Medienjournal - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+19 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+15 Kommentare
-
EternautaEternauta ist eine Drama aus dem Jahr 2025 mit Ricardo Darín und Carla Peterson.+14 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+13 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning185 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina152 Vormerkungen
-
Final Destination 6: Bloodlines121 Vormerkungen
Alle Kommentare von Medienjournal
[...] Casey Affleck macht seine Sache zwar gut und hat auch schon mehrfach bewiesen, dass er schauspielern kann, aber die Adaption des gleichnamigen Buches von Jim Thompson gibt von der Innenansicht des Killers so wenig preis, dass man keinen Zugang zu ihm findet und somit auch sein Handeln nicht nachvollziehen kann. Zwar zieht man Off-Kommentare zur Verdeutlichung der Gedankengänge Lou Fords heran, doch sind die genauso oberflächlich und nichtssagend wie er selbst. Jessica Alba und Kate Hudson dagegen haben einen noch undankbareren Job, da sie nicht nur stereotyp daherkommen, sondern auch ziemlich blind gegenüber der Realität und dazu noch wahnhaft verschossen in ihren Peiniger. Ein Witz ist übrigens auch der Auftritt Bill Pullmans, zu dem ich natürlich nichts verraten möchte, zu dem man aber auch nicht allzu viel verraten kann, weil der Auftritt seiner Figur weder erklärt noch begründet wird und diese dann eine bedeutsame Bewandtnis zu haben scheint, wobei dieser Eindruck binnen fünf Minuten auch anstandslos wieder verpufft. [...]
[...] Aber um den Film mal als solches zu betrachten: Er bietet abgründig bösen Humor mit einigen netten One-Linern, furiose Action-Sequenzen, die in ihrer Blutigkeit im Laufe des Films – so schien es mir zumindest – immer mehr zunehmen. Anfangs dachte ich noch, dass hier einiges an Brutalität rausgekürzt werden musste, mutmaßlich für die 16er Freigabe, aber später kam ich doch immer öfter ins Staunen, wie explizit die einzelnen Tötungsszenen dann doch waren, auch wenn manches der Fantasie des Zuschauers überlassen bleibt. Was mich zudem erstaunt hat war, wie selbst den nerdigen Freunden von Dave oder auch Frank D’Amico eine charakterliche Tiefe zuteilwurde, selbstverständlich in gewissen Grenzen, doch hatten diese Figuren weitaus mehr zu bieten als ihre originalen Konterparts. [...]
[...] Generell bleibt die Geschichte um Jonah Hex unglaublich seicht und ohne Leben, allein die Hintergründe seiner Entstellung werden in etwa fünf Minuten abgehandelt. Gute Ideen wie der Wechsel zu einer comic-artigen Perspektive werden dabei ebenso schnell verworfen und tauchen über die gesamte Länge des Films nicht mehr auf, wobei man dieses Stilmittel sicher gut hätte nutzen können, um brutalere Szenen dem Zuschauer zugänglich zu machen. Stattdessen schwenkt die Kamera scheu bei jedem sich andeutenden Zipperlein gen Himmel ab, auch nicht unbedingt schön. [...]
[...] Ja, auch Iron Man 2 ist ein typischer zweiter Teil mit allem was dazugehört. Glücklicherweise in diesem Fall in abgeschwächter Form. Die Bösewichter verdoppeln sich zwar, die Gefahren spitzen sich zu, die Action wird noch überbordender, die Bedrohungen noch dramatischer und verhängnisvolle Veränderungen stehen ins Haus. Die Geschichte wirkt in ihrer Gänze ein wenig überfrachtet, zum einen durch die Einführung gleich zweier neuer Widersacher, zum anderen durch Tony Starks Probleme, denen ebenfalls Raum gebührt, das Weiteren die Umstrukturierung seiner Firma und dann natürlich noch die Annäherungsversuche der Vertreter von S.H.I.E.L.D. beziehungsweise der Rächer-Initiative. [...]
[...] Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist hierbei natürlich Superschurke Gru und sein Verhältnis zu den drei Waisen Margo, Edith und Agnes, das sich im Verlauf des Films glaubhaft und unmerklich wandelt und den vormals so bösen Gru zu einer Hundertachtziggradwende veranlasst. Aber auch der Rest der Figuren, allen voran Vector, kann sich sehen lassen und ist mit viel Liebe zum Detail geschaffen worden. Großartige Einfälle und kleine Spitzen wohin man sieht, aber das größte Highlight sind natürlich die Minions, die kleinen gelben Gnubbel, die Gru in jeder Situation hilfreich zur Seite stehen, wenn sie auch nicht unbedingt die klügsten Geschöpfe sind, erobern sie doch die Herzen der Zuschauer im Sturm. [...]
[...] Allen voran glänzt einmal mehr Christian Bale in seiner Wandlungsfähigkeit, da er Dicky so dermaßen glaubhaft verkörpert, sich der Figur, dem realen Menschen so unglaublich hat annähern können und mit Leib und Seele bei der Sache ist, ohne jemals die Grenze zum Overacting zu streifen. Melissa Leo als Mickys und Dickys Mutter überzeugt als White-Trash-Ausgeburt jedoch ebenso sehr. Für diese Ausnahmeleistungen erging dann auch die Ehrung der Academy. Einzig Amy Adams, die mich noch nie mehr überzeugen konnte als in ihrer Rolle als Charlene, Mickys Freundin, ging nach ihrer Nominierung leer aus. Mark Wahlberg als Hauptakteur zuletzt, spielt zurückhaltend und stoisch doch nie emotionslos und mit vielen leisen Untertönen, so dass er den perfekten Gegenpol zu seiner extrovertierten Familie und der gelegentlich aufbrausenden Charlene bildet.
Neben den erstklassigen Darstellern ist es Regisseur David O. Russell aber auch gelungen, die Geschichte von The Fighter in ausdrucksstarken Bildern zu erzählen, wobei die Boxkämpfe ihr ganz eigenes Flair vermitteln und tatsächlich wirken, als handele es sich um echte Sportübertragungen. Diesem Realismus geschuldet, fällt es des Weiteren positiv auf, dass Mickey O’Keefe sich selbst spielt und auch Sugar Ray Leonard einen Auftritt hat, der Boxweltmeister von 1978, den Dicky Eklund auf die Bretter schickte und so zur lokalen Legende in Lowell wurde. Auch der Subplot über die Dreharbeiten von HBO überzeugt und fußt auf der Realität. [...]
[...] Das liegt zum einen daran, dass Einfach zu haben im Grunde ein klassisches, schlüpfriges Thema bedient, dabei aber gänzlich auf Fäkal- und Genitalhumor verzichtet. Dass Highschool-Komödien – auch heutzutage – durchaus Niveau haben können und clever inszeniert sein dürfen, statt plump und dämlich zu sein, stellt dieser Film mehr als eindrucksvoll unter Beweis. Die Geschichte selbst ist zwar ihrer Natur nach teilweise arg konstruiert, besticht aber durch angenehm intelligenten Wortwitz, der auch mal deutlich an der Zielgruppe vorbeigeht (Stichwort Sylvia Plath) und sich auch ganz offensichtlich an alte Klassiker wie The Breakfast Club oder Ferris macht blau hält.
Neben diesen filmischen Anleihen, zu denen auch Can’t buy me Love und Say anything … gehören, referenziert der Film aber auch neuere popkulturelle Werke und es ist eine helle Freude, nach immer neuen Anspielungen zu suchen und dabei den wie erwähnt extrem cleveren und auf den Punkt gebrachten Dialogen zu lauschen. Emma Stone ist dabei sicherlich die größte und kreativste Sprücheklopferin, doch brauchen sich die anderen Darsteller, insbesondere Patricia Clarkson und Stanley Tucci als Emmas, also Olives herrlich antiautoritäre Eltern, die aber dank der großartigen Darstellung der beiden nie ins Klischee abdriften. Auch das Wiedersehen mit Amandy Bynes als bibeltreue, keuschheitsliebende Herrgotts-Aktivistin hat mir enorme Freude bereitet. [...]
[...] Dem Dreamworks-Studio ist mit Drachenzähmen leicht gemacht ein visuell beeindruckendes und dabei ebenso warmherziges Abenteuermärchen gelungen. Die Ausgestaltung des Wikingerdorfes und seiner Einwohner nimmt sich dermaßen detailverliebt aus, dass man die schrulligen Bewohner von Berk schon nach wenigen Minuten ins Herz geschlossen hat. Dem gegenüber steht eine schier endlose Zahl liebevoll erdachter und einfallsreicher Drachenarten jeglicher Farbe, Form und Größe. Allein mit der Optik kann der Film also spielend punkten, wartet zudem im weiteren Verlauf mit einigen wunderschön animierten Flugsequenzen auf und schafft es schnell, den eigentlich so brandgefährlich scheinenden Nachtschatten Ohnezahn mit seiner putzigen, unbedarften Art zum heimlichen Star des Films zu machen. [...]
[...] Devil ist der erste Teil der sogenannten Night Chronicles, Filmen, deren Grundkonzept von M. Night Shyamalan stammt und die er von anderen Regisseuren in Szene setzen lässt. Die Idee ist eine grundsätzlich gute und so präsentiert sich auch dieser erste Teil als grundsolider Thriller mit einigen wenigen übernatürlichen Einschlägen, der durchaus zu gefallen weiß. Die Laufzeit von gerade einmal achtzig Minuten ist durchaus als knackig zu bezeichnen und dementsprechend hält sich der Regisseur John Erick Dowdle auch nicht lange mit einer großartigen Exposition seiner Figuren auf, wichtige Details werden im Laufe der Geschichte über Dialoge transportiert und insbesondere die Fahrstuhlinsassen werden eher ihres Auftretens und ihrer Funktion nach definiert, so dass man zwar im Laufe der Handlung ihre Namen erfährt, sie aber selbst im Abspann nur mehr als junge oder alte Frau, Wachmann, Verkäufer und Mechaniker betitelt werden. [...]
[...] Regisseur Neil Marshall dürfte den meisten durch The Descent und Doomsday bekannt sein und dementsprechend blutig geht es auch in Centurion zu. Zugegebenermaßen machen die blutigen Gemetzel Spaß, weil alles so überzeichnet und comichaft daherkommt, dass man sich nicht wirklich an der Darstellung stören muss. Trotzdem handelt es sich bei den Blutorgien um reinen Selbstzweck, ohne die der Film ebenso funktioniert hätte. Es mag bezeichnend sein, dass das Rot des Blutes mit die einzigen wahrnehmbaren Farbkleckse im ansonsten Grau in Grau erscheinenden keltischen Hochland darstellt. [...]
[...] The Book of Eli vermittelt ein beeindruckendes Endzeit-Feeling, das mich restlos begeistert hat. Die Öde und Leere der entvölkerten Welt wird auf eindrucksvolle Weise transportiert und zusammen mit den eingesetzten Farbfiltern wird die Atmosphäre noch erdrückender. Die anfangs aufgebaute Stimmung entlädt sich erstmals, als Eli auf die ersten anderen Menschen trifft, welche ihm zugegebenermaßen nicht gerade freundlich gesonnen sind.
Hier offenbart sich dann einerseits eine große Stärke des Films, andererseits seine größte Schwäche. Denn nachdem sich der Zuschauer an die ruhige, bildhafte Erzählweise gewöhnt hat, wird er von einer Action-Einlage überrascht, die in dieser Form eins zu eins in Sin City hätte übernommen werden können. Zudem erinnert Carnegies Siedlung und auch später noch folgende Actioneinlagen sehr an klassische Western. Zuletzt käme noch der christliche Pathos bezüglich der Macht des Glaubens hinzu, wobei ich diesen tatsächlich – auch als bekennender Pantheist – in keiner Weise als störend empfunden habe, sondern vielmehr die Analogie zu früheren Zeiten zu würdigen wusste: Der Mensch, in seiner Entwicklung zurückgeworfen, besinnt sich auf seine Wurzeln und niedersten Bedürfnisse – und das Gefühl von Sicherheit geht hervor aus dem Gruppenzugehörigkeitsgefühl, was insbesondere der Glaube auf exorbitante Art zu steigern vermag. [...]
[...] Regisseur und Drehbuchautor Derek Cianfrance hat mit Blue Valentine nicht weniger geschaffen als das exemplarische Portrait einer Beziehung, die vom Leben eingeholt worden ist. Endlich einmal keine gestelzten Dialoge und pathetischen Szenen mit großer Geste, sondern stattdessen echte Gefühle und Wutausbrüche, die einen mitfühlen und an die Substanz gehen. Cianfrance wirft einen wirklich ungeschönten Blick auf eine Beziehung am Abgrund und durchbricht diese alles durchdringende Tristesse mit wirklich romantisch anrührenden Szenen aus der Vergangenheit von Dean und Cindy, die insbesondere bei den ersten Annäherungsversuchen von Deans Seite so unbeholfen und unschuldig wirken, dass ich geneigt bin zu behaupten, ein so ehrliches Bild der klassischen Junge-trifft-Mädchen-Thematik noch nie auf der Leinwand gesehen zu haben. [...]
[...] Aronofsky hat mit Black Swan ein opulentes Drama, gespickt mit Horror-Elementen entwickelt, was auf ganzer Linie zu überzeugen weiß. Ninas Welt wirkt so trostlos und bedrohlich, dass man als Zuschauer ihr schon Respekt zollt, dass sie morgens noch bereit ist, das Haus zu verlassen. An immer mehr Orten meint sie, sich selbst zu erblicken, entdeckt echte und imaginäre Wunden an ihrem Körper, beginnt zu halluzinieren und sieht überall Gefahr und Verrat.
Die Mischung aus realen Problemen und Begebenheiten und dem gegenüber Ninas imaginierte Erlebnisse halten sich gekonnt die Waage und wissen auch im weiteren Verlauf des Films zu überraschen. [...]
[...] Black Death ist ein auf den ersten Blick äußerst geradliniger Genrefilm ohne große Überraschungen und Innovationen. Doch der Ersteindruck trübt, entfaltet er doch allein aufgrund der Tatsache, dass er lange Zeit offen lässt, ob es sich in dem Dorf tatsächlich um übernatürliche Vorkommnisse handelt oder ob alles nur Scharlatanerie ist ein enormes Potenzial. Zudem besitzt Black Death eine höchst ansprechende, ihm eigene Bildsprache, die exzellente Kameraführung kombiniert mit einem erfrischend dreckigen und düsteren Mittelalters, fernab der Hochglanzoptik eines Königreich der Himmel oder anderer Big Bugdet-Genre-Vertreter. Er platziert sich damit neben dem hier ebenfalls besprochenen Centurion oder auch King Arthur, was ihm außerordentlich gut zu Gesicht steht. [...]
[...] Es erscheint mir absolut einleuchtend, dass dieser Film nicht jedermanns Geschmack treffen wird, denn im Vorfeld und anfänglich wirkt er zugegebenermaßen wie ein lupenreiner Noir-Thriller mit Gangster-Anleihen und nichts – abgesehen vom Titel – lässt darauf schließen, was einen im weiteren Verlauf erwarten wird. Wenn dann die Sprache auf die Urknall-Theorie kommt, Kausalitätsprinzipien oder die Schlange Uroboros Erwähnung finden, dann mag dies all Denjenigen vor den Kopf stoßen, die sich leichtere, seichtere Unterhaltung gewünscht hätten. Für mich allerdings macht genau das die Stärke von The Big Bang aus, denn lange schon habe ich nicht mehr so clevere Dialoge gehört, so kluge, zynische und bissige Sprüche, die sich zuweilen einfallsreich der Fachtermini der Naturwissenschaft bedienen und eine Geschichte begleiten, die so derart konstruiert, so dermaßen unglaubwürdig, so unglaublich unglaublich ist, dass es mir über die gesamte Laufzeit eine wahre Freude wahr, dem Treiben beizuwohnen. [...]
[...] The Bang Bang Club ist das Regiedebüt des renommierten Dokumentarfilmers Steven Silver und fußt auf den realen Ereignissen und Erlebnissen des Bang Bang Club. Durch Zufall erfuhr Silver sowohl von den Fotografen, als auch von dem geplanten Buch, das kurz vor der Veröffentlichung stand. Alsbald sicherte er sich die Rechte an dem Stoff und traf sich mit Greg Marinovich und João Silva, den Autoren des Buches. Man merkt dem Film auch deutlich an, dass diese über weite Strecken an der Umsetzung des Filmes beteiligt waren, denn viele kleine Anekdoten, Fachsimpeleien und Spleens der einzelnen Figuren scheinen direkt der Erinnerung der beiden entlehnt worden zu sein. [...]
[...] 22 Bullets basiert auf dem Roman L’immortel – übrigens auch Originaltitel des Films – des Journalisten und Schriftstellers Franz-Olivier Giesbert. Dessen Roman schon orientierte sich lose an wirklichen Ereignissen und schilderte mit geänderten Bedingungen und Namen die Geschichte des französischen Mafioso Jaques Imbert. Obwohl allein die Tatsache, dass Renos Figur von 22 Kugeln durchsiebt wird und trotzdem überlebt schon so sehr Over-the-Top anmutet, merkt man dem Film im weiteren Verlauf zumindest teilweise deutlich seine der Realität entlehnten Wurzeln an.
Die Geschichte um den im Ruhestand lebenden Mafia-Paten, der unsanft aus seinem Leben gerissen und an seine Wurzeln erinnert wird, entbehrt nicht einer gewissen Tragik und daraus weiß der Film durchaus Potential zu schöpfen, doch tritt hier das Genre des Rache-Thrillers dermaßen in den Vordergrund, ergeht sich der Regisseur in zelebrierenden Visualisierungen der Gewaltakte Matteïs, dann ist das zum einen teils an der Grenze des guten Geschmacks, zum anderen nicht gerade zuträglich für die Tatsache, dass man als Zuschauer tatsächlich bemüht und versucht ist, so etwas wie Verständnis – ja fast Sympathie – für Jean Renos Alter Ego zu empfinden; und sei es nur weil dieses eben aussieht wie Jean Reno. [...]
[...] Die ersten Minuten von 4.3.2.1 geben bereits den Takt an und zeigen auf, was den Film in den Augen der Regisseure Noel Clarke und Mark Davis zu etwas außergewöhnlichem macht. Hier finden sich ein Vorgriff auf noch kommende Ereignisse, ein damit einhergehender Zeitsprung rückwärts und die alsbaldige Aufsplittung der Erzählung in die Sichtweisen der vier Hauptfiguren Shannon, Cassandra, Kerrys und zuletzt Joanne. Deren Erlebnisse in den folgenden drei Tagen allerdings werden stringent und durchgängig erzählt, bis sich im weiteren Verlauf erste Überschneidungen ergeben und sich gegen Ende alles aufzulösen scheint und die Erzählstränge in einem gemeinsamen Abschluss kulminieren. [...]
[...] Ja gerade die Symbiose aus Bild und Ton ist eine von Snyders größten Stärken, das konnte ich schon bei Watchmen beobachten und ebenso bei 300. Das Problem, an dem Sucker Punch meiner Meinung nach krankt ist, dass es einerseits kein reiner Actionfilm ist für diejenigen, die sich aufgrund des Trailers auf eine knapp zweistündige Effektorgie freuen aber andererseits für Leute, die sich mehr von der Irrenanstalt- und Flucht-Thematik angesprochen fühlen, zu viele „unverständliche“ Szenen im Sinne der überbordenden Fantasy-Welten geben dürfte.
Unter diesem Aspekt vermute ich einfach mal, dass Sucker Punch viele Leute auch (leider) enttäuschen wird. Ich zähle mich Gott sei Dank zu denjenigen, die einerseits nichts gegen Action haben, aber sich andererseits über eine äußerst stimmig umgesetzte Geschichte mit innovativen Aspekten und – wie im vorliegenden Fall – grandiosen Gesangseinlagen freuen.
Die Darsteller überzeugen allesamt, allen voran Browning, lediglich die Rollen von Vanessa Hudgens (Blondie) und Jamie Chung (Amber) bleiben so farblos, dass man sie eigentlich getrost auch hätte streichen können. Gemessen an der Screentime zeigt sich aber, dass dies den Produzenten wohl auch klar war, man aber auf das Quintett nicht verzichten wollte.
Alles in allem kann man festhalten, dass Sucker Punch die Gemüter in zwei Lager spalten wird. Dieser Film ist sicher durch seine Grundthematik schon nicht jedermanns Sache, aber die oben angesprochenen Punkte, die Verquickung verschiedener Genres, das Bedienen verschiedener Vorlieben und Sehgewohnheiten, werden wohl auf lange Sicht dazu führen, dass Sucker Punch ein Nischendasein führen wird. [...]
[...] Zuallererst, ich mag Arthouse-Filme – insbesondere als Kontrast zu den üblichen Blockbustern – generell sehr gerne und zu diesen würde ich Melancholia definitiv zählen. Betrachtet man Triers Film als Kunstwerk und einzige große Metapher für seinen Kampf gegen die Depression, so hätte sich der Film allemal seine zehn Punkte verdient gehabt. Allein schon der Titel beziehungsweise Name des Planeten kann als Allegorie einerseits für den Gemütszustand des Regisseurs wie auch der Hauptfigur, andererseits auch als Bezeichnung für das übergeordnete Thema betrachtet werden. Hier reiht sich ein durchkomponiertes und stilisiertes Bild an das andere, werden symbolträchtige Hinweise eingestreut und im Kontext einer angenommenen Realität vollkommen unverständliche Handlungen vollzogen und Dialoge geführt. Beruft man sich auf die vielgepriesene Symbolik in Triers Werk(en), so haben wir es hier tatsächlich mit einem kryptischen Glanzstück zu tun. [...]
[...] Mit einer gehörigen Portion Skepsis kann man einem Projekt wie 50/50 entgegentreten, denn Feel-Good-Komödie und Krebsleiden verstehen sich nicht besonders gut und es wäre davon auszugehen gewesen, dass der eine Part dem anderen den Rang abläuft und ihn gnadenlos konterkariert. Doch so unglaublich es scheinen mag, schafft es der Drehbuchautor Will Reiser tatsächlich, eine durchweg positive, zuweilen herzhaft spritzige, witzige Komödie zu schaffen, die weder die Krankheit verharmlost, sie ins Lächerliche zieht oder mit Stereotypen zu kämpfen hat. Das mag zu großen Teilen daran liegen, dass die Geschehnisse im Film lose auf Reisers eigenen Erfahrungen basieren, wobei er sich bewusst dagegen entschieden hat, ein autobiografisches Werk zu verfassen und stattdessen mit der Rolle des Adam quasi einen Jedermann geschaffen hat, so wie jeder von der grausamen Krankheit heimgesucht werden kann und die allermeisten in ihrem näheren Umfeld bereits Berührungspunkte mit dem Krebs gehabt haben. [...]
[...] Best Exotic Marigold Hotel basiert lose auf Deborah Moggachs Buch These Foolish Things und kommt als lupenreines Feel-Good-Movie in exotischem Ambiente daher. Zwar sind die Geschichten und Lebensentwürfe der einzelnen Charaktere zuweilen recht stereotyp, doch nichtsdestotrotz ungemein kurzweilig und spannend zu verfolgen, insbesondere wenn diese sich der für sie fremden Kultur stellen müssen. Ol Parker, der für den Film das Drehbuch verfasst hat wie auch John Madden als Regisseur tun beide ihr Möglichstes, um den Trip nach Indien in das faszinierende und im Grunde recht desolat wirkende Best Exotic Marigold Hotel des jungen Sonny zu einem wunderbaren und einzigartigen Erlebnis zu machen. [...]
[...] Es steht vollkommen außerfrage, dass Captain America seichtes Popcorn-Kino ist, bleibt und auch nur sein will und somit jeglichen Tiefgang missen lässt. Die Beziehungen zwischen Rogers und seinen Kumpanen gehen kaum mehr über Plattitüden hinaus und schleicht sich so etwas wie Emotionalität in eine Szene bleibt sie im Grunde pure Behauptung, aber erwarte ich mir wirklich tiefsinnige Charakterentwicklung von einer Geschichte, die im zweiten Weltkrieg handelt und Monster-Nazi-Schergen ins Feld führt plus einen magischen Würfel aus Odins Götterreich, dem sich ein kraftstrotzender Stars-and-Stripes-Held in den Weg stellt?
Die Antwort lautet für mich ganz klar nein und deshalb freue ich mich über eine extrem großartige Retro-Optik, viele schmissige One-Liner, eine herrlich selbstironische Herangehensweise (wenn diese den Film auch noch um den letzten Rest entpolitisiert) und Hugo Weaving in einer weiteren tollen Rolle. Auch die Action konnte mich restlos überzeugen, weil sie einfallsreich, wohlplatziert und eben in diesem furchtbar tollen, dreckigen, sepia-angehauchten Look daherkommt. Für mich wurde dadurch Captain America zu einer lückenlos unterhaltsamen Einstimmung auf das anstehende Helden-Meeting in The Avengers. [...]
[...] Catch .44 kommt ein wenig wie ein Konglomerat diverser erfolgreicher Filme daher und trägt dabei eindeutig auch ein wenig Tarantinos Handschrift – obwohl dieser freilich mit dem Film absolut nichts zu tun hat und seine Klasse zu keinem Zeitpunkt erreicht wird – und spiegelt dadurch lediglich die Huldigung des Regisseurs Aaron Harvey für sein Vorbild wider. Das heißt nicht einmal, dass der Film wie ein Retortenprodukt wirkt oder gänzlich uninspiriert wäre, aber die Handlung kommt einem schon seltsam bekannt vor und die Figuren wirken wie am Reißbrett entworfen, stellen teils bloße Karikaturen dar und wirken wie am Reißbrett entworfen. [...]
[...] Man könnte Contagion schnell in der Sparte der Katastrophenfilme verorten oder auch bei den zahlreichen Seuchen-Thrillern einsortieren, aber beides würde diesem wirklich interessanten Film nur marginal gerecht werden. Denn im Grunde ist Soderberghs neuester Streich ein reinrassiges Drama mit Krimi-Anleihen und Versatzstücken, die mehr an eine fiktive Doku-Reportage denken lassen denn an ein effektvoll inszeniertes Stück Popcorn-Kino. Vermutlich habe ich gerade deshalb im Freundes- und Bekanntenkreis zahlreiche Stimmen vernehmen dürfen, die dem Film pure Langeweile diagnostizieren, denn diese hatten sich sicherlich ein mitreißendes Epos erwartet inklusive Splatter und Anarchie.
Doch was der Regisseur uns mit Contagion serviert ist ungleich spannender und gerade deshalb so unaufgeregt, ja beinahe kühl erzählt, denn die Geschichte trägt so deutliche Anleihen an der Realität, dass man sich stets bewusst sein darf, dass dieses Szenario in der Realität genauso eintreten könnte und teilweise in der Vergangenheit auch schon ist – wenn auch beileibe nicht in diesem dramatischen Ausmaß. Es gereicht dem Filmemacher zur Ehre, dass er sich auch nicht der üblichen Mechanismen wie etwa Ausschnitten aus Nachrichten-Shows bedient, um das wachsende Ausmaß der Epi- und später Pandemie zu verdeutlichen, sondern dass diese Entwicklung sich ganz organisch in die Geschichten der Einzelschicksale einfügt, derer es in Contagion einige hat. [...]