S.Bendix - Kommentare

Alle Kommentare von S.Bendix

  • Habe mal mitgemacht, um meinen Lieblingsfilm "Her" ein wenig gegen die Übermacht all der Guardians und Nolans da draußen zu verteidigen. Quatsch ist dieses Voting natürlich trotzdem, bzw. vor allem das Auswahlverfahren: Ein Meisterwerk wie "Winterschlaf" oder "Höhere Gewalt" hat auf diese Weise natürlich keine Chance, überhaupt in die engere Auswahl zu kommen - abgesehen davon, dass es diese Filme (leider Gottes) ohnehin schwer haben dürften, die 500-User-Grenze zu überschreiten, ist dies schon aufgrund der späten Starttermine unmöglich; ein Film, der bereits im Januar/Februar gestartet ist, ist so doch automatisch im Vorteil. Deshalb tendiert die Repräsentativität des Ganzen gegen Null.
    By the way: Gesehen habe ich 21/30, von meiner (bisherigen) Top 10 sind ganze drei Filme vertreten. ;-)

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    • 7 .5

      Ich bin erstaunt, wie schlecht dieser Film im Allgemeinen wegkommt – welcher Regisseur außer Woody Allen schafft es schon, im Alter von 79 Jahren bei einer Arbeitsdichte von einem Film pro Jahr qualitativ auf einem derart hohen Level zu bleiben? Klar, das Tempo ist etwas gemächlicher geworden, thematisch betritt Allen kaum noch Neuland – aber wenn er dies auf derart charmante und teils auch kluge Art und Weise tut wie hier, mit solch wunderbaren, treffsicheren Dialogen, Pointen und Bonmots, bin ich der letzte, der sich über etwaige Schwächen beschweren würde. Und schließlich ist „Magic in the Moonlight“ eines der seltenen Beispiele dafür, dass man sich mit einem Film pudelwohl fühlen kann, ohne gleichzeitig das Gefühl haben zu müssen, für dumm verkauft zu werden – mehr noch: Im Subtext thematisiert Allen die Krux aller Trivialkultur gleich mit – ist es nun erstrebenswerter, schönen Illusionen nachzuhängen, oder sich der (oftmals weniger tröstlichen) Realität und damit der Wahrheit zu stellen? Wo endet das eine und beginnt das andere? Wie Allen Rationalismus und Spiritismus, Optimismus und Pessimismus, Gefühl und Vernunft gegenüberstellt und gegeneinander ausspielt, ist in meinen Augen das möglicherweise einzige Exemplar einer intelligenten Komödie in diesem Kinojahr.

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      • In einem Punkt muss ich mich mittlerweile korrigieren: Nach den zunächst eher ernüchternden Reaktionen hat sich erfreulicherweise auch jenseits des TIFF eine recht große Gruppe von Befürwortern gefunden - ich fühle mich also nicht mehr ganz so allein. :-)
        Schön außerdem, es in diese Rubrik geschafft zu haben, schließlich schreibe ich nur etwa alle drei, vier Monate mal einen Kommentar - trotzdem muss ich, ganz vorsichtig natürlich, monieren, dass meinem Kommentar in der Korrektur ein paar falsche Kommata angedichtet wurden; nennt mich Erbsenzähler, aber der Stolz gebietet es doch, darauf hinzuweisen. ;-D

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        • Was ist mir der Mitmach-Seite? Meine Liste von nicht in der Datenbank enthaltenen Filmen quillt allmählich über. ;-)

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          • Ich persönliche halte das herkömmliche "Biopic" ja für eines der limitiertesten und dramaturgisch vorhersehbarsten Filmgenres überhaupt, da es sich leider meist im schematischen Abklappern von biografischen Meilensteinen und Karrierehöhepunkten erschöpft - aufregendes, spannendes und vielschichtiges Kino kommt dabei jedenfalls selten heraus. Zwar wird oben geschrieben, das Genre müsse sich keinen festgelegten Konventionen beugen, das beschreibt in meinen Augen aber nur den Idealfall - längst hat sich das "Biopic" seine eigenen Konventionen geschaffen (jüngste Beispiele: "Get On Up", "Mandela").
            "Mr. Turner" möchte ich davon übrigens explizit ausnehmen - Leigh verweigert sich ausgetretenen Erzählpfaden beharrlich, vielmehr ist der Film ein fragmentarischer Bilderbogen aus Momentaufnahmen, Episoden, Sinneseindrücken, der eine eigene Interpretation des Menschen und Künstlers Turner wagt und dadurch dem Porträtierten wesentlich näherkommt, als es eine reine "verfilmte Biografie" je könnte.
            Hoffnungen setze ich diesbezüglich noch in Abel Ferraras Pasolini-Biopic, das in Venedig fast einhellig zerrissen wurde - scheinbar, weil es sich den allgemeinen Erwartungen an das Genre ebenfalls mit der gebotenen Radikalität entzieht. Aber dass ein Film über einen Zeit seines Lebens missverstanden Künstler wie Pasolini ebenfalls missverstanden wird, ist da vielleicht nur konsequent. :-)

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            • 3
              • Ui, diese Liste habe ich bislang völlig übersehen, dabei werde ich sogar namentlich erwähnt! Schöne, bunte Auswahl jedenfalls - stimme Dir nicht nur bei "Subarnarekha" zu. :-)

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                • 1
                  • 5

                    Well, damit hatte ich nicht gerechnet – viel ist mir schon zu Ohren gekommen über diesen berühmt-berüchtigten Film, und ich war mir beinahe sicher, mich anschließend auf die Seite einer der beiden Extrem-Positionen zu schlagen (mit deutlicher Tendenz zu jener am Ende des Wertungsspektrums): Die Holocaust-Relativierung im bescheuerten Originaltitel, Tier-Snuff zu Unterhaltungszwecken – Hassfilm-Alarm war vorprogrammiert.
                    Und nun das: Selbst für mich als überzeugtem Vegetarier – und zwar aus ethischen Gründen –, hat die allgemeine Hysterie über die Tiertötungen in Deodatos Film einen mindestens ebenso zwiespältigen Eindruck hinterlassen wie der ganze Film – ja, schön anzusehen war das sicher nicht, aber mal ernsthaft: Sich darüber, dass eine Handvoll Tiere vor laufender Kamera ermordet werden – und zwar vergleichsweise schnell und schmerzlos -, derart zu ereifern, während täglich Abertausende von Rindern, Schweinen und Hühnern (merke: die süßen flauschigen männlichen Küken werden teils sogar schlicht zerhäckselt, da keine Verwendung für sie besteht) dicht an dicht in Massenlagern gehalten und nach wochenlanger Qual ebenso inhuman abgeschlachtet werden, damit der nachmittägliche Burger bzw. der abendliche Aufschnitt nicht bloß schmeckt, sondern auch ja schön preiswert zu erwerben ist, hinterlässt einen bitteren Beigeschmack der Doppelmoral – was der Mensch nicht sieht, interessiert ihn in der Regel auch nicht. Ausgerechnet hier auf die Barrikaden zu gehen, ist einfach albern – zwar schlachtet Deodato das exzessive Tiertöten im Wortsinne aus (was mir als Tierliebhaber freilich nicht geschmeckt hat), aber man möge mir Glauben schenken: Jede x-beliebige Dokumentation über Massentierhaltung bietet weit erschreckenderes und expliziteres Anschauungsmaterial. Guten Appetit! Apropos: Im Anschluss wurden die Tiere vom Filmteam höchstselbst verspeist.
                    Überhaupt ist „Cannibal Holocaust“ ein durch und durch zwiespältiges Seherlebnis, seine Schwächen können ihm ohne Weiteres als Stärke ausgelegt werden – und umgekehrt. Ein Beispiel: Das beinahe penetrante Pamphlet gegen zivilisatorische Ausbeutung und mediale Sensationsgier – samt echauffiertem Off-Kommentar – wird wahlweise untermauert oder widerlegt von einer Inszenierung, die selbst exploitativer und sensationalistischer kaum hätte ausfallen können. Deshalb läuft der Vorwurf, Deodato würde seine Idee an billige Schauwerte verraten respektive seine Medienschelte überhaupt nur vorschieben, um daraus eine Rechtfertigung für seine nahezu pornographischen Gewaltspitzen zu generieren, zwar keineswegs ins Leere – man kann den Spieß aber ebenso gut umdrehen: Indem sich Deodato letztlich derselben manipulativen und fragwürdigen Mittel bedient wie das im Mittelpunkt stehende Filmteam – und zwar im Zeichen der Unterhaltung -, stellt er sein eigenes Publikum implizit auf eine Ebene mit jenem der „Dokumentation“ im Film – und führt es dadurch vor. Überspitzt formuliert: Würde Deodato bei den Gewaltorgien abblenden statt draufhalten, befände man sich beinahe schon auf Haneke'schen Terrain.
                    Auch bezüglich der Darstellung der Ureinwohner im Film hagelt es Widersprüche: Einerseits entsprechen sie ganz dem Stereotyp des „primitiven Menschenfressers“, andererseits filmt Deodato sie nie von oben herab, sondern stellt das Eindringen des Fernsehteams als eigentlichen Affront gegen die Menschenwürde heraus.
                    Man kann es also drehen und wenden wie man will: „Cannibal Holocaust“ ist ein Film voller Widerhaken, abstoßend, grenzwertig, manchmal auch leichtfertig und dumm, nie aber: egal. Somit verbleibe ich - überraschenderweise - weder mit Ablehnung noch Zustimmung.

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                    • 8
                      über Phoenix

                      Galt Christian Petzold bisher als derjenige Vertreter der umstrittenen Berliner Schule, auf den sich beinahe jeder einigen konnte, dürfte "Phoenix" an diesem Nimbus gewaltig rütteln - zumindest beschleicht mich seit einigen Wochen angesichts diverser Diskussionen der Verdacht, dass ich mir mit der Verteidigung seines neuen Films einiges an Arbeit aufgehalst habe!
                      Ob man "Phoenix" nun mag oder nicht hängt im Wesentlichen davon ab, inwieweit man seine - zugegeben mehr als unwahrscheinliche - Grundkonstellation als Allegorie auf die Verdrängungsmechanismen der Nachkriegszeit zu akzeptieren bereit ist. Petzold-Stammschauspielerin Nina Hoss spielt die Auschwitz-Überlebende Nelly, die im Juni 1945 mit entstelltem Gesicht in ihre Heimat zurückkehrt und sich nach einer erfolgreichen Gesichtsoperation auf die Suche nach ihrem Mann Johnny macht. Dass dieser seine Frau trotz zahlreicher gemeinsam verbrachter Jahre nicht wiedererkennt: in der Realität schier unmöglich - im Film aber ein schmerzhaftes Bild dafür, dass die Liebe, deren Erinnerung für Nelly nach ihrer Rückkehr als einziger Hoffnungsschimmer und Verbindungsglied zu einer unbeschwerteren Vergangenheit fungiert, so möglicherweise nie existiert hat, was ihr verzweifeltes Ringen um Normalität und ein Anknüpfen an bessere Zeiten umso schwerer erträglich macht. Dazu passt, dass Johnny sie nicht nur mutmaßlich eigenhändig an die Nazis verraten hat, sondern ihr zudem einen fatalen Vorschlag macht: Nelly soll sich als seine totgeglaubte Frau ausgeben, um an das Erbe ihrer Familie zu kommen.
                      Dass sich Nelly auf diesen Vorschlag einlässt, ist ein weiteres Ding der Unmöglichkeit in diesem Film, und ja: einiges gerät doch recht holzschnittartig und papieren, etwa Nellys Beziehung zu ihrer von Nina Kunzendorf gespielten Freundin Lene. Doch ist "Phoenix" - wie ich finde - von der ersten Einstellung an der Ikonografie des Film Noirs wesentlich näher als dem Realismus- und Authentizitätsanspruch des oft biederen hiesigen deutschen Geschichtsfilms, eine ab- und hintergründige Variation von Delmer' Daves "Dark Passage" und eine dunkel-schillernde Kinoparabel. Das halbweltartige nächtliche Nachkriegsberlin ist in blutrotes Licht gehüllt, die Kamera führt uns durch verrauchte Bars, in verwinkelten Gassen werfen zwielichtige Gestalten ihre Schatten auf den Asphalt – und ein geladener Revolver weist den Weg zum höchst ambivalenten Ende. Mit den von Petzold selbst mitgeprägten Stilismen des Berliner-Schule-Kinos hat all das nur noch am Rande zu tun - und doch wäre dies kein Petzold-Film, würde der Regisseur sein Sujet trotz aller cinephiler Querverweise und dem schamlosen Sich-Bedienen einer reinen Kino(un)logik nicht doch bitterernst nehmen: Ist es möglich, wie der titelgebende mythische Vogel aus der eigenen Asche aufzuerstehen, nach den erlebten Gräueltaten (hier des Naziregimes) und Jahren des Leidens wieder der Mensch zu werden, der man vorher mal gewesen ist? Petzold exerziert sein Gedankenspiel mit bitterer Konsequenz durch, weiß aber gleichzeitig um die Unmöglichkeit einer klaren Beantwortung seiner Fragen. Ein starker, ein vielschichtiger Film.

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                      • 4 .5

                        „Viel Lärm um nichts“ ist ein beispielloser Blender der Marke „Blockbuster-Regisseur will auch mal was mit Anspruch drehen“, dessen durchsichtige Rezeptur sich in etwa so zusammensetzt: Dialoge und Pointen von Shakespeare leihen – denn die sind ja gut, da kann ihm niemand etwas vorwerfen -, diese von einer Riege befreundeter Seriengesichter zwecks Modernisierung im eigenen sterilen Wohnzimmer aufsagen lassen und schließlich einen Schwarz/Weiß-Filter darüberlegen, weil das immer irgendwie nach Kunst aussieht. Dass der Film zunächst nur als eine Art Ferienprojekt mit Freunden gedacht war, entschuldigt noch lange nicht Whedons Mangel an Fantasie, Einfallsreichtum, Vision und Verfremdungsarbeit – denn so ist der Film kaum mehr als steifes, bieder-dröge abgefilmtes Theater.

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                        • http://blogs.indiewire.com/theplaylist/lars-von-trier-planning-to-direct-an-action-movie-20140519

                          :-D

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                          • Ich erwarte nicht weniger als ein Meisterwerk - und hoffe inständig, dass ein deutscher Verleih den Mut findet, einen 196-minütigen Dialog- und Autorenfilm auf die große Leinwand zu bringen.

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                            • 1

                              100 % bei Rotten Tomatoes, 8,2 in der IMDB. Mein Glauben an die Intelligenz der (Mehrheit der) menschlichen Spezies ist einmal mehr um einige Prozentpunkte gesunken - mal abgesehen von der Tatsache, dass Filme wie dieser, deren Intellekt und Humorverständnis noch ungefähr unter dem eines vorpubertären 11-Jährigen rangieren, überhaupt gedreht werden.

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                              • 2 .5

                                Juhu, die Kinowelt hat vorzeitig ihren Nachwuchs-Nolan gefunden. Er heißt Wally Pfister und war jahrelang Nolans Haus-und-Hof-Kameramann - der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. (Obwohl ich, das sei der Fairness halber noch hinzugefügt, mich lieber wiederholt durch Nolans Gesamtwerk wühlen würde, als noch einmal "Transcendence" sehen zu müssen)
                                Johnny Depp mutiert als archetypischer Mad Scientist (oder doch nicht? Nichts ist schließlich jemals so, wie es scheint!) zur Mensch-Maschine. Eine technophobe Terrorvereinigung hat ihm den Garaus gemacht, weil er "Gott spielen" und mit Hilfe eines Elektronengehirns, welches nicht bloß das Fassungsvermögen des menschlichen Verstandes um ein Vielfaches übersteigt, sondern auch noch zu Emotionen fähig ist (und damit Pfister und seinem Film *mindestens* eine Sache voraus hat), ein Heilmittel gegen Krebs finden und irgendwie auch die Weltherrschaft an sich reißen wollte. Aus Liebe verknüpft seine Frau Evelyn sein Gehirn mit dem Supercomputer, die Folgen sind für den Zuschauer wie für die Weltbevölkerung gleichermaßen prekär: Schmieriger Seifenopfernkitsch, schlaumeieriges Wissenschaftsgeschwafel, Kompliziertheit statt Komplexität, viele Grautöne zwar nicht inhaltlicher, so doch aber wenigstens visueller Natur – plakative Technologisierungskritik mit dem Holzhammer inklusive. Und irgendwann fällt folgender Satz, der mich ein wenig schmunzeln ließ: „Emotion ist Biochemie“. Damit fasst Pfister – wenn auch ungewollt – den emotionalen Radius des Films perfekt zusammen. Ein wenig wirkt „Transcendence“, als sei er selbst nach vorgeschriebener Formel automatisch von einem Computer zusammengesetzt worden. Das würde zumindest erklären, weshalb Pfisters Inszenierung derart blutleer geraten ist: Maschinen kennen bekanntlich keine Gefühle.

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                                • 4 .5

                                  Die Idee, einen Film dieses Kalibers in den Innenräumen eines Theaters spielen und dadurch die geschaffene Illusion sich selbst enttarnen zu lassen – sichtbare Kostüm- und Kulissenwechsel inklusive -, hat eine Menge Potential (wenn Joe Wright sie nur konsequent durchziehen würde) – der Film selbst im Grunde auch, hatte ich doch insgeheim gehofft, er würde mich auf einem ähnlichen Fuß erwischen, wie es die geradezu schamlos-romantischen postmodernen Pop-Opern eines Baz Luhrmann regelmäßig tun. Durch die forcierte Künstlichkeit, die Grandezza des Films, die Erhebung der Form zum Inhalt und das grenzenlose Over-Acting drängt sich der Vergleich in der Tat auf – das einzige Gefühl, das Wright auf den Zuschauer übertragen mag, ist hingegen die Leere, die Anna Karenina in ihrer Ehe empfinden muss, nicht aber ihre Verzweiflung, ihre Sehnsüchte, ihre Widersprüche. Ja, dieser Tolstoi fühlt sich in erster Linie leer an – eine Ausstattungsorgie ohne Seele, die sich in ihrer Opulenz gefällt, für die Belange ihrer Figuren aber keinen Sinn hat. Ich warte derweil auf den nächsten Luhrmann (in fünf, sechs Jahren vielleicht.. :-()

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                                  • Lars von Trier ist in Berlin. Livestream der Pressekonferenz zu "Nymphomaniac": http://www.berlinale.de/de/im_fokus/live-streaming/index.html#stream=pk
                                    (In 24 Stunden werde ich ihn gesehen haben. Maximale Aufregung!)

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                                    • "Vom Winde verweht" - Gilt bestimmt nicht umsonst als Meisterwerk und Über-Klassiker und hat einige der schönsten, prächtigsten Bilder, die ich je in einem Film gesehen habe. Aber: Südstaaten-Romantik, Rassismus und konstruierte Schicksalsschläge im gefühlten Sekundentakt (noch dazu auf fast vier Stunden gestreckt) gingen mir ziemlich gegen den Strich - und Scarlett O'Hara ist für mich die vielleicht nervigste Protagonistin eines Films überhaupt.

                                      "Die Geburt einer Nation" - Der Film, den zu bewerten mir bis dato am schwersten fiel: Filmhistorisch von großem Gewicht und in vielerlei Hinsicht beeindruckend und stilprägend, ideologisch aber geradezu haarsträubend. Ein rassistischer Hetzfilm epischen Ausmaßes.

                                      "Stalag 17" - Billy Wilder hat den vielleicht besten Film über Hollywood überhaupt gedreht ("Sunset Boulevard"), einen der großartigsten Film Noirs ("Frau ohne Gewissen"), dem Komödien-Genre mindestens zwei Meisterwerke geschenkt ("Das Appartement", "Manche mögen's heiß"), sich für damalige Verhältnisse glaubhaft mit unbequemen Themen wie Alkoholismus auseinandergesetzt ("Das verlorene Wochenende") - einer meiner Lieblinge, nur hier hat er sich meiner Meinung nach verhoben: Kriegsgefangenschaft hat hier die Anmutung eines Klassenausflugs, Kabbeleien und Gescherze mit dem Lagerkommandant inklusive, entlassen wird man schließlich mit dem wohligen Gefühl, dass es in deutscher Gefangenschaft ja doch recht lustig zugegangen sein muss und letztlich alles halb so schlimm war. Alternative: "Die große Illusion".

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                                      • THE LITTLE ORGAN SCHOOL:
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                                        The nymphomaniac is easily inspired, and acts it out."
                                        http://www.nymphomaniacthemovie.com

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                                          2013 ist für mich ebenso das Jahr der Enttäuschungen wie auch das Jahr der Überraschungen: Ein Gros der Filme, auf die ich schon seit dem letzten Jahr mit unbändiger Vorfreude gewartet habe, wurden den Vorschusslorbeeren, mit denen ich sie zuhauf bedacht habe, nicht gerecht - meine voraussichtliche Top 10 hingegen dominieren Filme, die ich zuvor weniger (oder auch gar nicht) auf dem Zettel hatte. So verhält es sich leider auch mit der Musik - die Liste der heißerwarteten Alben, die letztlich bestenfalls für Schulterzucken sorgten, ist lang, für Begeisterung hingegen sorgten andere. Vorläufiger Höhepunkt: Arcade Fire. Habe ich mich vor einem Monat noch zu Jubelstürmen hinreißen lassen angesichts der Single "Reflektor" (James Murphy! David Bowie! Anton Corbijn! Disco!), bin ich nun, nach dem Hören des gleichnamigen Albums, in höchstem Maße ernüchtert: Ein weitgehend langweiliges, sich allzu leicht offenbarendes, aufgeblasenes Nichts. Und in Anbetracht der Euphorie, die allerorten zu vernehmen ist, frage ich mich einmal mehr: Was stimmt mit mir nicht (mehr)? Liegt's an den Filmen, an der Musik oder doch an mir? Ich bin ratlos. Immerhin: So kann ich mir wenigstens die 34,99 € für teures Doppel-Vinyl sparen.

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                                          • Ein ganz toller Film, in der Tat. Schön, dass du es mit diesem Kommentar mit mehrwöchiger Verspätung doch noch in diese Rubrik geschafft hast. :-)

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                                              über Carrie

                                              Der Hund liegt bereits im Grundkonzept begraben: Einen Klassiker "fit zu machen" für eine neue Generation, damit sich diese das jeweilige "Uralt-Original" nicht mehr anzusehen braucht. Im Fall "Carrie" ist das besonders heikel: Kimberley Pierce überführt den Stoff in das Zeitalter der Smartphones (womit die signifikanteste Neuerung bereits genannt wäre; die Demütigungen, die Carrie ertragen muss, dürfen nun auf YouTube mitverfolgt werden), folgt der Erstverfilmung dabei im Grunde Szene für Szene, bedient routiniert sämtliche Mätzchen des kontemporären Horrorkinos und begräbt darunter den Subtext, der den Film von 1976 erst herausragen ließ aus dem Gros der zeitgenössischen Genre-Mitbewerber. Der irreführende deutsche Zusatztitel des Originals - "Des Satans jüngste Tochter" - ergibt spätestens während des ehemals so befreienden wie erschreckenden finalen Infernos, hier bis hin zur Lächerlichkeit "over the top" inszeniert, absolut Sinn: Pierces "Carrie" ist keine effektiv überspitzte Studie menschlichen Verhaltens, der systematischen Ausgrenzung alles "Fremden", des ganz realen Horrors des Teenager-Seins mehr, sondern nur ein handelsüblicher Teenie-Horror-Film mit Geisterbahn-Effekten und ohne doppelten Boden.

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                                                • 9

                                                  Einer der - in meinen Augen - vielversprechendsten Filme derzeit hat endlich einen Starttermin: Es ist der 20.03.2014. Glazers vielgelobtem "Sexy Beast" konnte ich nur wenig abgewinnen, seinem mehrheitlich verschmähten "Birth" umso mehr; bereits der Trailer birgt soviel durch und durch düstere lynch'sche Magie - wenn sich der fertige Film auch nur ein wenig so anfühlt, ist er nach "Nymphomaniac" bereits mein zweiter Lieblingsfilm-Kandidat im kommenden Jahr.

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