S.Bendix - Kommentare
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Alle Kommentare von S.Bendix
"Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint", besagt eine Redewendung - und könnte direkt für diese deutsche Komödie erfunden worden sein. Trotz seines guten Anliegens filmt das Regieduo Stefan Hillebrand und Oliver Paulus gnadenlos an der aktuellen Inklusionsdebatte vorbei. (...) Und schon ist man mittendrin im formelhaften Feelgood-Einerlei, das simple Lösungen einer ernsthaften Auseinandersetzung stets vorzieht. Die Romanze ist so papieren wie die Läuterung des Protagonisten, ihre Botschaft vermitteln Hillebrand und Paulus vorwiegend mit dem Holzhammer. Wenn Valentin und seine Mitbewohner mit dem Rollstuhl durch die Innenstadt fahren und vorsätzlich Passanten anrempeln, die sich daraufhin bei ihnen entschuldigen - dann gelingt den Filmemachern eine lustvoll anarchische Annäherung an die allgemeine Unsicherheit gegenüber Menschen mit Behinderung. Die bleibt jedoch ein Einzelfall.
(...) Regisseur Karzan Kader verknüpft eigene Kindheitserinnerungen und die Idee des Kinos als Sehnsuchtsort zu einem klassischen Abenteuerfilm. In den Bildern von spärlich eingerichteten Hütten und der von Bergen und Tälern gesäumten Landschaft verzichtet Kader auf künstliches Licht und erzeugt so eine große Wirklichkeitsnähe. Seine Schilderung der Lebensrealität eines unterdrückten und armen Landes jedoch wirkt befremdlich und verklärend: Der Umgang ist rau, aber meistens herzlich, es hagelt Ohrfeigen im Minutentakt, doch wird die Alltagsgewalt stets durch Slapstick abgefedert, der keine Wahrhaftigkeit zulässt. Und nachdem die immer ein bisschen zu niedlich in Szene gesetzten Brüder diversen Gefahren trotzen mussten, finden sie ihr persönliches Glück schließlich ineinander - eine Botschaft, so schlicht und vorhersehbar wie der ganze Film.
(...) "Eine solche Geschichte muss erzählt werden", fand Regisseur Pepe Danquart. Eine Geschichte über Mut und den Willen zum Überleben, vor allem aber über Menschlichkeit unter unmenschlichen Bedingungen. Danquart (...) verlässt sich jedoch nicht auf den Schrecken, der dem Thema bereits innewohnt, sondern erliegt der Versuchung, auf Biegen und Brechen großes Kino machen zu wollen. Dabei wendet er jeden Trick an, den das zeitgenössische Hollywoodkino zur Gefühlsmanipulation bereithält: Großaufnahmen trauriger Kindergesichter, künstlicher Suspense, Dauerbeschallung mit rührseliger Geigen- und aufpeitschender Orchestermusik. Unbeabsichtigter Nebeneffekt: Danquart intensiviert das Gezeigte damit nicht, er relativiert es - weil er den Zuschauer mit dem beruhigenden Gefühl entlässt, lediglich einem unterhaltsamen Leinwandabenteuer beizuwohnen. Und weil der Film zwar viele schöne Landschaftsaufnahmen hat, aber kaum Bilder, die sich ins Gedächtnis einbrennen.
"Love Steaks" funktioniert auf mehreren Ebenen: Als tragikomische Außenseiterromanze, unverblümt-anarchische Komödie und Karikatur einer reglementierten Leistungsgesellschaft, in der kein Platz ist für Individualität. (...) Eine optische Entsprechung für das Chaos in den Herzen der ungleichen Liebenden findet Regisseur Jakob Lass in sprunghaften Schnittfolgen, wilden Zooms und nervösen Handkameraschwenks. Sieht man über die zum Teil klischeehafte Symbolik hinweg (das Meer als Sinnbild für unerfüllte Sehnsüchte), gelingt Lass auch dank Improvisation sowie den großartigen Newcomern Franz Rogowski und Lana Cooper, woran im deutschen Kino schon viele gescheitert sind: Ein Film, der nicht bloß behauptet, unverkrampft zu sein, sondern es tatsächlich ist.
(...) Durch die irreale Atmosphäre, die Andrade vor der Kulisse des geheimnisumwitterten Regenwaldes entwickelt, erinnert sein Film am ehesten an den Cannes-Gewinner von 2010, "Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben", nur ohne dessen mythologischen Überbau. In langen Einstellungen überlagern sich Traum und Wirklichkeit, vom existenzialistischen Trauerspiel bis zur Meditation über das Fremdsein sind viele Deutungen möglich. Eine Grenzerfahrung, aber eine lohnenswerte.
(...) Der Titel ist Programm: Weitere Rollen spielen ein humpelnder Hund namens Dr. Sigmund Freud, eine verbiesterte Radiofeuilletonistin, ein Tierarzt mit Hang zu sadomasochistischen Sexspielchen und eine Maklerin im Dirndl. Auch einen afrikanischen Flüchtling bringt Doris Dörrie noch unter, handelt dessen Schicksal aber in etwa zehn Minuten ab. Sie beruft sich als Regisseurin unter anderem auf die belgische Regieavantgardistin Agnès Varda, traut sich filmisch aber kaum über einen glanzlosen Mittwochabendfilm in der ARD hinaus (...) "Alles inklusive" pendelt zwischen Familiendrama und überdrehter Farce, die Verkettungen der Erzählstränge sind stark konstruiert. Verheerend ist aber: Dörrie nimmt die Sehnsüchte und Motivationen ihrer Figuren nicht ernst - und verbaut dadurch auch dem Zuschauer jeglichen emotionalen Zugang (...)
(...) Wie die vorherigen Nicholas-Sparks-Verfilmungen spielt auch "Kein Ort ohne Dich" in einem Groschenheft-Paralleluniversum, das mit der Realität, mit echten Menschen und echten Gefühlen offensichtlich nichts gemein hat, entworfen aus den Sehnsüchten seines Zielpublikums und sämtlichen Klischees, die über die Liebe existieren. Das kann man reflexartig ablehnen - oder aber eine Menge Spaß daran haben: Während sich selbst im aktuellen Independent- und Arthauskino gewisse Tendenzen zur Verlogenheit und Weltfremdheit breitmachen, ist "Kein Ort ohne Dich" ein ungenierter Kitschfrontalangriff, der gar nicht erst versucht, seine Lebensferne zu kaschieren - und damit schon beinahe wieder ehrlich ist.
(...) Weshalb einen das interessieren sollte, dafür findet Rickman keine überzeugenden Antworten. Die Figuren bleiben blass, die Inszenierung geschmäcklerisch und fade - und auch der Wertekatalog des Films scheint direkt aus der Ära des Sonnenkönigs übernommen: Die meist passive Sabine darf sich allenfalls zu männlichen Konditionen emanzipieren, wobei Rickman rückhaltlos den Schulterschluss mit der Monarchie sucht. Das im Originaltitel beschworene "bisschen Chaos" hätte dem Film wahrlich gut getan. "Die Gärtnerin von Versailles" ist gediegenes Biedermeierkino - so hübsch anzusehen wie ein Ziergarten, aber auch ebenso künstlich und langweilig akkurat.
Spontan fallen mir ein:
Aus dem Osten (1993)
Regie: Chantal Akerman
Die Kleinstadt (1997)
Regie: Nuri Bilge Ceylan
Jonas, der im Jahr 2000 25 Jahre alt sein wird (1976)
Regie: Alain Tanner
Die Mitte der Welt (1974)
Regie: Alain Tanner
Die Verlobten (1963)
Regie: Ermanno Olmi
Notizen für eine afrikanische Orestie (1970)
Regie: Pier Paolo Pasolini
Die Sonne im Netz (1962)
Regie: Stefan Uher
The Telephone Book (1971)
Regie: Nelson Lyon
Night Train (2007)
Regie: Diao Yi'nan
Voice Over (2014)
Regie: Cristián Jiménez
La libertad (2001)
Regie: Lisandro Alonso
I Am Here (2014)
Regie: Anders Morgenthaler
Favula (2014)
Regie: Raúl Perrone
August Winds (2014)
Regie: Gabriel Mascaro
Mach erst mal Abitur (1978)
Regie: Maurice Pialat
Die Nacht - der Tag (1991)
Regie: Chantal Akerman
Fevers (2014)
Regie: Hicham Ayouch
Alleluia (2014)
Regie: Fabrice Du Welz
Club Sandwich (2013)
Regie: Fernando Eimbcke
The Avian Kind (2014)
Regie: Shin Yeon-shick
Mary Is Happy, Mary Is Happy (2013)
Regie: Nawapol Thamrongrattanarit
Der Fahrradfahrer (1987)
Regie: Mohsen Makhmalbaf
The Enemy Within (2013)
Regie: Yorgos Tsemberopoulos
[...] Godard lässt die dem Kino zur Verfügung stehenden Mittel endgültig Amok laufen, kein Stein bleibt mehr auf dem anderen. Er seziert das Bild, negiert das Wort, zersetzt das Narrativ. Wir sehen und hören nicht einmal mehr Bilderstürme und Gedankenströme, sondern einen wild zerhäckselten Remix davon. Ein kakofonisches Essenzwerk, das seinen Rhythmus aus Dissonanzen entstehen lässt. [...] Im Kino hat die verbale Sprache vor allem zwei Funktionen: Die Vermittlung zwischenmenschlicher Prozesse durch Kommunikation der Figuren untereinander und die direkte Kommunikation von Bedeutungen und Inhalten an den Zuschauer. Beides setzt Godard außer Kraft. "Adieu au langage" ist ein diskursiver Film, der sich außerhalb gängiger Parameter wie "Verständlichkeit" und jenseits des Konsumierbaren bewegt; ein Abschiedsbrief nicht nur an die Sprache, sondern an ihr Selbstverständnis – der auf jeder Ebene an Grundfesten rüttelt, an etablierten Definitionen und unseren Sehgewohnheiten. Nein, Bequemlichkeit liegt dem Kulturpessimisten Godard nach wie vor fern, noch nie hat er die Idee des Autors als "Wiedererschaffer" (im Gegensatz zum "Réalisateur") so radikal umgesetzt wie hier. [...] Eigentlich kann man sich nur verheben, wenn man "Adieu au langage" ausgerechnet mit dem Mittel der Sprache beizukommen versucht; auch wenn er anmutet wie ein filmisches Essay, will er nicht gelesen werden. Man muss sie sehen, erleben, sich an ihr reiben, dieser womöglich schönsten Unverfrorenheit des vergangenen Kinojahres – an deren Ende alles in Schutt und Asche liegt wie sonst vielleicht nur in den Filmen Michael Bays.
[...] "Like Father, like Son" ist ein Melodram, wie es im Gegenwartskino wohl nur der Japaner Hirokazu Koreeda dreht, der sich durch seinen sensiblen und genauen Blick auf innerfamiliäre Strukturen als legitimer Erbe des japanischen Meisterregisseurs Yasujirô Ozu empfiehlt. Die melancholisch getupften Pianoakkorde von Bachs Goldberg-Variationen, die sich als akustischer roter Faden durch den Film ziehen, geben den Ton der Inszenierung an, die trotz der im Fokus stehenden emotionalen Ausnahmesituation keinen Anflug von Pathos zulässt. Was lässt ein Kind zu dem eigenen werden, gemeinsames Blut oder die gemeinsam verbrachte Zeit? Zwar enthält sich Koreeda in dieser Frage, doch lassen die urteilsfreie Behutsamkeit und die zurückhaltende Wärme, mit der er die Verwirrung der Kinder und das Zaudern der Eltern einfängt, letztlich nur eine Antwort zu.
[...] Nüchtern betrachtet bleibt allerdings viel Lärm um letztlich gar nicht soviel: "The Interview" ist, wenn überhaupt, nur Satire mit der Brechstange und nicht halb so brisant wie seine Rezeptionsgeschichte. Rogen und Franco bleiben ihrem bewährten Humorkonzept treu - lärmend, doch schließlich so harm- wie einfallslos. [...] Im Grunde also business as usual, den Zündstoff liefert nur der Hintergrund - denn mehr als das einfältige Wiederkäuen etablierter Feindbilder mittels schaler Popkulturreferenzen und unoriginelle Schenkelklopfergags gibt es hier nicht zu sehen.
"We're beautiful like diamonds in the sky": In einer der Schlüsselszenen des Films tanzt die titelgebende Mädchengang in einem Hotelzimmer ausgelassen zu Rihannas wunderbarem Popsong "Diamonds". Ein stolzer Aufschrei gegen patriarchalische Unterdrückung und das ärmliche Leben in der Pariser Vorstadt - analog zum würdevollen Pathos dieser Geste die einzige Sequenz, in der sich Regisseurin Céline Sciamma eine Stilisierung erlaubt, das suburbane Grau gegen schillernd satte Blautöne tauscht. [...] Ein unaufgeregter, episodisch strukturierter Coming-of-Age-Film mit feministischem Einschlag, der gegen Misstöne geradezu immun zu sein scheint. Bis Sciamma den perfekten Schlusspunkt verpasst und ihren Film ohne die anfängliche Lockerheit, dafür weitgehend konventionell und sogar klischeereich weitererzählt. [...]
[...] Regisseur Hans-Petter Moland [...] rollt über Zwischentöne und Charakterzeichnung (aber) ähnlich rücksichtslos und lärmend hinweg wie Nils' gigantisches Schneefahrzeug über die eisige Landschaft Skandinaviens. Problematisch macht den Film jedoch erst Molands leichtfertiger Zynismus: Hier darf nach Herzenslust und bar jeder Reflexion Selbstjustiz verübt werden - und die Morde sind nicht nur bluttriefend inszeniert, sondern sollen stets auch dem nächsten schnellen Lacher dienen.
Seit sich im Sommer 2014 Millionen Menschen medienwirksam Eiswasser über den Kopf schütteten, wird die Nervenkrankheit ALS auch im Kino vermehrt thematisiert. Doch Filme wie "Das Glück an meiner Seite", einem Sterbedrama für das Nicholas-Sparks-Publikum, wünscht man keinem der Betroffenen [...] George C. Wolfes zwischen Wohlfühlkino und Betroffenheitskitsch angesiedelter Film ist nicht am Innenleben seiner Hauptfigur interessiert, stattdessen ist er ein Plädoyer für die Mitte: Die begüterte, spießige Kate wird ein bisschen lockerer, während Bec - vom Nietenarmband bis zur unflätigen Wortwahl mit allem ausgestattet, was sich der Kleinbürger unter rebellischem Verhalten vorstellt - Verantwortung und die Vorzüge einer festen Beziehung lernt. Tränen werden weggelacht, jeder Topf findet schließlich seinen Deckel. Von einem Thema, das vor allem Fingerspitzengefühl verlangt, mit so viel forcierter Weltfremdheit zu erzählen - das kann man nur als respektlos bezeichnen.
[...] Anders als Chabrol, der selber zwei Simenon-Romane verfilmt hatte, setzt der französische Schauspieler Amalric in seiner zweiten Regiearbeit nach dem beachtlichen Debüt "Tournée" mehr auf äußere Cleverness denn auf innere Spannung - das psychologische Potenzial des Stoffes bleibt weitgehend ungenutzt. "Das blaue Zimmer" scheitert ausgerechnet an Amalrics formalen Ambitionen: Er verzichtet auf eine lineare Erzählweise, springt im Minutentakt zwischen filmischer Gegenwart und Rückblenden hin und her - und lässt dadurch in der knappen Laufzeit von 75 Minuten weder inhaltliche Tiefe noch Empathie für seine Figuren zu.
[...] Als Kammerspiel, das sich nur auf einen kleinen Personenkreis konzentriert, ist "Every Thing will be fine" zunächst stark. Den neuen Spielfilm von Wim Wenders durchzieht eine kontemplative Ruhe, hinter der es bedächtig zu brodeln scheint wie in einem Lars-von-Trier-Film. Doch mit der Zeit wird klar: Wenders' subtiles Einfangen von Stimmungen und Eindrücken - nicht zuletzt mithilfe von zunehmend weniger sinnstiftendem 3-D - bleibt der einsame Höhepunkt. Es folgt ein schlichtes und konventionell erzähltes Drama, das den Themenkomplexen Trauer und Schuld wenig Neues hinzuzufügen weiß und jeden Anflug von Ambivalenz an seiner hübschen Oberfläche zerschellen lässt. Stattdessen streckt Wenders die dünne Handlung durch zahlreiche Subplots und Zeitsprünge, nur um schließlich doch nicht viel mehr zu erzählen, als es bereits der Filmtitel tut: Alles kann gut werden, wenn man die Zeit nur alle Wunden heilen lässt und sich ordentlich ausspricht. Für eine Laufzeit von zwei Stunden ist das reichlich wenig.
[...] Fast beiläufig verhandelt Moodysson hier die üblichen Themen des Genres [...] und feiert die Rebellion als integralen Bestandteil der Selbstfindung. Die Gründung der Band, die ausdrücklich nicht als Girlgroup bezeichnet werden will, erzählt er dabei nicht als Erfolgsgeschichte, sondern ordnet sie der narrativen Lässigkeit seines Films unter, die der Handlung keine Wendung und keine Emotion künstlich aufzwängt. Wer will, kann Feelgoodkino dazu sagen - doch nie fischt Moodyssons humorvoller und gefühlsechter Jugendfilm in seichten Gewässern.
[...] Ein Inklusionsfilm also, der sich nicht traut, seine Zuschauer in die Lebensrealität seiner Figuren hineinzuversetzen; ein Film mit taubstummem Personal, der eine Unvereinbarkeit von Stille mit filmischem Unterhaltungswert suggeriert. Eine ziemlich heuchlerische und faule Angelegenheit, die aber symptomatisch ist für ein überraschungsresistentes Kino, dessen Richtung immer diejenige ist, die der Weg des geringsten Widerstandes gerade vorgibt – an dessen Ende kein Schmerz und keine echten Gefühle warten, sondern stets nur der kleinste gemeinsame Nenner möglicher Publikumserwartungen. [...] „Verstehen Sie die Béliers?“ ist eine einzige Ode an die Mäßigung: kein Moment der Irritation, kein interessantes Bild, kein unerwarteter Dialogsatz und eine Inszenierung, die sich vor jedweder Spitze scheut.
Seinen besten Einfall verschenkt Regisseur François Ozon gleich am Anfang - bevor der eigentliche Film beginnt, erzählt er die Vorgeschichte der Freundschaft zweier Frauen, die jäh durch den Tod der einen beendet wird, als eigenständiges Melodram im Zeitraffer. Ein furioser Auftakt für einen erstaunlich behäbigen Film. [...] Ozon übernimmt den staunenden Blick seiner kleinbürgerlichen Protagonistin und behandelt das Thema Transvestitismus, als würde es sich dabei noch immer um ein Tabu handeln. "Eine neue Freundin" geriert sich wie ein verkappter Aufklärungsfilm, lässt jedes Selbstverständnis vermissen - und ist damit vieles, nur nicht zeitgemäß. So viel Verklemmtheit - selbst stereotypischer "Tuntenhumor" wird nicht ausgespart - überrascht angesichts des offenen Umgangs mit Sexualität, den Ozon in früheren Filmen pflegte.
SALO hat in einer SM-Sex-Liste wirklich nichts zu suchen, auch wenn die Vorlage von einem ihrer Namensgeber stammt (vor allem nicht in Verbindung mit der Überschrift: Pasolini lässt mit diesem Film also wirklich Sado-Maso-Herzen höher schlagen? Really?). Besser durch Barbet Schroeders ohnehin oft unterschlagene MAÎTRESSE ersetzen, quasi das aufregendere und mutigere Gegenstück zu FIFTY SHADES OF GREY mit vertauschten Geschlechterrollen - nur ca. 35 Jahre früher entstanden.
Also zurzeit (fast) jeder Film nach einer Vorlage von Nicholas Sparks und noch mehr Will Glucks ultimativ glücklich machendes "Annie"-Remake - kann allerdings nicht behaupten, mich dafür sonderlich "guilty" zu fühlen. ;-)
73. . . .
Du bist so verrückt. :-D Aber wie soll man die Anzahl schätzen, ohne einen Anhaltspunkt zu haben, bis wann Du wieder in Arbeit bist? Oder gehört das zum Konzept?
Ich suche noch verzweifelt nach meinem Hoffnungsträger für 2015 (fünf Filme von der Liste kenne ich bereits, "Taube.." und "Leviathan" sind natürlich super, "From What Is Before" wird ein deutscher Kinostart wohl verwehrt bleiben), Malick und Anderson sind es diesmal nämlich nicht - lasse mich natürlich nur zu gern vom Gegenteil überzeugen, aber Malick hat mich mit "To the Wonder" vollends verloren (der Trailer zu "Knight of Cups" verspricht dahingehend leider wenig Gutes) und der Anderson scheint sich mir gefährlich nah am Poser- und "Kult"-Kino der Marke "The Big Lebowski" (sorry, Dude^^) oder "American Hustle" zu bewegen - der erste P.T. Anderson, auf den ich mich nicht richtig freuen kann. Meine größte Hoffnung ist, dass Haneke mit seinem "Flashmob" vorankommt (könnte der erste wirklich relevante Film zum #Zeitgeist werden, der auch darüber hinaus Bestand hat), ansonsten fallen mir recht wenige große und/oder geschätzte Regisseure ein, von denen 2015 ein neuer Film zu erwarten ist (wird aber sicherlich noch die ein oder andere Überraschung geben) - gespannt bin ich auf den Zweitling (?) von Andrew Haigh, auf "Birdman", "The Duke of Burgundy", "It Follows", "Ich seh, ich seh", "Hard to be a God" und natürlich auf Nicolas Winding Refns Horrorfilm.