Jimi Hendrix - Kommentare

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    Jimi Hendrix 25.12.2014, 15:31 Geändert 25.12.2014, 15:38

    Du vögelst das Christkind deines Arbeitskollegen und bekommst beim besinnlichen Deepthroat-Wichteln auf die Feiertagshose gekotzt, du hast Koks im Bart hängen und schleppst einen Sack voll Depressionen mit dir rum, diese lassen dich zu einem echten Arschloch avancieren, der die Schornsteine seiner Mitmenschen mit Intrigen und Verachtung beschenkt, dass nur so die Glocken leuten, ja du bist das wohl erbärmliche Schwein auf Erden und es ist Weihnachten in Schottland...

    Weihnachten ist die Hure der Konsumgesellschaft und ihre Beine öffnen sich schon Monate bevor die Stoßzeit beginnt. Auch ich habe mich gestern wieder in feierlicher Laune zwischen sie geschoben und habe das getan was von mir erwartet wurde, man ist ja schließlich Profi. Wenn es einen Weihnachtsfilm gibt, den ich zu dieser Zeit wirklich zu schätzen weiß, dann ist es neben TANZ DER VAMPIRE sicherlich auch dieser hier.

    Zwar atmet DRECKSAU nur sehr flach die schmutzige Luft des Irvine Welsh, funktioniert aber für sich selbst stehend als Film durch den gellenden Zynismus und der bitteren Dramatik sehr gut.
    Bruce Robertson der aufstrebende Detective dieser Geschichte ist eben keine coole Sau, der mit Spaß geile Bräute flach legt und das Leben in vollen Zügen genießt und in der Korruptheit seines Jobs die Erfüllung sämtlicher Machtfantasien auslebt. Nein. Er ist ein von Schuldgefühlen und den daraus resultierenden Depressionen gejagter Mann, der sich und seine Umwelt im wilden Amok zerstört.
    Sicherlich verleiht James McAvoys unbändiges Charisma gepaart mit seinem sympathischen schottischen Akzent der Figur ein hohes Maß an Coolness, diese wird jedoch immer wieder entlarvt, durch die kranken, infamen Schatten seines inneren Geisteszustands.

    Man kann sich hier die Frage stellen, ob aus dem wohl sehr ambitionierten Buch ein guter Regisseur noch mehr hätte herausholen können und ich würde einfach mal mit "ja" antworten. Doch Jon S. Bairds Verfilmung ist mehr als gelungen und durch den starken McAvoy eine wirkliche Bereicherung des Filmjahres 2013.

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      Exekutions-Collage von Alan Clarke mit eindeutigen Referenzen an den IRA-Terrorkonflikt, aber auch seinem wunderbares Gespür für die kinematografische Kraft und die versteckte Schönheit dieses brutalen Aktes.

      Gezeigt bekommen wir eine ausschnittsweise Aneinanderreihung von offenbar geplanten und regungslos ausgeführten Hinrichtungen von Personen in allen möglichen Lokalisationen von Belfast und Umgebung.. Die Kamera fungiert hierbei als stiller Beobachter und folgt den Geschehnissen monoton aber treibend.
      Einzig die Schritte der Täter beziehungsweise der Opfer vor der Tat fungieren als eine Art treibender und stapfender Soundtrack, nur durchzuckt durch Schüsse.

      Das schreckliche an ELEPHANT sind nicht die scheinbar sinnlosen Morde, sondern die Unberührtheit, mit welcher die Ganze Szenerie auf den Zuschauer einwirkt.
      Je länger man dem 39-minütige Film folgt, desto mehr verändert einen eben dieses innerlich in einer seltsamen Art und Weise.

      Das Danny Boyle dem Regisseur bei dem Werk über die Schulter schaute und wohl seinen Einfluss in späteren Filmen auslebte, sei als informative Randnotiz beigefügt. Doch viel wichtiger ist die unkonventionelle Art, mit welcher Clarke die Kameraführung einsetzt. Ist sie im gesamten Ablauf immer mit einer energetischen und stringente Dynamik eingesetzt, so fängt sie die exekutierten Körper als ein kurzes fast kunstvoll-dekoratives Stillleben in ihrer Umgebung ein.

      Ich danke im Besonderen dem lieben Smoover, über dessen Youtube-Filmliste ich an diesen sehenswerten Film kostenfrei gelangen durfte und kann jedem, der sich für die minimalistische Filmkunst interessiert, nur dringend zu einer Anschau raten:

      https://www.youtube.com/watch?v=KyRL73HIvqg

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        "Jede gute Geschichte hat es verdient, ausgeschmückt zu werden."

        Nie spiegelte ein Zitat seine literarische wie filmische Quelle wohl besser wieder, als eben diese Hobbit-Trilogie Jacksons. Nachdem ich nach dem ersten Hobbit-Teil sehr enttäuscht aus dem Kino kam, habe ich mir für die Bewertung und den Kommentar Zeit gelassen, bis zur Zweitsichtung.

        Zu meiner eigenen Bestätigung musste ich feststellen, dass diese Filmreihe ihren Charme nicht im Kinosessel, mit 3D-Brille und doppelter Bildrate entfaltet, sondern vielmehr daheim auf mäßig großem Bildschirm und als stinknormale Oldschool-DVD, zumindest für euren Jimi.

        Somit versöhnte ich mich dann doch noch mit dem vormals ungeliebten ersten Teil. Auch wenn mich das mäßige Erzähltempo genauso gravierend störte, wie die katastrophale optische Gestaltung des unmarkanten Zwergenprinzen Thorin, sowie dessen lachhaft-bösen Antargonisten Azog, der den Anschein machte, als wäre er gerade einer Chemotherapie entsprungen. Mehr als unpassend fand ich auch die Umsetzung der Liedtexte aus dem Buch, für mich schmeckte das zu sehr nach überzogenem Disney-Kitsch. Ein echter Totalausfall war meines Erachtens nach die Goblinstadt-Szene: unglaublich schlecht animierte uniforme Goblins, samt Orkhäuptling, das Lied ging auch total in die Hose und zu guter Letzt ein völlig für 3D konzipierter überladener Action-Abgang.

        Ich fühlte mich im Mittelerde 2.0 zwar nicht uneingeschränkt heimisch und doch schafft es Jackson aus dem kindlichen Hobbit eine Geschichte zu machen, die mit ihrem Witz dennoch nicht versäumt, auch den erwachsenen Zuschauer mitzunehmen. Die wirklich große Stärke von DER HOBBIT: EINE UNERWARTETE REISE ist zweifelsohne die Besetzung des Bilbo mit Martin Freeman und zeigt erneut, dass Peter Jackson sein ungewöhnliches Gespür für passende Schauspieler nicht eingebüßt hat. Auch bleibt er hier und da seinem Trash-Stil treu und man darf zumindest in der Extended Edition wieder Orkköpfe rollen sehen!

        Was unter dem Strich bleibt ist mein Verständnis dafür, dass Jackson so viel Zeit wie möglich in Mittelerde bleiben möchte und man das auch in Passagen des Films negativ zu spüren bekommt. Doch Teile ich diese Sehnsucht nach mehr Mittelerde beinahe uneingeschränkt.

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          Jimi Hendrix 15.12.2014, 19:26 Geändert 22.10.2019, 00:25

          #24 der Amos-Vogel-Reihe: Film als subversive Kunst

          Schwer zugänglicher Kurzfilm aus Dänemark, der aber ästhetisch zu punkten weiß.

          Erinnert mich thematisch und darstellerisch an Obayashis AN EATER. Nur das hier die Beweggründe der Speisenden im Nebulösen verbleiben. Das wahrhaftige Verzehren nach der Frau vielleicht, oder das Lieben mit Haut und Haar?

          Letzten Endes ist dies kleine Filmchen ein Musterbeispiel für vollkommenen Surrealismus, als tiefes filmisches Bekenntnis einer traumgleichen und verblassten Kopie des Eigenempfindens oder der Erinnerung. Abgekoppelt von jedem strengen logischen Denken oder dem Behandeln aufgeworfener Algorithmen.

          http://www.youtube.com/watch?v=PcL6c31yIas

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            Jimi Hendrix 14.12.2014, 16:38 Geändert 23.12.2014, 18:09

            Film auf seine rudimentäre und konzentrierte Wesentlichkeit herunter gebrochen, was als dichte Melange aus Zwischenmenschlichkeit, Gruppendynamik, Moralvorstellungen und Gerechtigkeitsempfinden dargestellt wird gehört zum Besten, was je auf die Leinwand geworfen wurde.

            Die Wahrheit ist der glitschige Aal. Ein farbwechselndes Chamäleon. Die fälschlich flimmernde Fata Morgana. Oder der ferne Regenbogen. Ungreifbar, Unerreichbar, Unnahbar, zumindest, wenn sie aus dem Geiste des Menschen erwächst und nicht labortechnisch zu ergründen ist. Schon in Kurosawas Meisterwerk RASHOMON wird sich der subjektiven Wahr(!)nehmung grandios genähert.

            Sidney Lumets minimalistische Inszenierung ist ein Lehrbeispiel dafür, dass Unterhaltung nicht immer über eine pompöse Setting-Einkleidung funktionieren kann, sondern eben über die fesselnde und essenzielle Diskussion um das Leben eines Menschen.

            Gerade in solch einem Kammerspiel sind die schauspielerischen Leistungen, als auch deren Charaktertiefe, von entscheidender Bedeutung, da sie ja die einzigen Transportmittel der Emotionen sind und hier brilliert die komplette Riege. Henry Fonda bringt natürlich mit seinem argumentativen Stil eine unglaubliche Dynamik ins Geschehen.

            Im Grunde ist dem Film hier schon ausreichend gehuldigt worden und mir bleibt als Fazit nur zu sagen, dass jeder nur halbwegs cineastisch Interessierte diesen Film gesehen haben muss, denn es bleibt ein zeitlos packender Klassiker!

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              Jimi Hendrix 12.12.2014, 18:27 Geändert 12.12.2014, 20:06

              Äußerst surrealer japanischer Stummfilmklassiker aus dem Jahre 1926. Die Geschichte kommt zumindest in Fragmenten aus der Feder des Literaturnobelpreisträgers Kawabata Yasunari.

              Wirrer, verstörender Bilderreigen aus kalten Impressionen eines Irrenhauses. Die Frau des Hausmeisters, der dort arbeitet und Protagonisten des Ganzen scheint, sitzt dort als Insassin. Die Gründe dafür, enthüllt Kinugasa Teinosukes erst Stück für Stück in teils albtraumhaften Sequenzen. Immer wieder bekommen wir die verschiedenen Geisteskranken zu sehen, darunter auch eine fast bis zur Besinnungslosigkeit tanzenden schönen jungen Frau - ich bin verliebt!

              DAS CABINET DES DR. CALIGARI scheint ein großer Bezugspunkt zu sein, wenngleich sich die Handlung ausschließlich in der Anstalt abspielt. Interessant und erwähnenswert sind die vielen technischen Effekte, welche den gesamten Film begleiten und die Atmosphäre auf beklemmende und kranke Weise prägen, wie ein Spiegel des Geisteszustands der Eingewiesenen.

              Zur Beklommenheit trägt Maßgeblich auch der für diese Zeit äußerst befremdlich wirkende musikalische Unterbaut aus hektischen, experimentellen und avantgardistischen Passagen sowie monotonen Teilstücken, bei, der an die Industrialband Einstürzende Neubauten erinnert.

              Bei all dem Lob, muss ich aber ehrlich gestehen, dass mir die 60 Minuten etwas zu lang wurden, vor allem hinten raus. Obwohl viel mit schnellen Schnitten und Bildüberlappungen hantiert wurde, war es hier und dort schon etwas schleppend.

              Zusammen genommen sollte sich dennoch jeder Stummfilmliebhaber mit Interesse für expressionistische Welten A PAGE OF MADNESS zu Gemüte führen.

              https://www.youtube.com/watch?v=ubJ_nuAGZBs

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                Jimi Hendrix 11.12.2014, 16:33 Geändert 11.12.2014, 19:39

                "Sagt dir Videodrome etwas? .... Es ist nur Schikane und Mord, weder Handlung noch Rollen. Wirklich, wirklich sehr realistisch. Das wird der neue Trend.
                - Dann sei uns der Allmächtige gnädig.
                - Besser im Fernsehen als Zuhause."

                David Cronenberg, der enthusiastischste Kreateur des Horrorsubgenres, welches oft mit der körpereigenen Mutation und der damit verbundenen Angst arbeitet.
                Hier mutiert aber nicht nur der Körper zu einer Spezies mit monströsen phänotypischen Merkmalen, sondern der Geist ist diesmal, wie auch schon in NAKED LUNCH, der Ort grausamer Verwandlung.

                Dabei lässt er seinen Hauptdarsteller Max(fabelhafte Aura: James Woods) durch ein langsames Martyrium aus medialen Wahnvorstellungen, Realitätsverlust und der unweigerlichen Selbstzerstörung gleiten.
                Ich sah neulich zum ersten mal einen Film von Lucifer Valentine, einem der fragwürdigsten Regisseure unserer Zeit. In seinen "Filmen" wird scheinbar sinnlos gefoltert, gekotzt, gemordet, sich mit Därmen erdrosselt und gequält.
                Bein schauen wollte mir einfach der Gedanke nicht aus dem Kopf gehen, was wäre, wenn das alles echt ist. Wenn das eben keine exzellent gemachten Gore-Effekte sind, sondern dort tatsächlich die Frauen gefoltert und getötet würden.
                Ähnlich nur umgekehrt auch in Stan Brakhages Experimentalfilm THE ACT OF SEEING WITH ONE'S OWN EYES, welcher zwar eine realen Obduktion mit echten Leichen zeigt, wo aber - zumindest bei mir - der Glaube an die Realität des gesehenen verschwamm.
                Und unsere Sucht nach dem immer neuen und übersteigerten Kick, der uns in eine Spirale der übersteigerten Gewaltdarstellungen treibt, in welcher die Grenzen zwischen Realität und Einbildung verschwinden, macht sich Cronenberg hier zum Motto.
                Hier wird Fernsehen lebendig, nicht länger nur ein passiver Transmitter. Hier werden Obdachlose und Penner mit TV-Programmen ruhig gehalten. Hier wird der Hauptdarsteller zum ausführenden Programm in einer für ihn akzeptierten neuen Wirklichkeit.

                Die Spezialeffekte des Bodyhorror beherrscht der Amerikaner wie kein anderer, auch die ständig drohende Filmmusik von Howard Shore hüllt VIDEODROME in einen mysteriösen Mantel aus inneren Zwängen und Ängsten.

                Genau diese ganzen Eigenschaften machen den Film zu einem der jüngeren Klassiker, der sich hauptthematisch kritisch mit TV auseinandersetzt, aber auch stets eine unterhaltende Note behält und dazu auch handwerkliche Kniffe offenbart.

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                  Jimi Hendrix 10.12.2014, 19:40 Geändert 11.12.2014, 17:02

                  #2 der Amos-Vogel-Reihe: Das unbekannte Unbekannte.

                  Verstörender Avantgardismus Made in NL.

                  Mit diesen Schlagworten ist man unweigerlich beim niederländischen Tausendsassa(Bildhauer, Violinenbauer, Maler, Musiker) Frans Zwartjes. Mit PENTIMENTO - der hier bei MP durch mich seine traurige erste Bewertung erhält - schuf eben dieser Künstler einen kalten, feuchten Trip tief hinab in schmutzige Fabrikhallen, wo Lust und Gewalt als physikalische Parameter ein teils ekelhaftes, wie faszinierendes Filmerlebnis schaffen.
                  Die Geschichte ist Verwirrung und die Triebfeder die Kunst, dass diese dabei nicht von narrativen Simplizitäten abhängig ist, wird von Zwartjes immer wieder unter Beweis gestellt.

                  Bild und Ton sind in PENTIMENTO ebenfalls zwei teilweise fast autark agierende Organismen, die sich umschleichend und misstrauend gegenüber zu stehen scheinen, aber dennoch mit Hilfe der freien Montage zueinander finden. Die Bildsprache ist formal einem Stummfilm gleich, doch der Ton ist mit experimentellen Geräuschen wie Meeresrauschen und Wasser plätschern, sowie Tierlauten verstärkt nachsychronisiert, was zu einem beklemmenden Filmerlebnis führt.
                  Auch die teils expliziten folterartigen Gewalt- und Sexanspielungen tragen zu diesem Gefühl bei, zumal sich eine logische Handlung der Figuren nicht nachvollziehbar zusammensetzen lässt.

                  Mir konnte dieser Experimentalfilm ziemlich viel Input geben. Auch wenn er für seinen fordernden Gestaltungsstil zu lang geraten ist, so sollte Frans Zwartjes viel mehr Aufmerksamkeit zu Teil werden.

                  https://www.youtube.com/watch?v=McdjtjZSbx8

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                    Jimi Hendrix 09.12.2014, 16:40 Geändert 09.12.2014, 18:30

                    Gute Ansätze dies schwierige Thema wirkungsvoll umzusetzen, doch Boll offenbart sich, in diesem so verantwortungsvollen Kontext, als filmischer Ausnahmedilettant und vergeht sich in unentschuldbarer Weise an der sensiblen Thematik des Holocaust.

                    Der umstrittene Regisseur hat mit selbst bestätigender Sicherheit gute Absichten und ein moralisch vertretbares Ziel: den Genozid so unverblümt und schrecklich darzustellen, wie er tatsächlich war. Ohne hollywood'sche Happy-End-Story oder ablenkende Handlungsstränge, denn Auschwitz war für die meisten eben nur End.
                    Dies realitätsnah und unverleugnend zeigen zu wollen, kann meiner Meinung nach ein kraftvolles und verinnerlichendes Mittel gegen das Vergessen sein. Doch was Boll dabei völlig übersieht und worin auch seine größte Schuld liegt ist die Tatsache, dass kein Film jemals in der Lage wäre, den Schrecken und die Unmenschlichkeit die diesem KZ für immer innewohnte, je in filmischer Verarbeitung "gerecht" zu werden.

                    Statt dessen präsentiert er uns gut genährte Körper, mit gewaschenen Haaren, die in Sitcom-Manier den Tod in der Gaskammer erleiden, fehlte nur noch das eingespielte Lachen und das NSU-Genre hätte in Boll einen cineastischen Messias gefunden. Die Laienhaftigkeit, mit welcher Kostümierung, Dialoge, Bühnenbild und vor allem Darsteller agieren, ist grotesk da es dem Zuschauer ein vollkommen verharmlosendes Bild suggeriert. Der gesamte Film wirkt wie ein Stück im Schultheater, wo nach gefallenem Vorhang alle Leichen wieder aufstehen und sich an den Händen nehmend noch einmal verbeugend und bedankend vor die geifernde Menge treten. Die sechs Millionen Opfer werden dies aber freilich nicht mehr tun, für sie ist für immer der Vorhang gefallen.

                    Ich halte es auch für notwendig, junge Menschen stets über den Massenmord und unsere ständige Verantwortung authentisch zu informieren, aber die Inszenierung AUSCHWITZ stellt fast schon eine hässliche Leugnung der geschichtlichen Gräueltaten dar und offenbart die ekelhafte Fratze der geschichtlichen Ignoranz auf beschämende Art und Weise.

                    Um eindringlich und wachrüttelnd über dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte aufklärend zu berichten, sind einzig und alleine die Originalaufnahmen aus den Konzentrationslagern moralisch legitim, alles andere ist eine nachträgliche Schändung der Opfer und Euphemismus all dessen, was dort geschah.

                    Ich rate von diesem Streifen ab. Und das nicht, weil er so brutal und unmenschlich ist, sondern dieses eben nicht ist, sondern auf ganz andere fatale Weise schockiert.

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                      Jimi Hendrix 08.12.2014, 20:30 Geändert 11.12.2014, 17:02

                      #1 der Amos-Vogel-Reihe: Das unbekannte Unbekannte.

                      Eine Wassermelone wird verfolgt, misshandelt, zerquetscht und ausgeweidet, sowie sexuell missbraucht.

                      Robert Nelsons eigenwillige Kritik am (damals) aktuellen Thema des Rassismus ist originell, vielleicht etwas zu originell, weil dadurch thematisch zu verklausuliert.

                      Denn ich muss ehrlich gestehen, dass mir ohne Interpretationsnachhilfe aus den Inhaltsangaben zu diesem Film keine richtige Einordnung des Stoffes gelungen wäre.

                      Insofern stellt sich mir die Frage, was satirische Kritik in dieser Form bringt, wenn sie nicht wirklich verstanden wird. Übrig bleibt dann “nur“ der künstlerische Wert, dem ich auch nicht wirklich etwas abgewinnen konnte.

                      https://www.youtube.com/watch?v=lvs0-nPNha8

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                      • Jimi Hendrix 05.12.2014, 13:56 Geändert 05.12.2014, 14:16

                        liebe sonja,

                        ich finde das drücken auf den "gefällt mir" button bei solchen sachen immer etwas komisch, denn es gefällt mir definitiv nicht, dass diese lange ära jetzt vorbei sein soll. sicherlich hast du oftmals stress gehabt mit deinen co-piloten und da will ich mich auch nicht von aussparen. doch da ich immer schon ein mensch war, dem kontinuität und damit im gewissem maße auch konservatismus sehr wertvoll war, da sich heute eh alles jeden tag ändert(stichwort: "....und den damaligen Look der Seite, den vermisse ich vermutlich als Einzige noch heute") und nichts sicher scheint , ist es natürlich umso trauriger, dass du diese position nun verllässt :(

                        du hast deine sache hier mit fast schon unmenschlicher engelsgedult angegangen und auch nach der zwanzigsten gleichen frage nochmals nett geantwortet.^^ wie ich schon letztens im forum schrieb, war mir und vielen anderen dann auch bewusst, dass du nur der puffer zwischen der verärgerten community(designwechsel,datenbank) und den verantwortlichen warst, der blitzableiter leider auch zu oft..
                        durch deinen job hier bist du jetzt sicher qualifiziert mit 50 schreienden kindern einen schulausflug zu leiten oder in einer klapsmühle zu arbeiten und dich nicht aus der ruhe bringen zu lassen :)

                        also danke für die vielen jahre, die du moviepilot(und oft auch den mitgliedern!) im support treu gedient hast und ich denke man sieht sich vllt. beim nächsten frankfurter-mp treffen mal wieder!

                        liebe grüße und alles gute,

                        jimi
                        _____

                        "...wo ich mich um die Umsetzung diverser Projekte für u.a. moviepilot..."
                        bitte lass es die datenbank sein!! :D

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                          Jimi Hendrix 03.12.2014, 18:44 Geändert 22.10.2019, 00:41

                          #50 der Amos-Vogel-Reihe: Film als subversive Kunst

                          Ein alter dunkler Fürst des Horrors, einen Hofstaat aus schleichenden Schatten um sich scharend. Geadelt durch filmtechnisch revolutionäre Effektierung des wandelnden Grauens. Ein blutleerer Körper, doch ein wacher hungriger Geist ihn beherrscht.

                          Mit großer Sicherheit tut man gut daran Carl Th. Dreyers Werk als Großonkel neben NOSFERATU - SYMPHONIE DES GRAUENS zu nennen, wenn es um die Urahnen des schwarzen Genres geht. Denn zu lang sind die Schatten ihrer Nachwirkung, die bis in die heutige kalte CGI-Zeit reichen.

                          Meinem Empfinden nach kann man Dreyers Vampierfilm aber mehr an Intention abgewinnen, als die pure Faszination am Grusel. Er scheint vielmehr den Grusel jener geschundenen Epoche zeichnen zu wollen, die nach dem Schrecken des ersten Weltkriegs und den unaufhörlichen Unruhen und Machtkämpfen zur Ruhe zu kommen versucht. Doch die Bilder des Krieges bleiben in den Köpfen, der leise Tod der umher geht und so still wie anonym tötet.
                          Dass Carl Th. Dreyer vom ersten Weltkrieg so stark beeinflusst war, wie die meisten Menschen jener Zeit, zeigt sich auch in seinen Anfängen als Drehbuchautor für den 1914 erschienenen Film NIEDER MIT DEN WAFFEN! der eine pazifistische Botschaft der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner sein eigen nennen darf.

                          In VAMPYR - DER TRAUM DES ALLAN GREY wiederum tötet ein unsichtbarer Schatten, sowie die emotionslose Maschine(gen Ende), was als Allegorie zu Giftgas und neuer maschineller Kriegsführung deutbar würde.

                          Doch auch für sich stehend ist dieses Werk eine außerordentlich gelungene Kombination aus verzerrter surrealer Bildsprache(Rudolph Maté) und unterstreichender finsteren musikalischer Komposition(Wolfgang Zeller).

                          Was man aber sagen muss, ganz so uneingestaubt wie zum Beispiel Caligaris Cabinet ist dieser Film leider Gottes nicht, hier und dort sind dramaturgische Längen negativ zu Tage getreten, man merkt ihm sein rüstiges Alter, sowie die Knorrigkeit an.

                          Nichtsdestotrotz kann man nicht unbeachtet an VAMPYR - DER TRAUM DES ALLAN GREY vorbei gehen, wenn man eine Schwäche für Filme mit finsteren Seelen hat, zumal Dreyer einige stilprägende Elemente eingebaut hat, die nachträglich beschäftigen können.

                          https://www.youtube.com/watch?v=DbBgliXEWEE

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                          • 7 .5
                            Jimi Hendrix 02.12.2014, 17:03 Geändert 09.12.2014, 14:34

                            Unterhaltsamer Guerilla-Pinku-ega, der vor allem durch die Themenschmelze aus links-politischem Idealismus und stummer Erotik seine Kraft schöpft und von wilder Jazzmusik des Yosuke Yamashita angetrieben wird.

                            Inhaltlich geht es um eine fiktive militante Terrorzelle, stark an die Nihon Sekigun, der Japanischen Roten Armee erinnernd und genau wie diese Anschläge auf Polizeistationen und US-Camps zum Ziel hat. Die gezeigte Gruppierung - mit dem schönen Namen The Four Seasons Society - hat mit internen Machtspielchen und verschiedenen Interessenströmungen zu kämpfen und ist der Selbstzerstörung nahe. Dabei wird bis auf die Schlüsselsequenz zu Anfang, eher auf kammerspielartige Diskussions- und Gruppendynamiken eingegangen, als auf die tatsächlichen Aktionismen, vom furios-wilden Schluss abgesehen.

                            Kôji Wakamatsu ist stets uneindeutig in seiner narrativen Aussage, so auch in ECSTASY OF THE ANGELS. Er zeigt die studentische Gegenbewegung, die sich radikalisierend gegen die amerikanisierte Einflussnahme wehrt und auch den Staat als Handlanger eben dieses Prozesses ins Visier nimmt. Es sind die Kinder jener Zeit und wie passend, dass Wakamatsu die Terrororganisation in monatsbezeichnete Untergruppen (Februar- und Oktober-Gruppe) einteilt, deren Mitglieder sich wuederum Wochentags-Decknamen geben.

                            Vordergründig kann man dem Film seine linken Tendenzen nicht absprechen, zumal der Drehbuchautor des Films und Darsteller Masao Adachi, seines Zeichens später selbst in der JRA aktiv war und dafür ins Gefängnis ging. Und dennoch finde ich Wakamatsus Film multi-interpretierbar, er zeigt nicht den glorifizierenden Kampf gegen das böse autoritäre System, sondern es geht vielmehr um das Scheitern an sich selbst. An den Zerwürfnissen und Spaltungen, die letzten Endes tödlich werden müssen.

                            "There is no revolution. Blood washed away a soldier`s heroism."

                            Obgleich in seinen Filmen immer ein unterschwelliges Thema schwelt, legt der japanische Undergrounder stets einen kunstvollen Rahmen aus schicken Einstellungen, expliziter Gewaltdarstellung und reizvoller Erotik um seine Werke, außerdem sieht man in dem Streifen wirkungsvolle Hybridbebilderung aus s/w und Farbe.

                            Mein Fazit fällt überwiegend positiv aus. Bis auf kleinere Längen im Mittelteil, bekommt man mehr Politik und Story als von Wakamatsu gewohnt und muss dafür bei Gewalt und Sex etwas an Abstrichen hinnehmen. Wer sich für Rotes Japanisches Kino interessiert, ist hier genau richtig.

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                            • genau so eine liste habe ich die ganze zeit gesucht, danke mann!

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                                Jimi Hendrix 01.12.2014, 19:46 Geändert 22.10.2019, 00:52

                                #68 der Amos-Vogel-Reihe: Film als subversive Kunst

                                "Wenn die Mauern der Schlachthöfe aus Glas wären, würde jeder Vegetarier werden."
                                - Paul McCartney

                                Georges Franju reißt die Wände der Schlachthäuser nicht mit Gewalt ein, sondern er begibt sich mit dokumentarischer Distanz für uns in den alltäglichen routinierten Ablauf des beruflichen Schlachten.

                                Als leidenschaftlicher Fleischkonsument spürte ich das Verlangen, dem anonymen Etwas, was die Fleischindustrie bis zur Unkenntlichkeit in einer unnatürlichen und plastikverpackten Masse anbietet, um uns das Gewissen zu erleichtern und den Konsum zu steigern, ein filmisches Gesicht zu geben.

                                Franju dechiffriert dieses schon 1949 mit seinen ungeschönten und angenehm unmoralischen Bildern, die trotz der s/w-Aufnahmen bleibende Eindrücke hinterlassen.
                                Zu sehen bekommt man alles, was zum Schlachten dazu gehört, es wird geköpft, entblutet, geteilt, gehäutet, gehackt, geschnitten und ausgeweidet. Die Schlachter übernehmen diese Arbeit, im dampfenden Blut der Tiere, für die Gesellschaft.

                                BLOOD OF THE BEASTS hat zu seiner Zeit sicherlich eher rein informelle Züge gehabt, aber wirkt gerade aus heutiger Sicht, was die konventionelle Nutztierschlachtung anbelangt, sehr wichtig. Denn im Gegensatz zu dem auch empfehlenswerten EARTHLINGS wird hier komplett unpolitisch und objektiv agiert.

                                Ich kann den Film all jenen empfehlen, die gerne Fleisch essen und wissen möchten, was der eigene ethische Preis ist. Ich werde auch weiterhin gerne Fleisch essen und würde selbst auch mal in einer Schlachterei vor Ort sehen, wie so etwas abläuft, den das Blut der Tiere zu vergießen ist dann ein grausamer Akt, wenn es anonymisiert geschieht.

                                Denn dann wird Fleisch nur zu einem synthetisiertes Produkt mit monetärem Wert, doch ohne lebendigen Bezugspunkt - wir schmatzen nur, aber wissen nichts.

                                Hier noch mal lieber_tees Link:
                                http://vimeo.com/25308362

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                                  Jimi Hendrix 29.11.2014, 20:13 Geändert 13.12.2017, 17:09

                                  ______________ J
                                  Gitarren-Defibr i llator für Anoirja
                                  ______________ m
                                  ______________ i
                                  ______________ s

                                  Raum und Zeit aufgehängt an den dünnen Fäden der Illusion.

                                  Maya Deren kann man ohne Gegenwehr als eine der prägendsten Frauen im Film benennen, wenn auch eher untergründig.

                                  Was ihren Filmen immer Eigen ist, sind die verzerrten, entfremdeten Abdrücke einer starren, realistischen Welt.
                                  Sie verschiebt die konventionellen Sehgewohnheiten auf solch abstrakte Weise und schafft so neue Welten, die ihre eigenen physikalischen Naturgesetze haben.

                                  So im besonderen auch in THE WITCH' S CRADLE, wo dies drastisch zum Einsatz kommt. Eine Schnur zieht sich auf dem Körper entlang und wandert langsam kriechend um Arme und Dekolletee - eine gewisse Erotik funkt auf. Einem alten Mann wird aus seinem Schnürsenkel ein Strick gedreht, und plötzlich werden ganze Räume mit spinnenwebartigen Gespannen durchzogen.

                                  Die fehlenden musikalische Untermalungen reißen bei mir oftmals die Wertung für Derens Filme etwas runter, da Musik für mich der Träger von Bildern ist. Leider wurde dies Werk nie vollendet, für alle die Interesse an der unfertigen Version haben hier der Link:

                                  https://www.youtube.com/watch?v=NkMfRVaA6fs

                                  Liebe Anoirja, ich habe diesen Film in deiner wunderbaren Avantgarde-Filmliste gefunden und warte sehnlich darauf, dass diese erweitert wird!

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                                    "Nix kommen raus, into the clothes get!"

                                    Ein im Grunde ekelhaftes und widerwärtiges Werk, weil so schrecklich überzeugend. Doch ist Disneys Anti-Kraut-Propaganda nicht die visuelle Antwort auf die Hitlerjugend?

                                    Früher fand ich DER FUERER`S FACE einer der besten Disney-Beiträge überhaupt: kreativ, humorvoll, spitzzüngig und gekonnt überzogen. Mittlerweile sehe ich dieses nette Satirefilmchen für Jung und Alt etwas neutraler.

                                    Ist der Film nicht auch perfide Kriegspropaganda, der zum Hass aufruft. In einer schmutzig-manipulierenden Weise, weil es eben genau auf kindliche Art und Weise funktioniert, obschon es natürlich dennoch eher an die Erwachsenenwelt gerichtet ist?
                                    Was Jodorowsky in THE HOLY MOUNTAIN als surreale Horrorvision karikiert, in welcher Machthaber Propaganda-Programme erwerben können, die schon früh Kinder eines Volkes dazu drillen, ein ausgesuchtes anderes Volk hassen zu lernen, war im zweiten Weltkrieg sicherlich auf allen Seiten - wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen - Normalität.

                                    Doch Propaganda ist und bleibt Teufelswerk, auch(oder gerade) wenn Disney drauf steht. Denn ob es nun kommunistischer, faschistischer oder kapitalistischer Kriegsfeder entspringt, ruft es zur moralisch unreflektierten Vernichtung einer anderen Ideologie auf. Nur steckt hinter der Ideologie nicht das leere emotionslose Wort, sondern tatsächliche Menschen, die dabei sterben - egal ob für oder gegen diese. Von Propaganda profitiert nur der Tod und die Intoleranz.

                                    Insofern weiß ich nicht, ob man Disneys kindgerechte, animierte Hasstiraden in Reinform nicht genauso kritisch beäugen sollte, wie die schmierige Propaganda des japanischen Kaiserreichs, dem stalinistischen Kommunismus, oder eben dem nationalsozialistischen Gedankengut. Was man dem Kurzfilm positiv anrechnen muss, dass er den totalitären Stil Hitlers karikiert und den einfachen Soldaten nur als armen Handlanger im Griff des bösen Systems darstellt. Ich Weiß allerdings nicht, ob dieser Unterton zur damaligen Zeit überhaupt die vorbelasteten Poren des Zuschauers durchdringen konnte.

                                    Das es auch besser geht, zeigt die feinfühlige und intelligente Parodie Hitlers in DER GROSSE DIKTATOR.

                                    Ich bleibe gespalten und vorsichtig, was die Beurteilung betrifft, doch ist die große Stärke des Films - seine intensive Gesinnungsübertragung – gleichermaßen seine größte Schwäche. Deswegen bekommt er bei mir die Schweizer Neutralitätspunktzahl.

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                                      Jimi Hendrix 28.11.2014, 19:35 Geändert 28.11.2014, 20:35

                                      Die unerklärlich Traurigkeit,
                                      die meinem Herze innewohnt,
                                      ich keinem Mensch erklären kann,
                                      da' s sich für mich nun nimmer lohnt.

                                      So geh ich jetzt und bin bereit,
                                      drum haltet mich nicht fest,
                                      ach so - ist eh kein menschlich Wesen da,
                                      der mich nicht endlich sterben lässt.

                                      So sarkastisch dieses kleine schmucke Filmchen ist, so musste ich dabei an eine mir sehr nahestehende Person denken, welche mir eines Tages eröffnete, als Kind abends am Fenster gestanden zu haben und sich zu denken: "Eigentlich will ich mein Leben nicht, doch diesen Schmerz will ich keiner Menschenseele jemals zeigen."
                                      Es gibt solche Menschen, die mit der Geburt auf die Welt geworfen werden, ohne einen Antrieb zu haben, dies Leben antreten zu wollen.

                                      Cast und Regie, sowie das Fingerspitzengefühl für den Drahtseilakt zwischen lustig und traurig ist Jamie Travis gut gelungen. Raus kommt dabei ein berührender Kurzfilm, der lange nach hallt.

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                                      • ich wäre ja für ein gefällt-mir nicht-button bei den news-artikeln. damit könntet ihr doch richtig viel kohle durch klicks machen - also wenn es mp wirklich um die wirtschaftliche auslastung des portals ginge.

                                        ansonsten denke ich, sollten wir uns die stöckchen vllt jetzt sparen, der winter wird kalt und hart und unsere herzen wollen gewärmt werden.

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                                          Jimi Hendrix 27.11.2014, 17:25 Geändert 27.11.2014, 17:52

                                          Dem ungewollten literarischen Prototypen und Mentor der amerikanischen Gegenkultur und des Beatniktums wird eine würdige, wenn auch etwas zu kurze Dokumentation gewidmet. Obligat für alle subversivophile Liebhaber der Literatur, Musik und des Films!

                                          "Jeder Mensch trägt ein parasitäres Wesen in sich, das in keinster Weise zu seinem Vorteil agiert."

                                          Ich selbst bin über Cronenbergs absonderliches NAKED LUNCH auf William S. Burroughs aufmerksam geworden. Ich schwelgte stets in den Nachfolgern der von Burroughs katalysierten Subkultur. Allen voran der Raubritter des politisierten Journalismus Hunter S. Thompson und dessen fantastische Gonzo-Pamphlete gegen Gesetz und Ordnung, denen eine kleine chaotische Reinkarnation Burroughs' Stil inne wohnt.

                                          Yony Leyser beleuchtet das Leben der Schwulen- und Hippie-Ikone wider Willen im Großen und Ganzen sehr abdeckend und informativ. Aufbereitet mit allerlei Zitaten und Vorlesungsmaterial, sowie Archivbilder und Videos, wird die Doku zusätzlich mit Interviews vieler musikalischer und literarische Begleiter und enger Freunden unterfüttert, die sich im Dunstkreis des waffenverrückten Schreibtisch-Rebells(Shotgun-Artist) und Drogen-Gurus Burroughs aufhielten.

                                          Man bekommt eine wage Vorstellung davon, was für ein Mensch Burroughs gewesen sein muss und welche umstürzlerischen und liberalen Steine sein künstlerisches Handeln ins Rollen brachte.
                                          Für eine genaue Sezierung seines Lebens, sowie dessen Einfluss in viele Bereiche der Literatur, Musik und damit auch der Politik, reicht die geringe Spielzeit von knapp 90 Minuten bei weitem nicht.

                                          Als filmische Zusammenfassung zum Erstkontakt und Überblick über das Schaffen und Wirken William S. Burroughs, kann ich die Dokumentation uneingeschränkt empfehlen!

                                          "Ein Paranoiker ist jemand, der alle Fakten kennt."

                                          https://archive.org/details/WilliamS.Burroughs.AManWithinyonyLeyser2010

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                                            Jimi Hendrix 25.11.2014, 23:29 Geändert 26.11.2014, 00:03

                                            Halbwegs interessanter Vertreter des erotischen Films.

                                            Polens großer Wüstling, Walerian Borowczyk, zeigt uns pornografische Bilderreihen im Kamasutra-Stil, Dildos aus Holz und Elfenbein, sowie versaute Schattenspiele und allerlei weitere historische Gegenstände mit lüsterner Bewandtnis .

                                            Schwach finde ich seine filmische Aufbereitung, da er die universellen Möglichkeiten der kreativen Darstellung nicht nutzt, statt dessen werden alle Gegenstände kurz und bündig ins Bild gehalten und es entsteht keinerlei Dynamik.

                                            Gemessen an den Tatsachen, dass Borowczyk schon in den 1960ern dem kommunistischen Polen den Rücken kehrte und dieser Kurzfilm 1973 in Frankreich entstand, verliert er auch sehr viel seines provokativen Charakters.

                                            Den Evolutionsausschnitt der Erotik so präsentiert zu bekommen ist dennoch einen Hingucker wert.

                                            https://www.youtube.com/watch?v=v7gjlTCh5NQ

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                                              Jimi Hendrix 25.11.2014, 14:30 Geändert 25.11.2014, 14:53

                                              Grandioses französisches Kino gleich einer schwarzen Tulpe des Genres - wunderschön und filigran in ihrem gestalterischen Erscheinungsbild, tödlich und giftig in ihrer Inszenierungsart, kreiert Henri Verneuil einen Gangsterfilm, der es vor allem wegen seiner großartigen Darstellerriege und eines der eingängigsten Filmmusik-Themen wirklich in sich hat.

                                              Wiedermal hat sich eine Zweitsichtung als wahrer Segen erwiesen. Ich schaute den Film vor ein paar Jahren im müden Zustand und entschlief dem Werk auch nicht nur einmal, zurück blieb Enttäuschung und eine Wertung von 6.5.

                                              Heute hatte ich wieder mal Lust meinem französischen Leihwandgott Delon zu huldigen und da schien mir DER CLAN DER SIZILIANER das beste Gotteshaus zu sein. Nun lässt sich über Religion ja bekanntlich streiten, doch selbst ich als überzeugter Atheist lasse mich gerne von der Machart, dem Flair und dem präsenten Schauspiel in dem Trog der absoluten Unterhaltung und Spannung taufen.
                                              Im Hintergrund sitzt Grandseigneur Morricone und lässt sein magisch-fiebriges Orgelspiel begleitet vom wippenden Maultrommelsound und dem Pfeifen der Chorknaben durch die Kirche dröhnen, was für ein Genuss. Während ich von Verneuil mit dem Kopf ins Taufbecken gedrückt werde, sehe ich im Augenwinkel meine zwei Taufpaten Gabin und Ventura entlang schreiten, doch donnernd und dröhnend steigt Delon vom Himmel herab und massakriert alle Anwesenden mit kühlem Blick.

                                              Die Story verfolgt die banale Grundideen eines jedes Gangsterfilms, sich das große schnelle Geld nicht durch harte Plagerei zu verdienen, sondern durch einen großen Coup. Doch da die sizilianische Mafiafamilie um ihren stets besonnenen und ruhigen Paten Vittorio Manalese (Jean Gabin) jegliche Gewaltanwendung vermeiden möchte, engagiert man prompt den eiskalten Polizisten-Mörder Roger Sartet (Alain Delon) aus dem Gefängnis heraus. Alles scheint wie am Schnürchen zu laufen, doch wie immer im Leben scheint eine laszive Frau, dem abgebrühten Killer Sartet zur Lebensträchterin zu werden.
                                              Zusätzlich dazu sieht er sich auch der Dauerbeäugung vom bulligen und wegen seines versuchten Zigarettenentzuges höchst gereizten Inspector Le Goff (Lino Ventura) ausgesetzt.

                                              Neben den drei schauspielerischen Schwergewichte, ist aber auch nochmals Ennio Morricones musikalischer Verdienst auszuführen. Hier zeigt sich wieder einmal, wie viel die tonale Unterstützung der Bilder ausmachen kann. Selten habe ich eine ohrwurmartigere Melodie gehört, wie das Themenlied dieses Films, ganz ohne Zweifel eines der meisterstreiche Morricones. Wenn auch die Grundstruktur des Liedes in fast allen anderen Beiträgen seine Wiederholung findet, verpackt Morricone alles in einen mal verzerrten, mal geschwindigkeitserhöhten Mantel der Differenzierung. Neben der Titelmelodie gefiel mir auch die rockigere, schnelle Variante, die bei den Szenen mit der heranstürmenden Polizei ihren Einsatz fand.

                                              Fazit: technisch ist DER CLAN DER SIZILIANER ein erfrischender und schwungvoller Vertreter seines Genres und zeigt mir wieder mal, dass die Jahre 1967-1969 wahre Glanzleistungen hervorgebracht haben, in vielerlei Hinsicht.

                                              "Ich hab noch nie gesehen, dass jemand einen Fisch tötet wie Sie.
                                              -Sie haben vieles noch nie gesehen."

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                                              • Jimi Hendrix 25.11.2014, 12:59 Geändert 25.11.2014, 13:20

                                                Super geschrieben, Jimi! Da bekommst du ein vergoldetes Eigen-Like, auch wenn es hier furchtbar stinkt.

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                                                  "Pollution - It's your privilege and your duty!"

                                                  Satirischer Animationsfilm verpestet mit nicht nachvollziehbarer und unlogischer Kapitalismuskritik und vermüllt durch eine unterschwellige Botschaft zur Erhaltung unserer Umwelt.

                                                  “* Always buy twice what you need

                                                  * Never use the same thing twice

                                                  * Waste twice as much als yersterday

                                                  * Never think twice about it"

                                                  Die Konsumgesellschaft so überzeichnet darzustellen, ist mit Sicherheit ein sehr sinnvoller Weg den Hebel mal wo anders anzusetzen, als immer nur an die Moral und die Verantwortung für zukünftige Generationen zu appellieren, Moral ist genauso unwirtschaftlich wie Güte und deshalb für die westliche Gesellschaft nicht tragbar. Zumindest so lange wir keine Abstriche bei unserem Lebensstandart machen müssen.

                                                  Dass wir mehr als fünfhundert Erden bräuchten, damit jeder Mensch so verschwenderisch Leben kann, wie der Durchschnitts-New-Yorker ist aber die eigentlich bitterböse Satire, bzw. das es keine Sau mit Macht interessiert.

                                                  https://www.youtube.com/watch?v=uBAyvqWP-VI

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                                                    Jimi Hendrix 22.11.2014, 15:15 Geändert 22.11.2014, 15:23

                                                    Rob Marshall segelt mit uns in gaaanz seichte Unterhaltungsgewässer, samt totaler Originalitätsflaute und über Bord gegangenem Witz läuft der hinkende vierte Teil hoffnungslos auf Grund, irgendwie fremdelnde Gezeiten.

                                                    Schade eigentlich, es hätte so zufriedenstellend mit dem dritten Film beendet sein können, doch warum sollten Walt Disney Pictures ihren deppen Goldesel einfach so schlachten, wo er doch noch soo gute fette Milch gibt, aaay?

                                                    PIRATES OF THE CARIBBEAN ist ein farbloses Abziehbildchen der wirklich starken Trilogie Gore Verbinskis. Ich schätze Rob Marshalls Geisha-Adaption, auch wenn diese starke hollywood`sche Züge hatte.
                                                    Doch sein Engagement unter Palmen ist ein totaler Blackout. Falsches Actiontempo, lahme Handlung, blasse Schauspieler und der jämmerliche Versuch irgend etwas aus der Piraten-Trilogie in den vierten Teil zu retten.
                                                    Blöd nur, wenn es da nichts zu retten gibt - noch nicht mal die fantastisch halbschwule(positiv!), süffisante Synchronstimme Johnny Depps.

                                                    Statt dessen versucht man das Vakuum mit politischen und religiösen Inhalten, mit menschenfleischfressenden Meerjungfrauen und der immer wieder nervigen Penelope Cruz zu füllen.

                                                    Lediglich der nostalgische Aspekt der ganzen Fluch-der-Karibik-Chose bewahrt den Film vor der totalen Punkteplünderung.

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