Sigmund - Kommentare
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Alle Kommentare von Sigmund
Beeindruckender Film, dessen quasidokumentarischer Naturalismus den Zuschauer etwas auf die Geduldsprobe stellt. Als Ausschnitt philippinischer Lebenswirklichkeit und Ausdruck eines kulturellen Niedergangs aber stimmig verortet und überaus glaubhaft inszeniert – man kann sich kaum vorstellen, es handele sich nicht 1:1 um die nackte Realität.
Aufschlussreich auch als Studie über schauspielerische Natürlichkeit, auf die hier so konsequent geachtet wird, dass im direkten Vergleich ein Großteil der Mimen des populären Kinos als chargierende Pappkameraden dastehen.
Die lieblos zusammengepuzzelte Geschichte (seifig und selbstgefällig wie ein Paulo Coelho Roman) diente wohl nur als Vorwand für die ganz auf Opulenz zielenden, aalglatten Bilder in TUI-Ästhetik, die – ohne Übertreibung – so steril und leblos daherkommen wie ein durchschnittlicher PC-Bildschirmschoner.
Dass man unter den Fans dieses Films auch den einen oder anderen ernstzunehmenden Cineasten antrifft, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel.
Schade! Die Grundidee hätte einen tollen Theaterfilm abgegen können, und ich hatte mich schon sehr darauf gefreut. Aber auch ein Theaterfilm braucht nicht nur eine gute Idee, sondern auch eine gute Geschichte. Und das bedeutet z.B. ein Mindestmaß an erzählerischer Dichte. Hier sind die Dialoge und selbst die Szenen allerdings so beliebig, dass man sie in ihrer Reihenfolge vertauschen oder zum großen Teil sogar weglassen könnte – ohne dass es die Geschichte auch nur im Geringsten verändern würde!
Habe wirklich nicht oft ein so unglaublich schwaches Drehbuch von einem respektablen Regisseur verfilmt gesehen. Auch die Zac Efron Besetzung funktioniert meiner Meinung nach nicht. Seine Figur hätte einen Darsteller erfordert, dem man ihre Naivität abnimmt. Efron wirkt aber trotz seiner eher schlichten Ausstrahlung abgeklärt und letztlich nicht sehr beteiligt an den Dingen, die ihm widerfahren.
Vor dem Totalabsturz rettet den Film eigentlich nur die wirklich gelungene Welles-Interpretation von Christian McKay.
Ein interessanter und berührender Film, der sich gängigen Erzählmustern über weite Strecken verschließt. (Kann mir nicht vorstellen, dass es auf der Welt eine Drehbuchschule gibt, die ihm das hätte durchgehen lassen.)
Woher aber kommt der Mut, es an den üblichen Wendungen fehlen zu lassen und auch auf die Dramatikhupe weitestgehend zu verzichten? Wahrscheinlich daher, dass der Film etwas zu sagen hat.
Er stellt Fragen nach dem Begegnen von Gewalt und Terror, nach der Verantwortung für sich und andere, nach individueller und kollektiver Erfüllung – und spiegelt in den bescheidenen Mönchen und ihrer humanistischen Gesinnung kontrastreich die Hybris und den von Zynismus geprägten globalpolitischen Geist unserer Zeit.
Ein wichtiger und beeindruckender Film, neben dem selbst die gelungensten Mainstreamproduktionen nur wirken wie leinwandfüllende Schokoriegel.
"Hassfilm" trifft es in doppelter Hinsicht. Die zutiefst abscheuliche Hetze dieses Films, sein offensichtliches Vergehen gegen die Menschlichkeit und die Folgen seines Einflusses als wirksames Rädchen der NS Propaganda-Maschinerie lassen in meiner Wahrnehmung jede andere Wertung als obszön erscheinen.
Man kann es nicht leugnen: Allen greift auffallend oft auf sein typisches Repertoire an erzählerischen Motiven und Figuren zurück.
Daraus kann man ihm einen Strick drehen und sagen, er wiederhole sich. Man kann aber auch sagen: Niemand zeichnet dieses Milieu der um sich selbst kreisenden, reflektierten Großstädter so gut wie er.
Gerade diese manchmal kultivierten, oft verkopften und meistens neurotischen Menschen machen zwar einen nicht allzu kleinen Teil der modernen Welt aus – als Filmfiguren sind sie für mein Empfinden aber kläglich unterrepräsentiert.
Deshalb bin ich mehr als dankbar dafür, dass es wenigstens EINEN überragenden Regisseur (und Autor!) gibt, der immer wieder treffend und bestechend weise von genau den Leuten erzählt, die mich schlichtweg am meisten interessieren. Und der dabei weder die Vielfalt und Schönheit des Lebens ausspart, noch seine Härte und Grausamkeit.
Vielleicht der schlechteste Film, der jemals den Oscar für den besten Film gewann.
Die subtextlos triviale Liebesgeschichte, unterfüttert mit visuellen Schleierkleider-, Sahara- und Toscana-Klischees, schafft es zu keinem Zeitpunkt über mittleres Groschenheftniveau hinaus; die Dialoge sind dramaturgisch so uninteressant, dass es kaum möglich ist genug Konzentration aufzubringen um ihnen überhaupt zu folgen; das Figurenensemble ist beliebig zusammengewürfelt und zielt vor allem auf platte Rühreffekte, die schneller wieder verpuffen als einem die klebrige Musik in den Ohren bleibt. Pilcher mit Hollywood-Budget.
Schade auch: Mit ein bisschen mehr Mut für die "kleineren" Filme hätte man im selben Jahr den meisterlichen FARGO auszeichnen können...
Eines der besten deutschen Melodramen überhaupt, mit präzisen Dialogen, überzeugenden Figuren und generell einem dermaßen starken, dichten Drehbuch ohne jede Beliebigkeit, wie es in jüngerer deutscher Filmgeschichte schon länger nicht mehr vorgekommen ist.
Auch der kurze Gastauftritt des Regisseurs in der Rolle eines bourgeoisen Dichters ist in Sachen Selbstironie und Liebenswürdigkeit ein seltenes Schmuckstück.
Slumdog Millionär besteht aus einer Reihe von gelungenen Ingredienzen und hätte ein filmischer Leckerbissen werden können. Aber ein paar unappetitliche Zutaten haben das Süppchen für mich leider ungenießbar gemacht:
Der Quizshowmoderator ist so märchenhaft böse, dass ihn das Saalpublikum in der Realität längst gelyncht hätte. Und das Niveagesicht Freida Pinto wäre außerhalb eines solchen Films wohl nur mit einem Dev Patel zusammen, wenn sie als Liebespaar in einem Oscar-überschütteten Film berühmt geworden wären.
Ein Märchen also. Soll mir recht sein.
Aber warum dann das ganze vor einer Realismus heischenden Wackelkamera?!
Am ALLERschlimmsten ist aber der Trailer: Wie kann man denn einen Film, der vor dem Hintergrund indischer Elendsarmut spielt – und in dem Kinder versklavt und dafür auch noch verstümmelt werden – allen Ernstes als "FEELGOODMOVIE DES JAHRZEHNTS" bewerben?!?!
Sind die denn komplett wahnsinnig geworden?
Ausgesprochen liebevoller Teeniefilm, der seine Figuren ernst nimmt und in der Qualität ihrer Zeichnung die Dutzendware des Genres um Lichtjahre übertrifft.
Stimmig angesiedelt in den späten 80ern, zelebriert der Film u.a. eine damals noch recht verbreitete, absolut hinreißende Naivität und Unschuld, die in jüngerer Zeit wohl schon nach ca. 2-stündigem MTV Konsum unwiederbringlich verloren wäre.
Trotz einiger störender Thriller-Elemente eines der stärksten Kammerspiel-Dramen überhaupt.
Die Geschichte ist kraftvoll und relevant, doch die eigentliche Sensation ist Sigourney Weaver. Wie unglaublich vielschichtig und intensiv sie ihre Rolle spielt – mit welcher Härte und zugleich Verletzlichkeit, dabei grausam und verbittert, trotzdem mädchenhaft, manchmal selbstmitleidig, mit einem unbändigen Hass und Selbsthass, und doch voll tiefer Trauer, Zartheit und Verlorenheit...
Dieses nur scheinbar widersprüchliche Ganze gehört für mich (ohne Übertreibung) zu den 3 größten Schauspielerleistungen der Filmgeschichte.
Wirtschaftlich nicht ungeschickt angelegter Low-/Nobudget Film, der nach 'Shoppen' eine gut beobachtete, moderne Beziehungsstudie versprach. Aber 'Der letzte...' will offenbar nur nett und witzig sein - und tappt dabei ideenlos von einer Klischeefalle in die nächste.
Auch ermüdend: die unerwartete Betulichkeit des Films, denn hier ist alles durchgehend auf niedlich getrimmt. (ganz schlimm: das ewige gnatschige Kindchenschema-Getue der Hauptdarstellerin. GRUSEL!!!)
Auch der männliche Hauptdarsteller bleibt blass: seine Interviewmonologe sind in ihrer mimischen Maniriertheit (Augenbraue hoch, Blick nach rechts) so immergleich gespielt, dass man meinen könnte, das Take wurde nur einmal aufgenommen und dann vieldutzendfach nachsynchronisiert.
Das ist einfach zu wenig.
Fein erzählter Film mit einer Reihe von ebenso beachtlichen wie unprätentiösen Bildern. Genial z.B. die Idee, Dorff in seiner Rolle als Schauspieler in einer Silikonmaske als alten Mann zu zeigen.
Auch schauspielerisch ist Somewhere sehr beeindruckend weil nie manieristisch oder auch nur im Mindesten um irgendeine Zuschauerreaktion buhlend. Elle Fanning zeigt eine der am wenigsten gekünstelten Kinderrollen, die ich je gesehen habe – ohne dabei wiederum in Natürlichkeitsklischees zu verfallen. Sie wirkt so authentisch, wie es manchmal nur brillant geführten Laiendarstellern gelingt. Und Stephen Dorff, sonst hauptsächlich in haarsträubenden Trashfilmen zu Hause, ist mit seiner schlichten, zurückgenommenen Art überraschend sympathisch.
Die Geschichte an sich ist allerdings eher überraschungsarm und ihr Ende trotz pointiertem Musikeinsatz kraftlos und dünn. Das hochmoderne Thema "Einsamkeit und Verlorenheit in einer absurden Welt" fand in Lost in Translation einen deutlich stärkeren Ausdruck.
Starker Film, dessen langen Nachhall man sich bis kurz vor dem Abspann kaum vorstellen kann.
Generell eine reizvolle und sehr eigenständige Mischung aus vergnüglich-drolliger Grundstimmung und zunehmend bitteren Untertönen. Die Montage des Films wirkt teilweise zäh, verstärkt aber seinen halbdokumentarischen Charakter.
Außerdem ein Musterbeispiel für gelungene Laiendarsteller- und Komparsenführung.
Wunderbar faszinierender Film, der vor allem für ein reiferes (innerlich, nicht alterlich) Publikum minutiös und in sehr feinen Tönen von gewissen Sehnsüchten erzählt. Dabei geht der Film vor allem in der Rolle des Jungen ziemlich weit und ist im naturalistischen Sinne nicht besonders glaubwürdig – aber die tiefere Wahrheit hinter seiner Stilisierung ist kraftvoll und von zeitloser Relevanz. Das bittersüß-schmerzliche Ende zielt weniger auf Zuschauerbefriedigung als auf poetische Stimmigkeit und ist deshalb verdammt mutig, bewegend und groß.
Ausgesprochen souverän inszenierter, von hervorragenden Darstellern getragener Film, der allerdings seine Themen und Figuren recht oberflächlich abhandelt und vor allem auf sentimentale Rührung aus ist.
Sein unbestrittenes dramaturgisches Geschick beruht weniger auf einem aufrichtigen Interesse an den Charakteren als auf erzählerischen Tricks und Kniffen – z.B. (SPOILER) beim etwas süßlich geratenen Opfertod des besten Freundes oder bei der denkbar unglaubwürdigen Überführung des Vergewaltigers und Mörders. Auch die Liebesgeschichte wirkt behauptet und setzt auf eine Reihe bewährter Klischees.
Seine angenehm melancholische Atmosphäre und die elegante Kamera können nicht aufwiegen, dass IN IHREN AUGEN in Sachen Substanz weit hinter seinen bedeutenderen Oscar-Konkurrenten zurücksteht – dass er die Trophäe letztlich bekommen hat, gehört für mich zu den eindrucksvollsten Fehlentscheidungen der letzten Oscar-Jahre.
Ein sehr eigenständiger und überragend beobachteter Film, der wohl vor allem den Freunden des Feinstofflichen gefallen wird. Zumindest sollte man eine große Portion Neugier an inneren Prozessen und Geschlechterrollen mitbringen und offen dafür sein, sich emotional-intellektuell fordern zu lassen!
Fans von einfachen Antworten, Klischees und klobig zusammengehauener Standarddramaturgie werden diesen Film wahrscheinlich ganz besonders hassen.
Nach starkem Anfang lässt der Film leider etwas nach und wird immer schematischer und papierner.
Doch wie hier in den ersten 45 Minuten politisches Geschick und versierteste Diplomatie eingesetzt werden um grausames Unrecht zu erschaffen – das ist einfach atemberaubend brillant erzählt.
Kann mich nicht erinnern, derartige Winkelzüge schon mal ähnlich präzise, dramatisch und zugleich authentisch gesehen zu haben.
Was für ein Meisterwerk, unglaublich.
Zwischen all den unzähligen Filmen, die mit 1000 Tricks und Kniffen um die Zuschauergunst buhlen, steht hier das im Mittelpunkt, was große (Film-)Kunst in ihrem innersten Kern ausmacht: eine ganz und gar kompromisslose Wahrhaftigkeit.
Habe selten Figuren gesehen, die so ungefiltert menschlich sind – also weder geschönt noch verteufelt. Bemerkenswert ist, dass man ihnen nicht einmal besonders nahe kommt, der Grundton ist sogar erstaunlich distanziert. Selbst das junge Mädchen Linda, die die Geschichte aus dem Off erzählt, gibt kaum Einblicke in ihre Empfindungen – scheinbar ungerührt schildert sie einfach die Umstände.
Und doch gelingt es dem Film unendlich tief zu berühren. Das mag zum Teil an den großartigen, naturalistischen Bildern liegen, zum Teil auch an der grandiosen Morricone-Musik. Entscheidend ist aber meiner Meinung nach, dass hier ein Erzähler am Werk ist, der uns so unverstellt in die Schönheit, Tragik und Schicksalhaftigkeit unserer menschlichen Natur blicken lässt wie kaum ein zweiter.
Der Film macht keinen Hehl daraus, dass in seinem Zentrum eine tausendfach erzählte Liebesgeschichte steht. Leider fehlen ihm die erzählerischen Mittel, sie auch beim 1001. Mal interessant und lebendig zu gestalten. Stammelklischees, flaue Dialoge und (ausgerechnet in einem Goethefilm) pilchereske Billigdramaturgie dominieren die Geschichte.
An den Schauspielern liegt es nicht, Moritz Bleibtreu z.B. gelingen trotz seiner papiernen Antagonistenrolle einige beachtlich wahrhaftige Momente. Auch die Ausstattungs- und Kostümabteilungen machen ihre Arbeit bemerkenswert gut. Doch inhaltlich gerät Vieles unnötig platt – man schielt einfach zu sehr aufs große Publikum, zu dem man offenbar auch lernschwache Vierjährige zählt.
Richtig gefallen wird der Film wohl nur eingefleischten Schnulzenfans mit einem Faible für die ZDF-übliche Masturbationsvariante, inklusive "garantiertem" Tränen-Ejakulat.
Überragende, äußerst feinsinnige Komödie mit etlichen hellsichtigen Milieubeobachtungen. Schauspielerisch durchweg von allerhöchster Qualität, mit einem unvergesslichen Jean-Pierre Bacri als melancholischem Industriellen, den es in dünkelhafte Künstlerkreise verschlägt. Für eine Komödie erstaunlich naturalistisch inszeniert und gespielt – und dennoch auf eine ganz eigene, leise Art unglaublich komisch.
Immer diese Anbiederei. Wie berechnend der Film die Sehnsüchte seines Publikums nach Anerkennung, schönen Frauen und dem ganz großen Geld bedient ("Eine Million ist doch nicht cool. Cool ist eine Milliarde!"). So angefüttert kommt es dann nur noch verlogen daher, später die Moralkeule auf der Beziehungsebene zu schwingen. Klischees, Klischees, Klischees.
Punkte kriegt der Film aber für den schwindelerregenden Ewig-Dialog am Anfang, wo es ihm in vergleichsweise feinen Tönen gelingt, Zuckerberg treffend als modernen Nerd zu charakterisieren. Auch die grotesk glatten Ruderzwillinge sind ein gelungener Ausdruck gewisser zeitgeistlicher Tendenzen und ein Bild, das haften bleibt – in einer ansonsten nur auf Talking Heads reduzierten TV-Serien-Bildsprache.
Ein feines, sorgfältig erzähltes, exquisit gespieltes Kriminalstück. Für die damalige Zeit zudem verblüffend freigeistig und ungeschönt. Nur das aufgesetzte, konventionelle "Wohlfühlende" des Films will sich nicht recht einfügen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie massiv es sich von dem erschütternden (aber sehr viel tiefer gehenden) Ende von Dürrenmatts zugrunde liegender Erzählung "Das Versprechen" unterscheidet.
Dürrenmatts Drehbuch und seine Romanerzählung erschienen offenbar ungefähr gleichzeitig – doch zwingend im Sinne der dramaturgischen Dichte der Geschichte ist nur das Ende des Romans. Ungewöhnlich für einen Künstler seines Ranges: die etwas traurige Kompromisshaftigkeit, die einen schnell an die heute gängige Fernsehredakteur-Weichspülerei erinnert. Gabs also auch damals schon. Hm. Ein eher bitterer Trost.
Obwohl ich ruhige, langsam erzählte Geschichten oft sehr schätze, konnte Bal mich nicht recht überzeugen. Die fast schon affektierte Dramaturgielosigkeit mag anfangs noch als meditativ durchgehen, aber auf Dauer ist sie einfach ermüdend. Trotzdem hat es einen gewissen Reiz, dass dieser Film zu so hohen Preisehren gekommen ist. Denn was in einer medial so grenzenlos überfrachteten Zeit beeindruckt, ist sein unglaublich konsequenter Ausdruck von Ursprünglichkeit.
Ein brillantes (vielleicht das beste!) Gleichnis für die Mechanismen von Machtmissbrauch.
So zeigt der Film minutiös und mit kristalliner Klarheit, wie sich die im Netz der Abhängigkeit verfangenen Individuen bei ihrem Ringen um kleine Privilegien – das Zuckerbrot jedes versierten Despoten – selbst verraten, gegenseitig kontrollieren und so letztlich zu Stützpfeilern eines Systems werden, das sie mit unausweichlicher Konsequenz innerlich zerreiben wird.
Eine Dynamik, die sich stimmig auf die gängigen Schurkenstaaten übertragen lässt, aber nicht weniger auf jedes andere System zutrifft, das seine Untergebenen entwertet, kleinhält und sie mit verheißungsvollem Plunderkram gefügig macht.