S.Bendix - Kommentare
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Alle Kommentare von S.Bendix
Bringt es was, heute noch ne DVD zu verschicken?
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Habt ihr Facebook? Mögt ihr Hunde? Filme ja sowieso.
Kurzum: "Der Hund im Film" heißt die Seite, die Der Witte und ich mit viel Liebe zu Kino und Gebell betreiben, auf der das gesamte Spektrum des Films via Hund vereint wird - schließlich sind in fast jedem guten Film Hunde zugegen, und umgekehrt kann ein mittelmäßiger Film schon durch einen einzigen Hund enorm an Qualität gewinnen. Ein gern übersehener Umstand, der hier endlich umfassend in Bildform gewürdigt wird - Liken lohnt!
Hier entlang:
https://www.facebook.com/Der-Hund-im-Film-331609870526663/
:-* und Wuff!
Abzüglich Kurzfilmen sind es exakt: 6250
"Wir können nur vor dem Schlamm warnen, den die Ausläufer der "Neuen Welle" nunmehr in unsere Kinos schwemmen wollen", urteilt 1960 die katholische Filmschau über Jean-Luc Godards Debütfilm "Außer Atem". Nicht die einzigen, die sich damals an Godards ästhetischer Eigenwilligkeit und seinen bewussten Verstößen gegen die Regeln des filmischen Erzählens stießen. Als 1983 "Atemlos" in die Kinos kam, genoss das Original längst weltweite Anerkennung - dafür wurde Jim McBrides Hollywoodremake förmlich in der Luft zerrissen. (...) McBrides Inszenierung verblüfft mit einem derart imponierenden Gespür für Rhythmus, dass man die Frage stellen muss: Weshalb gilt nicht auch "Atemlos" längst als moderner Klassiker? Der Film versprüht den Geist des 50er-Jahre-Rock'n'Rolls ebenso wie er der Ästhetik der 80er-Jahre-Popkultur genügt - und ist dabei in seiner lässigen Eleganz doch vollkommen zeitlos. Richard Gere liefert als eitler Kleinganove Jesse (...) so was wie die Performance seines Lebens ab - wie er sich völlig unironisch in exaltierte Greaser-Posen wirft, man ihm trotz seiner breitbeinigen Attitüde die Gefühle für Monica und seine Sehnsucht nach einem besseren Leben gänzlich abkauft, ist eine unterschätzte Glanzleistung. Und ebenso wie die Hauptfigur vereint der Film mühelos Widersprüche, indem er, anders als seine damaligen Kritiker, keine Unterscheidungen zwischen U- und E-Kultur fällt - da wird die im Kern tragische Geschichte einer unerfüllbaren Liebe ummantelt von einer knalligen Farbgestaltung; da legen sich am Ende Pianoakkorde von Philip Glass über Jerry Lee Lewis' "Breathless"; und Poesie und Zärtlichkeit findet McBride ausgerechnet in einem Silver-Surfer-Comic.
(...) "The Visit" legt die Vermutung nahe, dass alles nur ein Missverständnis ist: Shyamalans neuer Film nach den misslungenen Blockbuster-Versuchen "Die Legende von Aang" und "After Earth" führt nicht nur das weitgehend auserzählte Found-Footage-Genre ad absurdum, indem er nach Belieben mit dessen Regeln bricht, sondern thematisiert den verlorenen Ruf des Regisseurs im Subtext gleich mit, bis er dem Zuschauer sogar im Wortsinne Scheiße ins Gesicht klatscht. Spätestens hier ist klar: Shyamalan ist ein grenzirrer Horror-Auteur, der sich um Genreerwartungen wenig schert. Und "The Visit" ein unerhörter Spaß.
(...) Was zählt, ist Sauls Versuch, inmitten einer systematischen Maschinerie der Entmenschlichung einen Funken Würde zu bewahren. Der ungarische Regisseur László Nemes findet mit "Son of Saul" eine mögliche Antwort auf die Frage, wie man den Horror von Auschwitz erfahrbar machen kann, ohne das unvorstellbare Leid der Opfer dafür auszubeuten: Die Kamera klebt förmlich an Sauls Rücken - was um ihn herum passiert, bekommen wir nur in Fetzen mit. Wir hören die Schreie der Lebenden im Hintergrund, sehen flüchtig die ausgemergelten Körper der Toten am Bildrand. László Nemes muss dabei weder draufhalten noch künstlich dramatisieren: Dass man als Zuschauer um die realen Verbrechen weiß, macht den Film unerträglich genug. Gerade weil er darauf vertraut, ist "Son of Saul" so wichtig - und so sehenswert.
(...) Es ist bemerkenswert, wie stilsicher Michael Mann schon zu Beginn seiner Karriere zur Tat schritt. "Thief" schöpft aus seiner ruhigen, zugleich hyperkinetischen Inszenierung eine Menge Kraft. Mann interessiert sich wahrhaftig für seine strauchelnde Hauptfigur, Action wird weitgehend durch eine stimmige Charakterzeichnung ersetzt; jeder in die düsteren Straßenschluchten des nächtlichen Chicagos herabprasselnder Regentropfen hallt lauter nach als es in einem weniger virtuosen Film eine Explosion vermöchte - und wenn dann doch ein Schuss fällt, ist das markerschütternd.
(...) Zum Glück widersteht Lenny Abrahamson der Versuchung, den Stoff als Thriller zu erzählen. Die Flucht fungiert hier nicht als dramaturgischer Höhepunkt, sondern ist für den fünfjährigen Jack, der sein gesamtes Leben mit seiner Mutter Ma (Brie Larson) in einem winzigen Raum verbracht hat, erst der Beginn größerer Schwierigkeiten. Er sehnt sich nach den beengten und jeder Lebensqualität entbehrenden neun Quadratmetern zurück, ist es doch der Ort, auf den er geprägt wurde - die Freiheit und ihre Möglichkeiten flößen ihm vor allem Furcht ein. Auch wenn Abrahamson als Zugeständnis an die Gefälligkeit einen Abschluss suggeriert: Bis Jack sich vollständig an die neue Umgebung assimilieren wird, sich nicht mehr als Fremder fühlt, herausfinden kann, wer er unter für uns normalen Lebensbedingungen eigentlich ist - bis dahin wird noch viel Zeit vergehen. Dazu muss man nur in sein verängstigtes Gesicht sehen, als er zum ersten Mal einen anderen Menschen sieht. Für ihn wie der Erstkontakt zu einer außerirdischen Lebensform.
(...) Unbedarfte Jugendliche, die selbst nach Kriegsende noch für die Sünden ihrer Eltern büßen müssen und in den Überresten der Schlachtfelder wortwörtlich verheizt werden - Regisseur Martin Zandvliet nimmt eine selten gewählte Perspektive ein, erzählt den Film aber trotzdem weitgehend als konventionelles Jugenddrama. Die obligaten Konfliktsituationen innerhalb des Lagers setzt er zwar selten reißerisch in Szene, doch er verschenkt zahlreiche interessante Ansätze - aus der Verschiebung der Täter-Opfer-Konstellation hätten sich einige kluge Fragen nach dem Wesen der Gerechtigkeit ergeben können. Stattdessen schöpft "Unter dem Sand" Spannung aus der Frage, wer wann als Nächstes von einer Mine in die Luft gesprengt wird. Das ist effektiv, aber auch zynisch - und stellt den Mehrwert des Films infrage.
(...) Es gäbe viel zu erzählen über die Kollision von Idealen mit individuellen Bedürfnissen auf der einen und gesellschaftlichen Anforderungen auf der anderen Seite. (...) Ausgerechnet Anna, anfangs noch die größte Verfechterin freier Liebe und zwanglosen Zusammenlebens, weiß mit der neuen Offenheit nicht umzugehen; mehr noch, sie mutiert von der Idealistin zur eifersüchtigen Furie - womit sich auch das Geschlechterverständnis des Films als wenig progressiv erweist. Am Ende gibt es für alle Beteiligten mal wieder nur einen Weg: den in die monogame heterosexuelle Zweierbeziehung. Warum der Ausbruch aus bürgerlichen Konventionen letztlich nur eine Illusion bleibt, dazu liefert der formal wie inhaltlich konservative Film nicht nur keine Antworten - er fragt nicht einmal danach.
(...) In ihrem dritten Spielfilm "Chevalier" verspottet Athena Rachel Tsangari nun mit viel Sinn für zwischenmenschliche Absurdität männlichen Geltungsdrang und machistische Selbstverständnis - doch passt ihre Verhaltenssatire auch wie die Faust aufs Auge in eine leistungsfixierte Zeit, die Apps wie Peeple hervorbringt, mit denen man Menschen bewerten kann. (...) Die Wurzel findet Tsangari sowohl im allgemeinen Selbstoptimierungswahn als auch in der Tradierung überholter Geschlechterrollen. (...)
(...) Ciro Guerras Schwarz-Weiß-Film nimmt in der heutigen Kinolandschaft eine singuläre Stellung ein: eine monumentale Filmerfahrung, vergleichbar allenfalls mit Werner Herzogs "Aguirre, der Zorn Gottes" oder "Apocalypse Now". Guerra spürt den Mythen der indigenen Völker Südamerikas nach, gleichzeitig sticht er wütend in die offene Wunde namens Kolonialismus: Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts begegnet der Schamane Karamakate, der die Wissenschaftler begleitet, Besuchern aus der "zivilisierten" Welt mit Skepsis - 40 Jahre später ist er der letzte Überlebende seines Stammes, entwurzelt und seiner Identität beraubt. Der Film taucht tief ein ins Herz der Finsternis - immer an den Windungen des sich scheinbar ins Unendliche schlängelnden Flusses entlang, vorbei an vernebelten Berggipfeln und dem Dickicht des Urwaldes, dessen Farben man spüren kann, obwohl doch nirgends Farben zu sehen sind. Alles hier ist fremd und unendlich vertraut zugleich, wie es, ja, sonst nur in Träumen der Fall ist. Ein vielschichtiges Meisterwerk, das uns endlich wieder ungebrochen staunen lässt - über den großen grenzenlosen Traum, der Kino heißt.
Meine Top 10:
01. CAROL
02. LEVIATHAN
03. BIRDMAN
04. 45 YEARS
05. MAD MAX: FURY ROAD
06. THE LOOK OF SILENCE
07. THE TRIBE
08. IRRATIONAL MAN
09. EINE TAUBE SITZT AUF EINEM ZWEIG UND DENKT ÜBER DAS LEBEN NACH
10. ES IST SCHWER EIN GOTT ZU SEIN
Link zur Liste, inkl. 10 tollen Filmen ohne deutschen Kinostart:
http://www.moviepilot.de/liste/top-10-2015-s-bendix
Auch erwähnt werden sollten: Chantal Akerman, Sergio Sollima.
"Fünf Minuten lang labern, nichts sagen und trotzdem ein paar Tausend Klicks einfahren", das Erfolgsrezept (beinahe) jedes YouTube-Kritikers - "Das kann ich auch!", hab' ich mir gesagt, und direkt mal ein paar Takte zu CAROL erzählt. Nur mit den vierstelligen Klickzahlen will es noch nicht so recht funktionieren, deshalb auch hier, pünktlich zum 1. Weihnachtstag, noch einmal mein erster Einsatz als YouTube-Kritiker:
https://www.youtube.com/watch?v=2ju_7miCZfQ&feature=youtu.be
Technisch vielleicht nicht gerade 1A, dafür garantiert objektiv und 100%ig spoilerfrei! Habt Freude, fühlt Euch inspiriert, und vor allem: Schaut CAROL. :-*
Frohe Weihnachten!
Im Rhythmus der vier Jahreszeiten erzählt, webt "Unsere kleine Schwester" Themen wie Vergänglichkeit oder den Stellenwert von Ehre und Tradition in der heutigen japanischen Familie fast beiläufig in seine sorgfältigen Beobachtungen ein - ein Melodram bar jeder Melodramatik. Koreeda ist virtuos darin, die emotionalen Verstrickungen seiner Figuren gerade so sehr herauszukehren, dass wir sie noch erspüren können - ein Meister der geflüsterten Gefühle, der seinem Publikum zu viel Vertrauen entgegenbringt, um es manipulieren zu wollen, der seine Charaktere zu sehr liebt, um sie zum Spielball aufgesetzter Drehbuchwendungen zu machen.
(...) In die multiperspektivische Schilderung einer Familie im Krisenzustand webt Joachim Trier noch einen Metadiskurs über die Wahrnehmung von Bildern ein: Während Isabelles Fotos mit jedem Blick neue Interpretationen möglich machen und Zweifel an der Ursache ihres Todes entstehen lassen, lässt auch der Film immer wieder offen, aus wessen Sicht wir das Gezeigte beobachten, legt so verschiedene Schichten der Bedeutung frei. Durch die Kopflastigkeit des Drehbuches zerfasert das Drama aber zusehends, will es doch gleichzeitig ein empathisches Familienporträt zeichnen. Das Innenleben der Figuren bleibt dabei größtenteils vage, an anderen Stellen wiederum wird Trier geradezu überdeutlich, etwa in einer Szene, in der sich Vater und Sohn erst in der virtuellen Realität eines Computerspiels unvoreingenommen begegnen können. "Louder than Bombs" ächzt unter dem Gewicht seiner eigenen Ambition - scheitert aber immerhin nicht uninteressant.
Schon in "The King's Speech" spielte Tom Hooper auf der Klaviatur des großen Gefühlskinos, allerdings so bedacht, dass das Endergebnis trotzdem glaubhaft erschien. Umso unverständlicher ist es, wie sehr Hooper das Publikum nun mit Plastikemotionen bedrängt: In seinem Transgender-Drama (...) findet er für jedes forcierte Gefühl ein abgegriffenes Bild, überzogen mit musikalischer Zuckerglasur und sicherheitshalber noch einmal verbalisiert, damit sich niemand die Mühe machen müsste, die Figuren und ihre Beweggründe selbst zu ergründen. Selbst die mutmaßlich gute Absicht des Films, um Toleranz zu werben, verblasst hinter der Anbiederung an die vermeintlichen Kriterien von Awardjuries - die das Kalkül hinter dieser Hochglanzproduktion aber ebenfalls durchschauen dürften. "The Danish Girl" ordnet sich ganz dem Spiel seines Hauptdarstellers (..) Eddie Redmayne unter: künstlich, durchschaubar, affektiert.
Wenn "The Revenant" ganz minimalistisch um den nackten Überlebenstrieb und die sinnliche Erfahrbarmachung einer Grenzsituation kreist - dann ist Alejandro González Iñárritus Film (...) archaisches, pures Kino. Eine lärmende, gleichzeitig wunderschöne Symphonie aus Blut, Schlamm und Geschrei, durch das suggestive Sounddesign und Emmanuel Lubezkis frei im Raum schwebender Kamera teilweise so intensiv, dass es fast ohrenbetäubend wirkt, wenn der Film kurz innehält und in vollkommener Stille nur einen Wassertropfen zeigt, der von einem Blatt abperlt. Dagegen wirken Glass' Visionen und der Nebenstrang um den Söldner John, der den schwer verwundeten Hugh ohne Ausrüstung in der Wildnis Nordamerikas zurücklässt, wie ein unnötiger Bremsklotz, das Rachemotiv ist konventioneller Ballast. Die Natur - natürlich auch die menschliche - wäre bereits Antagonist genug. (...)
(...) Die größte Überraschung von "Love" ist, wie egal er sich anfühlt. Vergleichsweise schmucklos und aus dezidiert männlicher Perspektive folgt Noé dem Beziehungs-Auf-und-Ab von Murphy und Electra, und in diesem reduzierten Rahmen werden seine Schwächen plötzlich evident. So sehr ihm alles Körperliche liegt - tatsächlich gelingen ihm in den zahlreichen Sexszenen Momente großer Intimität -, so wenig weiß er von Charakterzeichnung: Seine Figuren bleiben Fremde, ihre Worte leere Hülsen. Obendrein ergeht Noé sich permanent in eitler Selbstbespiegelung: Electras Ex heißt Noé, das gemeinsame Baby mit Murphy heißt Gaspar, und Murphy vertritt als Alter Ego des Regisseurs eifrig dessen Ideen vom Kino: Er wolle Filme aus Blut, Sperma und Tränen machen, denn daraus bestünde das Leben. Ein paar Tränen fließen im Laufe des Films, etwas Blut ebenfalls, ejakuliert wird ohnehin reichlich (einmal sogar mitten ins Gesicht des Zuschauers!) - nur vom Leben fehlt hier jede Spur.
(...) Doch für den permanent um sich selbst kreisenden Greg ist sie vor allem ein willkommenes Ventil zur Aufbesserung des eigenen Selbstwertgefühls: Wie er Rachel Lektionen über den "richtigen" Umgang mit ihrer Erkrankung erteilt, ist unangenehm anzuschauen - erst recht, wenn der Film ihn dafür schließlich zum Helden verklärt. Krankheiten mit leichter Hand aufzubereiten ist immer ein schwieriges Unterfangen, verläuft zwischen Trost und Verlogenheit doch nur ein schmaler Grat. In "Ich und Earl und das Mädchen" kommt noch mangelndes Taktgefühl hinzu, denn Regisseur Alfonso Gomez-Rejon nimmt jede Gelegenheit wahr, sein Publikum auf Kosten der Kranken zu manipulieren. Dass der zunächst recht erfindungsreiche, später konventionell inszenierte Teeniefilm zum Kritikerliebling des Sundance-Festivals avancierte, lässt sich allenfalls mit seiner kalkulierten Anbiederung an ein Arthauspublikum erklären - Greg ist nämlich nicht nur Egomane, sondern auch cinephil, weshalb hier im Minutentakt etablierte Filmklassiker zitiert werden.
(...) Die Antwort auf die Frage, weshalb Will Jahre im Gefängnis zubrachte, lässt der Film bis zum Schluss unbeantwortet. Ein bewährter Kniff zur Aufrechterhaltung des Zuschauerinteresses, hier aber auch eine Möglichkeit, der kaum interessanten Prämisse mit ihren klar abgesteckten Rollenmustern so etwas wie Schattierungen zu verleihen - die Regisseur Mark Noonan allerdings ungenutzt lässt. Sein Regiedebüt ist eine etwas träge inszenierte Tragikomödie, durch beliebig aneinandergereihte, sepiagetränkte Panoramabilder von wehendem Gras und Windrädern in der Abendsonne auf die ohnehin schon knappe Länge von 80 Minuten gestreckt. Ob am Ende die alten Familienbande durch neue ersetzt werden? Nur soviel vorab: Viele Überraschungen sollte man hier besser nicht erwarten.
(...) Oft wurde das Bühnenstück über destruktives Machtstreben fürs Kino adaptiert - ganz klassisch von Orson Welles oder als dunkle Horrormoritat von Roman Polanski -, und so dürfte sich Justin Kurzels mit großer Geste inszenierte Neuverfilmung vor allem an ein Publikum richten, das mit dem Stoff bislang keine Berührung hatte. Obwohl sich "Macbeth" wie kaum ein anderes Shakespeare-Drama dazu eignet, nach neuen Blickwinkeln oder aktuellen Bezügen zu suchen, bleibt Kurzel vor allem an Schauwerten interessiert, klebt ansonsten aber sklavisch am Text.
In den 1930er-Jahren machte die Amerikanerin Florence Foster Jenkins erfolgreich als Sopranistin Karriere - gekrönt von einem ausverkauften Konzert in der New Yorker Carnegie Hall. Und das wahrscheinlich nicht trotz, sondern gerade aufgrund der Tatsache, dass sie kaum einen Ton traf und als schlechteste Sängerin ihrer Zeit galt. Sie ist das reale Vorbild für die titelgebende Madame Marguerite, die bereits 70 Jahre vor Beginn der Castingshow-Ära zum Ventil für kollektive Schadenfreude wird. Regisseur Xavier Giannoli macht allerdings nicht den Fehler, seine Protagonistin (lustvoll verkörpert von Catherine Frot) bloßzustellen - stattdessen entdeckt er in der Schere zwischen Außen- und Selbstwahrnehmung, der Madame Marguerite schließlich zum Opfer fällt, einige Tragik. Giannolis takt- und respektvolle Annäherung ist es auch, die darüber hinwegsehen lässt, dass der Film sich inszenatorisch nicht nur in gefälligen Gefilden bewegt, sondern mit seiner Laufzeit von über zwei Stunden auch zu lang geraten ist. In dem, was man am meisten liebt, keinerlei Talent zu haben - wo der DSDS-Fan hämisch kichert, antwortet Giannoli mit Empathie.
(...) Larraín legt das Haus an der chilenischen Küste als mikrokosmisches Abbild eines Apparates an, der sein so unnachgiebiges wie unbewegliches Regelwerk durch systematisches Verdrängen und Vertuschen aufrechtzuerhalten versucht und damit seine eigenen Dämonen erschafft - hier in Form eines neuen Priesters, dem kurze Zeit später ein fremder Mann folgt, der das vermeintliche Idyll mit in allen Einzelheiten dargebrachten Missbrauchsvorwürfen erschüttert. (...) Angenehmer wird es nicht mehr in "El Club", selbst Gewalt scheint bald ein legitimes Mittel zur Abwehr des Unbequemen. Doch trotz aller harsch formulierten Kritik wahrt Larraín zu seinen Figuren durchweg eine ambivalente Distanz - während auf der visuellen Ebene permanente Unschärfe das Verschwimmen der moralischen Grenzen abbildet.