TommyDeVito - Kommentare

Alle Kommentare von TommyDeVito

  • Was mich an 3D noch nervt (auch wenn ich selber schuld bin):
    ...wenn ich jedes Mal vergesse, die verfluchte Brille überhaupt mitzunehmen und der Preis dann noch teurer wird, da ich zum X-ten Mal eine neue kaufen muss.
    Es gab ein paar einzelne 3D-Filme, in denen mir der Effekt das Schauen des Films (und das Abtauchen darin) nicht massgeblich erschwert hat (z.B. "Life of Pi" oder "Hugo"), jedoch habe ich diese Filme mittlerweile in 2D gesehen und bezweifle nun trotzdem, ob das 3D wirklich grossartig etwas zur Filmerfahrung beigetragen hat. Ich werde noch bis Avatar 2 warten und dann herausfinden, ob das 3D richtig angewendet tatsächlich sinnvoll sein kann...

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    • Ich leide schwer, doch am Ende komme ich mit unserem Schicksal besser klar als die anderen.

      • TommyDeVito 06.07.2017, 20:36 Geändert 06.07.2017, 20:43

        Nachdem ich einen Massenmord mit ansehen musste, fliehen mein Kamerad und ich, indem wir uns verkleiden - ich hoffe nur, dass uns niemand auf die Schliche kommt, denn das könnte unser Ende bedeuten...

        • Ich habe üppige Brüste und biete Männern gerne eine Schulter zum Ausweinen.

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          • TommyDeVito 02.07.2017, 18:25 Geändert 02.07.2017, 19:08

            Komisch dass Keaton bei "The Caneraman" - einer seiner 3-4 genialsten Filme - nicht als (Co-)Regisseur gelistet ist. Ist zwar bei Rotten Tomatoes z.B. auch nicht so, dafür aber auf imdb und Wikipedia. Deshalb gehe ich mal davon aus, dass er bei diesem wunderbaren Klassiker auch Regie geführt hat. Wie dem auch sei, da du den auch noch nicht gesehen zu haben scheinst, eine dicke Empfehlung von mir :)

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            • Gefällt mir, dass du Shyamalan nicht für eine Art "filmische Eintagsfliege" hältst, einige Werke positiv bewertest und sogar einem unterbewertetem Werk wie "The Village" eine verdiente Punktzahl vergibst :). Gleichzeitig überrascht mich dann doch die Wertung von "The Happening"... Dachte mir, den könnte man höchstens ironisch gut finden. Wobei "The Village" ja teilweise ähnlich schlechtgeredet wird und den mag ich ja. Vielleicht schaue ich ja tatsächlich mal rein, die Prämisse ist zumindest gut.

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              • TommyDeVito 24.06.2017, 12:11 Geändert 25.06.2017, 14:24

                "Mir und meinen Kumpanen waren alle Mittel recht, um in unerforschtem Gebiet reich und mächtig zu werden. Dies hatte jedoch katastrophale Folgen."
                Tipp: eine der Figuren wurde auf der Reise zu einem Gott ernannt
                Tipp 2: Die Hauptfiguren sind Briten.

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                • TommyDeVito 24.06.2017, 09:28 Geändert 24.06.2017, 09:28

                  "Schon allein der Gedanke, die Ei-Szene mit meinen Eltern anzuschauen, lässt es mir kalt den Rücken runterlaufen ..."
                  Und bei "Der letzte Tango in Paris" ist es die Butter-Szene und bei "Killer Joe" die "Chicken Wing"-Szene. Ich warte ja immer noch "sehnlichst" auf eine berühmt-berüchtigte Kaktus-(Sex)-Szene, aber wahrscheinlich gibt es auch das schon...

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                  • Da ich kein Actionfan bin, sind hier etliche andere Genres bzw. auch Genremischungen vertreten. Mit "reinen" Actionfilmen wie "John Wick" oder "The Raid" kann ich wenig bis gar nichts anfangen, weshalb ich natürlich auch nicht am Gewinnspiel teilnehme. Meine Liste:
                    http://www.moviepilot.de/liste/10-beste-actionfilme-seit-jahrhundertwende-tommydevito

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                    • TommyDeVito 23.06.2017, 20:30 Geändert 23.06.2017, 20:44

                      Ridley Scott ist ein Film-Ikonoklast. Und am liebsten zerstört er seine eigenen Bilder und sein eigenes Denkmal...
                      Ich werde ihn immer für einen grossen Regisseur halten, da "Alien" und vor allem "Blade Runner" einfach so überragend sind (und mir so gut gefallen), dass alles andere von meiner Seite her unehrlich wäre (und natürlich gibt es noch eine Reihe weitere Filme, die solide bis ziemlich gut sind, um zu beweisen, dass er es sicher auch später noch hin und wieder "konnte"). Aber der Mann wird mir immer unsympathischer. Ich erinnere mich an die "Hollywood Reporter"-Runde, in der er von allen anwesenden Regisseuren auf mich als der mit Abstand arroganteste wirkte.

                      Klar, Selbstbewusstsein in der Filmindustrie ist wichtig und ein Regisseur muss auch nicht eine äusserst sympathische Persönlichkeit haben oder ein vorbildhaftes Gentleman-Verhalten präsentieren, aber wie er sich aufspielte, als wäre er Kubrick oder Kurosawa höchstpersönlich und als wären die anderen Künstler im Raum seiner nicht würdig, ging mir gehörig auf den Senkel. Er schien auch teilweise hochnäsig gegen andere Gesprächsteilnehmer auszuteilen, wobei andere Regisseure in der Runde, z.B. sein scheinbares "Hauptziel" Alejandro Gonzalez Inarritu (u.a. "you don't have to cilmb Everest to film Everest" als Seitenhieb bezüglich "The Revenant"), weitaus konstanter Qualität abliefert und im Gegensatz zu Scott als "writer/director" mit einem ziemlich klaren roten Faden, der sich durch seine Filmographie zieht - Achtung Polemik - nicht nur Projekte, die von anderen Leuten ursprünglich kreiert werden, in möglichst ansprechende, jedoch häufig nicht sehr gelungen zusammenhängende Bilder verpackt. Oder vielleicht sogar ein vielversprechendes Drehbuch mit einem Fokus auf visuelle Qualitäten schwach verfilmt.

                      Ein Kritiker ging einmal sogar soweit und beschrieb seinen Fantasyfilm "Legend", den ich zugegebenermassen noch nicht gesehen habe, mit einer schön gefilmten TV-Werbung für eine Klopapier-Marke. Ein ähnliches Argument - schöne Bilder, aber fragwürdige Drehbuchauswahl oder Drehbuchänderungen und Vernachlässigung weiterer Faktoren - wird mitunter generell auf Scott bezogen gemacht. Soweit würde ich zwar nicht gehen - dafür ist er zu talentiert - dennoch frage ich mich immer mehr, ob es bei Scott nicht ein bisschen wie bei Lucas ist (und passenderweise bezieht sich Scott im Artikel aufgeführten Interview gerade auf den...): Ein Mann mit Talent und Vision, der aber vor allem glänzt, wenn noch weitere Leute (Kollaborateure mit genügend Mitspracherecht!) dabei und zwischendrin auch mal kritisch zu ihrem Boss sind. Vielleicht liege ich da komplett daneben, aber mir scheint, dass Scott mit seinem "Regie-Legende"-Status, dem "Sir" vor seinem Namen und den ständigen Lobpreisungen auf bestimmte Klassiker vergangener Tage mittlerweile so von sich selber überzeugt ist, dass er häufig entweder kritische Stimmen gar nicht mehr richtig wahrnimmt oder sich schlicht in einem solchen Masse für ein Genie hält, dass man kaum "Besserung" oder Einsicht erwarten kann.

                      Und klar, beim Mann, dessen grösster Film seinerzeit sowohl kommerziell als auch bei den Kritikern nicht zündete, kann ich schon irgendwo verstehen, wenn er denkt, dass die eigenen Ansichten schlauer/besser sind als die der Kritiker oder mancher Filmfans. Sowieso sollte ein Filmemacher seine eigene Vision grundsätzlich über die von anderen stellen, jedoch scheint er dies wiederum ja sowieso nicht wirklich zu beherzigen, wenn man daran denkt, wie er bei "Alien Covenant" wohl als Antwort auf wahrgenommene Publikumsmeinungen vom ursprünglichen Konzept wieder (mehr) in Richtung Xenomorph-Horror ging. Und wenn in ein paar Jahren neben ein paar Gurken in der Filmographie auch noch seine grossen Klassikern mit Fortsetzungen - die meisten wohl schwächer, wenn nicht um einiges - und neu entdeckter eigener Franchise-Geilheit "in den Sand setzt", dann werde ich ihn wohl endgültig nicht mehr ernst nehmen können.

                      Nebenbei warte ich noch immer auf das "Thelma and Louise"-Sequel, in der die Geister der beiden Hauptfiguren auf einen weiteren, dieses Mal spukigen, Roadtrip gehen.

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                      • TommyDeVito 21.06.2017, 10:50 Geändert 21.06.2017, 10:54

                        "[Kathleen Kennedy] gefiel nicht mal die Art, wie sie ihre Socken falten."
                        Na dann ist die kreative Zusammenarbeit natürlich unmöglich. Wie sagte noch Scorsese in einem Interview 1974: "Als ich gemerkt habe, dass Bobby seine Socken gleich wie ich faltet, wusste ich sofort, dass ich mich nicht nur gut mit ihm verstehen würde, sondern auch einer erfolgreichen filmischen Zusammenarbeit nichts im Wege stehen würde." Und natürlich gibt es auch gegenteilige Beispiele, z.B. als Hitchcock die Zusammenarbeit mit Montgomery Clift nicht gefiel, da letzterer eine spezielle Methode fürs Sockenfalten hatte, die vor allem viel Vorbereitung voraussetzt, während Hitch lieber eine simplere Herangehensweise bevorzugte.

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                        • Nach drei oder vier Oscar-Gewinnen - mit dem neuen PTA-Film hat er da ziemlich sicher noch eine letzte Chance - kann man auch ruhig in den Ruhestand gehen ;).
                          Natürlich schade, aber ich fand seine selektive Rollenauswahl und sein zurückgezogenes Privatleben immer schon ungemein sympathisch. Dementsprechend gönne ich es ihm, noch mehr Zeit mit seiner Familie und mit Schuster- und Tischlerarbeiten zu verbringen.

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                          • TommyDeVito 16.06.2017, 20:37 Geändert 16.06.2017, 21:05

                            "Batman" mag ich deutlich mehr als "Batman Returns", fand ich ohne die Pinguine und die "Pussy(cat)"-Sprüche deutlich atmosphärischer als den Nachfolger.
                            Dass "The Dark Knight Rises" sein ungeschicktes, überfrachtetes Handlungskonstrukt vielleicht nicht immer sehr logisch oder überzeugend auflöst, stimmt natürlich auch. Jedoch empfinde ich das pathosgetränkte Finale als so effektiv, dass das für mich vieles wieder gut gemacht hat (u.a. schwache Schauspielführung bei Frau Cotillard inkl. einer grauenhaften letzten Szene; lahme Faustkämpfe...). Für mich wäre auch "The Dark Knight" der beste Batman-Film. Opinions...
                            Auf jeden Fall eine interessante Liste mit ein paar WTF-Platzierungen -voraussehbar sieht anders aus. Ich stimme Bob Loblaw zu: Bitte mehr davon.

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                            • TommyDeVito 12.06.2017, 17:31 Geändert 13.06.2017, 00:09

                              "Meine Frau ist sehr temperamentvoll, während ich ruhig und besonnen und immer zu einem interessanten Gespräch bereit bin - dies gefällt der Regierung jedoch nicht."
                              Tipp: die Figur gibt es wirklich bzw. gab es
                              Tipp 2: "Da man mich für einen schlechten Einfluss auf die Jugend hält und meinen Glauben in Frage stellt, bleibt mir nicht mehr viel Zeit übrig."
                              Tipp 3: Der Film wurde auf moviepilot noch von praktisch niemandem gesehen, weswegen man sich beim Raten auf den Charakter konzentrieren sollte. Ist dementsprechend halt eher fast schon ein Geschichts-Rätsel als ein Filmrätsel. Da der Film auch genannt werden muss, werde ich da schlussendlich sehr spezifische Tipps geben, die auch den Filmtitel erratbar machen. Erst einmal muss aber die richtige Person herausgefunden werden.

                              • TommyDeVito 08.06.2017, 10:21 Geändert 08.06.2017, 10:22

                                Ich würde "The Sixth Sense" persönlich wohl trotzdem auf die Eins setzen, aber schön mal zu sehen, dass das Ende von "The Village" mal treffend beschrieben wird. Eines der wenigen Enden von Shyamalan, das nicht zum Selbstzweck verkommt, ja, wie im Artikel beschrieben, sogar das vorangegangene Narrativ mit mehr Bedeutung und Sinn dastehen lässt. Also eigentlich so einiges, was man von einem guten Twist erwartet.
                                Sowieso verstehe ich bis heute die teilweise sehr negativen Reaktionen auf "The Village" nicht. Eine gute Besetzung (insbesondere Howard), grossartige Musik, eine interesante Grundidee und tolle Bilder. Kein Meisterwerk, aber weit weg von schlecht.

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                                • TommyDeVito 29.05.2017, 11:34 Geändert 29.05.2017, 20:59

                                  Achtung: langer, Tarantino-kritischer und selbstverständlich sehr subjektiver Kommentar folgt:
                                  Ich mochte seine frühen Filme bis und mit "Jackie Brown", in denen er entweder noch vergleichsweise realistische (oder sich real "anfühlende") Geschichten erzählte und/oder noch nicht versuchte irgendwelche politischen Statements zu machen. Das war einfach sein kleines, aber charmantes Filmuniversum, das u.a. auch lange bekannte filmische Möglichkeiten (z.B. nonlineares Erzählen) wieder mehr ins allgemeine Bewusstsein brachte UND dabei ordentlich Spass machte.

                                  Dann kam "Kill Bill" und plötzlich gab's nicht nur mehr Popkultur-Potpourri und seine typischen Dialoge - wenn auch weit weniger davon, vor allem in Teil 1 - sondern auch ordentlich Action. Selbstverständlich mit viel, viel Blut und Gemetzel. Man kann hier natürlich einerseits darüber sprechen, wie die Gewalt so überzogen und cartoonhaft (inkl. Anime-Sequenz) ist, dass sie irgendwie harmlos und sogar lustig wird (siehe auch Peter Jacksons Frühwerk), aber ich empfand das Ganze dann nur noch als entnervend. Hier mal ein bisschen Animation, hier eine Inszenierung mit coolen Silhouetten und Farbenspiel, dann mal Schwarz-Weiss usw. Fast wie ein enthusiastischer Amateurfilmemacher, der verschiedenste Inszenierungsmöglichkeiten in den gleichen Film packen will, weil's eben "cool" ist.

                                  Nur dass es hier kein amateurhaftes Filmemachen ist, sondern KUNST. Wenn das grosse Filmkunst ist, dann bin ich halt ein Kunstbanause. Und klar, da gibt es auch viele Bezüge aufs asiatische Kino und etliche andere Referenzen, aber auch das macht noch lange keinen guten Film aus. Dann wäre Kevin Smith nämlich auch ein angesehener Autorenfilmer wie Tarantino. Und nein, ich bin nicht der Meinung, dass die beiden auf dem gleichen Level sind und natürlich gibt es in "Kill Bill" noch mehr zu entdecken, nur verpufft (oder eher: erstickt) das aus meiner Sicht unter der blutigen, überstilisierten Oberfläche. Zusätzlich bleibe ich weiterhin erstaunt, dass ein Werk, das in den fragwürdigen "Rape-and-Revenge"-Bereich fällt, dann noch mitunter als "empowering" und sogar als feministisch bezeichnet wurde. Aber bevor ich mich hier noch in Gefilden bezüglich angeblicher Frauenfeindlichkeit oder weiss ich was bewege (und von Tarantino-Fans wie von einer Horde Zombies angefallen und mit Worten auseinandergenommen werde), wieder zurück zum eigentlichen Thema.

                                  Neben diesen Rache-Geschichten mit Frauen, die zuerst Brutalität erfahren und dann mit gleichen Mitteln reagieren (der etwas vergessenswerte, wenn auch nicht schlechte "Death Proof"), wurde er dann ja plötzlich einerseits noch kontroverser und...auch noch angesehener.
                                  Tarantino, ein Regisseur, der auch vor komplexen Themen wie Rassismus und historischen Kapiteln wie dem Holocaust oder der US-Sklaverei nicht zurückschreckt, heisst es mittlerweile. Ein stilsicherer Regisseur, der sich mittlerweile zum erfahrenen Autorenfilmer entwickelt hat, der nicht nur filmtechnisch alles perfekt unter Kontrolle hat, sondern auch Werke dreht, die sehr viel Komplexität und Nuance besitzen. Dies ist auch ein ehrbares Unterfangen, nur gefallen mir hier wieder nicht die Mittel, die er dafür verwendet.

                                  Schien er früher - abgesehen vom für mich mittlerweile dann schon fast wieder etwas zu entschleunigt wirkenden "Jackie Brown" - einiges an erzählerischer Disziplin an den Tag zu legen, natürlich vor allem durch die feine Charakterzeichnung und die clevere Struktur der Handlung, so scheinen mir Filme wie "Inglourious Basterds" oder "Django Unchained" - nicht zu schweigen vom unerträglichen "The Hateful Eight" - mittlerweile darunter zu leiden, dass die Filme einfach zu vollgestopft mit Ideen sind, mitunter auch an Überlänge leiden. Bestes Beispiel: "Django Unchained". Nach zwei ordentlich Dritteln schlägt der Film plötzlich eine komplett andere Richtung ein. Eine unerwartete Handlung der charismatischsten Figur führt zum Ende ebendieser und plötzlich gibt es ein bizarr antiklimatisches Shootout, ohne auch nur ein bisschen Spannung oder Nervenkitzel (vergleiche im Gegensatz dazu mit der Musikladen-Sequenz in "Pulp Fiction"), das wirkt wie im...falschen Film. Dazu noch einen der fürchterlichsten Cameo-Auftritte (und Akzente) der Filmgeschichte und ein an den Haaren herbeigezogener Ausweg für den Protagonisten, der kaum ein erzählerisches Glanzstück darstellt, gemixt mit anachronistischer Musik, die kaum mehr wie ein völliger Fremdkörper rüberkommen könnte und fertig ist laut vielen Kritikern und Fans ein...weiteres Meisterwerk?

                                  Ähnliches gilt auch für "Inglourious Basterds", wobei der wenigstens in seinem grotesk-satirischen Ton ziemlich konstant (und ja, auch mutig) ist. Dass ein Millionenpublikum jedoch mitunter billige Gewaltfantasien ("Hitlers Fresse wird von Kugeln durchsiebt, boah ey wie krass!") ausgerechnet als vielschichtige Gewaltreflexion oder sogar -Kritik (!) wahrnimmt (obwohl sie offensichtlich spassig-unterhaltsam gemacht ist), ist mir dann aber wieder zu absurd. Und nein, nur weil der selbstironische Titel auf die ausschweifende Gewalt hindeutet oder der Film durch einen Film-im-Film und viel Geplapper übers Kino auf sich selber aufmerksam macht, ändert das nicht wirklich den Ton und die Inszenierung des Films, die nicht gerade à la Haneke das Gesehene möglichst schwer konsumierbar machen will. Dafür hat Tarantino (und das Publikum) einfach zu viel Spass daran.

                                  Naja, ich sollte wohl mal zu einem Schluss kommen (das liest hier wohl sowieso keiner bis hier und wenn dann nur, um aufzeigen, dass ich fast durchweg falschliege :D)... Ich persönlich hoffe, dass Tarantino sich mal wieder ein bisschen zurücknimmt, nicht in jedem Film angetrieben von seinem gewaltigen Ego noch weiter geht (und noch längere Filme dreht) und vor allem von seinen vereinfachten Geschichtsfilmchen wegkommt. Nur weil man ein Zimmer in Norden und Süden aufteilt, ist das für mich noch lange kein genialer Einfall... Ich mag mir hier selber vielleicht etwas widersprechen, aber Tarantino ist sicherlich ein grosser Filmemacher mit einer einzigartigen künstlerischen Stimme. Nur schade, dass er sich - aus meiner Sicht natürlich - nicht mehr wirlklich auf seine eigentlichen Stärken verlässt. Aber solange die meisten Leute daran Gefallen finden (Platz 3 der besten Regisseure!), würde ich an seiner Stelle wohl auch nichts ändern.

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                                  • TommyDeVito 28.05.2017, 09:45 Geändert 28.05.2017, 09:55

                                    Ein qualitativ bisher sehr konstant abliefernder Regisseur, der sein Handwerk versteht und mich soweit noch nicht enttäuscht hat (die meisten Filme kriegten von mir 7-8 Punkte). Aber gleichzeitig hat mich auch keines seiner Werke komplett überzeugt bzw. umgehauen. "Arrival" war für mich schon nahe dran (8.5 Punkte), aber auch da würde ich nicht unbedingt von einem grossartigen Film sprechen...

                                    In diesem Sinne ist das "Blade Runner"-Sequel zwar in guten Händen, da Villeneuve höchstwahrscheinlich wieder einen GUTEN Film drehen wird. Bei mir selber ist wohl eher eine (zumindest) leichte Enttäuschung zu erwarten, denn der Originalfilm ist eine Klasse für sich. Da braucht es schon ein bisschen mehr. Naja, warten wir's ab. Ich freue mich jedenfalls generell auf seine zukünftigen Arbeiten, er hat ja Grosses vor (u.a. auch eine "Dune"-Verfilmung). Interessant finde ich nebenbei, dass er seit/ab "Prisoners" kein eigenes Drehbuch mehr geschrieben hat. Passend dazu fehlt seinen Filmen auch ein bisschen die eigene Handschrift.
                                    Das hier wäre mein Ranking der gesehenen Filme:
                                    1. Arrival
                                    2. Enemy
                                    3. Polytechnique
                                    4. Incendies
                                    5. Prisoners
                                    6. Sicario

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                                      TommyDeVito 26.05.2017, 17:23 Geändert 28.05.2017, 11:15

                                      "This is such a silly and stupid movie, all burdened down with ideological luggage it clearly doesn't understand, that our immediate reaction is pity...He has tried to make a serious movie and hasn't even achieved a beach-party level of insight.", schrieb Roger Ebert in seiner Kritik zu Antonionis "Zabriskie Point", der damals nicht nur beim amerikanischen Kritiker-Guru auf kritische bis harsche Reaktionen stiess. Dabei halte ich "Zabriskie Point" erst einmal für ein Werk, dass sich im Grossen und Ganzen nicht allzu sehr von früheren Klassikern von Antonioni unterscheidet.

                                      In "L'Avventura" geht beispielsweise die Freundin einer der Hauptfiguren auf einer kleinen Insel verloren und Antonioni bemüht sich gar nicht erst, dieses Verschwinden im Verlaufe des Films sinnvoll oder überhaupt irgendwie aufzulösen. Mehr dient es als Aufhänger, um zwei andere Figuren zusammenzubringen und dann im Rahmen seiner Lieblingsthemen wie Liebe oder Beziehung und deren Scheitern (und daraus resultierende Einsamkeit) durch die Entfremdung der modernen Welt zu zeigen. Es ist halt Mittel zum Zweck (so wie die Handlung in "Zabriskie Point"), um mehr über die Charaktere und die Gesellschaft zu offenbaren und hat höchstens im Bezug auf Zweifel oder Schuldgefühle im Sinne des "Fremdgehens" eine Bedeutung. Wer nach sinnvoll konstruierten Narrativen sucht, ist bei einem der Begründer des modernen, persönlichen Kunst- und Autorenfilms wahrscheinlich sowieso an der falschen Adresse.

                                      Bei ihm wird vor allem die innere Welt der Menschen unter die Lupe genommen, aber natürlich nicht mit inneren Monologen oder ausführlichen Dialogen über die ganze Laufzeit verteilt, sondern insbesondere visuell, auch durch Landschafts- und Innenaufnahmen (von Gebäuden, Häusern etc.), die häufig eine symbolhafte Wirkung entfalten, weswegen für mich - und ich denke, da bin ich sicherlich nicht der Einzige - seine Filme mehr auf einer emotionalen als auf einer inhaltlichen oder auch intellektuellen Ebene funktionieren (was natürlich nicht heisst, dass sie davon nichts bieten...).
                                      Zwar verlässt Antonioni in "Zabriskie Point" die typische moderne Welt aus seinen früheren Filmen gekennzeichnet durch das hektische Treiben an der Börse ("L'éclisse"), leer und fast unheimlich wirkende Fabriken und andere industrielle Bauten ("Die rote Wüste") oder in die Höhe ragende städtische Gebäude ("La Notte"), die die Figuren im Zentrum der Gebäude/Erzählung genauso klein und unbedeutend wirken lassen, wie sie sich wohl fühlen.

                                      Stattdessen präsentiert er grösstenteils Aufnahmen der amerikanischen Landschaft. Leere Strassen, gewaltige Landschaften so weit das Auge reicht und zwischendrin mal einen Seitenhieb auf die Konsumgesellschaft und die Werbeindustrie mit im wahrsten Sinne des Wortes plakativen - aber angemessenen - Bildern von Werbetafeln, die den nicht zu unterschätzenden Einfluss der (Gross-)Konzerne auf den durchschnittlichen Menschen und seine (zunehmend sinnentleerte?) Lebensweise in Erinnerung rufen.

                                      Ja, ich kann durchaus verstehen, wenn man sich z.B. daran stört, dass das Zusammentreffen der beiden Hauptfiguren auch hier fast wie eine erzählerisch allzu genau passende Verstrickung von an Hollywood-Romanzen erinnernden Handlungselementen wirkt. Der sich auf der Flucht befindende junge Mann, der bei einer Auseinandersetzung zwischen Studenten und Polizisten möglicherweise einen der Gesetzeshüter erschossen hat, stiehlt ein Flugzeug, scheint dies besser fliegen zu können als Indiana Jones und trifft mitten in der Wüste plötzlich auf einen Wagen mit einer schönen Dame im Innern, den er zum Anhalten bewegt. Und siehe da, kurz darauf - nach ein paar Gesprächen und einem Joint - macht man auch schon Liebe im Sand und zelebriert den Moment der körperlichen (und geistigen) Freiheit in der unberührten Natur zu den Gitarrenklängen von Jerry Garcia (The Grateful Dead). Trotzdem funktioniert dies, auch da der idealistische und liberale Zeitgeist, die sexuelle Freizügigkeit, die Drogen und das Freiheitsgefühl der 60er-Jahre-Generation auf mich immer schon gleichzeitig bewundernswert als auch irgendwie leicht absurd und mitunter sogar realitätsfremd wirkten. Und es ist ja nicht so als würde die Handlung für die beiden Hauptfiguren schlussendlich gut ausgehen..

                                      Die erwähnten Landschaftsaufnahmen, die hier fast wichtiger als die Figuren sind, könnten nicht besser durchkomponiert sein, ja entwickeln schon fast ein Eigenleben und die fehlende Chemie oder fehlende Tiefe der Charaktere (um nochmals Ebert zu zitieren: "[The characters] don't play to each other, but to vague narcissistic conceptions of themselves") hat mich hier entweder nicht gestört oder empfand ich angesichts der oberflächlichen Welt, aus der die Figuren stammen, als treffend. Der hervorragende Soundtrack, der aus versch. Songs der Populärmusik der damaligen Zeit und psychedelischen Klängen von Pink Floyd besteht, schafft es dabei das richtige, kontemplative Feeling rüberzubringen.

                                      Vorwürfe, dass Antonioni durch den Wechsel von der vertrauten Darstellung seiner Heimat mit erwachsenen Figuren zur politisch aufgeladenen, idealistischen Welt der späten 60er auf einem anderen Kontinent etwas thematisiere, von der er als Europäer wohl keine Ahnung habe oder durch das er sich hinter politischer Brisanz verstecke, die er auch zu vereinfacht darstellt, würde ich ziemlich eindeutig zurückweisen. Die Darstellung der Studentenbewegungen, die gewaltsamen Unruhen, Diskussionen zum Thema Rassismus und (Zivil-)Rechte, das brutale Einschreiten der Polizei (vor allem gegenüber Bürgern bestimmter Ethnie), das angesichts der letzten Jahre sowieso deprimierend aktuell erscheint und vieles mehr... Wo bitte hat sich Antonioni hier denn vertan oder sich sogar künstlerisch blamiert? Das ist nicht weniger authentisch oder überzeugend dramatisiert als in anderen Filmen zum selben Thema und könnte genauso gut von einem Amerikaner in Szene gesetzt worden sein.

                                      Was aber nicht von einem Amerikaner in Szene gesetzt werden könnte, ist das explosive Finale des Films, dass die Konsum- und Gesellschaftskritik des Films auf die Spitze treibt und (durch das Vorstellungvermögen der weiblichen Hauptfigur) in vom Regisseur ordentlich ausgekosteten und verlangsamten Wiederholungen in Fetzen reisst. Inklusive detaillierten Zeitlupenaufnahmen vom explodierenden Kühlschrank (#DavidFincher) oder etlichen anderen Gegenständen. Zum Glück hat Antonioni sein ursprüngliches Ende, in dem ein Flugzeug "Fuck you America" in den Himmel schreibt, nicht umsetzen bzw. verwenden dürfen. Das Feuerwerk am Ende ist schon als filmischer Stinkefinger eindeutig genug - und dabei sicherlich deutlich wirkungsvoller.

                                      Erwähnt sei am Schluss noch eine besonders poetische Einstellung, in der ein Cowboy mitten in der Einöde alleine an der Bar sitzt und sein Bier trinkt. Ein Relikt aus einer fremd wirkenden alten Zeit, der sich wohl ähnlich alleine und entfremdet fühlt wie Antonioni-Figuren aus früheren Klassikern. Da soll noch einer sagen, der Italiener habe sich damals zu sehr von früheren Werken entfernt, wenn er in einer einzigen kurzen Szene immer noch so viel ausdrücken konnte.

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                                      • TommyDeVito 26.05.2017, 13:00 Geändert 26.05.2017, 13:00

                                        Dann bleibt zu hoffen, dass er damit nicht einverstanden ist, weil Luke sich so sehr vom Charakter in der Originaltrilogie unterscheidet. Dann bestünde zumindest die Möglichkeit, dass sich das auch auf die ganze Episode im Vergleich zu den ersten Filmen bezieht bzw. man dieses Mal nicht wieder alle Elemente der alten Filme versucht zu kopieren.

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                                        • TommyDeVito 24.05.2017, 18:30 Geändert 24.05.2017, 18:39

                                          Trotz wirklich herausragenden Filmen wie "Paths of Glory", "The Thin Red Line", für mich überzeugenden, aber leicht "problematischen" Klassikern wie "Apocalypse Now" (u.a. fast zu unterhaltsam und spektakulär für ein Anti-Kriegswerk) und "The Deer Hunter" (die einseitig negative Datstellung der Gegner) oder anderen vielversprechenden, von mir noch nicht gesehenen Werken (z.B. Dalton Trumbos "Johnny got his gun"), die das Thema Krieg recht anders angehen, schwant mir jedes Mal Böses wenn ein Amerikaner oder ein in Hollywood tätiger Regisseur - Emmerich dreht ja ziemlich amerikanische Filme - mal wieder einen Kriegsfilm angeht...meist ist natürlich der Zweite Weltkrieg im Fokus.

                                          Selbst bei einer, wie ich vermute, ungewöhnlichen Herangehensweise (Nolans "Dunkirk", dem ich sowohl erwartungsvoll als auch skeptisch gegenüberstehe), bin ich da alleine aufgrund des geschichtlichen Hintergrunds immer schon etwas enttäuscht, dass man schon wieder den "guten alten" Zweiten Weltkrieg zum Thema hat - man sollte doch meinen es gäbe genügend Konflikte und Kämpfe auf der Welt und damit auch genügend (andere) Inspirationsquellen für einen guten Film... Dann dreht doch bitte meinetwegen wieder über Vietnam, wenn ihr schon auf keine anderen Ideen kommt. Dann gefällt mir wenigstens die Musik und es besteht nicht (oder weniger) die Gefahr, dass alles wieder in unerträglichem Pathos und (Hurra-)Patriotismus untergeht. Die Pearl Harbor-Referenz im Artikel ist dementsprechend auch ein gutes Indiz dafür, was Emmerich für einen Film drehen würde/wird.

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                                            • TommyDeVito 18.05.2017, 15:11 Geändert 18.05.2017, 15:12

                                              Dass Kurosawa trotz einiger verblüffend niedriger Wertungen (5.9 für Rashomon) trotzdem so "hoch" platziert ist, beweist, dass er einfach mit der beste (Regisseur) war/ist :D.
                                              ...und dass der grandiose "The Bad Sleep Well" nicht auf 100 Bewertungen kommt, haut mich förmlich aus den Socken, lässt mich zum Fenster stolpern und dann hinunterfallen. Muss ich mir die Tage mal wieder geben.
                                              Übrigens, vielleicht liegt es daran, dass sie direkt nacheinander auftauchen, aber ich würde Kitano gerne mal in einem Wes Anderson-Film sehen. Am besten zusammen mit Murray, dann können sie beide ihre berühmte stoische Mine präsentieren.

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                                              • TommyDeVito 16.05.2017, 20:10 Geändert 16.05.2017, 20:13

                                                "Sein erster Film, Citizen Kane, galt lange als bester Film aller Zeiten"
                                                Ihr bezieht euch damit wohl auf die Entthronung von Kane in der letzten "Sight and Sound"-Kritiker-Liste 2012, nehme ich an. Glaube aber nicht, dass sich deshalb etwas geändert hat oder man nicht mehr vom Film sprechen "kann", der als "der beste" gilt. Zumindest gilt er noch als grösster amerikanischer Film (AFI Top 100), schneidet in vielen anderen Listen sehr gut ab und in der wohl (?) umfangsreichsten Liste bzw. der Liste, die am meisten (vernünftige) Quellen berücksichtigt, die TSPDT-Liste, ist er ebenso weiterhin auf Platz 1. Soll man davon natürlich halten, was man will, jedoch hat Welles' Debüt noch immer so einen "Superlativ-Status", da kommt so schnell kein anderer Film vorbei (oder doch?).

                                                Überrascht mich etwas, dass Lucas dann doch soweit oben landet, schliesslich hat er nur bei dem ersten der drei Star Wars-Klassiker Regie geführt. Aber ich unterschätze da immer wieder, wie gnädig oder sogar richtig positiv gestimmt viele Filmfans (und auch Kritiker) gegenüber den Prequels sind. Für mich sind aber sowieso "American Graffiti" und vor allem der häufig übersehene "THX 1138" seine besten Werke.

                                                Dass Polanski so gut abschneidet überrascht und erfreut mich.

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                                                • TommyDeVito 13.05.2017, 10:27 Geändert 13.05.2017, 10:38

                                                  Martin Scorsese (28) (ist aber inkl.einzelner Dokus/Konzertfilme)
                                                  Steven Spielberg (26)
                                                  Alfred Hitchcock (25)
                                                  Ingmar Bergman (24)
                                                  Akira Kurosawa (20)
                                                  Woody Allen (18)
                                                  David Cronenberg (17)
                                                  Roman Polanski (15)
                                                  Das wäre zumindest die Liste, wenn es nur um eine grösstmögliche Anzahl geht. Andere Regisseure haben nicht so viele Filme gedreht, jedoch ist der prozentuale Anteil an Filmen, die ich gesehen habe, höher. Z.B.:
                                                  -Jacques Tati, Christopher Nolan, Hayao Miyazaki, Charlie Chaplin, Tarkowski, Tarantino etc.
                                                  ...von denen ich eigentlich alle (Spiel-)Filme gesehen habe

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                                                    TommyDeVito 07.05.2017, 15:26 Geändert 07.05.2017, 15:31

                                                    „When you believe in things that you don't understand,
                                                    Then you suffer,
                                                    Superstition ain't the way“

                                                    Viele Menschen, wohl die meisten, scheinen sich zu einem gewissen Grade von Aberglauben, Irrationalem und mehr oder minder einfachen Antworten zu (mitunter) nicht zu beantwortenden Fragen angezogen zu fühlen, in etwa so, wie eine Motte sich vom Licht einer Strassenlaterne nicht fernhalten kann...

                                                    So ist es auch wenig überraschend, dass es genügend Leute in meiner Familie und Bekanntschaft gibt, die recht religiös und – aus meiner Sicht – in Bezug auf einige andere Sachen zu wenig skeptisch sind, selbst wenn sie generell, vielleicht sogar als Teil ihres Berufes, eigentlich vieles hinterfragen und ansonsten recht rationale und denkfähige Menschen sind. Beispielsweise habe ich mich schon öfters darüber genervt, wie meine Mutter z.B. Astrologie positiv gegenübersteht. Sie und meine Tante glauben wirklich, dass Horoskope die Zukunft oder was auch immer voraussagen können - so genau will ich das auch gar nicht wissen, was sie sich davon erhoffen. Ebenso verteidigt sie pseudowissenschaftliche Erzeugnisse wie homöopathische Mittel mit den üblichen fragwürdigen „Denkansätzen“, welche sie auch bei Diskussionen über ihre religiösen Überzeugungen zu Hilfe zieht.

                                                    „Manches kann man halt einfach nicht erklären.“ „Es gibt Dinge, die sind jenseits unserer Vorstellungskraft.“ „Woher willst du denn wissen, dass es so etwas nicht geben kann?“ „Diese Naturwissenschaftler glauben immer nur alles, was man beweisen kann. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass es mehr gibt als das.“ Und so weiter und so fort. Sie gab mir als Baby übrigens mal homöopathische Globuli gegen sehr hohes Fieber, was bedeutet, dass nicht einmal ein Placebo-Effekt auftreten konnte. Statt dies als gefährliches, wenn nicht sogar völlig rücksichtsloses Verhalten zu sehen, erzählt sie mir dies heute stolz und meint, dass beweise die Wirkung der Mittel… Dabei haben diese durch Potenzieren hergestellten Mittel in etwa gleich viel Wirkung, wie das gesalzene Badewasser, äh, ich meine Athrumwasser, der Sektenführerin Uriella.

                                                    Ein anderes Mal gab es ein Gespräch zwischen meiner Mutter, meinen Grosseltern und einem weiteren Verwandten von mir. Letzterer ist übrigens bei einem internationalen, mächtigen Pharmakonzern angestellt und hat dort eine ziemlich hohe Position inne. Da würde man doch glauben (no pun intended), dass er zum einen die Wichtigkeit von skeptischem Hinterfragen, empirischen Beweisen und wissenschaftlichen Erkenntnissen zumindest einigermassen anerkennt und zum anderen nicht so anfällig ist für Dinge, die komplett das Gegenteil davon sind. Aber weit gefehlt. Es entstand ein sehr emotionaler Austausch über Medien, die Kontakt mit Toten aufnehmen können. Alle – ausser mir, der nur still zuhörte - waren sich einig, dass es so etwas gibt und erwähnten beispielsweise eine damals junge Dame aus ihrem Heimatdorf, die angeblich mit den Geistern der im Dorf dahingeschiedenen Menschen kommunizieren konnte. Die Möglichkeit, dass das Mädchen dies nur erfunden haben könnte (sei es aus Gründen der Suche nach Aufmerksamkeit, fehlinterpretierter Wahrnehmung, Wahnvorstellungen, psychischen Problemen, einer Kombination genannter Faktoren oder anderen Beweggründen/Ursachen), zogen sie dabei natürlich nie in Erwähnung. Oder wenn sie es taten, wiesen sie dies relativ schnell von der Hand.

                                                    Was mich aber richtig verärgert hat, ist die Tatsache, dass sie eine Verbindung zur schwierigen Kindheit meines Grossvaters herstellten, diese gewissermassen instrumentalisierten. Nur kurz: Mein Grossvater musste schon in jungen Jahren auf dem elterlichen Bauernhof hart arbeiten. Diese Arbeit, wie sie mir mein Opa beschrieben hat, geht aus meiner Sicht schon fast in Richtung Kindersklaverei und war ganz sicher problematisch. Insbesondere bezieht sich das auf das Verhältnis meines Grossvaters zu seinem eigenen Vater (ohne jetzt genauer darauf einzugehen). Man kann zwar noch ein bisschen relativieren und bedenken, dass Grossvater Anfang der 30er Jahre in eine ärmliche Bauernfamilie geboren wurde und dies somit – wie sicherlich auch bei anderen Familien aus der Region – nicht ungewöhnlich und wohl leider sogar (zu einem gewissen Grade) notwendig war, um das Überleben der Familie zu sichern (wobei noch mehr Fragwürdiges dahintersteckt), dennoch wünsche ich niemandem eine solche Kindheit.

                                                    Auf jeden Fall wurde wieder das Mädchen – mittlerweile eine Frau – mit den übersinnlichen Fähigkeiten genannt. Diese Frau soll in einem kürzlich stattgefundenen Austausch mit einem der vorher aufgezählten Gesprächsteilnehmer berichtet haben, wie sie Kontakt mit Urgrossvater aufgenommen haben soll bzw. umgekehrt. Der Vater meines Grossvaters soll dabei sehr viel Reue gezeigt haben und sich für die schlechte Behandlung des Sohnes entschuldigt haben. Der Grund dafür, dass sein Geist noch immer herumirrt, war natürlich auch schnell gefunden und ist jedem Horror-Fan bekannt: Die Seele irrt noch im irdischen Bereich herum, da sie nicht zur Ruhe finden kann. Mein Grossvater wurde, wie erwähnt, sehr emotional. Verständlicherweise.

                                                    Ich ging daraufhin genervt in ein angrenzendes Wäldchen spazieren, da ich dieses Gespräch weder weiter mitanhören wollte, noch Lust zu einer Diskussion hatte (und ich die Ursache für die emotionale Reaktion meines Grossvaters zwar kritisch sah, jedoch ich ihn nicht verletzen wollte). Mit Handy und Kopfhörern bewaffnet ging ich also ein bisschen schmollen. „And don’t forget when your elders forget to say their prayers, take ‘em by the legs and throw ‘em down the stairs.“ Ein bisschen rebellische Rockmusik gesungen von Siouxsie Sioux, das brauchte ich jetzt. Man könnte jetzt zwar sagen, dass die erwähnte Geisterbegegnung möglicherweise positiven Einfluss auf meinen Grossvater hatte. Aber ich glaube, es ist keine Überraschung, wenn ich offenbare, dass ich nicht viel davon halte, Menschen mit irrationalen, fiktiven Geschichten Trost zu spenden (und damit beziehe ich mich auf einige wesentliche Aspekte von Religion, generell diffuses spirituelles „Zeugs“ und so weiter, selbstverständlich aber nicht auf den Trost, den Film, Musik, literarische Fiktion etc. spenden können…).

                                                    Ein weiteres Erlebnis – nur kurz – das in eine ähnliche Richtung geht, war als ich mich davon überzeugen liess, in einer Phase meines Lebens, in der es mir nicht besonders gut ging (kommt euch das bekannt vor?), zu einem solchen Medium zu gehen. Wie ich mich davon überzeugen liess, ist mir heute ein Rätsel, aber ich denke, ich wollte eigentlich nur meine kritische Sichtweise bestätigen und andererseits war da einiges an Neugierde, vor allem aufgrund meines Interesses am Horrorgenre und am Übernatürlichen. Für 100 Tacken, bezahlt von meiner Mutter, ging ich, in Begleitung meiner Schwester, also dorthin und stellte schnell fest, dass es sich um Scharlatanerie handelte. Alles, was das Medium sagte, war so allgemein und vage, klar würden sich viele Leute darin wiedererkennen. Sie stellte auch immer wieder ebenso vage Fragen, solange bis sie „einen Treffer“ gelandet hatte. Es war also absoluter Bockmist und sie wusste es wohl, da sie aufgrund meiner unbeeindruckten Mine immer wieder besorgt nachfragte, ob ich ihr denn glaube. Meine Schwester war jedoch zutiefst beeindruckt, ihr fehlt da einfach die Skepsis und das notwendige Hinterfragen.

                                                    Aus diesem Skeptizismus erfolgen jedoch auch einige schwierige moralische Entscheidungen. Es ist nicht nur so, dass ich beim Anhören der vorhin erwähnten Diskussion bezüglich meinem Grossvater das Problem hatte, dass ich mit einer kritischen Sicht, wie ich fand, sogar noch mehr Schaden angerichtet haben könnte, wenn ich darauf hingewiesen hätte, wie kritisch ich das Ganze sah, sondern auch, dass es in meinem restlichen Leben teilweise weitere solche Situationen (werden) gibt. Wenn mir beispielsweise meine Grossmutter im Altersheim von ihren regelmässigen Gebeten erzählt - manche davon auch für mich – dann tue ich einfach so, als wäre ich auch religiös und nicke einfach brav und zustimmend. Sie ist schliesslich über 90 Jahre alt, ist in einem kleinen Dorf auf dem Land aufgewachsen und stammt aus einer komplett anderen Generation, ich werde kaum Einwände einbringen gegenüber etwas, dass ihr Trost und Kraft spendet und etwas das ihr noch weiterhin Halt gibt, egal wie sehr es mir auch zuwider ist.

                                                    Ebenso: sollte ich jemals Kinder haben, werde ich diese zwar definitiv nicht religiös erziehen – wird der Samen früh genug eingepflanzt, so blüht die Pflanze meist ein Leben lang – aber sollte eines dieser Kinder irgendwann von alleine zu Spiritualität und Religion finden, so ist das natürlich ihm oder ihr selber überlassen. Und wenn man jetzt von einem „worst case scenario“ ausgeht, zum Beispiel, dass mein (hypothetisches) Kind unheilbar an Krebs erkranken würde und mich auf dem Sterbebett fragen würde, ob es denn einen Himmel/ein Leben nach dem Tod gibt, so würde ich ziemlich sicher lügen.

                                                    Wenn es aber darum geht, ein Geschäft aus dem Leid der Menschen zu machen (von Mike Shiva über Uriella und sogar Mutter Theresa, von kommerziell profitablen Wallfahrtsorten wie Lourdes bis hinzu Scientology), dann kommt mir schlicht die Galle hoch. Was mich am meisten verwundert, ist das schizophrene Denken vieler Menschen. Wie einige Religionskritiker (teilweise auch mit einiger Arroganz, wie z.B. bei Dawkins - oder vielleicht auch bei mir) immer wieder darauf hinweisen. Die meisten Leute sind skeptisch bezogen auf andere Glaubensrichtungen und spirituelle Dinge, aber nicht wirklich fähig diese Tatsache, auf ihre eigene Religion anzuwenden.

                                                    Man erkennt beispielsweise in griechischer Mythologie ganz klar von Menschen erfundene allegorische Erzählungen, die Unerklärbares erklärbar machen, ist dann aber gleichzeitig bei der ebenso offensichtlich erfundenen Passionsgeschichte davon überzeugt, dass sie wohl wahr sein muss. Selbst wenn man selber Witze über Noah oder andere biblische Figuren macht, Jesus ist dann einfach die Ausnahme.

                                                    Und ja, es ist mir klar, dass in vielen westlichen, säkularisierten Nationen – die USA, oder zumindest die konservativ-religiöse Hälfte des Landes mal ausgenommen (trotz der paradoxerweise wegweisenden Verfassung diesbezüglich) – die religiösen Überzeugungen mittlerweile so abstrakt, ungreifbar und auch individuell geworden sind, dass sicherlich bei weitem nicht jeder gläubige Christ tatsächlich glaubt, der Sohn Gottes, des mächtigsten Wesens im unfassbar gewaltigen Universum, hätte nur ein paar lahme Zaubertricks draufgehabt (https://www.youtube.com/watch?v=lgKIk7ujxvw). Aber eben, ich verstehe einfach nicht, wie man etwas anderes sofort als erfunden oder als fragwürdig entlarven kann, dies jedoch nicht auf eigene, wohl einfach zu fest verankerte Vorstellungen anwenden kann. Ein weiteres Beispiel wäre Comedian Russell Brand, der der Meditationssekte „Transzendentale Meditation“ angehört, sich gleichzeitig aber über Tom Cruise und dessen Sekte Scientology lustig macht (https://www.youtube.com/watch?v=w-pFDOjc3EI). Wer im Glashaus sitzt… Übrigens, wem aufgefallen ist, dass die Zeilen ganz zu Beginn meines Kommentars, paradoxerweise vom sehr religiösen Stevie Wonder stammen, der hat da gleich noch ein weiteres Beispiel.

                                                    Um jetzt noch einigermassen den Bogen zu Bill Mahers unterhaltsamer, wenn auch nicht sonderlich substanzieller Doku „Religulous“ zu schlagen, möchte ich erst einmal darauf hinweisen, dass ich ein bisschen ein Heuchler bin. Ich rede zum Beispiel von wissenschaftlichen Erkenntnissen oder empirischen Beweisen, mochte naturwissenschaftliche Fächer in der Schule aber nie besonders und bin jetzt nicht gerade ein „Experte“, wenn es um Themen wie Evolutionsbiologie oder (ganz allgemein) Physik und Chemie geht (letzteres verfolgt mich zusammen mit Mathematik noch immer in meinen Alpträumen…).

                                                    Zuweilen mache ich auch das, was manche religiösen Leute und vor allem Sektenmitglieder machen. Ich beziehe mich auf die Meinung anderer vermeintlicher Experten (argumentum ad verecundiam) oder auf das von mir in Bezug auf Religion gehasste „argumentum ad populum”, also wenn man aus der Meinung einer Mehrheit schliesst, dass sie deshalb auch richtig sein muss. Nur ist es halt schon ein gewaltiger Unterschied, ob die Mehrheit aller Wissenschaftler durch Tests, Experimente und Nachforschungen z.B. etwas als Pseudowissenschaft beurteilt oder ob eine grosse Anzahl an Menschen einfach etwas glaubt, weil sie (in erster Linie) das Gefühl haben, es muss so sein.

                                                    Wer mir zum Beispiel mit (häufig verschwurbelten) theologischen Argumenten oder sonstigen Standard-Fragestellungen an Skeptiker (die “every watch has a watchmaker”-Analogie) weissmachen will, dass religiöse Überzeugungen aus rationalen Überlegungen entstehen, hat, und davon bin ich überzeugt, nicht gemerkt, dass dies bei den meisten Leuten grundsätzlich nicht der Beweggrund für den Glauben ist (ich war übrigens auch mal gläubig, falls ich dies noch nicht erwähnt haben sollte). Ich würde sagen, in erster Linie verstärken sie nur den Glauben und dienen natürlich auch als Antwortmöglichkeiten auf aus meiner Erfahrung meist, vor allem online, herablassende atheistische /religionskritische Diskussionspartner. Man sieht ja schon alleine an den von mir aufgelisteten Beispielen, dass dem eben nicht so ist. Dabei möchte ich noch einmal betonen, dass meine Familienmitglieder keineswegs fundamentalistisch-religiöse und/oder abergläubische Spinner sind. Und trotzdem glauben sie solche absurden Dinge.

                                                    “Don't let em' hand you that old jive
                                                    About survival of the fittest
                                                    That notion don't pass the bullshit test
                                                    'Cause look at me, I'm still alive”

                                                    Wenigstens lebe ich nicht in den USA. Die rechtskonservativen Menschen dort, die auch einen erheblichen Einfluss auf Wirtschaft und Politik (und damit sogar auf das Weltgeschehen haben), würden mich, wie Bill Maher, an den Rand des Wahnsinns treiben. Sarah Palin, Mike Pence, komplett gestörte Radiomoderatoren wie Alex Jones (ein Favorit von Präsident Trump) und zum Glück nicht so einflussreiche, aber dennoch gefährliche Figuren und Organisationen wie die Westboro Baptist Chruch oder Ken Ham machen es dort den Wissenschaftlern besonders schwer (34 % aller Amerikaner lehnen die Evolution grundsätzlich ab: http://www.pewresearch.org/fact-tank/2017/02/10/darwin-day/).

                                                    Besorgniserregend ist für mich jedoch die erwähnte Einflussnahme auf Wirtschaft und Politik. Es ist kein Wunder, dass dort so vieles schiefläuft, wenn (unter anderem) ein nicht zu vernachlässigender Teil der Bevölkerung für Krieg (…und dies gillt übrigens auch für Liberale: https://www.youtube.com/watch?v=Q4n3SI81m9w), für ökonomische Massnahmen, die das Gefälle zwischen Arm und Reich noch weiter erhöhen und furchtbare Konsequenzen haben, für die nicht sehr “christliche” Todesstrafe (ausser man bezieht sich auf das alte Testament…), für diskriminierende Ansichten und für die scharfe Bestrafung von echten Patrioten wie Chelsea Manning und Edward Snowden sind, während sie gleichzeitig gegen Abtreibung, gegen schärfere Waffengesetze und gegen eine wirklich säkularisierte Politik sind, die die Kandidaten nicht schon im Vornherein aufgrund fehlenden Glaubens (http://www.huffingtonpost.com/entry/no-atheists-in-congress_us_586c074ae4b0de3a08f9d487) von wichtigen Positionen ausschliesst. Atheisten sind in den USA übrigens unbeliebter als Muslime (http://religionnews.com/2016/09/14/muslims-surpass-atheists-as-most-unpopular-group-in-us/)...

                                                    Ich weiss gerade nicht, wie genau ich diesen Kommentar abschliessen soll, deshalb schreibe ich einfach: Amen.

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