BaltiCineManiac - Kommentare
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Alle Kommentare von BaltiCineManiac
Kein Kino, sondern Direct to Stream!
Heute wurde bekannt, dass Sushant Singh Rajputs letzter fertiggestellter Film ab dem 24. Juli 2020 exklusiv bei Disney+ Hotstar zum Streamen zur Verfügung steht. Die Macher warten also nicht auf einen wegen der Corona-Krise und den damit zusammenhängenden Kinoschließungen ungewissen Kinostart.
Quelle:
https://indianexpress.com/article/entertainment/bollywood/sushant-singh-rajputs-dil-bechara-disney-hotstar-6475755/
Hotstar ist nach Amazon der wichtigste Streaming-Partner für indische Kinofilmproduktionen. Oft werden die Verträge diesbezüglich schon vor Kinostart ausgehandelt, der Streaming-Partner steht dann exklusiv im Vorspann. Dort sind am häufigsten Amazon und Hotstar, dann eventuell noch Zee5 oder so zu lesen. Netflix spielt eher eine untergeordnete, fast nicht existente Rolle. Das Hotstar-Streaming-Portal in grünem Grunddesign wurde kürzlich von Disney geschluckt, tritt zudem in Kooperationsnennung mit Disney+, womit Disney den Zugriff auf Indiens wichtigsten Video-on-Demand-Dienst mit 300 Millionen aktiven Usern eingesackt hat, welches alle großen Sprachregionen und - damit zusammenhängend - die Fans aller großen indischen Filmindustrien bedient.
Den letzten Streifen des erst kürzlich viel zu jung verstorbenen Bollywoodstars, dessen unerwarteter Freitod und die damit zusammenhängenden Hintergründe in Indien gerade mehr als heiß, kontrovers und aggressiv diskutiert werden, exklusiv zu bringen, ist natürlich - auch wenn es despektierlich klingt - ein Marketing-Clou aller erster Güte. Ich hätte trotzdem gerne gesehen, wie sich ein eventueller Heath-Ledger-Effekt auf den Box-Office-Ergebniss-Verlauf des Films auswirkt, da mich eine analytische Erfassung der gegenwärtigen indischen Kinolandschaft samt Besuchertrends interessiert. Das fällt nun weg.
Auf Hotstar soll das offizielle Remake des US-Teenager-Tränenziehers "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" (The Fault in Our Stars) für jeden frei verfügbar sein, der ihn sehen will, laut Nachrichten. Ob dem so ist, wird man sehen, gilt diese Bekanntmachung wohl eher ausschließlich für Indien selbst, als für heimische Gefilde, denn Hotstar hängt in Europa hinter einem Geoblock, der wohl nicht wegen des einen Films entfernt wird. Vielleicht steigt ja Disney Plus in die Auswertung für Europa nebst Deutschland ein. Diesbezüglich bekannt ist bisher allerdings nichts.
Promotion-Plakat:
https://static.abplive.com/wp-content/uploads/sites/5/2020/06/25204843/Dil-bechara.jpg
#RIPSushantSinghRajput
(1986 - 2020)
Die fiktionale Figur Byomkesh Bakshi, erdacht vom bengalischen Schriftsteller Sharadindu Bandyopadhyay ist indisches Unterhaltungs-Literaturkulturgut, wie in westlichen Hemisphären etwa Sherlock Holmes. Die erste Story erschien 1932. Insgesamt gibt es vom zuvor genannten Autor 32 veröffentlichte Geschichten. Der Detektiv, der sich selbst "Satyanweshi" (Wahrheitssucher) nennt, tritt immer zusammen mit seinem Assistenten Ajit Banerjee auf, der quasi der Erzähler in den Romanen ist. Der Name der literarischen Figur hat sich derart in der bengalischen Sprachkultur verankert, dass er als allgemeiner Begriff zur Beschreibung von Personen genutzt wird, die sowohl intelligent als auch aufmerksam sind, zudem im sarkastischen Sinne sehr direkt.
Seit 1967 wurden 19 Byomkesh-Bakshi-Kinofilme realisiert und veröffentlicht. Der erste Film "Chiriyakhana" stammt von Satyajit Ray höchstpersönlich. Es gibt innerhalb dieser Menge von Filmen vier angedachte bzw. ausgebaute Franchises: Star Productions Film Series (2 Filme), Anjan Dutt Film Series (6 Filme), Shree Venkatesh Films Film Series (4 Filme). Bis auf vorliegenden Streifen, der der Auftakt einer Filmreihe in Hindi sein sollte, sind alle anderen davon in bengalischer Sprache gedreht. Am berühmtesten ist allerdings die TV-Serie aus den Jahren 1993 bis 1997 mit Hauptdarsteller Rajit Kapoor unter der Regie der bengalischen Filmemacherlegende Basu Chatterjee (ebenso vor Kurzem verstorben!). Es war nicht die erste TV-Serie und blieb nicht die einzige, denn bis heute wurden fünf weitere Adaptionen im Fernsehserienformat realisiert. Und da hab ich noch gar nicht die unzähligen Radiohörspiele erwähnt. So viel zunächst einmal zur kulturellen Verortung und Einordnung des Sujets, was hier dem geneigten Filmenthusiasten vorliegt.
Lose basierend auf Elementen des 1934 als Hardcover veröffentlichten Debüt-Romans "Satyanweshi" und des fünften Romans "Arthamanartham" findet sich der Zuschauer anfänglich im Kalkutta des Jahres 1942 wieder. Chinesische Triaden schmuggeln im Hafen Opium in die von der britischen Kolonialmacht beherrschten Stadt, während von Osten her (Burma) die Japaner der Metropole immer näher kommen, denn es ist Krieg da draußen, nicht irgendein Krieg, sondern der Zweite Weltkrieg. Vororte und Schiffdocks werden schon mal von japanischen Fliegern bombardiert, während in den Filmstudios von Tollygunge die Kinofilmproduktion mit verruchten Starlets läuft. Des Nachts geschieht ein Mord, Samuraischwerter blitzen, Gangster sterben. Im Januar 1943 ersucht Arjit Bannerjee den jungen Detektiv, seinen seit zwei Monaten verschwundenen Vater zu suchen. Dieser lehnt jedoch erst einmal hochnäsig ab, bevor er den Fall doch übernimmt. Das Duo trifft bei seinen Ermittlungen in einem schattigen Kalkutta auf japanische Zahnärzte mit Samuraischwertern, Drogendealer, Paansüchtige, Gangstersyndikatsbosse und ihr Gehilfen, Unabhängigkeits-Revoluzzer, lasziv-undurchschaubare Schauspielerinnen und eine Menge anderes zwielichtiges Volk. Dabei bleibt es nicht aus, dass sich die Leichen mehren.
"Detective Byomkesh Bakshy" ist ein beinahe-klassischer Whodunit-Detektiv-Krimi mit düsterem, starkem Film-Noir-Einschlag in Visualität und Figurenzeichnung. Das historische Zeitbild, was hier durch Ausstattung, Kostüme und Bildgestaltung generiert wird, ist einfach mal ob des Budgets eines der wunderschönsten und besten, die im indischen Kino zu dieser Zeitepoche kreiert wurden. Schon allein wegen seiner Schattenlichtsetzung und Verzicht auf alles und jede Ecke hell ausstrahlende Studioscheinwerfertotalität von Oben (nervige Krankheit vieler indischer Filme) verdient der Streifen Lob. Nach hinten raus wird der Kriminalfilm immer düsterer, bis nur noch moderater Lichtquellenschein wie Feuer/Fackeln die Kulisse für das gesicht-akzentuierte Zusammentreffen zwielichtiger Gestalten bilden, zumal man sich auch Anleihen bei ostasiatischem Genrekino von Einst nahm, wie die expressive Darstellung eines Sterbenden in der Anfangsszene zeigt. Genau der Stuff übrigens, den auch Quentin Tarantino feiert.
Während in den Romanen die Detektivfigur noch gesetzestreu und ehrbar ist, geht auch hier der Film seinen eigenen Weg, und zeichnet eher einen pragmatischen Schnüffler mit Fehlern, der auch schon mal mit der Unterwelt paktiert, um ans Ziel zu gelangen, ja sogar halbwegs in ihr lebt. Sushant Singh Rajputs Schauspiel ist wunderbar differenziert-derangiert. Er haucht der schnöselig-egoistischen Figur, die eigentlich noch überhaupt keine Ermittlererfahrung hat, zwischen neunmalklugem Möchtegern und Schussel mit dem schlussendlich richtigen Näschen angelegt, Leben ein. Der Vorgabe von bösem Schwarzen Humor, der die Handlung sichtbar durchzieht, wird er zudem so gerecht und immer wieder zum Stichwortgeber.
Für die Rolle der verruchten Leinwandgöttin war zunächst Rani Mukherjee vorgesehen, die jedoch ablehnte, weil das Drehbuch schlüpfrige, Beinahenacktszenen enthielt. An ihrer statt stieg nun also die aus dem Bengali Cinema bekannte Schauspielerin Swastika Mukherjee (nicht verwandt) rauchend in die Badewanne, wobei der Schaum nur das notdürftig verhüllt, was dem CBFC allzu arg ein Dorn im Auge sein könnte. Ihr lasziver Auftritt erinnerte mich sehr an die Darstellungen von Gong Li in einer ganzen Reihe ihrer Filme, die eher in der ersten Hälfte des 20. Jh. spielen.
Und dann wäre da ja noch die Musik. Hach, die Musik! Dieser mörderisch gute Soundtrack, eine innovative Offenbarung innerhalb der Massenproduktion! Hier sind wir nun völlig auf Quentin-Tarantino-Level angelangt, denn sämtliche Tracks sind fast alle völlig quergebürstet zur üblichen Musik der Handlungszeit (sprich 1940er Jahre). Von Klassik keine Spur (na ja, vielleicht bis auf die wunderbare Dreivierteltakt-Moritat im Vorspann), vielmehr eine wilde Achterbahnfahrt von Swing-Techhouse über Jump-Up-Electro, Dubstepspielereien und Alternative Pop hin zu Aphex-Twin-Anleihen und Nu Metal/Death Metal nebst Downtempo-Experimental. Yo! Verantwortlich dafür ist in erster Linie Komponistin Sneha Khanwalkar (ja, eine Frau), die hier ein ganzes Rudel völlig unbekannter Musiker um sich scharrt. Bekannt wurde sie als MTV-Moderatorin, die eine Sendung namens Sound Trippin hostete, in der sie durch Indien reist, um völlig unbekannte, innovative Musikkünstler aufzuspüren. Ihre Soundtracks mit vielen guten Titeln (siehe der zu "Gangs of Wasseypur") profitieren von dem so gesammelten Erfahrungsschatz.
Um es kurz zu machen:
Das der Film von Yash Raj Films, bekannt für bunten, durchdeklinierten, produktionstechnisch aber hochwertigen Massengeschmack, stammt, ist ziemlich unglaublich! Bester Film des bengalischen Regisseurs Dibakar Banerjee! Noch vor - Achtung, Geheimtipp - seinem Politthriller "Shanghai", der einfach mal eine Neuadaption des Romans "Z" von Vassilis Vassilikos ist, verfilmt von Costa-Gavras. Das Ding funktioniert nämlich ebenso großteilig auf Indien übertragen! Und natürlich bester Film von Sushant Singh Rajput! Eine Fortsetzung, die immer noch nicht vom Tisch war, wird es nun wohl in angedachter Form aufgrund aktueller Geschehnisse nicht mehr geben. Einfach nur traurig, wenn man dieses Highlight des indischen Kinos gesehen hat!
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Trailer 1 + 2:
https://www.youtube.com/watch?v=ZG--GOpi_0g
https://www.youtube.com/watch?v=s1QeoSedWmM
Audio Jukebox:
https://www.youtube.com/watch?v=J2ITfu6pWKI
Filmplakate:
https://img.goldposter.com/2016/08/Detective-Byomkesh-Bakshy_poster_goldposter_com_4-1.jpg
https://i.pinimg.com/originals/13/e3/93/13e39337ce1106391c9216ee95e1c0ee.jpg
https://pics.filmaffinity.com/Detective_Byomkesh_Bakshy-701634962-large.jpg
https://img.goldposter.com/2016/08/Detective-Byomkesh-Bakshy_poster_goldposter_com_1.jpg
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Einordnung: Hindi Cinema (= Bollywood)
Genre-Ausrichtung: 40er-Jahre-Noir-Whodunit-Detektiv-Kriminalthriller
Musical-Song-Tanz-Nummern: keine
#RIPSushantSinghRajput
(1986 - 2020)
Eine überkreuzte Reinkarnations-Fantasy-Lovestory durch die Zeit, eine Liebesgeschichte derselben, scheinbar wiedergeborenen Personen aus der Gegenwart und eine aus ferner Vergangenheit vermischend, dieses Sujet ist nun wirklich nicht neu, auch über indische Grenzen hinaus nicht. Die Macher eines solchen Streifens sollten also bei der Inszenierung Obacht geben, dass man Form und Inhalt im Griff hat und der Thematik etwas Bleibendes hinzuzufügen hat.
Regiedebütant Dinesh Vijan, eigentlich Produzent und Gründer der umtriebigen Filmproduktionsfirma Maddock Film (wo im Vorspann-Logo das gekritzelte 'A' das gedruckte 'M' und das 'D' auseinander schiebt), misslingt dieser Versuch jedoch gehörig, liefert er nur ein Mashup aus bekannten Saif-Ali-Khan-Womanizer-RomComs und dem Historical-Fantasy-Blockbuster-Touch der Baahubali-Filme ab, ohne wirklich eigene Filmemachervisionen bzw. -skills erblicken zu lassen, was sich schon allein darin zeigt, dass im Film viel zu viel teils schon dämlich erklärt, anstatt erklärend inszeniert, also in bildlich-filmisches Erzählen umgesetzt wird. Doof gelaufen, Box Office Bomb! Die Zuschauer zeigten dem Werk an den Kinokassen den Rücken, sodass ein Megaflop dabei herauskam, was diesmal tatsächlich nicht auf modernes, nicht massentaugliches Filmemachen, sondern auf Unvermögen zurückzuführen ist.
Zumindest sind die drei Semi-Nachwuchsschauspieler (denn so ganz stimmt dies aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters ja nun nicht mehr) recht präsent, auch wenn zu merken ist, dass ihnen eine professionelle und zur Zurückhaltung mahnende Schauspielführung vonseiten des Regisseurs fehlt. Sushant Singh Rajput und Kriti Sanon gehört großteilig die erst Hälfte des Films allein. Beide schaffen es ab und an, Chemie aufzubauen, um diese dann wieder durch Overacting und komische Drehbuchschlenker zu verspielen. Während ich Kriti in diesem Streifen tatsächlich schon am eindrücklichsten im Vergleich mit anderen Rollen empfand, obwohl ich immer noch nicht recht weiß, was ich von ihr halten soll, fällt Sushant oft durch fahrlässig überzeichnetes Spiel auf, was ihm nicht zu Lob gereicht (exemplarisch die nervtötende Restaurant-Szene), nur mühsam kompensiert durch ein paar gute Szenen. Jim Saarb, nicht gerade der klassische Bollywood-Beau, ist eine interessante Besetzungswahl! Natürlich als vermeintlicher psychopathischer Bösewicht der Geschichte (genau auf diesem Gebiet konnte er eindrücklich ein Jahr später in "Padmaavat" und "Sanju" punkten) installiert, funktioniert aber eben in diesem Leinwand-Dreiecksbeziehungstanz auch nicht wirklich. Da zwischen ihm und Kriti mal so gar nichts wie Chemie noch nicht mal im Ansatz existiert, funktioniert die ganze Geschichte nicht.
Wer als Hintergrund interessante indische Kulissen, Landes- und Sozialkolorit erwartet, wird durch die Drehort- gleich Handlungsortwahl ebenfalls enttäuscht. Die komplette erste Hälfte spielt in Budapest (Ungarn) an der schönen Donau in einem gut betuchten bis reichen Wir-haben-Kohle-Milieu, die zweite Historical-Fantasy-Hälfte wurde auf der schönen Insel Mauritius im Indischen Ozean gedreht, ein beliebter Drehort indischer Filmproduktionen, wohl auch weil zwei Drittel der Bevölkerung Indomauritier sind, also per Vorfahren vom indischen Subkontinent stammen (genau 68 %, der höchste Anteil von Indern in einem anderen Land weltweit, allerdings war die Insel vor der Entdeckung durch arabische Seefahrer unbewohnt, hatte nie Ureinwohner), was wirtschaftliche Beziehungen einfach macht.
Nicht nur der irgendwie lächerlich wirkende Historical-Fantasy-Part (Was soll das geschichtlich wann und wo sein?), der - und das ist das Problem - konträr zum noch relativ realismusnahen anderen Filmteil steht, der in der Gegenwart spielt, sondern die gesamte Filmhandlung riefen die Produzenten des südindischen Tollywood-Superhits "Magadheera", aus der Telugu-sprachigen Filmindustrie stammend, auf den Plan, die der Bollywood-Produktion vorwarfen, frech bei ihrem Plot geklaut zu haben. Und einen versierten Blockbuster-Regisseur wie S. S. Rajamouli, der aufgrund seiner weltweit enorm gut gelaufenen Baahubali-Filme in Indien als Repräsentator der einheimischen Kultur verehrt wird, beklaut man nicht so einfach. Dinesh Vijan sollte mal bei ihm in die Lehre gehen und schauen, wie man Gegenwart und Historie geschickt zusammenfügt, denn genau bei dem Versuch, dies zu meistern, versagt der Film am allerkläglichsten. Im Großen und Ganzen ein schwerlich zu schauender Krampf aus der Überraschungskiste "Gewollt, aber nicht gekonnt"!
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Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=YXjYfpqg8Z0
Audio Jukebox:
https://www.youtube.com/watch?v=VUR2Dxf47_4
Filmplakat:
https://hindcine.tv/fl/2017/06/Raabta.jpg
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Einordnung: Hindi Cinema (= Bollywood)
Genre-Ausrichtung: Romantische Reinkarnations-Dreiecksbeziehungs-Liebesdramödie
Musical-Song-Tanz-Nummern: kaum (2, davon 1 im Abspann + 2 Hintergrundlieder mit kurzer Lippenbewegung)
Was ist ein UHFO?
Ein Unbekanntes Hochwertiges Film Objekt!
Es ist schon erdrückend, wie sehr der innovative, mainstream-abseitige, intelligente und filmkünstlerisch ambitionierte US-Indie-Film die Spitze meiner Jahresbestenliste 2019 dominiert (völlig ungeplant und ungewollt). Die US-amerikanische Filmindustrie ist nicht tot, nicht glattgebügelt, nicht angepasst, nein, ihr müsst bloß unter die alles überschattenden, wuchtigen, CGI-bunten, konformistischen Baumkronen schauen, auf den Waldboden, da, wo sich die kleinen Pflänzchen mit hübschen Blüten gen Licht recken, darauf wartend, dass die Riesen vom Wind der Zeit geknickt werden. Nun fügt sich also ein weiteres Highlight dieser Auflistung hinzu. Ich bin völlig baff!
Das Logo des Slamdance Film Festivals im Abspann zeigt es schon - seiner Ausrichtung gemäß - auf, hier liegt ein Streifen vor, der für ganz kleines Geld gedreht wurde. Entscheidend ist, was dabei rauskommt. Hier liegt das Ergebnis im Können der Macher. Und - Scheiße noch mal - die können was! Regisseur Andrew Patterson, eine Mischung aus zeitkonträrem Hippiezausel und Rubeus Hagret, der ganz in soderberghscher Manier sich erst einmal ein paar Pseudonyme zugelegt hat, um die Crewangaben im Abspann voluminöser zu gestalten, drückt hier bis zum Ende komplett seine künstlerische Vorstellung dem Werk auf, ohne die Produktion beherrschenden Zuschauerkompromiss. So soll es sein, nur so kann Großes entstehen!
Problematisch wird es für den Mysterythriller (vielleicht) nur in dem einen Punkt, nämlich, dass sein Sujet absolut nichts Neues liefert. Die thematisch recht eng fokussierten Versatzstücke, Legenden, Erzählungen und Mythen haben sich in die US-amerikanische Popkultur eingebrannt, gehören zur jüngeren Zeitgeschichte und sind aus diversen filmischen und nicht-filmischen Erzählungen bekannt. Gleichwohl ebenso eine Reminiszenz auf das die Rock'n'Roll-Ära prägende B-Kino der 50er-Jahre mit all seinen Alien-Invasions- und Monsterfilmen, den mythologischen Geist von Rosswell und diffuse Kommunismusängste atmend.
Wirre Notizen eines Provinz-Radio-Moderators zum Film, der nach einem Gespräch mit einem nervösen Anrufer spurlos irgendwo im texanischen Hinterland verschwand, während nur Tonbandaufnahmen zurückblieben:
- Writing: Hervorragend! Was bitte sind das für geniale Dialoge und Dauergesabbel? Gerade, wenn es konfus wird, und mehrere Personen zusammenkommen, wird es grandios. Reif für den Drehbuch-Oscar (*träum*)!
- Regie: Der Dirigent beherrscht seinen Taktstock. Flüssig, dynamisch schnell in den passenden Momenten, und langsam, wenn es darauf ankommt. Ein Film, der Passagen hat, wo er "atmen" kann, ist immer gut.
- Schauspieler: Das Spielpersonal weiß die Vorgaben des Regisseurs, ob Dialog oder Aktion, bestens umzusetzen. Scheiß egal, dass die keiner kennt!
- Kamera und Lichtsetzung: Hilfe, geile Shots ohne Ende und Plansequenzen, trotz Mini-Budget, auch oft unverwackelte Fahrten mit Kran, Dolly or whatever, gerne parallel zur Personenbewegung (z. B. aus Haus = Stil). Düsterbilder, die oft mehr im Schatten bleiben und auf natürliche Lichtquellen setzen/diese suggerieren. Retro-Artsy-Color-Grading mit künstlerisch moderatem Grau-Weiß-Stich, wie in 'nem alternativen Hochglanz-Mag.
- Cutting: Hallo peng! Wunderbar zackig, wenn der Film schnell sein soll, und genau da sehr piano, wenn es darauf ankommt, Atmosphäre und Suspense durch Stille und bloße Konzentration auf die Erzählung zu generieren.
- Musik: Beethoven! Also zumindest klingt das eine sich wiederholende Stück so, wie der Sound der 7. Symphonie des unbekannten Bonner Reginonalmusikers (250, YAY), runtergebrochen auf spartanische Musikinstumentwiedergabe mit Arrangementfrasierung.
Ein wunderbarer filmischen Beitrag zu der sich immer noch fortschreibenden "Americana", will ich meinen, realisiert irgendwo in Texas. Für einen Filmabend im Doppelpack z.B. goutierbar mit der No-Budget-Retro-Sci-Fi "Prospect", gedreht in den Wäldern von Washington State. Die Filmemacher haben am gleichen Würfel LSD geleckt, gerade was die Visualität angeht, obwohl vorliegendes Projekt inszenatorisch noch hochwertiger ist. Drauf geschwört!
Bilbo's Last Song (At the Grey Havens)
Day is ended, dim my eyes,
but journey long before me lies.
Farewell, friends! I hear the call.
The ship's beside the stony wall.
Foam is white and waves are grey;
beyond the sunset leads my way.
Foam is salt, the wind is free;
I hear the rising of the Sea.
Farewell, friends! The sails are set,
the wind is east, the moorings fret.
Shadows long before me lie,
beneath the ever-bending sky,
but islands lie behind the Sun
that I shall raise ere all is done;
lands there are to west of West,
where night is quiet and sleep is rest.
Guided by the Lonely Star,
beyond the utmost harbour-bar,
I'll find the heavens fair and free,
and beaches of the Starlit Sea.
Ship, my ship! I seek the West,
and fields and mountains ever blest.
Farewell to Middle-earth at last.
I see the Star above my mast!
(J.R.R. Tolkien)
https://www.youtube.com/watch?v=4ntZHNTdwJk
#RIPSushantSinghRajput
(1986 - 2020)
Kedarnath ist ein kleiner indischer Ort im Himalaya, auf der enormen Höhe von 3600 Metern gelegen, von nur 600 Einwohnern bevölkert, aber aufgrund des dortigen Jyotirlinga-Tempels (die nördlichste von 12 Shiva gewidmeten Glaubensstätten) einer der wichtigsten hinduistischen Wallfahrtsorte in ganz Indien. Heerscharen von Pilgern strömen Jahr für Jahr zu diesem Ort, der oft auch das Ziel von Backpackern und Individualreisenden ist. Die Einheimischen leben vom Tourismus. Und um es kurz zu machen, die Tal-Lage des Dorfes mit dem Berg-Panorama ist so betörend schön, dass es schmerzt!
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Kedarnath: Panoramabild
https://pix10.agoda.net/geo/city/513396/1_513396_02.jpg
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Im Sommer des Jahres 2013 kam es zu lang anhaltenden, ungewöhnlich starken Regenfällen in Nordindien. Besonders schwer betroffen war der Bundesstaat Uttarakhand. Die kleinen Bäche und Flüsschen in den Bergen füllten sich und wurden zu reißenden Wildwasserströmen, Überflutungen waren die Folge. Von den Wassermassen ausgelöste Schlamm- und Gerölllawinen aus dem Gebirge brachen in die Täler und begruben alles unter sich. So geschehen auch in Kedarnath, durch das der beschauliche Gebirgsfluss Mandakini fließt, der den Alaknanda speißt, linker Quellfluss des großen Ganges. Dieser wurde zu einem Monster. Ganz Kedarnath wurde zerstört, außer ... der Shiva-Tempel! Es war insgesamt die schlimmste Naturkatastrophe in Asien seit dem Tsunami 2004.
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Doku zur Katastrophe (engl. UT):
https://www.youtube.com/watch?v=HofOmet_8h0
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Vor dem Hintergrund dieses beschriebenen Ortes mit seinem Tempel und der sich anbahnenden Katastrophe ist nun vorliegender Film inszeniert, gedreht an Originalschauplätzen (wieder aufgebaut), der uns im Kern eine interkonfessionelle Liebesgeschichte geprägt von Religionsunterschieden und Familienfeindschaft nahebringt, kombiniert mit dem finalen Desaster. Das lief schon mal in der Filmgeschichte ganz gut (munkelt man).
Mansoor (Sushant Singh Rajput), ein Moslem, ist Träger und Wegführer für Pilger, die den Ort besuchen, Mukku (Sara Ali Khan) ist die Tochter einer Hindu-Familie, die eine Gästepension im Ort unterhält und deren Eltern sich eine arrangierte Ehe mit einem angesehenen Brahmanen-Sohn wünschen, der eigentlich ihrer Schwester versprochen war. Doch Wildfang Mukku scheißt auf Konventionen, rebelliert gegen ihre Eltern und verguckt sich zudem in den armen Eselführer Mansoor. Das Problem hierbei ist: Eine fatal endende, interreligiöse Liebesgeschichte zwischen Hindu und Moslem (geschlechtsvariierend), bei der nicht nur die Eltern der jeweiligen Partei, sondern auch gleich die ganze Sozialumgebung mit aufbegehrt, ist bereits so dermaßen oft im indischen Kino erzählt worden, dass es schon Standard ist. In diesem Punkt wandelt der Film also auf ausgetretenen Pfaden.
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Was das Liebeskatastrophendrama sehenswert macht, ist zum einen die echtes Lokalkolorit versprühende Kulisse sowie die wunderbare Kameraarbeit nebst routinierter Regie von Abishek Kapoor, der hier nach "Kai Po Che" seinen zweiten Film mit Hauptdarsteller Sushant Singh Rajput vorlegt, und zum anderen das überraschende und gigantomanisch einnehmende Schauspieldebüt von Sara Ali Khan, die so wahnsinnig gut aufspielt (renommierte Preise dafür als Newcomerin), dass man sich einfach nicht mehr von ihr lossagen kann. Der ganze Streifen gehört performance-technisch ganz und gar der ältesten Tochter des Bollywood-Stars Saif Ali Khan, auch wenn natürlich im actiongeladenen Finale ihr männlicher Kollege mehr Anteile am Geschehen bekommt, der mitnichten ein schlechte Figur im Film macht. Man könnte jetzt natürlich zum Schluss über die VFX meckern, wobei man bedenken sollte, welch kleines Budget der Film verschlungen hat im Gegensatz zu Hollywoodproduktionen. Und dafür sehen die Spezialeffekte tatsächlich noch recht vernünftig aus, wenn ich Vergleiche zu höherbudgetierten Filmen aus Indien, die ich gesehen habe, heranziehe, deren Effektabteilung einfach mal unfähig war.
Ein Film, der von der Story her null Innovation im indischen Filmgeschichts-Kontext bietet, aber den man sich aufgrund der Hintergründe und der versierten technischen Machart plus Location durchaus mal anschauen kann, wegen Sara Ali Khan sogar anschauen muss!
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Film in Deutsch auf DVD:
https://alive-ag.de/gesamtkatalog/21643/kedarnath-auf-dem-weg-zur-liebe
Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=03-KVRmd3xo
Audio Jukebox:
https://www.youtube.com/watch?v=VUR2Dxf47_4
Filmplakat:
https://images.moviebuff.com/bbf12749-451d-45aa-a7e4-16fc8f05ec67
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Einordnung: Hindi Cinema (= Bollywood)
Genre-Ausrichtung: Interkonfessionelles Naturkatastrophen-Liebesdrama
Musical-Song-Tanz-Nummern: kaum (1)
Ähm, wtf, why?
Er (Bild: https://is.gd/ApokGD) war einer der ganz großen aufstrebenden Stars des Hindi Cinema/Bollywood, 34 Jahre jung, mit guten, Content-orientierten Filmen, die auch Publikum zogen, und zudem Kritikerlob. Und nun? Selbstmord durch Erhängen!
Um das mal für den Hollywood-affinen Westler zu übersetzen: Das ist in etwa so, als hätten sich Robert Pattinson oder Armie Hammer oder Kit Harington (alle ebenso Jahrgang 1986) einfach mal so aus dem Leben genommen! Und jetzt stellt euch vor, was dann los wäre ...
Für seine Hauptrolle im Kricketstar-Sportdrama "M.S Dhoni: The Untold Story" war er für sämtliche wichtigen indischen Filmpreise nominiert. Sein letzter Film ist ausgerechnet das Remake des US-Teen-Tränenziehers "Das Schicksal ist ein mieser Verräter". Der Film sollte am 8. Mai 2020 starten, der Kinostart wurde aber aufgrund der Corona-Pandemie und des strengen Lockdowns in Indien auf unbestimmte Zeit verschoben.
Das ist so traurig ...
Nach dem Tod von Charaktergesicht Irrfan Khan und 80er-Megastar-Veteran Rishi Kapoor nun ein weiterer Verlust eines sehr populären Akteurs des Hindi Cinema in diesem Jahr.
Viel Kraft seinen Angehörigen und Freunden!
Möge er in Frieden ruhn!
Liste aller verstorbener 2020:
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https://www.moviepilot.de/liste/in-memoriam-2020-balticinemaniac
Ein[en] Film, der mehr als 5 Wörter hat, würde ich als Film mit mindestens einem Dialog bezeichnen, was bedeutet, dass es sich um einen Tonfilm handeln könnte!
Ein Vagabund (Übersetzung: Malang)
entfesselt den Wahnsinn in der Nacht von Goa!
Mohit Suri, Cousin von Zaubermaus Alia Bhatt, an sich eher ein Regisseur mit Tendenz zum schmissigen B-Film, gerne produziert von einer Person aus dem Bhatt-Clan (vormals oft Mukesh u/o Mahesh Bhatt), ist nach einer seiner qualitativen Tauchfahrten mit "Half Girlfriend" zurück, und liefert seinen in meinen Augen besten Film ab! Die Sujetmischung passt hier auch wieder total zu seiner Vita. Dass der Film ein A-Rating bekommen hat (heißt: Adults only, also ab 18 Jahren freigegeben, immer noch recht selten in Indien), ist natürlich Ehrensache! Kein Hit an den Kinokassen vor dem Lockdown, aber was sagt das schon aus (meistens das Gegenteil).
Die Storyline auf der Vergangenheitserzählebene führt den Zuschauer nach Goa (einstmals portugiesische Enklave, die viel länger Kolonialgebiet des europäischen Landes blieb, während Indien sonst schon unabhängig war, ein wenig Freiraum eher christlicher Prägung und Urlaubsmekka der jungen Generationen). Und was macht man in Goa? Genau! Raven, auf Partys gehen, Drogen schmeißen, Kiffen, bis der Arzt kommt, und am Strand unter Palmen Liebe machen. Als die Polizei eine Raveparty sprengt, finden sich auf der Flucht die Herzen von Advait und Sara, die fortan nicht mehr voneinander lassen können. Aber was passierte dann? Sehen wir doch in der Gegenwart einen knastgestählten, düsterbärtigen Advait, der mit Saras Armband am Handgelenk grimmig eine blutige Spur durch Goa zieht, nur Rache im Sinn, von der primär Polizisten betroffen scheinen.
Aditya Roy Kapur, als Hauptdarsteller bekannt aus "Fitoor", "OK Jaanu" und dem im Westen kaum gekannten fünften A-Star-is-Born-Film "Aashiqui 2" (ebenfalls von Mohit Suri), hat seinen Körper für diesen Film derart in Form gebracht, dass man ihm zukünftig mehr hünenhafte Rollen wünscht, gern auch historischer Couleur. Seine Chemie mit Disha Patani, die mich in mehreren Einstellungen von der Aura her an Penélope Cruz erinnert, ist sehr stimmig. Der action-orientierten Thriller-Crime-Story geschuldet, muss er sich nicht schauspielerisch verrenken, macht als düsterer Rächer und Liebhaber aber eine ganz gute Figur. Schauspielerisch am Rad drehen darf ein anderer, nämlich der seit 40 Jahren dieselbe Frisur tragende Anil Kapoor (ihr wisst schon, der Quizmaster aus "Slumdog Millionär") als tätowierter und dauerkoksender Bad Cop, was arg psychopathisch wirkt und natürlich kalkuliertes Overacting ist, das aber ob der Fiebrigkeit des gesamten Streifens in Ordnung geht. Doch ist er wirklich der Villain des Films?
Der Racheactionthriller mit romantischer Vergangenheitsnote ist stylish bis ins letzte Frame, der Kameramann hatte wohl das Go bekommen, sich auszuprobieren, und lieferten einen ansehnlichen Job ab, übertrumpft noch vom grandiosen Schnitt des Films. Die nur im Hintergrund laufende Musik gefällt, zwei Nummern mag ich besonders. Die einzige Musical-Song-Tanz-Nummer, ein nervig-generisches EDM-Stück, läuft erst im Abspann, und dient dazu, dass sich Disha Patani noch mal nach und nach ihrer Klamotten entledigen darf. Fetzig, schmissig, schnell, düster, hart, bunt, ein wenig romantisch und ein wenig tragisch. Nein, irgend so etwas wie Tiefe oder gesellschaftssoziale Relevanz sollte man hier nicht suchen. Aber in Anbetracht dessen, was der Film sein will, ist er verdammt gut gelungen. Die Laufzeit verging wie im Flug. Eine kleine Überraschung für mich!
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Film bei Netflix Deutschland (OmU):
https://www.netflix.com/de/title/81214289
Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=sft5baUuzQs
Audio Jukebox:
https://www.youtube.com/watch?v=Qqc4eu2iXv8
Filmplakate (für Freunde ungewöhnlicher Kusspositionen):
https://img.goldposter.com/2020/01/malang_poster_goldposter_com_1.jpg
https://img.goldposter.com/2020/01/malang_poster_goldposter_com_8.jpg
https://img.goldposter.com/2020/01/malang_poster_goldposter_com_7.jpg
https://img.goldposter.com/2020/01/malang_poster_goldposter_com_9.jpg
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Einordnung: Hindi Cinema (= Bollywood)
Genre-Ausrichtung: Romantischer Racheactionthriller
Musical-Song-Tanz-Nummern: kaum (1, im Abspann)
Oh my god daddy,
Just don’t be my baddy!
Schon allein diese penetrante Songtextzeile,
als Refrain "ewig" wiederholt, unterstützt
von der No-Go-Neo-Vokuhila-Frise
des Hauptdarstellers, bringt diesen
diesjährigen indischen Kinoblockbuster
(vor 'm Lockdown gestartet) dem
Hass-Totenkopf ziemlich nahe!
Allu Arjun ist seit den späten 2000ern ein großer Star des Telugu Cinema (auch Tollywood). Seine Filme sind, genauso wie die von Mahesh Babu, meistens volksmassentaugliche Masala-Unterhaltungsfilme mit einer bunten Mischung aus Drama, Romanze, Komödie, Sang und Tanz, zuzüglich des Themas, das gerade beackert wird, und natürlich Action, die - typisch südindisch - als Larger Than Live Hero Action umgesetzt ist (heißt: der Star/Held kloppt alle in Slo-Mo weg, egal ob 5 oder 50 Villains). Vor der Virus-Apokalypse im Januar gestartet, war der Film ein riesiger Erfolg an den Kinokassen in Andhra Pradesh und Telangana! Warum, etwa nur wegen Makar Sankranti? (Darstellung dazu: ich so als gen Decke starrende Comicfigur mit Fragezeichen über 'm Kopf)
Als Grundprämisse wird dem Zuschauer eine Baby-Vertausch-Szene im Krankenhaus geboten, die ob ihrer expressiven Düsternis plus Monsunregen und ihrer kriminellen Vorsätzlichkeit nebst Personenschaden noch das beste am Film ist, aber eben schon gefühlte 1000 Mal im indischen Kino durchdekliniert wurde. Kind reicher Eltern wird mit Kind armer Eltern vertauscht. Plottechnisch relevant, arbeitet der eine Pappi auch noch als Diener für den anderen Pappi. Als Söhnchen nun groß und stark, vielmehr zu 'nem penetranten schleimigen Arschloch-Gockel geworden ist (Gockel mit Gockel im Arm, in diesem Zusammenhang "Scene of the Movie"), und langsam checkt, dass Daddy, der böse Baddy (er ist ja wirklich nicht unschuldig und ein bisschen strange), ja gar nicht sein richtiger Vater sein kann, sondern der liebe, gute, ultrareiche Onkel, für den Daddy arbeitet. Der Tenor der Storyline: Reichtum erstrebenswert, ärmerer Hausstand (noch weit vom Los der "Unberührbaren" in Indien entfernt) eher nicht. Eine Hauptfigur, die auf diesem Weg wandelt, mit der assoziiert man sich doch gerne, nicht?
Regisseur Trivikram Srinivas gilt bezüglich Drehbuch in Tollywood als Dialog-Guru. Nun ja, ich weiß nicht, wo sich in der Komödiendallerei tieferer, satirischer Hintersinn und textuelle Raffinesse verbergen soll. Vielleicht müsste man dazu Telugu verstehen, in der Untertitelübersetzung ging dies definitiv verloren (zumindest für mich). Der Film kümmert sich um Oberflächlichkeiten, und verpasst es, gesellschaftssoziale Dissonanzen in Indien humorvoll zu hinterfragen. Er bleibt plakativ, auf die stylishe Repräsentation der Hauptfigur als Idol zugeschnitten. Dabei ist die technische Umsetzung ob des Budgets eher Standard als beeindruckend. Die LTL-Hero-Szenen wirken abgehackt, als hätte der Actionchoreograf 'nen schlechten Tag gehabt. Die Musik der immerhin fünf Musical-Song-Tanz-Nummern ist einfach nur generische Grütze (Anmerkung dazu: Ich mag indische Musik durchaus!). Pooja Hedge konnte mich immer noch nicht mit was auch immer überzeugen, eine hübsche Inderin von unzählig vielen, der das gewisse Etwas fehlt. Murali Sharma (auch aus einigen Bollywood-Filmen bekannt) fischt für seine Rolle als baddy Daddy im Overacting-Teich, da fetzt der richtige Villain des Films (Urgestein Rajendra Prasad) schon mehr, obwohl der wiederum zu viel Heath Ledger in "The Dark Knight" beobachtet hat (nicht Lecken, sondern Luft ziehen, aber eh, komm schon ...). Und - verdammt - was sucht bitte Schauspielgöttin Tabu in diesem Film? Insgesamt der nächste, mehr als enttäuschende indische Blockbuster aus dem Jahr 2020!
·
Film bei Netflix Deutschland (OmU):
https://www.netflix.com/de/title/81252029
Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=SkENAjfVoNI
Audio Jukebox:
https://www.youtube.com/watch?v=Qryz5rAm4FI
Filmplakat:
https://wallpapercave.com/wp/wp5241370.jpg
·
Einordnung: Telugu Cinema (= Tollywood/II)
Genre-Ausrichtung: Romantische Selbstfindungs-Familiendrama-Actionkomödie
Musical-Song-Tanz-Nummern: ja (5)
Im Jahr 2015 wurde der argentinische Staatsanwalt Alberto Nisman tot in seiner Wohnung aufgefunden. Er war zuvor als Sonderermittler für die Aufklärung des tödlichen Bombenanschlages im Jahr 1994 auf das AMIA-Gebäude, eine Zentrale der Jüdischen Gemeinde, bei dem 85 Menschen starben und 300 verletzt wurden, verantwortlich. Es war das umfassendste Ermittlungsverfahren in der argentinischen Rechtsgeschichte. Einen Tag vor seinem Tod (!), dem Tag der Schlussanhörung, wurde bekannt, dass er womöglich belastende Beweise gegen die damals amtierende argentinische Regierung und Staatspräsidentin Cristina Kirchner ob einer Verwicklung in den Terroranschlag hatte. Bis heute sind sowohl die Hintergründe des Anschlags als auch die des Todes des Staatsanwalts nicht gänzlich aufgeklärt aufgrund massiver politischer Verschleppung der Verfahren.
Der in Spanien arbeitende britische Dokumentarfilmer und Emmy-Preisträger Justin Webster hat für seine 6-teilige Miniserie 4 Jahre lang recherchiert und in einer unglaublichen Fleißarbeit zahlreiche Interviews mit Ermittlern, Agenten, Politikern, Journalisten und Angehörigen, Ermittlungsmaterial wie Telefonmitschnitte, Videos und Fotos vom Tatort, Bilder von Überwachungskameras, Gerichtsaufnahmen, Rekonstruktionen und TV-Ausschnitte zusammengetragen und zu einem Doku-Politthriller zusammenmontiert, der sich gewaschen hat und fassungslos macht. Wer auf True-Crime-Doku-Serien steht mit der Würze von Geheimdienstmachenschaften und (inter-)nationaler politischer Verstrickung oben drauf, sollte sich das ansehen!
In der ZDF-Mediathek abrufbar:
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https://www.zdf.de/dokumentation/nisman-tod-eines-staatsanwalts
Das CBFC-Zertifikat, dass zu Beginn eines jeden indischen Films zu sehen ist, gibt die Original-Laufzeit des Films "Baahubali: The Beginning" in der Telugu-Version mit 159:00 min:sec an (24 fps). Das hier offerierte Amazon-Prime-Angebot des Films gibt in der Beschreibung eine Laufzeit von 138 min (2 Std. 18 Min.) an. Daraus lässt sich ableiten, dass der Film nur in einer gekürzten Fassung zum Streamen zur Verfügung gestellt wurde (gleich der DVD-Erstveröffentlichung in Deutschland). Wenn ich in PAL umrechne (25 fps, vermuteter Videostandard hierzulande, zumindest beim Digital-TV), fehlen dem Film 15 Minuten, wenn nicht, sogar 21 Minuten. Nicht unbedingt das, was sich der Cineast wünscht!
CBFC-Zertifikat:
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https://abload.de/img/cbfc_2015_telugu_2015tvkwv.jpg
Schade ist, dass wir uns in Sachen Aktualität immer noch im Jahr 2015 aufhalten bezüglich der Auswertung indischer Filme in Deutschland. Vorgestellter Film ist selbstverständlich gut, gar keine Frage, doch mittlerweile schon ein "alter" Hut. Es würde sich ein Blick ins Jahr 2019 lohnen. Wir bleiben beim Telugu Cinema (also Tollywood). Am 2. Oktober 2019, dem Staatsfeiertag anlässlich des Geburtstages von Mahatma Gandhi, startete in den indischen Kinos das Kolonialzeit-Widerstands-Epos "Sye Raa Narasimha Reddy" mit dem Telugu-Star Chiranjeevi in der Hauptrolle, sowie mit der göttlichen Nayanthara (ein bisschen verschwendet), Tamannaah Bhatia (aus "Baahubali" bekannt, hier mit dem "schönsten" Märtyrerin-Abgang ever), Sudeep, Jagapati Babu und dem tamilischen Charaktedarsteller Vijay Sethupathi (auch ein bisschen verschwendet), nebst "Big B" Amitabh Bachchan (als weißbärtiger Guru) und Anushka Shetty (als Maharani von Jhansi) in Gastrollen.
Ein klein bisschen teurer in der Produktion als die Baahubali-Filme (was man in jeder Frequenz des Films sieht), ist den Machern ein grandioses, rundum funktionierendes Historienepos gelungen, natürlich mit dem auch aus den Baahubali-Filmen bekannten südindischen Flair und typischen Inszenierungsmanierismen, wie z.B. der Actionübertreibung (Larger Than Live Hero; Slo-Mo), um einiges weniger der Fantasy zugetan, aber eben doch irgendwo gen Historical Fantasy driftend (im Kern auf einer wahren Geschichte basierend), mit expressiver Überhöhung inszeniert. Mit das Beste, was ich an epischem Historienkino aus Indien gesehen habe. Eine Empfehlung (in diesem Zusammenhang)!
Hier der Trailer:
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https://www.youtube.com/watch?v=KyhrrdpA2YA
Das MITMACHMODUL wurde geschlossen!
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So, liebe Leute, Buddies und Moviepiloten, das ist nun der Super-GAU! Ich bin gerade auch so sauer, dass hier nur noch wegpiepbare Schimpftiraden kommen würden, deshalb fasse ich mich kurz. Das ist bitter! Nach all der Arbeit, echt jetzt? Die Begründung ist ob der Art des Betriebes/der Seite (= online-Medium) und einer von Anfang an sehr gut per Home Office bewältigbaren und koordinierbaren Arbeit zweifelhaft. Die Moviepilot-Räumlichkeiten geben genug Platz her für vernünftiges Social Distancing (siehe Führungs-Videos zum Jubiläum)!
Meine Guckrange bezieht sich nicht nur auf die gängigen Kommerz- und Streamingfilme aus den USA. Ich kann ohne das Mitmachmodul nichts mit dieser Seite anfangen. Ich verabschiede mich von dieser Seite, denn ohne das Modul brauchen wir/ich hier gar nicht weitermachen!
*verärgertester Emoji, den ihr euch denken könnt*
Der Text von im Wortlaut:
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Temporäre Schließung des Mitmachformulars
Leider sind wird aktuell wegen der Corona-Krise personell nicht in der Lage, die von euch eingereichten Filme und Serien zeitnah zu bearbeiten. Wir schließen deshalb das Mitmachformular. Wenn sich die Situation für Kinos wie Verleiher sowie für Moviepilot wieder verbessert, werden wir das Formular für eure Wünsche öffnen. Mit freundlichen Grüßen, das Moviepilot-Content-Team
Quelle:
https://www.moviepilot.de/mitmachen
*** Das Moviepilot-Forum wird am 14.05.2020 geschlossen ***
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Ich mach mal einen auf Multiplikator, sodass diese Information auch noch etliche der hier täglich anwesenden Moviepilot-User erreicht, bevor es zu spät ist. Der MoviepilotSupport hat heute bekannt gegeben, dass das Moviepilot-Forum von heute auf morgen (wortwörtlich zutreffend) für immer geschlossen wird (also ab morgen quasi nicht mehr in der Form, wie ihr es kennt, existent ist). Im Nachfolgenden der genaue Wortlaut des Statements:
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Eine Ära geht zu Ende
Wir schließen das Forum von Moviepilot am 14. Mai 2020.
Die Gründe dafür sind vielfältig. So haben sich in den letzten zehn Jahren die Kommunikationswege vollständig verändert. Aktivitäten auf Foren sind nach und nach gesunken, andere Plattformen zum Austausch von Meinungen haben an Gewicht gewonnen. Das mussten auch wir feststellen: Gerade einmal 0,001 % der Moviepilot-User sind im Forum aktiv.
Alternativen für eure Kommunikation gibt es auf diversen Social-Kanälen, wie Facebook und Instagram oder über Messengers und WhatsApp. Ihr seid herzlich eingeladen, die Unterhaltung dort weiterzuführen. Gerne verlinken wir auf der neuen Moviepilot-Support-Seite Gruppen oder Einzelprofile, die sich für eine Moderation an anderen Orten verantwortlich fühlen.
Erhalten bleiben vom Forum aber wichtige Dinge, die den Support sowie andere Themen betreffen. Wir stellen euch ein Formular zur Verfügung, durch das ihr verschiedene Bereiche direkt erreichen könnt. Dies betrifft
Technische Fehler
Allgemeine Anfrage / Fehler melden / Verbesserungsvorschläge einreichen
Datenbank
Allgemeine Anfrage / Fehler in der Datenbank melden / Dublette melden
Community
Allgemeine Anfrage / Verstoß gegen Community-Richtlinien melden
Die Anfragen werden direkt an die Moviepilot-Mitarbeiter weitergeleitet, die es betrifft. So werden wir sie schneller bearbeiten können.
Mit freundlichen Grüßen,
das Moviepilot-Support-Team
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Quelle:
https://www.moviepilot.de/forums/das-forum-wird-am-14-05-2020-geschlossen/threads/das-forum-wird-geschlossen
Das Einzige, was einem nach Sichtung dieses lahmen, mit einem Schnipp vergessenswerten Actionkonzept-Streifens mit furchtbaren CGI-Feuer-Explosionen, Europa-Discount-Setting und einem Patrick Stewart auf Karriere-Demontage-Tour in Erinnerung bleibt, ist die süffisant-frech im Leck-mich-doch-Modus aufspielende Kristen Stewart, die ich noch nie als so ultraheiß wie hier empfunden habe in ihren weißen, eng anliegenden Klamotten und der Kurzhaarfrisur. Meine Fresse ... Hot as Hell!
Europas mächtigster Fluss ist voller Geheimnisse. Lebensader und Schicksalsstrom, beladen mit Geschichte, umrankt von Mythen. Die Wolga! Schon ihre Quelle ist jedem Russen heilig. Hier im kalten Norden beginnt sie ihren Lauf. Die Mutter aller Flüsse! (Vorspanntext)
Freunde des Natur- und Tierfilms aufgepasst, Henry M. Mix, der Regisseur und Kameramann der 6-teiligen Naturdoku-Miniserie "Wildes Russland" (als Kinofilm zusammengeschnitten dann "Russland - Im Reich der Tiger, Bären und Vulkane") und des Zweiteilers "Wilder Kaukasus" hat seinen nächsten eindrücklichen Dreiteiler am Start, welcher im Ersten zu sehen war und in der ARD-Mediathek zum Abruf bereitsteht. Laut eigenen Produktionsaussagen, wurde die Wolga zuvor noch nie so ausführlich porträtiert. Die Filmemacher von Altayfilm unternahmen drei Jahre lang Expeditionen ins riesige Einzugsgebiet des Stromes, um die gezeigten Bilder von Lanfschaft und Tieren einzufangen. Man folgt seinem Lauf von der Quelle (der überwiegende Anteil der ersten Episode besteht aus russischem Märchenwinter in Eis und Schnee), durch Wälder und Steppen hin zum größten Binnendelta der Erde, mit dem Russlands Lebensader ins Kaspische Meer mündet.
Wer jetzt ein Déjà-vu hat, liegt damit nicht falsch. Die Doku gab es schon einmal letztes Jahr bei Arte zu sehen, allerdings als kürzerer Zweiteiler mit der akzentlaunigen Sprecherstimme des humoristischen Autors Wladimir Kaminer, nun ist eine Mittelepisode hinzugekommen und als Erzähler fungiert der bekannte deutsche Schauspieler Christian Berkel. Der teils leichte und humorige Unterton des Textes ist großteilig geblieben. Die Bilder, insbesondere die Luftaufnahmen sind prächtig. Die Meeresarmbreite der Wolga im Mittellauf ist unglaublich beeindruckend, da wird ja selbst der Amazonas ganz neidisch. Der Emmy-nominierte Komponist Oliver Heuss kreierte dazu einen dichten orchestralen Score mit russischen Chören, hat aber scheinbar ein paar Mal zu viel Howard Shores Herr-der-Ringe-Soundtrack gehört (besonders bei den Bildern der berühmten Manpupunjor-Felsen im Ural auffällig). Am liebsten ist mir aber immer noch die verträumt-melancholische Melodie des armenisch-kaukasischen Duduk, ein Blasinstrument, das bei den Delta-Bildern zum untermalenden Einsatz kommt. Könnte dem stundenlang zuhören!
Alles in allem mal wieder ein wunderbarer Trip in ein Naturareal unseres Planeten, hergestellt im Auftrag von NDR Naturfilm und gefilmt von einem der besten deutschen Naturfilmer-Teams (da wir uns hier auf einer Filmseite befinden, finde ich es immer wichtig, sich auch damit zu beschäftigen und die Macher zu kennen/zu benennen), bei dem man bestens entspannen und abdriften kann, auch wenn mir der letzte Zug zum ganz großen Shot fehlt und ich die absolut neue Verhaltensbeobachtung, die neue Erkenntnis misse (außer die Nummer mit den Elche "entparasitierenden" Kohlmeisen, die war tatsächlich neu), was vielleicht an einer Naturfilmgewöhnung liegt. Für Fans des Genres und die, die es werden wollen, auf jeden Fall ein Muss!
ARD Mediathek (bis zum 20./27.05.2020)
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https://www.ardmediathek.de/ard/more/6VD608SasXrzOJtcdzT4px/
70. Verleihung des Deutschen Filmpreises / LOLA 2020
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Systemsprenger ist bester deutscher Film mit 8 Lolas insgesamt!
Helena Zengel stellt einmaligen Rekord in Filmpreisgeschichte auf!
Albrecht Schuch gewinnt gleich 2 Lolas als Darsteller!
Jedes Jahr, so etwa Ende April, wird der Deutsche Filmpreis verliehen, mit rotem Teppich und großer Preisverleihungs-Gala vor Publikum natürlich, live übertragen im TV, wie man es allgemein bei allen nationalen Filmpreisen großer Kinonationen handhabt. Doch dieses Jahr sollte alles anders sein. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie und den damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen musste die Show ohne Publikum und ohne Preisträger bzw. Nominierte stattfinden. Der bereits lange zuvor feststehende Moderator Edin Hasanovic ("Skylines") durfte sich allein im Studio am umgestellten Konzept abarbeiten, nur begleitet von seinem Hund, während die Gewinner der goldenen Lola-Statue per Videoschalte hinzukamen.
Erwartungsgemäß dominierte die 70. Verleihung des Deutschen Filmpreises Nora Fingscheidts auch international gefeiertes Problemkinddrama "Systemsprenger". Passend zu ihrer Rolle reagierte die 11-jährige Helena Zengel auf ihren historischen Lola-Gewinn mit einem großen Schrei, während sich ihr Schauspielpartner und Mann der Stunde Albrecht Schuch über gleich zwei Lolas freuen konnte, als Haupt- und Nebendarsteller! Im Folgenden die Gewinner im Einzelnen:
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● Bester Film:
"Systemsprenger" [GOLD]
"Berlin Alexanderplatz" [SILBER]
"Es gilt das gesprochene Wort" [BRONZE]
● Beste Regie:
Nora Fingscheidt - "Systemsprenger"
● Bestes Drehbuch:
Nora Fingscheidt - "Systemsprenger"
● Beste weibliche Hauptrolle:
Helena Zengel - "Systemsprenger"
● Beste männliche Hauptrolle:
Albrecht Schuch - "Systemsprenger"
● Beste weibliche Nebenrolle:
Gabriela Maria Schmiede - "Systemsprenger"
● Beste männliche Nebenrolle:
Albrecht Schuch - "Berlin Alexanderplatz"
● Beste Kamera:
Yoshi Heimrath - "Berlin Alexanderplatz"
● Bester Schnitt:
Stephan Bechinger, Julia Kovalenko - "Systemsprenger"
● Beste Musik:
Dascha Dauenhauer - "Berlin Alexanderplatz"
● Bestes Szenenbild:
Silke Buhr - "Berlin Alexanderplatz"
● Bestes Kostümbild:
Sabine Böbbis - "Lindenberg! Mach dein Ding"
● Bestes Maskenbild:
Astrid Weber, Hannah Fischleder - "Lindenberg! Mach dein Ding"
● Beste Tongestaltung:
"Systemsprenger"
● Beste visuelle Effekte / Animation:
"Die Känguru-Chroniken"
● Bester Kinderfilm:
"Als Hitler das rosa Kaninchen stahl"
● Bester Dokumentarfilm:
"Born in Evin"
● Besucherstärkster Film:
"Das perfekte Geheimnis"
● Ehrenpreis fürs Lebenswerk:
Edgar Reitz
WOW!
Es ist tatsächlich passiert. Die Deutsche Filmakademie hat es echt getan, und handelt damit völlig entgegen ihrer eigenen Verleihungsstatistik.
Helena Zengel gewinnt - mit Abstand - als jüngste Darstellerin aller Zeiten den Deutschen Filmpreis in der Kategorie 'Beste weibliche Hauptrolle' für den Film "Systemsprenger"!
Zur Erklärung: Seit der ersten Verleihung des Bundesfilmpreises (so der vormalige Name) im Jahr 1950 neigten die Jury und später die Akademie dazu, eher älteren, gestandeneren Schauspielerinnen den Preis bzw. heutzutage die Lola zukommen zu lassen. Nach meiner groben Schnellrecherche waren bisher sämtliche nominierten Schauspielerinnen der letzten 70 Preisverleihungsjahre allesamt (knapp) über 20 Jahre alt. Die Nominierung der 11-jährigen Nachwuchsschauspielerin fiel damit schon völlig aus dem Rahmen, weshalb ich bei Bekanntgabe überrascht und bezüglich eines Gewinns sehr skeptisch war, was es aber schlussendlich im assoziativen Kontext zum Filmthema auch sehr süffisant macht. Einfach mal das System gesprengt! :)
Und - mutmaßend wohlgemerkt, da eine eingehende Überprüfung des Sachverhalts viel zu viel Zeit für den Augenblick in Anspruch nehmen würde - gehe ich aufgrund meiner langjährigen Beschäftigung mit Filmpreisen sogar noch ein Stück weiter. Es könnte sogar sein, dass sie damit auch weltweit die jüngste Schauspielerin ist, die je als Beste Hauptdarstellerin mit dem wichtigsten nationalen Filmpreis eines/ihres Landes ausgezeichnet wurde.
Aber ein bisschen Ebenbürtigkeit kann ja definitiv nicht schaden, wenn man als nächstes Filmprojekt in den USA ein Westerndrama an der Seite des zweifach Oscar-prämierten Tom Hanks dreht, oder?
Diese Art von Themen/Artikeln hat absolut nichts - noch nicht einmal entfernt - mit dem dem Wort "movie" im Seitennamen zu tun, und gehört meiner Meinung nach hier nicht hin. Das Themenfeld 'Film' ist derart riesig und vielfältig, dass man sich an Artikeln dumm und dämlich schreiben kann, ohne themenfremd zu werden. Ich als User, der sich hier wegen der Seitenthematik 'Film' im weitesten Sinne angemeldet hat, erwarte so etwas hier nicht, wünsche mir so etwas hier nicht und bin stark enttäuscht darüber, dass ein derartiges Niveau hier mehr und mehr Einzug hält (gleiches gilt für DSDS, Dschungelcamp, Masked Singer und dergleichen). Lange war ich nicht mehr so verärgert wie eben gerade, als ich auf die Hauptseite mit dem Wendler schaute. Beschämender Niveauverfall und einfach unmöglich! *feedback off*
1. Mittelpunkt der Erde
2. Der Mond
3. Das Zauberland
4. Das eigene Ich
5. Die Unendlichkeit
Ein junger Mann in schwarzer Robe, ein felsgesäumter Strand und Schiffe am Himmel. Was kann das sein? First Pic! Nicht gerade vielsagend, aber trotzdem: Gänsehautalarm!
https://www.elseptimoarte.net/imagenes/noticias/107022.jpg
I'm NOT
impressed!
Mahesh Babu (https://is.gd/VFmR9r) würde man wohl hierzulande in vormaligen Zeiten als Volksschauspieler bezeichnen. Er ist ein Superstar der indischen Filmindustrie namens Tollywood, dem telugusprachigen Kino, beheimatet in Südindien in den Bundesstaaten Andhra Pradesh und Telangana. Warum er das ist, erschließt sich mir bis heute nicht, denn seine schauspielerischen Fähigkeiten sind auf ein Minimum beschränkt und sein untrainierter Körper mit durchschnittlichen Beinchen und Ärmchen machen seine Vermarktung als Actionstar, der auf einmal gleich zwei Dutzend böse Jungs weghaut, zu einer relativen Groteske (andere Kollegen definieren sich wenigstens auffällig im Fitnessstudio zuzüglich der üblichen Mittelchen, um wenigstens diesbezüglich einen guten Eindruck zu hinterlassen). Dennoch kommt der Typ bei der gewöhnlichen Volksmasse gut an, denn jedes Jahr sind seine Filme veritable Box-Office-Hits mit Blockbuster-Einnahmen an den heimischen Kinokassen, auch dieser hier, sein jüngster Streifen.
Natürlich - und das weiß man, wenn man einen Mahesh-Babu-Film vorliegen hat - ist dies hier ein sogenannter Masala-Film zur Massenbespaßung, eine bunte Mischung aus Komödie, Romanze, Melodram, Sozialdrama, Politdrama, Musik, Gesang, Tanz und - selbstverständlich - Action. Das gesamte Filmwerk ist diesbezüglich - wie in Südindien oftmals üblich - als Larger-than-Life-Hero-Film angelegt. Der unverwundbare Held siegt immer und kloppt alleine eine gehörige Schar an Villains zumeist nur mit Fäusten und spartanischen Hilfsmitteln weg, ohne großartig Kampfkunst-Skills zu besitzen. Der heftige Einsatz von Wirework und Slow Motion darf dabei nicht fehlen, was sich ja nun über Jahrzehnte als künstlerisches Stilmittel des südindischen Actionkinos manifestiert und verfeinert hat. Theoretisch komme ich mit der Art und Weise von Masala-Filmen gut klar, die wenigsten gefallen mir in der Praxis wirklich, weil die Inszenierung und Gewichtung der einzelnen Elemente nicht stimmig ist. Auch LTL-Hero-Action mag ich durchaus, wenn sie gut gemacht ist. Das größte Problem habe ich mit dem Overacting-Humor und der Holzhammer-Komik solcher Filme. Nun ist es aber so, dass genau diese Komponente den vorliegenden Film komplett versaut, weil im penetranten Übermaß vorhanden, dass es schmerzt!
Dabei kann sich die Actionkomödie anfänglich von der stimmigen Inszenierung her sehen lassen und meine Erwartungen waren hoffnungsvoll. Zunächst wird der melodramtische Grundplot als Handlungsauslöser installiert. Der Zuschauer bekommt die wunderbar aufspielende Aktrice Vijayashanti, weiblicher Star des südindischen Kinos in den 80er und 90er Jahren, in ihrem ersten Leinwandauftritt nach 13 Jahren völliger Abwesenheit vom Business präsentiert (da werden die Kinosäle gekocht haben, kann ich mir vorstellen). Die National-Film-Award- und 6-fache Filmfare-Award-Preisträgerin spielt eine rechtschaffene College-Professorin, deren Leben von einem korrupten Gangsterpolitiker zerstört wird, weil sie es gewagt hat, einem schnöselig-verwöhnten Söhnchen aus dessen Umfeld die Meinung zu geigen. Zu allem Überfluss ist ihr eigener Sohn auch noch im krisengeschüttelten Grenzgebiet im Norden als Soldat eingesetzt.
Auf geht es nach Kaschmir. Grandiose Landschaftsaufnahmen und ein vor der indischen Flagge salutierender Mahesh Babu zu pathetischer Musik. War ja klar! Er ist der Vorgesetzte des besagten Sohnes, der gerade frisch zu seinem Regiment gestoßen ist, und schnell lernt man, dass sein Charakter jemand zu sein scheint, der sich nach Familie und einer liebenden Mutter sehnt, weil er diese wohl nie gehabt hat. Merke: Sag niemals "Deine Mutter ..." zu Major Ajay Krishna, das ist lebensgefährlich! Bei einem Einsatz mit Feuergefecht (gut inszeniert, aber natürlich expressiv) wird der Sprössling lebensgefährlich verletzt. Daraufhin wird Mahesh Babus Figur vom Oberkommandierenden gen Süden gesandt, um der Familie zu berichten/helfen (was ein Quatsch, dafür gibt es Militärseelsorger vor Ort). Da ahnt der schlagkräftige Armeeheld noch nicht, dass diese in höchster Bedrängnis ist, er bald gegen einen Haufen Gangster und Politikerschergen antreten muss sowie eine ersehnte Ersatzmutter findet.
Fehlt noch die vermeintliche weibliche Hauptrolle und das obligatorische RomCom-Element. Kommen wir also zu einer der nervigsten Film-Zugfahrtszenen, die ich je erlebt habe. Hilfe, was für ein nicht enden wollender Dallerquatsch-Klamauk ist das denn bitte? Die bezaubernde Rashmika Mandanna, 23 Jahre jung und in ihrer kurzen Karriere schon mit Kritikerlob bedacht nebst etlichen Filmpreisen, wird für einen weiblichen Charakter verheizt, der ein Frauenbild offeriert, das zum Dauer-Facepalm animiert. Sie begegnet dem Helden auf seiner Reise gen Süden und verknallt sich sofort unsterblich, warum auch immer, ein ganzes Rudel Familienangehöriger im Schlepptau. Die im Synchronmodus kopfnickenden und sprechenden Weiber sind wie Fußpilz. Im späteren Verlauf rückt Samskruthi dem desinteressierten Major ständig auf die Pelle bei Begegnung, darf fortlaufend "I'm impressed. I'm impressed. I'm impressed!" rufen, dabei dämlich die Arme ausbreiten und umarmen, was das Zeug hält.
Penetrante Komikelemente ziehen sich fortan durch die ganze Handlung. Prakash Raj, den ich eigentlich sehr mag und der schauspielerisch was drauf hat, kann man als bösen Politiker nicht ernst nehmen, weil er ständig von charakterlicher Boshaftigkeit auf Dallerhumorrelativierung umschaltet. Außerdem gibt ihm das Drehbuch diesbezüglich nicht sonderlich viel zu tun. Ajay als sein ausführender Schlägergehilfe, soll bitterböse rüberkommen, ist aber nachher nur noch am ängstlichen Rumflennen, wegen Freiheitskämpferreinkarnationshalluzinationen (<- Fuck, ich liebe dieses Wort!). Dann hätten wir da noch den dümmlichen korrupten Polizeiwachtmeister (Posani Krishna Murali, Hilfe!) und den nervigen Crime-Branch-Gast-Ermittler (Subbaraju, Erbarmen!). Superstar Tamannaah Bhatia darf gleich zu Anfang als Item-Girl im ersten Song zur Bespaßung der Soldaten im Militärlager ran (Tarnflecktanz für den Schw...). Promotion ist halt alles!
Was wiederum positiv stimmt, sind die fette Mucke und die fein durchproduzierten Beatz von Devi Sri Prasad für die Songs. Von dem halte ich was, der kann was, das beweist er mal wieder hier. Wer die übelst treibende Background-Musik von ihm zu diesem Film in 320 kbps ranbekommt, bitte immer her damit. Brauch die! Zur Erklärung: Es werden zu meinem ständigen Verdruss in Indien leider immer nur die Songs als Audiotrack veröffentlicht, aber nahezu nie die Hintergrundmusik, die oft sehr genial ist und sich bestens zum Sampeln und Mashen eignet.
Masala-Filme, in denen korrupte Politgangster vom LTL-Hero bekämpft werden, weil die irgendwem aus dem selbstverständlich anständigen Volke etwas Böses antun oder angetan haben, gibt es zuhauf, sodass dieser Film bei der Thematik absolut keinen Innovationsfuß in die Tür bekommt. Die dramatische Handlung des Films rund um die geschasste Professorin und das Schicksal ihrer Familie verläuft immer mehr im Sande, kann nicht wirklich packen (auch wenn kurzzeitig etwas Kriminalthrill zumindest formal hinzukommt) und scheint nur dazu da zu sein, um Grund für Standard-LTL-Hero-Action-Szenen und vor allem ganz viel nervtötende Komik zu geben. Die Auflösung des Ganzen ist ein lahmer Witz (Bahnhofszene). Leider kein guter, aber sehr wohl anstrengender Film!
[Eigentlich wollte ich nur kurz was schreiben. Hmpf ...]
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Teaser:
https://www.youtube.com/watch?v=VbuK58iQ_qc
Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=Pim3CUGCXbY
Audio Jukebox:
https://www.youtube.com/watch?v=dfGiu3oLBnY
Filmplakat:
https://www.blockbusterfriday.com/wp-content/uploads/2020/01/sarileru19.jpg
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Einordnung: Telugu Cinema (= Tollywood/II)
Genre-Ausrichtung: Actionkomödie (Masala-Film)
Musical-Song-Tanz-Nummern: ja (3)
Die Reviews in den Feuilletons der großen indischen Zeitschriften sind mehrheitlich positiv gestimmt ob der Machart des Films, die Reviews bekannter US-amerikanischer Entertainment-Blätter sind es ebenso, auf Rotten Tomatoes erreicht der Film ein Rating von 87 % zu 85 % (Reviews/Userwertungen). Wenn man nun aber einen Blick auf die IMDb-Seite des Films wirft, hält man verdutzt inne, da der dortige Wert völlig konträr zu allen anderen steht (Anfang Januar bei 4,2). Was ist denn da bloß geschehen?
Wer es wissen will, muss sich meinen Kommentar zu "Tanhaji: The Unsung Warrior" durchlesen, denn das vorliegende Frauenrechtsdrama hatte leider das Pech, am gleichen Tag (10.01.2020) in den Kinos zu starten, wie das Historienepos, dessen Marketing-Strategen wohl eine Heerschar an kurzfristig in der IMDb nach Kinostart angemeldeten Human Bots rekrutiert haben, um die eigene Produktion mit Höchstwertungen und positiven Kurzkommentaren fern der Realität zu überschütten, während dieselben User gleichzeitig den Konkurrenzfilm mit Niedrigstwertungen bombardierten. Man kann ja nie wissen, was so ein kleiner, contentorientierter Indie-Film mit dem größten weiblichen Bollywoodstar der 2010er Jahre in der Hauptrolle als Zugpferd dem eigenen Geldbeutel an Einbußen bringt, gerade wenn man erahnt, dass die Suppe, die man für viel Geld zusammengekocht hat, nicht so recht munden könnte. Massive Wertungsmanipulation in der IMDb zum eigenen Vorteil am Box Office. Eine schändliche Ungerechtigkeit!
Um schändliche Ungerechtigkeit, nämlich gegenüber Frauen, geht es auch in vorliegendem Drama. Bereits 2012 wurde diese Thematik in der mit dem Oscar prämierten Kurzdokumentation "Saving Face" einem breiteren westlichen Publikum bekannt. In Südasien (Indien wie Pakistan) sind Säureangriffe, sogenannte Acid Attacks, von abgewiesenen, in ihrer Ehre gekränkten Männern gegenüber Frauen keine Seltenheit, um sie ihrer Würde und ihres Antlitzes zu berauben, wenn man sie schon nicht haben kann. Regisseurin Meghna Gulzar (Tochter des für "Slumdog Millionär" Oscar-prämierten Liedtexters Gulzar und der vor allem in den 70ern und 80ern gefeierten Schauspielerin Rakhee) inszeniert nach ihrem Filmfare-Award-Triumph mit dem Geheimagentin-hinter-feindlichen-Linien-zur Kriegszeit-Thriller "Raazi" (beste Regie, bester Film) erneut einen Women-Centric-Film, der sich an der wahren Geschichte von Laxmi Agarwal orientiert, die, selbst Opfer eines solchen Anschlags, zur Aktivistin für die Rechte der durch Säureangriffe geschädigten Frauen wurde.
Als Eröffnungssequenz dienen die wilden Massenproteste in Delhi 2012 gegen die Gruppenvergewaltigung von Frauen, bei denen ein Kamerateam auf das Schicksal von Malti aufmerksam gemacht wird, gespielt von Deepika Padukone, deren wunderschönes Gesicht dem Sujet geschuldet kaum zu sehen ist, und hinter einer beachtenswerten Make-up-Arbeit verschwindet (Zur Erklärung: Eine vernünftige Maske ist oft ein "Hinkefuß" in indischen Filmen). Auch wenn mir eine viel unbekanntere Aktrice fast lieber gewesen wäre, weiß die Starschauspielerin ihrer Rolle Leben einzuhauchen, verpasst ihr süffisante kleine Nuancen, durchaus humoristischer Natur, und geht ganz und gar auf in der Erschaffung ihres Charakters. Generell ist der Film im Grundton positivistisch und mit Lebensmut erfüllt, wohl auch, um den Opfern, denen er eine Stimme geben will, eben diesen nicht zu nehmen. Nonlinear mit Rückblenden versehen, erleben wir Malti als engagierte NPO-Aktivistin nach sieben Jahren Leidensweg und etlichen OPs im filmischen Hier und Jetzt, sowie den harten Weg zurück ins Leben nach dem Übergriff auf die 19 Jahre junge Frau im Damals wie auch den Kampf vor Gericht um Gerechtigkeit durch mehrere Instanzen.
Wer hier mainstreamigen Masala-Film-Firlefanz erwartet oder expressive Übermelodramatisierung, wird enttäuscht werden. Meghna Gulzar ist eher einer realistischen Darstellung zugetan und inszeniert durchaus nüchtern mit teils feinsinnigem Fokus auf Kleinigkeiten (z.B. das Zurückzucken, wenn Mutter Tochter einsalben will), wenn auch in den Spitzen nicht unemotional, um dem Zuschauer eine Bindungsmöglichkeit zu offerieren. Die Austarierung der angepackten Themen, vom persönlichen psychischen Zustand Maltis, über die Situation in ihrer Familie, bis hin zu den Gerichtsterminen und dem Aktivismus gegen den Freiverkauf von Säureflaschen wie Bier am Kiosk um die Ecke, zuzüglich zarter Liebesgeschichte oben drauf, gelingt dem Drama dabei nicht gänzlich, wenn auch alles recht stimmig zusammengefügt wirkt. Alles in Allem ein sozialpolitisch wichtiger, ansehbarer Streifen, dem der Sprung zu ganz großer Filmkunst nicht vollends gelingt, weil dazu das gewisse, unumstößlich haften bleibende Etwas in der Umsetzung fehlt.
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Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=kXVf-KLyybk
Audio Jukebox:
https://www.youtube.com/watch?v=pK-qem25zvg
Filmplakat:
https://static.kino.de/wp-content/uploads/2020/01/chhapaak-2020-filmplakat.jpg
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Einordnung: Hindi Cinema (= Bollywood)
Genre-Ausrichtung: Sozialpolitisches Frauenrechtsdrama
Musical-Song-Tanz-Nummern: nein
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Zum Thema noch eine weitere Spielfilm-Empfehlung von mir, die aber an sich schon wegen der Art und Weise der Inszenierung einen Gesamt-SPOILER darstellt: Der wunderbare tamilsprachige Kollywoodfilm "Vazhakku Enn 18/9" aus dem Jahr 2012 beackert die Problematik ebenso als verschachteltes Who-Done-It-Teenager-Drama, welches die erschütternde Auflösung, was denn nun eigentlich mit dem Mädel passiert ist, erst ganz zum Schluss wie die Katze aus dem sprichwörtlichen Sack lässt, dass es auch so richtig emotional reinbrettert beim Zuschauer!
Ich finde, es ist an der Zeit, mehr über indische Filme zu schreiben, egal ob gut oder schlecht, Contenent-orientiert oder Masala-Entertainment. Beginnen möchte ich gleich ganz aktuell im Jahr 2020 mit dem bisher (nach etwas mehr als zwei Monaten) erfolgreichsten Hindi-Film und gleichzeitig erfolgreichsten indischen Film insgesamt.
Das Historienepos erzählt, fiktionalisiert und aus Unterhaltungsgründen abgeändert (siehe Hinweis zu Filmbeginn), die durch Dichtung überhöhte und in die marathische Folklore eingegangene Geschichte des Kriegers Tanaji Malsure, selbst Koli (ethnische Minderheit) und Gefolgsmann des Marathenkönigs Chhatrapati Shivaji, der sich im 17. Jh. dadurch hervortat, dass er das Marathenreich gegen die Truppen des Mogulkaisers Aurangzeb aus dem Norden verteidigte. Dabei fokussiert sich der Film auf die Rückeroberung der Bergfestung Kondhana im Jahr 1670 (auch als Schlacht von Sinhagad bekannt), die von Udaybhan Singh Rathore eingenommen und gehalten wurde, umgesetzt als actionreiches Historical-Fantasy-Spektakel, das es mit der eigentlichen Historie nicht so genau nimmt.
Die enorm hohe IMDb-Wertung (bei 8,7 Anfang Januar) ließ erhoffen, dass der Film gelungen ist, da mittlerweile die Bevölkerungsschicht, die auf der englischen IMDb-Seite Filme bewertet, recht kritisch mit schlechten Filmen verfährt, egal, ob da nun ein großer Star mitspielt oder nicht. Die Ernüchterung meinerseits folgte jedoch bei Sichtung. Was für ein Crap ist das denn bitte?!
Wie nur kommt diese hohe Benutzerwertung zustande, obwohl ich der festen Auffassung war, dass echte (also real existierende) Bollywood-Kinogänger mittlerweile doch eher richtungsweisend auf Qualität hoch bewerten (wenn auch überschwänglich) und eher nicht, wenn es denn nicht so ist. Waren die alle zugeraucht oder besoffen? Mitnichten! Ich machte mich also daran, die Sache zu analysierten, und siehe da, ein dicker fetter IMDb-User-Rating-Skandal plumpste mir vor die Füße, der deshalb so ekelhaft ist, weil er nicht nur den einen Film mit hohen Wertungen pushte, sondern gleichzeitig den am selben Tag in den Kinos gestarteten Konkurrenzfilm, nämlich "Chhapaak", mit Niedrigstwertungen befeuerte, um sich im sogenannten Box-Office-Clash den entscheidenden Vorteil durch suggestiv positive Kritik zu verschaffen.
Dies war ganz einfach festzustellen, indem ich mir die Kommentatoren sämtlicher überschwänglichen 10er-Kommentare bei "Tanhaji" anschaute, die sich im Übrigen alle erst die zwei, drei Tage (also das Startwochenende) nach Kinostart bei der IMDb angemeldet haben. Fatalerweise ist nämlich auf deren User-Profilen meistens auch zu sehen, welche Filme sie noch so kommentiert haben. Erkenntnis: Viele diese neuen IMDb-User, die den Ajay-Devgan-Blockbuster mit einer 10er-Wertung versahen, erteilten gleichzeitig dem Sozial-Frauenrechtsdrama mit der bezaubernden Deepika Padukone eine Ein-Punkte-Wertung (0 gibt es in der IMDB nicht) mit kurzem, vernichtendem Kommentar, sodass der Film der mit dem Filmfare Award prämierten Regisseurin Meghna Gulzar Anfang Januar trotz seiner wichtigen sozialpolitischen Content-Thematik bei einer verstörend niedrigen Durchschnittswertung von 4,2 stand. Ein unglaublicher Vorgang, der bis heute scheinbar niemandem aufgefallen ist und mit unlauteren Mitteln dazu führte, dass Ajay Devgan (auch Produzent des Films) und seine Mitstreiter ihren bisher kommerziell erfolgreichsten Film in ihrer Karriere bejubeln konnten. Zum Kotzen!
Zurück zur eigentlichen Beurteilung des vorliegenden Films. Dem Zuschauer wird ein trashiger Mix aus Pappstudiokulissen (die echten Felsen kann man zählen, wenn man welche findet) und furchtbarem, nahezu in jeder Szene angewandten CGI-Effekten präsentiert, dass beim Ansehen einem die so erzeugten Distorsionen in der Optik den ganzen Film vermiesen. Hier zeigt sich, dass eben gerade in diesem Genrebreich ein enorm hohes Budget vonnöten ist, um qualitativ nicht völlig unterzugehen. Jedoch riecht die ganze Machart des Films nach einem einzigen kostengünstigen Kompromiss in dieser Hinsicht. Ständig sind komplett computergenerierte Pferde samt Reiter in Vollbewegung zu sehen, was einfach derart lächerlich nach Animationsfilm aussieht, dass es schmerzt. In der finalen CGI-Rittsequenz des Hauptprotagonisten, bei dem die Kamera um ihn herum schwebt, während er Feinde metzelt, habe ich das Gefühl gehabt, dass mich das körperlich gerade stark beanspruchte CGI-Pferd angrinst (hihi, verarscht, Zwinker!).
Zum Beispiel hätte man die eine Reitergruppensequenz durchaus nicht allzu kostenintensiv mit echten Pferfen, begabten Stuntreitern und der passenden echten Naturkulisse sowie einem routinierten Drohnen-Kameramann in nahezu gleicher Weise filmen können, was der Atmosphäre und Authentizität des Films zugutegekommen wäre. Dafür hat der Regisseur einen Fetisch für das Abschlagen von Körperteilen mit dem Schwert. Leider muss auch der Rüssel eines lebenden Elefanten (CGI-animiert) bei einem überdimensionierten Schachspiel der Herrscher zur Volksbespaßung in einer Arena mit echten Menschen und Tieren dran glauben, was die Frage aufwirft, ob dies in dieser Weise zur Figurenzeichnung des Bösewichts der Geschichte nottat, da er eh schon teuflisch gezeichnet ist.
Ja, der Antagonist ist so ziemlich das größte Highlight dieses Historienfilms, süffisant, psychopathisch und expressiv gespielt von Saif Ali Khan, der in der Nummer richtig aufzugehen scheint, während Ajay Devgan als Held eher stoisch wirkt, und kaum Akzente über die Routine hinaus zu setzen weis. Überaus erfreulich ist der erweiterte Gastauftritt der nur noch sporadisch in Filmen mitwirkenden Kajol (verheiratet mit dem Hauptdarsteller seit 21 Jahren), die, nun, man kann es nicht anders beschreiben (Kenner werden es wissen), in den paar Szenen, in denen sie auftaucht, einfach nur Kajol ist (herzallerliebst, bezaubernd, schön). Die erste Musical-Song-Tanz-Nummer wird um das Paar herum aufgebaut, und ist deswegen noch goutierbar, während die zweite MST-Nummer ein reiner Männermassentanz ist, der mich eher kalt lässt. Musikalisch ist das alles eh nichts, beim finalen Gefecht klaut Komponist Sandeep Shirodkar frech beim Score von Hans Zimmer zu "Gladiator". Yuri Suri gefällt als Mogulherrscher mit visueller Übereinstimmung, die mütterliche Padmavati Rao macht einen sehr würdigen Schauspieleindruck, ist aber ebenso wie Sweety Neha Sharma viel zu kurz zu sehen.
Alles in allem eine sehr dürftig zusammengeklöppelte Historienaction, mit Holprigkeiten beim Feintuning der Fightchoreografie (da läuft teils etwas mit der SloMo und dem Stunt-Wirework nicht richtig), deren Grundansinnen, einen prächtigen historischen Eventfilm zu generieren, in Ansätzen zu erkennen ist, aber ob dem völligen Fehlen echter Landschaftskulissen und echter Weite, die ein solches Epos eben ausmachen, auf dem Trash-Niveau indischer TV-Serien mit Historienbezug bleibt. Zumindest ist Kurzweil geboten aufgrund straffer Inszenierung und Aktionsfokus. Dieser Film zeigt einmal mehr, wie herausragend eigentlich ein Sanjay Leela Bhansali und seine beiden letzten Werke "Bajirao Mastani" und "Padmaavat" sind. Und auch das gechasste Aamir-Khan-Piratenabeteuer "Thugs of Hindostan" war besser. Als Fan von Historienfilmen, gerne auch im überbordenden Historical-Fantasy-Korsett nach indischer Art, bin ich absolut enttäuscht!
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Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=cffAGIYTEHU
Audio Jukebox:
https://www.youtube.com/watch?v=TtjflM-NJ9Y
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Einordnung: Hindi Cinema (= Bollywood)
Genre-Ausrichtung: Biografisches Historien-Kriegsactionepos
Musical-Song-Tanz-Nummern: kaum (2)
Die Kamera fliegt über ein gepflegtes Dorf mit bestellten Äckern und Wäldern drum herum, ein wilder Fluss zieht an der Idylle vorbei, die weitläufige Gegend ist hügelig, in der Ferne sieht man ein Gebirge und schneebedeckte Gipfel. Ein mitteleuropäisch wirkendes Panoramabild aus dem deutschen Alpenvorland, möchte man meinen. Aber nein, wir sind in Südamerika, genauer in Chile, und das im Hintergrund sind nicht die Alpen, sondern die Anden.
Paul Schäfers Schreckensherrschaft währte 36 Jahre. 300 Menschen leisteten in dieser Zeit Zwangsarbeit. Mindestens 100 wurden gefoltert. Über 200 Jungen wurden von Paul Schäfer sexuell missbraucht. Wie viel regimekritische Menschen in der Colonia Dignidad ermordet und auf den Äckern verscharrt sowie später mit Napalm verbrannt wurden, weiß man gegenwärtig immer noch nicht. Bis heute kämpfen die Opfer um die Anerkennung des erlittenen Unrechts, schließlich wurde ein Hilfsfonds eingerichtet. In Deutschland wurde nie ein Mitglied der Colonia Dignidad angeklagt, weil die deutsche Staatsanwaltschaft zu dem Schluss kam, dass die Beweise der chilenischen Justiz nicht ausreichten. Die chilenischen Missbrauchsopfer erstritten sich in Chile eine Entschädigung, die bis heute aber nicht gezahlt wurde. Über Jahrzehnte ignorierten die deutsche Botschaft, das auswärtige Amt und die deutschen Regierungen die Verbrechen, die in der Kolonie an Chilenen und Deutschen begangen wurden.
Erstmals hörte ich am Rande von der Colonia Dignidad, als ich mich per Dokumentarfilm mit der jüngeren Geschichte Chiles, dem Militärputsch gegen Salvador Allende und dem diktatorischen Pinochet-Regime auseinandersetze, bei dessen Aufrechterhaltung der Schreckensherrschaft das hermetisch abgeriegelte, deutsche Sektendorf im Süden Chiles eine entscheidende Rolle einnahm. Den Spielfilm "Colonia" mit Emma Watson und Daniel Brühl habe ich noch nicht gesehen, vielleicht war das ganz gut so. Eine ausführliche Dokumentation, die das Geschehen als Hauptthema behandelte, gab es bisher noch nicht (so weit ich das überblicken kann), bis heute, denn auf Arte feierte kürzlich dieser eindringliche Vierteiler seine Premiere.
Man muss es wohl selbst in dieser Ausführlichkeit gesehen haben, um es wirklich zu glauben, denn eigentlich sind diese ganzen Geschehnisse rund um die Sekte mit Verknüpfung zur chilenischen Geschichte einfach nur unglaublich. Das WTF-Level steigert sich im Verlauf der Episoden derart, dass man vor lauter ungläubigem Kopfschütteln Nackenschmerzen bekommt, Magenkrämpfe und betrübte Bedrücktheit ob der offerierten Qualen und menschlichen Schicksale inbegriffen. Gerade die Nummer mit dem illegalen Waffen- und Kriegsgerätschmuggel (inklusive Panzer) aus Deutschland am UN-Embargo vorbei, um das Pinochet-Regime zu unterstützen (aber nicht nur das, es ging auch eine Menge an den Irak), war mir bisher noch nicht bekannt. Das Beschaffen von chemischen Kampfstoffen und das Herstellen von Sarin-Gas direkt auf dem Koloniegelände, mit welchem der chilenische Diktator einen möglichen Krieg gegen Argentinien erfolgreich führen wollte, setzt dem ganzen die Krone auf.
Wie man einem derartigen missbrauchenden, demütigenden und folternden Arschloch, das nur unflätig seine Leute beschimpft und wirr-zusammenhanglos daherredet (siehe Ton- und Videoaufnahmen), derart ergeben sein kann und in all den Jahren nicht aufbegehrt (bis auf die paar Ausnahmen), wird mir wohl immer unverständlich bleiben. Wer sich über eine der krassesten Sektengeschichten der Menschheitsgeschichte ausführlich informieren will, sollte sich das hier unbedingt ansehen, auch wenn es großteilig weh tut!
Verfügbar in der Arte-Mediathek (bis 09.04.2020)
https://www.arte.tv/de/videos/078703-001-A/colonia-dignidad-aus-dem-innern-einer-deutschen-sekte-1-4/
https://www.arte.tv/de/videos/078703-002-A/colonia-dignidad-aus-dem-innern-einer-deutschen-sekte-2-4/
https://www.arte.tv/de/videos/078703-003-A/colonia-dignidad-aus-dem-innern-einer-deutschen-sekte-3-4/
https://www.arte.tv/de/videos/078703-004-A/colonia-dignidad-aus-dem-innern-einer-deutschen-sekte-4-4/