Pyro 91 - Kommentare

Alle Kommentare von Pyro 91

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    Pyro 91 23.12.2017, 20:02 Geändert 24.12.2017, 01:16

    Der achte Teil der Reihe ist eine über 100 Minuten breitgetretene, totlangweilige und unverzeihliche Angelegenheit, die ein, zwei spaßige Sequenzen bietet (Jason wird auf haarsträubendste Art wiedererweckt; er schlägt jemand mit blanker Faust dem Kopf ab, der dann im Mülleimer landet) und ansonsten so viel narrativen Schwung besitzt wie ein Dessertwagen mit zwei kaputten Reifen.

    Bemühten sich Teil 2 und 7 wenigstens noch etwas halbwegs interessantes mit der dünnen Materie zu machen, während Teil 3, 5 und 6 pure Zuschauerbeleidigungen waren und nichts außer Frustration und Zorn auslösten, ist "Jason takes Manhattan" scheinbar einfach nur daran interessiert, die pure Belanglosigkeit in audiovisueller Form darzustellen und sein Publikum in seinen fadenscheinigen Intentionen auch noch zu belügen.

    Die Grundidee, das Jason nun in New York sein Unwesen treibt, ist ohnehin schon selten dämlich, denn Horrorfilm funktionieren oft gerade wegen einer entlegenen, unentfliehbaren Location gut, die meistens für eine schauerliche Atmosphäre und ein erhöhtes Spannungslevel sorgt. Nunja, die "Freitag..."-Filme haben, was das anbelangt auch immer ziemlich versagt, aber zumindest im zweiten Teil fand ich die Endsequenz mit dem Finalgirl im Wald und in der einsamen Hütte wesentlich eindrucksvoller und einnehmender, als ein Jason und seine Opfer, die auf dem riesigen Times Square herumrennen und somit viel Handlungsfreiraum haben.

    Besonders am Ende des Films, als Jason durch eine U-Bahn rennt und mal keine Leute umbringt, setzte bei mir ein unheimlich befremdliches Gefühl ein. Warum ist Jason denn überhaupt mit nach New York gekommen? Eigentlich war er doch immer der Verteidiger des Crystal Lakes - der nun scheinbar in den Ozean mündet? - und er hat sich hauptsächlich auf doofe Teenies gestürzt, die auf seinem Terrain ihr Unwesen trieben. Doch nun hat er scheinbar eine persönliche Vendetta mit ein paar Leuten am Laufen, deren Schiff zufällig in irgendeinem Hafen auslief, der in der Nähe des Crystal Lakes war. Könnten Jasons Motive an diesem Punkt noch haarsträubender und unklarer sein? Warum killt er denn nicht alle Leute in der U-Bahn? Ich dachte sobald er einen Menschen begegnet, egal wie alt, müsste er die Machete zücken und demjenigen den Garaus machen. Scheinbar aber nicht, lieber stalkt er irgendwelche Leute, die zufällig auf dem Schiff waren und nun irgendwo auf einer gestagten Version einer Stadt herumrennen. Und verdammt nochmal, es dauert über eine Stunde bis Täter und Opfer endlich in Manhattan ankommen und dann rennen sie auch noch die meiste Zeit bei Nacht in irgendwelchen hochkriminellen Elendsvierteln oder in der versifften Kanalisation herum, wodurch der offensichtliche Etikettenschwindel des Titels noch viel deutlicher wird. Diese "Geschichte" hätte doch in jeder Stadt der Welt spielen können! Was war denn nun das ergiebige und spannende an dieser Manhattan-Prämisse, mit Ausnahme von ein paar netten New York-Shots am Anfang, die mit kischigem Synth-Pop unterlegt waren und suggerierten, dass wir jetzt gleich eine Liebeskomödie von Woody Allen sehen werden?

    Nachdem das Finalgirl in diesem Teil immer wieder Visionen von Kleinkind-Jason hatte, weil sie ihr schwachsinniger Onkel mal in den Crystal Lake geworfen hat, damit sie schwimmen lernt und dabei fast vom Maskenmann auf den Grund des Sees gezogen wurde, besiegt sie ihn, indem sie ihm in der Kanalisation entkommt und er von Giftmüll zerfressen wird. Nun ist nur noch die zehn Jahre alte Version von Jason übrig. Kein Zombie-Zustand, keine verrottete Leiche, nein einfach ein "normales" Kind. Wieso? Weshalb? Warum? Wer sich darauf einen Reim machen kann, hat diesen Film zweifelsohne verdient.

    Dieses Machwerk bietet mir absolut gar nichts. Die Tötungsszenen sind blutleer wie eh und je und rauben diesen Filmen jegliche Existenzberechtigung. Einmal sehen wir in Nahaufnahme wie jemandem die Kehle aufgeschlitzt wird und die Machete befindet sich ganz klar ein paar Zentimeter vom Hals entfernt und selbst als dann Blut spritzt, ist es nur ein winziger Tropfen. Wer will sich bitte einen netten Exploitation-Film ansehen? Das negiert doch vollkommen den Zweck dieses Genres. Sehe ich mir diese Film wegen des von unerträglich bis passabel rangierendem Schauspiel an? Nein. Wegen der eindimensionalen, öden Figuren? Nein. Wegen einer zäh vor sich hinschleppenden Storyline? Scheisse nein.
    Das hier ist die pure Nickelodeon-Version eines Slashers.

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      Pyro 91 19.12.2017, 22:52 Geändert 20.12.2017, 12:30

      Ceeeelebrate good times, come on!
      Endlich ! Ein durchschnittlicher Eintrag! Großartig! Whoooh!

      Entweder fand ich den Film wirklich über weite Strecken verdammt okay oder die anderen Fortsetzungen der Reihe haben mich bereits dermaßen geschädigt, dass schon akzeptables Mittelmaß mich zu einem Erleichterungsseufzer und Dankesgebet gen Himmel veranlassen. Wie dem auch sei...

      "Jason im Blutrausch" (geiler deutscher Titel übrigens, der kann ja NUR für diesen Film der Reihe zutreffen und ist deshalb absolut einzigartig) ist eigentlich der übliche "Freitag der 13."-Klamauk. Mieses Writing, laienhafte Darsteller, doofer Plot, der keinen Sinn ergibt (Zombie-Jason? Tinas Vater wurde nach seinem Tod nicht aus dem Wasser gefischt? Crystal Lake hat wieder seinen alten Namen?), lahme, blutleere Killszenen, anödende Musik und stereotype Figuren. Aber meine Fresse, ich würde lügen wenn ich sage, dass ich Carrie...äh Tina nicht zumindest sympathisch fand und in der Bande von Teenies nicht doch zwei, drei dabei waren, die zwar keinen Tiefgang hatten, aber ich wenigstens nicht den Tod gewünscht habe. Das ist eine verdammte Erleichterung, denn die letzten drei, vier Teile davor schienen stets so erpicht darauf zu sein, einfach nur schnell verheizbare Pappkameraden in zehn Minuten-Abständen einzuführen, die an debilen und nervtötenden Verhalten nicht zu überbieten waren und nur durch ihre bloße Anwesenheit dafür sorgten, dass mir vor Hass langsam meine Augäderchen platzten.

      In diesem Eintrag haben wir es dagegen hauptsächlich nur mit einer Gruppe klischeehafter Teenies zu tun, die sich auf der langweiligsten Geburtstagsparty aller Zeiten versammeln, Sex haben, Drogen nehmen und irgendwann den Löffel abgeben. Es werden nicht einfach wahllos irgendwelche Leute eingeführt, die den Killcount nach oben treiben sollen, aber mit der Gruppe vor Ort gar nichts zu tun haben, stattdessen heißt es: Back to Basics. Das hat dann auch wieder den Charme des Originals.
      Moment mal, werde ich gerade wirklich nostalgisch und möchte auf den miesen ersten Teil der Reihe einen romantisch-verklärten Blick zurückwerfen?

      Bitte streckt mich nieder.

      Jedenfalls dümpelte dieser Slasher für den Großteil seiner Laufzeit recht gemütlich auf eine Vier Punkte-Bewertung zu, bis dann zum Glück das Finale eingeleitet wurde und Telekinese-Tina sich ein spaßiges Duell mit cool aussehendem Zombie-Jason lieferte. Und diesen Abschnitt fand ich dann einfach nur schwer unterhaltsam, denn nach den zahlreichen Finalgirl-Sequenzen, in denen sich die meisten Ladies eher doof anstellten und immer wieder den selben Mist machten, konnte Tina Jason wenigstens mal das Wasser reichen und ihn mal ordentlich aufmischen. Das war dann auch genau die Art von Trash, die ich in diesen Filmen schon immer haben wollte. Teilweise habe ich wirklich gelacht wie verrückt z.B. als Tina eine Zimmerpflanze auf Jason schleudert, in der sich noch der abgehackte Kopf einer ihrer Freunde befand oder als sie Jason einen Elektroschock verpasst und dieser in Slow-Mo mit dem Gesicht voran voll in eine dreckige Pfütze fällt. Oder der Moment, als über Jason eine kleines Dach zusammenbricht, er davon begraben wird und der Film ernsthaft mit der Suspense spielt, ob ihn das nun erledigt hätte. Comedy pur! Oder wie steht´s mit dem WTF-Ende, bei dem auf einmal Tinas seltsam-unzombiehafter Vater aus dem Wasser springt und Jason nach unten in sein Verderben zieht?
      Sinn? Logik? Kontinuität? Das alles existiert in diesem Universum nicht, muss es aber für meinen Geschmack auch gar nicht. Wenn diese ganzen Filme einfach nur stets aus einer Ansammlung von wirren Ideen rund um den Jason-Mythos, kreativen Tötungsszenen (Tod durch Schlafsack war schon mal ein guter Anfang) und halbwegs sympathischen Figuren bestehen würden, wäre ich eigentlich schon ziemlich zufrieden.

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        Pyro 91 19.12.2017, 16:34 Geändert 19.12.2017, 16:36

        Ein kleiner, aber feiner Blockbuster mit Herz, der Humor, Charakterentwicklung (von Caesar), Action, Drama und angenehm altmodisches Storytelling lockerleicht und spielend unter einem Hut bekommt.
        Am besten haben mir die Szenen unter den Affen selbst gefallen, in denen es um deren Kommunikation, hierarchische Ordnung und Konflikte bzw. Zusammenhalt geht. Die CGI-Effekte sind hervorragend gealtert und ich konnte mich an Caesars Mimik und Gestik gar nicht satt sehen. Besonders seine Szenen in "Einzelhaft" sind mir sehr nahe gegangen, was ich schon sehr beeindruckend finde, denn oft schreckt mich die Computerherkunft der meisten Wesen in anderen Filmen eher ab.

        Rupert Wyatt weiß jederzeit wo er hinmöchte und auch gegen Ende verliert sich der Film nicht in planlosen, lauten Actionsequenzen, sondern es ist immer klar, was die Affen erreichen wollen und sie benutzen Strategie und Intelligenz, um gegen die Menschen vorzugehen.
        Die menschlichen Figuren sind hier nur schmückendes Beiwerk und ich könnte mir auch jemand anderes und besseres als James Franco in der Rolle des ambitionierten, leicht aufbrausenden Wissenschaftlers - inklusive Topmodel-Tierarzt-Freundin - vorstellen, aber dies fällt bei diesem großen Affenspaß dennoch nicht allzu sehr ins Gewicht.

        Die Fortsetzungen sollen ja scheinbar noch besser sein? Da kann ich mich wirklich auf was tolles freuen.

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          Pyro 91 08.12.2017, 00:25 Geändert 08.12.2017, 00:50

          SPOILER

          "Jack Reacher" ist die Art von Durchschnittsware, die mich als begeisterten Filmfan nicht wirklich zu großer Leidenschaft inspiriert, geschweige denn mir irgendetwas zeigt, was ich in dieser Form noch nicht gesehen hätte.
          Irgendwie ist das alles ganz kompetent gemacht und unterhaltsam genug für einen gemütlichen Filmabend, aber mehr leider auch nicht. Es würde mich auch nicht überraschen, wenn ich nächste Woche bereits 90 % Prozent dieses Werks wieder vergessen hätte.

          Der Verschwörungsplot, der zu Beginn - gekoppelt mit der mystischen Einführung von Reacher - noch großes Rätselpotential verspricht, ist leider dann doch extrem wendungsarm und sobald mir klar wurde, welche Motive, Ziele und Gründe die Drahtzieher für ihre Handlungen haben, war ich ehrlich gesagt ziemlich ernüchtert und enttäuscht. Denn um was geht es dem ulkigen, zweifingrigen Bösewicht - gespielt von Werner Herzog (!) - letztendlich? Geld.
          Wow, warum man diese Geschichte nicht in 90 Minuten erzählen hätte können, ist mir nicht ganz klar. Ein wenig mehr Raffinesse und Durchdachtheit hätte ich mir da schon gewünscht. (Warum arbeitet einer der Cops mit dem Villain zusammen? Joa, er wurde halt gezwungen, ne.)

          Zumal Tom Cruise eben nur seine übliche schweigsame und stoische Rolle als Actionheld zum Besten gibt und im unterkühlten und unerotischen Zusammenspiel mit Rosamund Pike nicht wirklich punkten kann, sondern nur einen "been there, done that"-Eindruck hinterlässt. Klar, Richard Jenkins und Robert Duvall sieht man auch immer wieder gerne, aber selbst sie können ihren Rollen keine Nuance oder Erinnerungswert abgewinnen. Die Darsteller sind eben alle da und machen ihren Job ganz okay.

          Sogar die Actionszenen fallen eher unter das Prädikat "ganz nett". Da gibt es eine spaßige, wenn auch tonlich-inkonsistente Schlägerei im Bad, eine unspektakuläre, gähnend-langweilige, aber dafür wenigstens handgemachte Verfolgungsjagd im Auto und einen laschen, uninvolvierenden Faustkampf im Regen, der allerdings am Ende vom ersten "Lethal Weapon" bereits schon packender und dynamischer in Szene gesetzt wurde.

          Dennoch habe ich das Gefühl, dass McQuarrie hier weiß, was er tut, denn seine slicke, konzentrierte und bodenständige Inszenierung hat dafür gesorgt, dass ich bei Laune gehalten wurde und den Film ganz gut "wegschauen" konnte.
          Er hält den Zuschauer auch nicht für minderbemittelt oder unkonzentriert, was insbesondere in den ersten zehn Minuten klar wird, in denen wir seinem rein visuellen Storytelling folgen müssen und wir nicht wie in den meisten doofen Actionfilmen oder Thrillern mit offensichtlicher Exposition, lautem Geschrei und Geballere und zwecksmäßig-gefilmten Dialogszenen gelangweilt werden. Sicher, das ist keine große oder außergewöhnliche Filmkunst, aber grundsolide und eine willkommene Abwechslung zu anderen Vertretern des Genres.

          Witzigerweise habe ich den Film mit meiner Mutter geguckt und sie fand ihn auch ganz in Ordnung. Als ich sie fragte, ob sie sich den Film nochmal ansehen würde und aus welchen qualitativen Gründen , wusste sie darauf zunächst auch keine Antwort, entschied sich aber dann für: "Naja, nicht wirklich, höchstens wenn ich mich mal entspannen möchte."
          Und so sehe ich dieses Cruise-Vehikel letztendlich auch: Meh.

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            Pyro 91 07.12.2017, 02:20 Geändert 12.04.2020, 20:08

            Nachdem Teil 5 zweifellos eine bodenlose Frechheit und an überwältigender Inkompetenz als auch fehlgeleiteten Ideen nicht zu überbieten war, fährt "Jason lives" wieder die sichere, plumpe und wohlbekannte "Freitag der 13."-Schiene und präsentiert uns den guten, alten Jason wie wir ihn kennen und (nicht) lieben.
            Da sich Tom McLoughlin und die Verantwortlichen keine Mühe geben auch nur einen Hauch von Kreativität, Innovation oder Geisteskraft in diese Werke zu stecken, sollte ich ihren Beispiel folgen und es mir beim Verfassen dieses Kommentars deshalb auch so leicht wie möglich machen. Irgendwie muss ich mich ja bei Laune halten und wie bei allen großen Werken einer Filmreihe oder eines Künstlers, erschließen sich die inhaltlichen-bedeutsamen Nuancen und Thematiken einfach erst im direkten, detaillierten Vergleich der Werke. Wie etwa bei einem Fellini, Kurosawa oder Bergmann. Und die "Freitag der 13."-Reihe hat es definitiv verdient im selben Atemzug genannt zu werden.

            Von daher habe ich mir eine "Freitag der 13."-Review-Schablone ausgedacht, die sich wirklich zu 99 % auf all diese Filme anwenden lässt und mir hoffentlich beim Ausloten der kleinen, aber feinen Unterschiede helfen wird :
            Der Film ist technisch nicht herausragend, aber auch nicht so inkompetent, dass es besonders auffällt. Die Plotentwicklung ist extrem gekünstelt und man vergisst nie gerade ein konstruiertes und schlampiges Drehbuch bebildert zu sehen. Doofe Teenager oder andere öde Zeitgenossen, deren Name wir vielleicht gerade noch so mitbekommen haben, werden auf brutale Art und Weise abgeschlachtet, doch wir sehen aus Zensurgründen im Grunde genommen nichts davon. Die Dialoge als auch das Schauspiel sind unterirdisch. Der Soundtrack ist quasi nicht vorhanden und besteht nur aus nervigem Geklirre.
            In den letzten zehn Minuten gibt es einen Hauch von Suspense und somit Unterhaltung, ja man hat fast das Gefühl einen Film zu sehen. Man erinnert sich auch daran ein Mensch zu sein, der auf dramatische Ereignisse durchaus mit Emotionen reagieren kann, anstatt stoisch und gleichgültig vor dem Fernseher zu sitzen.
            Am Ende überlebt Jason (grundlos und auf doofe Art), damit man die Fanboys nicht verärgert und ein weiteres Sequel in die Kinos bringen kann.

            Doch halt! Inwiefern unterscheidet sich denn nun dieser Teil vom vorherigen? Welche subtilen Unterschiede lassen sich hier ausmachen, um den wahren Genius dieser Reihe zu begreifen und tief zu verinnerlichen? Welche Momente, Szenen, Charakterentwicklungen können uns Aufschluss darüber geben, warum diese Reihe einen wahren Epos gleicht und aus dem modernen Horrorkino nicht mehr wegzudenken ist ?
            Ich hab´s! Es ist der feinsinnige, subtile und wunderbar-subversive Humor, der in diesem Eintrag seinen Einzug in die Reihe findet! Zum Beispiel: Ein Friedhofswärter dreht sich einmal zur Kamera und sieht mich (!) direkt (!) an. Er sagt: "Some folks sure got a strange idea of entertainment". Wow, einfach ein unfassbar starker Meta-Kommentar. Ich fühl mich dadurch richtig mit dieser Welt verbunden und als wäre ich ein Teil davon. Dies bindet mich noch viel stärker ins Geschehen und lässt mich verstehen, dass die Filmemacher wissen, wer sich ihren Film da gerade ansieht.
            Das heißt im Vergleich zu den Vorgängern gibt es nicht nur Spannung, Schockeffekte, Grusel, nackte Haut, sondern auch noch was zu Lachen. Wow, damit wird sich die Reihe unsterblich machen. Warum? Sie deckt die komplette Bandbreite an Unterhaltung ab und leistet alles, wozu sie zum Leisten in Stande ist. Oder wie steht es um die Szene, als Jason in seinem Grab nochmal mit einem Speer erstochen wird, der daraufhin von einem Blitz getroffen wird und dafür sorgt, dass der von Würmern zerfressene Jason geelektroschockt wird und auf einmal wieder leben und morden kann? Ganz klar eine Persiflage, Hommage und Liebeserklärung an das Zombie-Genre, ohne Worte, einfach nur brilliant. Eine sowohl gruslige, als auch mit tiefen Inhalt gefütterte Szene. Oder wie steht es um...

            Oh. Mein Pfleger hat gerade gesagt, ich soll schlafen gehen und davor noch meine Pillen nehmen. Er hätte mich bereits wiederholt darum gebeten. Na gut, also bis zum nächsten Mal...

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              Pyro 91 06.12.2017, 20:03 Geändert 06.12.2017, 20:28

              Ich habe keine Ahnung, was ich zu diesem Film noch sagen könnte, schließlich wurde er bereits über die letzten 20 Jahre zu Tode analysiert und von allen nur erdenklichen Blickwinkeln betrachtet. Ich kann nur sagen, dass mir "Pulp Fiction" einfach unheimlich Spaß macht und er wohl das ist, was Tarantino selbst als "Hangout-Movie" bezeichnen würde. Einfach ein Streifen, dem man sich gemütlich hingeben kann, während man dazu ein paar Bier trinkt und nen leckeren Burger isst. So unscheinbar großartig, da es oft um alltägliche, unspektakuläre Situationen geht (dem Gangstmillieu natürlich entsprechend), die sich dann in eine ungewöhnliche Richtung entwickeln, nur um dann auf die wahnwitzigste und absurdeste Art aufgelöst zu werden. Die Dialoge, die Figuren, die Darsteller, die Musikauswahl, die Erzählweise- das alles wirkt unheimlich mühelos, das sitzt und strahlt einfach pure Coolness aus. Coolness, die nicht einfach kopiert werden kann, wie sich später in anderen, von "Pulp Fiction"-inspirierten Werken herausstellen wird, sondern sich ganz natürlich aus Tarantinos abgedrehter und spannender Persönlichkeit und Weltanschauung ergibt. Pures Kino.
              Für mich mein zweitliebster Tarantino nach "Inglorious Basterds".

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                Pyro 91 06.12.2017, 19:43 Geändert 19.12.2017, 23:07

                Was hab ich mich hier mal wieder gelangweilt. Carpenter fährt auf: Flache, dämliche und extrem persönlichkeitsfreie Figuren, keinerlei Spannungshöhepunkte, irritierende, enorm repetitive Musik und nicht mehr überzeugende, mies geschnittene Tötungsszenen (da steckt eben ein Haken im Shirt, na und?). Die Grundidee finde ich dagegen eigentlich ziemlich klasse (getötete Lebrakranke rächen sich in Form von geisterhaften Ninjapiraten und kündigen sich per Nebel an) und einige gelungene, potentiell ikonische Shots gibt es hier auch zu bewundern, aber ansonsten?

                Carpenter lässt die Katze schon zu früh aus dem Sack und zeigt uns die auf die Insel zukommende Bedrohung bereits innerhalb der ersten zwanzig Minuten. Von diesem Punkt an gibt es kaum mehr Überraschungen oder Enthüllungen und wir können nur noch diesen extrem öden Figuren - die von unmotivierten Darstellern gespielt werden - bei ihrem unbeschreiblich faden, passiven Treiben zusehen. Es gibt vorhersehbare, lustlose Schreckensmomente, Dialoge, die mit der Handlung gar nichts zu tun haben und hunderte Shots vom ankommenden Nebel, der scheinbar irgendwie Grusel erzeugen soll. Keine der Figuren - bis auf den Pfarrer - unternimmt im Laufe der Handlung irgendetwas sinnvolles oder intelligentes, sondern sitzt nur rum und wartet auf das Ende des Films. Und wer so extrem dämlich ist und trotz (!) Warnungen mitten in der Nacht eine Tür öffnet, an die laut geklopft wird, während darunter ungewöhnlich-hellleuchtender Nebel austritt und gruslige Geräusche zu vernehmen sind, hat einen grausamen und schmerzhaften Tod zweifelsohne verdient.

                Für mich wirkt dieser Film so, als hätte man sich an einem Tisch gesetzt und gefragt hat, wie man wohl den uneffektivsten und absolut uninvolvierendsten Gruselfilm aller Zeiten drehen könnte. "The Fog" war dann das Ergebnis. Es ist mir völlig unbegreiflich wie einem dieser Film auch nur ansatzweise Angst machen, geschweige denn Gänsehaut bescheren könnte. Der könnte doch locker Nachmittag auf Super RTL laufen und sechsjährige Kids würden sich wahrscheinlich eher dabei langweilen, anstatt sich zu fürchten. Und ich liebe Horrorfilme, die sich Zeit lassen, die nicht ständig rumsplattern (obwohl ich dafür auch was übrig habe) und sehr subtil und geschickt ihr Grauen vermitteln. Hier seien nur mal "The House of the Devil"; "Ringu", "Der Mieter", "The Innocents" und "The Haunting" genannt, die ich allesamt großartig und mitreißend finde. Aber das hier war eine absolute Nullnummer.

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                  Pyro 91 01.12.2017, 00:37 Geändert 01.12.2017, 00:38

                  Hm, irgendwie hat mir dieser Rachethriller inhaltlich mal so gar nichts gegeben. Dennoch war ich die ersten 25 Minuten emotional noch ziemlich ins Geschehen involviert, ich mochte zu Beginn vor allem die rein visuell-erzählte, wortlose Einführung der Hauptfigur sowie den frühen, spannenden Höhepunkt in der Kneipe, in der Dwight den vermeintlichen Mörder seiner Eltern umbringt. Ich war daher gespannt, was da wohl noch kommen würde, vor allem da dieser erste Akt bei den meisten Selbstjustizreißern bereits das Ende wäre und nicht die prekäre Ausgangslage.

                  Doch danach lief alles mehr oder weniger nach Schema F ab. Letztendlich zeichnet sich ab, dass Gewalt scheisse ist und das perpetuelles Rachenehmen nur noch zu mehr Leid, Verzweiflung und letztendlich Tod führen wird. Das ist mir einfach zu wenig und das habe ich schon x-Mal in besseren Filmen in anderen Kontexten gesehen. Wäre das ganze in eine dramatisierte und einfühlsamere Geschichte eingebettet gewesen, mit einer Hauptfigur, die mir der Regisseur nicht meterweit auf Distanz hält und über die wir überhaupt irgendetwas erzählt bekommen, hätte mich diese Geschichte wohl viel tiefer und stärker berührt. So habe ich die meiste Zeit nur teilnahmslos zugesehen und nur die blutigen Gewaltspitzen wirklich unterhaltsam gefunden. Das ist schon traurig und zeigt mir, dass sich der Film obwohl er sich um naturalistische und bodenständige Bilder bemüht, deshalb keinesfall immersiver und mitreißender anfühlt. Am Ende habe ich nur mit den Schultern gezockt und kein Interesse verspürt mich noch langer mit der Story auseinanderzusetzen. Letztendlich ein interessantes Experiment, das mit mir emotional aber gar nichts gemacht hat.

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                    Pyro 91 30.11.2017, 01:29 Geändert 30.11.2017, 01:30

                    Wow, dieser Film ist ja an Belanglosigkeit wirklich nicht zu übertreffen. Es wird geboten: Ein lahmer, spannunsfreier Plot, nervige Figuren, die ohne Punkt und Komma vor sich hinquatschen und vorhersehbare, debile Sprüche reißen (am liebsten hätte ich Will Smith erwürgt), einen uncharismatischen Bösewicht, sowie jegliches Fehlen einer emotional-greifbaren Filmrealität, in der einem auch nur im Mindesten interessieren würde, was sich da gerade abspielt und warum es eigentlich geht.
                    "Bad Boys" wirkt wie ein unsicherer, prolliger Teenager, dessen Verhalten betont cool und über den Dingen stehend wirken soll, der aber in der realen Welt eigentlich nichts zu melden hat und mit seiner nervötenden und unentschlossen-mäanderenden Art jeden von sich wegstößt und letztendlich nervt.

                    All dies wäre ja noch zu verzeihen gewesen, wenn die Action wenigstens dynamisch, spaßig und einprägsam in Szene gesetzt worden wäre. Dies ist allerdings nicht der Fall, denn Michael Bay hat keinen Sinn für markante und immersive Ästethik, viel mehr sehen wir generische, ermüdende Planlos-Ballereien und spannungsfreie Höhepunkte, die einen wegen der comichaften und flachen Figuren nicht die Bohne interessieren.
                    Nein, da bleibe ich lieber bei spaßigen 80er-Arnie-Actionern, "Mad Max - Fury Road" oder John Woos Klassikern. Bei denen schlafe ich wenigstens nicht ein.

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                      Pyro 91 25.11.2017, 20:26 Geändert 05.02.2023, 04:48

                      Die Leiden des jungen Pyros - Die "Freitag der 13. "- Reihe

                      Eigentlich hätte ich meinem Urteilsvermögen vertrauen und bereits nach dem vierten Teil aufhören sollen, mir diese Film anzusehen, damit ich meine Zeit stattdessen mit sinnvolleren Dingen verbringen kann. Da ich aber nun einmal nicht gerne halbe Sachen mache und mir meistens alle Filme einer Franchise ansehen will, war es letztendlich nur eine Frage der Zeit, bis ich mir irgendwann auch mal dieses Machwerk zu Gemüte führen würde.

                      Tja, ich habe mich mit der Bewertung "Hassfilm" in der Vergangenheit immer sehr zurückgehalten bzw. dieses Prädikat noch nie verliehen, da ich doch meistens bei Filmen, die mich bspw. story- oder figurentechnisch nicht mitreißen konnten, zumindest starke Visuals, überzeugende Schauspielleistungen oder tolle Musik vorfand, die dann doch noch für ein paar Gnadenpunkte gereicht haben. Ich suche mir auch meistens Filme aus, von denen ich mir sicher bin, dass sie mir gefallen werden, damit ich meinen Abend nicht mit irgendeinem Quatsch verschwende, sondern lieber ein tolles Filmerlebnis habe.

                      Es ist allerdings schwer in Worte zu fassen, wie sehr ich diesen Film hier hasse. Er funktioniert einfach auf keiner Ebene für mich. Er ist verdammt vorhersehbar, amateurhaft und zweckdienlich inszeniert, will Grusel und Bedrohung durch mies eingesetztes Geklirre auf dem Soundtrack erzeugen, die öde Location gibt atmosphärisch einfach mal gar nichts her und das Drehbuch ist derart bekloppt und schlecht, dass ich - steile These - wahrscheinlich in zwei Stunden ein besseres fabrizieren könnte, ohne mich anstrengen zu müssen.
                      Hier werden Figuren eingeführt, die so verdammt nervig und dämlich sind, dass man sie einfach nur sterben sehen will und hofft es möge möglichst bald geschehen, damit man diese schrecklich-hingeschluderten und von unnötigen Profanitäten nur so durchzogenen Dialoge (einer findet sogar auf nem Klo statt) nicht mehr hören und sehen muss.
                      Alle zehn Minuten werden meistens zwei Figuren eingeführt, man schaut ihren öden Treiben eine Weile zu und dann taucht der Mann mit der Maske auf und bringt sie auf extrem unkreative und spannungsfreie Art um. Cut, nächste Location und wieder sehen wir ein Haufen dümmlicher Fleischsäcke, die bedeutungslosen Quatsch reden, der mich einfach nur wütend macht. Auch sie werden wieder eiskalt abgemurkst. Und so geht das dann über die gesamte Laufzeit hinweg bis zum bitteren, hirnverbrannten Ende.

                      Aber Moment mal: Achtung (vorhersehbarer und eindeutig telegraphierter) Plot-Twist! Der Killer mit der Hockeymaske, der in diesem Teil sein Unwesen treibt, war gar nicht Jason, sondern einer der Sanitäter, dessen Sohn ermordet wurde. Daraufhin sind ihm erst mal die Sicherungen durchgebrannt und er entschloss sich in seiner Wut und aus Rache einfach mal so 18 (!) Leute umzubringen, die damit ÜBERHAUPT nichts zu tun hatten, denn der Mörder seines Sohnes wurde bereits festgenommen. Klar, er war davor ein ganz normaler Kerl, doch jetzt ist er ein Massenmörder, der den Jason-Mythos nur als Deckmantel benutzt hat, um doofe und notgeile Teenies abzuschlachten oder Leute, die halt gerade in der Nähe waren, weil sie ne Reifenpanne hatten.
                      Das ist einfach so unfassbar dämlich und erbärmlich, dass ich ja schon gar nicht mehr wütend sein kann. Ich habe Mitleid mit diesem Film.

                      Und wofür hat man den Tommy-Charakter aus dem letzten Teil - der als kleines Kind Jason in tausend Stücke gehackt hat und nun im Irrenhaus ist - als Erwachsener zurückgeholt, wenn er die ganze Zeit nur weinerlich rumsitzt und einfallslose Visionen von Jason hat? Das Ende des vierten Teils hat es so dargestellt, als würde er jetzt der neue Jason werden und Jagd auf sexhungrige Teenies machen, in diesem Teil scheint er allerdings nur von seiner Bluttat geplagt zu sein und sein Trauma bewältigen zu wollen. Doch halt, was ist das? In der letzten Szene hat er auf einmal selbst die Maske auf (die einfach völlig random im Schub seines Nachtschränkchens im Krankenhaus liegt) und steht mit erhobenem Messer hinter dem Finalgirl. Film aus.
                      Das heißt, wir sind wieder so weit wie am Ende des vorherigen Eintrags und es wurde im Prinzip gar keine Geschichte erzählt. Wir sind keinen Meter vorangekommen. Mein Güte, dieser Film.

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                        Pyro 91 25.11.2017, 15:26 Geändert 07.12.2017, 14:03
                        über Gravity

                        "Gravity" oder "Wenn sich 90 Minuten wie drei Stunden anfühlen"- Der Film

                        Meine Güte, was war das denn wieder? Audiovisuell durchaus beeindruckend mit kompliziert-arrangierten und umwerfenden Plansequenzen, großartigen, aufwendigen Effekten und vor allem in den Actionszenen wuchtige und in den Sitz pressende Musikuntermalung, aber ansonsten?

                        Da verbringen wir 90 Minuten mit Sandra Bullocks Figur und lernen mal so gar nichts über sie. Sie hat ihr Kind verloren und fliegt jetzt hier im Weltraum rum. Das ist alles. Wieso sollte sie mich auch nur im Mindesten für sie interessieren? Bevor überhaupt eine effektive und zum Mitfiebern einladende Figureneinführung stattgefunden hat, fliegen hier schon die ersten Fetzen, wodurch sie und Clooney Slapstick-artig durch den Weltraum geschleudert werden und dabei Indiana Jones-artige Abenteuer mit vielseitig-einsetzbaren Feuerlöschern und knapper Flucht vor Explosionen erleben. An manchen Stellen habe ich wirklich aus voller Kehle gelacht und dachte gleich kommt Leslie Nielsen um die Ecke.

                        Dieses doofe Rumspektakeln wäre in einem 80er-Arnie-Actioner durchaus nicht fehl am Platz gewesen, aber hier in einem partiellen Traumabewältigungsdrama, das ich irgendwie ernst nehmen soll? Das funktioniert für mich einfach gar nicht.
                        Da stolpert die Bullock von einer gefährlichen und haarsträubenden Situation in die Nächste und zwischendrin wird mal wieder zehn Minuten auf die ekligste Art und Weise auf die Tränendrüse gedrückt, weil sie ja ihr Kind verloren hat. Ich hol gleich mal die Taschentücher raus. Richtig hollywoodhaft das Ganze: Das gibt´s mal flotte Sprüche, dann wieder was zum Weinen, dann die dicke Action und am Ende geht man fröhlich aus dem Kino und vergisst den Film nach zehn Minuten wieder.

                        Als zusätzlich problematisch erweist sich auch die Entscheidung, dass Bullock wohl 80 Prozent des Films alleine tragen muss und so der erzählerische Fokus nur auf ihr liegt. Durch die Astronautenkleidung fällt es ohnehin schwer jegliche Art von emotionaler Regung bei ihrem Charakter auszumachen und zu verstehen wie sie tickt und wie sie auf Dinge reagiert. Die Lösung dafür? Sie kreischt und stöhnt stundenlang rum. Sobald dann die Kleidung jedoch abgenommen wird, ist es nicht besser, denn Bullock jammert sich nur wehleidig und unüberzeugend durch extrem-kitschige Monologe, die an Belanglosigkeit und Klischeehaftigkeit nicht zu überbieten sind. Eine krasse Fehlbesetzung wie sie im Buche steht.

                        Und Clooney war einfach ein totaler Pausenclown. Ich konnte für keine Minute glauben, dass er wirklich ein erfahrener Raumfahrer war, der das schon seit Ewigkeiten macht und dadurch enormes Fachwissen und diverse Fertigkeiten besitzt. Wieso? Nun, er klopft die ganze Zeit nur lahme Sprüche und bleibt immer cool, sogar wenn er durch den schwerelosen Raum ohne Aussicht auf Rettung fliegt und sogar beim Abkratzen nochmal seinen Lieblingssong im Radio hören will. Was soll das denn? Wie könnte mich dessen Ableben denn auch nur im Mindesten berühren? Er ist ja noch schwächer charakterisiert als Bullocks Figur. Die beiden kennen sich nicht und ich kenne die beiden nicht. Das totale Anti-Drama.

                        Wollte man hier wieder einen Film mit starker Frauenrolle machen? Das sehe ich einfach mal gar nicht, denn Bullocks Ryan Stone ist eindimensional und langweilig und wir lernen gar nichts über sie. Was sind ihre Stärken und Schwächen, wie interagiert sie mit ihren Mitmenschen, wie tickt sie psychlogisch usw.
                        Sie wächst ja auch nicht über sich hinaus. Jede Gefahrensituation wird einfach irgendwie durch Glück und Zufall gelöst und wenn der Film am Ende noch drei Höhepunkte gehabt hätte, wo sie ganz knapp irgendwelchen Explosionen und zerstörten Wrackteilen entkommen müsste, hätte es mich auch nicht gewundert. Es ist einfach immer wieder der selbe Ablauf der Handlung, was mich bereits nach 20 Minuten gelangweilt hat. Es macht sich keine dramatische Zuspitzung der Geschehnisse bemerkbar, das Ganze hätte auch noch drei Stunden so weitergehen können.

                        Und was war denn jetzt schlussendlich die Wandlung ihrer Figur? Sie hatte ihren Lebenswillen verloren, doch nachdem Clooney ihr als Geist erschienen ist (auch peinlich und extrem dämlich) und ein paar flotte, optimistische Glückskekssprüche gedroppt hat, hat sie auf einmal wieder den Mut gefasst, weiterleben und auf die Erde gelangen zu wollen. What. The. Fuck? Das können die doch nicht ernst meinen, oder? Und am Schluss ist sie wiedergeboren, sie kämpft sich aus dem Wasser, sie spürt wieder die Erde unter sich, die Schwerkraft (Gravity höhöhö) und bla bla bla. Wow, da kommt mir wirklich die Galle hoch.
                        Was für ein substanzloser, schön anzusehender Quatsch.

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                          Pyro 91 24.11.2017, 17:32 Geändert 25.11.2017, 15:50

                          Für mich eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorgänger.

                          Größter Pluspunkt dieses Eintrags ist zweifellos der Joker, der von Heath Ledger kongenial und erinnerungswürdig verkörpert wird. Anders als bei den lahmen Bösewichten aus "Batman Begins", darf dieser Anarchist die Szenarie oft minutenlang in Anspruch nehmen und nach Belieben dominieren. Nolan lässt Ledger gewähren und schneidet nicht alle paar Sekunden auf irgendeine andere Nebenhandlung, die mich nicht die Bohne interessiert, sondern gibt ihm Raum zur Entfaltung, lässt uns somit viel stärker sein unkontrolliertes Verhalten und die von ihm ausgehende Bedrohung spüren. Man schaut ihm gern bei seinem übertriebenen Minenspiel zu, lauscht seinen wahnsinnigen Monologen und amüsiert sich über Ledgers physische Comedy und seine launigen Oneliner. Hierbei entstehen viele eindrucksvolle kleine Szenen, die zweifellos das Highlight dieses Films darstellen und mir am meisten Spaß machen.

                          Es ist beinahe so, als ob der Joker gerade deshalb so hervorragend funktioniert, weil er in Nolans kalter, klinischer und komplett durchstrukturierter Welt, eine willkommene, da lebendige und unberechenbare Abwechslung darstellt. Natürlich ist er trotzdem ein Bösewicht des modernen Blockbusterkinos, das heißt, er schafft es jederzeit seine haarsträubenden Plänen umzusetzen, die von tausenden von Zufällen abhängig sind und in ihrem Aufwand und ihrer Planung eigentlich keinesfalls zu einer Persönlichkeit passen würden, die stark aus dem Bauch heraus handelt und manchmal spontan alles über den Haufen wirft. Naja.

                          Darüber muss man sich allerdings nicht viele Gedanken machen, denn "The Dark Knight" ist wieder einmal vollgepackt mit Plot, Plot und noch mehr Plot. Alle zehn Minuten entsteht irgendeine neue Gefahrensituationen, die der Joker inszeniert hat und irgendwo muss wieder irgendwer gerettet werden. Dennoch gefällt mir dieses stetige, waghalsige Voranstürmen besser als Bruce Wayne eine Stunde lang bei seinem öden Selbstfindungstrip zuzusehen, während Christian Bale bedeutungsvoll in die Kamera guckt und über Angst als Konzept monologisiert, als würde er darüber eine Doktorarbeit schreiben.
                          Es passiert einfach unheimlich viel in diesem Film und man könnte es wohl auch niemandem verdenken, der am Ende vergessen hat, dass immerhin Rachael irgendwann in der Handlung auch mal gestorben ist (Darüber wird zwei Minuten geredet und weiter geht der Plot). Zwischen diesem Vorfall und dem Schluss liegen wohl auch wieder mindestens drei Mini-Höhepunkte und es wird nur so von einem zum anderen gehetzt.
                          Ich finde das aber eigentlich ziemlich gut so, denn Nolans Filme funktionieren für mich immer am Besten, wenn er sich vollkommen dem Überwältigungskino, dem großen Blockbuster hingibt, der auch ein wenig thematischen Tiefgang und Anspruch besitzt, aber nicht übermäßig viel Zeit mit seinen Figuren und ihren Innenleben verschwendet, für das er sich sowieso nicht interessiert und für dessen Ausdruck er nur schablonenhafte Bilder und Charakterisierung findet .
                          Batman und Harvey Dent fungieren hier für mich in erster Linie als Symbolträger, als Teil eines Gedankenspiels um Bestrafung und Gerechtigkeit, Chaos und Ordnung, Zufall und Schicksal. Sie sind Menschen, die das allgemeine Klima der Stadt Gotham durch ihren großen politschen und sozialen Einfluss lenken können und mit dem Joker, der alles in Chaos stürzen und die Menschen gegeneinander ausspielen will, aneinandergeraten. Batman und der Joker stehen für zwei grundsätzlich verschiedene Ideologien, deren Existenzberechtigung jedoch aus der Abhängigkeit der jeweils anderen entsteht.

                          Daher finde ich auch das Ende ziemlich stark, in dem Batman die Verantwortung und Schuld des gefallenen Harvey Dents auf sich nimmt, da er so der Stadt immerhin nicht die Hoffnung an das Gute im Menschen und auf eine Besserung der allgemeinen Lage nimmt. Auch das funktioniert für mich eher wieder auf einem thematischen Level, denn charakterlich wird darauf irgendwie wenig hingearbeitet. Batman hat eine erstaunlich geringe Screentime im Film und wenn er im Einsatz ist, versagt er ziemlich oft und wirft die Frage auf, wie relevant er eigentlich wirklich noch für diese Welt ist. Das ist nicht unbedingt negativ zu werten.
                          Harvey Dent wird von Aaron Eckhart auch recht charismatisch gespielt und ich finde seine Wandlung zum Two-Face auch recht spannend und mir gefällt was damit am Ende damit gemacht wird. Er ist sozusagen das Bindeglied zwischen Batman und dem Joker und repräsentiert so beide Seiten der Münze.
                          Auch hier gefällt mir eher das Gedankenspiel, als dass ich mit seiner Figur mitfiebern würde. Seine plötzliche Entscheidung nun alle töten zu wollen, die an Rachaels Tod "schuld" waren, wirkt auf mich jedoch stark überhastet und wenig glaubwürdig. Klar, der Verlust der Frau, die er liebte wiegt schwer und vom Joker wirre und psychotische Vorträge ins Ohr geflüstert zu bekommen, wird seiner allgemeinen geistigen Gesundheit auch eher geschadet haben, aber dass er dann gleich zum Polizistenmörder wird, kauf ich den Drehbuchautoren hier einfach nicht ab. Ich finde hier hätte deutlich mehr Vorarbeit geleistet werden, um Harvey als jemandem zu etablieren, dessen starke und geltungssüchtige Persönlichkeit auch extrem ins Negative umschwanken kann. Das sehe ich hier einfach nicht. Was nach seiner Wandlung passiert finde ich dann wieder ziemlich packend und dramatisch, aber der Übergang ist etwas holprig und verzerrt.

                          Eine andere Sache, die ich an diesem Film loben muss, ist das Nolan bei Actionszenen endlich die Kamera still hält, auf die musikalische Dampfwalze Zimmer größtenteils verzichtet (überhaupt fand ich den Soundtrack viel erträglicher und weniger penetrant nervig als beim Vorgänger) und einige erinnerungswürdige Momente kreiert, die durchaus eine wuchtige Audiovisualität besitzen. Bestes Beispiel ist hier der LKW-Überschlag, sowie der Banküberfall zu Beginn mit dem Schulbus oder die Sprengung eines Krankenhauses, was einfach nur verdammt geil aussieht.
                          Größter Makel an der Action bleibt weiterhin jedoch der fehlende Sinn für Ort und Zeit. Am stärksten ist dies bei der Verfolgungsjagd mit dem Gefangentransport zu sehen, wo der Joker mit einem Raketenwerfer angreift. Es ist wieder nie klar, wo sich jetzt wer befindet, wo die Reise hingeht, wo Batman gerade ist, wie weit jeder voneinander entfernt ist: Einfach nur chaotisch, als ob der Joker persönlich hier Regie geführt hätte. Es ist aber allemal besser als das, was einem in "Batman Begins" aufgetischt wurde.

                          Erwähnt seien auch noch die Schauspielleistungen, die durch die Bank gut waren; Heath Ledger natürlich ausgenommen, der mich total vom Hocken gehauen hat und an dessen Performance man sich noch lange erinnern wird. Auch Gary Oldman hat hier wieder mehr zutun und kann als Gordon viel Sympathie für sich verbuchen und Maggie Gyllenhall fand ich wesentlich glaubwürdiger als Katie Holmes in ihrer Rolle als Bruces alte Freundin und idealistische Anwältin. Morgan Freemann und Michael Caine rocken eh die Bude, aber das muss man, denke ich, gar nicht erwähnen.
                          Bale bleibt etwas blass und ich kann mich beim besten Willen an keinem Moment erinnern, wo er besonders herausgestochen hätte und irgendetwas dramatisches spielen musste. Er war eben da und machte seinen Job recht gut.

                          Letztendlich bleibt für mich "The Dark Knight" ein gelungener Crimethriller, der vollgepackt ist mit interessanten Szenarien (Die Bootsituation am Ende, der Anschlag auf Gothams wichtigste Funktionsträger, Harvey Dent als Bindeglied zwischen Batman und dem Joker) welche alle im Schweinsgalopp durchexerziert werden, anstatt in ihrer vollen emotionalen Bandbreite ausgespielt zu werden. Bis sich ein wenig Spannung aufgebaut hat und die Daumenschrauben richtig angezogen worden sind, haben sich die meisten Situationen bereits ohnehin wieder aufgelöst (meistens mit einer oder mehreren Explosionen) und es gilt wieder irgendwo anders hinzuhetzen. Dies gibt Nolans Film allerdings auch viel Abwechslungsreichtum und stetige Plotdynamik, was mein Interesse über die staatliche Laufzeit von über 2 1/2 Stunden ziemlich gut gehalten hat und dafür sorgte, dass ich mich nie langweilte.

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                            Pyro 91 24.11.2017, 15:50 Geändert 25.11.2017, 18:05

                            So sehen also über eineinhalb Stunden pure Lebensfreude aus! Wow, kann ich da nur sagen. Bei einigen durchchoreographierten Musicaleinlagen saß ich wirklich einfach nur mit offenem Mund da. Wie die Akteure ihre Körper hier benutzen als wären sie aus Gummi, wie sie leichtfüßig mit ihrer Umgebung und Gegenständen interagieren und nebenbei in quietschbunten, erinnerungswürdigen Sets auch noch unvergessliche, großartige Lieder singen - das beeindruckt mich wirklich enorm.
                            Besonders hervorzuheben ist für mich Donald O´Connor, der sein Solostück "Make ´em laugh" zum Actionfilm hochstilisiert. Da wird durch die Gegend gehüpft, sich überschlagen, die Wände hochgelaufen: Ich hatte wirklich Mühe meine Kinnlade wieder vom Wohnzimmerboden aufzuklauben.

                            Doch dem nicht genug. Nebenbei wird auch noch Hollywood parodiert und auf witzige und filmgeschichtlich-spannende Art die Umstellung von Stumm - auf Tonfilm thematisiert, was wirklich interessante Einblicke ins damalige Showbiz gewährt und Donen und Kellys Meisterstück nochmal einen doppelten, feinsinnigen Boden verleiht.

                            Alles an diesem Film ist unheimlich lebendig und liebevoll gemacht. Man wird mit kräftigen Farben und unglaublichen Tanzchoreographien vollkommen überwältigt und fragt sich ständig, wie die das wohl so hinbekommen haben. Hinzu kommt noch die grandiose Chemie zwischen Gene Kelly und Debbie Reynolds, deren Liebesgeschichte einfach durch die gefühlvollen Lieder und Duette der beiden vorangetrieben und am Ende auf einem herzerwärmenden und romantischen Höhepunkt gipfelt. Großartig!

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                              Konnte mit dem Streifen leider gar nichts anfangen. Neuinterpretation des Zombiefilms schön und gut, aber bei derart eindimensionalen Figuren sowie Konflikten, plumper Gesellschaftskritik, nicht ernstzunehmender Kampf- und Tötungsszenen, nervig-klirrenden Soundtrack und fehlender Plotdynamik (da wird eine halbe Stunde Exposition über öde Gespräche und repetitive Radio- und Fernsehberichte betrieben) hatte ich schon schwer damit zu kämpfen dieses Werk durchzustehen ohne einzunicken. Nichts auszusetzen hatte ich dagegen an Romeros klassischen Inszenierungsstil in Schwarzweiß, der sich auch heute noch sehen lassen kann und somit zeitlos wirkt, sowie seine Entscheidung eine schwarze Figur zu einer der tatkräftigsten Figuren des Films zu machen, was im Kontext der Zeit auffällig und zu begrüßen ist.

                              Wenn es um großartigen Horror der 60er-Jahre gehen soll, bleib ich aber lieber weiterhin bei großartigen Werken wie "The Innocents", "Eyes without a face", "Psycho" und "The Haunting", an denen der Zahn der Zeit noch nicht so gezogen hat und die auch heute noch äußerst effektiv und gruselig sind. Was ich von "Night of the living dead" gar nicht behaupten kann.

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                                Pyro 91 22.11.2017, 16:44 Geändert 24.11.2017, 15:52

                                Coppolas Opus Magnum ist ein Film, der jeglichen Bewertungsrahmen sprengt und mich in Frage stellen lässt, was wir hier auf moviepilot eigentlich treiben.^^
                                Oft sehe ich mir Filme an, die einige bemerkenswerte Bilder haben, eine Handvoll Szenen, die absolut großartig sind und über ihre Laufzeit hinweg einfach ziemlich gut unterhalten. Diese bewerte ich dann in der Regel mit einer recht hohen Punktzahl. Aber wie soll ich dann bitte mit "Apocalypse Now -Redux" verfahren? Ein Werk, welches mich sofort ab der ersten Minute in seinen Bann zieht, mich alle paar Sekunden durch seine audiovisuellen Reize vollkommen überwältigt und es schafft, dass ich alles, wirklich alles, um mich herum komplett vergesse und über drei Stunden total in diesem unkontrollierten Wahnsinn gefangen bin.
                                Man wird von diesem Vietnam-Kriegsdrama so überrollt mit starken, unvergesslichen Eindrücken, dass es beim ersten Mal nahezu unmöglich ist, all die feinen Nuancen in der Erzählung, der Symbolik, der Dialoge, der Charaktermomente, unmittelbar wahrzunehmen. Es ist auch ein Film, der moralische Fragen aufwirft und aufgrund der meditativen und "raumgebenden" Inszenierung - vor allem im Schlussakt - vom Zuschauer verlangt sich eingehend damit auseinanderzusetzen und ins eigene Herz der Dunkelheit einen Lichtstrahl Einzug gewähren zu lassen.

                                Die Schauspieler, die wohl durch ihre "art Imitates life"-Erfahrung am Set auch vollkommen in dem chaotischen Treiben aufgehen konnten, liefern verdammt glaubwürdige und improvisiert-wirkende Performances ab, die so realistisch und einmalig anmuten, dass sie kein Drehbuchschreiber wohl so hätte konzipieren können. Größtes Lob gebührt auch Martin Sheen, der doch trotz seines Tanzes auf der Klinge des Wahnsinns immer derjenige bleibt, mit dem wir uns identifizieren können, gleichwohl das natürlich bedeutet, dass wir sein Handeln nicht gutheißen und stets hinterfragen müssen. Doch wir verstehen, was ihm zu dem gemacht hat, was er ist und sehen seinen inneren Konflikt zwischen Gut und Böse, den er als entmenschlichter, entmoralisierter Soldat, der das unglaubliche Grauen erlebt hat, stets mit sich ausfechten muss und sich mental nur noch ganz knapp an der Grenze der Vernunft aufhält.
                                Ihm gegenübergestellt und als Kontrahent zum zentralen moralischen Konflikt erhoben, wird General Kurtz, der seinen eigenen Wahnsinn schon längst zur Methode gemacht hat und dessen Verhalten - auch wenn es ihm wohl logisch und schlüssig erscheint - als Außenstehender keinen wirklichen Sinn mehr ergibt. Viel mehr fühlt es sich als Kulmination dieser abgedrehten Reise und wie ein drogenverseuchter Alptraum an, der nun zur undurchsichtigen Realität geworden ist und zeigt wie der Mensch sich verhält wenn jegliche Regeln und Normen des "normalen" Zusammenlebens und Umgang miteinander über Bord geworfen werden und ein skrupelloser, willkürlich agierender Diktator, der die Menschen geistig und emotional mit hochtrabender, ihnen rhetorisch-überlegener Poesie und Weltanschauungen manipuliert, das Sagen hat und sich sein eigenes, kleines Königreich bauen lässt.
                                Kurtz war ein intelligenter, belesener, durchsetzungsfähiger und von vielen Institutionen hochgeschätzter Mann und Kriegsführer. Doch was sagt dies aus, wenn niemand wusste, was sich in seinem Inneren abspielte und wofür er seinen Rang, sein Wissen und seine Sprache letztendlich nutzte?

                                Der Krieg ist hier ein Spielplatz für Verrückte. Soldaten werden entweder zum Krieg selbst und gehen dadurch in einer menschunwürdigen Umgebung vollkommen auf oder sie bewahren sich noch ein wenig Mitgefühl und Nächstenliebe, einen moralischen Kompass und generelle Zurechnungsfähigkeit. Doch egal für welchen Weg sie sich letztendlich entscheiden, als Soldat agieren sie letztendlich nur als ersetzbares Zahnrädchen in der megalomanischen und krankhaften Erobererfantasie ihres Befehlshabers, der irgendwo gemütlich am gut gedeckten Tisch sitzt und aus weiter Ferne über das für ihn wertlose Leben Tausender, wenn nicht sogar Millionen entscheidet.
                                Blinder Gehorsam gegenüber Autoritäten: Der wahre "Horror" vergangener und leider auch noch heutiger Zeiten.

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                                  Intelligent konstruierter und enorm handlungsgetriebener Neo-Noir-Krimi, der uns immer auf narrativer Augenhöhe mit Jake Gittes dieses wüste und undurchsichtige Geflecht aus Lügen, Korruption und Geheimnissen erforschen lässt und seinen stetigen und scheinbar hoffnungslosen Kampf gegen Autoritäten, Femme Fatales und reiche Drecksäcke, kulminierend in einem tragischen und tonnenschweren Ende, mit grandios-gefilmten Bildern und wehleidig-schmerzenden Jazz-Score eindrücklich darstellt.
                                  Jack Nicholson überzeugt vollkommen als zu Beginn noch opportunistischer, später eher sich moralisch hinterfragender Ermittler und die tiefe Tragik seiner Figur wird einem erst gegen Ende oder womöglich nach Rekapitulation der gesamten Geschehnisse richtig bewusst. Ihm wohnt das schwere Scheitern eines im Herzen guten Mannes inne und dies gibt der Geschichte eine besonders deprimierende Note, die mich zum Schluss dann wirklich ziemlich berührt hat.

                                  Der wird bald wieder auf der Watchlist landen!

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                                    "We fight for love" - The Power Station
                                    xD

                                    Herrlich debiles, ehrliches 80er-Actionkino mit geiler, handgemachter Action, zwerchfellerschütternden, unsinnigen Onelinern und einem hochmotivierten Schwarzenegger in seiner Prime. Beste Unterhaltung wird einem hier geboten!

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                                      Pyro 91 17.11.2017, 23:22 Geändert 26.11.2017, 01:17

                                      Zwielichtige, ambivalente Figuren, sarkastische, zynische Sprüche, komplexer, lebloser Plot, expressionistische Ästhetik, arschcooler Humphrey Bogart aber Spannung und dynamische Szenenabläufe eher auf Sparflamme - so würde ich diese Blaupause für den Film Noir zusammenfassen.

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                                        Wow, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet, aber ich fand diesen Scorsese einfach nur extrem anstrengend und war wirklich froh, als er endlich vorbei war. Selten hat mich ein Film so wütend gemacht und unbefriedigt zurückgelassen.

                                        Das größte Problem hatte ich hier mit dem unausgegorenen Ton des Films. Da geht es darum, dass Max Cady minderjährige Mädchen vergewaltigt, dies im Knast am eigenen Leib erfährt und zusätzlich dann im weiteren Verlauf des Films noch dreimal selbst sexuell übergriffig wird und Robert DeNiro - den ich in u.a. "Der Pate 2", "Goodfellas" und "King of Comedy" großartig finde - spielt diese Figur hier einfach als den übertriebenen und ulkigen Hampelmann, den ich für keine Sekunde ernst nehmen konnte.
                                        Er taucht generell im lächerlichsten Aufzug an den ungewöhnlichsten Orten auf und ist einfach nur ein unzerstörbarer Supervillain, der nebenbei im Knast noch zum Oberphilosophen geworden ist und nicht für eine Sekunde einfach mal die Klappe halten kann. Noch nie habe ich mir so gewünscht, mal keinen Ton aus DeNiros Mund zu hören, was mir noch nie widerfahren ist. Selbst wenn er endlich den Löffel abgibt, brabbelt er sich noch ins Grab und nervt.
                                        Das Ganze könnte ich ja noch als 90-minütigen Exploitation-Revengeflick goutieren, aber wie kann ich denn das Ganze als ernstzunehmendes Thriller-Drama verkaufen, wo es um Verwaltigung und Psychoterror geht, während DeNiro einen Dauerkarte beim Kostümverleih hat und sich wie der letzte Clown benimmt

                                        Mal ehrlich: Was für ein lahmer Plot war das denn bitte? Max Cady taucht irgendwo auf, philosophiert und monologisiert dann stundenlang vor sich hin anstatt zur Tat zu schreiten und die leidliche interessante Anwaltsfamilie brauchte Ewigkeiten, um mal in die Gänge zu kommen und seine Drohungen wahrzunehmen. Sowas will ich einfach nicht mehr sehen. Es geht mir so verdammt auf die Nerven, wenn ewig lange um den heißen Brei herumgeredet wird und man zwei Stunden auf die finale Konfrontation warten muss, während zuvor die Handlung nur um sich selbst kreist und bis auf die letzen zwanzig Minuten keinerlei Bewegung ins Geschehen kommt.

                                        Max Cady ist einfach nur eine schrecklich eindimensionale Figur, bei der schon von Beginn an klar ist, dass es keine Chance für Resozialisierung oder Erlösung für ihn gibt. Anders wie bspw. bei einem Travis Bickle, der zumindest Versuche unternimmt sich wieder in die Gesellschaft einzufügen, ist Cady einfach nur damit beschäftigt große Reden über Schuld, Sühne und Gerechtigkeit aufzusagen und der Familie seines ehemaligen Anwalts wie jeder andere verrückte Psychopath zu schaden. Gähn! Was ist denn hier der Witz?
                                        Und Sam Bowden war für mich einfach ein recht öder Typ, der scheinbar schon ziemlich abgebrüht ist, mit Leichtigkeit seine Familie belügt, seine Frau betrügt und wegen Cady eine wenig-thematisierte Sinnkrise wegen seiner vergangenen Taten hat. Er ist doch schon von Beginn an ein korrupter und moralisch verwerflicher Kerl, also woher soll dann bitte die dramatische Fallhöhe kommen, wenn er im Laufe der Handlung zu immer drastischeren Mitteln greifen. Das wäre ja so als ob man sich einen Film ansieht, in dem die Hauptfigur wegen 12 unterschiedlicher psychischer Erkrankungen in der Psychatrie wäre und dann noch eine zusätzliche Phobie entwickelt, die dem ganzen bereits bestehenden emotionalen Ballast hinzugefügt wird. Who cares?

                                        Klar, wir haben hier immer noch Scorsese hinter der Kamera, was den einen oder anderen gelungenen visuellen Moment nach sich zieht, doch drehbuchtechnisch hat mich hier mal so gar nichts begeistert. Es gibt keine Überraschungen, alles läuft extrem vorhersehbar ab und über einen Standard Revenge-Plot geht das Ganze doch nie hinaus. Und das Ende auf dem Boot fand ich einfach nur extrem fragwürdig und lächerlich. Da wird minutenlang damit gespielt, ob Cady nun Sams Tochter vergewaltigt oder nicht und das soll nun der große Suspense-Moment sein, der selbstverständlich wieder durch Cadys ausuferndes philosophisches Gewäsch unterbrochen wird.
                                        Dann gibt´s nochmal drei Klimaxe und Cady ist immer noch nicht tot. Wie der Terminator. Oder Jason aus den "Freitag der 13."-Filmen, bei dem wenigstens nach der Konfrontation mit dem Finalgirl voerst Ruhe im Karton ist. Doch hier wird wieder einmal dick aufgetragen und jegliche Glaubwürdigkeit zerstört.

                                        Wieso konnte uns den Sam nicht als aufrichtiger und gutherziger Anwalt mit netter Familie vorgestellt werden, der in seinen Leben vielleicht einen schwerwiegenden Fehler gemacht hat und nun über seine moralische Grenzen hinausgehen muss, um seine Familie zu schützen? Anstatt dass er schon zu Beginn ein kaltblütiges, verlogenes Arschloch ist, wäre das Ausloten seiner ethischen Prinzipien bestimmt recht spannend anzusehen gewesen. Und was wäre, wenn uns Cady als deutlich ambivalenterer und psychologisch-tiefgründigerer Charakter präsentiert worden wäre, dessen Rachephantasie wir durchaus nachvollziehen können, auch wenn wir letztendlich nicht wollen, dass er sie durchführen kann. Es hätte ein ständiges Hind und Her unserer Sympathien gegenüber den beiden Protagonisten geben können. (Was ja scheinbar im Original so ist.)
                                        Warum konnten die beiden kein spannenden Katz und Maus-Duell haben, in dem sie sich auf intelligente Art und Weise gegeneinander ausspielen, wo jeder versucht die nächste Handlung des anderen vorherzusehen, einfach nur weil sie so gut verstehen, wie der andere tickt und wo dessen Schwachpunkte sind?
                                        Aber nein, stattdessen wird einfach immer irgendwas plumpes gemacht. Cady kann sich in Sams total gesichertes Haus einschleichen, das Hausmädchen umbringen und auch noch Zeit haben, sich als die soeben ermorderte zu verkleiden. Kein Feinsinn, keine Cleverness. Alles ist einfach so dämlich und comichaft wie möglich.
                                        Als die Familie sich zum großen Showdown dann dazu entschied, sich in ein Boot zu setzen und völlig einsam und verlassen in der Gegend herumzutuckern, stieg meine Wut wirklich ins Unermessliche. Anstatt ein billiges Motel in der Stadt zu nehmen, wo sich Menschen und Hilfe in der Nähe befinden, fahren sie einfach doof in der Gegend rum und warten wohl auf ein Wunder, denn einen Plan hatten sie ja nicht. Also ab dem Punkt war ich echt kurz davor auszuschalten, so unendlich genervt war ich von dem Blödsinn.

                                        Alles in diesem Film ist überkandidelt, überdeutlich und genauso penetrant nervig wie Cadys substanzloses Gewäsch. Dies zieht zusätzlich einige unfreiwillig komische Momente mit sich wie wenn etwa Sam auf doofe Art im Blut seiner Haushälterin ausrutscht und darin breakdanct. Dann kommt seine Frau rein, kreischt wie eine hysterische Furie und er stürmt blutverschmiert aus dem Haus und ballert einfach sinnlos in der Gegend rum, schreiend: "Ich kriege dieses Schwein." Wow, ich finde keine Worte.

                                        Das Ganze beginnt wie es endet mit einem kitschigen und nichtssagenden Monolog von Sams Tochter und alles ist wieder Friede, Freude, Eierkuchen. Die Familie wurde verteidgt, die Schuld reingewaschen, das Böse gezähmt. Moralische Ambiguität? Ja, da wurden auch mal ein paar Sätze darüber gesprochen, aber nichts Relevantes.

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                                          Pyro 91 16.11.2017, 11:41 Geändert 16.11.2017, 11:43

                                          Nach "The Good, The Bad and the Ugly" definitiv mein Lieblingswestern.
                                          Fabelhafte Darsteller, lockerer Humor, ikonischer, wunderschöner Score, eine meditative Langsamkeit, die den Geschehnissen besonders viel Wucht und Emotion verleiht sowie atemberaubende Landschaftsaufnahmen sorgen für einen gemütlichen und spannenden Filmabend mit rauchigem Whisky in der Hand. Was kann ich zu diesem großartigen Werk noch sagen, was noch keiner vor mir gesagt hat? Jede Lobeshymne ist hier berechtigt.

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                                            Pyro 91 15.11.2017, 23:10 Geändert 15.11.2017, 23:12

                                            Konnte ich diesem Film als Teenager noch einiges abgewinnen, hat er bei mir inzwischen so stark abgebaut, dass ich ihn diesmal sogar an zwei Abenden schauen musste, einfach nur weil mir mittendrin sowas von langweilig wurde.

                                            Besonders anstrengend fand ich die stetige und betont-epische (und inzwischen berüchtigte) Hans Zimmer-Beschallung, die "Batman Begins" ironischerweise jegliche Epik und Bedeutsamkeit raubt. Wenn die Regler steht´s am Anschlag sind und jede noch so kleine Szene mit Pauken und Trompeten untermalt werden muss, dann fällt es schwer zu erkennen, welche Momente denn nun dramaturgisch bedeutsam sind und welche nicht. Irgendwie geht einfach alles in diesem undefinierten und nervtötenden Soundbrei unter. Als würde Nolan Angst haben den Zuschauer zu verlieren, wenn er uns mal eine ruhige Szene präsentieren würde, in der uns nicht ständig mitgeteilt werden müsste, wie wir uns gerade zu fühlen haben und wie bedeutsam das alles doch ist.

                                            Nolans Unsicherheit in der Inszenierung schlägt sich auch stark auf die Schauspielleistungen nieder, denn bei einer derart hohen Schnittfrequenz im Sekundentakt kann hier keiner wirklich zeigen, was er so drauf hat. Christian Bale bleibt unsympathisch und unnahbar, Gary Oldman versucht seiner stichwortgebenden Figur ein paar Nuancen zu verleihen, ist aber auch unheimlich unterfordert und Katie Holmes und Bale haben so viel Chemie miteinander wie zwei IKEA-Stühle. Auch Tom Wilkinson und Cilian Murphy sind gnadenlos verschenkt und als Bösewichte für mich gar nicht ernst zunehmen. Ersterer haut eine klischeehafte und abgedroschene Line nach der anderen raus ("Bruce, ihr Vater hat um sein Leben gebettelt. Wie ein Hund." gähn!) und letzterer ist weitaus einschüchternder, wenn er nicht redet und einen Sack auf dem Kopf hat.
                                            Liam Neeson hat zusätzlich mit bedeutungsschwangeren Zeilen zu kämpfen, die ihm keine Persönlichkeit geben und seine Figur kommt ohnehin zu kurz vor, als dass er irgendeinen starken Eindruck hinterlassen könnte.
                                            Nur Michael Caine als treuherziger Alfred sowie Morgan Freeman als sprücheklopfender Lucius sind eine wahre Oase an Spielfreude und lockerten das übertrieben ernste Geschehen zum Glück mit etwas Humor auf.

                                            Die Actionszenen fand ich auch extrem ungenießbar: Verwackelt, hektisch geschnitten, einfallslos. Ehe man sich orientiert hat und weiß, wer nun auf wen einprügelt, ist das Ganze auch schon wieder vorbei. Auch bei der Tumbler-Verfolgungsjagd bekommt man kein Gefühl dafür, wer sich denn nun wo befindet und was es hier zu erreichen gilt.

                                            Dafür dass der Film über zwei Stunden geht und der Plot ziemlich breit ausgetreten wird, hatte ich trotzdem nicht das Gefühl hier eine besonders bedeutsame und emotional mitreißende Gesichte erzählt zu bekommen. Das Wort Angst kommt im Drehbuch wohl um die 200 Mal vor und doch findet keine besondere Erforschung ebendieser statt.
                                            Klar, Bruce hat Angst vor Fledermäusen. Er wird selbst zu Angst für Verbrecher. Scarcrow will die Stadt mit Hilfe von angstmachenden Halluzinogenen ins Chaos stürzen. Die Mitglieder der League of Shadows haben ihre Angst in den Griff bekommen und wollen verbrecherische Gesellschaften ohne Mitleid vernichten. Und so weiter und sofort. Das ist thematisch sicherlich ganz sorgsam durchdacht, aber wie das ganze plot- und figurentechnisch aufgezogen ist, ist wieder einmal recht plump und oberflächlich. Beinahe alle Figuren unterhalten sich über Angst als abstraktes Konzept, als würden sie gerade eine Hausarbeit darüber schreiben und gerade verschiedene Definitionen davon irgendwo gelesen haben. Diese Figuren wirken unmenschlich, sie sind nicht mehr als leere Gefäße, denen die Drehbuchschreiber gekünstelte Worte und einfältige Glückskekssprüche in den Mund gelegt haben, was wohl sowas wie Tiefgang und Intelligenz vermitteln soll. Doch alles bleibt nur Behauptung. Figuren reden viel über ihre Gefühle, aber an richtig emotionalen Ausbrüchen und packenden Momenten zwischen Figuren wird lieber komplett ausgespart. Nolan wirkt für mich immer mehr wie ein Wissenschaftler der Menschen gern wie leblose Objekte unter dem Mikroskop beobachtet, aber selbst wenig Zugang zu seinen eigenen Emotionen hat. Ein David Fincher hingegen, der auch oft mit Gefühlsausbrüchen geizt, verkauft seine Geschichte wenigstens nicht als der Weisheit letzter Schuss und nervt nicht mit überbordenden Soundtrack und platten Ansagen.
                                            Oft habe ich während des Films einfach nur gehofft, Nolan würde auf einen Shot vielleicht noch zehn Sekunden länger draufhalten, einfach nur um den Moment Raum zum Atmen zu geben und einige durchaus ikonische Bilder (Batman zum ersten Mal im Anzug, die Bathöhle, Batman kniend auf einem Dach) zu einprägsamen Sequenzen zu machen. Aber nein, alles geht immer viel zu schnell im Schnittgewitter unter. Einmal zu oft geblinzelt und schon finden wir uns in der nächsten Szene wieder.

                                            Gerade in der zweiten Hälfte, wo es um Plot Device-Mikrowellensender geht, einen Gegenspieler mit einem Sack auf dem Kopf, der auf einem Pferd reitet und gewaltanregende Dämpfe, die eine ganze Stadt zu Grunde richten sollen, wirkt die bemühte Ernsthaftigkeit einfach total fehl am Platz. Das hier ist doch pure Comicbook-Action und sollte als solche doch auch spaßig und locker in Szene gesetzt werden. Stattdessen wird wieder genau erklärt, was der Mikrowellensender, denn nun so alles kann, wie das mit dem Drogenhandel zusammenhängt, welche sterbenslangweiligen Figuren da nun beteiligt waren und bla bla bla. Da werden Sachen erklärt, die man in einem fantastischeren und comichafteren Universum einfach als gegeben akzeptiert hätte und keine weitere Erklärung benötigt hätten. Jede weitere Ausbuchstabierung dient nur der Entmystifizierung dieser Welt und Batman selbst.

                                            Am Ende steht ohnehin die Frage im Raum, wieso wir mit Batman mitfiebern sollten den Zug aufzuhalten, wenn uns Gotham doch nur als korrupte, dreckige und hoffnungslose Stadt präsentiert wird. Ob die ganzen Leute nun alle übereinander herfallen, ist mir eigentlich ziemlich egal. Innerhalb dieser Stadt wurden mir keine interessanten, dreidimensionalen Charaktere vorgestellt, deren Ableben mich tangieren würde. Es wäre von Vorteil gewesen einfach nur ganz normale Leute kennenzulernen, die eben keine Verbrecher oder wie Katie Homes´Figur nur auf ihre Plotfunktion reduziert sind.

                                            Ich bin mal gespannt, wie mir "The Dark Knight" und "Dark Knight rises" gefallen werden, denn die beiden fand ich eigentlich schon immer besser als den ersten Teil. Zumindest Heath Ledgers´Joker wird mir wohl immer noch Freude bereiten..

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                                              Pyro 91 08.11.2017, 01:37 Geändert 16.11.2017, 11:47

                                              Ein eher mittelprächtiger Tarantino.
                                              Jedoch: Unsere beiden Kopfgeldjäger haben mir am Anfang sehr viel Spaß gemacht und deren freundschaftliche Dynamik untereinander habe ich sehr genossen. Auffällig ist aber dennoch und unmittelbar ersichtlich, dass alle Szenen scheinbar nicht so doppelbödig und mit starkem Subtext untermauert sind, wie im bärenjudenstarken "Inglorious Basterds". Doch die großartigen Landschaftsaufnahmen, das höflich-gewitzte Aufspielen von Waltz, die klar definierte Motivation der Hauptifguren und der grandiose Score sorgten dafür, dass ich mich zumindest die erste Stunde lang keine Sekunde langweilte.

                                              Doch sobald Leonardo DiCaprio auf dem Bildschirm erschien, wurde mir ein erster kleiner Dämpfer verpasst. Er funktioniert für mich in dieser Rolle einfach überhaupt nicht, denn ich konnte nie vergessen, wem ich da gerade auf dem Bildschirm habe. Ich halte ihn als Schauspieler ohnehin für jemanden mit einer limitierten Bandbreite und im messerscharfen Rhetorik-Duell mit einem Christoph Waltz kackt er leider vollkommen ab.
                                              Auch diese Candyland-Szenen haben sich für mich endlos gezogen und es wirkte irgendwie so, als ob ich das alles schon besser aus "IB" kannte, in der die Kneipensequenz einfach viel mehr Suspense erzeugte, da die Dialoge dort nicht so repetitiv und ziellos wirkten, sondern das menschliche Drama unter den Figuren anheizte und auf die Spitze trieb. Hier gibt es aber leider keinen August Diehl, der Zweifel darüber lässt wie viel er weiß und ab welchen Punkt im andauernden Dialog, stattdessen kaut DiCaprio einfach auf der Szenerie herum und wirkt auf mich eher wie die Karikatur eines reichen, aufgeblasenen Schnösels. Von Bedrohlichkeit und Charisma keine Spur.

                                              Die ausufernden Shoutouts sind sicher schön anzusehen und man freut sich darüber wenn Django den Sklaventreibern richtig in den Arsch tritt, doch auch diese Gewaltspitzen wirken mehr wie eine Antwort auf den gierigen Wunsch der Fans nach coolen Ballereien, anstatt dass sie als kurze und prägnante Entladung bei gewissen Höhepunkten in der Geschichte dienen würden. Es wirkt beinahe wie ein Rückschritt im Vergleich zu Tarantinos Vorgänger, wo mit großen Blutvergießen bis zum Ende gewartet wurde und wichtig für die Story, ja Ausdruck der jüdischen Rachephantasie, war.

                                              Insgesamt fühlt es sich für mich hier nach ein, zwei Höhepunkten zu viel an. Als Django noch einmal in Gefangenschaft geriet, verkehrt herum an der Decke aufgehangen wurde, während Walton Goggins und dann nochmal Samuel L. Jackson langwierige Monologen darüber hielten, wie er denn nun sterben würde, war ich schon stark ermüdet von allem und die Spannung war für mich so ziemlich auf dem Nullpunkt. Wir haben dieses Szenario doch schon x-mal gesehen: Der Held ist in Gefangenschaft, die Bösewichte erklären, dass er bald abkratzen wird, müssen ihn aber dann aus irgendeinem Grund wieder verlassen und können deshalb ihre schmutzige Tat nicht zu Ende bringen. Recht unnötig das Ganze und extrem klischeehaft.
                                              Die letzte Ballerei in Candys Haus hat mir dann wieder ziemlich gefallen, verstehe aber nicht wirklich, warum man diesen Showdown nicht schon eine halbe Stunde zuvor mit genau den selben Leuten am selben Ort abhalten hätte können. Es soll scheinbar nochmal betont werden, dass Django selbst ohne Schultz überleben, durchkommen kann sowie andere mit seinen Worten und geistreichen Ideen manipulieren kann. Fair enough, aber hätte man das nicht auch irgendwie nach Schultz´ großem Handeschüttelgate mit Candy einbringen können?
                                              Dann wäre uns auch Tarantinos Schauspiel erspart geblieben, das schon extrem amateurhaft ist. Ja, ich finde die Idee Tarantino als Cowboy zu sehen schon ganz witzig und es ist auf jeden Fall einen Lacher wert. Trotzdem hätte es ein 5-Sekunde-Cameo auch getan. Die ganze Zeit als er nämlich zu sehen war, musste ich nur daran denken, wie albern und fehl am Platz er in diesem Aufzug aussah.

                                              Trotz der vordergründigen Rassen-Thematik hatte ich dennoch das Gefühl, dass schwarze Figuren in diesem Film unterrepräsentiert waren. Klar, Jamie Foxx spielt Django betont lässig und sympathisch, wirkt aber neben Charmbolzen Waltz eher wie ein zweite Geige-spielender Sidekick.
                                              Seine Frau Broomhilda darf auch nur die Damsel in Distress spielen und sich oft und unerfolgreich retten lassen. Natürlich habe ich von ihr nicht erwartet, dass sie am Ende selbst zur Knarre greift und alle zerlegt - obwohl mich das in einem Tarantino-Film auch nicht gewundert hätte und begrüßenswert gewesen wäre - aber ein wenig mehr Handlungsbereitschaft oder alternativ eine tiefere Charakterisierung ihrerseits hätte den Film für mich schon unheimlich bereichert. Anstatt so viel Zeit mit Candys Spazierfahrt zu verplempern, hätte ich viel lieber mehr über Broomhildas eintönigen und niederschmetternden Alltag auf der Sklavenfarm gesehen.

                                              Das alles hört sich im Endeffekt negativer an, als es für mich eigentlich ist. Auch wenn der Plot teilweise überraschungsarm und vorhersehbar ablief und an einigen Stellen extrem auf der Stelle trat, konnte ich doch immerhin Tarantinos selbstsichere Inszenierung, die meisten Schausspielleistungen und die immer noch spaßigen Dialoge sehr genießen. Nur insgesamt riecht Tarantinos siebter irgendwie nach verschwendeten Potential, speziell was den verkörperten Gegenspieler, die Charakterisierung einiger Figuren und die ganze Behandlung der Rassenthematik angeht. Es ist alles irgendwie ganz gut gemacht, aber selten wirklich herausragend.

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                                                Da hast du Recht, Quentin.

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                                                  Oh, der wird wirklich mit jeder Sichtung schwächer.
                                                  Einer der wenigen Filme von Hitchcock, bei dem ich das Gefühl habe, dass ihm die Bedienung von Oberflächenreizen wichtiger war, als eine suspensevolle und erinnerungswürdige Geschichte zu erzählen. Während ich bei "Vertigo", "Psycho" und "North by Northwest" wie aus der Pistole geschossen fünf Szenen aufzählen könnte, die entweder spannend, kreativ und wegweisend waren oder einfach nur extrem viel Spaß machten, würde ich mir bei "To Catch a Thief" nur verlegen am Kopf kratzen und mich unheimlich schwer tun.

                                                  Alles an diesem Film sieht verdammt gut aus, seien es die Landschaften, die Bauten, seine Hauptdarsteller (Grant, Kelly), die Kostüme, und doch hat er keine einzige Szene zu bieten, die für mich ansatzweise Spannung erzeugt und mich nervös auf dem Sofa hin- und herrutschen lassen würde.
                                                  Das liegt vermutlich schon an der Prämisse: Ob irgendein geschickter Juwelendieb alte, reiche Leuten beraubt oder nicht, ist mir eigentlich schon ziemlich egal. Was steht dann dabei auf dem Spiel? Später steht die Geschichte sich sogar selbst im Weg, als wir erfahren, dass die um ihren Besitz erleichterten Leute ohnehin versichert sind und somit durch den Verlust keinen Schaden erleiden.
                                                  Hitchcock möchte damit spielen, ob John Robie nun wieder zuschlägt oder nicht, doch er liefert nicht genug Verdachtsmomente für andere unterentwickelte Nebenfiguren, die es eventuell auch getan haben könnten. Im Endeffekt könnte also jeder der Übeltäter gewesen sein, denn wir bekommen keine Hinweise zum Miträtseln oder sollen gezeigte Situationen später mit neuen Informationen anders betrachten. Hier hätte Agatha Christie nochmal kritisch mit dem Rotstift übers Drehbuch gehen müssen.
                                                  So plätschert das Ganze dann für eineinhalb Stunden recht gemächlich dahin, bevor dann enthüllt wird, wer wirklich für die sich kürzlich zugetragenen Diebstähle verantwortlich war. Tja, und die Auflösung hat wirklich keinerlei dramatisches Gewicht und interessiert mich schlicht und ergreifend nicht. Beim letzten großen Setpiece, den Maskenball, scheint es so als habe Hitchcock die "bomb under the table" vergessen, von der er immer gesprochen hat, denn es wirkt keinesfalls so als ob Cary Grants Figur hier auf einen Pulverfass sitzt, als ob er seine Unschuld zwingend beweisen müsse, weil er ansonsten ins Kittchen gebracht werden würde. Die äußere Bedrohung durch die Polizei und Robies alte Verbrecherbande wird nicht dauerhaft aufrecht erhalten, sondern kommt nur ab und zu ins Spiel und verschwindet dann wieder aus der Handlung. Hier hätte man den anwesenden John Williams eventuell eine Rolle wie in "Dial M for Murder" geben sollen, um ihn dadurch als Detektiv auf Robie anzusetzen, welcher ihm ordentlich auf den Zahn fühlt und unangenehme Fragen stellt.

                                                  Es scheint so, als habe sich Hitchcock in seine beiden attraktiven Darsteller und die bildschöne Kulisse verliebt und nur auf ein halbwegs mittelmäßiges Drehbuch gehofft, um die beiden möglichst schnell und graziös in Szene zu setzen.
                                                  Auch die Dialoge fand ich alles in allem eher mäßig und brachten mich nur selten zum Schmunzeln. Kein Vergleich zu den pointierten und schlagfertigen Austäuschen zwischen James Stewart und Thelma Ritter in "Fenster zum Hof" oder den flimmernd-romantischen und zweideutigen Flirts zwischen Cary Grant und Eva Marie Saint in "North by Northwest". Und warum zum Teufel wird ca. zwanzig Mal erwähnt, dass John Robie die Katze ist? Auch eine seltsame Eigenheit des Skripts.

                                                  Während der ersten Hälfte konnte ich mich noch gut in den sagenhaften Bildern und dem charmanten Spiel der Darsteller hingeben, doch das absolute Fehlen jeglicher Spannung und eines gut konstruierten Plots, hat mir dann den restlichen Film ziemlich madig gemacht und ich habe mir mehrmals gewünscht, ich hätte einfach zum fünften Mal "North by Northwest" eingelegt, anstatt diesen öden, zähflüssigen Treiben beizuwohnen.

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                                                    Wow, jetzt raucht mir aber der Kopf.

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