TommyDeVito - Kommentare

Alle Kommentare von TommyDeVito

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    TommyDeVito 12.11.2015, 20:51 Geändert 12.11.2015, 21:15

    Spoiler (ist sowieso recht unverständlich geschrieben für Leute, die "Exit through the gift shop" nicht gesehen haben)
    Wäre Orson Welles statt im Jahr 1915 in den USA irgendwann gegen Ende des 20. Jahrhunderts irgendwo in England geboren und hätte sich - aus welchem Grund auch immer ^^ - erfolgreich im Street-Art-Bereich versucht, statt sich im amerikanischen Radio und Theater einen Namen zu machen, sich sozusagen statt als Regiegott als "Meister der Spraydose" profiliert. UND hätte er es schliesslich ebenso später (erfolgreich) mit dem Filmemachen probiert, dann wäre vielleicht so etwas Ähnliches rausgekommen wie "Exit through the gift shop". Ja, ich weiss: Hätte, hätte, Fahrradkette und so. Und ich will auch nicht die SEHR unterschiedlichen Persönlichkeiten Orson Welles und Banksy vergleichen (...oder sogar die wahnwitzige verschwörerische Theorie aufstellen, dass Banksys wahre Identität Orson Welles ist und letzterer heute noch lebt und seinen Tod nur vorgetäuscht, bzw. passend zu dem, was gleich kommt, "gefakt" hat), aber der erste Gedanke, der mir nach dem Schauen dieses Films im Kopf herumschwirrte war "F for Fake des 21. Jahrhunderts?".

    Denn wie in Welles' grossartigem Essayfilm/Dokumentarfilm/Mockumentary "F for Fake" geht es in "Exit through the gift shop" letztendlich auch darum, dass es möglich ist, sich mit Kopien/abgekupferten Werken - Mr. Brainwash bedient sich ziemlich deutlich bei Andy Warhol und vor allem Banksy - einen Namen zu machen. Es geht ebenso um den Nutzen und Wert von Kunst und darum, dass Originalität oder sogar (grosses) künstlerisches Talent vielleicht gar nicht nötig sind, um Geld zu verdienen, Leute in Ausstellungen zu locken und Werke für hohe Preise zu verkaufen. Und genau so wie in Welles' Film schlussendlich unklar bleibt, wer denn hier wirklich die Wahrheit sagt oder ob das doch nur ein Teil einer ausgeklügelten Lüge des Regisseurs ist (eine Kritikerin verwendete den Begriff "prankumentary"), so bleibt auch hier unklar, ob das Ganze hier wirklich wahr ist (und dementsprechend eine Doku über eine skurrile Geschichte und einen mindestens ein bisschen verrückten Menschen) oder ob uns Banksy hier einfach mit einer aberwitzigen, erfunden Story hinters Licht führt. (Was aus der Doku, dann natürlich eine beeindruckende Mockumentary machen würde).
    Aber: Ob Mr. Brainwash nun "echt" ist ("An LA Times investigation found "[the] details of Guetta's unlikely biography are broadly supported by a review of public records, which trace his life in Los Angeles from his arrival as a teenager in the early 1980s. They are also consistent with the accounts of friends, former business associates and employees over those years"), oder nicht, letztendlich spielt dies meines Erachtens nicht so eine Rolle und eigentlich macht diese Unklarheit den Film noch faszinierender.
    Ist wahrscheinlich ein (zumindest etwas) seltsamer und zugegeben ziemlich wirrer Kommentar, aber passt gewissermassen ja zum Film und der schlechten Organisation von Thierry Guetta/Mr. Brainwash.

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      TommyDeVito 11.11.2015, 23:20 Geändert 11.11.2015, 23:23

      Habe mir heute "Frances Ha" und "Amélie" angeschaut und laut den jeweiligen DVD-Covern sind beide ab 6 Jahren freigegeben. Bin ich irgendwie prüde oder konservativ (geworden) oder macht es tatsächlich Sinn Filme mit Sexszenen, Selbstmorden oder Dialogen über Cumshots und Oralsex für 6-Jährige freizugeben? Ist ja alles auch recht charmant und auf eine Art kindlich-naiv präsentiert und natürlich werden manche Dinge für so junge Zuschauer sowieso unverständlich sein, aber genau das ist es ja. Die armen Eltern, die danach wohl - sofern, denn auch jemand wirklich ohne Vorwissen diese Filme mit jungen Kindern schaut - mit neugierigen Fragen wie "was ist denn ein Ohr-Gas-Mus? Kann man das essen und wieso sind da Ohren drin?" durchlöchert werden (...nicht sehr witzig, aber ihr wisst schon, was ich meine..). Naja, da muss man wohl bei einer solchen Einrichtung für Film-Altersstufen arbeiten, um das zu verstehen. Wahrscheinlich besser als wenn harmlose Filme mit sehr hohen Altersfreigaben abgestraft werden.

      Zum Film: Irgendwie war mir das fast ein wenig zu gewollt skurril, vollgestopft mit Ideen, die natürlich nicht alle so amüsant oder bezaubernd sind, wie Jeunet das wohl gerne hätte. Schlussendlich hat der Film mich doch erreicht, auch wenn er dafür fast die ganze Laufzeit gebraucht hat. Aber dem strahlenden Lächeln von Amélie konnte ich mich dann doch nicht entziehen und gegen eine schön erzählte Liebesgeschichte und so kreative Inszenierung habe ich sowieso nichts :).

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      • TommyDeVito 10.11.2015, 18:04 Geändert 10.11.2015, 18:05

        Na dann wollen wir mal hoffen, dass der Film an die Qualität des ersten Teils und nicht an die von Andrew Stantons letztem Film anknüpft... (ok, ich geb's zu, ich habe "John Carter (not from Mars but still kind of from Mars)" nie gesehen, aber ihr wisst schon, was ich meine ;)).
        Ich freu mich drauf.

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          TommyDeVito 10.11.2015, 17:45 Geändert 10.11.2015, 17:57

          (Keine "direkten" Spoiler, aber der Kommentar lässt teilweise vermuten, wo das Ganze handlungsmässig enden könnte...)
          Das gab es schon eine Weile nicht mehr, dass ich nach Ende des Filmes und noch Stunden danach nicht wusste, ob ich das, was ich da gesehen habe, nun sehr mochte oder überhaupt nicht. Einerseits ist "Dancer in the dark" nämlich ausgesprochen manipulativ und der gute Lars schlägt hier mit der "Melodrama-Keule" auf den Zuschauer ein - immer und immer wieder. Und als man am Ende blutüberströmt und mit gebrochenen Knochen am Boden liegt und noch irgendwie mit letzter Kraft verzweifelt versucht, diesem fürchterlichen Treiben ein Ende zu setzen, dann kommt der "böse" Lars gleich wieder und schlägt ein letztes Mal zu. Wiederum lässt er seine unschuldige Hauptfigur einen erschütternden Leidensweg durchmachen und am Ende kommt dann alles, wie es kommen muss (inklusive der zuvor im Handlungsverlauf angesprochenen Kamerafahrt, welche deshalb zwar nicht unerwartet kommt, aber trotzdem für mich durch ihre verstörende Kompromisslosigkeit eine der denkwürdigsten Schlusseinstellungen überhaupt ist).

          Auch die Handlung selber ist bei näherer Überlegung irgendwie absurd und zweckmässig konstruiert. Ein unglücklicher Zufall folgt dem nächsten und die herzensgute Hauptfigur begeht natürlich jeden möglichen Fehler, was sie nur noch mehr in eine ausweglose Situation stürzen wird. Jedoch schreibt das Leben selber auch manchmal Geschichten, die so düster und kaum zu fassen sind und das Ganze ist natürlich ein Gegenentwurf zum gängigen Wohlfühl-Hollywood-(Musical-)Film, da kann ich das noch verzeihen. Vor allem da das hier so mitreissend inszeniert (trotz wohl gewollt hässlicher, simpler Optik) und gespielt/gesungen (Björk ist grossartig!) ist. Der Bezug auf die Musicalfilme, die ich auch nicht unbedingt immer sehr mag (nicht gerade mein Lieblings-Genre), ist dabei der unbeschwerteste, amüsanteste Aspekt des Films. Ohne diese hoffnungsvolleren, lebensbejahenden Momente wäre mein Urteil zum Film mit ziemlicher Sicherheit negativ ausgefallen, denn der Film ist schon so sehr anstrengend und wäre dadurch unerträglich.
          Von Trier übt hier gleichzeitig Kritik am Genre (selbst die angesprochene letzte Kamerafahrt wirkt für mich wie ein schwarzhumoriger Gag, der dies noch auf die Spitze treibt), zeigt aber auch die positiven Seiten. Manchmal ist es nämlich eben doch schön, wenn Leute plötzlich aus dem Nichts anfangen zu singen und tanzen, ob das nun vor einem aufwändigen Hollywood-Filmset eines Filmklassikers wie "Singin' in the rain" passiert oder wie hier in alltäglichen Situationen: Es funktioniert einfach, nimmt den Zuschauer genau so wie die tagträumende Selma ab und zu aus der realen Welt voll von Leid und Ungerechtigkeit heraus und lässt zumindest etwas Hoffnung und Lebensmut übrig. Auch wenn auch dies in manch einer Situation nicht mehr hilft.

          Die Musik des Films gefällt mir, hängt aber wohl auch davon ab, ob man Björk, ihre Musik und ihren Gesang allgemein tolerieren (oder bestenfalls sogar lieben) kann oder eben nicht. Ich finde sie (Björk) wie gesagt toll. Daneben hat man aber noch gute Leistungen von Leuten wie David Morse, Peter Stormare - ich dachte übrigens immer, der heisst "Stromare", aber hat wohl doch nichts mit Elektrizität zu tun ;) - oder der bezaubernden Catherine Deneuve. Zusätzlich wird es teilweise auch noch politisch - vielleicht ein bisschen allzu sehr ambitioniert, aber auch das geht klar. Schöner Film und kommt auch gleich auf die Liste der Filme, die ich mochte, aber nie wieder sehen will.

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          • TommyDeVito 10.11.2015, 11:10 Geändert 10.11.2015, 11:44

            Eines von einigen Beispielen dafür, dass Coppola nach den 70ern und seinen vier Meistwerken noch weitere gute, häufig zu wenig beachtete Filme gedreht hat. Guter Film und gelungene Mischung zwischen Musikfilm und Gangsterfilm. Lief der nicht schon vor einer Woche oder so?

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            • TommyDeVito 08.11.2015, 09:58 Geändert 08.11.2015, 10:00

              Oh Mann, noch so viele vielverspechende Filme dieses Jahres nicht gesehen. Alleine diesen Monat "The Martian", "Crimson Peak", The Walk", "The Look of Silence"(!), "Sicario" und und und... Na ja, man sollte sich wohl nicht über "zu" viele gute Filme beschweren ;)

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              • TommyDeVito 28.10.2015, 13:14 Geändert 28.10.2015, 13:16

                Na toll... endlich wieder eine Zusammenarbeit zwischen Scorsese und De Niro und dann ist es ein überteuerter Werbespot... Was ist mit "The Irishman"?

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                  TommyDeVito 25.10.2015, 14:01 Geändert 27.10.2015, 08:53

                  Regisseur Edward Yangs mehrere Generationen und sogar Kulturen und Sprachen umfassende Familiengeschichte "Yi Yi" enthält so viele (kleine und "grössere") Wahrheiten und unvergessliche Momente, ohne dass dabei jemals der Überblick oder die (erzählerische) Kontrolle über die unzähligen, sorgfältig ausgearbeiteten und toll gespielten Figuren verloren geht. Er schafft es etliche kleine Geschichten und Handlungsstränge über die versch. Familienmitglieder zu einer Vielzahl von Themen (u.a. Liebe, Kindheit, Freundschaft, Tod, der Nutzen/die Magie von Kino/Kunst usw.) zu einem grossen, raffiniert konstruierten, brillant inszenierten und überraschend fesselnden und zusammenhängenden Ganzen zu vereinen. In fast 3 Stunden Laufzeit stecken so viele wunderbare Momente, so viele Themen, Gedanken, Ideen und Gefühle und belohnt wird das auch noch mit einem der schönsten Enden der Filmgeschichte. Fast bin ich versucht meiner Lobeshymne noch eins drauf zu setzen und schlicht zu sagen, dass Yang es irgendwie geschafft hat, hier das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, Widersprüchen und (teilweise) unbeantworteten Fragen festzuhalten. "Das Leben"-der Film quasi. Naja, auf jeden Fall war selten ein Film näher dran. Ich freu mich schon auf eine Zweit- (und Dritt- und Viert-...)-Sichtung.

                  Absolut grandioser Film, wer "Yi Yi" noch nicht gesehen hat, sollte sich den unbedingt ansehen. Wer hier weniger als 8 Punkte gibt, der verdient es nicht in Zukunft jemals von hinten abgelichtet zu werden - bzw. der wird wohl nie mehr als die halbe Wahrheit erfahren :).

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                  • TommyDeVito 23.10.2015, 12:47 Geändert 23.10.2015, 12:48

                    Ach, Leo soll sich doch nicht so anstellen... Hat Mark Hamill für "Empire strikes back" doch auch gemacht ;)

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                      TommyDeVito 22.10.2015, 20:18 Geändert 22.10.2015, 20:29

                      So, "Inception" habe ich nun mal wieder gesehen und nach der vermehrten Kritik in den letzten Jahren am Star-Regisseur - insbesondere im Bezug auf vermeintliche "plot holes", zu viel Exposition oder generell der sicherlich häufig überschwänglichen Fan-Verehrung von Christopher Nolan, welcher glaube ich auch auf dieser Seite der populärste Regisseur ist - musste ich einige seiner Werke noch einmal sehen. Schliesslich war Nolan für mich einer der ersten Filmemacher, die ich mit Namen kannte und mit dessen Werk ich mich ein bisschen "genauer" auseinandergesetzt hatte (zumindest im Vergleich zu früheren "Lieblingsregisseuren").
                      Und wie sich herausstellt, halte ich "Inception" immer noch für ein sehr, sehr gutes Werk. Unterhaltung auf höchstem Niveau und das wiederum mit einem intelligenten, ambitionierten Konzept. Vieles wurde schon zum Film geschrieben, aber ich bleibe mal bei bestimmten (teilweise sehr interessanten) Kritikpunkten, die dem Film häufig angekreidet werden:

                      Erstens wäre da das "Problem", dass Nolan hier eine Traumwelt darstellt, die angeblich zu wenig abgedreht, zu wenig surreal ist. Der Sex soll fehlen und alles wirkt wie im durchschnittlichen Action-Film statt wie in einem "richtigen" Traum, wie beispielsweise Terry Gilliam in einer humorvollen Bemerkung zum Film einmal sagte ("With ‘Inception,’ I wondered why all of the dreams were action movies. Don’t people have other dreams? And what’s interesting about the films are they are asexual. Maybe that’s the problem. Women can represent danger in them but no one seems to be having sex in these movies. In society overall, we have all this porn, 24 hours a day, so everyone can [masturbate] but I wonder is anyone having real sex anymore?"). Jedoch finde ich diese Sichtweise, falls sie wirklich als ernsthafte Kritik gemeint ist, eher unnötig, beziehungsweise dem Film wird damit ungerecht getan. Schliesslich ist das kein Fellini- oder sogar David Lynch-Film und ich hatte auch gar nicht einen Film erwartet, der wie eine 2-stündige Version der "8 1/2"-Eröffnungsszene gedreht ist. Das wäre dann wahrscheinlich näher dran gewesen an einem "richtigen" Traum, näher an dem wie sich ein Traum anfühlt und sicherlich auch künstlerisch mutiger. Gleichzeitig mit ziemlicher Sicherheit auch unglaublich langweilig. Und selbst Nolan könnte keinen 100-Millionen-Dollar-Blockbuster dieser Art auf die Beine stellen. Ein Film, der sich einem gewissen Thema annimmt, muss ja auch nicht zwingend dieses authentisch oder realistisch oder möglicherweise meinen eigenen Erfahrungen entsprechend (oder sonst etwas) darstellen. Und schliesslich ist das in diesem Zusammenhang sowieso fast unmöglich, da es sich eben um Träume handelt. Da stelle ich nicht den Anspruch, dass sich eine Traumszene oder -Sequenz auch so anfühlt, wie es auf mich, in MEINEN Träumen wirkt.

                      Da kommt für mich dazu, dass Nolan hier seine eigenen Regeln aufstellt und das stört mich nicht. Schliesslich ist der ganze Film wie ein Heist-Film aufgebaut und in solchen Filmen werden auch bestimmte Ausgangssituationen und Möglichkeiten geschaffen und (künstlich) konstruiert, welche erzählerisch dienlich sind (man denke nur an die berühmte Sequenz im ersten Mission Impossible-Film, wobei zuvor der Zugang zum Raum, die Problematik etc. erklärt wird und dies schliesslich spannungstechnisch perfekt ausgenutzt wird). Das Gleiche gilt für mich auch für die manchmal bemängelte, tatsächlich einen grossen Anteil der Dialoge ausmachende Exposition. Ja, hier wird viel davon gesprochen wie viele Stunden im Traum, denn nun wie viele Stunden in der Wirklichkeit ergeben. Oder ein Mitglied der Gruppe macht einen Fehler und die Voraussetzungen ändern sich und man diskutiert weiter darüber, was nun die zu beachtenden Regeln sind (Ellen Pages Figur fragt einmal "Moment mal...in wessen Traum sind wir denn jetzt eigentlich?" und fasst damit perfekt die Gedanken des Publikums zusammen ;)). Genau das aber ist häufig der Fall in Heist-Filmen, solange der Film keine komplett unglaubwürdigen Wendungen oder Erklärungen parat hat und die Spannung fast durchweg hoch ist, geht das für mich in Ordnung.

                      Ebenso wenig finde ich, dass dadurch die Figuren zu wenig ausgearbeitet sind bzw. dies dem Film schadet. Natürlich könnte man z.B. den Charakter Arthur (Joseph-Gordon-Levitt) schon fast als "personifizierte Exposition" bezeichnen und viele der Charaktere definieren sich tatsächlich bis zu einem gewissen Grad durch ihre Aufgaben. Aber da verweise ich wieder auf den typischen Heist-Film, der meist auch einer Gruppe Figuren ihre jeweiligen Charakter-Eigenschaften vor allem aufgrund ihrer versch. Aufgaben, Talente und teilweise kleinen Eigenarten (z.B. der "Hacker-Typ", der "ständig naschende, gutaussehende Brad-Pitt-Chef-Typ", der asiatische "Super-Ninja-Kampfsport-Akrobat-Typ" etc.) zuweist (wer erinnert sich noch an die ganzen, "vielschichtigen" Charaktere aus "Ocean's Eleven"?). Schliesslich nehmen sich solche Filme nie allzu ernst und bieten auch ein bisschen Humor und den meine ich auch hier in einem Film vom ach-so-humorlosen Nolan vorfinden zu können (ich denke dabei z.B. an einige Szenen mit Tom Hardy). Und wenn im dritten Traumlevel der Film kurz in einer Art James-Bond-Hommage ein bisschen abgebremst wird, dann merke ich das erst recht, dass Nolan hier nicht die Ambition hat einen überaus anspruchsvollen Kunstfilm zu drehen. Er ist sich schon bewusst, wie man das Publikum in einem so teuren Film gleichzeitig zum Denken anregt, ihnen aber auch genügend "Äktschn" bietet.

                      Wichtig ist hier insbesondere, dass die Hauptfigur und die zentrale, als Ausgangspunkt für die Geschichte dienende Beziehung und Vergangenheit zwischen Dom (DiCaprio) und Mal (Cotillard) etwas ausführlicher betrachtet wird. Entgegen meiner Erinnerung ist das auch der interessanteste und vielschichtigste/inhaltlich ergiebigste Teil des Films. Wie diese beiden Figuren langsam den Sinn dafür verlieren, was real ist und was nicht. Wie sie erfahren dürfen, was es heisst, Gott zu spielen und wie schnell dies unbedeutend und durch ihre Allmacht (...und weil sowieso alles "unecht" ist) langweilig wird. Wie Mal ihre Umwelt und selbst ihre Kinder schliesslich als Illusion, als Täuschung wahrnimmt und sie daran zugrunde geht. Die Entscheidung, die Dom in der meines Erachtens häufig falsch aufgefassten Schlussszene trifft. Alles toll. Cotillard mag hier nicht gerade die beste Leistung ihrer Karriere liefern (bedeutend schlimmer ist es im dritten Batman-Film), das Zusammenspiel mit DiCaprio ist hier dennoch insgesamt wundervoll.
                      Komischerweise hatte ich das ganz anders in Erinnerung, nämlich als an den Haaren herbeigezogene "Ausrede" für die Hauptfigur und ebenso als ziemlich aufgesetzte und übertriebene zusätzliche Dramatik. So kann man sich irren.

                      Noch etwas: Ich erinnere mich daran, wie ein Kritiker sich nach der Veröffentlichung des Films beklagte, dass die berühmte Szene mit der "sich zusammenklappenden" Stadt quasi "zu viel versprochen" hatte und der Film somit nicht allzu viele wirklich traumartige oder surreale Momente zu bieten hatte. Das halte ich aber für Quatsch, schliesslich gibt es hier einige (!) sehr kreative und selbstverständlich visuell fabelhaft umgesetzte Einfälle, die sich Nolan zu Nutzen macht, um den Zuschauer zu beeindrucken (wobei er gleichzeitig fast immer den Plot vorantreibt und nicht einfach nur auf Überwältigung durch grosse Effekte setzt). Und selbst wenn es nicht so viele sind und der grosse Teil des Films sich wie ein Thriller anfühlt (wie die meisten Nolan-Werke), selbst dann vermindert das nicht die Wirkung des Films, weil ich finde der Film funktioniert auf eine Art wie die Serie "Game of Thrones". Genau so wie "Game of Thrones" eine Fantasy-Serie ist, die eigentlich wenig "Fantasy" enthält und dadurch in bestimmten Momenten (z.B. wenn erstmals Drachen auftauchen) gerade dadurch mit "einfachsten" Mitteln fesselt, genau so wird in "Inception" immer mal wieder durch surreale Momente noch mehr beeindruckt, als wenn dies ständig wiederholt würde und die Wirkung verloren geht. Zusätzlich passt diese eher an die Wirklichkeit erinnernde Welt zur Frage "was ist real?", die sich auch Dom stellt.

                      Wahrscheinlich seltsam so viele Worte zu der Kritik am Film statt zum Film selbst zu verlieren :), aber was soll's. Die meisten Kommentare zu diesem Film sind sowieso zu kurz und teilweise schon fast nichtssagend, also geht das schon.

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                      • Wunderbarer, unterbewerteter Film vom guten Marty - Community-Bewertung von 6.6, ihr seid doch alle genau so verrückt wie Travis Bickle oder Max Cady! Tolle Schauspieler, Musik vom grossen Elmer Bernstein, wunderschöne Bilder und Kostüme und eine der letzten Titelsequenzen von Saul Bass. Interessant finde ich, dass Kameramann Ballhaus eine bestimmte Szene im Film als die "erotischste" bezeichnete, die er in seiner Karriere gedreht hat.

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                        • Platz 1 und 2 sind definitiv die richtige Wahl. Dass Cronos so schwach abschneidet, stimmt mich jedoch traurig :(
                          Und Hellboy 2 ist ein Musterbeispiel eines in fast jeder Hinsicht gelungenen und meiner Meinung nach dem Vorgänger überlegenen Sequels.

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                            TommyDeVito 16.10.2015, 18:22 Geändert 16.10.2015, 18:23

                            Schöne Bilder. Schöne Musik. Schöne Kleider. Schöne Farben. Schöner Rauch. Schöne Zeitlupen. Schöner spanischer Song gesungen mit schönem Akzent von der schönen Stimme des Nat King Cole. Schöne Stille. Schöne Einsamkeit. Schöne melancholische Stimmung. Schöne Emotionen. Schöne Menschen. Schöner Film. Schön, schön, schön, schön. Mehr fällt mir zu "In the mood for love" nicht ein, ist aber auch nicht tragisch, denn es ist ein Film der fast alleine durch die fantastischen Bilder, die wunderbare Musik und das zurückhaltende, reduzierte Schauspiel von Maggie Cheung und Tony Leung fasziniert (...und viel länger als mein ziemlich kurzer Kommentar werden die Dialoge im Drehbuch auch nicht gewesen sein ;)). Freu mich auf jeden Fall auf "Fallen Angels", den ich in den nächsten Tagen anschauen werde, hoffentlich können mich andere Werke von Wong Kar-Wai ebenso verzaubern.

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                            • TommyDeVito 15.10.2015, 11:28 Geändert 15.10.2015, 11:30

                              War es nicht sogar so, dass James Cameron, ein guter Freund von ihm, das Lösegeld gezahlt hat? Wenn ich mich richtig erinnere, hat Cameron eine Million Dollar gezahlt.

                              • "The original "Texas Chainsaw Massacre", very little blood...as famously demonstrated by the fact that James Ferman, the then-chief censor, tried to cut it and discovered that no matter what he took out of it, it made absolutely no difference. And he banned it on three seperate occasions because he could not cut the relentless air of terror out of the film. Now THAT is a classic horror movie."
                                -der englische Filmkritiker Mark Kermode

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                                • TommyDeVito 14.10.2015, 09:40 Geändert 14.10.2015, 09:42

                                  "House" ist so schrill, über- und abgedreht, den musste ich nach 15-20 Minuten abbrechen (auch wenn andere ihn dafür lieben). Schöne Liste, "The Innocents" bleibt für mich der Höhepunkt dieses Subgenres. Der spanische "Das Waisenhaus" gefällt mir von diesen Filmen in den letzten Jahren am besten, "The Innkeepers" ist aber auch gut. Bleibt zu hoffen, dass der Produzent von ersterem mit seinem bald startenden Film wieder einen grossartigen Film im Genre (Horror - nicht nur Haunted-House) abliefern kann, denn zumindest meiner Meinung nach gab's schon seit einigen Jahren keinen wirklich überragenden Horror-Film mehr, auch wenn einige das anders sehen mögen. Enttäusch mich nicht Guillermo :)

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                                    TommyDeVito 10.10.2015, 02:05 Geändert 10.10.2015, 02:27

                                    In "Sansho the Bailiff" wird ein Familienvater und Gouverneur einer Provinz verbannt aufgrund seines gerechten, gutmütigen Verhaltens, welches ihm gegenüber seinen Untergebenen grossen Respekt und Ehrfurcht verschafft hat, aber gleichzeitig den Anweisungen seiner Vorgesetzten widerspricht. Noch bevor er sich von seiner Familie trennen muss, versucht er seinen Kindern Anju und Zushio noch einmal zu vermitteln, dass jeder Mensch ein Anrecht auf Freiheit hat und dass nur Mitleid, Empathie und Barmherzigkeit ein friedliches Zusammenleben ermöglichen in einer Welt, die sowieso schon voller Leid und Ungerechtigkeit ist ("Without mercy, man is like a beast. Even if you are hard on yourself, be merciful to others. Men are created equal. Everyone is entitled to their happiness.").

                                    Und genau so eine erbarmungslose, kalte Welt lässt Regisseur Kenji Mizoguchi den Zuschauer fast über die ganze Laufzeit von etwa 2 Stunden spüren ("I have found that humans have little sympathy for things that don't directly concern them. They're ruthless. Unless those hearts can be changed, the world you dream of cannot come true.").
                                    U.a. auch durch einige Gewaltszenen, die zwar nie graphisch gezeigt, aber abseits der Kamera anhand von zu hörenden schmerzerfüllten Reaktionen der Gepeinigten vielleicht eine noch grössere Wirkung entfalten, da sie in der Vorstellung des Zuschauers wohl noch bedrückender und vielleicht auch noch brutaler sind. Die beeindruckenden, wunderschönen (Landschafts-)Aufnahmen - inkl. perfekt eingesetzten Überblenden, Kamerafahrten und einem bewusst ruhigen, jedoch fesselnden Erzählrhythmus - stehen dabei häufig in starkem Kontrast zu den tragischen Hauptfiguren, die von einem Unglück ins nächste gelangen, während hier irgendwann kaum jemand - inkl. dem Zuschauer - noch an das "Gute" glaubt im Menschen, in einer Welt in der Folter und sonstige Gewalt, Zwangsprostitution und Menschenhandel als "normal" angesehen werden und tagtäglich etliche Leute diesen Ungerechtigkeiten ausgesetzt sind.

                                    So wird es auch immer schwieriger für die Kinder, die Bitten und idealistischen Wünschen ihres Vaters zu (be-)achten und trotz den erlittenen Qualen den Mitmenschen mit solchem Respekt und Gütigkeit zu begegnen. Dies wird durch die Situation, in der sich die Figuren befinden, deutlich erschwert, da Nicht-Gehorsam - selbst bei einem Befehl, der ebenso solches "falsches" Verhalten enthält - mit noch mehr Leid einhergeht, was schliesslich zur Desillusion des Sohnes Zushio führt. So ganz ohne Hoffnung und Erbarmen ist die gezeigte Welt dennoch nicht und so ist der Film sowohl erschütternd als auch irgendwo erhebend, was ganz besonders für das grandiose, hoch emotionale Ende gilt. Dazu werden wie in "Ugetsu" märchenhafte Elemente verwendet, was zur Geschichte passt, die auf einer japanischen Legende basiert.

                                    Was das Schauspiel angeht, das ist mir in manch einem japanischem Klassiker, oder generell eigentlich manchen asiatischen Filmen, ein bisschen zu, äh, übertrieben (siehe z.B. die weibliche Darstellerin im trotzdem grossartigen "Rashomon"). Hier ist das aber ein Segen für den Film, denn die nur in wenigen Szenen richtig hervorquellenden Gefühle entfalten so ihre Wirkung noch effektiver.
                                    Ein mitreissender, meines Erachtens unglaublich berührender und fantastisch umgesetzter Film, dessen (vorher angesprochenes bzw. "angeschriebenes" ;-)) Ende sich wohl für immer in mein Gedächtnis eingebrannt hat und das ist auch gut so. Sollten andere Werke von Mizoguchi auch nur halb so überragend wie "Ugetsu Monogatari" oder "Sansho the Bailiff" sein, dann kann ich mich nur "virtuell" vor diesem Filmemacher verbeugen. Aber eigentlich kann ich das jetzt schon.

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                                    • "Nach extrem strapaziösen Dreharbeiten bringt Coppola 1979 mit Apocalypse Now sein drittes Meisterwerk in die Kinos"
                                      VIERTES Meisterwerk. Oder sind hervorragende Kritiken, Klassikerstatus, ein Palme D'Or-Gewinn, eine Aufnahme ins "National Film Registry" und Gene Hackmans vielleicht grösste schauspielerische Leistung etwa nicht gut genug :(?

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                                      • "Findet Dorie - 17.06.2016 (Deutschland: 29.9.)"
                                        Mir geht gerade das Gleiche durch den Kopf wie dem herunterfallenden Petunientopf in "Per Anhalter in der Galaxis"

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                                          TommyDeVito 08.10.2015, 01:09 Geändert 08.10.2015, 17:43

                                          Seit langem wieder mal gesehen und wiederum zutiefst beeindruckt. Scorsese schafft es hier wie in meiner Meinung nach keinem anderen Werk von ihm eine Sogwirkung zu kreieren, welche fast ausschliechlich durch die brillante Verbindung von Musik und (wunderbarsten stilvollen Schwarz-Weiss-)Bildern verhindert, dass auch nur für eine Sekunde Langeweile aufkommt. Und das obwohl der Zugang zu den Charakteren durch das atmosphärisch umgesetzte soziale Milieu mitsamt kriminellen Leuten, welche stets an Filme wie "Mean Streets" oder den späteren "GoodFellas" erinnern, allgegenwärtiger Gewalt (welche im Ring, auf der Strasse oder Zuhause ausgelebt wird) und insbesondere der sturen, unsympathischen Hauptfigur nicht so leicht gemacht wird. Selbst einfachste Bilder wie De Niro im Boxring zu Beginn, der in Zeitlupe umherhüpft, während der knallrote Titel erscheint, sind schlicht umwerfend. Dabei ist für mich die kleine ausnahmsweise farbige Montagesequenz das eigentliche Herzstück des Films, könnte ich mir hunderte Male ansehen.

                                          Zur Leistung De Niros ist eigentlich schon alles gesagt, jedoch sollten u.a. auch Pesci und Cathy Moriarty hervorgehoben werden, schauspielerisch haut das einfach nur rein, so wie De Niro im Ring eben, denn schliesslich trainierte er so lang mit LaMotta bis dieser fand, dass De Niro genug gut wäre für eine Profikarriere. Nicht schlecht Mr. "method act(or)". Was mir erstmals richtig aufgefallen ist, ist wie lustig der Film trotz der Thematik ist. Vor allem die (teilweise stark improvisierten) Sticheleien und gegenseitigen Schimpftiraden der beiden Brüdern sind sehr witzig und da ist es auch kein Wunder das spätere De Niro/Pesci/Scorsese Kollaborationen ebenso ziemlich gut ankamen, auch wenn die drei dafür Nasen-, Rippen- und vielleicht noch sonstige Brüche und Verletzungen in Kauf nehmen mussten :).

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                                          • TommyDeVito 05.10.2015, 15:10 Geändert 05.10.2015, 15:25

                                            Also eine Verfilmung eines Coen-Brüder Drehbuchs (Regie dabei nicht durch die Brüder selbst), das für einmal nicht gemischte oder negative Kritiken erhält? Ok, klingt vielversprechend. Freue mich trotzdem mehr auf "The BFG", wenn Begriffe wie "Patriotismus" und "Feel-Good" im Zusammenhang mit einem Spielberg-Drama mit geschichtlichem/politischem Hintergrund genannt werden, macht mich das (etwas) skeptisch.

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                                              TommyDeVito 05.10.2015, 14:37 Geändert 05.10.2015, 15:18

                                              Spoiler enthalten

                                              Oh je... Die Bewertungen meiner moviepilot-Freunde, die den Film gesehen haben, sind allesamt zwischen 8 und 10 Punkten. Vorhersage 8 Punkte, Durchschnittsbewertung der Kritiker: 8.3, Community: 7.7. Platz 16 auf der Sight and Sound-Liste der besten Filme aller Zeiten, Bressons Film gilt als Meisterwerk des Weltkinos...
                                              ...und ich Kunstbanause kann beim besten Willen nicht verstehen, was genau diesen Film zum überragenden, tiefgründigen Meisterwerk macht/machen soll :/ (oder bin schlicht und einfach anderer Meinung).

                                              Erst einmal muss ich sagen, dass meine Ansicht zu Bressons eigenwilligem minimalistischen visuellen Stil zwar insgesamt positiv ist - schon alleine deshalb, da er so weit ging, einen Film so, äh, radikal (muss man schon fast sagen) aufs Wichtigste, aufs Wesentliche zu reduzieren. Auch die elliptische Erzählung und ebenso eine visuelle Umsetzung, die manchmal Dinge nicht zeigt/offen lässt und/oder dadurch Interpretationen ermöglicht, das ist auch ziemlich beachtenswert. Jedoch kommt das bei mir nicht immer an, erst recht nicht auf einer emotionalen Ebene und im schlimmsten Fall wirkt der einfache Stil und die Reduktion (z.B. der Musikverwendung) dann sogar eher langweilig. So fand ich "Pickpocket" einerseits durch die Umsetzung ziemlich faszinierend, wirklich mitreissen konnte mich der Film aber nicht. "Tagebuch eines Landpfarrers" konnte mich emotional nicht erreichen, obwohl ich die Thematik und Geschichte mochte. Und im inhaltlich grossartigen "L'argent" war die Herangehensweise von Bresson zwar grösstenteils dienlich und wirkungsvoll - vor allem im grandios bitterbösen Schlussakt - aber teilweise war die Optik auch schlicht ohne Abwechslung und die Handlung nicht immer sehr involvierend. Einzig "Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen" hat mich wirklich umgehauen, weil die Thematik perfekt zu Bressons Stil passt und sich überraschend gut für spannungsgeladene Szenen eignet, ein grossartiger Film.

                                              "Au Hasard Balthasar" konnte mich hingegen kaum überzeugen. Die Grundidee, einen Esel zur Hauptfigur zu machen und diese - ohne diesen ganz (!) zu vermenschlichen und z.B. sogar eine Stimme oder so etwas in der Art hinzuzufügen - die Geschichte erleben zu lassen (wobei zur Figur der Marie interessante Parallelen sind), dabei zu versuchen sich mit ernsthaften, existenziellen Themen auseinanderzusetzen, all das klingt ja vielversprechend. Schlussendlich bleibt für mich aber nicht mehr übrig, als eine Geschichte, die sowohl Balthazar, als auch weitere Figuren möglichst viele Qualen und unangenehme Situationen durchmachen lässt, ohne dass ich hier wirklich zum Nachdenken angeregt oder erst recht nicht berührt werde. Die religiöse Symbolik, die Darstellung Balthazars als christusähnliche Figur, das ist ja alles ziemlich offensichtlich, die Genialität darin erkennen kann ich leider nicht. Dass ein Regisseur Symbolik verwendet, das mag ich, schliesslich bietet das Medium Film mehr Möglichkeiten zur Erzählung als eine geradlinige Handlung mit einfacher Botschaft am Ende. Trotzdem schnalle ich es nicht. Zeigt der Film, dass unsere Welt voll von Leid und Qualen und häufig ungerecht ist und (anhand von vor allem Marie und Balthasar) manchmal die "Falschen" trifft, also auch eine "unschuldige Seele"?

                                              Naja, sollte es so sein, eine Offenbarung ist das für mich natürlich nicht. Soll das von vielen hochgelobte Ende mit der wiederum vorhanden religiösen Symbolik zeigen, dass Balthasar im Tod nun zumindest Erlösung gefunden hat und werden deshalb (vor allem im Zusammenhang mit dieser Szene) Wörter wie "spirituell" verwendet? Wörter zu denen ich kaum Bezug habe, sie vielleicht sogar zu wenig verstehe? Hm. Wie so oft, wenn ein Film mit Worten wie "spirituell", "mystisch" oder "transzendental" beschrieben wird, erkenne ich auch hier nicht die angebliche Vielschichtigkeit und den (möglichen) Tiefgang. Fehlt mir hier einfach das Interesse an oder (ausführlichere) Wissen über Religion? Philosophie? Oder fehlt der Glauben selber (kann es ja wohl kaum sein...)? Bin ich nicht gut darin die Wirkung und Bedeutung eines Films in den Bildern selbst zu erkennen? Brauche ich eine konkretere, zugänglichere Handlung?

                                              Auf jeden Fall spricht mich das auf der Gefühlsebene einfach kaum an, der traurigste Film aller Zeiten ist das für mich sicherlich nicht. Oder ich bin durch die (Hollywood-)Dramen mit den pathetischen Soundtracks und der teilweise aufdringlichen Inszenierung so "konditioniert" worden, dass ich einen Film, der sich so zurücknimmt und deutlich weniger manipulativ ist, einfach nicht mehr berührend finden kann. Mitleid habe ich für den Esel schon, aber weniger als Figur im Film als im echten Leben. Denn wenn hier ein Stück Papier am Schwanz des Tieres angemacht und entzündet wird oder auf den Esel eingeprügelt wird, dann kann das häufig schlicht nicht gestellt sein. Würde mich zwar nicht als Tierfreund bezeichnen und habe auch schon Filme hochgelobt, die mit Tieren ebenso wenig zimperlich umgehen (Apocalypse Now finde ich grossartig), aber muss Bresson wirklich ein Tier quasi in etlichen Szenen - eigentlich von Beginn an bis zum Schluss der Handlung - *richtig* quälen, nur um uns eine Geschichte über Unrecht und Leid in der Welt zu erzählen? Ist das nicht ein bisschen widersprüchlich, vor allem wenn hier ein Tier im Zentrum steht (egal ob damit Bezug auf die Menschheit gemacht wird)? Man soll mir meine Ignoranz verzeihen...

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                                                TommyDeVito 04.10.2015, 18:15 Geändert 04.10.2015, 18:17
                                                über Lava

                                                Eher uninteressanter, aber selbstverständlich schön animierter Kurzfilm zu (bzw. vor) "Inside out", der im Vergleich zu einigen anderen früheren Kurzfilmen des Studios deutlich abfällt. Meh.

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                                                  TommyDeVito 04.10.2015, 17:33 Geändert 04.10.2015, 17:54

                                                  So, das war er also, der hochgelobte "Inside out" oder "Alles steht Kopf". Direkt nach der Sichtung muss ich feststellen, dass ich den Film (momentan) irgendwo im Pixar-Mittelfeld einreihen würde, zu grossartigen Werken wie "Toy Story", "die Unglaublichen", "Up" oder "Wall-e" kann er sich für mich (noch) nicht einreihen. Der Grund, weshalb ich hier Worte wie "momentan" oder "noch" verwende, ist der, dass bspw. die drei letztgenannten Filme mich bei einer Erstsichtung allesamt nicht so überzeugt haben. "Up" - ebenso von Pete Docter - war für mich bei weitem nicht so berührend, wie er wohl für andere war und der grössere Fokus im zweiten Teil auf Action, Abenteuer und Humor (u.a. sprechende Hunde) gefiel mir eher weniger. "Wall-e" hatte ebenso eine deutlich beeindruckendere erste Hälfte und auch hier wurde im zweiten Teil weniger riskiert, während die Action- und Humor-Anteile stiegen. In "die Unglaublichen" fand ich weder den Humor besonders lustig, noch die Action wirklich mitreissend und lange war ich verwundert darüber, wie sehr manche Leute diese Superhelden-Truppe abfeiern.

                                                  Nun soll man mich aber nicht falsch verstehen, diese Urteile beziehen sich eben auf die Erstsichtung und jeden dieser Filme habe ich mittlerweile mit der vollen Punktzahl bewertet (Kurzfassung: "Up" und "Wall-e" sind in der ersten Hälfte tatsächlich mutiger und beeindruckender, dass es aber ein bisschen leichtherziger und humorvoller wird, tut diesen Filmen aber gut und das Gesamtwerk ist trotzdem überragend. "Die Unglaublichen" hat mich Jahre später mit viel Charme und krachenden Actionszenen überzeugt, die es mit jedem Live-Action-Action-Film aufnehmen können - wie konnte ich den damals nicht mögen??). Langer Rede kurzer Sinn, für "Inside out" gibt es bei mir noch Luft nach oben (...so wie es für mich bei "Oben" schon Luft nach, ähem, oben gab...get it? Anyone? No?). Dieses Potenzial bezieht sich auch auf die Originalfassung im Vergleich zu der von mir gesehenen Synchronfassung, welche sicherlich gelungen ist, aber wenn ich mir nur schon Clips mit der Stimme Amy Poehlers ansehe bzw. -höre, wirkt das schon weitaus charmanter und witziger - viele Gags verlieren generell meines Erachtens in deutschen Fassungen sowieso an Wirkung oder gehen im schlimmsten Fall schon fast ganz verloren (habe ich erst letztens wieder gemerkt, als ich "Monster AG", den ich immer schon mochte, in der Originalfassung sah und weit häufiger und lauter lachen musste).

                                                  Nun aber zum Film: Wie schon bei Pete Docters Film "Monster AG", schafft es der Film eine eigene Welt zu kreieren, die wie ein Betrieb, eine grosse Firma mit unzähligen Arbeitern, dargestellt wird, welche in versch. Bereiche unterteilt ist. Das ist überaus kreativ und die Macher schaffen es eine gute Balance herzustellen, einerseits aus Ideen, die Kindern durch ihre Einfachheit und Universalität eine schnelle Identifikation ermöglichen (u.a. ein unsichtbarer Freund oder ein Clown, als eine der Ängste, des Mädchens), andererseits eher gewagte, z.T. auch absurde Sachen (man denke nur an den wunderbaren Bereich für abstrakte Gedanken), die wohl eher an ein erwachsenes Publikum gerichtet sind. Die Geschichte selbst ist ziemlich simpel, der Ausgang in meinen Augen ziemlich vorhersehbar, doch das Ende hat die emotionale Wirkung nicht verfehlt. Ist schon komisch, wenn man als erwachsener Mann mit fast ausschliesslich kleinen Kinder zwischen etwa 6-12 Jahren im Kino sitzt und die Tränen zurückhalten "muss" :).

                                                  Einziges kleines Manko, ist für mich, dass einige Ideen eher uninteressant und uninspiriert wirken (z.B. manche Persönlichkeitsbereiche) und manche Stereotypen bedient werden (der Vater ist unachtsam und mag Sport, während die Mutter von einem Latino-Typen träumt und den Mann braucht, um mal ein Machtwort zur Tochter zu sprechen...). Jedoch sind hier so viele Ideen hereingesteckt worden, dass ersteres nicht besonders stört, während die Stereotypen natürlich bewusst gewählt worden sind und wohl auch helfen, den Zugang zu der familiären und schulischen Situation zu ermöglichen. Und schliesslich muss so etwas ja auch nicht so weit von der Wahrheit entfernt sein, denn wie viele Väter mögen keinen Sport und sind nie unachtsam ;-)?
                                                  Insgesamt vor allem wegen des emotionalen Schlussaktes und der einfachen, aber auch positiven Botschaft am Ende ein guter Film von Pixar, wie gesagt für mich momentan noch kein überragendes Werk des Studios.
                                                  EDIT: Das 3D ist übrigens für die Katz.

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                                                  • TommyDeVito 03.10.2015, 15:03 Geändert 03.10.2015, 15:17

                                                    "Vom Winde verweht", weil 4 Stunden gähnende Langweile, ebenso "Scarface", kein Film nervt mich mehr. Aber dann bestünde die Gefahr, dass ich mir sie sowieso (nochmals/erstmals) anschauen würde - sind ja "Klassiker" - also lasse ich das lieber mit dem Löschen, sonst lande ich noch in meinem Unterbewusstsein zusammen mit Tony Montana und Scarlett O'Hara und versuche vergeblich Tom Wilkinson davon abzubringen, diese Erinnerungen nicht zu löschen.

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