Strackymandias - Kommentare

Alle Kommentare von Strackymandias

  • Ok, dann will ich auch mal ein Lied ins Rennen schicken:
    Joe Hisaishi - Tennyo no Uta (A Celestial Maiden's Song)
    https://youtu.be/V2yk5G2M2g8

    Falls im Kino meine Tränendrüsen aktiv werden, dann fast immer induziert durch wunderschöne Musik. In diesem Jahr war das bisher der Fall bei "Audition" in "La La Land" und mehrfach bei "Moana" (z.B. die Reprise von "How Far I'll Go", wenn Moana aufbricht), am bitterlichsten und hemmungslosesten bin ich jedoch bisher vermutlich bei "Die Legende von Prinzessin Kaguya" in Tränen ausgebrochen. So eine wunderschöne Szene (vor allem, die kurze Montage gegen Ende der Strophe) und wenn man den Kontext des Filmes kennt, eine der tragischsten, die ich bisher im Kino erlebt habe.

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    • Das ein Prequel zu Han unnötig ist, sollte klar sein, aber man darf nicht vergessen, dass Lord und Miller Experten darin sind, aus Schnapsideen unterhaltsame Filme zu machen und mit Ehrenreich, Kasdan und dem Oscar-nominierten Kameramann Bradford Young ist so viel Talent am Werk.

      Red Cup ist übrigens eine Anspielung an Blue Harvest (Arbeitstitel von RotJ) und die typischen, roten Einwegbecher der Firma SOLO. :D

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      • Ein ganz Großer ist von uns gegangen und wird vermisst werden. Mir ist er vor allem als Kanzler Suttler aus "V for Vendetta", als Prof. Broom in "Hellboy" und natürlich aus "Alien" in Erinnerung geblieben. Ich muss definitiv mal "Der Elefantenmensch" nachholen.
        Möge er in Frieden ruhen.

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        • Habe heute gelesen, dass Trump die Einreise aus mehreren muslimischen Ländern (u.a. Syrien, Iran, Irak) verboten hat. Allerdings nicht nur für Immigranten und/oder Geflüchtete, sondern auch für Besitzer einer Green Card, also Menschen mit ausdrücklicher Aufenthaltserlaubnis in den Staaten! Sag mal, geht's eigentlich noch??? Was stimmt mit den Amerikanern eigentlich nicht, dass es denen vernünftig erscheint, jemanden zum Präsidenten zu wählen, der so eine Regelung durchsetzt? Z.B. kann der Oscar-nominierte Regisseur Asghar Farhadi nicht einreisen, um bei der Preisverleihung anwesend zu sein. Man muss schon sagen: Trump leistet gute Arbeit dabei, Terroristen und Vergewaltiger von den USA fern zu halten (-_-)

          • Abgesehen von Toni Erdmann kann man übrigens noch in einer weiteren Kategorie für einen deutschen Nominierten mitfiebern. Der Komponist Hauschka hat zwar gegen Hurwitz' La La Land, Britells Moonlight und Micachus Jackie keine Chance, aber die Musik hat mir gefallen!

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            • Fun Fact zu den Oscars: Matt Damon ist dieses Jahr für seinen fünften Oscar nominiert! Dass darüber niemand redet und auch mir das erst heute aufgefallen ist, wundert mich etwas. Na gut, man muss zugeben: Er ist nicht als Schauspieler, sondern als Produzent für "Manchester By The Sea" nominiert.

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                Strackymandias 28.01.2017, 00:26 Geändert 29.01.2017, 02:24

                Höre gerade etwas in die Oscar-nominierten Soundtracks. La La Land bleibt mein Favorit und ich trauere immer noch der Auslassung von "The Handmaiden" und der Disqualifikation von "Arrival" hinterher, aber ich muss zugeben, dass die anderen Nominierten auch stark sind. An zweiter Stelle würde ich Moonlight von Nicholas Britell ("The Big Short") einordnen (verdammt virtuose, dramatische Streicherthemen), dahinter "Lion" von Dustin O'Halloran ("Like Crazy", "Marie Antoinette") und unserem Landsmann Hauschka (bisher eher bekannt als Solokünstler, als als Komponist von Filmmusik) mit einem sehr schönen Arpeggio-intensiven Klavierthema.
                Etwas ambivalenter bin ich hingegen gegenüber "Passengers" von Thomas Newman, dessen leicht spacige Musik recht gelungen ist, auch wenn mich Newmans Piano teils etwas stark an seine (ebenfalls nominierte) Musik zu "Bridge Of Spies" erinnert. Gute Hintergrundmusik, aber wirklich preisverdächtig fand ich sie nicht. Da hätte ich eher "The BFG" von John Williams erwartet.
                Zu Micachus dissonanter Musik zu "Jackie" habe ich derzeit keine fundierte Meinung. Mir gefällt der Score nicht wirklich, da er sehr anstrengend zu hören ist und paranoid macht, beinahe wie ein Horror-Soundtrack. Vermutlich muss ich den Film dazu sehen, da passt er vielleicht perfekt, aber von den Nominierten ist er jedenfalls der Score, der mich beim Reinhören am wenigsten angesprochen hat. Die Nominierung verstehe ich aber schon, da die Musik sehr einzigartig und experimentell ist und viele sind ja sehr begeistert. Nur angenehm ist sie (im Gegensatz zu den anderen Nominierten) nicht zu hören.

                PS: Habe gerade noch die Musik zu "Nocturnal Animals" entdeckt und bin enorm begeistert! Die hätte ich definitiv gerne nominiert gesehen. Ich muss den Film wirklich bald mal nachholen!

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                • ?

                  Tsui Hark hat mit Once Upon a Time in China einen der besten Kung-Fu-Filme aller Zeiten gedreht. Von Green Snake hatte ich hingegen bisher eher wenig gehört und hatte daher heute auf YouTube nach einem Trailer gesucht und eine Szene gefunden, in der ein Mönch gegen einen weißbärtigen Meister kämpft und ihn am Ende an seinem Bart in eine kleine Tonschüssel saugt, einen Pavillon hochhebt, die Schüssel darunter wirft und den Pavillon wieder fallen lässt.

                  Habe mir den Film direkt mal vorgemerkt.

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                  • Strackymandias 27.01.2017, 23:50 Geändert 27.01.2017, 23:51

                    Godfellas ist ja mal der Hammer. Musste da einige Sekunden draufstarren, weil ich irgendwie den Witz nicht gesehen hatte und musste dann sehr grinsen, als der Groschen fiel. :D

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                      Strackymandias 27.01.2017, 23:45 Geändert 28.01.2017, 03:33

                      Oscar-Review-Spezial, Teil 4: Manchester By The Sea

                      Ich hatte letzten Montag noch (recht spontan) einen der diesjährigen Oscar-Kandidaten im Kino gesehen. Eigentlich wollte ich zu dem nicht unbedingt eine ausführliche Kritik schreiben, aber da er diese Woche für 6 Oscars nominiert wurde und gar keine schlechten Chancen hat einige Preise zu gewinnen, dachte ich mir, ich schreibe wenigstens ein paar Worte.

                      "Manchester by the Sea" ist ein Film über Trauer, Verlust und Depression, ohne dabei zu dramatisch, gefühlsduselig oder deprimierend zu sein. Klingt paradox, aber Regisseur und Drehbuchautor Kenneth Lonergan (Oscar-nominiert für sein Drehbuch zu "Gangs of New York") hat es geschafft eine subtile Charakterstudie zu drehen, welche auch ohne große Gesten ergreift. Einerseits hat der Film exquisit geschriebene aber stets authentische Dialoge, welche gerade in den Interaktionen zwischen den Hauptcharakteren Lee und Patrick Chandler auch manchmal überraschend witzig sind, andererseits ist auch der gesamte Handlungsaufbau recht interessant. Durch elegant platzierte Rückblenden bekommt man erst nach und nach Einblicke in die tragische Vergangenheit, durch welche Lee zu dem gebrochenen Mann geworden ist, als welcher er uns im Film präsentiert wird (warum eigentlich keine Nominierung für den Filmschnitt). Das alles würde jedoch kaum so gut funktionieren, ohne die sehr starken Darsteller, allen voran Oscar-Frontrunner Casey Affleck (Bens kleiner Bruder), der eine monumentale Leistung abliefert, als Mensch, dem so übel mitgespielt wurde, dass er kaum noch in der Lage ist, Gefühle zu zeigen oder mit Menschen zu interagieren. Kaum weniger begeistert war ich über den gerade einmal 20-jährigen Lucas Hedges, welcher nach kleinen Auftritten in "Moonrise Kingdom" und "The Zero Theorem" hier seine erste größere Rolle hat und prompt als Bester Nebendarsteller nominiert wurde, worüber ich mich sehr freue. Er ist auch echt so verdammt gut, ein Jungschauspieler, den man definitiv im Auge behalten sollte. Michelle Williams, ebenfalls Oscar-nominiert, hat zwar kaum mehr als 10 Minuten Screentime, schafft es aber dennoch, eine ergreifende Performance abzuliefern und teilt sich mit Affleck eine der stärksten Szenen am Ende des Filmes.

                      Ich muss allerdings zugeben, dass ich letztendlich doch nicht so ergriffen war, wie ich erwartet hatte, von einem sehr gehypten Oscar-Frontrunner über Trauer. Vielleicht hatte es zu tun mit der enormen Laufzeit von 145 Minuten? Oder damit, dass ich ihn nur in der deutschen Synchro gesehen habe? Oder damit, dass es doch ein eher subtiler Film ist, in dem einige Charaktere leichte bis enorme Probleme damit haben, Gefühle zu zeigen? Wer weiß, bis auf die wohl essentiellste Rückblende, die wirklich verdammt bitter und herzzerreißend ist, hat mich der Film emotional eher kalt gelassen.

                      Das ist aber auch gar nicht so schlimm, da es der Film dennoch schafft, eine starke Geschichte über glaubhafte und interessante Charaktere auf eine spannende Art und Weise zu erzählen und so großartig gespielt ist. Von den bisherigen Oscar-Kandidaten ist er zwar der, der mich am wenigsten begeistern konnte, was aber bei weitem nicht heißt, dass er kein sehr guter Film wäre (wenn auch etwas arg lang). Mit einer Nominierung als Bester Film gehe ich definitiv mit und kann den Film jedem empfehlen, der Spaß an Charakterstudien oder gutem Schauspiel hat.

                      Nominierungen (6):
                      Film (Produzenten u.a. Chris Moore und Matt Damon(!))
                      Regie (Kenneth Lonergan)
                      Drehbuch (Kenneth Lonergan)
                      Hauptdarsteller (Casey Affleck)
                      Nebendarsteller (Lucas Hedges)
                      Nebendarstellerin (Michelle Williams)

                      Chancen (2):
                      Hauptdarsteller (konkurrenzlos)
                      Drehbuch (gegen "La La Land")

                      vermutlich weniger wahrscheinlich:
                      Nebendarstellerin (gegen Viola Davis in "Fences")

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                      • "I don't feel at home in this world anymore" klingt interessant, der Rest eher weniger, bzw einige kenne ich auch schon.

                        • Tja, Jackie, Sully, Silence, Snowden, Jungle Book und Nocturnal Animals wurden alle nicht mal nominiert. Eine Trefferrate der Nominierten von kaum mehr als 50% ist selbst für KI-Maßstäbe nicht sehr zufriedenstellend, da müssen sie wohl noch ein paar Jahre Trainingsdaten sammeln :p

                          • 8 .5
                            über Get Out

                            In Sundance lief er als Überraschungspremiere und hat sehr gute Kritiken bekommen. Bin ja gespannt, was Peele als Regisseur drauf hat und ob er Horror drauf hat, der Trailer wirkte ja vielversprechend und schön surreal.

                            • 9

                              Ein Metascore von 98 und ein RT Average Rating von 9.6/10. Ist Guadagninos "Call Me by Your Name" etwa der diesjährige Boyhood oder Moonlight? Bin enorm interessiert!

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                              • 8 .5
                                Strackymandias 25.01.2017, 02:35 Geändert 25.01.2017, 02:44

                                Habe den bei uns im Programmkino mit Live-Klavierbegleitung gesehen (wie bereit "Der Mann mit der Kamera") und bin abermals begeistert. Ein sehr angenehmer, sympathischer, Film über zwei Männer und zwei Frauen, die sonntags in Berlin am See chillen. Stellt euch vor, Linklater hätte im Deutschland der späten Zwanziger gelebt und Filme gedreht und ihr habt in etwa die Idee von Menschen am Sonntag. Der Film sieht überraschend gut aus, ist von seinen Laienschauspielern sehr überzeugend gespielt und vor allem als Zeitdokument eines Vorkriegsberlins, inkl. Schauplätzen, Menschen, Kleidung, etc. enorm interessant.

                                PS: Langsam bin ich echt davon überzeugt, dass in keinem anderen Jahrzehnt Männer so elegant und Frauen so hübsch aussahen, wie in den Zwanzigern.

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                                • Ok, ich habe mir natürlich auch ein paar Gedanken zu den Oscars gemacht, meine Tipps zusammengestellt und mir viele Notizen zu positiven und negativen Überraschungen gemacht. Hier werde ich mich aber versuchen, zu beschränken, da das sonst ein sehr ausufernder Text werden könnte. (Spoiler: Es ist mir nicht gelungen und ich habe einen viel zu langen Text verfasst, der alle meine Gedanken widerspiegelt -_- )

                                  Hier übrigens die Nominierungen als PDF zum mitraten: https://s3.amazonaws.com/oscars-img-abc/wp-content/uploads/2017/01/04065826/10f0e74eba8d6a64db1cb7831b99fb4c1e205c0fa1f84878bb7eb628e4ce0254.pdf?1485265311159

                                  Zunächst das wesentlichste: Ich bin mit fast allen Nominierungen völlig zufrieden. „La La Land“ hat einen weiteren Rekord aufgestellt und gesellt sich zu den bisherigen Spitzenreitern „Titanic“ und „All About Eve“. Ob der Film alle Nominierungen verdient hat, ist strittig (die Tonnominierungen vergeben sie wohl standardmäßig an Musicals, egal ob verdient oder nicht), aber ich freue mich sehr für Chazelle (Regie/Drehbuch), Stone (meine derzeitige Favoritin), Gosling und Hurwitz (dreifach nominiert: Filmmusik und zwei Songs). „La La Land“ wird auch der Abräumer des Abends werden, da er Kategorien wie u.a. Kamera, Schnitt, Szenenbild und Filmmusik ziemlich sicher gewinnen wird. In den „großen“ Kategorien Film und Regisseur sehe ich ihn auch als Gewinner, aber da liefert er sich einen harten Zweikampf mit dem Zweitmeistnominierten „Moonlight“ (u.a. Film, Regie, Drehbuch-Adaption, etc.). Zum Film selbst kann ich noch nichts sagen, aber er gilt ja bei vielen als einer der besten Filme des Jahrzehnts und nach der OscarsSoWhite-Debatte könnte tatsächlich den Hauptpreis gewinnen. Für Nebendarsteller (Mahershala Ali) und Drehbuch-Adaption (Barry Jenkins nach einem unveröffentlichten Theaterstück. Seltsam, dass das als Adaption zählt) ist „Moonlight“ schon gesetzt. Schade eigentlich, da ich Jeff Bridges in „Hell or High Water“ ganz fantastisch fand, aber schön, dass er überhaupt nominiert ist. Nachdem mit „Sicario“ ein ähnlicher Film vor zwei Jahren ja total übersehen wurde, freuen mich die 4 Nominierungen (Film, Drehbuch, Bridges und Schnitt) sowieso sehr, da der Film für mich der beste des letzten Jahres war, gewinnen wird er aber vermutlich nichts. Am ehesten hätte er es für sein Drehbuch verdient und da ist die Konkurrenz mit „Manchester by the Sea“ und „La La Land“ zu groß. Ersterer der beiden ist insgesamt für 6 Preise nominiert, gewinnen wird er vermutlich in den Kategorien Hauptdarsteller (Casey Affleck) und Drehbuch (Kenneth Lonergan). Ich habe den Film am Montag gesehen und bin der Meinung, dass Affleck den Preis sehr verdient hat, er ist fantastisch in dem Film, genau wie Lucas Hedges (über dessen Nebendarsteller-Nominierung ich mich enorm gefreut habe), der seinen Neffen spielt.
                                  Gemeinsam mit „Moonlight“ hat „Arrival“ mit 8 Nominierungen die zweitmeisten, u.a. als Bester Film (yes), Regie (Denis Villeneuves erste Nominierung, YES!), Drehbuch-Adaption, Kamera (Bradford Young FTW!) und Szenenbild. Ich vermute aber, dass er in keiner Kategorie gewinnen wird, da es überall einen Film mit mehr Awards-Buzz gibt. Schade, ich finde den Film absolut genial und meisterhaft. Dass Amy Adams NICHT als Beste Hauptdarstellerin nominiert wurde, war für mich eine der größten, negativen Überraschungen, ich war mir so sicher, dass sie für ihre starke Leistung nominiert werden muss. Stattdessen gab es die 20. (!) Nominierung für Meryl Streep. Klar, sie gilt nun mal als Beste Schauspielerin auf Erden, aber muss sie wirklich jedes zweite Jahr nominiert werden? Gerade in diesem Jahr, wo man auch eine Amy Adams (die noch nie gewonnen hat) oder Annette Bening (für 20th Century Women) hätte nominieren können, wirkt das auf mich wie wenig mehr, als eine Gewohnheitsnominierung. Als mögliche Erklärung für Adams' Auslassung könnte ich mir höchstens vorstellen, dass sich durch ihre Rolle in Nocturnal Animals hier ihre Stimmen aufgeteilt haben.
                                  In meinen Augen hätte „Arrival“ auch eine Nominierung für seine Spezialeffekte verdient gehabt, aber die Kategorie ist mit Nominierten, wie „The Jungle Book“ oder „Rogue One“ (ebenfalls nominiert für den Besten Ton) sowieso recht voll. Interessanterweise ist hier auch „Kubo and the Two Strings“ (als erster Animationsfilm seit „Nightmare Before Christmas“) nominiert. Sehr verdient, da er völlig nahtlos CGI und Stop-Motion zu einem visuell berauschenden Kunstwerk vereint. Natürlich ist er auch als Animationsfilm für einen weiteren Oscar nominiert, gemeinsam mit den Disney-Werken „Zootopia“ (welcher gewinnen wird), „Moana“ (meinem Favoriten), der Ghibli-Koproduktion „The Red Turtle“ und dem französisch-schweizerischen „My Life as a Zucchini“. Pixars „Finding Dory“ fehlt überraschenderweise, aber nach Ansicht vieler war er einfach etwas schwächer, als die restlichen Nominierten, zumal dieses Jahr für das Animationskino ein sehr gutes war. Schade nur, dass hier Japans Anime-Phänomen „Kimi no na wa“, der nicht nur Einspielrekorde bricht, sondern auch einer der bestbewerteten Filme des Jahres ist, nicht berücksichtigt wurde. Allerdings ist Anime (abgesehen von Ghibli) bei den Oscars und in den US-Kinos nicht wirklich existent, insofern überrascht mich die Nicht-Nominierung eher weniger. Dennoch schade, auch wenn die fünf Nominierten der Kategorie vernünftig erscheinen (zumal ein Ghibli-Film nominiert wurde).

                                  Eine negative Überraschung war für mich, dass Martin Scorseses Herzensprojekt „Silence“ über zwei Jesuitenpriester im feudalen Japan NUR für Beste Kamera (Rodriego Prieta) nominiert wurde. WTF, hier hätte ich eher etwas in der Größenordnung von 10 Nominierungen erwartet, mindestens jedoch als Bester Film, Drehbuch-Adaption und Scorsese als Regisseur. Da hat das Studio mit seiner Awards-Kampagne wohl ziemlichen Mist gebaut (anscheinend erhielten viele Kritiker keine Screener zur Sichtung). Fun Fact: „Silence“ hat damit genau so viele Nominierungen, wie „Suicide Squad“ (zurecht für sein Make-up nominiert). Begeistert war ich aber über die Nominierung von Mel Gibson. Der Kerl hat zwar in Vergangenheit ziemlich ganz schönen Mist gebaut und wirkt in Interviews immer noch ganz schön durchgeknallt, aber er weiß halt auch einfach, wie man starke, mitreißende Filme inszeniert. „Braveheart“ ist einer meiner Lieblingsfilme und auf sein neues Weltkriegs-Gemetzel „Hacksaw Ridge“ freue ich mich auch. Gewinnen wird der sechsfach nominierte Film aber vermutlich nur in einer der Tonkategorien (ich tippe auf Tonschnitt). Für besten Ton ist übrigens auch Michael Bays „13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi“ nominiert, eine der (zumindest in diesem Jahr) typischen Kategorien, wo zu vier Favoriten noch ein schwarzes Schaf nominiert wurde. Siehe hierzu auch die Kategorie Bester Song, in der zusätzlich zu „La La Land“, „Moana“ und „Trolls“ (hat Justin Timberlake btw in meinen Augen nicht verdient) ein Sting-Song aus einer Doku, die völlig untergegangen ist und kaum jemand gesehen hat, berücksichtigt wurde, aber nicht etwa einer der großartigen Songs aus „Sing Street“. Aber dafür war der Film in Amerika wohl einfach zu unbekannt (und hatte auch keinen Superstar, wie z.B. Sting), genau wie einer meiner Top-3-Filme des letzten Jahres, „The Handmaiden“. Hier hätte ich gerne Nominierungen für Szenenbild, Kostüme, Kamera und Filmmusik gesehen, habe aber ehrlich gesagt auch nicht damit gerechnet, so unbekannt, wie der Film dann doch außerhalb von Korea ist. Aber dass dann für Musik und Szenenbild stattdessen „Passengers“ nominiert wurde, scheint mir schwer nachvollziehbar. Gerade bei der Filmmusik gab es dieses Jahr so viele gute Sachen. Kubo? Florence Foster Jenkins (Desplat!)? The BFG? Fantastic Beasts?
                                  Letzterer konnte immerhin zwei verdiente Nominierungen für Kostüme und Szenenbild (was echt famos war) abgreifen, auch wenn seine Gewinnchancen gegen „La La Land“ eher gering sind. Ebenfalls nominiert für Bestes Szenenbild ist übrigens auch „Hail, Caesar!“ von den Coens, den mittlerweile scheinbar schon wieder jeder vergessen hat. Bei der Zweitsichtung hatte ich zugegebenermaßen auch nicht mehr ganz so viel Spaß mit dem, aber wenn er eine Nominierung verdient hat, dann diese (oder Brolin als Hauptdarsteller).
                                  Abschließend noch eine schöne Überraschung in einer Kategorie, die mich sonst kaum interessiert: „Star Trek Beyond“ ist für Bestes Make-up und Hairstyling nominiert. Hoffentlich gewinnt er hier, die Aliens sahen so gut aus, wie ich es selten zuvor gesehen hatte. Gegen „Suicide Squad“ und „Ein Mann namens Ove“ sollte er auch gute Karten haben, normalerweise gewinnt hier einfach der Film mit den meisten sonstigen Preisen, aber diesmal ist nur „Ove“ anderweitig nominiert und zwar „nur“ als Bester fremdsprachiger Film.

                                  Da wird übrigens mit „Toni Erdmann“ endlich wieder ein deutscher Film gewinnen, zumindest wünsche ich im das. Ich werde ihm die Daumen drücken!

                                  Meine Vorhersage:
                                  Bester Film: La La Land, eventuell auch Moonlight, harter Zweikampf
                                  Bester Regisseur: Damien Chazelle (La La Land), Moonlight wäre aber auch eine Option
                                  Bester Hauptdarsteller: Casey Affleck (Manchester by the Sea)
                                  Beste Hauptdarstellerin: Emma Stone (La La Land), hier bin ich mal mutig!
                                  Bester Nebendarsteller: Mahershala Ali (Moonlight), Jeff Bridges (Hell or High Water) wäre aber auch verdient
                                  Beste Nebendarstellerin: Viola Davis (Fences)
                                  Bester Animationsfilm: Zootopia, auch wenn ich Moana und Kubo etwas mehr mochte
                                  Beste Kamera: La La Land (Linus Sandgren)
                                  Bestes Kostümdesign: Jackie oder La La Land
                                  Bester Dokumentarfilm: O.J.: Made in America
                                  Bester Schnitt: La La Land (Tom Cross)
                                  Bestes Make-Up: Star Trek Beyond
                                  Beste Filmmusik: La La Land (Justin Hurwitz)
                                  Bester Song: „City of Stars“ (La La Land), auch wenn ich „Audition“ mehr mochte
                                  Bestes Szenenbild: La La Land
                                  Bester animierter Kurzfilm: Piper
                                  Bester Kurzfilm: kp, evtl. Sing?
                                  Bester Kurzdokumentarfilm: kp, Joe’s Violin klingt preisverdächtig
                                  Bester Tonschnitt: Hacksaw Ridge
                                  Bester Ton: La La Land, mein Wunsch wäre hier Arrival
                                  Beste visuelle Effekte: The Jungle Book
                                  Bestes adaptiertes Drehbuch: Barry Jenkins (Moonlight), ich würde mich aber auch über Eric Heisserer (Arrival) freuen
                                  Bestes Original-Drehbuch: Kenneth Lonergan (Manchester by the Sea), mein Wunsch wäre allerdings Taylor Sheridan (Hell or High Water)
                                  Bester fremdsprachiger Film: Toni Erdmann

                                  La La Land: 7-9 Oscars
                                  Moonlight: 2-4 Oscars
                                  Manchester by the Sea: 2 Oscars
                                  Toni Erdmann: 1 Oscar
                                  Zootopia: 1 Oscar
                                  Fences: 1 Oscar
                                  O.J.: Made in America: 1 Oscar
                                  Hacksaw Ridge: 1 Oscar
                                  Star Trek Beyond: 1 Oscar
                                  Jackie: 0-1 Oscar

                                  Nominierungen:
                                  La La Land (14)
                                  Moonlight (8)
                                  Arrival (8)
                                  Manchester by the Sea (6)
                                  Lion (6)
                                  Hacksaw Ridge (6)
                                  Hell or High Water (4)
                                  Fences (4)
                                  Hidden Figures (3)
                                  Jackie (3)
                                  Florence Foster Jenkins (2)
                                  Moana (2)
                                  Kubo (2)
                                  A Man Called Ove (2)
                                  Rogue One: A Star Wars Story (2)
                                  Deepwater Horizon (2)
                                  Passengers (2)
                                  Fantastic Beasts and Where to Find Them (2)

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                                  • 8

                                    Wohl derzeit neben "A Ghost Story" der gehypeteste Film vom Sundance. Ob die autobiographische Komödie Kumail Nanjianis Durchbruch im Kino wird? In Silicon Valley habe ich ihn recht gern, bin deshalb auf den Film sehr gespannt.

                                    • 7 .5

                                      Noch ein Regiedebüt (abgesehen von Thoroughbred), das in Sundance von Kritikern sehr gelobt wurde. Anscheinend ist Sheridan nicht nur ein begnadeter Drehbuchautor (siehe Hell or High Water), sondern auch als Regisseur begabt. Außerdem scheint Jeremy Renner die bester Leistung seiner Karriere abzuliefern. Der einzige Kritikpunkt, den ich bisher gelesen habe, ist dass sich der Film stilistisch und thematisch recht vertraut anfühlt und in eine ähnliche Kerbe schlägt, wie Sicario und HoHW. Würde mich ehrlich gesagt nicht stören :D

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                                      • 8 .5

                                        In Sundance hat der fantastische Kritiken bekommen. Scheint ein richtig guter Psycho-Thriller und ein beeindruckendes Regiedebüt geworden zu sein. Bei Anton Yelchin (möge er in Frieden ruhen) und Anya Taylor-Joy bin ich sofort dabei!

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                                        • Mir gefällt der Titel sehr gut. Was ich interessant finde, ist dass das Logo erstmals rot, nicht gelb ist. Ob das auf einen düsteren Ton hindeutet? Außerdem ist noch nicht ganz klar, ob Jedi Plural oder Singular ist. Ach, ich bin so gespannt. Vielleicht werden wir ja zum Super Bowl übernächste Woche bereits einen Teaser zu sehen bekommen? Ich glaube es zwar nicht, aber man kann ja hoffen. :D

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                                          • 9 .5
                                            Strackymandias 22.01.2017, 13:20 Geändert 22.01.2017, 13:29

                                            Come wayward souls,
                                            and wander through the darkness.
                                            There is a light for the lost,
                                            and the meek.
                                            Sorrow and fear,
                                            are easily forgotten,
                                            when you submit to the soil of the earth.

                                            Bitte schaut euch diese wunderschöne, einzigartige Miniserie an. "Over the Garden Wall" mag zunächst den Anschein einer Kinderserie haben, aber diese Mischung aus herbstlicher Melancholie, surrealem Humor und amerikanischer Folklore (Truthähne, Kürbisse, Dorfschulen, etc.) ist nicht nur stellenweise viel zu düster für jüngere Kinder, sondern enthält auch zahlreiche Querverweise, Anspielungen an Mythologie und Spielraum für Interpretationen, welche sich wohl nur erwachsenen Zuschauern erschließen werden. Darüber hinaus weiß die Serie mit wunderschön gezeichneten Hintergründen und altmodischer Musikuntermalung auch handwerklich sehr zu begeistern. Auch die deutsche Synchronisation (leider die einzige Option, die auf Amazon Prime verfügbar ist), ist empfehlenswert, vor allem da die Gesangseinlagen liebevoll eingedeutscht wurden und tatsächlich (vielleicht auch wegen des Stils der Musik) an deutsche Lyrik des 19. Jhrs. erinnert. Für so eine kleine Serie, die vermutlich kaum jemand auf dem Schirm hat, wurde jedenfalls ein bemerkenswerter Aufwand in die Lokalisierung gesteckt.
                                            Noch einmal: Bitte schaut euch diese Serie an! Sie hat nur 10 Folgen à 9-11 Minuten, kann also in weniger als 2 Stunden durchgeschaut werden und ist ohne Zusatzkosten auf Amazon Prime verfügbar.

                                            PS: Wer noch nicht überzeugt ist, kann sich ja diesen spoilerfreien Trailer anschauen, der einen ganz guten Vorgeschmack auf den Stil der Serie gibt: https://youtu.be/36mAsVSH_-s

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                                            • 8 .5
                                              Strackymandias 20.01.2017, 23:16 Geändert 20.01.2017, 23:18
                                              über Atlanta

                                              Was kann Donald Glover eigentlich nicht? Als Childish Gambino hat er gerade erst ein megadopes R&B-Album raus gebracht, als Schauspieler wird man ihn bald als jungen Lando Calrissian sehen können und so ganz nebenbei hat er eine der einzigartigsten und eigenartigsten Serien des letzten Jahres geschrieben und selbst die Hauptrolle gespielt. Anfangs wusste ich echt noch nicht, was "Atlanta" eigentlich sein soll, aber nach ein paar Folgen habe ich dann gerafft, dass gerade dieses Undefinierbare das ist, was die Serie auszeichnet und so gut macht. Auf eine irrwitzig lustig Szene kann eine ernsthafte folgen, in welcher man mit den Charakteren mitfiebert. Oder es folgt eine Szene, in welcher Dopehead Darius (der beste Comedy-Serien-Sidekick seit... seit wann eigentlich?) den krassesten, philosophischen Shit raushaut. Oder es folgt eine richtig weirde Szene, auf die ein David Lynch stolz wäre. Das Element der Unberechenbarkeit ist eine der Stärken von "Atlanta", genauso wie sein Humor oder sein Lokalkolorit einer der amerikanischen Hip-Hop-Metropolen. Doch was mich fast am meisten begeistert, ist dass Donald Glover seine Zielgruppe nicht unterschätzt. Jede der Folgen ist eigentlich unabhängig voneinander. Lose Enden werden nicht aufgegriffen, sondern es wird vorausgesetzt, dass die Zuschauer in der Lage sind, offene Stellen zu akzeptieren oder mit eigenen Erklärungen zu füllen. Auch der Humor lebt von kleinen Anspielungen und Verweisen, die bestimmt vielen nicht auffallen werden (ich musste mir zumindest einiges über die afroamerikanische Kultur in Atlanta anlesen), aber teilweise gibt es auch Gags, die universell verständlich sind und wunderbar aufgebaut werden. Wenn in einer der späteren Folgen ein vermeintlicher Throwaway-Gag vom Anfang der Folge am Ende noch einmal aufgegriffen wird, ist das ganz großes Fernsehen. Das absolute Highlight ist jedoch die Folge "B.A.N", welche als Ausgabe einer fiktiven Talkshow inszeniert wurde, komplett mit fiktiven Werbespots für reale Produkte. Diese Folge ist mit das Lustigste, was ich im ganzen Jahr 2016 gesehen habe. Die beiden Globes hat sich die Serie redlich verdient. Schade, dass es noch so lange dauern wird, bis die 2. Staffel ausgestrahlt wird.

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                                              • Bin sehr gespannt auf den Film. Sieht wirklich vielversprechend aus und Filme, die in Amazonien spielen, interessieren mich seit Aguirre und Der Schamane und die Schlange sehr.

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                                                • Strackymandias 20.01.2017, 20:58 Geändert 20.01.2017, 21:08

                                                  Nennt mich ruhig Kinoproll, aber außer Logan und The Lost City of Z sehe ich da erstmal nichts, was mich interessiert. Von allen Filmfestivals, die ich kenne, hat die Berlinale stets das abgehobenste Programm. In Cannes, Venedig, Toronto, Telluride oder auf dem Sundance finde ich immer einiges, was mich interessiert, auf der Berlinale laufen hingegen fast ausschließlich Arthaus-Dramen, die mich meist kaum ansprechen. Ich freue mich echt für jeden, der eine Ader dafür hat und ich weiß, dass es davon einige gibt. Bei der Berlinale halte ich mich jedoch zurück :)

                                                  Na gut, vielleicht schaue ich mir den Iglesias und den Kaurismäki irgendwann mal an.
                                                  Edit: Den von Hong Sangsoo werde ich mir vielleicht auch später mal anschauen, da ich koreanische Filme oft sehr mag, aber der Titel klingt schon wieder recht anstrengend.

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                                                  • 9
                                                    Strackymandias 18.01.2017, 19:27 Geändert 18.01.2017, 19:29

                                                    Oscar-Review-Spezial, Teil 3: La La Land

                                                    Ich habe bisher in meinem Leben („Star Wars VII“ und „Interstellar“ vielleicht ausgenommen) nur wenige Filme so sehr erwartet, wie „La La Land“. Damien Chazelles Vorgängerwerk „Whiplash“ hat mich damals völlig kalt erwischt und ist für mich (zusammen mit „Birdman“ und „Drive“) einer der besten Filme des Jahrzehnts. Seitdem ich davon gehört hatte, dass Chazelle ein klassisches Musical mit dem Hollywood-Traumduo Ryan Gosling und Emma Stone dreht, war ich höchst gespannt und die hervorragenden Trailer fand ich so wunderschön, dass ich den Film kaum noch erwarten konnte. Dann feierte „La La Land“ auf dem Filmfestival von Venedig seine Premiere, erhielt Standing Ovations und Emma Stone gewann als erste Amerikanerin seit Jahren den Preis als Beste Schauspielerin. Durch Telluride und Toronto setzte der Film seinen Festival-Siegeszug fort und entpuppte sich als wahres Phänomen. Als er schließlich Anfang Dezember zunächst in nur fünf Kinos in den USA anlief, spielte er innerhalb von einer Woche 1,2 Millionen US-Dollar ein. In nur fünf Kinos! Von fast allen Seiten hörte ich überschwänglichstes Lob. Kein Wunder, dass sich
                                                    meine Erwartungen an den Film in ungeahnte Höhen schraubten.
                                                    Und wie so oft sind unrealistische Erwartungen das, was einem Film beim Schauen mehr schaden kann, als alles andere. Ich bin mit dem Gefühl in den Film gegangen, den besten Film überhaupt zu sehen und war dann enttäuscht, diesen nicht bekommen zu haben. Und das ist wirklich schade, denn der Film ist echt gut. Nein, er ist nicht nur gut, er ist wirklich verdammt gut. Doch wie gut er wirklich ist, fällt mir erst jetzt innerhalb des letzten Tages auf, während ich den enorm guten Soundtrack in Dauerschleife höre, mich an einzelne Szenen erinnere, Storyentwicklungen rekapituliere und mir im Internet Artikel über Metaebenen und Anspielungen durchlese, die mir entgangen sind. Schließlich komme ich zu dem Ergebnis, dass ich den Film wohl erneut schauen muss (vermutlich dann im Februar, wenn die schriftlichen Prüfungen vorbei sind) und bin der festen Überzeugung, dass er mich diesmal völlig erreichen wird. Jetzt versteht mich bitte nicht falsch: Es ist nicht so, dass ich meiner eigenen Meinung nicht treu bin und den Film unbedingt mögen will, weil ihn andere abfeiern. Es ist nur so, dass er tatsächlich einfach objektiv auf beinahe allen Ebenen absolut brillant ist, bei mir nur nicht ganz die Reaktion hervorrief, die ich erwartet hatte. Ich vermute, mir erging es gestern, wie vielen eingeschworenen Star-Wars-Fans zur Premiere von „The Force Awakens“: Ich war wohl vor lauter Hype einfach zu angespannt, um mich zurücklehnen zu können und den Film zu genießen. Aber was ich nicht behaupten kann, ist dass ich keinen Spaß hatte mit dem Film. Im Gegenteil: Die Songs machen Laune, Emma Stone spielt besser, als je zuvor (und könnte sogar den Oscar dafür gewinnen), der Film ist so schön anzusehen, wie kein anderer Film in diesem Jahr und die Filmmusik von Damien Chazelles College-Kommilitonen Justin Hurwitz (der bisher nur mit Chazelle zusammengearbeitet hat) ist grandios. Darüber hinaus erzählt er eine zeitlose, bittersüße Geschichte von Liebe, Träumen und der Kunst selbst. Wen interessiert da, ob Stone und Gosling nun professionell singen und tanzen können oder nicht? Ich habe gelacht, gestaunt, Tränen vergossen und in der letzten, enorm emotionalen Szene hatte mich der Film so sehr gebannt, dass ich trotz über zwei Stunden Laufzeit nicht wollte, dass der Film endet. Ich muss sagen, wenn es etwas gibt, was Chazelle kann, dann sind es Enden!

                                                    Die Furiosität von „Whiplash“ konnte er zwar nicht übertreffen, aber welcher andere Regisseur hat bitte in so jungen Jahren bereits zwei Werke von solch hoher Qualität abgedreht. Ich habe ganz großem Respekt vor Chazelle, Hurwitz, den Songwritern Pasek & Paul, Emma Stone und Ryan Gosling. Eine Gruppe von jungen Talenten, kaum älter (im Fall von Stone sogar jünger) als 30 dreht einen Film, der universell gelobt wird, finanziell erfolgreich ist, einen Rekord bei den Globes aufstellte und im nächsten Monat mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit der Abräumer der Oscar-Verleihung sein wird. Eine schönere Erfolgsgeschichte vermag selbst Hollywood nicht zu schreiben. :)

                                                    Mein Tipp:

                                                    ----Chancen (9)

                                                    Film (gegen Moonlight)
                                                    Regisseur (gegen Moonlight)
                                                    Hauptdarstellerin (gegen Elle, Jackie)
                                                    Kamera
                                                    Schnitt
                                                    Szenenbild
                                                    Filmmusik
                                                    Song (gegen Moana)
                                                    Ton (gegen Arrival, Hacksaw Ridge)

                                                    evtl. auch:
                                                    Kostüme (gegen Jackie)
                                                    Original-Drehbuch (gegen Manchester by the Sea)
                                                    Tonschnitt (gegen Hacksaw Ridge, Arrival, Rogue One)

                                                    ----Nominierungen (14)

                                                    Film (Favoriten: La La Land, Moonlight)
                                                    Regisseur (Favoriten: La La Land, Moonlight (Barry Jenkins))
                                                    Original-Drehbuch (Favoriten: Manchester by the Sea, Hell or High Water)
                                                    Hauptdarstellerin (Favoriten: La La Land, Elle (Isabelle Huppert), Jackie (Natalie Portman))
                                                    Hauptdarsteller (Favorit: Manchester by the Sea (Casey Affleck))
                                                    Kamera (Favorit: La La Land)
                                                    Kostüme (Favorit: Jackie)
                                                    Schnitt (Favorit: La La Land)
                                                    Szenenbild (Favorit: La La Land)
                                                    Filmmusik (Favorit: La La Land)
                                                    Song („City of Stars“ und „Audition“) (Favorit: La La Land)
                                                    Ton (Favoriten: La La Land, Arrival, Hacksaw Ridge)
                                                    Tonschnitt (Favoriten: Hacksaw Ridge, Arrival, Rogue One)

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