Pyro 91 - Kommentare

Alle Kommentare von Pyro 91

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    Pyro 91 02.03.2023, 12:37 Geändert 11.03.2023, 19:44

    In der sechsten Staffel vereint sich leider sehr viel Licht und Schatten. Natürlich war ein frischer Neustart nach den apokalyptischen Ereignissen der fünften Staffel nötig und nun da wir den Klimax von Kripkes Vision erlebt haben, stand selbstverständlich die Frage im Raum, wie die Reise denn jetzt weitergehen soll.

    Doch eine Bewertung in Form von Punkten abzugeben, ist gar nicht so einfach, denn die Qualität schwankt teilweise stark von Folge zu Folge und die besten Momenten sind wirklich großartig, aber die schwächsten leider auch der absolute Tiefpunkt im bisherigen Serienverlauf.

    Nachdem ich diese Staffel beendet hatte, spielte ich im Kopf nochmal die ganzen Haupt- und Nebenhandlungen dieser Season durch und kam zu dem Ergebnis, dass ich viele Konzepte im Kern sehr gelungen und spannend fand, die Umsetzung jedoch häufig einiges zu wünschen übrig ließ und mir häufig einen verwirrten Gesichtsausdruck bescherte.

    Nach den ersten neun Episoden war ich kurz davor die Serie wieder abzubrechen, dann was einem bis dato geboten wurde, kann ich nur als den Inbegriff der absoluten Mittelmäßigkeit bezeichnen (Mit Ausnahme von "Weekend at Bobby's" - zweifellos ein Highlight). Es reihen sich etliche einschläfernde Monster of the Week-Episoden aneinander, die bestens zu langweilen wissen, durchzogen von mittelmäßigem Storytelling und der seltsamen Idee den seelenlosen Sam erstmal eine Weile durch die Gegend geistern zu lassen, ohne dass Dean notwendige Schritte ergreift, um dagegen etwas zu tun. Lieber führen die Brüder gefühlt zwanzig Mal den selben "Ich glaube mit dir stimmt was nicht, Sam."- "Nein, Dean, mit mir ist alles okay."-Dialog bis die Handlung endlich wieder in Schwung kommt und Sam seine Seele mit Mauer zurückbekommt.
    Bis dahin fehlt mir jeder Bezug zu Sam, da nicht klar ist, was diese Seelenlosigkeit denn nun mit ihm als Person macht. Einerseits bezahlt er nun Prostituierte für Sex und knallt unschuldige Leute ab, gleichzeitig besitzt er aber die moralische Intelligenz Dean ein Jahr lang in Frieden mit seiner neuen Familie zu lassen und wieder selbst auf Monsterjagd zu gehen, um Menschen zu helfen, womit er wiederum altruistischen Motiven nachgeht. Manchmal benimmt er sich eher wie eine gefühllose Killermaschine a la Terminator, dann wieder wie ein Sprücheklopfer der Beleidigungen verteilt, was ich einfach nur nervig fand.
    Sein ungezügeltes Verhalten eskaliert erstmal weiter, bis er sogar Bobby mit einem Messer aufschlitzen will, wodurch man sich diesem Problem endlich mal annimmt. Nein, diese Art von narrativen Rumgeeier kann ich einfach nicht ausstehen.

    Es macht natürlich durchaus Sinn, nach dem vorläufigen Höhepunkt der Serie erstmal ein paar Gänge zurückzuschalten und wieder ein paar Standalone Folgen zu produzieren, bevor es wieder auf einen Weltuntergangs-Plot hinausläuft.
    Das erinnerte mich auch an Staffel 1, bei der zu Beginn einige mittelmäßigen Folgen aneinandergereiht wurden, die aber dennoch mehr Unterhaltungswert hatten, da wir die Figuren noch nicht kannten und uns noch nicht klar war, mit welchen übernatürlichen Dinge die Serie uns denn dieses Mal konfrontieren würde. Diesen Luxus der Neuheit und Unvorhersehbarkeit besitzt Staffel 6 leider nicht. Zudem ist die stets unterhaltsame Dynamik der Brüder gestört, da sie oft getrennt agieren, was davor sorgt, dass wir die beiden bei seperaten Ermittlungen beobachten, die ohne deren verbale Schlagabtausche und gemeinsamen Lösen der Fälle leider nichtmal halb so interessant wie sonst sind.
    Was war ich froh, als Sam seine Seele wieder erlangte - wenn auch mit Mauer - und die beiden wieder gemeinsam auf die Jagd gingen und sich gegenseitig Sprüche drückten. Eine wahre Wohltat.
    Es ist schon spaßig, Padalecki in der Bösewicht-Rolle zu sehen und wie er zwei unterschiedliche Inkarnationen der selben Figur spielt, aber aufregend fand ich das Ganze deswegen nicht im Mindesten. Mir hätte es eventuell besser gefallen, wenn er sein inneren Konflikte mit zwei Personlichkeiten ständig mit sich ausfechten müsste und wir von Szene zu Szene nicht wissen, mit welchen Sam wir es nun zu tun haben. Dies hätte für Dean und Bobby sehr gefährlich werden können.
    Selbst das Staffelfinale verbringt noch viel zu viel Zeit mit seinem inneren Kampf, der nur in seinem Kopf stattfindet, was dramaturgisch ziemlich öde ist.

    Deans Handlungsstrang mit Lisa und Ben hat mir im Gegensatz dazu sehr gut gefallen. Natürlich war es logisch, dass er von ihnen getrennt werden musste und dass sie als Spielball der bösen Mächte missbraucht werden würden und doch ist es einfach spannend, Dean in dieser neuen Rolle als Familienvater zu sehen, da wir ihn sonst nur als Playboy kennen, der Frauen für One-Night-Stands verführt und niemals sesshaft geworden ist.
    Auch der emotionale Payoff, als Dean Lisas und Beans Erinnerungen an ihn löschen lässt, ist äußerst effektiv und ein ziemlicher Schlag in die Magengrube. Wirklich ein trauriger Abschied und das Kapitel potentielles Familienglück für Dean scheint damit erstmal abgeschlossen zu sein.

    Die Einführung der Campbells, im speziellen den Großvater der Boys, Samuel, fand ich ziemlich seltsam und wirkt zusätzlich zu Sams "Wiederaufstehung" bereits von Anfang an wie ein Kniff zu viel. Seine Motivation seine Tochter wiederzuerwecken, indem er seine Enkel dafür verrät und opfert, will mir so gar nicht ins Bild eines Familienmenschen passen. Für mich hätte es mehr Sinn gemacht, dass er seine Enkel noch mehr zu schätzen weiß, da sie eben die Kinder seiner geliebten Tochter sind. Die drei hätten eine besondere Beziehung zueinander aufbauen können und Samuel wäre uns und den Boys wieder gewaltsam entrissen worden. Stattdessen baut sich ein gewalttätiger Konflikt zwischen ihm und den Brüdern auf, der aber keinen besonderen Payoff erhält, da er letztendlich im besessenen Zustand ermordet wird und es zu keiner Auf Leben und Tod-Konfrontation zwischen ihm und Dean kommt. Würde man ihn und die entfernten Verwandten aus der Serie streichen, hätte man nicht allzu viel verloren. Ich mag Mitch Pileggi schon sehr gerne, vor allem wegen seiner Rolle in "Akte X", aber Samuel gefiel mir in seinen kurzen Auftritten in den vorherigen Staffeln besser.
    Auch Rufus Tod wirkt extrem unnötig und lässt viel Potential für die Figur liegen. Gerade weil er und Bobby wichtige Menschen im Krieg gegen die Monster verloren haben, hätte man deren Beziehung noch weiter vertiefen können und eventuell auch thematische Parallelen zu den Winchester-Brüdern ziehen können.
    Als ich den geschniegelten Bobby im Anzug sah, der sich als FBI-Mann ausgab und dieser auf Rufus traf, der genau das gleiche tat, habe ich mit einem neuen, spaßigen Ermittlerteam gerechnet, das sich eigentlich auch mal eine eigene Folge als Buddy Cop-Duo verdient hätte. Leider passiert das nicht. Sehr schade!

    Genauso wird Eve als Mutter des Bösen zur großen Bedrohung aufgebaut und doch wird sie von der Handlung weitgehendst ignoriert und von Dean mit relativ wenig Aufwand erledigt. Es war spannend, sie als Mutter der beiden Boys zu sehen und doch war sie so offenkundig böse, dass von ihr leider keinerlei verführerische Macht ausging. Hier hätte man noch deutlich mehr herausholen können und auf einer psychologischen Ebene in die Köpfe der Winchester-Jungs eindringen können.
    Konzeptuell ist Eve wieder eine klasse Idee, aber die Umsetzung wirkt inkonsequent und halbherzig.

    Aber gut, es scheint mir fast so, als ob man Eve lediglich als Ablenkungsmanöver in dieser Staffel eingeführt hat, damit wir uns mehr auf sie konzentrieren und nicht hinterfragen, ob Crowley wirklich tot ist und was zum Geier eigentlich Cas im Himmel so treibt.
    Cas langsamer Wandel zum Bösewicht hat mir sehr gut gefallen, weil das enormes Potential für die nächste Staffel birgt, auch wenn der Weg dahin etwas holprig war.
    Sein Gefühl des absoluten Alleinseins sowie der Drang sein Volk zu retten, manifestieren sich überraschend schnell in dem Wunsch zum neuen Gott werden zu wollen und doch hat mich diese Wendung gegen Ende postiv überrascht, genauso wie seine anfängliche Allianz mit Crowley, um das Fegefeuer zu entdecken und Seelen zu sammeln.

    Der König der Hölle bleibt weiterhin ein unberechenbares Element, ein opportunistischer und schmieriger Strippenzieher, der durch Mark Sheppards launiges Spiel stets unterhaltsam bleibt, auch wenn er in dieser Staffel für meinen Geschmack zu oft in die typischen Bösewicht-Monologe verfällt, die hin und wieder nur belangloses Blabla sind und die Handlung nicht vorantreiben.

    Rein von der Qualität kann der Großteil der Episoden nach den ersten neun ziemlich gut mit denen aus den vorherigen beiden Staffeln mithalten. Speziell "Appointment in Samarea" (Dean spielt einen Tag den Tod) , "The French Mistake" (Jensen und Jared spielen Sam und Dean, die Jensen und Jared spielen, die versuchen Sam und Dean zu spielen), "The Man who would be king." (Cas erzählt uns seine Geschichte) und "Frontierland" (Sam und Dean als Cowboys) sind absolut grandiose Folgen, die ich wohl alle in meine Top 20 der SPN-Folgen packen würde.
    "The French Mistake" eventuell sogar in die Top 5. So viel wir hier, habe ich bei der Serie wirklich noch nie gelacht, besonders der selbstironische und mit Reallife-Referenzen gespickte Humor ist wirklich klasse.
    Im Verlauf der zweiten Hälfte baut sich die Serie wieder zur alten Größe auf und ich war von Folge zu Folge wieder deutlich mehr involviert. Die dramatischen Ereignisse spitzen sich zu und speziell der Bürgerkrieg im Himmel-Plot (der die meiste Zeit halbgar auf Sparflamme kochte) offenbart endlich sein Potential und gibt uns durch Cas' Gottwerdung eine spannende neue Richtung für die Serie und bindet insbesondere Dean als Cas' engster Freund wieder stark in die tragischen Geschehnisse mit ein.

    Von daher hat es die Serie mal wieder geschafft, mich heiß auf die nächste Staffel zu machen, auch wenn ein happiger Qualitätsabfall nicht zu leugnen ist. Dennoch bin ich inzwischen so emotional in Deans und Sams Story involviert, dass ich einfach weiterschauen muss.

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    • Bin jetzt mit Supernatural Staffel 5 durch. Das ist ein Ende mit dem ich leben kann, auch wenn ich die Umkehr gewisser Tode von wichtigen Figuren nicht allzu elegant fand (zumal das Ganze am Ende innerhalb von zehn Minuten passiert). Allerdings habe ich Bock auf noch mehr Abenteuer mit den Jungs, weshalb ich Staffel 6 in der Zukunft auch noch schauen werde.

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      • Nun also auch ein Six Feet Under-Survivor. :D Was sagst du zum Ende und/oder der fünften Staffel?

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        • Yeah, 5. Staffel von Mad Men durch! Die Endszene mit "You only live twice" ist einfach legendär.

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            Spoiler!

            Boom! Nachdem ich die ersten drei Staffeln nur als überdurchschnittliche Unterhaltung empfunden habe, hat mich dieses Outing nun endlich begeistern und vollends unterhalten können.
            Da jetzt sogar Lucifer persönlich auf den Plan getreten ist, bin ich sogar regelrecht gehypt auf die nächste Staffel!

            Deans Tätigkeit als Folterknecht in der Hölle sowie Sams Sucht nach Dämonenblut sorgen dafür, dass unser dynamisches Duo nun des öfteren auch durchaus moralisch fragwürdig handelt, wodurch sich ein dunkler Schatten über die Geschehnisse legt, der perfekt zur greifbaren, als auch unerbittlichen Endzeitstimmung passt und diese noch fördert.
            Diese Erforschung der dunklen Seite der beiden, lässt sie als Figuren deutlich komplexer wirken und zeigt uns- unter anderem auch durch Ausflüge in ihre Vegangenheit als Kinder oder mit ihren Großeltern- neue Charakterzüge an ihnen, die bisher noch im verborgenen lagen.
            Zusätzlich nimmt die Serie langsam durch ihren
            Ensemblecharakter an moralischen Dimensionen zu und sorgt für abwechslungsreichere und komplexere Plots. Der ambivalente, sozial unbeholfene Castiel, der intrigante Uriel, die mysteriöse Anna, der verschrobene Prophet Chuck, die verführerische Lilith, der sadistische Alastair, die flirtende Pamela, der grummelige, gute alte Bobby, die manipulative Ruby 2.0 - all diese Nebenfiguren werten diese Staffel durch ihren unterschiedlichen Moralkompass ungemein auf und sorgen für unerwartete Wendungen und Figurendynamiken.

            Die Serie hat sich nun genau in die vielversprechende und spannende Richtung entwickelt, auf die ich schon in meinem Kommentar zur zweiten Staffel gehofft habe.
            Wir verbringen weniger Zeit mit der Jagd nach altbekannten Horrorfilmkreaturen (Werwölfe, Vampire) oder urbanen Legenden (Bloody Mary, Wendigo) - die ich schon zu Genüge aus "Akte X" kenne -, nein, stattdessen stehen nun Engel und Dämonen aus einer anderen Dimension im Vordergrund und Sam und Dean fungieren als Auserwählte in diesem ewigen Gut und Böse (?)-Konflikt. Das interessiert mich persönlich schon mal deutlich mehr und ich bin gespannt wie die fünfte Staffel die anstehende Apokalypse umsetzen wird.

            Natürlich bleiben bei einer Episodenzahl von 22 auch zwei, drei mittelmäßige Folgen in der Mitte der Staffel nicht aus und zusätzlich bremsen einige High Concept Folgen (z.B Sam und Dean als Büroangestellte, plötzliches Auftauchen eines Halbbruders?) den Storyfluss etwas unschön aus, dennoch ist diese Season qualitativ unheimlich konsistent und ich habe durchgehend Binge-watching betrieben, um zu wissen, wie es weitergeht. Dieses Gefühl haben die ersten drei Staffeln bei mir nie ausgelöst.

            Ackles und Padalecki sind inzwischen ein durch und durch eingespieltes Dreamteam, wodurch die Höhe und Tiefen, die die Winchester-Brüder in dieser Staffel erleben, mich emotional nochmal deutlich mehr gepackt haben und dafür sorgten, dass sogar die komödiantischen Momente von ihnen regelrecht zum Highlight wurden. Einfach urkomisch die beiden auf dem Oktoberfest zu sehen oder einem Dean zu erleben, der wegen der Geisterkrankheit auf einmal vor jeder Kleinigkeit Angst bekommt und schreckhaft wegläuft. Auch die Meta-Einbindung von Fan-Fiction, deren Autoren die beiden gerne als schwules Pärchen mit erotischen Abenteuern erleben würden, ist einfach zum schlapplachen.

            Allgemein muss ich sagen, dass der Übergang zwischen Monster of the Week und Myth-Arc -Episoden inzwischen fließend funktioniert, wodurch die Staffel wie aus einem Guss wirkt und es wenig deplazierte Ausreißer gibt, die sich so gar nicht in das Gesamtbild einfügen wollen. Auch visuell bleibt die Serie ihrer düsteren Linie treu und die Gewaltszenen haben mich mit ihren Blood and Gore-Gehalt zeitweise sogar ziemlich überrascht und erfreut.

            Jetzt wird es Zeit für das Grande Finale von Serienschöpfer Eric Kripke!

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              Pyro 91 26.01.2023, 14:16 Geändert 17.02.2023, 16:31

              Bislang will der Funke bei mir noch nicht ganz überspringen. Positiv hervorzuheben sind die beiden Hauptdarsteller Jensen Ackles und Jared Padalecki, die als ungleiches, aber bis in die Tod loyales Brüderpaar einen sehr authentischen und überzeugenden Eindruck machen und gerade bei den persönlichen Stories und emotionalen Momenten zeigen können, was sie so auf dem Kasten haben. Zudem könnte die Serie einen der besten Soundtracks überhaupt haben, denn viele Rockklassiker aus den 70ern und 80ern sind hier gern gesehene Dauergäste und werden thematisch sinnvoll eingesetzt. Das ist wie Honig in meinem Ohr.
              Gefreut habe ich mich auch über die rege Beteiligung von "Akte X"-Regieveteran Kim Manners, der es schafft selbst mittelmäßige Drehbücher durch seine dynamische und packende Inszenierung auf ein neues Level zu heben.

              Womit ich zu kämpfen habe, sind die Vielzahl von "Monster of the Week"-Episoden, die meist nicht einmal annähernd das selbe Interesse bei mir wecken wie jene Episoden, die sich mit der fortlaufenden und übergeordneten Rahmenhandlung beschäftigen.
              Nach 11 Staffeln "Akte X", in denen das MOTW-Format perfektioniert wurde und sämtliche kreative Drehbuch und Regie-Einfälle durchgespielt worden sind, kann "Supernatural" mich in der Hinsicht einfach nicht mehr begeistern. Diese Episoden sind meistens sehr vohersehbar, laufen nach dem selben Handlungsschema ab und viele Spannungsszenarien sind natürlich enorm uninvolvierend, da unseren beiden Hauptfiguren ohnehin nichts von Belang passieren kann und darf. (Dieses Problem hatte ich bei "Akte X" auch sehr sehr oft.)
              Wenn diese eigenständigen Episoden dazu genutzt werden, um die Charakterentwicklung der beiden Protoganisten voranzutreiben und spaßige Dialoge und Schlagabtausche bieten können, ist das Ganze sehr unterhaltsam, viel zu oft merke ich allerdings wie ich gedanklich abdrifte, wenn die selbe Handlungsroutine immer und immer wieder abgespult wird.

              Ich habe mich zudem gefragt, wie ich die Serie wohl als 16-jähriger wahrgenommen hätte und ob mir viele der grusligen und mysteriösen Szenarien wohl Alpträume beschert hätten. Nun mit 31 Jahren und hundert sagenhaft brutalen und an die Grenzen gehenden Horrorfilme später, löst die Serie bei mir eher so viel Beunruhigung aus wie eine Tasse Kamillentee. Objektiv kann ich die düstere Inszenierung, die cleveren Monsterdesigns, die unheimlichen Kulissen, die überzeugende Maske, die praktischen, sowie einige wenige computergenerierte Effekte durchaus loben, doch innerlich rührt sich bei mir gar nichts.

              Natürlich muss man hier noch in Betracht ziehen, dass wir es hier mit einer Serie zu tun haben, die in einer Zeit entstand, wo es noch Standard war, dass Serienstaffeln über zwanzig Episoden vorzuweisen haben und Binge-Watching bei Streaminganbietern für die breite Masse noch weit in der Zukunft lag.
              Dies lässt mich durchaus einige Fillerepisoden verzeihen und macht mir auch bewusst, dass ich die Serie wohl als weniger repetitiv empfinden würde, wenn ich pro Woche eine Episode zur besten Sendezeit schauen würde.

              Alles in allem ist "Supernatural" für mich bisher überdurchschnittlich gute Unterhaltung, die mich allerdings (noch) nicht ins Schwärmen bringt, auch wenn bereits viele Elemente vorhanden sind, die mir gefallen und auf die man aufbauen kann. Bevor ich diesen Kommentar verfasst habe, habe ich mir noch die erste Folge von Staffel 3 angesehen, welche mir bereits sehr gut gefallen hat und ich besser finde, als alles, was ich zuvor gesehen habe. Darum gehe ich offen an die Sache heran und wer weiß, vielleicht bin ich nach der dritten Staffel im absoluten Fan-Modus unterwegs.
              Von daher: Carry on my wayward son.

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                Spoiler

                Hab das Serieinfinale nun wohl schon zum vierten Mal gesehen und doch wird es mit den Jahren nicht leichter. Nachdem ich die letzte Folge erfolgreich eine Woche vor mir hergeschoben habe, war es nun doch wieder an der Zeit mich von Familie Fisher zu verabschieden und dem Ende entgegenzutreten. Es ist schon erstaunlich, wie sehr mir diese Figuren seitdem ich sie zum ersten Mal entdeckt habe ans Herz gewachsen sind und ich mit zunehmenden Alter das Gefühl habe sie immer mehr zu verstehen und dementsprechend emotional noch mehr involviert bin, als damals 2008, als ich mir die Serie im Alter von siebzehn Jahren das erste Mal ansah.
                In der Zwischenzeit habe ich natürlich auch nahezu alle großartigen Qualitätsserien gesehen und doch muss ich wieder konstantieren, dass mich nichts auch nur annähernd so vom Hocker gehauen hat wie Six Feet Under, im speziellen die letzten sechs Minuten.

                Es ist spannend, dass zwischen jeder Sichtung der Serie für mich immer drei, vier Jahre liegen, weil ich das Gefühl habe erst noch eine Weile Lebenserfahrung sammeln zu müssen, um mich wieder ganz neue darauf einlassen und viele Handlungen und Entscheidungen der Figuren wieder aus einem ganz anderen Blickwinkel heraus betrachten zu können.
                Als Zuschauer bin ich im ständigen Dialog mit der Serie, hinterfrage das Leben, den Tod, den Sinn und Unsinn von Beziehungen, wie man zum Glück findet, ob man sich als Mensch jemals grundlegend ändern kann, wie viel mehr man manchmal doch aus seinem Potential und Träumen machen könnte und wie sehr wir uns mit Drogen, Sex und Alkohol betäuben, nur um die innere Leere zu füllen.

                Am Ende bleibt jedoch die Erkenntnis, dass all die guten und schlechten Seiten zum Leben gehören und es jeden von uns nun einmal so geht und wir das Beste aus der Zeit machen sollten, die uns gegeben ist. Sich dem eigenen Tod vor Augen zu führen, rückt viele Dinge wieder in Relation und umso mehr man sich von dieser Angst befreit, desto mehr ist man gewillt gewisse Dinge in Angriff zu nehmen und einen Absprung zu wagen. Verloren im alltäglichen Leben kann diese Bewusstheit der eigenen Sterblichkeit verloren gehen und man schiebt Dinge vor sich her in den Glauben noch unendlich Zeit dafür zu haben und sich irgendwann in der Zukunft darum zu kümmern.
                Vielleicht sollten wir alle hin und wieder den weisen Worten von Nathaniel Fisher sr. folgen, der David im Zwiegespräch an eine einfache Tatsache erinnert:

                Nathaniel Fisher:" You hang onto your pain like it means something, like it's worth something - well let me tell ya, it's not worth shit. Let it go. Infinite possibilities and all he can do is whine.

                David Fisher : "Well, what am I supposed to do?"

                Nathaniel Fisher : "What do you think? You can do anything, you lucky bastard, you're alive!"

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                  Mein erster Rewatch seit sieben Jahren. Ich bin gespannt, wie ich die Serie heute wahrnehme.

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                    Pyro 91 30.09.2022, 19:23 Geändert 02.10.2022, 19:46

                    Überzeugt anfangs noch durch ein recht spannendes, intelligentes Konzept für einen Action-Blockbuster, einen angenehmen leichtfüßigen Humor und einem Tom Cruise, der mal nicht den Superhelden und Tausendsassa spielt, sondern recht trottelig agiert und somit leicht Sympathien für sich verbuchen kann.
                    Doch sobald die erste Actionszene begann, sank meine Enthusiasmus und emotionales Investment bereits auf Null. Doug Liman wackelt nervtötend mit der Kamera durch die Gegend, was mich aus dem Geschehen wirft und sorgt zusätzlich mit nervigen, planlosen und eindruckslosen Geballer auf langweilig gestaltete CGI-Aliens sofort für Ermüdung und raubt damit dem Film schonmal einen wichtigen Grund, warum man ihn sich überhaupt anschauen sollte: Dicke, spürbare Action.
                    Tom Cruise liefert im weiteren Verlauf eine ordentliche, wenn auch wenig erinnerungswürdige Performance ab, während Emily Blunt nur distanziert und unterfordert wirkt. Ich konnte keinerlei Beziehung zu ihr aufbauen.
                    Die psychischen und emotionalen Folgen des ständigen Resets für Tom Cruises Figur werden so gut wie gar nicht erforscht und das Dahinsterben seiner Kollegen, die nichtmal Stereotyp-Status haben, hinterlässt auch keinen Impact.
                    Auch das Ende möchte wieder betont versöhnlich stimmen und hat mich dadurch eher zum Augenrollen animiert.

                    Ich würde gern die letzten zwei Stunden resetten und diesen Film nicht gesehen haben.

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                      Pyro 91 25.09.2022, 02:16 Geändert 02.10.2022, 05:35
                      über Mandy

                      Wow, das war ja wirklich mal ein ganz böser Trip!
                      Cosmatos erzeugt einen Reigen aus absolut beeindruckenden hypnotischen und psychedelischen Bildern, die sich mit ihrer roten Farbe tief in meine Netzhaut brennen und mich so schnell nicht mehr loslassen werden.
                      So muss es wohl aussehen wenn Clive Barker, David Lynch, H. P. Lovecraft und Rob Zombie miteinander einen fiesen, kleinen Bastard zeugen, der sich einen Dreck um festgelegte Genre-Regeln schert, aber bei all der Experimentiertfreudigkeit und Eigenwillen ebenso berühren und mitreißen, als auch zum Freudestrahlen animieren kann.
                      Ich kann mich nämlich nicht erinnern, wann ich zuletzt mit so großer Verzückung vor dem Fernseher saß wie bei der Szene als Nicolas Cage einen der dämonischen Biker zerlegt, während ihn dieser mit einem Umschnalldildodolch beglücken möchte, während im Hintergrund ein Porno im TV läuft, nur um danach eine Ladung Koks zu ziehen, auf die selbst Scarface stolz gewesen wäre.
                      Während des ganzen Revenge-Trips saß ich mit einem fetten Grinsen vor dem Fernseher und genuß Reds irre Odysee, seinen Abstieg ins Zentrum der Hölle mit jeder Minute mehr.
                      Während ich mir während der ersten Hälfte noch dachte, dass Cosmatos sich eventuell zu viel Zeit für seine Geschichte nimmt, wollte ich am Ende gar nicht mehr, dass der Film jemals endet. Zu sehr genoß ich Nicolas Cage ungehemmtes, manisches Spiel und ich erinnerte mich wieder daran, was für ein charismarischer, einen Film im Alleingang tragender Schauspieler er sein kann. Von mir aus kann er jetzt ruhig wieder für einige Schundfilme als Meme-Fabrik fungieren, wenn er uns nur ab und zu mit solchen Glanzleistungen verwöhnt.
                      Aber auch Andrea Risboroughs Leistung gilt es nicht zu unterschlagen, denn auch mit ihr konnte ich sofort mitfühlen. Sie wird als tragische Figur eingeführt, die schon ein Leben voller Gewalt und Angst hinter sich hatte und nur fernab der Zivilisation ihre innere Ruhe finden kann.
                      Die Chemie zwischen den beiden Darstellern funktioniert hervorragend, vor allem ihre sehr intimen, zärtlichen Momente zu Beginn gefielen mir sehr. Besonders stark war die Szene als Red von seiner Arbeit als Holzfäller nach Hause kommt, seine Frau mit einem lahmen Witz begrüßt und dann einen Blick auf ihre Malerei wirft. Er scheint vollkommen gebannt und fasziniert von ihrer Kunst zu sein, während er selbst wohl eher der pragmatische Typ ist, der gerne körperlich tätig ist und eventuell auch einiges an Kriegserfahrung mit sich bringt.

                      Die finale Konfrontation mit dem Sektenführer war mit dem stetigen Auf und Ablenden und dessen wirren, panischen Monologen auch nochmal ein audiovisueller Augenschmaus, genau wie das Schlussbild, wo Red blutverschmiert und abgekämpft mit seinem Wagen wegfährt und hinter ihm der Zugang zur Hölle in Flammen aufgeht.

                      Das ist Meddle, Loide!

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                        Pyro 91 01.09.2022, 02:52 Geändert 02.09.2022, 00:45

                        Ein kleiner, knuffiger Film, dem man eigentlich nicht böse sein kann. Hier dominieren meistens die subtilen und leicht zu übersehenden humorösen Momente, ansonsten lässt uns Tati als stiller Beobachter den oft wortlosen und repetitiven Treiben seiner recht schrulligen Figuren beiwohnen. Das entwickelt mit der Zeit seine eigene Faszination und doch blieben bei mir die größeren Lacher aus, auch wenn ich durchgehend interessiert war.

                        David Lynch hat diese Comedy zu einem seiner Lieblingsfilmen gezählt und ja, es ist zweifellos ersichtlich, woher er wohl seine Faszination für kauzige Figuren mit ungewöhnlichen Eigenheiten und Verhaltensweisen hat.Auch das großartige Jazzstück, das Tati hier immer wieder verwendet, hat mich stark an Badalamentis Motive für Twin Peaks erinnert.

                        Gerade jetzt zur sommerlichen Zeit versetzt mich der Film zudem in eine ausgelassene Urlaubsstimmung und ich würde auch gerne in dieser urigen Residenz am Strand die Seele baumeln lassen.

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                          Pyro 91 15.08.2022, 00:05 Geändert 15.08.2022, 00:09

                          Hm, selbst nach der vierten Sichtung lässt mich Lynchs vorerst letzter Spielfilm mit einem großen Fragezeichen und einer gewissen Unentschlossenheit in meiner Bewertung zurück.
                          Ich kann nicht leugnen, dass ich die drei Stunden Laufzeit streckenweise nicht ohne eine gewisse Frustration und Teilnahmslosigkeit durchgesessen habe. Während des Films habe ich mich oft gefragt, ob "Inland Empire" mir nicht als episodenhafte Web-Serie besser gefallen hätte oder wie sich das Erzähltempo wohl anfühlen würde, wenn Lynch sein Werk zwanzig bis dreißig Minuten gekürzt hätte. Per se gefallen mir die meisten Szenen nämlich ziemlich gut und für sich gesehen funktionieren sie auch als gruslige, unangenehme kleine Kammerspiele, doch in der Summe ist mir das spätestens nach zwei Stunden einfach zu viel.
                          Hier fällt es mir allerdings schwer zu unterschieden, wie viel von meiner Übersättigung an der ungebremsten narrativen Zerfaserung der Story und Fragmentisierung der Psyche der Hauptfigur liegt und wie viel einfach nur an meiner emotionalen Nicht-Beteiligung bei gewissen Abschnitten des Films.
                          Ich kann auch nicht leugnen, dass ich Lynchs düstere und einnehmende Hochglanzbilder unheimlich vermisse, welche "Lost Highway", "Mulholland Drive" und "Twin Peaks - The Return" zum absoluten Augenschmaus gemacht und alleine schon auf dieser Ebene den Zugang zur Geschichte erheblich erleichtert haben.

                          Klar, "Inland Empire" würden ohne den "billigen" Digitalkamera-Look nicht funktionieren. Es ist unmöglich, sich Lynchs üblichen langsamen Szenenaufbau und starren Totalen bei diesem Film vorzustellen, springt er doch oft im Minutentakt zwischen verschiedenen Szenerien und Figuren hin-und her und muss aufgrund des subjektiven Erlebens der Hauptfigur mit Close-Ups ganz nahe an den Figuren sein, um das Geschehen für den Zuschauer möglichst greifbar und unvorhersehbar zu machen. Die Identifizierung des Zuschauers mit Figuren an sich und der Glaube an die einem vorgesetzte Filmrealität scheinen ohnehin Dinge zu sein, die Lynch hier hinterfragen und dekonstruieren will. Inhalt als auch Form sind hier experimentieller Natur.

                          Jedes mal wenn ich mir diesen Film ansehe, gehe ich danach recherchieren und lese mir einige interessante Theorie und Ideen zur Geschichte durch und mit der Zeit habe ich das Gefühl immer mehr zu verstehen, was zum Geier denn hier auf reiner Plotebene eigentlich vor sich geht.
                          Nun bleibt aber die Frage im Raum, ob das überhaupt eine große Rolle spielt. Auch wenn ich immer mehr verstehe, worum es hier geht, bleibt die Seherfahrung für mich dennoch unbefriedigend, da mir die Art wie mir die Geschichte erzählt wird absichtlich eine tiefergehende Identifikation mit der Hauptfigur verweigert.
                          Laura Dern liefert hier wahrscheinlich die beste Performance ihres Lebens ab und sie ist auch der einzige Anker in diesem wilden Strudel aus verschiedenen Identitäten, Zeitebenen und Emotionen und doch bleibe ich weitgehend am Geschehen emotional unbeteiligt. Ihre Leistung gilt es allerdings nicht zu unterschlagen, denn mit einer weniger fähigen Schauspielerin wäre dieser Film eine absolute Vollkatastrophe. Ihr ist es zugute zu halten, dass meine Interesse über die epische Laufzeit zumindest aufrecht erhalten bleibt.

                          Ich denke bei diesen Film verstehe ich auch die Leute, die mit Lynch wenig anfangen können und ihn beschuldigen, dass er einfach nur etwas seltsames willkürlich auf die Leinwand klatschen würde und es keinen tieferen Sinn dahinter gibt. Manche Szenen in "Inland Empire" wirken wie der Abschlussfilm eines Filmstudenten, der einfach mal ein wenig mit der Kamera, seinen Freunden und ein paar Requisiten rumspielen wollte. Ein sehr talentierter Filmstudent wohlgemerkt.
                          Und doch ist der Film kein Etikettenschwindel, denn es ist wohlbekannt, dass Lynch den Film unfertigem Drehbuch begann und sich von einer Idee oder Szene zur nächsten hangelte, um am Ende das Ganze dann irgendwie zu einem kohärenten (?) Ganzen zusammenzufügen.
                          Dies lässt mich vermuten, dass Lynch am Ende des Tages vielleicht zumindest Einschränkungen braucht, was die Laufzeit seiner Filme angeht. "Blue Velvet", "Lost Highway", "Mulholland Drive", "Fire walk with me" - Lynch wurde vorgegeben, wie lange die Filme sein durften und er konnte sich innerhalb dieses Rahmens künstlerisch austoben und verwirklichen. Bei "Inland Empire" war dies nicht der Fall, denn er konnte tun und lassen was er wollte und es schien niemand da zu sein, der zu ihm nein sagte.

                          Manchmal sind diese Limitierungen, die von außen kommen, vielleicht doch nicht so schlecht, solange sie sich nicht auf den Inhalt konzentrieren und den Künstler einschränken und kastrieren wollen, wie es beispielsweise bei "Dune" der Fall war.
                          Auch bei Leuten wie Stephen King wäre es schön, wenn er noch einen Lektor hätte, der ihm sagen würde, er könne seine Story auch in 600 anstatt 1000 Seiten erzählen, um seiner ohnehin schon seit jeher ausschweifenden Erzählweise ein wenig mehr Stringenz und Tempo zu verleihen. Aber ich schweife ab...

                          Ich komme doch wieder zu keinem klaren Gedanken und muss mich wohl vorerst damit abfinden, dass "Inland Empire" für mich noch ein großes Enigma bleiben wird; das eine Werk meines Lieblingsregisseurs, das ich so gern lieben würde, es aber nicht kann, wenn ich wirklich hundertprozentig ehrlich zu mir bin. Alle paar Jahre sehe ich mir den Film wieder an und hoffe darauf einen Schritt weiter Richtung Erkenntnis zu gelangen und doch bleibt für mich letztendlich nur eine Mischung aus purer Faszination und unangenehmer Verwirrtheit übrig.

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                          • Pyro 91 11.08.2022, 15:00 Geändert 11.08.2022, 15:02

                            BTW: Das Ranking richtet sich nicht notwendigerweise nach der Punktzahl, sondern danach wie oft und gerne ich mir die Filme ansehe.

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                              Pyro 91 10.08.2022, 20:48 Geändert 11.08.2022, 00:43

                              Ein kleines Zwischenfazit nach drei Staffeln:

                              "Gilmore Girls" ist eine Serie, die mir bereits seit fünfzehn Jahren ein Begriff ist und dennoch habe ich es bisher strikt vermieden sie mir einmal zu Gemüte zu führen. Ich hatte stets das Bild vor Augen, dass es sich hierbei um eine seichte Nachmittagssendung mit Mutter und Tochter handelt, die beste Freundinnen spielen und in ihren Privatleben eher öde Liebesgeschichten erleben.

                              Tja, diese Vermutung war nicht ganz aus der Luft gegriffen, denn um das Wort "seicht" komme ich bei der Serie dennoch nicht herum, werden die Geschichten doch stets durch eine romantisch-verklärte und realitätsferne, ja beinahe schon märchenhafte Art erzählt. Ich kann allerdings nicht leugnen, dass ich mit zunehmender Folgenzahl immer mehr Spaß an der Serie hatte und es inzwischen zu meinem Abendprogramm gehört, mir ein, zwei Folgen vor dem Schlafengehen anzusehen. Ich finde es schon erstaunlich wie man es schaffen kann, eine Serie, in der so wenig außergewöhnliches passiert, zu einer unterhaltsamen Dreiviertelstunde zu machen. Chapeau!

                              Was mich wirklich überrascht hat, waren die pointierten und schlagfertigen Dialoge, die mit dichtem Wortwitz, beißenden Sarkasmus sowie Anspielungen auf Literatur, Film und Musik (von denen ich nur die Hälfte verstehe) nur so überquellen und mit unglaublicher Geschwindigkeit auf dem Zuschauer losgelassen werden. Nicht selten hab ich mich hier köstlich amüsiert und musste laut loslachen.
                              Die offensichtliche Stärke der Serie sind allerdings natürlich die beiden Hauptdarstellerinnen Lauren Graham und Alexis Bledel als Lorelai und Rory Gilmore, die als Mutter-Tochter-Duo eine unglaubliche Chemie aufweisen und keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass sie wirklich miteinander verwandt sein sollen. Graham erleuchtet den Bildschirm mit ihrer warmherzigen und lebensfrohen Art, während Bledel gute Arbeit als introvertierter und frühreifer Bücherwurm leistet.
                              Darstellerisch besonders hervorzuheben sind zudem Kelly Bishop und Edward Herrmann, die Lorelais reiche, strenge und erzkonservative Eltern spielen, die durch ihr vielschichtiges und nuanciertes Schauspiel die potentiell unsympathischen Großeltern zu liebenswerten und humorvollen Figuren machen. Speziell von Kelly Bishops sarkastischen Sprüchen kann ich einfach nicht genug kriegen.

                              Wenn sich die Serie stark auf die schwierige Familiendynamik der Gilmores konzentriert, ist sie herausragend, denn hier findet der Wortwitz im schnellen Schlagabtausch statt und die dramatischen, konfliktreichen Szenen zwischen den Familienmitgliedern kommen oft überraschend und treffen einen mitten ins Herz.

                              Schwächer ist die Serie dagegen, wenn sie sich zu sehr auf die anderen Bewohner von Stars Hollow, dem liebenswerten Kaff in dem Lorelai und Rory wohnen, konzentriert und einige der schrulligen und charmanten Nebenfiguren in den Mittelpunkt stellt. Als Dreingabe zur Hauptstory bringen sie oft ein wenig Abwechslung ins Geschehen, doch deren eigenen Stories können mich eher selten begeistern. Dies hat sich in der dritten Staffel allerdings stark verbessert, denn hier werden sie für meinen Geschmack besser in die Handlung integriert.

                              Auch Lorelais Liebesgeschichten mit dem stinklangweiligen Max und Alex bringen mich eher zum Einschlafen und vor allem die Szenen mit ersterem habe ich wirklich kaum durchgehalten ohne in ein Wachkoma zu fallen.
                              Der einzige interessante Liebeskandidat für sie wäre Luke, der das hiesige Diner führt und dort auch bedient. Der grummelige, handwerkliche-begabte und stets sarkastische Realist scheint genauso in sie verliebt zu sein wie sie in ihn, doch da die beiden nach drei Staffeln immer noch nicht zusammen sind, rechne ich damit, dass es die ganze Serie darum geht die beiden irgendwann zusammen zu führen und dann wahrscheinlich wieder zu trennen. Aber das ist nur meine Vermutung.
                              Rorys Teenage-Romanzen sind da schon deutlich spannender, vor allem als der wilde und undurchschaubare Jesse auftaucht, der den ganzen Laden mal ordentlich aufwirbelt und für etwas mehr Konfliktpotential sorgt. Interessant finde ich auch, dass die Serie Rorys Ex-Freund Dean nicht einfach aus der Handlung wirft, sondern immer noch als vollwertiges Castmitglied ansieht und in einige Geschichten auf sinnvolle Art integriert. Durchaus unüblich bei TV-Serien.

                              Am Ende des Tages muss ich sagen, dass die Serie mich positiv überrascht hat, für mich allerdings auch nicht unbedingt der Drang besteht, weiterschauen zu müssen. Es gibt keine groß übergeordnete Handlung mit Ausnahme von Rorys schulischen Bestreben an die Yale Universität zu gehen und auch dramatische Cliffhanger lässt die Serie vermissen. Und doch kann ich nicht umhin, besonders aufgrund der spannenden Familiendynamik der Gilmores, der spritzigen Dialogen sowie der einladenden Wohlfühlatmosphäre. mir immer wieder eine Folge anzusehen.

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                              • Als großer Fan beider Serien bin ich mäßig gespannt, wie Walter und Jesse hier in BCS integriert werden. Kann mir nicht vorstellen, dass das über den Fanservice hinaus irgendwelche tiefschürfenden neuen Seiten an den Figuren zeigen wird. Hätte man sich auch schenken können.

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                                  In allen Belangen noch eine Spur übertriebener als der Vorgänger. Seien es nun die dicke Action, der überzeichnete Bosewicht, sowie das Bemühen dem Ganzen irgendwie eine menschliche Dimension durch ödes Familiendrama zu geben.

                                  Was im ersten Teil einfach lässige Coolness war, wirkt hier schon erzwungen und man strebt eher nach Quantität als Qualität. Viel hilft viel, schien das oberste Motto zu sein.
                                  Louis der Terrier inszeniert sein Werk aber dennoch so furios und waghalsig voranstürmend, dass bei mir keine Langeweile aufkam, auch wenn die Szenen in den Figuren sich unterhalten das Wort zweckdienlich quasi neu definieren.

                                  Negativ ankreiden muss ich zudem die billigen CGI-Effekte (Der explodierende Hubschrauber ausm Computer? PFUI deibel.), die dem Flugzeugabsturzfinale noch einen saftigen Trashfaktor verschafft haben. Als Frank und der Bösewichts im abstürzenden Flieger rumgekugelt sind und sich trotzdem weiter gekloppt haben, konnte ich nicht mehr vor Lachen.

                                  Wie Frank sich der verrückten Alten des Bösewichts entledigt, ist allerdings extrem enttäuschend. Zuvor prügelt er sich zehn Minuten lang durch ihre Schergen, doch ihr macht er innerhalb einer Minute mit nicht allzu gewitzten Techniken den Garaus. Naja. Dafür, dass der Film die Konfrontation der beiden schon von Anfang an aufgebaut und darauf hingearbeitet hat, ist das schon ein sehr beschämendes Ergebnis.

                                  Doch solange Jason Statham jemand in spannend choreographierten Fights aufs Maul haut, macht das Ganze aber durchaus Spaß. Der Rest ist eher Stuhl.

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                                    Pyro 91 16.07.2022, 00:54 Geändert 16.07.2022, 00:54

                                    So lob ich mir das! Astreiner Actionkracher, der nicht lange um den heißen Brei redet und gleich zur Sache kommt.
                                    Jason Statham prügelt sich in hervorragend durchchoreographierten Fightszenen durch den hanebüchenen und simplen Plot und hält sich erst gar nicht mit gefühlsduseligen Szenen auf, die ihm seinen Status als Actionhelden abtrünnig machen könnten. Eine wahre Wohltat aus heutiger Sicht, speziell nach den vier letzten, stinklangweiligen Craig-Bonds, die versuchten ihren Helden auf interessante Weise zu dekonstruieren, was mich nicht die Bohne interessant hat und kollosal gescheitert ist.

                                    Hier bekommt man geboten, was auf der Packung steht und hat einfach eine gute Zeit. Diese Art von lupenreinen Actionern mit 80er-Jahre Gedächtnisplot sowie Figurenzeichnung würde ich gerne wieder öfter sehen.

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                                      Pyro 91 09.07.2022, 21:24 Geändert 09.07.2022, 21:24

                                      Nach gut und gerne 15 Jahren mal wieder gesehen und deutlich besser in Erinnerung gehabt.
                                      Die größte Stärke des Films sind zweifellos die beiden gut aufgelegten und wunderbar harmonierenden Hauptdarsteller Chris Tucker und Jackie Chan, wobei letzterer wie üblich durch waghalsige Stunts und gut chereographierte Martial Arts-Fights begeistern kann.
                                      Ansonsten fehlt dieser Actionkomödie in der ersten Stunde ein stringentes Erzähltempo. Die Lethargie und Gemächlichkeit mit der Brett Rattner sein Werk hier inszeniert, ist schon bemerkenswert, beträgt die Laufzeit des Films doch gerade mal 97 Minuten. Trotzdem könnten gut und gerne nochmal 15 Minuten gekürzt werden um diesen unfassbar simplen und überraschungsfreien Plot effizient abzuspulen.
                                      Die Actioneinlagen - vor allem gegen Ende - sind unterhaltsam in Szene gesetzt, glänzen aber eher durch den Körpereinsatz seiner Protagonisten anstatt durch besondere Originalität und Erinnerungswert.
                                      Alles in allem ein netter Popcornstreifen, den man sich alle Jahre mal wieder mit ein paar Bier reinlöten kann, aber nicht muss.

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                                        Der beste Bond aller Zeiten.

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                                          Nach vielen Jahren war es mal wieder an der Zeit mir Fellinis Opus Magnum zu Gemüte zu führen. Der Film befindet sich nunmehr bereits seit 10 Jahren unter meinen Lieblingsfilmen und doch habe ich ihn mir schon lange nicht mehr angesehen.
                                          Ähnlich wie die Hauptfigur Guido Anselmi fällt es mir schwer mich festzulegen, wohin die Reise denn nun eigentlich gehen soll. Über was soll ich schreiben, was soll ich erzählen?

                                          Ein Künstler in der Schaffenskrise sucht nach einem Nordstern, an dem er sich orientieren kann und ihn aus seinem mentalen und emotionalen Chaos befreit, ihm ein rettendes Seil zuwirft, das ihn wieder auf die Erde, den Boden der Tatsachen bringen kann. Der ihm die Flucht aus dem eigenen Gedanken ermöglicht, die sich ständig mit wilden Tagträumen, Erinnerungen an prägende Ereignisse und realitätsfernen Wunschszenarien beschäftigen.
                                          Es ist der Versuch aus der Vergangenheit die richtigen Schlüsse zu ziehen, sie zu verarbeiten, in ihr einen Sinn zu finden und zu etwas konsumierbaren für den Zuschauer zu machen.
                                          Und doch ist da der Lärm von außen. Nicht nur die eigenen Stimmen im Kopf buhlen um die Aufmerksamkeit des Künstlers, nein, viele Menschen, viele Stimmen wollen auch Teil des Projekts sein, ihre Meinung und eigene Note beisteuern.
                                          Doch die lange Zeit, die man in seinem Kopf verbringt, gewisse Szenarien immer wieder durchspielt, um nach Ideen zu fischen, die eine Intention, ja Vision ans Tageslicht bringen, sorgen dafür, dass einem die Realität irgendwann plötzlich gar nicht mehr so real vorkommt.
                                          Der Künstler erschafft Lügen und erzählt sie. Dem liegen wahrscheinlich keinen niederen Motive zu Grunde und dennoch fällt es nach einer gewissen Zeit leichter die praktischen, greifbaren Zustände des Alltags zu leugnen und lieber in einer selbstgeschaffenen Fantasiewelt zu leben, die grundsätzlich die erste Anlaufstelle ist, um ein neues Projekt in Angriff zu nehmen.

                                          Wenn man sich doch nur einer Idee so vollkommen verschreiben und ihr seine ganze Aufmerksamkeit widmen könnte, wie sie es verdient hätte. Es muss es doch einen größeren Plan geben, einen gemeinsamen Nenner, der es einem ermöglicht etwas wahres zu erschaffen, etwas das all diese verschiedenen Lebenserfahrungen und Eindrücke eines Künstlers zu etwas großartigen, ja zeitlosen formen kann. Welches einem ermöglicht einen Sinn hinter all den Ereignissen der Vergangenheit und Gegenwart zu sehen, ein Licht der Wahrheit, das all die oberflächlichen Reize des Lebens durchdringt und offenbart, was gesagt werden muss.

                                          Am Ende vereint sich der Künstler mit all den wichtigen und bedeutsamen Figuren in seinem Leben, seien sie nun real oder nicht, tot oder lebendig. Für ihn sind sie alle Teil seiner Geschichte und er liebt und schätzt sie alle im gleichen Maßen, fernab von Zeit und Raum.
                                          Auch wenn der Film nicht gedreht wird, muss die Show trotzdem weitergehen und das offensichtliche Scheitern weicht einer größeren Lehre über die Unbezähmbarkeit des menschlichen Geistes.
                                          Aus dem Chaos entsteht Kunst.

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                                          • Pyro 91 29.04.2019, 20:19 Geändert 29.04.2019, 20:32

                                            Ich bin sehr ernüchtert, was diese Episode angeht.
                                            Klar, das Ganze ist packend und aufwendig inszeniert und es wurden weder Kosten noch Mühe gescheut, um diese epische Schlacht aus dem Boden zu stampfen und doch kann hier von "schockierend" doch wohl kaum die Rede sein.
                                            Es werden ein paar grundsympathische, wenn auch mir persönlich eher egale Nebenfiguren verheizt, die Fan-Lieblinge werden natürlich verschont und alles löst sich wieder in in nahezu mutloses Wohlgefallen auf.
                                            Sieben Staffeln wurden die weißen Wanderer als sicherer Tod angekündigt für die Leute, die so erbittert um den Thron kämpfen und letztendlich stellen sie sich dann doch eher als laue und geistlose agierende Bedrohung heraus. Zudem erfahren wir auch nicht mehr über sie als das, was wir schon vor Jahren wussten. Passend für das Marvel-Zeitalter will der Bösewicht eben irgendetwas tun, um die Welt auszulöschen und eine tiefgründigere Motivation für sein Tun bekommen wir nicht. Enttäuschend. (Anscheinend hat er vor der Schlacht auch seinen Wurfarm nicht mehr trainiert, um Danys Drachen mit Speeren zu killen.)
                                            Deren Kriegsstrategie ist auch eher von schlechten Eltern, wenn sich der Nachtkönig, dessen Tod das Ende ihrer Sippe bedeutet, direkt aufs Schlachtfeld begibt und durch Deus Ex Machina-Meisterassassin Arya den Löffel abgeben muss. Anstatt irgendwie clever zu agieren und Abertausende von Whitewalkern plus Drache voraus zu schicken und alle Anwesenden in Winterfell den Gar auszumachen oder möglicherweise einen geheimen Anschlag auf Cercei vorzunehmen, stellt er sich lieber recht doof an und muss deshalb für seine Einfältigkeit büßen.
                                            Doch auch unsere Helden haben scheinbar keine Ahnung von militärischer Kriegsführung, wenn erstmal sinnlos die Dothraki-Armee verheizt wird, während Jon und Dany aus der Luft lieber minutenlang dabei zusehen ohne irgendetwas sinnvolles zu tun. Da ist es auch sehr bequem für die Autoren, das in der Episode zuvor bei der Teambesprechung in Winterfell nicht erwähnt wurde, dass die Whitewalker einen fucking Drachen unter ihrer Kontrolle haben, der ihr ganzes Heer in ein paar Sekunden auslöschen könnte. Dass dies nicht zur Sprache kam, wirkt sehr aufgesetzt und merkwürdig.

                                            Es scheint mir auch der Fall zu sein, dass sich die Autoren zu sehr in ihre Figuren verliebt haben und zu sehr auf ihre Fans eingehen, weil sie viele Hauptfiguren - deren Tod man wirklich mal wieder als schockierend bezeichnen könnte - einfach nicht sterben lassen wollen. Aber selbst beliebte Nebenfiguren wie Brienne, Clegan, Tormund oder Sam springen den Sensenmann in dieser Folge gefühlte zwanzig Mal von der Klinge. Das erinnerte dann vielmehr an realitätsenthobene Hollywood-Kriegsfilme, als an die Serie, die "Game of thrones" einst war, in der der Tod oft überraschend, gnadenlos und extrem brutal kam. Nicht zu vergessen auch all die anderen Gewalttaten wie Vergewaltigungen, Folter und sonstige Grausamkeiten, die sich Figuren in dieser Serie angetan haben. Doch nun haben wir es viel mehr mit generischen Gut gegen Böse-Scharmützeln zu tun, in dem die strahlenden Helden gegen die böse Orks, äh Whitewalker-Armee in die Schlacht ziehen müssen und es keinen Raum mehr für moralischen und thematischen Tiefgang gibt. Die ganzen Intrigenspiele, Ränkeschmiedereien und Machtmanipulationen sind nun bereits seit der letzten Staffel dezent in den Hintergrund gerückt, hier dominiert jetzt vor allem der Bombast der großen Bilder, Gesten und Ansprachen.

                                            Das ist alles irgendwie noch schwer unterhaltsam, dank der Produktionswerte, der tollen Darstellern und den angenehm, ruhig gehaltenen, aber doch aufwühlenden Score, doch leider ist die Serie nicht mehr ansatzweise so unberechenbar und feinsinnig wie es noch in den ersten fünf oder sechs Staffeln der Fall war.
                                            In den letzten drei Folgen können wir zumindest im Kampf gegen Cercei etwas mehr Mindgames und Tricksereien erwarten, aber ich rechne nicht mehr damit, dass Benioff und Weiss noch irgendetwas radikales oder umstürzlerisches zustande bringen werden. Es würde mich wirklich freuen, wenn ich im Endspurt der Serie noch erleben würde, dass die Serie zu alter erzählerischer Stärke zurückfinden würde, doch damit ist wohl jetzt nicht mehr zu rechnen.
                                            Wenn man sich einmal vor Augen hält, dass wir in dieser Serie Zeuge der extrem blutigen roten Hochzeit wurden, die uns mit offenem Mund und drohenden Herzinfarkt vor dem Fernseher zurückließ, dann ist diese Entwicklung hin zur Mutlosigkeit und Anpassung ans stetig wachsende Publikum wirklich sehr traurig.

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                                                Wo zum Teufel waren denn Depeche Mode? Eine geschlagene Stunde habe ich erfolglos auf den Anfang des Konzerts gewartet. Mann bin ich sauer!

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                                                • Schenke ich mir. Wie oft soll diese Story denn noch verfilmt werden? Michael ist zurück und jemand soll ihn aufhalten. Passiert sowieso nicht, denn er ist unsterblich und kommt im Sequel wieder zurück. Wow, wie suspensevoll, da nehm ich vorher lieber meine Herzmedikation.

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                                                    Pyro 91 28.05.2018, 20:51 Geändert 02.06.2018, 20:26

                                                    Ein Film der Marke "Einmal im Kino mit Freunden gucken, Spaß haben und dann wieder vergessen".
                                                    "Deadpool 2" ist die Art von Unterhaltung, die sich einerseits nicht ernst genug nimmt, damit man emotional stark am Geschehen beteiligt wäre, noch handelt es sich in zweiter Instanz um eine astreine, derbe Komödie, die keinerlei Message oder Moral vermitteln möchte. Was daraus folgt? Ton-Whiplash.
                                                    Viele emotionale Szenen hinterlassen wenig Eindruck, da man nicht weiß, ob nicht gleich wieder die nächste witzige Punchline oder besserwisserische Referenz um die Ecke kommt und somit die schwermütige emotionale Realität einiger Momente wieder verleugnet wird. Viele dieser Momente im zweiten Teil arbeiten nach diesem Ätschibätsch-Reingelegt-Prinzip, denn wenn man als Zuschauer auch nur ansatzweise Teilnahme am Tod einer sympathischen Figur oder Deadpools Suizidwunsch haben möchte, so sollte man sich lieber nicht darauf einlassen, denn der nächste Streich folgt zugleich und macht klar, dass im Endeffekt ohnehin alles konsequenzlos und hanebüchen ausgehen wird.

                                                    Trotzdem kann ich den Film irgendwie nicht böse sein, denn das Ensemble macht mir großen Spaß, drei von vier Witzen sitzen meistens und die überdrehten Action- und Gewaltszenen haben mir auch sehr gefallen. Substanzlos ist das Ganze natürlich ohne Frage und auch wenn Deadpool aus der Reihe tanzen möchte, geht es doch in der Geschichte wie in den letzten großen Blockbustern der vergangenen Jahre auch nur um erzkonservative Werte wie Liebe und Familie. Dies wird emotional unaufrichtig vermittelt, ja, viel mehr hat man das Gefühl mit einem bockigen Teenager zu interagieren, der sich seiner volatilen Gefühlswelt nicht sicher ist und durch cooles Gepose kaschieren möchte, dass er im Kern doch nach Zuneigung und Zugehörigkeit in der Welt sucht und sein betont edgy Auftreten nur Schall und Rauch ist.

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