TommyDeVito - Kommentare
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Alle Kommentare von TommyDeVito
Also ich war ja jetzt nicht uneingeschränkt überzeugt von "Victoria" - 8 Punkte gab's von mir - aber als " abstrakten Kunstfilm" würde ich den jetzt nicht bezeichnen. Natürlich ist der in einer einzigen Einstellung gedreht und lässt sich in ca. den ersten 60 Minuten etwas Zeit, um Charaktere einzuführen usw. Danach gibt es aber einen recht geradlinigen und (aus meiner Sicht) auch spannenden Thriller. Da hat sich z.B. "Das Leben der Anderen" für mich als der inhaltlich anspruchsvollere Film angefühlt (obwohl ich "Victoria" um einiges besser fand). Kann aber auch nicht einschätzen, ob der Dir gefallen würde. Vielleicht hast Du ja "Lola rennt" gesehen, an den hat er mich nämlich ein bisschen erinnert.
Ansonsten interessante Antworten :)
Peter Carter (David Niven) sitzt während des 2. Weltkriegs ohne Fallschirm in einem herabstürzenden Flugzeug über England. Er scheint bereits mit seinem Schicksal im Reinen zu sein, führt noch ein letztes Gespräch über Funk mit der jungen Amerikanerin June (Kim Hunter) und springt in die dichten englischen Wolken - wie könnte das Wetter da auch anders sein ;)? - in seinen Tod. Doch plötzlich wacht der verwirrte Soldat an einem Strand auf und ist sich sicher gerade an den Ufern der anderen Welt angespült worden zu sein. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass seine Zeit noch nicht gekommen ist, denn dort oben scheint man ihn noch nicht zu wollen...oder eigentlich doch, da ein Fehler gemacht wurde und dadurch das Leben Carters ungewollt verlängert wurde. Wer dachte das durch eine Fliege ausgelöste bürokratische Versehen in Terry Gilliams "Brazil" sei fatal, hier ist erst recht so und führt schliesslich dazu, dass Carter vor dem jenseitigen Gericht seine Liebe zur erst vor kurzem kennengelernten June beweisen muss, durch die er sich nun verpflichtet fühlt, sein Leben fortzuführen...
Mein erste Sichtung eines Werkes des Duos Powell/Pressburger (auch bekannt als "The Archers", welcher ebenso der Name ihrer Produktionsfirma ist) und gleich ein Film, der mich ziemlich begeistert hat. Das ohne Frage kitschig-romantische, aber so simple wie aus meiner Sicht geniale Konzept wird mit viel Humor und Charme so rübergebracht, dass man sich hier kaum der Magie der unzähligen kreativen Einfälle entziehen kann. Während die reale Welt durch satte Technicolor-Farben passenderweise sehr lebhaft wirkt, wird die himmlische Welt durch Schwarz-Weiss-Bilder fast schon eher trist dargestellt. Zusätzlich scheint es dort oben (noch?) weitaus geregelter und vorschriftsgemässer zu und herzugehen ;).
Was mich in "The Wizard of Oz" irgendwie immer gestört hat - nämlich, dass die reale Welt als ein solch düsterer Ort präsentiert wird, während die Fantasiewelt so farbenfroh ist - das wird hier glücklicherweise umgekehrt. Zwar kann man sich dann darüber wundern, wieso der Himmel ein weniger einladender Ort ist, als unsere Welt, da ich der Idee von einem Leben nach dem Tod sowieso höchst kritisch gegenüberstehe (wer will schon für ALLE Ewigkeit an einem Ort festsitzen, egal wie schön dieser ist?), finde ich das irgendwie amüsant und in gewisser Weise bejaht es noch einmal, wie sehr man sein kurzes Leben geniessen sollte.
Zusätzlich wird das aber auch noch selbstironisch kommentiert bzw. "kritisiert": Ein "himmlischer Botschaft" taucht auf der Erde auf, sieht sich die bunte Umgebung an und sagt: "One is starved for Technicolor up there". (Da könnte sich der Herr Deadpool eine Scheibe von abschneiden. So geht gewitzter, selbstironischer Humor und das ohne Rückgriff auf derbe Furz- und Sexwitze)
Auch der Rest des Films ist gekennzeichnet von einem sehr cleveren, typisch englischen und teilweise natürlich etwas schwarzen Sinn für Humor. Am besten gefielen mir aber die visuellen Einfälle, welche aus altmodischen Effekten bestehen (Modelle werden z.B. verwendet und um einen Effekt zu erzielen, bei dem die Zeit still steht, versuchen die Schauspieler sich still zu halten, was nicht immer ganz funktioniert ;)), andererseits sorgen Schnitt, Musik und geschickte Kameraperspektiven und -Fahrten zusätzlich dafür, dass so ein fantasievolles Werk herausgekommen ist, welches heutzutage immer noch vorzüglich unterhält und beeindruckt.. Dazu gibt es selbstverständlich überzeugende Darsteller, eine interessante Ambiguität in der Story und ein berührendes Ende, welches mich ähnlich erfreut hat, wie Frank Capras Weihnachtsklassiker "It's a wonderful life".
Was für ein wundervoller, unglaublich kreativer, charmanter und angenehm kitschiger Film. Ich freu' mich auf die anderen Werke der beiden.
Vor ein paar Jahren hab ich einmal das Remake - oder zumindest Teile davon - mit Sean Bean gesehen. Wirklich einen bleibenden Eindruck hat der auf mich jedoch nicht hinterlassen.
Da ich in den letzten Tagen mein Interesse fürs wunderbare Horrorgenre wiederentdeckt habe, stand gestern eine Sichtung des Originalfilms an, dessen Ausgang ich aufgrund der Neuauflage eigentlich schon kannte.
Trotz meinen niedrigen Erwartungen und bekannten wichtigen Story-Elementen - wie auch die heftigste Szene des ganzen Films - hat mich "The Hitcher" doch sehr positiv überrascht.
Das liegt einerseits natürlich an Rutger Hauer, der hier aus meiner Sicht wirklich einen der überzeugendsten "bad guys" des Genres, ja vielleicht sogar der Filmgeschichte spielt. Mit seinen starrenden blauen Augen, seinem diabolischen Lachen und sogar einem gewissen Charme ist es eine wahre Freude ihm zuzuschauen. Auch wenn man gleichzeitig zukünftig darauf verzichten möchte, Fremde mitzunehmen, da man sehr mit dem armen Jungen mitfiebert, der hier vom erbarmungslosen und fast auf übernatürliche Weise nicht aufzuhaltenden Killer verfolgt wird (ich fühlte mich zu Beginn an die furchteinflössende Highway-Szene in Finchers "Zodiac" erinnert).
Auch ist die Inszenierung von Regisseur Robert Harmon überaus gelungen. Ich gehöre ja nicht unbedingt zu den Horrorfans, die sich an Slasher- und sonstigen blutigen Serienkiller-Filmen erfreuen und noch schwieriger ist es, bei einem Horrorfilm am hellichten Tag Spannung zu erzeugen. Harmon lässt dem zuerst nichtsahnenden Jungen, wie auch dem Zuschauer aber keine Ruhe und manövriert diesen ständig in neue Zwickmühlen, was dramaturgisch dem eigentlich recht dünnen Stoff jedes Mal neuen Antrieb gibt.
Durch den überlebensgrossen Bösewicht stört auch die arg konstruierte Art der Spannungserzeugung nicht, da John Ryder (Hauer) ähnlich wie ein MIchael Myers wie eine Personifikation des Bösen rüberkommt und deshalb nicht wirklich ein realitätsnaher Anspruch da ist. Was mir ebenso gefallen hat, sind die HItchcock'schen Missverständnisse und Fehlschlüsse der Polizisten, die einen unschuldigen jungen Mann nicht nur beim Versuch, sich freiwillig zu stellen, allzu feuerbereit ins Visier nehmen, sondern auch sofort auf die vor Kurzem dazugestossene junge "Mitfahrerin" (Jennifer Jason Leigh) losballern. Frei nach dem Motto "shoot first, ask questions later". Für meinen Geschmack war die wohl berühmteste Szene des Films dann ein bisschen allzu reisserisch, da aber auf ständiges explizites Blutvergiessen verzichtet wird und durch die gekonnte Inszenierung häufig nur angedeutet statt gezeigt wird, ist auch das nicht wirklich ein Problem. Insgesamt ein harter, intensiver Horrorfilm, dessen Qualität(en) mich aufgrund der zu Beginn erwähnten niedrigen Erwartungen erstaunt haben.
Mit...
-...pubertären Sprüchen ("I'm touching myself tonight")
-...meines Erachtens eher lahmen popkulturellen Referenzen, die entweder schon in ein paar Jahren nicht mehr funktionieren werden ("McAvoy or Stewart?") oder beabsichtigt wenig „aktuell“ sind, was ich trotz meines Geburtsjahres in den frühen 90ern leider kaum witzig fand ("I'm gonna do to your face what Limp Bizkit did to music in the late 90s!"; "Ripley from Alien 3!")
-...einer ironischerweise überraschend mutlosen, vorhersehbaren Story (schon wieder muss nach der actionreichen, den Zuschauer direkt unvorbereitet ins Geschehen werfenden Eröffnung auf eine mühsam erzählte Origin-Story fokussiert werden...)
-...einigen im Prinzip schon in den (ausnahmsweise recht amüsanten) Opening-Credits treffend beschriebenen und deshalb passenderweise recht eindimensionalen Charakteren - wie ein ganz böser, böser Bösewicht ("a British villain") oder ein sexy Love-Interest ("the hot chick")
-.....und einigen überdrehten Gewalteinlagen, die mir aufgrund fehlendem Interesse an jeglichen vorhandenen Figuren und einer auch darum eher spannungsarmen Dramaturgie höchstens ein Gähnen hervorlocken konnten
...ist "Deadpool" für mich in etwa so lustig, unterhaltsam oder clever wie eine Mario Barth-Stand-up-Show in Endlosschleife oder eine 5-stündige Youtube-Playlist mit dem Rumgekreische von Poo…PewdiePie (sorry, jetzt habe ich auch kurz die Kultur "gepoppt"...).
Ja, selbst der Sex war eigentlich ziemlich harmlos (oder zumindest recht kurz gehalten) für einen Film, der gerne für seine hohe Altersfreigabe gelobt wird (?) oder vielleicht habe ich in letzter Zeit einfach zu viel "krassen Scheiss" mit nekrophilen ("Visitor Q"), inzestuösen oder ganz einfach abgefuckten Szenen ("Salo"/"Cannibal Holocaust") gesehen...
Gerade das beweist für mich aber, dass "Deadpool" bei weitem nicht so abgedreht, originell oder zumindest brachial und tabulos ist, wie der Film und die Freddy-Krüger-Avocado-/Hauptfigur sich gerne geben... Und dabei mag ich manchmal sogar Selbstreferenzialität, vierte Wand-Durchbrüche (von "Top Secret!" bis zu Scorsese) und auch mal überzeichnete Gewalt (die Frühwerke von Peter Jackson, die wahrlich und wortwörtlich jenseits des guten Geschmacks sind ;)). Wenn das alles aber so plump rüberkommt (mitten im Kampfgeschehen: „shit, did I leave the stove on?“) und so schnell repetitiv wird wie hier, dann kann ich mich über den Erfolg dieses Films nur genauso wundern, wie über die ganzen Spam-Kommentare, die hier zum Teil den Kommentarbereich dazu zumüllen.
Vieles wirkt hier übrigens sogar überraschend schwerfällig und gezwungen, wie z.B. die mehrmaligen Anspielungen auf das X-Men-Filmuniversum (natürlich ebenso von Fox). Zwar versucht man auch das als Genrekritik/-Parodie rüberzubringen, wenn Deadpool sich u.a. lustig darüber macht, dass im Gebäude der Mutanten-Gruppe nur zwei Leute da sind, weil sich das Studio nicht mehr Charaktere leisten konnte. Schlussendlich erinnert mich das aber ironischerweise ans Marvel Cinematic Universe und deren harmlose, auch immer mit einem Augenzwinkern präsentierte Seitenhiebe auf andere Superhelden, was hier anscheinend genauso dazu dienen soll, das Filmuniversum für zukünftige Superhelden-Zusammenkünfte bereitzumachen (da wird Deadpool bei seinem ersten Gastauftritt wohl ebenso durch die vierte Wand ins Geschehen treten, oder nicht?)... Und was soll ich sagen? Da gefallen mir selbst die angeblich mutloseren, sich mittlerweile selbstverständlich meistens zu stark ähnelnden PG-13-Blockbuster der Marvel-Fliessband-Produktion immer noch deutlich besser, als diese rotzfreche Labertasche und seine Schwierigkeiten damit, nicht mehr gut auszusehen.
Und auch wenn eine hohe Altersfreigabe noch nicht wirklich etwas darüber aussagt, wie "erwachsen" ein Film denn ist, so ist es doch komisch, dass hier fast alles rüberkommt, als wäre es von einem 15-jährigen Youtuber geschrieben worden (keine Ahnung, warum ich ständig Youtube erwähne ;)).. Ist mir schon ein Rätsel, weshalb man ständig betonen muss, wie toll es nun ist, dass ein Film ein so hohes Rating bekommen hat, als ob das wirklich Qualität garantieren würde. Und bevor mich Comic-Fans auch gleich in der Luft zerreiss...darauf hinweisen, mir ist schon klar, dass man sich wohl recht nah an die Vorlage gehalten hat und dass die Fans mit weniger abgehackten Köpfen deutlich weniger Spass gehabt hätten. Leider gehöre ich nicht dazu.
2 Punkte gibt es dafür, dass ein Superhelden-Film - wenn auch für mich persönlich wenig gelungen oder sogar konsequent - mal wieder etwas Neues versucht hat. Und zusätzlich 1 für Ryan Reynolds, dem man die Freude an der Rolle richtig anmerkt, auch wenn das für mich den Film nicht wirklich erträglicher gemacht hat. Einen Bonus von einem halben für ne nette Hommage an "Ferris macht blau".
Und ach ja: Wer jetzt diesen Kommentar liest und diesen nervig, selbstverliebt oder unlustig findet, der weiss jetzt wenigstens wie ich mich bei der Sichtung dieses Films gefühlt habe.
Also ich freu mich, dass Spotlight gewonnen hat :)
Und nun hört endlich das Gejammer rund um DiCaprio auf...
"Kate Winslet is out because the movie [Steve Jobs] stunk"
"Forget Cate Blanchett — her film [Carol] is more about decor and what everyone wears than anything of substance"
"I didn't see two of them, and I hated the third. I am voting for Mad Max solely because I want to stop The Revenant." (Kategorie Makeup and Hairstyling)
"I don't know the difference between the two. Nobody does. I just vote for the movie in the category that I liked the best." (Kategorie Best Sound Editing and Sound Mixing)
Jedes Jahr wieder zum Kotzen, diese anonymen "Oscar ballots"...
Meines Erachtens sind hier zweimal die falschen Darsteller nominiert. Michael Keaton und Liev Schreiber haben mich in "Spotlight" mehr überzeugt als Ruffalo und Steve Carrell stach meines Erachtens aus der Bestzung in "The Big Short" am meisten heraus. Naja, meine Stimme ginge wohl an Stallone, obwohl ich "Creed" ziemlich mittelmässig fand und mich Stallones Leistung zwar beeindruckt, aber jetzt auch nicht gerade umgehauen hat.
Hardy war gut, ich konnte aber die Hälfte der Zeit nicht ein Wort von ihm verstehen, Rylance war so zurückhaltend und subtil, dass ich seinen Charakter dann fast schon wieder vergessen habe (Hanks' Leistung bleibt mir kurioserweise mehr in Erinnerung)... Ja, da bin ich wohl auch für Stallone, auch wenn es eindeutig auch damit zu tun hat, dass das einfach eine schöne Sache wäre für den Typen, der Rocky erfunden hat und als Darsteller häufig unerschätzt wurde/wird.
Wes Cravens Debütfilm "the Last house on the left" hat durchaus ein interessantes und irgendwo auch bemerkenswertes Konzept. Basierend auf Bergmans "Die Jungfrauenquelle" lässt er in den frühen 70ern eine friedvolle Familie und vor allem deren unerfahrene Tochter Mari auf eine Gruppe sadistischer Krimineller und Serien-Mörder/-Vergewaltiger treffen. Die gutmütig-naive Weltsicht wird mit der harschen, erbarmungslosen Realität konfrontiert und schlussendlich endet die Selbstjustiz nicht mit einer befriedigenden Rache, sondern Craven beendet seinen berühmt-berüchtigten rape-and-revenge-Film mit einer durchaus gelungenen Schlusseinstellung, die ich so in einem angeblichen "Schmuddelfilm" nicht erwartet hätte. Ich bin also nicht der Meinung, dass die positiven Stimmen nur durch Überinterpretation entstanden sind. Wie man hier Bezüge zu Vietnam, dem Ende der Hippie-Ära oder einem David Lynch-ähnlichen Eindringen düsterer und psychopathischer Gestalten ins idyllische Vorstadtleben herstellen kann, ist mir also durchaus verständlich. Hat man dann noch z.B. die im Jahre '72 ziemlich sicher noch relevanten und im nationalen Bewusstsein verankerten Manson-Morde im Kopf, glaube ich sofort an etwas ambitioniertere Ansichten der Macher. Und Craven ist für mich in seinen besten Werken sowieso jemand, der kreative, häufig recht kluge Ideen in einen unterhaltsamen Horrorfilm packen kann (die "Nightmare on elm street"-Reihe und die Metaebene und Selbstreferenzialität von "Scream", die gewissermassen bereits in Cravens eigenem "New Nightmare"-Drehbuch vorweggenommen wurde).
Ähnlich aber wie in gewissen anderen kontroversen Exploitationsfilmen mit gesellschaftskritischem Ansatz (z.B. "Cannibal Holocaust") wird hier für meinen Geschmack jedoch vieles durch die (allzu) reisserische Umsetzung zunichte gemacht. Natürlich sollen die Vergewaltigungen und Morde verstören, schockieren und den Zuschauer schliesslich auf ein (nicht wirklich kommendes) kathartisches Ende hoffen lassen. Doch war mir das dann doch zu sehr in die Länge gezogen und zu viel des Guten. Dazu wirkt die Musik zumeist eher irritierend, erhöht meines Erachtens aber nicht die verstörende Wirkung, sondern ruiniert eher eine beklemmende Atmosphäre. Der Kontrast zwischen "heiterer" Musik und Gewaltbildern kann so etwas schaffen, aber der junge Wes Craven war halt kein Stanley Kubrick und hatte natürlich kein so grosses Budget zur Verfügung. Dazu stört mich ebenso die "Nebenhandlung" mit den beiden unfähigen Polizisten. Kann man als Kritik an den Vertretern des Gesetzes sehen, ist hier aber - ob beabsichtigt oder nicht - wie Comic Relief-Rumgealbere inszeniert, was nicht nur fragwürdig wirkt, sondern gleichzeitig ebenso die bedrohliche Grundstimmung abschwächt. Sowieso gibt es hier oft Momente, bei denen ich nicht weiss, ob freiwillige oder dann doch unfreiwillige Komik beabsichtigt ist, schauspielerisch lässt der Skandalfilm einiges zu Wünschen übrig, auch wenn ich da aufgrund der wenigen verfügbaren (finanziellen) Mittel mehr als nur ein Auge zudrücken will.
So ganz kann sich "The Last house on the left" also für meinen Geschmack nicht von anderen exploitativen Werken hervorheben, ist aber wie gesagt in der Konzeption und in den besten Momenten auch inszenatorisch überraschend clever. Von einem grossen Horrorfilm ist das aber noch weit entfernt. Das wurde mir besonders dann klar, als ich den grandiosen subtil-ambivalenten und ohne Blut auskommenden "The Innocents" im Anschluss mal wieder geschaut habe. Dennoch hat das Potenzial des Erstlingsfilms nicht zuviel versprochen - Craven gehört ohne Frage zu den Meistern des Genres.
Innerhalb von zwei Tagen "Cannibal Holocaust", "Salo" und "Visitor Q" geschaut... Irgendetwas stimmt mit mir (momentan) wohl nicht ;)
Rutger Hauer über "Blade Runner":
"The replicants were all such great characters and Harrison Ford's character is such a dumb character. He gets a gun put to his head and then he fucks a dishwasher and he falls in love with her. It doesn't make any sense."
LOL
Meines Erachtens, obwohl er von einem Fan gemacht wurde, coolster und bester Trailer zum ersten "Blade Runner":
https://youtu.be/jIstljYkwjg
Trotz meiner Skepsis - sollte Teil 2 auch eine so aufregende Vorschau haben, dann werde ich mir vor Freude in die Hosen machen. Und jetzt gehe ich mal wieder das Original gucken.
Der Name Tom McCarthy ist mir das erste Mal aufgefallen, als er an der Story von Pixars “Up” beteiligt war. Später las ich als „Game of Thrones“-Fan von „Station Agent“ mit Peter Dinklage in der Hauptrolle und war somit gleich interessiert. Ein beeindruckendes kleines Indie-Filmchen mit gut gezeichneten und gespielten Charakteren, die man auch schnell ins Herzen geschlossen hat, durfte ich geniessen und mich über den Charme von Bobby Cannavale erfreuen oder von den emotionalen Ausbrüchen seiner Co-Stars Patricia Clarkson und Peter Dinklage aufwühlen lassen. Mit einem sehr feinen Gespür für die richtige Balance zwischen Humor und Tragik, stark geschriebenen, oft sehr witzigen Dialogen und nuancierter Charakterzeichnung konnte mich aber nicht nur sein Debütfilm überzeugen. „The Visitor“ gefiel mir dann nämlich sogar noch ein bisschen besser, was nicht nur an Richard Jenkins‘ hervorragend subtilem Schauspiel lag oder wiederum einer Gruppe von liebenswerten Charakteren, die sich im Laufe der Zeit anfreunden und mit denen man auch gerne befreundet sein möchte, sondern auch an der geschickten Herangehensweise an ein nicht einfaches Thema, das momentan nicht aktueller sein könnte (syrische Immigranten). Kein Wunder schreibe ich jetzt einen äusserst positiven Kommentar zum neuen McCarthy-Film, der sich wiederum an ein schwieriges Sujet heranwagt und Parallelen aufweist, wie z.B. die gesellschaftlichen Veränderungen nach 9/11. Jedoch besteht mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche selbstredend kaum die Möglichkeit, hier wieder so humorvoll, herzlich und charmant zu inszenieren, wie es bei den anderen genannten Werken der Fall war.
Das scheint aber nicht im Geringsten ein Problem gewesen zu sein, ebenso wenig wie die wahren Tatsachen auf denen „Spotlight“ beruht und die natürlich – wie das diffizile Thema – eine passende Umsetzung erfordern. Vermuten könnte man jetzt, dass es sich bei „Spotlight“ um „Oscar bait“ handelt und hier eine solche Geschichte, die den realen Vorbildern einen Pulitzer-Preis für „public service“ einbrachte, nur ausgeschlachtet wird, um das emotionale Potenzial für grosses „Awards“-Kino mit ordentlich Pathos zu nutzen und schlussendlich ein paar Preise abzuräumen. Und ein paar Preise hat das Missbrauchs-Drama auch schon gewonnen – zurecht. Ansonsten ist das aber wiederum ein brillant inszenierter, ruhiger Film, der weit weg ist von sonstigem moralinsaurem und vereinfachendem Oscar-Kitsch.
Eine Schwierigkeit war sicherlich die, dem zuvor schon in einigen (für mich) wütend machenden, gelungenen Dokus gezeigten Thema, hier in der dramatisierten Form noch etwas abgewinnen zu können. Wenn einem aber eine solche grandiose Besetzung zur Verfügung steht und das Ganze auch noch von den wie so häufig perfekt passenden Klängen der Filmmusik Howard Shores begleitet wird, dann konnte hier eigentlich nur ein herausragendes Drama herauskommen.
Mark Ruffalo, Rachel McAdams, Stanley Tucci, Liev Schreiber, Billy Crudup…wirklich jeder Darsteller kann hier glänzen und bis in kleinste Nebenrollen – wie z.B. die nicht zu unterschätzend anspruchsvollen Rollen der Opfer – ist hier richtig besetzt worden. Da gibt es nichts zu meckern. Noch nicht genannt habe ich aber noch einen: Michael Keaton. Nach „Birdman“ schon wieder eine ausgezeichnete Leistung von ihm und wenn ich jemanden hier besonders hervorheben müsste, dann wäre es Keaton. Er braucht hier nicht mal grosse dramatische Momente (wie es z.B. für den wohl nicht zufällig Oscar-nominierten Ruffalo der Fall ist), um unter den ganzen Figuren am meisten zu faszinieren. Der Typ hat einfach etwas, eine ganz eigene Art, die sein Schauspiel in seinen besten Rollen so interessant macht und so langsam aber sicher werde ich zum Fan.
Bei solch einem Film sollte gleichzeitig jedoch ohnehin die GESAMTE Darstellerriege gelobt werden, weshalb übrigens die „Forderung“ nach einer „best ensemble cast“-Kategorie bei den Oscars wirklich mal berücksichtigt werden sollte…
Aber genug von den Oscars (da komme ich später noch darauf zurück) und zurück zum Film.
In einer Szene bei einem Treffen Robby Robinsons (Redakteur des „Spotlight“-Investigativ-Teams beim „Boston Globe“) mit dem Kardinal Law, Erzbischof von Boston (der bewusst geholfen hat, die Vorwürfe und das Wissen über die schrecklichen Taten unter den riesigen katholischen Teppich zu kehren), schenkt der Geistliche dem Journalisten eine Kopie des Katechismus. „The balls on that guy“ kommentiert ein Arbeitskollege später dieses Zusammentreffen und ja, das sagt schon vieles über die Handhabung dieser Fälle durch die Kirche aus, welche hier von Seiten selbiger häufig mit einer solchen Arroganz und selbstgerechten Attitüde „dargeboten“ wird, dass man am liebsten kotzen möchte. Was „Spotlight“ neben der etwas an Finchers „Zodiac“ erinnernden, weniger virtuosen, aber ähnlich mitreissenden Kameraarbeit und Inszenierung auszeichnet, ist schliesslich, dass der zugrundeliegende Fall ein gutes Beispiel für die Ausmasse dieses (weltweiten) Skandals ist. Alles beginnt mit einem einzigen Priester, schlussendlich wird aber natürlich klar, dass dies nur ein erster Dominostein war, der etwas auslöst, das viel grösser ist, als es die in dieser Hinsicht etwas naiven Journalisten je vermutet hätten.
Denn es wird klar, dass diese Fälle schon lange bekannt waren. Aber das gilt nicht nur für die Kirche und die Eltern der Opfer, die in ihrem Vertrauen an die Kirche oder durch das Einwirken der kirchlichen Anwälte nicht eine verdiente Strafe forderten (oder dies erreichen konnten). Nein, das gilt auch für Polizei, Justiz oder selbst Bekannte und Freunde. Irgendwie scheint die ganze Stadt zu wissen, dass hier unschuldigen Kindern etwas Furchtbares angetan wurde. Dementsprechend gibt es nicht nur von der Kirche ordentlich Gegenwind.
„If it takes a village to raise a child, it takes a village to abuse one.“
Bei einem Charity-Event der katholischen Kirche trifft Robby Robinson auf Jim Sheridan, der als Anwalt die Kirche vertritt und mit Robinson befreundet oder zumindest ein alter Bekannter von ihm zu sein scheint. Dabei gibt es folgenden Dialog:
Robby: „Listen to me, Jimmy. You wanna be on the right side of this.“
Jim: “This is the church you’re talking about, Robby. Look around these are good people done a lot of good for this city. Enjoy the party.”
Jaja, ist halt die Kirche und die darf man halt nicht kritisieren. Und viele Leute brauchen sie ja, da kann man die zerstörten Leben schon mal ignorieren – übrigens wird hier bei den Opfern, von denen manche später Selbstmord begehen/begingen, von „survivors“ gesprochen, was das Trauma der Opfer nur noch verstörender und erschütternder macht. Später gibt es für das Journalisten-Team z.B. auch Schwierigkeiten bei der Beschaffung von wichtigen Dokumenten und ein Urteil der Justiz darüber, ob diese vom „Boston Globe“ eingesehen dürfen, könnte vom Richter auch abgelehnt werden.
Weitere Details, wie Bezeichnungen der Kirche dafür, wenn ein Priester weggehen muss bzw. schliesslich meist in eine andere Pfarrei versetzt wird (“Sick leave, absent on leave, unassigned, emergency response”) werden ebenso dargelegt. Diese sind immer in eine nie langweilig werdende, stets fesselnde Handlung verpackt. Der interessanteste Aspekt ist aber vielleicht der, dass die Protagonisten sich schlussendlich selber Vorwürfe machen, durch Selbstzweifel verunsichert werden. Schliesslich passierten solche Dinge auch gleich „um die Ecke“ und schon vor Jahren wurden dem „Globe“ Informationen zugesendet, die bei genauerer Betrachtung schon einiges hätten enthüllen können. Damit werden die Figuren nicht zu Hollywood-Helden gemacht, die stets sehr zielgerichtet „den Tag retten“, sondern zu vielschichtigen, „realistischen“ Menschen, die aber letztlich durch ihr Engagement sehr Gutes bewirkt haben.
Um nochmals auf die Oscars zurückzukommen, wäre für mich persönlich „Spotlight“ somit der verdienteste Gewinner in der „best Picture“-Kategorie. Toller Film.
Francis Ford Coppola ist zwar einer der bekanntesten und populärsten amerikanischen Regisseure und hat einige Werke gedreht, die so ziemlich jeder Filmliebhaber kennt und meist auch schätzt („der Pate“ wird ja gerne mal auch als DER Film bezeichnet, bei dem Leute am häufigsten behaupten, ihn gesehen zu haben, ohne dass dies tatsächlich der Fall ist). Jedoch wird er in mancherlei Hinsicht häufig zu Unrecht kritisiert oder schlicht unterschätzt. Einerseits wird ihm hin und wieder vorgeworfen, nach seiner kreativen Hochphase in den 70ern – und ja, das war wahrlich ein unglaubliches Jahrzehnt für einen einzelnen Filmemacher - keinen oder kaum einen beachtenswerten Film mehr gedreht zu haben, was angesichts solcher Werke wie (u.a.) „Tucker“, „Cotton Club“ oder „Rumble Fish“ sicherlich eine fragwürdige Behauptung ist. Andererseits wird neben seinen „der Pate“-Filmen und seinem „persönlichen Vietnam“, dem sowohl für den Film selbst als auch den Dreh berühmt-berüchtigten „Apocalypse Now“, immer wieder das kleine, aber sehr, sehr feine Charakterdrama „The Conversation“ übersehen, das damals mit der Palme D’Or ausgezeichnet wurde und den „Best Picture“-Preis an den zweiten Teil aus Coppolas Mafia-Saga verlor. Schaut man sich hier die schmerzhaft niedrige und natürlich aus meiner Sicht völlig unverdiente Community-Wertung an und liest sich die letzten Kommentare so durch…ja, da würden den damaligen Cannes-Jury-Mitgliedern wohl die Haare zu Berge stehen.
„The Conversation“ ist nicht nur gut gealtert, nein, die Thematik ist sogar wichtiger und der Allgemeinheit durch bestimmte, allseits bekannte Geschehnisse der letzten Jahre näher als je zuvor. Als der Film damals rauskam, brachten die Zuschauer die Abhör-Thematik mit dem Watergate-Skandal in Verbindung, denkt man aber an die letzten Jahre (Stichwort: NSA) und wie sich solche Technik weiterentwickelt und über die Jahre zunehmend an Bedeutung gewonnen hat (und noch gewinnen wird), dann ist mir erst recht unklar, weshalb dieser heute ungemein relevante Film immer noch nicht so viel oder zumindest nicht diesem wundervollen Werk genügende und angebrachte Anerkennung erhält.
Jazzliebhaber, Einzelgänger und Abhör-Spezialist Harry Caul (Gene Hackman) kriegt den Auftrag einen Mann und eine Frau bei ihren Gesprächen an einem öffentlichen Ort zu belauschen, wofür der Profi-Spitzel auch gleich die richtige und effektivste Methode bereit hat. Caul ist ein gläubiger Mann, der von Selbstzweifel und Schuldgefühlen geplagt ist und selbst eine unbezahlte/gestohlene Zeitung als Sünde betrachtet, die bei der Beichte in der Kirche reumütig erwähnt wird. Komischerweise scheint ihn das nicht von seinem Job abzuhalten, der dadurch aber manch ein mögliches moralisches Dilemma für ihn bereithält. Vor allem hat er Angst davor, dass seine Arbeit, die er sonst so entschieden, zielgerichtet und rational bewältigt, dazu führen könnte, dass jemand zu Schaden kommt, wie es schon einmal passierte. Sowieso scheint er ständig von Angstgefühlen begleitet zu werden und er lebt mit bestimmten Vorkehrungen, weshalb seine Tür durch mehrere Schlösser "gesichert" ist und er scheinbar kein Telefon besitzt. So hat er sich aber wie eine Art eigenes Gefängnis geschaffen. Nicht nur, dass seine Wohnung und auch sein Arbeitsplatz teilweise an ein solches erinnern (bei einer Party in Cauls „Werkstatt“ verdeutlicht dies Coppola, indem er durch dort vorhandene Gitter und Wände Caul von seinen Gästen abgrenzt), sondern auch innerlich scheint er „in“ sich gefangen. Jeder Versuch von aussen an ihn heranzukommen, kann nur scheitern, ebenso wie seine eigenen Versuche sich Mitmenschen anzunähern. Eine solche Figur finde ich höchst interessant und ich kann mich gut damit identifizieren, schliesslich bin ich auch sehr introvertiert, eher unnahbar, nachdenklich, nicht sehr kommunikativ und ja, häufig auch einsam. Selbst die Ängste, die teilweise in regelrechte Paranoia-Zustände übergehen, sind mir nicht gänzlich fremd. Sagen wir mal so: Wenn ich in einem modernen Haus mit richtig grossen Fensterscheiben wohnen würde, würde ich mich auch eher unwohl und in meiner Privatsphäre ziemlich eingeschränkt fühlen.
Im krassen Gegensatz zu einer solchen Charakterzeichnung steht der vergleichsweise gesprächige und offene Arbeitskollege Stan (wie immer sehr überzeugend: John Cazale), der sich mal beim Abhören langweilt oder sich schlicht fragt, über was die abgehörten Leute denn da überhaupt sprechen ("It's curiosity, did you ever hear of that? It's human nature"), was natürlich beim auf seine Arbeit fokussierten und solche Fragen nicht (laut) stellenden Harry Caul nicht gerade auf Verständnis trifft ("We'd have a much better track here if you paid more attention to the recording and less attention to what they're talking about...I can't sit here and explain the personal problems of my clients...It has nothing to do with me and even less to do with you").
Gene Hackman brilliert in der Hauptrolle. Sein Schauspiel ist zurückhaltend und selten wirklich durchschaubar. Dadurch entsteht ein faszinierender Charakter, den man genauso verstehen möchte, wie es z.B. die sich nach Cauls Liebe sehnende Amy (Teri Garr) gerne hätte. Einzig die Musik und sein Saxophon, scheinen ihm hin und wieder die Möglichkeit zu geben, sich zu öffnen und seinen Emotionen freien Lauf zu lassen – natürlich in seinen "sicheren" vier Wänden, versteht sich. Obwohl wir nie wirklich erfahren, was in ihm vorgeht und er immer darauf bedacht ist, nicht zu viel von sich preiszugeben, so kann man durch die sorgfältig gewählten und schauspielerisch präzisen Blicke und Bewegungen Hackmans viel erahnen, weshalb selbst ein ängstlicher Blick im Aufzug mehr ausdrückt, als so manches wildes Gestikulieren oder die übertriebene Mimik vieler anderer Darsteller. Für mich ohne Frage eine der grössten schauspielerischen Leistungen überhaupt. Dazu gibt es noch erwähnenswerte Nebenrollen zu bestaunen, besetzt mit den bekannten Gesichtern von den zuvor genannten John Cazale und Teri Garr, aber auch kurze Auftritte von Robert Duvall und selbst Harrison Ford, der hier als durchtriebener und zwielichtiger Geschäftsmann für mich eine ungewohnte Rolle übernimmt (weit, weit weg vom Charme eines Han Solo….).
Was Coppolas Film jedoch zu mehr als einem sehr gut gespielten Psychodrama macht, ist die thematisch konsequente Umsetzung. Die Kameraeinstellungen sind häufig statisch, verharren an Ort und Stelle. Bewegt sich die Kamera schliesslich, sind die Bewegungen langsam und wirken mechanisch – wie eine Überwachungskamera eben. Grandios umgesetzt wird das schon in der Eröffnungseinstellung aus der Vogelperspektive, in der wir einen Platz und u.a. auch den dort irgendwo in der Menschenmenge stehenden Harry Caul beobachten. Zusätzlich wird z.T. durch einen geschickt eingesetzten Schnitt, den Sound und unheimliche Bilder sogar eine richtig alptraumhafte Atmosphäre kreiert - als wäre David Lynch höchstpersönlich am Film und vor allem am mitunter beunruhigenden Sound Design beteiligt gewesen. Aber natürlich war hier nicht Lynch am Werk, sondern der Tonmeister Walter Murch, wobei das "Meister" hier wohl wirklich zutrifft.
Da gibt es noch die wundervollen Klavierklänge von Komponist David Shire, die ebenso helfen den Film (abwechselnd) so introspektiv, mysteriös, sanft und behutsam und dann wieder beklemmend und verunsichernd wirken zu lassen.
"The Conversation" ist also in jeder Hinsicht überragend: Drehbuch, Musik, Kameraarbeit, Schauspiel, Ton, der ebenso perfekt eingesetzte Schnitt oder selbstverständlich die Regie - hier passt meines Erachtens einfach alles. Ein grossartiger und für mich Coppolas bester Film.
1.) Wenn Sie sich einen Namen geben bzw. wählen würden, welcher wäre das?
Max Power.
2.) Die Sonne erlischt. Wo sähen Sie sich in diesem Szenario?
Wo weiss ich nicht, aber ich würde genauso herumjammern wie sonst auch :D
3.) Xylophon oder Triangel?
Keines von beidem. More cowbell!
4.) Sie kommen nach Ihrem Tod ins Paradies. Wie sähe das bei Ihnen aus?
Es gibt hier so einige Probleme, die ich mit der Idee der Frage habe. Erstens einmal, wenn es überhaupt einen solchen Ort gibt, dann ist ein "braves Leben" sicher Voraussetzung, nicht? Naja, dann würde ich wohl nicht da landen, denn wie Billy Joel in den 70ern sang: "I'd rather laugh with the sinners than cry with the saints. The sinners are much more fun." Zweitens glaube ich nicht an ein Paradies und drittens halte ich diese Vorstellung mittlerweile für etwas Fürchterliches, denn wie ein Religionskritiker das Paradies (inkl. das ewige Leben, das dort vollbracht werden "darf") beschrieb, ist das wirklich wie eine Party, bei der einem der Gastgeber verbietet, je wieder nach Hause zu gehen. Eine Party geniesst man aber gerade dadurch in vollen Zügen, da man weiss, dass es irgendwann zu Ende ist. Wenn es aber immer weitergeht, wird es irgendwann ätzend, egal wie viel man redet oder wie wild man tanzt, singt, säuft oder vögelt (obwohl das an so einem heiligen Ort wie dem Paradies wohl auch gar nicht geschieht/geschehen darf ;)).
5.) Welches war Ihr erstes Haustier?
Ein Meerschwein. Mein erstes Haustier war das und nachdem ich "ihn" in einen Brunnen geworfen und fast umgebracht habe, war das hoffentlich auch mein letztes.
6.) Glauben Sie an ein Leben nach dem ultimativen Film?
Das Leben nach dem ultimativen Film sieht so aus, dass man nach dem nächsten "ultimativen" Film sucht, schliesslich habe ich schon einige Filme für DEN Film schlechthin gehalten.
7.) Ist das Marmeladenbrot mit der Unterseite oder der Oberseite auf den Boden gefallen?
Welches? Schon lange keines mehr gegessen.
8.) Welches Musikstück beschreibt Ihren derzeitigen Zustand?
Ray Barretto - ritmo sabroso
9.) In welcher deutschen Stadt würden Sie gern leben? Was würden Sie dort gerne tun?
In einer deutschen Stadt? Uff, wohne in der Schweiz, da müsste ich sogar in ein anderes Land ziehen und ich kenne bisher nur das (schöne) Hamburg. Also Hamburg.
10.) Akte X oder Twin Peaks?
Noch nie Mulder und Scully wirklich für eine ganze Episode mit ihren mysteriösen Fällen zugesehen. Audrey Horne habe ich dagegen schon häufiger beim Tanzen zugesehen, wie auch Dale Cooper beim Kaffeetrinken. Also Twin Peaks, eine meiner Lieblingsserien.
11.) Freibad oder Natursee?
Freibad. Im See habe ich Angst vor diesen "Wirbeln", die mich nach unten in die Tiefe ziehen könnten. Jap, ich bin ein Angsthase, da bleibe ich lieber im öffentlichen Bad.
12.) Warum wären Sie ein guter Geheimagent?
Ich würde nicht den Fehler machen wie Bond und ständig mit hübschen Frauen schlafen, statt meine Arbeit zu tun :/
13.) Sie könnten Staatsoberhaupt Ihres eigens gebildeten Landes sein. Was für eine Regierungsform, welche Besonderheiten hätte dieses und wie würde Ihr Regieren aussehen?
Sollte ich jemals Staatsoberhaupt werden, dann ist die Welt wirklich am Ende. Ich verstehe so viel von Politik wie von Raketenwissenschaft.
14.) Sie wachen in einem Paralleluniversum auf. Dort sind Sie verheiratet, haben zwei Kinder und einen alltäglichen Büro-/Verwaltungs-/Normaloirgendwasberuf. Sie leben in einem Vorstadthaus mit Garten und würden sich jeden Freitag Abend mit Freunden in einem nahegelegenen Pub treffen. Wie klingt das für Sie?
Aus momentaner Sicht hört sich das ehrlich gesagt toll an. Aber meine Ansprüche derzeit sind auch nicht hoch.
15.) Welche Rolle von Harrison Ford finden Sie am interessantesten?
Rick Deckard (mit grandiosen Bildern von Ridley Scott und Musik von Vangelis wirkt aber auch jeder halbwegs interessant...)
16.) Haben Sie schon einmal ein einfaches Gericht gekocht/etwas Einfaches gebacken und es ist Ihnen irgendwie völlig misslungen?
Die einfachen Gerichte, die ich mache, können nicht misslingen.
17.) Sind Sie eher Choleriker, Phlegmatiker, Sanguiniker oder Melancholiker?
Geschätzt 60 % Phlegmatiker, 30 % Melancholiker und ein bisschen aufbrausend oder lebenslustig kann ich hin und wieder auch mal sein, also noch je 5 % für die anderen beiden - ich hoffe mal das stimmt, bin echt schlecht in Mathe.
18.) Glauben Sie noch, Adam Sandler wird irgendwann einen guten Film machen?
Habe einige dieser Fragebögen gelesen und war dann erstaunt, wie viele hier "nein" geantwortet haben. Zum Glück habe ich dann den von Jenny von T gelesen und der wunderbare "Punch-drunk love" wurde genannt. Da kann ich nur zustimmen, er hat schon einen gedreht, das Problem ist nur das Verhältnis der Anzahl von guten zu schlechten Filmen...
19.) Was halten Sie von Jan Böhmermann?
Kenne nur seine "Tschiller"-Parodie, war ganz witzig.
20.) Warum füllen Sie das hier eigentlich jede Woche aus?
Ist erst mein zweites Mal. Ist ebenso ganz witzig.
Ab sofort heisst es somit wohl ab und zu im Abspann "no animals OR guitars harmed during the making of this film".
Vielleicht habe ich sie übersehen, aber ich nenne mal Tarantinos Lieblings-Hangout-movies: Dazed and confused und Rio Bravo. Und American Graffiti.
Auf der Seite whatculture.com fand ich folgende interessante Liste der "10 bizarrsten Lieblingsfilme" bekannter Regisseure. Diese sieht folgendermassen aus:
10. Terrence Malick: Zoolander (Stiller nahm sogar eine Videobotschaft "in character" auf für Terry, der anscheinend nicht genug von Zoolander kriegen kann...)
9. Lars von Trier: West Side Story
8. Quentin Tarantino: Psycho 2 (soll er sogar mehr mögen als das Original...)
7. Stanley Kubrick: White men can't jump
6. Michael Mann: Avatar (hat er auch in der Sight and Sound-Liste von ihm genannt)
5. Nicolas Winding Refn: Mein Leben als Hund
4. Paul Thomas Anderson: Men in black 3 (einerseits nicht überraschend, da er auch Adam Sandler-Filme oder "Ted" mag, andererseits bin ich - ähnlich wie bei Tarantino - nicht sicher ob das hier wirklich ein Favorit ist. Einen Film "great" zu nennen, muss schliesslich nicht das implizieren. Ist wohl eher ein Film, den er schlicht mochte)
3. Martin Scorsese: Exorcist 2 (angeblich soll er gesagt haben "...Exorcist 2 supasses it (Teil 1)", aber auch hier bin ich nicht sicher, ob dies wirklich ein Lieblingsfilm ist. Die Aussage dazu ist wohl ein bisschen aus dem Zusammenhang gerissen: "I like the first Exorcist, because of the Catholic guilt I have, and because it scared the hell out of me; butThe Heretic surpasses it. Maybe Boorman failed to execute the material, but the movie still deserved better than it got."))
2. George A. Romero: Tales of Hoffmann
1. Alfred Hitchcock: Smokey and the bandit (kenne den zwar nicht, die Erwähnung verwirrt mich trotzdem bzw. was daran seltsam sein soll...)
http://whatculture.com/film/10-bizarre-favourite-films-of-great-directors.php/11
Die Liste selber haut mich jetzt nicht von den Socken, die Tatsache, dass Malick Zoolander-Fan ist aber schon ;), deshalb poste ich das jetzt hier. Erwähnen sollte man wohl noch Dario Argento und "Schneewittchen und die sieben Zwerge", den ich hier erwartet hatte.
1. Pulp Fiction (jedoch lange nicht mehr gesehen)
2. Resevoir Dogs (tolles Debüt)
3. Jackie Brown (in meiner Gunst etwas gesunken, aber sehr gut)
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4. Django Unchained (schwaches letztes Drittel, ansonsten recht gut)
Der Rest ist für mich schwierig zu ranken...
in etwa:
5. Kill Bill vol 2
6. Death Proof (vor Jahren nach der ersten Sichtung war der ganz ok)
7. Inglourious Basterds (in meiner Gunst gestiegen, einzelne Szenen sind absolut grandios, aber es gibt immer noch Dinge, die mir gar nicht gefallen...)
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8.Kill Bill Vol 1
9. The Hateful Eight
(Gefallen mir beide gar nicht)
"Nothing would disgust me more, morally, than receiving an Oscar."
Wird sie in ihren Sequel-Plänen leider nur noch bestärken (deuten auch die letzten beiden Sätze an)... Schliesslich lässt sich so "sicherer" das Geld wieder einspielen. Dass "The good dinosaur" ein Misserfolg ist, ist leider auch irgendwo "verdient"...
Autor und Regisseur sind talentiert, keine Frage. Dass man aber dieses Talent mal wieder für ein (von der Idee her uninspiriertes) Remake eines durchaus beliebten und von der Kritik sehr positiv aufgenommenen europäischen Films "nutzen" will, ist enttäuschend... Ich erinnere mich da z.B. an das Oldboy-Remake (ja, ich weiss, nicht aus Europa)... Na gut, habe eh noch die Evil Dead-Serie aufzuholen, wenigstens da wird Raimi kaum enttäuscht haben.
https://www.youtube.com/watch?v=1w7Ol1qDg-o
Na dann, werde ich heute Abend wohl zu jazzigem Sound Kaffee trinken, tanzen und schliesslich Roy Orbison hören. Alles Gute David, dreh bitte mal wieder irgendwann noch einen Film, auch wenn ich schon dankbar für eine neue Staffel Twin Peaks bin...
In einer Szene in Hitchcocks wunderbarem 20er-Jahre-Film "Blackmail" sagt eine Frau: "..er ertränkte sie in der Badewanne. Sie erinnern sich an seinen Namen...er war so fies. Da lief einem ein Schauer über den Rücken. Ich wagte einen Monat lang nicht zu baden." Ich frage mich, ob sich Hitchcock nach der Reaktion des Publikums auf seinen grossen Klassiker "Psycho" aus den 60ern an dieses Zitat aus seinem Jahrzehnte früheren Werk erinnert und darüber amüsiert hat. Eine Angst davor sich zu waschen, gab's dann ja auch im echten Leben - statt der tödlichen Badewanne war's aber schliesslich die möderische Dusche ;).
Nur 4 Kommentare zu "Lenny", keine einzige Kritikerwertung. Dabei bietet der Film von Bob Fosse wundervolle, brillant die "Club-Amosphäre" einfangende Schwarz-Weiss-Bilder, eine faszinierende, komplexe, passenderweise widersprüchliche und zu Lebzeiten kontroverse Haupfigur und starke schauspielerische Leistungen. Dustin Hoffman ist sogar so überragend, dass ich sagen würde, persönlich noch keine bessere Leistung, nein, Darbietung - dieses Wort passt hier besser - von ihm gesehen zu haben. Ich kenne zwar nur ein paar wenige (Audio-)Aufnahmen des echten Lenny Bruce und könnte jetzt auch nicht sagen, wie nah dran am "Original" das ist, aber das spielt auch (fast) keine Rolle (darüber habe ich mir letztens im sehr guten "Steve Jobs" auch kaum den Kopf zerbrochen).
Wer z.B. De Niros kurze Stand-Up-Auftritte in "The King Of Comedy" interessant und witzig fand, der wird wahrscheinlich von Hoffmans genialer "showmanship" noch mehr beeindruckt sein. Hier zeigt er sein ganzes Können als Charakterdarsteller und zieht nicht nur die Zuschauer in den Comedy-Clubs im Film in den Bann. Dies u.a. auch in einer Szene, in der er in einer einzigen Kameraeinstellung einen mehrminütigen, unvergesslichen Auftritt hinlegt. Obwohl die Obszönität und Provokation der gesellschaftskritischen Gags und häufig jedoch ebenso eher ernsten Sozialkommentare von Bruce für heutige Verhältnisse eher harmlos sind - wie es im Film mit Betonung auf die Ironie dieser Tatsache über den mehrfach verhafteten und an den Pranger gestellten Komiker festgestellt wird - schaffen es Fosse, "Dirty Harry"-Kameramann Bruce Surtees und Hoffman das so authentisch und teilweise wirklich so rüberzubringen, dass man in manch einem Moment dann doch schon fast entrüstet reagiert. Naja, zumindest mir erging das so. Aber dann folgt auch schon eine witzige und gleichzeitig schlaue Feststellung bzw. "Erklärung" durch Bruce und man muss wie die Club-Besucher lachen oder schlicht nicken.
Was den Aufbau und den Erzählrythmus betrifft, beides würde auf Papier ziemlich lahm wirken. Durch Interviews wird die Lebensgeschichte von Bruce oder zumindest seine berufliche "Laufbahn" mit Fokus auch auf privates Glück und Unglück gezeigt. Ja, das klingt nach Standard-Biopic (interessante Hauptfigur mit Talent, aber meist exzentrischen Charakterzügen->allmählicher, schwer erarbeiteter Erfolg->privates Glück->Sex, Drogen und Ehekrisen...kurz: Aufstieg und Fall einer Persönlichkeit) und ist tatsächlich nicht ohne Längen. Alleine Hoffman und die grossartigen Bilder sind allemal einen Blick wert für ein zu Unrecht übersehenes Werk aus den filmisch so "verwöhnenden" 70ern (ist wohl mit ein Grund, schaut man sich an, was z.B. im selben Jahr wie dieser rauskam...).