Pyro 91 - Kommentare

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    Pyro 91 15.11.2017, 23:10 Geändert 15.11.2017, 23:12

    Konnte ich diesem Film als Teenager noch einiges abgewinnen, hat er bei mir inzwischen so stark abgebaut, dass ich ihn diesmal sogar an zwei Abenden schauen musste, einfach nur weil mir mittendrin sowas von langweilig wurde.

    Besonders anstrengend fand ich die stetige und betont-epische (und inzwischen berüchtigte) Hans Zimmer-Beschallung, die "Batman Begins" ironischerweise jegliche Epik und Bedeutsamkeit raubt. Wenn die Regler steht´s am Anschlag sind und jede noch so kleine Szene mit Pauken und Trompeten untermalt werden muss, dann fällt es schwer zu erkennen, welche Momente denn nun dramaturgisch bedeutsam sind und welche nicht. Irgendwie geht einfach alles in diesem undefinierten und nervtötenden Soundbrei unter. Als würde Nolan Angst haben den Zuschauer zu verlieren, wenn er uns mal eine ruhige Szene präsentieren würde, in der uns nicht ständig mitgeteilt werden müsste, wie wir uns gerade zu fühlen haben und wie bedeutsam das alles doch ist.

    Nolans Unsicherheit in der Inszenierung schlägt sich auch stark auf die Schauspielleistungen nieder, denn bei einer derart hohen Schnittfrequenz im Sekundentakt kann hier keiner wirklich zeigen, was er so drauf hat. Christian Bale bleibt unsympathisch und unnahbar, Gary Oldman versucht seiner stichwortgebenden Figur ein paar Nuancen zu verleihen, ist aber auch unheimlich unterfordert und Katie Holmes und Bale haben so viel Chemie miteinander wie zwei IKEA-Stühle. Auch Tom Wilkinson und Cilian Murphy sind gnadenlos verschenkt und als Bösewichte für mich gar nicht ernst zunehmen. Ersterer haut eine klischeehafte und abgedroschene Line nach der anderen raus ("Bruce, ihr Vater hat um sein Leben gebettelt. Wie ein Hund." gähn!) und letzterer ist weitaus einschüchternder, wenn er nicht redet und einen Sack auf dem Kopf hat.
    Liam Neeson hat zusätzlich mit bedeutungsschwangeren Zeilen zu kämpfen, die ihm keine Persönlichkeit geben und seine Figur kommt ohnehin zu kurz vor, als dass er irgendeinen starken Eindruck hinterlassen könnte.
    Nur Michael Caine als treuherziger Alfred sowie Morgan Freeman als sprücheklopfender Lucius sind eine wahre Oase an Spielfreude und lockerten das übertrieben ernste Geschehen zum Glück mit etwas Humor auf.

    Die Actionszenen fand ich auch extrem ungenießbar: Verwackelt, hektisch geschnitten, einfallslos. Ehe man sich orientiert hat und weiß, wer nun auf wen einprügelt, ist das Ganze auch schon wieder vorbei. Auch bei der Tumbler-Verfolgungsjagd bekommt man kein Gefühl dafür, wer sich denn nun wo befindet und was es hier zu erreichen gilt.

    Dafür dass der Film über zwei Stunden geht und der Plot ziemlich breit ausgetreten wird, hatte ich trotzdem nicht das Gefühl hier eine besonders bedeutsame und emotional mitreißende Gesichte erzählt zu bekommen. Das Wort Angst kommt im Drehbuch wohl um die 200 Mal vor und doch findet keine besondere Erforschung ebendieser statt.
    Klar, Bruce hat Angst vor Fledermäusen. Er wird selbst zu Angst für Verbrecher. Scarcrow will die Stadt mit Hilfe von angstmachenden Halluzinogenen ins Chaos stürzen. Die Mitglieder der League of Shadows haben ihre Angst in den Griff bekommen und wollen verbrecherische Gesellschaften ohne Mitleid vernichten. Und so weiter und sofort. Das ist thematisch sicherlich ganz sorgsam durchdacht, aber wie das ganze plot- und figurentechnisch aufgezogen ist, ist wieder einmal recht plump und oberflächlich. Beinahe alle Figuren unterhalten sich über Angst als abstraktes Konzept, als würden sie gerade eine Hausarbeit darüber schreiben und gerade verschiedene Definitionen davon irgendwo gelesen haben. Diese Figuren wirken unmenschlich, sie sind nicht mehr als leere Gefäße, denen die Drehbuchschreiber gekünstelte Worte und einfältige Glückskekssprüche in den Mund gelegt haben, was wohl sowas wie Tiefgang und Intelligenz vermitteln soll. Doch alles bleibt nur Behauptung. Figuren reden viel über ihre Gefühle, aber an richtig emotionalen Ausbrüchen und packenden Momenten zwischen Figuren wird lieber komplett ausgespart. Nolan wirkt für mich immer mehr wie ein Wissenschaftler der Menschen gern wie leblose Objekte unter dem Mikroskop beobachtet, aber selbst wenig Zugang zu seinen eigenen Emotionen hat. Ein David Fincher hingegen, der auch oft mit Gefühlsausbrüchen geizt, verkauft seine Geschichte wenigstens nicht als der Weisheit letzter Schuss und nervt nicht mit überbordenden Soundtrack und platten Ansagen.
    Oft habe ich während des Films einfach nur gehofft, Nolan würde auf einen Shot vielleicht noch zehn Sekunden länger draufhalten, einfach nur um den Moment Raum zum Atmen zu geben und einige durchaus ikonische Bilder (Batman zum ersten Mal im Anzug, die Bathöhle, Batman kniend auf einem Dach) zu einprägsamen Sequenzen zu machen. Aber nein, alles geht immer viel zu schnell im Schnittgewitter unter. Einmal zu oft geblinzelt und schon finden wir uns in der nächsten Szene wieder.

    Gerade in der zweiten Hälfte, wo es um Plot Device-Mikrowellensender geht, einen Gegenspieler mit einem Sack auf dem Kopf, der auf einem Pferd reitet und gewaltanregende Dämpfe, die eine ganze Stadt zu Grunde richten sollen, wirkt die bemühte Ernsthaftigkeit einfach total fehl am Platz. Das hier ist doch pure Comicbook-Action und sollte als solche doch auch spaßig und locker in Szene gesetzt werden. Stattdessen wird wieder genau erklärt, was der Mikrowellensender, denn nun so alles kann, wie das mit dem Drogenhandel zusammenhängt, welche sterbenslangweiligen Figuren da nun beteiligt waren und bla bla bla. Da werden Sachen erklärt, die man in einem fantastischeren und comichafteren Universum einfach als gegeben akzeptiert hätte und keine weitere Erklärung benötigt hätten. Jede weitere Ausbuchstabierung dient nur der Entmystifizierung dieser Welt und Batman selbst.

    Am Ende steht ohnehin die Frage im Raum, wieso wir mit Batman mitfiebern sollten den Zug aufzuhalten, wenn uns Gotham doch nur als korrupte, dreckige und hoffnungslose Stadt präsentiert wird. Ob die ganzen Leute nun alle übereinander herfallen, ist mir eigentlich ziemlich egal. Innerhalb dieser Stadt wurden mir keine interessanten, dreidimensionalen Charaktere vorgestellt, deren Ableben mich tangieren würde. Es wäre von Vorteil gewesen einfach nur ganz normale Leute kennenzulernen, die eben keine Verbrecher oder wie Katie Homes´Figur nur auf ihre Plotfunktion reduziert sind.

    Ich bin mal gespannt, wie mir "The Dark Knight" und "Dark Knight rises" gefallen werden, denn die beiden fand ich eigentlich schon immer besser als den ersten Teil. Zumindest Heath Ledgers´Joker wird mir wohl immer noch Freude bereiten..

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      Pyro 91 08.11.2017, 01:37 Geändert 16.11.2017, 11:47

      Ein eher mittelprächtiger Tarantino.
      Jedoch: Unsere beiden Kopfgeldjäger haben mir am Anfang sehr viel Spaß gemacht und deren freundschaftliche Dynamik untereinander habe ich sehr genossen. Auffällig ist aber dennoch und unmittelbar ersichtlich, dass alle Szenen scheinbar nicht so doppelbödig und mit starkem Subtext untermauert sind, wie im bärenjudenstarken "Inglorious Basterds". Doch die großartigen Landschaftsaufnahmen, das höflich-gewitzte Aufspielen von Waltz, die klar definierte Motivation der Hauptifguren und der grandiose Score sorgten dafür, dass ich mich zumindest die erste Stunde lang keine Sekunde langweilte.

      Doch sobald Leonardo DiCaprio auf dem Bildschirm erschien, wurde mir ein erster kleiner Dämpfer verpasst. Er funktioniert für mich in dieser Rolle einfach überhaupt nicht, denn ich konnte nie vergessen, wem ich da gerade auf dem Bildschirm habe. Ich halte ihn als Schauspieler ohnehin für jemanden mit einer limitierten Bandbreite und im messerscharfen Rhetorik-Duell mit einem Christoph Waltz kackt er leider vollkommen ab.
      Auch diese Candyland-Szenen haben sich für mich endlos gezogen und es wirkte irgendwie so, als ob ich das alles schon besser aus "IB" kannte, in der die Kneipensequenz einfach viel mehr Suspense erzeugte, da die Dialoge dort nicht so repetitiv und ziellos wirkten, sondern das menschliche Drama unter den Figuren anheizte und auf die Spitze trieb. Hier gibt es aber leider keinen August Diehl, der Zweifel darüber lässt wie viel er weiß und ab welchen Punkt im andauernden Dialog, stattdessen kaut DiCaprio einfach auf der Szenerie herum und wirkt auf mich eher wie die Karikatur eines reichen, aufgeblasenen Schnösels. Von Bedrohlichkeit und Charisma keine Spur.

      Die ausufernden Shoutouts sind sicher schön anzusehen und man freut sich darüber wenn Django den Sklaventreibern richtig in den Arsch tritt, doch auch diese Gewaltspitzen wirken mehr wie eine Antwort auf den gierigen Wunsch der Fans nach coolen Ballereien, anstatt dass sie als kurze und prägnante Entladung bei gewissen Höhepunkten in der Geschichte dienen würden. Es wirkt beinahe wie ein Rückschritt im Vergleich zu Tarantinos Vorgänger, wo mit großen Blutvergießen bis zum Ende gewartet wurde und wichtig für die Story, ja Ausdruck der jüdischen Rachephantasie, war.

      Insgesamt fühlt es sich für mich hier nach ein, zwei Höhepunkten zu viel an. Als Django noch einmal in Gefangenschaft geriet, verkehrt herum an der Decke aufgehangen wurde, während Walton Goggins und dann nochmal Samuel L. Jackson langwierige Monologen darüber hielten, wie er denn nun sterben würde, war ich schon stark ermüdet von allem und die Spannung war für mich so ziemlich auf dem Nullpunkt. Wir haben dieses Szenario doch schon x-mal gesehen: Der Held ist in Gefangenschaft, die Bösewichte erklären, dass er bald abkratzen wird, müssen ihn aber dann aus irgendeinem Grund wieder verlassen und können deshalb ihre schmutzige Tat nicht zu Ende bringen. Recht unnötig das Ganze und extrem klischeehaft.
      Die letzte Ballerei in Candys Haus hat mir dann wieder ziemlich gefallen, verstehe aber nicht wirklich, warum man diesen Showdown nicht schon eine halbe Stunde zuvor mit genau den selben Leuten am selben Ort abhalten hätte können. Es soll scheinbar nochmal betont werden, dass Django selbst ohne Schultz überleben, durchkommen kann sowie andere mit seinen Worten und geistreichen Ideen manipulieren kann. Fair enough, aber hätte man das nicht auch irgendwie nach Schultz´ großem Handeschüttelgate mit Candy einbringen können?
      Dann wäre uns auch Tarantinos Schauspiel erspart geblieben, das schon extrem amateurhaft ist. Ja, ich finde die Idee Tarantino als Cowboy zu sehen schon ganz witzig und es ist auf jeden Fall einen Lacher wert. Trotzdem hätte es ein 5-Sekunde-Cameo auch getan. Die ganze Zeit als er nämlich zu sehen war, musste ich nur daran denken, wie albern und fehl am Platz er in diesem Aufzug aussah.

      Trotz der vordergründigen Rassen-Thematik hatte ich dennoch das Gefühl, dass schwarze Figuren in diesem Film unterrepräsentiert waren. Klar, Jamie Foxx spielt Django betont lässig und sympathisch, wirkt aber neben Charmbolzen Waltz eher wie ein zweite Geige-spielender Sidekick.
      Seine Frau Broomhilda darf auch nur die Damsel in Distress spielen und sich oft und unerfolgreich retten lassen. Natürlich habe ich von ihr nicht erwartet, dass sie am Ende selbst zur Knarre greift und alle zerlegt - obwohl mich das in einem Tarantino-Film auch nicht gewundert hätte und begrüßenswert gewesen wäre - aber ein wenig mehr Handlungsbereitschaft oder alternativ eine tiefere Charakterisierung ihrerseits hätte den Film für mich schon unheimlich bereichert. Anstatt so viel Zeit mit Candys Spazierfahrt zu verplempern, hätte ich viel lieber mehr über Broomhildas eintönigen und niederschmetternden Alltag auf der Sklavenfarm gesehen.

      Das alles hört sich im Endeffekt negativer an, als es für mich eigentlich ist. Auch wenn der Plot teilweise überraschungsarm und vorhersehbar ablief und an einigen Stellen extrem auf der Stelle trat, konnte ich doch immerhin Tarantinos selbstsichere Inszenierung, die meisten Schausspielleistungen und die immer noch spaßigen Dialoge sehr genießen. Nur insgesamt riecht Tarantinos siebter irgendwie nach verschwendeten Potential, speziell was den verkörperten Gegenspieler, die Charakterisierung einiger Figuren und die ganze Behandlung der Rassenthematik angeht. Es ist alles irgendwie ganz gut gemacht, aber selten wirklich herausragend.

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        "I think this might just be my masterpiece."
        Da hast du Recht, Quentin.

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        • 5 .5

          Oh, der wird wirklich mit jeder Sichtung schwächer.
          Einer der wenigen Filme von Hitchcock, bei dem ich das Gefühl habe, dass ihm die Bedienung von Oberflächenreizen wichtiger war, als eine suspensevolle und erinnerungswürdige Geschichte zu erzählen. Während ich bei "Vertigo", "Psycho" und "North by Northwest" wie aus der Pistole geschossen fünf Szenen aufzählen könnte, die entweder spannend, kreativ und wegweisend waren oder einfach nur extrem viel Spaß machten, würde ich mir bei "To Catch a Thief" nur verlegen am Kopf kratzen und mich unheimlich schwer tun.

          Alles an diesem Film sieht verdammt gut aus, seien es die Landschaften, die Bauten, seine Hauptdarsteller (Grant, Kelly), die Kostüme, und doch hat er keine einzige Szene zu bieten, die für mich ansatzweise Spannung erzeugt und mich nervös auf dem Sofa hin- und herrutschen lassen würde.
          Das liegt vermutlich schon an der Prämisse: Ob irgendein geschickter Juwelendieb alte, reiche Leuten beraubt oder nicht, ist mir eigentlich schon ziemlich egal. Was steht dann dabei auf dem Spiel? Später steht die Geschichte sich sogar selbst im Weg, als wir erfahren, dass die um ihren Besitz erleichterten Leute ohnehin versichert sind und somit durch den Verlust keinen Schaden erleiden.
          Hitchcock möchte damit spielen, ob John Robie nun wieder zuschlägt oder nicht, doch er liefert nicht genug Verdachtsmomente für andere unterentwickelte Nebenfiguren, die es eventuell auch getan haben könnten. Im Endeffekt könnte also jeder der Übeltäter gewesen sein, denn wir bekommen keine Hinweise zum Miträtseln oder sollen gezeigte Situationen später mit neuen Informationen anders betrachten. Hier hätte Agatha Christie nochmal kritisch mit dem Rotstift übers Drehbuch gehen müssen.
          So plätschert das Ganze dann für eineinhalb Stunden recht gemächlich dahin, bevor dann enthüllt wird, wer wirklich für die sich kürzlich zugetragenen Diebstähle verantwortlich war. Tja, und die Auflösung hat wirklich keinerlei dramatisches Gewicht und interessiert mich schlicht und ergreifend nicht. Beim letzten großen Setpiece, den Maskenball, scheint es so als habe Hitchcock die "bomb under the table" vergessen, von der er immer gesprochen hat, denn es wirkt keinesfalls so als ob Cary Grants Figur hier auf einen Pulverfass sitzt, als ob er seine Unschuld zwingend beweisen müsse, weil er ansonsten ins Kittchen gebracht werden würde. Die äußere Bedrohung durch die Polizei und Robies alte Verbrecherbande wird nicht dauerhaft aufrecht erhalten, sondern kommt nur ab und zu ins Spiel und verschwindet dann wieder aus der Handlung. Hier hätte man den anwesenden John Williams eventuell eine Rolle wie in "Dial M for Murder" geben sollen, um ihn dadurch als Detektiv auf Robie anzusetzen, welcher ihm ordentlich auf den Zahn fühlt und unangenehme Fragen stellt.

          Es scheint so, als habe sich Hitchcock in seine beiden attraktiven Darsteller und die bildschöne Kulisse verliebt und nur auf ein halbwegs mittelmäßiges Drehbuch gehofft, um die beiden möglichst schnell und graziös in Szene zu setzen.
          Auch die Dialoge fand ich alles in allem eher mäßig und brachten mich nur selten zum Schmunzeln. Kein Vergleich zu den pointierten und schlagfertigen Austäuschen zwischen James Stewart und Thelma Ritter in "Fenster zum Hof" oder den flimmernd-romantischen und zweideutigen Flirts zwischen Cary Grant und Eva Marie Saint in "North by Northwest". Und warum zum Teufel wird ca. zwanzig Mal erwähnt, dass John Robie die Katze ist? Auch eine seltsame Eigenheit des Skripts.

          Während der ersten Hälfte konnte ich mich noch gut in den sagenhaften Bildern und dem charmanten Spiel der Darsteller hingeben, doch das absolute Fehlen jeglicher Spannung und eines gut konstruierten Plots, hat mir dann den restlichen Film ziemlich madig gemacht und ich habe mir mehrmals gewünscht, ich hätte einfach zum fünften Mal "North by Northwest" eingelegt, anstatt diesen öden, zähflüssigen Treiben beizuwohnen.

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          • 8

            "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann quasseln sie noch heute."
            Wow, jetzt raucht mir aber der Kopf.

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            • Für mich natürlich die komplette dritte "Twin Peaks"-Staffel. Im speziellen Episode 8 "Gotta light", das wär episch.

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              • 9

                Hinreißender, sentimentaler Musikfilm-Klassiker mit verboten guten Swingmelodien (Pennsylvania 65000, Moonlight Serenade), grandios aufspielenden Darstellern (James Stewart, June Allyson), makelloser, angenehmer Inszenierung und einer zuckersüßen romantischen Beziehung, die zu Tränen rührt und zeigt wie man durch beständige Zusammenarbeit und gemeinsames Zielstreben Idealismus sowie Praxis miteinander verbinden und alles erreichen kann, was man sich in den Kopf setzt. Ein Plädoyer für Eigenständigkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Vision, Liebe, Kreativität und die Macht der Musik. Nach dem niederschmetternden Ende war ich ein Wrack, jedoch gleichzeitig voller Optimismus mit einer Gänsehaut im Nacken.

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                  Pyro 91 31.10.2017, 00:52 Geändert 31.10.2017, 01:04

                  Knüppelharter, exploitativer Terrorslasher, der keine Gefangenen nimmt und uns nach einer kurzen Einführung sofort in medias res wirft, wovon an er seinen engen, blutverschmierten Todesgriff am Halse des Zuschauers bis zum letzten Frame nicht lockert, sondern stattdessen immer stärker zudrückt.
                  Uncharakteristisch für einen Horrorfilm enthält dieses französische Werk erstaunliche intelligente, wenn letztendlich auch fruchtlose Polizeiarbeit, was mir besonders auffiel und eine willkommene Abwechslung darstellte. Es gibt zudem eine groteske Geburtsszene zu bestaunen, bei der ich zunächst nicht wusste, ob ich lachen oder angewidert wegschauen soll. Getragen von hingebungsvollen Darstellerleistungen, einem pulsierenden, trommelfellzerfetzenden Score sowie derben, effektiven Splattereinlagen bekommt man hier den absoluten Wahnsinn geboten.

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                  • 6 .5

                    Dies ist definitiv eines der besten Horror-Sequels und für mich fast gleichauf mit dem Original!
                    "Dream Warriors" bietet kreative und spaßige Traum- bzw. Mordsequenzen (Das Puppenhaus, "Welcome to prime time, bitch", das "Puppenspiel", der Wurm, der finale Kampf in der "Hölle"), liebenswerte Figuren, talentierte Darsteller (alte wie neue: Heather Langenkamp und Patricia Arquette haben sich in mein Herz gespielt, Robert Englund zeigt enorme Spielfreunde), eine sinnvolle und logische Vertiefung der Mythologie Freddys und der Funktion der Traumwelten sowie einen existenten(!) Plot, der gegen Ende in zwei gleichermaßen wichtigen und spannenden Strängen zusammenläuft.

                    Zum Glück wird auch hier wie im ersten Teil den Figuren auf Augenhöhe begegnet, denn es geht hier um Kinder mit besonderen Fähigkeiten, die von ihren Eltern und der Gesellschaft nicht wahrgenommen werden und im Keim erstickt werden sollen. Erst nachdem Nancy den Anstoß gibt, findet sich eine Gruppe von Außenseiter zusammen, die sich ihren Ängsten stellen und ihre inneren Dämonen bezwingen wollen.
                    Keine der Figuren hat großen Tiefgang, es gibt die üblichen Stereotypen, doch diese werden von engagierten Schauspielern mit so viel Herz und Esprit verkörpert, sodass sie im Laufe des Film darüber hinauswachsen können und nicht wie die üblichen Fleischsäcke in Slashern nur existieren, um zu nerven und auf brutale Art und Weise den Löffel abzugeben. Hier freut man sich wenn die Figuren überleben, ja sogar intelligent handeln und wenn Nancy am Ende stirbt, wird es sogar ziemlich traurig und man leidet mit. Wow, fällt mir dazu nur ein. Denn nachdem Teil 2 emotional vollkommen an mir vorbeiging, hatte ich nicht gedacht nochmal eine störkere Bindung zu dieser Reihe aufzubauen, doch es hat hiermit ziemlich gut geklappt.

                    Freddys zunehmende Sprücheklopferei stört mich auch nicht, da ich ihn eigentlich schon im Original nicht als gruselige, "ernste" Bedrohung empfand, spätestens dann nicht mehr als er mit seinen Opfern auf den Boden rumkugelte und mit ihnen raufte. Für zweitklassige Oneliner bin ich immer zu haben, weshalb mir auch die Roger Moore-Bonds und viele 80er-Jahre-Arnie-Actioner so gut gefallen. Und viele Freddy-Sprüche können denen auf jeden Fall das Wasser reichen.
                    Das Freddy nun das Produkt von 100 Verrückten ist und nur mit heiligem Wasser vernichtet werden kann, sind für mich sinnvolle Ergänzungen zum Nightmare-Mythos und trampeln nicht respektlos über das stabile Storytelling-Fundament, welches das Original so effektiv vorgepflastert hat.

                    Das einzig größere Problem, das ich mit diesem Eintrag habe, ist da schon eher das im Mittelteil wieder der Plot einschläft und obwohl wir viel Zeit mit den Figuren verbringen, nicht wirklich viel über sie lernen. Viel mehr setzen wir uns mit eindimensionalen Konflikten auseinander, in denen es um engstirnige Ärzte und desinteressierte Eltern geht, die unseren Protagonisten mal wieder nichts glauben und damit alles nur schlimmer machen. Es dauert recht lange bis Nancy dann wirklich mit den Patienten arbeiten kann und wir auf das großartige und extrem spaßige Finale vorbereit werden.
                    Kurzum: Anfang und Ende rocken die Bude, mittendrin wird es eher etwas zähflüssig. Dennoch: Wes Craven, Bruce Wagner, Chuck Russell und die Effektartisten waren hier mit viele Liebe am Werk und das spürt man jede Minute.

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                      Richard Franklins mutige Fortsetzung zu einem der einflussreichsten Horrorfilme aller Zeiten, ist für mich eher ein trashiger, träger Camp-Slasher als alles andere.
                      Die Farce geht schon gut los: Anstatt selbst eine kreative, spannende Eröffnungsszene zu kreieren, wird einfach die berühmte Duschszene vom Original wiederholt und man ruht sich auf den Lorbeeren von vergangenen Großtaten aus. So haben wir das gern.
                      Dann kommt Norman nach über 20 Jahren psychiatrischer Behandlung aus der Klapse und sein Psychiater (!) erlaubt ihm, wieder in das alte Bates-Haus zu ziehen, wo ja nur der Ursprung all seiner Traumata seinen Anfang fand und ihn an seine zahlreichen Morde von früher erinnern wird. Allein dieses Setup für die Story ist schon derart debil und unglaubwürdig, das ich von dem Zeitpunkt an bereits die Augenbrauen nach oben gezogen habe.
                      Auffallend ist auch, dass bis auf Lila Loomis - Marion Cranes Schwester - die Norman wieder in den Knast bringen will, keiner in der Stadt Angst davor zu haben scheint, nun täglich mit einem Serienkiller zu interagieren. Alle nehmen ihn wohlwollend auf und wenn er mal wieder jemand abmurkst, was soll´s? Kann ja mal passieren: Better luck next time. Am besten lässt man ihn auch noch im hiesigen Diner mit Küchenmessern hantieren und auf junge, attraktive Mädels treffen.

                      Lila und ihre Tochter Mary ersinnen dann gemeinsam einen haarsträubenden Plan, in dem es darum geht, Norman derart zu manipulieren, sodass er gezwungen ist, wieder mit dem Morden zu beginnen. Mütterlich-treusorgend wie Lila ist, will sie dass ihre Tochter beim geistesgestörten Norman einzieht. Allein. Weit weg von jeglicher Hilfe. Ins wohl gruseligste Haus der Welt. Während sie sich als Normans Mutter verkleidet, um ihn wahnsinnig zu machen. Hat jede Figur in diesem Film einen Todeswunsch?
                      Lila ist als wiederkehrender Charakter aus dem Original ohnehin die größte Enttäuschung. So hat sie scheinbar den Freund ihrer getöteten Schwester geheiratet (WTF?) und benimmt sich nun ständig wie eine wütende Furie. Von ihrer ursprünglichen Liebeswürdigkeit ist da keine Spur mehr.

                      Auch die im Vordergrund stehende Beziehung zwischen Mary und Norman ist einfach nur fragwürdig und ergibt auf keinen Planeten unseres Sonnensystems Sinn. Man kann wirklich nicht oft genug betonen, dass Norman ein kranker Serienkiller ist, der es hauptsächlich auf junge Frauen abgesehen hat, doch trotz dessen begegnet Mary ihm stets mit einer Ruhe und Verständnis - selbst wenn er vor ihr mit dem Küchenmesser rumfuchtelt - als würde sie mit einem ungezogenen Kleinkind reden, das ab und zu Spielsachen kaputtmacht. In einer Szene, sieht sie ihn sogar nachts creepy mit einem Messer vor ihren Bett stehen, doch ihr Gesichtsausdruck verändert sich dadurch einfach mal gar nicht. Entweder handelt es sich hier um schlechtes Schauspiel von Meg Tilly oder die Figur soll offenkundig minderbemittelt sein.
                      Unfrewillig komisch wurde es dann, als Norman nachts monologisierend vor ihrem Fenster stand, während sie müde im Bett lag. Er will von ihr eine Antwort, ob es wahr sei, dass er wieder verrückt geworden ist. Sie verneint dies, es sei auf keinen Fall so. Sofort zieht er das Küchenmesser und geht einen Schritt auf sie zu und will angreifen. Mit anderen Worten: Sie widerspricht seinne Zweifeln, dass er wieder zum Killer geworden ist und das macht ihn so wütend, dass er sie im Gegenzug fast ermordet. Köstlich, köstlich.
                      Dann fängt er an, darüber zu lamentieren, dass er seine Mutter vergessen habe und bricht tränenreich in ihren Armen zusammen. Goldsmiths traurige Musik schwellt dramatisch an und Norman gesteht ihr letztendlich stotternd, dass er sich nur noch an die getoasteten Käse-Sandwiches seiner Mutti erinnern kann. Die Szene endet. Ich hab gebrüllt vor Lachen! Das können die doch nicht ernst meinen, oder?

                      Nunja, generell machte mir Anthony Perkins´ Performance durchaus Spaß und er spielt den sozial unbeholfenen, stark gealterten Norman auch unheimlich gut, aber er sorgt dadurch auch wieder dafür, dass alle anderen Darsteller neben ihm gnadenlos verblassen. Das gab es im Original nicht, denn Janet Leigh sowie Martin Balsam konnten Perkins mühelos das Wasser reichen und deren pointierte Interaktionen knisterten förmlich vor Suspense. Hier haben wir es eigentlich fast mit einer Onemann-Show zutun, denn alle anderen Schauspieler erledigen ihren Job auf halbherzige Art und werden mir nicht in Erinnerung bleiben.

                      Es gibt hier einige ganz nette Kills zu verbuchen, es geht recht grafisch und brutal zu, doch richtige Spannung wollte für mich zu keinem Zeitpunkt aufkommen. Viel zu breitgetreten sind die ständigen Dialoge zwischen Norman und Mary über die immer gleichen Themen: Mutti, Norman, Mutti. Wir verlassen auch des Öfteren das Bates-Haus und finden uns in einem Diner, einen Polizeirevier oder einem anderen Hotel wieder, was den Film auch daran hindert, eine gruselige Atmosphäre aufzubauen und die klaustrophobisch-unangenehme Grundstimmung des Originals zu evozieren.

                      An sich fand ich die Idee eine Fortsetzung zu "Psycho" zu drehen, in der sich auch wirklich die vergangenen Jahre bemerkbar machen und Norman Bates sich nach seiner Behandlung wieder in der realen Welt zurückfinden muss, recht interessant und sehenswert. Doch wie das Ganze hier angegangen wurde, gefällt mir einfach gar nicht. Der betont clevere Whodunit-Aspekt ist zudem einfach unheimlich spannungsfrei, denn wer außer Norman soll es denn sonst getan haben? Als am Schluss dann enthüllt wird, dass die alte Lady aus dem Diner in Wahrheit Normans Mutter und für die Morde verantwortlich sei und seine eigentliche Mutter seine Tante gewesen ist, konnte ich eigentlich nur noch mit den Augen rollen. Vielleicht war die alte Frau ja wie Norma nur geisteskrank, da sie auch in der Klapse war und erfand diese Geschichte nur. Oder sie war wirklich seine Mutter, was heißt, dass das Original nun retroaktiv keinen Sinn mehr ergibt. Es ist wiedermal ein Mysterium, das nur mit hanebüchener Logik funktioniert und nicht zum Miträtseln einlädt.

                      Es wird behauptet, dass es hier um das große Drama um Normans Wiedereingliedern in die Gesellschaft geht, doch es wird stets nur weinerlich um seine emotionale Brüchigkeit und die immer gleichen Fragestellungen gekreist. Das ist unheimlich langatmig mit anzusehen und ich konnte das Geschehen nicht wirklich ernstnehmen, hauptsächlich weil für mich die zentrale Beziehung zwischen Norman und Mary sowie die generelle Ausgangssituation unseres Muttersöhnchen nicht fuktioniert. Die durchweg miesen Dialoge, bemüht-brutalen Tötungen und schwachen Schauspielleistungen der Nebendarsteller haben mich auf unangenehme Art an die "Freitag der 13."-Reihe erinnert, eine nervtötende Franchise die von Hitchcocks Original qualitativ weiter entfernt ist, als der Mond zur Sonne. In weiten Strecken verstehe ich "Psycho 2" daher als B-Movie-Schund, im Gesamtpaket aber eher als schleppendes, der Einzigartigkeit des Original nachtrauerndes, unnötiges Beiwerk.

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                        Pyro 91 26.10.2017, 15:12 Geändert 04.10.2023, 22:53

                        Bisher hatte ich das Vergnügen die ersten fünf Teile der "Freitag.."-Reihe erleben zu dürfen und mein Enthusiasmus für diese Horrorfranchise schien danach nicht nur äußerst gedämpft, sondern von Jason persönlich zerhackstückelt worden zu sein. Bis auf die letzten 20 Minuten des 2. Teils, der eine gelungene und suspensevolle Finalgirl-Sequenz und einen Hauch von Tiefgang des Mutter-Sohn-Mythos´ beinhaltet, könnte man diese Filme meinetwegen alle mit einer Rakete ins All schießen und es würde mich nicht die Bohne interessieren.

                        Nun also das Remake. Tja, handelt es sich hierbei um einen guten Film? Nicht wirklich, aber allein schon aus technischer Sicht konnte ich mit diesem Eintrag WESENTLICH mehr anfangen, als mit dem Murks, der in den 80er-Jahren verbrochen wurde. Der effektive Schnitt, der gezielte Einsatz von Gore, die gruselige Beleuchtung, die fähigen Schauspieler, die packende, überlebensgroße Inszenierung von Jason - ein angstmachender, muskelbepackter Koloss namens Derek Mears - und seine stumpfen, brutalen Kills - all dies hat mich zum ersten Mal spüren lassen, warum diese Reihe vielleicht doch ganz spaßig sein könnte, wenn ein kompenter Regisseur wie Marcus Nispel hinter der Kamera steht, der weiß wie man dem müden Slasher-Genre zumindest auf visueller und soundtechnischer Ebene, wieder etwas frisches Leben einhauchen kann. (Kann der Mann nicht mal gute Drehbücher verfilmen? Ich mag seinen Stil wirklich.)

                        Das Problem liegt eigentlich wie immer am Drehbuch und an gewissen strukturellen Entscheidungen darin. Das geht schon zu Beginn los: Ich kann es eigentlich nie leiden, wenn ich am Anfang des Films eine Szene präsentiert bekomme, die durch stetige Schwarzblenden und damit verbundenen Einblendungen der Schauspieler und der beteiligten Crew unterbrochen wird. Wie soll sich da bitte eine dichte Atmosphäre und eine starke Immersion aufbauen?
                        Naja, zumindest die ersten zwanzig Minuten fand ich äußerst packend und spannend inszeniert. Die wie immer grausrauchenden und notgeilen Teenies sind nicht gerade sympathisch oder interessant, aber man wünscht ihnen auch nicht gleich den Tod an den Hals. Ein, zwei gelungene Figuren - deren Namen ich vergessen habe - sind da schon dabei und es macht Spaß Jason dabei zuzuschauen, wie er sie alle mit einem creepy Sack auf dem Kopf stalkt und auf blutige Art den Garaus macht. Die Referenzen an alte Teile, die in diesem Segment vorkommen, sind zudem ganz spaßig und schön eingesetzt.
                        Ich finde es allerdings schade und nicht sinnvoll, dass wir mit diesen ertragbaren Figuren so wenig Zeit verbringen, da sie alle - bis auf ein Mädchen, das Jason entführt - gleich abgeschlachtet werden, nur damit wir nach der TIteleinblendung - die erst nach über zwanzig Minuten erscheint - eine weitere Meet the Meat-Sequenz ertragen müssen, von denen bis auf ein Mädchen wirklich alle Charaktere von Sekunde 1 an komplett unsympathisch und an Blödheit nicht zu überbieten sind. Es ist also ob der Film drei Anläufe braucht, um einen formularischen, relativ überraschungsfreien Slasherplot aufzuziehen. Und der Blick wandert schon auf die Uhr...

                        Sei´s drum. Zumindest eines der Mädchen und Clay - ja, ich konnte mir einen Namen merken -, die sich auf die Suche nach seiner vermissten Schwester machen, geben der Franchise wohl zum ersten Mal einen emotionalen Kern, eine treibende Kraft, ja, etwas mit dem wir mitfiebern können. Schon traurig, wenn man sich über derart simple Elemente einer Standard-Dramaturgie freuen muss, aber da die Serie ja stets so zynisch und herabwürdigend mit ihren zu Exzess neigenden jungen Figuren umgegangen ist, ist ein Hauch von Empathie und Menschenfreundlichkeit da schon wünschenswert.
                        Denn mit Ausnahme der beiden "Helden", sind die anderen Figuren allesamt hochkarätige Arschlöcher, deren Ableben man gar nicht schnell genug herbeisehnen kann. Aber das ist wohl auch der vordergründige Sinn des Slasher-Genres. Man freut sich über ein bisschen nackte Haut und auf die kreative Art wie nervige und "ungezogene" junge Menschen ermordet werden. Es geht nicht um spannende Sequenzen, in denen wir mit den Figuren bangen und leiden, es geht viel mehr darum, dass proportional zur Länge von Jasons Stalksequenzen, die darauffolgenden Tötungen dementsprechend auch besonders brutal und ungewöhnlich ausfallen müssen. Wie ich das generell finden soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht.

                        Auch Jason erfährt in diesem Eintrag eine eher halbgare Behandlung, die nicht wirklich konsistent, sondern eher unentschlossen wirkt.
                        Einerseits ist er das unkaputtbare Monster, das überall auftauchen kann, mit dem sich keiner anlegen kann, der als Rächer prüder Moralvorstellungen auftaucht; auf der anderen Seite scheint er durchaus Emotionen zu haben, denn er verschont eines der Mädchen, weil sie ihn optisch an seine Mutter erinnert und sperrt sie jahrelang in seiner Untergrundbasis ein. Und obwohl er den geistigen Verstand eines 10-jährigen hat und einfach nur Mamis Liebe braucht, kann er komplizierte Fallen bauen und ein Untergrundtunnelsytem entwickelt, um sich effektiv im Crystal Lake-Gebiet fortbewegen zu können.
                        Es wirkt für mich so, als ob die Verantwortlichen nicht einfach nur ein hirnlose Killermaschine rekreeirren wollten, zur selben Zeit aber auch nicht wirklich erforschen wollten, ob es hinter der Maske auch einen Menschen gibt.
                        Ich muss aber sagen, dass ich viele Szenen mit Jason schon allein wegen Derek Mears unheimlich imposant und einprägsam fand. Jedes Mal wenn er plötzlich im Bild aufgetaucht ist und sich auf die Jagd nach Jugendlichen gemacht hat, wirkt es so als ob ein riesige Dampflock angebrettert kommt, die alles in ihrem Weg stehende gnadenlos wegräumen und zerstören wird. Ich denke hier habe ich zum ersten Mal verstanden, warum man bei diesen Filmen Jason als einschüchternde und unstoppbare Bedrohung sehen kann.

                        Die letzte Final Boy-Girl-Sequenz war dann wieder eingermaßen spannend, denn ich mochte die Schauspieler und die Figuren recht gerne. Das Schlussbild fand ich dann wieder erschreckend lahm, denn es möchte gerne den freilich markerschüttenden Jumpscare aus Teil 1 zitieren, wo der kleine Jason auf einmal ins Boot gesprungen kommt, doch hier versagt Nispel leider völlig. Es ist inszenatorisch viel zu offensichtlich, was als nächstes passieren wird und die musikalische Untermalung kündigt dies leider auch ganz genau an. Schade wie kraftlos und müde dieses Remake dann letztendlich endet.

                        Für mich aber dennoch der beste "Freitag der 13."-Teil, allein schon wegen der dargebotenen technischen Kompetenz und weil mein absolutes Hasselement der Originalreihe, nämlich die dämlichen Dialoge, die 50-60 Minuten jedes Films ausmachten, hier deutlich weniger vorkommen und zumindest zwischen einigen Figuren zielgerichtet, ja direkt pro-aktiv sind und auf etwas anderes als puren Nonsense und bemühte Zeitstreckung hinauslaufen.
                        Die Messlatte war zugegebenermaßen nicht besonders hoch angelegt, aber alles in allem würde ich mir diesen Teil der Franchise wohl am ehesten noch einmal ansehen. Alle anderen nur wenn Jason meine Familie als Geisel genommen hätte und mich mit vorgehaltener Machete dazu zwingen würde.

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                          Pyro 91 25.10.2017, 13:44 Geändert 25.10.2017, 16:59
                          über Psycho

                          Umso öfter ich mir "Psycho" über die Jahre angesehen habe, desto mehr ist er in meiner Wertschätzung gewachsen. Egal ob Schauspiel, Inszenierung, Score (!), Drehbuch, Setdesign, Ausleuchtung - hier wird ganz klar Filmgeschichte geschrieben. All diese Stärken kombiniert, machen Alfred Hitchcocks Begründung des Slasher-Genres für mich immer noch zum Horror-Psychothriller schlechthin. 109 Minuten voller Paranoia, Angst und Schrecken, die auch nach jeder Sichtung noch lange nachwirken.

                          In keinem anderen Film von Hitchcock wird der Zuschauer so geschickt und effektiv manipuliert wie hier. Besonders erstaunlich ist, wie wir mittendrin mithilfe von zwei, drei pointierten Dialogszenen den Protagonisten wechseln und uns auf einmal mit Norman identifizieren und seinen Blickwinkel einnehmen
                          Während wir zu Beginn noch vollkommen mit Marion sympathisieren und wollen, dass sie mit dem Diebstahl durchkommt, damit sie sich mit ihrem Freund Sam ein Leben aufbauen kann, drücken wir vielleicht nur zehn Minuten nach ihrem Tod bereits dem bemitleidenswerten Norman die Daumen, dass das Auto - inklusive Marions Leiche - komplett im Moor versinken möge.
                          Später als Marions Schwester Lila und Sam auftauchen, steigt die Spannung um Normans schmutziges Geheimnis ins Unermessliche an und wir wollen nicht, dass er auffliegt - zumal dieser durch die eher tölpelhafte Befragung durch Sam noch sympathischer wirkt - aber gleichzeitig wollen wir Gerechtigkeit wegen seiner begangenen Verbrechen und mit Lila das gruselige und imposante Haus erforschen.

                          Im speziellen sind mir dieses Mal die feingeschliffenen Dialoge aufgefallen, vor allem die zwischen Marion und Bates, sowie Arbogast und Bates, welche unerträglich intensiv sind. Während erstere Unterhaltung unterschwellig sexueller Natur ist, handelt es sich bei letzteren, um ein Katz-und Maus Spiel, welches den Begriff "Pulverfass" quasi neu definiert.

                          Die berühmt-berüchtigte Duschszene wirkt heute noch genauso bedrohlich und unangenehm wie damals, da sich der meiste Horror ausschließlich im Kopf des Zuschauers abspielt. Zuerst wiegt sich Marion in Sicherheit und lässt sich sozusagen von ihren Taten "reinigen", während sie nicht ahnt, wer sich hinter dem Duschvorhang anschleicht. Nirgendwo sonst wäre sie so verletzlich für eine unerwartete Attacke. Als der Killer sie angreift, befindet sich die Kamera in einer unmöglichen Position, nämlich da wo eigentlich die Wand wäre und man kommt sich unglaublich voyeuristisch vor, diese brutale Tat mit anzusehen. Marions Leben - in Form von Blut - läuft buchstäblich den Abfluss hinunter.
                          Bernhard Hermanns klirrender Score dazu bleibt natürlich unvergessen und hämmert sich ins Gehirn, wie Normans Stiche in Marions Körper. Auch nach mehreren Sichtungen schlägt mein Herz hier wie wild, was wie erwähnt, nicht in der grafischen Darstellung liegt, sondern an der überraschenden und ungewöhnlichen Art wie das Ganze inszeniert worden ist und an der musikalischen Untermalung die mir immer weder an die Nieren geht, egal wie oft ich dieses Stück höre oder wie häufig es popkulturell schon zitiert worden ist.

                          Die zweite Mordszene wirkt auf mich unglaublich "persönlich", weil wir Arbogast in seiner Furcht und Verwirrung direkt ins Auge sehen, als er rückwärts die Treppenstufen hinunterfällt. Auch hier werden wir anfangs zum Voyeur, indem wir aus der Vogelperspektive hilflos und desorientiert zusehen müssen, wie "Mutter" von der Seite unheimlich schnell und zielgerichtet mit einem Messer auf ihn zukommt.

                          Das Finale im Keller ist eines der spannendsten, was ich je gesehen habe und es enthüllt die schreckliche Wahrheit um Normans Mutter. Hier ist auch wieder das am effektivsten, was wir nicht ausführlich zu sehen und hören bekommen. Was hat Norman die ganze Zeit mit seiner Mutter gemacht? Schlief er im selben Bett mit ihr? Spielt er wie ein kleiner Junge mit seinen alten Spielsachen im Kinderzimmer? Wie hat er seine Freizeit verbraucht, wenn er nicht gerade im Motel gearbeitet hat?

                          Die Szene mit dem Psychologen am Ende ist vielleicht zu lang und könnte gekürzt werden, ist jedoch wichtig um einige neue Informationen zu erhalten (Mutter und Liebhaber wurden vergiftet, er stahl ihren Körper). Im Kontext seiner Zeit gesehen, wollte man hier dem Zuschauer wohl noch eine "Bedienungsanleitung" mitgeben, um das Gesehene besser verstehen und einordnen zu können. Gestört hat mich diese Szene eigentlich noch nie, denn sie wirft uns eher langsam aus dem Film und gibt einem noch Zeit, um die Geschehnisse zu verarbeiten.
                          Doch danach zieht uns Hitchcock nochmal den Teppich unter den Füßen weg, wenn wir Norman, dessen Seele nun vollständig der Mutter gehört, in der Zelle sitzen sehen und wir seinen/ihren internen Monolog lauschen können. Das Schlussbild mit Anthony Perkins` dämonischem Grinsen bleibt unvergesslich und man mag sich nur die Reaktion des Kinopublikums im Jahr 1960 vorstellen, als der Film zu Ende war.

                          Eine Szene möchte noch besonders hervorheben, denn sie blieb mir noch lange im Gedächtnis und ist neben den "üblichen Verdächtigen" (Dusche, Treppe, Keller) die beste im Film. Es passiert so gegen Ende des Films, als Norman mit seiner Mutter spricht, weil er sie in den Keller bringen will.
                          Die Kamera fährt langsam das Treppenhaus hinauf, pausiert vor der Tür, "kehrt um" und nimmt die Vogelperspektive ein. Zum einem hat das natürlich praktische Gründe, damit wir die Mutter nicht sehen, aber es wirkt auf mich so desorientierend: Mit wem redet er da wirklich? Was zur Hölle geht in dem Haus vor sich? Was passiert als nächstes?
                          Diese Verwirrung und Unsicherheit seitens des Zuschauers fängt Hitchcock mit dieser Kamerafahrt perfekt ein und deswegen wird sie mir auch nicht mehr aus dem Kopf gehen.

                          Fazit: Es fällt schwer bei "Psycho" nicht ständig mit Superlativen um sich zu werfen, doch wenn es einen nahezu perfekten Film gibt, dann handelt sich um dieses Werk. Es beendet außerdem Hitchcocks hervorragenden Lauf in den 50er-Jahren und ist für mich mit "Vertigo" gleichzeitig der Höhepunkt seines Schaffens. Immer wieder gerne.

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                            Mit Ausnahme von Robert Englunds spaßigem, wenn auch ungruseligem Auftreten und der immer noch sehenswerten, beeindruckenden Spezialeffekte, ist dieses Sequel für mich leider als Horrorfilm ein totaler Rohrkrepierer. Hier funktioniert für mich nahezu gar nichts.

                            Freddys Motivation macht schon von Haus aus keinen Sinn. Warum sollte dieser einen menschlichen Körper haben wollen - was ihn verletzbar machen würde - wenn er im Reich der Träume uneingeschränkt und fantasievoll Teenies nach Lust und Laune abschlachten kann? Dass Wes Craven diese dämliche Idee am Arsch vorbeiging, glaube ich gern, entzieht sie sich doch der sinnhaften (Traum-) Logik und den konkreten Regeln, die der erste Teil so konsequent und klar aufgestellt hat. Freddy verliert dadurch außerdem seinen besonderen Status als Traumdämon und wird zu einem 08/15-Slashermonster, das wahllos irgendwelche Teenies in der realen Welt umbringen will. Sein zielloses Rumspektakeln auf der öden Poolparty, war mit Abstand der absolute Tiefpunkt des Films und ich wollte reflexartig schon auf den Aus-Knopf meines Fernsehers drücken.
                            Die Verantwortlichen scheinen nicht begriffen zu haben, was den ersten "Nightmare..." so besonders gemacht hat, am wenigsten die thematisch starke Idee, dass die Sünden der Eltern nun von deren Kindern ausgebadet werden müssen. Nun steht Freddy wohl für Jesses unterdrückte Sexualität, was für mich wahllos und fragwürdig wirkt.

                            Auch Hauptfigur Jesse ist ein unheimlich langweiliger und jammerlappiger Typ, der im Gegensatz zu Nancy nicht pro-aktiv ist (die für mich sympathischte Qualität der Figuren des Originals) und dessen Sorgen und Nöte immer um die selben Dinge kreisen. Der homosexuelle, durch ein Megaphone schreiende (Sub-)text ist sicher nicht uninteressant im Kontext der Zeit, aber thematisch erforscht wird hier mal so gar nix, sondern bestenfalls angedeutet. Am Ende des Tages überwindet zudem die heterosexuelle Liebe mal wieder alle Grenzen (auch selten dämlich) - von subversivem Ansatz ist da keine Spur mehr zu sehen.
                            Wenn Jesse und seine hysterisch-doofe Freundin dann am Ende im Bus sitzen und Freddy wieder das Ruder übernimmt, frage ich mich schon wofür ich mir eine derart konsequenzlose Geschichte angesehen habe, die die exakt selbe Ausgangslage wie zu Beginn einnimmt, nur in noch kraftloser und uninteressanter. Ich meine, was für ein eindrucksloses Schlussbild! Die Figuren, mit denen wir theoretisch über die letzten 87 Minuten mitfiebern sollten, fahren ihren ungewissen Schicksal entgegen und aus die Maus. Aber egal, Hauptsache wieder eine Fortsetzung im Kasten.

                            Und an wem wollte Freddy eigentlich Rache nehmen? An Jesse, der nichts mit seinem Tod zu tun hatte? An irgendwelchen Teenies, deren Eltern ihn gar nicht getötet haben? Nicht mal der Filmtitel ergibt Sinn.

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                              Pyro 91 20.10.2017, 15:24 Geändert 20.10.2017, 16:21

                              "Mindhunter" ist genau die Serie, auf die ich wohl bereits seit gut zehn Jahren warte. Schon seit meiner Teenagerzeit habe ich ein großes Faible für Serienkiller entwickelt und mir zahlreiche Bücher und Filme zu diesen morbiden, gefährlichen Mitgliedern unserer Gesellschaft einverleibt. Im Besonderen hat es mir dabei das True Crime-Genre angetan.
                              Anders als bei vielen anderen Medien, in denen es um die kranke Psyche dieser gestörten Individuen geht, ist diese neue, von David Fincher produzierte Serie nicht an großartiger Effekthascherei, exploitativer Gewaltdarstellung und thrill-verschaffenden Verfolgungsjagden des Killers interessiert, sondern setzt ganz nüchtern und sachlich beim Dialog zwischen Ermittler und Täter an und offenbar uns tiefe, psychlogisch-höchstspannende Blicke in menschliche Abgründe.
                              Fincher-typisch wird mit großen emotionalen Ausbrüchen gespart, viel mehr steht hier das Wiederaufleben der 70er Jahre, die schrittweise Entwicklung des Profilings und der thematische Tiefgang, d.h. die Erforschung dieser Subjekte im Vordergrund.
                              Vielen mag dieser Art der Inszenierung sauer aufstoßen, doch da "Zodiac" mein Lieblings-Fincher ist, gerade weil die wahren Tatsachen und Geschehnisse des Falls einfach trocken und fast schon dokumentarisch auf die Leinwand gebannt werden, fühle ich mich bei dieser eher intellektuelleren, kopflastigeren Auseinandersetzung richtig wohl.

                              Das heißt im Umkehrschluss nicht, dass die Figuren allesamt langweilig sind und mich deren Schicksal nicht tangiert. Ganz im Gegenteil: Schon zu Beginn hatte ich großes Interesse an Holden Fords idealistischen, sozial inkompetenten Art und war fasziniert von diesem Mann, der unter seinesgleichen immer wieder ins Fettnäpfchen tritt, während er sich in Serienkillern scheinbar spielend hineinversetzen kann und immer wieder neue, intelligente Wege findet, sich mit ihnen auszutauschen. Ich bin daher sehr gespannt, wohin sich sein allgemeiner Geisteszustand noch entwickeln wird, wenn er sich weiterhin so intensiv und empathisch mit diesen düsteren Inhalten beschäftigt.
                              Auch sein Partner Bill Tench, der zu Beginn noch wie der typische grumpy old man wirkt, der schon genug perverse Angelegenheiten im langjährigen Polizeidienst gesehen hat, wird von Holdens inspirierender Vision angesteckt, hat aber für sich - hauptsächlich wegen seines angespannten Familienlebens - gewisse Grenzen gezogen, die er im Dialog mit den Killern nicht überschreiten will.
                              Dritte im Bunde ist Wendy Carr, welche das Team hervorragend ergänzt und vor allem eine starke, unabhängige, intelligente Frauenfigur ist, die noch eine zusätzliche, gut durchdachte Sichtweise und tiefgehende, psychlogische Kenntnisse beisteuert, die maßgeblich für den Erfolg dieser Einheit sind.
                              Ja, ich kann es wirklich nicht erwarten endlich Staffel 2 zu sehen und mit diesen sympathischen, wenn auch leicht schrulligen Figuren, welche von fantastischen Schauspielern verkört werden, erneut in die Tiefe der menschlichen Perversität und Abgründe abzusteigen.

                              Als kleinen Kritikpunkt kann ich anbringen, dass, eben gerade weil die Serie so stark auf Plot und thematischen Tiefgang konzentriert ist, gewisse Beziehungen und Interaktionen zwischen den Charakteren eher skizzenhaft und unterentwickelt bleiben, im speziellen Holdens Beziehung zu seiner Freundin Debbie oder Bills Familienleben. Da dies aber wie bei "Zodiac" nur veranschaulichen soll, wie das Verhältnis der Figuren zu ihrer normalen Umgebung aussieht, um uns einen Maßstab zu geben, wie es um deren inneres Gleichgewicht bestellt ist, stört es mich nicht besonders, es sei denn diese Abschnitte der Serie nehmen einen größeren Teil der Handlung ein. Trotzdem gefällt mir dieses Aussparen von menschlichen Drama, denn es wirkt für mich seitens Fincher ehrlicher, als auf Teufel komm raus den Zuschauer klischeehafte und vorhersehbare Beziehungs- und Familienprobleme vor den Latz zu knallen, wenn das eigentliche Interesse der Schöpfer bei ganzen anderen Dinge liegt.

                              Nein, "Mindhunter" könnte sich wirklich zu einer meiner Lieblingsserien mausern, speziell wenn bspw. der Charles Manson-Fall in den Fokus rückt, Holden langsam den Verstand verliert oder der Mann mit Schnauzer und Brille, den wir fast in jeder Folge zu sehen bekommen, wirklich der BTK (Bind, Torture, Kill)-Serienmörder ist. All dies wäre hochspannend.

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                                Pyro 91 18.10.2017, 23:25 Geändert 18.10.2017, 23:25

                                "Jesus Christmas! Holy Jesus! Goddamn! Holy Jesus jumping Christmas shit!"

                                Yeah, pretty much.

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                                  Pyro 91 16.10.2017, 23:08 Geändert 22.10.2017, 20:48

                                  SPOILER
                                  "Gerald´s Game" funktioniert für mich in erster Linie als sorgsam erzähltes, allegorisches Traumabewältigungsdrama über eine Frau namens Jessie Burlingame, die als Kind Opfer von sexuellen Missbrauch durch ihren Vater wurde.

                                  In ihrer momentanen Ehe mit Gerald findet sie sich mit Handschellen festgekettet auf ihren Ehebett wieder und muss dort um ihr nacktes Überleben kämpfen. Doch psychologisch-spannende Rückblenden zeigen, dass sie sich eigentlich emotional schon seit ihrer Kindheit in diesem Bett befunden hat, entscheidender Moment war der, als ihr Vater ihr all die Scham, Schuld und letztendlich vollkommene Verantwortung für seine schändliche Tat übertragen hat, während er scheinbar wohlwollend mit väterlichen Blick neben ihr auf ihrem Kinderzimmerbett saß. Sehr stark ist hier das Bild der kleinen Jessie wie sie - nachdem ihr Vater sie mit ihren Schmerz und Leid allein gelassen hat - mit ausgestreckten Händen vollkommen verwundbar und wehrlos daliegt - genau wie in der Gegenwart - und nicht weiß, wie sie nun mit der Tatsache umgehen soll, dass die Person, die ihr am nächsten steht, ihr ihre Kindheit rauben und vermutlich auch nicht vor ihrer ungeborenen Schwester Halt machen wird, sollte Jessie je sein kleines, schmutziges Geheimnis ans Tageslicht bringen.

                                  Wie ihr Vater versteckt ihr scheinbar treusorgender und liebevoller Ehemann Gerald eine dunkle Seite, ein raubtierhaftes Verlangen sie zu unterdrücken, sie gefügig zu machen und für seine kranken Perversionen auszunutzen.
                                  Letztendlich zwingt sie ihre heikle Situation dazu, sich mit ihren Trauma auseinanderzusetzen, sie erinnert sich an die Wunden, die ihr ihr Vater zugefügt hat. Nicht nur an die emotionalen, sondern auch die körperliche, als sie sich mit einem zerspringenden Glas in ihre Hand schneidet, nachdem ihre Mutter wissen wollte, wie sie mit ihrem Vater den Tag verbracht hat.
                                  Ihr wurde ein Schnitt zugefügt, der nie hätte passieren dürfen, doch in der gegenwärtig spielenden Handlung hilft ihr eben diese schmerzhafte Erinnerung sich aus ihren Fesseln zu befreien und ihr Überleben zu sichern. Sie kann nicht ändern, was damals mit ihr geschehen ist, doch sie kann diesen Schmerz dazu nutzen, um aus ihr vertrackten Lage zu entkommen und später dann anderen Menschen zu helfen, die ebenfalls Opfer von sexuellen Missbrauch wurde. Es ist die Idee, dass Jessie nach einem schrecklichen Trauma wie diesen nicht für immer an ihre schreckliche Vergangenheit gebunden ist, die selben grausamen Erinnerungen immer wieder durchleben und darunter leiden muss, sondern durch die finale Einsicht, dass all diese Männer in Wahrheit nur "klein" sind und keine Macht über sie, ihre Zukunft, ihr Leben haben, aus ihrer Opferrolle ausbrechen und dieser destruktiven Dynamik ein für alle Mal entfliehen kann.

                                  Stellvertretend für Jessies aus Inzest entstandener, tief vergrabener Scham, tritt der Moonlight Man auf dem Plan (Hallo an den Riesen aus "Twin Peaks"!), der bereits zu Beginn bei den beiden im Auto "mitfährt", als wir im Radio von einem umherziehenden Grabräuber hören, der in der Gegend in der Jessie und Gerald ihr Wochenende verbringen, sein Unwesen treibt.
                                  Er bringt längst Vergangenes, tief Vergrabenes wieder ans Tageslicht und ist - wie wir am Ende herausfinden - ein durch Inzest entstandenes Geschöpf, das wirklich existiert und nicht wie man zunächst annehmen könnte nur ein Hirngespinst von Jessies übermüdeten Verstands ist.
                                  Sie versucht ihn zu verleugnen, denkt auch dass sie, indem sie ihm ihren Ehering als Tribut zollt, frei von ihm ist und mit ihren Trauma abgeschlossen hat. Doch das ist noch nicht das Ende, erst nachdem sie ihrer Angst direkt ins Gesicht geblickt, ihr Leid mit anderen geteilt und sie zur Aufarbeitung ermutigt hat, ist es ihr möglich einen Schlussstrich zu ziehen, ihr illusionäres Gefängnis endgültig zu verlassen und optimistischer in die Zukunft zu blicken.

                                  Auf einem reinen Storylevel bin ich mit "Gerald´s Game" also ziemlich zufrieden, doch die erzählerische Umsetzung ist an manchen Stellen etwas unausgewogen und seltsam gewichtet. So finde ich z.B. einige langwierige Monologe vom toten Gerald etwas zu repetitiv und platt, ständig macht er Jessie Angst, redet über ihr Scheitern, dem nach fleischdürstenden Hund und blablala. Hier hätte sich Mike Flanagan wirklich total auf seine großartige Hauptdarstellerin Carlo Gugino verlassen können, die in jeder Szene wirklich alles gibt, großen Mut zur Hässlichkeit zeigt und deren Gesicht einem alles sagt, was man wissen muss.
                                  Letztendlich waren die Rückblenden, die sich mit der jungen Jessie beschäftigen auch visuell noch am interessantesten, in der gegenwärtigen Handlung wird das Schlafzimmer-Setting für meinen Geschmack nicht ausreichend genutzt, auch wenn Jessies Versuche aus ihren Handschellen auszubrechen - besonders am Schluss durch das Ritzen mit der Glasscherbe - dafür sorgten, dass ich extrem unruhig auf meinem Sofa hin- und herrutschte. Ich hätte mir gewünscht, dass der Survival-Aspekt der Handlung noch etwas mehr zum Tragen kommt und so die Spannung noch ein wenig angekurbelt worden wäre.
                                  Wie so oft bei Horrorfilmen - wenn man diesen Film so einordnen möchte - wäre ich auch mit 10-15 Minuten kürzerer Laufzeit und weniger Wiederholung im Handlungsablauf wesentlich zufriedener.
                                  Doch alles in allem hat mir "Das Spiel" ziemlich gut gefallen, hauptsächlich wegen der starken Geschichte und der beeindruckenden Lead-Performance. Den King adaptieren können nur die wenigsten, dieser Versuch war jedoch fast ein großartiger Erfolg.

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                                    Pyro 91 15.10.2017, 18:43 Geändert 15.10.2017, 20:05

                                    SPOILER
                                    "Stage Fright" ist wahrlich ein sich wie Kaugummi-ziehendes, ausgetretenes Werk des Großmeisters, welches erzählerisch und figurentechnisch leider nie so wirklich aus dem Quark kommt.
                                    Die "falsche" Rückblende zu Beginn, die letztendlich einen unzuverlässigen Erzähler etabliert, ist ein kleines, letztendlich aber dramaturgisch unbedeutendes Alleinstellungsmerkmal in Hitchs Oeuvre und fällt aufgrund seiner ungewitzt-aufgezogenen und emotional uninvolvierenden Art leider vollkommen flach. Denn Johnny - der scheinbar Unschuldige auf der Flucht - kommt als Figur viel zu kurz und verschwindet für gefühlte drei Viertel des Films komplett aus der Handlung. In der allerletzten Szene wird er uns dann als scheinbar geisteskranker Mörder enthüllt, der schon ein paar Morde begangen hat - wofür es zuvor keinerlei Hinweise gab - was deshalb einfach nicht zum Mitfiebern, geschweige denn zum Miträtseln einlädt. Das ist problematisch, denn Eve Gill beschäftigt sich den größten Teil der Handlung damit seinen Namen reinwaschen zu wollen und arbeitet dafür undercover bei Marlene Dietrichs Femme fatale. Dies verspricht eingangs noch eine spannende Konstellation mit zahlreichen Suspense-Momenten und faszinierenden Enthüllungen zu werden, doch auch hier zieht Hitchcock die Daumenschrauben nie wirklich fest genug an und lässt uns nervös auf dem Sofa zappeln. Überraschende Wendungen, ja irgendeine Art von narrativer, gradueller Erleuchtung über die wahren Motive, Persönlichkeiten des anfänglichen Mörderpärchens bleiben vollkommen aus. Am Schluss ist man deshalb genauso schlau wie am Anfang. Selbst die Verwechlungsgeschichte mit Eve nimmt nie an Fahrt auf und man hat nicht das Gefühl, dass hier großartig etwas auf dem Spiel steht. Immer wieder erinnern einen kleine Suspense-Momente an vergangene sowie zukünftige Großtaten des dicken Briten, doch diese werden nicht auf die Spitze getrieben, sondern nur angedeutet.
                                    Ein wenig Humor, der weitgehend von Alistair Sim und skurilen Nebenfiguren eingestreut wird, lockert das ganze ernste, fade Geschehen etwas auf und auch die Romanze zwischen Eve und dem Detective kann etwas an Charme verbuchen.

                                    So bleibt letztendlich ein gut gespielter, makellos inszenierter Thriller, dessen schlecht gewichtetes und repetitives Drehbuch wirklich noch einige scharfe Überarbeitungen gebraucht hätte, um bei Hitchs großen Werken mitmischen zu können. Denn die richtigen Zutaten sind alle da, nur leider halbgar aufgekocht.

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                                      Pyro 91 15.10.2017, 01:47 Geändert 15.10.2017, 01:47

                                      Enorm spannender Thriller, der durch zwei großartige Lead-Ladies, eine subtile, minimalistische Inszenierung, eine psychologisch-spannende Figurenzeichnung und ein beinahe horrorfilmartiges, beeindruckendes Ende besticht. Ich habe jede Minute genossen!

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                                        Pyro 91 14.10.2017, 21:52 Geändert 27.11.2017, 01:15

                                        Die "Freitag der 13. "-Reihe weiß wirklich, wie man mich auf die Palme bringt. Schon zu Beginn entfuhr mir ein verzweifelter Seufzer, als hier allen Ernstes die letzten 6 Minuten des vorherigen Teils frech und schamlos an den Anfang geklatscht wurden. Nur das Ende wurde natürlich wieder abgeändert, damit uns wieder eine neue, uninspirierte Schlachplatte aufgetischt werden kann, die wie die Vorgänger bestens zu langweilen weiß. Die Verantwortlichen scheinen den Glauben anheim gefallen zu sein, sie würden hier eine zehnteilige, epochale Reihe über "Krieg und Frieden" drehen, denn um den komplexen Handlungsverlauf und die profunde Figurenzeichnung Jasons aus Teil 1 und 2 zu verstehen, braucht man scheinbar mindestens drei Gehirne und ein laaaanges Wiederabspulen der vergangenen Geschehnisse. Hätte am Anfang eine Titlecard verkündet: "Erst Jason tot, Mami böse. Dann Mami tot, jetzt Jason böse." wäre die selbe Information übermittelt worden und die ohnehin schon viel zu lange Laufzeit für diesen Quark wäre schön dezimiert worden.

                                        Während der ersten Stunde habe ich eine derart bodenlose Langeweile empfunden, die wohl schon eher einer tiefen existenziellen Krise gleichkommt und erschreckend in Frage gestellt hat, was ich denn da gerade Produktives und Sinnvolles mit meinem Samstagabend anfange. Denn ich schaue auf den Bildschirm und nichts von Interesse oder Relevanz passiert. Miese Schauspieler, die ein Minimum an Bemühung als Zeilenroboter und durch körperliche Anwesenheit vorweisen, sowie eine definierende Charakteristika als Figur haben, gehen gerade noch so als "Charaktere" in einem "Film" durch und lösen keinerlei Emotionen in mir aus. Sie sind nicht so nervig und dämlich wie die Teenies im Original von 1980, dafür aber einfach nur da, extrem fad und beispiellos uninteressant.
                                        Zuweilen fragt man sich auch, wieso diese Figuren überhaupt Zeit miteinander verbringen, denn vom Sex und Pot rauchen mal abgesehen, verbindet sie mal so gar nix. Jede Minute hat man das Gefühl, dass hier einfach ein paar Schauspieler aufs Set gewandert sind und emotionslos ihren Part runterrattern.

                                        Zwei löbliche Ausnahmen gibt es hier dennoch, allerdings erst nach gefühlten 13 Stunden. Zum einen: Richard Brooker. Sobald Jason auf den Plan tritt und seine übermächtige, nicht klein zu kriegende Präsenz kundig macht, fahren die müden Augendeckel auf einmal wieder nach oben und eine Zeit lang kann man durchaus Spaß mit seiner eindimensional-doofen, bersekerhaften Art haben. Warum er jetzt auf einmal Nicht-Teenager umbringt, übermenschliche Superkräfte hat, eine Hockey-Maske trägt, sich immer mehr vom Crystal Lake entfernt, Chris schon einmal im Wald übern Weg gelaufen ist und "irgendwas" mit ihr gemacht hat - das weiß wahrscheinlich niemand, am allerwenigsten die Produzenten.
                                        Die Final Girl-Sequenz ist auch wieder recht ordentlich, was darin liegt, dass die Chris-Darstellerin schausspielerisch am stärksten, ihr Figur am kompetentesten, intelligentesten und somit am sympathischten ist. Kein großes Lob, denn in diesem Film gibt es auch zwei Kiffer-Figuren, die mit der Gruppe scheinbar gar nichts zu tun haben und nur grasrauchend rumsitzen und dumm grinsen.

                                        Enttäuscht war ich zusätzlich von Steve Miner, der auch Teil 2 verbrochen hatte, im Vorgänger aber wesentliche spannendere Sequenzen vorweisen konnte, vor allem wenn er mit leeren Raum im Bild gearbeitet hat und der Zuschauer mehr wusste, als die Figuren selbst. Hier jedoch wirkt alles nur routiniert runtergefilmt und Spannung will sich mal so gar nicht aufbauen. Selbst die Gore-Szenen sind recht lahm, da auch hier wieder mit Blut und Gedärmen gegeizt wird, wodurch man sich schon die Frage stellen kann, wieso man sich diesen Film überhaupt ansehen soll. Waren nicht die blutigen und brutalen Killszenen und das Blankziehen der weiblichen Figuren die Hauptgründe sich diese Filme damals im Kino anzusehen?
                                        Es sind sicher nicht die miesen 3D-Effekte, die ihren traurigen Tiefpunkt in einer Szene finden, in der eine "Figur" ein Jo-Jo 30 Sekunden lang in die Kamera schwingt und nervt.

                                        Am Ende stirbt Jason wieder ein paar Mal, aber: Überraschung! Er steht wieder auf und wird sich auch in Teil 4 erneut durch eine Horde persönlichkeitsfreier und dämlicher Schießbudenfiguren metzeln, wobei jegliches Bemühen ihn zu töten, natürlich wie immer für die Katz sein wird, damit der Status Quo auch weiterhin beibehalten und wiederhergestellt werden kann.

                                        Ich merke allerdings immer wieder, dass ich über die "Freitag der 13."-Reihe immer wieder gerne schreibe, das eigentliche Anschauen des Films mich bisher über weitere Strecken aber immer extrem gelangweilt hat. Ich denke auf irgendeine Art finde ich diesen extrem simplen, inkonsistenten Jason-Mythos und alles was damit zu tun hat, schon recht spaßig und unterhaltsam, nur leider nimmt er immer so wenig Platz in diesen Filmen ein. Zudem verstehe ich nicht, warum man nicht einfach mal sympathische und etwas tiefgründigere Figuren haben kann, deren Ableben einem nicht am Arsch vorbeigeht und die vielleicht - mit Ausnahme des Final Girls - wirklich aktiv und auf intelligente Art etwas tun, um nicht gekillt zu werden. Denn die erste Hälfte dieser Filme, in der nur rumgesessen und alltäglicher Quatsch geredet wird, finde ich einfach jedes Mal wieder unerträglich öde.
                                        Sicher, oft kann es in Horrorfilmen auch funktionieren "einfache" und alltägliche Figuren zu haben. In meinem Lieblingsvertreter des Genres "The Texas Chainsaw Massacre" finde ich die meisten Figuren auch nicht sympathisch oder besonders tiefgründig, aber sie wirken auf mich einfach wie alltägliche Otto Normalverbraucher, die in diese grauenhafte Lage geraten sind und völlig unvorbereitet in der Hölle landen. Natürlich funktioniert dieses Meisterwerk des Terrors auch wegen Tobe Hoopers Regie so gut: Mit seinem dokumentarisch-anmutenden, dreckigen Inszenierungsstil fühle ich mich immer wie live dabei und als ob ich selbst Zeug dieser furchtbaren Geschehnisse werde. Und obwohl es dort drunter und drüber geht, ja scheinbar der Wahnsinn selbst auf Film eingefangen wird, verliere ich nie meinen Glauben an das Filmgeschehen und werde nicht aus dieser bedrückenden und nervenzerfetzenden Stimmung gerissen.
                                        Sowas ähnliches würde ich mal gerne mit dieser Filmreihe erleben. Oder zumindest einfach irgendeine Art von starker emotionaler Reaktion meinerseits, außer Langeweile und Spannung auf durchschnittlichem TV-Thriller-Niveau.

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                                          Pyro 91 05.10.2017, 20:31 Geändert 05.10.2017, 20:33

                                          Würde der spaßige und unterhaltsame Schlagabtausch zwischen diesen beiden Herrschaften insgesamt nur eine halbe Stunde dauern, würde meine Wertung wohl deutlich gnädiger ausfallen.
                                          Leider wird für meinen Geschmack viel zu viel Zeit mit den Teenagern verbracht, die gewohnt langweilig und eindimensional sind und mich nicht weniger interessieren könnten. Warum nach gefühlten 20 Teilen und ca. 200 Morden, Freddy und Jason gerade von dieser lahmen Truppe kaltgemacht werden sollen, erschließt sich mir nicht ganz. Es ist von Anfang an klar, dass beide diesen Film überleben werden und somit geht die Spannung stets gegen Null. Dass wäre ja auch nicht weiter schlimm, würden wir es hier mit einer lupenreinen Schlachtplatte zutun haben, die sich hauptsächlich auf die beiden konzentriert, während die menschlichen Figuren kaum Beachtung finden.
                                          Doch leider sollen wir scheinbar mit den Ängsten und Sorgen dieser Bande warm werden, die zwar von fähigen und durchaus sympathischen Schauspielern verkörpert wird, aber gegen diese Horror-Ikonen im Grund genommen nichts ausrichten kann. Das heißt es dann warten auf die große Konfrontation, die mir wirklich große Freude bereitet hat und nicht zuletzt wegen Robert Englunds manisch-blödelnden Spiel allererste Sahne war. Hinzu kommt, dass die übertriebenen Kampfszenen teilweise wie aus Looney Tunes wirken und in ihrer ausufernden Art einfach herrlicher Trash sind.
                                          Trotzdem habe ich mich während des Films unheimlich gelangweilt, vor allem wegen der zahlreichen Fakeout-Scares, den lahmen Motiven der Bösewichte, den tausendfach-gehörten Dialogen und erzwungenen Konflikten zwischen den Figuren. Die extreme Vorhersehbarkeit und die wiedermal unkreativen Killszenen - auch wenn das Blut sagenhaft schön spritzt - animieren mich auch eher dazu vor dem Fernseher einzunicken.

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                                            Pyro 91 04.10.2017, 20:23 Geändert 20.10.2017, 16:29

                                            Wow, "Eyes without a face" hat das geschafft, was die meisten Horrorfilme schon lange nicht mehr in mir ausgelöst haben: Ich lag nachts wach in meinem Bett und konnte kein Auge zutun.
                                            Obwohl es in diesem visuell poetisch-anmutenden, jedoch inhaltlich im Kern hässlichen Meisterwerk eine gewisse grafische Szene gibt, bei der ich die Augen immer wieder abwenden musste sowie eine verstörende Nahaufnahme, die auch nicht zu verachten ist, hat bei mir am Ende doch die zweigesichtige Natur der Erzählung mithilfe ihrer Figuren wahre Alpträume verursacht.

                                            Denn Dr. Genessier verbirgt hinter seiner rechtschaffenen, von Erfolg gekrönten Maske ein hässliche egomane, übermenschliche Herrschernatur; Christiane hat hinter ihrer - von ihrem Vater angefertigten - Gesichtsabdeckung nur ein zerstörtes, rücksichtlos-zugerichtetes Gesicht vorzuweisen und das Anwesen der Familie mit seinem pikfeinen und makellos gehaltenen Erscheinungsbild verbirgt einen schrecklichen Folterkeller für Mensch und Tier, der eine unglaubliche Geringschätzung für fühlende Wesen und deren Sicherheit, Eigenständigkeit und Liebenswürdigkeit ausdrückt.

                                            Dr. Genessier, der stets kalt, kontrolliert und emotionslos vorgeht, verkörpert für mich die grauenerregende Vorstellung, das jemand der über hohen sozialen Status verfügt und gesellschaftlich angesehen ist, völlige Narrenfreiheit besitzt und mit Hilfe von Geld, Macht und Einfluß einer zerstörerischen Freizeitbeschäftigung nachgehen kann, bei der sang- und klanglos junge Frauen verschwinden können ohne dass es jemandem auffällt bzw. es sanktioniert wird. Selbst die Staatsgewalt versagt hier völlig und spielt diesen Mann am Ende sogar noch in die Hände. Es ist eine Welt ohne jegliche Ordnung, jegliche Gerechtigkeit, die von einem kranken Irren dominiert wird, der alles und jeden unter seine Fittiche nehmen und nach seinem Gutdünken formen möchte. Der seine eigene Schuld am Unfall der Tochter und existierende Fehler und Schwächen an sich nicht akzeptieren kann, sondern versucht diese mit Hilfe von geisteskranken Experimenten und von seiner Profession legitimierten "Zurechtschneiden" von anderen, zu überspielen, in deren Blut reinzuwaschen, nur um letztendlich sein schwankendes und nach Perfektion strebendes Selbstbild aufrechtzuerhalten.
                                            Wie ein Gefängniswärter behält er über das Leben von jedem in seiner Umgebung die Kontrolle und niemand wagt es, sich seinen Befehlen und Anordnungen zu widersetzen.
                                            Nie hatte er das Wohlergehen seiner Tochter im Sinn, denn obwohl er als Arzt wusste, dass hohe Geschwindigkeiten beim Autofahren zu schrecklichen Umfällen führen kann, musste er auch hier das Sagen haben und sorgte dafür, dass seine Tochter ihr Gesicht verlor. Seine verzweifelten Versuche es ihr wieder zurückzugeben, hat er jedoch nur unternommen um sich und ihr zu beweisen, dass er es schaffen konnte, nicht mehr.
                                            Denn was hätte sie denn für ein Leben gehabt? Sie hätte ihre Heimat und auch ihren Ehemann verlassen und in einem anderen Land ihre Zelt aufschlagen müssen. Und jedesmal wenn sie ihre Reflektion sah, würde sie sich über ihr Gesicht, das Gesicht einer anderen Frau erschrecken, das ihr Vater ihr verpasst und als Tribut das Menschenleben einer Unschuldigen gefordert hat.
                                            Und selbst mit Maske wäre sie unweigerlich an ihr Schicksal erinnert worden und hätte keine Fuß aus dem Reich ihres Vaters setzen können ohne von der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Woher soll sie Liebe und Zuneigung bekommen, wenn nicht durch die eingesperrten Hunde, die der Professor in seinem Keller hält und die ganz aus dem Häuschen sind, als Christine bei Ihnen erscheint und sie liebkost? Hinter der Maske, der Haut einer anderen, befindet sie sich im Gefängnis.

                                            Letztendlich befreit sich Christiane von ihrem Aufseher und wirft ihn den geschundenen und zornigen Hunden zum Fraß vor. Sie befreit auch einige Tauben, die sie nach draußen, raus aus dem Schreckenshaus, auf Händen und Schultern begleiten. Wie ein Vogel, der nie gelernt hat zu fliegen, tritt sie in die weite Welt hinaus.
                                            Was nun? In der Illusion ihres Vaters zu leben war hässlich und extrem einschränkend, doch immerhin war ihre Rolle klar definiert. Wo geht die Reise nun hin? Man weiß es nicht. Doch spielt das zunächst überhaupt eine Rolle nachdem man der Hölle entflohen ist?

                                            "Eyes without a face" entlässt uns mit der Ungewissheit wie es nun mit Christine weitergehen könnte und ich liege hellwach in meinem Bett...und kann kein Auge zutun...

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                                              Pyro 91 30.09.2017, 22:44 Geändert 27.11.2017, 01:16

                                              Bumm Bumm Bumm...alle tot. Moment mal, wo war ich eigentlich die letzten eineinhalb Stunden?

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                                                Pyro 91 27.09.2017, 23:33 Geändert 28.09.2017, 18:25

                                                SPOILER!

                                                ARGH! Das ist der erste Gedanke, der mir zu "Sinister" in den Sinn kommt. Ein weiterer Horrorfilm, der - wie viele an die Wand gefahrenen Vertreter - so verdammt gut anfängt und nach etwa der Hälfte der Laufzeit in die Bedeutungs- und Spannungslosigkeit verschwindet.

                                                Doch zu Beginn: Erstklassiges und unangenehm-grusliges Sounddesign beim Ansehen der Super 8-Videos, die Beleuchtung war schön minimal und einnehmend (als ob der Film ausschließlich nur nachts spielen würde) und Ethan Hawke überzeugt als abgehalfterter und verlogener Horrorautor, dem die Authenzität und der Erfolg seines neuen Romans wichtiger ist, als das Wohlergehen seiner eigenen Familie. Ellison Oswalt heißt er und ich habe mich richtig auf seinen geistigen Verfall sowie seinen graduellen Abstieg in den Wahnsinn gefreut.

                                                Doch dann die große Enttäuschung: Der Dämon Bagul taucht plötzlich in den Videoaufnahmen auf und sieht aus wie die schlecht geschminkte Version des Leadsängers von "The Cure". Von da an ging gleich mal ein Haufen Luft aus dem Spannungsballon.
                                                Wenig später erscheinen dann auch noch "gruselige" kleine Kinder, die wohl beim Fertigmachen in der Maske mittendrin abgehauen sind und dadurch aussehen, als wären sie grad beim Kindergeburtstag angemalt worden. Argh, sag ich da nur! Dazu gesellen sich dann noch viele unnötige, falsche Alarme ("Oh, ein Skorpion.", "Oh, eine Schlange." "Oh, ein Hund.") und zu allem Überfluss muss auch noch ein Collegeprofessor kontaktiert werden, der uns über Skype genauestens erklärt, was Baghul denn nun eigentlich ist, damit er vollkommen entzaubert wird und auch das letzte bisschen Angst vor diesem Wesen verloren geht. Argh!
                                                Selbstverständlich gibt dieser Gelehrte Ethan Hawkes Figur nicht alle benötigten Informationen auf einmal, wodurch wir am Ende des Films dann eine "überraschende" Enthüllung präsentiert bekommen, die ab dem Punkt allerdings ohnehin schon jegliches Handeln der Hauptfigur einschränkt, wenn nicht sogar verbietet. Wie mitreißend.
                                                Wieso konnte denn der Film nicht den 80ern spielen und Hawkes Figur würde sich die Infos über diesen Dämon aus einer alten Bibliothek holen, in der er verstaubte, alte Bücher konsultiert? Das war doch deutlich atmosphärischer und tonlich angebrachter, als eine spannungslose Expositionsstunde über fucking Skype, oder nicht? ARGH!
                                                Die Idee, das ein uralter Dämon, der früher in Gemälden gelebt hat, sich nun im modernen Videoformat eingenistet hat, macht durchaus Sinn, jedoch ist die Vorstellung, dass ein Dämon im Kinderkörper umherwandert und den Tod seiner Opfer mit der Kamera filmt, viel zu albern, als das ich sie unheimlich finden würde. Das funktioniert für mich einfach nicht. Ein Dämon, der gelernt hat mit moderner Technologie umzugehen, wahrscheinlich im IT-Kurs, finde ich dagegen allerdings schon ziemlich komisch.
                                                Vielleicht wäre es an sich besser gewesen, wenn "Sinister" gar keinen übernatürlichen Touch gehabt hätte und es nur um einen kranken Serienkiller gegangen wäre, der leidenschaftlich gerne Snuff-Filme dreht.

                                                Was gab´s noch?
                                                Juliet Rylance hat als nettes Ehefrauchen eine recht undankbare Rolle an Land gezogen, denn sie fungiert eigentlich nur als Stichwortgeber, um den x-ten Ehekonflikt anzuheizen oder um auf gewisse Geschehnisse mit großem emotionalen Ausbrüchen zu reagieren. Shouting is drama, wie wir wissen und wenn wir die selben Eheprobleme immer wieder aufs Brot geschmiert bekommen, fiebern wir natürlich deutlich mehr mit, hust.
                                                Und was sollte eigentlich die Nummer mit dem Fanboy-Polizisten, der mehrere Male bei Ethan Hawke vorbeischaut, schlechte Witze macht und uns Dinge über Hawkes Charakter erzählt, die wir bereits wissen. Das ist insofern ärgerlich, da Derricksons Found Footage-Haunted House-Horror vor allem in der ersten halben Stunde stark auf visuelles Erzählen setzt. Ellison sieht sich die alten Filmbänder an, recherchiert am PC und spricht oft nicht ein einziges Wort. Der Regisseur kreiert dadurch subtil und langsam eine unangenehme und klaustrophische Atmosphäre.
                                                Doch die zweite Hälfte der Laufzeit besteht aus viel zu vielen redundanten Dialogen, ständig gleich ablaufenden Szenarien (Ellison geht ins Bett, oh der Projekt springt an, creepy shit happens!), lauten Schockeffekten und entlässt uns schließlich mit einem finsteren Ende, das sich nicht verdient anfühlt und auf ganzer Linie enttäuscht (die ganze Familie wurde off-camera umgebracht? WTF?).
                                                Schade, die ersten 40 Minuten versprachen so viel. ARGH!

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                                                  Pyro 91 26.09.2017, 15:36 Geändert 26.09.2017, 19:06

                                                  Ein packendes und gegen Ende hin fast unerträglich spannendes Charakterdrama, das Billy Wilder-typisch mit großartig herausgearbeiteten Figuren arbeitet, deren Persönlichkeit, Motivation und Handeln einfach in sich geschlossen wirken, sodass man sich gerne dieser einlullenden Sogwirkung hingibt und vollstes Vertrauen in den Schaffensprozess hat. Davon könnten sich heutige Drehbuchschreiber mal eine Scheibe abschneiden, denn egal wie egozentrisch und unliebsam die Charaktere sich hier verhalten, fiebert man immer noch mit ihnen mit, denn man versteht sie vollkommen, trotz oder gerade wegen ihrer vielen menschlichen Schwächen. Nicht auszumalen wie eine Figur wie Norma Desmond (großartig manisch-depressiv und theatralisch gespielt von Gloria Swanson) wohl in den Händen eines weniger fähigen Regisseurs gewirkt hätte.

                                                  In Wahrheit fällt es mir schwer zu entscheiden, welche der Figuren hier nun am tragischten ist. Joe Gillis, ein abgehalfterter Drehbuchautor, der scheinbar seine beste Zeit schon hinter sich hat und in der Industrie kaum noch Fuß fassen kann; bei Norma aus Bequemlichkeit bleibt und ihren Charme verfällt und sich dafür letztendlich mehrere Kugeln einfängt?
                                                  Norma Desmond, die unter keinem Umständen die Wahrheit akzeptieren möchte, dass die Leute nun nicht mehr an ihr interessiert sind und die Zeiten des Stummfilms vorbei sind; es nur noch schafft Leute an sich zu binden, in dem sie sie durch Schuldgefühle und finanzielle Absicherung manipuliert?
                                                  Max von Mayerling, der Norma einst als Regisseur entdeckte, ihre Karriere gemacht, ihr erster Ehemann gewesen ist und sich nun für ihren geistigen Verfall verantwortlich fühlt; gefälschte Fanbriefe schreibt und sie anlügt, damit sie weiter in ihrer Fantasiewelt melden kann? Der im doppelten Sinne ihr Diener ist und kein eigenes Leben hat?

                                                  Alle finden sie ihr deprimierendes, wenn auch unausweichlich passendes Ende, denn was sie alle miteinander verbindet, ist ihre emotionale Abhängigkeit voneinander.
                                                  Joe Gillis wird wie wir alle von Normas einnehmender Selbstinszenierung angezogen und gibt seine Unabhängkeit als arbeitsloser, armer, aber dafür freier Mann auf und lässt sich von ihr immer mehr vereinnahmen und emotional manipulieren. In Normas Anwesen gibt es keine Schlösser, außer die die für die Außenwelt bestimmt sind, denn sie selbst kennt keine Grenzen, was ihr hochemotionalen Ausbrüche und ihren Drang nach menschlicher Nähe anbelangt. Sie selbst steht immer im Mittelpunkt, es geht um ihr Verlangen, ihre Wünsche, andere Menschen kreisen nur um sie und sind bestenfalls Gefühlsanreger und sollen ein emotionales Loch füllen, das sich über die Jahre immer mehr geweitet hat und alles in sich verschlingt.
                                                  Joe hätte mehrere Gelegenheiten gehabt zu fliehen, doch wie Max fühlt er sich plötzlich für sie verantwortlich und gibt sein eigenen Lebensvorstellungen und Träume auf, nur um sie zu besänftigen und sie nicht aus ihrer realitätsfernen Sicht der Dinge zu reißen.
                                                  Hier haben sich zwei Leute gefunden, von denen eine keine Grenzen kennt, weil sie ihren Partner mit ihrer überschwänglichen Art erdrückt und einer, der das gerne mit sich machen lässt und recht lange - zu lange - braucht, um einzusehen, dass man nicht als leeres Gefäß an der Seite eines Menschen existieren kann, dessen Gefühlsschwankungen von einem Moment zum nächsten sehr extrem sein können.
                                                  Davon kann Max auch ein Lied singen, denn er hat es sich zur Aufgabe gemacht ausschließlich Normas Illusion von einer schillernden Vergangenheit am Leben zur erhalten, wodurch er den ganzen Tag nur selbst als Schauspieler agieren und auf ihre vielen unterschiedlichen Launen schnell und effektiv agieren muss.

                                                  Die bloße Akzeptanz der Vergangenheit, das optimistische Nach vorne schauen in die Zukunft hätte zur Folge, das alle Figuren loslassen könnten von ihrer Nostalgie und der Idee, dass das Leben eine gewisse Richtung hätte einschlagen sollen. Doch sie lernten es nie oder zu spät. Hiermit kritisiert Wilder auch eine romantische Verklärung von längst vergangenen Tagen, die als solche nicht mehr existieren. Und dies fügt sich natürlich hervorragend in die Hollywood als Traumfabrik-Thematik ein, denn nirgendwo ist es leichter seine fünf Minuten Ruhm zu erlangen, die große Aufmerksamkeit der Leute, das Gefühl selbst von Bedeutung zu sein, nur um es dann so schnell wie es kam auch wieder zu verlieren. Eine große Angst der Figuren im Film und Menschen im Allgemeinen, ist der Gedanke, das man seine schönste Zeit schon hinter sich hat und die Zukunft jetzt nur noch schlechter werden kann, speziell nachdem man schon einige großartige Erlebnisse und Beziehungen hinter sich hatte. Dem stimme ich nicht zu, denn auch die Zukunft hält immer wieder neue, aufregende Überraschungen bereit, welche allerdings oft auf unerwartete Art in unser Leben treten und zwar so, wie wir es uns in unseren kühnsten Träume nicht hätten ausmalen können.
                                                  "Sunset Boulevard", den ich nun schon öfter gesehen habe, macht mir jedes Mal wieder klar, wie wichtig es ist mit großer Offenheit und Optimismus voranzuschreiten und nicht - und wenn dann nicht lange - in die Nostalgie-Falle zu stolpern. Ein wahres Meisterwerk!

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                                                    Pyro 91 25.09.2017, 21:45 Geändert 04.10.2017, 22:54

                                                    Langsam finde ich morbides Gefallen an dieser trashigen und eindimensional-stumpfen Horrorreihe. Sicher, die meisten Schwächen, die ich schon beim ersten Teil, als solche empfand (öde Dialoge über Belanglosigkeiten, mieses Acting, lahme Killszenen, generelle Einfallslosigkeit), bleiben auch hier weiterhin bestehen, der Jason-Mythos macht vorne und hinten keinen Sinn (Er war doch nicht tot? Egal, Mami hat trotzdem ein Camp voller Teenies zerlegt. Und by the way: Wie kam Jason denn in die Stadt mitsamt Muttis Kopf? ) und viele Horroklischees, die mir schon ewig zum Hals raushängen, werden hier auch wieder gnadenlos zelebriert ("I´ll be right back" Nein, bist du nicht; das Finalgirl aus dem letzten Teil wird gleich zu Beginn umgebracht). Dennoch: Die Regie macht´s. Denn aus rein inzenatorischer Sicht konnte ich mit diesem Eintrag deutlich mehr anfangen, die Hetzjagd mit dem Finalgirl in den letzten zwanzig Minuten fand ich sogar recht packend als auch stimmungsvoll und von den Figuren waren überraschenderweise auch ein, zwei dabei, die ich ziemlich sympathisch fand.
                                                    Die letzte Konfrontation zwischen Ginny und Jason vor dem Altar seiner Mutter hatte sogar einen Hauch von psychlogischen Tiefgang, da sie sich als Kinderpsychologin ihr Wissen zu Nutze macht und Jason zu verkaufen versucht, dass sie nun seine Mutter wäre. Würde der Slasher seine Geschichte zu einem logischen Schlusspunkt führen, würde Jason genau wie seine Mutter geköpft werden und wir hätten ein poetisches Ende. Da die Reihe aber ad infinitum fortgesetzt werden muss, gibt´s am Ende wieder ein Traum-Geschwurbel, das den Zuschauer verwirren soll und die Tür für eine Fortsetzung weit offen lässt. Von mir aus, ich werde mir sicher bald den nächsten Teil genehmigen.

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