Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

  • 6 .5
    Framolf 21.10.2020, 22:47 Geändert 21.10.2020, 22:53

    Horrorctober 2020: Horror Evolution

    Kann ein Film mit einem derart coolen Plakat überhaupt schlecht sein? Klares Nein!

    Man glaubt es kaum, aber obwohl der legendäre Wolfcop in der Stadt das Sagen hat, traut sich ein neuer Verbrecher, frech zu werden. Wenn das mal kein Fehler ist!

    Die Horrorkomödie 'Another WolfCop', die eigentlich die Geschichte desselben Wolfcops aus dem ersten Teil weitererzählt, geht noch weniger Kompromisse ein als der Vorgängerfilm. Mehr Gaudi, mehr Blut und zwar wieder derselbe WolfCop, aber dafür anderes Wer-Getier! Zum Höhepunkt liefert sich der berüchtigte Wolf, der den Schwanz nicht nur hinten trägt, mit einem kompletten Team von Bösewichten die vielleicht spektakulärste Eishockey-Schlägerei, die die Welt bisher gesehen hat. Da werden den Spielern nicht nur die Trikots über den Kopf gezogen. Aber seht selbst - wenn ihr euch traut! Außer ihr seid Verbrecher im Dienste des Oberbösewichts. Dann lauft, so schnell ihr könnt, denn der WolfCop kennt keine Gnade...

    ...und keine alkoholfreien Getränke! Prost!

    26
    • 6
      Framolf 21.10.2020, 22:47 Geändert 21.10.2020, 22:53
      über WolfCop

      Horrorctober 2020: Horror Evolution

      Eine Gefahr zieht auf im Revier des stets betrunkenen Police Officers Lou Garrou. Das Verbrechen bahnt sich seinen Weg durch den Ort. Darauf erstmal ein Bier zum Frühstück! Wobei: Das ist nur was für Weicheier, dann lieber gleich einen ordentlichen Zug auf der Schnaps-Pulle! Das Verbrechen lässt sich so zwar nicht bekämpfen, aber es wird einem zumindest egal. Win-Win für die Delinquenten und den Cop! Die Welt könnte so ein schöner Ort sein.

      Aber halt! Das jährliche „Shoot 'n' Drink“ Festival soll abgesagt werden. Jetzt droht die Situation wohl doch außer Kontrolle zu geraten. Wer soll da nur aufräumen?

      Zum Glück liefert der Titel bereits die Antwort: WOLFCOP!!! Er ist halb Polizist, halb Werwolf und halb Alkoholiker (so wie ich zu je einem Drittel Moviepilot und Rechenkünstler bin). Macht euch vom Acker, Verbrecher, oder stellt euch auf eine ordentliche Tracht Prügel ein! Denn ab sofort ist ein neuer Sheriff, äh WolfCop, in der Stadt! Für den spielt es auch keinerlei Rolle, wie viele Promille er schon hat, er räumt einfach auf!

      'WolfCop' bietet puren Trash garniert mit ein paar blutigen Gewalteinlagen. Was soll da schon schiefgehen? Unter dem Strich bietet der Film genau das, was das Plakat verspricht. Es bleibt nicht einfach nur bei billigem Murks-Trash, sondern geboten wird eher die absurd-lustig-unterhaltsame Variante. Darauf einen Schnaps zum Frühstück! Ach was, lieber drei! Prost!

      24
      • 8

        Horrorctober 2020: Horror Evolution

        Wie würde es wohl aussehen, wenn Quentin Dupieux nach der Sichtung diverser Filme von Quentin Tarantino eine Hommage (oder doch eher Persiflage?) auf Giallos drehen würde? Man weiß es nicht. Aber Adam Brooks und Matthew Kennedys 'The Editor' dürfte der Antwort schon recht nahe kommen.

        Durchzogen von absurdem Humor, derben Gewalteinlagen und kleineren Details, die für sich genommen keinen Sinn ergeben, aber den Unterhaltungsfaktor deutlich steigern, nehmen die Produzenten den Zuschauer mit auf eine Zeitreise, die sicherlich nicht jedem zusagen dürfte. Rein visuell bedienen sie sich dabei unzähliger Stilmitttel vergangener Dekaden. Zwar werden hier nicht ausschließlich Anleihen aus den Siebziger- und Achtziger-Jahren genommen, aber etwas Modernisierung schadet schließlich nicht. Die Handlung wird nicht einfach nur heruntererzählt, sondern gestaltet sich für eine Parodie erstaunlich kryptisch, womit wir dann fast schon wieder bei Dupieux wären.

        Wer sich auf diesen Trip begeben möchte, sollte keine Berührungsängste mit trashigen Elementen haben und auch einem eher unkonventionellen Drehbuch etwas abgewinnen können. Der an die 80s angelehnte Score umrahmt die Inszenierung enorm passend und die gesamte Atmosphäre wirkt stimmig. Prädikat: Empfehlenswert. Aber leider nur für wenige Zuschauer.

        27
        • 6 .5
          Framolf 20.10.2020, 20:09 Geändert 20.10.2020, 23:40

          Horrorctober 2020: Horror Evolution

          ++ Leichte SPOILER ++

          (Mehr oder weniger) Kompromissloser Horrorthriller aus Großbritannien, der zu den eindeutig unterschätzten Beiträgen seiner Zunft gehört. Ein psychopathischer Priester macht einigen jungen Leuten das Leben zur Hölle. Dabei mischt sich unbequemer Psychothrill mit Religionskritik. Denn wie soll man einem Täter beikommen, der in der Gesellschaft als Autoritätsperson gilt (damals sicherlich noch mehr als heute)?

          Auch wenn (bzw. gerade weil) 'Haus der Todsünden' knapp 45 Jahre nach Veröffentlichung kaum noch Aufmerksamkeit bei den Zuschauern erfährt, handelt es sich hierbei um einen klaren Geheimtipp für Genrefans. Pete Walkers Inszenierung ist mehr als passabel gealtert und unterhält auch einige Jahrzehnte später noch bestens. Die grimmige, kühle und bisweilen düstere Atmosphäre rahmt das Geschehen passend ein, die garstige Performance des Hauptdarstellers Anthony Sharp tut sein übriges dazu. Drehbuch und Regie nehmen nicht jedes Genre-Klischee der damaligen Horrorproduktionen mit, spielen aber gekonnt mit diesen und den Erwartungen der Zuschauer. Das Ende ist Statement und Ohrfeige zugleich. Der martialische Score schlägt ein ums andere mal ganz extrem über die Stränge, bereitet aber gerade auf diese Weise ein ganz besonderes Vergnügen.

          Wer schon weite Teile des Horrorgenres abgegrast hat und nun auf der Suche nach verschütteten und unscheinbaren Schätzen ist, sollte hier beherzt zugreifen!

          6,5 - 7 Punkte.

          21
          • 6

            Horrorctober 2020: Horror Evolution

            Was könnte für einen Horrorctober unter dem Motto „Horror Evolution: Filme aus 14 Jahrzehnten“ passender sein als eine Dokumentation über die Entwicklung des Horrorgenres? 'Nightmares in Red White and Blue' liefert (fast) genau diesen zeitlichen Abriss. Beginnend mit Stummfilmen aus den 1910er Jahren wird die Geschichte des Horrorfilms anhand entscheidender Stationen und unzähliger Fallbeispiele nachgezeichnet. Gezeigt werden dabei Ausschnitte aus 204 Genrehighlights oder sonstigen bemerkenswerter Produktionen von 'Frankenstein' (1910) über 'Psycho' (1960) und 'Alien' (1979) bis hin zu 'Diary of the Dead' (2008). Dabei wird hier und da auch über den Tellerrand geblickt und beispielsweise 'Pinocchio' (1942) als eine Art Horrorfrüherziehung für Kinder präsentiert.

            Bei einer derart großen Anzahl an Fallbeispielen liegt es natürlich auf der Hand, dass diese filmische Zeitreise eher einer Hatz gleicht, die über weite Strecken oberflächlich bleibt. Zwar sind immer wieder auch aufschlussreiche filmhistorische Einordnungen zu hören (zum Beispiel die Einordnung des Freddy Kruger Phänomens in die Zeitumstände der Reagan-Ära), gelegentlich vergaloppiert sich der besagte Kommentator jedoch auch.

            Im Großen und Ganzen erweist sich diese Dokumentation aber als durchaus interessant und sehenswert; und sei es nur, um sich den einen oder anderen Filmtipp zu erschließen. Denn filmische Zitate und kurze Einspieler gibt es in Hülle und Fülle. Doch Vorsicht: An einigen Stellen wird gespoilert, was das Zeug hält. Offenbar wissen die Redner (unter ihnen zahlreiche Regisseure wie George Romero oder John Carpenter) selbst nicht so genau, wer die Zielgruppe dieser Produktion sein würde. Denn Zuschauer ohne Kenntnisse der entsprechenden Filme werden von einigen der Experten gnadenlos gespoilert, Kenner der besagten Werke erfahren aber oftmals nicht viel neues. Die Qualität der einzelnen Redebeiträge ist enorm schwankend, doch die hochwertigsten der Einlassungen rechtfertigen eine Sichtung von 'Nightmares in Red White and Blue' für Genrefans ohne Wenn und Aber.

            27
            • 5

              Horrorctober 2020: Horror Evolution

              Horror-Mystery-Thriller von der Stange. In einem Krankenhaus kommt es zu rätselhaften Verletzungen und eines der dort stationierten Kinder berichtet von einer bösen Macht. Ein Phänomen, dem die neue Angestellte natürlich auf den Grund gehen muss.

              'Fragile – A Ghost Story' macht gar nicht erst ein großes Geheimnis um sein Rätsel, trägt es doch die Auflösung bereits im Titel. Und so geht es für die Protagonistin dann (aus Zuschauersicht) in erster Linie nur noch darum, die Details dieser Situation offenzulegen. Sachverhalte, an die sich jahrzehntelang niemand herangetraut hat, werden dabei unter die Lupe genommen und erforscht. Und wie es der Zufall will, kommen neue Erkenntnisse zumeist dann ans Tageslicht, wenn es der Dramaturgie am meisten dient.

              ' Fragile – A Ghost Story' bietet somit grundsoliden Mysteryhorror ohne allzu große Ausreißer nach oben oder unten. Die Atmosphäre erweist sich als relativ düster und kalt und erscheint auf diese Weise recht passend zu der erzählten Geschichte. Wer die Erwartungen nicht allzu hoch hängt, bekommt hier eine durchaus ordentliche Schauergeschichte geboten, deren Handlung zwar die reinste Räuberpistole ist, die aber zumindest angemessen zu unterhalten weiß.

              22
              • 7 .5
                über Dämon

                Horrorctober 2020: Horror Evolution

                Düsterer Mysterythriller mit einer leichten Horrornote, der u. a. mit Denzel Washington, John Goodman, Donald Sutherland, James Gandolfini und Elias Koteas erstaunlich gut besetzt ist.

                Viele der visuellen Spielereien, die während der Neunziger Jahre noch als innovativ und sehenswert galten, machen zwar gut zwanzig Jahre später einen etwas angestaubten Eindruck, wirklichen Abbruch tut dies dem Sehvergnügen jedoch keineswegs. Ähnliches gilt für diverse Finten, die das Drehbuch bereithält, die zwei Jahrzehnte später zwar kilometerweit gegen den Wind stinken, aber dennoch bestens unterhalten. Kritisch zu sehen sind höchsten einige Plausibilitätsprobleme, die das hier präsentierte Konstrukt mit sich bringt; besonders in Bezug auf das (Nicht-)Überspringen des Dämons in diversen Situationen.

                Alles in Allem ist Gregory Hoblits 'Dämon' aber durchaus ordentlich gealtert und auch anno 2020 noch für eine Sichtung bestens geeignet. Wer gerne okkulte Thriller mit einem leichten Horroreinschlag sieht, kann hier beherzt zugreifen.

                22
                • 5

                  Horrorctober 2020: Horror Evolution

                  Tobe Hoopers 'Fire Syndrome' erzählt eine Geschichte, die in einer langen Traditionslinie in Film und Literatur steht: Nach einem fehlgeschlagenen Experiment haben die Probanden mit verheerenden Spätfolgen zu kämpfen, die sie nicht beherrschen können.

                  In einer passabel gesetzten Atmosphäre nimmt Hooper die Zuschauer mit auf einen albtraumhaften Trip, aus dem es kein Entrinnen gibt. Ganz besonders nicht für den Protagonisten, der sich in einer Szenerie wiederfindet, die sich irgendwo zwischen Film Noir, Anti-Superheldengeschichte und Cronenberg-Horror abspielt. Und im selben Maße, in dem sein mysteriöses Brandmal größer wird, wächst auch die Bedrohung, der er sich ausgesetzt sieht. Der Spannungsaufbau ähnelt dabei ein wenig einem Blatt in einem Strudel. Die Beschleunigung nimmt immer mehr zu und die Kräfte, die wirken, werden immer stärker. Bis dann das Unvermeidliche geschieht. Oder etwa doch nicht?

                  Das Ende zwar fällt etwas unrund, aber zumindest nicht unstimmig, aus. Gesehen haben muss man 'Fire Syndrome' sicher nicht, ein kompletter Fehlgriff ist dieser Film allerdings auch nicht; jedenfalls nicht für Genrefans.

                  14
                  • 6
                    Framolf 15.10.2020, 02:11 Geändert 15.03.2022, 00:18

                    Horrorctober 2020: Horror Evolution

                    ++ Leichte SPOILER ++

                    Endlich mal wieder ein richtig ernster und realistischer Polizeifilm. Nach einer Schießerei mit ein paar Räubern, die auch nach zahlreichen schweren Treffern partout nicht sterben wollen (zumindest nicht ohne Weiteres), gehen die Polizisten Roger Mortis(!) und Doug Bigelow, die in ihrem Alltag so ziemlich jede Dienstvorschrift missachten, der Sache auf den Grund.

                    Was zunächst wie eine typische 80er Jahre Buddy-Cop-Komödie beginnt, wird im weiteren Verlauf immer verrückter und schreckt selbst vor den krudesten Ideen nicht zurück (Stichwort Metzgerei). Herausgekommen ist dabei ein völlig bekloppter Trip in die Untiefen der einer zombiebeherrschten Unterwelt, der sich selbst zu keiner Sekunde ernst nimmt. Zwar wird Vorhersehbarkeit hier ähnlich groß geschrieben wie der Hang zum Exzess, aber bei einer Produktion, bei der ohnehin der Spaß im Vordergrund steht, stört das auch nicht weiter. Und was soll schon schiefgehen, wenn selbst vor einer 'Terminator'-Referenz nicht zurückgeschreckt wird...?

                    Und so lassen die Zombies hier die Fetzen fliegen. Fast schon legendär: Der wüste Schusswechsel zweier Untoter mit automatischen Waffen während des Finales. Bis einer umfällt. Und das kann dauern! In diesem Sinne: Niemals stirbt man so ganz. Und falls doch, stecken bestimmt Doug und Roger dahinter.

                    22
                    • 5 .5
                      Framolf 15.10.2020, 02:06 Geändert 15.10.2020, 02:08

                      Horrorctober 2020: Horror Evolution

                      Horrormärchen mit Angela Lansbury ('Mord ist ihr Hobby') und Stephen Rea ('Counterpart'). Eine Jugendliche träumt sich in eine detailreich ausgestaltete Schauer-Welt, in der sich allerlei obskure Dinge abspielen und in deren Binnenerzählungen der Fantasy- und Horrorgrad nochmal zusätzlich gesteigert wird. Die Handlung hat somit ein wenig den Charakter einer zusammengeklebten Collage, die fast schon ein wenig ins episodenfilmartige geht.

                      Bemerkenswerter als die (zugegeben teils metaphernreich vorgetragene(n)) Geschichte(n) an sich erscheinen jedoch die liebevoll ausgearbeiteten Kulissen und Requisiten. Ganz besondere Aufmerksamkeit verdienen jedoch die handgemachten Effekte und Tricks, die mitunter so versiert gemacht wurden, dass sie die Zuschauer auch knapp vierzig Jahre nach der Produktion noch ins Staunen versetzen können. Besonders die Umsetzung der Verwandlung vom Menschen zum Wolf geriet absolut beeindruckend und ist weit vom einfach nur beschleunigten Haarwuchs in manch anderen Produktionen entfernt...

                      Trotz seines mittlerweile durchaus respektablen Alters eignet sich 'Die Zeit der Wölfe' durchaus auch heute noch für eine Sichtung. Zwar nicht mehr unbedingt als Horrorfilm, aber als Zeitreise zurück in eine Zeit der handgemachten Effekte allemal. Daher: Verhaltene Empfehlung meinerseits.

                      16
                      • 7

                        Kurzweilige Komödie (mit leichten Dramenanteilen) nach dem Murmeltierprinzip. Auch wenn die Protagonistin denselben Tag immer und immer wieder durchlebt, so unterscheidet sich 'Hello Again' doch recht deutlich von vielen anderen Verfilmungen dieser Prägung. Denn ihre Komik bezieht die Inszenierung von Maggie Peren primär nicht aus ständiger Wiederholung und gezielter Durchbrechung der Erwartungshaltung, sondern vielmehr werden die Figuren in immer neue Situationen geworfen, von denen nur wenige ein festes Gerippe bilden, an denen die Ankerpunkte der Handlung fixiert sind. Man kann sich also nur selten sicher sein, in welche Richtung sich der nächste Durchlauf drehen wird. Auch wenn das Ende etwas übertrieben vorhersehbar geraten ist und auch deutlich over the top liegt, so finden sich dennoch zahllose kleine Überraschungen im Verlauf der Handlung.

                        Im übergeordneten Sinne erzählt 'Hello Again' eine Geschichte von Freundschaft und Liebe sowie über das Loslassen der Jugendzeit. Mitbewohner Patrick fürchtet nichts mehr als eine Veränderung des Status Quo, Protagonistin Zazie drückt sich vor Beziehungen und somit vor möglichen Enttäuschungen und Anton, der dritte WG-Bewohner im Bunde, hat Angst vor seinen eigenen Entscheidungen. Das Drehbuch nimmt die Gedanken dieser drei Figuren durchaus ernst und zumindest in einem gewissen Maße dürften sich viele Zuschauer in einigen Facetten dieser Charakterausprägungen durchaus wiedererkennen. Denn mal ehrlich: Wer hatte noch nie mit einer schweren Entscheidung zu kämpfen oder Sorgen vor einer ungewissen Zukunft? Auf humorvolle Weise werden die besagten Fragen abgehandelt. Auch wenn abgesehen von der Devise „nur Mut“ nicht allzuviel darauf geantwortet werden kann, klopft das Drehbuch seinen Charakteren und auch seinen Zuschauern am Ende aufmunternd und augenzwinkernd auf die Schulter. Unter dem Strich steht somit Feelgood Kino der konsequenten und gerade deshalb sympathischen Art, das sein Publikum nicht spaltet, sondern eher um Verständnis wirbt. Und das in einem Genre, in dem man in unschöner Regelmäßigkeit auch ganz andere Entwürfe aus hiesiger Produktion ertragen muss.

                        Alicia von Rittberg und Edin Hasanovic, die bereits gemeinsam für 'Rate Your Date' vor der Kamera standen, gehen auch hier wieder mit ungebremster Spielfreude ans Werk. Hasanovic überzeugt durch seinen darstellerischen Enthusiasmus, von Rittberg durch ihr betont geerdetes Spiel. Was bei ersterem hier und da einen Tick zu theatralisch ausfällt, macht letztere durch natürliche und alltagsbezogene Nuancen in der Darbietung wieder wett. Gerade in einer Komödie ergänzen sich beide daher recht gut.

                        Alles in Allem kann man 'Hello Again – Ein Tag für immer' bedenkenlos an Genrefans weiterempfehlen. Abgesehen vom Ende, das so übertrieben ist, dass man es eigentlich nur noch als Persiflage der eigenen Idee verstehen kann. bietet diese Komödie neben kurzweiliger Unterhaltung auch noch einen unaufgeregten Erzählstil sowie einige angenehme Zwischentöne. Nur der Soundtrack mit seinen gefühlt zweistelligen Wiederholungen und Variationen von 'Mr. Sandman' schlägt etwas über die Stränge, was sich anhand der Geschichte jedoch auch gut begründen lässt.

                        14
                        • 7
                          Framolf 13.10.2020, 01:21 Geändert 13.10.2020, 01:32

                          Horrorctober 2020 - Horror Evolution

                          ++ Leichte SPOILER ++

                          Homo homini lupus.

                          'La betê' (1975) eilt der Ruf voraus, selbst für einen Borowczyk krass zu sein; und was soll man sagen? Dieser Einstufung ist eigentlich kaum noch etwas hinzuzufügen.
                          Eine angemessene Punktewertung für diese Ausgeburt des Wahnsinns ist eigentlich kaum zu ermitteln. Was Walerian Borowczyk an mutigen und unbequemen Thesen unter das Volk bringt, macht er mit Zweideutigkeiten und Ausfälligkeiten wieder zunichte. Im Grunde genommen gibt er hier eine Art Hofnarren, der den Leuten eklige Wahrheiten an den Kopf klatscht, sie als krude Witze deklariert und immer wieder vollkommen über das Ziel hinausschießt oder sich in dem einen oder anderen Aspekt auch vergallopiert.

                          Anerkennen muss man sicherlich, dass man sich Mitte der Siebziger Jahre mit Kritik am Personal der Kirche(n) noch reichlich Schelte einhandeln konnte. Borowczyk lässt in einem Werwolf-Szenario einen seiner Charaktere den Nachwuchs unter die Aufsicht eines Pfarrers geben. Heutzutage würde man edie Kinder vermutlich eher dem Werwolf anvertrauen...

                          Wie auch immer, der Geistliche im Film nimmt diese Gelegenheit gerne an und lässt den Minderjährigen ein hohes Maß an priesterlicher Nächstenliebe zukommen (was allerdings zum Glück nur angedeutet wird). So weit, so eklig. Garniert wird dies noch mit einem zweideutigen Spruch des Hausherrn über die nächtlichen Geräusche im Haus, bei dem nicht ganz klar ist, ob er tatsächlich nur ein Ablenkungsmanöver von den eigenen Taten sein soll. Aber Klagen des Drehbuchs wie diese gehören bei weitem nicht zu den größten Ungerheuerlichkeiten, die einem präsentiert werden. Neben kopulierenden Pferden in Großaufnahme, kruden Thesen über lüsterne Damen und einer der wohl schrägsten Sexszenen des Jahrzehnts, findet sich auf der anderen Seite auch ein entlarvender Dialog eines Kardinals über die Lust des anderen Geschlechts, in dem aber mal so richtig die Phantasie mit ihm durchgeht. Aber eben solche Typen spült es in Borowczyks Kosmos in der katholischen Kirche eben nach oben.

                          Wie man sieht: Neben bissigen Klagen und bewussten oder auch satirischen Überspitzungen stehen hier auch krude Thesen und pure Provokationen, die die Aussagekraft letztlich wieder abschwächen bzw. den Blick auf's (potentiell) Wesentliche verstellen. Eine sonderbare Mischung; und doch irgendwie bemerkenswert.

                          Fazit: Der Mensch ist ein Tier – und ein ziemlich widerliches noch dazu. Ganz besonders die Männer. Und unter ihnen erklimmen vor allem die Priester den Gipfel der Abartigkeit. So weit, so nachvollziehbar. Aber Borowczyk wäre wohl nicht Borowczyk wenn er nicht auch mit seinen Thesen von einer frevlerisch lüsternen Damenwelt provozieren würde. Worauf das alles hinauslaufen soll? Man weiß es nicht so genau. Ist aber vermutlich auch egal, denn vieles ist sicherlich ohnehin nur Provokation um der Provokation willen. Das Ergebnis ist in höchstem Maße skurril, aber auch verstörend bis widerlich und doch irgendwie sehenswert. Aber ganz sicher nicht für jeden. Wirklich empfehlen kann man diesem Film vermutlich kaum jemandem (außer den üblichen Verdächtigen). Gelohnt hat sich die Sichtung aber fraglos trotzdem. Allein schon wegen der vielen schrägen Ideen, die hier auf einen einprasseln.

                          7 von 10 Toten, die bei kaltem Weihwasser zusammenzucken.

                          19
                          • 6 .5
                            Framolf 10.10.2020, 21:08 Geändert 10.10.2020, 21:10

                            Horrorctober 2020 - Horror Evolution

                            ++ Leichte SPOILER ++

                            'Les Yeux sans visage' (1960) firmiert auf dem deutschsprachigen Markt unter den Titeln 'Augen ohne Gesicht' sowie 'Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff'. Inhaltlich geht es um einen sadistischen und nahezu empathielosen Arzt, der junge Frauen entführen lässt, um ihre Gesichter zu transplantieren.

                            Ganz besonders ins Auge (oder besser gesagt: ins Ohr) fällt dabei der kauzige Score, der angesichts der gewohnten Klanguntermalung im Thriller- und Horrorgenre reichlich ungewöhnlich wirkt, aber vielleicht gerade deshalb auf passende Weise Akzente setzt. Bemerkenswert sind vor allem zwei musikalische Themen, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn sich zwei bestimmte Charaktere in ganz bestimmten Situationen befinden. Selbstverständlich zieht sich ein derartiger Einsatz von Filmmusik durch mehrere Jahrzehnte und durch vielerlei Genres vom Actionfilm bis hin zum Drama. Doch ähnlich wie auch vier Dekaden später in der Serienkiller-Serie 'Dexter' setzt die angesprochene thematische klangliche Begleitung hier nochmal ganz eigene Akzente, die über die üblichen Funktionen eines derartigen Musikeinsatzes hinausgehen.

                            Das Drehbuch nimmt bei einer straffen Laufzeit von nur 85 Minuten keine Gefangenen, was aufgrund einer gewissen Vorhersehbarkeit einiger Szenen aber auch sinnvoll erscheint. Im Vergleich zu anderen Horrorfilmen aus demselben Jahrzehnt schlägt sich 'Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff' dank seiner gut gesetzten Atmosphäre vergleichsweise wacker und taugt auch durchaus noch heute für eine Sichtung – zumindest für jene Zuschauer, die sich auf solche Filme einlassen mögen.

                            6 – 6,5 Punkte.

                            19
                            • 4
                              Framolf 10.10.2020, 21:01 Geändert 10.10.2020, 21:10

                              Horrorctober 2020 - Horror Evolution

                              Mit 'Satanas' (auch bekannt unter den Titeln 'Das Schloss der blutigen Bestie' und 'Die Maske des roten Todes') liefert Regisseur Roger Corman eine Verfilmung der beiden Edgar Allan Poe Kurzgeschichten 'Die Maske des roten Todes' und 'Hopp-Frosch'. Die farbenfrohe Bebilderung und die extravaganten Kostüme können sich sehen lassen, doch darüber hinaus scheint die Bewertung auch Geschmacksfragen zu unterliegen. Dies gilt sowohl für die Monologe des Protagonisten als auch für die Inszenierung an sich. Im Rahmen einer „Horrorzeitreise“, um die Eigenarten des Genres über verschiedene Jahrzehnte hinweg zu beobachten, ist diese Verfilmung sicherlich keine schlechte Wahl, da sie ganz augenscheinlich ein typisches Kind ihrer Zeit ist. Offenbar wird dieser Stil auch heute noch von vielen Zuschauern geschätzt, wie die Bewertungen hier zeigen. Bei der Nennung zeitloser Klassiker taucht 'Satanas' aber (meines Erachtens nicht zu Unrecht) nur selten auf.

                              4 Punkte mit leichter Tendenz nach oben.

                              16
                              • 8

                                Ein Film wie ein Schlag in die Magengrube. Dabei verbietet sich eine Synopse fast von selbst (noch mehr als sonst). Denn auf den ersten Blick könnte man meinen, 'Milla meets Moses' wäre nur ein weiteres dieser Teenie-Romantik-Dramen, wie sie seit geraumer Zeit den Markt überfluten. Kranker Teenager trifft auf Rebellen und schöpft wieder neuen Mut. Und irgendwie stimmt es ja auch. Und doch ist das Erstlingswerk (in Spielfilmlänge) von Shannon Murphy völlig eigenständig geraten. Das beginnt schon mit den Formalia (regelmäßige Einblendungen von zwischentitelartigen Kapitelübereschriften) und endet mit der relativ unkonventionellen, aber vielleicht gerade deshalb etwas realitätsbezogeneren Charakterzeichnung. Zwar wirken die meisten Figuren nicht gerade wie aus dem Leben gegriffen, doch die Probleme und Sorgen, die sie mit sich herumschleppen, tun es umso mehr.

                                Letztlich ist dieser Indiefilm ein Werk über die zerstörerische Kraft im Leben, die immer wieder in Selbstzerstörung (z. B. Drogen), Zerstörung anderer (Rauchen während der Schwangerschaft) oder in einer Zerstörung des eigenen Selbst durch unbeherrschbare Einflüsse (Tumor) gipfelt. Auf der anderen Seite stehen die Kräfte der Liebe, der Freundschaft und des Zusammenhalts, die die soziale Welt nicht völlig aus den Fugen geraten lassen. Das Drehbuch zeichnet hier ein düsteres und hoffnungsfrohes Bild zugleich. In Bezug auf Millas Eltern bedeutet das: Beide bereiten sich gegenseitig Kummer, spenden sich aber auf der anderen Seite auch wieder Kraft und geben sich Halt. Für Milla und Moses gilt dies in mindestens gleichem Maße.

                                Abseits des Mainstreams und in Abwesenheit vieler großer Blockbuster hat sich mit 'Milla meets Moses' ein großer kleiner Indiefilm in die deutschen Kinos geschlichen, dem man nur wünschen kann, dass er sein Publikum finden wird; wobei er sicherlich nicht jedermanns Sache sein dürfte und schon sehr deutlich auf ein Publikum schielt, das sich gerne auch mal auf unsicheren Pfaden bewegt. Prädikat: Geheimtipp.

                                7,5 – 8 Punkte.

                                31
                                • 4 .5
                                  Framolf 09.10.2020, 01:54 Geändert 09.10.2020, 02:08

                                  Horrorctober 2020 - Horror Evolution

                                  'Das Ungeheuer ist unter uns' ist die zweite Fortsetzung von 'Der Schrecken vom Amazonas'. Wie schon im Vorgängerfilm 'Die Rache des Ungeheuers' merkt man den Produzenten an, dass sie sich um einen neuen Weg bemühen (dieses mal geht es um Experimente), doch bleiben sie in ihrem Bemühen auch dieses mal auf halbem Weg stehen und jubeln den Zuschauern einige Handlungselemente bereits zum dritten mal unter (Rivalität zweier Forscher, Sympathie des Fischmenschen für die einzige Dame im Team der Wissenschaftler usw.). Unabhängig davon stellt sich jedoch der Eindruck ein, dass das Programm auf nahezu allen Ebenen der Produktion nur noch routiniert herabgespult wird. Das Drehbuch arbeitet zunächst seine altbekannten Stationen ab und lässt der anfänglichen (pseudo-)wissenschaftlichen Einordnung dann aber immerhin auch einige neue Ideen folgen. Auf allen anderen Positionen herrscht ganz offensichtlich business as usual. Für Zuschauer der ersten beiden Filme noch leidlich interessant, als Neueinstieg aber wahrscheinlich eher ungeeignet, auch wenn 'Das Ungeheuer ist unter uns' fraglos einige bemerkenswerte Momente aufweisen kann. 4,5 – 5 Punkte.

                                  18
                                  • 5 .5
                                    Framolf 07.10.2020, 03:15 Geändert 07.10.2020, 03:22

                                    Horrorctober 2020: Horror Evolution

                                    ++ Leichte SPOILER ++

                                    Fortsetzung des Tierhorrorklassikers 'Der Schrecken vom Amazonas', die bereits ein Jahr nach der Veröffentlichung des Erstlings nachgeschoben wurde. Während es zu Beginn danach aussieht, dass Kapitän Lucas erneut Futter für die Bestie herankarrt, nimmt die Geschichte recht schnell eine Wendung und biegt in eine völlig andere Richtung ab, die dem Publikum in abgewandelter Form fast drei Jahrzehnte später auch in der 'Jaws'-Reihe serviert wird.

                                    Doch trotz des geänderten Settings und des nun getauschten Heimvorteils jubelt man den Zuschauern nahezu dieselbe Geschichte unter, die sie bereits aus der ersten Episode kennen. So gesehen bietet sich eine Sichtung für Fans des ersten Filmes natürlich an, alle anderen können im Grunde genommen aber auch davon Abstand nehmen.

                                    Fun Facts: Den Part von Julie Adams (zumindest in Bezug auf die Funktion der Rolle) nimmt nunmehr Lori Nelson ein. Beide hatten kurz zuvor (1952) an dem Western 'Meuterei am Schlangenfluss' mitgewirkt. In einer kleinen Rolle (und ohne Erwähnung im Abspann) ist hier auch Clint Eastwood in seinem Spielfilmdebüt zu sehen. Wer hätte gedacht, dass sein Mitwirken in der mittelmäßigen Fortsetzung eines Tierhorrorfilmes den Auftakt zu einer Weltkarriere bilden könnte? Andererseits: In einer Welt, in der Leonardo DiCaprio in 'Critters 3 – Die Kuschelkiller kommen' und George Clooney in 'Die Rückkehr der Killertomaten' mitwirken, sind Horror B-Movies vielleicht gar nicht mal das schlechteste Sprungbrett.

                                    14
                                    • 6
                                      Framolf 07.10.2020, 03:02 Geändert 07.10.2020, 03:22

                                      Horrorctober 2020: Horror Evolution

                                      Ein Team von Forschern macht sich auf zum Amazonas, um dort einen Schauspieler in einem Gummianzug zu jagen. Oder so ähnlich. Gut, der Reihe nach:

                                      Ein Forscher findet die komplett intakte Klaue einer bisher unbekannten Kreatur in einer Versteinerung und zieht einige Kollegen hinzu, um dem Geheimnis dieses bisher unentdeckten Bindeglieds in der menschlichen Evolution nachzuspüren. Wie es der Zufall so will, lebt in derselben Gegend auch tatsächlich noch ein weiteres Exemplar dieser Spezies, das sich nebenbei auch ziemlich angetan von der einzigen Dame im Tross zeigt. Und so beginnt die Jagd der durchtrainierten Wissenschaftler in Badehosen auf das schwer verliebte Ungeheuer, das seinerseits wiederum selbst Jagd auf die Eindringlinge macht.

                                      Was nach purem Trash klingt (und letztlich auch solcher ist), kommt unter dem Strich dennoch weit nüchterner daher, als zunächst zu erwarten wäre. Denn Drehbuch und Regie von 'Der Schrecken vom Amazonas' nehmen sich selbst ernst. Sehr ernst sogar. Und so wird dem Zuschauer ein eigentlich völlig alberner Creature Horror Film serviert, der aber vielleicht gerade deshalb durchaus Spaß macht. Bis heute ungeklärt ist jedoch, weshalb Kay (Julie Adams) gut und gerne ein Dutzend mal ihr Outfit wechselt, während ihre beiden wichtigsten männlichen Begleiter einen Großteil der Laufzeit über in Shorts ihr Dasein fristen.

                                      → Auch heute noch bietet 'Der Schrecken vom Amazonas' durchaus launige Unterhaltung, auch wenn der Inszenierung an der einen oder anderen Stelle vielleicht etwas mehr Selbstironie ganz gut zu Gesicht stünde. Andererseits macht aber auch gerade diese aufgesetzte Ernsthaftigkeit durchaus einen Teil des heutigen Reizes dieser Produktion aus.

                                      19
                                      • 7 .5
                                        Framolf 05.10.2020, 05:16 Geändert 15.05.2021, 06:01

                                        Oscar Madness Film 62 (1 Nominierung)
                                        Horrorctober 2020 - Horror Evolution

                                        Nach dem Umbruch vom Stummfilm zum Tonfilm in den späten 1920er und den 1930er Jahren hat sich bei einigen Produktionen der neuen Gattung bereits eine bemerkenswerte Routine eingestellt. Das gilt auch für René Clairs 'Meine Frau, die Hexe', eine heitere und verhältnismäßig temporeiche Horrorkomödie aus dem Jahre 1942, die als Vorlage zur langjährigen TV-Serie 'Verliebt in eine Hexe' gilt.

                                        Auf dem Höhepunkt von Hollywoods Studiosystem wurde mit einem beachtlichen personellen Aufgebot und nach den geltenden Konventionen der Major Labels diese Verfilmung von Thorne Smiths 'The Passionate Witch' produziert. In der Titelrolle findet sich die damalige Stilikone Veronica Lake (bürgerlich: Constance Frances Marie Ockelman) wieder, auf deren schmalen Schultern ein Großteil des Gewichts der Produktion lastet. Trotz des eindeutigen Zuschnitts dieser Komödie auf die berühmte Film-Noir-Darstellerin ist eine riesige Anzahl früherer oder späterer Oscar-Gewinner in die Produktion involviert. Unter ihnen die Darsteller Fredric March und Susan Hayward, Drehbuchautor Dalton Trumbo, Produzent Preston Sturges, die Art-Direktoren Hans Dreier und Ernst Fegté, Set Dekorateur Sam Comer, Toningenieur Harry D. Mills, Kostümdesignerin Edith Head sowie Gordon Jennings (Special Effects). Bei einer derart geballten personellen Kompetenz konnte in handwerklicher Hinsicht natürlich nicht mehr viel schief gehen, was letztlich auch mit einer Oscar-Nominierung für die beste Filmmusik (Roy Webb) honoriert wurde.

                                        Die Handlung an sich ist gespickt mit irrwitzigen Einfällen und die Dialoge sind angereichert mit einigen charmant vorgetragenen Schlüpfrigkeiten. Im Verbund mit dem hohen Tempo und der straffen Laufzeit eignet sich dieser launige Schwank auch 80 Jahre später noch gut für eine unterhaltsame Sichtung.

                                        21
                                        • 8
                                          Framolf 05.10.2020, 04:47 Geändert 05.10.2020, 06:04

                                          Horrorctober 2020 - Horror Evolution

                                          'Vampyr – Der Traum des Allan Gray' (abweichend von der Schreibweise auf MP wird der Name des Protagonisten im Vorspann mit „Allan Gray“ wiedergegeben) ist zu einer aus filmhistorischer Sicht spannenden Zeit entstanden; nämlich an der Schwelle vom Stummfilm zum Tonfilm. Und in diesem Sinne trägt diese Inszenierung von Carl Theodor Dreyer grundlegende Merkmale beider Gattungen in sich. Zwar gibt es gesprochene Dialoge, doch eingesetzt wird dieses Mittel eher sparsam; was aber sicherlich auch dem düsteren Charakter der Handlung geschuldet sein dürfte. Konzipiert (und in der Postproduktion eingesprochen) wurden die Dialoge übrigens auf Englisch, Französisch und Deutsch und auch der Cast erweist sich als dementsprechend international – aber das nur am Rande.

                                          Bemerkenswert gestaltet sich auch der Einsatz der Filmmusik, der sich analog zum gleichzeitigen Einsatz von Texttafeln und gesprochenen Dialogen grundlegender Charakteristika beider Filmgattungen bedient. Während – vor allem in der Frühphase des Stummfilms – orchestrale Musik zum Einsatz kam, die anfangs nur wenig, aber im Verlauf der Jahre immer stärker auf das visuell präsentierte Geschehen zugeschnitten wurde, wurde in der Entwicklung der Filmmusik bis in die heutige Gegenwart hinein der Liedcharakter mancher Kompositionen immer weiter zurückgefahren, was teilweise in Geräuschkulissen gipfelt, die zwar Emotionen wiedergeben, Räume erschließen oder ähnliche Funktionen erfüllen, sich aber keineswegs mehr zum Mitträllern eignen. Und in diesem Sinne erweist sich auch der Score zu 'Vampyr – Der Traum des Allan Grey' als deutlich handlungsbezogener als es noch bei den allermeisten Produktionen der 1910er der Fall war. Andererseits handelt es sich dabei naturgemäß aber auch noch nicht komplett um eine musikalische Untermalung im Sinne der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts oder gar des 21. Jahrhunderts. Stilistisch ohnehin nicht, aber auch funktional nicht. Trotz oder gerade wegen dieser unkonventionellen Art der klanglichen Ausgestaltung wird die hier präsentierte surreale Atmosphäre noch weiter verstärkt und mit einem gehörigen Maß an Unbehagen sowie der Erzeugung von Spannung aufgeladen.

                                          Auch wenn die eingeblendeten Texttafeln immer wieder Handlungselemente vorwegnehmen, tut dies dem mystischen Charakter der Erzählung nur unwesentlich Abbruch. Das Drehbuch bedient sich diverser Elemente der Schauerromantik und des Expressionismus, die untereinander selbst in einer gemeinsamen Traditionslinie stehen, und nimmt gewissermaßen sogar schon einige Besonderheiten vorweg, die später das Werk von David Lynch und anderen Regisseuren prägen werden.

                                          Für aufgeschlossene Cineasten und Anhänger unkonventioneller Horrorfilme, die sich zwischen Surrealismus und Morbidität bewegen, ist 'Vampyr – Der Traum des Allan Gray' aus diesen Gründen uneingeschränkt zu empfehlen.

                                          Mit etwas gutem Willen und unter Würdigung des Produktionsdatums gerade noch 8 Punkte.

                                          21
                                          • Dieses Jahr 14(+x) Filme aus 14 Jahrzehnten. Denn mal ehrlich: 13 mag eine böse Zahl sein, aber die 14 ist bestimmt noch viel böser!

                                            Einzige Regel: Pro Jahrzehnt (ab den 1890ern) mindestens ein Horrorfilm. Wie immer enge ich den Horrorfilmbegriff nicht allzusehr ein, um auch etwas Abwechslung reinzubekommen. Es sind also auch Horrorkomödien, Stummfilme, Filmreihen, Kurzfilme usw. mit dabei. Die Liste wird bis Monatsende fortlaufend aktualisiert.

                                            Meine bisherigen Mottos:

                                            2019: Haus der 13 Geheimtipps
                                            https://www.moviepilot.de/liste/horroctober-haus-der-13-geheimtipps-framolf

                                            2018: Horrorkreaturen - Alle anders, jede böse!
                                            https://www.moviepilot.de/liste/horroctober-2018-13-kreaturen-jede-anders-alle-bose-framolf

                                            2017: 13 Filme aus 13 Ländern
                                            https://www.moviepilot.de/liste/horrorctober-2017-13-filme-aus-13-landern-framolf

                                            2016: Fortsetzung folgt (Mehrteiler)
                                            https://www.moviepilot.de/liste/horrorctober-2016-framolf

                                            19
                                            • 7

                                              Horrorctober 2020: Horror Evolution

                                              Einer der großen Stummfilmklassiker des Horrorgenres. Man merkt F. W. Murnaus 'Nosferatu, eine Symphonie des Grauens' seine Herkunft aus der goldenen Ära des Stummfilms im Grunde genommen die gesamte Laufzeit über an. Zahlreiche Kinderkrankheit des Mediums sind längst überwunden, die Stilrichtungen der verschiedenen Produktionen differenzieren sich immer stärker aus und es sind erhebliche Fortschritte in nahezu allen relevanten Bereichen zu verzeichnen. Statt unbedarfter Laien kommen nunmehr verstärkt erfahrene Darsteller zum Einsatz, die Beleuchtung wird deutlich bewusster als Stilmittel eingesetzt, Kameraschwenks sind mittlerweile auf bestem Wege, bald zum Standardrepertoire zu gehören (auch wenn sie hier noch sehr sparsam eingesetzt werden) und gar Zeitraffer, Doppelbelichtung oder die fast schon medienimmanenten Stop Motion Tricks kommen zum Einsatz. Gezogen werden nahezu alle Register, ohne jedoch den Einsatz einzelner Spielereien überzustrapazieren.

                                              Inhaltlich ist die Geschichte fast schon visionär: Ein Immobilienmakler bringt Verderben über seine Stadt, indem er Käufer anlockt, die nicht zur bisherigen Bewohnerschaft passen... Aber Spaß beiseite. Murnaus Verfilmung in der Tradition der Dracula Mythologie darf getrost auch noch knapp hundert Jahre nach ihrer Veröffentlichung als wegweisend für die spätere Entwicklung des Horrorgenres gelten. Besonders offenkundig wird dies beispielsweise bei der Sichtung der ersten Akte von Filmen wie zum Beispiel 'The Nun' (2018); aber das nur am Rande. Auch wenn die Drehbuchstruktur im weiteren Verlauf aus heutiger Sicht vielleicht stellenweise etwas unkonventionell erscheinen mag, so ist es vielleicht gerade das Spiel mit den Konventionen, das diese Produktion auch aus heutiger Sicht noch so interessant macht. Auch bzw. ganz besonders das Spiel mit der Symbolik und das Setzen diverser Metaphern laden Studierende der Filmwissenschaft bis heute dazu ein, die Bildsprache zu enträtseln und die zugrundeliegenden Querverweise offenzulegen.

                                              Mit 'Nosferatu, eine Symphonie des Grauens' ist F. W. Murnau ein Film von enormer Nachwirkung gelungen, der sicherlich auch noch in den nächsten Jahren viele Zuschauer mit Interesse an Filmklassikern in seinen Bann ziehen wird.

                                              21
                                              • 6 .5

                                                Horrorctober 2020: Horror Evolution

                                                ++ Enthält SPOILER ++

                                                'Der Student von Prag' (1913) gilt auch noch ein gutes Jahrhundert nach Veröffentlichung als früher, wenn auch wenig beachteter, Meilenstein der deutschen Filmgeschichte sowie als einer der frühen relevanten Beiträge zum Horrorgenre in Spielfilmlänge. Auch wenn die Handlung heute wohl eher dem Mysterygenre zuzurechnen wäre, trägt sie dennoch die Keimzelle vieler späterer Entwicklungen im Horrorbereich in sich.

                                                Im Vergleich zu den noch sehr spärlich gesäten Horrorproduktionen des vorhergehenden Jahrhunderts fällt auf, dass bei der Auswahl der Darsteller nunmehr deutlich mehr Wert auf Professionalität gelegt wird und in dieser Hinsicht ein klarer Qualitätssprung zu beobachten ist. Dasselbe gilt für die visuelle Gestaltung, die sich nicht nur auf verbesserte technische Möglichkeiten erstreckt, sondern auch von einer einer zaghaften Eroberung neuer Räume geprägt ist. So bleibt die Kamera nicht mehr rein statisch, sondern traut sich erste vorsichtige Schwenks zu und sie wird auch vermehrt für Außenaufnahmen eingesetzt. Analoges lässt sich für die Beleuchtung konstatieren. Nicht zuletzt auch deshalb sind die Darsteller nicht mehr zu derart übertriebenem Overacting gezwungen wie noch einige Jahre zuvor.

                                                Inhaltlich bewegt sich Hanns Heinz Ewers 'Der Student von Prag' in der Tradition romantischer Werke wie vor allem E. T. A. Hoffmanns 'Der Sandmann' und ganz besonders im Fahrwasser von Adelbert von Chamissos 'Peter Schlemihls wundersame Reise': Der Protagonist geht einen diabolischen Handel ein und wird dabei um sein Spiegelbild gebracht, das ihn fortan verfolgt und verängstigt. Gewissermaßen schlagen die Filmemacher damit auch eine inhaltliche Brücke zum damals gegenwärtigen literarischen Expressionismus, was in der visuellen Ausgestaltung allerdings allenfalls gemäßigten Widerhall findet bzw. in dieser Hinsicht fast zu vernachlässigen ist.

                                                Unter dem Strich steht mit dieser Verfilmung ein aus filmhistorischer Sicht äußerst interessanter (da inhaltlich eigenständiger) Beitrag, der sicherlich alles andere als perfekt ist, aber dessen Produzenten bereit sind, neue Wege zu erschließen oder erste schmale Pfade besser auszutreten. Nicht jeder Zuschauer wird sich dafür erwärmen können, aber gerade Cineasten mit Interesse an der Genealogie dieses Mediums sollten durchaus mal einen Blick auf dieses Werk riskieren.

                                                15
                                                • 8

                                                  Horrorctober 2020: Horror Evolution

                                                  Wie mein Vorredner bereits erwähnt, dürfte sich dieser Eintrag in der MP-Datenbank wahrscheinlich auf einen Film aus dem Jahr 1908 beziehen. Dies sollte jedoch niemanden von der Sichtung abhalten. Denn selbst wenn dieser Kurzfilm nur eine Fußnote in der Filmgeschichte darstellt, lohnt sich das Ansehen dennoch fraglos. Es handelt sich dabei um eine Horrorkomödie, in der sich drei Passanten in ein Spukhaus verirren und es dort mit geisterhaften Phänomenen zu tun bekommen, die mit erstaunlich versierten Stop-Motion-Tricks umgesetzt wurden. So deckt sich beispielsweise ein Tisch selbst, Brot wird von einer unsichtbaren Hand geschnitten usw. Und das ist nur ein Teil der Spielereien, die hier zum Einsatz kommen. Der technische und handwerkliche Sprung im Vergleich zu 'Le Manoir du Diable' (1896), dem Vorreiter des Spukhaus-Genres, ist beachtlich. Allein deshalb schon sei allen Horror- und Kurzfilmfans sowie den Cineasten unter uns eine Sichtung ganz klar ans Herz gelegt. Zwar vielleicht nicht zum Gruseln, aber zum Schmunzeln und Staunen reicht es allemal.

                                                  24
                                                  • 7 .5
                                                    Framolf 02.10.2020, 05:05 Geändert 02.10.2020, 08:25

                                                    Horrorctober 2020: Horror Evolution

                                                    'Le Manoir du Diable' von George Méliès dürfte der wohl älteste noch erhaltene Horrorfilm sein; vielleicht sogar der älteste Horrorfilm überhaupt. Dieser Kurzfilm aus dem 19. Jahrhundert widmet sich einem Thema, das im Horrorgenre auch heute noch Hochkonjunktur hat: In einem Spukhaus treffen zwei Männer auf allerlei mysteriöse Kreaturen, die alle auf ihre ganz eigene Weise Angst und Schrecken verbreiten. Zwar bemüht Méliès dabei immer wieder dieselben beiden Tricks (er lässt – zumindest aus damaliger Sicht wie von Geisterhand - Kreaturen erscheinen, verschwinden und sich verwandeln und er lässt eine gespenstische Fledermaus an einer Schnur durch die Luft fliegen). Und auf diese Weise gelingt ihm ein verspielter Film mit viel Liebe zum Detail, der zwar über 120 Jahre später nicht mehr zum Gruseln taugt, aber für Cineasten und Horrorfans gleichermaßen zum Pflichtprogramm gehören sollte. Prädikat: Absolut sehenswert!

                                                    23