Ansi - Kommentare

Alle Kommentare von Ansi

  • 10

    Die Erwartungen sind unbeschreiblich. Eine der bedeutendsten Filmreihen der letzten Jahre erhält ihre Vollendung.

    Mit „Batman Begins“ erhielt der Dunkle Ritter seine Würde zurück. Nichts war mehr übrig von Strumpfhosen oder dem völlig überzogenen und neonfarbenen Gotham. Eine Steigerung erfuhr dieser ungewohnt realistische Ansatz mit einem monumentalen Film, der das Genre der Comicverfilmungen mit einer komplexen Story und tiefgründigen Charakteren über Nacht komplett auf den Kopf stellten sollte.

    Wie aber könnte man einen Film wie „The Dark Knight“ steigern? Eigentlich ein hoffnungslosen Unterfangen, hätte man für diesen Film nicht wieder einmal den poetischsten Mainstreamregisseur Hollywoods gewinnen können. Christopher Nolan („Inception“), der die klassische Schule von selbstproduzierten Kleinwerken und Arthouse-Filmen durchschritt, schafft etwas Großes. Dabei besteht der Anspruch seiner Arbeit nicht darin alles bisher Dagewesene zu übertrumpfen, es geht um den runden und konsistenten Abschluss seiner dreiteiligen epochalen Erzählung.

    „The Dark Knight Rises“ IST das passende und monumentale Ende dieser brillanten Trilogie.

    Christopher Nolan gelingt es, innerhalb von 164 Minuten den Rahmen einer Comicverfilmung voll zu strapazieren. Ein Aufeinandertreffen zahlreicher Handlungsstränge und Charaktere macht den Film zu keiner einfachen Lektüre, eine zweite Sichtung kann entsprechend sicherlich nicht schaden. Die Erzählung wird konzentriert und gewohnt düster präsentiert. Allein eine Handvoll Späße und Gags finden Platz in dieser sonst überwiegend melancholischen, nachdenklichen und teils pessimistischen Geschichte.

    Es ist Jahre her, dass sich Batman zurückzog. Er opferte sich, um ein Gedenken an die guten Taten Harvey Dents zu ermöglichen. Bis der Terrorist Bane auf den Plan tritt und die Stadt in eine gefährdete Kriegszone verwandelt.

    Nolan hält uns mit seinem Film einen Spiegel der heutigen Gesellschaft vor. Aus der märchenhaften Darstellung Batmans in den Detektiv Comics vor mehr als siebzig Jahren wird eine beängstigend realistische und metaphorische Betrachtung der Welt. Im Rahmen der spielfilmischen Abstraktion lädt Nolan ein großes Pfund sozialkritischer Betrachtungen auf das Genre der Comicverfilmungen. Damit kratzt er bereits gewaltig an den Grenzen des genregerechten Fassungsvermögens von Konsum-, Gesellschafts- und Kapitalismuskritik. Der zu betrachtende Mikrokosmos, die Stadt Gotham, ist gefährlichen Terroristen ausgeliefert und die schützenden Organe aus Polizei und Militär sind kaum in der Lage, sich gegen das aufkommende Übel aufzulehnen. Antagonist Bane besitzt ganz sicher nicht die anarchistische und psychologisch bemerkenswerte Prägung eines Jokers, allerdings ist er der erste Gegner der in der Lage ist Batman zu brechen. Die von Christopher und Jonathan Nolan erdachte Story gibt trotz aller Bekundungen um Krisen im gesellschaftlichen Miteinander und die Anarchie selbsternannter Befreier allerdings Hoffnung. Das versöhnliche Ende zeigt, dass es keinen maskierten Helden braucht, der sich über das Gesetz und die Verfügungsbereiche der Polizei stellt und moralisch immer nur wenige Schritte von denen entfernt ist, die er zu bekämpfen versucht. Es braucht vielmehr die weißen Ritter, ob als Staatsanwalt oder einfacher Polizeiofficer.

    Aus technischer Sicht kann man dem Film erwartungsgemäß keine Vorwürfe machen. Es ist zudem ein Segen, dass Nolan wie immer auf eine 3D-Auswertung verzichtet. Zahlreiche traumhafte Einstellungen Gothams und eine gefühlte Steigerung in jeder noch monumentaleren Kamerafahrt setzen eine technische Referenz. Wally Pfister ist ein herausragender Kameramann und dies stellt er hier entsprechend umfangreich zur Schau. Die zahlreichen Actionszenen sind durchweg hochwertig choreographiert und inszeniert und gipfeln in unfassbar intensiven Kämpfen zwischen Batman und Bane, die in ihrer Gestaltung als grobe Faustkämpfe einen gefälligen Retrocharme verströmen. Aber auch die Zeit für ruhige beziehungsweise nachdenkliche Szenen findet sich immer wieder. An diesen Stellen lässt der Film nur wenig von seinem bemerkenswerten Tempo, bringt aber die nötige Emotionalität in die ansonsten sehr technokratisch gestaltete Inszenierung. Einzig die Filmmusik hinterlässt einen gespaltenen Eindruck. Komponist Hans Zimmer entfernt sich nach dem Ausstieg von Kollege James Newton Howard („I am Legend“), der seines Zeichens für die sensiblen Melodien zuständig war, noch weiter von jeglicher Melodiösität und setzt fast durchgehend auf eindringliche Percussion. Im Film ist dies sicherlich zweckdienlich und den jeweiligen Situation angemessen, als alleinstehendes Werk funktioniert der Score aber nicht.

    Es ist ein Leichtes, besondere Vorzüge Nolans in der Wahl der Schauspieler zu erkennen. Da die Anzahl wichtiger Charaktere in diesem Film besonders hoch ist, greift er fast auf die gesamte Setzliste bisheriger Filme zurück. Christian Bale („American Psycho“) in der Hauptrolle des Batman spielt gewohnt routiniert. Die gewisse Distanziertheit und Kühle, die seine Interpretation der Rolle schon die gesamte Trilogie über trägt, wahrt er auch hier. Man kann ihm vorwerfen, nicht als Identifikationsfigur zu taugen, die Ungewissheit und tiefe Verletzlichkeit, gepaart mit Selbstüberschätzung und Arroganz, stehen ihm aber stets ins Gesicht geschrieben. An seiner Seite spielen wie gewohnt der über jeden Zweifel erhabene Sir Michael Caine („Gottes Werk und Teufels Beitrag“), Morgan Freeman („Die Verurteilten“) als Lucius Fox und Gary Oldman („Léon - Der Profi“) als Commissioner James Gordon. In einer größeren Nebenrolle ist außerdem Joseph Gordon-Lewitt („(500) Days of Summer“) als heldenhafter weil hoffnungsvoller Officer John Blake zu sehen. Die Rolle von Antagonist Bane wird von Tom Hardy („Inception“) gespielt. Er verleiht seiner Rolle, trotz der Beschränkungen durch die einnehmende Maske, eine furchterregende, gewaltige und ausgesprochen physische Ausstrahlung. Einzig an der nicht ganz glücklich gewählten deutschen Synchronstimme kann man sich stören, da diese durch die besonders akzentuierte Sprechweise etwas deplatziert wirkt. Aus dem Schatten eines Heath Ledger wird Hardy außerdem nicht hervortreten können, was aber mit Nichten seinem schauspielerischen Talent geschuldet ist. Besonders überrascht wird man allerdings von Anne Hathaway („Der Teufel trägt Prada“). Im Vorfeld gab es viele Bedenken der Fans bezüglich der Figur der Catwoman (Spin-off Gefahr), ihre gut in die Erzählung eingebaute Rolle spielt Hathaway aber sehr gelungen. Marion Cotillard („Big Fish - Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht“) ist nett anzusehen, bleibt aber zumeist blass, da ihre Rolle erst im Schlussteil des Films wirklich an Bedeutung gewinnt. Zudem sind in besonderen Rollen weitere „alte Bekannte“ zu bestaunen. Hier zeigt sich auch noch einmal die Konsistenz der Filmreihe. Durch wiederkehrende Handlungsstränge, Passagen, Charaktere und Handlungsorte wird das Gesamtwerk mit Bezug zum Batman-Universum besonders überzeugend und glaubwürdig.

    Insgesamt gesehen ist Christopher Nolan ein toller Film gelungen. „The Dark Knight Rises“ ist der gelungene Abschluss dieser fantastischen Trilogie. Es gelingt das Gleichgewicht aus fordernder Story und bester Actionunterhaltung, auch wenn dem Film die Leichtigkeit üblicher Sommerblockbuster fehlt. Die vielen Charaktere und Handlungsstränge setzen eine gewisse Konzentration voraus, das alles arbeitet aber auf ein geniales und dramaturgisch perfekt konstruiertes Ende hin, mit dem Nolan allen Fans und sicherlich auch den Verantwortlichen von Warner Bros. einen großen Gefallen getan hat. Schauspielerisch und technisch bewegt sich der Film gewohnter Maßen auf einem unvergleichlich hohen Niveau.

    Es bleibt nur zu hoffen, dass von Nolans Trilogie mehr als die Erinnerungen an einen tragischen Amoklauf übrig bleiben. Die Batman-Reihe ist ein Kunstwerk und steht beispielhaft für die Faszination Film, sie lädt zum Träumen und Fantasieren ein. Es muss uns grausen vor dem Tag, an dem Regisseure die Unschuld des Mediums und die metaphorische Macht der Bilder nicht mehr frei entfalten dürfen…

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    Schon gewusst: Die Produktionskosten des Films werden auf ungefähr 250 Millionen US-Dollar geschätzt.

    Anfangs schrieb David S. Goyer („Unsichtbar – Zwischen zwei Welten“), wie schon bei „The Dark Knight“, zusammen mit Christopher Nolan am Drehbuch. Als allerdings die Arbeit an einer neuen Superman-Verfilmung bekannt gegeben wurde, widmete sich Goyer diesem Projekt. Unterstützt wurde Nolan seitdem von seinem Bruder Jonathan.

    Die Spieler von Gothams Football-Team sind eigentlich Spieler der Pittsburgh Steelers, einer Mannschaft aus der amerikanischen Profiliga NFL.

    Einige Szenen des Films wurden wieder im IMAX-Format gefilmt. Da die speziellen Kameras sehr groß und laut sind, werden aber ausschließlich Szenen ohne Dialoge beziehungsweise lautere Szenen im IMAX-Format aufgenommen. Ein Double von Anne Hathaway zerstörte bei einem Unfall eine der teuren Kameras. Ungefähr vierzig bis fünfzig Minuten des Films existieren im IMAX-Format.

    Aufgrund des Amoklaufs gab Warner Bros. bisher keine Zahlen im Box-Office bekannt, Analysten gehen allerdings von Einnahmen von rund 160 Millionen US-Dollar am Startwochenende aus. Damit belegt der Film immerhin Platz drei hinter „Marvel’s The Avengers“ und „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 2“, zwei durch einen 3D-Aufschlag verteuerten Filmen. Bisher spielte der Film insgesamt knapp 290 Millionen Dollar ein.

    Der Film basiert unter anderem auf den Comics „Der Sturz des Dunklen Ritters“ (1993), „Batman – Die Rückkehr des Dunklen Ritters“ (1986) von Frank Miller („SinCity“) und „No Man's Land“ (1999).

    Komponist James Newton Howard erhielt das Angebot, wie schon bei den zwei Vorgängerfilmen, gemeinsam mit Hans Zimmer die Filmmusik zu gestalten. Howard lehnte allerdings ab, da er sich aufgrund der sehr guten Beziehung zwischen Nolan und Zimmer als „drittes Rad am Wagen“ fühlte.

    Die Kritiken zum Film fallen überwiegend gut aus. Die Internetcommunity Rotten Tomatoes verzeichnet eine sehr gute Bewertung von 86 Prozent beziehungsweise einer Zuschauer Bewertung von 93 Prozent. Metacritic vergibt 78 von einhundert möglichen Punkten. Die Internet Movie Database weist eine kumulierte Bewertung von herausragenden 9.1 Punkten aus. Kritiker Roger Ebert, von der Chicago Sun-Times, verleiht dem Film drei von vier möglichen Sternen.

    Spaß: 

    Action: ***
    Spannung: **
    Gefühl: **
    Anspruch: **
    Kreativität: *

    8
    • 10

      Der Film "Forrest Gump" gilt zurecht als ein Meilenstein der jüngeren Filmgeschichte und darf schon heute als echter Klassiker bezeichnet werden.

      Es ist einfach umwerfend mit welchen Storyideen der Film von Regisseur Robert Zemeckis ("Zurück in die Zukunft 1-3") aufwarten kann; immer im emotionalen Wechsel zwischen Drama und Komödie. Es ist wirklich schön zu sehen, mit wieviel Liebe zum Detail der Film historische Ereignisse, Zusammenhänge und original Filmaufnahmen integriert. Beachtlich ist, dass der Streifen einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren umspannt, ohne dabei langatmig zu wirken, wichtige Passagen auszulassen oder den oft genialen historischen Zusammenhang zu verlieren. Bestes Beispiel ist, dass der Watergate-Skandal durch Forrest Gump aufgedeckt wurde, was Präsident Nixon zum Verhängnis wurde und dem ein oder anderen Zuschauer in dieser historisch wahrscheinlich eher zweifelhaften Ausführung neu erscheinen mag...

      Von der genialen Story abgesehen ist Tom Hanks ("Der Soldat James Ryan") als Forrest Gump natürlich eine Wucht. In seiner bisher besten Rolle brilliert er als zurückgebliebener Ewigjunger und spielt seine Figur so liebevoll und natürlich, dass es eine wahre Freude ist ihm dabei zuzusehen. Auch die Besetzung der Nebenrollen sollte nicht vergessen werden, da besonders der gelungene Cast die Homogenität, Natürlichkeit und Liebenswürdigkeit des Films fördert.

      Zusammenfassend kann man sagen, dass "Forrest Gump" ein großes Stück Kinogeschichte ist. Der Film glänzt mit einer außergewöhnlichen und abwechslungsreichen Story, tollen Schauspielern, einem schönen Soundtrack und genialen historischen Verweisen. Diesen Film kann man sich ohne Frage immer wieder genüsslich angucken, entdeckt dabei aber jedesmal neue liebenswerte Details und interessante Querverweise.

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      Schon gewusst: Der Film "Forrest Gump" war dreizehn Mal für den Oscar nominiert. Ausgezeichnet wurde Tom Hanks als Bester Hauptdarsteller, Robert Zemeckis für die Beste Regie, der Film wurde außerdem als Bester Film, für das Beste adaptierte Drehbuch, den Besten Schnitt und die Besten Spezialeefekte prämiert.
      Die Bubba Gump Shrimp Company gilt als die einzige durch einen Film inspirierte Restaurantkette.
      Gary Sinise wurde 2003 Mitglied der "Lieutenant Dan Band", welche nach seiner Rolle in "Forrest Gump" benannt ist, und spielt dort am Bass.

      Spaß: **
      Action: *
      Spannung:
      Gefühl: ***
      Anspruch:
      Kreativität: **

      4
      • 10
        über Casino

        "Casino" zählt nicht ohne Grund zu den besten Filmen "aller Zeiten". Martin Scorsese ("Departed – Unter Feinden") zeigt mit diesem grandiosen Film sein beeindruckendes Können als Regisseur.

        Story, Kamera, Schnitt, Soundtrack, Schauspieler: alles ist perfekt arrangiert und ergibt ein harmonisches Gesamtmeisterwerk. 170 Minuten Spannung und Unterhaltung sind garantiert, wenn unteranderem Robert de Niro ("Wie ein wilder Stier"), Joe Pesci ("GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia") und James Woods ("Es war einmal in Amerika") schauspielerisch ihr bestes geben.

        "Casino" vermeidet weder visuelle Härte noch Gewaltdarstellungen, ist deswegen aber auch besonders authentisch und eindrücklich.

        Letztendlich gehört dieser Film selbstverständlich als Klassiker zum Pflichtprogramm jedes ernsthaften Filmkenners und ist für jeden Zuschauer ganz große und brilliante Kinounterhaltung.

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        Schon gewusst: Mit Einnahmen von ungefähr 116 Millionen Dollar gehört "Casino" zu Martin Scorseses kommerziell erfolgreichsten Filmen.
        Im Originalton des Films wird das Wort 'fuck' unglaubliche 398-mal ausgesprochen.
        Sharon Stone wurde 1996 für den Oscar als Beste Hauptdarstellerin nominiert, musste aber Susan Sarandon die Auszeichnung überlassen, welche für ihre Darstellung in Tim Robbins "Dead Man Walking" ausgezeichnet wurde.

        Spaß:
        Action: **
        Spannung: *
        Gefühl: *
        Anspruch: **
        Kreativität: *

        1
        • 10

          Mit seinem zweiten Film erreichte Regisseur Bryan Singer den bisherigen Höhepunkt seines Schaffens und seiner Karriere. In nur 35 Tagen abgedreht, entstand mit dem Film "Die Üblichen Verdächtigen" ein großartiger Thriller, der bei Filmkennern bereits Kultstatus genießt.

          Aufgrund der zahlreichen Zeitsprünge und umfangreichen Dialoge bleibt es für unerfahrene Zuschauer sicherlich schwierig den Geschehnissen zu folgen. Umso erstaunlicher ist es, dass der Film als Werk eines sehr jungen Regisseurs die üblichen filmischen Mittel bewusst und absolut überzeugend einzusetzen vermag. Kameraarbeit, Musikuntermalung und Erzählstruktur zeugen von Talent und sind auch bei mehrmaligem Zusehen eindrucksvoll und wirksam.

          Nicht nur Regisseur Bryan Singer, welcher unter anderem auch für die ersten beiden "X-Men"-Filme verantwortlich zeichnete, gelang mit diesem Streifen der fraglos verdiente Durchbruch in Hollywood. Kevin Spacey ("American Beauty") spielt nicht nur eine tragende Rolle, sondern erhielt für seine grandiose schauspielerische Leistung völlig zurecht im Jahr 1995 seinen ersten Oscar als "Bester Nebendarsteller". Eine weitere begehrte Trophäe erhielt im selben Jahr übrigens auch Drehbuchschreiber Christopher McQuarrie ("The Way of the Gun").

          Letztlich soll nicht allzu viel über die packende Story verraten werden, aber der finale Story-Twist ist von solch einer Qualität und birgt so ein Überraschungspotential, dass einem M. Night Shyamalan ungesehen schwindelig werden dürfte.

          Insgesamt gesehen bietet Regisseur Bryan Singer einen ausgezeichnet stilisierten Film, der sich außerdem durch eine intelligente, wenn auch nicht minder komplizierte, Story und ausgesprochen tolle Schauspieler auszeichnet.

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          Schon gewusst: Der Filmtitel basiert auf dem berühmten Zitat von Claude Rains "Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen!" aus der Schlussszene des Kultfilms "Casablanca".
          Premiere feierte der Film "Die Üblichen Verdächtigen" im Jahr 1995 auf dem Cannes Film Festival, lief dort allerdings außerhalb des Wettbewerbs.
          Laut American Film Institute gehört der Film zu den zehn besten Mystery-Filmen überhaupt. Über dies hinaus liegt Keyser Soze laut Empire magazine auf Platz 69 der Liste "The 100 Greatest Movie Characters".
          Mit einem genügsamen Budget von ungefähr sechs Millionen Dollar konnte der Film immerhin Einnahmen von mehr als 23 Millionen US-Dollar generieren.

          Spaß:
          Action: **
          Spannung: *
          Gefühl:
          Anspruch: **
          Kreativität: *

          3
          • 10

            Was Chris Columbus mit dem Film "Kevin - Allein zu Haus" schuf, ist der ultimative Film meiner Kindheit - besonders in Bezug auf die Weihnachtszeit, sodass er fester alljährlicher Bestandteil wurde.

            Nach heutigen Maßstäben ist die Story simpel und die Einfälle eher brachial als lustig. Macaulay Culkin ("Richie Rich"), welcher durch diesen Film zum Kindersuperstar wurde, spielt Kevin allerdings in einer solch natürlich selbstverständlichen Art und Weise, dass es eine wahre Freude ist, den Geschehnissen und Dialogen zu folgen.

            Einen weiteren Beitrag zum rundum unterhaltenden Kultfilm liefern die Schauspieler Joe Pesci ("Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia") und Daniel Stern ("Very Bad Things") sowie natürlich Altmeister John Williams, welcher den herrlichen Score beisteuerte.

            Auch nach fast 20 Jahren gehört "Kevin - Allein zu Haus" nicht ohne Grund immer noch zu den 100 erfolgreichsten Filmen aller Zeiten.

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            Schon gewusst: Mit Produktionskosten von nicht einmal 15 Millionen Dollar spielte der Film weltweit unglaubliche 500 Millionen Dollar ein.
            Drehbuchschreiber John Hughes verstarb im August letzten Jahres im Alter von 59 Jahren an einem Herzinfarkt. Ihm sind unter anderem bekannte Filme wie "Ferris macht blau", "Schöne Bescherung", "Ein Hund namens Beethoven", "Das Wunder von Manhattan" und "Juniors freier Tag" zu verdanken.

            Spaß: ***
            Action: *
            Spannung:
            Gefühl: **
            Anspruch:
            Kreativität: *

            1
            • 10

              Regiemultitalent und Genius Brian De Palma ("Scarface", "Mission: Impossible") schuf mit dem Film "The Untouchables - Die Unbestechlichen" im Jahr 1987 einen sagenhaften, geschichtsträchtigen und rundum gelungenen Mafiastreifen. In den frühen dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts angesiedelt, zu Zeiten der Prohibition in den USA, erzählt der Film die Geschichte über die Aufklärung der Verbrechen von Gangster Al Capone, gespielt von Schauspiellegende Robert De Niro, und der Jagd auf ihn seitens der Chicagoer Polizei.

              "The Untouchables - Die Unbestechlichen" bietet wohl legendäre Filmszenen, wie zum Beispiel die gelungene Anlehnung an Sergei Eisensteins Treppe von Odessa aus dem Film "Panzerkreuzer Potemkin", allerdings weiß der Film außerdem auch mit einer großartigen Kameraarbeit, einem klugen Skript von David Mamet, toller Filmmusik von Ennio Morricone, atmosphärischer Ausstattung und Setting sowie einer durchaus spannenden, intelligenten wie actiongeladenen Story zu überzeugen.

              Der Großstadtwestern fasziniert außerdem mit fabelhaften schauspielerischen Leistungen. Sean Connery ("Indiana Jones und der letzte Kreuzzug") und Robert De Niro ("Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia") spielen wie immer groß und wuchtig auf, aber auch Kevin Costner ("Robin Hood – König der Diebe") kann als FBI-Agent Eliot Ness durchaus überzeugen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die optische Brillanz und gelungene Inszenierung nie von den tollen Leistungen der Darsteller ablenken.

              Insgesamt gesehen bietet Brian De Palmas Film "The Untouchables - Die Unbestechlichen" einen faszinierenden und spannenden Einblick in die blutigen Zeiten der Prohibition in den Vereinigten Staaten von Amerika. Der Kriminalstreifen ist dabei beispielhaft ausgestattet, durchweg virtuos und perfekt inszeniert, außerdem sind die zahlreichen opulenten filmischen Auszüge aus Meilensteinen der Kinogeschichte bereits heute Kult.

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              Schon gewusst: Der Film basiert auf der amerikanischen Fernsehserie "The Untochables", welche von 1959 bis 1963 bei ABC in insgesamt einhundertachtzehn Episoden ausgestrahlt wurde.
              Der Film wurde in den Kategorien "Beste Ausstattung", "Bestes Kostümdesign", "Beste Filmmusik" und Sean Connery als Bester Schauspieler in einer Nebenrolle für den Oscar nominiert. Nur Connery erhielt die Auszeichnung, übrigens der bisher einzige Oscar in seiner langen Filmkarriere.
              Das Budget des Films betrug zwanzig Millionen US-Dollar, wobei an den Kinokassen weltweit über 76 Millionen Dollar wieder eingespielt werden konnten.
              Im Jahr 1989 erschien ein Videospiel zum Film, welches unter anderem für den Commodore 64, MS-DOS, Amiga, NES und SNES veröffentlicht wurde. Das Spiel basiert zwar nur lose auf dem Film, trotzdem kann man einige Charaktere des Streifens in diesem Side-Scroller spielen.

              Spaß:
              Action: **
              

Spannung: *
              

Gefühl:
              

Anspruch: *
              

Kreativität: *

              1
              • 10

                Curtis Hansons "L.A. Confidential" ist eine mitreißende und spannende Geschichte zwischen Polizeikorruption und Hollywood-Glamour in der Stadt der Stars. Die Charaktere der Erzählung werden durch eine Handlung geführt, die von ungelösten Rätseln, unterschiedlichsten Ambitionen, komplizierten Romanzen und belustigendem Humor bestimmt wird.

                Hansons versammelt für seinen zeitgenössisch klassischen Film Noir eine vorzügliche Schar an Darstellern, unter denen besonders Kevin Spacey ("Die üblichen Verdächtigen"), Russell Crowe ("Gladiator"), Guy Pearce ("Memento"), Danny DeVito ("Batmans Rückkehr"), James Cromwell ("The Green Mile") und die umwerfende Kim Basinger ("Batman") einer Erwähnung bedürfen.

                "L.A. Confidential" fand im Jahr 1997 den Weg in die Kinos und leider wurde der Film von Camerons übermächtiger "Titanic" verdrängt, auch wenn nach Meinung der meisten Kritiker Hansons Film die volle Aufmerksamkeit und Belobigung verdient hätte. 1998 musste sich der Streifen, verfilmt nach dem Roman von James Ellroy, mit nur zwei Oscarauszeichnungen (immerhin neun Nominierungen) begnügen, die es unter anderem für das "Beste adaptierte Drehbuch" gab.

                Insgesamt schuf Regisseur Curtis Hanson ("Die WonderBoys") einen hinreißenden Film, der durch eine tolle Inszenierung, eine spannende Story und herrausragende Schauspieler lückenlos überzeugt.

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                Schon gewusst: Autor James Ellroy schrieb auch das Buch "The Black Dahlia", welches im Jahr 2006 von Regisseur Brian De Palma verfilmt wurde. "Stadt der Teufel", so der Originaltitel der literarischen Vorlage von "L.A. Confidential", "The Black Dahlia", "Blutschatten" und "White Jazz" werden gemeinhin als Ellroys L.A. Quartett bezeichnet.
                Gegen die Überzeugung des Filmstudios Warner Bros. musste sich Curtis Hanson für das Engagement der australischen Schauspieler Guy Pearce und Russell Crowe einsetzen, da das Studio amerikanische Schauspieler favorisierte.
                Ursprünglich wollte der Pay-TV-Sender HBO im Jahr 2003 eine Serie zum Film produzieren, allerdings wurde nur die Pilotfolge mit Kiefer Sutherland in der Rolle des Jack Vincennes gedreht. Die Folge wurde nie im Fernsehen ausgestrahlt, ist allerdings exklusiv auf der Blu-ray des Films enthalten.

                Spaß:
                Action: **
                Spannung: *
                Gefühl: *
                Anspruch: *
                Kreativität: *

                3
                • 10

                  Mein Beitrag zur Aktion Lieblingsfilm:

                  Der US-amerikanische Regisseur David Lynch ist nicht übermäßig für stringente und chronologische Erzählungen bekannt. Geschätzt und verehrt wird er vielmehr wegen seines teils surrealen, dystopischen und immer im Wesen des Film noir gehaltenen unkonventionellen Erzählstils. "Eine Wahre Geschichte – The Straight Story" ist hingegen ein grundlegend anderer Film, der nicht so richtig zu Lynchs sonstigem Schaffen passen mag und wohl das am wenigsten diskutierte Werk des Regisseurs darstellt.

                  Der knapp zweistündige Film erzählt die tatsächlich wahre Geschichte – so erklärt sich schon einmal der deutsche Filmtitel – des rüstigen Amerikaners Alvin Ray Straight. Als dieser vom Schlaganfall seines im Sterben liegenden Bruders erfährt, beschließt er diesen zu besuchen. Es ist der Beginn eines Roadtrips der ganz besonderen Art, von Laurens, Iowa, bis Mount Zion, Wisconsin. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass der 73-jährige Alvin wegen seines fortgeschrittenen Alters und seiner schlechten Augen keinen Führerschein mehr besitzt und die über 400 Kilometer zu seinem Bruder deshalb mit einem bescheiden motorisierten Aufsitzrasenmäher zurücklegen muss. Was auf den ersten Blick nach einem simplen Plot klingen mag, entfaltet eine tiefgründige und hochemotionale Odyssee durch das amerikanische Niemandsland kleiner Orte und menschenleerer Natur.

                  Auf seinem teils beschwerlichen Weg begegnet Alvin den unterschiedlichsten Menschen. Er trifft auf eine schwangere Tramperin, eine Gruppe Radsportler, einen Weltkriegsveteran und eine Frau, die in überspitzter Regelmäßigkeit mit ihrem Auto Rehe anfährt (vielleicht ein Anklang an die typische Bizarrheit Lyncher Charaktere). Außerdem ist der Protagonist immer wieder wegen seines mäßig verlässlichen Rasenmähers auf die Hilfe Anderer angewiesen. Bei all diesen Begegnungen widerfährt Alvin nur Gutes, die fremden Leute zeigen sich barmherzig und verständnisvoll – man würde es als kitschig erachten, kennte man den wahren Ursprung der Erzählung nicht. David Lynch zeigt uns aber bei weitem keine sorgenfreie und perfekte Welt, in der ländlichen Idylle des mittleren Westens zeigen sich die Sorgen und Probleme der Menschen eher im Verborgenen.

                  Während des Films begegnen wir somit den unterschiedlichsten Schicksalen. Lynch schafft es allerdings jederzeit, die Poesie, Spiritualität und Sentimentalität des Films bemerkenswert geerdet darzustellen. Für die zahlreichen herausragenden Dialoge im Film wird bewusst auf gestellte und übertrieben gekünstelte Wortakrobatik verzichtet und genau hier zeigt sich die ihnen innewohnende Stärke. Durch die hemdsärmelige und mitunter umgangssprachliche Wortwahl und Topologie wirken sie besonders nachvollziehbar und ehrlich. So erzählt Alvin im Rahmen schönster Lagerfeueratmosphäre: “Als meine Kinder noch klein waren, hab ich immer ein Spiel mit ihnen gespielt. Ich hab ihnen einen Stock in die Hand gedrückt, jedem einen. Und dann sollten sie ihn durchbrechen, was natürlich leicht ging. Und dann gab ich ihnen dieselben Stöcke in einem Bündel, und das sollten sie auch durchbrechen, was natürlich nicht ging. Dann sagte ich ihnen, dieses Bündel ist die Familie…” Das ist die ungefilterte Weisheit und Wahrheit des Lebens.

                  Auf die Frage, was das Schlimmste am Altwerden sei, antwortet Alvin später: „Das Schlimmste ist die Erinnerung an die Jugend!“ Jeder Mensch trägt seine persönliche Last, so plagen Alvin Straight vor allem die traumatischen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, aber auch die Sorgen um die eigene zurückgebliebene Tochter, der ihre Kinder genommen wurden. Auch die Fremden offenbaren ihre Leiden, Abhilfe bietet der Film hier aber nicht und überlässt die einzelnen Figuren in ihr Schicksal. Lynchs Werk regt vielmehr zum Nachdenken an und ist mit den Themen um Familie, Freunde, Liebe und Leben fraglos ein Film, der jeden Zuschauer anspricht.

                  Natürlich ist dieser Effekt auch den authentischen Schauspielern, allen voran dem fabulösen Richard Farnsworth ("Der Unbeugsame") geschuldet. Der Film lebt geradezu von der glaubwürdigen Aura, die Farnsworth mit seinem unvergleichlich ehrlichen und emotionalen Schauspiel schmückt. Zurecht wurde er für diese Leistung im Jahr 2000 mit einer Oscar-Nominierung bedacht, leider sollte es aber auch seine letzte Filmrolle sein, da er wegen seiner unheilbaren Krebserkrankung im Anschluss an die Dreharbeiten Suizid beging.

                  "Eine Wahre Geschichte – The Straight Story", so gradlinig ,straight‘ und bodenständig erzählte Lynch zuletzt beim Drama "Der Elefantenmensch", vor allem das Vertrauen auf die Langsamkeit und Unaufgeregtheit prägt dieses Meisterwerk aber ganz explizit. Zwischen den zahlreichen menschlichen Begegnungen findet der Film so auch immer wieder die nötige Zeit, um die Natur und fließenden Landschaften in das Blickfeld zu rücken. So weicht die Kamera streckenweise vom Protagonisten ab und zeigt beispielsweise im Lauf der Wolken am Himmel das bloße Wirken der Natur. Der Stellenwert des Lebens zeigt sich hier erst im entschleunigten Gesamtzusammenhang von Mensch und Natur.

                  Viele Jahre hatte Straight keinen Kontakt zu seinem Bruder. Im Angesicht des Todes und der unvermeidlichen Endlichkeit besinnt er sich aber auf seinen Ursprung, die geschätzten Erinnerungen an die eigene Kindheit. Der letzte Akt: Wer ist dieser Bruder, wegen dessen Alvin diese leidliche aber auch unvergessliche Reise auf sich nimmt? Lynch findet letztlich ein versöhnliches und rundherum gelungenes Finale, das die Odyssee ohne klischeehaften Pathos und schmierigen Kitsch gekonnt ausklingen lässt.

                  Insgesamt gesehen ist der Roadtrip nicht nur die Überbrückung von Raum, es ist eine Art gedankliche Zeitreise durch das ereignisreiche Leben des Protagonisten – bodenständig, unaffektiert, ehrlich und poetisch.

                  Kurz gesagt: Eine wahre Geschichte.

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                  • 10
                    über 30 Rock

                    "30 Rock" ist intelligent, kreativ und witzig - damit ist die Serie besser als der Großteil dessen, was man momentan im Fernsehen zu sehen bekommt.

                    In den USA ist die NBC-Serie unfassbar populär und wird mit Auszeichnungen förmlich überhäuft, in Deutschland hingegen gilt sie überraschenderweise immer noch als Geheimtip.

                    Besonders als abwechslungsreiche Mediensatire und selbtironische Abrechnung mit dem Peacock-Network und dessen Nocheigentümer General Electric übertrifft sich "30 Rock" immer wieder.

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                    Schon gewusst: Der Serienname "30 Rock" leitet sich von der Adresse des Rockefeller Centers in 30 Rockefeller Plaza ab.
                    Tina Fey wurde besonders einem internationalen Publikum durch ihre Sarah Palin-Imitation für "Saturday Night Live" bekannt.
                    Seit Beginn der Serie wurde "30 Rock" schon für über zwanzig Emmys nominiert und besonders Alec Baldwin wurde für seine Rolle zahlreich prämiert, unter anderem mit drei Golden Globes und zwei Emmys als bester Serienhauptdarsteller.

                    Spaß: ***
                    Action:
                    Spannung:
                    Gefühl:
                    Anspruch:
                    Kreativität: **

                    • 10

                      "O.C., California" ist nicht nur das Serienphänomen der Popkultur des jungen neuen Jahrtausends, sondern belebte auch das Genre der Soaps im US-amerikanischen Fernsehen.

                      Die Serie gefällt besonders durch ihre charmanten Charaktere, den tollen Witz, die überraschend tiefgründige Story und natürlich die unerreicht herausragenden Soundtracks. Geprägt durch das einzigartige OC-Feeling besitzt die Serie fast berauschendes Suchtpotential und ist mehr als eine Empfehlung wert.

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                      Schon gewusst: Chrismukkah wird in den USA schon seit vielen Jahren gefeiert und zelebriert, erlangte durch die jährlichen "O.C., California" Weihnukkah-Folgen aber auch in Europa Bekanntheit.
                      Serienschöpfer Josh Schwartz schuf jüngst die CW-Serie "Gossip Girl".

                      Spaß: **
                      Action:
                      Spannung:
                      Gefühl: **
                      Anspruch:
                      Kreativität:

                      3
                      • 10
                        über Titanic

                        "Titanic" ist mittlerweile noch an zweiter Stelle der erfolgreichsten Filme aller Zeiten im BoxOffice-Ergebnis und überdies mehrfach oscarprämiert. Dabei setzt der Film auf ein einfaches Konzept: große Bilder, gute Schauspieler (Kate Winslet "Wenn Träume fliegen lernen", Leonardo DiCaprio "Catch Me If You Can – Mein Leben auf der Flucht"), grandiose Filmmusik (James Horner) und eine Story, an der jeder etwas interessantes finden kann.

                        Auf viele kritische Zuschauer wirkt das Gebotene übertrieben imposant beziehungsweise pompös und die Liebesgeschichte überflüssig, aber gerade diese Aspekte machten "Titanic" so massentauglich, populär und damit erfolgreich.

                        Wer auf historische und faktische Richtigkeit mehr Wert legt als auf Unterhaltung, dem sei der TV-Film "The Titanic" mit Peter Gallagher ans Herz gelegt. Ansonsten bekommt man mit "Titanic" einen unterhaltsamen Blockbuster geboten, der mit der technischen Brillanz eines James Cameron ("Terminator 2 – Tag der Abrechnung") aufwarten kann und durch ein gelungenes Gesamtkonzept gefällt.

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                        Schon gewusst: Die Titanic war 269,04 Meter lang, 28,19 Meter breit, 53,33 Meter hoch, hatte 10,54 Meter Tiefgang, 46.329 Bruttoregistertonnen Rauminhalt und 39.380 Tonnen Leermasse. Auf ihrer Jungfernfahrt kollidierte die Titanic am 14. April 1912 gegen 23:40 Uhr mit einem Eisberg und sank bereits zwei Stunden und 40 Minuten nach dem Zusammenstoß im eiskalten Nordatlantik. Aufgrund der hohen Opferzahl von etwa 1500 Menschen gehört der Untergang der Titanic zu den größten Katastrophen der modernen Seefahrt.
                        Über 70 Prozent der Gesamteinnahmen von 1,8353 Milliarden US-Dollar generierte "Titanic" außerhalb der USA und Kanada. In Deutschland steht der Film mit 18 Millionen Zuschauern und Einnahmen von 118 Millionen Euro auf Platz zwei der erfolgreichsten Filme hinter "Das Dschungelbuch" (1967).

                        Spaß:
                        Action: **
                        Spannung: *
                        Gefühl: ***
                        Anspruch:
                        Kreativität:

                        • 10

                          Christopher Nolan ("Memento"), gerade erst verdientermaßen zum "Director of the Year 2008" gewählt, gelingt mit "The Dark Knight" ein wahres cineastisches Meisterwerk. Im Vergleich zu diesem Film wirken die Spiderman-Trilogie oder andere bekannte Comicverfilmungen wie ein Puppentheater. Der große mediale Hype ist keineswegs unbegründet oder übertrieben und nur allzu Unwissende werden den Erfolg einzig am verstorbenen Heath Ledger festmachen.

                          Von der Musik (Hans Zimmer & James Newton Howard - genial), über Kamera und Schnitt bis hin zum Setting ist alles perfekt arrangiert, gewählt und produziert. Besonders sind allerdings die schauspielerischen Glanzleistungen von Christian Bale ("Todeszug nach Yuma"), Gary Oldman ("Léon - Der Profi"), Michael Caine ("Gottes Werk und Teufels Beitrag"), Morgan Freeman ("Evan Allmächtig"), Aaron Eckhart ("Thank You for Smoking") und allen voran des oscarreifen Heath Ledger ("Ritter aus Leidenschaft") zu würdigen, welche dem Film die goldene Krone aufsetzen.

                          Der komplette Film wirkt so stimmig, atmosphärisch und konstant spannungsgeladen, wie es das in den letzten zehn Jahren nur eine Hand voll Filme zeigen konnten - trotz einer umfangreichen Spieldauer von mehr als zweieinhalb Stunden kommt nie auch nur der Hauch von Langeweile auf. "The Dark Knight" scheiterte nur knapp daran, den uralten Rekord im Boxoffice-Ergebnis von James Camerons "Titanic", aus dem Jahr 1997, zu überbieten.

                          Insgesamt gesehen bietet "The Dark Knight" perfekte Unterhaltung für alle Filmfreunde und -kenner, ist somit einer der besten Filme der letzten Jahre und unbestritten die beste Comic- und Superheldenverfilmung "aller Zeiten".

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                          Schon gewusst: In der renommierten Internet Movie Database befindet sich der Film in der Top 250 der besten Filme aller Zeiten auf Platz 10, des weiteren findet sich der Film auf Platz 6 der besten Krimis aller Zeiten, Platz 3 der besten Thriller aller Zeiten, Platz 2 der besten Actionfilme aller Zeiten und Platz 1 der besten Filme des 21. Jahrhunderts.
                          Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat Besonders wertvoll.
                          Der Film "The Dark Knight wurde für insgesamt 141 Preise nominiert und erhielt davon unfassbare 81 Auszeichnungen. Allein Heath Ledger erhielt für seine Leistung posthum 32 Auszeichnungen, darunter den Oscar und GoldenGlobe als Bester Nebendarsteller.

                          Spaß:
                          Action: ***
                          Spannung: *
                          Gefühl: *
                          Anspruch: *
                          Kreativität: **

                          2
                          • 10

                            Frank Darabont ("Der Nebel") liefert mit "Die Verurteilten" die wohl beste Stephen-King-Verfilmung überhaupt ab, welche übrigens 7 mal für den Oscar nominiert war und in der renomierten "Internet Movie Database" punktgleich mit "Der Pate" den ersten Platz der besten Filme belegt.

                            Morgan Freeman ("Das Beste kommt zum Schluss") und Tim Robbins ("Mystic River") zeigen sensationelle schauspielerische Leistungen und bilden zusammen mit der sehr überzeugenden Story und der genialen Inszenierung ein Meisterwerk der Filmgeschichte.

                            Der Film zeigt wie wichtig und elementar Freundschaft und Freiheit für jeden Menschen sind und gerade durch diese Botschaft wirkt der Film unglaublich emotional und bewegend. Die Krönung findet der Film in einem unerwarteten und nahezu perfekten Ende.

                            Auch ich kann mich der Meinung vieler Filmkenner nur anschließen, dass es sich hier unbestritten um einen der besten Film überhaupt handelt - unbedingt ansehen!

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                            Schon gewusst: Die literarische Vorlage stammt aus Kings Novellensammlung "Frühling, Sommer, Herbst und Tod". Außerdem bot Martin Scorseses Mafiadrama "Good Fellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia" Regisseur Frank Darabont Inspiration und Anregungen für seinen Film.
                            Die Kamerafahrt über die Gefängnismauern zu Beginn des Films wurde mit einem ferngesteuerten Modellflugzeug realisiert.
                            In der Zeichentrickserie "Die Simpsons" wird der Film mehrfach zitiert, eine Episode von "Family Guy" bietet eine direkte Parodie.

                            Spaß: *
                            Action: *
                            Spannung: **
                            Gefühl: ***
                            Anspruch: ***
                            Kreativität: **

                            1
                            • 9 .5

                              Um die beste Fassung des Sciencefictionhits "Blade Runner" zu schaffen verstrichen sagenhafte 25 Jahre.

                              Aus finanziellen und strategischen Gründen kam 1982 eine Version ins Kino, die dem Regisseur Ridley Scott ("Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt") nach zahlreich externen Änderungen nicht zusagen konnte. Auch an den Kinokassen blieb "Blade Runner" ein ausgesprochener Reinfall. Ein in den 90ern nachgeschobener Director's Cut, der durch das VHS-Medium reißenden Absatz fand und als einer der ersten Filme auf DVD erschien, konnte ebenfalls nur geringfügige Linderung versprechen. Im Jahr 2007 erschien dann allerdings ein komplett überarbeiteter Final Cut, der mehrere zusätzliche Szenen beinhaltet und ein offeneres Ende präsentiert. Der Streifen, der mittlerweile Kultstatus und eine gewisse Unanfechtbarkeit im SciFi-Genre erlangt hatte, bekam so seine lang ersehnte würdige Filmversion.

                              Die Qualität und Genialität von "Blade Runner" ist indes leicht auszumachen. Ridley Scott schuf eine interessant beklemmende Story, die aufgrund ihrer dystopischen Züge nicht unbedingt leicht zu konsumieren bleibt. Allerdings ist das Setting fantastisch und schafft mit ihrer Lokalisierung genreuntypische Schwerpunkte.

                              Insgesamt gesehen ist der Film "Blade Runner" einer der besten Sciencefictionfilme und überzeugt mit einer guten Story, die durch eine atmosphärische Optik und gute Schauspieler, allen voran Harrison Ford ("Indiana Jones - Jäger des verlorenen Schatzes"), Unterstützung findet.

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                              Schon gewusst: Der Film basiert auf dem Buch "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?", später auch unter dem Titel "Blade Runner" veröffentlicht, von Autor Philip K. Dick aus dem Jahr 1968.
                              Der Film "Star Force Soldier", im Jahr 1998 von Regisseur Paul W. S. Anderson gedreht, ist an "Blade Runner" angelehnt und spielt in der gleichen fiktiven Welt.
                              Im Jahr 1997 veröffentlichten die Westwood Studios das Computerspiel zum Film. In der linearen Handlung spielt man die Rolle des Blade Runners und jagt die flüchtigen Replikanten.
                              Obwohl der Film ein Meilenstein ist, spielt er an den Kinokassen nur etwa 32 Millionen Dollar ein, was bei Produktionskosten von gut 28 Millionen US-Dollar einen bescheidenen kommerziellen Erfolg bedeutet.

                              Spaß:
                              Action: **
                              Spannung:
                              Gefühl: *
                              Anspruch: *
                              Kreativität: **

                              1
                              • 9 .5

                                Es ist ein schmaler Grat zwischen Menschlichkeit und Brutalität, zwischen Vertrauen und Enttäuschung, zwischen Respekt und Verachtung, zwischen Verlust und Sieg.

                                Nach einer zwanzigjährigen filmischen Schaffenspause widmet sich Regisseur und Oscarnominee Terrence Malick ("Badlands – Zerschossene Träume") dem Kriegsepos "Der schmale Grat", welches die Geschehnisse des Kampfes um die Insel Guadalcanal in der Pazifik-Schlacht des Zweiten Weltkriegs schildert. Wie kaum einem Film zuvor gelingt die Darstellung des Kontrastes zwischen dem menschgeführten Krieg auf der einen und der Schönheit der Natur auf der anderen Seite so überwältigend.

                                "Der Krieg macht die Menschen nicht besser - er macht sie zu Hunden, vergiftet die Seele".
                                Malick zeigt ungefilterte und verstörende Bilder von Krieg, Tod und Zerstörung. Soldaten folgen in ihrer Unfreiheit Befehlen und ihr Leben verkommt im Großen und Ganzen zum Glücksspiel, Überleben bedeutet Schicksal, möglicherweise gar mehr. Aber auch jene, die überleben, verbleiben betrübt. Das Vergessen wird zur Tugend - der einzige Weg zur Glückseligkeit derer, die ihr ganzes Leben noch vor sich sehen.

                                Man könnte meinen, die Natur spiele die Hauptrolle in Malicks Film, dabei zeigt sie nur den missbrauchten aber letztlich unvergänglichen Ursprung. Der Film kultiviert Gegensätze, verzichtet auf übliche Erzählschemata oder erkennbare Dramaturgie. Trotz allem Kriegsgraus beeindruckt der Film mit einer poetischen und tiefgründigen Aufarbeitung, welche insbesondere durch die zahlreichen Off-Kommentare Bestätigung und Unterstützung findet.
                                Neben den bedrückenden Kriegs- und den schwärmerischen Landschaftsbildern überzeugt der Film mit einem starbesetzten Schauspielerensemble, welches zum Beispiel aus Sean Penn ("Dead Man Walking – Sein letzter Gang"), Adrien Brody ("The Village – Das Dorf"), George Clooney ("Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger?"), John Cusack ("Being John Malkovich"), Woody Harrelson ("The Messenger – Die letzte Nachricht"), Jared Leto ("Requiem for a Dream"), John C. Reilly ("Kings of Rock – Tenacious D") und John Travolta ("Pulp Fiction") besteht.

                                Insgesamt gesehen zeigt Regisseur Terrence Malick mit dem Film "Der schmale Grat" einen faszinierenden, bedrückenden und ausgesprochen unkonventionellen Film. Großartige Landschaftsaufnahmen kontrastieren gekonnt mit dem blutigen Kriegsspiel. Es ist eine respektvolle Meditation über den naturalistischen Ursprung und die Verdorbenheit des Krieges - ohne gebräuchliche dramaturgische Struktur, trotzdem zielstrebig und kunstvoll inszeniert. Ein beeindruckender Appell an die Freiheit des Einzelnen...

                                - - -

                                Schon gewusst: Der Film basiert auf dem Roman "Insel der Verdammten" von James Jones. Dieser nahm im Zweiten Weltkrieg selbst am Kampf auf der Insel Guadalcanal teil.
                                Die Schlacht um Guadalcanal gilt als einer der Wendepunkte im Verlauf des Zweiten Weltkriegs. Von August 1942 bis Februar 1943 wurde Guadalcanal zum Brennpunkt der pazifischen alliierten Offensive. Im Rahmen der Kämpfe kamen auf Seiten der USA rund achttausend Soldaten ums Leben, außerdem wurden neun Schiffe der Marine versenkt.
                                Da der Film auf eine positive Darstellung der Armee und Militärpatriotismus verzichtet, wurde der Film weder von der US-Armee noch vom Pentagon unterstützt.
                                Der Film war für insgesamt sieben Oscars nominiert, auf der Berlinale 1999 wurde der Streifen als Bester Film des Wettbewerbs mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Regisseur Martin Scorsese nannte "Der schmale Grat" als zweitbesten Film der neunziger Jahre.
                                Die Produktion des Films kostete ungefähr 52 Millionen Dollar. In den USA war er wenig erfolgreich, international konnte er allerdings Einnahmen von insgesamt über 98 Millionen US-Dollar generieren.

                                Spaß:
                                
Action: **
                                
Spannung: *
                                
Gefühl: *
                                
Anspruch: **
                                
Kreativität: *

                                5
                                • 9 .5

                                  Der Film "Der Club der Toten Dichter" von Peter Weir, welcher auch bei "Die Truman Show" Regie führte, gilt schon jetzt als Klassiker. Dies liegt nicht nur an der schönen, sehr emotional vorgetragenen Story, sondern auch an den guten und sehr ansprechend agierenden Schauspielern. Als besonders überzeugend kann man hier natürlich Robin Williams und Ethan Hawke bewerten, welche dem durchweg hohen schauspielerischen Niveau des Films die Krone aufsetzen.

                                  Der Film sagt, dass man sich in seinen Plänen und Zielen nicht nach Konventionen und Plänen der Eltern oder anderer Obrigkeiten richten soll bzw. muss, sondern die Freiheit hat, dass zu tun wofür man bestimmt ist und genau mit diesem Motiv spricht der Film besonders junge Leute immer wieder an.

                                  Insgesamt ist der Film emotional mehr als ansprechend, rührend, ergreifend, lehrreich, allgemeingültig in seinem Hauptmotiv und ohne Frage die beste schauspielerische Leistung von Robin Williams in seiner Karriere.

                                  - - -

                                  Schon gewusst: Der Roman "Der Club der toten Dichter" wurde erst in Folge des erfolgreichen Kinofilms von Nancy H. Kleinbaum geschrieben.
                                  Der Film war 1990 für vier Oscars nominiert - unter anderem für Beste Regie (Peter Weir), Bester Hauptdarsteller (Robin Williams) und Bester Film - ausgezeichnet wurde er nur mit dem Oscar für das Beste Originaldrehbuch.

                                  Spaß: *
                                  Action: *
                                  Spannung: *
                                  Gefühl: ***
                                  Anspruch: ***
                                  Kreativität: **

                                  1
                                  • 9 .5

                                    Auch mit "No Country for Old Men" bestätigen die Coen-Brüder verlässlich brilliante Filmschaffende zu sein.

                                    Der in den 80er Jahren spielende Film wirkt nicht nur sehr atmosphärisch, er bewahrt sich auch seine Spannung und den gewohnt subtilen und teils schwarzen Humor der Gebrüder Coen, welcher schon aus deren "Fargo" bekannt sein sollte, über die gesamte Filmlänge. Letztlich lässt der Film Ende und Auflösung offen, was für den Zuschauer ungewohnt, rückblickend aber sehr schlüssig wirkt.

                                    Bei Betrachtung dieses Werkes erscheint es nur zwingend, dass Regie, Nebendarsteller Javier Bardem ("Die Liebe in den Zeiten der Cholera"), sowie der Film selber jeweils mit einem Oscar prämiert wurden und außerdem darf man sich schon auf den nächsten Geniestreich "Burn After Reading" von Joel und Ethan Coen freuen, während man noch diesen komplett gelungenen Film genießt.

                                    - - -

                                    Schon gewusst: Der Film und dementsprechend das Drehbuch basieren auf dem Roman "Kein Land für alte Männer" von Autor Cormac McCarthy aus dem Jahr 2005. Der US-amerikanische Film "All die schönen Pferde" von Regisseur Billy Bob Thornton basiert ebenfalls auf einem Roman von McCarthy.

                                    Spaß:
                                    Action: **
                                    Spannung: *
                                    Gefühl:
                                    Anspruch: **
                                    Kreativität: **

                                    • 9

                                      Das Science-Fiction-Heist-Movie "Inception" wird von der ernstzunehmenden Presse und anerkannten Kritikern gefeiert und bejubelt, in den USA ist der Film schon ein riesiger Erfolg, auch in Deutschland wird das Werk vor allem durch Medien und Fans 'gehypt' und sehnlichst erwartet - geschieht denn all dies überhaupt zurecht? Um es kurz und prägnant zu sagen: Es ist wahrlich beeindruckend und berauschend gut, was uns der britische Meisterregisseur Christopher Nolan mit dem Film "Inception" zeigt. Es ist keine Neuigkeit, dass er ein talentierter, virtuoser und origineller Filmschaffender ist - der Oscar- und GoldenGlobe-Nominee gilt vielen Filmfreunden sicherlich als gemeinsame Schnittmenge der intellektuellen Kritiker und der großen Zuschauermasse.

                                      "Inception" ist bahnbrechendes Psychokino, welches in erster Linie den Geist und Verstand anspricht - ein waschechter 'Mindfucker' mit gezielter Desorientierung, Gedankenmanipulation und Sinnestäuschung des Zuschauers. Geschickte Verwirrspiele, ungeahnte und unfassbare Mehrdimensionalitäten die in einem verschachtelten Spiel zwischen Manipulation und Ideenklau ausgetragen werden, errichten ein komplexes, surreales und zugleich sagenhaft spannendes Kreativgerüst, auf dem der ganze Film fußt. Christopher Nolan kreiert ein verzwicktes Labyrinth, durch das er uns Zuschauer schickt, wobei selten der nächste Schritt oder folgende Wendungen zu erahnen sind. Quellen berichteten, Nolan habe über zehn Jahre an dem Drehbuch gearbeitet und gefeilt - kaum vorstellbar wie kompliziert und anspruchsvoll diese schematische Ausarbeitung und Verfeinerung gewesen sein muss. Die Traumwelten definieren neue Regeln der Physik und sind trotzdem nie unabhängige Parallelwelten.

                                      Christopher Nolan ist außerdem so fingerfertig, dass er auch der weiterführend emotionalen Ausrichtung seine Aufmerksamkeit zukommen lässt. Ohne zu romantisieren werden die elementaren Fragen nach Lebenssinn, 'realer' Wirklichkeit (man mag sich hier sicherlich an die "Matrix" Thematik erinnert fühlen), unabdingbarer Liebe und Vertrauen besprochen, auf befriedigende und überzeugende Weise aufgelöst oder mindestens aufgegriffen.

                                      Christopher Nolan rettete mit seinen Filmen "Batman Begins" und "The Dark Knight" eine fast totgeglaubte Filmreihe, umso größer waren nun natürlich die Erwartung sein neustes Werk betreffend. In Zeiten des Remake- und Prequelwahns, insbesondere in Hollywood, schuf Nolan etwas originäres und originelles zugleich. Seine moderne Form der Traumdeutung ist tempogeladen, anspruchsvoll und im besten Sinne fordernd. Die Story verlangt volle Aufmerksamkeit und belohnt dies mit einem herausragenden Plot, der packende Spannung, wohl dosierte Action und durchaus verzwickte Storywendungen und -entwicklungen präsentiert - es dürfte nicht verwundern, wenn der Film in dieser Form zukünftige Werke erzähltechnisch und dramaturgisch inspirieren wird. Gekrönt wird der Plot des Films mit einem perfekten Ende, welches selbstredend für massig Gesprächs- und Diskussionsstoff sorgen wird. Gerade deshalb wirkt "Inception" wie ein langersehnter Gegenentwurf zum heutigen Hollywood-System, das auf die Intelligenz der mündigen Zuschauer gerne verzichten mag und lieber Filme ohne Köpfchen zeigt. Bei der rundum gelungenen Inszenierung springen natürlich die im wahrsten Sinne traumhaften Spezial- und Computereffekte ins Auge. Die Inszenierung erreicht eine beispielhafte Perfektion, die auch durch die gewohnt souveräne Kameraarbeit von Wally Pfister, die bombastischen Soundeffekte und den experimentellen wie atmosphärischen Score von Hans Zimmer Bestätigung findet - all dies schafft unbestrittenen Referenzcharakter und verdeutlicht die Liebe zum Detail, welche Nolans Filme immer wieder auszeichnet.

                                      Schauspielerisch setzt der Film mit Sir Michael Caine ("Gottes Werk und Teufels Beitrag") und Cillian Murphy ("Sunshine") auf bewährtes Stammpersonal, serviert mit Leonardo DiCaprio ("Catch Me If You Can – Mein Leben auf der Flucht"), Ellen Page ("Juno"), Joseph Gordon-Levitt ("10 Dinge, die ich an Dir hasse") und Marion Cotillard ("La vie en rose") außerdem absolut talentierte jüngere Schauspieler, die keinen Grund für Kritik liefern und ebenso ausnahmslos überzeugen.

                                      Insgesamt gesehen präsentiert Regisseur Christopher Nolan mit "Inception" einen herausragenden Film, der gekonnt eine grandiose und sehr kreative Story mit einer spannenden und perfekten Inszenierung verbindet. Natürlich verlangt der Film viel Aufmerksamkeit, allerdings werden tolle Kamerabilder, ein prägnanter Score und durchweg überdurchschnittliche Schauspielleistungen zu einem Meisterwerk verknüpft, welches auch überkritischen Zuschauern gefallen wird.

                                      Am künstlichen Trubel und Medienrummel um den Film, neudeutsch Hype genannt, mag man sich mit vollem Recht stören dürfen, die offensichtlichen Qualitäten von "Inception" und seinem talentierten Regisseur sind aber nicht zu leugnen.

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                                      Schon gewusst: Die Produktionskosten des Films werden auf etwa 160 Millionen US-Dollar geschätzt, der Werbeetat wird außerdem auf noch einmal einhundert Millionen Dollar geschätzt. Bereits nach zwei Wochen konnte der Film international über 250 Millionen US-Dollar an den Kinokassen einnehmen.
                                      In der amerikanischen Internetfilmcommunity Rotten Tomatoes besitzt der Film eine hervorragende Bewertung von 87 %. In der Internet Movie Database (IMDB) steht der Film auf der Liste der 250 Besten Filme mit einer Punktebewertung von 9,4 von 10 Punkten auf Platz 3 hinter den Filmen "Die Verurteilten" von Frank Darabont und "Der Pate" von Regisseur Francis Ford Coppolla.
                                      Im Jahr 2001 stelle Christopher Nolan Warner Bros. zum ersten Mal seine Idee mit einem achtzigseitigen Skript zu "Inception" vor. Allerdings war er der Meinung, erst mehr Erfahrungen mit großen Produktionen, wie "The Dark Knight", sammeln zu müssen.
                                      Obwohl der Film auch in IMAX-Kinos gezeigt wird, wurden keine Szenen im speziellen IMAX-Filmformat gedreht. Nolan begründet die Verwendung des anamorphen 35mm Formats mit der unpraktischen Größe der IMAX-Kameras. Noland dreht außerdem nicht in 3-D, da seiner Meinung nach die Bildqualität der digitalen Bilder nicht hoch genug sei und das Feature keinen brauchbaren Mehrwert biete.

                                      Spaß:
                                      
Action: ***
                                      
Spannung: *
                                      
Gefühl: *
                                      
Anspruch: *
                                      
Kreativität: ***

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                                        Steven Spielbergs Film "Jurassic Park" ist ein absoluter Superlativ und ein technischer Meilenstein der Filmgeschichte.

                                        Spielbergs ("Unheimliche Begegnung der dritten Art") Werk aus dem Jahr 1993, basierend auf dem Roman "Dino Park" vom mittlerweile verstorbenen Michael Crichton, war technisch äußerst anspruchsvoll. Von dem heutzutage gering anmutenden Budget von etwa 63 Millionen Dollar flossen fast ein Drittel in die visuelle Realisierung der Dinosaurier. Auch heute wirken die Animationen und Spezialeffekte immer noch mehr als realistisch und bilden ein technisch perfektes Produkt, welches möglicherweise noch heute Referenzcharakter besitzt.

                                        Auch wenn man dem Film vielleicht eine maue Story vorwerfen mag, so überzeugt der Streifen durch eine ausgewogene Mischung aus Humor, Action, Spannung und Dramatik.
                                        Filmszenen, die bereits Kultcharakter erlangten und ein unglaublicher finanzieller Erfolg, besonders durch ein mustergültiges Merchandising, machen "Jurassic Park" bis heute zu einem ultimativen Kinospektakel, welches sich bis zu Camerons "Titanic" als erfolgreichster Film der Welt feiern durfte.

                                        Leider trüben die qualitativ mäßigen Fortsetzungen den Eindruck der Filmreihe und ob die geplante vierte Verfilmung des letzten ausstehenden Romans trotz Crichtons Tod noch 2011 realisiert werden kann, bleibt allerdings abzuwarten.

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                                        Schon gewusst: Kurz nach den Dreharbeiten zum Film "Jurassic Park" begann Steven Spielberg bereits mit den Arbeiten an seinem nächsten Film "Schindlers Liste". Die finale Produktion und Nachbearbeitung überließ Spielberg seinem Freund und Kollegen George Lucas. Über eine Satellitenverbindung kontrollierte Spielberg aus Europa die Arbeit am Film.
                                        Michael Crichton erhielt für die Filmrechte 1,5 Millionen Dollar und für seine Arbeit als Drehbuchschreiber wurde er mit einer halben Millionen US-Dollar entlohnt.
                                        Die Verpflichtung von Sir Richard Attenborough, welcher vierzehn Jahre zuvor das letzte Mal in einem Film geschauspielert hatte, war ein Traum für Steven Spielberg, da er bereits seine ganze Karriere über ein großer Verehrer Attenboroughs gewesen war.
                                        Der Titel "Jurassic Park" bezieht sich auf das Zeitalter des Juras, in welchem die Dinosaurier die dominierenden Tiere waren.
                                        Der Film spielte insgesamt über 915 Millionen US-Dollar ein und gilt nach "Star Wars" bis heute als erfolgreichster Merchandising-Film, da passend zum Film Spielzeuge, Bücher, Filme und andere Merchandising-Produkte auf den Markt geworfen wurden.

                                        Spaß: *
                                        Action: ***
                                        Spannung: *
                                        Gefühl: *
                                        Anspruch:
                                        Kreativität: **

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                                          Der "Searchlight"-Film "Little Miss Sunshine", von den Regisseuren Jonathan Dayton und Valerie Faris, ist ein ungemein symphatisches, lustiges und auch gefühlvolles Roadmovie der Extraklasse.

                                          Als wenn nicht alle Familienmitglieder genug mit ihren eigenen Problemen belastet und beschäftigt wären, steigern sich die kuriosen und tragischen Ereignisse auf der Fahrt zu einem Kindermodellwettbewerb in Kalifornien.

                                          Diese teils konstruiert und überspitzt wirkende Story wird so nett und unterhaltsam präsentiert, dass es eine wahre Freude ist den Geschehnissen zu folgen. Besonders die schauspielerischen Leistungen des gesamten Hauptcasts (Abigail Breslin "Zombieland", Steve Carell "Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy", Greg Kinnear "Loser – Auch Verlierer haben Glück", Paul Dano "There Will Be Blood" und Alan Arkin "Edward mit den Scherenhänden") begeistern durch ihre Natürlichkeit den ganzen Film über.
                                          Die größte Bedeutung spricht der Film dem familiären Zusammenhalt und Vertrauen zu, was hier ungewohnt unpathetisch geschieht.

                                          Insgesamt ist das mehrfach preisgekrönte Werk "Little Miss Sunshine" sensible, aber auch teils schwarzhumorige Filmunterhaltung für die komplette Familie.

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                                          Schon gewusst: Der Film "Little Miss Sunshine" war insgesamt vier Mal für den Oscar nominiert. Der Film erhielt den Oscar für das "Beste Originaldrehbuch" und Alan Arkin als "Bester Nebendarsteller". Der Film gewann noch knapp dreißig weitere Preise und Auszeichnungen.
                                          Der Film kostete schätzungsweise acht Millionen Dollar und spielte bisher über einhundert Millionen Dollar ein, sodass sich die Produktionskosten zigfach amortisierten.

                                          Spaß: **
                                          Action:
                                          Spannung:
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                                          Anspruch:
                                          Kreativität: *

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                                            Basierend auf dem sehr lesenswerten Roman "The Cider House Rules" von Autor John Irving ("Hotel New Hampshire") drehte der schwedische Regisseur Lars Sven Hallström ("Chocolat – Ein kleiner Biss genügt") im Jahr 1999, nach Irvings entsprechend umgeschriebenen Oscar-prämierten Drehbuch, den großartigen und sensiblen Film "Gottes Werk und Teufels Beitrag".
                                            So offensichtlich genial ausnahmsweise der deutsche Filmtitel ist, so rundum faszinierend und gelungen ist dieser amerikanische Coming-of-Age Film.

                                            Die Erzählung über das Erwachsenwerden des Waisenjungen Homer Wells schildert Ausschnitte seines Lebensweges vom Waisenhaus, über die müßige Arbeit in einer Apfelplantage, bis zu einer unvergesslichen romantischen Liebschaft - dies alles wird gefühlvoll, hoch emotional und mit sehr viel Fingerspitzengefühl vorgetragen. Die Erzählung bietet Freude, Humor, Liebe, Tragik, Trauer und die üblichen auflockernden Schrulligkeiten. Einem bestimmten Genre mag sich der Film dabei nicht beugen. Komödie oder Tragödie? Nichts von beidem und doch alles zusammen - der Film zeigt das Leben!

                                            Wie man von Regisseur Hallström erwarten darf, zeigt er perfekt fotografierte und komponierte Bilder, die sich insbesondere durch wundervolle Landschaftsaufnahmen bemerkbar machen. Trotz zu erwartender Rührseligkeit konfrontiert der Film den Zuschauer mit den schwierigen Themen und den diesbezüglichen Problemen um Abtreibung, Vergewaltigung und Kriegsleid. Es geht um die Ambivalenz von Gut und Böse - die zwei sprichwörtlichen Seiten der Medaille. Mit diesen sensiblen Themen wird allerdings so gefühlvoll und gekonnt umgegangen, dass sich der lebensbejahende Grundton des gesamten Films durchaus noch weiter verdeutlicht. Zwar wird dieser Diskurs nicht so subtil wie im Roman behandelt, aber insbesondere durch die dramaturgische Entschlackung wirkt der Film stimmungsvoll und pointiert.

                                            Nicht nur aus inszenatorischer Sicht bietet "Gottes Werk und Teufels Beitrag" herzerwärmenden und teilweise gar tränenreichen Stoff - besonders überzeugen können nämlich auch die schauspielerischen Leistungen. Tobey Maguire ("Pleasantville – Zu schön, um wahr zu sein") als sinnsuchender Waise und die bildhübsche Charlize Theron ("The Italian Job – Jagd auf Millionen") als reizvolle junge Frau bilden ein nettes Leinwandpaar, obgleich sich die Zukunft ihrer Charaktere letztlich dem vom Krieg gezeichneten Schicksal beugen muss. Außerdem darf der sensationelle Sir Michael Caine ("Jack the Ripper – Das Ungeheuer von London") überdies wohl als die perfekte Besetzung der Rolle des Doktor Wilbur Larch angesehen werden, der in der eigenen Selbstaufopferung für die Waisenkinder und jungen Mütter den richtigen Weg zu gehen versucht.

                                            Die schauspielerische Arbeit betreffend zeigt sich eine weitere besondere Fähigkeit von Regisseur Hallström: Die respektvolle und großartige Arbeit mit jungen Schauspielern. Es ist dabei wahrlich faszinierend, wie herausragend die jungen Mimen spielen und dem entsprechend schnürt ihr Schicksal dem Zuschauer ein ums andere mal fast die Kehle zu. Aus dem Cast der jungen Darsteller stechen dabei insbesondere Kieran Culkin ("Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt"), der jüngere Bruder Macaulay Culkins ("Kevin - Allein zu Haus"), und Erik Per Sullivan ("Armageddon – Das jüngste Gericht"), der insbesondere als Malcolms verkannt talentierter Bruder Dewey aus der Sitcom "Malcolm Mittendrin" bekannt ist, hervor, die einfach herrlich und tief berührend spielen.

                                            Trübe Tassen dürften in Lasse Hallströms "Gottes Werk und Teufels Beitrag" einen weiteren Kitschfilm sehen, dabei zeigt der Streifen doch so viel mehr. Eine rührende Geschichte über Leben, Liebe und Tod, den Sinn des Lebens und die Grenzen des eigenen Schaffens. Garniert wird dies mit brillanten Schauspielern, einer allgemein makellosen Regiearbeit, fabelhaft fotografierten Landschaftsbildern und einem einfühlsamen und ungemein prägenden Score von Komponistin Rachel Portman ("Die Legende von Bagger Vance").

                                            Dass Hallströms Werk natürlich nicht den gut achthundert Seiten umfassenden Roman von John Irving in seiner Gänze wiedergeben kann, ist klar. Die gewählte Konzentration und Zusammenfassung ist allerdings, auch weil Irving wie bereits erwähnt höchstpersönlich für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, rundum überzeugend gelungen.

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                                            Schon gewusst: Das Budget des Film wird auf ungefähr 24 Millionen US-Dollar geschätzt. In den Kinos konnten weltweit mehr als 88 Millionen Dollar wieder eingespielt werden.
                                            Aus Zeitgründen wurden einige Erzählstränge des 1985 veröffentlichten Romans nicht im Film aufgegriffen. Beispielsweise liegt im Roman ein großer Fokus auf dem Waisenkind Melone und auf Angel, dem gemeinsamen Kind von Candy und Homer.
                                            In der Internet Movie Database hat der Film eine Bewertung von 7,4 und bei Rotten Tomatoes zeigt das Tomatometer einen kumulierten Score von 71 Prozent. Der nicht immer treffsichere Kritiker Roger Ebert von der Chicago Sun-Times vergibt nur zwei von vier möglichen Sternen.
                                            Im Jahr 2000 war der Film für sieben Oscars, unter anderem in den Kategorien Bester Film, Bester Regisseur, Bester Schnitt, Beste Filmmusik und Bestes Szenenbild, nominiert. Als Bester Nebendarsteller gewann Michael Caine einen Oscar, John Irving erhielt die begehrte Trophäe für das Beste adaptierte Drehbuch. In beiden Kategorien war der Film im Jahr 2000 auch für den GoldenGlobe nominiert.
                                            Gedreht wurde der Film unter anderem an Schauplätzen in Vermont, Maine, New Hampshire und Massachusetts.
                                            John Irving war vom Film so begeistert, dass er im Film einen Cameo-Auftritt als Bahnhofsvorsteher hat.
                                            Über den Ablauf der Dreharbeiten und der Arbeiten an seinem eigenen Drehbuch schrieb John Irving im Jahr 2000 das Buch "My Movie Business".

                                            -- "Gute Nacht, ihr Prinzen von Maine, ihr Könige von Neu-England!" --

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Spannung:
                                            
Gefühl: ***
                                            
Anspruch: *
                                            
Kreativität:

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                                              Ob Mafiastreifen ("GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia"), Geschichtsepos ("Gangs of New York"), Biopic ("Aviator"), Künstlerportrait ("No Direction Home – Bob Dylan"), Thriller ("Shutter Island"), Musical ("New York, New York") oder Konzertfilm ("Shine a Light") - Regisseur Martin Scorsese hat sich bereits mit einigen Genre auf filmische Weise auseinandergesetzt. Trotzdem konnte man als aufmerksamer Filmfreund durchaus verwundert sein, als eben jener legendäre Filmemacher im Jahr 2009 seine Pläne zu einer familienfreundlichen Verfilmung des Buches "Die Entdeckung des Hugo Cabret" ankündigte. Zu allem Überfluss sollte dies, sicherlich auch im Fahrwasser von James Camerons "Avatar - Aufbruch nach Pandora", mit Hilfe der zurecht umstrittenen 3D-Technik passieren. Gleich auf zweifache Art also echtes Neuland, auf das sich der mittlerweile fast siebzigjährige Regisseur Scorsese hier begibt.

                                              Was sich dem Zuschauer dann allerdings im Kino zeigt ist großartige und faszinierende Kinounterhaltung für alle Altersgruppen. "Hugo Cabret", so der deutsche Filmtitel, lässt alle Befürchtungen und Zweifel von der allerersten Sekunde an verschwinden.

                                              Der junge Hugo lebt seit dem Tod seines Vaters auf dem Pariser Bahnhof Montparnasse. Hier kümmert er sich um die Wartung der zahlreichen mechanischen Uhren. Immer auf der Suche nach Nahrung und auf der Flucht vor dem kauzigen Bahnhofsvorsteher lebt er quasi hinter den Kulissen der Bahnhofshallen. Bis er eines Tages seinen wertvollsten Besitz an einen griesgrämigen Spielzeugladenbesitzer verliert und das unverhoffte Abenteuer beginnt.

                                              Die Geschichte von Buchautor Brian Selznick und Drehbuchschreiber John Logan ("Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street") bietet eine aus Sicht Scorseses fast autobiographische Reise von der harten Realität des alltäglichen Lebens in die magische und traumwandlerische Welt der Filme des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Am einfachsten und klarer gelingt vermutlich der Umgang mit dem Film wenn man ihn in seine zwei bedeutenden Ebenen unterteilt. Auf der einen Seite findet sich entsprechend der besonders kinderfreundliche Abenteuerfilm, auf der anderen Seite bietet sich nach der Enttarnung George Méliès' eine fantastische Hommage an die Werke dieses unfassbar bedeutenden Filmpioniers.

                                              "Hugo Cabret" profitiert dabei von der wie immer virtuosen Inszenierung Scorseses. Man erlebt förmlich den Trubel, die Geschäftigkeit am Bahnhof, immer mit einem Auge für die speziellen Charaktere. Jeder trägt hier irgendeine Last, auch wenn es nur die Jagd nach der Zeit ist. Menschen treffen auf einander, manche zeigen ihr wahres Ich erst spät, sind dann aber doch die Ehrlichen und Unverbogenen. Ob es nun der Buchladenbesitzer, die Caféinhaberin, die Blumenfrau oder der Bahnhofsvorsteher ist, als Zuschauer bekommt man das Gefühl ihre Charaktere, so beiläufig sie auch sein mögen, nicht missen zu wollen.

                                              Viel wichtiger scheint dann aber doch die Suche von Hugo und Isabelle nach der Wahrheit um George Méliès. Hier bieten sich großartige Einblicke in die Entstehungsgeschichten der Filme, gedreht im Glasstudio, vor Pappaufstellern und per Hand coloriert. Grade Scorsese, der sich bereits in bedeutender Art und Weise um den Schutz alter Filme und Aufnahmen verdient gemacht hat, zelebriert die Historie des Kinos. Sobald die beiden Kinder zum ersten Mal im Kino sitzen ist die unzweifelhafte Magie des Mediums förmlich zu spüren. Von den Reaktionen des verblüfften Publikums auf "Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat" (1896) der Gebrüder Lumière bis hin zu Méliès "Die Reise zum Mond" (1902) finden die bedeutendsten Klassiker der frühen Filmgeschichte Platz in Scorseses filmischer Würdigung seiner eigenen Vorbilder und Ideale.

                                              Das alles gelingt Scorsese mit seinem einmaligen Blick für bemerkenswerte Charaktere, spannenden Situationen, tolle Erzählungen und einem überraschenden Händchen für harmlosen aber kinderzuträglichen Slapstick.

                                              In seiner langen Karriere hat Scorsese mit vielen großen Schauspielern zusammen gearbeitet. Für "Hugo Cabret" bedarf es allerdings keines Robert De Niro ("Taxi Driver"), Harvey Keitel ("Hexenkessel") oder Leonardo DiCabrio ("Departed - Unter Feinden"). Der junge Hauptdarsteller Asa Butterfield ("Der Junge im gestreiften Pyjama") trifft mit seinem Schauspiel auf überzeugende Art die Mischung aus Verletzlichkeit, Träumerei und Mut, die den Protagonisten Hugo auszeichnet. An seine Seite gesellen sich dann unter anderem Jude Law ("Mitternacht im Garten von Gut und Böse"), Sir Ben Kingsley ("Schindlers Liste"), Sir Christopher Lee ("Der Herr der Ringe Trilogie"), Sacha Baron Cohen ("Borat – Kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen") als trotteliger Bahnhofsvorsteher und die nicht erst seit "Zombieland" und "Kick-Ass" faszinierende Chloë Grace Moretz, die ihren Kollegen in manchen Szenen fast ein wenig die Show zu stehlen scheint. Insgesamt findet sich hier ein umgemein homogener und toll gewählter Cast zusammen, der auch hier das routinierte Gespür des Regisseurs für ideale Besetzungen auf eindrucksvolle Weise unter Beweis stellt.

                                              Bei solch einer emotionalen wie ehrerbietenden Würdigung der Filmpioniere und des Mediums Film an sich, scheint es fast etwas ironisch, dies mit dem Mittel der stereoskopischen Darstellung, quasi dem evolutionären Gegenpol der frühen Bewegtbilder, zu tun. Direkt in 3D aufgenommen zeigt der Film wohl das beste dreidimensionale Erlebnis bisher überhaupt. Selbst Pionier James Cameron, immerhin eingetragener Miterfinder der genutzten Kameratechnik und Regisseur des kommerziellen Welterfolgs "Avatar - Aufbruch nach Pandora", sprach von der bisher besten technischen Umsetzung. Dies ist auch schön und gut, die Animationen und mehrdimensionalen Effekte sind auch sicherlich schön anzuschauen - sie wirken nicht wie ausgestellt, sondern scheinen natürlich integriert. Allerdings leidet auch "Hugo Cabret" an den gleichen konzeptbedingten Unzulänglichkeiten wie alle anderen echten 3D-Streifen. Man ist allzu schnell von den Bewegungsunschärfen, der künstlichen Aufhellung und dem unübersehbaren Ghosting verschreckt und genervt, dass man sich dieses filmische Meisterwerk doch eher in einer brillanten und klassischen zweidimensionalen Version gewünscht hätte und so stellt dies auch den einzig negativen Aspekt da, den "Hugo Cabret" zu bieten hat.

                                              Insgesamt gesehen präsentiert uns Martin Scorsese ein großartiges Stück Kinounterhaltung, völlig untypisch und anders als alles andere von Scorsese bisher. Ihm gelingt auf perfekte Art die Verknüpfung der Geschichte Hugos mit der Huldigung an die glorreichen Leistungen der frühen Filmpioniere. Dramaturgisch spannend erzählt, mit faszinierenden Charakteren, toller Musik (Howard Shore, "Aviator") und einer betörenden visuellen Brillanz überzeugt der Film nicht nur als familientauglicher Abenteuerstreifen, sondern auch als feierliche Liebeserklärung an das Medium Film, das Kino und ihre fesselnde Magie für Jung und Alt. Letztlich stellt sich dann auch nur noch die Frage, welcher Regisseur, wenn nicht Martin Scorsese, in der Lage wäre und die Legitimation besäße solch eine Film zu drehen, ist er doch quasi der George Méliès unserer Zeit.

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                                              Schon gewusst: Das Budget des Films wird mit ungefähr 150 Millionen US-Dollar angegeben. An den Kinokassen konnten bisher allerdings erst knapp 114 Millionen Dollar wieder eingespielt werden.
                                              In Deutschland war der Kinostart am 9. Februar, in den Vereinigten Staaten lief der Film hingegen schon Ende November 2011 an.
                                              Seine Premiere feierte der Film noch in einer unfertigen Version Anfang Oktober 2011 auf dem New York Film Festival.
                                              Schauspieler Johnny Depp ("Wenn Träume fliegen lernen") war als Eigentümer der Produktionsfirma Infinitum Nihil als einer der ausführenden Produzenten tätig.
                                              Regisseur Martin Scorsese ist in einem wenige Sekunden langen Cameo-Auftritt im Film als Fotograph zu sehen.
                                              Unter anderem wurde der Film für drei GoldenGlobes nominiert und Martin Scorsese gewann die Auszeichnung für die Beste Regie. Mit unglaublichen elf Nominierungen war "Hugo Cabret" außerdem bei der Oscar-Verleihung 2012 vertreten - unter anderem in den Kategorien Bester Film (Graham King, Martin Scorsese), Beste Regie (Martin Scorsese), Bestes adaptiertes Drehbuch (John Logan), Beste Filmmusik (Howard Shore), Bestes Kostümdesign und Bester Schnitt. Gewinnen konnte er allerdings nur die fünf weniger gewichtigen Kategorien Beste visuelle Effekte, Beste Kamera (Robert Richardson), Bester Tonschnitt, Bester Ton und Bestes Szenenbild.
                                              Auf der Liste der besten Filme des Jahres 2011 der New York Times belegt der Film Platz 1.
                                              Die allgemeinen Kritiken zum Film fallen sehr gut aus. In der renommierten Internet Movie Database zeigt der Film einen Score von 8.1, die Community Rotten Tomatoes zeigt eine kumulierte Bewertung von herausragenden 93 Prozent. Metacritic vergibt 83 von einhundert möglichen Punkten. Der Kritikerpapst Roger Ebert von der Chicago Sun-Times gibt dem Film vier von vier möglichen Sternen und sieht "Hugo Cabret" als viertbesten Film des Jahres 2011.
                                              Die Deutsche Film- und Medienbewertung vergibt das Prädikat "Besonders wertvoll".
                                              Die Filmrechte zum Buch "Die Erfindung des Hugo Cabret" wurden bereits 2007 von Graham Kings GK Films gekauft.
                                              Die aufwendigen Computeranimationen und 3D-Effekte stammen von der Firma Pixomondo, die ihren Sitz in Frankfurt am Main hat und schon an Filmen wie "2012", "Sucker Punch" und "Super 8" mitgearbeitet hat.

                                              Spaß: *

                                              Action: *
                                              
Spannung: *
                                              
Gefühl: **
                                              
Anspruch:
                                              
Kreativität: ***

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                                                "Die Truman Show", von Regisseur Peter Weir, ist eine pointierte und klug installierte Medienkritik bzw. -satire aus dem Jahr 1998.

                                                Der Film entwickelt die Zukunftsvision eines voyeuristischen Fernsehens schon Jahre vor dem Boom der so genannten RealityTV-Formate.

                                                Regisseur Weir, der bereits für den Streifen "Der Club der toten Dichter" verantwortlich war, verbindet die menschlichen Ängste vor der totalen Kontrolle nach Orwells "1984" mit der unbemerkten Existenz in einer fiktiven Lebenswelt und deren Entgrenzung des Wirklichen.
                                                Jim Carrey ("Ace Ventura - Ein tierischer Detektiv") gefällt in der Rolle des Truman Burbank, des einzig wahren Menschen im OmniCam Ecosphere-Studiokomplex der Truman Show. Weit entfernt vom gewohnten Klamaukimage zeigt Carrey sein Talent als fähiger Schauspieler, indem er sich auch als ernsthafter und sensibler Mime präsentiert. Auch Ed Harris ("A Beautiful Mind - Genie und Wahnsinn") spielt die Rolle des allmächtigen Schöpfers Christof absolut treffend, weshalb er als bester Nebendarsteller eine Oscarnominierung einheimsen konnte.

                                                Besonders die allgemeine Überschätzung trivialster Ereignisse im pseudorealen Fernsehen und das unverfrorene Product-Placement wird im Film angeprangert, gehört zehn Jahre nach Filmveröffentlichung aber zum traurigen Alltag im ewig gestrigen Medium Fernsehen. Außerdem stellt Peter Weirs Film infrage, inwieweit das Realityfernsehen drehbuchgerechte Figuren hervorbringen kann.

                                                Letztlich macht uns "Die Truman Show" nicht nur zu Voyeuren der eigentlichen Voyeure, vielmehr zeigte der Film im Voraus sehr passend wo das proletische Fernsehangebot Jahre später landen würde. Mit guten Schauspielern und einer interessanten Story gespickt ergibt sich so eine herausragende Medienkritik die aktueller denn je scheint.

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                                                Schon gewusst: Ursprünglich war Drehbuchautor Andrew Niccol ("Gattaca") auch als Regisseur angefragt worden. Als Jim Carrey allerdings eine Gage von rund zwölf Millionen Dollar erhielt wollte das Studio die Arbeit eher einem erfahreneren Regisseur überlassen, sodass Peter Weir engagiert wurde. Außerdem waren anfangs die Schauspieler Gary Oldman für die Rolle des Truman Burbank und Dennis Hopper für die Figur Christof vorgeschlagen worden.
                                                Alle Straßen in der künstlichen Kleinstadt "Seahaven" sind nach Schauspielern benannt. Außerdem haben die Namen der Hauptfiguren weiterführende Bedeutungen. Der Name Truman besteht aus den Worten 'true' und 'man'. Der Nachname Burbank bezieht sich auf die gleichnamige Stadt in Kalifornien, in der zahlreiche Film- und Fernsehstudios stehen. Trumans Frau ist nach Meryl Streep und sein bester Freund nach Marlon Brando benannt. Der Künstlername Christof ist eine Anspielung auf Jesus Christus.
                                                Der "Truman-Show-Wahn" ist ein offizieller psychiatrischer Terminus und bezeichnet Menschen, die überzeugt sind ungewusst Hauptdarsteller einer Reality-Show zu sein.

                                                Spaß: *
                                                Action: *
                                                Spannung: *
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                                                Kreativität: **

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                                                • 9

                                                  Tim Robbins ("Die Verurteilten") gehört nicht nur zu den besten Schauspielern in Hollywood, sondern auch als Regisseur ist er ausgesprochen talentiert. Bereits mit seiner zweiten Regiearbeit "Dead Man Walking - Sein letzter Gang" lieferte Robbins im Jahr 1996 einen fabulösen Film ab, der besonders durch seine unaufgeregte, kluge, differenzierte und intensive Inszenierung auffällt und deshalb auch bei Kritikern durchweg glänzte.

                                                  Robbins Kritik an der amerikanischen Todesstrafe - verfilmt nach dem gleichnamigen Buch, welches auf den authentischen Erlebnissen der Ordensschwester Helen Prejean basiert - verzichtet auf den ausgestreckten Zeigefinger und überflüssige Polemik für oder gegen die Todesstrafe. Der Film erzählt stattdessen eine unglaublich emotionale Geschichte, die dem Zuschauer, aufgrund des Verzichts auf kinogerechte Aufmachung und dem ungemerkten Aufbau einer fast spirituellen Aufarbeitung, immer wieder die Kehle zuschnürt.

                                                  So einfach und konsequent die Inszenierung daherkommt, so beeindruckend gefühlvoll spielen Sean Penn ("Milk") und Susan Sarandon ("In meinem Himmel"). Beide wurden von der Fachpresse für ihre glaubwürdigen und unaffektierten schauspielerischen Leistungen bejubelt und gewürdigt - Sarandon erhielt überdies einen Oscar als beste Hauptdarstellerin.

                                                  Insgesamt gesehen ist Tim Robbins mit "Dead Man Walking - Sein letzter Gang" ein großartiger Film gelungen, der effizient inszeniert und gefühlvoll eine überaus kritische wie emotionale Geschichte, welche sich einer ausgesprochen schwierigen Thematik bedient, zu erzählen versteht.

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                                                  Schon gewusst: Im Dezember 2009 gaben Susan Sarandon und Tim Robbins das Ende ihrer elfjährigen Beziehung bekannt. Aus dieser Beziehung gingen zwei Söhne hervor. Auch ihr soziales und politisches Engagement, insbesondere als scharfe Kritiker der ehemaligen Bush-Regierung, verband die beiden Ausnahmeschauspieler und profilierte sie international.
                                                  Neben der Oscar-Auszeichnung für Susan Sarandon erhielt der Film "Dead Man Walking - Sein letzter Gang" drei weitere Nominierungen für die Beste Regie (Tim Robbins), den Besten Hauptdarsteller (Sean Penn) und den Besten Titelsong (Bruce Springsteen).

                                                  Spaß:
                                                  Action:
                                                  Spannung: *
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                                                  Kreativität:

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                                                    Die amerikanische Krankenhaus-Comedy "Scrubs - Die Anfänger" war fast acht Staffeln lang die wohl lustigste Sitcom im Fernsehen überhaupt - die neunte und letzte Staffel bleibt an dieser Stelle einmal außen vor, da diese aus einer fast komplett neuen Besetzung besteht.

                                                    Insbesondere durch die lustigen Charaktere, die kreativen Storylines und die einmaligen Tagträume machte "Scrubs - Die Anfänger" auf sich aufmerksam. Ein perfekter Wechsel zwischen dramatischen und komödiantischen Elementen ist in dieser Präzision einzigartig im TV und schenkt der Serie eine atmosphärische Tiefgründigkeit, welche als absolut genreuntypisch angesehen werden muss. Unterstützt wird das hervorragende Gesamtpaket letztlich noch durch die stimmige und bestechende Musikauswahl.

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                                                    Schon gewusst: Die Serie "Scrubs - Die Anfänger" verzichtet, völlig untypisch für Sitcoms, auf die Multikameratechnik, Aufnahmen vor Publikum und eingespieltes Gelächter.
                                                    Die A-Cappella-Band von Rechtsanwalt Ted existiert wirklich, "The Blanks" veröffentlichten das Album "Riding the Wave" im Jahr 2004.
                                                    Der Serientitel als Subjekt 'scrub' kann mehrdeutig übersetzt werden, bedeutet aber am ehesten 'Anfänger' beziehungsweise 'Versager'.

                                                    Spaß: ***
                                                    Action:
                                                    Spannung:
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                                                    Kreativität: **

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