StrykeOut - Kommentare
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Alle Kommentare von StrykeOut
Ich hab zwar den kompletten Blogeintrag gelesen, kann aber nur zu einem Album meinen Senf abgeben:
Zu Kollegahs "Bossaura".
Du triffst den Nagel da ziemlich auf den Kopf, bist in deiner Bewertung sogar fast noch zu gnädig. Kolle hat noch nie einen Track geschrieben, der inhaltlich auch nur im Ansatz eine relevante Aussage hatte...und das ist auch nicht schlimm. Der Boss versteht (bzw. verstand) sich darauf, sprachlich anspruchsvolle, vor Wortwitz und Spaß an Sprache nur so sprühende Texte über Unsinn zu schreiben und so durch Humor, sprachliche Fähigkeiten und eine enorm unterhaltsame Bühnenpersona einfach nur zu entertainen. Ein bisschen so, als wäre Baron von Münchhausen Gangsterrapper. Deswegen kann man es bei Alphagene und Kollegah, oder auch bei den Zuhältertapes, verkraften, dass viele der Beats nicht unbedingt aus der höchsten Qualitätsschublade kommen. Bei Kolle ist die Musik zweitrangig, der Text steht im Vordergrund.
Und der stimmt auch auf dem Album "Bossaura", gerade "Mondfinsternis" oder "Bossaura" sind textlich einfach Bretter. Musikalisch driftet das ganze aber einfach so stark in eine David-Guetta-Plastik-Beat-Richtung ab, das sich das Album nicht mehr nach nach Rotlichtbezirk, sondern nach Großraumdisko anhört, ohne, dass sich inhaltlich etwas ändert.
Das regt auf. Zudem kapert Sun Diego mit seinen ekligen Autotune-Hooks gefühlt jeden sonst durchaus hörbaren Track. Wie du das schon richtig schreibst, wenn schon Featuregäste, dann eigenständige Rapper wie Hafti oder Farid und nicht solche von Kolle selbst herangezüchteten Versuchskanninchen wie Sun Diego oder später Majoe und Seyed.
Zum Glück hat der Boss sich nach dieser mittelschweren Katastrophe gefangen und mit "King" ein deutlich runderes Album abgeliefert.
### Horrorctober 2016 - Tag 7 ###
Im Nachhinein eigentlich kein richtiger Horrorfilm und damit nicht wirklich für den Horrorctober geeignet...was solls. Bei 31 Filmen wird man ja wohl mal schummeln dürfen.
"Big Bad Wolves" hat bei mir nicht wirklich zünden wollen.
Dabei kann man dem Film handwerklich nicht viel vorwerfen. Er ist schick gefilmt, mit Bildmetaphern gespickt, die verraten, dass die Leute hinter der Kamera ihr Handwerk gut verstehen und die Grundidee des Films, den normalerweise auf zwei zentrale Figuren fokussierten Rache-Thriller um eine zusätzliche Figur zu erweitern und so eine trianguläre Figurenbeziehung zu erzeugen, ist interessant.
Ebenso mag ich es auch, wie man hier die altbekannte Geschichte von rachsüchtigen Hinterbliebenen, die einen Mörder/pädophilen Vergewaltiger zu Tode foltern, in ein ungewöhnliches Setting verfrachtet. Das heutige Israel, bestimmt von Paranoia, ständigen Spannungen zwischen Juden und Arabern und einem enorm offensiv auftretenden Sicherheitsapparat, gibt eine interessante Kulisse ab und eröffnet die Möglichkeit, "Big Bad Wolves" politisch zu interepretieren.
Was für mich aber nicht aufgeht ist die Kombination von schwarzem Humor und emotionaler wie physischer Gewalt und Härte. Nicht dass ich grundätzlich ein Problem mit dieser Mischung habe, aber in "Big Bad Wolves" stehen sich die beiden Komponenten meiner Meinung nach gegenseitig im Weg und negieren sich die Möglichkeit einer tiefergehenden Entwicklung.
Durch die Bemühungen, den Film berührend, fesselnd und schockierend zu gestalten, wird der Humor ausgebremst, durch die harten Gewaltszenen bekommen viele flapsige Dialoge einen fahlen, unangebrachten Beigeschmack. Der ernste Teil des Films kann sich genauso wenig entfalten. Der Humor untergräbt die Schockwirkung, nimmt dem Film häufig die gebotene Ernsthaftigkeit und führt wohl auch dazu, dass man nach dem Ende von "Big Bad Wolves" etwas fragend vor dem Bildschirm sitzt und sich fragt, was das ganze jetzt eigentlich genau sollte.
Der Film versäumt es nämlich, eine moralische Distanz zu Folter und Selbstjustiz aufzubauen. Weder hat der komische Anteil genug Spielraum, um aus dem Film eine clevere Satire über Gewaltbereitschaft und männliche Macht-, Rache- und Schutzphantasien im Kontext des Nahostkonflikts zu machen, noch ist er hart und schonungslos und konsequent genug, um die moralische Verwerflichkeit von Folter aufzuzeigen und die Folterer so auf die gleiche Stufe mit dem Täter zu stellen und sie genauso zum "Bösen Wolf" zu machen.
"Big Bad Wolves" versucht beides auf einmal, überhebt sich und scheitert, weil sich beide Ansätze widersprechen und letztendlich gegenseitig aushebeln. Schade.
### Horrorctober 2016 - Tag 6 ###
Machen wir uns nichts vor: "Komodo" ist ein durchschnittliches Creature Feature, das nach den gleichen Mustern funktioniert, wie hunderte Tierhorrorfilme vor und nach ihm auch. Ein böser Konzern sorgt durch böse, umweltschädigende Konzernmachenschaften dafür, dass ein beliebiges Raubtier Amok läuft und ein paar Touristen, Söldner oder Anwohner (oder in diesem Fall Touristen, Söldner UND Anwohner) verputzt.
Hier hat man sich Komodowarane als tierische Antagonisten ausgesucht. Sicherlich keine schlechte Wahl, weils coole, im Genre recht unverbrauchte Tiere sind...andererseits aber auch eine Tierart, die einen so isolierten Lebensraum hat, dass sie nach diesem benannt ist und einen sehr bemühten Drehbuchkniff benötigt, um außerhalb ihrer Heimat auf die Jagd gehen zu können.
Die Story ist wie gesagt Genrestandard und brigt wie im Genre übrig einige Logikfehler, inhaltliche Schwächen und holprige Dialoge mit, ist aber immerhin flott erzählt und ordentlich inszeniert. Die über weite Strecken überdurchschnittlichen Schauspieler können die Drehbuchschwächen halbwegs ausbügeln und die Spezialeffekte tun ihr Übriges, um "Komodo" vom total vergessenswerten Käse zum soliden Genrevertreter zu befördern.
Regisseur Michael Lantieri hat als Special Effects Supervisor an Hits wie "Zurück in die Zukunft", "Indiana Jones" und "Jurassic Parc" mitgearbeitet und das sieht man den aggressiven Riesenechsen zu jeder Sekunde an. Mit einem überzeugenden Mix aus klassischen Puppeneffekten und CGI, welches für 1999 großartig aussieht, hat man den Komodowaranen erfolgreich Leben eingehaucht. Diese sehen zu jeder Zeit realistisch aus, bewegen sich realistisch und wirken zudem so, als hätten sie Gewicht und Masse - ein Merkmal, das gerade im Tierhorror auch aktuellen Filmkreaturen häufig fehlt.
Dank soliden Darstellern, hohem Tempo und tollen Effekten wird aus "Komodo" also ein für Genrefans unterhaltsamer, leicht überdurchschnittlicher Tierhorrorfilm, der sicherlich keine Originalitätspreise gewinnt, sich aber auch keine allzu großen Patzer erlaubt.
### Horrorctober 2016 - Tag 5 ###
Ist das noch Indie- oder schon Retro-Horror?
"We Are Still Here" bedient sich fröhlich im Repertoire des 70er- und 80er-Italo-Horrors, des Haunted House Horrors, des Splatters, des Home-Invasion-Films und sogar auf sehr subtile Art bei Altmeister H. P. Lovecraft.
Wirklich viel neues trägt der Film nicht zum Genre-Kanon bei, aber dadurch, dass die vielen bekannten Elemente auf ungewöhnliche Weise miteinander kombiniert werden, immer eine gewisse Variation, einen Kniff aufweisen, fällt dieser Umstand überhaupt nicht negativ auf.
Im Gegenteil. Dadurch, dass es offensichtlich ist, dass alle Beteiligten sehr genau wissen, wie sie die Klaviatur des Horrors zu spielen haben und woher die verwendeten Elemente stammen, entsteht der Eindruck, eine liebevolle, unaufdringliche Verbeugung vor dem Genre vor sich zu haben.
Atmosphäre aufbauen, filmische Ästhetik und Kulisse mit der Seelenwelt der Figuren verbinden, Erwartungen aufbauen und brechen und abrubt die Subgenres wechseln, ohne das es aufgesetzt wirkt oder der Atmosphäre schaden würde. Ted Geoghegan beherrscht all dies im Schlaf, was mich sogar dazu veranlasst, vermeintliche Schwächen im Drehbuch als bewusste Seitenhiebe auf typische Genrepatzer und Klischees zu interpretieren. Dabei sind solche Anspielungen, Verbeugungen und Hommagen nie aufdringlich und führen zum Glück auch nie zu einer ironisch-selbstreferentiellen Brechung der Filmrealität. Man kann sie sich eher als subtiles Nicken des Regisseurs vorstellen, das überhaupt nur denjenigen auffällt, die darauf achten.
Und trotz dieser schlitzohrigen Dreistigkeit, sich überall zu bedienen und teils ganze Szenen zu "leihen" und den spitzbübisch-liebevollen Sticheleien hält "We Are Still Here" stets die kühle Atmosphäre, die Spannung und das Tempo aufrecht und kombiniert die altbekannten Elemente so gekonnt, dass man schon bald vergisst, das alles schon einmal gesehen zu haben und beginnt, mit den erfrischend alten Protagonisten mitzufiebern.
### Horrorctober 2016 - Tag 4 ###
Bei "Dagon" handelt es sich um die Verfilmung einer der Kurzgeschichten von H. P. Lovecraft. Von "The Shadow Over Innsmouth" um genau zu sein, einer der besten Geschichten des meiner Meinung nach genialen Schriftstellers.
Wer Lovecraft kennt, bleibt bei Verfilmungen seiner Werke gerne erstmal skeptisch, zeichnet sich Lovecrafts Horror doch gerade durch eine sehr abstrakte, unfassliche und nicht darstellbare Form von Furcht aus: Die Furcht vor der Unzulänglichkeit des menschlichen Geistes, den Grenzen der Wahrnehmung, der Sinnlosigkeit des menschlichen Handelns, der nicht fassbaren Unendlichkeit von Zeit und Raum, dem Wahnsinn. Lovecraft weckt im Menschen die Urangst, die letztendlich auch zur Gründung von Religionen, zur Erschaffung von Kunstwerken geführt hat. Die Angst vor der Erkenntnis, nur ein Staubkorn im All zu sein, bedeutungs- und machtlos.
Dieses Denken auf Zelluloid zu bannen und sich an einer ernsthaften Verfilmung von Lovecraft zu versuchen, ist nahezu unmöglich, weil Film über Darstellungen funktioniert und Lovecraft das nicht Darstellbare behandelt.
Regisseur Stuart Gordon hat das verstanden und versucht gar nicht erst, Lovecraft gerecht zu werden. Wie schon beim großartigen "Re-Animator" wählt er lieber einen trashig-humorvollen Ansatz, der auch hier aufgeht.
Gordon hat sichtlich Spaß am vom Anspruch befreiten Spiel mit Lovecrafts Stoff und den Möglichkeiten des Trash-Horrors. Von netten Gore-Szenen, liebevollen Masken und atmosphärischem Grusel über treffsicheren Slapstik, Selbstironie und die offenbar obligatorischen nackten Brüste hat man einfach alles, was in "Re-Animator" Spaß gemacht hat, in einen Topf geworfen, ordentlich Lovecraft-Soße drübergekippt, gut umgerührt und mit einem herrlich lauchigen Woody-Allen-Verschnitt als Hauptfigur gewürzt. Das Endprodukt ist dann auch erstaunlich schmackhaft, sprich unterhaltsam. Wirklich gruselig wirds eigentlich nie, der Genrefan wird aber über die komplette Laufzeit sehr gut unterhalten, auch wenn die CGI-Effekte miserabelst gealtert sind und das Artdesign des Dagon-Kults unangenehm an Early-2000's-Tribal-Tattoos erinnert.
Wenn man Lovecraft verfilmt, dann bitte so. Hier muss sich kein Lovecraftian ärgern und auch Nicht-Leser haben an dem spaßig-trahigen Fischspektakel ihren Spaß.
### Horrorctober 2016 - Tag 3 ###
"My Name Is Bruce" ist ein Film von Bruce Campbell, mit Bruce Campbell und über Bruce Campbell. Die Meinung, die man über diesen Film hat, hängt also vermutlich damit zusammen, wie man zu Bruce Campbell steht.
Mir ist er ziemlich egal, deswegen hat der Film bei mir einen schweren Stand.
Aber von vorn. "My Name Is Bruce" ist ein Meta-Film, in dem sich der Regisseur und Hauptdarsteller selbst verkörpert. Er ähnelt damit Jean-Claude Van Dammes "JCVD", ohne auch nur im Ansatz je dessen Tiefe zu erreichen. An einer auch nur halbwegs ernsthaften Selbstreflexion oder gar -dekonstruktion ist man hier nicht interessiert. Bruce Campbell spielt auch nicht wirklich sich selbst, sondern eine Variation seiner Ash-Figur aus "Evil Dead" und "Army of Darkness" die zufällig den Namen Bruce Campbell trägt. Campbell macht sich hier relativ platt und oberflächlich über sich selbst lustig und scheut zumindest nicht davor, sich selbst mit Dreck zu bewerfen, was für eine gewisse Zeit als unterhaltsame Selbstparodie taugt. Das ganze ist aber ein klar oberflächliches Gimmick. Campbell hat kein Interesse daran, seinem Publikum zu zeigen, was es tatsächlich heißt, Bruce Campbell zu sein.
Nimmt man diesen Pseudo-Meta-Aspekt und damit Bruce Campbell einmal aus der Gleichung des Films heraus, bleibt nur ein ziemlich durchschnittlicher, billig produzierter Horror-Klaumauk aus der Direct-to-DVD-Kiste übrig. Ein ziemlich seichtes Filmchen, das einen hier und da mal zum Schmunzeln bringt und das beim Schauen auch okay unterhält, danach aber sofort wieder aus dem Gedächtnis verschwindet. Der Humor der Films ist ein zweischneidiges Schwert. Hier und da finden sich echt gute Gags und gelungene Slapstick-Einlagen, andererseits ist das Timing teilweise auch grauenhaft schlecht, es werden Witze über Randgruppen gemacht und einige Gags übers Popeln, Rülpsen und Furzen erinnern an Disney-Channel-Sitcoms für Kinder. Dank Campbell kommt noch eine riesige Schippe selbstreferentiellen Humors in den Mix, die qualitativ von simplem Namedropping bis hin zu cleveren Anspielungen alle Stufen des Humors bereithält, quantitativ aber einfach nur erschlagend wirkt.
"My Name Is Bruce" ist wohl vor allem ein Film für Campbell-Fans, die auf meine Bewertung sicher ein paar Punkte draufschlagen können. Campbell spielt schließlich auch schön schleimig-assig sich selbst und Fanbefriedigung gibt es auch zu Hauf. Ich bin aber nunmal kein Fan, weswegen die beiden großen Pluspunkte des Films, Campbell selbst und die Selbstreferenzen, bei mir verpuffen und ein ziemlich hohles Gerüst eines B-Films hinterlassen. Sorry Bruce.
### Horrorctober 2016 - Tag 2 ###
"Eden Lake" ist eine Tour de Force wie aus dem Lehrbuch, eine anstrengende, verstörende und psychisch zermürbende Erfahrung für Hauptfigur und Zuschauer gleichermaßen. Selten war die Bezeichnung "Terrorfilm" so passend wie hier.
Das liegt vor allem daran, dass Regisseur James Watkins seine Geschichte über Jugendgewalt so inszeniert, dass sie in ihrer Wirkung ziemlich exakt die gleiche Hilflosigkeit und Verstörtheit beim Zuschauer hervorruft, die auch reale Berichte über Gewalt durch Jugendliche und Kinder erzeugen. Konventionen des (Backwood-)Horrors werden kurz aufgegriffen, nur um konsequent gebrochen zu werden. So sind die beiden Hauptfiguren sympathisch, gut gespielt und funktionieren sofort als Identifikationsfigur. Der Zuschauer leidet, fürchtet, zerbricht mit den Figuren zusammen. Eine solch starke Identifikation führt bei ähnlich aufgebauten Filmen in der Regel zu starkem Hass auf die Antagonisten, welchen der Film durch gewaltsame Racheakte befriedigt.
Nicht so bei "Eden Lake". Hier sind die Antagonisten Kinder. Kinder die schreckliche Dinge tun, ja, aber doch Kinder. Diese Antagonisten lassen sich nicht so einfach hassen. Wir als Zuschauer sehen, wie sie zweifeln, moralische Bedenken haben und durch Angst vor sozialer Isolation, Gewalt und Strafe doch dazu getrieben werden, ihre Bedenken zu ignorieren und weiter zu foltern, zu jagen, zu töten. Es gibt hier für den Zuschauer keinen leichten Ausweg, keine Möglichkeit, die eigene Anspannung, Aufregung und Angst in Hass und befriedigende Gewalt umzuleiten. Man jubelt nicht, wenn ein 12-Jähriger stirbt , auch wenn er zu den "Bösen" gehört.
Diesen Umgang mit Gewalt, der ihr eine positive, befreiende Kraft abspricht, ist besonders im Horrorgenre eine positive Ausnahme und trägt hier eben sogar zur Terrorwirkung des Films bei, weil er dem Zuschauer die Aussicht auf eine Befreiung vor den Bösen nimmt. Wo es in anderen Filmen einen Turning Point gibt, an dem der gebeutelte Protagonist zurückschlägt, gibt es in "Eden Lake" nur den traurigen Tod eines Kindes, der schlagartig bewusst macht, dass dieser Film kein gutes Ende nehmen kann, was sich konsequenterweise auch bewahrheitet.
Als Terrorfilm funktioniert "Eden Lake" also meiner Meinung nach hervorragend. Besonders dadurch, dass er Genrekonventionen bricht, einen realistischen Ansatz wählt und Gewalt als zerstörerische, leidbringende Kraft inszeniert, entwickelt der Film eine enorme psychologische Wirkung auf den Zuschauer.
Hätte man es dabei belassen, wäre meine Wertung deutlich höher ausgefallen. Besonders zum Schluss hin betreibt "Eden Lake" aber eine derart plumpe Gesellschaftkritik, dass ich ein paar Punkte abziehen muss. Zum Schluss wird der Gewalt und Aggression der Jugendlichen ein küchenpsychologischer Grund gegeben, der dem Film eine Ebene gibt, die er nicht gebraucht hätte. Die Ereignisse des Films als im Kern sinn- und grundlose Verkettung von Ereignissen zu inszenieren, hätte meiner Meinung nach sowohl der Thematik der Jugendgewalt als auch dem vermittelten Gefühl der Aussichtslosigkeit und Hilflosigkeit besser zu Gesicht gestanden als der Erklärungsansatz des Films. So stellt sich der Film selbst nämlich als Beitrag zum Diskurs zum Thema Jugendgewalt dar und nicht als einfacher Genreschocker. Und zum Diskurs beitragen kann er schlicht nicht, dafür vertritt er zu einfache, naive und - wenn man böswillig interpretieren möchte - reaktionäre Positionen.
Auch wenn das Ende des Films in seiner direkten emotionalen Wirkung auf den Zuschauer konsequent zum Rest des Films passt, schneidet sich der Film damit im Endeffekt selbst ins Bein, weil es dem Film den Anstrich eines gesellschaftlichen Kommentars gibt, der im Kontext eines Terrorfilms völlig deplatziert, dümmlich und provozierend wirkt. Hier wäre weniger mehr gewesen. Wenn man diesen Aspekt ausblendet, ist "Eden Lake" aber dennoch sehr sehenswert.
### Horrorctober 2016 - Tag 1 ###
Mein Horrorctober beginnt mit einem Film, der von Vielen gar nicht als Horrorfilm wahrgenommen wird. Lediglich der Beginn von Kevin Smiths filmischem Rundumschlag gegen die konservativen USA lässt sich ohne Bedenken als Horror definieren. Drei amerikanische Teenager werden über das Internet und mit dem Versprechen von schnellem Sex in die Fänge einer fanatischen christlichen Splittergruppe gelockt, müssen dort der grausamen rituellen Ermordung eines Homosexuellen beiwohnen und haben gute Aussichten, als nächste für ihre angeblichen Sünden zu sterben. Dieser Part des Films funktioniert für mich hervorragend als Horrorfilm.
Das ist vor allem Michael Parks zu verdanken, der einen fast schon ekelhaft authentischen Fanatiker abgibt. Der pastorale Habitus seines Abin Cooper schwangt zwischen väterlicher Fürsorge und sadistischem Hass, zwischen Wahnsinn und Berechnung, zwischen der festen Überzeugung, für das Gute zu streiten und Hass, Gewalt und Mord. Kevin Smith vereint in dieser Figur all die Gründe, aus denen man Angst vor Religion und Fanatismus haben kann und Michael Parks liefert eine Performance ab, die einem eine Gänsehaut des Grauens auf den kompletten Körper zaubert. Der Rest der Fanatiker, die ziemlich klar an die Westboro Baptist Church angelehnt sind, ist auch ziemlich unheimlich, im Vergleich zu Parks Priester aber schon fast harmlos.
Doch dieser Horror-Teil des Films endet irgendwann, nämlich dann, wenn der amerikanische Staat in Form eines unausgeschlafenen John Goodman die Bildfläche betritt und den religiösen Spinnern den Kampf ansagt. Horror wandelt sich zu Action, denn Goodmans Vorgesetzte beschließen ziemlich schnell, keine Gefangenen zu machen und a la Waco das Gelände zu stürmen und alles zu erschießen, was sich bewegt, auch die Frauen und Kinder der Sekte. Die Fanatiker lassen sich das natürlich nicht gefallen, plündern ihre umfangreiche Waffenkammer und ein gewaltiges Shootout beginnt, das die zweite Hälfte von "Red State" bestimmt. Dieses Geballer ist zwar längst nicht so wirkungsvoll wie der erste Teil des Films, dank präzisem Einsatz von Shaky Cam, POV-Aufnahmen und schnellen Schnitten aber immerhin technisch schick inszeniert.
Der abrupte Stimmungs- und Genrewechsel des Films ist nicht die einzige Überraschung, die Kevin Smith bereithält. Ganz bewusst wird hier mit Sehgewohnheiten und erzählerischen Konventionen gebrochen. Es sterben Figuren, die man für unsterblich hält, es überleben Figuren, von denen man es nicht gedacht hätte und gerade gegen Ende wird so antiklimaktisch erzählt, dass es fast schon schmerzen würde, wäre es nicht so erfrischend.
Insgesamt lässt sich "Red State" wohl am ehesten als wütende Satire bezeichnen, die gewaltig gegen die schießt, die in den konservativen Staaten der USA, den sogenannten Red States, die Macht haben. Extremismus, fehlende Moral, Hass, Intoleranz und gesteigerte Gewaltbereitschaft finden sich nämlich bei den Fundamentalisten genauso wie bei den Regierungsvertretern und mit der Ausnahme von John Goodman gibt es im gesamten Film keine Figur, die auch nur annährend sympathisch wäre. Man hat den Eindruck, Kevin Smith wollte mal so richtig Dampf ablassen, polemisch und zynisch sein. Wütend wirkt deswegen die Satire in "Red State", nicht subtil, intelligent oder differenziert, sondern eher wie ein verzweifelter, stumpfer Aufschrei der Wut.
Und ich für meinen Teil kann das soagar verstehen. Schließlich sind die in "Red State" gezeichneten Zustände gar nicht so weit weg von der Realität. Es gibt diese christlichen Gruppen in den USA, die genauso argumentieren, wie die im Film. Es gibt diese schießwütigen Beamten. Es gibt diese Moralvorstellungen, diese Intoleranz, diesen Hass wirklich. Und das macht "Red State" dann doch wieder zu einem Horrorfilm.
Ein Untoter meldet sich nach langer Abwesenheit zurück und schaut einfach mal 31 statt 13 Filme.
http://www.moviepilot.de/liste/horrorctober-2016-strykeout-erhebt-sich-aus-dem-grab-strykeout?page=1
Super cooles Gewinnspiel auf jeden Fall. Die Frage ist allerdings etwas schwammig gestellt. Ich hab jetzt mal so geantwortet, wie es hoffentlich gedacht war und die Anzahl von neuen Filmen pro Jahr genannt. Theoretisch muss man aber noch 30 Filme hinzurechnen, weil man am 1. Januar noch praktisch alle Filme aus dem Dezember des letzten Jahres schauen kann.
Jungregisseur Naishuller versucht sich mit "Hardcore" an der Übertragung des Videospiel-Genres des Ego-Shooters in das Medium Film. Er filmt konsequent nur aus der Ich-Perspektive und fängt so zumindest auf den ersten Blick die Optik der Videospiel-Vorlagen ein.
Auf der Handlungsebene findet sich keine ernstzunehmende Geschichte, sondern ein offensichtlich als Hommage gedachtes Potpourri aus verschiedensten Videospiel-Leveln. Hier eine Schleichpassage a la "Hitman", da eine Scharfschützenepisode im Ghillie Suit frei nach "Call of Duty: Modern Warfare" und sonst sehr viel abstumpfend brutales Geballer. Und auch an die älteren Videospieler wird gedacht, denn die längst aus der Schooterwelt verschwundenen Medikits und heute eher aus Horde-Modes bekannte uniforme Gegnerhorden finden ihren Platz in "Hardcore" genauso, wie eine zugegeben clevere "Respawn"-Machanik.
Ein Fest für Videospieler also?
Leider nein. Denn ein Videospiel zieht einen Großteil seiner Faszination und Wirkung aus seiner Interaktivität. Sich selbst virtuell durch ein Level voller Feinde zu ballern mag fesseln, anspannen und unterhalten, passiv dabei zuzuschauen aber nur bedingt, besonders, wenn die Action so präsentiert ist, wie hier. Im Videospiel dient die Ego-Perspektive der Immersion und der bestmöglichen Genauigkeit im dreidimensionalen Raum. Im Film ist diese Perpektive zwar ebenfalls immersiv, zum Darstellen einer Actionszene aber denkbar ungünstig. Es mangelt in "Hardcore" aufgrund der Perspektive häufig an Übersicht und Orientierung, die Kamera wackelt hin und her, wird wild geschwenkt und bewegt und oft genug bekommt man nur die Hälfte von der Action mit. Auch der Einsatz von harten Schnitten führt in der Ego-Perspektive sofort zu Verwirrung beim Zuschauer, gerade wenn der Schnitt keinen Orts- oder Zeitwechsel bedeutet, wie man es normalerweise vermutet, sondern innerhalb einer Szene stattfindet.
Zudem ist die hier präsentierte Action oft auch bloße Billigware. Schießereien in Wohnblöcken, leeren Lagerhallen und düsteren Nachtclubs hat man im Film wie im Spiel schon mehr als genug gesehen. Im Spiel macht es dank der Interaktivität oft trotzdem Spaß, sich durch altbekannte Settings zu ballern, im Film braucht es aber einfach mehr als eine gimmickhafte Kameraperspektive, um dem Zuschauer eine stinknormale Schießerei in einem stinknormalen Setting schmackhaft zu machen.
Trotz der offensichtlichen Over-the-Top-Videogame-Prämisse schafft es "Hardcore" nämlich nicht, sich für Expressionismus oder Realismus zu entscheiden. Es gibt zwar einerseits übernatürliche bzw. futuristische Elemente wie Klone, Superkräfte und kybernetische Modifikationen, andererseits ist die Action doch überraschend konventionell. Es gibt die typischen Schlägereien, Ballereien, Verfolgungsjagden und Parkour-Szenen, ohne Variationen, kreative Einfälle, außerordentliche Ausführung oder besonderes Setting. Naishuller ist offenbar der Meinung, dass eine ungewöhnliche Kameraperspektive ausreicht, um generischen Action-Brei interessant zu machen, ich bin da anderer Meinung und hätte mir mehr Spiel im Film gewünscht, mehr Kreativität, mehr Eskapismus außerhalb von Gewalt und Frauenfeindlichkeit.
So bleibt "Hardcore" für mich ein gescheitertes Experiment, ein Gimmick-Film, dessen Gimmick für eine Viertelstunde fasziniert und dann nur nach langweilt bis nervt und es nicht vermag, das generische, inhaltsleere Getöse zu einem "Film" zu machen.
Ich nutze diesen sicherlich großartigen Film mal, um eine kleine Ankünigung zu machen: Ich bin zurück!
Dem ein oder anderen mag aufgefallen sein, dass die letzten paar Monate praktisch nichts mehr von mir kam. Dies hatte den einfachen Grund, dass ich mit dem Vorbereiten und Schreiben meiner Bachelorarbeit und anderem Unikram so beschäftigt war, dass ich schlicht keine Zeit mehr für das Schauen von Filmen und das Kommentieren derselben auf Moviepilot hatte. Die Arbeit ist jetzt aber abgegeben, das Studium ist vorbei und auch die Bewerbungen für den Master sind alle raus. Das bedeutet, ich hab endlich wieder Zeit für Filme und das Schreiben darüber, was mich sehr freut.
Ihr könnt also wieder mehr von mir hier erwarten.
Over and Out :)
Mein Artikel ist auch fertig:
http://www.moviepilot.de/news/strykeout-fangt-das-filmmusik-stockchen-zu-ostern-169033
Der Nebentitel "Der größte Pharao aller Zeiten" ist für jemanden, der sich zumindest ein bisschen mit altägyptischer Geschichte beschäftigt hat, völlig lächerlich.
Tutanchamun gilt als schwacher, unmündiger Pharao, der primär dadurch bekannt ist, sich von der Priesterschaft leiten zu lassen und die Reformen Echnatons rückgängig zu machen. Er ist eigentlich eine eher unbedeutende Persönlichkeit und genießt eigentlich überhaupt nur wegen dem Fund seiner Grabkammer und seiner berühmten Totenmaske solche Bekanntheit.
Wenn man schon jemanden als "größten Pharao aller Zeiten" bezeichnen will, sollte man entweder Ramses II. oder Thutmosis III. nennen.
Interessiert vermutlich keine Sau, aber als Geschichtsstudent hat mich das gerade mega aufgeregt :D
In einigen Punkten (wie der unsinnigen Kritik am Pulp-Aspekt) kann ich zweifellos zustimmen, in anderen allerdings nicht.
"Vielleicht kann man die breite Ablehnung gegenüber Indiana Jones 4 besser verstehen, wenn man sie ins Verhältnis zur anderen großen Rückkehr einer von Harrison Ford gespielten Kultfigur setzt. Die positiven Reaktionen auf Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht demonstrierten jedenfalls eindrücklich die Wirkungslosigkeit von Franchise-Erneuerungsversuchen, wenn sie nicht die Bedingungen eines Rückgriffs auf Nostalgie erfüllen."
Indiana Jones 4 tut doch aber genau das. Er reitet die Nostalgie-Welle ähnlich krass wie Star Wars 7. Marion Ravenwood, Indys wohl beliebteste Love Interest, kehrt zurück. Es gibt diverse Szenen, die eindeutige Nachbildungen von Szenen aus anderen Indy-Teilen sind. Die Figurenkonstellation ist mehr oder weniger die selbe wie bei allen Indy-Filmen, nur die Vater-Sohn-Beziehung aus Teil drei wird umgedreht. Und am schlimmsten: Es wird andauernd "witzig" darauf hingewiesen, wie alt Indy/Ford doch geworden ist.
All das wirkt ganz oft zusammenhanglos und scheint nur dem Zweck zu dienen, die Nerd-Crowd zu pleasen. Eine Unart, die ich Star Wars 7 genauso ankreide.
"Arachnophobia" macht seinem Namen alle Ehre.
Der Tierhorrorfilm trägt sich nämlich tatsächlich komplett durch das Auslösen von Arachnophobie und Ekel beim Zuschauer. Es braucht hier keine ausufernden Gewaltszenen, keinen Splatter und auch keine haushohen Monsterspinnen um ein gewaltiges Unwohlsein zu verursachen. Nein, es reicht schon eine normale Spinne, die sich im richtigen Moment aus einem Lampenschirm abseilt, um bei Zuschauern, die generell ein Problem mit Spinnen haben, eine Gänsehaut des Schauderns auszulösen.
Dass der Film in diesem Punkt so effektiv ist, liegt vor allem daran, dass er sich größtenteils auf echte, lebende Spinnen verlässt und nicht auf animatronische Tiere oder gar CGI-Krabbler. So sind die Spinnen auf dem Bildschirm "echt" und die Angst bzw. der Ekel ist es auch.
Allein dafür verdient "Arachnophobia" meiner Meinung nach Respekt. Er schafft es eine authentische Angst des Menschen authentisch auf den Bildschirm zu überführen und erschafft damit eine in dieser Form tatsächlich einzigartige Art des Horrors.
Der Rest des Films kann mit seinen überzeugenden Effekten und deren starker Wirkung allerdings nicht mithalten. Die erzählte Geschichte ist Horrorfilm-Standard und das Drehbuch gibt sich auch wenig Mühe, seine Formelhaftigkeit zu verstecken. Die Hauptfigur braucht viel zu lange, um viel zu offensichtliche Dinge zu begreifen, um den kleinen Achtbeinern genügend Zeit zu geben, eine unsympathische Klischee-Nebenfigur nach der anderen um die Ecke zu bringen, während John Goodman ein paar Witze reißt.
Das ganze mündet dann in einem völlig lächerlichen Finale, dem jegliche Dramatik abgeht.
Für den Effekt der "authentischen" Arachnophobie bei Menschen, die generell Probleme mit Spinnen haben, sicherlich sehenswert, als Horrorfilm aber doch sehr austauschbar.
Toller Film. Wird wie viele Disneys aus der Zeit oft übersehen oder übergangen, meiner Meinung nach aber zu unrecht.
Wer mich kennt weiß: Ich bin alles andere als ein Freund der burtonschen Filmkunst. Ich kann mit Burtons Stil, seinen favorisierten Darstellern und auch mit seiner Stoffauswahl generell ziemlich wenig anfangen.
Vielleicht hat mich "Big Eyes" gerade deswegen so gereizt. Zusammen mit "Ed Wood", den ich übrigens als einzigen Burton so richtig toll finde, ist "Big Eyes" nämlich der wohl unburtonhafteste Burton bisher. Kein verspielter Schnörkel-Gothic-Look sondern buntes 50er-Setting, kein fantastischer Stoff sondern eine reale Biographie, kein Johnny Depp sondern Amy Adams in der Hauptrolle.
Klar, die Geschichte über zwei mehr oder weniger skurrile Außenseiter ist schon irgendwie typisch Burton, aber wenn ich nicht gewusst hätte, von wem der Film stammt, hätte ich es kaum erraten.
Das ist allerdings nichts unbedingt positives. Denn ohne Burtons verspielt-überzeichneten Stil wird leider allzu deutlich, wie belanglos, banal und austauschbar die Geschichte über die Malerin und ihren schlitzohrigen Mann doch ist und wie öde das alles inszeniert ist. Im Kern ist "Big Eyes" nämlich ein ziemlich durchschnittliches Ehe-Drama, nur dass sich gewisse Konflikte und Elemente des Genres eben auf den Aspekt der Kunst beziehen.
Apropos Kunst: Die Kunst von Margaret Keane ist eines der zentralen Elemente von "Big Eyes", was es umso ärgerlicher macht, dass Burton es nicht schafft, die Faszination von Keanes Kunst auf den Zuschauer zu übertragen. Warum es so einen Hype um Keanes Kunst gab, bleibt zumindest mir unbegreiflich, da mir der Film nicht vermitteln konnte, was andere Menschen aus den für meine Begriffe schrecklich kitschigen Bildern ziehen.
Hinter der Kamera kann ich also wenig finden, was mich wirklich überzeigt. Wirklich schlecht ist das alles nie, aber mehr als "nett" sind Handlung und Inszenierung für mich aber zu keinem Zeitpunkt.
Vor der Kamera kann zumindest Amy Adams völlig überzeugen. Routiniert spielt sie die naive, simple und doch clevere Künstlerin, die sich in einer Männerwelt durchschlagen muss und überzeugt vor allem in kleinen Gesten und Blicken. Ganz im Gegensatz zu Christoph Waltz. Ich mochte den Mann in seinen beiden Tarantinos und auch in "Der Gott des Gemetzels" echt gerne, aber was Waltz hier abliefert, ist wirklich grausam schlecht. Er ist mit seiner Figur offensichtlich völlig überfordert und weiß sich nicht anders zu helfen, als Walter Keane durch groteske Grimassen, fürchterliches Overacting und ein omnipräsentes Joker-Grinsen zu einer fratzenhaften Cartoonfigur zu machen, die völlig aus dem Film fällt.
Insgesamt beweißt "Big Eyes", dass auch ein Burton, der sich nicht anfühlt wie ein Burton, bei mir durchfallen kann. Bei all der filmischen wie inhaltlichen Belanglosigkeit freue ich mich fast schon auf den neuen "Alice im Wunderland" in gewohnter Ästhetik...aber nur fast ;)
Wie schon letztes Jahr ein ziemlich amtlicher Pott, sowohl quantitativ als auch qualitativ.
Von Scorsese, Kubrick und Polanski, über Carpenter, Tarantino und Godard bis hin zu Inarritu und den Coen-Brüdern...da ist doch wohl echt für jeden was dabei. Wer auch immer gewinnt, kann sich echt mit Recht freuen :D
Ich spiele auch nicht kompetitiv, dementsprechend ist mir die Werteschieberei zumindest beim ersten Durchspielen auch nicht wichtig.
Mein Starter beim ersten Durchgang ist immer das Wasserpokemon. Das hat mit Shiggy damals angefangen und setzt sich bis heute fort. Zum einen mag ich die Wasserviecher optisch meistens am liebsten und zum anderen hat man dann von Anfang an ein sehr schlagkräftiges Pokemon im Team, das später Surfer und Co lernen kann. So muss man sich nicht mit Notlösungen a la Tentacha rumschlagen, kann die nervige Angelei komplett vernachlässigen und muss auch kein Karpador hochtrainieren :D
Vordergründig erzählt die Dokumentation "The Propaganda Game" über den Spanier Alvaro Longoria und dessen Bemühen, Eindrücke Nordkoreas auf Zelluloid zu bannen.
Der Regisseur läuft und fährt durch Pjöngjang, filmt die Stadt und ihre Gebäude, interviewt ihre Bewohner. Stets begleitet wird er dabei zum einen von zwei nordkoreanischen Aufpassern und von Alejandro Coa de Benos. Dieser ist ebenfalls gebürtiger Spanier und die wohl interessanteste Figur des Films. Er ist nämlich nach Nordkorea ausgewandert und ist der wohl einzige Ausländer, der es geschafft hat, offiziell Mitglied von Nordkoreas Staatsapperat zu werden.
Alejandro Coa de Benos plappert stets sehr von sich selbst und der Ideologie seiner neuen Heimat überzeugt auf Longoria und uns als Zuschauer ein, egal, ob wir gerade durch ein merkwürdig leeres Museum streifen, einen überraschend modernen Vergnügungspark erkunden oder einer traditionellen Hochzeit beiwohnen.
Während wir also ungewöhnliche, wenig dystopische sondern viel mehr fröhliche, gar schöne Bilder aus Pjöngjang zu Gesicht bekommen, schwadroniert der Neu-Nordkoreaner munter von den Vorzügen seines Systems, die wir ja gerade am eigenen Leib erfahren.
Und es ist diese Verbindung von Bild und ideologisierter Erklärung des selbigen, die das eigentliche Thema der Dokumentation enthüllt: Propaganda. Es geht um die Macht der Bilder, der Worte, der Informationen.
Longoria und Zuschauer beginnen, die Glaubhaftigkeit von Alejandro Coa de Benos und der scheinbaren Idylle Pjöngjangs zu hinterfragen. Wir hören kritische Stimmen von Menschenrechtsorganisationen und nordkoreanischen Überläufern. Hören von Kirchen, die einzig dem Zweck dienen, Journalisten aus dem Ausland Religionsfreiheit vorzugaukeln. Hören von einem angeblichen Schatten-Kapitalismus, der in Nordkorea herrscht. Hören von Ministern, die von Hunden zerfleischt wurden. Und auch hier - und das ist das große Alleinstellungsmerkmal von "The Propaganda Game" - beginnen wir zu zweifeln. Können wir denn den westlichen Stimmen uneingeschränkt trauen? Auch hier gibt es offensichtliche Propagandalügen, etwa die, die besagt, dass Nordkoreaner nur die Frisur ihres Diktators tragen dürfen, was ein Blick auf die Einwohner Pjöngjangs allerdings sofort widerlegt.
"The Propaganda Game" ist tatsächlich eine Dokumentation, die nicht dadurch interessant wird, dass sie Fakten liefert, sondern dadurch, dass sie es nicht tut. Longoria erhebt niemals den Anspruch, zu wissen, was in Nordkorea Lüge und was Wahrheit ist. Er liefert stattdessen das Bild eines Landes, dessen Selbst- und Fremdbild so sehr von Propaganda bestimmt ist, dass nicht einmal die Einwohner selbst mit Sicherheit sagen können, was in ihrem Land vorgeht und was Wahrheit ist. Zum einen ein Portrait eines "geheimen" Landes und zum anderen ein sehr ehrlicher, differenzierter Blick auf Propaganda. Man wird nicht mit neuen Informationen oder Meinungen, sondern mit dem beunruhigenden Gefühl des Zweifels zurückgelassen. Erfrischend für eine Dokumentation.
Wird vermutlich an Stallone gehen, aus ähnlichen Gründen wie auch der Musik-Oscar an Morricone gehen wird. Mehr oder weniger stellvertretend fürs Lebenswerk.
Ich gönne es Stallone aber. Hab zwar "Creed" noch nicht gesehen, halte Stallone aber für einen ziemlich unterschätzten Darsteller. Gerade Filme wie "Cop Land" zeigen, dass der Mann deutlich mehr kann, als bloß boxen und rumballern.
Hardy fand ich in "The Revenant" auch fantastisch, dem würde ich es auch sehr gönnen.
Ich hätte auch Lust :)
Geht sehr sicher an Pixar.
Ich würde es allerdings aus Prinzip eigentlich allen anderen mehr gönnen. Besonders eine Ehrung Ghiblis zum hoffentlich vorläufigen Aus wäre eine schöne Sache gewesen.
Das Konzept ist eigentlich ganz cool.
Ich seh aber zwei Probleme.
Erstens hat der Regisseur ja nicht wirklich was gerissen bisher. Könnte sehr schnell in die Grabbeltisch-Richtung abwandern.
Zweitens, und das ist sicherlich entscheidender, sind die Ikonen des Horrorfilms eher selten die Schauspieler. Klar, ein Englund ist natürlich cool und auch Jamie Lee Curtis und Bruce Campbell würde ich als lebende Horror-Ikonen neben echten Legenden wie Lugosi oder Karloff akzeptieren. Aber die sind ja nun mal nicht dabei. Und jemand der mal bei Halloween oder Freitag der 13. unter der Maske steckte ist zwar für die Hardcore-Fans ein netter Bonus, ist deswegen aber nicht gleich eine Horrorikone.
Ich sehe da einfach das Problem, dass die recht geringe Zugkraft der Horror-Schauspieler nicht ausreicht, fehlende Lizenzen zu kompensieren.
Aber mal abwarten. Ein paar nette Darsteller sind ja dabei und die Idee ist wie gesagt ziemlich interessant.