Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

  • 7 .5
    Framolf 15.04.2020, 01:10 Geändert 26.04.2020, 08:27

    Es gibt nur wenige Serien, bei denen eine Inhaltsangabe derart überflüssig wäre wie im Fall von 'Mr. Robot'. Denn einerseits wäre fast jedes Detail, das über die pure Nennung des Titels und der Prämisse hinausgeht, bereits ein unnötiger Spoiler und andererseits ließe sich – egal, wie viel man über die Handlung schreibt – das Wesen dieses Trips in seelische Abgründe noch nicht mal ansatzweise erfassen; erst recht nicht so, dass sich ein interessierter Zuschauer vorab schon etwas greifbares darunter vorstellen könnte. Denn 'Mr. Robot' ist nicht einfach nur die Geschichte über einen Hacker und seine Schwester. Vielmehr handelt es sich dabei um eine fast schon meditative Betrachtung transzendentaler Zusammenhänge auf der einen Seite und soziokultureller sowie gesellschaftspolitischer Verhältnisse auf der anderen.

    Klingt wahrscheinlich alles reichlich abstrakt und verwirrend, aber das ist es ja auch tatsächlich. Der Zuschauer, der diese filmische Erfahrung bis in das allerletzte Detail durchdringen und auch erklären kann, muss vermutlich erst noch geboren werden... Zwar wird in den letzten Episoden vieles aufgelöst, eine ganze Reihe von Fragezeichen bleibt aber dennoch bestehen. 'Mr. Robot' ist eben eine jener Fernsehserien, bei denen vorrangig der Weg das Ziel ist. Und dieser fällt höchst kurvenreich aus. Nach einer unkonventionellen ersten und einer chaotischen zweiten Staffel (mit einem der unverschämtesten Twists der jüngeren Seriengeschichte) folgt eine dritte Season, die zumindest manche Elemente der Handlung etwas konkreter auf den Punkt bringt und eine Schlussstaffel, die die Verhältnisse gleich mehrfach auf links dreht (und wieder zurück und wieder auf links usw.), bis sich letztlich ein halbwegs klares Bild ergibt – welches aber immer noch etwas diffus bleibt.

    Die Spannungskurve der Erzählung gleicht mehr oder weniger einem Elektrokardiogramm. Immer wieder finden sich (verteilt über alle vier Staffeln) Spitzen, die weit über den Rest hinausragen. Gegen Ende hin nimmt dann auch die Experimentierfreude noch einmal deutlich zu. Einige Höhepunkte in dieser Hinsicht dürften besonders die Quasi-Stummfilm-Episode (4x05), der kammerspielartige Fünfakter (4x07) sowie die Identitätssuche im Heimatort (4x12) sein. Meine persönlichen Highlights waren darüber hinaus die Waldepisode (4x04), die Geschichte um zwei "Abtrünnige" (3x07) sowie eine weitgehend Elliot-freie Episode der zweiten Staffel (müsste 2x08 gewesen sein).

    Auffallend ist, dass hier in Bezug auf den Spannungsaufbau so ziemlich das genaue Gegenteil des Hitchcock'schen Prinzipes gewählt wurde. Während der Altmeister oftmals dem Publikum einen kleinen Wissensvorsprung vor den Charakteren zuteil werden ließ (wodurch der Zuschauer dann stärker mitfiebern sollte; so nach dem Motto "Geh da nicht rein!"), läuft es hier genau andersherum: Der Zuschauer hinkt den Plänen, Gedanken und Entwicklungen meistens etwas hinterher, was immer wieder für vorübergehende Verwirrung, aber hier und da auch gerade deshalb für ein Plus an Spannung sorgt. Kurioserweise hetzt jedoch auch der Protagonist selbst immer wieder der aktuellen Entwicklung hinterher, da er zeitweise aufgrund diverser Aussetzer und "Switches" immer wieder den Bezug zu seiner Gegenwart verliert.

    Am ehesten beschreiben lässt sich 'Mr. Robot' wahrscheinlich als Mischung aus 'Utopia' und 'Halt and Catch Fire' mit einem Schuss 'Breaking Bad' (besonders in Bezug auf die stilistische Experimentierfreudigkeit); wobei aber im Endeffekt auch dieser Vergleich ins Leere läuft. Allerdings fällt mir auch keine bessere Referenz ein. Wer eine besser Idee hat: Gerne in den Antwortbereich damit! :-)

    Mir ist bewusst, dass dieser Kommentar nun ziemlich wirr und alles andere als prägnant war. Das geht sicherlich besser. Aber wenn nicht hier, wo dann kann man einen etwas fahrigen Kommentar stehen lassen? ^^ Meine anderen Persönlichkeiten sind jedenfalls damit einverstanden, dass ich dieses Ding hier so poste. :-)

    20
    • 6 .5

      ++ Enthält SPOILER ++

      Das Amt prägt die Person und die Person prägt das Amt.

      Diesen Merksatz bekommen Studenten der Politikwissenschaft oftmals schon während des ersten Semesters eingebläut. Und so verhält es sich auch hier. Ein aufstrebender Politiker, der reine Machtpolitik betreibt und seine vertretenen Positionen strikt an seinen eigenen Karrierechancen ausrichtet, drängt in Richtung Oval Office und geht dabei sprichwörtlich über Leichen. Zwar wirkt es durchaus albern und stellenweise ebenso plakativ wie weltfremd, wenn hier Präsident*innen ausgerechnet die „Drecksarbeit“ nicht delegieren, sondern eigenhändig(!) Morde verüben, Foltergefängnisse besuchen und auch sonst keinen Stolperstein für ihre politische Karriere auslassen. Aber halb so wild. Polizeiliche Ermittlungen finden in der Welt von 'House of Cards' ohnehin kaum statt; und falls doch, führen sie ja doch nicht zu Erfolgen. Wenn überhaupt, muss die Presse hier einspringen, die jedoch naturgemäß mit vergleichsweise stumpfen Waffen kämpfen muss. Andererseits machen allerdings gerade die anfänglichen Staffeln vieles wieder wett, wenn sie zum Beispiel Winkelzüge zur Mehrheitsbeschaffung oder das übliche Personalgeschacher thematisieren.

      All das ist jedoch während der finalen Staffel kein Thema mehr, wenn die gesamte Struktur wie ein Kartenhaus(!) in sich zusammensackt und im Prinzip nur noch POTUS-Trash der minderwertigsten Sorte geboten wird . Besonders rächt sich zu diesem Zeitpunkt, dass die Protagonistin, die eigentlich stets nur über zwei richtige Bezugspunkte verfügte, die gegen Ende der fünften Staffel beide wegbrechen, nun komplett in der Luft hängt. Sie wird wie eine Flipperkugel zwischen einigen Nebenfiguren umhergeschleudert und dem Zuschauer erschließt sich zu keinem Zeitpunkt, auf welche Weise sie ihre Interessen überhaupt noch durchzusetzen vermag. Über eine treue Hausmacht scheint sie nicht zu verfügen. Gefühlt jede andere Figur sägt an ihrem Stuhl und ihr Rückhalt in der Öffentlichkeit scheint gegen Null zu tendieren. Für Politik bleibt ihr offenbar überhaupt keine Zeit mehr. Gezeigt wird sie bei diversen Macht- und Ränkespielen sowie beim Austreten lodernder Brände. Aber das politische Tagesgeschäft kommt quasi gar nicht mehr vor. Personalentscheidungen, Mehrheitsbeschaffung, Durchsetzung von Interessen in diversen Sachfragen – all das nimmt hier nur noch einen rudimentären Raum ein. Hin und wieder wird mal kurz und knapp die Syrien-Frage gestriffen, aber das war es dann (fast) auch schon. Wie von Zauberhand präsentiert Claire aus dem Nichts ein komplett(!) neues Kabinett, von dem offenbar nicht einmal eine hervorragend vernetzte Gegenspieler etwas mitbekommen hat. Wie das möglich sein soll, bleibt offen.

      Auffällig ist zudem, dass in der finalen Staffel viele vertraute Kulissen einem übersterilen Setting gewichen sind. Vermutlich aus lizenzrechtlichen Gründen wird nun in einem anderen Gebäudeflügel residiert und selbst für das ominöse Treppenhaus gibt es Ersatz. Zudem fällt auf, dass die allermeisten privaten Räume zwar mit unzähligen Sitzgelegenheiten, einigen Tischen und etwas Deko ausgestattet sind, man aber Aufbewahrungsmöglichkeiten (Regale, Schränke, Kommoden) auffällig oft vergeblich sucht - aber das nur am Rande.

      Dass die Person das Amt prägt, wurde in Bezug auf Francis Underwood und seine Nachfolgerin augenscheinlich. Wenn sich diese Entwicklung jedoch auch bei den kommenden Amtsinhabern fortsetzen sollte, dann gnade den Bürgern aus dem 'House of Cards' Serienkosmos Gott...

      Kurios: In der imdb weisen sämtliche Episoden der ersten fünf Staffeln Nutzerwertungen zwischen 7,8 Punkten und 9,6 Punkten auf, die Bewertungen der letzten Staffel hingegen spielen sich aber ausnahmslos zwischen 2,6(!) und 4,5 Punkten ab, was für Serienverhältnisse schon eine absolute Seltenheit darstellt. Hier bei MP gibt es dennoch eine große Anzahl an 10er-Wertungen (für die Serie als Ganzes), die ja quasi implizieren, dass keinerlei Qualitätssprünge nach oben mehr möglich sind. Doch letztlich führt sich das Drehbuch in der finalen Staffel selbst ad absurdum. Auch wenn kurzfristig vom ursprünglichen Konzept abgewichen werden musste, so reißt die ominöse sechste Staffel vieles wieder ein, was zuvor mühsam aufgebaut wurde. Schade drum.

      Staffel 1-5: 7,5 Punkte, Staffel 6: 2 Punkte.
      Ergo 6,5 Punkte im Gesamtschnitt.

      18
      • 8

        (Ihr kennt das ja alle: Wenn ein Stammuser mal 1-2 Wochen keine eigenen Kommentare postet und nur noch Likes verteilt oder auf andere Kommentare antwortet, ist er/sie meistens entweder verreist oder schaut eine Serie und brütet den dazugehörigen Kommentar aus. Da ersteres in diesen Zeiten nicht so ohne weiteres möglich und auch nicht eben sinnvoll ist, wisst ihr ja Bescheid. ^^ Voila:)

        Bei diesem Projekt von Showtime handelt es sich um eine Dramaserie aus der Feder von Hagai Levi und Sarah Treem, die als Autoren auch maßgeblich an der Produktion von 'In Treatment' beteiligt waren. Und genau das merkt man 'The Affair' auch zu jeder Zeit an. Das Hauptinteresse des Drehbuches richtet sich an der mentalen Entwicklung der Charaktere und den Auswirkungen diverser Handlungen aus. Dementsprechend dialoglastig gestaltet sich dann auch die eine oder andere Episode. Auch in Sachen Erzählstruktur werden in beiden Serien innovative und mutige Wege gegangen. Während 'In Treatment' dem Sitzungsrhythmus des Therapeuten folgt und jede Episode eine ausgewählte Sitzung an einem bestimmten Tag begleitet, wird bei 'The Affair' konsequent die Sicht des jeweiligen Protagonisten eingenommen, der gerade begleitet wird. Immer wieder kommt es somit vor, dass bestimmte Sachverhalte aus verschiedenen (sich teilweise gegenseitig widersprechenden) Blickwinkeln gezeigt werden, wodurch bereits von Anfang an klar ist, dass man es als Zuschauer mit klassischem „unzuverlässigen Erzählen“ zu tun hat. In der Regel werden pro Episode zwei halbwegs gleich lange Teil-Episoden gezeigt, die sich zumeist entweder gegenseitig ergänzen oder fortsetzen. Müßig zu erwähnen, dass dieses Konzept in den späteren Staffeln immer stärker aufgebrochen oder variiert wird. Dann kann es auch mal in Ausnahmefällen zu nur einem Abschnitt oder gar dreien innerhalb derselben Folge kommen. Und auch die zeitliche Länge variiert im Extremfall zwischen ein paar wenigen Minuten und einer ganzen Stunde. Gelegentlich wird sogar manchen Nebencharakteren ein eigener Abschnitt eingeräumt. Die finale Staffel wartet in dieser Hinsicht auch noch mit einer beachtlichen Überraschung auf, die in diesem Kommentar aber natürlich nicht verraten wird. :-)

        ++ Abstrakte Mini-SPOILER ++

        Staffel 1 beschäftigt sich primär mit der titelgebenden Affäre und einem Kriminalfall.

        Staffel 2 thematisiert die (privaten und juristischen) Aufarbeitung der in Staffel 1 gezeigten Vorfälle.

        Staffel 3 wiederum stellt die Konsequenzen der bisherigen Ereignisse in den Fokus.

        Staffel 4 begleitet die Protagonisten bei der Neuausrichtung ihrer jeweiligen Lebensumstände.

        Staffel 5 führt die Geschichte mit einer entschlackten Besetzung fort. Den übriggebliebenen Protagonisten wird mehr Zeit gewidmet und der einen oder anderen Nebenfigur wird deutlich mehr Raum eingeräumt. Diese Vorgehensweise bietet den Vorteil, dass einige charakterliche Facetten der Charaktere noch sorgsamer ausgearbeitet werden können und auch mal lange Dialoge oder Monologe möglich sind. In vielen Sequenzen erinnert die finale Staffel daher fast schon an ein Kammerspiel. Einigen Darstellern werden auf diese Weise auch diverse Möglichkeiten eingeräumt, sich besser zu entfalten bzw. auszuzeichnen. Einige von ihnen (allen voran Maura Tierney und Emily Browning) nehmen diese Gelegenheit dankbar an und präsentieren sich enorm spielfreudig. Der Preis dafür ist jedoch, dass in einigen Episoden die Handlung in noch geringerem Tempo voranschreitet als ohnehin schon. In dieser Hinsicht nutzt man in der letzten Staffel eben auch die Möglichkeit, enorm ins Risiko zu gehen, was bei vielen Serien in den anfänglichen Staffeln oftmals nur schwer möglich ist. Man spaltet das Publikum und erntet dafür sowohl Lob als auch Entsetzen, was sich auch in den Reaktionen auf diversen Plattformen widerspiegelt.

        → Dramaserie mit einigen beherzt aufspielenden Darstellern, die – wenn sie ein Film wäre – wahrscheinlich im Arthouse Segment angesiedelt wäre. Während man sich zu Beginn vielleicht noch fragen mag, wie mit dieser Prämisse die Handlung über mehrere Seasons hinweg ausgefüllt werden soll, kristallisiert sich im weiteren Verlauf immer stärker heraus, dass es sich bei 'The Affair' um einen klassischen Familienroman moderner Prägung handelt (das Oxymoron ist pure Absicht! ;-) ).

        PS: Ein streng konservatives Familienbild würde hier wohl zu kurz greifen, daher sollte der Familienbegriff hier etwas liberaler – und somit letztlich auch zeitgemäßer – gedacht werden.

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        • 4

          (Normalerweise bepunkte ich grundsätzlich nur (voraussichtlich) abgeschlossene Serien und vergebe für einzelne Staffeln keine Punkte. Aber im Fall von 'Ip Man' komme ich wohl um eine Ausnahme nicht herum, da es derzeit nicht danach aussieht, dass die restlichen Episoden in absehbarer Zeit auch in hiesigen Gefilden auf den Markt kommen werden. Die Legendary Units GmbH hat 2017 offenbar nur die ersten zehn Episoden auf deutsch synchronisiert und seitdem kam in dieser Hinsicht auch nichts mehr nach. Selbst die imdb führt nur 10 Episoden in ihrer Datenbank, da sich die Veröffentlichungssituation in den USA offenbar ähnlich darstellt. Wie auch immer: Tatsächlich umfasst die 'Ip Man' Serie bisher anscheinend 50 Episoden und es erscheint mehr als fraglich, ob noch weitere in die internationale Vermarktung kommen werden.)

          Die Serie an sich basiert lose auf ein paar Figuren, die real existiert haben und bindet einige geographische Stationen und politische Begleitumstände aus dem Leben des Kung Fu Großmeisters mit ein. Der Rest ist ganz offensichtlich pure Fiktion, woraus auch gar kein Hehl gemacht wird. Ip Man wird zunächst als kluges und reflektiert handelndes Kind präsentiert, macht in dieser Hinsicht als junger Erwachsener aber gefühlt eher Schritte zurück als nach vorne. Auf eine halbwegs interessante Exposition in den ersten drei Episoden folgt eine mehr oder minder sinnfreie Abfolge von Kämpfen in einer Art Arena, an denen der spätere Wing Chun Meister seine Beteiligung aber auf ein Minimum reduziert. Der Rest ist geprägt von politischen Macht- und Ränkespielen, persönlichen Animositäten und einer halbgaren Liebesgeschichte.

          Die lautliche Untermalung durch den Komponisten und den leitenden Foley Artist wirkt manchmal etwas unbeholfen und auch die Dialoge erscheinen mitunter etwas hölzern. Auch die Kämpfe an sich verschlimmbessern die Lage eher. Einigermaßen punkten kann diese in manchen Zügen telenovelaartige Serie mit einer Handvoll solide geschriebener Figuren und manchen passablen Darstellern, die jedoch von einigen Totalausfällen umringt werden.

          → Zur Abrundung eines 'Ip Man' Marathons gerade noch akzeptabel, als Einstieg in die Thematik aufgrund des riesigen Anteils fiktionaler Elemente aber komplett ungeeignet, zumal sich hier auch in handwerklicher Hinsicht nicht nennenswert viel mitnehmen lässt.

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          • 7
            Framolf 01.04.2020, 01:32 Geändert 01.04.2020, 02:19

            ++ Leichte SPOILER ++

            Die Dokumentation 'The Forecaster' erzählt die Geschichte des Finanzberaters Martin Armstrong, der eine Formel gefunden haben will, um anstehende Verwerfungen auf den Finanzmärkten berechnen zu können. Nach einigen zutreffenden Vorhersagen wird er mit schwerwiegenden juristischen Vorwürfen konfrontiert und unter extrem zweifelhaften juristischen Bedingungen inhaftiert. Man wirft ihm schwerwiegende Vermögensdelikte vor und möchte ihn zur Offenlegung seiner ominösen Formel zwingen.

            Für außenstehende Zuschauer könnte durchaus auch der Eindruck entstehen, dass er seine Prognose weniger einer wie auch immer gearteten Formel, sondern vielmehr einem gut funktionierendem Netz aus Informanten und Zuträgern verdankt, die er (aus nachvollziehbaren Gründen) nicht verraten möchte. Aber beweisen lässt sich vermutlich weder das Eine noch das Andere.

            Die Geschichte von 'The Forecaster' ist irgendwo zwischen den Bereichen Justiz und Finanzen angesiedelt. So richtig tief dringt sie in keinen der beiden Sektoren vor und dennoch kann sich eine Sichtung als durchaus lohnenswert erweisen.

            Am Ende des Filmes gibt Armstrong noch einen Ausblick auf kommende Entwicklungen bis hin zum Jahr 2020 und – soviel sei verraten – so ganz daneben liegt er damit nicht.

            Gerade noch 7 Punkte.

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            • 4 .5
              Framolf 23.03.2020, 02:17 Geändert 03.04.2022, 06:26

              Oscar Madness Film 138 (2 Nominierungen)

              Mit 'The Grandmaster' legt Regisseur Kar-wai Wong ein gut ausgestattetes und stark stilisiertes semi-biographisches Werk über den Wing Chun Meister Ip Man vor. Sowohl die Kameraführung als auch das Kostümdesign wurden mit Oscar Nominierungen bedacht und beides spiegelt sich auch in den visuellen Werten wider. In optischer Hinsicht sticht diese Verfilmung aus den restlichen Werken über Ip Man heraus. Sowohl die Ausstattung als auch das Kamerahandwerk sorgen dabei für so manche eindrucksvolle Bildkompositionen.

              Doch leider kann das Drehbuch mit dieser Stilsicherheit allenfalls ansatzweise mithalten. Zerhackt in viele kleine Episoden werden hier einige Stationen aus dem Leben des Kung Fu Meisters erzählt, wobei jedoch nur selten ein durchgängiger Erzählfluss zustande kommt, denn Vieles bleibt einfach Stückwerk.

              In rein technischer und filmhandwerklicher Hinsicht bietet diese Verfilmung so manche Vorzüge, doch das Drehbuch kann schlichtweg nicht mit den Ansprüchen, die die Bilder erwecken, mithalten.

              → 'The Grandmaster' verliert sich in aufwändigen Bildern, lässt dabei aber ein Gespür für das Erzählen von Geschichten fast völlig außer Acht. Kar-wai Wong holt in seiner Funktion als Regisseur viel aus dem Drehbuch heraus, als Autor vertritt er hier jedoch ein extrem eigenwilliges Werk, das durchaus auch so manches Fragezeichen hinterlässt.

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              • 6

                Im Gegensatz zur Hauptreihe und ihrem Spin Off 'Master Z' sowie dem Prequel 'Ip Man Zero' handelt es sich bei 'Ip Man: The Final Fight' um ein biographisches Drama über einen altersweisen Helden, für den Kämpfe eher die Ultima Ratio darzustellen scheinen. Während bei manchen der anderen Filme jede Nichtigkeit im Kampf ausgetragen wird, muss sich der Großmeister als milder Charakter hier in allererster Linie durch die Unwägbarkeiten und Hindernisse seines Lebens kämpfen – und zwar vorwiegend im übertragenen Sinne. Gezeichnet von so manchen Schicksalsschlägen steht er dabei im Mittelpunkt einer Geschichte, die von einem seiner beiden Söhne aus dem Off erzählt wird.

                Das Drehbuch nimmt dabei einige Aspekte seines letzten Lebensdrittels in den Fokus, die in einigen der anderen Verfilmungen etwas zu kurz kommen oder verzerrt dargestellt werden (wie etwas das Verhältnis zu seinem familiären Umfeld). Von daher hat ganz gewiss auch dieser Film, der im Vergleich mit den anderen etwas aus dem Rahmen fällt, seine seinen festen und verdienten Platz im 'Ip Man' Kanon.

                → 'Ip Man: The Final Fight' ist – im Gegensatz zu manchen der anderen Verfilmungen - eher ein Drama mit Kampfeinlagen als ein Prügelfilm mit biographischen Einschüben. Manchmal zwar etwas trocken, aber nie wirklich zäh. Für ein Dramenpublikum, die etwas über Bruce Lees Meister erfahren wollen, wohl noch die beste Wahl. Für Kampfkunstfans hingegen eher so eine Art Zugabe oder Dessert...

                Gut gemeinte 6 Punkte.

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                • 6

                  Ip Mans inoffizielle Origin Story, wenn man so möchte. Erzählt werden Ereignisse aus seiner Kindheit, seiner Jugend und seinem frühen Erwachsenenalter. Abgedeckt wird (grob gesagt) eine Zeitspanne aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhundert.
                  Eine Vielzahl der Kämpfe hat hier in erster Linie sportlichen Charakter (abgesehen vom Endkampf). An den Haaren herbeigezogene Anlässe, wie etwa die Prügelei um ein Empfehlungsschreiben ('Ip Man 4'), bilden hier eher die Ausnahme. Etwas befremdlich wirkt hingegen die Besetzung. Einige Darsteller aus der regulären 'Ip Man'-Reihe wirken bei 'Ip Man Zero' ebenfalls mit, jedoch in anderen Rollen (zum Beispiel Siu-Wong Fan und Sammo Kam-Bo Hung). Selbiges gilt auch für den Protagonisten Yu-Hang To, dessen Wahl aber zumindest aus rein optisch Gesichtspunkten plausibel erscheint. Rein vom Aussehen her liegt er zumindest nicht allzu weit von Donnie Yen entfernt. (Hoffentlich dichtet mir für diesen Vergleich jetzt niemand Rassismus an...)

                  → Grundsolide Origin Story, bei der merklich der Dramenanteil der Handlung sowie die sportlichen Aspekte der Kämpfe im Vordergrund stehen.

                  20
                  • 7

                    Cheung Tin-ch (Jin Zhang), dessen Figur in 'Ip Man 3' bereits eingeführt wurde, erhält nun seine eigene Filmreihe, für die das Spin Off 'Master Z: The Ip Man Legacy' den Auftakt bildet. Cheung, der der Kampfkunst eigentlich abgeschworen hat, lebt mit seinem Sohn ein bescheidenes und unauffälliges Leben, ehe er in einen Konflikt mit einer Bande von Drogenhändlern gerät. Die Geschichte gestaltet sich zwar auch dieses mal wieder recht überschaubar, aber ansonsten erfährt das 'Ip Man' Franchise hier – zumindest im stilitischen Bereich – eine gewisse Frischzellenkur. Die Kampfchoreographien wirken im Vergleich zur Hauptreihe deutlich dynamischer und weniger statisch und die ganze Welt, in der sich der Protagonist bewegt, erscheint hier deutlich bunter. Einige Elemente der Stammreihe werden hier erneut aufgegriffen und auch ein westlicher Gegenspieler (dieses mal dargestellt von Dave Bautista) darf natürlich nicht fehlen.

                    Unter dem Strich sorgt das für ein wenig frischen Wind, aber dennoch gewohnte 'Ip Man'-Unterhaltung, wodurch mal als Fan der Hauptreihe auch bei 'Master Z: The Ip Man Legacy' bedenkenlos zugreifen kann.

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                    • 6 .5

                      ++ Mini SPOILER ++

                      In der Welt von 'Ip Man' existiert nahezu kein Problem, das sich nicht mit einem Kampf lösen lässt. Mobbing auf dem Schulhof, Debatten um die passende Nahkampfmethode beim Militär, Streitigkeiten über die besseren Kampfkünste und selbst ein Empfehlungsschreiben für die neue Schule des Filius lässt sich auf diese Weise ergattern. So lohnt es sich dann auch gar nicht, sich hier großartig weiter mit der Geschichte zu beschäftigen. Vielmehr kann sich der Zuschauer auf eine Zeitreise zurück in das Kino der späten 80er und frühen 90er Jahre mitnehmen lassen. Zwar ist die Handlung an sich über zwei Jahre früher zu verorten, doch rein dramaturgisch und stilistisch werden hier reihenweise Anleihen aus den Kampfkunstfilmen der besagten Dekaden genommen. Die Studiokulissen und die Auswahl der Statisten hinterlassen zwar in einigen Szenen etwas Stirnrunzeln, aber wesentlichen Abbruch tut das dem Spaß an der Kampfkunstaction eigentlich nicht. Schließlich weiß ja jeder Zuschauer mehr oder weniger von vornherein, worauf er sich bei diesem Genre einlässt. Wer über das etwas grobschlächtig geratene Drehbuch hinwegsehen kann, kann mit 'Ip Man 4' 105 durchaus unterhaltsame Minuten verbringen.

                      6,5 – 7 Punkte.

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                      • 6

                        Die zweite Fortsetzung innerhalb der Saga um das Leben des berühmten Wing Chun Meisters Ip Man. Selbstverständlich gibt es auch hier einen Konflikt, der nur über Kämpfe ausgetragen werden kann, denn Ip Man bekommt es hier mit dem von Mike Tyson verkörperten Immobilienhai Frank zu tun, der mit dubiosen Mitteln die Schließung der örtlichen Schule betreibt. Überdies wird hier die Figur des Cheung Tin-chi eingeführt, welchem später innerhalb dieses Franchises noch eine bedeutende Rolle zukommen wird (siehe die 'Master Z' Filme).

                        Etwas aufgepfropft wirkt jedoch die plötzliche Vertrautheit, die Ip Man hier mit seiner Ehefrau verbindet. Während die beiden in den ersten zwei Filmen in großer Reserviertheit mehr oder weniger nebeneinanderher leben, gehen sie in der dritten Episoden von Beginn an spürbar herzlicher miteinander um. Der Grund für diesen Wandel im Drehbuch liegt auf der Hand, wirkt aber dennoch etwas hilflos aus dem Nichts herbeigezaubert (da er schon vor der verheerenden Diagnose zu verzeichnen ist).

                        Wie bereits in den beiden vorherigen Filmen nimmt auch hier der Grad der Stilisierung Ausmaße an, die mitunter jenseits von Gut und Böse liegen. Abgesehen davon bekommt man aber durchaus unterhaltsame Martial Arts Action geboten.

                        5,5 – 6 Punkte.

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                        • 6

                          Mit einem entschlackten Drehbuch wird die stark stilisierte Saga über das Leben des Wing Chun Meisters Ip Man weitererzählt. Nach wie vor geht es naturgemäß um die Martial Arts Karriere des Meisters, der nun seine eigene Schule eröffnet. Der Handlungsstrang über den Krieg und dessen Auswirkungen entfällt aber nahezu komplett. Allenfalls ein paar Nachkriegsumstände spielen noch in die Erzählung mit hinein. So gesehen findet hier also eine deutlich stärkere Fokussierung auf das Thema Kampfsport statt. Im Großen und Ganzen geht dieses veränderte und deutlich konventionellere Konzept auch sehr gut auf, auch wenn bei der Stilisierung hier und da etwas über das Ziel hinausgeschossen wird. Besonders bei der Storyline um Taylor „The Twister“ Milos ist die Dramatisierung in einigen Aspekten des Guten dann doch etwas zuviel. [SPOILER] Der übertrieben zur Schau gestellte Stolz nach der Tötung seines Kontrahenten, um nur mal ein Beispiel zu nennen, richtet in Bezug auf die Erzählung mehr Schaden an, als er nutzt. [SPOILER ENDE]

                          Inhaltlich deutlich aufgeräumtere Fortsetzung des Erstlings von 2008, die gleichermaßen Vor- und Nachteile mit sich bringt.

                          5,5 – 6 Punkte.

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                          • 5
                            Framolf 13.03.2020, 00:55 Geändert 13.03.2020, 01:23

                            Schaupieler-Imitator Vin Diesel ballert sich durch eine Geschichte, die offenbar von einem Kind geschrieben wurde.

                            Die Comicverfilmumg 'Bloodshot' beginnt halbwegs gewöhnlich und punktet dann mit einem durchaus vielversprechendem Einfall. Doch danach scheinen die Autoren komplett in Streik getreten zu sein. Die eigentlich recht interessante Lage, die man sich mit dem besagten Twist geschaffen hat, wird dann auch nicht weiter ausgearbeitet, sondern verkommt zum Selbstzweck. Stattdessen langweilt die Erzählung ihr Publikum wiederholt mit Erklärbär-Einwürfen, die aber immerhin gerecht auf mehrere Figuren verteilt werden... Vielleicht wird auch nur deshalb immer wieder alles erklärt, um die eingeschlafenen Zuschauer auf den aktuellen Stand zu bringen, was in dieser Hinsicht dann fast schon wieder charmant wäre. Der Mann in der Reihe hinter mir hat jedenfalls tatsächlich tief und fest geschlafen (um 21 Uhr), aber ob er die entsprechenden Einwürfe mitbekommen hat, kann ich leider nicht sagen. Beispiel: In einer Szene lässt sich Garrison absichtlich anschießen, um von seinen Kontrahenten ins Haus getragen zu werden. Als ob das nicht schon offensichtlich genug wäre, wird aber vorsichtshalber genau das nochmal durch einen anderen Charakter erläutert. Und so geht immer und immer weiter. Offenbar traut Sony seinem Publikum nicht mal mehr ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit oder Auffassungsgabe zu.

                            Die eigentliche Action wurde schroff inszeniert und die Gestaltung des Drehbuches wirkt hier und da etwas unkonventionell. Im Zentrum der Geschichte steht ein eher einfach gestrickter Anti-Held, der von einem Darsteller verkörpert wird, der sich in einigen Einstellungen sichtlich um eine Nominierung für den David-Hasselhoff-Award für lausige Schauspielkünste bewirbt. Dennoch kann sich die Sichtung (je nach persönlichen Vorlieben) durchaus halbwegs unterhaltsam gestalten. Denn wie gesagt, trägt die Geschichte einen eigentlich interessanten Kern in sich und manche Szenen entfalten auch einen passablen Unterhaltungsfaktor.

                            Der Quote des Tages ist dann auch ohne Wenn und Aber einer Nebenfigur zuzuschreiben, die die Lage sowie den Protagonisten in nur vier Worten perfekt umreißt: „Mann, ist der blöd!“

                            4,5 - 5 von 10 Haaren auf dem Kopf.

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                            • 6

                              In Zeiten immer risikoärmer denkender Studiobosse konnte es natürlich nur eine Frage der Zeit sein, bis eine neue Version von 'Ruf der Wildnis' in die Kinos schwappt. Die veränderten technischen Möglichkeiten begünstigen diesen Trend noch einmal zusätzlich und so kam es dann auch zu einem fast schon exzessiven CGI-Einsatz, der hier in einigen Szenen ordentlich und in manch anderen Szenen etwas schäbig wirkt. Im Großen und Ganzen sind die optischen Werte aber durchaus noch im Rahmen. Natürlich hätte man zwar, wie von einigen Kritikern gefordert, den Film durchweg mit echten Tieren drehen können. Dann aber wäre (angesichts vieler halsbrecherischer Szenen) wohl eher ein Kurzfilm daraus geworden. Auch wenn optisch nicht alle Szenen gleichermaßen rund erscheinen: Wozu einem Tier solche Strapazen zumuten, wenn es doch auch so geht? Chris Sanders Version von 'Ruf der Wildnis' schleppt durchaus einige Probleme (neben manchen Qualitäten) mit sich herum; die Tatsache, dass die Tiere animiert sind, gehört (aus meiner Sicht) aber definitiv zu den kleineren.

                              Etwas fragwürdiger wirkt hingegen schon die Entscheidung, ausgerechnet die Hunde (allen voran Buck) eines Filmes mit dem Titel 'Ruf der Wildnis' derart zu vermenschlichen. Auch wenn Buck nach und nach den Wolf in sich entdeckt, so sind die Mimik und die Verhaltensweisen, die ihm hier zugeschrieben werden, des Guten etwas zu viel.

                              Auf der anderen Seite bekommt man hier einen grundsoliden Abenteuerfilm geboten, der dem besten Freund des Menschen ein klares Denkmal setzt und nebenbei auch noch den einen oder anderen kleinen gesellschaftlichen Kommentar parat hält (etwa zum Thema Gier).

                              → Abenteuerfilm mit Licht und Schatten. Für Tierliebhaber – und ganz besonders für Hundefans – durchaus zu empfehlen. Für Anhänger von Abenteuerfilmen ebenfalls. Für den Rest des Publikums dürfte ggf. eine Sichtung im Heimkino völlig ausreichend sein.

                              5,5 – 6 von 10 Schlittenhunden.

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                              • 5 .5
                                Framolf 11.03.2020, 16:31 Geändert 11.03.2020, 17:11
                                über Ip Man

                                Die erste Episode von 'Ip Man', einer Filmreihe über einen berühmten WING CHUN Meister, verbindet KAMPFkunst-Action mit einem historischen Kriegsdrama. Im von japanischen STREITkräften belagerten China zur Zeit des 2. Weltkrieges muss sich der prinzipientreue und standhafte Familienvater sowohl gegen einen Konkurrenten als auch (ganz besonders) gegen die Drangsalierungen durch die japanischen Besatzer behaupten.

                                Der auf den ersten Blick etwas kuriose Spagat zwischen zwei völlig unterschiedlichen Genres fügt sich zu einem durchaus stimmigen Ganzen, aber dennoch wird in einigen Nachfolgerfilmen ein völlig anderer Weg eingeSCHLAGen.

                                5,5 Punkte (Tendenz Richtung 6). Völlig ausreichend, um mir auch die restlichen Filme reinzuPRÜGELn. :-)

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                                • 7 .5
                                  Framolf 11.03.2020, 02:26 Geändert 20.01.2023, 07:37

                                  Oscar Madness Film 214 (1 Nominierung)

                                  Clint Eastwoods neuester Regiestreich befasst sich mit der Geschichte des Wachmannes Richard Jewell, der kurzzeitig zum Helden gekürt wird, ehe er vom FBI als Tatverdächtiger im Falle eines Terroranschlages geführt wird. Die Ermittler machen sich dabei sein Obrigkeitsdenken gegenüber Behörden zunutze und versuchen ihn auf diese Weise, einer Tat zu überführen, die er eigentlich abstreitet. Das Drehbuch erzählt dabei eine Geschichte, die amerikanischer (aber mittlerweile im Prinzip auch europäischer) kaum sein könnte: From zero to hero and back to zero. Dabei wird der Finger in so manche Wunde gelegt. Sowohl was das Verhalten der Medien betrifft, als auch in Bezug auf offenbar gängige Ermittlungspraktiken der Strafverfolgungsbehörden zeigt 'Der Fall Richard Jewell' so manche fragwürdige Praktiken auf.

                                  Die Besetzungsliste führt mit Olivia Wilde, Sam Rockwell, John Hamm und nicht zuletzt Kathy Bates, die in dieser Rolle für den Oscar als beste Nebendarstellerin nominiert wurde, zahlreiche prominente Namen auf. Vor allem Kathy Bates überzeugt dabei mit ihrer eindringlichen Verkörperung emotionaler Momente, bei denen sie eine außergewöhnlich große Spielfreude und eine facettenreiche Darbietung an den Tag legt.

                                  → Kriminaldrama über einen Vorgang, der in dieser oder einer ähnlichen Form immer wieder mal in der Presse zu finden ist. Relevant und sehenswert!

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                                  • 7

                                    Einerseits ziemlich konventionell und risikoarm geraten, andererseits aber auch recht kurzweilig (was natürlich komplett subjektiv ist).

                                    'Sonic The Hedgehog' punktet mit diversen kleinen Adaptionen aus den Videospielen, einer augenzwinkernden 'X-Men'-Referenz (um es mal positiv zu formulieren) und einem drolligen kleinen Protagonisten, der stets zu einem Spaß aufgelegt ist und scheinbar nie seinen Optimismus verliert. Zwar wäre etwas mehr Mut zu einer eigenen Handschrift sicherlich nicht verkehrt gewesen, doch das Konzept funktioniert auch so und fährt im Box Office durchaus passable Gewinne ein.

                                    James Marsden, der auch gerne mal mit animierten Osterhasen spricht, zieht nun mit einem außerirdischen Igel um die Welt. Jim Carrey als Antagonist darf sich zwar (wie üblich) austoben; hier allerdings eher mit Worten als mit Grimassen. Fraglich ist nur SPOILER weshalb die Regierung nach seinem Scheitern offenbar komplett die Segel streicht.

                                    Bonmot des Tages (sinngemäß):
                                    „Haben Sie Ihr Kind in Ihre Tasche gesperrt?“ - „Das ist nicht mein Kind!“

                                    6,5 - 7 Punkte.

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                                    • 7
                                      Framolf 09.03.2020, 17:04 Geändert 09.03.2020, 17:26

                                      ++ Minimale SPOILER ++

                                      Doku-Miniserie, die zunächst im True-Crime-Subgenre startet und von Episode zu Episode stärker in den gesellschaftspolitischen Bereich abbiegt. Netflix spult dabei routiniert seine mehrfach bewährten Doku-Erzählmuster herunter – mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen. Ungefähr ein Viertel der Laufzeit wird dabei auf die Vorgeschichte des „Protagonisten“ verwendet. In diesem Fall handelt es sich dabei um den titelgebenden Apotheker, dessen Sohn im Zuge eines Drogendeals erschossen wurde. In Folge dieses traumatischen Verlustes beginnt er in der Folge dieses Verbrechens damit, gegen die immer inflationärer umgesetzte legale Abgabe von Opioiden vorzugehen, denn in seiner Stadt ist eine Ärztin ansässig, die zu dieser Zeit dem Vernehmen nach die mit weitem Abstand höchsten Verschreibungsraten dieser Präparate gehabt haben dürfte. Als eine Art friedlicher Michael Kohlhaas kämpft der Apotheker Dan Schneider dabei gegen die besagte Ärztin, träge Ermittlungsbehörden und letztlich auch gegen den Pharmakonzern Purdue.

                                      Die Dokumentation 'The Pharmacist' zeichnet diesen Kampf auch durchaus packend nach, lässt aber auch etwas Potential ungenutzt liegen, was schon damit beginnt, dass mehr oder minder von Anfang an sehr explizite Vorwürfe gegen die besagte (namentlich mehrfach genannte) Ärztin geäußert werden, wodurch natürlich auch für einen Zuschauer, der (wie ich) ohne Vorinformationen an die Sichtung herangeht, bereits von Anfang an klar ist, dass die Angelegenheit mittlerweile juristisch oder zumindest dienstrechtlich geklärt sein dürfte – was sich dann ja auch als wahr erweist.

                                      Aus demselben Grund (Purdue wurde aufgrund irreführender Angaben im Beipackzettel in einem Vergleich zu einer Strafzahlung in Höhe von 634,5 Mio US-Dollar verurteilt), wird vermutlich auch dieser Hersteller zwar mehrfach namentlich in der Dokumentation gerügt, andere Hersteller ähnlicher Medikamente wie etwa Endo International (mit Percocet und Percodan) bleiben jedoch ungenannt. Ähnliches gilt für Malinckrodt Pharmaceuticals, Cardinal Health, Johnson & Johnson oder Teva Phamraceuticals Limitied, gegen die diesbezüglich (Sammel-)Klagen vorlagen.* Auf verwandte Wirkstoffe wie Tramadol oder Hydrocodon, die unter diversen Handelsnamen vertrieben werden, wird ebenfalls gar nicht erst eingegangen. Dadurch entsteht stellenweise der Eindruck, man habe es hier weniger mit einem systematischen Problem als vielmehr mit den Verfehlungen eines einzelnen Unternehmens zu tun. Zwar wird immer wieder die inflationäre Verschreibungspraxis von Opioiden ganz allgemein angeprangert, die extreme Fixierungen auf den Handelsnamen Oxycotin könnte aber zumindest bei Zuschauern, die die Dokumentation nur nebenher sichten, falsche Eindrücke erwecken.

                                      → 'The Pharmacist' zeichnet auf gelungene Weise den Kampf eines Apothekers (der lange Zeit selbst indirekt ein Profiteur dieses Systems war) gegen die aus den Fugen geratene Verbreitung des Wirkstoffes Oxycodon nach, verschenkt aber auch etwas von der Wucht, die zusätzlich zu den hier getroffenen Aussagen noch möglich gewesen wäre. Ähnlich wie auch in der Doku 'Dirty Money: Geld regiert die Welt' fixiert sich Netflix auch hier eher auf zweifelhafte Machenschaften einzelner Firmen, als dem Übel bis an die Wurzel auf den Grund zu gehen.

                                      Als Ergänzung zur Thematik lässt sich hierbei Eugene Jareckis Dokumentation 'Drogen: Amerikas längster Krieg' empfehlen. Ein Schelm, wer inhaltliche Parallelen zwischen beiden Dokumentationen zieht und Zusammenhänge zwischen der Kriminalisierung ganzer Bevölkerungsschichten auf der einen Seite und zögerlichen juristischen und behördlichen Reaktionen bei vergleichbaren Vergehen sieht, die allerdings in ein „offizielles“ System eingebunden sind...

                                      Danke an EudoraFletcher68 für den Tipp!

                                      *Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Opioidkrise_in_den_USA:

                                      „In einer Sammelklage von US-Kommunen vor dem Bezirksgericht in Cleveland werden Walmart, Purdue, Mallinckrodt, CVS, Cardinal und anderen vorgeworfen, die Kommunen aus Profitgier vorsätzlich mit opioidhaltigen Schmerztabletten „überschwemmt“ zu haben. Die Kläger berufen sich unter anderem auf den Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act (RICO). Purdue Pharma (270 Mio. USD) und Teva (85 Mio. USD) leisteten vor Prozessbeginn Vergleichszahlungen, so dass deren Strafverfahren eingestellt wurden."

                                      https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/opioid-krise-spaetes-zugestaendnis-1.4579010

                                      "Purdue ist nicht die einzige Firma, die im Zusammenhang mit der Krise unter Druck steht. Am Montag hatte ein Richter in Oklahoma den Pharmakonzern Johnson & Johnson zu einer Strafe von 572 Millionen Dollar verurteilt, weil er Ärzte dazu verleitet haben soll, im Übermaß Opioide zu verschreiben."

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                                      • 7
                                        Framolf 09.03.2020, 15:37 Geändert 06.04.2022, 03:32

                                        Oscar Madness Film 108 (1 Nominierung)

                                        ++ Mäßige SPOILER ++

                                        Zwei Brüder wollen in einer Welt, in der die Magie mittlerweile fast verschwunden ist, ihren verstorbenen Vater für einen kurzen Moment zurück ins Leben zaubern. Schaffen können sie es nur gemeinsam, denn der ältere beherrscht die Theorie, der jüngere die Praxis. Der große Bruder weiß nahezu alles über Zaubersprüche und deren Anwendung im richtigen Moment, scheitert aber an deren Umsetzung. Der jüngere Bruder hingegen verfügt nicht über das nötige Wissen, sehr wohl aber über das Talent, die Formeln, die ihm sein Bruder nennt, mit Leben zu füllen. So begeben sich die beiden gemeinsam auf eine abenteuerliche Reise nach einem MacGuffin, auf der sie die Bande zu ihrem verstorbenen Vater, letztlich aber auch zueinander, sowieso zu ihrer Mutter und ihrem Stiefvater stärken. Die entsprechende „Wendung“ kommt zwar alles andere als überraschend und deutet sich schon in den ersten Akten an, wirkt aber zumindest halbwegs rund und verbreitet nicht die allerschlechteste Botschaft.

                                        ++ SPOILER ENDE ++

                                        Disney und Pixar liefern in 'Onward: Keine halben Sachen', was man eben von einem Film aus dieser Schmiede erwarten würde: Beeindruckende visuelle Welten, die besonders in 3D unglaublich gut zur Geltung kommen. Inhaltlich eine Art Coming-of-Age-Geschichte zum Schmunzeln, in deren Zentrum selbstverständlich Halbwaisen stehen... Angereichert ist die Erzählung wie gewohnt mit skurrilen Nebenfiguren und der bewährten Mischung aus (Kino-)Magie, Humor und traditionellen (Familien-)Werten. Aufgrund der Ausgestaltung der Geschichte erwiest sich 'Onward: Keine halben Sachen' eher als Familien- denn als reiner Kinderfilm. Auch als Erwachsener kann man sich hiervon angemessen unterhalten lassen. Immerhin.

                                        Nachtrag: Fast schon standesgemäß für einen Film aus der Pixar-Schmiede wurde 'Onward' 2021 für einen Oscar in der Kategorie 'Bester Animationsfilm' nominiert.

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                                        • 8 .5

                                          Bisher wurde 'The Widow' weder abgesetzt noch verlängert. Auch wenn es derzeit offenbar keine Anzeichen für eine Fortführung gibt, kann dennoch nicht ausgeschlossen werden, dass diese bisherige Miniserie noch zu einer Serie mit weiteren Staffeln ausgebaut wird. Die Geschichte an sich könnte man im Großen und Ganzen so stehen lassen, jedoch wären durchaus auch Anknüpfungspunkte denkbar. (Falls es noch zu einer weiteren Staffel kommen sollte, werde ich diesen Kommentar und die Punktewertung ggf. anpassen, sofern sich etwas an meiner Einschätzung ändern sollte.)

                                          Erzählt wird hier die Geschichte einer Frau, die nach einem Flugzeugabsturz in Afrika nach ihrem Mann sucht, der als tot gilt, dessen Leiche aber nicht geborgen werden konnte. Wie angesichts des Kriminalgenres zu erwarten ist, gerät sie auf ihrer Suche in einen Strudel aus dubiosen Machenschaften und gefährlichen Kontakten.

                                          Kate Beckinsale verkörpert dabei eine Protagonistin, die sich verzweifelt an jeden Strohhalm klammert, der sich ihr bietet, und dabei dann auch so einige Entdeckungen macht, mit denen sie wohl selbst nicht gerechnet hätte. Ständig gegenwärtig ist dabei eine Trostlosigkeit, die mitunter ihresgleichen sucht. Zwar gibt es auch Symbole der Hoffnung, wie etwa Kinder oder redliche und hilfsbereite Personen, doch auch (oder gerade) diese geraten selbst unter die Räder einer schier unaufhaltsamen Maschinerie aus Profitstreben und Gewalt. So werden auch gleich zu Beginn einige Kindersoldaten eingeführt, deren bisheriger Lebensweg kaum steiniger sein könnte.

                                          Punkten kann 'The Widow' neben der ungewohnten Atmosphäre und der emotionalen Härte vor allem durch sein unverbrauchtes Setting, das besonders im Serienbereich fast schon ein Alleinstellungsmerkmal darstellt. Auch wenn die tatsächlichen Drehorte vorwiegend in Südafrika liegen (und aus verständlichen Gründen nicht im Kongo), wird dabei eine Kulisse genutzt, die man aus Serien in dieser Form kaum kennt. In Verbund mit einer größtenteils stimmigen Figurenzeichnung ist somit dann auch alles angerichtet für eine sehenswerte Serie, die aber ganz offensichtlich nicht jedermanns Geschmack trifft. Allerdings lässt sich nur schwer vorhersagen, wem man sie konkret empfehlen könnte. Daher im Zweifel einfach mal ausprobieren. :-)

                                          Gerade noch 8,5 Punkte.

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                                          • 4 .5

                                            Horrorfilme waren schon immer gut geeignet, um mit einem relativ überschaubaren finanziellen Einsatz passable Profite einzufahren. Gerade bei Fortsetzungen sorgt oftmals schon alleine der Titel für ausreichend Aufmerksamkeit. Doch wenn die Ideenarmut derart groß und die Risikobereitschaft so gering sind wie im Fall von 'Brahms: The Boy 2' wäre es vielleicht besser gewesen, noch etwas länger am Drehbuch zu feilen, bevor man damit in die Produktion geht. So wird hier leider auch fast schon mutwillig vieles von dem wieder eingerissen, das den ersten Teil so erinnerungswürdig gemacht hat. Denn die Fortsetzung spielt zwar genüsslich mit den Erwartungen des Publikums und holt neu hinzugekommene Zuschauer gleichermaßen wie solche mit Kenntnis des Vorgängerfilmes ab, verschleudert dann aber fast schon mutwillig die erarbeitete Ausgangssituation, indem sie sich selbst zu absoluter Stangenware degradiert und ihre eigene Prämisse, die von der Auflösung des ersten Filmes herrührt, ad absurdum führt.

                                            Immerhin: Atmosphärisch ist hier im Großen und Ganzen alles im grünen Bereich; vor allem in der zweiten Hälfte. Die Laufzeit fällt mit 86 Minuten kurz und knackig aus und erspart den Zuschauern unnötige Längen. Und zwischendurch sind immer wieder mal einzelne Szenen eingestreut, die trotz (oder gerade wegen) ihrer Vorhersehbarkeit für Unterhaltung sorgen. Man wartet regelrecht auf eine Durchbrechung der Erwartungshaltung, doch leider geschieht das größtenteils vergebens.

                                            Somit reiht sich 'Brahms' ein in eine lange Reihe von Horrorfortsetzungen, die routiniert ihr Programm abspulen und irgendwie auch einigermaßen zu unterhalten wissen, ohne auch nur ansatzweise kreativ zu sein. Aufgrund der doch recht originellen Prämisse ist es aber fast schon schändlich, dem Publikum ein derart schäbiges (im Sinne von „einfallslos“) Drehbuch vorzusetzen. 'Brahms: The Boy 2' ist zwar kein komplettes Desaster, aber mehr als ein unterdurchschnittlicher Horrorfilm ist es auch nicht. Daher eine Empfehlung allenfalls an ausgehungerte Horrorfans, die ansonsten schon so ziemlich alles gesehen haben. Oder eben an solche, die noch gar keine Beiträge zu diesem Genre kennen und somit mit den gängigen Klischees nicht vertraut sind. :-)

                                            Kurios: Ralph Ineson ist derzeit mit zwei verschiedenen Filmen auf der großen Leinwand vertreten ('Brahms: The Boy 2' und 'Die fantastische Reise des Dr. Dolittle'). In beiden spielt er einen Jäger. Hier stellt er sich zwar als Gärtner und Wachmann vor, kleidet sich aber wie ein Jäger und läuft gefühlt den ganzen Tag mit seinem Hund und einem Gewehr durch den Wald...

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                                            • 6 .5

                                              Sean Connerys letzter Bond-Streich. Im Jogginganzug (immerhin auch eine Art von Anzug) begibt er sich erneut auf die 'Thunderball'-Mission, wobei die Kategorie Remake hier schon sehr frei interpretiert wurde. Natürlich finden sich reihenweise Versatzstücke aus der ursprünglichen Verfilmung von 1965 auch hier wieder, aber dennoch wurden so viele Handlungselemente neu oder anders gestaltet, dass man sich auch gut und gerne beide Episoden hintereinander ansehen kann. Die meisten Handlungsorte und Figuren stimmen überein, die inhaltliche und personelle Ausgestaltung der Szenen unterscheidet sich mitunter aber schon enorm. Fast schon drollig wirkt es, wenn sich die Charaktere ständig gegenseitig beim Namen ansprechen, damit dem Zuschauer auch ganz sicher vermittelt wird, welcher Darsteller hier nun in welcher altbekannten Rolle auftaucht. Wäre der ursprünglich angedachte Besetzungscoup mit Roger Moore (zusätzlich zu Sean Connery) geglückt, wäre das Chaos wohl perfekt gewesen und hätte fast schon an die 1967er Version von 'Casino Royale' erinnert...

                                              'Sag niemals nie' ist zwar mit Sicherheit kein Bond für die Ewigkeit, aber (auch nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen ironischen Durchbrechungen und der Besetzung mit Rückkehrer Sean Connery, Klaus Maria Brandauer, Kim Basinger und Rowan „Johnny English“ Atkinson) eine der bemerkenswerten Skurrilitäten innerhalb bzw. außerhalb der Bond-Reihe. Auch wenn dieser „Konkurrenz-Bond“ außerhalb der Eon-Reihe produziert wurde, so gehört er (zumindest für mich) dennoch definitiv zu einem Bond-Marathon dazu.

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                                              • 6
                                                Framolf 05.03.2020, 00:19 Geändert 28.05.2021, 05:18

                                                Oscar Madness Film 71 (1 Auszeichnung)

                                                Ein weiteres Abenteuer des Berühmtagenten James Bond. Da ihn ohnehin offenbar jeder kennt und erkennt, den er in den Filmen antrifft, mutet die Bezeichnung „Geheimagent“ von Fortsetzung zu Fortsetzung ironischer an...

                                                Die Handlung selbst wartet einmal mehr mit klassischer Bond-Action auf. Einfallsreich, halb edel, halb trashig und eigentlich ständig over the top. Bond selbst wandelt von Episode zu Episode gewagter auf dem schmalen Pfad zwischen Ikone und Karikatur. Der vermeintliche Gentleman verhält sich über verschiedene Filme hinweg immer wieder mal wie die Axt im Walde, aber wen kümmert das schon – der Erfolg gibt ihm schließlich recht...

                                                In diesem Sinne bleibt 'Thunderball' dann auch ein Beitrag zur Reihe, der weder nach oben noch nach unten nennenswert ausschert. Wenn man so möchte, bekommt man hier gewissermaßen die Essenz der Connery-Bonds geboten. Wie auch seine Vorgänger funktioniert auch dieser Film selbst 50 Jahre später noch bemerkenswert gut, was ganz gewiss nicht jede Produktion aus dieser Dekade von sich behaupten kann.

                                                Für die visuellen Effekte wurde 'Thunderball' 1966 mit einem Oscar prämiert.

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                                                • 5

                                                  Unspektakuläres britisches Drama mit Benedict Cumberbatch, Shaun Evans und Claire Foy über ein Brüderpaar und deren Aufarbeitung der gemeinsamen Vergangenheit, die zur Belastung für die Beziehung des einen Bruders wird. Wobei „Aufarbeitung“ in diesem Zusammenhang nicht wirklich der passende Terminus ist. Größtenteils ist es eher ein gegen- als miteinander, denn die beiden stellen sich gegenseitig ein verbales Bein nach dem nächsten. Der Titel des Filmes ist dabei fast ein wenig irreführend, denn so ganz viele verschiedene Geheimnisse sind es eigentlich gar nicht, die hier thematisiert werden.

                                                  'Wreckers' beginnt geheimnisvoll und deutet einen Thriller an, kann dann aber nur bedingt liefern. Für einen Thriller fehlt die Spannung und für ein Drama, dessen Handlung längere Zeit im Gedächtnis haften bleibt, wären etwas mehr Tiefgang, Raffinesse oder Abstraktheit notwendig. Bei einigen Zuschauern wurde hier ganz offensichtlich ein Nerv getroffen, wenn man sich die Bewertungsverteilung in den einschlägigen Filmportalen ansieht, aber dennoch lässt sich konstatieren, dass sich bei diesem Film auch sehr viel Mittelmaß findet. Denn bei aller Tragik stellt sich am Ende durchaus die Frage, was man mit dieser Geschichte nun anfangen soll.

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                                                  • 9
                                                    Framolf 04.03.2020, 00:33 Geändert 04.03.2020, 12:48

                                                    Antikapitalistisches filmisches Manifest, das seinem antikapitalistischen Publikum die Moneten aus der Tasche zieht. Welch dreister Widerspruch! Aber halt! Eigentlich werden hier allenfalls Positionen bedient, für die jahrzehntelang die SPD eingestanden war. Doch nachdem sich diese selbst entkernt hat und sich nun über ausbleibende Wählerstimmen die Augen reibt, müssen eben andere in die Bresche springen. Wie Marc-Uwe Kling und sein kommunistisches Känguru nebst dessen anarchistischen Besitzer, äh... Mitbewohner. Doch jetzt genug der Politik. In den Kommentaren zu diesem Film wird in nächster Zeit noch genug gestritten werden.

                                                    Der Kleinkünstler und notorische Langschläfer Marc-Uwe staunt nicht schlecht, als eines Tages ein Känguru vor seiner Tür steht, um sich Eier für einen Eierkuchen auszuborgen. Und Milch. Und Mehl. Und Salz. Und Öl, eine Schüssel, einen Schneebesen und eine Pfanne. Schade nur, dass das Känguru keinen eigenen Herd hat. Aber wen kümmert das? Eigentum ist für das kommunistische Känguru sowieso nur ein Begriff, der von der herrschenden Klasse geprägt wird. Und so nimmt dann auch das chaotische Abenteuer seinen Lauf, das einen Konflikt mit einem deutschnationalen Quartett und einem Rechtspopulisten, der aber in allererster Linie eine profitorientierte Agenda verfolgt und für den seine rechtsgerichteten Anhänger ganz offenkundig nur Mittel zum Zweck sind, mit sich bringt.

                                                    Ideologische Widersprüche und politische Probleme werden oftmals nur angedeutet, stattdessen setzen Regisseur Dani Levy und Autor Marc-Uwe Kling in erster Linie auf Klischees und Offensichtlichkeiten, wodurch eine Menge an Potential brach liegen bleibt. Aufgefangen wird dies andererseits durch eine Reihe von Zwischentönen über ein Projekt, das hier sprichwörtlich und buchstäblich auf Sand gebaut werden soll. Ähnlichkeiten zu tatsächlich stattfindenden Vorgängen sind natürlich rein zufällig...

                                                    Einerseits könnte man den 'Känguru-Chroniken' ihr plakatives Auftreten durchaus um die Ohren hauen, andererseits dürfte es aber ohnehin keine Rolle spielen, in welcher Form hier die Geschichte verpackt wird. Bei Anhängern der AfD und der NPD wird dieser Film (vermutlich ungesehen) reihenweise Nullerwertungen abräumen und bei all jenen, die sich nicht diesem politischen Spektrum zugehörig fühlen, würde Kritik an Populisten und / oder Rechtsextremisten ohnehin offene Türen einrennen. Angesichts dieser Gewissheit konzentriert sich diese Verfilmung dann auch ganz eindeutig auf ihren absurden Humor und eine ideen- und temporeiche Inszenierung, die mit zahlreichen Details angereichert wurde. Dabei spielt es auch keine nennenswerte Rolle, ob man die Ansichten des Kängurus teilt, denn auch von der Mitte der Gesellschaft aus lässt sich trefflich über so manche hier präsentierte Albernheiten schmunzeln. Die Stimmung im Kinosaal war jedenfalls schon lange nicht mehr so heiter wie im Fall von 'Die Känguru-Chroniken'.

                                                    Neun von zehn Schnapspralinen.

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