Italian_Spiderman - Kommentare

Alle Kommentare von Italian_Spiderman

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    Es ist schon eine Kunst für sich, wie Almodóvar es schafft, einen Film zu formen, der verstörend und doch so schön zugleich ist.

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    • Guter Artikel. Die allgemeine Stimmung in den Kommentaren dazu lässt seine Relevanz umso notwendiger erscheinen.

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      • 7

        Blood Drive. Die vielleicht beste durchschnittliche Serie, die ich bisher gesehen habe.

        Wer wollte nicht immer schon einmal Autos sehen, deren Motoren Menschen verspeisen, Sex-Androiden beobachten, die nackte Männer „foltern“, oder einen überdimensionalen Erdriss erleben, der mystische Kräfte hat?!

        Wer also Exploitation im Serienformat sucht, der kriegt hier einen Streifzug durch gefühlt sämtliche Gefilde des Trashkinos geboten. Da auch das qualitative Niveau der berüchtigten Vorbilder aus dem Bahnhofskino der 70er-Jahre übernommen wird, kann man sich mit Berufung auf Authentizität eigentlich nicht über den mitunter zähen Erzählfluss beschweren. Hochglanz-Retro-Trash à la Tarantino oder Rodriguez ist Blood Drive somit nicht, da die Serie zwar ungemein viel Brutalität und Sexualität zu bieten hat, und dies auch gekonnt inszeniert, diese Aspekte aber einer unausgegorenen Story mit kruden Handlungsverläufen unterliegen. Insofern muss man das oftmals plumpe bis unlogische Handeln der Protagonisten wohl als stilistisch gewollt betrachten.
        Auf schauspielerischer Ebene tritt eigentlich nur, aber dafür besonders positiv, Colin Cunningham als „Julian Slink“ hervor, da seine Figur so konsequent over-the-top ist, dass sich nicht die Frage stellt, ob bzw. wann wir es mit Ernsthaftigkeit oder Ironie zu tun haben. Seine Darstellung des überdrehten, sadistischen, aber irgendwie auch charmanten „Meister des Gemetzels und Bühnengott“ macht jede Folge alleine durch sein undurchsichtiges Spiel sehenswert. Seine Figur und die teils sehr skurrilen Einfälle der jeweiligen Episoden ließen mich die Serie weiter verfolgen, um schließlich mit zunehmender Erzählstruktur und am Ende fast schon dramaturgischer Tiefe belohnt zu werden. Aber auch nur fast.

        Inwiefern die Produzenten der Serie bewusst Tiefe beigemessen haben, sei mal dahingestellt. Da Darstellungen im Genre Exploitation oftmals per se als selbstzweckhaft gelten, weil Selbstzweckhaftigkeit (von z.B. Gewalt) das Genre gewissermaßen definiert, kann man sicherlich darüber streiten, ob man einen gewollten tieferen Sinn im Gezeigten erkennen muss.
        Ein dem Werk zu Grunde liegender kultureller Diskurs ist jedoch immer vorhanden und demnach auch lohnenswert zu ergründen. In dieser Hinsicht kann man Blood Drive als einen Ausdruck der moralischen Widersprüchlichkeit amerikanischer Kultur interpretieren, die sich oftmals in Extremen bewegt. Die Serie stellt demnach die Antithese zum evangelikalen, prüden, geordneten, konservativen Amerika da, indem Diskurse wie Gewalt, Sexualität und Kapitalismus völlig überzogen dargestellt nun als totales Kontrastprogramm und letztlich satirische Abrechnung dienen. Die vermeintlich sinnfreien Handlungen transportieren also in latenter Form diverse Missstände in Form von Hyperkapitalismus, toxischer Männlichkeit, radikalem Feminismus, religiösem Fanatismus, Digitalisierungsängsten und Rohstoffmangel/Umweltzerstörung.

        Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Blood Drive ein kulturell hochspannendes, erzählerisch mäßiges, schauspielerisch mittel bis großartiges und seiner Skurrilität gewöhnungsbedürftiges Werk darstellt, das bestimmt nicht für jeden geeignet ist, aber jedem, der schon mal darüber nachgedacht hat, sich selbst als Cineast zu bezeichnen, empfohlen sei.

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        • 5 .5
          Italian_Spiderman 06.08.2020, 13:04 Geändert 04.09.2020, 13:15

          Bei der vorletzten Sichtung vor über 20 Jahren war der Film für mich als Kind noch der Knüller. Hatte man doch noch die nicht weit zurück liegenden Nackte Kanone-Filme im Kopf, es konnte also nur großartig werden. Und ich wurde damals nicht enttäuscht, schließlich bekam man wieder ein parodistisches Klamaukfeuerwerk um die Ohren gehauen, das nahezu im Sekundentakt kalauerte.
          Jetzt, aus heutiger Sicht, hat es mich zwar erfreut, mal wieder Leslie Nielsen mit seinem unnachahmlichen Slapstickschauspiel zu sehen. Jedoch, das musste ich auch feststellen, reicht die Qualität des Films insgesamt einfach nicht an die der Nackte Kanone-Reihe heran. Obwohl es eigentlich unverkennbar die Intention des Films ist, ist mir der Humor doch größtenteils zu sehr over-the-top gewesen. Es sitzen lange nicht alle Gags, vieles wirkt tatsächlich etwas kindisch, ohne dass es wirklich ein Kinderfilm sein kann.

          Nielsen rettet den Film mit seiner Präsenz noch ins Mittelmaß, mehr war es dann aber auch nicht.

          • Auch der erste Trailer entspricht meinem Empfinden nach der Kinoversion. Erkenne da kein "gefühlvolles Drama".
            Kann mir zudem nur schwer vorstellen, wie man aus der hanebüchenen Grundstory auch ohne Comedy etwas besseres hervorbringen kann. Ich mein, die schwersten aller Schwerverbrecher sollen gegen einen noch übleren Gegner kämpfen, um sich als Belohnung später wieder freiwillig einsperren zu lassen. Dazwischen taucht dann noch ein Gangster-Rapper-Boss auf, der der "Joker" sein soll...
            Trotzdem würde ich mich natürlich gerne eines besseren belehren lassen, falls es zu einer neuen Version kommt.

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            • Endlich mal jemand, der die Prequels nicht auf die Visualität beschränkt. Super Artikel!

              "Abrams schafft es, den wohl größten Völkermord in der Geschichte von Star Wars so belanglos zu inszenieren, dass wir ihn kaum als solchen wahrnehmen." Ähnliches hab ich auch in dem Moment gedacht, als ich die Szene gesehen hab. Konnte es nicht fassen. Eine Bankrotterklärung in Sachen Dramaturgie.

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              • 7 .5
                über Symbol

                "Was soll das denn hier?!"

                ...fragt sich der Protagonist am Anfang des Films, als er sich in einem geschlossenen Raum mit Engelsgemächten an Wand und Boden wiederfindet, die auf Knopfdruck Laute von sich geben und Gegenstände aus der Wand werfen.
                Ähnlich wie der Protagonist dürfte sich auch der ein oder andere Zuschauer gefühlt haben.
                Als Ausgleich, oder auch zur weiteren Verwirrung, wird zwischendurch in eine, sowohl vom Stil, als auch von der Handlung her, komplett unterschiedliche zweite Handlungsebene gewechselt, die (relativ) naturalistisch den Alltag einer mexikanischen Familie zeigt. Ob das nur aus stilistischen Gründen gemacht wurde, oder aber die Verbindung der beiden Handlungsstränge am Ende des Plots irgendwie doch Sinn macht, muss jeder Zuschauer mit sich selbst ausmachen.
                Fest steht, man muss schon Freude am interpretieren haben. Nein, man sollte sich in einer Interpretationswut befinden, um etwas Tieferes aus diesem absurden Theater herauskitzeln zu können. Ich war während des Films zeitweilig nicht in dieser Stimmung, wurde aber(!) sehr gut unterhalten. Es hatte mich doch zunehmend interessiert wie bzw. ob der Typ aus dieser Situation heraus kommt.
                Zudem war das ganze so meilenweit Abseits jeglichen Mainstreams, dass solche filmischen Ergüsse manchmal wie ein Tropfen auf den heißen Stein des cineastischen Einheitsbreis wirken. Hier werden normale Sehgewohnheiten ganz sicher auf die Probe gestellt.
                Und wenn man diesen Mindfuck erstmal etwas sacken lässt, kommen Interpretationsmöglichkeiten ganz von alleine in den Sinn.
                Hmm, Kapilatismuskritik? Warum nicht. Schließlich ist der Hauptdarsteller gezwungen sich mit Produktion und Umgang diverser Gebrauchsgegenstände auseinanderzusetzen, weil ihm sonst ein Nichtverlassenkönnen des Raumes droht und somit die Freiheit verwehrt bleibt - Zumindest scheint es so. Allerdings hat jedes Drücken der Produktionsknöpfe unmittelbare Auswirkungen auf Ereignisse weit entfernt von einem selbst, wie man später erfährt.
                Wenn man also will, kann man es hier mit einem hochphilosophischen Film zu tun haben. Muss man aber auch nicht.

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                • 8

                  Die Avengers der Detektive.
                  Ein Bündel Meisterdetektive trifft sich auf Einladung eines mysteriösen Hausherrn in einem Schloß, wo sie auf die Probe gestellt werden. Ungemein skurrile und unterhaltsame Krimikomödie, zeitlos gut.

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                  • Wenn ich eins nicht brauche, dann eine komplett neue Disney-Version von den X-Men. Zudem wäre es einfach nur schade, wenn man bedenkt, welch großartige Filmreihe die bisherigen X-Men darstellen.

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                    • 5 .5

                      Das erste was mir nach dem Film durch den Kopf ging, war "schade".
                      Bekommt man in der ersten Stunde noch eine solide Inszenierung geboten, die zwar vorhersehbar ist, aber trotzdem zunehmend spannend wird, so geht der Film nach der ersten Gewaltszene buchstäblich baden. In Blut.
                      Nicht dass ich kein Freund von Splatter bin, doch hier bewirkten die plötzlich einsetzenden (aber immerhin handwerklich gut gemachten) Gore-Einlagen leider keine Zunahme des Grusels, da gleichzeitig durch wirre und unpassend eingefügte Rückblenden/Traumpassagen die Spannung komplett zusammen bricht, die Protagonisten nur noch als blutende Ekelerreger dienen und eine Erzählstruktur, insbesondere zum Schluss hin, nicht mehr erkennbar ist. Das ist dann zwar alles visuell und auditiv, also atmosphärisch, noch ganz nett, konnte mich aber nicht mehr erreichen.
                      Grundsätzlich hätte der Schlussteil auch funktionieren können, hätte man doch den ganzen Film träumerisch, mit unklarer Story, also ganz der Atmosphäre verpflichtet, gestaltet. Nach der relativ geradlinigen Storyline jedoch, sowie der konsequenten Spannungssteigerung im Gruselhaus, hätte ich hingegen ein drastisches Terrorfinale erwartet, das sowohl Spannung, als auch Splatter gleichermaßen bis ins unerträgliche steigert. Und dass Bustillo und Maury das können, haben sie schließlich schon eindrucksvoll in ihrem Erstling "À l'interieur" gezeigt.

                      • 6

                        Fortsetzung des berüchtigten Body-Horror-Klassikers von David Cronenberg, die die Geschichte des Vorgängers relativ nahtlos versucht weiter zu erzählen.
                        Der "Versuch" des Erzählens muss wohl leider im Vordergrund der Kritik stehen, schafft es Chris Walas doch kaum die präzise Dramaturgie Cronenbergs weiterzuführen. Dabei kopiert er zwar grundsätzlich das Motiv einer zarten Liebesgeschichte, die sich zu einer Tragödie im Gewand eines blutrünstigen Horrorfilms hin wandelt, scheitert aber an der gekonnten Inszenierung.
                        Auch die Besetzung fällt ab, Eric Stoltz ist weit von der Leinwandpräsenz eines Jeff Goldblum entfernt.
                        Der einzige Lichtblick sind die wieder gandiosen handgemachten Effekte des Films, was allerdings keinen Zufall darstellt, da Walas im ersten Teil schon für die Special Effects verantwortlich war. Diese retten den Film letztendlich auch ins bessere Mittelfeld, da sie in ihrer Brachialität ein erneut schockierendes Finale bereiten. Das alleine ist allerdings aus genannten Gründen nicht ausreichend für ein gelungenes Gesamtwerk.

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                        • 7

                          "- Kannst du mir deinen... Schlüpfer leihen? Es geht nicht anders.
                          - Was??
                          - Das ist die einzige Möglichkeit, wie wir ihn besiegen können!
                          - Wieso denn?
                          - Weil ich... ich liebe dich... Nur wenn ich den Schlüpfer der Frau, die ich liebe trage, nur dann werde ich nicht zu besiegen sein. Dann nicht!
                          - Das ist so peinlich...
                          - Tu's für unsere Schule, ja?! Die ganz Welt wird dir danken! Gib deinen... Schlüpfer her! Ich flehe dich an!
                          - Ok!
                          - Da steht sogar dein Name drauf, ich fass es nicht.
                          - Starr ihn nicht so an!
                          - Ich werde siegen!!"

                          Dieser Dialog-Auszug des dramatischen Finales von Hentai Kamen darf hier kurz dazu dienen um den skurrilen Ecchi-Manga-Humor vorzustellen, mit dem man in diesem Film mit voller Breitseite konfrontiert wird. Man sollte also in irgendeiner Hinsicht ein Faible für Humor jenseits des Mainstreams haben, oder an japanischem Schulalltag interessiert sein, vielleicht Spider-Man schon mal gesehen haben, und möglicherweise Freude an Schlüpfer-Fetisch mit Sadomaso-Einflüssen haben. Ansonsten wird man diese Superhelden-Groteske wohl kaum ertragen.

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                          • 7 .5

                            Série Noire, eine typische 70er-Jahre-Alltagsstudie aus Frankreich über einen sozialen Verlierer, der sich langsam immer mehr im Wahnsinn verliert.

                            Wie der Titel schon andeutet, bekommen wir hier nicht gerade leichte Kost serviert.
                            Der Protagonist Franck ist ein Verkäufer, der von Tür zu Tür tingelt und sich kaum finanziell über Wasser halten kann. Sein nervöses Gemüt ist ihm dabei nicht gerade hilfreich, werden seine spontanen Einfälle, um sein Leben zu bessern, doch zunehmend riskanter und zum Ende des Films hin gefährlich psychopathisch. Handelt Franck anfangs noch in Form kreinkrimineller Notlösungen, so offenbart sich im Laufe der Zeit immer mehr das eigentliche seelische Elend dieses Mannes.

                            Und hier lässt sich die Stärke des Films ausmachen, nämlich im grandiosen Schauspiel von Patrick Dewaere. Er schafft es Franck so darzustellen, dass man einerseits solch eine Figur im Alltag lieber nicht kennen möchte und andererseits doch Mitleid hat. Man kann seine innere Zerrissenheit förmlich spüren und ist aufgrund seiner Taten trotzdem angeekelt. Die ständig kurz vorm Ausbruch brodelnde Intensität dieser Darstellung wird konterkariert durch die nihilistische, trist erscheinende Atmosphäre des pariser Vororts. Um der Inszenierung der Atmosphäre gerecht zu werden, erscheinen die sich manchmal auftuenden Längen im Film somit schon beinahe als stilistisch notwendig.
                            Die teilnahmslose Mona stellt in diesem Milleu eine weitere typische gebrandmarkte Figur dar, die allerdings ganz andere Probleme hat und in ihrer Zurückgezogenheit für Franck einen anziehenden Gegenpol darstellt, der letztlich das Fass zum überlaufen bringt.
                            Sozialdrama, groteske Komik und subtile Erotik vereinen sich bei Série Noire zu einem gewöhnungsbedürftigem Werk, das aber alleine schon aufgrund seiner schauspielerischen Authentizität sehenswert ist.

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                            • 6 .5

                              Hier ist sie also, die nächste Vorgeschichte zu einer legendären Horrorfilmfigur.
                              Wie auch schon bei anderen Versuchen, werden sich die Geister mal wieder scheiden und generell in zwei Lager aufteilen. Da haben wir zum einen die Puristen, die jegliche Neuinterpretationen von Klassikern als Sakrileg verstehen und zum anderen die aufgeschlossenen Nostalgiker, die sich über eine Weiterführung des jeweiligen Filmuniversums freuen, auch wenn die kommerzielle Ausschlachtung droht. Ich für meinen Teil, würde mich eher der zweiten Kategorie zuordnen, mit der einschränkenden Forderung, dass man im Falle einer Fortführung diese nur mit einer wirklich originellen/neuen Idee machen sollte.
                              Nun, eine Vorgeschichte, die erklären will, wie jemand so geworden ist, wie er ist, ist grundsätzlich weniger originell, damit so etwas funktionieren soll, muss man anderweitig überraschen, z.B. durch eine besonders gute Inszenierung, Spannung, Charaktere, oder was auch immer.
                              Der Großteil von Leatherface hat mich trotzdem grundsätzlich gut unterhalten. Wir bekommen eine Vorgeschichte zum bekannten Kettensägenmörder aus Texas geboten, die eindeutige Referenzen zu Rob Zombies Halloween-Reboot sowie zu Stones "Natural Born Killers" aufweist. Nach Kindheits- und Psychiatrieepisode wandelt sich der Film zum ultra-harten Roadmovie, welches die Zuordnung der Personen in "gut" und "böse" (bis auf eine Person) erfreulich unklar erscheinen lässt. Auch ist lange mehr oder weniger unklar, wer eigentlich später "Leatherface" wird.
                              Inszenatorisch ist Bustillos und Maurys Handschrift gut zu erkennen, haben wir es hier doch mir zwei Aunahmetalenten, was das Genre Horrorfilm betrifft, zu tun. Dieser Aspekt hat in mir allerdings auch gewisse Erwartungen aufkommen lassen, die, was die Originalität betrifft, noch am ehesten im Roadmovieabschnitt des Films gedeckt werden konnten. Sonstige Horrorattribute, wie Härtegrad, Spannung, Splatter usw. sind alle in ordnungsgemäßer Form vorhanden, die Erzählung wandert somit konsequent zum erwarteten Knackpunkt, nämlich die Verwandlung zum Kettensägenmörder, hin. Und genau an diesem Knackpunkt scheitert der Film letztlich leider.
                              Logisch betrachtet, kann der Übergang zwar durchaus nachvollzogen werden: Traumatische Kindheits- und Jugenderlebnisse, Schicksalsschläge, psychopathisch-dominante Mutter, (...). Das Problem ist allerdings, wie einem dieser (eigentlich wichtige) Teil der Geschichte serviert wird, nämlich in Form der psychologischen Holzhammermethode. So präsent dem Zuschauer im Moment der Verwandlung das verkorkste Leben von Jed auch ist, so sehr hat man auch noch die eben schon angesprochene Ambivalenz zwischen gut und böse im Kopf. Hätte man diesen Konflikt konsequenter ausgestaltet, wäre zur physischen Härte des Films noch die nötige Psychische hinzu gekommen und wir hätten es mit einem echten "Schocker" zu tun. So bleibt Leatherface nur ein, wenn auch solider, Horrorfilm unter vielen.

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                              • 5

                                Wirre, wenn auch fantasievolle Weihnachtsgroteske, die vom Stil her irgendwo zwischen Harry Potter, Nightmare Before Christmas und Santa Clause anzusiedeln ist.

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                                • 5 .5
                                  Italian_Spiderman 19.12.2017, 15:45 Geändert 07.01.2018, 14:40

                                  James Bond zu Beginn der 00er-Jahre.
                                  Willkommen in einer Popkultur des Nichtvorhandenseins von Geschmack, wo Gentlemen schon lange out sind und der neue Vorzeigemann ein muskelbepackter, Baggy-Hose tragender Analphabet ist. Nicht zufällig behauptete damals der ein oder andere Film-Journalist nach dem Erscheinen von "xXx - Triple X" euphorisch, das Ende der Bond-Ära sei eingetroffen. Und es stimmte - zumindest für eine gewisse Zeit.
                                  Dieser Bond will tatsächlich nicht mit dem Zeitgeist harmonieren und erscheint etwas fehl am Platz.
                                  Die knappen Dialoge wirken diesmal nicht cool, sondern eher hohl. Die Action, angereichert mit CGI-Effekten ist oft unpassend. Das Bond zur Verfügung stehende Equipment hat nicht wie sonst einen futuristischen Touch, sondern ist Science-Fiction-Quatsch. Und dazu noch der Titelsong "die another day" im modernen Plastik-Pop-Gewand...
                                  Alles in allem trotzdem kein Totalausfall. Wenn, wie bei mir gestern, mal kein anderer Film im Fernsehen kommt, kann man "Stirb an einem anderen Tag" immer noch im bekannten Kopfausschaltmodus gucken (und danach einen grimmigen Kommentar schreiben).

                                  • 6
                                    über Seelen

                                    Romantischer Science Fiction-Thriller, der schön fotografiert, allerdings holprig erzählt ist. Viel ist hier an Filmkunst nicht zu erwarten, möchte man sich aber mal visuell angenehm berieseln lassen und kann dazu eine ordentliche Dosis (wenn auch etwas naiven) Humanismus vertragen, dann spricht nichts dagegen, seine Seele für zwei Stunden in "Seelen" baumeln zu lassen.

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                                      Italian_Spiderman 31.10.2017, 20:23 Geändert 10.11.2017, 22:28

                                      Spoilergefahr!
                                      Cabin Fever lässt grüßen... allerdings nur bis zur Hälfte des Films, denn dann kommt zum mysteriösen physischen Verfall der Protagonistin noch der Psychische hinzu. Das bis dato teils schwer nachvollziehbare Verhalten der anderen Beteiligten wird um den plötzlich einsetzenden Wahnsinn von Samantha ergänzt.
                                      Nun ist leider nicht mehr extrem spannender Bodyhorror angesagt, sondern slashermäßger Zombiemurks, der das Spannungsgebäude zum Einfall bringt und am Ende letztlich einfallslos wirkt. Doch warum dieser Eindruck?
                                      Der Hauptteil des Films schaffte es in mir ein permanentes Gefühl des Unwohlseins hervorzurufen, was schon mal ein gutes Zeichen ist, denn so sollte sich Horror anfühlen. Zum einen liegt das am tollen Make-Up bzw. den Effekten, die den Zerfall äußerst ekelig und echt wirken lassen. Zum anderen ist es das unerträgliche Unwissen darüber, was mit Samanthas Körper los ist. Man denkt an eine unbekannte Krankheit, Bakterien o.ä. Hinzu kommt der Kriminelle mit dem Samantha Kontakt hatte. Steckt er womöglich dahinter? Hat er vielleicht einen hochagressiven Virus in Umlauf gebracht?
                                      Das ganze fühlt sich also recht realistisch an und man kann sich mit der Hauptfigur in ihrem Leid identifizieren. Doch der dann einsetzende Part, der Samantha zur psychopathischen Mörderin werden lässt und schließlich im Zombieausbruch gipfelt, ist - man stelle sich vor - leider alles andere als realistisch. Es gibt keine Zombies (glaube ich) und es ist eher unwahrscheinlich, dass jemals eine "Krankheit" mit den typischen Zombiesymptomen ausbrechen wird.
                                      Mit dieser Binsenweisheit möchte ich verdeutlichen, dass in dem Moment, wo dem Zuschauer klar wird, dass es sich bei Samantha nicht mehr um einen Menschen handelt, die Identifizierung abbricht und somit auch der Grusel. Man fiebert nicht mehr mit ihr mit, ist sie doch ein wandelndes, untotes, Irgendwas, und kein Lebewesen mehr. Man hat keine Angst mehr, schließlich kann so etwas dem Zuschauer ganz sicher nicht widerfahren. Man wägt sich wieder sicher auf seinem Kinosessel und ärgert sich gleichzeitig als Horrorfan über das vergebene Potential.

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                                        Italian_Spiderman 30.10.2017, 12:57 Geändert 30.10.2017, 13:06

                                        Bollywood kann mehr als nur Musical-Schmonzetten: Harter Rache-Action-Thriller mit gesellschaftskritischem Unterboden.
                                        Anfangs noch etwas behäbig im B-Movie-Look, wird das Pärchen Meera und Arjun in ihrem Alltag vorgestellt. Sie symbolisieren gewissermaßen das moderne Indien, indem sie eine auf Liebe basierende Partnerschaft führen und Meera eine erfolgreiche Geschäftsfrau ist. Doch wird schnell deutlich, dass auch das emanzipierte Städterleben von Meera nach wie vor von sexistischen Anfeindungen durchdrungen ist. Doch das sollte nichts im Vergleich zu dem darstellen, was das Paar beim gemeinsamen Ausflug aufs Land erwartet.
                                        Ab diesem Punkt des Films wird konsequent Fahrt aufgenommen, zur Sozialdrama-Stimmung gesellt sich spannende Action und mündet schließlich in knallhartem Terrorkino.
                                        Das Story-Motiv des modernen Paars, das auf Hinterwäldler vom Lande trifft, hat man doch schon so oft präsentiert bekommen, denkt sich der noch skeptische Zuschauer. Doch ganz so simpel gestaltet sich NH10 erfreulicherweise nicht. Es wird schnell deutlich, dass sich Meera und Arjun in ein Milieu begeben haben, das zwar seinen ganz eigenen Gesetzen/Moralitäten folgt, allerdings wird dieses (wie sonst oft in ähnlichen Filmen) nicht durch reine Boshaftigkeit oder Dummheit erklärt. Stattdessen wird ein gesellschaftliches Problem eröffnet, der Kontrast zwischen dem traditionellen Kastensystem, und dem westlich orientiertem Wertekanon. Zwar bezieht der Film klar Stellung, indem das Kastensystem (wenn auch zu oberflächlich) kritisiert wird, gleichzeitig wird anhand der Handlung aber auch verdeutlicht, dass sich Arjun und Meera besser nie in dieses Milieu hätten begeben sollen. Am Ende bleiben nur Tote und Schmerz zurück - auf beiden Seiten. Eine pessimistische, allerdings leider nicht ganz unrealistische, Perspektive.

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                                        • 4 .5

                                          Ganz dem Zeitgeist entsprechender Sixties-Sex-Science-Fiction-Trash.
                                          Jane Fonda ist für sich betrachtet natürlich eine erotische Erscheinung sondergleichen, doch kann das nicht über die langatmige Inszenierung hinwegtäuschen, die weniger Lust als vielmehr Langeweile aufkommen lässt.
                                          Was wie ein feuchter Traum von Captain Kirk wirkt, mag damals subversiv gewesen sein, bleibt bei heutiger Sichtung jedoch eher unter- als außerirdisch in Erinnerung - allen Anspielungen und sexy Kostümen/Requisiten zum Trotz.

                                          • 8

                                            Ich mag Filme von Claude Berri. Sie kennzeichnen sich durch tiefe Menschlichkeit.

                                            Bei "Zusammen ist man weniger allein" ist der Titel Programm, man bekommt unmissverständlich ein Plädoyer für sozialen Zusammenhalt serviert.
                                            Was ist schon das Individuum, wenn es alleine ist? Frei? Ja, frei von Freude, frei von Liebe, frei von Sinn. In Momenten wo man nur noch soziale Kälte zu sehen glaubt, sind Filme wie dieser die willkommene Flucht - vorausgesetzt man möchte sich auf so etwas einlassen. Es wird der notwendige Kontrast in Zeiten der/des Selbstoptimierung, Motivationscoachings, Karrierewahns geliefert, wo wir sonst am laufenden Band sogenannte Selbsttechniken lernen, die helfen sollen, den Alltag erträglicher zu machen. Doch am Ende wissen wir doch nicht, wer wir sind, was wir wollen.
                                            So auch unsere Protagonisten Camille, Franck und Philibert, deren Probleme im "Selbst" erscheinen, doch letztlich im "Wir" verschwinden.

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                                            • 4

                                              "Du scheiß Ausgeburt einer Hämorrhoide!"
                                              Anhand dieses Dialogauszugs erklärt sich so ziemlich die Grundidee dieses Ausnahmethrillers:
                                              Menschen werden anhand der Mischung ihrer Exkremente und eines mysteriösen Laborserums ausversehen geklont und versuchen "sich" anschließend umzubringen. Eine atemberaubende Jagd beginnt.
                                              Terrorkino vom feinsten.

                                              • 7

                                                Inszenatorisch, dramaturgisch und atmosphärisch grandioser Meilenstein des Tierhorrors, bis heute unerreicht geblieben. Ich denke, dazu ist von Kritikerseite aus auch alles gesagt worden, was gesagt werden konnte.
                                                Doch wie bewertet man "Jaws" in Anbetracht der im Laufe der Jahre immer mehr zunehmenden Fragwürdigkeit hinsichtlich seines kulturellen Einflusses auf Tierwahrnehmung?
                                                Entweder man möchte als Rezensent in erster Linie seinen gesellschaftskritischen Standpunkt deutlich machen, wie es "Copacabanasun" hier z.B. nachvollziehbar getan hat. Dann verreißt man den Film, weil man mit einer der Hauptaussagen, nämlich dass Haie in ihrem Verhalten blutrünstige Monster sind, absolut nicht einverstanden ist. Oder aber man betrachtet den Film als reines Unterhaltungswerk, dessen Gesellschaftsbezug uninteressant ist.
                                                Da Filme nicht in einem luftleeren Raum entstehen, sondern in einem ganz bestimmten Milieu und von dort aus, je nach Erfolg, einen wichtigen Teil innerhalb des Mediendiskurses bilden, ist die zweitgenannte Perspektive, mit Verlaub, naiv oder ignorant.
                                                Trotzdem tendiere ich nicht dazu, Jaws komplett zu verreißen. Zum einen, weil er eben handwerklich sehr gut gemacht ist, aber zum anderen, weil man (Film-)Werke immer in ihrem zeitlichen Kontext betrachten muss. Damit ist nicht gemeint, dass die Unterhaltsamkeit eines Films seine Ideologie rechtfertigen darf. Diese Perspektive wäre insbesondere hinsichtlich beispielsweise NS-Filmen fatal.
                                                Es sollte hingegen geschaut werden, ob absichtlich versucht wurde Propaganda-Material zu schaffen, was in vielen Fällen eine Gratwanderung in der Analyse darstellt, die allerdings unerlässlich ist.
                                                Zur Zeit als Jaws gedreht wurde, hatte man innerhalb der Wissenschaften keine große Ahnung vom Verhalten der Haie, wie sollte dann Steven Spielberg, der einen Unterhaltungsfilm und keine Dokumentation gedreht hat, sehr viel mehr darüber wissen? Und ehrlicherweise ist man sich (wie bei eigentlich allen Tierarten) auch heute nach wie vor nicht im klaren darüber, wie Haie eigentlich wirklich "ticken". Man kann mit Tieren eben nicht reden, so banal das auch klingt. Alle Tiere, bis auf den Menschen, werden als Wesen betrachtet, die den ganzen Tag ausschließlich auf Nahrungs- oder Partnersuche sind. Mehr Verhaltensmöglichkeiten traut man ihnen interessanterweise nicht zu. Wenn man dann einen Hai betrachtet, mit seinem riesigen Maul und den messerartigen Zähnen, ist man noch mehr geneigt zu denken, dass dieses Wesen nicht nur prädestiniert zum Jagen ist, nein das muss es auf exessive Art und Weise rund um die Uhr wollen und somit jedes Lebewesen, das nicht bei drei auf den Bäumen ist, attackieren.
                                                So etwas nennt man Projektion von Ängsten u.ä. Wenn in dieser Hinsicht der Wissenschaftler vorschnelle Schlüsse zieht, ist ihm das vorzuhalten, doch wie sieht es mit dem Regisseur aus, der einen Horrorfilm drehen will? Etwas anders, denn Horror lebt von überzeichneten Projektionen. Wenn dann, wie in diesem Fall, noch Unwissenheit (über den Hai) hinzu kommt, wirkt das natürlich sehr überzeichnet und für manche Geschmäcker so extrem, dass der Film nicht mehr genießbar ist.

                                                Alles in allem sehe ich jedoch keine damalig gewollt-ideologischen Absichten der Macher, trotzdem ist der kulturelle Einfluss von Jaws in Bezug auf Hai-Angst nicht zu unterschätzen und stimmt einen aus heutiger Perspektive nachdenklich.

                                                • 10

                                                  Eine der besten Serien der letzten Jahre. Dass allerdings nach dem krassen Finale von Staffel 2, inklusive Cliffhanger, keine weitere Staffel kommen soll, bringt mich dem Tränenausbruch nahe. Und nein, ich habe keine Lust auf das amerikanische Remake zurückzugreifen. Das soll auch sehr gut sein, aber eben nicht soo gut wie das Original. Und das ist doch eigentlich immer so mit Remakes, die sich auf ein herausragendes Werk beziehen.

                                                  • 6 .5
                                                    über Jigsaw

                                                    Habe bis Teil 5 geguckt, was mittlerweile schon sieben Jahre her ist. Um die wirre Sadismus-Legitimations-Storyline wieder auf den Schirm zu bekommen, müsste ich wohl alles nochmal in einem Marathon schauen. Ob das die restlichen Teile wert sind^^?