Pyro 91 - Kommentare
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Alle Kommentare von Pyro 91
Locker-leichte, flotte, schwarzhumorige Gaunerkomödie mit genialen Slapstick-Einlagen von Matthew Perry und einem motivierten Bruce Wills, der noch einen Fick gibt. Nicht ganz der große Wurf - irgendwie fehlt ein Action-Showdown oder eine Steigerung der Dramatik im Verlauf des Films - aber vergnügliche eineinhalb Stunden.
Nihilismus - Der Film.
SPOILER FÜR LYNCHS FILMOGRAFIE
Dieses samtblaue, alptraumhafte Neo-Noir-Märchen gefällt mir jedes Mal immer noch ein klein wenig besser. Während ich bei meinen ersten Sichtungen mehr auf die Detektivgeschichte und Jeffreys Figurenentwicklung geachtet habe, fiel mir dieses Mal besonders Dorothy Vallens vielschichtiger Charakter positiv auf. Lynch zeichnet sie in manchen Szenen als schwach und hilflos, gefangen in der Täter und Opfer-Dynamik mit Frank Booth, doch dann auch wieder raubtierhaft in der maskulinen Rolle gegenüber Jeffrey, dessen Unschuld und Naivität sie abstößt und korrumpieren möchte. Er soll dasselbe Schicksal erleiden, wie sie durch Frank, gleichwohl es ihr im Grunde genommen nur darum geht, wieder mit ihrer Familie vereint zu sein und diese düstere Zeiten als Opfer ihrer Umstände hinter sich zu lassen. Femme Fatale, Damsel in Distress, treusorgende Mutter - alles dies verkörpert Isabella Rossellini sehr überzeugend und glaubhaft.
Spannend ist auch wie viele Motive und Themen hier bereits vorhanden sind, die David Lynch im Laufe seiner Filmografie immer wieder aufgreifen wird.
Case in Point: Als Jeffrey von Dorothy nahezu genötigt wird, sie beim Sex zu schlagen und anschließend über sie herfällt, erinnert der verstörende Zeitlupeneinsatz und das nahezu animalisch-klingende Sounddesign bereits an Leland/BOB aus "Twin Peaks", der sich im Wohnzimmer der Palmers an Maddys Leid und Schmerz weidet, bevor er sie umbringt: Der Mensch als Tier, das seinen niedersten Bedürfnissen und Trieben erliegt, fernab jeglicher Empathie.
Zum anderen: Während einer Szene als Jeffrey nachts durch die Straße spaziert, hören wir ein unangenehm-grusliges Geräusch, das sich wie ein fahrender Zug in der Ferne anhört und welches später noch einmal in "Rabbits" - und ab und zu in "Inland Empire" - als bedrückende Dauerschleife verwendet werden wird.
Wie in seinen anderen Werken - insbesondere "Twin Peaks" - steht auch in "Blue Velvet" der rote Vorhang für ein andersartige Welt, die für den Protagonisten ein Mysterium darstellt und ihn beim Durchschreiten in gewisser Weise spalten und mit seinen unangenehmen, dunklen Seiten, seinen Doppelgänger, konfrontieren wird.
Es ist zudem spaßig, sich Jeffrey Beaumont als Prequel-Charakter zu Dale Cooper aus "Twin Peaks" vorzustellen, denn auch ihm steht eine morbide Faszination für menschliche Abgründe und grausame Geheimnisse bereits ins Gesicht geschrieben. Seine Mimiken und Gestiken, sein höflicher und doch spitzbübischer Umgang mit seinen Mitmenschen, sein starker Forscher- und Ermittlungsdrang, seine spezielle und pointierte Ausdrucksweise und auch sein Helferkomplex bei Frauen in Not, machen es mir leicht mit dieser Idee zu spielen und diese beide unterschiedlichen Universen miteinander zu verbinden.
Während David Lynch hier durch seinen Blick unter die glänzende, piekfeine Oberfläche einer gemütlichen und sorglosen Kleinstadt, wo kriminelle und verführerische Energien lauern und Jeffreys eigenem Flirt mit gewalttätigen und verruchten Verhalten noch ein Dualitätsspiel auf der Makroebene vollzieht, wird er frühestens ab Episode 14 ("Dead Souls") von "Twin Peaks" und in seinen darauffolgenden Filmen die Dopplungs-/Spaltungsthematik noch stärker betonen, sich von narrativen Regeln und Erwartungen zunehmend mehr lösen, Realitäten und Traumwelten nach Belieben heraufbeschwören und wieder auflösen und seine Figuren in ihrer psychologischen Konstitution auf noch eindringlichere intuitive Art in ihre Einzelteile zerlegen. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb mir "Lost Highway", "Mulholland Drive", "Inland Empire" und "Twin Peaks - The Return" von seinen Arbeiten am meisten und noch ein klein wenig mehr als "Blue Velvet" bedeuten: Sie führen mich noch weiter ins Unterbewusstsein, in die dunklen Triebe, Wünsche und Motivationen der Charaktere und inszenieren deren düstere, surreale Reise tief in deren Traumata mit höchst subjektiven und unvergesslichen Traumbildern, Ideen und Motiven.
"Blue Velvet" fühlt sich dagegen wie gezügelter Lynch-Wahnsinn im engen narrativen Korsett an. Es gibt wenig visuelle Spielereien und ungewöhnliche Kameraperspektiven, vielmehr scheinen alle Szenen elegant und minimalistisch angelegt worden zu sein, ohne hin und wieder von abschweifenden surrealen Episoden unterbrochen zu werden, sondern immer mit der Intention etwas zur Thriller-Handlung oder thematischen Dichte beizutragen. Dies ist nicht unbedingt negativ zu werten, denn der Film fühlt sich gerade durch diese Zurückhaltung und Diszipliniertheit unfassbar rund und auf dem Punkt gebracht an.
Wir beginnen den Film mit einer Kamerafahrt hinein in ein abgetrenntes Ohr, das uns in die Geschichte zieht und uns wie Jeffrey fasziniert, zum Rätseln einlädt und aus unserem normalen Alltag in eine fremde Welt entführt, die wir nicht kennen, nicht kennenlernen wollen, welche aber dennoch eine unfassbare Sogwirkung auf uns ausübt, ja, den perversen Voyeur im Schrank in uns weckt. Und wir verlassen das Geschehen, den Abstieg in den Wahnsinn auch wieder durch ein Zoomout aus Jeffreys Ohr, was stilistisch und erzähltechnisch einfach wunderbar funktioniert und treffend den Schlusspunkt markiert.
Faszinierend an der farblich-satten Bildsprache ist wie viel realer und glaubwürdiger sich hier die kriminelle Welt, die chaotischen, aufregenden Szenen bei Nacht anfühlen, während die heile Welt artifiziell und märchenhaft wirkt, genauso wie der mechanische Vogel in der Schlussszene.
Ist die makellose Fassade von weißen Gartenzäunen und freundlich winkender Feuerwehrmännern nur ein löchriger Deckel, der auf einem kochenden Topf, der brodelnde Gewalt und unglaubliche Perversitäten beherbergt, gerade so den Wahnsinn unter Verschluss hält, es von Zeit zu Zeit aber dennoch unvermeidlich ist, das der gefährliche Inhalt in unsere geordnete, friedliche Welt überläuft, überschwappt?
Wie überaus stimmig ist daher die Tatsache, dass Jeffrey sich als Kammerjäger ausgibt, als er das erste Mal an Dorothys Tür klopft? Denn in der brillianten Eröffnungsszene sehen wir bereits einen Haufen schmatzender Käfer, die sich unter dem fein getrimmten Rasen verstecken und abseits unser aller Augen aufeinander stürzen. Eine Raubtiermentalität, die Jeffrey durch Frank und seine Gang kennenlernen und ihn überfordern wird, während er denkt, er könne das Verbrechen auf eigene Faust lösen, das böse Ungeziefer "ausrotten", obwohl er nur mit Platzpatronen schießt und sich letztendlich als jemand ausgibt, der er nicht ist.
Und dennoch - nach einer traumatisierenden Spazierfahrt in die Hölle - erscheinen am Ende die Rotkehlchen - die verkörperte Liebe - von denen Jeffreys Freundin Sandy immer geträumt und die sie sich in ihre Welt gewünscht hat. Eines davon sitzt auf der Fensterbank und hat augenscheinlich einen zappelnden Käfer im Mund. Die Liebe hat also gesiegt und sie wird es letztendlich sein, die diese kriminellen und gefährlichen Kreaturen der Nacht überleben und entwaffnen wird.
Dafür, dass sich Lynch oft mit den Vorwurf konfrontiert sieht, er würde düstere und deprimierende Filme machen, könnte seine positive und kindlich-naive Botschaft für die heilende Wirkung der Liebe - sei es zwischen Jeffrey und Sandy oder Dorothy und ihrem Sohn - hier nicht deutlicher und ehrlicher sein. Im Gegensatz zu vielen kitschigen Monologen oder Momenten in Hollywoodproduktionen, hat er nämlich keine zynische Sicht auf das wohl schönste Gefühl der Welt. Es fühlt sich vielmehr wie der Ausdruck des Gefühllebens eines Kleinkinds an, das Liebe noch selbstverständlich, offen und vollkommen schamlos ausdrücken kann, frei von Machtkämpfen, Kontrollwünschen, gewissen Bedingungen und sonstigen Ego-Aufhängern.
Blauer Samt für die Seele.
Zweckdienlich ist wohl der passendste Ausdruck, den ich für dieses Remake finden kann. Solide inszeniert, mittelmäßig geschauspielert, nette, hauptsächlich handgemachte Gore-Effekte, okayer Score und doofer Plot. Gruslig leider für keine Sekunde und das Geschehen hat mich aufgrund der öden Figuren auch überhaupt nicht tangiert.
Schon witzig und irgendwie peinlich ein Jahr nach "Cabin in the Woods" nochmal einen extrem platten und vorhersehbaren Horrorfilm über ein paar Leute in einer Hütte im Wald auf den Markt zu bringen, der wirklich keinerlei Selbstironie und Humor kennt, sowie jegliches Klischee in Sachen Figurenzeichnung und Handlungsverlauf bedient.
Alvarez´ Film wirkt auf mich altbacken und träge, ohne eigene Vision oder Ansage umgesetzt, nur darauf aus den Gore-Freunden im Publikum ein paar krasse und schockierende Szenen zu bieten. Zumindest das funktioniert recht gut, mutet aber im speziellen nach der harten französischen Welle doch eher recht brav und zahm an. Hier werden keine moralischen Grenzen überschritten oder durch besonders eklige und fragwürdige Einlagen provoziert.
Doch davon mal abgesehen hatte Sam Raimis Original noch so viel mehr zu bieten, seien es nur die innovative und gruselerzeugende Kameraarbeit, die verrückten, kreativen inszenatorischen Einfälle und die besonders liebevoll-gemachten, billigen Effekte. Auch wenn man der Vergewaltigung durch Baum kritisch gegenüberstehen kann, bekam man dabei wenigstens das Gefühl, es hier mit einem jungen, unerfahrenen Regisseur zutun zu haben, der sein Publikum schockieren, erschrecken, ja, aufrütteln will und damit klarstellen möchte, wer hier in Sachen Horror der neue Sheriff in der Stadt ist. Wenn hingegen Fede Alvarez seine Neuinterpretation dieser Szene abliefert, wirkt sie einfach nur wie ein pflichtschuldiges Abklappern von Fanservice, ohne jegliche Aussagekraft oder markante Intention, genauso wie die Demon-Cam im Wald oder das Auffinden der Kettensäge im Schuppen.
Aus storytechnischer Sicht soll alles im Remake wohl etwa mehr Sinn machen, weshalb wir auch einen Grund bekommen, warum diese Gruppe von jungen Leuten in eine abgeschiedene Hütte im Wald fährt und selbst nach den erstem Erscheinen des Bösen noch dort verweilt. Doch dies sorgte eigentlich nur dafür, dass ich mir während des Films einige unangenehme Fragen stellte, die die Logik dieser ganzen Unternehmung in Zweifel zogen. Warum können die vier Freunde - die wohl alle berufstätig sind und gut verdienen - nicht einfach mal ihr Geld zusammenlegen und Mia ne schöne Woche in der Entzugsklinik spendieren, wo sie jegliche Hilfe bekommt, die sie braucht und vor allem Hygiene und medizinische Versorgung großgeschrieben wird? Es macht für mich einfach überhaupt keinen Sinn, irgendwo im Nirgendwo diese Cold Turkey-Phase durchzuziehen. Zumal keine der Figuren auch irgendwas dabei hatte, um sich dort übers Wochenende zu beschäftigen. Dies lässt den Film für mich unheimlich artifiziell wirken, im Sinne von: Die Figuren sind egal, die tauchen da eben auf und verrückte Sachen passieren, jeder Ansatz von Persönlichkeit und Charakterzeichnung muss unterbunden werden. Natürlich hatte das Original auch austauschbare Figuren, aber wenigstens wurde keine Zeit auf deren Einführung verplempert und seine - von mir oben erwähnten Stärken - lagen ganz woanders.
Es wird auch versucht eine tragische Bruder und Schwester-Beziehung zu etablieren, die dann am Ende für das große Drama sorgen soll, aber vor allem hier scheitert der Film wirklich auf spektakuläre und haarsträubende Weise. Wie könnte man auch einen Horrorfilm ernst nehmen, indem ein Bruder seine besessene Schwester mit einer Plastiktüte auf dem Kopf eingräbt, wodurch sie scheinbar entdämonisiert wird, worauf er sie wieder ausgraben und mit Stromstößen wiederbeleben muss (was funktioniert), ohne ihr allerdings vorher die Tüte vom Kopf zu nehmen. WTF? Der Score kündet in dieser Szene von der tiefen Dramatik des Geschehens, doch ich habe mich nur gefragt, wann ich zuletzt so einen absoluten Oberschwachsinn gesehen habe. Klar, wenn Bruce Campbell als Ash das bspw. in "Evil Dead 2" bei seiner Freundin getan hat, hätte dieser Moment funktioniert und man hätte sich schlappgelacht. Warum? Nun, der Erzählton war durchgehend absurd und over the top, man nahm alles nicht so ernst. Aber hier?
Und wozu gab es diese unheimlich unnötige Eröffnungsszene mit irgendeiner Random-Familie, die im weiteren Verlauf des Films gar keine Rolle mehr gespielt hat. Sie war wohl nur dazu da, um den Zuschauer gleich mal den ersten Mord und Gore-Effekte zu präsentieren. Dies sorgt leider aber auch dafür, dass der Evil Dead-Neuling gleich weiß, was Sache ist und der folgende Spannungsaufbau in der Hütte schon ziemlich für die Katz ist.
Herrlich ist auch das Flashback ("Bisher bei Evil Dead...") nach etwa fünfzehn Minuten im Film, wo auf das Opening nochmal Bezug genommen wurde. Klar, der Zuschauer ist ja zu doof, um zu erkennen, dass es sich um die selbe Hütte handelt.
Nachdem zumindest die letzten zehn Minuten im Blutregen wenigstens visuell etwas herausstachen und als reines Splatterfest Spaß machten, war ich dennoch überrascht, dass der Film bereits vorbei war und nicht einmal ein starkes Schlussbild zu bieten hatte. "That´s it?", dachte ich mir nur und war mir nicht sicher, wo jetzt nun genau nun der versprochene absolute Wahnsinn gewesen sein sollte. Klar, ich würde mir lieber nochmal das "Evil Dead"-Remake ansehen, anstelle von "Paranormal Activity Teil 27", aber dennoch reiht sich dieser Eintrag für mich auch nur in die laaaange Liste von enttäuschenden Horror-Remakes ein, die ich einfach nur belanglos finde.
"Phantom Thread" hat mich mit äußerst zwiespältigen Gefühlen hinterlassen. Während des Films hatte ich besonders mit zwei Elementen zu kämpfen, gegen die ich eine spezielle Abneigung hege. Erstens: Die Modebranche als Setting interessiert mich nicht die Bohne und zweitens: Ich finde es nicht sonderlich unterhaltsam oder erhellend zwei Stunden lang Figuren bei ihren dysfunktionalen und co-abhängigen „romantischen“ Beziehungen zuzuschauen, die mit fortschreitender Laufzeit immer toxischer und ekliger werden. Das gibt mir einfach nichts.
Nachdem das gesagt ist, kann ich aber verkünden, dass Paul Thomas Anderson und die tolle Darstellerriege es geschafft haben, mich trotz dessen emotional in den Film hineinzuziehen, auch wenn die ein oder andere Länge bei mir nicht ausblieb.
Hier haben wir es wohl mit seinem inszenatorisch ruhigsten und unspektakulärsten Film zu tun. Es gibt keine überraschenden, ungewöhnlichen Kamerafahrten oder aufwühlende musikalische Untermalung, dafür entspringt das ganze Drama vollkommen dem unterkühlten, passiv-aggressiven Auftreten und Zusammenspiel des Trio Infernales namens Reynolds Woodcock, Alma und Cyril Woodcock, darstellerisch einnehmend und minutiös verkörpert in Mimik und Gestik . Auch Tage später hatte ich noch Daniel Day-Lewis´sanfte und punktgenaue Ausdrucksweise im Ohr.
Es handelt sich hier um einen Liebesfilm, in dem Sinne, dass unser Paar Reynolds und Alma Liebe als zwingende Abhängigkeit voneinander verstehen, ein bedürftiges Brauchen und Gebrauchtwerden, ein stetiges emotionales Auf und Ab, um die Flamme der Leidenschaft weiter am Leben zu erhalten. Toleranz und Akzeptanz der seltsamen Gewohnheiten und Routinen des anderen werden als Gegensatz zum Kriegstreiben gegeneinander, den unausweichlichen Streitigkeiten verstanden, doch innerlicher Frieden mit sich, Frieden mit dem Partner scheint ihnen gar nicht den Sinn zu kommen. Eben wie aus dem echten Leben gegriffen.
Auch Woodcocks Rückzugsphasen von der Welt und analen Verhaltensweisen mit seinen Verehrern - die Künstlerkrankheit schlechthin - waren mir leider auch schon wohlbekannt aus unzähligen Büchern und Filmen. Das ist wahrscheinlich eine höchst subjektive Sache, aber solche Geschichten sprechen mich momentan einfach überhaupt nicht mehr an.
Paul Thomas Anderson weiß nach seinem albernen, leicht melancholischen Drogenausflug "Inherent Vice" allerdings immer noch wie er dem Zuschauer einiges abverlangen und ihn knallhart durch den Fleischwolf drehen kann. Für das, was der Film vermutlich erreichen will, nämlich eine gestörte, absurde Liebesbeziehung zwischen ein paar seltsamen Menschen in den 50er-Jahren in der Modewelt zu erzählen, funktioniert er ziemlich gut und dennoch habe ich das Gefühl, dass das Drehbuch nicht wie bei "There will be blood" oder "The Master" besonders vielschichtig ist. Oft bekommt man genau das, was man sieht, bis auf einige wenige Szenen fehlt für mich ein einnehmender Subtext oder ein größerer Interpretationsfreiraum der Geschehnisse. Letztendlich fällt es mir wohl schwer mein starkes Desinteresse an der Thematik zu überwinden, obgleich ich sagen kann, dass der Film schon eine gewisse magnetische und einlullende Wirkung auf mich hatte. Trotzdem werde ich ihn mir wahrscheinlich nicht nochmal ansehen. Eine schwierige (Beziehungs-)Kiste.
Herrlicher Unsinn, der gekonnt ausufernden Splatter-Horror, alberne Oneliner und spaßige Action miteinander verbindet. Bruce Campbell ist immer noch der Boss schlechthin und wird in dieser Inkarnation von einem großartigen, mit vollen Körpereinsatz agierenden Ensemble unterstützt.
Es macht einfach Laune Ash mal in verschiedenen Locations, nicht nur beschränkt auf eine Hütte im Wald oder Mittelalter, sondern in der modernen Welt mit normalen Menschen interagieren zu sehen, wodurch er beweisen kann, dass er immer noch keinen Plan von gar nichts hat und wieder mal durch seine Dummheit die ganze Welt ins Chaos stürzt. Absolut zum Schlapplachen.
Ash : "It's good to be back."
Pablo: "How does it feel?"
Ash: "Groovy."
Ash: "Don't you get it? Everybody dies here. It's just a rule. Death, taxes, more death, and I don't pay taxes. So all I know is death."
Ich muss damals wohl 16 oder 17 gewesen sein, als ich "Sieben" zum allersten Mal mit einem guten Freund auf DVD sah. Zu dem Zeitpunkt war ich noch auf der Suche nach spannenden Twist-Filmen, also Werken, die den Zuschauer vor allem kurz vor Schluss nochmal so richtig den Boden unter den Füßen wegzogen und durch eine nötige Neuinterpretation der bisherigen Geschehnisse für einen krassen Mindfuck sorgten. Inzwischen sehe ich Filme dieser Art oft als lästige und vorhersehbare Taschenspielertricks an, die beim zweiten Durchlauf eher wenig Neues zu bieten haben und somit stark an Wirkung und Effektivität verlieren. Das ist hier allerdings nicht der Fall. Denn auch wenn ich damals den relativ ruhigen Aufbau des Films noch nicht zu schätzen wusste, hab ich wohl dennoch bis dato noch nie so viel Anspannung und Aufregung empfunden, als während der letzten Autofahrt der Detectives mit dem Killer im Schlepptau. Daran hat sich auch bis heute nichts geändert.
Ich habe mir Finchers Meisterwerk wohl über die letzten zehn Jahre mindestens fünf, sechs Mal angesehen und war stets wieder überrascht wie intensiv, packend und frisch sich der Film trotzt der zahlreichen Sichtungen und meinem kontinuierlich erweiterten Filmhorizont anfühlte.
Doch wie das oft so ist bei Lieblingsfilmen, kommt für mich hier einfach alles perfekt zusammen. Ich bin ohnehin ein großer Fan von True Crime /Serienkiller-Filmen/Büchern und ich liebe Werke in denen rechtschaffene, teilweise auch idealistisch-handelnde Protagonisten einen langen und grausamen Abstieg in die Hölle, die dunklen Abgründe der Menschheit wagen und wegen dem, was sie dort vorfinden, überfordert, geschockt, ja in ihren eigenen Moralvorstellungen erschüttert sind und dadurch auch mit ihren inneren Dämonen ringen müssen (Daher auch meine Liebe zu "Apocalypse Now" und "True Detective").
Vom allerersten Frame an, ist klar, dass wir uns in dieser anonymen Stadt mit ihrer in Anonymität lebenden Menschen im Vorhof der Hölle befinden. Fincher ist geschickt darin, den eigentlichen Handlungsort der Geschehnisse im Dunkeln zu lassen, selbst den Namen von Mills und Sommersets Dienststelle kennen wir nicht. Menschen leben hier nur nebeneinander her, verlorene Seelen wandern durch den unablässigen, starken Regen, es herrscht Dunkelheit in den Häusern und draußen in der Welt, Apathie und Chaos regiert.
Dieser Film ist einer der ersten, an den ich denke, wenn ich irgendwo die Bezeichnung "dichte und düstere Atmosphäre" lese. Von Anfang bis Ende sitze ich hier einfach nur vollkommen gebannt und angespannt vor dem Fernseher, freue mich wie ein Kleinkind auf jede noch folgende, in sich perfekt konstruierte Szene und genieße jede Sekunde, die ich mit diesen Figuren in diesem Setting verbringen kann.
Sommerset und Mills sind natürlich nicht die tiefgründigsten und originellsten Figuren aller Zeiten, nein, auf dem Papier wirken sie zugegebenermaßen eher wie abgehalfterte und tausendfach-gesehene Klischees, die man in anderen Filmen eher ermüdend zur Kenntnis nehmen würde. Doch aufgrund der großartigen Hauptdarsteller (Pitt, Freemann), die ihren Rollen eine eigene liebenswerte und sympathische Note geben und Finchers effizientem Storytelling, wachsen sie schnell über ihren anfänglichen stereotypischen Status hinaus. Hier sei nur einmal Sommersets Einführung genannt, in der wir in nur wenigen Shots sofort verstehen, was er für ein Typ ist: intelligent, organisiert, gründlich, empathisch, insomnisch - ein alter Mann der trotz der zahlreichen Verbrechen und Schandtaten, die er jeden Tag sehen muss, noch nicht völlig abgestumpft ist, sondern sich noch für die zurückbleibenden Opfer dieser üblen Taten interessiert.
Die darauffolgende Dynamik zwischen Mills und Sommerset, die nicht nur visuell innerhalb des Bildes immer näher zusammenrücken, sondern sich auch persönlich und beruflich immer mehr respektieren und Vertrauen zueinander fassen, ist für mich auch ein großes Highlight des Films und der Grund warum ich mir ihn immer wieder gerne ansehe. Ich kaufe den beiden Darsteller einfach diese wechselhafte Beziehung vollkommen ab und ich schätze vor allem auch die kleinen humorvollen und subtilen Momente zwischen den beiden. (Mein liebster: Sommerset bittet Mills um ein Glas Wein, dieser geht in die Küche und füllt den Wein in ein gewöhnliches Glas ein und reicht es Sommerset, dieser bemerkt es erst am Ende der Szene und schaut verwundert drein).
Davon mal abgesehen hat dieses Thriller-Juwel auch viele Szenen zu bieten, bei denen ich einfach nur feuchte Augen bekomme, weil dort das Zusammenspiel von packenden Bildern und mitreißendem Score auf mich einfach eine unfassbare Sogwirkung erzeugt und ich dadurch die Aufregung und den Schock der Figuren richtig intensiv nachfühlen kann. Hier muss ich Auffindung des Trägheitsopfers und die Verfolgungsjagd zwischen Mills und John Doe anführen, in der erster den Täter quer durch ein Mietshaus, über viel befahrenen Straßen und über fahrende Autos jagt. Letztere Sequenz ist für mich einfach jedesmal wieder ein absoluter Thrill, vielleicht auch gerade deswegen, weil der Film ansonsten keine Actionszenen bietet, sondern ruhig und gemächlich erzählt wird. Ich liebe außerdem den Moment als der verwundete Mills auf den schmierigen und aufgeweichten Boden in der Gosse liegt und der bewaffnete John Doe - verkleidet mit Hut, Mantel und Sonnenbrille - direkt auf ihn zukommt, worauf man seine Reflektion in einer Pfütze sehen kann. Unfassbar einprägsames Bild und ich bekomme von diesem Moment einfach immer wieder Gänsehaut. Besonders hervorstechend, ist hier auch wieder Finchers Entscheidung eine Nahaufnahme von Brad Pitts zutiefst beängstigtem Gesicht zu verwenden, als dieser von John Doe seine Waffe an den Kopf gedrückt bekommt. Gerade deshalb so perfekt, weil der Film ansonsten keine Closeups dieser Art besitzt und dadurch die besondere Relevanz von John Does Entscheidung - nämlich dass er nun Mills und sich selbst in seinem Plan integrieren will - nochmal deutlich betont und herausstechen lässt.
Apropos John Doe: Kevin Spacey liefert hier wirklich eine herausragende Performance ab, verleiht einen über den Dingen stehenden Supervillain dieser Art aber auch eine gewisse Menschlichkeit und psychologische Dimension. War es Finchers oder Spaceys Entscheidung, John Doe beim Verhör mit seinem Teebeutel spielen zu lassen? Denn es passt so perfekt zur Figur: Abwartend, entspannt, in Kontrolle. Details dieser Art mögen vielleicht nicht allzu wichtig sein, denn wenn er dort mit einer Tasse Kaffee gesessen hätte, wäre wohl auch kein Zuschauer verwundert gewesen, aber es sind eben diese scheinbar unbedeutenden Aspekte, die mir enormes Vertrauen in Fincher als intelligenten Regisseur geben, der nichts den Zufall überlässt, jede Szenen genau durchstrukturiert und Kameraeinstellungen, Requisiten sowie Platzierung von Figuren nicht ohne Bedacht, sondern mit einleuchtender Intention wählt.
So wie in der letzten Konfrontation, als Mills erfahren hat, was Doe seiner Frau und ungeborenem Kind angetan hat. Mills Wut, Schmerz und Unkontrolliertheit wird passenderweise mit einer Wackelkamera eingefangen, um seine aufgewühlte Verfassung zu verdeutlichen, während Fincher bei Schnitten auf John Doe die Kamera stets ruhig und bewegungslos hält, was wiederum dessen Selbstsicherheit als Herr der Lage offenbart. Großartig!
Kaum zu glauben, finde ich auch das konsequente und unheimlich bedrückende Ende, welches sich aber dennoch wie der logische Schlusspunkt - ein nihilistischer Alptraum - anfühlt und ich mir inzwischen auch kein anderes mehr vorstellen könnte. Interessant finde ich auch das Setting, denn nach 6 Tagen Regen und Dunkelheit - eingepfercht in der Großstadt - befinden wir uns nun im gleißenden Sonnenschein an einem menschenverlassenen, abgeschiedenen Ort. Fast schon grotesk und ironisch wirkt dann auch die Tatsache, dass Mills´ Mord an John Doe die einzige Bluttat ist, die wir im Verlauf des Films direkt miterleben, während wir John Does Opfer bereits ermordet zu Gesicht bekommen. Nichtsdestotrotz steht auch diese Entscheidung wieder exemplarisch für die Anonymität der Leidtragenden, denn wir lernen die Toten zuvor nicht kennen, wir erinnern uns höchstens noch an die Art von deren Ermordung und die jeweilige verkörperte Todsünde, nicht aber an deren Namen. Dies nimmt auch Bezug auf Mills Äußerung, er könne sich nicht mehr an den Namen des einzigen Typen erinnern, den er je im Dienst habe erschießen müssen. Sommersets trauriger Blick daraufhin spricht Bände und zeigt uns dessen Weltschmerz und seine damit einhergehende Überdrüssigkeit des Polizeidienstes.
Diese thematische, philosophische Tiefe, speziell im Hinblick darauf, dass "Sieben" auch als lupenreiner, extrem spannender Serienkiller-Thriller und Genrebeitrag funktionieren würde, ist dann auch der ausschlaggebende Faktor, der den Film für mich letztendlich zum Meisterwerk und über die meisten anderen Genrevertreter erhebt. Immer wieder ein Hochgenuss!
1.Erkenntnis des Tages: Ich kann mit Comicverfilmungen nichts mehr anfangen.
2. Erkenntnis des Tages: Bryan Singer ist kein guter Regisseur.
Wow, was war dieser Film hier mal wieder schmerzhaft und energieraubend. Fast zweieinhalb Stunden hab ich mich durch diesen nicht-existenten Plot quälen müssen, durchzogen von papierdünnen Figuren, ermüdendem pathetischem Gewäsch und lahmen, vergessenswerten Action-Setpieces. Die altbekannte Mensch vs. Mutanten-Dynamik wird wiedermal komplett vorhersehbar und platt durchexerziert, fernab jeglicher Kreativität und Feinsinn im Drehbuch. Bryan Singer verfilmt das Ganze ohne eigene Note, jede Szene wirkt zweckdienlich, statisch und generisch. Ein exzellentes Darsteller-Ensemble (McKellen, Stewart, Jackmann, McAvoy, Fassbender und Dinklage) wird gnadenlos verheizt, vor allem letzterer tritt einfach nur als ernster und langweiliger Businesstyp auf und darf überhaupt nichts von seiner großen darstellerischen Bandbreite zeigen, die er bei "Game of Thrones" stets eindrucksvoll zur Schau stellen kann.
Die Zeichen standen wohl ohnehin schon nicht gut, wenn ein Film mit einer nichtssagenden Eröffnungszene mit Voiceover beginnt, die uns kurz in das dystopische Setting einführt, welches im Verlauf des Films einfach nie wieder thematisiert wird und keine Rolle spielt. Dann taucht Patrick Stewart auf und erklärt uns erstmal zehn Minuten den Plot, aber halt, nicht nur uns, sondern auch IanMcKellen und Hugh Jackmann, die das alles zwar wissen müssten, sich aber zugunsten des Zuschauers dumm stellen. Was für ein mieses Writing ist das bitte?
Sobald dann klar wurde, warum es bei der Zeitreisemission geht, kommt der Film für mich einfach zu einem Stillstand und die selben Plotstationen werden stundenlang beackert und breitgetreten. Wird Mystique noch zu retten sein? Kann Charles seiner Drogensucht entkommen? Was wird Magneto tun? Do I give a shit? No!
Wolverine ist passiv und steht meistens nur in der Gegend rum, Xavier hat mit seiner extrem offensichtlich-metaphorischen Sucht zu kämpfen und auch Mystique hat scheinbar nur zusätzliche, für den Plot unnötige Szenen bekommen, weil J-Law sich jetzt größerer Berühmtheit erfreut und deshalb mehr Screentime benötigt.
"Days of future past" ist die Art von Film, bei dem ich mich nach der wieder mal epischen Laufzeit frage, ob ich überhaupt irgendwas erzählt bekommen habe, außer den üblichen tausendfach-gesehenen und substanzlosen Charaktermomenten, kitschigen, fremdschamerzeugenden Monologen und leerem, "coolem" Gepose.
Nächste Woche werde ich von diesem Film nichts mehr im Gedächtnis haben, außer den Gedanken daran wie ermüdet ich von all den aufgeblasenen und leeren Blockbustern bin, die mir vorgaukeln tiefschürfende Inhalte zu transportieren, aber in Wirklichkeit nur ein altes Fast Food-Menü von gestern in die Mikrowelle werfen und mir dann diesen unappetitlichen Fraß vor den Latz knallen.
Für Filme dieser Art wurde die Bezeichnung hanebüchen erfunden. Denn der mit stark religiösen Symbolen, Figuren und Motiven aufgeladene Plot ist eigentlich nur eine offensichtliche Entschuldigung dafür, um Jean Reno und Benoit Magimel als ungleiches Ermittlerpaar durch sich ständig verändernde Set-Pieces zu schicken, die stets in wilden Verfolgungsjagden, Ballereien, Schlägereien und überraschend-saftigem Gore-Gekröse enden. Doch Olivier Dahans dynamische und abgefahrene Inszenierung sorgte dafür, dass ich hier durchaus meinen Spaß haben und über die vielen over the top-Albernheiten und Exzesse herrlich lachen konnte.
Es muss mir aber noch jemand erklären, wie man es bewerkstelligen konnte Christopher Lee für diesen Oberschmu zu verpflichten. Dies wirft mir mehr Rätsel auf, als die überaus haarsträubende Handlung des Films. Aber wenigstens gibt auch er seiner abgeschmackten Rolle ein wenig Gravitas und Würde. Mit einem x-beliebigen Schauspieler als Bösewicht wäre hier eher Langeweile angesagt gewesen.
Mit einer Laufzeit von nicht einmal 90 Minuten ohne Credits kann ich mir diesen visuell-einnehmenden Trip durch schmierige und atmosphärische Locations, spaßigen Kameraspielereien und -fahrten in Kombination mit einem lässig-aufspielenden Ermittlerpaar über die Jahre hinweg immer mal wieder geben. Einziges großes Manko: Das unterwältigende Finale mit Flutwelle, das im Gegensatz zum restlichen Film viel zu bodenständig und gewöhnlich ist. Ich hatte damit gerechnet, dass am Ende wenigstens Elvis aus einem Klostergrab gesprungen kommt, aber hier wurde ich leider bitterlich enttäuscht.
Wo ist hier der Witz? - Folge 213
Also hiervon habe ich mir mal wieder deutlich mehr versprochen. Klar, technisch und inszenatorisch (diese Luftaufnahmen vom Herrn Deakins!) ist Villeneuves Film wieder mal über jeden Zweifel erhaben, die Figuren werden von Darstellern gespielt, die grundsätzlich schon mal meine Grundsympathie haben und auch der treibende, unheilvolle Score hat mir gut gefallen.
Aber die Figurenzeichnung und der Plot waren doch absolute Standardware. Emily Blunts Charakter ist unheimlich passiv, hoffnungslos naiv und trägt zum Geschehen fast gar nichts bei (muss als schwaches Frauchen auch mal wieder gerettet werden, gähn!), was natürlich im Kontext des Films Sinn macht, aber durch ihre minimalistische Charakterzeichnung mir mal so gar nichts gegeben hat. Und auch Josh Brolin als sprücheklopfender "Ätschibätsch, ich verrat dir nichts"-Machotyp ist mir ziemlich auf den Senkel gegangen. Jedes Konfliktgespräch zwischen den beiden Figuren war genau gleich und drehte sich stets um den Mangel an Informationsaustausch.
Und der Plot war ja wohl völlig witzlos: Irgendein Boss des Drogenkartells soll hochgenommen werden und das passiert dann auch. Toll. Vereinzelt gab es zumindest visuell-spannende Sequenzen wie etwa die Stürmung des Hauses zu Beginn, die Schießerei auf der Autobahn, die Nachtsicht-Aktion im Tunnel und die letzte Dinner-Szene, in der Benicio Del Toros Figur den Mörder seiner Familie konfrontiert.
Aber erzähltechnisch gab es immer wieder einfach nur unheimlichen Leerlauf für mich. Es wirkt fast so, als ob Villeneuve glaubt wir hätten diese Materie noch nie auf der Leinwand gesehen, denn der Wissensvorsprung des Publikums gegenüber der Hauptfigur ist einfach enorm. Schon von Anfang ist klar, dass es auf eine Konfrontation mit dem Oberboss hinauslaufen wird, dass in Mexiko andere Regeln wie in den USA herrschen und dass Emily Blunts Charakter das abnicken muss und nichts dagegen tun kann. Das sieht man doch in jeden x-beliebigen Actioner der im Drogenmillieu spielt: Wo ist hier der Witz? Ich verstehe es nicht. Ab der Hälfte der Laufzeit wollte ich nur noch, dass der Film zu Ende geht. Mein Auf und Ab mit Villeneuve geht weiter...
Gibt es eigentlich einen richtig guten Film mit Miles Teller? Ich mag den jungen Darsteller als spitzbübischen und draufgängerischen Typen richtig gerne, doch meistens spielt er nur in belanglosen bis mittelmäßigen RomComs mit.
Ein rauhes, rohes Stück Film mit erinnerungswürdigen, skurrilen Figuren, spaßigen, handgemachten Actionsequenzen, sympathisch-billigem Worldbuilding und verdammt geilen Karren. Vor allem die erste Hälfte und das Rachefinale überzeugen hier, zwischendrin auf dem Bauernhof wird es etwas hanebüchen und fragwürdig (Bedroht von einer mordenden, vergewaltigenden Gang? Egal! Erstmal Urlaub auf Bauernhof machen, fernab von jeder Hilfe und Fluchtmöglichkeit. Dann alleine mit dem Gewehr in den Wald rennen, um die Unholde zu suchen, während man Frau und Kind plus alte Oma allein lässt. Naja.)
Geschaut wurde die dreistündige Extended-Fassung (Ja, ich bin nicht bei Sinnen.)
Dieser Film ist lang, sehr lang. Gefühlte 5 Stunden muss man sich diesen breitgetretenen Klamauk ansehen, bis man endlich vom antiklimatischen Ende erlöst wird. Hätte ich ihn nicht mit einem guten Freund geschaut, hätte ich es sicher nicht durchgehalten. Was für mich bleibt ist ein hochprozentiger Gefühlscocktail aus purer Frustration und Wut.
Die ganze Sache fängt schon völlig kraftlos und unmotiviert an. In einer Rückblende sitzen Thorin und Gandalf im Tänzelnden Pony und erklären uns nochmal den unheimlich komplexen Plot, also warum es hier eigentlich seit 3 Stunden geht. Wir lernen nicht Neues, wir sehen keine einschneidenden Charaktermomente - es wirkt bereits wie die erste Füllszene. In der verlängerten Fassung wird auch noch das Vermissen von Thorins Vater mit eingebunden, worauf ich später noch eingehen werde.
Danach sehen wir Bilbo, der die Gegend auskundschaften muss, weil er und die Zwerge wieder mal von Orks verfolgt werden. Völlig unspektakulär folgt die Titeleinblendung: "Smaugs Einöde". Im Sinne: Da habt ihr´s.
Okay, der Film läuft nur fünf Minuten und langweilt mich bereits. Ach, die Orks sind ihnen immer noch auf den Fersen? Das haben wir ja im ersten Teil auch nur um die 32 Mal gesehen, schön zu wissen, dass der zweite Film wohl in etwa wieder den selben repetitiven Plot haben wird. Das Adventure-Feeling und die starke Buchnähe aus "Eine unerwartete Reise" ist inzwischen völlig flöten gegangen, Beorn ist lieblos gestaltet, der "Drogentrip" im Düsterwald ziiiiiiieht sich dahin und im gesamten Film werden viele spannungsfreie Sequenzen geboten, in denen den Zwergen natürlich gar nichts passiert. Sie bekommen keinen Kratzer ab und manövrieren sich aus jeder Gefahrensituationen mit purem Glück heraus. So baut man Spannung auf!
Gandalf verabschiedet sich dann für zwei Stunden aus der Handlung und stolpert dann im Brutzentrum von Sauron wie der letzte Tollpatsch herum und wird aus irgendeinen Grund- der nicht ersichtlich ist - vom Tod verschont. Er trifft auch Thorins Vater, der aus irgendwelchen Gründen dort Gefangener ist und nach seiner Befreiung aber sofort ins Gras beißt. Irgendeinen wichtigen Ring hat er auch noch am Finger gehabt, aber egal.
Bei den Elben ist Legolas in Tauriel verliebt, aber der Elbenkönig heißt dies aus irgendeinem Grund nicht gut. Klar, Tauriel ist ja auch nur eine Waldelbin und nicht hochwohlgeboren wie Legolas, hat aber im Prinzip die selbe Aufgabe und Stellung wie er. Also warum ist deren Liebelei dann nicht okay? Geht es hier um Reich vs. Arm? Der Film dramatisiert das Ganze gar nicht, Tauriel könnte auch "I´m a Senator" sagen und es würde genauso viel Sinn ergeben. Wäre es nicht besser gewesen, wenn der Elbenkönig einer Beziehung von Tauriel und Kili im Wege stehen würde? Beide sind aus unterschiedlichen, verfeindeten Völkern, verkörpern also eine Liebe, die nicht sein darf. Aber Moment mal, lieber nicht, denn die Liebesgeschichte der beiden ist unfassbar platt und unglaubwürdig in Szene gesetzt, weshalb ich lieber nicht noch mehr davon sehen will. Ich habe wirklich gelacht, als Tauriel am Schluss den verletzten Kili helfen und deshalb in der Stadt zurückbleiben will, weil die beiden sich ja mal zwei Minuten unterhalten, ein paar schmachtende Blicke zugeworfen haben und deshalb unsterblich in einander verliebt sind. Was für eine innige und starke Verbindung!
Und wen zum Geier interessiert es, ob Kili sein Bein verliert? Sorry, aber diese vollkommen blasse Figur interessiert mich nicht die Bohne. Seine Verletzung dient doch nur dazu, dass er und ein paar Zwerge in Seestadt bleiben, um bei der Ankunft des Drachen und dem Angriff der Orks gegenwärtig zu sein. Eine dermaßen uninvolvierende und lachhafte Nebenhandlung ist mir selten begegnet.
Und wieso ist Legolas in diesem Film? Ja, er hatte ein paar coole Kills zu verbuchen, doch was sollten seine ständigen Konfrontationen mit dem neuen Ork-Anführer? Was interessiert es mich denn, ob er irgendeinen Gegner besiegt, der ohnehin für Arzog die zweite Geige spielt? Thorins Erzfeind war ja schon kein sonderlich interessanter Geselle, doch zumindest hatten die beiden eine persönliche Verbindung miteinander. Doch nun chillt Arzog nur bei Sauron rum und macht lieber drei Stunden gar nichts, bevor er sich scheinbar im dritten Teil wieder dazu aufraffen kann, Thorin endlich den Garaus zu machen.
"Smaugs Einöde" wirkt wie ein Verlegenheitsfilm, ein narratives "Spinning the wheels", wie man so schön sagt. Jede Figur tut irgendwas, aber nichts interessantes.
Bilbo bleibt da wirklich die einzige Figur, die bei mir noch Sympathien verbuchen kann, da Gandalf ja leider weg von der Gruppe ist und in seiner eigenen Serie irgendwelche Fantasyabenteuer erlebt.
Aber auch er wird total beiseite geschoben und kann im Gegensatz zum ersten Teil mit keinen starken und berührenden Charaktermomenten glänzen. Doch wenigstens steuert er etwas zum Gelingen der Mission bei, was man von der restlichen Zwergen(sau-)bande nicht gerade sagen kann. Ich habe wirklich nicht gewusst, ob ich lachen oder heulen soll, als sie schlussendlich auf ihren Berg ankommen und nach einer Minute Rätselraten das Handtuch werfen und wieder gehen wollen, weil sie den Teil mit "den letzten Strahlen" nicht entschlüsseln können. Was ist das denn für eine Drehbuchentscheidung? 5 Stunden lang sehen ich diesen Herrschaften dabei zu, wie sie zu diesem Berg gelangen wollen und dann geben sie einfach auf? Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob Jackson bewusst war wie schwach und unmotiviert dieser Moment ist, aber er hat dafür gesorgt, dass ich wirklich jeden Respekt und jede Sympathie für diese Figuren verloren habe. Vor allem schade wegen Thorin, der wirklich im ganzen Film nichts von Relevanz macht, aber Bilbo bei einem kleinen Fehler sofort an die Gurgel gehen will.
Dann tritt endlich der Drache auf dem Plan und ja, Smaug ist eine wahre Augenweide. Aber was ist das? Auch er quatscht wieder stundenlang mit Bilbo und lässt wie ein Bond-Bösewicht jede Chance verstreichen, um seine Feinde in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Als die Zwerge wieder irgendeinen strategischen Geistesblitz folgten, um den Drachen zu entkommen bzw. ihn kurzzeitig auszuschalten und dabei scheinbar auf telepathische Art miteinander kommunizieren - den niemand könnte deren haarsträubenden Plan ohne jegliche Besprechung ausführen - wusste ich wirklich nicht, ob ich mir diesen Quatsch noch länger antun kann, ohne dabei ein schweres Gehirnauneurysma zu erleiden. Das hatte wirklich schon Michael Bay-Transformers 2-Niveau. Cartoonartig wird hier durch die Gegend geflogen, jegliche physikalischen Gesetze werden außer Kraft gesetzt und im Endeffekt bringt das alles sowieso nichts, denn der Drache haut einfach ab und verschont die Zwerge aus irgendeinem Grund.
Na, da krall ich aber dann meine Nägel in den Sitz, denn schließlich will ich ja nicht, dass der Drache in Seestadt die eindimensionalen Bösewichte, die öden Zwerge oder den blassen Bard und seine persönlichkeitsfreien Kinder attackiert. The suspense is killing me!
Ne, also das war wirklich gar nichts. Ich finde "Smaugs Einöde" wirklich bedeutend schwächer als den ersten Teil. Der hatte wenigstens noch viele gelungene Stellen aus dem Buch, eine tolle Charakterdynamik zwischen Gandolf und Bilbo sowie Bilbo und Thorin, abwechslungsreiche Locations, eine stetige Bedrohung durch die Orks, mehr Humor, eine großartige Gollum-Szene, eine vielversprechende Aufbruchsstimmung in ein Abenteuer, einen tollen Score und einigermaßen spaßige Actionsequenzen. Bei weitem nicht perfekt, aber ich habe mich zumindest nie gelangweilt.
Mit "Blade Runner" hatte ich über die Jahre hinweg immer wieder eine On/Off-Beziehung. Es gibt Tage, an denen ich nicht in der Stimmung für Ridley Scotts Meisterwerk bin und die absolut hoffnungslose und verregnete Atmosphäre dieses Films keine zehn Minuten ertragen kann. Doch dann gibt es Sichtungen wie die von letzter Nacht, wo ich mich im komplett dunklen Zimmer mit anständigem Soundsystem bei peitschendem Regen an meinem Fenster, vollkommen in dieser dystopischen, kalten, nur selten von warmen Momenten durchzogen Welt verlieren konnte. Für mich ein absoluter Stimmungsfilm, der hauptsächlich über seine ikonischen Bilder und den stets präsenten - wenn auch an manchen Stellen sehr subtil eingearbeiteten - Soundtrack funktioniert und dadurch eine unfassbare Sogwirkung erzeugt, die mich bis zum Ende nicht loslässt. Ein Film der gewissenmaßen auch meinen Intellekt lahmlegt, denn über die Vielzahl von angeschnittenen, spannenden Themen nachzudenken, geschieht für mich eigentlich nur in zweiter Instanz. Wie bei "2001" möchte ich mich hier nur der audiovisuellen Reise hingeben, was für mich eigentlich nur funktioniert, wenn ich komplettes Vertrauen in den Künstler und seinen Schaffensprozess habe. Und dies ist für mich hier der Fall. Letztendlich vielleicht kein perfektes Werk für mich, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich den Detektiv-Plot mit Deckards Ermittlungen so interessant finde wie die einzelnen Szenen mit den Replikanten, aber dennoch ein absolut einzigartiges Werk, das es immer wieder neu zu entdecken gilt. Spätestens wenn Roy Batty seinen gänsehauterzeugenden Schlussmonolog hält, kommt der Film für mich thematisch großartig zusammen und hinterlässt mich mit dem Gefühl meine eigene Menschlichkeit noch etwas mehr zu spüren. Und das ist eine erzählerische Leistung, die man nicht unter den Tisch fallen lassen sollte.
Ich besitze momentan zwei Blu-Rays: "Inglourious Basterds" und "The Texas Chainsaw Massacre (Original)" - das war´s. Bin generell kein großer Sammler. Bei manchen Lieblingsfilmen würde mich eine Heimkinoauswertung schon reizen, habe aber die Erfahrung gemacht, dass diese edlen Editionen dann nur bei mir im Regal verstauben oder unbenutzt rumliegen. Bei einer Watchlist mit 10000 Filmen kommt es auch unheimlich selten vor, dass ich mir einen Film ein zweites Mal ansehe, selbst wenn ich ihn für absolut großartig halte. Der Drang wieder etwas Neues zu sehen, ist dann einfach größer und reizvoller.
"Six Feet Under" befindet sich bei mir mit "Twin Peaks" (alt und neu) unangefochten auf dem Serienthron. Könnte nicht sagen, welche Serie ich besser finde, da beide ja auch extrem unterschiedlich sind und komplett ihr eigenes Ding machen.
Aber ja, das Serienfinale von SFU ist schon das emotional-überwältigendste, was ich bisher gesehen habe, was aber auch Sinn macht, wenn man fast alle Figuren, die man 63 Folgen in all ihren unterschiedlichen Lebenslagen begleitet hat, nach und nach sterben sieht. Welcher Film könnte je diesen emotionalen Impact haben, in seinen zwei Stunden Erzählzeit?
Was ich an der Serie auch immer mehr zu schätzen weiß, ist, dass sie mit meinem fortschreitenden Alter immer wieder anders und neu wirkt. Ich lasse mir meistens drei, vier Jahre Zeit um SFU mal wieder zu gucken und in der Zwischenzeit hat sich bei mir dann auch wieder einiges im Leben verändert, hab neue Erfahrungen gemacht und so kann ich dann eventuell auch gewisse Entscheidungen und Charakterwandlungen der Figuren mehr nachvollziehen, weil ich sie vielleicht selbst schon erlebt habe oder jemand kenne, der sich auch schon so verhalten hat. Vor allem als Teenager fand ich bspw. Nates und Brendas dysfunktionale Beziehung extrem anstrengend anzusehen, aber nachdem ich selber schon einige schwierige Beziehungen hatte bzw. diese in meinem Umfeld miterlebt habe, kann ich eher verstehen wie man sich leicht immer wieder selber sabotieren kann und dann erst hinterher schlauer ist.
Jetzt da meine Eltern auch schon auf die Rente zugehen, kann ich bei ihnen auch immer wieder beobachten wie sie nochmal neue Dinge ausprobieren oder ihr Leben nochmal umkrempeln wollen, einfach weil sie merken, dass sie nur dieses eine Leben haben und sie viele Sachen nicht mehr länger aufschieben wollen. Dies macht dann Ruths Selbstfindung und Wiederentdeckung-Phase gleich noch spannender und dramatischer für mich.
Ich denke, was SFU für mich neben dem großartigen Drama, das wir hier in fünf Akten erzählt bekommen, noch zusätzlich attraktiv für mich macht, ist das Gefühl, dass die Fishers für mich wie entfernte Verwandte wirken. Ihre ganze Familiendynamik, ihre Verhaltensweisen, diese eher unterkühlte Stimmung (zumindest zu Beginn), das erinnert mich alles so sehr an meine eigene Familie und Verwandtschaft, sodass sich viele Szenen für mich wie direkt aus dem Leben gegriffen anfühlen.
Zum anderen geht es in der Serie eben wirklich um alles: Leben und Tod, Liebe und Hass, Nähe und Distanz etc. Das ist für mich einfach ein Rundum-Sorglos-Paket, was alle Dimensionen der menschlichen Gefühls- und Gedankenwelt abdeckt. Die ganze menschliche Erfahrung gilt es hier zu durchleben. Und dadurch hat sich die Serie für mich unsterblich gemacht, denn sie wird immer aktuell sein und mit dem Rezipienten wachsen.
Als ich mir den Trailer zu "Die dunkelste Stunde" angesehen habe, war ich ziemlich geschockt wie hässlich ich die Farbgebung und die Effekte fand. Ist das in der finalen Version auch so?
Der Film hätte mich eigentlich nur wegen Oldman gereizt, aber wenn er komplett unter seiner Maske verschwindet, spar ich mir das Ganze. Irgendwie bekomme ich auch den Vibe, dass der Film recht melodramatisch und laut zu sein scheint...
Mein liebster Kurzfilm der beiden Herrschaften. Hier wird einem zwanzig Minuten lang die pure Zerstörung und Vernichtung von Ollies Leben durch Stans Erscheinen geboten. Gnadenlos wird hier im Haus gewütet, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht. Geniale Nonsense-Dialoge, überkandidelte Slapstick-Einlagen und ein höchstamüsante Schlusspointe sowie Laurel und Hardy in Bestform - lustiger geht´s nicht.
Angucken und ablachen: https://www.youtube.com/watch?v=HC_W2VCd9Y4
Hier kann ich wirklich sagen, dass ich mich die meiste Zeit gefragt habe, wo hier eigentlich der Witz ist. Zwei oder drei Mal habe ich gelacht, an manchen Stellen geschmunzelt, aber mit fortschreitender Laufzeit fand ich "The Nice Guys" immer zäher und langwieriger. Der dünne Plot ist recht ungelenk aufgezogen und ich zumindest konnte ich mich für keinen der Beteiligten auch nur im Mindesten interessieren, am allerwenigsten für den verschwundenen Mädchen-McGuffin, mit dem im späteren Verlauf des Films sehr fragwürdig und seltsam umgegangen wird.
Natürlich leben Komödien oft ausschließlich von ihren lustigen Momenten oder witzigen Darstellern und die zweckdienliche Handlung lockt oft keinem hinterm Ofen hervor, doch hier hatte ich oft das Gefühl, dass Shane Black die erzwungenen Verwicklungen und Verwirrungen rund um den Pornofilm mit Absicht so unspektakulär und öde wie möglich gestalten wollte. Die komödiantische Auflösung, die üblichen Pointen in vielen Szenen zu umschiffen, über dem Haufen zu werfen - schön und gut - aber solange es den Film nicht besser und witziger macht, bringt es einfach recht wenig und lässt mich nur ziemlich ratlos zurück.
Das ist schade, denn ich fand Russell Crowe und Ryan Gosling haben als ungleiches Ermittlerduo gut miteinander harmoniert und Agourie Rice als Holly March konnte zusätzlich die meisten Sympathien bei mir verbuchen. Ich muss aber auch sagen, dass auch die Szenen, die der Charakterentwicklung der beiden Protagonisten dienten, sich für mich unheimlich müde und verbraucht angefühlt, ja wie von artifizieller und uninspirierter Natur gewirkt haben.
Wie gewollt, aber nicht wirklich gekonnt.
"Lost Highway" ist ein Film, der mir über die Jahre hinweg immer mehr entglitten ist. Als Teenager war ich zunächst darauf erpicht, Lynchs Meisterwerk auf einer reinen Handlungsebene zu verstehen und einordnen zu können. Doch dies entzauberte das ganze möbiusschleifenhafte Mysterium dieser kalten, klinischen und entrückten Arbeit und ließ mich somit recht unbefriedigt und ratlos zurück.
Irgendwann gab ich mich ganz einfach Lynchs hypnotischen und einlullenden Bildern hin und konnte dadurch eher zu schätzen lernen, was der Film zu bieten hat.
Er ist für mich aber dennoch - neben "Inland Empire" - wirklich der anstrengendste Lynch-Film und an manchen Stellen wirkt er auf mich eher wie ein mentaler und emotionaler Durchhaltetest, anstatt dass ich großen Sehgenuss dabei empfinden würde. Ich denke das liegt für mich allerdings nicht an inszenatorischen und drehbuchtechnischen Schwächen, sondern daran, dass Lynch hier auf verschiedene Arten und Weisen die tiefen Schwächen und Fehler eines impotenten und freudlosen Mannes thematisiert, hinterfragt und bis zum Ende - bis auf ein paar humorvolle, zynische Auflockerungen zwischendurch - gänzlich darauf verzichtet diesen Fred Madison auch nur einen Hauch von Hoffnung oder Selbstakzeptanz zu gewähren. Das wirkt entfremdend, das tut weh und lässt mich auch meine eigene Vorstellung von Männlichkeit und mein Verhältnis zu Frauen hinterfragen.
Es ist die selbstablehnende und passive Haltung von Fred, die es dem Mystery Man ermöglicht, als Verkörperung von Besitzanspruch gegenüber seiner Frau und Eifersucht anderen Männer gegenüber, in sein Leben zu treten und ihn zu fragwürdigen und verbrecherischen Taten zu bewegen. Die Pete Dayton-Fantasie wirkt dann beinahe wie eine klischeehafte Vorstellung von überhöhter, ja filmreifer, "echter" Männlichkeit: Sex, Waffen, Kriminalität, Exzesse, ein gewisser Narzissmus - ein aufregendes und gefährliches Leben und ein starker und merklicher Kontrast zu Freds sterilem und eintönigem Alltag.
"You´ll never have me": Doch im Endeffekt landen wir wieder bei der Ausgangsposition, denn Fred wird weder Renee, noch eine andere Frau je besitzen können. Die destruktiven Konsequenzen, die daraus folgen einen Menschen für sich zu beanspruchen, zu vereinnahmen wollen, als Ersatz für das eigene fehlende Selbstwertgefühl und als Ausübung von Kontrolle zu missbrauchen, kommen früher oder später doch zu Tage und Fred befindet sich wieder auf dem Lost Highway. Eine endlos lange und gleichbleibende, an ihm vorbeiziehende Straße, die keine Ausfahrten aufweist, sondern ihn in seine einsame, dunkle und verlassene Zukunft führt.
Wo ist der EXIT wenn man ihn braucht?
Die Bewertung für "Phantom Thread" macht mich ziemlich happy, denn "Inherent Vice" war der einzige PTA, der mir irgendwie gar nichts gegeben hat.
"Dunkirk" wirkt auf mich wie ein Destillat aus Nolans größten Stärken als Regisseur, ohne all den unnötigen erzählerischen Ballast und erkennbaren inszenatorischen Unsicherheiten, die viele seiner vorherigen Werke auszeichneten:
Wir haben ein Drehbuch mit einer kreativen Struktur und orginellen Idee (die verschiedenen Locations, die unterschiedlich lange Zeitspannen umfassen), das dazu einlädt sich den Ablauf der Geschehnisse zusammenzupuzzeln, aber auch als pures Erlebniskino funktioniert, wenn man das nicht möchte. Keine unnötigen Twists oder die üblichen Taschenspielertricks.
Wir haben wunderschöne Aufnahmen und Bildkompositionen, die Zeit zum Atmen haben und nicht im Schnittgewitter untergehen.
Wir haben spärliche Dialoge, die das Nötigste ausdrücken, zum Nachdenken anregen und im Dienste des Filmerlebnis stehen, anstatt dick aufs Brot geschmierte Exposition, Figuren, die ständig ihre Motivationen und Handlungsweisen verbalisieren müssen und nur da sind, um dem Zuschauer genau zu erklären, was da gerade passiert und wer sie sind.
Wir haben minimal charakterisierte Figuren, die dem Zuschauer als Projektionsfläche dienen, um das Grauen und den Stress dieser Extremsituation intensiv nachfühlen zu können. Keine schablonenhaften Abziehbilder, die eine klischeehafte Backstory haben und wenig psychologischen Tiefgang.
Wir haben einen tickenden, nervenaufreibenden Hans Zimmer-Score, der über die für Nolan-Verhältnisse kurze Laufzeit des Films eine absolute starke Symbiose mit dem hektischen, kalten Bildern ergibt und dafür sorgt, dass man sich permanent wie auf dem Höhepunkt des Films fühlt. Anders als bei bspw. "Batman Begins", wo jede auch noch so unspektakuläre Szene mit Pauken und Trompeten zugekleistert werden musste.
Es wirkt als sei Nolan gereift, als wären ihm seine wahren Talente erst jetzt richtig bewusst geworden. Und das ist das pure Überwältigungskino, packende Montagen, in denen ausdrucksstarke Bilder mit der effektiv eingesetzten Musik kollidieren, in denen man sich dem Fluss des Films einfach willenlos hingeben kann. Vielleicht kann ich die Faszination Nolan mit diesem Film erst richtig verstehen, denn ich habe sie weiß Gott bei „Inception“ oder „Memento“ nicht im Mindesten verspürt.
Wenn am Ende des Films Churchill in einer von der Zeitung veröffentlichten Lobrede über Heldenmut, Patriotismus, Durchaltvermögen und zukünftige Großtaten schwadroniert, während wir eine Montage von gefallenen Soldaten, einem brenndenden, abgestürzten Flugzeug, einen in Gefangenschaft genommenen Piloten und vielen traumatisierten jungen Männern sehen, macht sich der große Hohn über die Lage der Soldaten und die erschreckende Realitätsfremdheit der Befehlsgeber bemerkbar, denn "Dunkirk" macht klar, dass es im Krieg keine Helden, ruhmreichen Taten oder erfüllende Selbstverwicklung des Einzelnen gibt. Es geht nur um das reine Überleben, das in einer illusionären Realität ausgetragen wird, in der es darum geht das Feindbild des jeweils anderen Volkes zu vernichten, weil diese anders sind und es somit verdient haben zu sterben. Der Soldat spielt nur die untergeordnete Rolle, ist das Kanonenfutter, das nur für ein gewisses Ziel verheizt wird, in Position gebracht von Männern, die dem Bezug zu ihren wahren Selbst längst verloren haben und die Aufopferung von Hunderttausenden als notwendiges Übel betrachten, um als Gewinner des Krieges hervorzugehen. Dies soll dann als Rechtfertigung für all die zerstörten Leben, vergessenen Träume und unterdrückte Menschlichkeit dienen, doch die Belohnung - falls man es überleben sollte - ist nichts weiter als ein lebenslanges Trauma und der Versuch es wieder zu verarbeiten.
Nolan schließt den Film mit einem Shot auf unseren Quasi-Protagonisten ab, der aufhört den Zeitungsbericht zu lesen und kurz ermutigt nach oben schaut. Es endet nicht mit einer Einstellung auf einem ausgebrannten Flugzeugwrack, nein, letztendlich ist vielleicht doch nicht alle Hoffnung verloren, möglicherweise haben sich einige wenige ihre Menschlichkeit bewahrt und können aus ihrer Erfahrung lernen und weiterleben.
"Phantasm" ist genau die Art von Film, dem ich eigentlich ungern eine mittelmäßige Bewertung gebe. Denn es ist klar, dass Coscarelli inszenatorisch genau weiß, was er tut: Er versteht es seine limitierten Locations hervorragend auszuleuchten, schaffte ikonische Sets, Einstellungen, Props und Kreaturen und untermalt das Ganze zudem mit einem erinnerungswürdigen, ins Ohr gehenden Horror-Soundtrack (was ist mit denen eigentlich in den letzten Jahrzehnten passiert?). Der Film fühlt sich wie ein Klassiker an, nur leider hat mich die Handlung und die Figuren mal so gar nicht mitgerissen und ich habe mich eher amüsiert als gegruselt.
Die Schauspieler sind in ihrer Darstellung auch extrem eingeschränkt und ich habe ihnen kein einziges Wort abgekauft. Es dauert auch Ewigkeiten bis das repetitive Handlungskonstrukt Früchte trägt und Dinge auch mal passieren dürfen. Leider wirken dann viele Ereignisse rund um das Beerdigungsinstitut ziemlich wahllos zusammengekleistert und das Ende wirkt eher verwirrend anstatt mysteriös oder gedankenanregend auf mich. Ich bin intuitivem, improvisiertem Storytelling gewiss
nicht abgeneigt - warum würde ich sonst Lynch abfeiern? - , doch hier wirkt es auf mich zwar skurril und mit eigener Note versehen, aber trotzdem hatte ich keinerlei Bezug zu dem, was sich da gerade auf dem Bildschirm abspielt.
Es ist wohl kein Zufall, dass mir schlussendlich der unkoventionellste und selbstironischte Teil der Reihe am besten gefällt. Ich finde es schon sehr amüsant, wenn ich teilweise lese, dass sich eingefleischte "Freitag"-Fans darüber aufregen wie "Jason goes to hell" die Reihe total an die Wand gefahren hätte, da der Jason-Mythos nun auf eine Wurmkreatur zurückzuführen ist und seine Mami scheinbar als mächtige Nekromantin fungiert hat. Ergeben diese Enthüllungen im Kontext der Reihe Sinn? Nein. Ist das konsistent und schlüssig mit dem, was wir durch die letzten acht Teile über Jason gelernt haben? Nein, natürlich nicht, aber welcher "Freitag"-Teil hat sich denn bitte an die zuvor etablierten Regeln des Universums gehalten? Diese Reihe hat doch Logiklöcher und Skriptfehler ohne Ende und es wirkte stets so, als hätte sich niemand nochmal den vorherigen Teil angesehen, bevor der nächste geschrieben und gedreht wurde. Es erfüllt mich dadurch mit großer Freude, wenn der neunte Eintrag dem doofen und wahllos zusammengekleisterten Jason-Mythos mit vollem Karacho und nacktem Arsch ins Gesicht springt.
Das heißt natürlich nicht, dass wir es hier mit einem besonders guten Film zu tun haben. Es gibt aber viele Dinge, die mir hier ziemlich gefallen haben und im Anbetracht der restlichen Einträge der Reihe diesen Film zu etwas besonderen machen.
Steven ist bspw. der wohl humanste und interessanteste Charakter, denn die Serie je gehabt hat. Das ist keine Leistung, die es zu unterschlagen gilt, lernte ich über die letzten Monate durch die "Freitag"-Filme doch zweifellos einige der ödesten, hassenswertesten, nichtssagendsten und unwichtigsten Figuren der Filmgeschichte kennen.
Steven dagegen hat einen emotionalen Antrieb. Er hat damals seine Freundin mit Kind sitzengelassen, doch nun will er beide vor Jasons Angriffen bewahren, da nur Mutter und Tochter mit Jason verwandt und dadurch fähig sind, ihm in die Hölle zu schicken und ein für allemal zu stoppen (jaja). Zudem ist er ein tatkräftiger, teilweise sogar fragwürdig handelnder Antiheld, der für sein Ziel bis ans Limit geht und sich dafür sogar seine Finger brechen lässt. Hier wollte ich wirklich, dass er und seine Freundin Erfolg haben und Jason vernichten können. Und obwohl die neu etablierten Regeln wie Jason den Weg ins Grab finden soll, vollkommen aus dem Nichts kommen, geben sie den Geschehnissen wenigstens eine gewisse Dringlichkeit und dem Zuschauer etwas zum Mitfiebern. Das ist der ganz krasse Gegensatz zum Vorgänger, in dem alle Beteiligten nur stundenlang sinnlos in der Gegend herumrannten, da Jason eh nicht besiegt werden konnte und uns die öden Teenies nicht die Bohne interessierten.
Mir gefällt auch wie widerlich und verwest Jason in diesem Teil aussieht. Generelll sind die Kreatureneffekte spaßig mitanzusehen und auch in den Tötungsszenen ist man inszenatorisch bemüht, um die Limitierungen wegen der Zensur herumzukommen und die Morde visuell auf verspieltere und einprägsamere Art zu zeigen. Es wirkt generell so, als ob Adam Marcus ein ambitionierterer und intelligenterer Regisseur ist, als die meisten anderen Luftikusse, die an dieser Franchise gearbeitet haben.
Dennoch muss ich sagen, dass die Slasher-Elemente wie etwa der unnötig hochgetriebene Bodycount und die damit einhergehenden, zeitstreckenden Einführungen von redundanten Nebenfiguren, die ins Gras beißen, dem Film, der ja letztendlich ein übernatürlicher Horrorthriller sein will, ganz schön das knackige Erzähltempo und die narrative Stringenz rauben.
Zeitweise fühlt es sich fast wie ein Reboot an, was im Anbetracht der Tatsache, dass die Reihe nach dem sagenhaft geistlosen und finanziell erfolglosen achten Teil an New Line Cinema verkauft wurde, auch irgendwie Sinn ergibt.
Dies würde auch erklären, wieso Jason nun kein Kleinkind mehr ist und nicht mehr in der Kanalisation von NY rumgammelt. Auch seine Einführung zu Beginn, in der ihm eine FBI-Agentin aus dem Haus lockt, sodass er von gut zwanzig Männern abgeknallt und in tausend Teile zerlegt werden kann, war eine unerwartete, spaßige Überraschung und es freut mich, dass die Veranwortlichen inzwischen erkannt haben, dass man die üblichen Klischees der Reihe ordentlich belachen und thematisieren sollte.
Auch darstellerisch ist das alles solide bis ziemlich gut, vor allem was Steven Culp (Rex Van de Kamp von "Desperate Housewives") und Steven Williams (Mr. X aus "Akte X") angeht, die beide hochkarätige Arschlöcher spielen, die man allerdings gerne hasst.
Klar, der Duke ergibt auf Papier auch keinen Sinn. Woher weiß er über das Geheimnis der Voorhees-Familie? Wo hat er alle die Jahre gesteckt? Doch das schenke ich dem Film, den auch Williams bringt ein wenig Charisma auf dem Tisch in seiner eher skurrilen Rolle. Genauso wie einige der Nebenfiguren wie etwa die dicke, hochgewachsene Frau, die das lokale Diner leitet und einen winzigen Mann hat, den sie in den Schwitzkasten nehmen kann.
Es fühlt so fast so an als ob sich alle am Crystal Lake kennen, es gibt eine Art Gemeinschaftsgefühl, das den anderen Teilen vollkommen abgeht. So haben Stevens ungewohnt drastische Maßnahmen auch ein wenig mehr dramatisches Gewicht.
Allerdings sind auch hier die meisten Charaktere wieder einmal nicht mit viel Intelligenz gesegnet, denn keiner - obwohl sie akzeptieren dass Jason existiert - kommt auf die Idee, dass der verschwundene Gerichtsmediziner, der den Maskenmann obduziert hat, wohl irgendetwas mit den darauffolgenden Jason-haften Morden zu hat, obwohl dies in der fiktiven Fernsehserie "American Case Files" sogar nochmal deutlich ausbuchstabiert wird. Naja, man muss schon einiges schlucken, um die Handlung dieses Films zu akzeptieren, nicht zuletzt natürlich wegen des ganzen Subplots um Pamela Voorhees als Nekromantin sowie die Tatsache, dass sie noch eine Tochter hatte, obwohl ich mich erinnern kann, dass sie Jason im ersten Teil noch als ihr "only child" bezeichnet hat und ihre ganze Metzelei und Rache an den notgeilen Teenagern recht unnötig war, sollte sie doch dazu fähig sein, ihren Sohn ohnehin wiederzubeleben. Und warum kann Jason nur von einem Familienmitglied, mit einem speziellen Wundermesser und am besten noch im alten Anwesen der Familie (wo der Nachname auf dem Briefkasten falsch geschrieben ist) getötet werden? Whatever, no one cares.
Noch ein Film und ich bin erlöst!
"Asylums with doors open wide,
Where people had paid to see inside,
For entertainment they watch his body twist,
Behind his eyes he says, 'I still exist.'
This is the way, step inside.
This is the way, step inside..."
Es gibt nur wenige Alben, die mir so viel bedeuten wie "Unknown Pleasures" und "Closer". Ian Curtis hat mit diese beiden Werken einen sicheren Zufluchtsort für mich geschaffen, denn ich immer wieder besuchen kann, wenn es mir im Leben gerade schlecht geht und ich das Gefühl habe kein anderer Künstler könnte genau das ausdrücken, was mir gerade durch den Kopf geht. Doch dies ist hier ganz anders: Der Joy Division-Frontman schafft es sehr poetisch und eingängig die Ängste, Verzweiflung, Melancholie und Schwere des Daseins auf Papier zu bringen und mit Hilfe seiner markanten und verletzlich-klingenden Stimme direkt auf mich zu übertragen.
Dementsprechend war ich auf Anton Corbijns Musikerportrait stark gespannt und habe den Film jetzt auch schon einige Zeit vor mir hergeschoben.
Diese abwartende Haltung war eigentlich ziemlich unnötig, denn nach Ende dieses Charakterdramas war ich absolut begeistert und stark ergriffen.
Sam Riley spielt Ian Curtis einfach nur großartig und zeichnet ein komplexes Bild eines depressiven und neben sich stehenden Menschen, der nicht nur über sein Privatleben, sondern auch über seine Karriere komplett die Kontrolle verliert und sich im Leben immer zwischen mindestens zwei Optionen hin- und hergerissen fühlt.
Am Anfang fragte ich mich noch, warum der Film in Schwarzweiß gedreht wurde, aber nachdem mir auffiel, wie sehr dieser visuelle Stil schon von Anfang an Ausdruck von Ians innerer Zerrissenheit und schwerer Depression ist, könnte ich mir "Control" gar nicht mehr in Farbe vorstellen.
Es läuft letztendlich auf das Unausweichliche hinaus und Ians Selbstmord mit abschließender Montage zu "Atmosphere" ist einfach nur unfassbar gänsehauterzeugend und pittoresk in Szene gesetzt. Bei all dem Drama, das dieser Film und Ians Lebensgeschichte zu bieten hat, trägt Corbijin aber nur selten dick auf, sondern lässt seine starke Erzählung atmen und den Zuschauer die Ereignisse in Ruhe verarbeiten. Gepaart mit den "Joy Divsion"-Songs, die immer wieder thematisch passend ins Geschehen integriert werden und Aufschluss über Ians zerrüttetes Innenleben geben, ein wahrer adiovisueller Hochgenuss.