MareikeHB - Kommentare

Alle Kommentare von MareikeHB

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    MareikeHB 27.04.2025, 16:14 Geändert 27.04.2025, 17:01

    „Radio Days“ von Woody Allen ist ein nostalgischer, tragikomischer Historienfilm über den Einfluss des Radios in den USA der 1940er Jahre. Im Zentrum des Geschehens steht eine kleinbürgerliche, jüdische Großfamilie. Parallel dazu werden die Höhen und Tiefen der Kariere einer jungen Frau (Mia Farrow) geschildert, die im Show-Business Erfolg sucht.

    Allen wirft durch einen Erzähler aus der Jetztzeit einen liebevollen Rückblick auf die Jugendzeit des Erzählers und setzt den Fokus auf zahlreiche historische, zeitgeschichtliche Höhepunkte aus der „Radiozeit“. Das Radio fesselte in den 1940er Jahren als Massenmedium zahlreiche Hörer mit den unterschiedlichsten Angeboten, die in ähnlicher Form später im Fernsehprogramm ihren Widerhall fanden. Woody Allen fügt zahlreiche legendäre Radiosendungen in das anekdotenhafte Geschehen ein und lässt immer wieder bekannte Songs aus der Zeit anklingen. Der Blick auf die Hörer einerseits, verkörpert durch die Großfamilie, und die Produzenten andererseits ist gelungen. Leider ist die Rolle des aufstrebenden Stars etwas nervig geraten, da Mia Farrow über lange Zeit immer in einer unangenehm hohen Stimmlage sprechen muss. Außerdem lässt sich ihre Figur gnadenlos sexuell ausbeuten. Leider war diese Art der Unterdrückung im Show-Geschäft der USA lange Zeit Normalität. Auch wenn manchmal der für Allen typische geistreiche Witz und es auch etwas an Schwung fehlt, fühlt man sich von diesem historisch erhellenden Film gut unterhalten.

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      MareikeHB 23.04.2025, 19:03 Geändert 23.04.2025, 19:10

      „Sorry We Missed You“ von Ken Loach ist ein bewegendes Sozialdrama, das die sozialen Nöte von Familien unterer Einkommensschichten glaubwürdig vermittelt. Abbie Turner (Debby Honeywood) arbeitet als mobile Altenpflegerin und ihr Mann Ricky (Kris Hitchen), ein früherer Gelegenheitsarbeiter, möchte nunmehr sein Einkommen als Paketzusteller verbessern. Leider verändern sich seine Arbeitsbedingungen als „Kleinunternehmer“ mit eigenem Lieferwagen zu seinem Nachteil. Auch für Abbie wird es schwieriger, da sie ihren Pkw verkaufen musste, damit ihr Mann den Lieferwagen leasen konnte. Da der Stress der beiden zunimmt, leidet die Beziehung und auch die beiden Kinder kommen zu kurz. Die Situation der Familie erscheint ausweglos.

      Realistisch, mit viel Empathie und Herzenswärme werden die prekären Lebensumstände einer Familie beschrieben und ein Teufelskreis, der entstehen kann. Insbesondere wird auch ein detaillierter Einblick in die beiden Berufe gewährt, Berufe, die gesellschaftlich bedeutsam und weit verbreitet sind, aber oft nicht die nötige (finanzielle) Wertschätzung erfahren. Letztlich ist die familiäre Situation mit fast immer arbeitsbedingt abwesenden Eltern für die Kinder nur zu meistern, wenn sie früh lernen, Verantwortung zu übernehmen und trotz aller Widrigkeiten auf eine kraftvolle Bindung in der Familie bauen können. So zeichnet sich zum offenen und vielleicht etwas abrupten, herzzerreißenden Ende ein kleiner Silberstreif am Horizont ab. Die Bürde der Kinder mit immer wieder abwesenden Eltern bleibt dennoch ein schweres Gepäck für den Start ins Leben.

      Der Titel des Films steht für die Notiz, dass ein Paket seinen Empfänger nicht erreicht hat, hier aber auch für die Beziehung der Familienangehörigen untereinander. Sie vermissen sich bewusst oder unbewusst gegenseitig und fühlen sich schuldig.

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      • Meine liebsten Musikfilme/Musicals sind:

        1. Victor/Victoria
        2. Ein neuer Stern am Himmel
        3. West Side Story (1961)
        4. La La Land
        5. Mary Poppins
        6. Searching for Sugarman
        7. Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm
        8. Les Misérable (2012)
        9. Anatevka
        10. Die Regenschirme von Cherbourg

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          MareikeHB 17.04.2025, 16:33 Geändert 17.04.2025, 16:49

          „The Power of the Dog“ von Jane Campion ist ein komplexes, fesselndes psychologisches Drama. Zwei völlig unterschiedliche Brüder, Phil (Benedict Cumberbatch) und George (Jesse Plemons), betreiben in den 1920er Jahren eine Farm in den USA. Als der gutmütige George die alleinerziehenden Mutter (Kirsten Dunst) eines sehr sensiblen Jugendlichen heiratet und die beiden auf die Farm holt, kommt es immer wieder zu Konflikten mit seinem harten Bruder Phil. Unterschiedliche Lebenswelten verschiedener Außenseiter prallen weitestgehend glaubwürdig aufeinander. Das subtil erzählte Ende zum Mitdenken, ein perfekter Mord, ist besonders gut gelungen. Aber auch visuell weiß der Film mit seinen hervorragenden Aufnahmen zu beeindrucken. Die einfühlsame Regie Jane Campions jenseits gängiger Klischees, das subtile Schauspiel und der minimalistische, eingängige Soundtrack von Jonny Greenwood sind ebenfalls großartig. Von sage und schreibe zwölf „Oscar“-Nominierungen konnte nur Jane Campion für ihre Regie die begehrte Trophäe einheimsen.

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          • MareikeHB 09.04.2025, 18:29 Geändert 11.04.2025, 14:31

            Meine Top Ten ❤️ Liebesfilme ❤️ sind:

            West Side Story
            Ein neuer Stern am Himmel
            La La Land
            Viel Lärm um nichts (1993)
            Liebe 1962
            Der Untermieter (1977)
            Tatsächlich Liebe
            Verhängnis (1992)
            Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
            Die Brücken am Fluss

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              MareikeHB 06.04.2025, 19:51 Geändert 06.04.2025, 19:53

              „Civil War“ von Alex Garland ist eine realistisch anmutende, gesellschaftskritische Dystopie, die in der nahen Zukunft in den USA angesiedelt ist. In diesen zukünftigen USA herrscht ein Bürgerkrieg. Die Vertreter der abtrünnigen Bundesstaaten von Kalifornien und Texas wollen in Washington einmarschieren und den Präsidenten stürzen. Im Zentrum stehen eine Journalistin (Kirsten Dunst) und ihre Begleiter, die ein letztes Interview mit dem Präsidenten führen möchten und dabei ihr Leben riskieren.

              Auf dem Weg nach Washington begegnen den Journalisten und ihren Begleitern zahlreiche brutale, völlig verrohte Gestalten, die offensichtlich ihren moralischen Kompass verloren haben, aber auch friedlichen Camps sowie sogar eine Ortschaft, die sich dem Krieg weitestgehend entzieht. Gut- und Böse-Zeichnungen der Kriegspartien werden dabei vermieden. Die gezeigten Entbehrungen und Vielfalt der Reaktionen auf den Krieg führen dazu, dass das Geschehen als recht realistisch empfunden wird. Zu dem Realismus gesellen sich auch einige grotesk anmutende Gewaltdarstellungen, die den ganzen Wahnsinn eines Bürgerkrieges demonstrieren. Es wird eine Gesellschaft gezeigt, die sich aus irrationalen Gründen selbst zerlegt. Der spannende und einfallsreiche Film spricht eine deutliche Warnung aus, was mit einem Land passieren kann, wenn Moral keine Rolle mehr spielt und die gesellschaftliche Spaltung nicht überwunden werden kann. Schwindende Moral und zunehmende Polarität sind heute in den USA, aber auch in den meisten westlichen Staaten ein gesellschaftliches Problem. Wenn diese Probleme nicht bewältigt werden, ist eine Katastrophe, wie mit diesem Film plastisch demonstriert wird, zum Greifen nahe. Handwerklich ist diese Dystopie grundsolide ausgestaltet. Der raue, metallische Soundtrack von Ben Salisbury und Geoff Barrow fügt sich passend in die unbequeme Bilderwelt ein.

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              • Es folgen meine Top 10 Komödien, bei denen ich am meisten lachen musste (ohne besondere Reihenfolge):

                1. Pappa ante Portas
                2. Der Partyschreck
                3. Eins, zwei, drei
                4. Was ist mit Bob?
                5. Der Sinn des Lebens
                6. Camouflage - Hasch mich, ich bin der Mörder
                7. Drillinge an Bord
                8. Didi - Und die Rache der Enterbten
                9. Is was Doc?
                10. Die nackte Kanone

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                • Liebe Jenny Jecke,
                  liebes Moviepilot-Team,
                  die Änderungen durch den „Frühjahrsputz“ sind leider in der jetzigen Version für die vernetzte Community mit erheblichen Nachteilen verbunden. Ist nicht der mögliche Austausch und die Vernetzung von Community-Mitgliedern untereinander ein besonderes Alleinstellungsmerkmal von Moviepilot bei all den Filmseiten, die es gibt? Dieses besondere Merkmal wird mit den Änderungen erheblich eingeschränkt. Das Dashboard ist jetzt sehr mühselig zu bedienen. Man fragt sich, wer die Kommentare überhaupt noch liest und ob sich die Mühe, etwas zu schreiben, noch lohnt.

                  Ohne die Vernetzung würde ich deutlich weniger Kommentare lesen, da sie auf den Seiten zu den jeweiligen Filmen durch die vielen Werbebanner nur sehr umständlich zu lesen sind. Auch ist die Vernetzung der Community ein gutes Mittel, um Filterblasen zu verlassen und interessante filmische Empfehlungen zu bekommen. Von besseren (persönlichen) Empfehlungen profitieren letztlich auch eure Werbekunden, da man häufiger Filme oder Serien streamt, leiht oder kauft, weil man denkt, dass sich diese lohnen.

                  Zudem bereichert die aktive Community ja auch eure Datenbanken, wenn Filme neu angelegt werden. Ohne die Vernetzung der Community wäre man als Filmfan möglicherweise bei imdb oder letterboxd besser aufgehoben, da die Seiten deutlich stabiler laufen und die Kommentare wegen der größeren Reichweite auch eher wahrgenommen werden. (Die fremde Sprache ist in Zeiten von KI kein Hinderungsgrund mehr). Was genau sollte uns hier bei Moviepilot halten? Viele Grüße, M

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                  • 8
                    über RRR

                    „RRR“ von S.S. Rajamouli ist ein bildgewaltiges, packendes und auch blutiges Action-Epos, das die meisten Hollywood-Blockbuster locker in den Schatten stellt. Während der britischen Kolonialzeit in Indien entführt der britischer Gouverneur ein Mädchen aus einem ländlichen Dorf. Ein Bruder des Mädchens begibt sich nach New Delhi, um sie zu befreien. Des Weiteren steht ein äußerst ehrgeiziger Inder im Fokus, der für die britische Polizei arbeitet und dort unbedingt Karriere machen möchte.

                    Beide Protagonisten sind an historische Revolutionsführer Indiens angelehnt, mit der Realität hat das Gezeigte jedoch in keiner Weise etwas zutun. Erzählt werden zwei Heldengeschichten, die zusammengeführt werden. Die Hauptfiguren haben Superkräfte, da sie unglaublich stark und praktisch unverwundbar sind. Der eine kämpft sich gleich zu Beginn durch eine große Menschenmasse und behält Oberwasser, der andere bezwingt einen Tiger mit bloßen Händen. Es folgt ein Action-Feuerwerk mit einigen unglaublich beeindruckenden Szenen. Auch wenn mit CGI nicht gespart wird, die generischen Bilder manchmal auch als solche zu erkennen sind, sind die Bildkompositionen einfach überragend und lassen immer wieder staunen. Auch das Schauspiel voller Testosteron sowie der dynamische, geniale Soundtrack begeistern.

                    Inhaltlich ist der Film unverhohlen nationalistisch. Den rassistischen, arroganten Briten wird hier ganz gehörig die Leviten gelesen. Von der sanften Revolution eines Mahatma Gandhis ist man meilenweit entfernt. Mit seinen beiden Protagonisten kann sich Indien auf der Siegerseite fühlen. Da man die Siegermentalität auch aus zahlreichen angelsächsischen Produktionen kennt und die Inder unter den Briten lange sehr gelitten haben, sei den Indern diese ausufernde Heldengeschichte gegönnt. Auch wenn der Film vor etwa 100 Jahren spielt, steht er für ein heutiges Indien, das nur vor Selbstbewusstsein strotzt und vor Kraft nicht gehen kann. Dieser nationale Pathos wird sehr charmant ans Volk gebracht, dennoch hat er, gerade für deutsche Zuschauer, fast parodistische Züge.

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                    • 8 .5

                      „Anatevka“ von Norman Jewison ist ein lebensbejahendes, kurzweiliges Musical-Meisterwerk mit historischen Bezügen. Anfang des 20. Jahrhunderts leben Juden friedlich in dem ukrainischen Dorf Anatevka mit Christen zusammen. Der gutmütige jüdische Milchmann Tevje (Topol) möchte drei seiner fünf heiratsfähigen Töchter unter die Haube bringen. Ihm sind alte Traditionen sehr wichtig. Nach und nach muss er sich jedoch von Vorurteilen in einer sich rapide ändernden Welt verabschieden. Schon bald weht der Wind der kommunistischen Revolution. Leider nimmt dabei auch die Judenfeindlichkeit zu.

                      Mit viel Ironie und Humor wird das jüdische Leben in Osteuropa in der damaligen Zeit porträtiert. Die Dialoge sind grandios und die musikalischen Nummern mitreißend. Insbesondere stechen die Songs „If I were a Rich Man“ und „Sunrise, Sunset“ hervor. Kamera, Setting, Ausstattung und Choreografie sind erstklassig und fügen sich zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Norman Jewison inszenierte dieses Musical mit viel Leichtigkeit und Herzblut. Bei acht „Oscar“-Nominierungen gewann der Film in den Kategorien Kamera, Sound und Filmmusik (John Williams!).

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                      • Die 2010er sind für mich ein recht ergiebiges Jahrzehnt für (meiner Meinung nach) schlechte Filme:

                        1. Sicario (2015) - 2,5 Punkte (Die Rolle der Protagonistin war in jeder Beziehung nur schrecklich und demütigend)
                        2. Sharknado - Genug gesagt! - (2013) 3,5 P.
                        3. Rise of the Animals - Mensch vs. Beasts (2011) - 3,5 P.
                        4. Rum Diary (2011) - 4 P.
                        5. Valentinstag (2010) - 4 P.
                        6. Thor 2 - The Dark Kingdom (2013) - 4 P.
                        7. Mission Impossible 5 (2015) - 4 P.
                        8. I Feel Pretty (2018) - 4 P.
                        9. Mortdecay (2015) - 4. P.
                        10. John Wick (2014) - 4. P.

                        Ebenfalls 4 Punkte haben noch: Fünf Freude 4 (2015) , Mord im Orient Express (2017), Mein Freund der Delfin 2 (2014), Baywatch (2017), Eine Prinzessin zu Weihnachten (2011), Die glorreichen Sieben (2016), The Revenant (2015)

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                        • 7 .5
                          MareikeHB 17.03.2025, 21:23 Geändert 04.04.2025, 23:15

                          Bis zum 31.07.2025 in der Arte-Mediathek (O.m.U.): „Verbrecherische Hände“ (110 Min. und nicht wie oben beschrieben 90 Min. lang) ist ein kurzweiliger, spannender Krimi von dem Meister des mexikanischen Film Noir Roberto Galvadón. Als eine Hausangestellte ihrem Ehemann, der als erfolgreicher Wahrsager sein Geld verdient, Tatsachen berichtet, die darauf schließen lassen, dass ihr wohlhabender Arbeitgeber von seiner Ehefrau ermordet wurde, wittert der Wahrsager die Chance einer Erpressung.

                          Die wendungsreiche Geschichte schlägt einen sofort in den Bann. Zudem wird der verbrecherische Protagonist differenziert charakterisiert und darf auch Skrupel zeigen. Galvadón prangert mit seinem Film möglicherweise auch die Gier und Korruption der Menschen in seinem Land an. Er erinnert daran, dass ein Fehlverhalten möglicherweise nicht folgenlos bleibt. Das bittere Ende ist großartig!

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                          • MareikeHB 14.03.2025, 13:31 Geändert 14.03.2025, 13:32

                            Ich versuche ja schlechte Filme zu vermeiden, da das für mich Lebenszeitverschwendung ist. Aber immer gelingt mir dies nicht. Meine schlechtesten Filme der 2000er sind:

                            1. Der Grinch (2000) - 0 Punkte
                            2. Was Frauen wollen (2000) - 2 Punkte
                            3. Moulin Rouge (2001) - 4 Punkte
                            4. Die Blume des Bösen (2003) -4 Punkte
                            5. After the Sunset (2004) - 4 Punkte
                            6. Mord im Pfarrhaus (2005) - 4 Punkte
                            7. Lara Croft: Tomb Rider (2001) - 4,5 Punkte
                            8. Van Helsing (2004) - 4,5 Punkte
                            9. Happy Feet (2006) - 4,5 Punkte
                            10. Avatar - Aufbruch nach Pandora (2009) - 4,5 Punkte

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                            • 8 .5
                              MareikeHB 12.03.2025, 19:39 Geändert 12.03.2025, 20:06

                              Erst eine Bewertung! Noch bis zum 31.07.2025 in der Arte-Mediathek (O.m.U.) unter der Rubrik: „Filmschätze aus Mexico“: „Herbsttage“ von Roberto Gavaldón ist ein großartiges, spannendes Psychodrama über eine junge Frau, die sich immer weiter in Lebenslügen verstrickt. Die einsame, junge, verträumte Luisa (Pina Pellicer) fängt aufgrund einer Empfehlung bei dem gutmütigen Konditormeister Albino (Ignacio Lopez Tarso) an zu arbeiten. Luisa ist eher schüchtern, gewinnt aber große Aufmerksamkeit bei ihren Kolleginnen, als sie diese an ihrem Privatleben teilhaben lässt.

                              Regisseur Galvadón gelingt es erneut, einen äußerst kurzweiligen Film zu schaffen, der ein Mexico in seiner Blütezeit zeigt. Frauen (immer sehr hübsche) stehen oft im Zentrum der klug ausgestalteten Geschichten, so auch hier. Produktionstechnisch und inhaltlich können Galvadóns Werke locker mit den besten Hollywood Filmen aus der Zeit mithalten. Galvadón erfindet das Rad nicht neu, aber er ist ein unglaublicher Perfektionist. Das Schauspiel und die Kamera sind verlässliche Größen, wie auch das Drehbuch. Luisas Lieblingsspruch ist (sinngemäß): „Ich wünsche mir, dass mein Vergessen niemals endet und meine Hoffnung niemals stirbt.“

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                                Der fesselnde Neo-Western-Klassiker „Der Wildeste unter Tausend“ von Martin Ritt ist zugleich ein klassisches Familiendrama. Hud (Paul Newman) ist das schwarze Schaf der Familie: ein rücksichtsloser Egoist, Frauenheld, Alkoholiker und Rebell, der sich gegen seinen prinzipientreuen und rechtschaffenen Vater (Melvyn Douglas) auflehnt. Zudem lebt noch Huds siebzehnjähriger Neffe Lonnie (Brandon de Wilde) auf der Farm, der sowohl zu Hud, als auch zu seinem Großvater aufschaut. Einzige Frau im Hause ist die verwitwete Haushälterin Alma (Patricia Neal).

                                Die Beziehungsdynamik der Beteiligten ist spannend ausgearbeitet. Dies liegt auch an der überspitzten, gegensätzlichen Charakterisierung Huds und seines Vaters. Zugleich handelt es sich um eine Coming-of-Age-Geschichte, wenn man die Entwicklung von Lonnie betrachtet. Auch wenn der schillernde, herausfordernde Charakter Huds im Vordergrund steht, ist die Botschaft des Films ganz klar humanistisch. Das Ende erinnert mit seinem moralischen Anspruch etwas an einen Film Noir. Neben dem herausragenden Schauspiel aller Beteiligten überzeugen die exzellenten, „Oscar“-prämierten Schwarzweißbilder. Melvyn Douglas und Patricia Neal wurden mit dem „Oscar“ als beste Nebendarsteller geehrt. Oscar“-Nominierungen erhielten Paul Newman und Regisseur Martin Ritt, das Drehbuch sowie das Set-Design.

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                                • 6
                                  MareikeHB 09.03.2025, 20:51 Geändert 09.03.2025, 23:01

                                  „Konklave“ von Edward Berger ist ein ruhig erzähltes Kammerspiel über die Wahl eines neuen Papsts im Vatikan. Der Auswahlprozess entwickelt sich zu einem dezenten Machtpoker. Dezent deshalb, weil niemand wirklich seine Contenance verliert, aus der Rolle fällt und groß über die Stränge schlägt. Offensichtlich wird der Vatikan zunächst weitestgehend mit Samthandschuhen angefasst, auch satirische Elemente fehlen. Schon bald bekommt man einen Eindruck, wer diese Wahl gewinnen könnte. Am Ende wartet noch eine „skandalöse“ Überraschung, die einer gewissen Ironie nicht entbehrt.

                                  Die Schauspieler sind grundsolide, Ralph Fiennes in der Hauptrolle wird allerdings mimisch nicht allzu viel abverlangt. Anscheinend reicht es heute für eine „Oscar“-Nominierung aus, wenn man über eine längere Zeit ein altbekanntes verkniffenes, sauertöpfisches Gesicht aufsetzt. Dass Fiennes einen derartigen Gesichtsausdruck gut beherrscht, hat er nicht nur in „Schindlers Liste“ bereits bewiesen. Ebenso wie Fiennes neigt auch Isabella Rossellini, die in einer Nebenrolle zu sehen ist, zu einer verhärmten Mimik, als ob dies eine logische Konsequenz sein müsse, nur weil man als Ordensschwester seine Berufung gefunden hat. So wirkt einiges ein wenig klischeehaft.

                                  Edward Berger bemüht sich um einen recht objektiven, realistischen Blick auf den Vatikan. Die Vertreter der katholischen Kirche werden insgesamt recht menschlich, auch mit Schwächen dargestellt. Sympathieträger gibt es dort allerdings nicht. Schön ist die metaphorische Szene mit den Schildkröten. Sie verweist auf die Schwerfälligkeit und das Alter der Institution Kirche, die sich über Jahrhunderte beharrlich dem Zeitgeist verweigert. Der Knalleffekt am Ende lässt auf die Kirche möglicherweise mit einer gewissen Häme blicken. Dies dürfte sicherlich nicht jedem gefallen. Allerdings ist es heutzutage keine Überraschung mehr, wenn die Kirche einmal mehr filmisch ihr Fett weg bekommt.

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                                    MareikeHB 04.03.2025, 17:58 Geändert 04.03.2025, 18:04

                                    „Die blonde Sünderin“ von Jacques Demy ist ein stylischer, aber auch etwas langatmiger Film über Spielsucht. Der biedere Bankangestellte Jean Fournier (Claude Mann) wird von einem Bekannten zum Roulette-Spielen animiert und gönnt sich mit einem Teil seines Gewinns erstmalig eine Reise an die Côte d’Azur. Dort begegnet er in Cannes einer Spielsüchtigen (Jean Moreau), die ihn in ihren Bann schlägt und ihn immer wieder zum Mitspielen anregt. So nimmt er Teil an ihrer Sucht.

                                    Die Spielsucht wird überzeugend dargestellt. Leider passiert in dem Film nicht viel mehr, als dass man dabei zuschaut, wie die Protagonisten beim Roulette entweder gewinnen oder verlieren. Dabei fehlt es gänzlich an einem Spannungsbogen. Der Film plätschert recht vorhersehbar vor sich hin, ohne dramaturgische Höhepunkte. Allein die Schauspielkunst kann wirklich überzeugen. Vor allem Jeanne Moreau, hier platinblond, leicht verlebt und oft mit einer Zigarette im Mundwinkel, liefert eine beeindruckende, realistische Vorstellung ab. Der deutsche Titel „Die blonde Sünderin“ ist auf jeden Fall zu marktschreierisch geraten. Da ist der ironische Originaltitel, wörtlich übersetzt „Die Bucht der Engel“, deutlich subtiler. Er spielt auf die großen Kasinos an der Côte d‘Azur an und auf die (vermeintliche) Unschuld der Spielsüchtigen, die sich dem Glücksspiel nicht entziehen können.

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                                      MareikeHB 02.03.2025, 17:29 Geändert 02.03.2025, 18:12

                                      Der Klassiker „Ein Platz an der Sonne“ von George Stevens ist ein fesselndes, gesellschaftskritisches Drama, das eine Dreiecksbeziehung thematisiert und im weiteren Verlauf zu einem Gerichtsthriller mutiert. George Eastman (Montgomery Clift) stammt aus ärmlichen Verhältnisses und sucht Kontakt zu seinem wohlhabenden Onkel, der Bademoden herstellt. Dieser gibt dem ungelernten jungen Mann zunächst einen Job am Fließband. Dort lernt George eine junge Frau, Alice Tripp (Shelley Winters) kennen. Entgegen der Firmenpolitik beginnt er mit ihr eine Affaire. Zugleich schwärmt er für das Top-Modell Angela Vickers (Elizabeth Taylor), die im Auftrage seines Onkels für die Bademode wirbt und sich wie der Onkel in besseren Kreisen bewegt.

                                      Die klassische, in den USA oft positiv gelesene, Aufsteigergeschichte wird hier dekonstruiert. Es wird daran erinnert, dass ein gesellschaftlicher Aufstieg mit einer großen Rücksichtslosigkeit einhergehen kann. Ist der Ehrgeiz zu groß, wird die Moral über Bord geworfen, schadet dies der Gesellschaft. Der Gewissenlose muss zur Rechenschaft gezogen werden. Dabei macht es sich der Film nie mit zu eindeutigen Schuldzuweisungen zu leicht. Die Charaktere werden sehr differenziert dargestellt, manche Reaktionen einiger Nebenfiguren überraschen mitunter. Einzig die Rolle von Shelley Winters ist vielleicht ein wenig zu naiv angelegt.

                                      Die Schauspielerinnen und Schauspieler sind bis in die kleinsten Rollen exzellent besetzt. Montgomery Clift beweist in der Hauptrolle sein überragendes Talent und die hier erst 17 Jahre alte, bildhübsche Elizabeth Taylor zeigt sich in einer ihrer ersten großen Rollen. Auch die Schwarzweiß-Kinematografie überzeugt mit ihren kontrastreichen Aufnahmen auf ganzer Linie. Nicht von ungefähr gewann dieser Film sechs „Oscars“ in den Kategorien: Regie, Drehbuch, Kamera, Kostüme, Schnitt und Filmmusik (Franz Waxman) sowie darüber hinaus Nominierungen als „Bester Film“, Monty Clift als bester Hauptdarsteller und Shelley Winters als beste Nebendarstellerin.

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                                        Bis zum 01.08.2025 in der Arte-Mediathek unter dem Titel „Palast der Sünde“ (O.m.U.): Der Titel „Die Andere“ ist die wörtliche Übersetzung des Originaltitels dieses spannenden Noir Films von Roberto Gavaldón. Die schöne und sehr wohlhabende Magdalena Montes de Oca hat gerade ihren Ehemann zu Grabe getragen. Sie bietet ihrer mittellosen Zwillingsschwester Maria in ihrer herablassenden Art wunderschöne Kleidungsstücke an, die sie nun als trauernde Witwe nicht mehr tragen kann und nach der Trauerzeit unmodern sein könnten. Widerwillig zieht sich Maria eine elegante Jacke über und wird prompt von einem Hausangestellten für Magdalena gehalten. Maria ist zwar in einer glücklichen Beziehung mit einem jungen Polizisten, ist aber verzweifelt, weil sie ihren Job verloren hat. Sie schmiedet einen grausamen Plan.

                                        Schon ziemlich zu Beginn wird deutlich, in welche Richtung der Film geht. Für die Protagonistin folgt ein unbarmherziger Albtraum mit einigen überraschenden Wendungen. Roberto Galvadón liefert erneut einen lupenreinen, bitterbösen Noir Film. Produktionstechnisch und erzählerisch kann dieser kurzweilige Film locker mit den großen Genre-Meisterwerken aus den USA und Europa mithalten. Insbesondere die Hauptdarstellerin Dolores del Rio glänzt in ihrer Doppelrolle.

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                                          Bis zum 13.03.2025 in der Arte-Mediathek: „Familienfest“ von Lars Kraume ist ein kurzweilig inszeniertes Familiendrama, das von illustren Schauspielerinnen und Schauspielern getragen wird, aber leider nicht viel Neues erzählt. Der zynische und kaltherzige ehemalige Starpianist Hannes Westhoff (Günther Maria Halmer) versammelt seine Familie in seiner Villa, um seinen 70. Geburtstag feiern. Die in den Augen des Vaters „missratenen“ Söhne reisen samt Partner an: Gregor (Marc Hosemann) verschuldet sich immer wieder und bewegt sich in zweifelhaften Milieus, Max (Lars Eidinger) ist ein rebellischer Journalist und hat ein trauriges Geheimnis und Frederik (Barnaby Metschurat) ist beruflich recht erfolglos und homosexuell.

                                          In diesem Kammerspiel, das zwischen Lustspiel und Melodrama changiert, prallen die unterschiedlichsten Charaktere aufeinander. Sie sind deutlich überzeichnet und tendieren etwas zum Schablonenhaften. Den Frauen kommen eher Vermittlerrollen zu. Sie sind Stimmen der Vernunft und der Liebe. Nur Hannelore Elsner darf als alkoholsüchtige Ex-Frau und Mutter der Söhne etwas über die Stränge schlagen. Es folgt ein Seelenstriptease nach dem anderen und einige vorhersehbaren Entwicklungen. Langweilig wird es trotzdem nicht, da das Erzähltempo stimmt. Bei den Schauspielern stechen der überbegabte Lars Eidinger und Jördis Triebel als Sympathieträgerin heraus.

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                                            MareikeHB 12.02.2025, 18:26 Geändert 12.02.2025, 18:26

                                            „Endstation Schafott“ von José Giovanni ist ein fesselndes, düsteres Sozialdrama mit den zwei französischen Schauspielikonen Alain Delon und Jean Gabin. Zudem ist es ein eindrucksvolles Plädoyer gegen die Todesstrafe durch die Guillotine, die in Frankreich erst 1981 abgeschafft wurde. Gino Strabliggi (Alain Delon) wird nach 10 Jahren vorzeitig aus der Haft entlassen, da sich der Sozialarbeiter und Bewährungshelfer Cazeneuve (Jean Gabin) für ihn verbürgt. Strabliggi ist guten Willens und möchte sich ein neues Leben aufbauen. Dabei sieht er sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: Seine ehemaligen Bankräuber-Kumpanen wollen ihn wieder auf die schiefe Bahn lenken, ein schlimmes privates Unglück lässt ihn fast den Halt verlieren und schließlich hat es ein überengagierter Polizist (Michel Bouquet) auf ihn abgesehen, der nicht glauben kann, dass Strabliggi nunmehr ein ehrenwertes Leben führen möchte.

                                            Ähnlich wie in den meist eher reißerischen Poliziottesci aus Italien wird in diesem stringent erzählten Drama kein gutes Haar an den Strafverfolgungsbehörden, Justiz und Strafvollzug gelassen, ohne dass diese Kritik hier schablonenhaft wirkt. Da gibt es durchaus einen Polizisten, der die Missgunst und den Übereifer seines Kollegen hinterfragt. Der ehemalige Verbrecher wird hier von Delon differenziert dargestellt: sympathisch, aber nicht ohne dunkle Charakterzüge. Es sind jedoch immer äußere Umstände, die die negativen Seiten bei ihm hervorrufen. Neben den oben genannten Widerständen hat er auch Glück, da ihm mehrere Menschen zur Seite stehen. Das private und berufliche Glück ist immer wieder zum Greifen nah. Daher wirkt das vorhersehbare, tragische Ende um so schockierender. Selten hat man einen richterlichen Urteilsspruch wohl als dermaßen ungerecht empfunden.

                                            Letztlich ist der Film neben seiner Sozialkritik ein Gleichnis über das Leben selbst. Der Mensch wird als mangelhaftes Wesen, wie der Sträfling hier, in die raue Welt entlassen. Es folgen glückliche wie auch tragische Momente, die man nicht alle beeinflussen kann, und schließlich unerbittlich der Tod.

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                                              In der ARD-Mediathek! „Hunde verstehen!“ ist eine hilfreiche, sehr positive und informative Doku-/Reality-Serie über die Einheit Mensch - Hund. Als Hundehalter gibt es immer wieder einmal mehr oder weniger herausfordernde Situationen mit dem lieben Vierbeiner. Der sympathische und kompetente Hundecoach Andreas Ohligschläger gibt in zahlreichen Folgen von 45 Min. Länge Haltern mit „Problemhunden“ anschauliche Erziehungstipps. Er begleitet Mensch und Vierbeiner in seinem Zuhause, draußen und er beobachtet auch das Verhalten im Rudel mit anderen Hunden. Zunächst werden die jeweiligen Probleme mit dem Tier gezeigt. Sodann gibt Ohligschläger Hilfestellungen. Dabei kann man häufig erkennen, dass selbst bei älteren Hunden deutliche Verbesserungen im Verhalten möglich sind.

                                              Oftmals ist es eine Frage der Führung, der Selbstsicherheit und der positiven Zugewandheit zum Hund, die das Leben Mensch-Hund erleichtern. Letztlich muss man sich als Hundehalter die Zeit nehmen und viel mit dem Hund üben. Für Ohligschläger ist die Körpersprache und erzieherische Konsequenz des Menschen im Umgang mit dem Hund entscheidend. Dabei kann man gerade von den Körpersignalen der Hunde im Rudel oder auch aus Begegnungen mit souveränen Hunden viel lernen. Letztlich profitiert auch der Mensch durch ein steigendes Selbstbewusstsein, wenn das Zusammenleben mit seinem Vierbeiner entspannter wird und Herausforderungen im Umgang mit dem Tier bewältigt werden.

                                              Es wird bei der Serie viel Gewicht auf die Situation vor und nach dem Coaching gelegt. Das „Dazwischen“, nämlich das tatsächliche, eiserne Üben mit dem Hund und die konkreten Bewältigungsstrategien kommen leider manchmal etwas zu kurz. Dennoch kann die unterhaltsame Serie eine Inspiration für zahlreiche Hundehalter und Hundehalterinnen sein. Menschen können, wie der Hundetrainer immer wieder betont, über ihre Hunde viel auch über sich selbst lernen!

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                                                Bis zum 31.07.2025 in der Arte-Mediathek (O.m.U.) „Die kniende Göttin“ von Roberto Gavaldón ist ein hervorragender, spannender Film-Noir aus Mexiko. Regisseur Galvadón zählt zu den bekanntesten und erfolgreichsten Regisseuren Mexikos des 20. Jahrhunderts und auch dieser Film macht ihm alle Ehre. Die „Kniende Göttin“ ist eine Marmorstatue, die ein Geschenk eines gut situierten Chemikers und Unternehmers an seine schwerkranke Frau für den Hochzeitstag sein soll. Zu seiner Überraschung stand jedoch seine Geliebte Modell. Die Statue steht für die Kraft der Verführung, die Idealisierung, aber auch für die Macht der Geliebten und ihr Betteln um Liebe. Hier geht um ein perfides Geflecht aus Liebe, Betrug und Tod. Zum Film-Noir-typischen Ende gibt es eine gelungene überraschende Wendung.

                                                Auch wenn die Geschichte mit seinen menschlichen Abgründen vielleicht ein klein bisschen weit hergeholt ist, fügt sich letztlich alles auf unterhaltsame Art wunderbar zusammen. Die Kamera ist souverän und die Ausstattung im Film gediegen. Auch die Schauspielerinnen und Schauspieler sind erstklassig, insbesondere überzeugt María Félix als überirdisch schöne Femme Fatale.

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                                                  Das fesselnde und gut recherchierte Historiendrama „Die Königin und der Leibarzt“ von Nicolaj Arcel beruht auf wahren Vorkommnissen am dänischen Königshof unter Christian VII in den 1770er Jahren. Der sich unberechenbar verhaltende und womöglich geisteskranke König Christian VII (Mikkel Boe Følsgaard) war unglücklich mit Caroline aus Großbritannien (Alicia Vikander) verheiratet. Dem deutschen Leibarzt Johann Friedrich Struensee (Mads Mikkelsen) gelingt es, das Vertrauen des Königs zu gewinnen und mit seinen fortschrittlichen Ideen der Aufklärung immer mehr Einfluss am Hof auszuüben. Schließlich gestaltet er Dänemark zum progressivsten Königreich seiner Zeit um. Den etablierten Herrschenden missfällt dies naturgemäß zunehmend. Erschwerend kommt hinzu, dass Struensee sich auf eine Affaire mit der Königin einlässt.

                                                  Hier schreibt das Leben die Geschichte - Shakespeare hätte es sich nicht besser ausdenken können. Wie ein Mann des Volkes, zudem ein Deutscher, in der damaligen Zeit derartig viel Macht akkumulieren konnte, ist schon erstaunlich. Noch verblüffender ist, dass es ihm zumindest für kurze Zeit gelang, viele Gedanken der Aufklärung umzusetzen und für mehr Gerechtigkeit in der Bevölkerung zu sorgen. Struensee, der auch von Voltaire sehr bewundert wurde, war ein großer Vordenker seiner Zeit, pragmatisch und machtbewusst. Zudem scheute er sich nicht vor großen Risiken.

                                                  Diese erhellende Geschichtslektion ist kurzweilig inszeniert und wunderbar bebildert. Manche Außenaufnahmen erinnern an Gemälde aus der Zeit. Das Schauspiel ist grandios. Mads Mikkelsen zeigt einmal mehr, dass er zu den begabtesten Schauspielern Europas zählt und Følsgaard stellt den „Wahnsinn“, die Verspieltheit und kindliche Offenheit des Königs sehr differenziert dar.

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                                                    Der schwungvolle Bollywood-Klassiker „Indian Love Story - Lebe und denke nicht an morgen“ von Nikkvil Advani ist charmant, tragikomisch und einfallsreich inszeniert. Der Titel spielt nicht von ungefähr auf den tragischen Liebesfilm „Love Story“ von Athur Hiller an. Auch hier geht es um einen todkranken Protagonisten. Dennoch strahlt der Film eine unglaubliche Leichtigkeit und sehr viel Lebensfreude aus. Die Charaktere sind allesamt liebenswert schrullig. Zudem wird ein erhellender Einblick in das Leben und die Kultur der indischen Community in New York gegeben.

                                                    Die Besetzung ist hochkarätig mit Jaya Bhaduri als markante weibliche Hauptfigur, dem legendären Shah Rukh Khan als tragischer, fast engelsgleicher Protagonist und Saif Ali Khan als tragikomischer Freund der beiden. Die stetigen Bemühungen des Freundes, bei einer Frau zu landen, sind wirklich sehr witzig. Der überwiegend vorhersehbare Liebesreigen wird glücklicherweise immer wieder mit humorvollen Einlagen durchbrochen. Kitsch wird weitestgehend gekonnt umschifft zugunsten echt berührender Momenten. Vielleicht ist der Film insgesamt ein wenig zu lang geraten. Jedenfalls sind die musikalischen Einlagen im Bollywood Stil gelungen und kurzweilig wie ein Video Clip inszeniert. Der Titelsong „Kai Ho Naa Ho“ ist ein unglaublicher Ohrwurm, den man so schnell nicht vergisst.

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