alex023 - Kommentare
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Alle Kommentare von alex023
Inhaltlich wäre das sogar möglich, denn Stieg Larssons Buchvorlage konzentriert sich im zweiten Teil hauptsächlich auf Hacker-Genie Lisbeth Salander.
Ja, aber halt. Die Millenium-Trilogie von Stieg Larsson hat zwei Protagonisten: Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist. Auch wenn der Anteil von Salander im zweiten Teil überwiegt, so ist es doch von eminenter und essentieller Bedeutung, dass Blomkvist in der Story dabei ist. Also bitte, ohne Craig, Fincher und dann vermutlich auch Treznor können sie sich das dann auch (leider) sparen.
„The greatest measure of the 19th century was passed by corruption, aided and abetted by the purest man in America. “
Spielberg präsentiert uns den Bürgerkrieg zwischen dem Norden und dem Süden im 19. Jahrhundert. Abraham Lincoln wurde gerade zum zweiten Mal zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt und hat viel vor. Er strebt – neben dem Frieden – einen Zusatzartikel für die Verfassung an, in dem das Betreiben von Sklaverei verboten werden soll. Ein packender politischer Kampf bis zu Abstimmung beginnt.
Man kann bei einer so amerikanischen Geschichte ganz leicht mit viel patriotischem Geheul und einer Menge Pathos rechnen, doch Spielberg hält sich hier erstaunlicherweise in Grenzen. Anfangs hatte ich noch eine andere Richtung des Films befürchtet, weil wir hier direkt zu Beginn eine Schlacht präsentiert bekommen. Doch schon die Einführung des Protagonisten ließ mich aufatmen, so geschickt inszeniert via Kamera, dass man erst sehr spät realisiert, dass Lincoln schon seit mehreren Minuten im Bild ist.
Der überwiegende Teil des Films ist sehr von Dialogen, Diskussionen, Debatten geprägt, manchmal sieht man auch mal einen Flashback/-forward/-sideway, in dem irgendein Demokrat dazu überredet wird, für den Zusatzartikel zu stimmen. Die Kameraarbeit ist geprägt durch sehr viele Close-Ups, einen ruhigen Schnitt und dementsprechend einer sehr eleganten und schlichten Führung, während die Bilder scheinbar immer etwas gräulich angehaucht bleiben, um die dunkle Zeit des Krieges zu symbolisieren.
Ein weiterer, ausschlaggebender Punkt für die Stärke des Films ist die Genialität seitens John Williams. Dieser Mann ist eine Legende. Er hat unvergessliche Themes und Scores erschaffen, die den Film auf ewig auch in den Ohren der Menschen weiterleben lassen. Sein exzellentes Fingerspitzengefühl bei der Auswahl von Tönen und Klängen unterstützt jede Atmosphäre in jedem Film und hier übertrifft er sich wieder einmal selbst. Seine fast schon magisch anmutenden Kompositionen machen den Film noch wertvoller, als er es ohnehin schon ist.
Der Star des Films ist – Überraschung! – Daniel Day-Lewis. Er hat neben sich klasse Darsteller wie Tommy Lee Jones, der meine Prognose für ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen de Niro und Hoffman um den Supporting-Actor-Academy-Award vielleicht noch einmal zunichtemachen könnte (man haben wir letztes Jahr viele sensationelle Nebendarsteller gehabt), oder Joseph Gordon-Levitt (mit einer sehr kurzen Rolle), aber er ist der Mittelpunkt jedes Geschehens und das nicht, weil er die zentrale Figur, der Protagonist ist. Mit einer unfassbaren Gelassenheit und Ruhe verkörpert er – ironischerweise als Brite – eine der populärsten Figuren der amerikanischen Geschichte, nur um dann plötzlich auszubrechen, mit einem Mal jeden und alles einzuschüchtern und wieder auf seine exklusive Aura und Persönlichkeit hinzuweisen.
Es mag nur wenige Schauspieler auf diesem Planeten geben, die eine solche Figur so authentisch und facettenreich darstellen können. Wenn es hier nicht den dritten Best-Actor-Academy-Award gibt, dann weiß ich echt gar nichts mehr. Ein Bradley Cooper in Silver Linings kann hier gegen total einpacken, und das, obwohl er total toll gespielt hat. Aber da kann man echt nichts machen, gegen Daniel Day-Lewis kommt momentan wohl niemand an, vermutlich ist er der derzeit beste Schauspieler der Welt. Aber es ist mit solchen Begriffen immer schwierig, wo hat man den Vergleich? Also kann man da keine endgültige Aussage machen, außer, dass sein Spiel wahrlich virtuos und ausgewogen ist.
Lincoln wird uns als ruhiger, idealistischer und fast schon melancholischer Mensch präsentiert, ob das wirklich seine Persönlichkeit war, kann ich schlecht beurteilen, weil ich mich nicht besonders mit der Person und seinem Leben beschäftigt habe, weshalb der Punkt mit der Authentizität (s. o.) auch unter diesem Vorbehalt zu lesen ist. Dennoch ist das, was DDL auf die Leinwand bringt, einfach echt, es überzeugt, ob es nun historisch korrekt ist, müssen andere außer mir entscheiden, es wirkt zumindest so.
Eine große Stärke von Lincoln ist auch die Gewitztheit seines Namensgebers und Protagonisten. Ich erinnere mich an eine Szene, ungefähr in der Mitte des Films, in der von Lincoln eine wichtige Entscheidung, ein Befehl oder Ähnliches verlangt wird und er beginnt, eine Geschichte aus der Zeit der Unabhängigkeit zu erzählen. Wutentbrannt stürmt jemand hinaus, weil er sich nicht noch eine weitere Geschichte von ihm anhören will, nicht in diesem Moment. Lincoln bleibt gelassen, wartet einen Moment, aber zögert nicht, und setzt seine Erzählung fort. Eine der Szenen, die bleibenden Eindruck hinterlassen und oft weiß man gar nicht warum.
So kann man schlussendlich sagen, dass Lincoln ein virtuoses Historiendrama, ein Drama und Biopic über einen der, wenn nicht den, bekanntesten und beliebtesten Präsidenten der amerikanischen Geschichte geworden ist, angetrieben durch die Großartigkeit der Darstellung von Daniel Day-Lewis, der trotz seiner starken Mitstreiter eine „One-Man-Show“ abliefert und Steven Spielberg hiermit einen Volltreffer gelandet hat.
„It's time for me to go. But I would rather stay.“
Hab jetzt die neuste Folge nicht gesehen, aber bisher ist die achte Staffel für mich (abgesehen von den ersten 3-4 Folgen) ein voller Erfolg. Also gerne eine abschließende neunte Staffel. :)
„Makes me wanna sniff some lines and go fly a jet!“
Robert Zemeckis dreht nach seinen zu Klassikern avancierten Werken wie „Forrest Gump“ oder die „Back To The Future“-Reihe vor über zehn Jahren wieder Realfilme mit echten Schauspielern. Dieses Mal erzählt er ein Drama, das von einem alkohol- und drogensüchtigen Piloten handelt, der trotz einer erhöhten Blutalkoholkonzentration dem Großteil der Insassen einer Maschine das Leben rettet, was wohl ein Privileg seinerseits war, weil nachher durch Simulationen festgestellt wurde, dass es kein anderer Pilot geschafft hätte, dies zu vollbringen. (Spoiler enthalten).
Die großen Stärken von FLIGHT sind ohne Frage Denzel Washington und das Drehbuch. Der für den Oscar nominierte Darsteller liefert die womöglich beste Leistung seiner Karriere ab, er präsentiert die innere Zerrissenheit und die äußere (scheinbare) Entschlossenheit sehr facettenreich und trägt den Film auf seine eigene Art komplett. Der restliche Cast liefert eigentlich Steilvorlagen für ein Auftrumpfen des gesamten Ensembles, aber nur John Goodman weiß in seinen Kurzeinsätzen aufzutrumpfen.
Das Drehbuch dabei ist virtuos geschrieben, gut konzipiert und weiß nur am Ende nicht mehr ganz zu überzeugen. Ich hätte mir hierbei ein „in-die-Fresse-Ende“ gewünscht, passt wohl aber leider nicht in Zemeckis Pralinenschachtel.
Der Flugzeugabsturz ist fantastisch – also natürlich dessen Inszenierung – und ich bin da gerne redundant, weil alle das schon gesagt haben, und danach wird „Flight“ ein anderer Film. Aber wenn man sich darauf einlässt, bekommt man ein astreines Drama geboten, was jedoch manchmal den Anschein erwirkt, auch in anderer Umgebung (also nicht als Folge eines Flugzeugabsturzes) funktionieren zu können, da das Ganze irgendwie nur als Aufhänger dient.
„I want you. I need you. I love you. I miss you. Like crazy.“
Lovestory abseits vom Hollywood-Typus. Hier sind wir richtig. Faszinierende und wunderschöne Geschichte über die Liebe, möchte man auf den ersten Blick sagen. Doch das stimmt so nicht. Dieser Film handelt nicht von Liebe, er ist Liebe. Genauer gesagt ist er das Leben, das einfache und brutale, das einfache und wundervolle Leben. Vielleicht die ehrlichste Darstellung einer Beziehung seit „500 Days of Summer“.
Jacob und Anna sind College-Studenten in Los Angeles. Sie kommt aus England, er stammt von dort. Sie verlieben sich, werden ein paar, wir sehen die zuckersüße Darstellung ihrer Beziehung. Man hat sowas natürlich oft gesehen und nichts scheint zu überraschen. Aber es ist einfach eines der wenigen elementaren Dinge, die immer funktionieren, wenn man sie nur richtig inszeniert. Mit melancholischem, ruhigen Unterton, einer langsamen Kamerafahrt und einem fast schon magischen Piano-Score bekommen wir hier eine absolut grandiose Regie-Arbeit von Drake Doremus geboten.
LIKE CRAZY ist ein fantastisches Beispiel für das moderne Independent-Kino. Eine Romanze, so wundervoll inszeniert, fesselt an den Bildschirm und lässt die Zeit verfliegen und gleichzeitig langsamer vergehen. Eine schönes Paradoxon. Anton Yelchin und die wunderschöne Felicity Jones spielen so echt, so real und sind so überzeugend, dass einem das Herz aufgeht.
Zusammengefasst kann man sagen, dass der Sundance Gewinner für Best Picture 2011 ein nicht nur wunderschöner und ehrlicher Film ist, sondern auch unheimlich inspirierend wirkt. Das Leben geht weiter, egal, was kommt.
Eine realitätsnahe, aber nie nüchterne oder sachliche Darstellung des Lebens in Bezug auf die Liebe, die so facettenreich selten präsentiert wird. Man verliebt sich, man hat die buchstäblichen Schmetterlinge im Bauch und man lebt. Doch egal was komme, diese Momente bleiben bestehen. Die Zeit und die Umstände verändern dich, doch nichts kann die Liebe zerstören – oder vielleicht doch? Wir werden es wohl nie sicher wissen.
„When I came here I was nothing, back home I was a gangster, now I'm GOD.”
Blöde Nachricht im Juli 2012: der Kino-Release von GANGSTER SQUAD wird verschoben. Dabei hatte ich mich schon so gefreut.
Man sollte bei so einem Film nicht viel erwarten, er ist eben von Ruben Fleischer, dessen bester Film „Zombieland“ bleibt, der sogar richtig gut war als Parodie auf das Zombiegenre. Aber im Endeffekt bleiben es Action-Komödien mit geringem Anspruch, dünner Handlung, viel bum-bum, Coolness und einer Menge flotten Sprüchen. Aber eben genau auf sowas hatte ich mich eingestellt und ich bekam genau das, was ich erwartete.
Der große Pluspunkt bei „Gangster Squad“ ist mit Sicherheit das hervorragende Setting, stylish, aber nicht zu sehr, ein wenig zu glänzend vielleicht, aber man möchte sofort in den USA der 1940er leben und selber Anzug und Hut tragen (warum wird das heute nicht mehr praktiziert?). Die Action ist ordentlich choreographiert, der Sound in Ordnung und die Kamera stets im richtigen Winkel. Aber das wirklich überzeugende neben dem Setting und dessen Aufmachung ist ein hervorragender Cast wie dieser hier. Die Highlights sind hier ganz klar Josh Brolin, Sean Penn und vor allem Ryan Gosling. Brolin als gutmütiger Kriegsveteran, der eine Einheit zum inoffiziellen Bandenkrieg zusammentrommelt, Penn als brutaler Gangster Mickey Cohen und Ryan Gosling als zwiespältiger, verliebter Cop, der ständig mit seinem Zippo herumspielt. Brolin spielt hier sehr gut, wird aber von den anderen beiden in den Schatten gestellt. Penn brilliert wieder einmal in einer anderen Rolle, mit seiner Maske fast unkenntlich gemacht, präsentiert in diesem Schwarz-Weiß-Gangsterstreifen das pure Böse ohne Trivialität, was aber vom Drehbuch eben so konzipiert ist. Ryan Gosling überragt, er schafft es einfach, mit wenig Mimik und Gestik eine unheimliche Aura und Leinwandpräsenz zu erschaffen, die fast seinesgleichen sucht. Denn eine ähnliche Performance gibt es nicht, er ist für sich einzigartig. Sein Charisma würde wohl jeden Film tragen. Zum Schluss für diesen Abschnitt muss man aber noch Giovanni Ribisi erwähnen, der für seine vergleichsweise geringe Screentime noch eine der besten Leistungen abliefert.
Was bleibt also? „Gangster Squad“ ist ein spaßiger, zuweilen, aber nur selten, dramtischer Gangster-Thriller, der mehr wie eine etwas düstere Actionkomödie wirkt und mehr auch nicht sein will, sich aber durchaus für einen netten Kino-/DVD-Abend eignet. Kein großes Stück Filmkunst, aber das sind wir ja von Fleischer auch nicht gewohnt.
BITTE ROBERT DOWNEY JR. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Liebe auf den ersten Blick. Traumpaar. Hochzeit. Kind. Fremdgehen. Krebs. Happy End.
Ein paar Schlagwörter zu Love Life – Liebe trifft Leben, die eigentlich auf Anhieb gar nicht so zusammen passen wollen. In Komt een vrouw bij de dokter, wie der Originaltitel lautet, werden aber all diese Aspekte zusammengeführt und sollen ein harmonische Bild abgeben.
Stijn trifft Carmen, beide verlieben sich halsüberkopf ineinander und schon sind sie verheiratet, haben eine Tochter, alles scheint super. Doch dann die Diagnose: Brustkrebs. Die Krux an der so heilen Welt, die bisher toleriert wurde, ist: Stijn geht fremd. Und das oft, sehr oft. Doch Carmen hatte bisher kein Problem damit, sie tat es als „schlechte Angewohnheit“ ab. Doch Stijn kann sich nicht beherrschen und so eskaliert irgendwann die Beziehung, wobei es gegen Ende hin dann doch zu einer Art Happy End kommt, obwohl Carmen stirbt.
Atemlos erzählt Reinout Oerlemans uns zu Beginn die Lovestory, dieser Part, der sonst immer ganze Filme füllt, wird hier nun in wenigen Minuten abgehandelt, um gleich zum Drama-Teil überzugehen. Diagnose: Krebs. Was zunächst ein schwungvolles, sogar erfrischendes Drehbuch ist, verliert sich ab der Mitte des Films in viel zu vielen Belanglosigkeiten. Man hat das Gefühl, dass der Film nur aus zwei verschiedenen Szenen besteht, die in Endlosschleife, ein klein wenig variiert, wiederholt werden: ein dasitzendes, unglückliches Ehepaar, sie krank und nicht mehr lebensfroh, er genervt und ausgelaugt, beide an der Grenze zur Depression. Dann wieder eine Sex-Szene, der männliche Protagonist geht seinen Lüsten nach und vernachlässigt seine todkranke Frau. Alles das gleiche, immer wieder. Immer wieder. Immer wieder. Ist das nicht auch eine Form der Redundanz?
Zudem wird versucht, in hochstilisierten Bildern mit hellen und grellen Farben die moralisch verwerflichen Handlungen Stijns zu euphemisieren. Dies will aber einfach nicht passen, die viel zu schönen Bilder mögen eine Kontrapunktierung sein, aber es wirkt einfach nicht glaubhaft und passt somit so gar nicht zum Drama.
Die Schauspieler waren größtenteils in Ordnung, mir waren die niederländischen Darsteller jetzt nicht bekannt, aber vor allem Carice van Houten rettet den Film ein bisschen. Sie ist einfach bildhübsch und ihre Darstellung saugt gleich alle Sympathien auf, die bei Barry Atsmas Charakter auch gar nicht ankommen können; zumindest wenn die ersten fünf bis zehn Minuten vorbei sind.
Die Grundidee ist ja nun mal nicht gerade der Inbegriff von „innovativ“, aber man hätte dennoch viel mehr daraus machen können. Vielleicht ist aber auch gerade diese Überstilisierung der moralisch verwerflichen Handlungen des Protagonisten im Hintergrund der Geschichte so gewollt, sehr wahrscheinlich sogar ja. Aber ich kann mich mit so etwas einfach zu null Prozent identifizieren, was mir dementsprechend auch den Film letztlich versaut hat. War die erste halbe Stunde noch interessant, wie auch nett anzusehen, verschwimmt der Rest des Films zu einem unerträglichen Einheitsbrei, der vor allem durch das schrecklich geheuchelte Ende fast zu einem Desaster wird. Van Houten und der Einstieg mit einer schönen melancholischen Musik retten den Film noch einigermaßen, um nicht als Totalausfall gelten zu müssen, weil vor allem jetzt auch durch das Übergewicht der Negativ-Punkte das Bild des Films schlechter wird, als der Film letztendlich war.
Quentin Tarantino ist anders. Er macht andere Filme als jeder andere. Das geht soweit, dass er sich praktisch sein eigenes Genre geschaffen hat. Seine Filme sind meistens eine Mischung aus Hommage an jeweils ein oder mehrere bestimmte Filmgenre, dessen Filme er in seiner Kindheit/Jugendzeit als Videothekenjunkie geliebt hat, dazu oft auch eine bitterböse Satire und Abrechnung von Gesellschaft und Konventionen und zudem exzellent inszenierte Thriller, Komödien, Dramen mit genug Action. Somit sind wir bei DJANGO UNCHAINED. Eine Hommage an das Western-Kino von früher, vor allem natürlich – weil namensgebend – an die Django-Filme, das fehlte natürlich noch. Warum Tarantino damit wieder ein erstklassiger Film gelungen ist, verrate ich im Folgenden – vor Spoilern sei hier natürlich gewarnt.
Im 19. Jahrhundert angesiedelt, zeigt Tarantino uns die Sklaverei und deren brutale Folgen sowie dem Kampf light dagegen, angetreten von Ex-Sklave Django Freeman und seinem Mentor, dem Kopfgeldjäger Dr. King Schultz, die während ihres Rettungszuges für Djangos Frau Broomhilda auf den Candyland-Besitzer Calvin Candie treffen. Zwischendrin lernt der schwarze Django, wie man richtig und ordnungsgemäß, nur des Profits wegen, gesuchte Verbrecher hinrichtet, um dann ihre Leichen gegen eine Belohnung dem Staat zu übergeben.
Inhaltlich hört sich das also nicht so spannend an, zunächst einmal, aber es ist vielmehr noch, denn es beschreibt grundsätzlich den Aufstieg eines Schwarzen in einer Zeit, in der das Wort Aufstieg eben jenen als minderwertige Rasse angesehenen Menschen nicht mal geläufig gewesen sein müsste. Mit solch einer Rasanz steigt Django vom verlorenen Sklaven zum Kopfgeldjäger und schließlich zum Retter seiner Frau auf, um sich damit gleichzeitig an seinen Peinigern zu rächen; symbolisch stehen hier die getöteten Weißen für die Peiniger der gesamten afro-amerikanischen Gesellschaft.
Django Unchained enthält eben auch so viele für Tarantino typische Elemente. Ein, nein sogar zwei große Blutbäder, untermalt mit kontrapunktierter Musik, dürfen natürlich nicht fehlen, und Tarantinos Regie ist in diesen Sequenzen wieder einmal unübertroffen. Zwar ist das hier alles ein wenig anders dargestellt als in den älteren Filmen, aber vielleicht sollte es auch nicht so unrealistisch wirken, wer weiß das schon. Der typische Humor findet sich irgendwo auch wieder, alles irgendwie abgedreht, dann wieder ernst, aber nie so richtig und es gibt immer eine Menge zu Lachen, vor allem die Sprüche von Dr. King Schultz sind dabei beinahe unübertroffen. Generell ist jede Aktion des deutschen Zahnarztes aus Düsseldorf genial geschrieben, inszeniert und dargestellt. Er ist aber nicht nur lustig, sondern auch noch ein moralisches Vorbild, er ist gegen die Sklaverei, schert sich nicht um bestehende Konventionen und geht seinen eigenen Weg. Djangos Werdegang rückt da beinahe in den Hintergrund, für mich war praktisch King Schultz der Protagonist. Calvin Candies Sklave Stephen sorgt zudem für ordentlich Zündstoff, was den Humor des Films noch einmal aufpeppt. Der Anfang ist herrlich lustig, genial und fast schon perfekt, bis es in der Mitte ein wenig holprig wird, fast kommt ein bisschen Langatmigkeit auf, aber das wird durch das furiose Finale auf jeden Fall kompensiert. Zudem stört einen gewohnten Tarantino-Fan der Mittelteil nicht, weil dialoglastige Sequenzen nichts Ungewöhnliches darstellen.
Christoph Waltz ist nach seiner mit dem Academy Award prämierten Rolle aus Inglourious Basterds selbstredend wieder mit an Bord und trägt den Film praktisch alleine. Wie bereits oben erwähnt, ist sein Charakter einfach so unfassbar clever verfasst, er wurde ihm von Tarantino persönlich auf den Leib geschrieben. Einen Oscar hätte er nach dem Golden Globe ebenfalls wieder verdient, auch wenn die Konkurrenz mit de Niro und Hoffman doch einiges zu bieten hat. Jamie Foxx ist solide bis gut, er ist keiner, der bei einem Werk besonders herausragt, aber er macht sich gut, obwohl er für mich anfangs nur ein Sidekick von Waltz war, was sich später dann aber ein wenig ändert noch. Leonardo DiCaprios Leistung kann ich gar nicht so schlecht beurteilen, wie es manche tun, denn dafür war er einfach zu gut. Natürlich, man kauft ihm nicht zwangsläufig die Rolle des Antagonisten ab, weil er irgendwie immer der Leo ist, aber er macht sich dennoch ordentlich. Dass eine Nominierung für ihn ausblieb ist aber zu vertreten. Am meisten gefreut hat mich aber die Leistung vom sichtlich gealterten Samuel L. Jackson, der für mich der wahre Gegenspieler Djangos war (vielleicht so geplant vom lieben Quentin?). Seine Leistung, allein durch seine kurzen Statements und vorallem seine Mimik, ist bärenstark.
Fazit: Insgesamt ist Django Unchained ein weiteres fantastisches Werk in Quentin Tarantinos Filmographie, übertrifft hier natürlich keineswegs den Kultfilm Pulp Fiction, aber reiht ihn ein in die Reihe seiner erlesenen Werke. Christoph Waltz ist großartig und die inszenierten Gewaltszenen wie üblich herrlich schräg, aber dafür so kunstvoll, dass sie einfach nur meisterhaft sind.
Zu guter Letzt: Auch hier prognostiziere ich einen Hype und einen Gegen-Hype, wie ich den jetzt mal nennen möchte, es werden wohl sehr viele den Film gerne mögen wie ich, und sehr viele ihn nicht mögen. In der Mitte wird wohl nur wenig zu finden sein.
Ich hoffe doch, dass Dexter sich mit einer großartigen letzten Staffel verabschiedet.
Sonst ist es natürlich toll, dass der Start der Staffel um drei Monate vorverlegt wurde.
Flight. Gemeinheit!
„I am the police, and I'm here to arrest you. You've broken the law. I did not write the law. I may disagree with the law but I will enforce it.“
Die Randbezirke von Los Angeles. Kein Hollywood, kein Beverly Hills, kein Malibu. Hier geht es richtig zur Sache. Überall wo man hinschaut findet man immigrierte Mexikaner, Schwarze wie auch Weiße, und alle haben sie irgendwie Dreck am Stecken. Hier regieren die Gangs und sie fechten es untereinander aus. Doch das LAPD hat etwas dagegen und schickt täglich Streifenwagen in die Bezirke, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Die Officers Taylor und Zavala sind, exzellent gespielt von Jake Gyllenhall und Michael Peña, fahren in diesem Bezirk Streife. Sie sind keine guten Cops, aber sie erledigen ihren Job. Die Jungs sind ein richtig gut eingespieltes Buddy-Gespann und können den Film praktisch alleine tragen. Dass in solch einem Film jemand wie Anna Kendrick nur als Sahnehäubchen dient, heißt ja schon einiges. Es stört hier eigentlich auch nicht weiter, dass wir keine stringent-erzählte Story haben, keine einwandfreie, innovative Handlung, denn das macht solch einen Film nicht aus. END OF WATCH berichtet aus dem Leben der beiden Streifenpolizisten – wie sie eigentlich gar keine guten Cops sind, dann jedoch zu Helden werden, um dann am Ende ins Visier von Gangs zu geraten, da ihre Heldentaten und Erfolge ihnen so langsam zum Verhängnis werden.
Es war eher eine spontane Entscheidung, „End of Watch“ einen Kinobesuch abzustatten, aber es hat sich definitiv gelohnt. Denn ich wurde mit einem einerseits wirklich spaßigen, lustigen und komischen und andererseits dramatischen, mitreißenden und durchaus traurigen Werk belohnt, was mir zudem nach „Chronicle“ im letzten Jahr ein weiteres positives und gut genutztes Beispiel von Found Footage liefert.
Brian Taylor filmt seinen Arbeitsalltag für sein Studiennebenfach „Film“, wie er sagt. Dabei bekommen wir als Zuschauer einen direkten Einblick in das Geschehen, denn man ist hier jederzeit mittendrin, die Kamera wackelt beim Rennen, sie erfasst nie das komplette Geschehen, man ist sich meistens auch selbst unsicher über das, was dort gerade passiert, was die Spannungskurve schnell nach oben steigen lässt.
Insgesamt gesehen ist „End of Watch“ ein hochinteressanter Film, Unterhaltung auf höchstem Niveau mit einigen wirklich komischen Stellen. Taylor und Zavala sind ein extrem tolles Buddy-Duo, vielleicht das beste seit Lethal Weapon, filmtechnisch betrachtet, und Gyllenhall und Peña machen den Film erst zu dem, was er ist.
Es wird hier außerdem die richtige Mischung zwischen Action, Klamauk und Seriosität gefunden. Gegen Ende hin ist der Film sogar ein richtiges Drama, aber man wird mit einer echt tollen Szene entlassen, was einem dann doch ein Lächeln auf das Gesicht zaubert, nachdem man doch ein wenig traurig gewesen war.
I, I will be king
And you, you will be queen
Though nothing will drive them away
We can beat them, just for one day
We can be Heroes, just for one day
Warum schreibst Du die Bewertungen als Kommentar dazu und bewertest die Filme nicht sofort?
„Well, I suppose it was because Peter was just... such a sweet little boy, you know? And you... you were more like me. And I... didn't want you to be.“
ROAD TO PERDITION ist ein Gangster-Epos, auf seine Weise nicht viel kleiner als ein Pate, denn hier machen es nicht nur die inhaltlichen Aspekte aus, sondern vielmehr die inszenatorischen Dinge. Eine fast schon klassische Gangster-Story Anfang der 30er-Jahre wird uns erzählt vom jungen Michael Sullivan Jr., dessen Einstieg schon poetisch und melancholisch auf Großes hinweist. Sonne am Horizont, rauschende Wellen. Ein Junge, nein, jetzt ist er ein Mann. Man sieht ihn von hinten, die Füße vergraben im Sand. Er erzählt diese Geschichte voller Stolz. Weil er Michael Sullivan kannte, der nichts anderes war, als sein Vater. Folgendes ist nicht spoilerfrei.
Regen fällt. Schwere Beine treten auf die offene, mit Wasser überflutete Straße. Eigentlich müsste das Wasser plätschern. Tut es aber nicht. Es ist still. Nur Thomas Newmans zauberhaft anmutende Klänge sind omnipräsent. Ein Schuss. Zwei Schüsse. Noch viel mehr Schüsse. Ganze Magazine der Maschinenpistole entleeren sich. Männer gehen zu Boden. Sterben vor den Augen des Schützen und seiner Zuschauer. Aber trotzdem wirkt alles irgendwie poetisch, es ist kaum zu erklären.
Höchste Kunstform, eine einzigartige Szene gefilmt von Conrad Hall. Virtuos hier auch die Regie von Sam Mendes, der dies alles zusammenführt, die einzigartigen Bilder im Regen, den überaus tollen Score und die perfekten Schnitte und Kamerawinkel.
Allein diese einzige Szene verdeutlicht die Vielschichtigkeit von Road to Perdition, die vielleicht nicht beim ersten Mal sofort erkannt wird. Die hohe Form der künstlerischen Gestaltung durch Sam Mendes großartige Regie, der ebenso die Schauspieler zu Höchstleistungen antreibt.
Sechs Wochen im Winter 1931, eine Reise ins Ungewisse. Vom Jäger zum Gejagten und wieder zurück. Ein besonderer Blick auf eine ganz normale Vater-Sohn-Beziehung. Das Wasser als Metapher für den immer präsenten Tod. Eine unfassbare, zunächst unscheinbare Vielschichtigkeit in einem schier ganz normalen Gangsterepos. Von vielen wird sie scheinbar nicht erkannt oder vielleicht als uninteressant empfunden, was natürlich auch der Fall sein kann.
Diese Distanz, sie ist jederzeit zu spüren, sie ist greifbar. Michael Sullivan Jr. hat keine gute Beziehung zu seinem Vater, der beinahe gar nichts über ihn weiß und ständig nur arbeitet. Der Sohn fühlt sich nicht geliebt, nicht anerkannt; er hat sogar das Gefühl, dass sein kleinerer Bruder Peter ihm vorgezogen wird seitens des Vaters. Dies alles ist dann eben auch der Auslöser für den großen Wendepunkt in den Leben beider. Michael Jr. schleicht sich eines Nachts ins Auto, als sein Vater zusammen mit dem Sohn seines Bosses einen Auftrag zu erledigen hat. Dabei sieht er schreckliche Dinge: eine Hinrichtung und noch viel mehr Morde, Schüsse fallen, der kleine Junge ist für sein Leben geschockt. Der Film nimmt von hier an Fahrt auf, alles ändert sich, es gibt nun einen Mitwisser zu viel, das muss bereinigt werden, denkt sich der Sohn des Bosses. Alles läuft aus dem Ruder. So müssen der Vater und sein Sohn, die beiden Michael Sullivans, fliehen. Und auf dieser Flucht und auf ihrem Rachefeldzug, da kommen sie sich näher. Die wahre Kraft ihrer Beziehung wird offenbart, weil sie eben so distanziert voneinander waren. Ohne das eine wäre es nie zum anderen gekommen. Ein gekonnt geschaffenes Paradoxon, was inhaltlich total viel Sinn macht, wenn man jedoch länger darüber nachdenkt, ist es viel komplexer. Was macht eine solche Vater-Sohn-Beziehung denn aus?
Gemeinsame Zeit, gemeinsame Interessen, gemeinsame Eigenschaften – letztere womöglich durch Gene bestimmt. Der Senior sagt, sie würden sich zu stark ähneln, als dass er wüsste, wie er mit ihm umgehen könne. Vielleicht ist es das, Vater und Sohn sind sich zu ähnlich, um miteinander vernünftig klar zu kommen in einer normalen Lebenssituation? Durch die Angst, die Trauer und die Not vereint beweisen sie das Gegenteil dieser These, es kann funktionieren. Aber nur, weil sich der Vater hingibt, er verhindert, dass sein Sohn den gleichen Lebensweg einschlägt. Selbst als Waise auf den düsteren Pfad gelangt, will er nun verhindern, dass den Sohn das gleiche Schicksal ereilt.
Was nicht nur in das Vater-Sohn-Motiv hineinspielt, sondern auch noch den Leitfaden der gezeigten Konsequenzen von Gewalt beschreibt. Der Filmtitel allein schon ist Kunst: „Road to Perdition“ beschreibt gleichzeitig das Schicksal von Vater und Sohn, den langen Weg bis nach Perdition, der vermutlichen Zuflucht, bei der auch das große Finale stattfindet und nicht wie erhofft endet. Perdition ist auch gleichzeitig ein Euphemismus für Hölle, was dieses Finale für den Sohn sicherlich darstellt. So kurz vor einem Happy-Ending wird ALLES, aber auch wirklich alles zerstört. Aber gerade dieses Ende verdeutlicht eben die Folgen angewandter Gewalt, die Mendes uns hier präsentiert: um seinen Sohn vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren, muss er hier wohl sterben, um die gesamte Sache abzuschließen. Denn zu guter Letzt rettet er seinen Sohn, in dem er seinen eigenen Mörder erschießt und es nicht den mit der in der Hand bereit gehaltenden Waffe dastehenden Sohn tun lässt, weil der dann eben auch diesen Pfad beschritten hätte. Ein Opfer für den Sohn, die Vater-Sohn-Beziehung auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung.
Dann ist da noch dieses Wasser. Es ist ständig präsent. Immer wenn der Tod die Menschen heimsucht. Sam Mendes selbst sagte: „The linking of water with death... speaks of the mutability of water and links it to the uncontrollability of fate. These are things that humans can't control.“
Die Omnipräsenz von Wasser bei Morden ist schon außergewöhnlich und nicht ohne Grund wurde hier dieses Leitmotiv zusätzlich zu den Vater-Sohn- und Gewalt-Problematiken hinzugefügt. Es ist immer der Regen, der da ist, wenn jemand stirbt. Der Regen, kaltes, nasses, hoffnungsloses Wetter. Dann ist es vorbei. Die Sonne scheint am Horizont. Der Vater blickt aus dem Fenster. Wasser. Das Meer. Zwei Schüsse. Die Unvorhersehbarkeit und Unkontrollierbarkeit des Lebens.
Sam Mendes verbindet all diese Motive gekonnt, gliedert sie in die auf den ersten Blick doch einfache und stinknormale Gangster-Geschichte ein und macht den Film damit doch zu viel mehr. Zu einem künstlerischen Meisterwerk. Es geht hier vielmehr um die narrativen Aspekte, die Verbindung von Motiven zu einem großen Ganzen.
Tom Hanks ist erstklassig in einer ernsten Rolle, was ich kaum für möglich gehalten hätte. Paul Newman, Daniel Craig, der kleine Sohn gespielt von Tyler Hoechlin, alle gehen sie auf in diesem Ensemble, es will alles passen.
Der Einsatz von Musik in Verbindung mit Bildern ist ebenfalls phantastisch. Melancholisch, nachdenklich, poetisch, fast schon magisch, alles mittendrin in einer manchmal atemlosen Jagd, die vordergründig aber viel ruhiger bleibt und nie ins Hektische verfällt. Jetzt gerade fallen mit bei diesen Punkten Ähnlichkeiten zu „Jesse James“ auf, das wirkt jetzt doch irgendwie komisch, aber ist gar nicht so abwegig. Ruhiger, melancholischer Score schmiegt sich den Bildern an – und das alles in einer eigentlich gar nicht so lieben und netten Geschichte. Thomas Newmans großartige Arbeit sei gepriesen.
Das alles ergibt eine wundervolle Symbiose.
„The only way to beat my crazy was by doing something even crazier. Thank you. I love you. I knew it from the moment I saw you. I'm sorry it took me so long to catch up. “
Es gibt sie dann doch, diese Filme, die gleichzeitig Drama und Komödie sein können, ohne alles lächerlich wirken zu lassen. THE SILVER LININGS PLAYBOOK ist einer der wenigen Werke, die es vermögen, das zu schaffen. Wundervoll gespielt, perfekt konzipiert und sehr gut geschrieben ist David O. Russels neuestes Werk ein ganz heißer Oscar-Kandidat. Und dieser Kommentar nicht frei von Spoilern.
Inhaltlich hört sich das doch sicherlich nach einem typischen Academy-Film an, ein Drama um einen jungen Mann mit einer bipolaren Störung und einer jungen Witwe mit einem Hang zum Schlampen-Dasein. Für mich war das aber dennoch erfrischend, irgendwie wurde das alles hier auf eine andere Weise erzählt. Denn es wirkte auf mich zumindest so, als hätte der ganze Film so einen kleinen Indie-Touch, diesen ein wenig schrägen bis abgedrehten Humor, der zwar angepasst wurde, aber irgendwie dennoch erkennbar war. Denn „Silver Linings“ ist zwar ein Drama und das in vollen Zügen, denn die Umstände der Protagonisten sind nicht gerade fröhlich, aber sie zeigen dem Zuschauer dennoch, dass es immer einen Hoffnungsschimmer gibt. Und was ist da nicht praktischer als die Liebe? Richtig, nicht viel. So helfen sich beide gegenseitig und verlieben sich ineinander. Vorhersehbar, vielleicht schon im Trailer? Selbstverständlich. Stört das den Filmgenuss oder das Gesamtbild des Werkes? Keineswegs. Trotz des Wissens um ein vermutliches Ende schon nach ein paar Minuten, ist das Drehbuch so exzellent geschrieben, dass der Zuschauer jederzeit dabei bleibt. Die Dialoge sind fantastisch, schwanken jederzeit zwischen traurig-melancholisch und lustig, was irgendwie dann noch mal das Dramatische an der ganzen Sache betont. Aber, wie schon eingangs erwähnt, ist „Silver Linings“ einer der ganz ganz wenigen Filme, die es schaffen, ein Drama zu sein und dennoch das Publikum zum Lachen zu bringen. Und von diesen Lachern gab es wirklich viele und nie wirkte es lächerlich. Eine außerordentliche Konzeption also.
Besonders Bradley Coopers Charakter Pat garantiert eine Menge Lacher. Er schwankt jederzeit zwischen seinem herzensguten Ich und seinen Ausrastern, begründet durch seine Krankheit. Aber es ist faszinierend zu sehen, wie er an sich arbeitet und sich wieder ins Leben zurückkämpfen will. Den letzten, alles entscheidenden Kick bekommt er durch die von Jennifer Lawrence dargestellte Tiffany, wegen der er zur Liebe zurückfindet. Sein Vater Patrick Senior will mehr Zeit mit ihm verbringen und hält ihn für einen Glücksbringer für die Footballspiele der Eagles. Das steht dem Heilungsprozess Pats zunächst im Weg, was sich jedoch zum Guten wendet.
Der gesamte Cast spielt hier exzellent auf, es wird wohl Oscar-Nominierungen regnen. Bradley Cooper war nie besser als der 'gestörte' Pat, bringt seine Verzweiflung als auch seinen Lebensmut perfekt rüber und ist so durchweg glaubwürdig, womit er sich spätestens jetzt in die A-Liga Hollywoods gespielt haben sollte. Ein so verkannter, so guter Schauspieler, der zu Unrecht immer auf Rollen wie in „Hangover“ reduziert wird. Auch Jennifer Lawrence liefert die beste Leistung ihrer Karriere ab (natürlich muss hier beachtet werden, dass es bedeutet, in den Filmen, die ich bisher mit ihr sah), sie ist ein exzellentes Pendant zu Cooper und beide zusammen sind einfach nur phantastisch. Und wenn man dann noch als Vater einen Robert de Niro in der Hinterhand hat, dann Hut ab. De Niro glänzt hier endlich mal wieder richtig, einverleibt sich die Rolle vollends und schafft es, einen anfangs noch eher unsympathischen Charakter dennoch nett und sympathisch erscheinen zu lassen. Bitte für die drei mindestens eine Nominierung, das wäre nur gerecht.
Dann muss ich noch auf die Kamera zu sprechen kommen, die hier jederzeit in großartiger Art und Weise die Bilder einfängt und dem Film einen wirklich fast einzigartigen und vor allem individuellen Touch verleiht. So schwankt der Film auch durchgehend zwischen kleiner Indie-Produktion und Mainstream-Drama mit komödiantischen Elementen, wobei hier die perfekte Mischung gefunden wurde.
Zuletzt bleibt dieses wunderschöne Gefühl zurück, einen wirklich richtig guten Film mit Happy-Ending gesehen zu haben, der dennoch gefällt. Herzerwärmend, amüsant, dramatisch und mit der Botschaft, an sich selbst zu glauben, für den „Silberstreif am Horizont“. Ja, na klar, das Ende mögen manche kitschig finden, aber wo kommen wir denn hin, wenn es solche Enden nicht mehr geben darf? Ist etwas nur schlecht, weil es die meistens gewählte Variante eines Ende ist? Natürlich nicht und eben deshalb gefällt mir das Ende auch hier. Punkt. Aus. Fertig.
„Excelsior.“
Haha, selbst der Hoff springt auf den Zug auf.
„I suppose in the end, the whole of life becomes an act of letting go, but what always hurts the most is not taking a moment to say goodbye.”
Pi = 3,141592654 (und so weiter, denn eine irrationale, nicht endende Zahl)
Was in der Mathematik ein nützliches Werkzeug zur Berechnung von Flächeninhalt und Umfang von Kreisen ist, ist in der Filmwelt ein Charakter, auf den ich scheinbar mein ganzes Leben gewartet habe, aber dazu später mehr.
Wir tauchen ein in die bunten, exotischen Bilder Indiens, des Pazifiks, der unbekannten Insel und schließlich Mexikos. Wenn schon das Intro ein Lächeln auf das Gesicht des Zuschauers zaubert, dann kann es ja nur gut werden – dachte ich mir schon zu Anfang. Natürlich strotzt es nicht vor Innovation, aber es war schön geschnitten und toll anzusehen und das genügte mir, um mich in den Film einführen zu lassen.
Dann geht es aber auch schon richtig los und wir lauschen einem Gespräch, in der irgendwann die 'unglaubliche Geschichte' Pis zur Sprache kommt. Und dann tauchen wir auch in diese Geschichte ein, in die unfassbare Geschichte des jungen Piscine, benannt nach einem französischen Schwimmbad.
Voller fantastischer und toller Bilder, deren Gewalt den Zuschauer erschlägt und deren Wucht und Schönheit einmalig sind, und einem gewitzten Protagonisten, der über 200 Tage mit einem Tiger auf hoher See auf einem Rettungsboot verweilt wird diese Geschichte erzählt, die eine einzigartige Parabel auf den Glauben und das Leben darstellt.
Ob man jetzt die erzählte Geschichte mit den Tieren oder mit den Menschen glaubt, eines steht fest: die Reaktionen der Japaner sind typisch. Typisch für Menschen, diese Lebewesen, die…oh, Moment, ich schweife ab. Für mich ist die Geschichte mit dem Tiger viel toller. Weil die so passiert ist. Es ist die Wahrheit, nicht wie der Japaner sagt.
Pi ist für mich eine einzige Inspiration. Er ist schon als Junge so weltoffen, interessiert sich für den Glauben, für alle möglichen Religionen und nimmt das Beste daraus mit. Sein Vater, glaube ich, sagte, dass, wenn man an alles glaubt, das so ist, als würde man an nichts glauben. Das denke ich nicht. Denn wie es der Film schon selber sagt: es ist völlig egal, an was man glaubt, solange man etwas glaubt, es aber auch anzweifelt. Ich denke, wenn mehr Menschen eine solche Einstellung hätten, gäb es ein paar Probleme weniger auf der Welt und zwischen den Menschen. Pi ist so ein toller Mensch, offenherzig, bereit, für das einzustehen, an das er glaubt. Er glaubt, dass der Tiger eine Seele hat. Auch wenn er sich nicht von ihm verabschiedet hat.
Das Jahr zweitausenddreizehn startet kinotechnisch für mich schon einmal hochemotional, denn wer von diesen Szenen gegen Ende nicht bewegt wird, hat vermutlich sein Herz irgendwo verloren. LIFE OF PI ist ein bildgewaltiges, großartiges Stück Film, mit unfassbarer Geschichte als einzigartige Parabel und einer sehr wichtigen Botschaft. Glaube, woran, ist dir selbst überlassen.
Wer hat damit eigentlich angefangen?
„You should've gone to China, you know, 'cause I hear they give away babies like free iPods. You know, they pretty much just put them in those t-shirt guns and shoot them out at sporting events.”
Es waren Sommerferien im Jahr zweitausendelf und nachts war immer mal so gar nichts los, ein bisschen Summertime Sadness, ein bisschen Trübsal blasen und die Filmleidenschaft fördern. Da gelangte ich zu Jason Reitman. Ein so toller, junger, vielversprechender Regisseur. Und seinem preisgekrönten Werk JUNO. Mittlerweile kenne ich auch seine anderen Filme und die sind alle fantastisch. Aber das Werk hier hat eine Ausnahmestellung. Es ist bis jetzt sein Meisterstück. Eines Nachts also saß ich, langweilte mich und versuchte die freie Zeit tot zu schlagen und entschied mich dann doch dazu, mir noch einen Film zu Gemüte zu führen. Es wurde - und jetzt bringen Sie ihre Lehnen in die aufrechte Sitzposition – JUNO. Überraschung! Hätte sich jetzt echt keiner denken können. Und er war wirklich klasse, Ellen Page war so toll und der Soundtrack erst. Doch das wirklich tolle war ja, dass er beim zweiten Mal besser wurde. Obwohl das Neue weg war. Alles schon bekannt. Egal, es wurde besser. Und das allertollste war dann, dass das dritte Mal noch einmal einen drauf setzte. Vielleicht lag es am O-Ton, aber es war einfach so wunderschön. Fast zum verlieben dieser Film.
Wenn es irgendeine Art von Prototyp für einen schrägen Indie-Film mit Massenkomptabilität geben sollte, der dann auch noch einen hohen Grad an Popularität erreicht, dann würde es wohl „Juno“ sein. Irgendetwas Spezielles hat dieser Film an sich, irgendetwas hebt ihn heraus aus allem, was es sonst so zu sehen gibt.
Es ist nicht nur das preisgekrönte Oscar-Drehbuch von Diablo Cody oder die bezaubernde Ellen Page, die diesen Film auszeichnen. „Juno“ hat schrägen Witz und kann dabei dennoch so ernst sein. Und dann wird das durchaus ernste Thema auch noch auf diese Weise behandelt. Keiner steckt hier den Kopf in den sprichwörtlichen Sand. Im Hintergrund dudelt irgendein Indie-Song und Juno latscht weiter manchmal munter, manchmal traurig durch die Welt, wobei die guten Phasen überwiegen. Es wird gekonnt mit Klischees gespielt, Konventionen werden aufgebrochen, manchmal lässt man den Zuschauer auch ins Lehre laufen und die Protagonistin ist so unberechenbar, einerseits so anders als der klassische schwangere Teenager und so außergewöhnlich im Großen und Ganzen und andererseits merkt man ihr dann doch wieder ihr Alter an. Es ist so wunderschön zu sehen, wie sie sich Gedanken über das Glücklich-Sein macht. Man merkt, dass jeder, in welcher Situation er/sie auch immer ist, sich über so etwas Gedanken zu machen scheint. Reitman suggeriert uns eine verständnisvolle Welt, in der zwar auch den besten und klügsten Fehler passieren, manchmal einfach nur aus purem Zufall oder Ignorieren vom klugen Nachdenken, aber das alles irgendwie dann doch ins Reine kommt. Am Ende gibt es dann ein irgendwie Happy Ending, wie auch immer man das sehen will. Man soll bloß die Hoffnung nicht aufgeben, denn dann hat man schon verloren. Und irgendwie kann man glücklich werden, ganz sicher. Es ist möglich.
Hobbit. Hobbit. Hobbit. Überall. Überall Hobbit. Kann man denn nicht mal in Ruhe in „7 Psychos“ gehen?
Sagen wir es mal so, ich bin jetzt nicht der übertriebene Herr der Ringe-Fan, aber ich mag die Filme doch alle sehr, sehr gern. Dementsprechend hatte ich dann auch nichts dagegen, diese Verfilmung zu besuchen.
Aber so ein Hype kann schon nerven. Bei „The Dark Knight Rises“ war das ja nicht anders, ständig dieser Hype und dann gab’s natürlich umso mehr Gehate (gibt es so ein Wort?). Gegen den „Hobbit“ hört man gar keine so vielen Gegenstimmen. Komisch, woran das wohl liegen mag? Wahrscheinlich weil Peter Jackson ja so unfassbar toll ist und Christopher Nolan kann gar nichts. Aber egal. Hypes nerven generell, egal ob berechtigt oder halt nicht. Macht den Film weder besser noch schlechter.
Kommen wir zurück zum Film: natürlich, es war von Anfang an klar, dass dieser Film auf einer Buchvorlage basiert, die sich an Kinder richtet. So erklärt sich dann auch der größtenteils kindische Humor. Wobei ich zugeben muss, dass der sogar teilweise gar nicht so schlimm war. Und außerdem gibt’s dann noch den tollen Martin Freeman (please nominate him for an academy award!), der Bilbo Beutlin nicht spielt, sondern lebt. Er IST dieser kleine Hobbit. Und er und seine Figur sind auch die großen Pluspunkte für diesen Film, die ihn nicht zum Desaster haben werden lassen. Natürlich hält dieser Film einem Vergleich mit „Herr der Ringe“ nicht stand, aber das soll er auch gar nicht. Das war auch gar nicht beabsichtigt und auch nicht erwartet worden. Und die kleine Botschaft des Films („Habe nur Mut, wenn Du an dich glaubst, kannst Du alles schaffen!“) ist auch ganz nett. Schöne Bilder gibt es dann auch wieder zu sehen. Die Landschaftsaufnahmen von Neuseeland sind wieder prächtig anzuschauen und sonst ist es auch alles ansprechend gestaltet. Aber das war es dann leider mit dem Positiven.
Jackson kopiert sich leider viel zu häufig selbst, in dem er bestehende Motive und Handlungsstränge (inhaltlich gesehen) aus „Die Gefährten“ wieder aufgreift und diese in den Hobbit eingliedert. Entspricht das der Buchvorlage? Wenn ja, kann man diesen Punkt als Kritik (am Film) streichen. Dann dieses unsägliche 3D. „Geh doch in 2D!“ werden jetzt einige rufen. Wäre ich gerne, aber ich wurde in der Gruppe überstimmt. Wenn ich dann aber nun mal in der 3D-Fassung bin, hätte ich auch gerne mehr als 4-5 Szenen, in denen das irgendwie einen Sinn hat. Keine extra dafür gemachten Szenen, das ist Schwachsinn, sondern einfach ein sinnvollerer Einsatz. Und die High Frame Rate, sprich die 48 Bilder pro Sekunde, fand ich auch total blöd. Sah aus wie eine TV-Doku oder einer dieser Seifenopern. An manchen Stellen noch in Ordnung. Die Geschichte ist langatmig und benötigt total viel Zeit, um Fahrt aufzunehmen. Sonst ist das kein Problem, wenn sich ein Film Zeit lässt, aber die Handlung sollte nicht darunter leiden. Dazu kommt das komische Gefühl meinerseits, dass ich ständig bemerkt habe, wie die Schauspieler vor einem Greenscreen standen und die Landschaft nachträglich eingefügt wurde. Sollte man nicht sehen sowas, oder?
Insgesamt kann man also sagen, dass meine ohnehin schon niedrigen Erwartungen noch enttäuscht wurden. Vor allem beim Nachdenken im Nachhinein darüber gefällt mir der Film (leider) immer weniger. Vielleicht die Enttäuschung des Jahres und für mich ein unwürdiger Abschluss eines eigentlich fantastischen Kinojahres, wenn man an die ganzen großartigen Filme (Drive, Looper, The Perks of Being a Wallflower, …) denkt.
Schade drum.
[Eine Reise durch Stanley Kubricks Filmographie 9/9]
Finale der Kubrick-Werkschau. Der ungewöhnlichste Film aller Zeiten. Einzigartigkeit pur.
Fast ein Jahr ist es nun her, dass ich 2001: A SPACE ODYSSEY das erste Mal bestaunt habe. Denn – keine Frage – der Film ist wahrlich schwere Kost. Ungewöhnlich und keinesfalls alltäglich. Und so schaffe ich es erst jetzt, ein paar Worte dazu zu finden, die meine persönliche Interpretation darstellen, nachdem ich ihn ein zweites Mal bestaunen durfte. Im Folgenden sei vor Spoilern gewarnt.
„2001“ zeigt nichts anderes als den ewigen Kreislaufs des Lebens, nicht ohne Anzeichen einer Dystopie zu zeigen und die bestehenden Konventionen zu kritisieren. Der Film scheint strukturiert zu sein wie eine Oper, denn er ist gekennzeichnet durch vier verschiedene, aufeinanderfolgende Akte.
Zu Anfang sehen wir ein paar Minuten ein schwarzes Bild, tiefschwarz und ohne Konturen, ein erstes Anzeichen für den später immer wieder auftauchenden schwarzen Monolithen?
Die Ouvertüre bildet „The Dawn of Man“, welche den Beginn der Menschheit zeigt. Die Menschenaffen sind dumm und primitiv, erfahren aber eine Bewusstseinsveränderung durch den unbemerkt auf die Erde gebrachten Monolithen. Plötzlich begreift einer von ihnen die Macht der Gewalt, in dem er einen lose herumliegenden Knochen als Waffe einsetzt. Der Mensch tut seinen vielleicht größten Evolutionsschritt, er wird zum Jäger.
Darauf folgt „Tycho Magnetic Anomaly-1“, zu dem ein schier unendlich riesiger Zeitsprung gemacht wird (jetzt 1999). Zeitalter sind vergangen, die Menschheit hat sich enorm verändert und weiterentwickelt seit dem Anfang, was nicht noch krasser hätte gezeigt werden können als mit dem wohl berühmtesten Match-Cut der Filmgeschichte: dem primitiven Knochenwerkzeug folgt der technisch-moderne Satellit in der Umlaufbahn der Erde. Man sieht hier das erste Mal eine fast lineare Storyline, in der ein Wissenschaftler zur Mondstation „Clavius“ reist. Dabei soll ihm etwas Hochinteressantes berichtet und gezeigt werden, etwas, was bei Ausgrabungen gefunden wurde. Auch hier handelt es sich wieder um den schwarzen Quader, den Monolith. Hier stellt sich also wieder die Frage: woher stammt dieser Monolith? Die Untersuchungen der Wissenschaftler ergeben starke Hinweise auf eine außerirdische Herkunft dieses Quaders, der zudem ein starkes magnetisches Feld erzeugt. Ist dies also ein weiterer, bedeutender evolutiver Schritt der Menschheit? Die Erfahrung einer außerirdischen Co-Existenz könnte das Bewusstsein erneut nachhaltig verändern. Wieder ist möglicherweise der Monolith verantwortlich. Ist er möglicherweise eine Art Gottheit? Oder eine einfache außerirdische Art, die technisch weiterentwickelter ist als die der Menschen?
Der Abschnitt endet mit dem Aufgang der Sonne und dem daraus folgenden ohrenbetäubenden Geräusch, abgesendet durch das elektromagnetische Signal des Monolithen.
„Jupiter Mission 18 Months Later“ ist der dritte Abschnitt und datiert sich nun im Jahr 2001. Hauptsächlich handelt dieser Akt von dem Disput der Astronauten des US-Amerikanischen Raumschiffs Discovery mit dem Supercomputer HAL-9000, der unvermittelt anfängt, sich gegen die Menschen zu wenden. Nach der Abschaltung des Computers, möglicherweise der Beseitigung des Bösen, erhält der Überlebende der beiden Astronauten eine Geheimbotschaft, die vom Fund des Monolithen handelt. Somit haben wir auch hier wieder die Referenz zum Monolithen hergestellt, die scheinbar eine erneute Veränderung bewirkt. Die unmenschliche Existenz, der Supercomputer, wurde ausgelöscht. Soll hier also ein dystopischer Blick auf die Zukunft geworfen werden, wie eingangs erwähnt, in der die Technik die Überhand gewonnen hat und die Menschen abhängig gemacht hat? Es scheint wie eine Warnung zu sein, die überzeichnet durch das Gefühlsempfinden des Computers dargestellt wird.
„Jupiter and Beyond the Infinite“ beschreibt den letzten Abschnitt, der zugleich Schluss als auch erneuter Anfang ist. Wieder sieht man einen Monolithen im All schweben und zugleich erlebt der Astronaut eine Reise, die eine lange psychedelische Farbsequenz zeigt. Daraufhin gelangt er in einen Raum, in dem er sich selbst, um Jahre gealtert, betrachtet. Dies geschieht noch zwei weitere Male, und immer hat es einen Perspektivwechsel zur Folge. Am Ende liegt der Greis in seinem Sterbebett und betrachtet den unvermittelt plötzlich im Raum stehenden Monolithen. Er will ihn scheinbar berühren, wie es der Menschenaffe und der Wissenschaftler vor ihm bereits taten. Die nächste Einstellung zeigt uns dann einen Fötus mit weit geöffneten Augen, der zwischen Mond und Erde zu schweben und dabei die Erde zu betrachten scheint. Für mich scheint es sich hier klar um den Kreislauf des Lebens zu handeln, der Tod und die scheinbare „Wiedergeburt“, wie es der deutsche Titel des letzten Aktes auch zeigt.
„2001“ bietet einen so hohen Interpretationsspielraum, dass man gar nicht alles verstehen kann, was gezeigt wird, es ist sogar schon schwierig genug, die Genialität des ganzen zu erfassen. Doch kann man mit Recht behaupten, dass es sich bei diesem Film um eins der bedeutendsten Werke der Filmgeschichte handelt, nicht zuletzt wegen seines Einflusses auf das Science-Fiction-Genre. „2001“ selbst ist mehr eine Weltraumoper, nicht nur wegen seiner Struktur, sondern wegen seiner Aufmachung, seiner Inszenierung und seiner Musikuntermalung. Der Gebrauch von klassischer Musik a la Ligeti und Strauss verleiht dem Film etwas völlig Einzigartiges. Kritik und Warnung zugleich, der ewige Kreislauf des Lebens und der Verweis auf eine außerirdische Existenz (sei es eine Gottheit oder eine hochentwickelte Art) sind gleichzeitig Elemente des Films, aber umso mehr miteinander verknüpft. Das unermüdliche Streben nach mehr Wissen, nach größerer und herausragende Technik – all das hat ein Kubrick schon 1968 vorhergesehen und auch die Abhängigkeit, die die Menschen davon umgibt. Er führt uns vor, wohin dies im schlimmsten Fall führen kann.
Und dennoch gibt es ein paar wenige Punkte, die man kritisieren könnte. Ist es wirklich ein Fall von Genialität, etwas zu kritisieren, dass mehr Fragen stellt als Antworten gibt? Ist es denn nicht zu einfach, ein Werk zu kreieren, was nicht mal ein paar Anhaltspunkte auf eine gelungene Interpretation liefert? Vielen erschließt sich dieser Film auch einfach gar nicht, vom geringen Unterhaltungsaspekt – was ja beim Medium Film nicht notwendig ist – abgesehen, gibt manchen der Film auch nichts. Ich persönlich war eine Zeit lang berauscht vom audiovisuellen Teil, wie auch das gesamte Werk wie seine Struktur mir etwas vermittelt hat. Auf mich wirkte er paralysierend, berauschend, bewusstseinserweiternd und warnend. Doch ist es dennoch nicht etwas für jeden, weshalb man differenzieren muss und nicht jeden als „unwissend“/„dumm“ darstellen darf, der nichts mit dem Film anfangen kann.
Dennoch: Ultrakunst. Meisterwerk. Zeitlos.
[Eine Reise durch Stanley Kubricks Filmographie 8/9]
„Goodness is something to be chosen. When a man cannot choose he ceases to be a man.“
Meine Reise durch Stanley Kubricks Filmographie endet so langsam. A CLOCKWORK ORANGE – ein Meisterstück des Mannes, bei dem wir einfach mal zugeben müssen, dass er viel zu intelligent für uns war und wir ihn wohl nie richtig verstehen werden. Denn auch dieser Film hier gehört neben seinem wegweisenden Science-Fiction-Film „2001“ zu der Sorte Filme, bei der man erst einmal mit dem irrsinnigen Gefühl zurückgelassen wird, dass man praktisch gar nichts verstanden hat. Oder doch alles. Oder doch nichts? Das folgende wird definitiv Spoiler enthalten, Nicht-Kenner sollten also gewarnt sein.
Also was haben wir hier: einen Film, der es schafft, aus einem völlig unsympathischen, verabscheuungswürdigen, sich selbst verherrlichenden Gewaltverbrecher ein Opfer der sozial-politischen Integration und Uniformierung zu machen. Mir fallen auf Anhieb nicht viele Menschen auf unserem Planeten ein, die so ein Kunststück innerhalb von gut zwei Stunden vollbringen könnten. Ein Stanley Kubrick ist einer dieser Auserwählten, vielleicht auch sogar nur der einzige, denn er hat es bereits geschafft. Alexboy, der kriminelle Taugenichts als Opfer einer modernisierten, in diesem Fall dystopischen und somit besorgniserregenden Gesellschaft?
Kubricks Werke sind immer schwierig zu packen, zu handhaben, schwere Kost sagt man in der Umgangssprache. Doch selbst für schwere Kost ist das hier immer noch heftig. Das zentrale Thema kann man wohl erst nach Ende des Films herausfinden, alles andere würde sich nur noch mehr auf Spekulationen stoßen. Auch wenn wir nach Beendigung des Werkes nicht wirklich viel schlauer sind. Will Kubrick uns hier lediglich eine Charakterstudie präsentieren, den „Fall“ eines Menschen vom gewaltbereiten Mörder zum gewalt- und gefühllosen Uhrwerk Orange, der Maschine, die zwar nicht mehr Straftäter ist, aber auch kein Mensch mehr – so grotesk und anmaßend das auch klingen mag?
Oder ist es vielmehr eine sozialwissenschaftliche Gesellschaftskritik, gegen die Vereinheitlichung der Bevölkerung, ein Statement für die Individualität und vielleicht gerade durch die – vor allem für damalige Verhältnisse – exzessive Darstellung von brutalsten Gewalt- und Sexualverbrechen (manche können auch ‘das mit den Augen‘ nicht sehen) eine klare Positionierung GEGEN die Verherrlichung von Gewalt? Vermutlich ist es irgendwo eine Mischung aus allem.
Wenn wir das nur alles begreifen könnten, wir müssten dazu wohl alle mindestens so klug wie unser großer Regisseur sein. Seine stilistische und inszenatorische Fähigkeit, die vielleicht einmalig ist, beweist er bei seinem Meisterstück natürlich wieder. Außergewöhnliche Kameraeinstellungen harmonieren mit dem Einsatz der Musik, die zu jederzeit die passend dichte und geschärfte Atmosphäre schafft, die den Film auf eine andere, eine audiovisuell herausragende Ebene transportiert. Nicht zuletzt seine Kontrapunktierung in Gewaltszenen mithilfe von klassischer Musik („der gute alte Ludwig van“) unterstreicht die perfekte Arbeit mit Sinneswahrnehmungen.
„A Clockwork Orange“ ist einer der meist umstrittensten Filme aller Zeiten, so wie ich das bisher vernommen habe. Das prüde Amerika der 1970er leitete vor allem in Form von katholischer Kirche strikte Maßnahmen gegen dieses Werk ein, in dem es seinen Anhängern eine Sichtung verbot. Kubrick selbst musste ihn nach etlichen Morddrohungen gegen ihn selbst und seine Familie nach nur wenigen Wochen aus den Kinos entfernen, woraufhin er bis zu 27 Jahre in Großbritannien unter Verschluss blieb. Und dennoch war er der größte Erfolg am Box Office für Stanley Kubrick.
Stanley Kubrick hat ein Werk für die Ewigkeit geschaffen, eine beinahe perfekte Inszenierung einer dystopischen Gesellschaft, die für uns so erschreckend real und greifbar wirkt, während der Film selbst so entfernt und grotesk wirkt, weil hier gewollt „anders“ inszeniert wird als bei anderen Filmen: speziell, unangepasst und individuell zeigt uns Kubrick seine Gesellschaftskritik und Charakterstudie.
„A Clockwork Orange“ wirkt so speziell, so eigenwillig, so besonders. Abstoßend und gleichzeitig anziehend. Widerlich, grausam und gleichzeitig faszinierend.
„I was cured, all right!“
[Eine Reise durch Stanley Kubricks Filmographie 7/9]
„Only as sure as I am that the reality of one night, let alone that of a whole lifetime, can ever be the whole truth.”
Stanley Kubricks letztes und zugleich umstrittenstes Werk EYES WIDE SHUT handelt von einem alltäglichen Problem (fast) aller Menschen: Sexualität. Es ist aber alles noch viel tiefsinniger. Kubrick schafft mit diesem Film eine traumhafte Fantasie-Reise an den Abgrund des menschlichen Daseins, seiner Angst und eben der Sexualität.
Das Besondere an Kubricks Filmen ist nun mal, dass die Ausgangssituation zunächst immer harmlos und normal erscheint, es sich jedoch im weiteren Verlauf immer mehr Brüche in dieser dann sich als Fassade herausstellenden Alltäglichkeit des Lebens darstellen. So ist es auch hier. Der Arzt Bill Harford und seine Frau Alice führen scheinbar eine funktionierende Ehe, in der sich beide Partner uneingeschränkt lieben und vertrauen. Doch kommt es zu einem Bruch, als Bill von den Sexfantasien seiner Gattin erfährt und daraufhin selbst los zieht, um seine eigenen wahr zu machen.
Kubrick führt uns hier wieder einmal in gewohnt gekonnter Art die menschlichen Abgründe vor, er illustriert ein weiteres Mal den Kampf des Menschen gegen die eigene dunkle Seite, die jeder in sich trägt – in welcher Ausprägung dies auch immer sein mag.
Besonders genial ist wieder einmal die künstlerische Gestaltung des Ganzen. Kameraarbeit ist seit jeher eine Auszeichnung Kubricks und in „Eyes Wide Shut“ hat er sich wieder einmal selbst übertroffen, in dem er schon zu Beginn den Zuschauer in die Irre führt und ins Leere laufen lässt. Es gibt solch eine hohe Anzahl an Perspektivwechseln und Fehler im Anschluss, logisch sind die Übergänge hier nicht, zumindest zunächst nicht, wobei logisch im Auge des Betrachters liegt und gerade hier die Genialität versteckt liegt. Denn so wird ein Gefühl der Orientierungslosigkeit vermittelt, welches die traumhafte und fantasievolle Wirkung des Films schon zu Beginn unterstreichen soll. Dies soll nur ein Beispiel für die grandiose Arbeit mit der Kamera sein. Weitergehend ist die musikalische Untermalung sprichwörtlich 'ganz großes Kino' – jeder einzelne Ton und jeder einzelne Klang erzeugt bereits eine unheilvolle, fast schon fürchterliche und auf jeden Fall Gänsehaut-erzeugende Atmosphäre.
Tom Cruise ist für mich zwar als Person ein absoluter Unsympath, jedoch kann man ihm sein Können nicht absprechen. Wie schon im großartigen „Magnolia“ spielt er groß auf und trägt den Film auch alleine, da die Story zumeist aus seiner Perspektive erzählt wird.
So kann man sagen, dass sich Stanley Kubrick mit einer virtuosen Regie-Arbeit von dieser Welt verabschiedet hat, denn „Eyes Wide Shut“ ist viel besser und vielschichtiger als viele behaupten.
„And no dream is ever just a dream.”
"In Deutschland läuft das Krimidrama The Place beyond the Pines am 20. Juni 2013 in den Kinos zu sehen."
Mal abgesehen von dem grammatikalischen Fehler, der einfach wohl daran liegt, dass der Schreiber für eine Sekunde geistesabwesend war, wie ich mal vermute, steht bei euch auf der Filmseite: Kinostart 28.03.2013
Was stimmt denn nun?