Jimi Hendrix - Kommentare
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Alle Kommentare von Jimi Hendrix
So skurril, wie anstrengend odyssieren die vollbusige und dauergeile Nejiko und der verzweifelte Todessehnsüchtler Otoko durch ein fast postapokalyptisch wirkendes Japan, wo sich tatbegierige Männer in Banden nach sinnlosem Mord und Totschlag zerreißen.
Einen wirklich roten Faden, sucht man in diesem Werk Nagisa Ôshimas vergeblich, zu unkonkret und nihilistisch ist die ganze Szenerie, die uns entgegen flimmert. Männer die großen Taten debattieren und die Waffe als ihr Spielzeug entdeckt haben, um... ja was genau eigentlich? Sie scheinen es selbst nicht zu wissen.
Nur Otoko in seinem Wunsch zu sterben und auch Nejiko, als einzige Frau bringt, mit ihrer sexuellen Begierde eine konkrete Zielrichtung mit und enttarnt die schwachbrüstige Männerschar.
"Ihr seid keine Männer! Selbst wenn ihr Pistolen hättet, könntet ihr damit dennoch niemanden umbringen!"
Dies scheint zu wirken und man macht sich auf, den Worten auch skrupel- wie sinnlose Taten folgen zu lassen, ohne wirklichen Grund, ohne Ideologie, sondern einfach der willkürliche Mord an egal wem ist das Ziel, nicht mehr, nicht weniger. Nur Otoko und Nejiko schweben unbeirrt in diesem Massaker umher und finden sich in Liebe und Tod vereint im Kugelhagel der Gefühle.
Die orientierungslose Generation, ohne Halt und Feindbild ist wohl die gefährlichste, da sie willkürlich alles an Menschlichkeit einreißt und sich selbst gleich mit begräbt.
Wie ich laß, soll DIE NACHT DES MÖRDES sehr viele zeitgenössische Echos berufen, die sich mir aber leider nicht offenbarten. Wer aber abgefahrenes japanisches New Wave Cinema mag, sollte eine Sichtung wagen.
http://www.moviepilot.de/news/warum-ich-nippon-connection-blogger-werden-will--6-171359
Mit diesem Bewertungs-Artikel übergebe ich euch, der MP-Redaktion, die Schlüssel, zu meinen Fußfesseln. Wenn meine Offerierung keinen Anklang findet und mich damit entehrt, werde in Berlin im Vorhof des ehrwürdigen MP-Clans um die zeremonielle Ausweidung bitten. Ok, eigentlich habe ich gar nicht vor mich dort auszuweiden, vllt könnt ihr mir einfach nen Kaffee spendieren, oder mir einen 0,50€ WC-Voucher für Sanifair geben :)
“Das, was wir die 'Ehre der Samurai' nennen, ist nichts als eine Fassade.“
Kobayashis gnadenlose Parabel auf die Scheinheiligkeit einer Kriegerkaste, die längst nur noch leeren Samurairüstungen als auch Kriegsmasken sind und ihre Werte einer Vergangenheit entlehnen, die sie selbst nie gekannt und schon lange verraten haben.
Wo Akira Kurosawa mit SANJURO die edlen Samurai mit humorvoller Leichtigkeit eines Kabuki darstellt, weidet HARAKIRI das Genre, samt blenderischem Heldentum, mit all seiner Heuchelei, um Pathos, Ehre, Gehorsam und Mut bis auf den letzten Gedärmstrang aus.Dabei inszeniert er eine Art Anti-Nō-Theater, welches zwar ernst und kunstvoll, sowie formal streng in seiner Darbietung erscheint, aber im Inhalt selbigem die Maskerade herunter reißt, um den Missstand gesellschaftlich-traditioneller Zwänge ebenso anzuklagen, wie deren Entwicklung zum bloßen Scheingebrauch den Spiegel vorzuhalten. Der rituelle Selbstmord dient ihm dabei als Repräsentationsfläche für seine Kritik und steht dem nationalistisch-idiologistischen Filmbeitrag YUKOKU über die selbe Kernthematik des Seppuku diametral und eindrucksvoll differenziert gegenüber.
“Schwertkampf, den man nicht in der Schlacht lernt, ist wie das Schwimmen auf dem Trockenen zu üben.“
Dabei bedient sich Masaki Kobayashi einer fulminant-deutlichen Bildsprache, welche die exemplarische Geschichte des Rōnin Hanshiro Tsugumo (eindrucksvoll reduzierte Intensität: Tatsuya Nakadai) begleitet. Der mustergültige Kontrast des desillusionierte, fast nihilistisch wirkenden Hauptcharakters Tsugumo, der mit heruntergekommenem, verwildertem Äußeren in die von klarer und sortierter Ästhetik dominierten Formalität des Iyi-Hauses eindringt, zeigt uns krass entgegengesetzte Strukturenbilder. Hier hat jemand nichts mehr zu verlieren und will an starren, inhaltsleeren Grundfesten aus Lug und Trug rütteln. Mit seinem Auftauchen erschüttert er die Sauberkeit, des akkurat linear gerechte Steinhofs, er durchbringt die Holzwände, gefleckt das Hauswappen, entblößt die rückgratlosen angeblichen Schwertmeister des Clans und zertrümmert in beispielhafter Symbolkraft die leere aufgestellte Samurairüstung des Familien-Vorfahren als letzten anklagenden Akt, bevor er sich selbst ausweidet.
“Der Rōnin aus Hiroshima Hanshiro Tsugumo, machte Harakiri. All unsere Männer starben an einer Krankheit. Im Haus der Iyi kämpft niemand, der von einem halbverhungerten Rōnin umgebracht oder verletzt werden könnte!“
Der Herr des Hauses Iyi repräsentiert dabei das komplette Gegenteil von Tsugumo und dem alten traditionellen Weg des Bushidō. Er hat weder Ehrgefühl noch scheut er die scheinheilige Lüge, um sein Haus vor der Entehrung und dem eigenen Gesichtsverlust zu schützen. Für ihn ist der Fächer weit vertrauter geworden, als das Schwert und im Kampf verkriecht er sich im letzten Zimmer, um von Boten über das Kampfgeschehen draußen informiert zu werden, anschließend wird die angerichtete Zerstörung beseitigt, der Steinhof wieder gerade gerecht und der Schein nach außen wieder durch eine Lüge gewahrt.
Dabei prangert Masaki Kobayashi meines Erachtens nach nicht generell und undifferenziert das traditionelle Samuraitum an, sondern deren degenerierte Fehlentwicklung zur reinen Scheinkult als Selbstzweck. So steht auch Tsugumo im System, indem er sich selbst durch rituellen Selbstmord ehrenhaft das Leben nimmt, sowie die Schwertmeister des Iyi-Hauses auf traditionelle Weise demütigt. Er dient als gescheiterte, aber dennoch musterhaft-authentische Symbolfigur dessen, was das Haus Iyi nur noch als Fassade und Schmückwerk angibt zu sein.
Letzten Endes funktioniert HARAKIRI weniger als Unterhaltungsfilm, oder psychologischer Tiefseetaucher in die seelischen Meeresböden seiner Darsteller, sondern gibt Denkanstöße in gesellschaftspolitische- wie kritische Richtungen, die zumindest im zeitgenössischen Kontext für sehr viel Sprengstoff gesorgt haben dürften und diesem Meisterwerk nicht umsonst eine sehr hohe Wertigkeit im japanischen Film zumessen.
endlich mal news mit relevanz!^^ obwohl ich bei frankfurt wohne, verpenne ich eigentlich jedes jahr das festival, danke für die erinnerung, das porgramm ließt sich ja echt klasse!
In bilderuptiven Naturaufnahmen kämpft sich ein stark agierender DiCaprio im Bear Grylls: Stars am Limit-Stil, durch die unerbitterlich-durchgestylte Wildnis presentet by Northface und bezwingt wie ein guter Amerikaner am Ende mit unzulässig viel Pathos nicht Saddam, nicht Hitler, nicht den Vietcong, sondern die Natur, beziehungsweise sich selbst.
Ganz im Survival-Geiste eines CAST AWAY bekommt der Wohlstandsbürger auch hier sein ästhetisches Mitfühl-Zäpfchen verabreicht und kann im Kinosessel neben dem süßlich-sauren Schweiß des unfreiwilligen Nebenmanns im Partnersessel, auch einen tiefen Zug Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer einatmen.
Es lässt sich hierbei schwer leugnen, dass Iñárritu erneut auch ohne sein früheres Drehbuchschwergewicht Guillermo Arriaga exzellente Spannungsbögen aufbauen kann, deren stramme Sehne die mounumental-erschütternden Naturpanoramen darstellen, welche man in der Intensität seltenst gesehen haben dürfte. Der Urkampf des Menschen gegen die Urgewalten der Natur fixt uns alle irgendwo instinktiv an, zumal Hugh Glass so viel Ungerechtigkeit geschieht, dass man im stets die helfende Hand reichen will.
Der erst Sterbe- dann Werdegang des Trappers Glass ist perfekt in stilvolle Bilder gestreichelt, dass die Zeit nur so im Fluge vergeht, streift Anspielungen auf DEAD MAN und geht dann wieder eigene Wege. Story und Tiefe stören da nur, der Indianerhäuptling sucht halt seine Tocher, was er fortan in jeder Szene als festen Satzbaustein vor sich her trägt, damit man es ja nicht vergisst. Als weiterer kleiner Kritikpunkt war für mich die Unfähigkeit, dass an sich rollende Narrativkonstrukt Mann-hat-ein-Ziel anständig zu parken. Statt dessen fuhr man über den Parkplatz hinweg noch eine storymäßige Ehrenrunde, die dem Wirkungsgrad des Films entgegen stand, aber Glass musste sich natürlich noch an dem grundlos bösen Antagonisten rächen und auch dort den Dicken markieren.
Das diCaprisonne für seine im Bart getarnte Mimik und das authentische Geröchel einen Oscar bekam und nicht etwa für seine rührend-geniale Darstellung des Arnie in GILBER GRAPE erinnert mich immer an klar nicht geahndete Schiri-Entscheidungen im Fußball, wo dann bei der gefühlt ersten Gelegenheit, egal ob gerechtfertigt oder nicht, gepfiffen wird - ausgleichende Gerechtigkeit nennen es die Kommentatoren dann stets.
Was am Ende bleibt, sind die faszinierenden Landschaftsaufnahmen, der herzhaft-leidende DiCaprio und die allgemein kompatible und sehr stimmig, wie authentisch eingefangene Abenteuergeschichte, vom einsamen Überlebenden, der nie aufgibt.
https://www.youtube.com/watch?v=eE1vY0SiWrY
INLAND EMPIRE trifft Vomit-Gore-Satanism-Kontext, untermalt mit hammermäßig cool-monotonen Doom-Metal-Gitarrenriffs und viel nackter fragwürdig-geiler, sowie unterwürfiger Frauenhaut - ich kotz dir ins Gesicht Gender-Ideologie!
Nach längerer Zeit habe ich doch wieder zu Lucifer Valentine und seinem neusten Werk gefunden. Er ist wohl einer der umstrittensten und radikalsten Filmemacher unserer Zeit und provoziert mit seinen abgrundtief bösartigen Streifen immer wieder die Fragestellung nach dem Ist-das-noch-Kunst? Ich für meinen Teil würde dies auch hier mit „ja“ beantworten. Zu dicht und verängstigend ist die Atmosphäre auch von BLACK MASS OF THE NAZI SEX WIZARD, der nebenbei auch als Seitenhieb auf Hollywood und den Schönheitswahn missverstanden werden darf.
Wer das ungute Gefühl in einem David Lynch-Film unverschämt roh und direkt erleben möchte und mit Kotze kein sehr großes Problem hat, wird bei Valentine gut bedient. Es wird wie eh und je und streng nach der Obsession des Regisseurs gekotzt, gekotzt, geschlachtet, gepisst und erniedrigt. Die Bildmontagen und Quick-In-Cuts von Comicfilmen, Kotzorgien, Misswahlen, Folter- und Tötungsszenen verfehlen ihre Wirkung nicht und bilden im Gesamtumfang trotz gewohnt spärlicher Handlung einen Hochgesang auf alles Böse und den Misanthropismus im Film.
So primitiv auch dieses Homemade-Abspitzfilmchen von Lucifer Valentine sein mag, so finde ich für mich doch auch hier eine subversive und radikale Anklage der Illusion des American Dreams wieder.
Jeder, der gerne eine filmische Grenzerfahrung machen möchte, ist hier richtig, doch wen Puke-Gagging-Vomit und sinnlose Gore-Szenen anwidern, der hat hier definitiv nicht immer seinen Spaß.
https://www.youtube.com/watch?v=cm4SKoKD3IM
Godards nüchtern wirkender Formalismus und die gleichsame Stringenz, mit welcher er die zauberhafte Nana in die perspektivische Sackgasse der Gesellschaft laufen lässt, wirkt gnadenlos und ist dennoch hier und da eine echte Wärmflasche für die Hauptstraße namens Gefühl.
DIE GESCHICHTE DER NANA S. hält sich nicht lange mit den Beweggründen und der Moralität dessen auf, was Nana (zuckersüß: Anna Karina) machen wird, sondern arbeitet in fast dokumentarischem Stil einer Milieustudie anhand Kapiteln und Szenenüberschriften ihren stillen vorgezeichneten Gang zur Prostitution hin ab. Dabei liegt auf keine der Szenen eine deutliche Schwere oder Anklage, im Gegenteil fast mit fatalistischer Leichtigkeit, jedoch ohne überhöhte Naivität treibt Nana dahin.
Ob es ein selbstbestimmtes dahintreiben ist, wird offen gelassen und bleibt subtil. Dadurch wird es dem Zuschauer aber für meinen Geschmack zu einfach, zu gemütlich gemacht, da die Ereignisse entemotionalisiert werden und Nana nie wirklich den Willen erkennen lässt, ausbrechen zu wollen, sondern sich ihrem Schicksal federgleich ergibt.
Die filmische Umsetzung ist gewohnt gut. Highlights sind für mich der Maschinengewehrkameraschwenk und die Stummfilm-Hommage mit plötzlicher Untertitlung im Film, klasse!
Empfehlenswert ist DIE GESCHICHTE DER NANA S. für jeden Filmfan der 60er und ein Muss für alle Freunde der Nouvelle Vague.
Eine der wohl authentischsten Drogen-Dokumentationen über Heroin, die wegen ihrer Nähe zu den Konsumenten und deren Verfall extrem runter zieht.
Wo sich TRAINSPOTTING immer noch irgendwo zwischen toten Babys und cooler Mukke abfeiert, wie crazy doch das Leben in Glasgow ist und die Scarface-Fanboys alle Schneemänner bauen, hat BLACK METAL VEINS wirklich die Ambition die letzten Illusionen einzureißen, dass an Drogen, oder ihrem Rausch noch irgendwas stylisches haften bleibt.
Der Titel samt Regisseur suggeriert reißerischer zu sein, als der Film selbst dann ist. Anders als erwartet bekommen wir keine mystisch-kranke Kotzscheiße mit schreiendem Black Metal Score nach guter alter Valentine Art gezeigt, sondern einfach nur das langweilige, deprimierende und sinnlose Leben von Dave und Raven zu sehen, die im White Trash Mileu sich den Tod spritzen, jeden Tag, jeder räudigen Woche im Monat.
Gedreht mit Amateurkamera sind wir dicht am Geschehen, teilweise zu dicht und zu profan. Im Stile eines Drug-Homemade-Vidos schauen wir dem körperlichen Verfall der Personen hautnah zu, als würden wir als guter Freund die ganze Szenerie einfangen.
Die Bilder verfehlen ihre Wirkung nicht, zumal hier nach meinen Infos nichts gestellt ist, jeder Schuss ein Treffer.
(>_◕)Jimis Gitarrensolo durch die neun Kreise der filmischen Hölle(>_◕)
Erster Höllenkreis: die bedeutungslos Bedeutsamen
https://www.youtube.com/watch?v=EXYLSlq0cG4
Das Ende der Welt und keiner geht hin. Béla Tarrs voraussichtliches Abschlusswerk scheint in seiner stoischen Reduziertheit und im erstickenden Minimalismus fast dekadent. Zu radikal, zu hoffnungslos und abgründig ist doch das Geschehen, welches den Betrachter zum Voyeur seiner eigenen Abgründe degradiert und DAS TURINER PFERD zum Luxusprodukt für die Intellektuellen und uns Wohlständler werden lässt, die vergessen haben, wie bitter-monoton die Mühsal Leben schmecken kann.
Gezeigt wird eine depressive Kulisse im manischem Sturm und das Warten auf die Freilassung aus dem Leben. Mensch wie Tier vegetieren im Schicksal ihrer Existenz. Warum sollte das Pferd fliehen? Es scheint außerhalb wie innerhalb des Stalls eingesperrt zu sein, eingesperrt in der Welt, wie auch der Fuhrmann und seine Tochter. Im Dasein gefangen, im Leben selbst gefangen, bis an der Welt tot.
Doch so einfach macht es Tarr seinem Werk nicht, der Tod als Erlöser wäre dann doch zu positiv. Zunächst verweigert das Pferd (nie war ein Tier wohl ausdrucksstärker: oscarwürdig!) seinen Lebenswillen, dann das Wasser, sowie der Sturm und erst als die Endzeitglut zum letzten mal auf Erden erlischt, ergeben sich auch die Menschen ihrem stummen Schicksal.
Französische Filme sind oftmals wie intelligente schöne Frauen voll Grazie und einer fast distanzierend wirkenden Eleganz, die mich des Öfteren mehr verschüchtern, als packen. Ich bin nicht der coole Aufreißer, sondern ich will erobert werden.
So ist auch Malles Erstlingswerk für mich zwar von formaler Schönheit und einem durchdachten Wesen, doch ist mein Geist vielleicht zu introvertiert und das filmische Gegenüber zu unnahbar, so dass ich auch hier wieder fast einen Korb bekam.
Wie beschrieben ist die Geschichte inhaltlich potenzreich, wenn auch sehr konstruiert. Louis Malle schafft es aber nicht die emotionale Tiefe zu erzeugen, die ich hätte spühren, fühlen müssen, um den emotionalen Zugang zu den Potagonisten zu finden, ihr Schicksal ist mir mehr oder weniger egal. Es sind starre und stumme Elemente, zu denen ich nicht vordringen kann, oder zu faul dazu bin, es zu versuchen.
"Zu faul fürs Lotto spielen, zu faul fürs Glück."
- Rocko Schamoni
Dennoch werde ich es nicht aufgeben und immer wieder hübsche und vor allem gescheite Französinnen ansprechen und sie fragen, ob sie Feuer brauchen. Und dass, obwohl ich weder französisch spreche und verstehe, noch Raucher bin.
#20 der Amos-Vogel-Reihe: Film als subversive Kunst
Unfassbar verstörender Zenit tscheschischer Filmkunst, getränkt in bitterböser Gesellschaftsanprangerung und veredelt in einem morbiden Totenschmaus der surrealen Bilder voll grässlicher Sinnestiefe. Juraj Herz äschert mit seinem schwarzen Meisterwerk nichts geringeres ein als den Glauben an die Menschlichkeit.
Das wohl schockierendste sind hier nicht etwa Kopfrkingels schreckliche Taten, sondern seine seelische Entrücktheit und die sachlichen Distanz, mit welcher sie vollzogen werden, er ist zur Maschine seines eigenen Krematoriums geworden, heraus gelöst vom Mensch sein, ein Stellwerk im Vernichtungssystem, ohne Verstand, ohne Moral, ohne Ethik.
Ich spielte selbst mal kurzzeitig mit dem Gedanken, Bestatten zu werden, da es wohl wenig sinnvollere und ehrlichere Berufe gibt, außer vielleicht noch den auf der anderen Seite des Fadens: dem Geburtshelfer, der Hebamme.
Herr Kopfrkringel (nie war wohl eine Charakterdarstellung so barbarisch in seinem Sanftmut, ein Gesicht für die Ewigkeit: Rudolf Hrusínský) versteht sich und seine Arbeit als Leichenverbrenner als den spirituelle unterfütterten zusammengebunden Faden des Lebens, er ist der Knoten, der Ende und Neuanfang verbindet und sieht darin seine sakrale Verantwortung, welchem Glauben oder welcher Ideologie er dient, ist ihm gleich, er ist Pragmatiker und Opportunist durch und durch, er ist so wandelbar und uneindeutig wie das Fell des Leoparden im Käfig.
Kopfrkingel verkörpert den teils zynisch-naiven und anbiedernden Geist seiner Zeit, die im Schatten des braunen Heilsbringertums für die Menschlichkeit abzulaufen begann. Er ist die Parabel eines braven, charakterschwachen, kunstliebenden, gutbürgerlichen und glatten Gesellschaftsausschnitts, mit rücksichtslosem und egoistischen Geltungsdrang, der die Heuchelei erst beim schließen der Verbrennungsofentür beendet. So scheut er Mord und Totschlag nicht, doch sind ihm Boxkämpfe zu brutal und das Karpfen töten kann er nicht mit ansehen.
" Mein Engel, du siehst so strahlend aus. Was, wenn ich dich aufhängte zwischen all diesen hübschen Dingen?"
Ihm reicht der eingeredete Gedanke an den Tropfen richtigen (germanischen) Bluts in seinen Adern, um damit den moralischen Freibrief für sein grausiges Treiben zu bekommen. Mit zwei Sätzen wird für ihn selbst der eigenhändige familiäre Holocaust zur unabdingbaren Notwendigkeit, der mit einem sanften Lächeln auf dem Gesicht fast feierlich begangen wird. Er sieht sich als das das gütige reinigende Feuer für die Hoffnungslosen, denen laut einer beliebigen Ideologie nur Elend blüht.
Mit DER LEICHENVERBRENNER macht sich Juraj Herz ein Stück weit unsterblich und bringt inhaltlich, wie optisch einen der für mich wichtigsten Filme des osteuropäischen Kinos raus.
Skurril, innovativ, witzig und mit hedonistischer Lässigkeit dekonstruiert Seijun Suzuki hier das eingefahrene und angestaubte Gangster-Gähn-Genre und liefert damit einen simplen wie unterhaltsamen Klassiker des japanischen New Wave.
Mein erster Suzuki und ich bin fast vollends positiv überrascht. Von actionreichen und erotischen Schuss- und Stellungswechseln über eine kreative Kameraarbeit bis hin zu frischen Szenerien bietet BRANDED TO KILL fast alles, was das Herz begehrt, nur wer auf verschachtelte und epische Geschichtsfäden hofft, wird hier enttäuscht zurückbleiben.
Denn nicht die Story ist hier treibende Kraft, sondern der Hauptcharakter: Killer Hanada (das wohl komischste Gesicht im japanischen Film ever?: Jo Shishido). Dieser ist eine Mischung aus japanischem Proto-Austin Powers mit weniger Brustfbefellung und der Coolness eines Spike Spiegel. Er killt die Unschuld der Frauen fast so elegant, wie seine Zielpersonen und liebt Reis so fanatisch, dass er stets einen kleinen Vorrat in seinen Backentaschen für schlechte Zeiten zu hamstert scheint.
Untermalt und umtänzelt wird Hanadas wilder Ritt auf dem Highscore zum Killer Nr. 1 von hippelig-hippem Jazz-Gedudel.
Für alle, die wie ich schon länger dem ewig gleichen Yakuza eiga überdrüssig geworden sind und Lust auf frischen Wind haben, sind bei BRANDED TO KILL an der richtigen Adresse. Wem das zu viel Oberstübchenlüftung und zu wenig Kopffutter ist, dem empfehle ich Yoshishige zur intellektuellen Masturbation und kann anschließend auf geistige Taschentuchfühlung mit sich selbst gehen.
Psychotisches Inselkammerflimmern, indem Ingmar Bergman, so wieso kein Sonnenanbeter, eines seiner düstersten und surrealsten Filme abliefert.
Dabei schickt er einen Maler und dessen Frau auf eine Insel, wo sie in einen Sog aus Entfremdung, Isolation und Gefühlsapathie geraten die wahnhafte und geisteskränkliche Züge annehmen.
Das Schwarz dominiert hier eindeutig über das Weiß und versklavt es in bildlichem Sog welche albtraumhafte, fast lyncheske Züge annimmt. Dennoch fehlte mir trotz der geringen Laufzeit hier und da der Zug im Geschehen. Zu oft gönnt Bergman uns eine Pause und zu leger lässt er uns mit einem verwunderten Schrecken davon kommen.
Dennoch ein wohl zu unrecht weniger bekanntes Werk des Schweden. Wer das kühle surrealistische Kino schätzt, wird hier mehr als gut unterhalten.
Entfesselnd attraktiver Bondage-Streifen, voll knisternder Erotik. Eine körperliche, wie geistige Selbstauflösung in sadomasochistischen Lustgefühlen. Ein surreales Kammerspiel wo die Rollen keineswegs klar verteilt sind, verblüfft mit nettem körperbetontem Design und einer bezaubernden Mako Midori.
Mein erster Kontakt mit Yasuzō Masumura und es wird sicherlich nicht der letzte bleiben. Zu viel Intensität, Rauschhaftigkeit und Anziehungskraft hat dieser Film auf mich entfaltet und mir wieder einmal traurig(?) vor Augen geführt, wie gerne ich den schönsten und anbetungswürdigsten Geschöpfen auf Erden bei deren kunstvoller Folterung beiwohne, natürlich nicht, ohne mir selbst ein paar Schläge zukommen zu lassen.
Doch wer jetzt glaubt, es mit einem klassischen Pinku eiga zu tun zu haben, mit allen gängigen Klischees, der irrt zunächst. Denn Masumura lässt den Zuschauer erst mal genauso im Dunkeln tappen wie seinen Hauptdarsteller(ist der tatsächlich blind: Eiji Funakoshi) und obwohl die Story mehr als rudimentär ist, würde ich jedem raten, sich keinerlei Inhaltsangaben durchzulesen.
Die Staffage des Films ist so spärlich, semi-klaustropobisch, wie einzigartig. Alle möglichen Körperteile und Sinnesorgane ragen in den Raum, wie Zuschauer. Sie erzählen die Geschichte mit und sind gleichzeitig stille Beobachter der ganzen Szenerie, die immer mehr das Gesicht des Grauens entfaltet.
Abgerundet wird das ganze von Hikaru Hayashis dezentem Soundtrack, der auch schon für ONIBABA - DIE TÖTERINNEN eine glänzende Arbeit ablieferte. Was unter dem Strich bleibt, ist ein raffinierter, schön fotografierter Experimentalfilm der eine sonderbar brutale Note offenlegt, ohne dabei allzu tiefsinnig sein zu wollen.
https://www.youtube.com/watch?v=IASumeCJfYE
Sodann folgte ich der Einladung meines Psychiaters...
Erst zwischen dem vierten und fünften Gang verflog langsam die erwartungsvolle Leere in meinem Magen. So ungewohnt unhöflich Dr. Hannibal Lecter sich zu Anfang seiner Tafelrunde auch geben möchte, trauen Sie ihm nicht.
Seine lauwarme Vorspeise aus manipulativer Minestrone aus dem Fadem, Alltäglichen ist keineswegs ein Fauxpas, sondern vielmehr der akribischen Selektion seiner Gäste geschuldet.
Bis ins Detail durchgestylt, wenn auch manchmal zu viel verapplet, wirkt HANNIBAL als ein narzisstisches, perfektionssüchtiges Untier im Maßanzug. Wie erwähnt lässt die Serie seine Zuschauerschaft zunächst im Unklaren wo die Reise hin geht, das Mordfälle erst mal nur Auffangschalen sind, in welche die Charakterentwicklungen der Hauptdarsteller gegossen werden, was den Suchtfaktor vorerst bedauerlicherweise einwässert.
Hat man diesen seichten Einstieg allerdings durchwatet, so offenbart die Serie ihre starke Qualität. Fesselndes Schauspiel liefert in Staffel 1 vor allem Hugh Dancy als Hannibal-Mitspieler, während sich Mads Mikkelsen ganz Gentleman zunächst im Hintergrund hält, aber von dort aus mit übermächtigem Charisma eine Naturgewalt erzeugt.
Was die Staffel so interessant werden lässt ist, dass hier keinerlei Körner verschossen werden und dennoch hat man bis auf den zähen Einstieg nie wieder das Gefühl, dass Dichte und Tempo berechnend nachlassen oder vorsätzlich gedrosselt werden. So ergibt sich eine immer komprimiertere Atmosphäre, die auch in der letzten Episode Erhaltung findet.
Bedrückender Antikriegsfilm, der mit Elementen des Liebesdrama einen Blick in die Abgründe von Lieben, Leben und Sterben im Krieg gibt.
Inszenatorisch sehr authentisch eingefangen, zeigt Yasuzō Masumura, dass er auch wirklich ernstes Kino beherrscht. Und sendet seine entzückende Hauptdarstellerin Ayako Wakao als Krakenschwester Nishi an die japanische Front. Leid-triefende Bilder aus dem Vorhof der Hölle und darüber hinaus. Massenamputationen, Cholera-Epidemien, suizidale Verwundete und psychisch angegriffene Ärzte und in all dem lässt Masumura die Liebe langsam und zart wachsen, ohne Kitsch mit dem lüsternen Blick eines Mannes.
In wirklich finsterer Bildsprache sehen wir ungetrübt das durchdringende Leid des Krieges sowie die seelisch zerstörerischen Folgeerscheinungen. Einen roten Faden gibt es nicht wirklich, außer Nishis immer stärker werdenden Gefühle für die Vaterfigur des Dr. Okabe. Viel falsch macht RED ANGEL außer der flachen Geschichte nicht, aber spielt sicherlich nicht in der fesselnden Liga der BARFUSS DURCH DIE HÖLLE-Trilogie.
Zusammenfassend zeigt dieser Film einen Ausschnitt direkt hinter der Kriegsfront in teils zu kurzweiligen, aber handwerklich makellos gestalteten Bildern, die einen nicht kalt lassen.
https://www.youtube.com/watch?v=xwP2c-FR5gg
Locker flockige Gangster-Seelenbild-Studie mit einigem Witz, brutalen Ausfällen und einem verschwenderisch guten Cast.
Nach dem charmant-kruden BRÜGGE SEHEN UND... STERBEN? war McDonaghs dritte Regiearbeit Pflichtprogramm. Meine Erwartungen waren dennoch relativ moderat.
Gepunktet hat die schwarze Komödie bei mir vornehmlich durch meine Lieblinge Sam Rockwell, Woody Harrelson und Christopher Walken, deren Visagen ich einfach zu gerne sehe.
Auch die brutal-schrägen Morde kombiniert mit dem hilflosen Witz des chronisch alkohophilen Protagonisten(Augenbrauenmodel: Colin Farrell) machten Spaß, zumal 7 PSYCHOS gerade gegen Ende eine sehr nihilistische und sarkastische Note an den Tag legt.
Die Film-im-Film-Story war für meinen Geschmack etwas zu durchgenudelt und hätte man sich irgendwie auch sparen können und mit der überbordenden Anzahl fantastischer oder einfach nur bekannter Schauspieler sicher fünf bis sechs andere Filme ausstatten können. Frage mich dann immer, warum jede kleine Nebenrolle - wie der Sekundeneinsatz von Michael Pitt am Anfang, oder der olle Hungerhaken Olga Kurylenko - mit irgend einer bekannten Hackfresse ausgestattet sein muss, aber naja.
Alles umschließend kann man dem Film aber keine großen Mängel vorhalten, gutes Tempo, derbe Komik und eine halbwegs kreative Geschichte geleitet den Zuschauer zu einem kreativen und unterhaltsamen Filmabend, der nicht ganz so gewöhnlichen Art.
Frisch, naiv und herrlich unkonventioneller Roadtrip durch Europa.
Alex van Warmerdam spielt sicherlich bewusst mit Titel und Anfang des Films, die den Zuschauer ins Hexenhäuschen zu locken vermögen, dabei wird man weder in den Ofen gestoßen, noch darf man am Lebkuchen nagen..
Vielmehr findet man sich schnell in einem durchaus schrägen Trip der niederländischen Geschwister Marie und Jacob wieder. Die als der Pubertät schon lange entwachsene Erwachsene im Wald Europa ausgesetzt wurden, um in dunklem Baumdickicht ein leuchtendes Licht zu entdecken, das zwingend sexuell ist. Anschließend geht es mit viel unbewusst krimineller Energie über die Pyrenäen bis in den wohlhabenden Schoß eines medizinischen Hexers und endet in den staubigen Italowestern-Ruine in Almeria.
Alles schauspielerisch sehr passabel abgerundet und nur hier und da mit dramaturgischen Tälern. Dafür mit sinnig-würzigem Humor abgeschmeckt, von dessen Unreife man sich nicht pikiert zeigen sollte.
Prähistorischer Dadaismus. Statisch tänzelnde Form- und Strichelemente auf schwarzem Grund.
Weniger inspirierender Kurzstummfilm aus Schweden, der sich mit animierten und sich ständig verändernden anti-geometrischen Gebilden beschäftigt. Mir persönlich fehlt wie so oft in solchen Frühwerken einfach die Musik. Sie gibt dem Ganzen eine andere Dynamik, eine Dreidimensionalität, wie man auch in der veränderten Fassung von 2006 sieht , die von Olga Neuwirth eine musikalische Untermalung erhielt.
Ich bewerte aber selbstverständlich die Urfassung.
original:
https://www.youtube.com/watch?v=uc5qPMSVixQ&x-yt-ts=1421914688&x-yt-cl=84503534
erweitert:
https://www.youtube.com/watch?v=MtBjFv46XLQ
IWANS KINDHEIT ist autistisches hochtrabendes Propagandakino für die intellektuelle Selbstbesamung, die weniger auf dem Bauch landet, sondern eher bis auf den Kopf spritzt und dabei als solche geschluckt werden darf, oder doch einfach nur der holprig-unausgereifte Start eines großen Regisseurs?
Als ich die von BigDi empfohlene Tarkovsky-Box nach Jahren endlich mal von ihrem edlen Staubkostüm befreite, um die nackt-schillernde runde Unschuld mit dem Loch in der Mitte in den elektobetriebenen Entjungferungsapparat mit der Aufschrift Toshiba zu schieben, hätte es mir schon klar sein müssen: ich der rudymentere Prolet und Tarkovsky des Kinos Hochsinn passen auf ewig und drei Tage nicht wirklich zusammen.
Bei seinem Debütlangfilm ist dieses Gefühl der geistigen Distanz enorm. Dabei weiß seine Bildkomposition teilweise wirklich grandios zu donnern: wie die hell-dunkel Changierung der Szenerie, die ihren Höhepunkt im dichten Polka der Birkenstämme findet,. Oder die Apfelstraße, welche sich schlingernd und in unfreiwilliger Leichtmütigkeit dem Horizont entgegen wirft und vor dem sich die Rösser in hungriger Ehrfurcht brav verbeugen.
Doch blieb IWANS KINDHEIT, wie oben schon angerissen, für mich ein cineastischer Autist. Ein emotionsloses kaltes Stück Filmrolle. Ein Taubstummer dem beide Hände abgehackt wurden und der mir unbedingt etwas sagen müsste, es aber nicht kann oder will, letzten Endes bin ich all das vielleicht auch.
Was unter dem Strich bleibt, sind ein paar sehr gelungene Bilder und vieles im Erzählstil, was mir persönlich überhaupt nichts gab außer unangenehme Langeweile und eine verschlossene Distanz, doch diese geheimen Fantasien kann ich auch mit meiner Sexualpartnerin ausleben, wenn ich möchte.
Schrullig lässiger Seventies-Streifen, der im nebulösen Storygemenge nicht nach dem roten Faden fischt, sondern vielmehr für jeden einzelnen Moment lebt und mit kruder Hippie-Komik und authentischem Flair zu überzeugen und unterhalten versteht, ein Wermutstropfen ist allerdings die strickte Vernachlässigung der Figurentiefe.
INHERENT VICE atmet mit der Figur des "Doc" Sportello nicht nur den Geist seines gedanklichen Vaters, des Dudes, nein er inhaliert ihn in tiefen Zügen, wenn auch nicht formvollendet.
Auch die Story trägt unwahrscheinlich viele Elemente des legendären THE BIG LEBOWSKI aus der Feder der Coen-Bruderschaft. Dass Paul Thomas Anderson so unverhohlen diesem Idol des latenten Anarchismus filmisch huldigt, dürfte so einigen Dudismus-Fanatikern den Teppich hochgehen lassen und die Bowlingkugel zum schwingen bringen, doch mich störte es nicht sonderlich, zumal der Stil und die handwerklichen Elemente ein hohes Niveau wahrten.
Denn wenn man sich bei Anderson auf eines verlassen kann, dann ist es die authentische Umsetzung von Zeitgeist-Feeling, hier stimmte fast alles, auch wenn da und dort scharf an Grenzen des Klischees gearbeitet wurde.
Die Darbietung von Joaquin Phoenix als "Doc" Sportello war über weite Strecken überdurchschnittlich und mimisch auch ab und an beeindruckend, doch ließ die festgefahrene Rolle des kiffenden und verpeilten Hippies ihm nur begrenzten Spielraum.
Dieses Schicksal teilten er mit fast allen der auftauchenden Figuren. Bis auf die etwas vielschichtigere Rolle des Bigfoot Bjornsen (tiptop: Josh Brolin) erschienen die meisten anderen Figuren nur als schlichte und flache Pappaufsteller, die kurz mal ihre zwei drei Textpassagen ablassen durften, um für Verwirrung zu sorgen.
Und dennoch ging ich mit einem wirklich guten Gefühl aus dem Kino, nicht zuletzt wegen des (wieder mal) grandios passenden Soundgemenges aus CAN, japanischem Oldiepop, Funk und Soul, Neil Young sowie Johnny Greenwoods eigenartig-groovigem Musikbeitrag.
Mein Fazit fällt unterm Strich ohne Unbehagen wirklich positiv aus. Wenn man mit eigenwilligem Humor und Situationskomik was anfangen kann und auch nicht versessen auf geniale Plotergüsse ist, sondern einfach schwelgend im Moment verharren will, um den Zeitgeist der 70er aufzusaugen, dürfte über die natürlichen Mängel, die dieser Film ohne Scheu hat, schmunzelnd hinweg sehen.
Kreativer Body-Weapon-Anime mit ordentlicher Schlitz,- Quetsch- und Schussaction.
Im bunten Mantel der Spätachtziger erschuf Hiroyuki Yokoyama unbemerkt und im großen, absorbierenden Schatten des AKIRA einen - wie ich finde - zu unrecht so unbekannten Streifen namens BAOH.
Im Stile der berüchtigten Einheit 721, die sich im Zweiten Weltkrieg mit Hilfe von Menschenversuchen in geradezu fanatischer Hingabe um neue biologische Waffenentwicklungen für Japan bemühten, will ein Wissenschaftler(gespielt vom Breaking Bad Hauptcharakter) Menschen an sich durch genetische Veränderungen zu handzahmen Biowaffen auf zwei Beinen schaffen, was oh Wunder, nicht ganz glatt geht.
Im Vergleich zu ähnlich ausgelutschten Themenfilmen wie BIOHUNTER wird sich aber nicht auf die bloße Idee der fantasievollen Mutationsorgien ausgeruht, sondern Yokoyama malt Akteure und auch die Geschichte etwas differenzierter aus. Wir bekommen wunderbar gezeichnete Charaktere geboten, die allesamt irgendwie Stil haben, obschon so manches aus TERMINATOR oder CONAN abgekupfert scheint.
Unterlegt ist das Ganze mit einem zeitgenössischen Discorock-Sound und fertig ist eine Retro-Torte, die mir zum größten Teil gut gemundet hat. Wer also auf nostalgische, gewalttätige Animes steht, bekommt hier einen von der Palme gewedelt.
https://www.youtube.com/watch?v=rCVw8Z_t7C8
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Gitarren-Defrib i llator für Tyler__Durden
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Yoshishige Yoshidas legendär-sperriges Monument der japanischen Nouvelle Vague ist eine in fulminant-progressive Bildartikulation getauchte, anstrengende Biografie über den Anarchisten Ōsugi Sakae. In dieser bekommen wir durch gekonnte Zeit-Raum-Changierungen gezeigt, welch großes Potenzial in Film steckt, wenn man es nur auszuschöpfen versteht.
Dabei spinnt EROS PLUS MASSACRE zwei Fäden: einen roten Faden, der sich direkt mit Sakae beschäftigt und zur Taishō-Zeit(1912-1926), also der Vergangenheit, spielt. Dieser behandelt fast ausschließlich seinen Versuch der politisierten Polygamie, gepaart mit dem Gedanken der freien Liebe und Unabhängigkeit aller Partner zueinander. So will er mit seiner Frau und zwei radikal-feministischen Journalistinnen ein gesellschaftsverändernde Vierecksbeziehung realisieren. Dabei zeigt Yoshida in ausufernden und teils anstrengenden Dialog-Szenen das Scheitern idealistischer Denkansätze in der kleinsten Einheit des Staates, der Familie durch den (niederen) archaischen Beweggrund der Eifersucht.
Dazu fließt ein schwarzer Faden mit durch den Film, welcher in der Gegenwart ansetzt und um einiges verspielter, frischer und surrealer scheint. In ihm spielt die junge Studentin Eiko die Hauptrolle(meine neue Liebe: Toshiko Ii ♥), sie recherchiert über eben diesen Anarchosyndikalismus um Ōsugi Sakae und scheint, diese Grundsätze in Sachen freie Liebe ebenso zu vertreten. Dabei interviewt sie auch die Tochter von Itō Noe(Mariko Okada), einer der zwei militant-feministischen Journalistinnen, mit denen Sakae "verkehrt". Und somit beginnt der Film.
Das spezielle an diesem Film ist zum einen sein unkontrolliertes Wechselspiel der Zeitfäden. Yoshida lässt anfangs noch recht gleichmäßig zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechseln, aber vermischt mischt ab dem Mittelteil plötzlich die Ebenen, beziehungsweise lässt sie komplett ineinander übergehen und sich wieder lösen, damit hebelt er zumindest kurzfristig ganz im Stile des Surrealismus die Kausalität der Geschichte aus.
Der zweite wichtige Punkt ist die außergewöhnliche, exzellente Kameraarbeit von Motokichi Hasegawa. Wie in Yoshidas Filmen üblich, haben wir auch hier ein Füllhorn an genialen Schwenks, Spiegelungsaufnahmen und Fragmentierungen des natürlichen Bildes. Außerdem ist die Kamera auffällig destruktiv, sie scheint sich fast nicht für die Protagonisten zu interessieren. Diese wiederum positionieren sich aktiv ins Bild hinein und wieder hinaus, während die Kamera starr bleibt. All dies führ zu einer kruden Verzerrung einzelner Szenen, gibt EROS PLUS MASSACRE eine kraftvolle Tiefe und tragt als Fundament dazu bei das der Film zu einer experimentell angehauchten Begegnungsstätte von Vergangenheit und Gegenwart wird. Toshi Ichiyanagi rundet mit seinem Sound-Hybrid aus traditioneller japanischer Musik und strammen psychedelischen Avandgardestücken die Bilder zusätzlich ab und unterstützt deren Intensität.
Zu bemängeln habe ich die zu lang geratenen Sequenzen um die Viererbeziehung und deren fast schon romanzenartige Darstellung, die ich überspitzt gesagt so auch bei Rosamunde Pilcher erwarten würde, stattdessen hätte ich mir mehr gesamtpolitische Zusammenhänge gewünscht.
Abschließend kann ich dennoch sagen, dass der Film trotz seines langen Schattens fast voll meine Erwartungen erfüllen konnte. Uneingeschränkt empfehlen kann ich EROS PLUS MASSACRE allen, die Film als Kunstform in ihrer Vielschichtigkeit sehen wollen.
Der Abschluss der "Identitäts-Trilogie" ist pures stringentes Dekonstruieren von Realität. Realität wird zu einem austauschbaren Füllwort des eigenen Erlebens und zum abspringenden Beifahrer auf der intensiven Reise zu seinen inneren Ängsten. Das Lenkrad ist eine einzige Lüge, eine lächerliche Illusion, die selbstgefällig suggerieren, man habe die Kontrolle, dabei überschlägt man sich längst mit seinem Bewusstsein. Du versuchst noch hektisch einen der vielen Sicherheitsgurte anzulegen, doch keiner passt. Du spürst wie dein Bewusstsein abrupt und unvermittelt zum Stehen kommt und auf dem Hindernis der zwanghaften Erkenntnissuche krachend zerschellt, dein Körper bleibt zermalmt zurück, während dein Schädel abgetrennt weiter fliegt und du im Augenwinkel noch das zertrümmerte und brennende Wrack siehst, aus welchem dir dein zerquetschter kopfloser Körper ein letztes mal anerkennend und irgendwie euphorisiert zuwinkt. Dein Kopf knallt nach exakt 47 Metern an das Schild mit der Aufschrift: A X X ° N und musst leicht schmunzelt, bevor dein Hirn zerspringt. Nachdem du ein letztes mal deine Augen öffnest siehst du plötzlich, dass du immer noch in deinem Wagen sitzt, den Motor noch nicht angemacht hast und steigst paralysiert, aber glücklich aus, da du froh bist den eigen-komponierten Albtraum entkommen zu sein. Dann tritt ein menschengroßer Hase in Kleidung an dich heran schüttelt dir die schweiß-nasse Hand und sagt:
"Hey Lady, Sie sterben." Dann: Konservenapplaus.
INLAND EMPIRE war früher mein Erzfeind, eine Wichsvorlage für Intellektuelle, die sich unbedingt in pseodo-interpretativen Ejakulationen und denen sich anschließenden elloquenten Ergüssen darüber geil machen, da sie im realen Leben keinen hoch kriegen und zudem, oder deswegen, chronisch untervögelt, sowie impotent sein müssen. Ich als Kind des geistigen Proletariats strafte David Lynchs unzugänglichen Kunst-Spasmen mit einer 4.0er-Bewertung ab. Meine Überlegung war anno dazumal: so einen Film kann doch jeder drehen. Ich schreibe dir ein Drehbuch, mit zwei-drei Handlungssträngen, nimm mir ne Schere, zerschneide alles und setze es – ganz nach William S. Burroughs'„cut-up“-Technik - wieder zusammen und fertig ist ein fieses, mystisches und unlösbares Werk, was die Kritiker und Intellektuellen als geniales Meisterwerk der kryptischen Erzählstruktur rühmen und alle die den Film nicht verstehen als Idioten da stehen lässt.
Und vielleicht hat Lynch genau das so gewollt, doch seit ich mit ERASERHEAD endlich Zugang zu ihm fand und damit womöglich auch zu mir selbst, begann ich die Beiträge anders wahrnehmen zu können und so öffnete sich – ohne dass ich gezwungene Dechiffrierung betrieb - ein Schloss nach dem anderen, sowie auch das INLAND EMIPRE, mein Inland Empire. Und für diese Schlüssel zu einer anderen Sicht auf Kino und dessen Interaktion mit mir bin ich David Lynch aufrichtig dankbar.
Hier ist der Stil noch mal um einiges radikaler, konsequenter, als in den beiden thematisch verwandten Filmen und auch die übergroße und tiefgreifende Darbietung der Laura Dern trägt dazu maßgebend bei. Das Entrücken von Realität, das Okkupieren und Umkonutieren von Emotionen und Handlungsmustern, von Sprache und natürlich Raum und Zeit, sowie innerfilmische Fiktion als Realität, die durch den Film-im-Film-Elemente bestärkt und unterstützt werden. Die Scheinwelt, die Traumwelt, die reale Welt. Alles ein manipulatives Missverständnis, ein aneinander vorbei reden, eine unsichere Lüge. Es ist das Spiel damit, der Reiz sich nie sicher sein zu können. Da im Grunde alles subjektive, eigene Empfindungen sind, die nicht mal wir selbst kennen.
Dennoch wird INLAND EMPIRE nie ein 10er-Film, egal wie oft ich ihn schauen werde. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich selbst auch nicht vollends liebe. Auch gibt es wirklich schleppende Längen in Teilen des Films, die mir eine wirkliche hohe Bewertung verweigert, zumal wir die musikalische Untermalung nicht so zusagte, wie ich es gewohnt bin.
Eine Empfehlung gebe ich für den Film niemandem und... allen. Jeder muss selbst wissen, ober er in sich blicken will, egal was dort lauert und kauert. Den Lynch zeigt nicht nur das innerliche Königreich eines Filmsets, sondern vornehmlich, das eigene.
Ein ungesüßtes Magenbitter irgendwo zwischen dem stupiden Blödelklassiker FLODDERS und der dramatisch-tristen Bosheit eines EX DRUMMER. Zunächst wärmt es einen mit seinem überzeichneten Humor, nur um im Verlauf des Films schmerzhaft-sauer aufzustoßen.
Bis jetzt hat mich das belgische Kino nie im Stich gelassen, wenn es um eigenwillige Filmkonzepte ging und dies hat sich auch nach der Sichtung dieses Werks auch nicht geändert. Belgien bleibt ein Garant für außergewöhnliches Kino.
DIE BESCHISSENHEIT DER DINGE macht hier keine Ausnahme, denn die Verfilmung der biografischen Romanvorlage des Benelux-Bestsellers von Dimitri Verhulst zeigt uns seine Kindheit und ausschnitthaft den Erwachsenen, der aus der Kindheit geformt wurde. Eine Kindheit die ihn zwischen falschen Vorbildern aber auch familiärer Wärme und Geschlossenheit aufwachsen lässt. Er lebt mit seinem alkoholkranken Vater und den ebenso abhängigen drei Onkeln im Haus seiner Oma, die versucht zu retten, was noch an Normalität zu retten ist.
Dabei gelingt Felix Van Greoningen sowohl die humoreske Überzeichnung der provinziellen Proletenfamilie, mit all ihren übertriebenen Saufgelagen und asozialen Verhaltensmustern, als auch die traurige und ausweglose Situation, die auf das Kind in solchen kaputten Familien Einfluss nehmen. Ich empfand die Darstellungen nie als bloßstellend, um hämische Lacher zu sammeln, sondern wer ein wenig Feingefühl hat, dem bleibt das Lachen zunehmend im Zwerchfell stecken.
Empfehlenswert ist eine Sichtung für all jene, die unkonventionelle Filme mit einer Mischung aus sinnloser Derbheit und subtiler Gefühlsfandung îhr Eigen nennen, für mich jedenfalls eine Bereicherung.