Herr Beutel - Kommentare

Alle Kommentare von Herr Beutel

  • 7

    Achja, High Tension. Die Story des Filmes ist relativ schnell zusammengefasst. Die Freundinnen Alex (Maïwenn Le Besco, bekannt als "Diva" in "Das Fünfte Element") und Marie (Cécile De France) beschließen, einige Zeit bei Alex' Eltern in einem abgelegenen Farmhaus zu verbringen, um gemeinsam für das Studium lernen zu können. Doch kaum angekommen und eingelebt, dezimiert ein wahnsinniger Killer die Familie, inklusive Kind, und nimmt Alex gefangen. Nun liegt es an ihrer Freundin Marie, sich an die Fährte des Killers zu heften und ihre Freundin zu retten, ohne jedoch selbst entdeckt zu werden - jaja, man kennt das ja ;-)

    Zugegeben, mit dem Story-Konstrukt gewinnt Aja keine Lorbeeren und auch der Storytwist am Ende strotzt nur so vor Logiklücken. Doch was den Film auszeichnet ist nicht seine Geschichte, sondern vielmehr die Art der Inszenierung. Selten war ein Katz&Maus-Spiel so derart spannend inszeniert, dass man sich selbst fast in die Finger beisst, um nicht zu schreien.

    Ajas Gespür für Ton, Bild und Kameraführung ist für ein Erstlingswerk einfach phänomenal. Ist zum Beispiel der Killer im Bild, ist die Kameraführung sehr ruhig und subtil, ja fast schon beängstigend schleichend. Ist allerdings Marie oder ihre Freundin im Bild, wird die Kamera lebendig, fängt an zu wackeln und zieht den Zuschauer immer in die entsprechende Situation mit hinein. So hat man immer das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein.

    Untermalt wird das Ganze von einer exzellenten Soundtrack, der oft minutenlang nur verzerrte, elektronische Töne pulsieren lässt, währen die Szene mit einer fast nicht enden wollenden Kamerafahrt untermalt wird - absolut fesselnd.

    Ebenfalls interessant ist der gekonnte Umgang bzw. das Umgehen von gängigen Klischees - selten passiert das, was man aus anderen Filmen bereits kennt. Was sich dagegen bestätigt sind Schnitte in der "Cut"-Version, die man im besten Fall niemals ins Laufwerk legen sollte. Der fehlende Blutgehalt wäre dabei noch zu verschmerzen, aber dass die Schnitte teilweise so hart sind, dass man als Zuschauer das Gefühl hat, irgendwas zu verpassen, dann reisst einem eben genau dieser Schnitt aus der gesamten Atmosphäre des Films und zerstört die davor aufgebaute Spannung.

    Anderes großes Manko wäre der Schlusstwist. Dieser ist von der Grundidee zwar gut gemeint, ist in der Umsetzung allerdings absoluter Schwachsinn. Im Gegenteil - anstatt einem "Aha!" entlockt es dem Zuschauer ein rätselndes "Wie ist das denn bitte möglich?". Dies führt ebenfalls dazu, dass viele vorangehende Szenen so einfach nicht möglich sind, was auch hier nachträglich viel Atmosphäre kostet. Dies führt Stellenweise soweit, dass man den grandiosen Showdown nur zum Teil verfolgen kann, da man anderweitig beschäftigt ist, alte Szenen mit neuem Hintergrundwissen zu verarbeiten, nur um immer wieder auf das gleiche Resultat zu kommen - Unsinn.

    So katapultiert ein gut gemeintes, aber völlig bescheidenes Ende einen über weite Strecken grandiosen Horror-Splatter-Thriller leider "nur" ins gehobene Mittelfeld. Wer über das Ende hinwegsehen kann, wird ein grandioses Horrorerlebnis serviert bekommen.

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    • 5

      Satte 18 Jahre nach der Gral-Suche und im stattlichen Alter von 65 Jahren packt Harrison "Indiana Jones" Ford noch einmal Hut, Peitsche und Revolver aus. Ob das so eine gute Idee war?

      Voller Euphorie und Hochspannung trugen mich meine Schritte zum neuesten Abenteuer von Indiana Jones. Umso schwerfälliger waren die Schritte nach der Sichtigung. Nicht, dass das Abenteuer langweilig wäre, aber enttäuschend war es dennoch.

      Der Anfang ist zumindest sehr furios und wirklich spaßig gelungen. Man befindet sich in einem altbekannten Ort, den man schon im ersten Teil kurz am Ende erblicken konnte. Dorthin hat die skrupellose, russische Agentin Irina Spalko unseren Indy kurzerhand entführt, um mit seiner Hilfe eine bestimmte Kiste zu suchen. Auffällig ist hier die großartige Inszenierung - es gibt viel Selbstironie, die Titelmelodie erzeugt geschickt dieses wohlige Gänsehautgefühl und auch die Bundeslade hat einen zwinkernden und gut platzierten Cameo-Auftritt. Das sorgt für ein wohliges Gefühl, welches Indy-Veteranen gleich dieses Vertraute Gefühl gibt, dass sich die letzten 18 Jahre nichts verändert hat. Optisch stimmt vorerst alles, umso mehr schmerzen einem die Ohren. Die Synchronisation ist stellenweise absolut schrecklich gelungen - die ersten One-Line von Indy Jones sitzen überhaupt nicht, was der schlechten Vertonung zuzuschreiben ist (siehe auch im Trailer: "Ich dachte, der wäre näher". Schon dort klingt das ganze mehr als dürftig).

      Doch das legt sich mit der Zeit, man gewöhnt sich daran. Sowieso hat man kaum Zeit, sich Gedanken darüber zu machen - Indy wird geprügelt, geschunden und gejagt, verliert aber nie den Humor aus den Augen und vergisst darüber hinaus schon gar nicht, auch kräftig auszuteilen. Soweit alles beim alten. Alles? Naja, fast. Trotz aller Vertrautheit bemerkt man in den ersten fünfzehn Minuten eine gewisse Abweichung zu den Vorgängerfilmen. War bei den alten Filmen schon nach kurzer Zeit bekannt, um was es sich das restliche Abenteuer drehen wird (Bundeslade, Gral, ...), tappt man im neuen Teil erstmal ziemlich lange im Dunkeln. Es passiert viel am Anfang - und doch irgendwie nichts.

      Erst nach der Exposition sämtlicher Charaktere bekommt man das Ziel endlich gesagt - El Dorado, die Stadt des Goldes. Doch um die Stadt zu finden, benötigt man noch ein altes Relikt - den Kristallschädel. Allerdings wollen den auch die Russen haben, weil die damit eine Psy-Waffe bauen und sich die Welt untertan machen möchten. Der Schädel besteht nämlich aus keinem irdischen Material und passt daher genau in die Planung von Irina Spalko - denn der Schädel kann nicht nur Menschen beeinflussen - wer ihn an seinen alten Platz in zurückbringt, soll zudem unbegrenztes Wissen erlangen. Moment mal - Psykräfte? Außerirdische? Aha.

      Nachdem die ersten drei Teile geprägt waren von mythologischen und religiösen Relikten, nun also der Abstecher ins Paranormale. Die Frage ist dabei nur - warum? Warum Aliens? Warum Psy-Kräfte? Man hat doch schon in "Asterix - Gefahr in Gallien" gesehen, dass so etwas im falschen Umfeld tierisch in die Hose gehen kann. Man mag mich altbacken nennen, aber ein Indiana Jones, der mit Nazis und Russen gekämpft hat, die Peitsche der Pistole vorzog und schon immer für "Old-School" stand, jagt jetzt Alien(s)skelette? Also bitte!

      Das ist natürlich alles Geschmacksache, aber ich kann mit dem Plot leider gar nichts anfangen - vor allem, weil man sich beim Design des Schädels unweigerlich an die "Alien"-Filme erinnert fühlt. Trotz allem hat Indiana Jones auch seine großartigen Momente - etwa dann, wenn in einem alten Gefängnis hinweise entdeckt und gesammelt werden oder im Dschungel eine wilde Verfolgungsjagd stattfindet, Indy sich ordentlich prügelt und alles so übertrieben ist, dass man sich an die guten, alten Filme erinnert fühlt. Hier läuft Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels zu Höchstformen auf und kann fast mit den Vorgängern gleich ziehen.

      Die fast schon eindimensionalen Charaktere und das klischeehafte Feindbild des bösen, roten Russen, unterstreichen diese Anleihen an die Vorgängerfilme und fallen daher nicht wirklich negativ ins Gewicht. Im Gegenteil - der erneute Auftritt von Karen Allen als Marion Ravenwood (wir erinnern uns an das "Indy-Girl" aus dem ersten Teil), ist absolut konsequent und amüsant zugleich. Trotz allem stören einige Charaktere das muntere Schauspielerfeld - allen voran Shia LaBeouf als Mutt Williams. Also Möchtegern-Elvis-Verschnitt versucht er dem alten Jones das Wasser zu reichen und geht dabei tierisch baden. Was er mit Indiana und Marion verbindet, kann sich jeder an seinen zwei Fingern zusammenrechnen. Das Ergebnis ist mehr schlecht als recht.

      Ärgerlich ist auch das Voranschreiten des Films. Je weiter man sich dann dem Plotende nähert, desto weiter entfernt man sich vom klassischen Indiana Jones Stil. Tempelanlagen werden nicht mehr großartig erforscht, es wird nur noch von einer Gefahr zur nächsten gehastet. Indy entdeckt nicht mehr die Schauplätze, er marschiert einfach hindurch und nähert sich ungehindert dem Showdown, welcher den Zuschauer etwas enttäuscht zurücklässt. Da kann auch das folgende CGI-Spektakel mit abschließendem, zuckersüßen Kitsch-Happyend nicht mehr viel dran rütteln. Schade, denn durch die fast schon lustlose Hatz geht ein Großteil der Abenteuer-Essenz verloren. Was bleibt ist der Eindruck, dass man vor allem in der zweiten Hälfte viel Pulver unnötig verschossen hat.

      Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels macht vor allem in der ersten Hälfte richtig Spaß. Er ist genau das, was auch die Vorgängerfilme waren - ein guter, unterhaltsamer Abenteuerstreifen mit viel Action, Witz und eindimensionalen Charakteren. Dass religiöse Relikte nun außerirdischen, paranormalen Schädeln weichen müssen, dürfte den ein oder anderen Veteran sauer aufstoßen - mich eingeschlossen.
      So ist der vierte Ableger der Indiana-Reihe definitiv der schwächste Indy-Streifen bisher, der zwar großartige Momente, wie die irrwitzige Dschungel-Hatz, aufweisen kann, ansonsten aber viel Potential an dem fragwürdigen Plot und der schwachen, zweiten Hälfte verschenkt.

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      • Tolles Interview, aber merkwürdigerweise waren meine Gedanken woanders, wenn Eva im Bild war. Hm...

        • Das dürfte Tarantino ziemlich treffen, kennen sich die Beiden doch schon seit Urzeiten ... und die berühmten "Hi Sally" Outtakes dürften jetzt auch Geschichte sein :(

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          • 10

            Mir macht der Streifen, entgegen der Meinungen Vieler, eine Menge Spaß. Beim zweiten mal sogar noch mehr, als beim ersten Mal. Man muss sich eben auf das "Frauen"gequatsche einstellen. Der Film ist anders und vor allem "anders" als die bisherigen Tarantinos. Es wird immernoch viel gequatscht, aber in einer ganz anderen Richtung. Es ist absolute Geschmacksache, es geht ums tierisch banale, Frauentratsch eben, aber irgendwie find ichs ... witzig. Interessant. Aufregend. Spannend zu sehen, wie sich alles etnwickelt, bevor es am Ende wieder über den Haufen geworfen wird. So richtig in Worte fasse kann ich es nicht, was der Film für mich aus- und ihn gar zu einem meiner Lieblingsfilme macht. Aber er hat was. Hinzu kommen zahlreiche Querzitate, wie man es von Tarantino eben kennt.

            Allerdings richtig Spaß macht das ganze erst im O-Ton. Da klingt Tarantino auch nicht wie ein besoffener Tattergreis ohne Zähne und die Dialoge haben mehr Witz. ("Guys love that "thing"? - "Much more than no-thing.") Aber so ist das ja meistens ;-)

            Kurt Russell ist zudem einfach eine coole Drecksau, hat sichtlich Spaß beim Dreh und die Ladies auch ganz nett anzuschauen. Der Cast ist wirklich gelungen, auch wenn ich Tarantino nach wie vor nicht verzeihe, dass Misses Winstead so dermaßen verheizt wird!

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