marco.lentini.16 - Kommentare
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Alle Kommentare von marco.lentini.16
Slogan ist ein Liebesdrama mit Serge Gainsbourg und Jane Birkin. Regie führte Pierre Grimblat, der mit diesem Titel auch seinen eigenen Liebeskummer verarbeiten wollte. Allerdings hätte der Herzensbrecher aus der Werbebude wohl besser als Titel gepaßt, na ja ...
Story: Serge Fabergé (Serge Gainsbourg) ist ein richtiger Charmeur und Schwerenöter, der bei Frauen nichts anbrennen läßt. Als Werbeproduzent und Regisseur hat er einen schönen Preis für seine kreative Arbeit gewonnen, was ihn anspornt im Business voranzukommen. Während seines Aufenthalts in Venedig verliebt er sich in die junge Schönheit Evelyne Nicholson (Jane Birkin), doch die Liebe auf den ersten Blick hat auch seine Tücken, was der Affären erfahrene Casanova am eigenen Leib erfahren muß und vor der Entscheidung Ehefrau oder Affäre steht.
Warum oder wie kommt man zu Slogan? Entweder weil man auf dem Trödelmarkt günstig eine Kiste mit DVDs erworben hat, wo dieser Titel mit dabei war, oder aber bewusst, da man wissen wollte, wie ein Film mit Serge Gainsbourg und Jane Birkin zusammen aussieht, nach dem man den Skandalsong "Je t’aime… moi non plus" hörte, der im TV nicht gespielt werden durfte, aber millionenfach über den Ladentisch ging und man so weltweit in den Genuss kam, wie Jane Birkin einen erotisch ins Ohr stöhnte und hauchte.
Und dann war da natürlich noch Der Swimmingpool (1969) und 7 Tote in den Augen der Katze (1973) an die man sich erinnert. All dieses, tatsächlich Grund genug, da der Film sonst eher subtil daherkommt.
Kurz vor den 70er ... Schön unbefangen wie Serge Gainsbourg in der Rolle von Serge Fabergé stets eine Gauloises am Qualmen ist, die Frau noch als Objekt der lüsternen Begierde sein durfte, man in Venedig mit einem kleinen Motorboot voller Speed durch die Kanäle düsen konnte usw. Da wundert es nicht, das die 70er genau darauf noch eins drauf setzten.
Besonders muß man auch hier mal wieder die Inneneinrichtung dieses Jahrzehntes hervorheben. Freunde, das Büro und der fette transparente Telefonhörer, wtf, wie geil war das denn bitte?! So ne Bude im futuristischen Stil der 70er mit dem ganzen Plexiglas hat das gewisse Etwas. Der Nostalgiker wird also auch hier wieder auf seine Kosten kommen.
Wie schaut es mit der knisternden Erotik aus? Jane Birkin leicht freizügig, aber die erhoffte Nacktheit war dann doch nicht auf dem Schirm. Stattdessen viele Turteltuben Allüren klischeehaft zum Ausdruck gebracht.
Schauspielerisch ist es zweifellos, dass Serge Gainsbourg und Jane Birkin den Film tragen und interessant machen. Jane Birkin durch ihre Schönheit und die Rolle einer leicht psychisch instabilen Heranwachsenden und Serge Gainsbourg als routinierter Casanova und Herzensbrecher auf Egotrip. Die anderen Damen waren aber auch nett anzuschauen. Hat funktioniert.
Die Idee mit den Werbefilm Sequenzen empfand ich als erfrischend. Gerade, weil Slogan auch einige Längen besitzt und an der Konzentration zerrt.
Fazit: Ein Film, wie aus einem Groschenroman zusammengeschustert. Wenn man aber mal Lust auf ein Liebesdrama hat, kann man einen Blick riskieren. Als Serge Gainsbourg und Jane Birkin Fans wird man ihn mögen. Bewertung: 5,5/10 Punkte.
The Reckoning zu Deutsch, die Abrechnung ist ein Historiendrama mit leichten Mystery-Elementen. Regie führte Neil Marshall der auch Filme wie The Descent - Abgrund des Grauens (2005) und Doomsday - Tag der Rache (2008) in seiner Filmografie zu stehen hat. The Reckoning brachte auf verschiedensten Filmfestivals ganze 42 Auszeichnungen und Gewinne ein, was für ein Independent Film ordentlich ist.
Story: 1665 in Nordengland, es herrscht Armut und die große Pest, die sich immer weiter ausbreitet. Grace Haverstock (Charlotte Kirk) hat ihren Ehemann Joseph Haverstock (Joe Anderson) an ihr verloren. Dieses ermutigt Großgrundbesitzer Squire Pendleton (Steven Waddington) ihr an die Wäsche gehen zu wollen, was sie ihn verwehrt. Aus Rache dafür klagt er sie bei der Inquisition an, wo sie sich beim Hexenjäger und Richter John Moorcroft (Sean Pertwee) unter härtester Folter als unschuldig beweisen muß neben diabolischen Visionen ...
The Reckoning ist ein zweischneidiges Schwert, aber gleich zu Beginn muß man sagen, dass Neil Marshall sein Werk für ein Independent Film schon ordentlich intensiv ist und man teils auf emotionaler Ebene berührt wird. Das dieses aufgrund psychologischer Filmtricks geschieht ist logisch, aber dennoch, im Ergebnis ziemlich wirkend und definitiv intensiver als bei so manch anderen Hexenfolter Filmchen.
Denkt man an Hexenfolter, wird man natürlich sofort auch an Hexen bis aufs Blut gequält oder auch bekannt als Mark of the Devil (1970), Hexen geschändet und zu Tode gequält (1973), Inquisition (1978) oder Die Hexenjagd (1979) denken, wo diese historischen Folterfilme in der Exploitation Kategorie gut Kasse machten. Da ist es schon ein wenig skurril, einen modernen Vertreter wie The Reckoning zu sehen, der auf ganz eigene Art an die historische Thematik geht.
Von der Optik und den gesamten Bildern schaut der Film sehr gut aus und man sieht auch, dass hier Wert auf Politur gelegt wurde, was natürlich die Hexenfolter Klassiker aus den 70er mit diesem hier unterscheidet. Ähnlich also wie bei Die Passion Christi (2004) im Vergleich mit Franco Zeffirellis Jesus von Nazareth (1977).
Die Gewalt und Härte findet meist offscreen statt, doch für eine FSK 16 ist der Streifen schon ziemlich derb. Die Auspeitschung mit einer Art Stäupenpeitsche am Pranger oder eine Birne der Qual in der Yoni usw. kamen recht intensiv für eine solche Jugendfreigabe.
Die Geschichte mit Charlotte Kirk und die Sache mit der Authentizität ... Okay, es ist schon auffällig, dass eine der Art schick zurechtgemachte Modeldame mit hübschem Make-up, top Figur und sexy Gesamterscheinung nach all der Folter immer noch so aussieht, geschweige erst zu dieser Zeit überhaupt gegeben hat. Aber es waren auch die anderen Herrschaften und selbst die Ratten, die irgendwie zu sauber poliert daher kamen im Kontext zu der Zeit wo die Geschichte spielt. Aber ich denke, gerade die Sex- und Nacktszenen mit Charlotte Kirk lassen da drüber hinwegsehen.
Aber auch andere Dinge sind historisch nicht ganz korrekt. Die Schnabelmasken vom Pestdoktor sahen zwar cool aus, doch in Nordengland eher untypisch, da diese in Italien gebrauch fanden.
Der Mystery Einfluss mit den Visionen samt dem Teufel waren optisch in Ordnung und nettes Beiwerk, was aber nicht zwingend notwendig gewesen wäre. Die Inspiration dürfte bei Boris Vallejo seinem Vampire's Kiss liegen, was natürlich cool war mal in einem Film zusehen, was dieses fantastische Motiv lebendig werden ließ.
Fazit: Ich denke, man sollte nicht zu streng in der Wertung sein. Für einen Independent Film, der nie für eine große Leinwand konzipiert war und in Anbetracht des schwierigen Themas, ist The Reckoning solide und interessant umgesetzt worden. Habe mich unterhalten gefühlt. Bewertung: 6,5/10 Punkte.
The Deep House ist ein zeitgenössischer Geisterhorror, der versuchte neue Wege zu gehen. Regie führten Alexandre Bustillo und Julien Maury. Die Namen sollten bekannt sein und man wird sofort an die französische Terrorwelle denken, sobald der Name Inside (2007) fällt. Aber auch Livid (2011) und Leatherface (2017) sollten bekannt sein. So freut man sich doch besonders, was das neuste Werk so zu bieten hat. Einen neuen Vertreter der Terrorwelle schon mal nicht ...
Story: Ben (James Jagger) und Tina (Camille Rowe) sind leidenschaftliche Urban Explorer und jagen von Lost Place zu Lost Place, der große Traum, mit dem Onlineblog Karriere zu machen und so sucht man immer verrücktere Spukhäuser, die zuvor noch keiner erkundet hatte. Nach einem Reinfall lernten sie Pierre (Eric Savin) kennen, der einen Geheimtipp hat. Ein altes Herrenhaus auf dem Grund eines Sees, wo paranormale Aktivitäten erst der Anfang sind ...
Applaus! Das war doch mal ein Geisterhorror, den man als innovativ bezeichnen kann. Die Idee, eine Geistervilla mit all seiner diabolischen Thematik unter Wasser, richtig gehört komplett unter Wasser zu behandeln ist definitiv mal was Neues, vor allem in der Ausprägung. Die Filmkulissen sehen nämlich absolut authentisch aus. Besonders die Divergenz zwischen modernster Technik und bestes Taucher Equipment zum alten Interieur des Herrenhauses aus längst vergessenen Zeiten hatte seine Reize. Gleichauf mit der beklemmenden thalassophobischen Atmosphäre, die durch die paranormalen Gegebenheiten noch um einiges verstärkt wurde. Diese Gegensätze, die dann auch im Lichtspiel umgesetzt wurden, sorgen für die Atmosphäre. Die Ideen waren wirklich gut, sodass der Spannungsbogen gut aufrechterhalten wurde.
Etwas dünner hingegen war der Strang mit der Herrenhausfamilie der Montégnacs. Hier hätte ich mir etwas mehr Hintergründe gewünscht und wie es zu den okkultistischen Praktiken kam und zu welchem Zweck usw. wie es hier war, war es mir zu unoriginell und tatsächlich auch leicht vorhersehbar.
Von den Effekten setzte man hier auf klassische Jump-Scares, wie man sie beim Haunted-House Horror kennt. Funktionierte und paßte zu der Stimmung und düsteren klaustrophobischen unter Wasser Atmosphäre.
Fazit: Inhaltlich zwar leider nicht sehr tief, aber von der Idee durchaus gelungen. Schöner Grusler, der mal optisch was anderes bietet. Konnte unterhalten. Bewertung: 6,5/10 Punkte.
It Came from the Desert ist eine Tierhorror-Komödie und Hommage an das gleichnamige Amiga Videospiel aus dem Jahr 1989. Regie führte Marko Mäkilaakso, der für ein B-Movie dieser Art ein vernünftiges Budget zur Verfügung hatte, was man dem Film am Ende dann auch ansieht.
Story: Die Freunde Brian (Harry Lister Smith), Lisa (Vanessa Grasse) und Lukas (Alex Mills) sind große Fans der Eradicator Filme und lieben zudem Motocross. Lukas ist in seiner Liga Champion mit seiner Maschine und so kommt es zu einer Wüstenparty, wo nicht nur die Eradicator Stars anwesend sind, sondern auch schon bald große krabbelnde Gäste aus einer geheimen militärischen Forschungsstation, die man nahe dem Festival fand. Rettet den Alkohol...Alc-Ameisen im Anmarsch!
Was mit Formicula (1954) als Schrecken der mit Ernsthaftigkeit angeboten wurde anfing, endete 2017 mit It Came from the Desert als alberner Komödien Schrott, der das Tierhorrorgenre zum negativen infiltriert. So würde sich wohl ein Anachronist zu äußern und bedingt könnte ich das nachvollziehen. Denn die Frage wäre, was wäre, wenn It Came from the Desert auf die Komödie verzichtet hätte? Wäre so nicht mehr Platz für Atmosphäre und Spannung gewesen? Na ja, man entschied sich halt ein breiteres Publikum anzusprechen.
So macht der Film hier eigentlich alles falsch, was man falsch hätte machen können. Auch wenn ich das Videospiel nicht kenne, da ich eher mit dem C64 aufgewachsen bin, soll der Film so gut wie nichts mit dem Videospiel zu tun haben. Die Ameisen CGI hätte Asylum wohl auch besser hinbekommen und von den vielen Logiklöchern und Oberflächlichkeiten sollte man erst gar nicht reden. Die Sharknado Reihe wirkt dagegen wie ein kostbarer Juwel!
Aber trotzdem hat It Came from the Desert seine Momente, die einen veranlassen nicht abzuschalten. Dazu gehört die Idee mit einer geheimen militärischen Forschungsstation in der Wüste, die durch Panspermie mittels Meteoriten mit extraterrestrischer DNA experimentierten. Allein daraus hätte man eine Art von Alien 2 Spirit und Atmosphäre aufbauen können, wenn man auf die Komödie verzichtet hätte. Potenzial war da. Stadtessen bekommen wir alkoholabhängige und Bier saufende Riesenameisen zu sehen. Sorry leider lächerlich!
Ebenfalls gut war der 80er Charme der gut funktioniert hatte. Auch zur zweiten Hälfte haben mir die grell leuchtenden Farben an den Nestern gefallen, die eine gewisse Atmosphäre ausstrahlten. Die Actionszenen, die hier besonders im Bereich des Motocrosses lagen, waren auch okay. Zu guter Letzt kann man noch Vanessa Grasse in der Rolle von Lisa nennen, die recht ansehnlich war.
Fazit: Wer eine schickes und vor allem ernsthaftes und reines Creature Feature Tierhorror Filmchen sich erhofft, wird böse enttäuscht sein. Auch Gore oder Ekel-Effekte gibt es nicht, da man es hier lediglich mit einer albernen Komödie zu tun hat. Wer genau so etwas mag, wird auf seine Kosten kommen. Bewertung: 3,5 / 10 Punkte.
Liebe im Raumschiff Venus oder Cinderella 2000 ist eine Science-Fiction Erotikkomödie mit einer ordentlichen Portion Sexploitation Trash! Regie führte Al Adamson, der ja bekannt für seine spaßigen B-Movies ist.
Story: Wir schreiben das Jahr 2047, wo der mächtige Controller (Erwin Fuller) mit seinen treuen Gesetzeshütern und Roscoe seinen Vollstreckungs-Roboter totalitär über die Bevölkerung herrscht. Sein Ziel, die Prüderie ans Endziel zu bringen, da freier Sex und freie Liebe das größte Übel ist. Leidenschaftlicher Sex ist so gut wie verboten. Das gefällt Cindy (Catharine Burgess) und einigen anderen lüsternen Mädels gar nicht, sodass es Zeit für Protest und "We All Need Love" wird...
Cinderella aka Aschenputtel in der sexy Erwachsenen Version? Oder doch eher eine dystopische Warnung im guten alten orwellschen Kontext? Nun ja, vielleicht eine Mischung aus beidem. Fakt ist, manches sollte man auch nicht zu ernst nehmen und sich einfach an dem TRASH erfreuen, der hier nicht nur schön nostalgisch, sondern auch wirklich quietschig bunt und schrill daherkommt. Einfach herrlich, die 70er ...
Das futuristische Interieur, die Filmkulisse in kontrastreichen Farben und mit typischen Design-Elementen (Minimalismus) schaffen es mühelos und ganz von alleine eine trashige Atmosphäre aufzubauen. Dazu noch der völlige bekloppte schrill klingende und rum tänzelnde Roboter, ein paar hübsche nackte Damen und spaciege Pieptöne und der Spaß ist perfekt!
Manchmal fragt man sich, wie man auf so manch Idee kommt. Beispiel: Zu Bestrafung für zu viel Sex wird man in die Reduktionskammer gesteckt, wo man dann nackig auf einem Tisch liegt und durch Bestrahlung auf Barbie Puppen Größe schrumpft. Oder dass sexuelle Praktiken wie Doggystyle oder Griechisch unerwünscht sind und lediglich Missionarsstellung vollzogen werden darf unter der Voraussetzung, dass dabei Kindermusik mit lauten Furz Geräuschen als Lustkiller gespielt wird. This is fucking weird! What is with we all need Love?
Und damit sind wir bei den Gesang und Tanzeinlagen, die in klassischer Manier wie bei Aschenputtel auch nicht fehlen dürfen. Selbstverständlich darf auch hier der Kostüm-Trash nicht fehlen und so verwundert es nicht, wenn im Märchenwald lustige Tierkostüme umhertänzeln. Insgesamt ziemlich unterirdisch, aber hey, das ist eben kitschiger Trash.
Schauspielerisch bewegte man sich auf typischen B-Movie Niveau. Sherri Coyle in der Rolle von Jill, aber auch die anderen Damen waren zumindest ansehnlich.
Von der erotischen Darstellung her ist die Botschaft zwar schön und würde auch gut in unsere Gegenwart passen, die auch irgendwie immer verklemmter und prüder wird, aber für einen 70er Streifen hält sich der Film ziemlich zurück und setzt dann eher auf Komödie.
Wer was mit Filme wie Barbarella (1969), Ach jodel mir noch einen (1974), Star Virgin (1979), Galaxina (1980), Femalien (1996) oder gar Sexcalibur (2000) was anfangen konnte, der kann auch hier bei Cinderella 2000 (1977) einen Blick riskieren. „We All Need Love“!
Fazit: Seichte Softerotik Kost mit schön trashiger Atmosphäre für Liebhaber der 70er Jahre Nostalgie. Kurzweilig und amüsant. Bewertung: 6/10 Punkte.
Plank Face ist ein härterer Psycho-Horror mit einer Kannibalenfamilie. Regie führte Scott Schirmer der im Independentbereich Filme wie Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller (2012) und Harvest Lake (2016) gedreht hat. Wer die Arbeit von Schirmer kennt wird dann auch wissen, dass es etwas kontroverser und härter zur Sache gehen kann.
Story: Max (Nathan Barrett) ist mit seiner Freundin Stacey (Ellie Church) auf Wander und Camping Tour in den tiefen Wäldern unterwegs. Es dauert jedoch nicht lange und die beiden geraten in ernste und bedrohliche Schwierigkeiten. Doch was Max durch eine Kannibalenfamilie noch bevorsteht, läßt am Verstand zweifeln ...
Wow...! Das ist doch mal ein Filmchen, was definitiv nicht von der Stange kommt und so durchaus thematisch interessant ist.
Was anfängt wie ein typischer Backwood Slasher, entwickelt sich ganz schnell zu einem richtigen Psycho-Horror, der es in sich hat. Was auf dem ersten Blick bekannt und billig wirken mag, zeigt sich bei genauerem Hinsehen nämlich als durchdacht und zum Nachdenken anregend.
Die Inspiration ist natürlich auch hier von der realen Sawney Bean Familie entnommen, die in Schottland im 15. Jahrhundert ihr Unwesen trieb und bis heute zu der bekanntesten Kannibalen Familie zählt. Doch Plank Face geht tiefer als beispielsweise Wrong Turn und Konsorten. Denn hier liegt der Fokus eher auf das Stockholm Syndrom gerichtet und bietet alternative Erklärungen, die definitiv als unkonventionell bezeichnet werden können.
Zeigen tut es sich so, das die Kannibalenfamilie ihr hierarchisches Oberhaupt verliert und nach einem Neuen sucht. Das Stockholm Syndrom soll hier durch psychische und physische Gewalt erzwungen werden was so abgedreht ist, das es als Zuschauer schon wieder interessant ist. Natürlich bekommt man dazu einige Hinweise, wie Identitätskarte, Geld und Fotos usw. die zusätzlich noch einen weiteren Strang aufmachen, der dann in die Bereiche Instinkte, Triebe und Gesellschaftsleben mit der Frage was ist sozialisiert münden.
Diese Baumrinden Maske ist originell aber auch bekannt und ich weiß nicht, ob es Zufall ist, aber gleiche Art Maske trägt zum Beispiel die russische Atmospheric Black Metal Band "Grima" in ihren Videos.
Kommen wir noch zum Härtegrad: Ich denke es ist klar, dass Plank Face härter und direkter ist als ein Mainstream Film. So gibt es hier Blut zu sehen, erzeugt durch Schläge oder Nagel durch den Fuß, Messerschnitte, Axtschläge, mehrere Vergewaltigungen, viel Nacktheit und Sex und natürlich kannibalistischer Fleischverzehr usw.
Was man noch erwähnen muß ist die wirklich gute Musik und Synth Klänge, die gut zu der Atmosphäre und den Naturaufnahmen passen.
Fazit: Plank Face ist ein kleine aber feine Independent Filmperle, die man definitiv nicht zu oberflächlich schauen sollte. Hier ist viel versteckt was philosophisch zum Nachdenken anregen kann, aber nicht muß. Der Genre Fan wird was mit anfangen können. Bewertung: 6,5/10 Punkte.
Portals ist ein blutiger Science-Fiction Horror aus der Bloody Disgusting Films Schmiede und kommt als Anthologie daher. Regie führte das Quartett Gregg Hale, Liam O'Donnell, Eduardo Sánchez und Timo Tjahjanto. 4 Regisseure die allesamt schon das ein oder andere Filmchen abgeliefert haben. Dazu gehören Blair Witch Project (1999), The ABC of Death (2012), S-VHS (2013), Exists (2014) und Beyond Skyline (2017) um nur die bekanntesten zu nennen, sodass bei Portals doch was anständiges rauskommen sollte ...
Story: Ein Team aus Wissenschaftlern ist es gelungen, ein künstlich herbeigeführtes schwarzes Loch zu erzeugen, das Unmengen an Energie benötigte, sodass es zu weltweiten Stromausfällen kam, was wiederum die Erdbevölkerung in Panik versetzte. Damit nicht genug sind zudem noch Millionen von mysteriösen Portal-Monolithen aufgetaucht, die Menschen telepathisch hypnotisieren und manipulieren können, um sie schließlich einsaugen zu können. Der wirkliche Schrecken beginnt in erschreckenden Dimensionen ...
Klingt richtig genial? Hätte es auch sein können! Die Idee mit diesen Portal-Monolithen ist der Hammer und ohne Übertreibung, ein kreatives Meisterwerk, das einen auch ein wenig an Epoch (2001) erinnert hatte.
ABER das größte Problem ist die zusammen gebastelte Umsetzung in Form einer Anthologie, die leider lieblos und auch dilettantisch wirkt. Eine ordentliche Hollywoodproduktion mit ausreichend Budget wäre hier ein Traum gewesen, aber dafür fehlt Hollywood leider der Mut, wie bei der Realverfilmung von Tetris, die mal geplant war. Bleibt zu hoffen, das SyFi - Asylum sich der Thematik widmet.
Folglich sollte man Portals als schlichtes B-Movie behandeln welches zu dem noch von Horror Fans gedreht und produziert wurde. So wundert es auch nicht, dass es für einen Science-Fiction Film dieser Art ordentlich Gore und Splatter zusehen gibt. Dazu gehört Blutspritzen, Augen raus reißen, Einschnitte und das gute alte Kopf zerplatzen, das einen sofort an Scanners (1981) erinnert.
Von der Atmosphäre punktet der Spaß natürlich. Allein die Vorstellung das mitten in einer 911 Notrufzentrale plötzlich mitten im Büro ein Portal-Monolith erscheint, ist krass spooky und weckt, das Interesse. Der Strang im Parkhaus hingegen benutzte den Ort und die Neonröhren flacker Effekte, um eine Atmosphäre zu schaffen. Und der Strang in Liverpool im Park kam ebenfalls gut. Der Rest war nicht umwerfend, aber okay.
Leider scheitert es wie schon geschrieben an der Umsetzung und dem fehlenden Budget und das ist echt schade, da die Thematik richtig Potenzial hat und Spaß machen würde. Das wie Portals hier ist, ist einfach zu unharmonisch und seelenlos. Trotzdem ist es etwas merkwürdig, das Portals noch keine deutsche Veröffentlichung bekommen hat, die sich anbieten würde.
Was haben wir hier also? Eine verdammt geniale Idee mit viel Potenzial, coole Portal-Monolithen, einige Gore und Spaltter Szenen und leider eine miserable und konfuse Umsetzung.
Fazit: Alleine wegen der Idee interessant zu sehen, auch wenn kein wirklicher Unterhaltungsspaß aufkommen mag. So sollte man seine Erwartungen definitiv nicht zu hoch ansetzen. Bewertung: 5 /10 Punkte.
Motzki ist eine satirische Komödie in Form einer kleinen Serie, die den gesellschaftlichen Ost West Konflikt nach der Wiedervereinigung thematisiert. Regie führte Thomas Nennstiel, der hier noch am Anfang seiner Regie Karriere stand. Die Idee und das Drehbuch stammt aus der Feder von Wolfgang Menge, der wem wundert es zwei Jahrzehnte früher, 1973 bereits Ein Herz und eine Seele den guten alten Ekel Alfred Tetzlaff ins TV brachte. Die Parallele und das Konzept dürften einen also 1 zu 1 bekannt vor kommen, nur das es bei Motzki nicht um Nationalkonservatismus vs Sozialliberalismus geht, sondern um den Ost West Konflikt, nach dem die Mauer gefallen war.
Story: Friedhelm Motzki (Jürgen Holtz) ist ein Frührentner der im Berliner Arbeiterbezirk Wedding wohnt. Seine Frau Doris ist kürzlich verstorben, sodass er unterstützend seine Schwägerin Edith (Jutta Hoffmann) aus dem Osten bei sich im Haushalt arbeiten läßt. Motzki ist mit allem unzufrieden und so wird gemotzt was das Zeugs hält besonders gerne gegen die bösen Ossis ...
Motzki, der Name kann passender nicht sein und irgendwie gibt es solche Typen wirklich, die den ganzen Tag mit Jogginghose und Shirt daheim am Kaffee oder Bier süffeln sind und sich lauthals über wirklich alles und jeden aufregen und das häufig ziemlich unreflektiert und unphilosophisch. Heut zu Tage würde man so jemanden vermutlich weniger zum Proletariat zählen und eher zum Prekariat und Wutbürger.
So haben wir hier das klassische Feindbild den bösen Sozialismus, der oft fälschlich als Kommunismus bezeichnet wird und zieht sich aus diesem Attribute in Form von billigen Klischees heraus wovon angenommen wird, das sie negative Auswirkungen auf die subjektiven Lebensstandards (eines Wessis) haben. Dem gegenüber steht dann die nicht wirklich willkommen geheißene Schwägerin, die den nörgel und Motzattacken standhalten muß.
Ob es so einen Motzki heute in Zeiten dieser furchtbaren Gesinnungsethik und Political Correctness geben würde, könnte man mit einem klaren Nein beantworten, wo es doch schon damals Kritik gab. Aus soziologischer und philosophischer Sicht aber interessant, denn wer damals diesen real existierenden Konflikt miterlebt hatte, ich kann mich selbst noch gut daran erinnern, als die Euphorie der Mauerspechte nachließ und in dass klassische Freund-Feind denken im Sinne eines Carl Schmitt umschwappte.
So ist diese kleine Serie, die man mit ihren 13 Folgen problemlos an einem Tag schafft, ein nostalgisches und historisches Zeitdokument, das daran erinnert, wie ein und dasselbe Volk gespalten durch zwei entgegengesetzte Ideologien erst in einem langen Prozess zusammenwachsen mußte (teils bis heute noch) und das nach gerade mal 41 Jahren Teilung und wo es davor eine große Volksgemeinschaft gab. Erschreckend, wie schnell man sich doch auseinanderleben kann.
Zum Schmunzeln gibt es einiges und ganz besonders kann man sich als Nostalgiker freuen, denn in der Serie sieht man viele Produkte und Produktetiketten, die es so heute nicht mehr gibt. Das alte Schultheiß Bier Etikett oder Aquarius Iso Drink in der blauen Dose. Isostar aus der Silbernen und diese Fruchtsäfte aus dem viereckigen Tetrapack, die man oben noch mit dem Dosenlocher einstechen mußte. Viele Erinnerungen ...
Schauspielerisch war das Team Jürgen Holtz als Motzki und Jutta Hoffmann als Edith genial. Besonders die Rolle Edith war interessant. Eva Mattes in der Rolle von Gisela Klipschitz genau wie Albert Kitzl in der Rolle von Gülüsan Ükzknürz dienten der Auflockerung.
Unterm Strich legt Motzki den Finger unverblümt und polternd kontrovers in die Wunde und ist dabei mit dem einen oder anderen Wortwitz noch recht unterhaltend.
Fazit: Interessant die Serie noch mal 33 Jahre später gesehen zu haben und ja, sie wirkt nostalgisch und nicht weniger interessant als früher. Kann man sich mal anschauen, wenn einen die Thematik interessiert. Bewertung: 6/10 Punkte.
The Shallows ist ein Tierhorror / Sharkhorror mit einem Weißen Hai. Regie führte Jaume Collet-Serra der unter anderem auch House of Wax (2005) und Orphan - Das Waisenkind (2009) gedreht hatte.
Story: Medizinstudentin Nancy Adams (Blake Lively) will an einen abgelegenen mexikanischen Strand zum Surfen. Der gleiche Strand, wo auch ihre an Krebs verstorbene Mutter immer früher gesurft hat. Doch an diesem Tag ist sie nicht allein, denn ein 7 Meter großer Weißer Hai greift sie an und beißt sie in den Oberschenkel, sodass sie nicht mehr an Land schwimmen kann. Ein Überlebenskampf beginnt, denn der Hai hat großen Appetit ...
Willkommen auf der Sharkhorror Welle die bis heute anhält! Was einst mit Steven Spielberg und seinen Weißen Hai (1975), anfing oder zumindest populär wurde, wurde bis ins Alberne und Trashige fortgesetzt. Aber keine bange, "The Shallows" ist sicherlich keine SyFi Asylum Produktion aus dem Trashversum. Jaume Collet-Serra legte den Fokus auf Ernsthaftigkeit und den klassischen Elementen eines Survival Horrors, auf die alte Schule des Tierhorror Genres wenn man so will und das ist ihm am Ende dann auch gelungen.
Die Story war schlicht, aber gut. Blake Lively hat sehr gut gespielt und die Effekte waren auch okay. Was mir aber besonders gut gefallen hat waren die einzelnen Bilder und Szenen. Zum Beispiel die Szene mit dem Kadaver eines Buckelwals, ich weiß nicht warum, aber ich habe diese Szene gefühlt, wie sie sich in der fleischigen Wunde festkrallte. Das sah wirklich echt und authentisch aus. Dann die Szene mit dem Schwarm von atlantischen Kompassquallen, die so schön leuchteten und den Hai irritierten. Dann die Idee mit der niedlichen Möwe, die ich auch richtig cool fand usw. Es sind diese optisch schönen Momente, die The Shallows positiv abheben von anderen eher günstigeren Sharkhorror Vertretern.
Allerdings wurde auch einiges vermasselt. So wirkt die Umsetzung ziemlich dünn, so das The Shallows niemals eine Chance gehabt hätte, an eine Größe wie Spielberg und seinen Weißen Hai ran zu kommen, dafür fehlte es an Harmonie in den Übergängen und auch an atmosphärischer Suspense. Der größte Murks war die bekloppte Idee von den Display Einblendungen, das ließ den Film billiger wirken, als er war, das war definitiv ein Fehler der viel an Atmosphäre versaut hat und auch unnötig war.
Der Hai selbst war hier anders als bei den vielen anderen Sharkhorror Filmen nicht die Hauptattraktion und so sah der Hai nun nicht sonderlich spektakulär aus. Wer also diese tollen Monster Super Sharks aus der SyFi und Asylum Schmiede erwartet, der wird enttäuscht sein. Trotzdem kam er gut zur Geltung und sorgte für Spaß.
Kommen wir noch kurz zur Kritik im Kontext der Authentizität besonders auf das Ende bezogen. Also ich bin kein Experte in Ichthyologie und kann daher nicht sagen, ob so etwas möglich ist, aber ich denke mal eher nicht und ich kann mir auch nicht vorstellen, das es Absicht war etwas anderes auf die Leinwand zu bringen als einen Film, der gut unterhalten sollte und da steht nun mal gerade in dem Genre die Authentizität nicht an erster Stelle. Daher kann ich die Kritik nicht wirklich verstehen, da das Ende doch optisch nett und auch originell war.
Fazit: The Shallows ist ein Film, der nicht besser oder schlechter im Abgleich mit den Hunderten anderen Sharkhorror Movies ist, sondern einfach nur positiv anders. So wird man als Genre Fan definitiv auf seine Kosten kommen. War unterhaltend. Bewertung: 7/10 Punkte.
Das kann doch unsren Willi nicht erschüttern ist eine deutsche Komödie mit Heinz Erhardt und jeder Menge Klamauk. Regie führte Rolf Olsen. Premiere feierte dieser Heinz Erhardt Kultfilm im November 1970 in Hannover.
Story: Familie Hirsekorn aus Castrop-Rauxel, bestehend aus Willi Alfons (Heinz Erhardt), Mutter Sieglinde (Ruth Stephan) die beiden Kinder Lotti und Kuno und Sieglindes Bruder Luitbert (Hans Terofal) + Hund stehen schon seit einiger Zeit mit den Zaunnachbarn der Familie Buntje im Streit, da keiner dem anderen was Besseres gönnt. Die Lage spitzt sich zu, als sie im Italienurlaub in Caorle an der Adriaküste im gleichen Hotel einchecken. Ab hier beginnt der abenteuerliche Spaß mitten im Touristen Trubel ...
Noch im gleichen Jahr, wo es hieß Grüß Sie Gott, Frau Stirnima wo Willi Winzig als gutmütiger Steuerbeamter für Unterhaltung sorgte, kam auch Das kann doch unsren Willi nicht erschüttern als turbulente Urlaubssatire raus.
Wenn man diesen Film beschreiben will, dann kann man ihn eigentlich nur als erheiternd aufgrund seiner klischeehaften Überspitzung beschreiben. Das trifft es am besten und es ist nur schwer vorzustellen, das jemand anderes die Rolle besser hätte spielen können als Heinz Erhardt.
Dass man es hier mit Hardcore Klamauk zu tun hat, sieht man schnell an der Szene mit Hans Terofal, wo er im Garten auf einer Wasserfontäne zappelt. Kann man sich einen Hans Terofal eigentlich ohne eine vertrottelte Rolle vorstellen? Zumindest paßt er in die Rolle genauso wie die total nervige und überdrehte Ruth Stephan in der Rolle von Sieglinde. Dann haben wir noch eine Angelika Baumgart-Frey in der Rolle von Tochter Petra Buntje, die hier das erste mal vor der Kamera stand. Danach war sie eher unverhüllt in der erotischen Hausfrauen-Report Reihe zu sehen. Warum auch nicht. Insgesamt paßte die Besetzung.
Von der Thematik selbst ist das natürlich ein wahres Spiegelbild der damaligen Adria-Urlaubswelle, die seit Mitte der 50er bis in die frühen 80er rein reichte und die ich selbst damals auch zum Ende hin noch miterleben durfte, allerdings nicht so übertrieben. Von den Bildern und auch von der italienischen Kultur allerdings ziemlich authentisch.
Das kann doch unsren Willi nicht erschüttern ist einer dieser Heinz Erhardt Kultfilme, die einfach Spaß machen und immer eine nostalgische Filmreise wert ist. Und natürlich darf bei "Immer wenn ich traurig bin, trink ich einen Korn" schön mitgesungen werden ...
Fazit: Pflichtprogramm für Heinz Erhardt Fans und Freunde des deutschen Klamaukkinos der 70er Jahre. Schön übertrieben, aufgesetzt und humorvoll unterhaltend! Bewertung: 6,5 / 10 Punkte.
Der letzte Fußgänger ist eine Komödie mit Heinz Erhardt. Regie führte Wilhelm Thiele, der das erste mal mit Erhardt drehte und einen guten Job machte. Der Film gehört nicht zu den bekanntesten, sodass man zufrieden sein kann, dass er auf DVD veröffentlicht wurde. Premiere feierte er im September 1960 in Frankfurt am Main.
Story: Gottlieb Sänger (Heinz Erhardt) arbeitet in der Resektion als Verlagsarchivar und hat den ruhigsten Job im Haus. Auch sonst läßt er sich durch nichts aus der Ruhe bringen und schon gar nicht durch die Hektik der Moderne. So ist er stolzer und überzeugter Fußgänger! Als nun der Urlaub ansteht, geht es natürlich mit Rucksack auf Wandertour in den Schwarzwald, wo er sich gerne an seine jungen Jahre und seine Liebe erinnert. Unterwegs kommt es aber dazu, dass er Bekanntschaft mit der Heranwachsenden Christine Kiki Cornelius (Christine Kaufmann) macht, auf die er aufpassen soll. Der Urlaub wird so abenteuerlicher als ursprünglich geplant ...
Der letzte Fußgänger ist wieder einer dieser Filme, der eine regelrechte nostalgische Zeitreise in die 60er ist. Heinz Erhardt hier mit ganz viel Herz und Seele in einer Zeit, wo die Welt noch in Ordnung schien. Tatsächlich erkennt man es allein an der Sprache und den Umgang miteinander, kein Vergleich mit der heutigen entarteten Sprache. So ist der letzte Fußgänger als Film wie eine Oase der Zuflucht in moralisch bessere Zeiten. Für die humorvolle Unterhaltung sorgt Heinz Erhardt natürlich persönlich, der gewohnt mit seiner Art und Wortwitz auf sympathische Art überzeugen konnte.
Was manch einen vielleicht etwas die Stirne runzeln läßt, sind die musikalischen Einlagen, wo hin und wieder ein fröhliches Liedchen gesungen wird. Oder auch die eine oder andere Tanzeinlage zum besten gegeben wird. Heinz Erhardt legte hier zum Beispiel noch mal einen flotten Charleston auf das Parkett. Zugegeben, so manch Liedchen wirkte auch für mich etwas schnulzig und kitschig, aber das darf man mir als Kind der 70er denke ich nicht verübeln. "So fängt Liebe an", wie er sang...
Christine Kaufmann stand hier noch relativ am Anfang ihrer Filmkarriere und das, wo sie hier zum 19. mal vor der Kamera stand und dementsprechend auch souverän die Rolle von Kiki spielen konnte. Damals reichten tatsächlich ein paar unbedeckte hübsche Beine aus, um Aufmerksamkeit zu erhaschen. Heinz Erhardt, natürlich grandios wie immer, aber bin auch absoluter Fan und finde seine Art wesentlich lustiger als zum Beispiel den von Loriot. Ist am Ende natürlich immer Geschmackssache.
Fazit: Der letzte Fußgänger gehört nicht zu den bekanntesten Heinz Erhardt Filmen und ist vom Thema und Stil auch nicht ganz so auf Klamauk ausgerichtet. Stattdessen gibt es ein paar gesellschaftskritische Spitzen, natürlich lieb verpackt, die durchaus auch berechtigt sind. Kann man sich gut an einem Sonntag anschauen. Nostalgiker werden definitiv auf ihre Kosten kommen. Bewertung: 6,5 / 10 Punkte.
Itsy Bitsy ist ein Fantasy Horror und auch Drama was vermutlich neue Wege gehen wollte. Regie führte Micah Gallo, der mit diesem Film sein Filmdebüt feierte. Sonst eher bekannt für visuelle Effekte, was man bei seinem Itsy Bitsy auch erkennen könnte.
Story: Kara Spencer (Elizabeth Roberts) und ihre beiden Kinder Jesse und Cambria ziehen aufs Land, wo Kara der Tätigkeit als Krankenschwester und Hauspflegerin nachgeht und den ehemaligen Archäologen im Ruhestand Walter Clark (Bruce Davison) unterstützt, der an Multipler Sklerose leidet. Walter ist leidenschaftlicher Sammler von Relikten fremder Kulturen und zufällig in den Besitz vom schwarzen Ei von Maa-Kalaratri gekommen, das der Legende des Stamms von Spinnenanbetern die alte Spinnengöttin enthält, was sich auch schon bald bestätigen sollte ...
Crossover läßt grüßen und so ist Itsy Bitsy weder Fisch noch Fahrrad. Alle, die den Trailer gesehen hatten und sich auf einen schönen Tierhorror im klassischen sinne gefreut haben, werden vermutlich enttäuscht gewesen sein, denn Micah Gallo, der mit am Drehbuch geschrieben hatte, entschied sich dem Tierhorror noch ein Melodrama einer alleinerziehenden Mutter hinzuzufügen, die gerade ein Trauma verarbeitet und mit erhöhtem Konsum von Oxycontin tablettenabhängig ist und ihren Kindern nicht gerecht wird. Auf der anderen Seite hat man dann einen im brasilianischen Urwald lebenden Stamm von Spinnenanbetern, die das Ei von Maa-Kalaratri der ewigen Spinnengöttin bewachten und es sich haben rauben lassen.
Das ganze schaut dann aus wie eine Urne oder Vase, gefüllt mit einer klebrigen Substanz, aus der eine etwas größere prähistorische Spinne entsteht. Für Leute mit stark ausgeprägter Arachnophobie mag das ausreichen, doch mit Tarantula kann das Viech nicht mithalten.
Nö, das vorhaben dieser Genremischung hat leider nicht geklappt mit der einfachen Begründung, das beide Thematiken einfach zu wenig Raum für Tiefe gegeben wurde. Sowohl der Handlungsstrang um Kara und den Tod ihres Sohnes Stevie, der bei einem Autounfall verstarb und sich dafür die Schuld gibt und in Tablettensucht verfällt, wie auf der anderen Seite die Thematik der uralten Gottheit, die entweder als Spinne oder Spinnengöttin erwacht und rachsüchtig wird, wann immer sie nicht mehr angebetet wird. Beide Seiten einfach zu dünn, um zu faszinieren und Interesse zu wecken.
Kalaratri ist eine Ableitung und Anspielung an die hinduistische Göttin, die aber mit den Attributen aus der im Film nichts gemeinsam hat. Hier nahm man dann lieber die von der Anansi Gottheit aus der westafrikanischen Kultur und machte auch hier eine skurrile Mischung draus.
Fazit: Leider eher ein uninteressantes B-Movie, das zu wenig Trash enthält, um als moderner Tierhorror durch zu gehen. Und für ein Drama nicht nur unpassend deplatziert, sondern einfach auch nicht tief genug. Idee sicherlich gut, aber leider zu wenig, um zu überzeugen. Bewertung: 4,5/10 Punkte.
The Ritual ist ein Mystery Horror, der sich thematisch im Bereich der nordischen Mythologie bewegt. Regie führte David Bruckner, der als Vorlage den gleichnamigen Roman von Adam Nevill heranzog. Bisher ist der Film nur exklusiv für Netflix erschienen, nachdem er auf dem International Film Festival Toronto seine Premiere feierte und auch einige Preise für die Effekte gewann.
Story: Vier Freunde zieht es zu einer Wander und Camping Tour ins nördliche Schweden in den Sarek Nationalpark. Eine Tour, die auch zum Gedenken an ihren bei einem Raubüberfall getöteten Fremdes dient. Als man wegen einer Knieverletzung beschloss, eine Abkürzung durch den Wald zu nehmen, beginnen damit auch mysteriöse wie unheimliche Vorkommnisse, die nach und nach die Gruppe an ihren Verstand zweifeln läßt, bis das Unfassbare tief aus dem Wald sich offenbart ...
The Ritual ist ein Film, der einen sofort an The Blair Witch Project (1999) erinnert, mit dem Unterschied, das man keine Wackelkamera hat. Ansonsten hat man eine andauernde, wir laufen durch den Wald Geschichte, bei der man hin und wieder mysteriöse wie okkulte Hinterlassenschaften einer offensichtlich rituellen Gemeinschaft findet inklusive Holzhütte im Wald. Erst ab der zweiten Hälfte wird abrupt eine Entität in Form eines weiblichen Moder Jötunn eingeführt und der Film entwickelt sich zu einem ganz seichten Creature Feature Horror, der aber keineswegs albern oder trashig wirkt.
Von der Umsetzung her kann man das auch tatsächlich positiv hervorheben, denn der Film wirkt sehr ernst und bedrohlich, was auch an der unglaublich dichten Atmosphäre im Wald liegt. Dicht verzweigte karge Bäume, viel Schatten, feuchte Nebelschwaden und mysteriöse Finsternis. Ich denke jeder, der mal selbst auf einem Bushcrafting Abenteuertrip im heimischen Wald war, weiß, wie sich so was anfühlt, wenn es hier und da mal knackt oder raschelt. Da wird in der Fantasie ein kleiner Igel akustisch zum Elch und jener zu einem Moder Jötunn oder zum Wendigo.
Da, wo die Atmosphäre die Stärke von The Ritual ist, ist die Tiefe und Figurenzeichnung leider die Schwäche. So plätschert der Streifen ruhig dahin, streut hin und wieder noch ein paar Visionen ein, und das war es im Prinzip auch schon. Eine tiefere Ebene auf dem Mystery Bereich, wo etwas mehr auf die Hintergründe und Vorgeschichte der Folklore eingegangen wird, fehlt hier leider, sodass man als Zuschauer am Ende zwar einen kleinen thematischen Happen bekommen hat, der aber keine Substanz hat, um zu wissen, was es mythologisch damit auf sich hat. Deshalb sollte man The Ritual auch nicht als Okkulthorror, sondern eher als Folkhorror bezeichnen.
Fazit: Freunde des Mysteryhorrors könnten angenehm unterhalten werden. Die Erwartungshaltung sollte man aber lieber nicht zu hoch ansetzten. Creature Feature Freunde werden ab der zweiten Hälfte dann zufrieden sein, das Moder / Jötunn schaut anständig aus. Insgesamt seichte Kost. Bewertung: 5,5 / 10 Punkte.
Caprona 2 - Die Rückkehr der Dinosaurier ist ein Fantasy Abenteuer und mehr oder weniger ein direkter Nachfolger von Caprona unter der Regie von Kevin Connor, der mit Caprona sein Filmdebüt feierte und eine steile Filmkarriere begann. Richtig, der gute Mann hat zum Beispiel auch die Science-Fiction Serie Mondbasis Alpha 1 (1975) gedreht oder der Sechste Kontinent (1976). Aber auch der Klassiker Tauchfahrt des Schreckens (1978) geht auf seine Kappe, neben einigen anderen bekannten Filmen.
Story: Es ist nun gesichert, der vermisste Bowen Tyler muß gerettet werden. So macht sich sein Freund Ben McBride (Patrick Wayne), Norfolk der Paläontologe, Cunningham die Fotografin und der Mechaniker Hogan auf, um ihn im vergessenen Land zu suchen. Bei der Suche erleben sie als Expedition aber das eine oder andere gefährliche Abenteuer mit Dinosauriern und Eingeborenen ...
Nach Caprona - Das vergessene Land (1974) folgte nun drei Jahre später das Sequel Caprona 2 - Die Rückkehr der Dinosaurier (1977). Was man gleich vorwegsagen kann, das die Fortsetzung etwas bescheidener ausfällt, was daran liegen könnte, das Kevin Connor besonders in den 70er an vielen Projekten gleichzeitig gearbeitet hatte, statt sich nur auf eins zu konzentrieren.
Caprona 2 bietet trotzdem noch den Abenteuerspaß, den man auch erwartet. Mehr noch, es wird auch wieder gut geschmunzelt werden können, wenn zum Beispiel eine Pterosaurier Variante wie der Anhanguera piscator mit lustigen Geräuschen der Schnabel durch einen Propeller gekürzt wird. Oder ein niedlicher Stegosaurus das Flugzeug wegziehen darf usw. Momente zum Schmunzeln gibt es einige, sodass der Streifen aus heutiger Sicht nicht nur nostalgisch wirkt, sondern auch ordentlich trashig.
Schauspielerisch wußte Dana Gillespie in der Rolle von Ajor wie man im Notfall mit ihren zwei Argumenten noch überzeugen könnte, die Szene in den roten Gewändern vor der bevorstehenden Vulkanopferung war ja schon fast Arthaus. Ansonsten schauspielerisch solide. Der Naga Stamm in ihrer Gewandung, die irgendwie an Samurais erinnerte, und die Totenkopfburg hatten natürlich auch ihre Reize.
Fazit: Nostalgisches Fantasy Abenteuer mit ner guten Portion Trash, der oft Gelegenheit zum Schmunzeln bietet. Nicht ganz so gut wie der Vorgänger, aber paar lustige Dinos und Kulissen bekommt man zu sehen. Bewertung 5,5/10 Punkte.
Scare Campaign ist ein australischer Horrorfilm, den man durchaus als kleinen Geheimtipp bezeichnen könnte. Regie führten die Brüder Cameron und Colin Cairnes die hier zum zweiten mal auf dem Regiestuhl platz nahmen und dieses mal alles andere als eine Horrorkomödie ablieferten. Scare Campaign ist definitiv Horror, der funktioniert!
Story: Scare Campaign ist eine TV Prank-Show, wo ahnungslose Menschen aufs Extremste erschreckt werden. Doch die Einschaltquoten sind nicht mehr die Besten, was auch daran liegt, das ein neues Web-Format die "Masked Freaks" auf Snuff setzen und so Millionen Views machen, was Vicki (Sigrid Thornton) als Produzentin anspornt, vergleichbares zu tun. Marcus (Ian Meadows) und Emma (Meegan Warner) die Regisseure müssen sich also was einfallen lassen, wo es in einer alten psychiatrischen Klinik unvorhergesehen zu einem blutigen Albtraum kommt ...
Slasher Time! Das, was ich hier gerade gesehen habe, läßt sich am besten als Horror und Plottwist Gewitter bezeichnen und genau das hat in der Umsetzung extrem gut funktioniert, sodass der Spannungsbogen stets aufs Neue angezogen wurde und man immer wissen wollte, wie es weiter geht. Scare Campaign ist von der Seite aus alles andere als langweilig, im Gegenteil die Idee ist durchaus innovativ und mal was anderes.
Der Gore Anteil ist ordentlich und gut auf den Film abgestimmt. Nicht zu wenig und nicht zu viel. Bei der Kettensägen Szene hätte es aber allerdings etwas mehr Effekt geben können. Auch die verwendeten Masken / Kostüme konnten überzeugen.
Schauspielerisch hat es sich auf B-Movie Niveau abgespielt und war völlig okay. Olivia DeJonge in der Rolle von Abby und Josh Quong Tart in der Rolle von Rohan, fand ich am besten.
Als Drehort hat man sich für das alte Beechworth Asylum zwischen Victoria und New South Wales entschieden, das natürlich als Lost Place schon von sich aus eine gute Atmosphäre bereithält. Was, dass Einfallsreichtum im Gebäude selbst angeht, gerade was die Historie und auch Umgebung betrifft, hat man allerdings Potenzial ungenutzt gelassen.
Ob man nun tatsächlich enorm viel in diesen Film reininterpretieren sollte, im Sinne von Kritik an der Filmwelt, die hier gut verpackt sein soll. Oder das man mit schwarzen Humor die Verfehlungen der Filmwelt zeigen wollte usw.... Ich weiß nicht, für mich ist es einfach ein guter Slasher der durch die Wendungen mal nicht nach Schema F funktioniert.
Fazit: Scare Campaign hat erstaunlich gut funktioniert, ist spannend und schaffte es locker gute Horror Unterhaltung hervorzubringen. Gerade für alle, die viele Wendungen in der Storyline cool finden, werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Kann man empfehlen. Bewertung: 7 / 10 Punkte.
The Encounter ist ein Science-Fiction Horror im Found Footage Stil, der auf der Welle neben Filmen wie Skinwalker Ranch (2013), Extraterrestrial (2014), Brown Mountain (2014), Area 51 (2015) usw. mitschwimmt und sich dementsprechend auch nicht sonderlich groß abhebt. Regie führte Robert Conway, der offensichtlich neben Western auch ein Interesse an den Mystery und Horror Thematiken hat.
Story: Collin Bastrow (Clint James) ist schwer mitgenommen im Wald aufgegriffen worden und erzählt eine Geschichte, die mit einem harmlosen Campingausflug in den Gebirgslandschaften im nördlichen Arizona beginnt und in einem extraterrestrischen Schrecken endet. Aus drei Perspektiven werden die Vorkommnisse in der Nacht zwischen den 12. April und 13. April 2012 beschrieben ...
Die Wackelkamera! Was mal innovativ und interessant 1999 mit The Blair Witch Project anfing, wirkt 15 Jahre später nur noch langweilig und sogar nervig. Der Drops ist einfach gelutscht und es benötigt schon viel Geschick und Können, heute noch was Interessantes hervorzubringen, das einen in den Bann ziehen könnte. The Encounter gehört da sicherlich nicht dazu und wenn lediglich eine große Acryl-Bong, ein Klischee Alien, ne lustige Schildkröte und ein paar Naturaufnahmen für Aufmerksamkeit und Interesse sorgen, dann weiß man, mit was für einen Film man es von der Umsetzung zu tun hat.
Es wird am Ende an der Umsetzung gelegen haben und es ist fraglich, ob die Idee, die Story aus drei Perspektiven zu erzählen, so clever gewesen ist. Auch die Idee Alien, Infektion und Mutation mit einzubinden, wirkte nicht, da für so etwas einfach das Budget nicht ausreichte, um solch einen Strang und Thematik authentisch darzustellen.
Das Alien ist von der Sorte "Grey" inspiriert und sah auch recht putzig aus. Als der Zeigefinger ausgestreckt wurde, mußte man schon bisschen an ET denken und man wartete nur auf den Spruch "ET nach Hause telefonieren".
Fazit: The Encounter hat nicht viel hervorgebracht und unterhalten konnte er mich auch nicht wirklich. Wird also nur für den Hardcore Found Footage Fan geeignet sein. Bewertung: 3/10 Punkte.
Ciske die Ratte ist eine Art Coming-of-Age Drama nach der 1941er Roman Trilogie von Piet Bakker. Bei dieser Rezension handelt es sich allerdings nicht um die Erstverfilmung aus dem Jahr 1955 von Wolfgang Staudte, sondern um das Remake von Guido Pieters aus dem Jahr 1984 der den UNICEF Award auf dem Internationalen Film Festival Berlin bekommen hat.
Story: Ciske (Danny de Munk) ist ein 11 jähriger Junge, der in den wirtschaftsschwachen Jahren 1934 in Amsterdam heranwächst. Er hat es nicht leicht, denn sein Vater Cor (Peter Faber) ist Seemann und meist nicht zu Hause. Seine Mutter Marie (Willeke van Ammelrooy) arbeitet in einem Wirtshaus und hat öfters Liebeleien mit anderen Männern und ein kühles, emotionsloses Verhältnis zu ihren Kindern. Ciske erleidet zudem viele Schicksalsschläge und muß stets aufs neue Lebenshärte und Durchhaltekraft beweisen, keine einfache Aufgabe für einen 11 jährigen, der sich bessere Zeiten wünscht ...
Was einem sofort auffallen wird, wenn man die Erstverfilmung aus dem Jahr 1955 in schwarz/weiß mit diesem Remake hier vergleicht, das Regisseur Guido Pieters wirklich wert darauf gelegt hatte, möglichst nah am Original zu bleiben, und das ist ihm definitiv gelungen. Mich persönlich hat die Neuverfilmung sogar mehr angesprochen, da mir Danny de Munk in der Rolle von Ciske besser gefiel als Dick Van Der Velde. Aber auch Linda van Dyck in der Rolle von Tante Jans sagte mir mehr zu, die wirklich grandios gespielt hatte. Und ja, man kennt sie aus der Hitparade zum Beispiel mit dem Song "Baby, What Am I Doing".
Die Geschichte um Ciske ist zweifelsfrei bemerkenswert und spricht Themen an, die auch heute noch aktuell sind. Leben mit wirtschaftlichen Existenzängsten, familiärer Missbrauch, Mobbing, Gewalt, Trauer, Wut, fehlendes Zugehörigkeitsgefühl usw. Doch eben auch Durchhaltekraft und Optimismus. Das könnte am Ende sogar ein Teil der Botschaft sein, die Ciske mit auf den Weg gibt. Deswegen sollte man den Film nicht nur als historisches Zeitfenster betrachten.
Von der gesamten Umsetzung und Aufmachung wirkt der Film sehr authentisch. Glamouröse Elemente gab es zwar auch zu dieser Zeit, in der Ciske spielt, doch hat man hier komplett drauf verzichtet, sodass es wie aus dem alltäglichen Leben gegriffen wirkt. - Ob es allerdings wirklich nötig gewesen ist, die deutsche ZDF Fassung so stark zu kürzen, muss jeder selber für sich entscheiden. Gesinnungsethik? Nachtigall, ick hör dir trapsen!
Danny de Munk ist neben seiner Schauspielerei bis heute auch als Sänger sehr talentiert, sodass die Eröffnungsmusik direkt von ihm eingesungen wurde.
Fazit: Ciske die Ratte kann man als Anspruchskino bezeichnen. Ein Film, der betrübt, aber auch Hoffnung spendet. Bewertung: 6,5/10 Punkte.
Bermuda Tentacles oder unpassender auch als American Warships 2 im Handel erhältlich ist ein Science-Fiction B-Movie aus der berüchtigten SyFi und Asylum Schmiede. Regie führte Nick Lyon der einiges an modernen CGI Trash in seiner Filmografie zu stehen hat. So dürfte klar sein, was einem mit Bermuda Tentacles erwarten wird. Schon mal das Bier aus dem Kühlschrank holen ...
Story: Die Air Force One stürzt bei einem Sturm mit samt des Präsidenten im berüchtigten Bermuda-Dreieck ab. Nun muß ein Rettungsteam der Marine ihr bestes geben, was durch ein auftauchen von biomechanischen Tentakeln verhindert wird. Zu was die Tentakel gehören, läßt das Rettungsteam mehr als überraschen, sodass ein unerbittlicher Kampf um das gesamte Überleben geführt werden muß ...
Das gibt es doch nicht?! Also, wenn ihr schon immer ne mögliche Antwort haben wolltet, was da mit dem berüchtigten und mysteriösen Bermuda-Dreieck los ist, der sollte sich unbedingt Bermuda Tentacles anschauen, denn hier bekommt man eine spektakuläre Antwort geboten, die jedes Kleinkind begeistert hätte. Es gibt einige Filmchen seit den 70er an, die sich der Thematik annehmen, aber kein Film so direkt und schrill wie Bermuda Tentacles!
Willkommen im SyFi und Asylum Universum, die mittlerweile eine ordentliche Fangemeinde haben, die diese furchtbar billigen CGI-Filmchen einfach abfeiern. Hoch lebe der CGI-Trash, der dann genau das zeigt, was der Mystery Fan auch sehen will, hier wird nichts verheimlicht, alles wird sichtbar und in den schrillsten Farben entzaubert. Versteht man das Konzept und hat genügend Bier am Start, funktionieren diese Filme sogar vorausgesetzt man hat nichts Wichtigeres zu tun.
Der Titel American Warships 2 wurde aus Vermarktungsgründen gewählt und soll an den Erfolg von American Warships (2012) anknüpfen, der aber nichts mit Bermuda Tentacles zu tun hat.
Was bietet also Bermuda Tentacles? Jede Menge Ballerei, teils über mehrere Minuten und natürlich diese biomechanischen Tentakel, die oh welch Wunder außerirdisch sind und spätestens hier beginnen dann auch die Logiklöcher. Spannend und atmosphärisch wird es dann in einer Unterwassergrotte, die als Friedhof für alle jemals verschwundenen Flugzeuge, Hubschrauber und Schiffe dient. Spätestens hier hätte man sich gewünscht, das mehr Budget und richtige Filmemacher am Start gewesen wären. - Ansonsten plätschert das Filmchen gewollt anspruchslos dahin bis zum großen Finale im Sinne der Big US Warmaster Union Darstellung.
Man kann so manch harte Kritik verstehen und auch nachvollziehen, doch kann man auch mit einem anderen Blick diese Filme betrachten, nämlich mit dem, wozu sie gedreht wurden, als anspruchslose Spaß Filme, wo einfach der schlechte Trash seinen Unterhaltungswert besitzt. Quasi als Nobrainer zu Bier und Chips!
Schauspielerisch bekommt man sogar einiges geboten, wie eine Linda Hamilton, die man natürlich als Sarah Connor aus Terminator kennt.
Fazit: Bermuda Tentacles ist CGI-Trash der mit auf der neuen Welle des SyFy Channels schwimmt und unter der Prämisse, das er genau dafür gedreht wurde, konnte der Spaß sogar bedingt unterhalten. Bewertung: gnädige 5/10 Punkte.
Hazard Jack ist ein Horror Slasher wie von der Stange und wie man ihn schon sehr oft gesehen hat. Regie führte David Worth der in Vergangenheit Filme wie Last Warrior (1983), Karate Tiger 3 (1989) und Shark Attack (2000) gedreht hatte. Dementsprechend routiniert und solide kommt Hazard Jack - Slasher Massaker von der Regiearbeit dann auch rüber, sodass die Problematik an anderer Stelle sitzt ...
Story: Ein paar College Studenten und Freunde wollen am Wochenende etwas Spaß haben und verabredeten sich zum Party machen und Paintball spielen im alten verlassenen Linda Vista Hospital, in dem es auch spuken soll. Doch statt auf Geister treffen sie auf James Hazard Jack (Quincy Taylor), einen alten Kriegsveteranen des Irakkrieges, der an einer posttraumatischen Belastungsstörung mit Gewaltausbrüchen leidet und zur tödlichen Gefahr wird, sodass ein Kampf ums Überleben beginnt ...
Hazard Jack hätte 35 Jahre früher, also ganze drei Jahrzehnte zurück bei einem Slasher Fan sicherlich eingeschlagen wie eine Bombe, erst recht, wenn er auf die 131er rauf gekommen wäre, wie es damals gang und gäbe war bei etwas mehr Explizität. Doch heute im Jahr 2023 ist man satt bis übersättigt, weil man den ganzen Spaß schon in den 80er alles gesehen hat. So bietet Hazard Jack halt vom Fundament nichts Neues. Ein Ort, ein maskierter Killer, jede Menge Mordwerkzeuge und Blut und die Opfer, die ein bisschen Nacktheit präsentieren. Fertig ist der Slasher von der Stange.
Wie hätte also David Worth mit diesem Film punkten können, um sich abzuheben? Indem er einfach mehr Gewaltspitzen und Tempo in den Abständen bringt und zudem noch vermehrte Nacktheit präsentiert ... Genau das hat er dann auch getan, denn alles andere, was manch Kritiker erwartet, wäre bei dem niedrigen Budget von geschätzt 3.000.000 $ nicht möglich gewesen. - Konzept ist aufgegangen und die Zensurbehörde hat hier in der deutschen Fassung mit 13 Schnitten bei den Goreszenen ordentlich die Schere zappeln lassen. Daher bitte nur uncut schauen.
Gore-Effekte gibt es einige! Die Szene bei ca. 42. Minute dürfte wohl die originellste sein und hat von mir den Titel "Love between two Dead Corpse" bekommen und wäre auch prima geeignet gewesen als Showeinlage auf einem coolen Slam Death Metal Konzerts ... Doch war originell! Der Rest befindet sich in Sachen Kills und Blut leicht über dem Durchschnitt. Ziemlich viele abgetrennte Köpfe und Elektrowerkzeuge kommen zum Einsatz.
Dann bekommt man natürlich noch die schon angesprochene Nacktheit zu sehen, die hier in einer Art alberner Tittenshow präsentiert wird, na ja, immerhin sind die Damen da nicht prüde und verklemmt. Dann gibt es noch die typische Herumalberei und wie es junge Leute auf ihren Partys so machen, Alkohol, Drogen, Sex und Coolness... Tiefgang sollte man also nicht erwarten.
James Hazard Jack selbst hier auch ziemlich klassisch. Stämmiger Typ in Bauarbeiter Montur, der wie der gute alte Jason Voorhees alles platt macht, was sich ihn in die Quere stellt. Das Outfit paßt natürlich gut zur Location in dem alten Lost Place Hospital. Über den Rest der Schauspieler sprechen wir nicht, ist halt B-Movie Niveau.
Das größte Problem bei diesem Genrevertreter ist seine Einfallslosigkeit und der Mangel an Spannung und Atmosphäre. Zusätzlich zu einer sehr bescheidenen Inszenierung. Wirkliche Spaß machte Hazard Jack deshalb leider nicht. Wie ich schon schrieb, vor 35 Jahren, wäre er sicherlich unterhaltend gewesen, aber heute muß da mehr kommen als ein Film von der Stange.
Wer sehen will, wie es besser ausgesehen hätte, der sollte sich lieber Sweatshop (2009) anschauen, der etwas gekonnter daherkommt.
Fazit: Hazard Jack - Slasher Massaker ist höchstens für Leute gut geeignet, die vorher noch nie einen Slasher gesehen haben, alle anderen, besonders der Genre Fan wird nur gähnen und vermerken, das man alles schon woanders und auch besser gesehen hat. Kann man nebenbei beim Bude aufräumen laufen lassen. Bewertung: 3,5 / 10 Punkte.
Fantacide
Spermula ist ein Erotik Science-Fiction Film mit einem ordentlich künstlerischen Arthaus Überzug, was diesen Film zu einer wahren Genre-Perle und Geheimtipp für Liebhaber macht. Regie führte Charles Matton der damals 1976 mit Spermula zum zweiten mal auf dem Regiestuhl platz nahm. - Gleich vorweg muß man erwähnen, dass es unterschiedliche Fassungen gibt, die sich stark unterscheiden. Hier rezensiere ich nicht die auf 88 Minuten gekürzte englische Version, die zwar mehr Science-Fiction Elemente enthält, aber dafür in den expliziten und künstlerischen Szenen stark geschnitten ist. Hier bespreche ich die ungekürzte französische Originalversion mit 103 Minuten.
Story: L'Amour est un fleuve en Russie ... Spermula ist der Name einer Geheimgesellschaft, die Mitte der 30 Jahre aufgrund der Umstände verschwinden mußte. Sie besaßen besondere Fähigkeiten, sodass sie beschlossen, aus der Zukunft zurückzukehren, um sich die Menschheitsgesellschaft unterwürfig zumachen. Eine auserwählte Gruppe von besonders attraktiven Frauen wurde so beauftragt, den Männern den Saft auszusaugen, sodass sie natürlich aus Lustfrust aussterben und die zügellose Dekadenz beendet wird. Doch die Operation Spermula gestaltet sich schwieriger als gedacht, da die Lust, das Vergnügen und die Liebe stärker zu sein scheinen ...
HINWEIS: Auch wenn der Name "Spermula" und auch die bekloppte Story sich nach einem billigen Sexploitation aus den 70er anhören, bitte nicht abschrecken lassen, denn der Film ist weitaus mehr als das, wie er durch die englische Version in Verruf geraten ist. Hier geht es um die viel längere Originalversion, die von künstlerischer Seite wesentlich anspruchsvoller ist!
Charles Matton hat mit Spermula etwas geschaffen, das im Bereich des Künstlerischen und besonders in der Ästhetik nah an das ran kommt, was man von einem Jean Rollin kennt. Die Franzosen haben es einfach drauf, diesen viktorianisch angehauchten Stil in der Bourgeoisie der 30er Jahre so zu transportieren, dass es einfach authentisch und nicht aufgesetzt wirkt. Erotik, Pompösität und Kunst, das sind die Elemente, die mit viel Feinsinn in Spermula eingebunden wurden.
Allein manche Szenen wirken so skurril, dass man deutlich erkennt, dass man es weniger mit einem stinknormalen Erotikfilm zu tun hat als viel mehr mit einem experimentellen Arthaus Film. Beispiel: Auf der Bühne eines Burlesque betreibt ein Mann Yoga, wo um ihn herum mit einem Staubsauger Krümel weggesaugt werden. Oder die Wandbilder des Künstlers in Gestalt von einem kindlichen Himmel Wolken Bildes, aus dem ein blau bepinselter Hintern kommt. Auch die eine oder andere futuristische Kulisse usw. wirken extrem interessant und künstlerisch in Kombination mit der Erotik.
Die Musik bewegt sich zwischen etwas nervigen Gejaule und typischen Synthesizer Klängen, wie sie in den 70er typisch waren. José Bartel
Schauspielerisch haben Dayle Haddon in der Rolle von Ingrid (Spermula) und Udo Kier in der Rolle von Werner perfekt zusammengepaßt. Radiah Frye in der Rolle von Ruth sorgte allein wegen ihrer Frisur für die Exotik. Aber auch der kleinwüchsige und alle anderen haben einen guten Job gemacht.
Kommen wir noch zum Skandal... Nicht nur, dass man das Material mit samt Thematik für nicht geeignet hielt und so verschiedene entschärfte Version abdrehte und das in den unbefangenen 70er, nein, auch ein weiterer Skandal, wo es mal wieder um Eva Ionesco ging, sorgte für Aufregung, da eine damals 11 jährige von ihrer Mutter für solch einen Film bestimmt war. Wir erinnern uns, da war mal was. Stichwort Maladolescenza, hier in der Rolle von Silvia gewesen. Dagegen wäre eine dargestellte Ablichtung in Spermula wohl harmlos gewesen. Im Nachhinein hatte man sie so auch gleich mal nicht im Abspann erwähnt. Dürfte am Ende lediglich dem Marketing genutzt haben. Von dem Vorwurf der expliziten Nacktheit ist in dieser Fassung zumindest nichts zusehen. Vielleicht haben jene, die es behaupten, eine andere Fassung gesehen.
Man könnte noch so viel zu dieser kleinen Perle des Nischenkinos der 70er schreiben. Doch unterm Strich reicht es, wenn man sagt, dass dieser Erotikfilm in Sachen Kunst und Ästhetik sich deutlich von seinen Genrevertretern in Sachen Anspruch abhebt und alleine deshalb schon zu empfehlen ist.
Fazit: Sexploitation in Kunstform hat funktioniert und fasziniert. Für Liebhaber des spezielleren Films definitiv eine Empfehlung. Bewertung: 7/10 Punkte.
Alles im Eimer ist eine deutsche Komödie mit Didi (Dieter Hallervorden). Regie führte Ralf Gregan, dem man einiges an deutschem Klamauk zu verdanken hat. Es wird also spaßig mit Alles im Eimer...
Story: Leo (Dieter Hallervorden) ist ein Erfinder, bei dem aber nicht alles auf Anhieb funktionieren möchte. Alles, was er gerade anpackt, geht auf verrückteste Weise schief und geriet in ein Missgeschick in das nächste, sodass er die Schnauze voll hat und sein Leben beenden möchte, doch natürlich geht auch das schief, sodass er einen Killer braucht. Doch als sich das Blatt wendet, kann er über all seine Missgeschicke dankbar sein, die ihn nämlich am Ende über viele kleine Abenteuer am leben lassen ...
Herrlich! Das sind die Filmkomödien, mit denen ich im Kindesalter groß geworden bin und somit ist Didi mit "Alles im Eimer" eine richtig schöne und nostalgische Erinnerung aus den schrillen 80er Jahren.
Alles im Eimer wird wie nicht anders zu erwarten getragen von Dieter Hallervorden, der mit seiner Art seinen Filmen eine Seele, einen ganz besonderen Charakter gibt, den man mit bloßer Slapstick-Comedy nicht erreichen kann. Daher ist Dieter Hallervorden nicht nur ein begnadeter Kabarettist und Comedian der alten Schule, sondern auch ein talentierter Komödienschauspieler, der es versteht, den Zuschauer auf einfache Art zum Lachen zu bringen.
Der Film hat natürlich wenig Tiefe, ist flach und extrem albern, aber genau das will und soll er auch sein. Schlichtes Unterhaltungskino zum entspannen und abschalten und hier funktioniert der Spaß wirklich ausgezeichnet, vorausgesetzt man kann mit diesem Humor was anfangen.
Schauspielerisch neben Didi, Rainer Brandt in der Rolle von Norbert, Dirk Dautzenberg in der Rolle von Max und natürlich Rotraud Schindler in der Rolle von Franziska. Alle perfekt rein gepaßt in den Film.
Wer die vorigen Filme mit Ddi mochte, der wird auch mit diesem hier keine Schwierigkeiten haben. Erst recht, da die 80er die Höchstphase des deutschen Klamauks der alten Schule waren und gerade auch eine Fülle an Ddi Filme raus gekommen sind, die übrigens alle toll waren.
Fazit: Alles im Eimer ist das, was es sein will. Eine alberne Komödie für Didi Fans. Ich habe mich nicht nur nostalgische, sondern auch gut unterhalten gefühlt. Bewertung: 6/10 Punkte.
Summer Games - Giochi d'estate ist ein Familiendrama, das im Voraus vor der Berlinale 2011 ordentlich beworben wurde, sodass man als interessierter darauf aufmerksam wurde. Regie führte Rolando Colla, dem Themen wie familiäre Konflikte, Liebe, Herzschmerz und Sehnsüchte ein Anliegen zu sein scheinen, denn in seiner Filmografie läßt sich da einiges zu finden.
Story: Es ist Sommer und für Vincenzo (Antonio Merone) und seine noch Ehefrau Adriana (Alessia Barela) und die beiden Kids Nic (Armando Condolucci) und Agostino (Marco D'Orazi) geht es zum Camping Urlaub in die südliche Toskana ans Meer. Die Hoffnung, dass sich die angeknackste Ehe noch mal retten läßt und Vincenzo seine Gewaltausbrüche gegen seine Frau und Kinder unter Kontrolle bekommt, scheitert allerdings schon nach kurzer Zeit. Nic der sich durch Gefühlskälte zu schützen versucht, lernt vor Ort Marie (Fiorella Campanella) kennen, die sich ebenfalls einen Vater wünscht und der von ihrer Mutter verschwiegen wird. Die beiden freunden sich mit ihrer Clique an und verarbeiten in einer alten Scheune im Maisfeld spielerisch ihre Probleme und unerfüllten Sehnsüchte, die für Außenstehende auch verstörend wirken könnten ...
Summer Games ist ein Film, der alltägliche Situationen mit Konfliktpotenzial zeigt, wie sie hundertfach und alltäglich im sozialen Umgang miteinander aufkommen. Das große Thema Disharmonie! Als philosophisch denkender Mensch würde man sicherlich die beiden Familien statt zur Eheberatung lieber in ein spirituell geprägtes buddhistisches Kloster schicken, das sie erst mal das Basisfundament des Lebens, das Geistige in sich erkennen und erlernen. Summer Games hingegen entscheidet sich da konventionell, brav systemtreu und fast schon fatalistisch. Auch die Begründung zeigt nichts Neues. Ganz brav im Sinne der calvinistischen Arbeitsethik, wird der Fokus auf das persönliche Scheitern und die daraus resultierende Unzufriedenheit gerichtet, die Vincenzo durch primitivste Instinkte in Form von Kontrollverlust gegen seine Familie zu kompensieren versucht. Ich schrieb ja schon, hier kann nur noch 2 Jahre Aschram helfen...
Das Spiegelbild der Gesellschaft auf zwischenmenschlicher Ebene des Umgangs miteinander. Den kategorischen Imperativ hat man hier offensichtlich nicht verstanden, und so zeigen Nic und Marie in ihrem Spiel das, was man nicht nur als Hilferuf, sondern auch als innere Verzweiflung beschreiben könnte. Der Übertrag von der Gesellschaft auf die jeweils einzelnen Individuen (hier, die Eltern), auf die Kinder und diese wiederum auf noch niedrigeren Ebene wie z.B. auf Tiere, wie man es sehen konnte.
Schauspielerisch übrigens sehr gut gespielt. Besonders die Rollen von Nic und Marie kamen sehr authentisch rüber. Der Rest war aber auch ordentlich.
Von der Atmosphäre her sorgt natürlich sie schöne Landschaft der Toskana für schöne Bildeinfänge und man fühlt sich als Zuschauer fast selbst schon in Urlaubsstimmung. Auch gut, dass technisch der Film sehr ruhig erzählt wird, sodass jede Szene genug Zeit hatte, sich zu entfalten. - Das Ende war wenig überraschend und beruht auf dem fatalistischen Prinzip, auch wenn man versuchte, durch eine Aussage, (Sumpf Wasserloch Szene) die eigentliche Resignation zu kaschieren.
Fazit: Summer Games kann man zweifelsfrei als kleines Anspruchskino bezeichnen. Durch die Drehorte und die sommerliche Campingatmosphäre wirkt der Film auch irgendwie erfrischend und nicht so aufgesetzt. Leider hat man aber auch ein bisschen Potenzial verschenkt, denn ein paar Nebenstränge im Plot hätten vielleicht emotional mehr tiefe mitgebracht, die so eher bescheiden ausfällt. Trotzdem gut unterhaltend. Bewertung: 6/10 Punkte.
Amusement ist ein Horrorthriller im Episodenstil, der geradlinig sich auf Altbewährtes verlässt. Regie führte John Simpson, der auch Freeze Frame (2004) drehte. Warum Amusement so überdurchschnittlich gut ankam, bleibt wohl ein Rätsel, denn Neues oder Spektakuläres zeigt der Streifen definitiv nicht.
Story: Die drei Freundinnen Shelby, Tabitha und Lisa haben als Teenie in der Schule einen eh schon Außenseiter Typen abblitzen lassen, nachdem er bei einem Diorama Projekt seine gestörte Art offen legte und aus Konsequenz daraus berechtigt verwiesen wurde. Jahre später durstet es den Psychopathen nach Rache ... schnarch ...!
Amüsierend? Ne, eher langweilig! Es muß wohl damals der Trailer gewesen sein, der mich veranlasste, diesen Film auf die Merkliste zu setzen. Wie bei einigen anderen auch, fand ich das Werk leider enttäuschend und das nicht einmal wegen den unlogischen Elementen, sondern einfach, weil der Streifen eine Schlaftablette ist.
Sind wir doch mal ehrlich Episode 1 auf dem Highway mit dem Trucker, dann die Babysitter und Clown Episode, zwischenzeitlich die Aufklärung mit Stichwort gefolterte Ratte in der Briar Hills School und dann die Pension und die pseudo- Saw Kulisse nach der dritten. Wen will man damit ernsthaft überzeugen, wenn außer hochwertiger Produktion und Look kein Inhalt und nichts Interessantes und schon gar nichts Innovatives zu sehen ist. Da muß selbst Mr. The Laugh lachen!
Natürlich friemeln sich die drei Episoden gegen Ende zusammen, aber insgesamt wirkt der Film in seinen Szenen wie ein Stückwerk verschiedenster Ideen, die egal ob sie reinpassen auf Teufel komm raus in den Film gebracht werden mußten.
Fazit: Leider langweilig und unkreativ, sodass keine Spannung und Unterhaltung aufkommen wollte. Bewertung: 3,5/10 Punkte.
Anonymous Animals ist ein experimenteller Arthaus Film in Fantasyhorror Gewandung. Zu verdanken hat man es dem Regieneuling Baptiste Rouveure der hiermit sein Filmdebüt feiern durfte und auch einiges an Auszeichnungen dafür entgegennehmen konnte.
Story: Gibt keine! Es gibt nur Szeneneinfänge (Augenblickaufnahmen) von einer objektiven, nicht bewertenden Kamera, die filmt, wie verschiedene humanoide Tiere in einer kargen, nebeligen und ländlichen Gegend mit Menschen umgehen, quasi eine klassische Rollenumkehr. Tier wird zum Mensch, Mensch wird zum Tier!
OMG! Was hätte das für ein Skandalfilm werden können ... Dieser Film hätte von seiner Thematik der härteste und kontroverseste Film des Universums werden können, doch man hat das unglaubliche Potenzial vermasselt und ungenutzt gelassen. Schade, das ist echt ärgerlich, und Herr Rouveure war hier leider viel zu zaghaft. Hier hätte ich mir einen M. Dora als Filmemacher gewünscht, der volle Packung rauf gehalten hätte und unverblümt die Bestie bloßgestellt hätte, so wie sie es verdienen würde.
Willkommen in meinem Metier, wo ich philosophisch betrachtet die Misanthropie nicht von der Bettkante stoßen würde. Gründe gibt es genügend, sodass ich hier gerne Anonymous Animals genauer durchleuchten möchte.
Zitat: "Wir werden in Ewigkeiten nicht mehr gut machen können, was wir den Tieren angetan haben." Mark Twain (1835 - 1910)
Aus Sicht des einfachen Menschen, der geistig weniger bewandert ist, wird der Film wie eine billige Farce wirken, die emotional nur ein müdes zur Kenntnis genommen hervorbringt. Aus Sicht des geistig fitteren Philosophen bringt er ebenfalls nur ein müdes zur Kenntnis genommen hervor, da Anonymous Animals einfach nicht "wirken" durfte. Hätte Baptiste Rouveure so rauf gehalten wie ein M. Dora es machen würde und realistisch, ohne zu übertreiben das zeigen würde, was der Mensch Tag täglich dem Tier antut, dann wäre es definitiv der härteste Film der Welt gewesen und dieser würde "wirken" und zumindest zum Nachdenken anregen, was Anonymous Animals leider nicht schafft.
Voyeuristisch wäre es doch schön gewesen, eine tierische Splatter Vergeltung zu betrachten, die explizit und fern der Moral den Spiegel vorhält. Ja, das würde schocken und zugegeben auch befriedigen, die Bestie Mensch zerstört zu sehen, nach all dem, was sie zu verantworten hat ... Aber STOP! Ist das wirklich die Lösung des Problems? Eine einfache Rollenumkehr wie bei diesem Film? Und hier sieht man, wie billig Anonymous Animals ist und wie unphilosophisch man an die Thematik ran gegangen ist.
Was Herr Rouveure leider vergessen hat, ist die Tatsache, das es im Tierreich auch zum Fressen und Gefressen werden kommt und der böse Wolf reißt auch die niedlichen Lämmchen und das nicht, weil er Hunger hat oder sich bedroht fühlt. Er hat die Macht, so wie wir die Macht haben. Der Unterschied, wir können uns Entscheiden, wo wir hin wollen mit unseren Handlungen und wären so beim guten alten Hobbes gelandet. Im Film dargestellt bei einem Hundekampf, wo die humanoiden Hunde miteinander rauften und Schuldzuweisungen vergaben. Ziemlich unrealistisch, hätten die Kynokephale sich wirklich so verhalten? Das Schlimme ist, das Anonymous Animals noch nicht mal den Versuch unternimmt, einen Lösungsvorschlag zu machen, wie billig ist das denn bitte? Wie wäre es den z.B. mit einer hedonistischen und utilitaristischen Unversehrtheit für Mensch und Tier, angeordnet durch Diktat?
Was ist also Anonymous Animals? Ein Propagandafilm für militante Veganer? Nein! Eine Animierung für Carnivore, jetzt erst Recht aufs Tierwohl zu scheißen? Nein! Philosophischer Tiefgang mit Lösungsansätzen? Definitiv Nein!
Anonymous Animals ist lediglich ein experimenteller Arthaus Film mit einer dichten und bedrohlichen Atmosphäre und ist einzig und allein deswegen verdammt interessant und sehenswert. Der Score dazu ist grandios, gleiches gilt für die humanoiden Tierwesen. Allein die Idee zu so einem Film ist einzigartig und da punktet er richtig.
Zitat: "Kein Tier jemals quält, bloß um zu quälen; aber dies tut der Mensch, und dies macht den teuflischen Charakter aus, der weit ärger ist, als der bloß tierische." Arthur Schopenhauer (1788-1860)
Ich bin wirklich kein großer Freund von Remakes, aber hier würde ich mir ein Remake wünschen mit einem Regisseur, der sich mehr traut und tiefer in die Materie des Themas geht. Solch eine geniale Filmidee und so viel Potenzial verschenkt, das ist echt schade.
Fazit: Definitiv interessant, aber kein Film für den Standard Mainstream Zuschauer. Alle anderen sollten besser nicht zu viel Tiefe erwarten, Potenzial leider deutlich verschenkt. Volle Punktzahl aber für die Atmosphäre und den Kunstcharakter. Bewertung: 5,5/10 Punkte.