Framolf - Kommentare
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Alle Kommentare von Framolf
Etwas eigenwillige Mischung aus Science Fiction, Abenteuer, Mystery und Jugendfilm. Ein paar junge Leute begeben sich in eine Höhle, um dort nach einem Professor zu suchen, der dort wiederum selbst auf der Suche nach einigen verschwundenen Leuten ist. Schnell wird dabei klar, dass in der Höhle etwas nicht stimmt – ganz besonders in Bezug auf das Zeitgefüge.
'Die Höhle – Das Tor in eine andere Zeit' erfindet sein Genre (bzw. den Mix daraus) ganz sicher nicht neu und kokettiert sogar noch mit einem Verweis auf 'Die Goonies'. Für leidliche Unterhaltung ist jedoch gesorgt, auch wenn hier und da die Plausibilität etwas leidet und so manche Entwicklung doch recht vorhersehbar ist. Doch trotz einiger Holprigkeiten gibt es zweifellos schlechtere Höhlen-Abenteuerfilme als 'Time Trap'.
Rundum durchschnittlicher Animationsfilm, der (sowohl stilistisch als auch inhaltlich) ungehemmt diverse andere Produktionen kopiert, oder - etwas freundlicher formuliert – zitiert. Die Botschaft, die darauf abzielt, Äußerlichkeiten nicht überzubewerten und stattdessen andere Werte als wesentlich zu betrachten, kann natürlich nicht oft genug wiederholt werden und kann womöglich sogar als Seitenhieb auf eines der ganz großen Animationsstudios betrachtet werden. Abgesehen davon fällt die praktische Umsetzung dieser Moral dann aber doch etwas dünn aus. In Anbetracht der vergleichsweise kurzen Laufzeit kommen zwar keine übermäßigen Längen auf, jedoch könnte sich bei manchen Zuschauern durchaus das Gefühl einstellen, dass die rund 80 Minuten Nettolaufzeit (ohne Abspann) dann auch reichen.
Fazit: Für eine einmalige Sichtung okay, besonders für Familien, die ihren Kindern eine etwas aussagekräftigere Botschaft als ein schnödes „Kauft Produkt xy!“ mitgeben wollen.
++ Leichte SPOILER ++
Unterkühltes, aber dennoch intensives Drama über eine Musiklehrerin (dargestellt von einer sehr versiert aufspielenden Nina Hoss), deren eigene Träume einst zerplatzt sind, die aber nun ihren Sohn und ihre Schüler ganz besonders unter Druck setzt. Einen ihrer Schüler, für dessen Aufnahme an der Schule sie sich stark gemacht hatte, nimmt sie mit extra großer Leidenschaft unter ihre Fittiche und drillt ihn auf eine Art, die phasenweise schon ein wenig an 'Whiplash' erinnert. Im Laufe der Handlung wird dabei klar, dass auch sie selbst offenbar eine sehr harte Erziehung „genossen“ hat und es scheint so, dass sich das Rad immer weiter drehen wird. Ein gewisses Maß an emotionaler Kälte wird in dem hier vorliegenden Fall ganz offenkundig von Generation zu Generation weitergegeben; ein Kreis der sich kaum durchbrechen lässt. Oder vielleicht doch?
'Das Vorspiel' bietet zwar ganz gewiss kein Gute-Laune-Kino, aber dramatische Episoden von absoluter Relevanz allemal. Nicht wenige Menschen können schließlich ein Lied davon singen, wie sie in ihrer Kindheit oder Jugendzeit zu Leistungen gedrängt werden sollten, zu denen ihre Eltern selbst nicht imstande waren. Sei es beim Sport, beim Musizieren, in der Schule oder auf anderen Gebieten: Elternteile, die durch ihre Kinder gescheiterte Träume nachholen wollen, sterben so schnell nicht aus. In manchen Fällen mag dies ein Segen sein und durch die entsprechende Förderung den Weg zu so mancher großer Karriere ebnen. In vielen Fällen dürften jedoch auch große Dramen daraus erwachsen; im Extremfall mit Nachkommen, die ihre hochgesteckten Ziele ebenfalls nicht erreichen können und Jahrzehnte später wiederum ihre Sprösslinge entsprechend einspannen.
→ Intensives Drama mit einer Handlung, die sich nahe an der Lebenswirklichkeit mancher Menschen befinden dürfte und einer überzeugend agierenden Nina Hoss.
++ Leichte SPOILER ++
Culture Clash der anderen Art. Im Gegensatz zu den (vornehmlich französischsprachigen) Tragikomödien über Gemeinsamkeit und Andersartigkeit, inszeniert Feo Aladag das Familiendrama 'Die Fremde' als triste, humorlose und hoffnungsarme Bestandsaufnahme, die sich fernab vom Gute-Laune-Kino a la 'Willkommen bei den Hartmanns' (und ähnlichen Produktionen) abspielt. Die Handlung dreht sich um eine türkischstämmige Frau (Sibel Kekilli), die ihren Ehemann verlässt und mit ihrem Sohn zurück zu ihren Eltern zieht. Besonders ihr Vater zeigt sich jedoch nur mäßig begeistert und fürchtet in allererster Linie um seinen Ruf, was den Neustart seiner Tochter nur noch zusätzlich erschwert. Und so steuert die gesamte Geschichte immer weiter auf eine Sackgasse und eine Katastrophe zu, die bereits zu Beginn des Filmes angedeutet wird.
Auch wenn in 'Die Fremde' sicherlich so manches Klischee bedient wird, so beschäftigt sich diese Produktion eben doch mit Problemen, die zumindest in manchen traditionell eingestellten Familien nach wie vor akut sein dürften – und das sicher nicht nur bei türkischstämmigen Familien. Denn ganz unabhängig von der kulturellen Dimension wird hier auch die Frage verhandelt, inwieweit sich in der heutigen Zeit eine übertriebene Fokussierung auf die Reputation und das Innenleben einer Familie überhaupt noch vereinbaren lassen.
Fazit: Durchaus sehenswert. Auch wegen der Darbietung Sibel Kekillis.
6,5 - 7 Punkte.
US-Drama über einen Musiklehrer und eine Austauschschülerin, die sich näherkommen. Wenn man so möchte, beschäftigt sich 'Breathe In' mit der zerstörerischen Kraft, die Liebe – oder besser: Begierde – haben kann. Zwar reiht die Erzählung ein Klischee an das nächste, aber im Großen und Ganzen vermag die Inszenierung durch Drake Doremus dennoch zu unterhalten.
Besonders sehen lassen kann sich die prominente Besetzung, die mit Guy Pearce, Felicity Jones, Amy Ryan und MacKenzie Davis so einige bekannte Namen aufweisen kann, was letztlich auch zur Erhöhung des Unterhaltungsfaktors beigetragen haben dürfte.
Oscar Madness Film 210 (1 Nominierung)
Französischer Stop Motion Kurzfilm, der das Thema Demenz behutsam, einfallsreich und poetisch in eine bildhafte Sprache übersetzt und dabei stets ein gewisse Eleganz wahrt. Die Oscarnominierung, die 'Memorable' dafür erhalten hat, erscheint als hochverdienter Lohn für diesen ambitionierten Ansatz und seine versierte Umsetzung. Dass die Arbeit der Filmcrew um Regisseur Bruno Collet bei der entsprechenden Verleihung nicht mit einer Trophäe gewürdigt wurde, erscheint nur schwer nachvollziehbar, doch letztlich stehen die Filmemacher dieses kleinen, aber besonderen Streifens damit in einer langen Reihe anderer französischer bzw. fremdsprachiger Produzenten animierter Kurzfilme, die bei der Verleihung der Goldtrophäen nicht berücksichtigt wurden. Immerhin wurde ihnen durch die Nominierung aber genügend Aufmerksamkeit zuteil, dass dieses kleine Kunstwerk die (weltweite) Beachtung findet, die es verdient. Großes Kleines Kino!
Oscar Madness Film 209 (1 Nominierung)
Stilistisch höchst eigenständiger Stop Motion Kurzfilm über einen jungen Mann, der in Kindheitserinnerungen schwelgt und diese mit einer bitteren Anklage von Chinas Xxx-Xxxx-Xxxxxxx* (s. Spoiler am Ende des Textes) verbindet.
Das Spiel mit den Puppen und deren Innenleben aus Watte wird durch Siqi Song versiert auf die Spitze getrieben. Alleine schon deshalb sollte sich eine Sichtung für aufgeschlossene Stop Motion Fans lohnen. Auch inhaltlich haben die Filmemacher einiges zu sagen und weisen auf ein Schicksal hin, das Millionen von Menschen widerfahren sein dürfte. Auch aufgrund der politischen Dimension dieser Geschichte erscheint die erfolgte Oscar-Nominierung dann auch nicht verwunderlich. Sie wäre aber auch abgesehen davon mehr als nachvollziehbar gewesen.
Fazit: Inhaltlich und stilistisch relevant. Klare Empfehlung!
MASSIVER SPOILER:
*Ein-Kind-Politik
Animierter Kurzfilm über eine Motte, der eine Spinne ins Netz geht. An sich zwar eine durchaus originelle Idee, aber was soll man damit anfangen? Die Spinne zerlegt ihre Beute nach allen Regeln der Kunst, doch wenn man Standbilder aus dem Film nehmen würde, wäre oftmals gar nicht so klar, was dort überhaupt zu sehen ist. Nebenbei bemerkt ist mir schon öfter aufgefallen, dass viele Spinnen Motten offenbar nur dann fressen, wenn die Not schon so richtig groß ist. Aber das hängt wahrscheinlich von der genauen Spinnen-Unterart genauso ab wie von der jeweiligen Mottenart ab, die sich im Netz verheddert.
Wie auch immer: Inhaltlich kann man in fünf Minuten Laufzeit natürlich keine epische Erzählung erwarten. In visueller Hinsicht treffen ein paar gute Ideen auf einige Bilder, die als doch recht gewöhnungsbedürftig gelten dürfen. Sowohl in stilistischer als auch in inhaltlicher Hinsicht. Die Idee, den Kampf auch „von innen heraus“ zu zeigen, verdient aber durchaus Anerkennung.
→ Licht und Schatten bei 'Loom'. Aber wie so oft bei Kurzfilmen, sollte man im Zweifelsfall ruhig mal reinschauen, denn mit der Investition von gerade mal fünf Minuten macht man selten etwas falsch.
Oscar Madness Film 200 (1 Nominierung)
Erschütternder Kurzfilm, der auf schockierende Weise eine wahre Begebenheit aus Guatemala in den Fokus nimmt. Dabei geht es um ein Waisenhaus, in dem die Jugendlichen (offenkundig aus politischen Gründen) aber de facto wie Schwerverbrecher behandelt werden. Einige sadistische AufseherInnen tun ihr übriges zu der Situation, die auf eine unfassbare Katastrophe zusteuert.
Mit dieser schockierenden Thematik sticht 'Saria' fraglos aus dem Kreis der nominierten Kurzfilme für die Oscarverleihung 2020 heraus. Auch wenn die Filmemacher letztlich gegen 'The Neighbors' Window' (wohl auch des Settings und der Sprache wegen) den Kürzeren zogen, ist ihnen dennoch der Beitrag gelungen, der bei großen Teilen des Publikums wohl am längsten haften bleiben dürfte.
Oscar Madness Film 204 (1 Nominierung)
Oscarnominierter tschechischer Kurzfilm über die Beziehung einer Tochter zu ihrem Vater, der im Krankenbett um sein Leben kämpft. In ästhetischer Hinsicht ist die eigenwillige visuelle Handschrift, die 'Dcera' trägt, einerseits höchst originell, andererseits aber auch sehr ungewöhnlich und nicht in jeder Hinsicht schön anzusehen. Eher wie ein knorriges Gesicht, das auf den ersten Blick sämtlichen Regeln der gängigen Modeerscheinungen widerspricht (Symmetrie etc.), aber andererseits gerade deshalb so interessant erscheint. Ähnlich sperrig wirkt der Erzählstil, mit dem der Inhalt vermittelt wird.
'Dcera' ist in mancherlei Hinsicht unbequem und unkonventionell, will ganz offensichtlich aber auch genau das sein. Für Zuschauer, die großen Wert auf Vielfalt legen und sich gerne auf neue Ideen und Entwicklungen stürzen, ist dieser Stop Motion Kurzfilm quasi Pflicht. Wer sich lieber von Wohlfühlgeschichten und schönen Bildern verwöhnen lassen will, wird hier jedoch nicht besonders glücklich werden.
Poetischer Stop-Motion-Kurzfilm über eine junge Frau mit einem Buckel, der derart ausgeprägt ist, dass sie wegen ihrer gekrümmten Körperhaltung ohne Hilfsmittel nur auf den Boden schauen kann. Da ist es kaum verwunderlich, dass ihr großer Traum der vom Fliegen ist, um endlich einmal die komplette Umgebung im Panoramablick sehen zu können und letztlich auch ihrer Realität entfliehen zu können. Nur leider wird ihr dieser Wunsch verwehrt. Was also tun?
'Henrietta Bulkowski' widmet sich auf verträumte Weise dem Außenseitertum und dem Gefühl des Alleinseins, das manchmal aber auch etwas trügerisch sein kann, denn schließlich vereinsamen sehr viele Menschen – wenn auch aus den verschiedensten Gründen. Umso tröstlicher ist es, dass dieser Kurzfilm diesen Personen Mut zuspricht und ihnen augenzwinkernd aufzeigt, dass kaum etwas für alle Zeiten in Stein gemeißelt sein muss.
→ Sehenswerter Kurzfilm mit einer klaren und herzerwärmenden Botschaft, der zugleich handwerklich hervorragend umgesetzt wurde.
Handgezeichneter irischer Kurzfilm über einen jungen Wal, der auf einen Vogel trifft, der in einen Käfig gesperrt an der Wasseroberfläche treibt. Inhaltlich wird ein Bogen vom Gesang der Vögel zu dem der Wale gespannt, doch der eigentliche Clou an dieser Produktion sind die kunstvollen Bilder, deren aufwändige Entstehung während des Abspanns skizziert wird. In 'The Bird & The Whale' verlaufen die Grenzen zwischen den Medien Film und Malerei sozusagen fließend bzw. sie gehen schwimmend ineinander über.
-> Für Animationsfilmfans sehenswert – sofern sie gerne auch mal über den Tellerrand blicken.
6,5 - 7 Punkte.
Französicher animierter Kurzfilm über die beiden wohl schlechtesten Bergretter weltweit. Gefühlt fügen sie ihrem Patienten (und auch sich selbst) weit mehr Schaden zu als der vorherige Unfall.
Die Animationen sind grundsolide, einige humoristische Einlagen werden geboten, nur das „besondere Etwas“, das vielen Kurzfilmen innewohnt, fehlt hier leider größtenteils. Dennoch macht man angesichts der kurzen Laufzeit mit einer Sichtung ganz sicher nichts falsch. Als Fan von Animationsfilmen erst recht nicht.
Fazit: Falls man jemals einen Unfall in den Bergen haben sollte, dann tunlichst nicht im Einsatzgebiet dieser beiden Bruchpiloten! ^^
5,5 – 6 Punkte
Französischer Animations-Kurzfilm, der so extrem kurz ist, dass sich zwar inhaltlich nicht viel mitnehmen lässt, aber das war ganz offensichtlich ohnehin nicht das Ziel der Produzenten. Vielmehr ist 'Maestro' eine Stilübung, die fast ausschließlich über die B-Note punktet, indem sie dem Zuschauer Bilder serviert, die derart atemberaubend animiert sind, dass sie vielen noch lange im Gedächtnis bleiben dürften. Gestochen scharfe Bilder sowie unfassbar detailreich dargestellte Tiere und Kulissen. Der Kurzfilm 'Maestro', der ganz offenkundig als Visitenkarte von Illogic gedacht ist, muss sich in visueller Hinsicht selbst vor der Konkurrenz aus Hollywood nicht verstecken. Eher im Gegenteil, den geboten wird hier purer visueller Genuss. Ganz großes kleines Kino!
Rabenschwarze Tragikomödie über einen Lokführer, der binnen eines Monats gleich zwei Menschen überfährt und dem von seinen Kollegen eingeflüstert wird, dass ihm bei dem dritten Unfall mit Todesfolge eine satte Abfindung winkt...
So geschmacklos diese Prämisse auch klingt, so warmherzig und augenzwinkernd gestaltet sich der Rest dieses kleinen filmischen Trips mit Colm Meaney (Star Trek TNG & DS9) und Gemma Arterton. Der besagte Lokführer und ein Mann mit Selbsttötungsabsicht (Meaney) begeben sich auf eine gemeinsame Reise in die Vergangenheit des Zweitgenannten, an deren Ende dessen Tod stehen soll. Ob es auch wirklich so kommen wird?
'3 und raus!' erweist sich trotz der schwarzhumorigen Anfangssequenz als lebenbejahende Erzählung über zwei ungleiche Freunde (oder zumindest Kumpels) und die Dinge, die im Leben wirklich zählen. Also Werte und Kategorien wie Freundschaft, Familie, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und das Übernehmen von Verantwortung. Der Weg zum Ziel erscheint etwas skurril, doch die Essenz der Erzählung dürften wohl viele Zuschauer unterschreiben. Klare Empfehlung für Fans von Tragikomödien.
Gerade noch 7 Punkte.
Technisch ansprechend umgesetztes Fantasyabenteuer, dem es aber an einer erinnerungswürdigen Handlung und einer gewissen thematischen und stilistischen Eigenständigkeit mangelt. Der Cast weist mit Judy Dench, Josh Gad und Colin Farrell zwar durchaus einige prominente Namen auf, doch einige der Charaktere wirken so seelenlos, dass es fast egal ist, wer sie spielt. Besonders der Protagonist macht es den Zuschauern nicht leicht, ihn zu mögen. Neben seiner unterkühlten Art und seinem offenbar sehr großen Reichtum ist er auch noch ein Genie auf nahezu allen Feldern der Wissenschaft und Technik. Da kann es durchaus auch mal vorkommen, dass er innerhalb kürzester Zeit bahnbrechende Erfindungen macht oder architektonische Entwürfe erstellt. Toll zwar für ihn, aber dadurch geht ihm einfach eine gewisse Erdung ab, die ihn für das Publikum greifbar macht. Während ein Harry Potter, um einen vielzitierten Vergleich hier mal zu bemühen, dem bei allem Talent immer wieder mal Fehler unterlaufen, so manche blinde Flecken hat, die er nur mit Hilfe seiner Freunde und Weggefährten ausgleichen kann, wirkt Artemis Fowl wie von einer anderen Welt. Auch wenn Artemis einer Romanserie entstammt, so wirkt er natürlich geradezu prädestiniert für eine Disneyproduktion: Halbwaise, wohlhabend, talentiert und mit einem großen Abenteuergeist gesegnet.
Disney zieht sein Ding eben weiterhin konsequent durch: Große des Budgets für Technik und Darsteller und nur ein paar Krümel für die Drehbuchautoren (abgesehen von den Filmrechten an der literarischen Vorlage). Das Ergebnis sieht dann eben so aus wie im Falle von 'Artemis Fowl'. Angesichts der sehr verhaltenen Zuschauerresonanz dürfte Disney wahrscheinlich ganz froh sein, einen halbwegs eleganten Weg gefunden zu haben, 'Artemis Fowl' einen Flop an den Kinokassen zu ersparen. In Zeiten, in denen das Kino coronabedingt ohnehin schwer zu kämpfen hat und das neue hauseigene Streamingportal händeringend nach frischen Original-Inhalten lechzt, liegt es natürlich nahe, den Film direkt im Internet zu verwerten. Praktisch für Disney: Zwei Fliegen mit einer Klappe und zumindest noch ansatzweise Schadensbegrenzung betrieben.
Das Fazit fällt dann wie so oft aus bei Disney: Technisch ansprechend, inhaltlich allerhöchstens Durchschnitt. Und selbst das ist wohl eher ein Euphemismus. Schön für jeden, der Spaß dran hat. Fraglich nur, ob es allzu viele Zuschauer geben wird, die sich auch wirklich gerne in diese Welt entführen lassen wollen...
4 – 4,5 Punkte.
(Vorneweg: Wer den Film nicht gesehen hat, wird wahrscheinlich nicht viel mit meinem Text anfangen können, da der wesentliche Teil in Spoilertags steht. Und wer ihn kennt, schüttelt womöglich den Kopf und interpretiert ihn ganz anders. Aber ich beanspruche hier keinesfalls, DIE Lösung gefunden zu haben, sondern will ganz bewusst nur einen möglichen Interpretationsansatz zur Diskussion stellen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gibt es auch noch andere Ansätze, die genausosehr oder vielleicht sogar noch stärker zutreffen könnten. Wie das eben oft so ist bei derart kryptischen Filmen. Daher soll mein Filmkommentar auch nur einen bescheidenen Beitrag zu einer Diskussion liefern und keinesfalls irgendetwas definitiv erklären, denn dazu wären wohl nur die Autoren in der Lage, deren Intention mich allerdings schon sehr interessieren würde).
Auf den ersten Blick firmiert Steffen Köhns Langspielfilmdebüt als Partyfilm, aber schon nach wenigen Minuten wird klar, dass diese Beschreibung höchstens ein wenig an der Oberfläche kratzt. Doch worum geht es eigentlich? Egal, welchen hermeneutischen Zugang man wählt, man wird wohl oder übel Steinchen für Steinchen zusammensetzen (oder zumindest auf den gewählten Ansatz hin prüfen) müssen und setzt sich dann immer noch dem Risiko aus, grandios fehlzuinterpretieren. Einen Versuch ist es trotzdem wert:
++ SPOILER ++
Unmittelbar nach der Entlassung aus ihrem Job, den sie für gerade mal zwei Tage innehatte, macht sich Mercedes, verkörpert durch Mercedes Müller („verkörpert“ und nicht „gespielt“(!), denn die Grenzen verlaufen hier offenbar ganz bewusst fließend, worauf die Namenswahl hindeutet), auf den Weg zum „Heimat“-Festival, das mit quasi-religiösen Botschaften in Werbespots beworben wird. Von großen Selbstzweifeln geplagt und ohne eine Idee, in welche Richtung es sie künftig ziehen wird, scheint sie von den entsprechenden Werbebotschaften und den Textnachrichten eines jungen Mannes namens „Boy“ angezogen zu werden wie eine Motte vom Licht. Auf dem Festival angekommen erhält sie als Zahlungsmittel ein Armband, von dem sich schnell herausstellt, dass es zugleich ein Statussymbol darstellt. Denn nur mit einem ganz bestimmten Typus des Armbands erhält man Zutritt zu einem sagenumwobenen und exklusiven Partybereich, zu dem nur ein erlesener Kreis Zugang hat.
Rein äußerlich befindet sich die Handlung also sehr nahe an Simon Verhoevens '100 Pro', aber faktisch könnte der Unterschied größer kaum sein. Bereits nach wenigen Minuten auf dem Heimat-Festival wird klar, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Jeder scheint Mercedes Namen zu kennen und immer wieder spricht eine rätselhafte Stimme zu ihr, deren Ursprung nicht ganz klar ist. Scheinbar kommt diese zwar aus ihrem Armband, aber kommt sie vielleicht nicht doch vielmehr aus ihrem Inneren? Zäumen wir das Pferd von hinten auf und nähern uns der Sache deduktiv:
Um auf die besagte Exklusiv-Party gelangen zu können, benötigt man ein goldenes Armband und muss sprichwörtlich über Leichen gehen (bzw. sich daran vorbeirudern lassen). Wie man an das Armband gelangt ist, interessiert übrigens niemanden. Sicherheitskontrollen gibt es ebenfalls keine. Man hat schließlich schon allein durch den Besitz des Armbandes seines Vertrauenswürdigkeit nachgewiesen...
Angekommen auf der "besonderen" Party trifft die Protagonistin dort auf zwei Typen von Feiernden: Menschen (vornehmlich Frauen) mit einem falschen Lächeln, das mittels einer entsprechenden Spange fixiert wurde und Leute (zumeist Männer), deren Mund auf zombieartige Weise weit offensteht – unfähig, sich richtig zu artikulieren, aber stets bereit, zuzubeißen und alles um sich herum zu verschlingen. Beide Gruppierungen tragen weiße Gewänder. Nur Boy, der DJ, nicht. Dieser trägt nämlich auch eine Reihe schwarzer Verzierungen auf seiner Kleidung und hat zunächst keine der beiden Mundklammern angelegt. Mercedes hingegen trägt eine schwarze Jacke; auf ihrem Rücken prangt in riesigen weißen Lettern „UR“. Bildlicher lässt sich der Kontrast aus Schein (angetackertes Lächeln) und Sein („Du bist“) kaum darstellen. Zwar lässt sich die Protagonistin durch Boy ganz kurz von der feierwütigen Meute vereinnahmen, doch schnell besinnt sie sich der zweiten Mitgift, die sie neben der Jacke von einigen Hippies (es sind nicht wirklich Hippies, aber als Kampfbegriff erscheint diese Umschreibung hier recht griffig) erhalten hat und reicht sie dem DJ als Geschenk und es lässt es eben auf ihre ganz eigene Weise krachen, die sie offenbar am Ende dieser Odyssee für sich entdeckt hat. Denn letztlich hatte sie die Wahl: Mittanzen als unkenntliches Mitglied der uniformen Menge oder sein, wer sie möchte, was ihr von den Personen im Bunker nahegelegt wurde. Ein Problem ist beiden Gruppierungen gemein: Sie beide stehen ganz bewusst außerhalb der großen Masse, die (buchstäblich und sprichwörtlich in der Mitte) vor den großen Bühnen feiert und keine Notiz von den Extremen an den beiden Enden der sozialen Skala nimmt oder nehmen will. Die einen reden sich mantraartig ein, frei zu sein, sitzen aber auf ihrer Insel fest, die anderen haben ihr selbstgewähltes Exil in einem Bunker bezogen, dessen Tür zwar prinzipiell jedem offensteht, sich aber jederzeit verriegeln lässt. In Bezug auf diesen Punkt sind dann auch die thematischen Überschneidungen zu Lucas Valenta Rinner 'Die Liebhaberin' frappierend. Oder um es auf eine Kernaussage zuzuspitzen: Wie viel ist finanzieller Reichtum in einem weniger reichen Umfeld tatsächlich wert, wenn man dadurch faktisch in einer Enklave festsitzt? Ist das dann noch Exklusivität oder vielleicht doch schon selbstgewählte Isolation?
Und wie verhält es sich mit der großen Masse, die sich nichts um den Rest schert – oder allenfalls nach oben lugt und gerne ebenfalls aufsteigen würde? Das Model-Casting weist den Weg: Die destruktivste aller Kräfte gewinnt, während die Teamplayer in die Röhre schauen. Und das ist ganz sicher kein Zufall, sondern eher eine Beschreibung des Ist-Zustandes. Der finale Satz vor dem Abspann lässt keinen Zweifel: „You're part of it!“. Und wenn sie nicht gestorben sind, so tanzen sie eben noch weiter um das goldene Kalb. In diesem (übertragenen!) Sinne: POW POW!
Selbstverständlich lässt sich 'Smile' nicht nur nach dieser sozialzentrierten Lesart deuten, sondern auch als bissiger Seitenhieb auf die Partyszene und auf gesellschaftliche und technologische Tendenzen, die in näherer Zukunft so oder so ähnlich eintreffen könnten. Auch die sektenähnlichen Züge lassen sich bei Weitem nicht nur auf die Ersatzreligion des Geldes oder des Ansehens übertragen, sondern sicherlich auch noch auf weitere Bereiche. Aber zumindest als streitbare These, an der man sich ggf. abarbeiten kann, sollten diese Zeilen ausreichen. :-)
++ SPOILER ENDE ++
Wenn Filmkritiker Oliver Armknecht (der Moviepilot ARMKNOLI) über „eine fremde Welt, in der es zwar Lächeln gibt, aber keine Gefühle“ schreibt, trifft er den Kern der Sache perfekt auf den Punkt, ohne sich dessen selbst ganz gewiss zu sein. Ähnlich geht es dabei auch mir, wenn auch in etwas abweichender Form: Trotz (oder gerade wegen) eines halbausgereiften Interpretationsansatzes bleiben nach wie vor einige Fragezeichen stehen, die so gesehen eben auch Futter für das Gehirn sind und zur Auseinandersetzung mit dem Gesehenen zwingen. Recht viel mehr kann man mit einem Debütfilm eigentlich gar nicht erreichen. Hut ab vor Steffen Köhn.
(Die vorhergehenden Zeilen sind ganz ausdrücklich nicht als Interpretation gedacht, sondern vielmehr als These, die ganz bewusst zu Diskussionen einladen soll. Denn gerade bei rätselhaften Filmen (wie zum Beispiel 'mother!') zeigt sich oft, dass man sich der Intention auf mehreren Lösungswegen nähern kann, von denen keiner komplett zutrifft, aber dennoch jeder einen wichtigen kleinen Baustein zum Verständnis liefern kann. Wie bei einem Mosaik eben.)
++ Leichte SPOILER ++
Kurz und bündig: Thriller mit Mystery-, Crime- und Horrorelementen über einen Mann, dem das Herz eines Mörders eingepflanzt wurde und das nun versucht, sich Überhand zu verschaffen. Klingt nicht unbedingt originell und ist es im Grunde genommen auch nicht, aber solide inszeniert und gespielt ist dieser Thriller allemal.
Fast schon legendär hingegen ist, wie Regisseur Michael Cuesta hier einen namhaften Darsteller nach dem anderen in Kurzauftritten verheizt. Ulrich Thomsen, Pablo Schreiber und Michael Kenneth Williams zum Beispiel sind nur für wenige Minuten mit dabei.
→ Für Fans von düsteren Thrillern durchaus für eine einmalige Sichtung empfehlenswert, sofern man sich nicht an der etwas übernatürlichen Note stört.
Gerade noch 6 Punkte.
Ein kleines Mädchen wird von einem Hund schwer verletzt und ein Nachbar nutzt diesen Vorfall, um ihn (ohne jegliche Beweise) einem mental herausgeforderten jungen Mann in die Schuhe zu schieben, dessen Anwesenheit ihm schon lange ein Dorn im Auge ist. Schnell kommt der Durst nach Lynchjustiz auf und eine Gruppe von Hillbillies folgt dem Rachsüchtigen bereitwillig, denn er ist schließlich die große Autorität im Ort: Nämliche der Postbote! (An alle Postangestellten hier drin: No Offense! ;-) Aber wie sich dieser Typ hier aufspielt, hat schon was von Cliff aus 'Cheers'; nur weniger lustig und ohne jegliche Selbstironie).
Aber wie es das Filmplakat und der Titel schon andeuten: Der nicht gerade mit übermäßiger Intelligenz gesegnete Mob hat die Rechnung ohne die Vogelscheuche gemacht, zu der sie das Opfer verkleidet haben.
'Die Nacht der Vogelscheuche' bietet zwar 08/15 Horror, jedoch mit einigen zynisch-boshaften Spitzen und weiß zumindest solide zu unterhalten. Zwar ist der Grad an Vorhersehbarkeit hier schon besonders hoch, doch Langeweile sollte dadurch bei den allermeisten Zuschauern dennoch nicht aufkommen. Zumindest nicht bei Horrorfans. Und schon gar nicht bei solchen, die auch ganz gerne mal filmische Zeitreisen innerhalb des Genres unternehmen. In diesem Sinne: Hau rein, Vogelscheuche!
5 - 5,5 Punkte.
Drama? Thriller? Gangsterfilm? Roadmovie?
Von allem etwas, aber nichts davon so richtig!
'600 Miles' mit Tim Roth erzählt die Geschichte eines Schmugglers und eines Ermittlers, deren Wege sich kreuzen, was die Entstehung einer regelrechten Blutspur zur Folge hat. Im Prinzip ist damit auch schon die gesamte Handlung gespoilert, denn das Drehbuch zu diesem Film erweist sich als doch recht übersichtlich. Viel interessanter als die Gangster- und die Ermittlergeschichte an sich gestalten sich allerdings die (zumeist nonverbalen) Zwischentöne, die Regisseur Gabriel Ripsteins Film anschlägt. Da geht beispielsweise ein noch recht jugendlich aussehender junger Mann in einen Supermarkt, um einige Schachteln Munition zu kaufen, die ihm auch ohne Nachfragen ausgehändigt werden. Als er jedoch nach Zigaretten verlangt, wird er aufgefordert, seinen Ausweis vorzulegen. Die Vereinigten Staaten von Amerika eben...
Solche und ähnliche Szenen finden sich zuhauf in '600 Miles', besonders in den ersten Akten. So ist diese Produktion dann letztlich auch weniger ein für sich selbst stehender Thriller als vielmehr eine in Filmform gegossene Kritik an diversen gesellschaftlichen und politischen Fehlentwicklungen. Dennoch muss sich Ripstein vorwerfen lassen, trotz einiger guter Einfälle (wie etwa das Weiterlaufen des (On-)Tons über den gesamten Abspann hinweg) einen relativ minimalistischen Film, was grundsätzlich ja nicht schlecht sein muss, vorgelegt zu haben. Doch im Fall von '600 Miles' hätte sich durch den einen oder anderen erzählerischen Kniff vermutlich noch etwas mehr herausholen oder zumindest ein größeres Publikum ansprechen lassen. So aber bleibt es auch einige Jahre nach der Veröffentlichung bei einer recht überschaubaren Anzahl an Bewertungen auf den üblichen Portalen (imdb 2167, MP 60, Stand 17.08.2020). Schade eigentlich, denn solide Kost wird hier allemal geliefert.
Deutsches Drama, das (meines Erachtens) völlig zu unrecht bisher kaum Beachtung erfuhr. Mit Christiane Paul und Mercedes Müller sind zwar sowohl eine etablierte Größe sowie ein aufstrebender Stern des deutschen Filmes vertreten, aber bisher fliegt 'Was gewesen wäre' dennoch offenbar weiter unter dem Radar – was sich vermutlich auch nicht mehr allzu gravierend ändern wird.
Zwar vermag 'Was gewesen wäre' die Erwartungen, die der Titel erweckt, nie komplett einzulösen (zumindest nicht explizit), doch immerhin werden hier genug Denkanstöße gegeben, die der Gedankenwelt des Zuschauers überlassen werden. Präsentiert bekommt man also kein Alternativszenario im Stile einer „Was wäre wenn?“-Betrachtung, sondern vielmehr schlaglichtartige Eindrücke einer noch recht frischen Beziehung, die diversen Episoden einer anderen Beziehung aus der Jugendzeit der Protagonistin gegenübergestellt werden. Vieles spielt sich dabei im nonverbalen Bereich ab. Zwar kann sich das Publikum hier auch einfach nur berieseln lassen, aber eine gewisse Wehmut (die nicht zwingend negativ sein muss) kommt wohl besonders dann auf, wenn der Zuschauer Parallelen zu seinen eigenen Entscheidungen erkennt. Und, soviel sei unterstellt, diese dürfte so ziemlich jeder Rezipient hier ziehen können.
Florian Koerner von Gustorfs Regiedebüt bietet also weniger vorgekaute Betrachtungen, sondern animiert vielmehr seine Zuschauer zum Nachdenken über die eigene Situation sowie über diverse grundlegende Entscheidungen in der Vergangenheit und der Gegenwart, die unweigerlich auch die Zukunft betreffen. Welche Ansprüche haben wir an uns selbst und an unsere Partner? Welche Kompromisse sind wir bereit einzugehen und inwieweit tragen wir selbst zum Gelingen einer Partnerschaft bei? Diese beispielhaften Fragen kratzen natürlich nur an der Oberfläche und stellen nur einen Teil des hier behandelten Themenkomplexes dar. Aber einen ersten Eindruck dürften sie wohl vermitteln.
In diesem Sinne: Klare Empfehlung an Fans von Dramen, die das Understatement pflegen und statt überzogen spektakulärer Fragen eher solche behandeln, die die allermeisten Zuschauer und deren Lebenswirklichkeit betreffen dürften. Das mag vielleicht nicht immer den ganz großen Wirbel verursachen, von Bedeutung ist es aber allemal.
6,5 – 7 Punkte.
Unspektakuläres Drama (oder doch eher Thriller?) über drei politische Aktivisten, die es mal richtig krachen lassen wollen...
Ruhig und bedächtig inszeniert Kelly Reichardt die Vorbereitungen zu der Aktion und wahrt dabei stets eine gewisse Distanz zu ihren Protagonisten. Aus nachvollziehbaren Gründen wird dabei nicht besonders tief in die Emotionalisierungs- und Identifikationstrickkiste gegriffen. Einige Elemente der Handlung werden eher phlegmatisch heruntererzählt und dem großen Ereignis an sich wird (wohl auch aus finanziellen Gründen) deutlich weniger Aufmerksamkeit zuteil als den Geschehnissen im Vorlauf und im Nachgang.
Der Cast kann sich mit Dakota Fanning, Jesse Eisenberg, Katherine Waterston, Peter Sarsgaard und Logan Miller durchaus sehen lassen und auch ansonsten ist handwerklich alles im grünen Bereich – vor allem in Anbetracht des vermutlich eher überschaubaren Budgets.
'Night Moves' ist sicher nicht die schlechteste Wahl für einen ruhigen Filmabend ohne großes Getöse. Wer die Serie 'Sleeper Cell' mochte, könnte vielleicht auch 'Night Moves' etwas abgewinnen. Naturgemäß kann hier zwar aufgrund der sehr viel kürzeren Laufzeit vieles nur angedeutet werden, aber das Prinzip ist ähnlich. Daher eine verhaltene Empfehlung meinerseits.
(Meine Punktewertung könnt ihr hier getrost ignorieren, da dieser Film so speziell ist, dass es mir unmöglich erscheint, hierfür eine passende Wertung zu finden.)
Außerordentlich kauzige Mystery-Stilübung, die sich emsig verschiedener Elemente aus dem Horror-, Thriller-, und Science-Fiction-Genre bedient. Regisseur Andrew Patterson zelebriert in seinem Erstlingswerk die Fünfziger Jahre und macht sich einen Spaß daraus, die damalige Sicht auf zeitgenössische, aber auch auf zukünftige technische Errungenschaften genüsslich durch den Kakao zu ziehen. In visueller Hinsicht versucht er, den Zuschauer - vor allem in den ersten Akten durch lange Plansequenzen, in denen die Kamera den Protagonisten folgt – sozusagen als unsichtbaren und passiven Charakter mit in die Handlung zu holen. Das Publikum trottet gewissermaßen den beiden Hauptfiguren hinterher und wohnt deren anfänglichen Gesprächen bei - ganz egal, wie belanglos diese auch sein mögen. Kurz bevor sich möglicherweise Ermüdungserscheinungen bei Teilen des Publikums einstellen können, zieht er die Spannungsschrauben ein wenig an und etabliert ein Geheimnis, das es zu lüften gilt. Ein mysteriöses Störsignal gibt dabei Rätsel auf, die es zu lösen gilt. Warum Patterson diese Verzerrungen auch immer wieder in visuelle Inhalte übersetzt, bleibt bei aller Stilverliebtheit aber weitgehend unklar. Da hilft dann auch die nebulöse Einleitung nicht nennenswert weiter, die in dieser Hinsicht eher Verwirrung stiftet als zu einem besseren Verständnis beiträgt. Während die Handlung von 'Die weite der Nacht' extrem minimalistisch daherkommt, werden die stilistischen Spielereien so sehr ausgereizt, dass sie mitunter schon etwas überstrapaziert werden. Insgesamt erscheint die Inszenierung dadurch zwar vielleicht etwas ungeschliffen, aber alles andere wäre für einen Regisseur, der offenbar ganz bewusst seinen eigenen Stil ausloten will, fast schon frevelhaft.
Daher: Für neugierige Genrefans mit einer Vorliebe für Abwechslungen durchaus mal einen Versuch wert. Allerdings ohne jegliche Gewähr...
Französisches Drama über die Probleme aus dem Leben dreier Frauen. Eine von ihnen leidet darunter, bisher nicht schwanger geworden zu sein, eine andere hat Probleme, die Bedürfnisse ihres Partners und die ihres Sohnes unter einen Hut zu bekommen und die Dritte hat zwar eine einigermaßen intakte Familie, ist aber sehr schwer erkrankt.
'Der Kuss des Schmetterlings' lehnt sich an an die Gepflogenheiten des Episodenfilmes, ist selbst aber nur teilweise einer. Die drei Haupthandlungsstränge laufen zwar parallel und weitgehend getrennt voneinander ab, treffen jedoch auch immer wieder an diversen Berührpunkten aufeinander. Auf diese Weise ist Karine Silla eine Inszenierung gelungen, die (trotz eines Dirigenten und einer Schauspielerin als wesentliche Figuren) nicht allzu artifiziell geraten ist und sich letztlich erstaunlich nahe am realen Leben befindet. Auch wenn nur bedingt Antworten auf die gezeigten Probleme geliefert werden: Die diskutierten Themen weisen eine angemessene Relevanz auf und ein Großteil der Charaktere wirkt fein gezeichnet. Fast so wie in einem guten Roman. Da lässt es sich natürlich auch ein Gerard Depardieu nicht nehmen, ein kurzes Stelldichein zu geben. Aber auf fast schon metahumorige Weise wird die von ihm verkörperte Figur quasi-stummgeschaltet und somit marginalisiert. Aber seht selbst (wenn ihr wollt)...
6,5 – 7 Punkte.
(5 Bewertungen bei MP und 138 in der imdb. Da geht noch was!)
'Guilt by Association' legt den Finger tief in eine der vielen klaffenden Wunden des US-Amerikanischen Justizsystems. Der Titel umschreibt einen juristischen Sachverhalt, den man hierzulande wohl am ehesten mit der Bezeichnung „möglicherweise unwissentliche Mittäterschaft' umreißen könnte und betrifft offenbar in allererster Linie Angehörige von Angeklagten, denen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz zur Last gelegt werden. Klassische Fälle wären zum Beispiel der Transport einer Tasche, deren Inhalt man nicht kennt, oder die Annahme eine Telefonanrufes, der der Anbahnung einer illegalen Aktivität dient.
Zwei konkrete Beispiele aus dem Film: Eine Dame hatte ihrem Lebensgefährten mitgeteilt, dass er einen Anruf von einer bestimmten Person erhalten habe. Eine andere Verurteilte hatte ihrem Mann seine Sporttasche mitgebracht. Im ersten Fall kam der Anruf von einem Dealer, im zweiten Fall befanden sich Rauschmittel in der Tasche. Und in beiden Fällen beriefen sich die beschuldigten Frauen darauf, nichts davon gewusst zu haben. Die Crux an der Sache: Während die Haupttäter*innen aufgrund ihres größeren Wissens mehr Auskünfte vor Gericht geben können und damit oftmals enorme Strafmilderungen erhalten, können die besagten Mittäter*innen (egal ob unwissend oder nicht) zumeist nur wenig zur Aufklärung beitragen und erhalten dementsprechend höhere Strafen – die oftmals sogar deutlich strenger ausfallen als die der Haupttäter*innen und durchaus auch mal mehr als zwanzig Jahre betragen können.
Zwar merkt man 'Guilt by Association' durchgehend seine Herkunft aus dem Fernsehen an, doch das Thema gibt genug her, um zumindest solide zu unterhalten. Eine gewisse gesellschaftliche Relevanz ist ohnehin gegeben, denn es schadet ganz sicher nicht, den Fokus auch mal auf diese relativ unbekannte Besonderheit des US-Justizwesens zu richten.
Bemerkenswert: Rachel McAdams ist in diesem TV-Film in einer ihrer ersten Rollen überhaupt zu sehen. Hier bekleidet der spätere Star aus Filmen wie 'Sherlock Holmes', 'Doctor Strange' oder 'Spotlight' noch eine Nebenrolle. Der große Durchbruch durch 'Wie ein einziger Tag' folgte bereits zwei Jahre später.
5,5 Punkte für den Film an sich und einen halben Bonuspunkt für die Erschließung dieses durchaus wichtigen, aber kaum beachteten Themas.
(PS: Bisher erst zwei Bewertungen bei MP. Eine davon, wie sollte es anders sein, von smartbo, unserem Fachmann für Justizdramen und -dokus. Auf ihn ist einfach Verlass! :-) )