stark überzeichnete Charaktere machen es dem Zuschauer auch nicht gerade leichter.

                  Zwar bietet 'Die Again' einige durchaus ansprechende Szenen und nicht zuletzt aufgrund der recht kurzen Laufzeit auch angemessene Unterhaltung, aber eine einmalige Sichtung (wenn überhaupt) dürfte den allermeisten Zuschauern höchstwahrscheinlich genügen.

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                  • 5

                    Standard-Actionkomödie mit Jackie Chan und Johnny Knoxville, die ohne Wenn und Aber auf den chinesischen Markt zugeschnitten wurde. Die Reise der Protagonisten durch China und die Mongolei wirkt, als wolle man die touristischen Vorzüge diverser Regionen anpreisen und auch die Humoreinlagen sind ganz eindeutig an denen „klassischer“ chinesischer Produktionen orientiert. Also weniger „amerikanisches“ Rülpsen und Furzen und dafür mehr beiläufig (besonders in die Kampfszenen) eingestreute kleine Skurrilitäten, wie man sie eben aus diversen chinesischen Produktionen kennt.

                    Inszeniert wurde 'Skiptrace' von niemand geringerem als Renny Harlin, der hier aber in erster Linie Michael Bay nachzueifern scheint. Verhältnismäßig hohe Schnittfrequenzen und immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, in irgendeiner Form auf die Kacke zu hauen...

                    → Für eine einmalige Sichtung okay - besonders für Actionfans. Aber damit dürfte es für die allermeisten Zuschauer dann auch reichen...

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                    • 4
                      Framolf 31.07.2020, 00:30 Geändert 14.05.2021, 05:40
                      über Emma

                      Oscar Madness Film 57 (2 Nominierungen)

                      Wer in Filmdatenbanken nach Filmen mit dem Titel 'Emma' sucht, wird schnell feststellen, dass der gleichnamige Roman von Jane Austen zu den meistverfilmten literarischen Werken der vergangenen Jahrzehnte gehören dürfte. Neben einer Version von 1996 mit Ewan McGregor und Gwyneth Paltrow und einer weiteren aus demselben Jahr mit Kate Beckinsale und Mark Strong gibt es auch noch zwei von der BBC produzierte Miniserien (1972 und 2009) sowie die recht freie Interpretation 'Clueless – Was sonst!' mit Alicia Silverstone und Paul Rudd. Hinzu kommen zwei Webserien (Youtube, 2013 und 2017) sowie mindestens fünf Theateraufzeichnungen, die auf BBC (1948 und 1960), NBC (1954 und 1957) oder CBS (1960) übertragen wurden
                      Und wer weiß, wie viele Verfilmungen darüber hinaus noch existieren...? Von den zahlreichen unverfilmten Theaterinszenierungen ganz zu schweigen.

                      Das Vorhaben, einen derart häufig bearbeiteten Stoff erneut auf die große Leinwand zu bringen, zeugt also entweder von unbändigem Glauben in die hoffentlich vorhandene Innovationskraft des eigenen Interpretationsansatzes oder von purer Risikoarmut und relativ hilflosem Gewinnstreben. Um beurteilen zu können, welche dieser beider Thesen auf die Verfilmung von Autumn DeWilde zutrifft, müsste man wahrscheinlich eine ganze Reihe der vorgenannten Inszenierungen gesehen haben (was ich allerdings nicht habe und auch nicht vorhabe), daher enthalte ich mich in dieser Hinsicht ganz bewusst eines Urteils – zumal ich auch die literarische Vorlage nicht gelesen habe. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als diesen Film rein auf sich selbst zu beziehen. Und auch wenn sich viele Kritiker und Zuschauer hier mit Lob überschlagen, irgendwie scheine ich für die Qualitäten dieser Verfilmung nicht besonders zugänglich zu sein.

                      Natürlich wird hier vieles satirisch bis bissig überzeichnet, aber die Frage nach der Quintessenz erschließt sich hier nicht sofort. Zumindest nicht mir. Fraglos legen die Darsteller eine spielfreudige und engagierte Leistung auf's Parkett und auch die visuelle Gestaltung (Kamera, Ausstattung usw.) ist aller Ehren wert, doch worin besteht hier der springende Punkt – sofern es diesen überhaupt gibt? Und worin besteht der Mehrwert gegenüber den zahlreichen vorherigen Inszenierungen? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. In Anerkennung der handwerklichen Qualitäten hat die 2020er Version von 'Emma' sicherlich keine vernichtende Wertung verdient. Eine überschwängliche Wertung lässt sich als Nichteingeweihter aber ebenfalls nur schwer nachvollziehen. Die durch MP verlinkten Kurzzitate der professionellen Kritiker überzeugen mich jedenfalls nicht.

                      4 Punkte.

                      Nachtrag: 2021 wurde 'Emma' für den Oscar in den Kategorien "Beste Kostümdesign" und "Bestes Make-up und beste Frisuren" nominiert.

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                      • 6

                        Klassischer Trickbetrügerfilm (die Kategorie Heistmovie trifft es nur teilweise). 'The Art of the Steal' kommt mit der altbekannten Mischung aus augenzwinkernd erzählter Räuberpistole und Krimi- bzw. Gangsterkomödie daher. Skurrile Situationen und zahlreiche Wendungen sind da natürlich schon von vornherein eingepreist.

                        Mit Kurt Russell, Matt Dillon, Jay Baruchel, Jason Jones, Terence Stamp u. a. kann sich der Cast durchaus sehen lassen und auch das Drehbuch muss sich nicht vor anderen Vertretern desselben Genres verstecken. Dennoch mangelt es trotz einiger origineller Einfälle im Skript ein wenig an Esprit bei der Inszenierung. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Regisseur und Drehbuchautor Jonathan Sobol leistet sich keine nennenswerten Patzer und legt einen grundsoliden Film auf's Parkett. Aber gerade in einem Genre, in dem die Zuschauer bereits von vornherein das Unerwartete erwarten, ist es natürlich auch extrem schwer, eigene Akzente zu setzen. So steht unter dem Strich ein durchaus unterhaltsamer Gaunerfilm mit einigen Szenen und Sequenzen, die durchaus haften bleiben, allerdings stehen diesen auch einige doch recht farblose Facetten dieses Filmes gegenüber. Damit erweist sich 'The Art of the Steal' als sichere Nummer, die kaum jemanden enttäuschen, aber auch nur sehr wenige Zuschauer extrem überraschen dürfte. Dementsprechend fallen dann auch die Nutzerwertungsdiagramme auf den einschlägigen Filmportalen aus: Einer riesigen Anzahl von Wertungen im gehobenen Mittelfeld stehen ein paar wenige Einstufungen an den Rändern der Skala entgegen. Selten war die Vorhersage leichter als bei diesem Film. Ich prophezeie den allermeisten von euch 5 – 7,5 Punkte. Wer etwas anderes einbucht, lügt. ;-D

                        → Von mir gibt es 5,5 – 6 Punkte.

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                        • 6

                          ++ Achtung SPOILER / Aber ganz ehrlich, ist bei diesem Film doch eh wurscht. ;-) ++

                          Fünf Episoden hat es gedauert, bis endlich eine weibliche Figur in einer größeren Rolle auftaucht, deren Frisur nicht als extravagant gelten dürfte. Ansonsten bleibt alles beim Alten. Nein, halt! Doch nicht! David Bradley verkörpert nun plötzlich nicht mehr seinen angestammten Charakter namens Sean Davidson, sondern einen Kämpfer namens Joe Kastle, der praktischerweise sogar noch bessere Moves draufhat als sein Alter Ego. Selbstredend wird aber natürlich auch ihm wieder ein Jugendlicher zur Seite gestellt. Dieses mal sogar als effektiver Partner in Crime. Nach einer kurzen Unterweisung in die Kampfkünste ist der kleine Nachwuchsfighter schnell in der Lage, reihenweise guterzogene Ninjas wegzuhauen. Diese greifen nämlich grundsätzlich niemals gleichzeitig an, sondern immer schön hintereinander. Macht auch Sinn. Nachdem diese Taktik über vier Episoden hinweg kein einziges mal zum Kampferfolg geführt hat, muss es ja irgendwann mal klappen!

                          Doch wenn sie da mal nicht die Rechnung ohne den Helden und seinen Ninjaazubi gemacht haben. Denn letzterer kann zwar nicht einmal annähernd einen Wagen mit Automatikgetriebe bedienen, aber problemlos ein Flugzeug navigieren. Gut so! Auf diese Weise hat sein Mentor die Gelegenheit, den wohl wehrlosesten Endgegner aller Zeiten zu vermöbeln. Denn dieser steht einfach nur passiv da und lässt sich bereitwillig verprügeln. Sobald er seine Pyrotechnik nicht verwenden kann, scheint er mit seinem Latein komplett am Ende zu sein. Da kann man dann auch mal freiwillig aus einem Flugzeug springen...

                          Ein ganz besonderes Schmankerl stellt hier auch die Filmmusik dar. Fast so, als wollte man die Zuschauer zum Abschluss nochmal ganz besonders verwöhnen, wird während des Abspanns nochmal aus allen Rohren des schlechten Geschmacks gefeuert, wenn sich ein Klangteppich aus einer Art Panflötenmusik, die immer wieder von einem Gong unterbrochen wird, über die bedächtige Stille am Ende dieser hochwertigen Arthouse-Produktion legt. Sollte es jemals eine Abstimmung zum unpassendsten Score aller Zeiten geben, meine Stimme hat 'American Fighter V' jetzt schon sicher!

                          'American Fighter V' ist Trash in Reinform. All der Unsinn der vorhergehenden Filme tritt hier noch einmal in geballter und deutlich übersteigerter Form auf und man macht nun auch keinerlei Hehl mehr daraus, dem Zuschauer kompletten Nonsense vorzusetzen. Gerade deshalb kann sich eine Sichtung auch durchaus lohnen. Nur eben nicht für Martial Arts Fans, sondern eher für Trashfilmjunkies. Bei den eingefleischten Fans der Reihe scheint dieser Film hingegen größtenteils durchzufallen. Verständlich. Aber aus Trashersicht auch fast schon wieder schade. :-)

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                          • 4
                            Framolf 28.07.2020, 17:54 Geändert 20.01.2025, 21:31

                            Das Wichtigste gleich vorweg: Auch in Afrika gibt es Ninja-Privatarmeen! So langsam scheinen sich diese zu einem weltweiten Phänomen auszuwachsen. Und die hier gezeigte Armee agiert phasenweise (zum Beispiel bei der Entführung zu Beginn) sogar richtig kreativ. Da hilft nur eines: Doppelte Gegen-Ninja-Power! Denn wie besiegt man hundert Ninjas im Dienste des Bösen am ehesten? Natürlich durch zwei ninja-ähnliche Kämpfer im Dienste des Guten, also der Central Intelligence Agency!

                            Stets gut geschminkt macht sich nun also Sean Davidson mit seinem neuen Kampfgefährten Brackston (Dwayne Alexandre) auf, um die eingangs genannten Entführungsopfer zu befreien. Was soll da schon schiefgehen - besonders wenn man mit Sean Armstrong quasi den American Ninja schlechthin als Backup in der Hinterhand hat? Dieser verdingt sich zwar mittlerweile als Lehrer, aber einmal Ninja, immer Geheimagent! Oder so ähnlich. Besorgt euch schon mal gelbe Scheine, Ninjas! Denn das Universum, in dem hundert Ninjas effektiver sind als das Duo Armstrong & Davidson, muss erst noch entdeckt werden!

                            Offen bleibt am Ende eigentlich nur noch eine Frage: Wie lange mögen die Ninjas bei dem Hinterhalt zu Beginn wohl unter Wasser verweilt haben? Bei der Antwort darauf schwant einem nichts Gutes. Daher: Augen auf bei der Berufswahl!

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                            • 4 .5

                              Statt Joe Armstrong (Michael Dudikoff) kloppt sich nun Sean Davidson (David Bradley) an der Seite von Curtis Jackson (Steve James) durch die Horden angreifender Ninjas. Wie durch ein Wunder gleicht seine Backstory so ziemlich der seines Vorgängers und praktischerweise haben beide sogar denselben Kumpel und Kampfgefährten. Aber auch sonst fügt sich der Neuling quasi nahtlos ein. Nur dass er eben nicht Michael Dudikoff ist. Dafür punktet er mit einer stilprägenden Frisur, bezüglich der ihm eigentlich allenfalls Chan Lee (Michelle B. Chan) das Wasser reichen kann. Aber die Damenfrisuren innerhalb der 'American Fighter' Reihe stellen ja ohnehin ein ganz eigenes Kapitel dar...

                              Was die Handlung betrifft, wird hier keinerlei Risiko eingegangen. Ganz im Gegenteil: Die Ninja-Privatarmeen werden immer selbstverständlicher - ob sie sich in der Vergangenheit nun bewährt haben oder auch nicht... Aber ab dem vierten Film wird sicherlich alles anders. Ganz bestimmt! ;-)

                              (Nachdem es bei den beiden Auftaktepisoden mitunter noch Höchstwertungen geregnet hatte, sieht hier die Bewertungsverteilung dann doch deutlich verheerender aus und erscheint auf dem Diagramm stark nach links verschoben. Wobei es aber danach aussieht, dass sich einige der größten Fans der beiden ersten Teile hier einer Bewertung sowie eines Kommentares enthalten haben.)

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                                (Gleiches Spiel wie schon beim Vorgängerfilm: Die Bandbreite der Bewertungen auf meiner Buddylist reicht von einem bis zehn Punkten, nur mit dem Unterschied, dass die Anzahl der Bewertungen bereits deutlich abgenommen hat.)

                                Es geht weiter: Ninjas, die als legendäre Kampfmaschinen angepriesen werden, aber eigentlich nur cool gekleidetes Kanonenfutter darstellen, holen sich reihenweise ihre Prügel beim Protagonistenduo, bestehend aus Joe Armstrong (könnte ein Name passender sein?) und Curtis Jackson (visionäre Namensgebung!), ab. Gefährlich wirken die Ninjas mit den coolen Moves und Gimmicks wie Wurfsternen in erster Linie aufgrund ihrer enorm großen Anzahl und ihres doch recht unkonventionellen Kampfstils. Kein Problem aber für den Protagonisten, der seinerzeit praktischerweise selbst eine vergleichbare Kampfausbildung genießen durfte. Somit lässt sich ein Joe Armstrong dann natürlich auch nicht einschüchtern. Und falls es doch einmal eng werden sollte, steht ja immer noch sein Stuntdouble zur Verfügung, das zwar völlig anders aussieht, aber dafür zuverlässig zur Stelle ist.

                                Das Fazit fällt dann auch ähnlich aus wie beim ersten Teil: Kurzweiliger (wenn auch sinnbefreiter) Prügelspaß vor exotischer Kulisse. Wer noch nie ein Fan von solchen Filmen war, wird es wohl auch heute nicht mehr werden. Alle anderen können sich auf diese Weise ein Stück alter Zeiten zurück in ihr Leben holen. Und das ist immerhin schon mal mehr, als manch andere Filme bieten können.

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                                  Framolf 27.07.2020, 19:45 Geändert 28.07.2020, 02:55

                                  Wer kennt es nicht: Da bist du mitten im Wald unterwegs und wirst von kriminellen Kombattanten aufgehalten, da greift plötzlich ein Rudel Ninjas in den Kampf mit ein. Gekämpft, weggelaufen, im Wasser gelandet, Haare schnell gestylt und weiter geht’s.

                                  Wer Geschichten wie dieser etwas abgewinnen kann, wird mit 'American Fighter' seine helle Freude haben. Diese könnte sich sogar fast ins Unermessliche steigern, wenn man auch großen Spaß an Goofs hat. Da wird noch selbst auf der geradesten Strecke wild hin und her gelenkt, doch von außen keinerlei Spur von irgendwelchen Schwankungen. Die 80er eben. Wobei man fairerweise zugeben muss, dass solche Stunts in den vorherigen Jahrzehnten auch in großen Produktionen noch Usus waren.

                                  Zurück zum Film: Die beiden Helden prügeln sich durch eine Handlung, deren vermeintliche Wendungen genretypisch unzählige Kilometer gegen den Wind stinken. Spannung kommt dabei nicht (mehr) auf, aber immerhin kurzweilige Unterhaltung und das gewohnte 80er-Jahre Retro Feeling – und genau deshalb greift man ja auch selbst heute noch zu Filmen wie 'American Fighter'.

                                  (Die Tatsache, dass auf meiner Freundschaftsliste so ziemlich die gesamte Bandbreite an Bewertungen zwischen einem und zehn Punkten vertreten ist, deutet dann auch darauf hin, dass hier eine aussagkräftige Bewertung kaum möglich sein dürfte. Nach rein handwerklichen Kriterien müsste sie wohl irgendwo im Bereich des unteren Durchschnitts liegen, rein emotionale Nostalgiewertung fallen dementsprechend höher aus. Daher lässt es sich dann auch auf die einfache Formel bringen: Wer gerne filmische Zeitreisen zurück zu etwas schrottig angehauchten Kampffilmen der 80er Jahre macht, ist hier auch 35 Jahre später nicht schlecht aufgehoben. Allen anderen sei ein weiter Bogen um die 'American Fighter' Reihe empfohlen.)

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                                    Framolf 24.07.2020, 03:43 Geändert 24.07.2020, 03:57

                                    ...the land of the free
                                    and the home of the raped.

                                    Oder so ähnlich.

                                    Drama? Horror? Thriller? Oder (wie von MP behauptet) gar Mysterythriller? Dazu später mehr.

                                    Filme wie dieser haben es nicht ganz leicht, ihren Weg zum Publikum zu finden. Denn am gewaltigsten kann 'Red White & Blue' wirken, wenn man ohne jegliches Vorwissen an die Sache herangeht. Dann allerdings läuft die Inszenierung Gefahr, womöglich einige Zuschauer bereits während der ersten Hälfte zu verlieren, wenn alles andere als klar ist, wohin genau die Reise wohl gehen wird. Es beginnt als Arthousedrama, das zunächst scheinbar ohne klares Ziel vor den Augen durch eine triste Szenerie mäandert. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und eine Wendung jagt die nächste. Der Schrecken, der lange Zeit unter der Oberfläche liegt und zunächst in erster Linie in Form von (seelischen) Narben aus der Vergangenheit sichtbar wird, wird plötzlich konkretisiert und die daraus erwachsenen schrecklichen Konsequenzen werden gezeigt. Und ehe man sich versieht, brechen sich die Konsequenzen aus den Konsequenzen und kurz darauf auch deren Folgen Bahn. Was bleibt, ist das Bild eines hoffnungslosen Umfeldes, dessen Bewohner an Narben leiden, die immer wieder zu eitern beginnen und neue Entzündungen im Körper hervorrufen. Und stets im Bild präsent: Die US-Amerikanische Flagge. Mal im äußerlich kleinbürgerlichen Vorgarten eines im Inneren völlig verwahrlosten Hauses (welch ein Sinnbild!), mal als Patch auf der Jacke derjenigen Figur, die als letzte logische Eskalationsstufe dieser Entwicklung erscheint. Doch ist sie es wirklich? Ein Blick auf die aktuelle Situation lässt zehn Jahre nach der Veröffentlichung von 'Red White & Blue' schlimmste Befürchtungen aufkommen.

                                    ++ Mega-SPOILER ++

                                    Ein Kleinkind wird missbraucht und geht Jahre später als selbstzerstörerischer Racheengel auf einen trostlosen Feldzug gegen das andere Geschlecht. Ein Monster wurde aus einem anderen Monster geboren. Eines Tages gerät sie an die Falschen, die ihrerseits zu einem Gewaltexzess ansetzen. Diese wiederum erweisen sich als gefundenes Fressen für einen passionierten Tierquäler, der von seinen ganz eigenen Dämonen geplagt wird und seinerseits ein unschuldiges kleines Mädchen in die Sache mit hineinzieht, womit der Kreis dann theoretisch von neuem beginnen könnte. Durchbrochen werden kann er in diesem speziellen Fall nur durch eine folgenschwere Entscheidung des kleinen Mädchens. Aber wer weiß schon, wen der Rächer in Zukunft noch heimsuchen wird?

                                    So oder so: Eine Gesellschaft, die nach derartigen Prinzipien funktioniert, ist nicht weniger als komplett am Arsch! Und mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen in Portland und anderen Städten, wird auch Simon Rumley, der Autor von 'Red White & Blue' mit Entsetzen feststellen müssen, dass die Lösung der derzeitigen politischen Führung in offenbar noch mehr Gewalt besteht. Ist überhaupt nur ansatzweise ein Weg aus dieser Spirale heraus erkennbar? Jedenfalls nicht mittelfristig und schon gar nicht kurzfristig. Glückwunsch an die Kinder von morgen.

                                    ++ SPOILER ENDE ++

                                    Kurz noch zur handwerklichen Dimension: Ganz besondere Beachtung verdient neben dem (hinsichtlich Erzähl- und Zeitstruktur) höchst unkonventionellen, innovativen und dadurch besonders wirkungsmächtigen Drehbuch des Autorenfilmers Simon Rumley der von Richard Chester beigesteuerte Score, der bei oberflächlicher Betrachtung vielleicht etwas wirr wirken mag, aber doch seiner Zeit weit voraus ist. Was ein knappes Jahrzehnt später (spätestens mit 'Jackie') im Mainstream angekommen war, nämlich das bewusste Aufreißen und Zerhacken von Räumen durch gezielt gesetzte Dissonanzen, die zugleich auch inneres nach außen kehren und großes Unbehagen erzeugen, um dann im entscheidenden Moment (schein-)kathartisch aufgelöst zu werden. Nicht zuletzt auch dadurch bekommt dieses Werk seine ganz eigene Note, die irgendwo zwischen Bizarrheit und Ultrarealismus pendelt. Prädikat sehenswert! Aber vermutlich nur für einen kleinen Teil des Publikums. Wer beispielsweise 'Blue Ruin' mag, kann sicherlich auch hier mal sein (Un-)Glück versuchen.

                                    Fun Thought: Unausgesprochen steht hier auf zynische Weise gewissermaßen auch stets der gleichnamige Song von Lynrd Skynrd im Raum.

                                    PS: Wie so oft ist auch die Genrezuordnung durch MP mal wieder völliger Nonsense. Drama ja, aber Mysterythriller mal so gar nicht. Aber wäre MP ohne fehlerhafte Filminformationen überhaupt noch MP? Wahrscheinlich nicht...

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                                      Framolf 23.07.2020, 00:53 Geändert 23.07.2020, 04:27

                                      Die Entführung des Lindbergh-Babys – vermutlich bis heute die Mutter der US-Amerikanischen Verbrechen des vergangenen Jahrhunderts. Kaum ein anderer Fall fand so oft und kontinuierlich über viele Jahrzehnte hinweg Eingang in die Medien und unzählige popkulturelle Produktionen. So auch in dieses von HBO produzierte Justizdrama.

                                      Gezeigt wird die Geschichte aus der Perspektive des Hauptverdächtigen Richard Hauptmann, der aber in den US-Amerikanischen Medien stets Bruno Hauptmann (sein anderer Vorname) genannt wurde, da dies für amerikanische Ohren fremdländischer klingt und damit bereits von vornherein für eine gewisse Argwohn sorgen soll. Man sieht also schnell, wohin die Reise geht. Erzählt wird eine Geschichte über einseitige und unzureichende Ermittlungen und eine dementsprechende Manipulation der öffentlichen Meinung. Obwohl laut Zeugenaussagen zwei Männer am Tatort gesehen wurden (deren Fußabdrücke übrigens nicht der Schuhgröße Hauptmanns entsprechen), wurden offenbar keine weiterreichenden Ermittlungen mehr angestellt und dementsprechende Vorstöße einzelner Akteure wurden rasch unterbunden. Müßig, zu erwähnen, dass auch einige Zeugenaussagen (u. a. auch die von Lindbergh selbst) mehr als holprig daherkommen.

                                      Mark Rydell fängt dies in seinem Film recht unaufgeregt, aber trotzdem eindringlich ein und deutet viele Dinge an, die hier schiefgelaufen sind. In den Jahrzehnten nach dem Verbrechen kamen immer weitere Details über die Ermittlungen ans Licht und ganz unabhängig von der Schuldfrage lässt sich konstatieren, dass von einigen Beamten alles andere als gute Arbeit geleistet wurde. Auch der zuständige Gouverneur, der seinerzeit einige Aspekte der Ermittlungen hinterfragt hatte, wurde damals offenbar massiv unter Druck gesetzt, was den Eindruck erweckt, dass hier anscheinend der Schwanz mit dem Hund gewedelt hatte...

                                      Bei der Sichtung von 'Das Verbrechen des Jahrhunderts' stellt sich (unausgesprochen) der Eindruck ein, dass Hauptmann möglicherweise – ohne groß Fragen zu stellen – einen Teil des Lösegeldes waschen sollte oder wollte, aber ansonsten nicht weiter in das Verbrechen involviert war. Ein mysteriöser Mann namens Isidor Fisch, der ihm noch 7000 Dollar schuldete, gab ihm laut seiner Aussage vor dessen Ausreise nach Deutschland ein verschlossenes Paket zur Aufbewahrung, das ungefähr die doppelte Summe der Schulden enthielt. Wenn man davon ausgeht (reine Spekulation meinerseits!), dass Hauptmann über den Inhalt des besagten Paketes in Kenntnis gesetzt wurde, wäre es ein klassischer Fall von Geldwäsche und somit allenfalls Beihilfe zu dem eigentlichen „Hauptverbrechen“ (sofern Hauptmann ansonsten nicht involviert war, was durchaus plausibel erscheint). Dennoch sollte man nicht unerwähnt lassen, dass Hauptmann zuvor bereits in Deutschland wegen mehrerer Einbrüche für vier Jahre in Haft saß.

                                      → Trotz des hinlänglich bekannten Topiks ist 'Das Verbrechen des Jahrhundert' ein gut besetztes (Stephen Rea, Isabella Rossellini) Kriminaldrama, dessen Sichtung sich für Genrefans auch knapp 25 Jahre nach der Erstveröffentlichung fraglos noch lohnt.
                                      (Umso unverständlicher erscheint, dass es dieser Film bisher auf gerade mal drei Bewertungen bei MP bringt).

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                                        Kann man im juristischen Sinne schuld an einem Selbstmord sein, indem man zu einer Person mit starken suizidalen Tendenzen engen Kontakt hält (wenn auch überwiegend per Mail) und diese mit äußerst widersprüchlichen Nachrichten in ihrem Vorhaben mal bestärkt und mal davon abrät?

                                        Der Duden nennt vier Bedeutungen für den Begriff „Schuld“. Zwei davon sind in dem hier vorliegenden Kontext nicht von Belang. Die anderen beiden lauten:

                                        A) Ursache von etwas Unangenehmem, Bösem oder eines Unglücks, das Verantwortlichsein, die Verantwortung dafür.

                                        B) Bestimmtes Verhalten, bestimmte Tat, womit jemand gegen Werte, Normen verstößt; begangenes Unrecht, sittliches Versagen, strafbare Verfehlung .

                                        Michelle Carter, deren Handy seinerzeit beschlagnahmt wurde, wird vorgeworfen, den ungefähr gleichaltrigen Conrad Roy zum Selbstmord angestachelt zu haben. Laut der ermittelnden Beamten liegen zahlreiche Textnachrichten vor, in denen sie den ohnehin schon schwer suizidgefährdeten jungen Mann (er hatte bereits drei gescheiterte Selbsttötungsversuche hinter sich) dazu ermutigt haben soll, sein Vorhaben nun endlich in die Tat umzusetzen. Mutmaßliches Motiv: Geltungsbedürfnis gegenüber ihren Mitschülerinnen und ihrem restlichen privaten Umfeld.

                                        Um es kurz zu machen: Wie aus zahlreichen Medien bereits hinlänglich bekannt sein dürfte, setzte Roy sein Vorhaben in die Tat um und Carter steht nun diesbezüglich vor Gericht.

                                        Im Sinne der erstgenannten Definition von Schuld könnte man feststellen, Michelle Carter dürfte zwar nicht die (alleinige) Ursache für Roys tragisches Schicksal sein, eine gewisse Verantwortung ist ihr aber wohl dennoch zuzuschreiben. Da diese Definition hier also nur sehr bedingt weiterhilft, lohnt sich vielleicht ein Blick auf die zweite Auslegung: Der Verstoß gegen Werte und Normen sowie sittliches Versagen dürften in diesem Fall wohl außer Frage stehen. Doch ob es sich dabei auch um eine strafbare Verfehlung handelt, darüber streiten sich die Gelehrten. Offenbar geben auch die einschlägigen Bundes- und Bundesstaatsgesetze in dieser Hinsicht nicht ausreichend her. So ist es dann auch kein Wunder, dass gegen Endes des Prozesses auch der Richter selbst ausdrücklich auf höhere Instanzen verweist. Was diese entscheiden würden bzw. werden, bleibt bis auf Weiteres völlig offen.

                                        Vielleicht kann man es so formulieren: Selbst wenn sie ihm tatsächlich helfen wollte, so hat sie ihm doch einen Bärendienst erwiesen. Auch und gerade durch ihren offenbar extrem stark ausgeprägten Narzissmus erscheint sie nun in einem äußerst schlechten Licht. Vielleicht hätte sie Conrad (zumindest vorerst) vor Schlimmerem bewahren können, doch ihr Interesse daran hielt sich scheinbar in engen Grenzen. Nun findet sie sich in dieser extrem heiklen juristischen Lage wieder, bekommt aber nun auch genau die Aufmerksamkeit, um die sie dem Vernehmen nach zuvor so verzweifelt gebettelt hatte – und das sogar noch in einem stark gesteigerten Ausmaß. Insofern erscheint dann auch fraglich, ob es wirklich hilfreich ist, sie ins Zentrum einer international ausgestrahlten Dokumentation zu rücken. Die Wirkung auf potentielle Nachahmer könnte verheerend sein. Andererseits leidet ihre Reputation dadurch auch ganz extrem, was wiederum neue Probleme nach sich ziehen dürfte. Es bleibt spannend, wie es mit ihr wohl weitergeht...

                                        (Statt eines Filmkommentares wurde jetzt eher ein kleiner Meinungsbeitrag im Stil einer Kolumne daraus. Aber ich lasse es jetzt mal so... Für einen stärker filmbezogenen und somit konkreteren Ansatz verweise ich hiermit auf den Kommentar meines Vorredners und geschätzten Mitpiloten smartbo.) :-)

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                                          Überdrehte Screwball-Komödie, die mit einem hohen Staraufgebot realisiert wurde. Neben einem noch jungen Robert Downey Jr. finden sich Sally Field, Whoopi Goldberg, Teri Hatcher, Elizabeth Shue, Kevin Kline, Carrie Fisher und Costas Mandylor auf der Besetzungsliste.

                                          Nach einem völlig überdrehten Beginn mit schnell vorgetragenen Dialogen und einigen Easter Eggs gleicht sich die Handlung von 'Lieblingsfeinde – Eine Seifenoper' selbst immer mehr den Gepflogenheiten einer Seifenoper an und persifliert diese. Die Grenzen zwischen der Filmproduktion innerhalb der Geschichte und der Rahmengeschichte, also der Story des Filmes 'Lieblingsfeinde' selbst, verschwimmen immer stärker und die einzelnen Handlungselemente gehen zunehmend ineinander über. Dabei nimmt das ohnehin schon große Chaos immer weiter zu, bis am Ende einfach nur noch Durcheinander herrscht.

                                          → Eigenwilliger, aber durchaus unterhaltsamer satirischer Trip ins Filmbusiness.

                                          Gerade noch 6 Punkte.

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                                            // Jetzt haltet mal die Luft an! Denn hier folgen ein paar Zeilen über die dufte 'BMX Bande', die mit einigen Banditen aneinandergerät, die sich die Knete aus einem Überfall krallen und dann verduften wollen. Doch bevor diese Gauner wirklich mit dem Zaster türmen können, müssen sie erstmal an der 'BMX Bande' vorbei! //

                                            Wer den 80er Jahre Slang im ersten Absatz auch heute noch heiter oder vielleicht sogar ganz normal findet, ist bei diesem Film genau richtig! Die meisten Ausdrücke daraus kommen in den Dialogen übrigens tatsächlich vor. Rainer Brandt gefällt das!

                                            'Die BMX Bande' ist einer der ersten Filme mit Nicole Kidman und kommt auch fast vierzig Jahre später noch in einer wirklich schick restaurierten Fassung daher. Die Handlung ist kaum der Rede wert, aber der Nostalgiefaktor thront hier über allem, denn dieser Streifen versetzt den Zuschauer in eine Zeit zurück, in der das BMX seine Unschuld noch nicht verloren, aber auch noch nicht erlangt hatte. Doch wie geht dieses Oxymoron zusammen?

                                            Einerseits gestaltet sich 'Die BMX Bande' als dreister Werbefilm für ein zu der Zeit gerade aufkommendes Produkt. Andererseits wird hier sozusagen bereits vorab einer erst später so richtig entstandenen Subkultur gehuldigt, die ansonsten in den Medien jahrzehntelang kaum Beachtung fand. Regisseur Brian Trenchard-Smiths Film fängt den damaligen Zeitgeist gut ein und baut den Fahrspaß mit dem späteren Kultgefährt so oft wie nur möglich ein. In einer Zeit, in der an Tricks wie Flair, Cash Roll oder Truckdriver und eine Ausdifferenzierung der einzelnen Disziplinen (Street, Park, Dirt, Vert, Spine, Kickturn, Flatland und die diversen Renndisziplinen) allenfalls ansatzweise zu denken war, ging es in erster Linie darum, dieses später so beliebte Gerät möglichst bekannt zu machen. Wohin die Reise einige Jahrzehnte später führen würde (mittlerweile sogar bis zu Olympia, wo ab den Spielen in Tokio sogar noch die Freestyle Disziplin „Park“ hinzukommen wird), war zu dieser Zeit natürlich noch nicht absehbar. Und natürlich erst recht nicht, dass sich zeitweise eine Subkultur daraus entwickeln würde, die nun allerdings in (zumindest in manchen Facetten) doch wieder etwas stärker in Richtung Mainstream drängt.

                                            Sehr zur Freude der Szene und der interessierten Zuschauer melden sich selbst einige alte Haudegen wie Ron Wilkerson (auch im Rahmen des Oldschool Teams des legendären Bob Haro, dem die meisten Leute indirekt im Rahmen von Steven Spielbergs 'E. T.' begegnet sein dürften) mit seiner legendären Vorwärtsrolle und seinem bis heute einzigartigen Flatlandstil wieder zurück. Zwar sind die technischen und sportlichen Fortschritte, die mittlerweile in allen Teildisziplinen erreicht wurden, atemberaubend, aber den Stil der 80er Jahre umgibt nach wie vor ein beachtliches Flair, dem man sich auch als Zuschauer kaum entziehen kann. Im Film wird dieses zwar nur teilweise transportiert, was aber zu guten Teilen daran liegen dürfte, dass er in einer noch sehr frühen Phase dieses Sports produziert wurde. Die Fortschritte, die bereits eine halbe Dekade später erzielt wurden, verblüffen auch heute noch.

                                            → Sehenswerte Zeitreise für Freunde der 80er Jahre und/oder des BMX Sports. Auch wenn die Handlung extrem dünn erscheint, ist für gute Unterhaltung bestens gesorgt.

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                                            • 8 .5

                                              Genau mein Ding!

                                              'Counterpart' ist eine Hybride aus Spionage- und Science-Fiction-Serie, die das Understatement regelrecht zelebriert. Ganz ruhig und unaufgeregt wird eine durchgeknallte Geschichte vorgetragen, die das Spionagegenre auf ein ganz neues Level hebt. Spioniert wird hier vorrangig nicht zwischen zwei Ländern oder Welten, sondern... Ach, lasst eure Phantasie spielen und lasst euch vorher möglichst nicht spoilern (sofern ihr es nicht ohnehin schon mitbekommen habt).

                                              Besonders elegant erscheint hier der Modus der Informationsvermittlung. Dabei werden selbst die größten Ungeheuerlichkeiten mit einer Beiläufigkeit präsentiert, die ihresgleichen sucht. Doppelte Erklärungen finden sich nur in Ausnahmefällen, auf dreifache Erklärungen usw., wie man sie aus zahlreichen anderen Produktionen kennt, wird hier komplett verzichtet. Vieles wird dabei auch nonverbal vermittelt oder mit Worten nur angedeutet. Expressis-verbis-Erläuterungen finden sich in nennenswertem Umfang eigentlich nur in den letzten Episoden, da sonst vermutlich so manche Details in der Komplexität und den teils verwirrenden Konstellationen unterzugehen drohen würden.

                                              Auch wenn mehr oder weniger konsequent ausgespart wird, wie es um das Verhältnis der einzelnen Länder innerhalb der jeweiligen Seiten bestellt ist, entspinnt sich hier eine Spionagegeschichte, die ihresgleichen sucht. Jedoch hätte man damit die Handlung nur noch zusätzlich verkompliziert, was dann möglicherweise etwas zu viel des Guten gewesen wäre.

                                              Wie auch immer: Die Serie endet mit einem Paukenschlag, der eines Horrorfilmes würdig wäre. Zwar zeichnet sich dieser schon relativ früh ab, in seiner Wirkung wird er dadurch aber dennoch keineswegs abgeschwächt. Für Fans ist natürlich trotzdem schade, dass 'Counterpart' nach zwei Staffeln abgesetzt wurde.

                                              Der (zumindest in den Hauptrollen) hochkarätige Cast tut sein übriges zu dieser doch recht edlen Inszenierung. Ganz prominent im Rampenlicht findet sich dabei Oscar Preisträger J. K. Simmons, dem Kolleginnen und Kollegen wie Olivia Williams, Nazanin Boniadi, Richard Schiff, James Cromwell und Gastdarsteller wie Kenneth Choi oder Ulrich Thomsen zur Seite gestellt wurden. Und sogar ein sehr berühmter deutscher Komiker ist in einer kleinen Doppelrolle mit dabei. Nur einige der deutschsprachigen Komparsen fallen etwas ab. Während die deutschsprachigen Nebenrollen mit halbwegs prominenten Gesichtern wie Christiane Paul oder Ken Duken besetzt wurden, wirken einige der Kleinstrollen etwas holprig besetzt, was allerdings in der zweiten Staffel weitgehend behoben wurde.

                                              Überhaupt scheinen hier Produzenten am Werk zu sein, die über halbwegs profunde Kenntnisse über Deutschland verfügen zu scheinen, auch wenn sich hier und da einige kleinere Amerikanismen einschleichen (Frühstücksflockenpackung, Täterbeschreibung, Namensgebung). Auch bei den KfZ-Kennzeichen kommt es während der ersten Staffel immer wieder zu kleineren Unregelmäßigkeiten (so findet sich „drüben“ an der zweiten Stelle nach dem Berliner "B" mal eine Ziffer und mal ein Buchstabe. Die Tatsache, dass danach manchmal auch fünf weitere Ziffern folgen, lässt hingegen mit viel gutem Willen noch erklären).

                                              Verstörend: Verhältnismäßig großen Raum nimmt hier ein Handlungsstrang um eine grippeähnliche Epidemie ein, die auf der anderen Seite tobt. Mund-Nasen-Schutz-Masken prägen mancherorts das Alltagsbild und es gibt eine große Anzahl an Toten zu beklagen.

                                              → 'Counterpart' ist sozusagen eine Variation von 'Fringe' mit anderen Mitteln. Auch wenn die Geschichte sehr bedächtig inszeniert wurde, lässt sich dennoch keineswegs behaupten, dass sie ereignisarm wäre. Ganz im Gegenteil: Der Bodycount erweist sich sogar als vergleichsweise hoch. Daher sollte man die Unaufgeregtheit des Stils tunlichst nicht mit Ereignisarmut verwechseln. Jedenfalls kann sich der erste Serienstreich des Showrunners Justin Marks durchaus sehen lassen. Man darf gespannt sein, was er (abseits von 'Top Gun: Maverick' und 'Jungle Book 2') noch folgen lassen wird.

                                              PS: Der besagte Comedian ist NICHT Mario Barth. Man kann also ruhigen Gewissens mal reinschauen. ;-)

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                                                Framolf 13.07.2020, 02:19 Geändert 22.01.2021, 07:20

                                                Kauzige Mischung aus Thriller und Drama, die zu guten Teilen von ihrem namhaften Cast lebt. Neben Tommy Lee Jones, Melanie Griffith und Sting sind auch Sean Bean und dessen späterer 'Game of Thrones'-Kollege James Cosmo involviert. Die Handlung spult routiniert ein vom Film Noir angehauchtes Standardprogramm ab, daher dürfte der Schlüssel dazu, ob man diesem Film etwas abgewinnen kann oder nicht, in der Inszenierung durch Regisseur Mike Figgis ('Leaving Las Vegas') liegen. In einem unterkühlten Stil und unterlegt mit jazzigen Klängen wird eine Geschichte über einen Barbesitzer, einen Immobilienhai und einen Gelegenheitsjobber erzählt.

                                                Egal, ob man diesem Film etwas abgewinnen kann oder nicht, werden sich die allermeisten Zuschauer sicherlich einig sein, dass er zwar handwerklich ordentlich gemacht ist, aber Mike Figgis einen sehr eigentümlichen Stil gewählt hat. Ob man diesen mag, dürfte größtenteils Geschmackssache sein. Daher dürfte mein Urteil zu 'Stormy Monday' noch subjektiver sein, als es bei den meisten anderen Produktionen ohnehin schon der Fall ist.

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                                                  Kanadische Horror-Miniserie. Die Umsetzung von 'Darknet' wirkt so, als hätte jemand die Ideenschublade eines renommierten Autors geklaut und weiß jetzt nicht so recht, wie er diese Einfälle verknüpfen soll. Manche der Kurzgeschichten strotzen nur so vor Kreativität, aber nicht selten fragt man sich auch, was das denn nun eigentlich soll. Bei manchen Geschichten erscheint auch die Verknüpfung der Handlungsstränge enorm an den Haaren herbeigezogen.

                                                  Dennoch: Die ersten drei Episoden bieten knackige und originelle Unterhaltung für Horrorfans und geizen nicht mit Zynismus. In der zweiten Serienhälfte werden die Stories etwas holpriger, wodurch sich auch nachvollziehen und verschmerzen lässt, dass es die Produzenten bei nur einem halben Dutzend Episoden belassen haben.

                                                  → Verrückte Horrorunterhaltung für zwischendurch. Zwar kein Meilenstein des Genres, aber mit einigen Einfällen gespickt, die durchaus auch die Handlung eines kompletten Spielfilmes tragen könnten.

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                                                    'Possession - Das Dunkle in dir' fühlt sich an wie ein Best Of der Besessenheitsfilme des vergangenen Jahrzehnts. Manche Elemente wurden in diesem Film von Ole Bornedal schamlos aus anderen Produktionen übernommen, andere Bestandteile haben sich nachfolgende Filme offenbar von diesem hier abgeschaut. Aber gut, einige Dinge haben sich eben bewährt und sorgen auch mehrfach für Unterhaltung. :-)

                                                    Der Film an sich setzt auf eine überzeugende Atmosphäre, solide Darsteller (u. a. Jeffrey Dean Morgan aus 'The Walking Dead'), ein paar derbe Effekte, einen (gewohnt) kauzigen Exorzisten und einen McGuffin, der Angst und Schrecken verbreitet. Alles in allem eine mehr als ordentliche Mischung, nur leider eben ohne große Überraschungen. Für alte Genre-Hasen ist sehr vieles vorhersehbar. Kurzweilig gestaltet sich die Sichtung aber dennoch.

                                                    Der Titel dieses Filmes lädt natürlich zu einigen tieffliegenden Kalauern ein, aber die erspare ich euch heute ausnahmsweise mal. ;-D

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