Medienjournal - Kommentare

Alle Kommentare von Medienjournal

  • 7
    über Thor

    [...] Shakespeare-Veteran Kenneth Branagh versteht es wie gesagt, die Mär von Odin und dessen Söhnen Thor und Loki stilvoll in Szene zu setzen und die Settings sind durchweg eindrucksvoll, wenn auch deutlich als Computeranimationen zu erkennen. Der Kontrast zu den irdischen Vorkommnissen könnte deshalb auch nicht größer sein. Abgesehen von einem kurzen Intro, in dem wir Jane, Erik und Darcy kennenlernen spielt sich aber auch die erste halbe Stunde des Films durchgehend in den göttlichen Gefilden ab. Das hat aber auch zur Folge, dass die Geschehnisse auf der Erde recht beliebig, ja egal wirken und Thors Wandlung vom hochmütigen Göttersohn zum demütigen Kämpfer keinesfalls glaubwürdig, weil viel zu abgehackt wirkt. Er durchläuft die typischen Stationen einer auf Läuterung bedachten Figur, ist anfangs uneinsichtig, macht sich dann und opfert sich am Ende beinahe selbst, um Unschuldige zu retten. [...]

    • 6

      [...] Texas Killing Fields beruht wie so viele andere Filme auf realen Ereignissen, beziehungsweise ist von diesen inspiriert, doch welch Aussagekraft diese Inspiration hat bleibt fraglich und ohne Kenntnis der realen Ereignisse wage ich zu behaupten, dass hier doch extrem viel fiktionalisiert wurde, denn ansonsten erscheint mir eine derart klassische, stereotype und klischeebeladene Figurenkonstellation mehr als unglaubwürdig. Da gäbe es die zwei ungleichen Polizisten, der eine paragraphentreu, der andere Idealist ohne Rücksicht auf Verluste, der eine verheiratet, der andere geschieden und beide auf ihre Art ruppig und trotzdem herzlich, mit einem derart raubeinigen Charme, dass man ihn so tatsächlich nur in den Südstaaten vorfinden würde. [...]

      • 8 .5

        [...] Ganz langsam entzieht sich Shannons Curtis der Realität und driftet mehr und mehr in seine scheinbar prophetischen Traumwelten, die gleichsam an inszenatorischer Intensität ihresgleichen suchen. Regisseur und Drehbuchautor Nichols inszeniert diese Vorkommnisse so behutsam und elegant, dass sich zu keinem Zeitpunkt erschließen lässt, dass ein nahendes Unheil kurz bevorsteht bis zu dem Punkt, an dem die unwirklichen Erlebnisse sich Bahn schlagen und dem Zuschauer klar wird, dass es sich nicht um die Realität handeln kann. Curtis handelt dabei trotz seines geistig desolaten Zustands nicht kopflos sondern durchaus selbstreflexiv und zieht auch die Möglichkeit in Betracht, wie seine Mutter damals an Schizophrenie erkrankt zu sein. Dennoch tut er sich merklich schwer, seine Frau oder auch seinen besten Freund ins Vertrauen zu ziehen und bemüht sich, der Lage allein Herr zu werden. [...]

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        • 4 .5

          [...] Der Einstieg ist durchaus überzeugend und versprüht eine Menge Flair, was die Ausgestaltung der damaligen Zeit anbelangt und Teresa Palmer als Love-Interest ist durchaus überzeugend, zumal sie nach und nach mehr Tiefgründigkeit offenbart, als man sie bei der anfänglich sehr oberflächlich scheinenden Blondine erwartet hätte. Dan Fogler als Matts bester Freund Barry hingegen mag anfangs noch witzig erscheinen, nervt aber alsbald nur noch in seinem steten Treiben danach, auf Teufel komm raus flachgelegt zu werden, verkommt er schließlich zum Klischee des dauergeilen, leicht schmierigen, pubertär verklärten Jungen. Auch Anna Faris vermag keinen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, zumal ihre Rolle als Matts Schwester Wendy doch auch eher klein gehalten ist und kaum zum Fortgang der Geschichte beiträgt beziehungsweise im weiteren Verlauf eine gen null tendierende Bewandtnis hat. [...]

          • 4 .5

            [...] Zunächst machen Die Tribute von Panem einen produktions- und inszenierungstechnisch einwandfreien Eindruck und wecken ziemlich schnell das Interesse des Zuschauers, wenn sich nach und nach die Begebenheiten in der dargebrachten dystopischen Welt erschließen, insbesondere was die namensgebenden Hungerspiele anbelangt. Jedoch stellt sich auch schnell Ernüchterung ein, wenn nach einer guten halben Stunde im Grunde noch nichts geschehen ist und die angedeuteten sozialen Verhältnisse oberflächlicher und nichtssagender kaum bleiben könnten. Freilich fällt es schwer, sämtliche oder auch nur viele Aspekte eines Buches in einen Film zu übertragen, jedoch der Weg alles anzudeuten, aber nichts zu erklären ist für meine Sehgewohnheiten definitiv der falsche und abgesehen davon, dass er in den Nachfolgeteilen sicherlich seine Bewandtnis haben wird, macht es für mich auch keinen Sinn, sich beispielsweise in den ersten zwanzig Minuten eingehend mit der Exposition einer Figur zu befassen, die im weiteren Verlauf des Films weder erneut in Erscheinung treten wird noch sonst irgendeinen Nutzen hat. [...]

            • 7 .5

              [...] Mit The Expendables 2 legt Stallone nun also zwei Jahre nach seinem 80-Revival-Action-Heroes-Treffen nach und packt natürlich direct noch einmal eine ordentliche Schippe obenauf, so dass diesmal nicht nur Chuck Norris aus dem wohlverdienten Ruhestand zurückkehrt, sondern auch noch Jean-Claude van Damme ins Boot geholt worden ist. Zudem haben die Rollen von Willis und Schwarzenegger eine deutliche Aufwertung erfahren, also was die Screentime anbelangt – Charakterzeichnung sucht man hier freilich immer noch vergebens.

              Lediglich einer Figur wird so etwas wie eine Vorgeschichte spendiert und die segnet dann auch prompt das Zeitliche, fast als hätte man es ahnen können. So sehr also The Expendables 2 in die Vollen geht hätte man sich diese wenn auch seltenen ruhigen Momente echt schenken können, da sie wie aufgesetzt und eingefügt wirken und sich keineswegs homogen in die ansonsten von trockenen Sprüchen und markerschütternden Explosionen dominierte Welt einpassen. Das geht sogar so weit, dass die Figur von ihrer schlimmen, tragischen Vergangenheit zu erzählen beginnt und im Kopf schreit es förmlich „keine zehn Minuten und der ist tot, wetten!?!“ und so kommt es dann auch. [...]

              • 5 .5

                [...] Beginnt Der Diktator noch extrem vielversprechend im fernen wie fiktiven Wadiya, das wirklich herrlich überzeichnet und von dem ebenso überzeichnet dargestellten Diktator regiert wird, so weicht dieser durchweg positive Ersteindruck spätestens beim Eintreffen in New York, denn so sehr hier der Culture-Clash hätte forciert werden können oder sollen, so sehr ist es auch schon Essig damit, wenn Aladeen alsbald entführt wird und sich als arabischer Nobody in der großen Stadt wiederfindet, wenngleich er seine despotischen Ansichten durchaus nicht zu verleugnen sucht und immer wieder mit seiner Umwelt aneinander gerät. Doch es ist eben etwas völlig anderes, ob ein Borat ahnungslose Touristen schockiert oder wie hier ein General Aladeen einer Anna Faris als gnadenlos klischeebehafteter Öko-Aktivistin und Hippie-Braut mit Haaren unter den Achseln vor den Kopf stößt. Zwar hält auch diese Figurenkonstellation einige Lacher bereit, doch ist es in weiten Teilen eben auch eine Liebesgeschichte nach Schema F, die sich dem filmischen Duktus zu beugen hat und die Plattheit von Der Diktator noch untermauert. [...]

                • 7 .5

                  [...] The Dark Knight Rises ist aber beileibe nicht schlecht, wenn ich auch die Kritikpunkte nun akut in den Vordergrund gerückt habe, denn dem Regisseur und seinem Team gelingt es selbstverständlich tadellos, dieselbe düstere Atmosphäre aufzubauen, die auch schon die vorangegangenen Teile von vielen anderen Comic-Verfilmungen abgehoben haben. Auch das Gros an bereits aus Inception bekannten Darstellern wirkt sich nicht negativ aus und wertet den Film durchaus auf, jedoch dann auch noch Anne Hathaway als Selina Kyle einzuführen – wenn auch geschichtlich durchaus von Bewandtnis – war vielleicht etwas zu viel des Guten, denn die Figur kann kaum entwickelt werden und das Ende der Trilogie ist gleichsam mit diesem Teil gekommen, so dass abzusehen ist, dass es ein kurzes Intermezzo mit der – meiner Meinung nach – besten Catwoman werden wird, sollte sie nicht ihren eigenen Film spendiert bekommen. [...]

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                  • 9

                    [...] Nach dem ausladenden Intro punktet "The Avengers" dann aber auch direkt mit Joss Whedons größter Stärke als Drehbuchautor, nämlich dem gekonnten Spagat aus Ernst und gnadenloser, augenzwinkernder, selbstironischer Komik, denn hier sitzt jeder Spruch, jeder Schlagabtausch und überhaupt jede Szene. Selten habe ich im Kino während des Films so viel Applaus für gelungene Gags vernehmen dürfen wie hier und da muss man auch der Synchronisation ein Lob aussprechen, dass eben dieser Wortwitz nicht auf der Strecke geblieben ist. Trotzdem gibt der Film seine Figuren – oder zumindest die Helden – nie der Lächerlichkeit preis und das, obwohl sie sich nach Herzenslust piesacken und wirklich und wahrhaftig über endlos scheinende Stunden erst zusammenraufen müssen. [...]

                    • 6 .5

                      [...] Mit "21 Jump Street" legen Drehbuchautor Michael Bacall und Hauptdarsteller Jonah Hill, der gleichsam an der Entwicklung der Story beteiligt war, nicht etwa ein Remake der Achtziger-Jahre-Serie vor, sondern vielmehr eine Parodie der selbigen. Dies sollte man zu Beginn ganz deutlich sagen, denn nicht nur die Vorlage wird herrlich respektlos durch den Kakao gezogen, sondern auch ansonsten nimmt sich der Streifen nicht allzu ernst. Die Regisseure Phil Lord und Chris Miller waren mir bis dato nur bekannt durch "Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen" und nun legen sie also ihr Realfilm-Debüt vor. Immerhin war euch schon genannter Animationsfilm dermaßen skurril, dass es durchaus zu bewältigen sein scheint, eine dermaßen überhöhte und abgedrehte Komödie zu stemmen und das tun sie auch in weiten Teilen. [...]

                      • 6

                        [...] Underworld: Awakening wirkt ein wenig wie ein überlanger Trailer, quasi ein Vorgeschmack auf einen noch zu produzierenden Film, denn grundsätzlich könnte man aus dem Setting durchaus was machen, auch wenn ich mir eine “klassischere” Fortführung gewünscht hätte, doch nach dem Film sind die eingeführten Figuren so blass wie zuvor und lediglich Stephen Rea konnte einige wenige Akzente setzen, wohingegen der sonst wunderbare Charles Dance wie ein Abziehbild von Bill Nighy wirken muss, welches nicht ansatzweise an Substanz gewinnt. Als hirnloser Actioner geht der Film also durchaus in Ordnung und bietet nicht nur aufgrund der geringen Laufzeit ausreichend Kurzweil, aber für den nächsten Teil wünsche ich mir, dass die Autoren sich auf den Mythos rückbesinnen und diesen nicht nur in Form von einigen launigen One-Linern in den Plot miteinfließen lassen, denn Lust auf einen fünften Teil bekomme ich schon, trotz all der Abstriche. [...]

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                        • 9 .5
                          über Looper

                          [...] Die Faszination von Looper gründet zwar in weiten Teilen auf Rian Johnsons Drehbuch und den durchweg begabten Schauspielern, aber was genau macht nun den Film so großartig? Nun, da wäre zunächst die Tatsache, dass es sich zwar um einen Film handelt, der einmal mehr das Zeitreisen thematisiert, dabei aber abgesehen von den üblichen Paradoxa beinahe gänzlich ohne Logiklücken auskommt, zumal deutlich wird, dass dieser Kniff letztlich nur Vehikel ist für ein Drama, das existentielle und philosophische Fragen zu stellen imstande ist, ohne dabei jedoch auf vorgefertigte Antworten und Plattitüden zurückgreifen zu müssen. Während sich die erste halbe Stunde beinahe gänzlich der Exposition der entworfenen Welt widmet, die in vortrefflicher Weise umgesetzt worden ist werden die Weichen gestellt für die folgenden Ereignisse, so dass später zu keinem Zeitpunkt der Verdacht aufkommt, hier könnte etwas Unerwartetes nur des Twists wegen aus dem Hut gezaubert geworden sein. [...]

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