MareikeHB - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+22 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+20 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+18 Kommentare
-
MurderbotMurderbot ist eine Science Fiction-Serie aus dem Jahr 2025 mit Alexander Skarsgård und David Dastmalchian.+17 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later390 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps93 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens87 Vormerkungen
Alle Kommentare von MareikeHB
Der zeitlos komödiantische Kurzfilm „Im Schallplattenladen“ ist ein weiteres Meisterstück mit dem legendären Komiker Karl Valentin, hier mit seiner ebenso berühmten Schauspielpartnerin Liesl Karlstadt. Diesmal ist Valentin ein äußerst schwieriger Kunde und stellt die Geduld einer sehr freundlichen und bemühten Verkäuferin auf die Probe. Herrliche Missverständnisse, ein unklarer Musikgeschmack sowie zerbrechliche und unzerbrechliche Schallplatten sorgen für zahlreiche Turbulenzen. Auch als Zeitdokument taugt dieser Film, da er an die Schallplattengeschäfte in den 1930er Jahren erinnert.
Der komödiantische Kurzfilm “Orchesterprobe” (nur 22. Min.) ist eines der bekanntesten Werke mit dem wunderbaren Karl Valentin, einem der berühmtesten deutschen Komiker aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hier treibt er den Dirigenten eines Orchesters gekonnt in den Wahnsinn. Da es sein Markenzeichen ist, vieles wörtlich zu verstehen und den Sinn von Wörtern zu verdrehen, ergibt sich schon aus den Dialogen mit a bisserl bayrischer Mundart sehr viel Wortwitz. Aber auch ein wenig Slapstick sorgt für heitere Momente und zeigt, dass Valentin eine gute Körperkoordination und Gespür für Rhythmus hat. Mit seinem frechen, anarchistischen Humor, der sich bewusst gegen eine Autoritätsperson - hier den Dirigenten - richtet, dürfte er einigen der im Jahre 1933 neu gewählten nationalsozialistischen Machthaber vor den Kopf gestoßen haben.
„Liebe lieber ungewöhnlich“ von Paul Soter ist eine erfrischend andere, ziemlich bösartige, romantische Komödie. Ein etwas nerdiger Besitzer einer Videothek (Cillian Murphy) geht völlig in der Welt seiner Filmklassiker auf. Plötzlich tritt eine kesse, junge Frau (Lucy Liu) in sein Leben, die ihn vor großen Herausforderungen stellt: Sie spielt ihm immer wieder die übelsten Streiche. Fraglich ist, ob er dies auf Dauer akzeptiert. Interessant ist auch die Motivation der jungen Dame.
Natürlich lebt der Film von gewissen Übertreibungen. Gerade die Streiche sind aber enorm unterhaltsam und sorgen für einige Lacher. Man fragt sich, warum sich ein klar denkender Mann auf eine derartig herausfordernden Frau einlässt und bekommt schließlich eine recht schlüssige Antwort serviert. Die hervorragend besetzte Komödie sorgt für sehr kurzweilige Unterhaltung.
„Allein unter Nachbarn“ von Alex de la Iglesia ist ein spanischer Komödienklassiker mit viel mehr oder weniger zündenden schwarzem Humor. Eine Immobilienmaklerin (Carmen Maura) nistet sich in einer leerstehenden Wohnung ein. Als sie in einer weiteren nicht mehr bewohnten Wohnung einen sehr hohen Geldbetrag findet, wird sie von ihren Nachbarn aus dem Haus bedroht.
Die Botschaft ist mehr als eindeutig: Gier ist schlecht. Dementsprechend müssen auch alle gierigen Menschen hier tüchtig leiden. Das Setting in dem Altbauhaus ist sehr gelungen. Allerdings wirkt das Schauspiel oft etwas übertrieben. Die Charaktere sind eher nervig, sodass man emotional distanziert bleibt. Richtige Lachstimmung möchte da nicht aufkommen. Lustig ist aber z.B. der Sprung der älteren Nachbarin von Hausdach zu Hausdach - offensichtlich eine Anspielung auf die berühmten, übertriebenen Sprungszenen bei „Matrix“. Auch gibt es einige Horrorfilmanleihen. Die Filmmusik ähnelt mitunter sehr stark dem Hauptthema von Danny Elfman in Beetlejuice. Hier wird ein bisschen zu offensichtlich „geklaut“.
„Red Eye“ von Wes Craven ist ein spannungsvoller, unterhaltsamer Thriller konventioneller Machart. Was zunächst wie eine romantische Komödie beginnt, entpuppt sich schon bald als perfides Katz-und-Maus-Spiel. Eine Hotelmanagerin wird von einem Killer unter Druck gesetzt, der einen Anschlag auf einen Politiker vorbereitet.
Handwerklich solide gemacht, weiß der Film auch durch ein hohes Erzähltempo zu überzeugen. Inhaltlich sollte man allerdings seine Ansprüche zurückschrauben. Die hervorragenden Hauptdarsteller tragen den Film. Rachel McAdams verkörpert eine starke Protagonistin und Cillian Murphy - hier in einer extrovertierteren Rolle - einen vordergründig charmanten Mörder. Wes Craven hieße nicht Wes Craven, wenn er nicht auch eine kleinere Splatterszene bereithielte.
Schwere Geburt! Ohne besondere Reihenfolge:
1. Etwas erhaben Symphonisches von dem Maestro William Alwyn: „Odd Man Out Suite“ (Ausgestoßen 1947):
https://www.youtube.com/watch?v=EwXCsS85OXY
2. Ein Meisterstück von dem großartigen Danny Elfman: „Beetlejuice: Main Theme“ (Beetlejuice):
https://youtube.com/watch?v=oZktSPrGSck
3. Das impressionistische „Phantom Thread - House of Woodcock“ (Der seidene Faden 2017) von dem vielseitigen und gerade ziemlich angesagten Jonny Greenwood:
https://youtube.com/watch?v=bT_XjcdgT6g
4. Die mitreißende Ouverture aus „Much Ado About Nothing“ (Viel Lärm um Nichts) von Patrick Doyle:
https://youtube.com/watch?v=sJKPLjjE91k&pp=ygUfbXVjaCBhZG8gYWJvdXQgbm90aGluZyBvdmVydHVyZQ%3D%3D
5. Das spätromantische Meisterwerk Prince Valiant Suite aus „Prince Vailant“ (Prinz Eisenherz) von Franz Waxman:
https://youtube.com/watch?v=c599fKa-ahk&pp=ygUZcHJpbmNlIHZhbGlhbnQgc291bmR0cmFjaw%3D%3D
6. Das ikonische Pink Panther Theme aus „The Pink Panther“ (Der rosarote Panther) von Henry Mancini:
https://youtube.com/watch?v=lp6z3s1Gig0&pp=ygUTcGluayBwYW50aGVyIHRoZW1lIA%3D%3D
7. Der melodische Main Title aus „Carrie“ von Pino Donaggio, der so gar nicht auf einen Horrorfilm verweist
https://youtube.com/watch?v=NDBu-depjL0&pp=ygUPY2FycmllIGRvbmFnZ2lv
8. Der kultig bedrohliche Jaws Main Title aus „Jaws“ (Der Weiße Hai) von John Williams:
https://youtube.com/watch?v=BePfzCOMRZQ&pp=ygUVamF3cyBtYWluIHRpdGxlIHRoZW1l
9. Das herzzerreißende Meisterstück The Mission: Gabriel‘s Oboe aus „The Mission“ von Ennio Morricone:
https://youtube.com/watch?v=s7w-IeNR9ko&pp=ygUYbW9ycmljb25lIGdhYnJpZWwncyBvYm9l
10. Das treibende Thema „Can you hear the music“ aus „Oppenheimer“ von Ludwig Göransson
https://youtube.com/watch?v=4JZ-o3iAJv4&pp=ygUWb3BwZW5oZWltZXIgc291bmR0cmFjaw%3D%3D
Was ist bloß verkehrt bei „Wrong“? Quentin Dupieux präsentiert uns in seiner absurden, sehr einfallsreichen Komödie immer wieder eine verkehrte Welt und bearbeitet dabei erfolgreich die Lachmuskeln. Dolph Springer (Jack Plotnick) kommt sein Hund abhanden. Er macht sich auf die Suche nach ihm und begegnet den unterschiedlichsten Menschen. Vielfach verhalten sie sich völlig konträr zu dem, was man üblicherweise erwartet, sodass sich viele groteske Szenen ergeben: Büroräume, in denen es regnet und in denen man arbeitet, obwohl man den Arbeitsplatz längst verloren hat, ein Mann, der gerne Autos anstreicht, was mit Freude zur Kenntnis genommen wird, eine Frau, die zwei völlig unterschiedliche Männer für ein und denselben Liebhaber hält, eine Palme, die sich in einen Tannenbaum verwandelt… Die Story erscheint zwar zuweilen wie eine skurrile Sketchrevue. Die Suche nach dem Hund hält aber letztlich alles zusammen. Der Grad der Absurdität nimmt dabei langsam, aber stetig zu. Zum Ende fällt mir einfach nur „Wau“ ein.
In der Arte-Mediathek (OmU): Das nur 75 minutenlange Historiendrama „Der Hinterhalt“ von Zivojin Pavlovic ist eine vielschichtige, bitterböse Abrechnung mit der grausamen, menschenverachtenden kommunistischen/sozialistischen Revolution unter Tito in dem ehemaligen Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg. Das erstaunlichste ist, dass dieser Film bereits 1969 eben dort entstand, also in einer Zeit, in der das kommunistisch-sozialistische System in Jugoslawien noch fest etabliert war. Wir erleben, wie ein älterer Schüler mit Stalin- verherrlichenden Wochenschauen indoktriniert wird und selbst das Ziel hat, die kommunistische Revolution mitzutragen.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich Jugoslawien in einem bürgerkriegsähnlichen, anarchischen Zustand. Die Revolutionäre greifen mit Gewalt nach der Macht. Andersdenkende werden bis aufs Blut bekämpft. Der Protagonist erlebt massiven Gruppenzwang, eine willkürliche „Justiz“, Enteignungen, mutwillige Erschießungen, persönliche Bereicherungen kommunistischer Anführer, bevorzugt mit westlichen Gütern, eine völlige Verrohung der Menschen und einen allgemeinen Sittenverfall. Da der Protagonist aus einem gutbürgerlichen Umfeld stammt, wird viel Druck auf ihn ausgeübt, sich als „Kommunist“ zu bewähren. Daher schließt er sich einer kleinen Partisanen-Einheit an, die die letzten Feinde des Kommunismus mit Schusswaffen bekämpft.
Der Film zeigt die Verrohung und das Recht des Stärkeren in einem System, welches eigentlich die Gleichheit aller Menschen anstrebt, sehr effektiv. Karriere im System machen offensichtlich die Emphatielosen und Rücksichtslosen. Es sind die, die im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen. Der jugendliche Protagonist versucht in dieser Welt irgendwie zu überleben.
Hier werden bewusst Tabus gebrochen, um die Grausamkeiten der kommunistischen Machtergreifung und des damals bestehenden Systems anzuprangern. Die Bildsprache ist hervorragend. Es gibt Schießereien in einer Kirche (Stichwort: Sittenverfall), ein gefallener Gefährte darf nicht betrauert werden (ein Individuum zählt nicht), ein jugendliches Mädchen lässt sich von ihrem Ballettlehrer verführen (verlorene Jugend, „verführerische Kraft“ des Kommunismus). Die Indoktrination findet überall statt, vor allem durch Medien und russisch-kommunistisches Liedgut. In einer Ecke wird gesungen oder gevögelt, in der nächsten Ecke werden Menschen wegen kleinerer Diebstähle hingerichtet. Zu all dem passt, dass auch das Ende des Films radikal und nihilistisch ist. Der Film ist definitiv keine leichte Kost, aber dieser mutige Regisseur, der offensichtlich genau wusste, was er vermitteln wollte, hat ein kleines zeitloses, hyperrealistisches Meisterwerk geschaffen. Der Titel sollte auch als Metapher für die kommunistische Revolution verstanden werden.
„Be Water“ von Bao Nguyen ist eine vielschichtige Dokumentation, die das Leben und Vermächtnis des Schauspielers und der Kung Fu-Legende Bruce Lee in den Mittelpunkt stellt. Mit viel historischem Hintergrundwissen und einer feinfühligen Erzählweise gelingt es dem Film, nicht nur das Charisma und die Philosophie dieser Ikone einzufangen. Vielmehr zeigt er auch die Herausforderungen, denen sich Bruce Lee als gebürtiger Hongkong-Chinese in einer von Rassismus und Vorurteilen geprägten Welt während seiner Zeit in den USA stellen musste. In diesem Zusammenhang wird auch darauf eingegangen, welches Bild die US-Amerikaner in den 1960er und 1970er Jahren generell von Menschen chinesischer Abstammung hatten.
Der Film geht über die gängige Heldenverehrung hinaus und beleuchtet Bruce Lees unermüdlichen Kampf für Anerkennung und Gleichberechtigung. Dies macht den Film zu einem relevanten und inspirierenden Beitrag – sowohl für Fans als auch für diejenigen, die sich mit den sozialen Dynamiken von Identität und Zugehörigkeit auseinandersetzen möchten. Der Titel „Be Water“ spielt auf die prägende Philosophie Bruce Lees an, sich vorzustellen, wie Wasser zu sein, nämlich stark und äußerst flexibel.
Für Musikfans ist eine Top 10 Liste der besten Filmsongs nicht leicht: Habe gängige Rock- und Popmusik einmal weggelassen und bei den Songs die bei Spotify genannten Interpreten hinzugefügt. (Ohne besondere Reihenfolge)
Marcia di Sacco e Vanzetti von Ennio Morricone aus Sacco e Vanzetti - mitreißend tragend
“Caresse sur l’ ocean” von Bruno Coulais aus “Les Choristes” - lyrisch, bewegend
“My Favourite Things” von Julie Andrews aus “The Sound of Music” - anspruchsvoll melodisch mit viel Humor
“The Sweetheart Tree” von Henry Mancini aus “The Great Race” - höchst romantisch mit einem großartig treibenden Piano
“Do not Forsake Me” von Frankie Lane aus “High Noon” - Der ultimative Westernsong, in dem man das Pferd galoppieren hört.
“Raindrops keep Falling on my Head” von Burt Bacharach aus “Butch Cassidy and Sundance Kid” - ausgefallen melodiös, mit einem Schuss Ironie
“Fly Me to the Moon” von Frank Sinatra z.B. in “Once Around” - beschwingt, beflügelnd
“Another Day of Sun” La La Land Cast aus “La La Land” - bestes Musical aus den neueren Jahren
“Somewhere Over the Rainbow” von Judy Garland aus “The Wizard of Oz” - träumerisch romantisch
“Que Sera, Sera” von Doris Day aus “The Man who Knew too Much” - wunderbarer langsamer Waltzer
Die meisten von mir hoch bewerteten europäischen Filme kommen aus Frankreich. An zweiter Stelle folgt Italien. Habe allerdings bei meiner Liste darauf geachtet, dass möglichst unterschiedliche Länder vertreten sind und dass die Filme auch in unterschiedlichen Ländern spielen. Unter 8 Punkte bin ich aber nicht gegangen.
1. Nur die Sonne war Zeuge (R.I.P. Alain Delon!) - F/I
2. La Dolce Vita - I/F
3. Leid und Herrlichkeit - E
4. Ewige Jugend - CH/F/GB/I
5. Dogtooth - GR
6. Wilde Erdbeeren - S
7. Adams Äpfel - DK/D
8. Corpus Christi - PL/F
9. Der Mann, der sich die Haare kurz schneiden ließ - B
10. Der Hinterhalt - ehem. Jugoslawien (derzeit in der Arte-Mediathek OmU)
Bis zum 04.09.2024 in der Arte-Mediathek: “Brief einer Unbekannten” von Max Ophüls nach der gleichnamigen Novelle von Stefan Zweig ist ein fesselndes Liebesdrama, das in der Stadt Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts angesiedelt ist. Ein alternder Konzertpianist wird zum Duell aufgefordert und erhält einen Brief einer ihm unbekannten Frau. In Rückblenden wird erzählt, wie sich die Frau bereits als Teenager in den Pianisten verliebte, der ihr Nachbar war.
Max Ophül drehte den Film mit relativ kleinem Budget in seinem Exil in Hollywood. Als renommierter europäischer Regisseur konnte er zwei Stars der damaligen Zeit, die bildhübsche Joan Fontaine und den attraktiven Louis Jourdan, gewinnen, die perfekt in die Rollen passen. Das im Studio nachgebildete Wien wird in Außenaufnahmen nur sehr sparsam gezeigt. Der Schwerpunkt liegt klugerweise auf Innenaufnahmen. Die Nebenrollen besetzte er mit Österreichern, die sich ebenfalls im Exil befanden. Auch wenn das Setting nur begrenzt überzeugt, gelingt es Ophüls, das bittere, etwas altmodische Drama über eine unerfüllte Liebe sehr spannend und mitreißend zu inszenieren. Inhaltlich erinnert der Film durchaus an die heute sehr angesagten “Bad Boy-Liebesgeschichten” für Teenager und “Junge Erwachsene”, die weltweit millionenfach verkauft werden. Typisch für die Entstehungszeit des Films ist, dass das Fehlverhalten der Beteiligten nicht ungesühnt bleibt.
Die Filmmusik beinhaltet unter anderem auch klassische Werke von Franz Liszt, Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Wagner. In den Jahren danach drehte Ophüls, der sich in Hollywood übrigens Opuls nannte, in den USA noch die sehenswerten Noir-Filme “Gefangen” und “Schweigegeld für Liebesbriefe”. Diese strahlen optisch deutlich mehr Realismus aus, da Ophüls aus Kostengründen an Originalschauplätzen drehen und auf Studioaufnahmen verzichten musste.
“Wunderschön” von Karoline Herfurth ist eine treffsichere, zuweilen bissige Gesellschaftstragikomödie über völlig unterschiedliche Frauen, die unter Optimierungswahn leiden. Episodisch angelegt und mit einem gut aufgelegten Schauspielensemble besetzt, erinnert der Film mit seinen pointierten Dialogen und seiner Leichtigkeit zuweilen an eine Komödie Woody Allens. Namhafte Schauspielerinnen wie Nora Tschirner, Martina Gedeck und Emilia Schüle sowie die Schauspieler Joachim Krol, Maximilian Brückner und Friedrich Mücke sorgen für glänzende Unterhaltung, die auch zum Nachdenken anregen soll. Natürlich ist manches überzeichnet, das Maß stimmt aber meistens. Nur zum Ende hin büßt der Film in kleinen Szenen etwas an Glaubwürdigkeit ein. Dennoch beweist Karoline Herfurth, der hier ebenfalls eine tragende Rolle zukommt, dass sie nicht nur das Schauspielmetier souverän beherrscht, sondern dass sie auch eine ausgezeichnete Regisseurin ist.
“Der Junge, der den Wind einfing” von Chiwetel Ejiofor ist ein packendes Drama aus der jüngeren Geschichte Ostafrikas, basierend auf der Autobiografie des William Kamkwamba. Der 13-jährige William lebt mit seiner Familie in der Ödnis Malawis vom Tabak-Anbau. Allerdings wird das Land immer wieder von Überschwemmungen und Dürren geplagt. Als die Trockenheit besonders schlimm ist und eine Hungersnot ausbricht, hat William eine zündende Idee, um die Lebenssituation vor Ort zu verbessern.
Mit beeindruckenden, oftmals wüstensandfarbenden Bildern fängt der Film realistisch die unwirtliche Schönheit Afrikas, aber auch die harten Lebensbedingungen der Menschen in Malawi ein. Unberechenbare klimatische Bedingungen, eine Regierung, der es schwer fällt, vorhandene Probleme zu lösen, Schulbildung, die teuer bezahlt werden muss und Existenznot rauben den Menschen den Glauben an die Zukunft in ihrer Heimat. Dem stellt sich der äußerst kreative und zupackende William entgegen und demonstriert, dass letztlich vor allem Bildung, Erfindergeist und Tatkraft über Leid und Wohl der Menschen entscheidet. Regisseur Ejiofor spielt zugleich den Vater, an dem sich die Hauptfigur immer wieder reibt. Diese recht einfach gehaltene und schauspielerisch überzeugende Coming-of-Age-Geschichte vermittelt ein authentisches Bild einiger Probleme auf dem afrikanischen Kontinent, gibt zugleich aber auch Anlass zur Hoffnung.
Coole Idee für einen Sommer, der gerade seinem Ruf gerecht wird. Auch wenn mir MoviePilot gerade immer wieder Streiche auf meinem Dashboard spielt, mein Profil gelegentlich falsch verknüpft und auch sonst ein wenig verrückt spielt, probier ich einmal, eine Liste zu posten:
1. Nur die Sonne war Zeuge (Ein eiskaltes Verbrechen im schönsten französischen Sommer)
2. Der Weiße Hai (Die Wahrscheinlichkeit, von einem weißen Hai gebissen zu werden ist nicht sehr groß, aber der Film zeigt eindrucksvoll, wie einem der Badespaß vergehen kann.)
3. Pippi Langstrumpf (Hätte als Kind auch einmal mit ihr gerne die Ferien verbracht.)
4. Der Mann, der sich die Haare kurz schneiden ließ (Ist vielleicht im Sommer ganz angebracht.)
5. Das Böse unter der Sonne (Sommer, eine Insel im Süden, ein Mord)
6. Roter Himmel (Eher tragische Sommerferien)
7. Aftersun (-Lotion nicht vergessen)
8. Midsommar (Die Schweden haben zwar einen legendären Sommer, hier wird es aber eher ungemütlich.)
9. Be Water (Ein Schweißausbruch im Sommer)
10.Everything Everywhere All at Once (Da wollte ich immer schon hin!)
11. Ballon (Eine Ballonfahrt, natürlich nur im Sommer!)
12. Der Schatz im Silbersee (Karl May Festspiele in Elspe)
13. Stand by Me - Geheimnis eines Sommers
14 Eine unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug (Eine derartige Flugreise in den Urlaub wünscht man wirklich keinem oder zumindest fast keinem).
Bis zum 14.03.2025 in der Arte-Mediathek: Die Dokumentation “By Sidney Lumet” von Nancy Buirski über den bedeutenden U.S.-amerikanischen Filmemacher Sidney Lumet (1924-2011) gibt einen informativen Einblick in das filmische Schaffen des Ausnahmeregisseurs. Drei Jahre vor seinem Tod im Jahre 2011 wird uns ein freundlicher, älterer Herr im Strickpulli präsentiert, der uns gegenüber zu sitzen scheint und etwas aus seinem Leben sowie von seinen Filmen erzählt. Gleich zu Beginn berichtet er von einer traumatisierenden Geschichte aus seinem Leben, die ihm wohl bis zuletzt Schuldgefühle bereitete. Immer wieder werden Filmszenen aus seinen Werken gezeigt, oft in exzellenter Bildqualität, die sich auf das Gesagte beziehen und dabei keiner chronologischen Reihenfolge unterliegen.
Aufgewachsen in einer ärmlichen, jüdischen Gemeinschaft in New York, hat er sich schon seit seiner Kindheit für Film und Theater interessiert. Sein Debütfilm “Die zwölf Geschworenen” zählt heute zu den größten Meisterwerken der Filmgeschichte und erfreut sich immer noch überragender Beliebtheit, wenn man sich den Bewertungsdurchschnitt auf einschlägigen Filmportalen anschaut. Sein Gesamtwerk ist in der Anzahl und der Qualität höchst beeindruckend. Eines der Hauptthemen in seinen Filmen ist “Gerechtigkeit”. Oft prangert er Missstände bei der Polizei und der Justiz an. Obwohl er sich privat eher unpolitisch gab, sympathisierte er in seinen Filmen oft mit den Underdogs und Rebellen. Seine Filme zeichnen sich im Gegensatz zu dem Hollywood-Mainstream oftmals durch einen starken Realismus aus. Schauspieler und Schauspielerinnen kann er unglaublich gut führen und zu Höchstleistungen antreiben.
Für seine Meisterwerke “Die zwölf Geschworenen”, “Hundstage”, “Network”, “Prince of the City” und “The Verdict” wurde er für einen Regie-Oscar nominiert, erhielt letztlich jedoch nur einen Oscar für sein Lebenswerk. Weitere bedeutende Preise oder Nominierungen erhielt er unter anderem noch die großartigen Filme: “Mord im Orientexpress”, “Der Pfandleiher”, “Serpico”, “Anruf für einen Toten”, “Ein Haufen toller Hunde”, “Angriffsziel Moskau” sowie “Find me Guilty”.
“Blanka - auf den Straßen Manilas” von Kohki Hasei ist ein unterhaltsamer, atmosphärisch dichter Kinderfilm, der ein wenig an die Geschichte “Oliver Twist” von Charles Dickens erinnert. Die elfjährige Blanka lebt ohne Eltern auf den Straßen Manilas, Philippinen, von Diebstahl und Betteleien. Schließlich freundet sie sich mit einem blinden Sänger an, entdeckt ein gewisses Gesangtalent, aber noch einiges mehr.
Gedreht wurde offensichtlich unmittelbar auf den Straßen Manilas. Die Bilder von der Metropole wissen zu überzeugen. Der Überlebenskampf als Straßenkind wird recht realistisch dargestellt. Da es ein Kinderfilm ist, wurden gewisse Härten und Gefahren etwas abgemildert, aber nicht völlig ausgeblendet. Typisch kindlich und in gewisser Weise tragisch ist die Idee, dass sich Blanka eine Mutter “kaufen” möchte. Recht rau und ungeschönt wird aufgezeigt, wie nicht nur diverse rücksichtslose Erwachsene, die auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, sondern auch ein älteres Straßenkind Blanka das Leben schwermachen und zu ihren Zwecken ausnutzen möchten. Hier ergeben sich Parallelen zu Oliver Twist. Die Kinderdarsteller sind großartig! Nur das Schauspiel der Erwachsenen ist von recht unterschiedlicher Qualität. Leider ist die Synchronisation nicht besonders gut gelungen, da die Sprecher nicht immer kompetent wirken. Das Ende ist jedenfalls deutlich weniger zuckrig als das von Oliver Twist. Der Film gewann unter anderem den Filmpreis von Venedig in der Kategorie “Bester fremdsprachiger Film”.
Danke Dir RoosterCogburn für diese Aktion! Meine liebsten Sequels/Prequels sind:
- Pippi geht von Bord von Olle Hellbom (Sequel von Pippi Langstrumpf nach den Kinderbüchern von Astrid Lindgren)
- Zwei glorreiche Halunken von Sergio Leone (bester Film aus der Dollar-Reihe)
- Roter Drache von Brett Ratner
- Der Pate II von Francis Ford Coppola
- Die nackte Kanone 2 1/2 von Zucker/Abrahams/Zucker
- Stirb langsam - Jetzt erst recht von John McTiernan
- Paddington 2 von Paul King (besseres Sequel von Paddington nach den Kinderbüchern von Michael Bond)
- Blade Runner 2049 von Denis Villeneuve
- Mad Max: Fury Road von George Miller (mit Abstand der beste Mad Max Film bis dahin)
- Desperado von Robert Rodrigues (Fortsetzung von El Mariachi)
"Trautmann" von Marcus H. Rosenmüller ist ein historisches Drama, das die wahre Geschichte des deutschen Torwarts Bert Trautmann nachzeichnet. Trautmann, ein ehemaliger Wehrmachtssoldat und Kriegsgefangener in Großbritannien, wird in den späten 1940er Jahren zur Schlüsselfigur bei Manchester City und erlangt Berühmtheit in Großbritannien, insbesondere durch seine bemerkenswerte Leistung im FA Cup Finale 1956, bei dem er mit einem gebrochenen Halswirbel weiterspielt.
David Kross verkörpert Trautmann mit beeindruckender Tiefe und bringt die innere Zerrissenheit und die Wandlung des Charakters authentisch zum Ausdruck. Die Chemie zwischen ihm und Freya Mavor, die Trautmanns Frau Margaret spielt, ist stimmig. Auch die Nebenrollen sind stark besetzt und tragen zur dichten Atmosphäre des Films bei.
Visuell überzeugt "Trautmann" durch seine detailgetreue Nachbildung der Nachkriegszeit in England. Manches wirkt vielleicht, wie oft in Historienfilmen, etwas zu glatt. Ansonsten hält sich der Film weitgehend an die historischen Fakten. Über Trautmanns Vergangenheit erfährt man allerdings nicht allzu viel. Es gibt aber eine gelungene Schlüsselszene aus der Vergangenheit. Vielleicht wird Trautmann ein bisschen zu sehr idealisiert. Aber deutsche Helden sieht man in Filmen nicht allzu häufig.
Insgesamt ist "Trautmann" ein fesselndes Biopic, das sowohl filmisch als auch inhaltlich überzeugt. Zudem bietet es einen Einblick in die komplexe Nachkriegsgeschichte Europas.
Schöne Liste, passend zu Deinem Namen, Rooster!
Schöne Liste! „Die Zauberflöte“ von Ingmar Bergman merke ich mir gerne einmal vor.
Interessant, was man manchmal in den Untiefen von Prime-Video so findet: „Der fliegende Holländer“ von Joachim Herz ist eine künstlerisch gelungene DEFA-Verfilmung der gleichnamigen Oper von Richard Wagner. Eine junge Frau, die in einem Dorf am Meer lebt, verliebt sich in ihren Gedanken in den sagenumwobenen „Fliegenden Holländer“ und gibt einem jungen Mann, der sich für sie interessiert, keine Chance. „Der fliegende Holländer“ ist verdammt, auf immer und ewig auf den Weltmeeren zu segeln, bis sich eine Frau in ihn verliebt und bereit ist, für ihn zu sterben.
Am Anfang sieht man die Welt der jungen Frau in einem kleineren Bildformat. Davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Anscheinend wollte der Regisseur vermitteln, dass ihre Welt überaus begrenzt ist und dass sie sich eingeengt fühlt. In ihrer Fantasiewelt, wenn sie an den „Fliegenden Holländer“ denkt, blüht sie auf. Dementsprechend weitet sich das Bild des Films in das Breitbildformat. Die Schwarzweißaufnahmen, wie auch das Schauspiel der Beteiligten sind sehr überzeugend. Die Handlung orientiert sich stark an der Oper, auch wenn die Geschichte um den „Fliegenden Holländer“ in die Fantasiewelt der jungen Frau übertragen wurde. Das Ende ist daher naturgemäß anders als in der Oper. Es ist aber auf jeden Fall sehr gelungen. Musikalisch hat der Film viel zu bieten: Hervorragende Solisten verleihen den Schauspielerinnen und Schauspielern ihre Stimmen. Für die musikalische Untermalung sorgen das Gewandhausorchester Leipzig sowie der Chor der Leipziger Oper. Obwohl das Budget der Produktion erkennbar limitiert war, wurde filmisch viel aus der Produktion herausgeholt. Die Kostüme aus dem 19. Jahrhundert sind hochwertig und die Maske, insbesondere die der untoten Schiffsmannschaft des „Fliegenden Holländers“, effektiv gruselig.
Die Musik Richard Wagners ist durchaus herausfordernd und nicht immer eingängig, wenn man mit ihr nicht vertraut ist. Manchmal fällt es etwas schwer, den lyrischen Gesang zu verstehen. Schön ist, wie mit diesem Film letztlich der mentale Reifungsprozess einer jungen Frau gezeigt wird.
Derzeit in der Arte-Mediathek: „Im Kino sieht alles viel schöner aus.“ Dieses Zitat aus dem Film „Lola, das Mädchen aus dem Hafen“ von Jacques Demy kann auch gut auf diesen zartbitteren Beziehungsfilm übertragen werden, auch wenn hier beileibe nicht immer alles eitel Sonnenschein ist. Ein zielloser junger Mann muss sich in der französischen Hafenstadt Nantes eine neue Arbeit suchen und hofft, seiner Jugendliebe zu begegnen. Schließlich trifft er sie tatsächlich. Sie nennt sich inzwischen Lola und ist eine alleinerziehende Tänzerin mit einem kleinen Sohn. Er findet erneut Gefallen an ihr. Diese hat jedoch eine lose Beziehung zu einem amerikanischen Matrosen. Auch ein jugendliches Mädchen schwärmt für den amerikanischen Matrosen, ihre Mutter jedoch eher für den jungen Franzosen. Wir sehen hier verschiedene Formen von Liebe. Manchmal ist es eine sexuelle Beziehung, die die Einsamkeit bekämpft, manchmal ist es eine Schwärmerei. Hier scheinen sich alle zunächst nur einseitig zu verlieben oder wird eine dieser Lieben erwidert und offenbart sich als „wahre Liebe“?
Die romantischen Ansätze werden immer wieder durch die Realitäten des Lebens infrage gestellt. Elegant gelöst ist eine Parallelentwicklung in einem Handlungsstrang, die erst später offenkundig wird. Demy dirigiert diesen Liebesreigen mit Leichtigkeit und manchmal mit leisem, lakonischem Humor. Unterstützt wird er von einer großartigen Kameraführung und dem hervorragenden Schauspiel aller Beteiligten. Der luftig, jazzige Soundtrack von Michel Legrand passt wie eine frische Meeresbrise zu der Hafenstadt.
Meine Top 10 der 1990er Jahre sind:
Rosenkranz und Güldenstern - 1990
Pappa ante Portas - 1991
Being John Malkovich - 1999
Matrix - 1999
Was ist mit Bob? - 1991
Jackie Brown - 1997
König der Fischer - 1991
Schindlers Liste - 1994
Gattaca -1997
Chunking Express - 1994
Derzeit in der ARD-Mediathek: „The Tree“ von Julie Bertoccelli ist ein feinfühliges Drama, in dem es um Trauerbewältigung geht. Ein Familienvater stirbt unerwartet und hinterlässt eine Frau (Charlotte Gainsbourg) mit vier Kindern im ländlichen Raum Australiens. Jedes Familienmitglied geht auf eigene Weise mit der Trauer um. Die achtjährige Tochter hat die Vorstellung, dass die Seele ihres Vaters in einem alten Baum weiterlebt, der neben dem Haus steht. Sie findet immer wieder Trost und Geborgenheit in ihrem Baumhaus. Leider bedrohen die Wurzeln des Baumes das Haus.
Der Umgang der Familienangehörigen mit der Trauer und all ihrer Facetten wird sehr glaubwürdig dargestellt. Interessant ist die Einbeziehung des Baumes, der hier fast eine mystische Kraft entfaltet. Letztlich wird er zum Sinnbild der Trauer mit seiner schieren Größe und zerstörerischen Kraft. Zum Ende gibt es noch eine spannende, radikale Wendung. Ein weiterer Schicksalsschlag kann für die Familie ein Neuanfang bedeuten. Sowohl die Bilder der australischen Landschaft, als auch das Schauspiel der Charlotte Gainsbourg sowie der Kinderdarsteller wissen zu gefallen.