Framolf - Kommentare
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Alle Kommentare von Framolf
Ruhige Mischung aus Drama, Thriller und Krimi, die ähnlich unscheinbar daherkommt wie die beiden Protagonistinnen, aber es trotzdem faustdick hinter den Ohren hat. Tief in den Wäldern nahe der mexikanische Grenze gibt es einen See, an dem immer wieder Menschen verschwinden. An eben jenem Gewässer lebt eine junge Frau mit ihrer Mutter. Ganz schön gefährlich, so viel ist sicher! Nur für wen eigentlich?
++ Leichte SPOILER ++
Wenn man so möchte, stellt 'Coyote Lake' so etwas wie ein Spielfilm-Pendant zur Serie 'Dexter' dar. Eine Frau und ihre Tochter töten vermeintliche Kriminelle, um ihnen deren Habseligkeiten abzunehmen. Zwar redet die Mutter sich und ihrer Tochter ein, die Morde seien notwendig, um die Welt von Verbrechern zu säubern (was sehr an Harrys Code erinnert), doch es wird offenkundig, dass sie (analog zu ihrem Bruder im Geiste, dem Forensiker aus Miami) auch eine gewisse Willkür walten lassen.
Die ruhige Inszenierung, die vielleicht auch die größte Stärke von 'Coyote Lake' darstellt, bedeutet zugleich auch die größte Schwäche dieses Filmes - je nach den Vorlieben des Zuschauers. Wer dem etwas bedächtigen, aber auch unheilvollen und bedrückenden Erzählton etwas abgewinnen kann, ist hier goldrichtig. Alle, denen es auf rasante Action und hohes Erzähltempo ankommt, werden eher enttäuscht werden.
Daher: Klare Empfehlung an Fans von eher ruhigen Thrillern.
Filmemacher Michael Madsen (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Schauspieler) besucht in seiner Dokumentation 'Into Eternity – Wohin mit unserem Atommüll?' ein derzeit in Planung und Bau befindliches Atommüllendlager in Finnland und wirft eine Reihe praktischer Fragen zu diesem Thema auf. Einige Beispiele: Sollte man den Eingang zur Lagerstätte kenntlich machen oder ihn verstecken? Wie sichert man das Lager bestmöglich gegen äußere Umwelteinflüsse und Eindringlinge ab? Auf welche Weise lassen sich spätere Generationen wirkungsvoll vor den dort lagernden Gefahren warnen?
Zu Wort kommen bei der Beantwortung fast ausschließlich Personen, die auf irgendeine Weise in den Bau des besagten Lagers involviert sind. Auf die Befragung von Umweltschützern oder Befürwortern anderer Energieerzeugungsmöglichkeiten wird offenbar ganz bewusst verzichtet. Auch Geologen und diverse andere unabhängige(!) Fachleute werden nur unzureichend bis gar nicht gehört. Klingt zunächst nicht unbedingt nach einer redlichen Herangehensweise. Doch der erste Blick täuscht. Denn bei der Sichtung wird offenbar, dass die befragten Beteiligten bereits selbst so viele Widersprüche und augenscheinlich (mit derzeitigen Mitteln) unlösbare Probleme aufwerfen, dass Kritik von außen kaum noch nötig erscheint. Das Unterfangen, radioaktive Abfälle über einen Zeitraum von mindestens 100.000 Jahren (vermutlich aber sogar zehn mal so lange) effektiv und ungestört einzulagern, erscheint derart irrwitzig, dass einem selbst die involvierten Mitarbeiter nicht glaubhaft vermitteln können, wie dies gelingen soll. In Anbetracht der Tatsache, dass bisher kaum ein menschliches Bauwerk mehr als 10.000 Jahre überdauern konnte (ganz ohne, dass ihm Radioaktivität zusetzen würde) erscheint dieses Unterfangen mehr als fragwürdig. Ein weiterer und ebenso wichtiger Punkt dürfte die unterirdische „Ausschilderung“ sein. Es mag sicherlich möglich sein, dass heutige Texte in ein paar tausend Jahren noch gelesen werden können, aber wie sieht es in 80.000 Jahren oder in 200.00 Jahren damit aus? Ganz zu schweigen von der Erhaltung der entsprechenden Trägermedien. Und selbst wenn in ferner Zukunft jemand die besagten Texte entschlüsseln können wird: Wird diese Person es schnell genug schaffen, bevor jemand anderes die Substanzen wieder an die Oberfläche schafft (womöglich sogar, um damit Schindluder zu treiben)? Und wie soll dies an mutmaßlich tausenden Lagerstätten weltweit gelingen?
Dieser Text ließe sich jetzt seitenlang fortführen und viele dieser Fragen werden in der Dokumentation auch diskutiert. Doch das Prinzip dürfte klar sein: Auch wenn die Auswahl der Interviewpartner sehr einseitig erfolgt, so gilt dies keineswegs für die Argumentation. Denn sowohl expressis verbis als auch zwischen den Zeilen erscheinen hier so viele Ungewissheiten an der Oberfläche, das diese Dokumentation dennoch irgendwie ausgewogen erscheint.
In handwerklicher Hinsicht macht Madsen hier ohnehin enorm vieles richtig, indem er das Thema nach hohen ästhetischen Maßstäben in Szene setzt. Natürlich sollte man sich als Zuschauer, der sich bereits ausreichend mit der Materie beschäftigt hat, keinen allzu großen Erkenntnisgewinn erhoffen. Die eine oder andere interessante Detailfrage wird aber durchaus aufgeworfen und allein schon die Reflexion über derlei Themen kann so manche Zuschauer für anstehende Diskussionen rüsten.
→ Fazit: Empfehlenswert!
Tragikomödie über die Ehefrauen von Soldaten, die einen Chor gründen, um einer gemeinsamen Beschäftigung nachzugehen, während sich ihre Männer im Auslandseinsatz befinden.
Den Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und humorvollem Trotz bekommt Regisseur Peter Cattaneo mit seiner Inszenierung 'Mrs. Taylor's Singing Club' erstaunlich gut auf die Leinwand und auch der Spannungsbogen, der zwar einer herkömmlichen Formellogik folgt, wirkt durchaus passend. Weitere Pluspunkte sammelt diese Produktion durch die sorgfältige Ausarbeitung einiger Charaktere und die engagierten Darstellerleistungen.
Eher fragwürdig mutet hingegen der zur Schau gestellte Fatalismus bezüglich der Kriegsthematik an. Auch wenn natürlich die Angst vor der Meldung von Sterbefällen stets latent mitschwingt und sogar wiederholt explizit thematisiert wird, so wird der Krieg an sich als quasi gegeben hingenommen. Der Einwurf eines Aktivisten, dass man für ein Ende des Krieges eintreten solle, wird mit dem Hinweis abgetan, dass das nicht möglich wäre, da man mit dem Krieg verheiratet sei. Natürlich soll dieser Filmkommentar jetzt nicht zu einer Abhandlung über die Notwendigkeit oder Rechtfertigung von Kriegen ausarten, aber da es sich bei den Truppen in der Handlung von 'Mrs. Taylor's Singing Club' um keine reine Verteidigungsarmee handelt, hätte man die Damen zumindest eine etwas ausführlichere Antwort auf die Vorlage des besagten Kriegsgegners geben lassen können. Natürlich kann und soll es nicht zwingend die Aufgabe einer Tragikomödie sein, die Legitimität von Kriegen im Allgemeinen zu verhandeln, aber zumindest den Ansatz einer Debatte hätte man schon zulassen können. Auch in Sachen Geschlechterbild und Rollenverteilung hat man es sich etwas arg einfach gemacht. Es gibt zwar Soldaten und deren Ehefrauen, aber Soldatinnen und deren Ehemänner spielen im Grunde genommen gar keine Rolle. Dabei hätte man gerade auf diese Weise ebenso zusätzliche Tragik wie auch Komik generieren können.
Wie auch immer: Unter dem Strich steht ganz gewiss kein schlechter Film, doch es wird auch gar nicht erst versucht, in höhere Sphären des Dramas vorzudringen. Immerhin wurden die besagten Chancen vermutlich eher tölpelhaft als böswillig vertan. Daher 5 Punkte.
Poetisches Drama über Trauer und Verlustbewältigung. Ein Mädchen wird nach dem Tod ihrer Eltern zu ihrem kauzigen Onkel gebracht, der ebenfalls einen Trauerfall zu beklagen hat. Dort entdeckt sie recht schnell einen herrenlosen Hund und einen versteckten Garten, der wie das Paradies auf Erden erscheint. Ein wahrer Ort oder eine Metapher für Hoffnung und Zuversicht? Oder gar beides?
Die Literaturverfilmung von 'Der geheime Garten' bietet eine bunte und deutlich beschwingtere Variation der Geschichte von 'Sieben Minuten nach Mitternacht'. Im Grunde genommen ist man hier auch nicht weit von der Handlung vieler Spukhausfilme entfernt. Charaktere werden von verschütteten Erinnerungen gequält, mit denen sie sich nicht auseinandersetzen wollen oder können. Erst die Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit ermöglicht ihnen, dass die Vergangenheit ihren Schrecken verliert und die Gegenwart wieder lebenswert erscheint. Hätte man die Geschichte konsequent aus der Sicht von Colin erzählt und die Handlung deutlich früher beginnen und enden, hätte man tatsächlich einen Horrorfilm daraus basteln können. Der hier gewählt Ansatz erscheint aber trotzdem weit sinnvoller, da er eine deutlich kraftvollere (und dennoch augenzwinkernde) Erzählung ermöglicht. Trotzdem ist der 'Der geheime Garten' ein anschauliches Beispiel dafür, wie schnell man durch das Drehen einiger Stellschrauben manche Drehbücher auf den Kopf stellen könnte. Es wäre sicher eine interessante Aufgabe, eine Buchverfilmung derart auf zwei völlig verschiedene Weisen zu präsentieren. 'Exorzist: Der Anfang' und 'Dominion: Exorzist – Der Anfang des Bösen' lassen grüßen.
Aber zurück zum eigentlichen Thema: Die unaufgeregte Inszenierung durch Marc Munden setzt konsequent auf den Kontrast von Tristheit (im Haus) und Farbenpracht (im Garten). Im Wald dazwischen dominieren naturgemäß Grün- und Brauntöne. Trotz der bittersüßen Geschichte überwiegen (nicht zuletzt aufgrund der Unbeschwertheit der Protagonistin) die optimistischen Anklänge, sodass sich der Film hervorragend als Familienfilm eignen dürfte, da er sich sowohl an Kinder als auch Erwachsene wendet und beide Gruppen gleichermaßen bedient, was nicht allzu viele Produktionen schaffen.
Gerade noch 7 Punkte.
Zeitgemäße Neufassung der originalen Romanverfilmung von 1990. Dementsprechend exzessiv wird hier auch auf CGI gesetzt, was sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt. Einerseits hat die neue Inszenierung einiges von dem schrulligen Charme des Erstlings eingebüßt, andererseits hält die Version von Robert Zemeckis auf diese Weise aber auch ein paar kleine Zucker-, äh natürlich Käsestücke für die Zuschauer parat. Die Mimik der animierten Mäuse ist in einigen Szenen bemerkenswert gut gelungen. Denn während sich bei den sonstigen Animationen Licht und Schatten finden, spiegeln die Gesichter der kleinen Protagonisten die entsprechenden Emotionen sehr beeindruckend wider. Zumindest in mehreren Einstellungen, wenn auch nicht in allen.
Die Geschichte an sich präsentiert die erwartete Mischung aus Fantasy, Horror, Märchen und Komödie und eignet sich daher recht gut für eine Sichtung mit der ganzen Familie – sofern die Kinder nicht mehr allzu klein sind. Die Ausstattung wirkt stimmig, das Tempo wird nach dem eher beschaulichen Auftakt deutlich erhöht und das Ende umschifft die gängigsten Genreklischees.
Insofern ist das Remake von 'Hexen Hexen' ganz sicher keine Produktion, auf die die Filmwelt jahrelang gewartet hat, für rund hundert Minuten kurzweiliger Unterhaltung (noch dazu handwerklich sehr ordentlich umgesetzt) reicht es aber allemal.
6,5 – 7 Punkte.
('Hexen Hexen' ist ab sofort ohne Zusatzkosten bei Sky zu sehen. Soll keine Werbung sein, aber da MP ja lieber zehn mal auf dieselben Neuerscheinungen bei Netflix, Disney und Amazon hinweist (hm, warum wohl...? ^^), bin ich einfach mal so frei, darauf hinzuweisen... Werde den "Programmhinweis" demnächst wieder löschen ;-) )
Teils spektakulär bebilderte Doku über die Faszination der Isle of Man Tourist Trophy.
Straßenrennfahrer sind ein ganz besonderes Volk. Stets im Rausch der Geschwindigkeit, mit einer Risikobereitschaft am Rande des Möglichen und oftmals auch mit einer latenten Verachtung für die Kollegen auf den etwas weniger gefährlichen Rundstrecken.
'Isle of Man TT – Hart am Limit' nimmt sich der berühmt-berüchtigten Tourist Trophy und einiger ihrer Helden an und stellt dabei Guy Martin ganz besonders in das Zentrum der Schilderungen. Dieser wird begleitet bei den Vorbereitungen auf die Rennen und natürlich auch während der Veranstaltung an sich. Und ohne zu viel zu verraten: Genügend Stoff in Form von Dramatik und einschneidenden Ereignissen ist im Rahmen der gezeigten Rennen ohne jede Frage vorhanden.
Etwas befremdlich wird es aber, als sich die Witwe eines verunglückten Fahrers wünscht, ihre Kinder ebenfalls für Straßenrennen begeistern zu können. Wohlgemerkt nicht für herkömmliche Rennen auf halbwegs gesicherten und zu Rennzwecken konstruierten Ringstrecken, sondern für die Isle of Man Tourist Trophy. Bei allen Gemeinsamkeiten: Biker sind und bleiben eben in verschiedene Lager gespalten, die sich gegenseitig nur bedingt verstehen. Filme wie 'Isle of Man TT – Hart am Limit' helfen zweifellos, einen Einblick in das Leben und auf die Sichtweisen von Straßenrennfahrern zu bekommen. Dennoch ist und bleibt diese Szene eine eigene Welt, die zweifellos große Faszination ausübt, bei vielen Menschen (auch Motorradfahrern) neben Bewunderung aber auch Kopfschütteln erntet. Und genau das transportiert diese Dokumentation eigentlich ganz gut.
Nachklapp: Ian Hutchinson hat sich in den Folgejahren diverse weitere Brüche an seinen Beinen zugezogen. Connor Cummins absolvierte nach seinem Unfall noch zahlreiche weitere TT Rennen. Guy Martin verkündete nach einem misslungenen Comebackversuch (Honda zog sein Team wegen witterungsbedingt unzureichender Trainingsmöglichkeiten zurück) 2017 sein Karriereende.
Filmischer Ausflug in den stilisierten Alltag des Personals einer Kneipe. Erzählt wird die Geschichte einiger Mädels, die sich mit Geldsorgen oder aufdringlichen Gästen herumplagen müssen, während ihre resolute Chefin einige ganz eigene Probleme hat.
'Support the Girls' ist eher Milieustudie als Formelkino, denn eine Geschichte im klassischen Sinn, also mit dem aus vielen kommerziellen Filmen gewohnten Aufbau, gibt es hier allenfalls ansatzweise. Vielmehr wird das Publikum in die Szenerie geworfen und am Ende mit den Protagonistinnen wieder herauskatapultiert. Als Klammer dient eine zwar eine nachvollziehbare Sinneinheit (SPOILER Von der Einstellung bis zur Entlassung einiger Charaktere SPOILER ENDE), aber im Grunde genommen hätte vermutlich auch jeder beliebige andere Tag aus dem besagten Lokal gezeigt werden können – wäre da nur nicht eine gewisse Überstilisierung und Überspitzung. Und so läuft es hier eben auf einen kurzen Ausflug in einen kleinen Mikrokosmos hinaus, der genauso schnell wieder endet, wie er begonnen hat.
Dem Cast gehören neben Regina Hall u. a. Haley Lu Richardson, Brooklyn Decker, Lea Delaria ('Orange is the New Black') und Dylan Gelula ('Unbreakable Kimmy Schmidt') an.
Das Ergebnis von Andrew Bujalskis Inszenierung ist ganz sicher kein schlechter Film, aber dennoch einer, den man nur wenigen Zuschauern empfehlen kann.
Starbesetzter Actionthriller mit Jessica Chastain, Colin Farrell, Geena Davis, John Malkovich u. a. Doch leider kann das Drehbuch mit der Wucht dieser Namen nicht mithalten, denn es zeigt kaum Mut zu eigenen Ideen und wirkt in manchen Szenen auch nicht besonders um Authentizität bemüht. Letzteres geht zwar vermutlich auf das Konto der Regie, aber besser wird es dadurch natürlich auch nicht.
Immerhin macht das – nicht zuletzt dank der Musik - stimmungsvoll inszenierte Finale einiges an Boden gut, was den Gesamteindruck dann zumindest ins untere Mittelmaß rettet.
4 - 4,5 Punkte.
Tragikomödie über eine schwerstkranke Jugendliche, die sich mit einem rebellischen Zirkusartisten auf den Weg nach Paris macht. Man könnte meinen, die regelrechte Schwemme an Filmen, die genau diese Konstellationen aufweisen, müsste langsam abebben. Aber weit gefehlt.
Dutzende Tragikomödien über junge Paare, von denen ein Part (zumeist der weibliche) schwer krank ist, überfluten seit ein einigen Jahren – mit teils mäßigem Erfolg – die Leinwände und Bildschirme. Eigentlich machen Produktionen in diesem Subgenre derzeit nur Sinn, wenn man neue Facetten hinzufügen kann.
Regisseur Andre Erkau: "Hold my beer!"
Aber gut, hier ist keineswegs alles schlecht, doch der Innovationsgehalt tendiert leider gegen Null. Grundsätzlich ist es sicherlich eine gute Idee, diese Geschichte zu verfilmen, zumal sie einer schwer erkrankten Jugendlichen ein filmisches Denkmal setzt und die Romanvorlage ganz sicher auch viele Fans hat. Etwas mehr Esprit hätte die Inszenierung aber durchaus verdient. Zwar ist der Film an sich keineswegs schlecht, doch zurück bleibt das Gefühl, hier hätte sich mehr herausholen lassen. Und sei es nur über etwas mehr Subtilität oder einen bedeutungsvolleren Soundtrack. Und auch wenn die Geschichte auf einem Buch basiert, das auf wahren Begebenheiten beruht, könnten einige der Figuren kaum überzeichneter oder lebensfremder sein. Der Kassierer, der seine Tankstelle unbeaufsichtigt lässt, um sich eine Verfolgungsjagd zu liefern. Der Tätowierer, der offenbar Tag und Nacht Tattoos sticht. Oder die Rezeptionistin, die sich gleich zweimal mit primitivsten Mitteln übertölpeln lässt. Auch die etwas grotesk inszenierte Szene auf dem Bahngleis bzw. im Zug hätte etwas mehr Plausibilität vertagen können.
Doch bei aller Kritik hat dieser Film mit dem grenzwertigen Titel auch seine guten Seiten. Er feiert das Leben, die Liebe, die Loyalität, den Zusammenhalt und die Freundschaft. Verpackt in eine kurzweilige und episodenhaft angelegte Erzählung (wie man es eben von Roadmovies gewohnt ist) gehen die beiden Protagonisten auf eine Reise, auf der – fast schon obligatorisch in diesem Subgenre – eine große Bandbreite an Emotionen durchlebt wird. Die beiden Charaktere steuern auf den filmischen Höhepunkt in Frankreich und das unvermeidliche Schicksal zugleich zu. Eine bittersüße Mischung, die in ihren starken Momenten das Leben passend beschreibt, aber auch viel Potential ungenutzt lässt.
Die Schauspielerriege weist mit Max Hubacher, Til Schweiger, Heike Makatsch, Benno Fürmann, Jasmin Gerat, Jürgen Vogel u. a. zahlreiche Aktricen und Akteure von Rang und Namen auf, die Hauptrolle gehört aber Sinje Irslinger (Lissi aus 'Das schönste Mädchen der Welt'). Bemerkenswert ist, dass sich Til Schweiger ausnahmsweise mal für eine etwas schusselige, aber warmherzige Rolle hergegeben hat, was angesichts seiner zuletzt immer überzeichneteren Rollen als Coolness in Person mal etwas Abwechslung in seine Filmographie bringt. In einigen Szenen wächst er auch durchaus über sich hinaus, wobei er diesen Eindruck in einigen anderen Szenen allerdings auch wieder etwas relativiert. Dennoch gelingt ihm hier fraglos eine deutlich facettenreichere Darbietung als in den von ihm selbst inszenierten Filmen, in denen er zuletzt mitgewirkt hatte.
→ Es gibt fraglos zahllose schwächere deutschsprachige Produktionen, allerdings verschenkt diese Verfilmung auch leichtfertig die Chance auf ein noch sehr viel besseres Ergebnis.
Prädikat: Solide.
Kurzes Fazit zum diesjährigen Horrorctober
Gesichtet wurden Filme aus 14 Jahrzehnten. Die Kurzfilme aus den ersten beiden Jahrzehnten waren noch sehr verspielt, in den beiden folgenden Dekaden wurde es deutlich düsterer und bedrohlicher. Der technische Fortschritt wurde von Jahrzehnt zu Jahrzehnt größer und bekam mit dem Beginn des Tonfilms nochmal ganz neue Impulse. Auch in kreativer Hinsicht, da es erst dann zu einer ganz deutlichen Ausdifferenzierung und Fragmentierung des Genres kam. Zumindest in der Breite. Für viele Dekaden sind spezifische Trends erkennbar, doch eines haben fast alle gemeinsam: Die Rückbesinnung auf ihre Vorgänger. Zahllose Produktionen sind ihrer Vorgänger bewusst und reflektieren diese auf die eine oder andere Weise. Dasselbe gilt für das jeweils aktuelle Zeitgeschehen.
Mein persönlicher Punkteschnitt der Filme liegt bei respektablen 6,21 Punkten. Mal sehen, ob das im nächsten Jahr noch zu toppen ist.
Horrorctober 2020: Horror Evolution
Ein Paar kommt in eine Ortschaft, in der sich manche Leute extrem schroff verhalten und einige mysteriöse Dinge vor sich gehen. Da führt natürlich kein Weg daran vorbei, der Ursache für diese Verhältnisse auf den Grund zu gehen.
Regisseur Michael Melski bringt mit 'The Child Remains' klassischen B-Movie (Psycho-)Horror auf den Bildschirm. Die karge Optik passt einigermaßen gut zu der hoffnungslosen Szenerie und auch sonst ist hier viel solides Mittelmaß zu finden. Kreative Bäume werden jedoch ganz gewiss nicht ausgerissen. In der ersten Hälfte stellt sich der Eindruck ein, alles in so ähnlicher Form schon oftmals gesehen zu haben. Gegen Ende hin werden zwar ein paar eigenständige Elemente in die Handlung mit eingeflochten, wirklich plausibel wirken diese allerdings nicht immer.
→ 'The Child Remains' hat seine Momente, bedient aber auch viele Genreklischees. Für eine einmalige Sichtung gerade noch okay.
Besonderes Hghlight: Das „wunderschöne“ Lied, das der Musiker komponiert hat. xD
Horrorctober 2020: Horror Evolution
Ein Horrordrama ohne Hauptdarsteller. 'Lifechanger' erzählt die Geschichte eines Gestaltwandlers, der immer wieder neue Formen annehmen muss und dabei die jeweilige Vorlage für seine neue Gestalt zerstört. Das Drehbuch erzählt also zugleich auch die Geschichte eines Serienkillers. Der Erzählstil ist recht nüchtern, die Atmosphäre etwas unterkühlt, was aber ganz klar so gewollt ist, denn das Leben ist auch für den Protagonisten kein Zuckerschlecken.
Leid tun kann einem aber die Barkeeperin, deren Kundschaft hier sukzessive dahingemeuchelt wird. Es grenzt fast ein ein Wunder, dass die Bar über so viele Jahre hinweg fortbestehen konnte...
'Lifechanger' ist sicher kein Meilenstein für die Ewigkeit, aufgrund seiner recht originellen Thematik aber durchaus mal eine Sichtung wert.
Horrorctober 2020: Horror Evolution
Spätes Sequel des (zumindest im deutschsprachigen Raum) gleichnamigen Filmes von 1996. Aufgebaut wird hier eine zeitgemäße Version der Handlung, die ein wenig zum Kampf der Geschlechter stilisiert wird. Ohne große Schnörkel wird die Handlung vorangetrieben und ein Bedrohungsszenario aufgebaut, das aber niemals zu übermächtig wird. Auf diese Weise ist dann auch eine FSK-12 Freigabe gesichert.
Problematisch ist die hohe Vorhersehbarkeit. Man macht sich noch nicht mal ansatzweise Mühe, anstehende Geschehnisse zu verschleiern oder gar falsche Fährten zu legen. Abgesehen von einem gesalzenen Twist kündigen sich nahezu alle Ereignisse schon frühzeitig an. Das größte Manko stellt der lieblose Umgang des Drehbuchs mit seinen Charakteren dar. Bei einem Film mit dem Titel 'Der Hexenclub' würde man erwarten, dass er dem Publikum die vier Clubmitglieder wenigstens ansatzweise nahebringt. Aber wirklich charakterisiert werden mit Frankie und Lily (die bei MP unter dem Rollennamen „Hannah“ gelistet wird) nur zwei der vier Hexen. Die anderen beiden bleiben komplett farblos und bekommen auch nur entweder wenige oder durchweg belanglose Dialogzeilen. Wie soll man als Zuschauer mit Figuren mitfiebern, die offenbar sogar den Autoren selbst vollkommen egal sind?
Als reiner Unterhaltungsfilm für zwischendurch oder als Retro-Produktion (die zwar in der Gegenwart spielt, aber auf viele Weisen – etwa durch Kostüme, Musik usw. - an die Herkunft aus den 90ern anspielt) taugt 'Der Hexenclub' allemal; das ganz große Kino bekommt man hier aber nicht geboten. Weder im Horror- noch im Coming-of-Age-Segment.
Horrorctober 2020: Horror Evolution
Düsterer Mix aus Coming of Age Drama, Horrorkino und (Anti-)Superhelden-Azubi-Film, der als Spin Off der „klassischen“ 'X-Men'-Reihe nahe an der Hauptreihe liegt und sich dennoch unter seiner ganz eigenen Kuppel befindet. Der Tonfall ist etwas düsterer und es werden – wie der Titel schon sagt - neue Mutanten eingeführt, mit denen man sich auch für zukünftige Filme alle Möglichkeiten offen hält.
In Bezug auf die Vergangenheitsbewältigung der jugendlichen Charaktere, die teils von Missbrauch und Misshandlungen geplagt sind, erinnert 'The New Mutants' auch ein Stück weit an Andy Muschiettis Inszenierung von 'Es'. Dies gilt auch und besonders in Hinblick auf den Endkampf, bei dem der Gegner umso stärker wird, je mehr man ihn mit Ängsten füttert. Letztlich geht es also um den Kampf gegen die eigenen Dämonen. Und natürlich um die Kontrolle über die erwachenden Superkräfte. Josh Boones Inszenierung reduziert somit das Superhelden-Sujet wieder etwas mehr auf wesentliche Aspekte und verzichtet auf allzu übersteigerten Bombast. Somit lässt sich auch schon vorher erahnen, ob sich eine Sichtung lohnen könnte oder nicht. Wer es gerne aufwändig und konventionell mag, wird hier nur teilweise zufrieden gestellt werden. Sucht man aber nach einem Film, der die Genregepflogenheiten ein wenig variiert (jedoch ohne radikale Neuerungen zu wagen), sollte man durchaus mal eine Sichtung riskieren.
++ SPOILER ++
Nach der Sichtung wird dann auch klar, wieso es Disney so wichtig war, den fertigen Film nochmal umzuschneiden, Nachdrehs einzufügen und eine unbekannte Anzahl an Einstellungen zu streichen. Denn gerade die radikale Figurezeichnung läuft so ziemlich allem zuwider, was die Corporate Identity von Disney ausmacht. Eine der Figuren wurde als Kind verschleppt und von 18 Männern missbraucht (deren dämonische Zerrbilder entsprechend mit überlangen Fingern und platzhalterartigen Gesichtern dargestellt wurden). Eine weitere Figur leidet unter der Misshandlung durch einen Priester und Homosexualität wird als Selbstverständlichkeit behandelt. Die Krönung: Die Protagonistin ist keine Halbwaise, sondern *dramatischer Trommelwirbel* Vollwaise!
Unklar bleibt, wie wohl die Pflanzen unter der Kuppel bewässert werden und wie Dr. Reyes den Laden über längere Zeit alleine schmeißen konnte; aber geschenkt. Unter dem Strich steht ein kurzweiliger Ausflug ins 'X-Men'-Universum, der auf längere Sicht wohl den Status als Kuriosität innerhalb seines Kosmos einnehmen dürfte.
(Vorneweg: Trotz hoher Punktzahl keine allgemeine Empfehlung. Nur an Lovecraft Fans und die üblichen Verdächtigen, die ganz gerne mal in die Abgründe des Wahnsinns hinabsteigen. ;-) )
Horrorctober 2020: Horror Evolution
++ Leichte SPOILER ++
Jeffrey A. Browns Lovecraft Verfilmung beginnt ganz unscheinbar mit einem einem jungen Paar, das in einem Strandhaus auf ein anderes Paar trifft, mit dem sie es ein wenig krachen lassen – ganz züchtig, aber rauschhaft. Als sie am nächsten Morgen im Meer schwimmen wollen, häufen sich die mysteriösen Ereignisse und der Wahnsinn bricht sich Bahn. Wahrnehmungen werden zunehmend unzuverlässig und Personen ändern ihr Verhalten. Wohin das führen mag, bleibt zunächst rätselhaft, doch klar ist: Unheil zieht auf!
Mit relativ schmalem Budget, aber dafür sehr stilsicher, bringt Shudder eine Geschichte in die Kinos, die man am besten auch dort genießen sollte. Denn aus diesem schleichenden Albtraum gibt es kein Entrinnen – zumindest vor der großen Leinwand, wo man gewissermaßen gezwungen ist, sich voll und ganz auf das Geschehen einzulassen. Denn langsam, aber stetig zieht Brown die Schrauben immer weiter an. Der zunächst völlig belanglose Score wird immer grimmiger, bis er irgendwann anfängt, ganz gezielt das Trommelfell des Zuschauer zu attackieren. Ähnlich verhält es sich mit dem Drehbuch. Schnell wird klar, welche Figur das Identifikationsangebot im Ensemble sein soll, aber das Ausmaß, das diese Perspektivierung annehmen wird, ist zunächst noch unklar. Die besagte Figur nimmt den Zuschauer mit auf einen Trip in den Wahnsinn, ins Reich der Halluzinationen, der Ungewissheit, der Unzuverlässigkeit der eigenen Sinne und der bedrückenden Erlebnisse. Den Höhepunkt stellt in dieser Hinsicht eine nächtliche Fahrt durch den Nebel dar, die den Trip ins Ungewisse konkret erlebbar macht. Doch auch sonst bleibt die Kamera immer nah an der besagten Figur, was den Eindruck vermittelt, man wäre als stummer Begleiter mitten im Geschehen. Dabei bedient sich Brown diverser Stilmittel des 70er Jahre Horrorkinos. Nicht der schlechteste Ansatz in Anbetracht einer sehr überschaubaren finanziellen Ausstattung.
Auch wenn die Karten schon früh auf dem Tisch liegen, so kommt durch die Wahnsinns-Komponente doch ein gehöriger Unsicherheitsfaktor in diesen eigentlich eher abgestandenen Plot hinein. Das und die Verhaftung auf einer einzelnen Figur machen 'The Beach House' zu einem filmischen Fiebertraum, der unterkühlt und faszinierend zugleich wirkt. Ohne Frage gibt es ein Publikum für solche Filme, aber Produktionen wie diese spalten erfahrungsgemäß ihre Zuschauerschaft wie mit einer Axt in zwei Teile. Volle Konzentration auf das Geschehen dürfte die Wahrscheinlichkeit erhöhen, zu der zufriedenen (aber womöglich dennoch irgendwie verstörten) Hälfte zu gehören.
SPOILER
Auch wenn es hier um Terraforming geht: In Zeiten einer Corona-Pandemie einen derartigen Film (über eine Substanz in der Luft, die über die Atmung den Körper angreift) in die Kinos zu bringen, bewegt sich hart an der Kante zwischen Ironie und Boshaftigkeit und setzt dem Filmerlebnis am Ende noch zynisch-garstig eine blutige Krone auf. Schlechte Kritiken sind da bereits vorprogrammiert, begeisterte Stimmen aber sicherlich auch. Filme wie dieser sind eben nicht jedermanns Sache. Und Lovecraft-Verfilmungen schon gar nicht. In diesem Sinn: „Don't be scared!“
Oder vielleicht doch...?
Allen Zuschauern, die 'Kroos' und 'Schweinsteiger: Memories – Von Anfang bis Legende' (was für ein Titel!) bewusst aus den Weg gehen wollen, wurden in den letzten Jahren zahlreiche Fußballdokumentationen geboten. Von Maradonna über Pelé bis hin zur Nationalmannschaft von Amerikanisch Samoa wurde (zumindest gefühlt) so ziemlich jeder porträtiert. Da versteht es sich quasi von selbst, dass auch ein Film über Zlatan Ibrahimovic nicht fehlen darf.
Eigentlich grenzt es an ein Wunder, dass er es angesichts seiner kolportierten Überheblichkeit in bereits jungen Jahren so weit gebracht hat. Natürlich ist der Grat zwischen großem Selbstbewusstsein und Arroganz oftmals sehr schmal, aber gerade im Fußball scheitern in schöner Regelmäßigkeit hoffnungsvolle Jungstars, die zu früh zu hoch fliegen. Nicht so Zlatan, denn er ist nicht wie andere. Niemand ist wie Zlatan (außer Chuck Norris vielleicht). Immer wieder setzt er zu Bewegungen an, die so wirken, als würde er sich gleich selbst die Beine brechen, und zaubert dann irgendetwas enorm beeindruckendes daraus. Ibracadabra eben. Gerade diese Unberechenbarkeit macht ihn - neben seinem sehr speziellen Image – zu einem lebenden Mythos. The Man. The Myth. Zlatan.
Zu Wort kommen in dieser Doku in erster Linie ehemalige Weggefährten aus seiner Zeit in Malmö und Amsterdam. Gegen Ende machen die Filmemacher noch einen kurzen Abstecher nach Turin, der aber relativ hastig und lieblos abgehandelt wird und im Rahmen dieses Filmes eher eine Art Epilog darstellt und wie ein Nachdreh wirkt.
Vorsicht: Bei manchen Anbietern wird dieser Film ohne Untertitel angeboten, was aufgrund vier gesprochener Sprachen (schwedisch, niederländisch, englisch und italienisch) eine Sichtung nicht gerade zu einem ganz einfachen Unterfangen macht. Zumindest sofern man nicht all diese vier Sprachen fließend beherrscht. Das Nötigste bekommt man zwar auch mit, wenn man nur eine oder zwei dieser Sprachen versteht, aber je nachdem, welche dieser Sprachen man versteht, entgeht einem sicherlich auch so manches Detail. Vermute ich zumindest. Schätze mal, die Passagen, die ich nicht verstanden habe, waren sicherlich auch ganz interessant. ;-D Vieles davon lässt jedoch wettmachen, wenn man ein gewisses Vorwissen über die Karriere des stets bescheidenen, konventionell spielenden und niemals extravaganten (*hust*) Offensivspielers mitbringt.
Horrorcotber 2020: Horror Evolution
Eine US-Amerikanische Einheit wird im 2. Weltkrieg zu einer Wachablösung an einer französischen Villa geschickt. Ein ruhiger Job? Vielleicht, denn größere Schlachten toben in dieser Region gerade nicht. Würden dort nur nicht Ereignisse vor sich gehen, die sich rational nicht erklären lassen...
'Ghosts of War' bietet eine düstere Mischung aus Horror- und Kriegsfilm, die zunächst recht konventionell daherkommt, im Verlauf der Handlung dann aber immer mehr Rätsel, Unstimmigkeiten und Fragen aufwirft, die sich für den Zuschauer nicht so recht entschlüsseln lassen. Die Mysterien nehmen irgendwann so sehr überhand, dass am Ende nur noch ein großer Erklärbär hilft, der lange und breit erklärt, was in den vorangegangen anderthalb Stunden eigentlich vor sich ging. Von daher: Miträtseln macht (zumindest während der ersten Hälfte) nur bedingt Sinn. In den späteren Akten werden dann zahlreiche Hinweise ausgestreut, aber selbst hier bleiben immer wieder Puzzeleteile übrig, die nicht so recht ins Gesamtbild passen wollen (beispielsweise die Herkunft der rätselhaften Familie). Insofern sind die vollständigen Erklärungen, die am Ende geboten werden, dann wohl auch bitter nötig. (Für mich waren sie es zumindest)
Während dieser Horror-Kriegsfilm anfangs noch an eine Variation von 'Operation: Overlord' erinnert, biegt die Handlung gegen Ende hin in Richtung einiger vollkommen anderer Filme ab, die hier aber ganz bewusst nicht genannt werden, da sonst die Auflösung gespoilert würde. Eigentlich müsste man bei der Zuordnung auch noch ein drittes Genre nennen, aber auch das würde letztlich schon zu viel verraten.
Daher bleibt am Ende nur noch die Empfehlung, sich als Horrorfan ruhig mal an eine Sichtung zu wagen und ggf. einfach wieder abzubrechen, falls man sich hier doch nicht so gut aufgehoben fühlt. Denn zu genaue Beschreibungen würden den Spaß an der Sichtung nur verderben. So gesehen ist 'Ghosts of War' auch ein Film für etwas risikofreudigere Zuschauer. Die Chancen, dass man nach der Sichtung zufrieden ist, stehen durchaus gut, aber manche Zuschauer werden die Auflösung sicher auch als enttäuschend empfinden. In diesem Sinne: Ab in die Villa und herausfinden, was dort los ist!
Horrorctober 2020: Horror Evolution
Spukhaushorror (im weitesten Sinne) aus Südkorea. Viel Neues wird hier nicht geboten. Ganz im Gegenteil: 'The Closet' wartet mit einem Mix auf, der sich schon oft bewährt hat, der aber kaum noch jemanden überraschen dürfte. Eigentlich kann man sich hier sogar eine Spoilerwarnung sparen, da die meisten Horrorfans ohnehin schon zahlreiche Filme gesehen haben dürften, die die hier gezeigten Versatzstücke aufweisen. Der Spuk von jenseits greift in das Diesseits hinüber und setzt zunächst an einem Kind an. Zur Hilfe geholt wird ein exzentrischer Tüftler, der mit unkonventionellen Methoden Abhilfe schaffen will. 'Insidious' calling...
Wie es bei solchen Filmen dann oft so ist, werden zwar grundsolide Qualität und Unterhaltung geboten, aber leider fehlt den Filmemacher auch der Mut, stärker ins Risiko zu gehen. Für sich genommen ist 'The Closet' auch kein schlechter Film, aber in der Tradition zahlreicher ähnlicher Genrebeiträge eben doch nur Stangenware. Zwar sicherlich keine schlechte, aber eine einmalige Sichtung reicht dann auch.
Horrorctober 2020: Horror Evolution
Französischer Arthouse-Grusler von Jean Rollin. Man muss direkt dazu sagen, dass diese Genrezuordnung nicht wirklich den Kern der Sache trifft; es ist allerdings auch sehr schwer, ein besseres Label zu finden, denn 'Die eiserne Rose' ist einer jener Filme, die in einer völlig eigenen Liga spielen und lieber ein paar kleinere Unzulänglichkeiten in Kauf nehmen, statt ein bereits bewährtes Erfolgskonzept zu kopieren. Trotz einer völlig anderen Handlung fühlt man sich bei der Sichtung auch ein wenig an Carl Theodor Dreyers Klassiker 'Vampyr – Der Traum des Alan Gray' (1932) erinnert, der ebenfalls, wie der Titel schon sagt, einer gewissen Traumlogik folgt.
++ SPOILER! ++
Rollins inszeniert seine Schauergeschichte, in der ein junges (angehendes) Paar über einen Friedhof spaziert, als eine Art moderne Version des Undine Mythos. Eine vermeintliche femme fragile mit deutlicher Affinität zum Ozean kehrt die Szenerie nach einer Übergriffigkeit ihres Begleiters schleichend um und erlangt erst wahre Freiheit, als sie die vollständige Kontrolle erlangt. Aber das ist noch nicht einmal der wesentliche Kern dieser Geschichte, in der vordergründig relativ wenig passiert, aber die dennoch voller poetischer Metaphern und Thesen ist.
++ SPOILER ENDE ++
In bemerkenswerter Schönheit wurde dabei der besagte Friedhof in Szene gesetzt. Fragezeichen wirft jedoch stellenweise die Beleuchtung auf. Einerseits wird die Szenerie über weite Strecken sehenswert ausgeleuchtet, andererseits werfen die Charaktere in manchen Einstellungen aber gar Schatten in drei verschiedene Richtungen und sie bewegen sich eigentlich durchgängig in einer Art Spotlight, während die Umgebung fast durchweg stockduster erscheint. Letzteres lässt sich durch den allegorischen Charakter der Erzählung erklären, ersteres eher weniger. Ebenfalls erklärbar durch den Surrealismus sind die fast schon inflationär eingesetzten Knochen und Gebeine, die nur zu Beginn für Stirnrunzeln sorgen (ehe man ahnt, dass hier tunlichst nicht jede Einzelheit für bare Münze genommen werden sollte.
Auch knapp 50 Jahre nach seiner Veröffentlichung erweist sich 'Die eiserne Rose' noch als sehenswertes Kleinod des Horrordramas, das mittlerweile eher zu den verschütteten Schätzen des Genres zu zählen ist. Gerade für die Perlentaucher unter den Cineasten und/oder Horrorfans könnte daher eine Sichtung durchaus interessant sein. Grundsätzlich empfehlen kann man diesen Film aber sicherlich nicht jedem.
Horrorctober 2020: Horror Evolution
Mystery-Thriller mit vereinzelten Anleihen beim Psycho- und Horrorthriller.
'The Caller' erzählt die Geschichte einer jungen Dame, die plötzlich Anrufe aus der Vergangenheit erhält und in deren Alltag auch so einige weitere Ungereimtheiten auftauchen. Das Grundkonstrukt, das der Handlung zugrunde liegt (bzgl. des Zusammenspiels von Vergangenheit und Gegenwart), sorgt stellenweise eher für Verwirrung als für Klarheit. Auch die Spannung leidet ein wenig unter der Unverbindlichkeit der Ereignisse.
Auf der anderen Seite wirkt die Geschichte einigermaßen unverbraucht und die Atmosphäre erweist sich als wohlgesetzt, sodass sich eine Sichtung für Genrefans (und vielleicht sogar für weit mehr Zuschauer) durchaus lohnt.
5,5 Punkte mit leichter Tendenz nach oben.
Horrorctober 2020: Horror Evolution
++ Mini-SPOILER ++
Horror B-Movie mit einer simplen Handlung, die allerdings atmosphärisch äußerst dicht umgesetzt wurde. Und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt. Das Drehbuch wirkt wie der x.te Aufguss ein und desselben Stoffes, doch die Regie holt mit ihrem Stil der Inszenierung vieles wieder heraus. Die Atmosphäre wirkt düster und grimmig und der Score verstärkt diesen Eindruck zusätzlich. Durch die beiden Töchter und den zunächst ahnungslosen Vater findet der Killer trotz einer relativ hartgesottenen Mutter (Yvonne Strahovski) gleich drei Ansatzpunkte für seine Attacken, was das Gefahrenpotential für die Familie noch weiter verstärkt. Und so fällt auch nicht weiter ins Gewicht, dass die Menge der Innovationen, die das Drehbuch bietet, doch sehr überschaubar ist. Wirklich neu ist an 'He's out there' so gut wie gar nichts, aber aufgrund der packenden Umsetzung dürfte sich eine Sichtung für viele Genrefans dennoch lohnen – sofern man die Erwartungen nicht allzu hoch hängt.
Horrorctober 2020: Horror Evolution
++ Leichte SPOILER ++
Stangenware aus der Abteilung, in der die besonders gewöhnlichen Sachen hängen...
Die Prämisse an sich verspräche eigentlich schon gute Unterhaltung – wenn man sie nur in so ähnlicher Form nicht schon unzählige male gesehen hätte. Ein Mann verhält sich plötzlich immer sonderbarer, da mutmaßlich eine böse Macht in ihn gefahren ist. In den Siebziger Jahren hätte man auf dieser Grundidee sicherlich einen noch halbwegs überraschenden Film aufbauen können (auch wenn sie natürlich damals schon nicht mehr neu war). Vier bis fünf Jahrzehnte später taugt eine derartige Handlung aber meistens nur noch als Grundzutat, die auf irgendeine Weise nach Veredelung verlangt. Entweder durch herausragende schauspielerische Leistungen, innovative Details in der Handlung, bahnbrechende Tricks und Effekte oder was auch immer. Hier jedoch ist vieles nur Durchschnitt. Zwar setzt das Ende eine durchaus gewitzte Pointe, aber letztlich ist auch diese wieder nur eine Brücke zu möglichen Fortsetzungen. Ob es aber wirklich Sequels geben wird, erscheint derzeit mehr als fraglich.
Fazit: Für eine einmalige Sichtung okay, aber das war es dann auch schon.
Oscar Madness Film 58 (2 Nominierungen)
Borat ist zurück und hat jetzt sogar seine (Film-)Tochter im Schlepptau. Praktisch, denn so kann er sie in Situationen schicken, die für ihn selbst nicht möglich wären, etwa zu einem Treffen republikanischer Frauen. Sacha Baron Cohen feuert in seinem aktuellen Werk derart viele Spitzen ab, dass fast schon zwangsläufig einige davon sitzen müssen – außer für sehr konservative Zuschauer, die sich vermutlich pikiert abwenden dürften. Neben diversen krawalligen Attacken finden sich jedoch auch immer wieder ein paar nicht ganz so explizit abgefeuerte Spitzen, deren Andeutungskraft aber auch so schon groß genug ist (beispielsweise in Bezug auf mögliche Verflechtungen Jeffrey Epsteins). Im Zweifelsfall erledigen dann sowieso die gezeigten Interviewpartner den Rest. Rudolph Giuliani stimmt dieser These übrigens zu. Nach Szenen wie seinem berüchtigten Fake-Interview oder den Aussagen der beiden Corona-Skeptiker muss Cohen selbst dann auch gar nicht mehr weiter Stellung zu QAnon oder ähnlichen Themen nehmen.
Und so verschwimmen die Grenzen von Komödie und Agitation hier dann auch fast vollständig; gerade in Anbetracht der unmittelbar bevorstehenden Präsidentschaftswahlen (auf die im Abspann auch nochmal ganz explizit verwiesen wird). Borats neuester Streich wird sicherlich auch viel Widerspruch provozieren, aber Cohen hätte einiges falsch gemacht, wenn dem nicht so wäre. Schließlich provoziert er hier nicht nur um der Provokation willen, sondern kotzt den Texanern sprichwörtlich in deren Wohnzimmer. Wie üblich verwischen die Grenzen zwischen Realszenen und Fiktion hier bis zur Unkenntlichkeit, aber das spielt letztlich auch keine große Rolle, denn die Botschaft ist so oder so dieselbe.
Insgesamt variiert 'Borat 2: Anschluss Moviefilm' das Prinzip seines Vorgängerfilms nur geringfügig: Der „kasachische“ Abgesandte setzt seinen texanischen Gastgebern einen Zerrspiegel vor, der ihnen eine Karikatur ihrer eigenen Verhaltensweisen und Denkmuster zeigt und lässt diese Leute sich dann um Kopf und Kragen reden. Kasachstan ist eben überall. Und ganz besonders in Amerika...
Nachtrag: 2021 wurde 'Borat 2: Anschluss Moviefilm' für den Oscar in der Kategorie "Beste adaptiertes Drehbuch" nominiert. Darüber hinaus wurde der Film mit einer zweiten Nominierung für Marija Bakalova als beste Nebendarstellerin bedacht. Bei der Verleihung der Trophäen ging man jedoch leer aus.
Horrorctober 2020: Horror Evolution
Visuell ansprechender Episoden-Horrorfilm mit Clancy Brown ('Carnivale') als „Montgomery Dark“(!), der sich ganz offensichtlich an Zuschauer wendet, die sich im Horrorregnre regelrecht zu Hause fühlen und auch die eine oder andere ironische Durchbrechung zu schätzen wissen. Beim Storyaufbau handelt es sich keineswegs um Stangenware. In einer Rahmenhandlung wird einem kleinen Jungen eine Geschichte erzählt über einen Bestatter, der wiederum einer jungen Frau Geschichten erzählt, deren einzige personelle Konstante ein Arzt namens Dr. Harold Kubler ist. Am Ende wird noch eine weitere Geschichte präsentiert, innerhalb derer Ryan Spindells Kurzfilm 'The Babysitter Murders' (2015) im Fernsehen läuft und dessen Handlung gewissermaßen mit der umgebenden Handlung korrespondiert. An der Spitze sieht man hier also einen Film innerhalb einer Geschichte, die innerhalb einer anderen Geschichte spielt, die wiederum ihrerseits von einer Rahmenhandlung umgeben ist. Die Produzenten spielen hier mit großer Leidenschaft mit Genrekonventionen, treiben sie auf die Spitze, durchbrechen sie ironisch und schmunzeln letztlich über ihren eigenen Film. Die literarische Qualität der einzelnen Geschichten an sich ist gar nicht mal so überragend. Phasenweise wähnt man sich bei einer gut gemachten Episode von 'Tales from the Crypt' oder ähnlichen Formaten. Doch wie das Gesamtkonstrukt zusammengestellt und serviert wird, nötigt durchaus Respekt ab.
Der vielleicht größte Trumpf, den 'The Mortuary' in die Waagschale werfen kann, ist die Liebe zum Detail, mit der das Filmteam hier zu Werke gegangen ist. Die Ausstattung wirkt sorgfältig zusammengestellt (bis hin zu den Fotos, die in der Kulisse zu sehen sind), die weitgehend aus dem TV-Bereich (halb-)bekannten Darsteller schmeißen sich größtenteils mit vollem Elan in Geschehen und der Score von The Mondo Boys veredelt diese Produktion auf besondere Weise. Dabei gelingt der Spagat, die Lieder und Klänge gleichzeitig vertraut, aber dennoch auch frisch wirken zu lassen. Wenn man so möchte, wird hier ganz klar versucht, Augen und Ohren (im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten) zu verwöhnen. Ganz offensichtlich ist Regisseur und Autor Ryan Spindell auch selbst großer Horrorfan, denn 'The Mortuary' ist gespickt mit zahllosen kleinen Referenzen, Metagags und ironischen Spitzen, die besonders Horrorhounds mit Affinität zu detailreichen Inszenierungen verzücken dürften. Denn dieser Film nimmt sich zwar so ernst wie nötig, erzählt aber seine Geschichten auch so leger wie möglich. Viele kleine Genregepflogenheiten werden auf diese Weise augenzwinkernd mit eingebaut (wie etwa ein immer wieder ertönender Donner nach dramatischen Dialogzeilen usw.). Trotz einiger recht unverbrauchter Humoreinlagen (vor allem in der Geschichte um den Studenten) driftet die Inszenierung nie ins Lächerliche ab.
++ Ab hier MASSIVE SPOILER ZUM FILMENDE ++
Kleiner Interpretationsversuch (der sich mangels Gelegenheit zur Zweitsichtung vorerst leider nicht noch überprüfen lässt): Der Leichenbestatter, der bei der Beerdigungszeremonie sinngemäß davon spricht, dass man nicht wirklich sterben könne, ist sozusagen gefangen in seinem Mortuary - und das offenbar schon seit sehr langer Zeit; mutmaßlich, um für vergangene Sünden zu büßen. Bis eines Tages eine junge „Nachwuchskraft“ (auf welchen Wegen auch immer) zu ihm geführt wird, die sich irgendwann um Kopf und Kragen redet. Die kindlichen Ghule(?) fordern ihre Zähne zurück und Montgomery präpariert Sam für ihre neue Aufgabe im Limbus, der für sie selbst aber eher einer Art Fegefeuer gleichkommt. Der Übergang vom alten Hüter zur neuen Hüterin erfolgt quasi nahtlos. Und nun hat sie dort ihren Dienst zu verrichten, bis eines Tages in vielen, vielen Jahren womöglich jemand anderes diesen Posten zu übernehmen hat. Vielleicht ist dieser Ort allerdings auch ihre ganz persönliche Hölle, aus der es kein Entrinnen mehr geben wird.
(Kann natürlich komplett daneben sein, da ich den Film nur ein mal im Kino gesehen habe und ich dementsprechend nicht zu den Schlüsselszenen zurückspulen kann, aber so rein als Arbeitshypothese oder Diskussionsgrundlage lasse ich es einfach mal stehen).
Horrorctober 2020: Horror Evolution
++ Mini-SPOILER ++
Wendungsreicher Horrorthriller über zwei Musikerinnen, die erbitterte Konkurrentinnen sind, aber dennoch im selben Boot sitzen. Wird eine die andere ins Wasser werfen (um mal im Bild zu bleiben)? Oder gehen sie gemeinsam unter? Oder kommen sie gar zusammen ans Ziel? Fragen wie diese werden hier in den Raum geworfen. Denn eines ist sicher: Sicher ist hier nichts!
'The Perfection' spielt mit Leidenschaft, aber leider auch inflationär häufig, mit den Erwartungen des Publikums und stellt seine eigene Handlung ein ums andere mal selbst auf den Kopf. Als Zuschauer bleibt man dabei mit einer Mischung aus Erstaunen und Augenrollen zurück. Zwar hält das Drehbuch durchaus einige Überraschungen parat, doch komplett rund wirkt die Geschichte irgendwie nicht. Trotz einiger guter Einfälle und einer mehr als soliden handwerklichen Umsetzung ist man von Perfektion dann eben doch noch ein ganzes Stück weit entfernt. Für solide Unterhaltung reicht es aber allemal.