Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

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    Framolf 03.06.2020, 01:51 Geändert 03.06.2020, 01:54

    Absolut durchschnittliches Roadmovie mit Kathy Bates, Jessica Lange, Tom Skerritt, Christine Baranski, Victor Rasuk u. a. Eine Dame macht sich mit zwei Begleiterinnen in einem alten Bonneville Cabrio auf die Reise, um die Asche ihres verstorbenen Ehemannes zur Beerdigungszeremonie zu bringen. Wie man es aus diesem Genre kennt, machen sie dabei so einige Begegnungen, die mal heiter, mal freundschaftlich, mal nachdenklich und mal turbulent ausfallen. Offenbar konnten die Autoren nicht widerstehen, auch einige Zoten (Stichwort Asche) einzubauen, die soweit gegen den Wind stinken, dass sie sich schon bei der Abreise der drei Frauen erahnen lassen. Überdies wird eine ganze Reihe von filmischen Zitaten aus 'Thelma & Louise' eingestreut.

    → Halbwegs unterhaltsame, aber leider doch ziemlich uninspirierte und etwas biedere Reise in einem sehenswerten Gefährt.

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    • 4

      Bunte Fortsetzung des Erstlings von 2016. Die Bergen spielen keine Rolle mehr, dafür dreht sich nunmehr fast alles um das Thema Musik. In Abwesenheit einer Handlung, die diese Bezeichnung auch verdienen würde, jagen einige Charaktere ein paar MacGuffins nach und inszenieren dabei einen Wettstreit verschiedener Musikrichtungen. Müßig zu erwähnen, dass sich die Protagonisten der Popmusik zugehörig fühlen, während die Antagonisten dem Hard Rock huldigen... Übergossen wird die Erzählung von einem moralischen Zuckerguss, dessen zugrunde liegende Logik sich teilweise aber selbst in den Schwanz beißt. Nur so viel: Der Konflikt lässt sich herunterbrechen auf einen Widerstreit von Vielfalt und Gleichheit. Das Drehbuch wirft in dieser Hinsicht sogar einige kluge Fragen auf, liefert aber ein Ende, das inkonsequenter kaum sein könnte.

      Auf der Habenseite kann 'Trolls World Tour' seine phantasievollen Kulissen verbuchen, für die regelrechte Unmengen an virtuellen Textilien, Knöpfen, Kissen, Tücher etc. verbaut wurden... Wenn man diesem Animationsfilm eines nicht absprechen kann, dann ist es die Verspieltheit, mit der die hier gezeigte Welt bebildert wurde.

      → Allenfalls solide Fortsetzung, die aber (meiner Meinung nach) mit dem Vorgänger nicht mithalten kann.

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      • 6
        Framolf 02.06.2020, 02:24 Geändert 18.02.2024, 06:23

        Oscar Madness Film 418 (1 Nominierung)

        Geboten wird in Christophe Barratiers 'Paris, Paris – Monsieur Pigoil auf dem Weg zum Glück' eine nostalgische Reise in eine besonders spannende Epoche des Unterhaltungssektors. Mitte der turbulenten Dreißiger Jahre betreibt eine Gruppe unermüdlicher Idealisten ihr eigenes Varieté in einem Pariser Arbeiterviertel. In Zeiten tiefgreifender sozialer und politischer Verwerfungen sowie großen gesellschaftlichen Misstrauens leben sie ihren Traum von einem eigenen Kulturbetrieben und sehen sich dabei auch dem einen oder anderen Versuch politischer Einflussnahme ausgesetzt.

        Freuen darf sich der Zuschauer dabei auf eine Reihe von Revuenummern, bei denen sich Tanzeinlagen, Zoten und dargebotene Chansons munter abwechseln. Eingebettet wurde die Inszenierung in eine detailverliebte Kulisse, die sich als ähnlich sehenswert erweist wie auch die Kostüme und sonstigen Requisiten. Darüber hinaus bietet Christophe Barratiers beschwingtes Musikdrama einen relativ seltenen Anblick: Kad Merad mal nicht oben ohne! Da lässt sich natürlich auch Kino-Haudegen Pierre Richard nicht nehmen, mitzuwirken.

        2010 wurde 'Paris, Paris – Monsieur Pigoil auf dem Weg zum Glück' für den Song 'Loin de Paname' von Frank Thomas und Reinhardt Wagner für einen Oscar nominiert. Während Maury Yeston ('Take it All' aus 'Nine') und Randy Newman (mit gleich zwei Nominierungen für Songs aus dem Animationsfilm 'Küss den Frosch') ebenfalls das Nachsehen hatten, wurde die begehrte Trophäe an Ryan Bingham und T Bone Burnett für das Lied 'The Weary Kind' aus dem Musiker- und Alkoholiker-Drama 'Crazy Heart' verliehen.

        → 'Paris, Paris – Monsieur Pigoil auf dem Weg zum Glück' erweist sich als Liebeserklärung an die Kleinkunst, an das Varieté und an den Idealismus einer ganzen Kultursparte. Nicht in jeder Hinsicht perfekt und manchmal etwas ungehobelt, immer wieder aber auch sehr charmant. Wie sein historisches Vorbild eben auch.

        6 – 6,5 Punkte.

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        • 7
          Framolf 29.05.2020, 09:53 Geändert 06.11.2020, 04:02
          über Reality

          Wenn sich Traum, Realität und Quentin Dupieux' Wahn mischen, kann man sich bereits vorher ausrechnen, was einen ungefähr erwarten wird. Und – so viel sei verraten – Dupieux liefert natürlich zuverlässig und schmuggelt seinen Zuschauern eine Geschichte in deren Kopf, die kryptischer kaum sein könnte. Er kredenzt seinem Publikum den für ihn typischen Mindfuck, der sich irgendwo zwischen David Lynch, Helge Schneider und einigen weiteren Stilikonen bewegt (sogar der vielgeschmähte 'Halloween 3' und David Cronenbergs 'Videodrome' lugen um die Ecke) und dennoch in dieser Form einzig und allein für Quentin Dupieux steht. Personen träumen, dass sie träumen. Die Traumwelten interagieren sowohl innerhalb ihrer verschiedenen Ebenen sowie mit dem realen Alltag und wirken in diesen hinein. Bei Dupieux werden die Charaktere nicht einfach nur in ihren Träumen von unbewältigten Ereignissen aus dem realen Leben verfolgt, sondern es ist auch umgekehrt der Fall. Sie werden sogar im Wachzustand von Elementen aus ihren Träumen heimgesucht. Oder um es mit Dupieux Worten auszudrücken: Wie ein Ekzem, das von innen heraus wirkt. Kopfsache eben.

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            Framolf 29.05.2020, 01:48 Geändert 29.05.2020, 08:34

            (Seit neun Jahren kein Kommentar mehr zu diesem Chabrol? Herausforderung angenommen! :-) )

            ++ Leichte SPOILER ++

            Vergangenheitsbewältigung auf Französisch. Eine Familie aus dem Establishment erlebt ein Wiedersehen mit dem aus Amerika zurückgekehrten Sohn und wird dabei ständig von den Schatten der Vergangenheit eingeholt. Ein mittlerweile verstorbenes Mitglied der Familie wurde als Kollaborateur im Zweiten Weltkrieg geächtet, seiner Witwe hängt ihre Verwicklung in einen lange Zeit zurückliegenden Kriminalfall nach, nach und das derzeitige Oberhaupt der Familie ist auch nicht gerade über jeden Zweifel erhaben.

            In scheinbar alltäglichen Episoden entwirft Claude Chabrol das Bild einer Familie, das für die Zeit um das Jahr 2000 durchaus sinnbildlich sein könnte. Irgendwo zwischen traditioneller Dynastie und moderner Patchworkfamilie bewegt sich diese Sippschaft am (oberen) Rand der Gesellschaft. Da sind ein guter Ruf und der äußere Anschein natürlich wichtiger als sehr viele andere Dinge. Besonders, da eines der Familienmitglieder ein politisches Amt anstrebt, für das die Wahlen kurz bevorstehen. Dumm nur, wenn gerade in den Wochen rund um den Wahltermin die offenbar schon längere Zeit schleichend bröckelnde Fassade etwas stärker erodiert als sonst. Und so sickern die Sünden der Vergangenheit immer stärker in das Jetzt durch und ergeben im Verbund mit den aktuellen Verfehlungen eine doch recht toxische Mischung. Doch trotz aller Privilegien sollte man sich nie so ganz sicher sein...

            Während sich in 'Parasite' die Bedrohung buchstäblich von unten nach oben frisst, zersetzt sich die hier gezeigt Familie quasi von innen heraus. Fast so, als hätten die Familienmitglieder über die Jahrzehnte hinweg immer wieder unachtsam böse Samen gesetzt, deren Keime nun nach und aufgehen und ihre Blüten treiben. Blumen des Bösen eben.

            „Zeit existiert nicht, das wirst du noch sehen. Sie ist eine immerwährende Gegenwart.“ (ca. 1:35:40)

            PS: Josef Lieck, der Produzent einiger Quentin Dupieux Filme, wird auch hier im Abspann genannt. Wie es der Zufall will, habe ich ausgerechnet 'Reality' und 'Die Blume des Bösen direkt hintereinander erwischt.

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            • 7
              Framolf 28.05.2020, 02:21 Geändert 28.05.2020, 09:38

              Ruhiger und etwas düsterer Thriller aus Frankreich, der zuweilen ins Rätselhafte abschweift. Düster weniger von der visuellen Gestaltung her, sondern vielmehr in Bezug auf die menschlichen Abgründe, die sich hinter der polierten Fassade einiger Charaktere auftun.

              Ein Professor, der in Bezug auf die Damenwelt so rein gar nichts anbrennen lässt, verliert nach einem Vorfall mehr und mehr die Kontrolle über sein Leben und seinen Alltag. Mehr oder weniger hilflos muss er dabei zusehen, wie sich die sprichwörtliche Schlinge um seinen Hals immer enger zieht.

              Zwar erscheinen manche Details der Handlung etwas unrund oder schwer nachvollziehbar, aber stilistisch reißen die Regisseure Arnaud und Jean-Marie Larrieu wieder einiges heraus. Denn visuell erweist sich 'Liebe ist das perfekte Verbrechen' als enorm beeindruckend. Angefangen mit den spektakulären Kulissen der verschneiten Bergwelt, über die bemerkenswerte Architektur der Universität bis hin zur Kameraarbeit von Guillaume Deffontaines. Das Gebotene kann sich sehen lassen.

              Auch wenn dieser Thriller weit davon entfernt ist, ein perfektes Meisterwerk zu sein, punktet er in einigen Kategorien doch sehr ordentlich, wodurch sich eine Sichtung für Genrefans durchaus lohnen kann. Knapp erreichte 7 Punkte.

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              • 4 .5

                Relativ müde Mischung aus Entführungsthriller und Mysterykrimi. Ein Mädchen wird entführt und ein für seine Kompromisslosigkeit berüchtigter Ermittler (Jon Voight in einer klassischen Anthony-Hopkins-Spätwerk-Rolle) macht sich, zunächst alleine und später mit spiritueller Unterstützung, auf die Suche nach ihr.

                Innovationen sucht man hier vergeblich und das Gesamtkonzept wirkt etwas halbgar. Gerade die übersinnlichen Handlungselemente stellen kaum einen Gewinn für die Handlung dar und auch das Ende wirkt ein wenig unrund.

                'Beyond – Die rätselhafte Entführung der Amy Noble' ist sicherlich kein Totalausfall und kann für Thrillerfans durchaus eine Sichtung wert sein. Mehr als Durchschnittskost sollte man jedoch nicht erwarten.

                Fun Fact: Hauptdarsteller Jon Voight ist der Pate von Skyler Shaye, die hier ebenfalls in einer Nebenrolle zu sehen ist.

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                • 6 .5
                  Framolf 27.05.2020, 02:56 Geändert 27.05.2020, 03:00

                  ++ SPOILER ++

                  Bedrückendes Drama mit Michael B. Jordan, Octavia Spencer und Kevin Durand über einen Akt komplett sinnloser Polizeigewalt mit drastischen Folgen. Während eines Polizeieinsatzes in einer U-Bahn-Station fällt plötzlich aus heiterem Himmel ein Schuss aus einer Dienstwaffe – vor zahlreichen Zeugen. Mit dem entsprechenden Handyvideo startet 'Nächster Halt: Fruitvale Station'. In den darauffolgenden gut 80 Minuten wird der Tag dieses Geschehens dann rekonstruiert und für die Zuschauer greifbarer gemacht, da das Opfer hier vor allem als Mensch im Vordergrund steht und nicht einfach als Zugehöriger zu einer Gruppierung.

                  Überraschenderweise wurde der besagte Fall tatsächlich vor Gericht gebracht. Das Ergebnis der Verhandlung ist dann allerdings wieder mehr als ernüchternd und beschämenswert. Und so steht zu befürchten, dass auch in den kommenden Jahren noch viele weitere Ereignisse folgen werden, die die Grundlage für Filme wie diesen bilden. Einfach nur traurig.

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                  • 5

                    Actionware von der Stange. Sam Worthington als Auftragskiller, der ein Mädchen verschont und deshalb nun selbst gejagt wird. Dabei wird kaum ein Klischee ausgelassen und 'Hunter's Prayer' fühlt sich bereits bei der ersten Sichtung an, als hätte man diesen Film schon mehrfach gesehen. Schauspielerisch völlig austauschbar und das Drehbuch pendelt zwischen Beliebigkeit und Wiederholung. Somit begehen die Produzenten zwar nicht allzu viele eigene Fehler, reproduzieren dafür jedoch zahlreiche Holprigkeiten, die man schon in zahlreichen anderen Actonthrillern bewundern durfte...

                    → Für nebenbei ganz okay, aber insgesamt viel zu austauschbar, um für längere Zeit im Gedächtnis zu bleiben. Wohl dem, der alle gesehenen Filme mit Punkten bewertet und somit in Zukunft vorgewarnt ist, bevor er solche Filme versehentlich ein zweites mal schaut. ^^

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                    • 6
                      Framolf 26.05.2020, 02:24 Geändert 26.05.2020, 02:36

                      Angelehnt an einen wahren Fall erzählt das US-Drama 'Um Klassen besser' die Geschichte einer Mutter und einer Lehrerin die – zusammen mit einigen Mitstreitern – die Führung und Organisation einer Schule übernehmen wollen. Erwartungsgemäß müssen reihenweise Hindernisse und Widerstände überwunden werden, um bei der entscheidenden Abstimmung erfolgreich sein zu können.

                      Regisseur Daniel Barnz kann bei der Inszenierung auf eine prominente Besetzung zurückgreifen und hat mit Maggie Gyllenhaal, Viola Davis, Oscar Isaac, Holly Hunter. Rosy Perez, Ving Rhames und Lance Reddick eine ganze Reihe bekannter Namen an Bord, auf die er sich auch voll und ganz verlässt und auch verlassen kann. Das Drehbuch hingegen setzt eher auf Personalisierung und lässt es sich auch nicht nehmen, eine Liebesgeschichte mit einzuweben, verliert aber das Hauptthema manchmal ein wenig aus den Augen.

                      → Passable Unterhaltung für zwischendurch. Gerade noch 6 Punkte.

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                      • 5 .5
                        Framolf 26.05.2020, 01:44 Geändert 26.05.2020, 01:49

                        Französische Durchschnittskomödie über eine junge Frau, die sich in der völlig überdimensionierten Pariser Wohnung eines Senioren einquartiert und ihn später dazu überredet, diese neue Wohngemeinschaft um zwei zusätzliche Personen zu erweitern.

                        'Gemeinsam wohnt man besser' folgt dem bewährten französischen Komödienprinzip der letzten Dekade, zwei gegensätzliche Protagonisten aufeinanderprallen zu lassen, die nach und nach feststellen, dass sie trotz vieler Unterschiede auch so manche Gemeinsamkeit verbindet. Die Humoreinlagen kommen im Großen und Ganzen auf eher leisen Sohlen daher, jedoch gibt es auch ein paar grobschlächtigere Ausreißer (vor allem in der Zoohandlung).

                        Veröffentlicht wurde dieser Film Fahrwasser der thematisch ähnlich gelagerten Komödie 'Frühstück bei Monsieur Henri'. Wirklich viel hinzugefügt wird allerdings weder inhaltlich noch sonst irgendwie. Daran ändert auch die verdoppelte Anzahl an WG-Bewohnern nicht viel...

                        → Passable Unterhaltung für zwischendurch.

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                        • 8

                          Bemerkenswert aktuelle Dokumentation über die Entwicklung biologischer Waffen. Filmemacher Bob Coen berichtet zunächst über die fragwürdige Öffentlichkeitsarbeit im Nachgang der Anthrax-Anschläge auf den demokratischen Senator Tom Daschle (und andere) und beschäftigt sich anschließend mit einer Reihe ungeklärter Todesfälle im Umfeld diverser Personen, die auf verschiedenste Weise in Zusammenhang mit den besagten Ereignissen stehen. Die Doku schließt mit dem Hinweis, dass aktuell (also im Jahr 2009) verstärkt an Viren geforscht werde, die den Erregern der Spanischen Grippe ähneln.

                          Disclaimer: In Bezug auf die aktuelle Pandemie lässt sich natürlich nicht viel aus dieser Dokumentation herauslesen. Und Bob Coens Film taugt auch nicht dazu, Verschwörungstheorien darauf aufzubauen, da mehrmals unmissverständlich gesagt wird, dass Fort Detrick selbstverständlich nicht der einzige Ort auf der Welt ist/war, an dem geforscht wird/wurde. Aber zur Bildung von etwas Hintergrundwissen und einer ersten Auseinandersetzung mit der Thematik taugt dieser Film, der hierzulande seinerzeit auf Arte ausgestrahlt wurde, allemal.

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                          • 8

                            'Der Tatortreiniger' dürfte unbestritten zu den innovativsten deutschsprachigen Serienformaten des vergangenen Jahrzehnts gehören. In 31 Episoden von (zugegeben) schwankender Qualität wird mal tiefsinnig und mal albern, mal direkt und mal ironisch, mal entspannt und mal gereizt (und manchmal alles zusammen), aber stets wortreich ein auf den ersten Blick beliebig wirkendes Aufeinandertreffen von Tatortreiniger Heiko Schotte mit (fast) immer wechselnden Zufallsbekanntschaften geschildert. In kammerspielartigen Szenen und Szenarien trifft „Schotty“ dabei meist auf Hinterbliebene, Angestellte oder Nachbarn der Verstorbenen und diskutiert mit ihnen über Gott und die Welt. Als unsichtbare Begleiter stets dabei sind gewissermaßen sein Chef, Herr Lausen, sowie seine Ex-Freundin Merle, der er immer noch nachhängt. Über seine Gefühle zu ihr und alle (un)möglichen anderen Themen berät er sich mit seinen Freunden (Olli Schulz & Co.) oder den zahlreichen Gastdarstellern (Sandra Hüller u.v.m.). Darüber hinaus lassen sich auch weitere bekannte Gesichter wie Olli Dittrich, Uwe Seeler oder Charly Hübner kurze Gastauftritte nicht nehmen. Die beiden letzteren und viele andere mehr finden sich auch in der finalen Episode noch einmal zu einem kurzen Stelldichein zusammen.

                            Nach dem Ende der Serie und den entsprechenden Aussagen der Autorin erscheint es eher unwahrscheinlich, dass in absehbarer Zeit mit weiteren Beiträgen aus Schottys Welt zu rechnen ist. Aber das Team um Regisseur Arne Feldhusen hat sich auch so schon unsterblich gemacht. In Deutschland sowieso und ein bisschen auch in den USA, wo die Serie im Programm von Mhz Network unter dem Titel 'Crime Scene Cleaner' gezeigt wurde.

                            → „Lustiiiich!“
                            Gerade noch 8 Punkte.

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                            • 5 .5
                              Framolf 14.05.2020, 02:37 Geändert 15.05.2020, 02:00
                              über Safe

                              Krimiserie über einen „Doppelfall“: Eine Person wird vermisst und eine weitere tot aufgefunden. Ermittelt wird in erster Linie durch einen Mediziner mit schier unendlicher Freizeit und einen seiner Freunde, der ihn unterstützt. Michael C. Hall hat hier zwar erneut eine Hauptrolle in einer grundsoliden Serie an Land gezogen, ein ganz so großer Wurf wie mit 'Six Feet Under' und 'Dexter' gelingt ihm hier jedoch nicht (zumindest bisher).

                              Das halbwegs ungewöhnliche Setting (eine umzäunte Nachbarschaft) spielt allenfalls ansatzweise eine Rolle für die Handlung. Warum auch immer. Die Handlung bewegt sich zwar in einem Umfeld der gehobenen Mittelschicht, aber auch hieraus wird kaum Profit geschlagen. Es entsteht der Eindruck, dass den Produzenten in erster Linie an schicken Kulissen gelegen war, was zwar verständlich ist, aber inhaltlich kaum Mehrwert bringt.

                              5,5 – 6 Punkte. (Bewertung wird evtl. noch um einen halben Punkt erhöht. Zumal auch noch nicht feststeht, ob eine weitere Staffel folgen wird, ist die Bewertung zunächst nur vorläufig. Der Kommentar wird ggf. noch editiert.)

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                              • 6 .5

                                ++ Leichte SPOILER ++

                                Wie sieht '24' ohne Jack Bauer aus? Wer sich diese Frage schon immer gestellt hat, erhält bei '24: Legacy' die Antwort. Nämlich im Grunde genommen genau wie '24', nur eben ohne Jack Bauer... Na gut, diese Antwort ist etwas verkürzt und auch nicht ganz richtig, in ein paar Kategorien trifft sie allerdings tatsächlich zu. Aber der Reihe nach:

                                Die grobe Struktur der Handlung ist tatsächlich dieselbe: Es beginnt mit einigen Nachwuchs-Terroristen und endet wie üblich mit deren Hintermännern (bemerkenswert: Oded Fehr ist in einer Rolle involviert, die sehr stark an sein Wirken in 'Sleeper Cell' erinnert). Nebenher laufen die gewohnten drei Handlungsstränge um die CTU, einen (halbwegs) ranghohen Politiker sowie um das Privatleben des Protagonisten (Corey Hawkins aus 'The Walking Dead'). Letzterer ist in seiner Bildschirmpräsenz nicht ganz so übermächtig wie sein Vorgänger, was aber auch durchaus Sinn macht. Gegen Ende hin fängt die Handlung (wie üblich) an, auszuufern und stellenweise viel zu dick aufzutragen (wenn sich etwa verschiedene Politiker gegenseitig mit Waffen bedrohen; vom Raketenangriff und der unbemerkten Flucht mal ganz abgesehen).

                                → '24: Legacy' bietet eigentlich grundsoliden Fanservice, kommt aber womöglich einige Jahre zu spät und ist dazu verdammt, in ausgetretenen Pfaden zu wandeln. Zwar liegen dem Vernehmen nach bereits Konzepte für weitere Spin Offs in der Schublade, diese sollen allerdings womöglich in komplett anderen Genres angesiedelt werden. So steht u. a. ein Justizthriller im Raum. Gut möglich, dass irgendwann auch die CTU wiederbelebt wird, aber man tut sicherlich gut daran, ihr erstmal eine Pause zu gönnen...

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                                • 6 .5
                                  Framolf 07.05.2020, 04:11 Geändert 07.05.2020, 10:23

                                  Da '24', '24: Redemption' und '24: Live Another Day' untrennbar zusammengehören, eine zusammenhängende Geschichte erzählen und einige wesentliche personelle Konstanten aufweisen, vergebe ich für alle drei Produktionen zusammen dieselbe Punktzahl und verweise auf denselben Kommentar: https://www.moviepilot.de/serie/24/kritik/2393067

                                  Darüber hinaus nur ein paar kurze Anmerkungen zu '24: Live Another Day':
                                  Die Tage sind in London zwar offenbar wesentlich kürzer (nur 12 Stunden statt 24), aber die Wege sind anscheinend ähnlich kurz wie im amerikanischen '24'-Kosmos. Faszinierend, welche Strecken in kürzester Zeit zurückgelegt werden können und was man alles innerhalb weniger Minuten erledigen kann. Ansonsten bleibt vieles beim Alten, nur der Status der altbekannten CTU-Haudegen hat sich geändert. Einige bekannte Gesichter sind wieder involviert, doch es gibt auch ein paar Neuzugänge auf der Besetzungsliste. Aber aufgrund der hohen Mortalitätsrate gehört dies ja sowieso zum Konzept von '24'. Auch in Sachen Handlung sind die Änderungen eher überschaubar. Von daher lässt sich '24: Live Another Day' auch eher als Epilog zu den vorherigen acht Staffeln verstehen, denn als Spin Off oder gar als eigenständige Serie. Manches nutzt sich mittlerweile ab, aber positiv formuliert wird zuverlässig Fanservice geliefert und man bekommt genau das, was zu erwarten ist.

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                                    Framolf 07.05.2020, 03:53 Geändert 07.05.2020, 03:53

                                    Da dieser Film aufgrund des Autorenstreiks 2007 eher aus der Not heraus geboren wurde und fest mit den vorherigen und nachfolgenden Staffeln verzahnt ist, schreibe ich mal ausnahmsweise keinen eigenen Kommentar dazu, sondern kopiere nur den Link zu meinem Kommentar zur Serie '24' ein, denn im Prinzip ist '24: Redemption' ja auch kein eigenstädiger Film, sondern nur Teil der Serie. (Aber weil ich Filme und Serien, die ich bepunkte, grundsätzlich auch immer kommentiere, muss ich hier ausnahmsweise mal etwas tricksen.) ;-)

                                    https://www.moviepilot.de/serie/24/kritik/2393067

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                                      Framolf 07.05.2020, 03:45 Geändert 07.05.2020, 10:24
                                      über 24

                                      Vorneweg: Die Bewertung bezieht sich auf die Stammserie und den Spielfilm '24: Redemption' zusammen. Da dieser aus einem Konzept für eine komplette Staffel heraus entstanden ist, die aufgrund des Drehbuchautorenstreiks 2007 nicht in der gewünschten Form realisiert werden konnte, gibt es durchaus gute Gründe, Serie und Film als Einheit zu betrachten. Allerdings spricht in diesem speziellen Fall sicherlich auch genauso viel für eine getrennte Wertung. Ich entscheide mich für die erste Variante und vergebe für beide zusammen eine gemeinsam Punkktzahl. :-)

                                      Aufgrund des radikal geänderten Casts im Spin Off '24: Legacy' folgt hierfür dann ein eigener Kommentar. Schwierig wird es hingegen bei der Sequel-Staffel '24: Live Another Day', an der die rar gestreuten Überbleibsel aus dem über die Jahre arg ausgedünnten Cast mitwirkten. Vieles bleibt beim Alten, auch wenn es zu ein paar graduellen Änderungen kommt. Somit nimmt '24: Live Another Day' dann auch gewissermaßen eine Zwitterstellung zwischen zwischen der Hauptserie und '24: Legacy', weshalb ich mir ausnahmsweise mal erlaube, einen Link zu diesem Kommentar auch bei 'Redemption' und 'Live Another Day' zu posten. ;-)

                                      Mit einem Startdatum im Fahrwasser der Anschläge vom 11. September 2001 (US-Start am 06. November 2011) und einem namhaften Hauptdarsteller war der Serie bereits von Beginn an enorm große Aufmerksamkeit gewiss. Und irgendwie traf '24' den passenden Nerv zur passenden Zeit. Einerseits thematisch, quasi als Bewältigungsstrategie für einige Zuschauer, und andererseits auch dramaturgisch und inszenatorisch, da sich die Serie einigen (zur damaligen Zeit noch recht neuen) Erzähltraditionen verpflichtet fühlt, die in den 1990er Jahren in Gang gesetzt bzw. auf ein neues Level gehoben wurden.

                                      Ein beliebtes Diskussionsthema unter den Zuschauern war nach den ersten Staffeln, ob und wie die Produzenten es schaffen würden, die enorme Spannung und das riesige Bedrohungsszenario aufrechtzuerhalten oder sogar noch weiterhin zu steigern. Wie sich im Verlauf der Jahre gezeigt hat, war das in den späteren Staffeln nicht mehr möglich und es schlichen sich auch immer wieder erzählerische Patzer ein, die weit über die Unebenheiten in den ersten Seasons hinausgingen. Besonders der Protagonist, der körperlich - mitunter aus abstrusen Gründen - heftige (teils sprichwörtliche, teils buchstäbliche) Schläge einstecken muss,* erholt sich immer wieder auf wundersame Weise.

                                      Viel gewichtiger sind jedoch die teils katastrophalen politischen Implikationen, die die Handlung immer wieder mit sich bringt. Während die Ermittler anfangs noch Bauchschmerzen bei Folter und ähnlich fragwürdigen Verhörmethoden haben, werden solche Dinge (sowohl bei den Charakteren als auch vermutlich bei vielen Zuschauern) im Lauf der Jahre immer selbstverständlicher oder zumindest schulterzuckend hingenommen. Steter Tropfen höhlt eben den Stein. Damit mag man zwar vielleicht in diesem Punkt relativ nah an der Realität sein, der lakonische Erzählton, mit dem solche Entwicklungen später irgendwann hingenommen werden, kann aber auch durchaus für Unbehagen und fragwürdige Assoziationen sorgen. Nicht umsonst wurde '24' in den USA bei Fox ausgestrahlt...

                                      ++ Leichte SPOILER ++

                                      Wie auch immer: Viele Staffeln (nicht alle) folgen dabei einem ähnlichen Muster: Zunächst dreht sich die Handlung auf seiten der Antagonisten um einige vermeintlich unerfahrene Hobby-Terroristen, die aber oftmals verheerende Schäden anzurichten vermögen. Nach einem ersten Tiefschlag für die CTU und die jeweiligen Politiker, die in eigenen Handlungssträngen begleitet werden, beginnt danach die Jagd auf die Hintermänner, die oftmals zwar kleinere numerische Schäden anrichten, dafür aber tendenziell tiefere Lücken in den Stammcast reißen...

                                      ++ SPOILER ENDE ++

                                      Zur Zeit seiner Veröffentlichung war '24' fraglos ein großer Wurf, bei dem besonders in Sachen Spannung und Dramatik bemerkenswerte Arbeit abgeliefert wurde. Die politischen Implikationen sind jedoch (vor allem aus liberaler Perspektive) wiederholt enorm fragwürdig.

                                      *SPOILER: Beispiel: Seine Drogensucht im Zuge der Ermittlungen.

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                                        Framolf 29.04.2020, 02:37 Geändert 29.04.2020, 02:46

                                        Australisch-Neuseeländisch-Britisch-Amerikanische Krimidrama-Serie mit prominenter Besetzung (Elisabeth Moss sowie Holly Hunter, Nicole Kidman, David Wenham, Gwendoline Christie u. a.). Da beide Serien aus demselben Produktionszeitraum stammen (2013-2017), relativ hochrangig besetzt sind, im Krimigenre angesiedelt sind und sich beide über die komplette Dauer, ganz besonders aber in der finalen Staffel, mit den Themen Sexismus und Missbrauch beschäftigen, bietet sich natürlich ein Vergleich mit der britischen Produktion 'Broadchurch' an.

                                        Im direkten Vergleich wirkt 'Top of the Lake' etwas kunstvoller und vor allem deutlich radikaler im Ansatz sowie stärker zugespitzt. Dies geht letztlich so weit, dass der Antagonist in der zweiten Staffel fast schon wie eine Karikatur wirkt. Damit erscheint die erzielte Aussage zwar umso deutlicher, büßt aber auch ein Stück ihrer Verankerung in der Realität ein. Während 'Broadchurch' seine beiden sperrigen Protagonisten mitunter auch auf die eine oder andere nur bedingt glaubwürdige Ermittlungsstation schickt (die beiden scheinen mehr oder weniger rund um die Uhr im Einsatz zu sein), ragt der zweite Fall in 'Top of the Lake' deutlich tiefer in das Privatleben der Ermittlerin hinein. Dadurch wird zwar „legitimiert“, dass sie sich auch privat häufig mit den betroffenen Personen trifft, jedoch tun sich dafür so manche Baustellen bei der Figurenzeichnung diverser Charaktere auf. Einige von ihnen wirken so sehr überzeichnet, dass ihnen jeglicher Bezug zur realen Welt abzugehen scheint. Der Aussage der Geschichte wiederum geht auf diese Weise womöglich auch ein Teil ihrer potentiellen Wucht verloren. Denn nicht wenigen Zuschauern dürfte es schwer fallen (zumindest ging es mir so), den Antagonisten überhaupt noch ernst zu nehmen. In einer Welt voller ekliger und übergriffiger Männer, wie sie hier (neben einigen Waschlappen und Witzfiguren) präsentiert werden, erscheint er wie die Steigerung und Personifizierung so ziemlich alles Bösen und Widerwärtigen dieser Welt. Ein Grund dafür, weshalb er von seiner Partnerin geliebt wird, wird noch nicht einmal ansatzweise geliefert. Zwar gibt es einige Beteuerungen ihrerseits, dass man (sinngemäß) seine Grausamkeiten erdulden müsse, da er ein viel größeres Ganzes (und Gutes) im Sinn habe, aber dies steht der gezeigten Wirklichkeit derart diametral entgegen, dass diese Begründung nicht einmal ansatzweise über eine leere Worthülse hinauskommt.

                                        Wie auch immer: 'Top of the Lake' punktet durch spektakuläre Kulissen, einige gute Darsteller, eine mehr als solide Inszenierung und legt den Finger in so manche offene gesellschaftliche Wunde. Andererseits verwässern einige Aussagen durch überzeichnete Charaktere, unverständliche Bilder und diverse nur schwer nachvollziehbare Szenen.* Alles in allem grundsolide, aber es bleibt das Gefühl, dass hier nicht das volle Potential abgerufen wurde, da der Autorin offenbar die möglichst radikale Artikulation ihrer (vollkommen berechtigten und auch höchst relevanten) Aussage offenbar wichtiger war als ein eine emotional wuchtige Geschichte über die Grausamkeiten des Alltags.

                                        (*Beispiel: Wie hat sich der Schütze im Sand eingegraben und selbst den Karton aufgesetzt und konnte dann lange Zeit am komplett überlaufenen Strand unbemerkt bleiben?)

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                                          Framolf 27.04.2020, 03:01 Geändert 27.04.2020, 03:01

                                          Wie beschreibt man eine Serie, bei der eigentlich schon die Genre-Zuordnung durch Moviepilot einen riesigen Spoiler darstellt? Am besten wahrscheinlich gar nicht oder zumindest so kurz wie möglich.

                                          Zwei der herausragendsten Merkmale sind sicherlich das Setting in den französischen Alpen sowie die kunstvolle Herangehensweise an ein Thema, dem mittlerweile eigentlich (zurecht oder zu unrecht) der Ruf anhaftet, verbraucht zu sein. Durch die Einbindung zahlreicher Mystery- und Dramenelemente hält sich die Erzählung zudem - vor allem während der ersten Staffel – enorm frisch und interessant. So werden zu Beginn diverse Rückkehrer eingeführt und man wird als Zuschauer Zeuge dabei, wie sich eine (vermeintlich?) unheilvolle Gemengelage zusammenbraut.

                                          Die zweite Staffel führt diese Entwicklung – und ganz besonders die erfolgte Spaltung der Einwohnerschaft – fort und liefert hier und da auch einige Antworten. Die meisten davon werden jedoch nur angedeutet und hinterlassen ihrerseits weitere Fragezeichen...

                                          So bleibt man am Ende als Zuschauer auch etwas konsterniert zurück und kann durchaus das Gefühl haben, dass hier in erster Linie der Weg das Ziel war – noch viel mehr als bei zahlreichen anderen Serien. Aber allein schon wegen seiner „Andersartigkeit“ und den damit verbundenen mannigfaltigen Alleinstellungsmerkmalen ist 'Les Revenants' durchaus eine Sichtung wert.

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                                            'The Missing' beginnt mit dem Verschwinden eines britischen Jungen im Frankreich-Urlaub. In namhafter Besetzung (u. a. Frances O´Connor, James Nesbitt, Tchéky Karyo und Said Taghmaoui), mit passendem Score unterlegt und in melancholischer Atmosphäre wird dabei die Geschichte der Ermittlungen zu dessen Verschwinden wiedergegeben. Das Ende dieser Staffel ist an menschlicher Tragik nur schwer zu überbieten und bleibt lange haften.

                                            Die zweite Staffel beschäftigt sich mit einer jungen Frau, die vor über einer Dekade entführt wurde und nun unvermittelt wieder auftaucht. Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, dass dieser Prolog zur Fortsetzungsstaffel nur den Auftakt für ein Abtauchen in einen regelrechten Sumpf des Verbrechens bildet. Und so kommt es dann auch. Alles darüber hinaus würde nur unnötig spoilern.

                                            Ermittler Julien Baptiste (Tchéky Karyo) und seine nächsten Angehörigen (Ehefrau und Tochter) sind in dieser Geschichte über die entsprechenden Ermittlungen in Deutschland erneut involviert, der Rest der Besetzung wurde radikal ausgetauscht. Mit von der Partie sind nun unter anderem David Morrissey ('The Walking Dead'), Keeley Hawes ('Ashes to Ashes') und Ólafur Darri Òlafsson ('The Widow'). Auch diese Staffel endet mit einem tragischen Ausrufezeichen. Gedreht wurden die Szenen aus dem fiktiven deutschen Ort Eckhausen übrigens in der belgischen Fazilitäten-Gemeinde Malmedy, was das babylonische Grundgefühl der Serie noch weiter verstärkt. Geschludert wurde lediglich etwas bei den deutschen KfZ-Kennzeichen, die bei 'The Missing' gerne mal fünf Ziffern, AU-Plaketten an den Frontkennzeichen (wie vor zwanzig Jahren) oder auch zusätzliche Buchstaben bei den Polizeikennzeichen aufweisen, aber dieser Hinweis ist eher als Fun Fact zu verstehen statt als Kritik; denn in den Kerngebieten der Inszenierung wird bei 'The Missing' enorm viel richtig gemacht.

                                            Beide Staffeln haben gemeinsam, dass drei Themenkomplexe bzw. Handlungsstränge gleichermaßen abgedeckt werden: Die Ermittlungen im Kriminalfall, die Auswirkungen auf das private Umfeld der jeweiligen Verbrechensopfer sowie einige private Aspekte aus dem Leben des Detektives Julien Baptiste, die sich jedoch mehr oder minder permanent mit seinen Ermittlungen vermengen. Zwar wird in letzterer Hinsicht in der zweiten Staffel ein wenig über das Ziel hinausgeschossen (Stichwort Ermittlungen im Kriegsgebiet auf eigene Faust und offenbar auch auf eigene Rechnung), aber im Großen und Ganzen erweist sich das Konzept als durchaus stimmig – wenn auch nicht immer als komplett plausibel. Durchzogen wird dabei die gesamte Erzählung von einer latenten Hoffnungslosigkeit, die stets unterschwellig im Tonfall mitschwingt. 'The Killing' lässt grüßen.

                                            Sein dritter Fall führt den kauzigen Ermittler im (Un-)Ruhestand dann übrigens in die Amsterdamer Unterwelt; aber das ist eine andere Geschichte...

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                                              Britische Krimiserie, deren Ermittlerpaar sich in jeder Staffel eines anderen Falles annimmt, was zwar zu durchgängiger personeller Konsistenz führt, jedoch an anderer Stelle Plausibilitätsprobleme aufreißt.

                                              Zunächst geht es um den Fall eines Jungen, der Opfer eines Kapitalverbrechens wurde. In der zweiten Staffel wird dieser Handlungsstrang fortgeführt und zusätzlich ein vergangener Fall neu aufgerollt. In der finalen Staffel beschäftigen sich die Ermittler schließlich mit einem Sexualverbrechen. Die Erzählung ist eingebettet in die spektakulären Kulissen der Grafschaften Somerset und Dorset und wird von einigen beherzt aufspielenden Darstellern eindrucksvoll in Szene gesetzt. Besonders während der ersten beiden Staffeln geht dieses Konzept – trotz einiger Holprigkeiten – durchaus gut auf, allerdings werden auch einige problematische Entwicklungen von Staffel zu Staffel offenkundiger.

                                              So zeichnen sich ganz besonders in der dritten und letzten Season erste Vorboten einer aufkeimenden Ideenarmut ebenso ab wie diverse Plausibilitätsprobleme. Hinzu kommen einige dramaturgische Verrenkungen, um Charaktere, deren Geschichten eigentlich auserzählt sein sollten, in der Handlung zu behalten. Zwar ist es durchaus gut gemeinter Fanservice, liebgewonnene Figuren weiterhin auf ihrem Weg begleiten zu dürfen, aber wirklich gewinnbringend ist das in Bezug auf die Geschichte nicht mehr. Da war man bei einigen anderen Krimiserien deutlich risikobereiter und hat alte Zöpfe kurzerhand abgeschnitten, auch wenn der eine oder andere Abgang dadurch große Lücken in den Cast gerissen hatte. Letztlich bleibt es wohl eine Geschmacksfrage, welches Vorgehen man bevorzugt, aber mir ist im Zweifelsfall die Variante a la 'The Missing' lieber, als diejenige, die im Fall von 'Broadchurch' gewählt wurde.

                                              Fun Fact: Hauptdarsteller David Tennant steht auch bei der US-Version 'Gracepoint' auf der Besetzungsliste – ganz im Gegensatz zu Olivia Colman, der späteren Oscar-Gewinnerin. Tja, shit happens...

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                                                Framolf 16.04.2020, 02:01 Geändert 16.04.2020, 02:04

                                                (Da postet man jahrelang keinen Kommentar zu dieser Serie, weil man die späte Sequel-Staffel noch nicht gesehen hat und auch keine Lust darauf hat und dann stellt man nach der Sichtung dieser Nachklapp-Season fest, dass sie auf MP – im Gegensatz zur imdb – getrennt geführt wird... *augenrollender Smiley* Ich belasse es jetzt trotzdem bei einem einzigen Kommentar zu 'Prison Break'. Daher bezieht sich die Punktewertung hier auf alle fünf Staffeln plus Spielfilm zusammen.)

                                                'Prison Break' ist (leider) eine jener Serien, denen nach (gemessen an den Verhältnissen zur Zeit der Veröffentlichung der ersten Staffel) starkem Start nach und nach die Puste ausging. Gefangen (haha) im eigenen Netz der Unlogik und in einer Prämisse, die ganz offensichtlich nicht auf fünf (oder gar mehr) Staffeln ausgelegt war, zerrinnt das Konzept im Lauf der Jahre wie Sand in den Händen und letztlich können auch die Autoren nur hilflos dabei zusehen. Einerseits ist natürlich von Anfang an klar, dass man sich hier in einer Welt befindet, in der es mit Realismus nicht weit her ist. Allein schon die Tatsache, dass sich Michael mehr oder weniger frei durch die „Geheimgänge“ des Fox River Penitentiary bewegen kann, spricht in dieser Hinsicht Bände. Spätestens mit Beginn der vierten Staffel brechen diesbezüglich jedoch sämtliche Dämme, wenn die verbliebenen Ausbrecher gar als eine Art „Agenten für Drecksarbeit“ angeheuert werden. Im Einzelnen stellt sich die Lage in etwa wie folgt dar:

                                                ++ Leichte SPOILER ++

                                                Staffel 1: Spannend und atmosphärisch in Szene gesetzter Plot über einen – wie es der Titel schon aussagt – Gefängnisausbruch. Über ein paar Albernheiten wie die exzessive Nutzung versteckter Gänge bzw. Räumlichkeiten, den übermäßigen Gebrauch von Lippenstift und das doch recht hohe Qualitätsgefälle bei den Darstellern lässt sich recht gut hinwegsehen, da in den Kernbereichen (Spannung, Emotionen) durchaus gute Unterhaltung geboten wird.

                                                Staffel 2: Die Handlung dieser Staffel lässt sich kurz und bündig mit dem Begriff „Manhunt“ auf den Punkt bringen. Nicht immer plausibel und oftmals over the top, aber dennoch recht spannend.

                                                Staffel 3: Exotischer Aufguss der Handlung aus der ersten Staffel, aber dieses mal mit umgekehrten Voraussetzungen. Nicht besonders originell, aber als Fanservice zumindest noch passabel.

                                                Staffel 4: Der Gipfel der Albernheiten und teilweise schon deutlich jenseits der Peinlichkeitsgrenze. Eine Abstrusität jagt die nächste. Immerhin wird am Ende ein donnernder Schlusspunkt gesetzt.

                                                Spielfilm 'The Final Break': Die Ereignisse kurz vor Ende der vierten Staffel werden noch einmal im Detail gezeigt. So gesehen bietet sich an, die Sichtung der vierten Staffel wenige Minuten vor dem Ende zu unterbrechen, zum Film überzuwechseln und erst im Anschluss das Ende der vierten Staffel zu sichten. Nachdem in den ersten drei Staffeln bereits zwei von drei Protagonisten aus dem Gefängnis befreit werden mussten, errät sicher niemand, worum es in diesem Film gehen könnte... *erneutes Augenrollen*

                                                Staffel 5: Was folgt nach 'The Final Break'? Richtig, ein weiterer Ausbruch...! Die Überlegungen der Autoren sind dabei offenkundig: Die Leute lieben Staffel eins. Was liegt da also näher, als in der fünften Staffel eine Mischung aus Staffel zwei und drei zu präsentieren...? *und wieder Augenrollen* Immerhin ist eine Abkehr von der albernen Handlung der vierten Staffel erfolgt und es wird zuverlässiger Fanservice geleistet, indem eine ganze Reihe bekannter Gesichter in die Geschichte mit eingebunden wird. Dies führt zwar zu einer schier inflationären Welle seltsamer „Zufälle“, aber immerhin fühlt man sich als langjähriger Zuschauer schnell wieder wie „zu Hause“. Die Begründung, mit der die Handlung dieser Staffel gerechtfertigt wird, könnte jedoch hanebüchener kaum sein.

                                                → Anfangs sehr spannende Serie, die sich im Verlauf der folgenden Staffeln jedoch selbst den Zahn zieht und sich auf diese Weise gewissermaßen auch selbst einen Punkt bei der Gesamtwertung abzieht.

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                                                  Was soll man über eine Serie, die gefühlt jeder kennt und die im Lauf der Jahre zu einem stilprägenden popkulturellen Phänomen wurde, noch groß schreiben, was nicht bereits unzählige male gesagt wurde? Keine Ahnung! Aber einen Versuch ist es wert...

                                                  Ähnlich wie schon 'How I Met Your Mother' bedient sich auch Chuck Lorres nerdige Sitcom einer ähnlichen Figurenkonstellation wie das fast zeitlose Erfolgsformat 'Friends'. Allerdings gestaltet sich hier das Ensemble deutlich weniger statisch und durch die (teilweise dauerhafte) Hinzunahme zusätzlicher Charaktere eröffnen sich naturgemäß auch mehr Möglichkeiten des seriellen Erzählens.

                                                  ++ Leichte SPOILER ++

                                                  Spätestens ab den mittleren Staffeln deutet sich jedoch an, dass sich in Bezug auf den roten Faden der Handlung offenbar erste Ermüdungserscheinungen bei den Autoren einstellen. Schnell wird klar, dass besonders die Paardynamik einem gewissen Muster folgt, von dem allenfalls graduell abgewichen wird. Howard Wolowitz geht zumeist voran, Leonard Hofstadter folgt, dahinter liefern sich Sheldon Cooper und Rajesh Koothrappali ein Schneckenrennen und Stuart Bloom dackelt abgeschlagen hinterher. Die Abfolge der Ereignisse ist dabei fast immer dieselbe: Beziehung → gemeinsame Wohnung → Heirat → Nachwuchs. Natürlich stehen am Ende der zwölften Staffel alle genannten Charaktere auf verschiedenen Stufen dieser Leiter und Raj wird im Laufe der Jahre von Sheldon und am Ende der Serie sogar noch von Stuart überholt, aber im Großen und Ganzen wiederholt sich dasselbe Muster immer und immer wieder. Der Rest besteht hauptsächlich aus der altbekannten Mischung aus Beziehungs-, Nerd-, Wissenschafts- und Situationswitzen.

                                                  → 'The Big Bang Theory' erfindet das Sitcom-Rad ganz gewiss nicht neu, trifft aber mit seiner Nerd-Thematik ganz offensichtlich den richtigen Nerv zur rechten Zeit und bedient sich bei der staffelübergreifenden Handlung bewährter Vorbilder. Dass man damit bei Weitem nicht bei allen Zuschauern offene Türen einrennt, versteht sich von selbst. Aber wer so viele Zuschauer (egal ob skeptisch oder begeistert) vor die Bildschirme lockt, macht ganz offenkundig mehr richtig als falsch. Kein leichtes Erbe für das Spin Off 'Young Sheldon', aber ein effektiver Türöffner allemal.

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                                                    Die Geschichte (oder besser: Die Legende) von 'BoJack Horseman' erzählt vom Auf und Ab eines zum Alkoholismus neigenden Schauspielers im Hollywoo [sic!] einer anthropomorphen Trickfilm-Welt.

                                                    Die Geschichte eines gefallenen Stars, der sich beherzt zurück nach oben kämpft, reihenweise (oftmals auch selbstverschuldete) Rückschläge erleidet, wieder angreift, erneut auf die Nase fällt usw. erinnert naturgemäß auch an Serien wie die beiden HBO-Produktionen 'The Comeback' und 'Eastbound and Down', mit denen sie auch die Verortung im Dramedy Genre gemein hat. Der vielleicht größte Unterschied: In BoJacks Welt voller skurriler Figuren erscheint selbst sogar mancher Paradiesvogel als graue Maus. Dennoch hat in diesem bunten Kosmos bei Weitem nicht nur der Protagonist mit Depressionen zu kämpfen. Vielmehr erscheinen diese hier eher als Produkt einer Maschinerie, die ihre Teilnehmer vereinnahmt, in Beschlag nimmt und sie bei Bedarf wieder ausspuckt und sich nicht weiter um sie kümmert. Auf diese Weise wird ein Rad am Laufen gehalten, das kaum aufzuhalten erscheint. Sarah Lynn kann ein Lied davon singen – bzw. kann sie nicht.

                                                    Auch wenn das Showgeschäft hier als Blaupause gilt und hier quasi die Schattenseiten der Welt von 'Entourage' im Vordergrund stehen, so ist diese Szenerie doch nur ein pars pro toto für die gesamte Gesellschaft. Düstere Aussichten. Aber bitte trotzdem weiterlächeln. Besonders wenn Kameras in der Nähe sind...

                                                    Letztlich ist die Fabel von BoJack also auch eine Allegorie auf die postmoderne kapitalistische Gesellschaft (wie natürlich so manch andere satirische Serienformate auch) und eigentlich fast schon auf das Leben an sich. Über mehrere Staffeln hinweg zeichnet sich für mehrere Figuren ein immenses Auf und Ab ab, auf welches diese auf völlig unterschiedliche Weise reagieren. Manch einer entwickelt pragmatische Strategien, mit denen er sich leidlich über Wasser halten kann (Mr. Peanutbutter, Todd Chavez) – zumindest bisher. Anderen steht die Brühe quasi permanent bis Oberkante Unterlippe (BoJack Horseman, Diane Nguyen), wieder andere gehen komplett unter (den entsprechenden Spoiler erspare ich euch).

                                                    Nach einem Wellenbad der Emotionen und Entwicklungen über fünf Staffeln hinweg lebt die finale Staffel vorrangig von der Aufarbeitung vorheriger Geschehnisse. Zwar findet sich auch hier eine riesige Anzahl neuer Ideen, jedoch spielen sich diese in allererster Linie in der Peripherie ab, indem unzählige Szenen (oftmals auch im Bildhintergrund) mit kleinen Späßen und Kuriositäten angereichert werden. Allein schon das Stachelschweinbaby ist immer wieder für einen Schmunzler gut, um nur mal ein Beispiel zu nennen. Die Handlung an sich allerdings macht nur noch schleppende Fortschritte und zehrt von den Krisen und Konflikten, die zuvor über Jahre hinweg aufgebaut wurden. Auch in der Schlussstaffel spielt sich das Geschehen zwar nach wie vor auf hohem Niveau ab, aber es stellt sich das Gefühl ein, dass hier ein recht passender Zeitpunkt für einen Abschluss gewählt wurde. Man soll schließlich aufhören, wenn es am schönsten ist – wobei diese Aussage in Bezug auf mehrere Charaktere natürlich wie purer Zynismus klingt. Aber das passt dann ja auch wiederum ganz gut zum Ton der Serie. :-)

                                                    8 – 8,5 geklaute Buchstaben.

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