Framolf - Kommentare
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Alle Kommentare von Framolf
'Pet' beginnt mit einem kauzigen Protagonisten (dargestellt von Dominic Monaghan aus 'LOST' und 'Herr der Ringe'), der einer jungen Frau nachstellt. Recht zügig biegt die Erzählung in Richtung Psychothriller bzw. Horror ab und nimmt zunächst einen recht herkömmlichen Verlauf. So weit, so gut. Erfreulicherweise sind die Autoren deutlich bemüht um eine eigene Note innerhalb des Genres, was auch eine bemerkenswerte Wendung mit sich bringt, die die Geschichte interessanter macht. Leider gehen einige Details der Handlung jedoch auf Kosten der Plausibilität. Wer sich daran nicht stört, kann aber durchaus Spaß haben mit einer Sichtung von 'Pet'.
Jonah Hills Regiedebüt nimmt das Publikum mit auf eine filmische Zeitreise zurück in die Neunziger Jahre. Fernab von diversen Geschmacklosigkeiten und Peinlichkeiten dieser Dekade (siehe zum Beispiel 'A Night At The Roxbury' mit Will Ferrell) konzentriert sich 'Mid 90s' auf ein paar Jugendliche aus einer alternativen Szene, die mit ihren Skateboards die Nachbarschaft unsicher machen. Neu dabei und nach kurzer Zeit schon mittendrin befindet sich der junge Protagonist, der hier eine klassische Coming-Of-Age-Story durchlebt. Das andere junge Mitglied der Clique nimmt ihn schnell als Bedrohung für den eigenen Status innerhalb der Gruppe wahr und flüstert ihm so manchen zweifelhaften Ratschlag ein. Die älteren Mitglieder, die auf so stilvolle Namen wie „Fuckshit“ hören, machen den Neuling schnell zu einer Maskottchen der Vorstadt-Gang. Und so nimmt die Geschichte eben ihren Lauf.
Jonah Hill inszeniert 'Mid 90s' im Geiste von 'Lord of Dogtown' und ähnlichen Filmen. Man merkt seiner Inszenierung an, dass er selbst seine Jugend in den 90ern zugebracht hat. Bei der Verfilmung kann er sich auf renommierte Darsteller wie Katherine Waterston und Lucas Hedges ebenso verlassen wie auf die relativ unbekannten Darsteller. Das Ergebnis ist eine Produktion, die zwar vielleicht nicht visionär erscheint, aber das ist bei diesem Thema ja auch gar nicht nötig. Stattdessen bekommt man einen pragmatischen Blick zurück auf ein Jahrzehnt, das in vielerlei Hinsicht so viel anders war als das derzeitige, aber seitdem in vielen Gegenden die Zeit auch mehr oder weniger stehengeblieben ist. Sehenswert! Besonders für Kinder der Neunziger – auch diejenigen, die sonst nicht so gerne Dramen schauen.
Ein Festival des schlechten Geschmacks... Mehr oder weniger über die gesamte Laufzeit dröhnt ein Dancefloorhit (von Haddaway & Co.) nach dem anderen aus den Lautsprechern und die Kostüme präsentieren das ganze Elend der Neunziger in voller Bandbreite. Und mittendrin – wie soll es auch anders sein? - Will Ferrell! Damit ist auch eigentlich schon alles über diesen Film gesagt. Stilvolle Unterhaltung, hintergründigen Humor, geschliffene Dialoge: All das sucht man in diesem Film vergeblich. Stattdessen bekommt man eine satte (Über-)Dosis Klamauk, Albernheiten vom Fließband, zahlreiche Gelegenheiten zum Fremdschämen, sogar ein paar originelle Gags und eben die volle Ladung Neunziger.
Für einen einzelnen Spielfilm ganz okay und irgendwie auch lustig. Aber in Serienform würde man dabei vermutlich selbst verrückt werden. Andererseits: Wer die echten Neunziger miterlebt hat, den schockt auch dieses Machwerk nicht mehr. ;-) In diesem Sinne kann man sich dann auch ruhig mal eine Sichtung dieser schrägen Komödie gönnen.
Der Teufel liegt im Detail...
...sowie in der Wahrnehmung und in der psychischen Konstitution.
Tief in der Prärie von New Mexico, mitten im Nirgendwo, lebt ein junges Paar jahrelang in einer abgeschiedenen Hütte, die einsam auf dem „freien Feld“ steht. Ödnis so weit das Auge reicht und nur gefühlt alle paar Jahre kommt mal ein Mensch vorbei. Für Lizzy umso härter, da ihr Ehemann Isaac immer wieder zu längeren – oftmals nächtlichen – Ausflügen aufbricht.
Einsamkeit, eine unwirtliche Gegend, die damit verbundenen Gefahren und eine gewisse mentale Verletzlichkeit (wie sie aber vermutlich sehr, sehr viele Menschen haben) – keine gute Mischung für ein Leben, für das nicht allzu viele Leute prädestiniert sein dürften. Und so ist es auch kein Wunder, dass sich die damit verbundenen Dämonen schleichend, aber unaufhaltsam immer tiefer in die Seele der Protagonistin fressen.
Aber wirklich nur in die Seele der Protagonistin? Auf clevere Weise nimmt das Drehbuch auch den Zuschauer mit ins Boot bzw. in die Hütte, in dem es ihm eine Auflistung verschiedener „Prärie-Dämonen“ präsentiert, die indirekt auch die Seh-Erfahrung des Publikums betreffen: Das zeitliche Gefüge gerät durcheinander, Realität und Fiktion bzw. Wahnvorstellung werden auch für das Publikum zunehmend schwerer unterscheidbar. Oder um es mit den im Film erwähnten Dämonen zu sagen: Viele von ihnen treten gebündelt auf und Clisthert („The Confuser. Changer of night an day. Manipulator of time.“), Balban („Invader of the weak mind. Bringer of delusions.“), Succorhenoth („Bringer of Jealous Thougts. Perversior of the marriage bed.“) und Vetis („Tempter of the Holy. Shapeshifter.“) scheinen im Fall von Lizzy besonders leichtes Spiel bzw. eine entsprechende Angriffsfläche gefunden zu haben.
Regisseurin Emma Tammi punktet über weite Strecken mit einem guten Auge für Einzelheiten (so hat Lizzy beispielsweise eine Narbe an der Innenseite des Unterarms, dreckige Fingernägel, Achselhaare und eine sehr trockene Haut an den Händen; nur die eher hochhackigen Schuhe wollen nicht so recht ins Konzept und ins Leben in einer farmähnlichen Hütte passen, wurden aber vermutlich ganz bewusst so platziert, um Lizzys Festhalten an einem anderen (stärker gesellschaftlich geprägten) Leben zu symbolisieren – was allerdings komplette Spekulation meinerseits ist...). Die Darsteller wirken weitgehend unverbraucht, auch wenn die vier jungen Leute bereits in anderen Horrorproduktionen zu sehen waren. Besondere Erwähnung verdient ansonsten noch die Kameraarbeit von Lyn Moncrief, der Lizzys subjektiven Schrecken auch für die Zuschauer erlebbar macht. Wie soll diese einsame Holzhütte einem stärkeren Sturm standhalten? Wer soll den Bewohnern bei einem Bedrohung durch Eindringlinge zu Hilfe eilen? Wie können sie bei einem medizinischen Notfall verfahren? Und wo soll man sich vor Dämonen, die dem eigenen Inneren entspringen, verstecken? In der offenen Prärie? Im Inneren der Hütte, die im Prinzip nur einem einzigen Raum besteht? Auf den ersten Blick zwar vielleicht banale Fragen, aber für die Bewohner sicher nicht minder belastend als ein Geist im Schrank, ein Vampir auf dem Dach oder gar eine Puppe im Regal. ;-) Der alltägliche Horror kommt eben gerne auch mal auf eher leisen Sohlen daher.
++ SPOILER ++
Zum Abschluss noch ein kurzer Blick auf die biblischen Namenspatrone der drei Mitglieder der Familie Macklin.
Samuel: In der Bibel Sohn von Hanna, die viele Jahre kinderlos blieb, „weil der Herr ihren Schoß verschlossen hatte.“ (1 Sam 1,5). Als sie Gott versprach, ihn ein Leben lang zu ehren wurde sie am nächsten Tag schwanger. Begraben wurde Samuel direkt neben seinem Haus (1 Sam 1,25).
Isaac: Isaak ist in der Bibel mit Rebekka verheiratet. Diese ist zwanzig Jahre kinderlos, ehe sie nach einem Gebet Zwillinge zur Welt bringt.
Lizzy (Elizabeth): Elisabet (Ἐλισάβετ) galt lange Zeit als unfruchtbar, bis der Engel Gabriel ihrem Ehemann Zacharias die Geburt eines Sohnes voraussagte. (Lk 1,11)
Inwieweit die Gemeinsamkeiten über diese sicher nicht unzufällig gewählten Zusammenhänge hinausgehen, müsste jemand klären, der deutlich bibelfester ist als ich und über deutlich mehr Wissen bezüglich der einzelnen Charaktere verfügt.
Bezüglich der Nachbarn fällt auf, dass die Dame (gespielt von Julia Goldani Telles aus 'The Affair') als einzige Figur einen Namen „heidnischer“ Herkunft trägt. Emma geht offenbar zurück auf Irmin und letztlich auf die sächsische Gottheit Tiwaz. Offenbar hat auch diese keine Strategie gegen die besagten Dämonen parat. Ihr Partner Gideon gilt in der Bibel zwar als zweifelnd, aber kampferprobt. Allerdings bringt er zwar den Altar des Baal zu Fall, huldigt jedoch später einem von ihm angefertigten Götzen.
Auch wenn diese Betrachtungen nicht sehr viel zur Aufhellung beitragen dürften, so sollte doch sichtbar werden, dass durchaus Ansatzpunkte für eine wiederholte Sichtung bestehen und dass es sich möglicherweise lohnen könnte, hier noch etwas tiefer zu graben.
→ Langsam und bedächtig inszeniertes Horrordrama, das diverse Westernelemente aus einer konsequent weiblichen Perspektive aufgreift. Auf den ersten Blick kommt 'The Wind' etwas unscheinbar daher, doch es werden auch einige durchaus interessante Gedanken über die Verletzlichkeit und Fragilität der menschlichen Psyche aufgeworfen. Der Wind innerhalb der Handlung steht hier aber weniger für eine positiv konnotierte Erneuerung, sondern strahlt trotz aller Eintönigkeit auch ein gewisses Gefahrenpotential aus. Nicht immer ist klar, was sich hinter den Biegungen am Horizont befinden könnte. Und doch ist vieles subjektiv. Ob die Ziege ein harmloses Nutztier ist oder vielleicht doch ein Abgesandter des Leibhaftigen, liegt eben oftmals (wenn auch nicht ausschließlich) auch im Auge des Betrachters.
80er-Science-Fiction-Fantasy-Spaß mit James Cromwell, River Phoenix, Roberto Picardo, Mary Kay Place und einem jungen Lausbuben namens Ethan Hawke in seiner ersten Rolle. Drei Jungs, einer von ihnen ein passionierter Tüftler, bauen sich ein Fluggefährt und gehen damit auf eine irrwitzige Reise.
'Explorers' bietet klassische 80er-Jahre-Unterhaltung mit legendären 80er-Jahre-Effekten und einer typischen 80er-Jahre-Handlung, die aber gegen Ende hin etwas zu sehr ins Lächerliche abdriftet.
→ Angemessene Retro-Unterhaltung für zwischendurch.
Dokuähnlicher satirischer Spielfilm, dessen Zynismus aus nahezu jeder Pore tropft. Im Stil eines Tutorials für aufstrebende Dealer und künftige Kartellbosse werden die verschiedenen Schritte der Karriereleiter erklärt, die es vermeintlich zu erklimmen gilt. Humorvoll werden dabei die ganze Szene, aber auch die Ermittlungsbehörden auf's Korn genommen. Verschiedene Akteure kommen zu Wort, wobei nicht immer ganz klar ist, an welchen Stellen es sich um ernst gemeinte Aussagen handelt (etwa bei den Erzählungen der beiden Superstars Curtis Jackson und Marshall Mathers). Letztlich ist das aber auch einerlei, denn neben so manchen wohl gut gemeinten Hinweisen finden sich auch zahlreiche vergiftete Tipps. Man kann daher nur hoffen, dass dieser Film von nicht allzu vielen Menschen für bare Münze genommen wird. Wer dem hier skizzierten Fahrplan folgt, würde sich mit ziemlich großere Sicherheit zwei Monate später in Haft wiederfinden. Die privatisierte US-Gefängnisindustrie freut's.
Anders formuliert: Es ist stellenweise nur schwer auseinanderzuhalten, welche Inhalte satirisch gemeint sind, wann es sich um reale Sachverhalte handelt und an welchen Stellen man etwas unbedarftere Zuschauer (bewusst oder unabsichtlich) ins offene Messer laufen lässt.
Aus genretheoretischer Sich ist 'Cocaine Cowboys 3 – How to Make Money Selling Drugs' eine hochinteressante Stilübung im Niemandsland zwischen Dokumentation und Mockumentary. Ob man sich dafür das richtige Thema und die passende Zielgruppe ausgesucht hat, sei – auch in Anbetracht der aus den ersten beiden Episoden resultierenden Erwartungshaltung - aber mal dahingestellt.
Die verrücktesten Geschichten schreibt immer noch das Leben selbst. Ein junger Nachwuchsgangster schreibt Fanpost an Griselda Blaco herself. Griselda Blanco! Die schwarze Witwe, die (im wahrsten Sinne des Wortes) mehrere Lebensgefährten verschlissen hat und bereits zu diesem Zeitpunkt einige Dutzend Menschen auf dem Gewissen gehabt haben dürfte. Und man glaubt es kaum: Sie antwortet ihm sogar, macht ihn zu ihrem Toyboy und Gangsterazubi und zieht ihn in ein Leben mit hinein, über das man wahrscheinlich mehrere Staffeln einer Serie ausfüllen könnte. Und es kommt natürlich, wie es kommen musste: Er gerät auch selbst massiv in Gefahr. Alles darüber hinaus würde in Sachen Spoiler zu weit gehen und muss bei einer Sichtung selbst herausgefunden werden. ;-)
'Cocaine Cowboys 2' vertieft einen wesentlich Aspekt der ersten Doku, indem die Erzählung über Griselda Blanco fortgesetzt wird und dem Zuschauer vermittelt wird, wie es der Patin nach den Ereignissen in den wilden 80er Jahren ergangen ist. Das zur Verfügung stehende Videomaterial ist nicht immer von allerbester Qualität, lässt jedoch auch einen gewissen 80er-Jahre-Charme aufkommen. Gerade als Ergänzung zur ersten Episode macht eine Sichtung durchaus Sinn. Für sich alleine genommen funktioniert diese Fortsetzung zwar ebenfalls, aber man sollte die beiden Filme schon als eine Einheit betrachten, um möglichst viel daraus mitnehmen zu können.
Punktewertung: Für 'Cocaine Cowboys 2' für sich genommen 6,5 Punkte. Eingebettet in den größeren Zusammenhang aus der ersten Episode: 7 Punkte.
Im Großen und Ganzen dürfte die grobe Lage, in der sich Miami in den 80er Jahren befand, sicherlich vielen Zuschauern bekannt sein. Da die Erzählung von 'Cocaine Cowboys' jedoch mit unzähligen Anekdoten und wahrscheinlich auch Räuberpistolen angereichert ist, dürfte hier für so ziemlich jeden Rezipienten noch etwas zu holen sein.
Zwar wird das große Ganze (Rolle von Ronald und Nancy Reagan, „Just Say No“-Kampagne, Iran-Contra-Affäre) hier etwas stiefmütterlich behandelt, bzw. es werden nur einige Seitenausläufer der Entwicklungen berücksichtigt (z. B. Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt), aber dafür erhält man hier zahlreiche Einblicke in das Wirken der Schwarzen Witwe Griselda Blanco und ihrer Schergen. Geschildert wird die Durchführung zahlreicher Morde und sonstiger Verbrechen, für die sich die Beteiligten teilweise grinsend auch noch selbst auf die Schultern klopfen. Man muss es eigentlich selbst gesehen haben, um es tatsächlich glauben zu können...
Ein Film, den man sich keinesfalls hungrig ansehen sollte. 'Ramen Shop' zelebriert die Küchen zweier Länder gleichermaßen. Ein junger Mann reist von Japan, der Heimat seines Vaters, nach Singapur, woher seine Mutter stammt. Dabei geht er einerseits auf Spurensuche nach seinen familiären Wurzeln und sucht andererseits nach kulinarischen Inspirationen, um auf diese Weise seinen eigenen Kochstil zu entwickeln.
Regisseur Eric Khoos Film verbindet somit eine Familiengeschichte, ein Coming-of-Age-Drama und eine kulinarische Reise gleichermaßen. Für Arthousefans ein leckerer Happen, für reine Actionjunkies allerdings eher eine Einschlafhilfe, zumal auch der Score ziemlich leise Töne anschlägt. Je nachdem, ob man zur Zielgruppe gehört, kann eine Sichtung jedoch durchaus Sinn machen.
Historiendrama über eine Künstlerin, das zunächst scheinbar unterkühlt beginnt (was sich auch in der Landschaft widerspiegelt) und in seinem Verlauf immer intensiver und intensiver wird, ehe es in einem emotionalen Finale gipfelt, das in seiner scheinbaren Schlichtheit mehr Fragen und Thesen aufwirft und sicherlich viele Zuschauer weit stärker emotional aufwühlen dürfte, als es vielen anderen Filmen über ihre gesamte Laufzeit gelingt.
'Porträt einer jungen Frau in Flammen' befasst sich mit der Un-Möglichkeit einer Liebe, die temporär aufflammt, aber deren fulminantes Ende von vornherein absehbar erscheint. Wie so oft lässt sich gerade aus dieser Tragik heraus weit mehr Intensität erzielen als aus so mancher „heile Welt“-Situation. In diesem Sinne wird der interessierte(!) Zuschauer dann auch mit jeder vorbeiziehenden Minute etwas mehr für seine Aufmerksamkeit belohnt. Während der Anfang noch eher unspektakulär erscheint (zumindest bei der Erstsichtung), zieht einen die Inszenierung dieser eigentlich recht überschaubaren Geschichte unmerklich immer tiefer in ihren Sog. Allerdings bezieht sich dies mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit nur auf die Zielgruppe dieses Dramas. Es wird ganz sicher auch große Teile des Publikums geben, die mit Filmen wie diesem nur wenig bis gar nichts anfangen können. Aber die meisten davon dürfte ja bereits der Titel vergraulen. An alle anderen (ganz besonders an Dramen- und Arthousefans): Greift beherzt zu!
(Schwer einzuordnender Film. Daher statt einer Kurzkritik oder Zuspitzung ausnahmsweise mal nur ein paar lose Gedanken dazu. Will ja auch nicht immer dasselbe schreiben. ;-) )
Während sich trivialliterarische Vorlagen gerne mal als dankbare Basis von Verfilmungen erweisen, ist es mit den Klassikern (zumindest mancher Autoren) oftmals so eine Sache. Geht man werkgetreu vor oder modernisiert man – und falls letzteres, bis zu welchem Grad? Inwieweit spannt man einen Bogen zur Gegenwart? Konzentriert man sich auf die Oberfläche oder schält man den Kern heraus? Und gibt es überhaupt den einen Kern oder womöglich sogar mehrere? Und falls es so ist, welchen davon stellt man am prominentesten heraus? Fragen wie diese (und viele weitere) stellen sich naturgemäß während der Produktion und erweisen sich oftmals auch als recht passabler Gradmesser bei der Einordnung des jeweiligen Filmes.
Lange Rede, kurzer Sinn: Mit der Verfilmung eines Werkes von Hermann Hesse hat sich Regisseur Stefan Ruzowitzky ('Die Fälscher') ganz sicher keine ganz leichte Aufgabe ausgesucht. Viele Zuschauer dürften schon mehrere seiner Werke gelesen haben und – zumindest nach meinem Eindruck – gehen die Meinungen (und teilweise auch die Interpretationen) dazu teils deutlich auseinander.
Grundsätzlich ist Ruzowitzky fraglos ein für deutschsprachige Verhältnisse ordentlich ausgestattetes Historiendrama mit einer grundsoliden Besetzung gelungen. Die Laufzeit von etwa zwei Stunden wirkt dabei sowohl zu üppig als auch zu knapp bemessen zugleich, denn der Stoff an sich könnte genug Material für eine Miniserie hergeben, aber wahrscheinlich auch in neunzig Minuten gepresst werden. Und je nachdem würde man dann auch einen entsprechenden Inszenierungsansatz finden müssen. Welcher nun hier der passende ist, erscheint mir höchst diskussionswürdig. Ruzowitzkys Vorgehen lässt sich trefflich angreifen, allerdings gibt es auch gute Argumente für seinen Weg. Ich maße mir jedenfalls nicht an, hier den perfekten Weg zu kennen und spare mir die Klugscheißerei dieses mal für andere Filme auf. ;-D
++ Enthält SPOILER ++
Die US-Dokumentation 'A Murder in the Park' nimmt den Fall eines Professors und seiner Studenten ins Visier, die durch einige Recherchen und gezielte Öffentlichkeitsarbeit einen Häftling aus der Todeszelle holen und einen anderen Mann des entsprechenden Verbrechens bezichtigen.
Um es kurz zu machen: Filmemacher Christopher S. Rech weist den besagten Hobby-Ermittlern gravierende methodische Mängel nach und zeigt auf, dass teilweise mit extrem unlauteren Methoden hantiert wurde (Vorspiegelung falscher Tatsachen, Androhung von Gewalt usw.). Dabei prangert er ganz massiv die Einflussnahme der Medien und der Öffentlichkeit auf juristische Verfahren an. So weit, so gut. Wäre da nur nicht ein medienimmanenter Fehler in seiner Konstruktion. Denn auch er selbst versucht, mittels einer Filmproduktion Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen und kann auch selbst keine wasserdichten Beweise für die Schuld des entlassenen Häftlings erbringen. Zwar reiht er eine Vielzahl an Indizien auf, die gegen eine Schuld des zweiten Verdächtigen und für inakzeptable Methoden des besagten Professors (und des Anwaltes, den dieser im Schlepptau hat) sprechen, aber komplett unangreifbar ist auch seine eigene Argumentation nicht. Überdies wirkt es etwas unglücklich, wenn einen der vorgelegten Belege der Briefkopf einer Organisation ziert, die in die Produktion dieser Dokumentation mit eingebunden ist. Ist zwar grundsätzlich nicht verwerflich, aber eine Filmproduktion, die eine andere Filmproduktion und deren Methoden ganz massiv angreift, sollte selbst nicht in dieselben Fallen tappen, die sie beim Objekt ihrer Kritik zurecht kritisiert.
Aktueller denn je. Ein Land rüstet ganz massiv auf. Nicht nur gegenüber Bedrohungen von außen, sondern auch ganz ausdrücklich gegen das eigene Volk. Wer nun denkt, diese Doku würde sich um irgendeine Bananenrepublik am Ende der Welt drehen, wird staunen...
Wie im Zuge der aktuellen Proteste mal wieder offenbar wird, treten US-Amerikanische Polizeibehörden sehr viel stärker militarisiert auf als ihre Kollegen in den allermeisten anderen Ländern dieser Erde. Dies hat seine Begründung in der gängigen Praxis, allerlei Rüstungsprodukte zahlreichen lokalen Strafverfolgungsbehörden entweder kostenfrei oder zumindest massiv finanziell gefördert zukommen zu lassen. Ein Vorgehen, das mitunter bizarre Blüten treibt. So gibt es beispielsweise eine Kleinstadt, die über nur einen einzigen Vollzeitbeamten bei der Polizei, aber über sage und schreibe zwei Panzerwagen verfügt. Wer diese fahren soll (und zu welchem Anlass) bleibt offen. Ist aber auch fast egal, da die jeweiligen Fahrer in vielen Fällen ohnehin nicht in die Bedienung dieser Maschinen eingewiesen werden, was dazu führt, dass diese gelegentlich auch mal umkippen. Aber halb so wild; haben ja nichts gekostet. Dem Steuerzahler sei Dank. Die Aktionäre der Rüstungskonzerne freut's.
Wozu also braucht man auch in den Kleinstädten, in denen kaum Verbrechen begangen werden, schwerstes militärisches Gerät und Waffenarsenale, mit denen man problemlos in den Krieg ziehen könnte? Die meisten Verantwortlichen, die in 'Do Not Resist' dazu befragt werden, machen erst gar keinen Hehl daraus: Einerseits, um potentielle Terroristen dingfest zu machen, aber mindestens ebensosehr, um mögliche Proteste niederschlagen zu können. Da kann es dann auch schnell mal zu einer Beweislastumkehr kommen. Im Zweifelsfall nimmt man eben auch in Kauf, lieber einen Unschuldigen zu inhaftieren, als einen möglicherweise(!) Schuldigen laufen zu lassen. (Nicht meine Worte!)
Aber wenn man derlei Ausrüstung schon mal im Lager stehen hat, wäre es natürlich auch schade, diese nicht zu nutzen. Also schickt man eben auch mal bis auf die Knochen bewaffnete SWAT-Teams, um Leute wegen einer Eigenbedarfsmenge illegaler Substanzen einzukassieren – totale Verwüstung des elterlichen Domizils inklusive. Hält zwar vor Gericht nicht stand und der Verdächtige wird am selben Abend wieder auf freien Fuß gesetzt, aber immerhin hat man das (geschenkte, aber eigentlich) teure Equipment genutzt. Brave New World.
→ Trotz einiger handwerklicher Mängel absolut sehenswert.
++ Enthält SPOILER ++
[Ein weiterer unbeachteter (eine Bewertung, null Kommentare), aber eigentlich grundsolider Thriller – noch dazu mit Starbesetzung. Das kann so nicht bleiben! :-) Los geht’s:]
Ein junger Mann schließt sich einer Sekte an, der vornehmlich Personen in seinem Alter angehören und sorgt damit für Entsetzen bei seinen Eltern. Was später in Filmen wie 'The Circle' auf etwas zeitgemäßere Art verfilmt wurde, sorgte auch schon vor mehreren Jahrzehnten für Unbehagen. Zwar ist auch hier nicht alles perfekt, aber wer gerne Kreuzungen aus Psychothrillern und Dramen (mit einem leichten Horroreinschlag) sieht, könnte hier durchaus fündig werden.
Einen besonderen Hinweis ist dabei die Besetzung wert: Neben Peter Fonda als manipulativem Sektenführer ist besonders James Woods in einer Rolle als höchst kauziger Privatdetektiv mit rustikalen und unkonventionellen Methoden mit an Bord. Spätestens mit dem Beginn seiner enorm ungewöhnlichen „Gegengehirnwäsche“ bekommt der Film eine entscheidende Wendung und eine völlig andere Tonailtät. Zwar leicht trashig, aber auch mit Tendenz ins Surreale, was auf eine recht eigentümliche Art auch für ein deutliches Plus an Spannung sorgt. Auch wenn es hier zu leichten Durchhängern in der Dramaturgie kommt, so werden doch die Spannungsschrauben und die Intensität der Atmosphäre nach und nach angezogen und letztlich auf ein passables Niveau gebracht.
(Wie auch im Fall von 'Helden der Straße' steht auch 'Split Image' in zwei verschiedenen und qualitativ höchst unterschiedlichen Versionen bei Amazon Video (Stand: Juni 2020). Ein relativ sparsame Version (kümmerliche Bildauflösung, blasse Farben) bei Prime Video und eine deutlich ansehnlichere und offenbar restaurierte im Starzplay Channel. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt... )
++ Leichte SPOILER ++
Satirischer 80er-Jahre Blick auf das vorstädtische Spießbürgertum, das hier herrlich überzeichnet auf's Korn genommen wird. Nachdem offenbar lange Zeit das größte Problem im Leben einiger Bewohner der tägliche „fremde“ Hundehaufen auf dem Rasen war, ziehen nun plötzlich höchst sonderbare neue Nachbarn in das Viertel und ein anderer Nachbar (der mit dem Hund) verschwindet dafür. Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen! Also machen sich einige der übrigen Nachbarn an die Ermittlungsarbeit und tun dabei einige höchst sonderbare Entdeckungen auf. Der deutsche Titel von 'The 'burbs' lässt dabei womöglich sogar bewusst offen, auf wen er sich denn nun genau bezieht. Und genau damit wäre dann eigentlich auch schon der Kern dieser Komödie über erwünschte Uniformität und entsprechende Ängste vor Abweichungen eingefangen. Nebenbei bemerkt: Die Besetzung mit Tom Hanks, Carrie Fisher, Corey Feldman und Bruce Dern könnte passender kaum sein. Das Ende kostet den Film dann aber leider doch ordentlich Punkte. Denn mit dem ohnehin nur bedingt plausiblen Schluss zieht sich das Drehbuch letzten Endes selbst den Zahn.
So steht am Ende ein durchaus unterhaltsamer Film, der ganz offenbar auch noch drei Dekaden später viel Anklang findet, allerdings nicht ganz so konsequent ist, wie er es hätte sein können (und wie es sich sicherlich auch so manche Zuschauer wünschen würden). Sehenswert ist er aber allemal.
Mann (am Telefon): „Machst du mir einen schönen großen Braten heute Abend?“
Frau: […] „Ich habe heute ein ganz tolles Rezept. Es gibt Seetang-Spinat-Auflauf“ [...]
Mann: „Okay, ich werde es heute leider nicht schaffen, zum Essen da zu sein.“
'Meine Mutter ist ein Werwolf' ist typischer 80er-Jahre-Horrorkomödien-Unfug mit B-Darstellern, B-Effekten und einem Y-Drehbuch... Zugegeben: Ein paar wenige der platten Gags sitzen sogar einigermaßen (was die Wertung gerade noch in einen halbwegs moderaten Bereich rettet), aber eine Unzahl der Billigwitze von klassischer „3. Wahl Qualität“ ist einfach nur abgestanden und zum Kopfschütteln.
Die Geschichte ist kaum der Rede wert: Ein Werwolf „infiziert“ ein neues Opfer und das Chaos (inklusiver körperlicher Veränderungen zur Unzeit) nimmt seinen Lauf. Das war es dann auch schon... Seltsamerweise verfügen die Werwölfe hier über verschiedene Eigenschaften, die ansonsten eher Vampiren zugeschrieben werden. Aber gut, darauf kommt es bei so einem Film dann auch nicht mehr an...
→ Empfehlung allenfalls an wirklich hartgesottene 80er-Jahre Fans (also nicht in Bezug auf Gewaltdarstellung, sondern in Sachen Trash...).
Fun Fact: Der Name des Producers lautet Steven J. Wolfe...
Ein Hauch von 'Interceptor' liegt in der Luft. Ein mysteriöser Killer auf einem Motorrad terrorisiert Jugendliche, die eigentlich nur Spring Break feiern wollen. Die Prioritäten dieses etwas schrägen Völkchens erscheinen dabei klar: Vögeln, saufen und sich gelegentlich totstellen (in aufsteigender Reihenfolge – warum auch immer...). Verdächtigt wird ein Killer, der eigentlich längst schon tot sein sollte. Aber ob er es wirklich ist, ist eigentlich nur am Rande von Bedeutung. Im Vordergrund stehen die Kills und der Partyspaß, der aber – wie schon erwähnt – mitunter sonderbare Züge annimmt.
→ Passable Zeitreise für Slasherfans. Kann man mal machen, muss man aber nicht. In beiden Fällen macht man nicht allzuviel falsch.
Japanisch-britische Kurzfilm-Doku über einen jungen Schneeaffen und die Gemeinschaft, in der er lebt. Im Vordergrund steht ganz klar das Sozialverhalten der Makaken. Dabei zeigt sich deutlich, mit welch großer Fürsorge und Loyalität die meisten Schneeaffen innerhalb eines Verbandes für einander einstehen. Anders wäre ein erfolgreiches Überleben in einer derart unwirtlichen Umgebung (zumindest im Winter) wohl auch kaum möglich.
Regisseur Joe Pontecorvo präsentiert dabei einige höchst sehenswerte Aufnahmen und wählt bei der Vertonung aus dem Off und dem Storytelling einen Mittelweg zwischen dem Disney-Tierdoku-Prinzip und einer eher didaktischen Herangehensweise. Herausgekommen sind dabei gut 50 höchst unterhaltsame Minuten mit einigen bemerkenswerten Bildern und eben einer kleinen Geschichte aus der Kindheit des „Titelhelden“ Hiro. Für Tierfreunde sehenswert!
Bemerkenswerte (von Werner Herzog co-produzierte) Dokumentation über eines der wohl am besten harmonierenden Eishockey-Teams aller Zeiten. Ganz besonderes Augenmerk wird dabei auf die Green Unit gelegt. Mit Viacheslav Fetisov und Alexei Kasatonov in der Defensive und der KLM-Linie in der Offensive (Vladimir Krutov, Igor Latrionov, Sergei Makarov) gelangen mitunter Spielzüge wie von einem anderen Stern. 'Red Army' zeigt also weniger eine Geschichte des Nationalteams der UDSSR, sondern bietet vielmehr einen um Fetisov zentrierten Zugang, um deren Historie aufzubereiten.
Dabei wird der persönliche Werdegang von Fetisov in Verbindung zu den politischen und gesellschaftlichen Umständen in der Sowjetunion gesetzt und anhand seiner Karriere der Wandel der Zeiten quasi exemplarisch aufgezeigt (inklusive der Schlusspointe mit seiner Berufung in die Politik). Sowohl in Bezug auf den Sport als auch in Sachen Politik und Gesellschaft wird dabei die Änderung der Werte und Lebensweisen (ganz besonders im ehemaligen Ostblock) aufgezeigt und der sportliche Wettbewerb, der mitunter ja sogar zu einem Kampf der Systeme aufgeblasen wird/wurde, in einen sehr viel größeren Rahmen gebettet.
Wer sich hier auch aktuelle Einblicke in die Sbornaja erhofft, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Zwar wird kurz auf einige Spieler wie den Präzisionsmeister Alexander Ovechkin oder die launische Diva Ilya Kovalchuk eingengagen, viele andere Ausnahmespieler wie Evgeni Malkin, Pavel Datsyuk oder Nikita Kucherov bleiben jedoch ungenannt (wobei der Stern des letztgenannten während des Produktionszeitraumes von 'Red Army' natürlich erst so richtig aufging).
→ Ganz klare Empfehlung für alle Eishockeyfans und jeden, der es noch werden will.
Bewegende Dokumentation aus Brasilien über das Fußballteam aus Chapecoense, das infolge eine bestürzendes Unglücksfalles traurige Berühmtheit erlangt hatte.
Wider Erwarten wird nicht einfach nur der Aufstieg dieses bemerkenswerten Vereines gezeigt und mit dem verheerenden Unglück der Bericht beendet, sondern vielmehr widmet sich 'Unser Team – Nossa Chape' in erster Linie der Vergangenheitsbewältigung und der versuchten Rückkehr zu einer halbwegs lebenswerten Normalität. Während sich die Witwen entsetzt über den Umgang der Offiziellen mit den Folgen des schweren Schicksalsschlages zeigen, haben letztere in erster Linie offenbar eine finanzielle und marketingstrategische Ausschlachtung der Ereignisse im Sinn. Ähnliches gilt für die Spieler: Die Überlebenden kämpfen sich mühevoll zurück zu einer körperlichen und seelischen Rehabilitation (soweit das überhaupt möglich ist), während viele der Neuzugänge nur schwerlich den Geist ihres neuen Vereines atmen und noch viel weniger ein derart schweres Erbe schultern können.
'Unser Team – Nossa Chape' lässt die Betroffenen so manche Frage aufwerfen, auf die es wohl niemals eine befriedigende Antwort geben wird. Darüber hinaus wird immer wieder ein Finger in so manche tiefklaffende Wunde gelegt. Gezeigt wird aber auch die versöhnende (und zumindest ansatzweise heilende) Kraft, die Sport und Völkerverständigung haben können, wodurch diese Dokumentation ihren Bericht nicht vollends negativ schließt.
→ Absolut sehenswerter Dokumentarfilm für eigentlich jedermann, aber für Sportfans ganz besonders.
Dokumentation über internationale Korruptions- und sonstige moralische und wirtschaftliche Problemfälle aus der Welt des Profisports. Verschobene Boxkämpfe, ein Schiedsrichterskandal in der NBA, Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Fußballweltmeisterschaften, politische Einflussnahme auf den Profifußball in der Türkei, Ausbeutung beim Stadienbau in Katar und Enteignungen im Zuge der Bauarbeiten zur Fußball WM 2014 sowie den Olympischen Sommerspielen 2016 in Brasilien. 'Dirty Games – Das Geschäft mit dem Sport' zeigt ein breites Spektrum an kritischen Entwicklungen auf, von denen zwar die meisten auch zuvor schon bekannt waren, die nun aber auch das eine oder andere Gesicht bekommen, indem hier vornehmlich die Leidtragenden diverser Machenschaften zu Wort kommen. Ausnahme: Bei den Themen Boxen und Basketball sprechen zwei ehemalige Manipulatoren selbst (der ehemalige Schiedsrichter wohl auch, um sein „Enthüllungsbuch“ zu promoten...) und in Sachen Fußball WM-Vergabe äußert sich eine unterlegene Funktionärin. Besonders interessant gestaltet sich aber der Blick nach Brasilien, da hier in der Nachbetrachtung wird, was später aus manchen der enteigneten Areale wurde.
Es lässt sich zusammenfassen, dass viele der Fehlentwicklungen noch gar nicht mal direkt mit dem Sport zusammenhängen, sondern eher vielmehr im Fahrwasser oder im Namen der Veranstaltungen „mitgenommen“ werden. Für die Betroffenen selbst macht das natürlich keinen großen Unterschied, aber es unterstreicht die Attraktivität derartiger Ereignisse für den einen oder anderen zwielichtigen Akteur...
→ 'Dirty Games – Das Geschäft mit dem Sport' will viel und liefert einen durchaus sehenswerten Panoramablick. Doch wie so oft bei Panoramen gehen damit natürlich die gebotene Zeit sowie die nötige Schärfe zur Wahrnehmung und Thematisierung von Details oder gar systemischen Zusammenhängen verloren. Dennoch erweist sich Benjamin Bests Dokumentation als durchaus sehenswert. Zumindest für eine einmalige Sichtung.
(Danke an Headshot77 für den Hinweis, dass der Film jetzt bei Prime steht. Hatte ihn vor vielen Jahren mal gesehen, allerdings nicht komplett, daher kam mir dieser Tipp sehr gelegen.)
'Eine reine Formalität' ist ein klassisches Beispiel für einen „literarischen Film“. Auch wenn diese Einordnung für manche Zuschauer vielleicht abschreckend klingen mag, so ist sie auf jeden Fall durch und durch positiv gemeint. Denn 'Eine reine Formalität' ist nicht einfach nur ein Kriminalfilm, bei dem die Polizei in einem Todesfall ermittelt, sondern dem Publikum drängt sich bereits recht früh der Verdacht auf, dass hier womöglich irgendetwas nicht stimmen könnte. Zu absurd ist einfach die gesamte Situation rund um ein völlig aus der Zeit gefallenes und schwerstens renovierungsbedürftiges Polizeirevier mitten im Nirgendwo. Dementsprechend aufmerksam verfolgt man die rätselhafte Handlung und begibt sich gemeinsam mit dem Kommissar, aber auch mit dem Befragten, der massive Erinnerungslücken aufweist, auf die Suche nach den Ereignissen, die wohl passiert sein könnten. Das Wetter, das von der Decke tropfende Wasser, das Tippen der Schreibmaschine, das oftmals an den absurdesten Stellen in das Gespräch hinein hämmert: All das scheint eine Rolle zu spielen. Oder vielleicht auch doch nicht. Ein wahres Fest für Hobbyermittler.
Bemerkenswert: Die Hauptrollen werden bekleidet von Gérard Depardieu und Roman Polanski, der hier allerdings nicht Regie führt. Ohne jetzt die Auflösung spoilern zu wollen, könnte man 'Una pura formalità' als zutiefst katholischen Film bezeichnen – aber auch das würde jetzt vielleicht wieder abschreckend klingen. Allerdings völlig zu unrecht. Daher: Klare Empfehlung!
'Deceiver – Scharfe Täuschung' wirkt wie ein erweitertes Kammerspiel. Das Herzstück der Handlung findet im selben Raum oder zumindest im selben (Polizei-)Gebäude statt. Einige Rückblicke und Seitenarme der Story finden zwar auch an anderen Orten statt (in den Wohnungen der Protagonisten usw.), aber der wesentliche Charakter dieses Kriminalthrillers ist trotzdem der eines Kammerspiels. Zwei Ermittler vernehmen einen Verdächtigen in einem Mordfall mittels Lügendetektor, woraus sich ein wechselseitiges Psychospiel ergibt. Daraus resultieren immer wieder zahlreiche spannende Momente, auch wenn im Schlussdrittel die Glaubwürdigkeit massiv zu leiden beginnt. Abgesehen davon gestaltet sich 'Deceiver – Scharfe Täuschung' aber durchaus sehenswert. Der Cast mit Tim Roth, Michael Rooker, Chris Penn und Renée Zellweger kann sich sehen lassen wertet den Film ganz klar auf.
→ Für eine einmalige Sichtung durchaus empfehlenswert.
James Francos zweite Regiearbeit erweist sich zwar als durchaus ambitioniert, aber auch als etwas sperrig und stilistisch „herausfordernd“...
Franco erzählt in 'Good Time Max – Brother Apocalypse' die Geschichte zweier Brüder, die ein Verhältnis zueinander haben, wie es eigentlich nur das Leben schreiben kann (den Film hat er dementsprechend auch seinem Bruder gewidmet). Die beiden gehen gemeinsam durch schwere Zeiten, lassen den anderen aber auch mal durchaus hängen. So weit, so gut. Wäre da nicht die wirklich eigenwillige Ästhetik, in die Franco sein Werk gegossen hat. Bei allem Verständnis für das offenbar nicht allzu üppige Budget stellt sich dennoch die Frage nach dem Sinn und Zweck dieser hier gewählten Ästhetik der Hässlichkeit. Triste Farben, überwiegend trostlose Settings, reihenweise leer dreinblickende Charaktere und sogar der Haufen, den einer der Brüder dem anderen auf den Teppich setzt, wurde explizit eingefangen... Kann man alles so machen und lässt sich sicherlich auch schlüssig begründen, aber meinem Bruder würde ich so einen Film nicht unbedingt widmen wollen (sofern das Verhältnis nicht völlig zerrüttet ist)...
'Good Time Max – Brother Apocalypse' spricht so manche Wahrheiten aus und verdient dafür auch Anerkennung; manche Szenen werden allerdings so sehr überspitzt, dass sie wiederum eher Stirnrunzeln hinterlassen. Der Ansatz ist überwiegend gut, die Ausführung eher gewöhnungsbedürftig bzw. Geschmackssache und stellenweise auch sehr holprig.
Trockene Mischung aus Thriller und Drama mit Joel Kinnaman, Rosamund Pike, Clive Owen und Ana de Armas. Ein Polizeispitzel wird zu einem Einsatz genötigt, der sich deutlich schwieriger gestaltet als zunächst erhofft. Humorlos und geradlinig erzählt Regisseur und Drehbuchautor Andrea Di Stefano seine Geschichte herunter und hämmert auch die eine oder andere etwas gewalttätigere Szene in die nicht immer ganz glaubwürdige Handlung. Dennoch stimmt der Unterhaltungsfaktor allemal – sofern man sich nicht am etwas ruhigeren Erzählstil stört.
Für Fans von Gangsterthrillern durchaus eine Sichtung wert.