Sigmund - Kommentare

Alle Kommentare von Sigmund

  • 9

    Sehr eigenständiger, großmeisterlich inszenierter Film, der einen mit der Frage zurücklässt wie Scorseses Talent, überaus lebendige Figuren in feinen, vieldimensionalen Facetten zu erschaffen, sich in den letzten zehn, zwölf Jahren so sehr verflüchtigen konnte wie es die massenkonfektionierten Papierfiguren aus Gangs of New York, Aviator, The Departed oder Shutter Island dokumentieren.

    3
    • 8 .5

      Also diese Dialoge sind wirklich unglaublich. So oft die chirurgische Präzision des Skalpells zur Veranschaulichung herhalten muss – hier trifft dieses Bild die schneidende Intelligenz der Figuren bei ihren giftigen Ränkespielchen auf den Punkt. Man kann zwar nicht sagen, dass solche "Oralgefechte" nah am wirklichen Leben wären – so bestechend scharfsinnig ist selbst Autor Nocke im Alltag wohl kaum, und dann bräuchte er ja noch ein ebenbürtiges Gegenüber – aber in ihrer verdichteten Form, mehr im (Genre-)spielerischen als im naturalistischen Sinne, sind sie für den filmischen Feinschmecker ein Hochgenuss.

      5
      • 1

        Ein Film wie eine schlechte Deutschklausur: verkopft, verschwafelt und zerdehnt. Dazu noch eine Schippe Schweinchen Schlau, und die dünnliche Substanz fällt nicht mehr auf. Keine schlechte Strategie, denn dafür gibts oft gute Noten. Von mir zum Beispiel eine 1!

        58
        • 8 .5
          über Hunger

          Eindringlicher Film, der es durch seinen getragenen Rhythmus und einige tolle Bildideen versteht, die schwer vorstellbaren Gefängnis-Zustände sinnlich erfahrbar zu machen. Was den Film obendrein so relevant macht, ist sein Kontrast zum heutigen Zeitgeist, der sich in der fast unglaublichen Konsequenz ausdrückt, mit der die Inhaftierten im Sinne ihrer Überzeugungen, ihres Glaubens, ihrer Ideale handeln – und was sie dafür bereit sind zu geben.
          Bleibt die etwas bittere Frage, wohin sich im Europa der letzten 30 Jahre die Suche nach Sinn, Wahrheit und Gerechtigkeit verflüchtigt hat.

          3
          • 8 .5

            Die hohe erzählerische Dichte des Films und ihre feinen Zwischentöne zeugen vom Talent des Autors/Regisseurs. Bei einem Erstlingsfilmer treffen die unzählig vielen kleinen und großen Entscheidungen selten so oft ins Schwarze wie hier. Die Geschichte ist rund und lebendig – bei aller Künstlichkeit und Stilisierung. Dazu kommt der meist starke Sebastian Urzendowsky in seiner vielleicht besten Rolle.

            • 5

              Ein Musterbeispiel für einen gewissen Kreis von klugen, jungen Filmschaffenden, die ihre Sujets mit fröstelnd kühlem Kopf sezieren – sehr gekonnt und ein bisschen verliebt in ihren Hyperrealismus, der manchmal so tut, als wären fesselnde Geschichten nicht mehr en vogue.

              3
              • 10

                Phantasievoll ohne Grenzen – aber auch ein starkes poetisches Gleichnis für den Käfig aus Sehnsüchten, Bedürfnissen und Unerreichbarkeiten, in dem wohl jeder von uns steckt. Das Marionettenmotiv und die Möglichkeit, per Minitür buchstäblich in eines anderen Haut zu schlüpfen, zeigen so eindrücklich und anschaulich wie vielleicht nie zuvor, wie tragisch und zerrissen dieses drollige Wesen Mensch doch ist.
                Auch wenn sich die zweite Hälfte ein bisschen verrennt – künstlerisch gehört BJM für mich zur Sahnehaube der letzten Jahrzehnte. Nicht zuletzt übrigens wegen der genial unprätentiösen Regie von Spike Jonze.

                12
                • 9

                  Ein ziemlich normales Mädchen, das einfach raus will aus ihren perspektivlosen und deprimierenden Verhältnissen, und so auf einen Abweg gerät, den sie sich in ihren finstersten Albträumen nicht hätte ausmalen können. Dem Regisseur Marston gelingt das Kunststück, diese einfache Geschichte so zu erzählen, wie es meistens weder Hollywood noch Arthousekino schafft: lebensecht und äußerst spannend zugleich. Ein meisterlicher und relevanter kleiner, großer Film.

                  7
                  • 3

                    Zeitgeistlich relevante, bei allem visuellen Aufwand aber erstaunlich lieblos erzählte Geschichte, deren frühere Drehbuchfassungen hier und da als lose Enden hervorwuchern. Unfreiwillig komisch die oft platten Dialoge, die Ausdruck der pseudo-tiefsinnigen aber letztlich rein oberflächlichen Geschichte sind.
                    Seichtes Sehnsuchtskino mit leblosen Baukasten-Figuren.

                    8
                    • 0

                      Seelenloses Effektkino, bei dem man die Macher fast dabei zu hören glaubt, wie sie sich die Bäuche halten vor Lachen über die Dummheit ihres Trampelherdenzuschauerviehs.

                      7
                      • 8 .5

                        Eine Geschichte, wie sie zu diesem Thema schon öfter erzählt wurde. Aber die überragende Besetzung und die Feinzeichnung der Figuren, die der Regisseur spürbar allesamt in sein Herz geschlossen hat, machen den Film trotzdem zu einem sehr lebendigen und bewegenden Highlight.

                        2
                        • 9 .5

                          Ein für gängige Sehgewohnheiten ziemlich harter Brocken, in seiner atmosphärischen Tristheit kaum zu toppen. Aber die tiefe, unverstellte Menschlichkeit, die in den Gesprächen des Mörders mit seinem Anwalt aufschimmert, gehört meiner Meinung nach zum zartesten und zugleich größten, was wohl jemals auf einer Leinwand zu sehen war.

                          6
                          • 8 .5

                            Wie viel Macht Eltern über ihre Kinder haben, und wie sie diese Macht oft unbewusst missbrauchen, davon erzählt dieser Film. Ein erstaunlich selten gewähltes Thema, wenn man bedenkt, dass hierin die Wurzel für so viel Übel steckt.

                            2
                            • 8

                              Was Ulrich Seidl in meinen Augen so besonders macht, ist weniger die oft genannte Abgründigkeit seiner Sujets als vielmehr seine ganz eigene Mischform aus Doku und Fiktion, die keinem anderen Regisseur in so beeindruckender Form gelingt wie ihm.

                              6
                              • 8 .5
                                über Juno

                                In Sachen staubtrockener Humor kenne ich keinen Film, der es mit Juno aufnehmen könnte. Auch die feine Figurenzeichnung und das überraschende Ende: großartig!

                                3
                                • 2 .5

                                  Was soll man sagen. Ein Film, der seine Zuschauer zum Lachen bringen will, indem er einen nackten alten Mann zeigt, dem ein Arzt in den Hintern greift, kann einfach kein guter Film sein. Erfreulich aber die Gewissheit, dass sich der Autor dafür eines Tages noch sehr schämen wird.

                                  13
                                  • 7

                                    Bin überrascht, wie schlecht der Film hier wegkommt. Nehme an, es könnte an den durchweg eher unsympathischen Figuren liegen. Aber was hier an dramaturgischer Finesse aufgefahren wird! Die Spannung ist durchweg auf einem beachtlich hohen Niveau, vor allem wenn man die spärlichen Schauwerte bedenkt. Respekt auch vor dem Ideenreichtum, dieser schlichten Konstellation so viele interessante und auch überraschende Momente abzugewinnen.