BaltiCineManiac - Kommentare

Alle Kommentare von BaltiCineManiac

  • 9
    BaltiCineManiac 23.02.2021, 11:40 Geändert 23.02.2021, 13:53

    #RIPSushantSinghRajput
    (1986 - 2020)
    SEIN BESTER FILM!

    ·

    SAM PECKINPAH (!)
    wäre, nachdem er diesen Film im Kino gesehen hätte,
    aufgestanden, hätte sich verneigt und Beifall geklatscht!

    ·

    Abhishek Chaubey, einer von Bollywoods talentiertesten und besten gegenwärtigen Filmemachern, Zögling von Hindi-Cinema-Erneuerer Vishal Bhardwaj, mit einer Vita, in der es keine schlechten Filme gibt, legt seine vierte Regiearbeit vor. Es ist sein bisher bestes, aber auch krassestes Werk. Der schwarze Humor von "Ishqiya" und "Dedh Ishqiya" sowie der expressive Zug zur schrägen Groteske von "Udta Punjab" sind verschwunden. Ein todernster Höllenritt mit der Melodie des täglichen gewaltsamen Sterbens und des alles begleitenden Todes ohne Ausweg, in der es keine Guten und keine Lichtblicke gibt, sondern nur eine infernalische Spirale hin zum Verderben!

    Son Chiraiya, The Great Indian Bustard (zu Deutsch: Hindutrappe), ist ein großer, bodenlebender, aber flugfähiger Vogel. Sein Gesamtbestand ist stark gefährdet und vom Aussterben bedroht, 2018 zählte man nur noch 150 Exemplare. Er ist das inoffizielle "Wappentier" des Chambal Valleys. Dieses gilt als klassischer Rückzugsraum von indischen Banditen, Outlaws und Gesetzlosen, darunter Berühmtheiten wie die "Bandit Queen" Phoolan Devi (1994er Verfilmung von Shekhar Kapur, auch in vorliegendem Streifen auftretend als Charakter Phuliya), Gabbar Singh Gujjar (1975 im Klassiker "Sholay" erstmals filmisch charakterisiert und dann wieder 2012) und "Paan Singh Tomar" (2010 verkörpert vom leider im Jahr 2020 viel zu früh verstorbenen Irrfan Khan).

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    Die 1970er Jahre, das raue, halbwüstenhaft-staubige Indien jenseits jeglicher fortgeschrittenen Zivilisation, anmutend wie die amerikanisch-mexikanischen Grenzlande zur Wende des 19./20. Jahrhunderts. Die Geschichte dreht sich um eine Truppe von Dörfer im Umkreis überfallenden und plündernden Banditen im Jahr 1975, die sich selbst als Bhaaghis (zu Deutsch: Rebellen) bezeichnen, wie bei Menschen des Chambal-Tals üblich (auch in anderen indischen Filmen), teils paramilitärisch uniformiert und bewaffnet. Als Bandenchef Maan Singh, den seine Gefolgsleute nur 'Dadda' nennen, von einem Goldschatz erfährt, der bei einer Hochzeit als Brautbeigabe den Besitzer wechseln soll, ist das nächste Ziel klar. Doch es ist ein Hinterhalt. Im Dorf auf den Dächern versteckt wartet eine Spezialeinheit der Polizei, geführt vom skrupellosen Inspector Virendra Singh Gujjar, denn die Bande hat in jüngster Vergangenheit "aus Versehen" eine schändliche Untat begangen, welche die Banditen quasi im Schlaf verfolgt, und weshalb sie nun forciert zur Strecke gebracht werden soll.

    Es kommt zum blutigen, fast 10 Minuten langen Häuserkampf-Shootout, bei dem der Banden-Boss tödlich verwundet wird, seine Gefolgsleute Lakhna und Vakil Singh aber fliehen können. Sie geraten in Streit über das weitere Vorgehen, es entstehen verhärtete Fronten innerhalb der Gruppe, die zukünftig Unglück und Verderben bringen werden. Bei der Flucht durchs unwegsame Hinterland treffen sie auf die bewaffnete Unberührbare Indumati Tomar. Sie bittet die Männer, ihr zu helfen, denn in ihrer Obhut befindet sich ein 12-jähriges Mädchen, welches vergewaltigt wurde und schwere innere Verletzungen davontrug. Die Frau hat den Vergewaltiger aus angesehener Kaste daraufhin erschossen. Dessen Familie sinnt auf Rache. Die Polizei jagt die Gesetzlosen. Die Todesspirale fängt an, sich zu drehen. Der Name des Mädchens: Sonchiriya (Titel des Films)!

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    Symbolik und Metaphorik im Film sind etwas Großartiges! Das kleine, vergewaltigte Mädchen nach dem Wappentier des Landstrichs zu benennen, es also quasi zur repräsentativen tragischen Symbolfigur des Chambal-Tals zu machen und vor allem des Loses seiner geknechteten, ärmlichen Bevölkerung, stellvertretend für viele rückständige, ländliche Gebiete in Indien sowie den dort vorherrschenden sozialen Verhältnrissen, in denen das Kastensystem alles bestimmt und die Dalit-Frauen von gesellschaftlich bessergestellten Männer wie Vieh "benutzt" werden können, ohne dass in der Breite dagegen aufbegehrt oder etwas unternommen wird, ist natürlich ein feiner Schachzug.

    Wenn das Schicksal des noch lebenden, zu errettenden Mädchens dann auch noch mit dem tatengebundenen "Fluch", der auf der Outlaw-Bande liegt, kollidiert, welcher ständig in halluzinoid-alptraumhafter Form als ein totes Mädchen erscheint, dann wird es komplexer, denn vergangenes, eigentlich nicht wieder gut zu machendes Vergehen und gegenwärtige Tat verschmelzen zu einem fast schon religiösen Bußgang und zur Erörterung der Möglichkeit von Schuld und Sühne, ohne dem Milieu gleich Absolution zuzusprechen, immer wieder konterkariert durch niedere Charakteristika des sich bekämpfenden Menschen.

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    Selten sah ich einen indischen Film, bei dem so viel geballert und geschossen wird, sich ein Shootout an den anderen reiht, bei der ganzen Action aber eben doch noch genügend tiefergreifendes Drama den Weg an die Oberfläche findet, was dem Writing des Drehbuchautoren Sudip Sharma zu verdanken ist (der auch die aktuelle Netflix-Kriminalthriller-Serie Paatal Lok schrieb). Der Regisseur taucht seinen Film in kakifarben-sandige Bilder, die sich dem karg-verblichenen Naturell des Handlungsortes anzupassen scheinen, und lässt seine Protagonisten von gekonnter Kameraführung durch halb- bis ganz zerfallene Dörfer und zerklüftete Landschaften verfolgen, mit eindrücklichen Aufnahmen vom Chambal und den steilküstenartigen Ufern des namensgebenden Flusses nebenher, welcher bereits im antiken Versepos "Mahabharata" Erwähnung findet.

    Die Besetzung liefert ausnahmslos großartige Performances ab, allen voran natürlich der renommierte Charakterdarsteller Manoj Bajpayee, der gleich zu Anfang "verheizt" wird. Den renommiertesten Schauspieler des Film-Casts schon im ersten Viertel rauszunehmen ist gewagt, um mit üblicher Präsenz einzuführen, damit danach die anderen Darsteller übernehmen dürfen, u. a. der 2019 leider tragisch verstorbenene eigentliche Hauptdarsteller. Hinzu kommen die wunderbar aufspielende Bhumi Pednekar, der verschlagene Ranvir Shorey und der energisch-fiese Ashutosh Rana, der hier wohl eine seiner besten Leistungen seiner Karriere erbringt. Sushant Singh Rajput ist so ernst wie nie und liefert eine seiner besten Darbietungen ab, ohne der übliche Sunny-Boy zu sein, weshalb genau dieser Film eher nicht so euphorisch von seinen fanatischen Fans reflektiert wird. Bekloppt!

    Allesamt sind sie völlig zerzauselt, bärtig und verdreckt anzusehen. Es wurde berichtet, dass der Regisseur die Darsteller auch in den Drehpausen dazu anhielt, in der Rolle zu bleiben. So soll, während die Kamera aus war, nur der lokale Dialekt gesprochen worden sein und die versifften Klamotten blieben an. Ein dreckiges, brutales, kompromissloses Meisterstück von einem Film, in Indien mit einem A-Rating (ab 18) versehen und für ganze 11 Filmfare Awards nominiert, von denen er aber ob seiner gewalttätigen Mainstream-Abseitigkeit nur zwei gewann, darunter den Kritikerpreis als Bester Film des Jahres 2019. Durchaus vertretbar, denn Kamera, Schnitt und Regie sind großartig, was einem erst so richtig nach Zweitsichtung klar wird, wenn man nicht mehr so stark der Story und den Untertiteln folgen muss.

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    Dieses Leinwandwerk ist selbstverständlich Hindi Cinema (also Bollywood), aber das New Bollywood, das anspruchsvolle, Content-orientierte Bollywood, und hat nichts mehr mit den melodramtisch-komödiantischen Eskapismus-Märchen der Jahrtausendwende und ihrer Masala-Massen-Volksbespaßung samt Musical-Song-Tanz-Nummern zu tun, die der Deutsche vielleicht von RTL2 her kennt (man kann es leider nicht oft genug erwähnen).

    Wer also Filme mit einem westernähnlichen Grundambiente bzw. Storykonstrukt, Neo-Western, die Dreckigkeit des Italowestern und die Aura der Sam-Peckinpah-Filme samt mehr oder weniger spritzender Blutfontänen und Schusswechsel mag, der ist bei diesem absoluten Highlight des indischen Dacoit-Film-Genres genau richtig. Lockere Unterhaltung erwarten sollte der interessierte Zuschauer jedoch nicht, der Film ist bedrückend, fatalistisch und trostlos. Bei der twistähnlichen Auflösung der Hintergründe zum Mädchenfall und der unberührbaren Frau ist man dann einfach nur noch sprachlos und am Boden zerstört. Bleibt ein letzter Kopfschuss in irgendeine grinsende Visage. Ende!

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    Trailer (engl. UT):
    https://www.youtube.com/watch?v=aejAkKGiimk
    Audio Jukebox:
    https://www.youtube.com/watch?v=oqZB5IanGQ0
    Die Filmplakate (tolles, passendes Artwork):
    https://img.goldposter.com/2019/03/sonchiraiya-poster-9_goldposter_com_.jpg
    https://buzz.tt/media/posters/2357/posters_1_1500.jpg
    https://i2.wp.com/aftercredits.com/wp-content/uploads/2019/02/SonchiriyaPoster.jpg
    https://img.goldposter.com/2019/02/sonchiraiya_poster_goldposter_com_8.jpg
    https://pbs.twimg.com/media/DhQyJlxUcAE7j2f.jpg:large
    https://img.goldposter.com/2019/02/sonchiraiya_poster_goldposter_com_2.jpg

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    Hintergrund-Infos zum Chambal und zur Hindutrappe:
    https://www.cntraveller.in/story/bandits-birds-like-sonchiriya-real-story-chambal/
    https://www.latestgkgs.com/great-indian-bustard-gib-4592-a

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    Einordnung: Hindi Cinema (= Bollywood)
    Genre-Ausrichtung: Dacoit-Outlaw-Actiondrama
    Musical-Song-Tanz-Nummern: keine

    10
    • BaltiCineManiac 18.02.2021, 10:29 Geändert 18.02.2021, 10:34

      Im Sportlermitgliedsverein unserer Schwengelgenossenschaft damals eine heiß diskutierte Serie! Insbesondere gelobt wurden immer wieder die physische Ausdruckskraft und körperliche Präsenz der Protagonistinnen. Grüße gehen raus an meine beiden MP-FLer, die diese Kunst der Verbindung von Alltagssportgeräten mit einem forciert dargebotenen Entblößungskult zur Repräsentation von austrainierten Geschlechtsmerkmalen wohl intellektuell am besten verstanden haben und diese mit jeweils 8 und 8,5 Punkten bewerteten. Warum dieses subversive Spiel mit farbigem Licht, Schatten und überwältigend innovativer Lokation ein Nischendasein auf einem Spartenkanal wie dem Deutschen Sex Fernsehen (DSF ausgeschrieben, oder?) fristen musste und nur nachts mit seinem bildungsanreichernden Kontext dem nach Wissen gierenden Jungpublikum zu Verfügung stand, konnten auch mehrere schriftliche Anfragen mit Bitte um Aufklärung nicht klarstellen.

      21
      • 7 .5
        BaltiCineManiac 14.02.2021, 12:40 Geändert 14.02.2021, 12:51

        Let's Watch Oscar Movies!
        93rd Academy Awards 2020/2021
        Best International Feature Film Submissions
        Land: MEXIKO |🇲🇽
        Hier geht es lang zur NEUEN Liste:
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        https://www.moviepilot.de/liste/academy-awards-2020s-best-international-film-balticinemaniac

        Ihr wollt 'n Musik Film, ihr kriegt 'n Musik Film,
        Musik Film, Musik, die ihr liebt! *träller*

        Im Folgenden eine YT-Playlist
        mit der passenden Musik zum Film en masse:
        https://www.youtube.com/watch?v=lQO92tbteDY&list=PLT4880_DId_hrXqPqgngjfH26lMw6hbed

        Bei der Betrachtung von „I'm No Longer Here“ spielt ganz viel persönliche Euphorie und Begeisterung mit rein, denn neben Weltfilm interessiert mich auch Weltmusik und ich liebe Cumbia, insbesondere das Nu Cumbia, also das Cumbia Digital oder auch Technocumbia für den heutigen DJ-Gebrauch im Club, aber ebenso Klänge klassischer Couleur aus diesem Musikbereich. Ständig wollte ich aufspringen, mich in den Film reinmorphen und einfach mittanzen. Diese Ekstase, die dort zu sehen ist, hätte ich so gerne mitgemacht, mitgespürt.

        Was ist nun Cumbia? Die Musikrichtung, die heute über ganz Lateinamerika in unzähligen Unterformen verbreitet ist, entwickelte sich im Norden Kolumbiens an der karibischen Küste des südamerikanischen Landes und vermischt verschiedene Rhythmusstrukturen afrikanischen Ursprungs (mitgebracht in die Neue Welt von schwarzafrikanischen Sklaven) mit spanisch beeinflussten Melodien und rhythmischen Formen. Die Tonalität bestimmenden Instrumente sind die Gaitas-Flöten, das Akkordeon, die Guiro-Rassel und verschiedene Tragtrommeln, wobei die Conga per Schlag deutlich im Offbeat platziert ist und der Vierviertel-getaktete Rhythmus von klaren Schlägen auf 1 und 3 vorangetrieben wird. All das läuft normalerweise mit mittlerem Tempo ab.

        ·

        Der mexikanische Oscar-Kandidat, welcher schon vorher ganz dick zehnfach beim Mexikanischen Nationalfilmpreis, den Ariel Awards, abräumte, führt den Zuschauer in die mexikanische Millionen-Metropole Monterrey (endlich mal nicht Mexiko-Stadt!) im Nordosten des Landes, eine visuell vom Panorama her faszinierende City mit modernen Skyline-Türmen in der Mitte in einem Tal zwischen Bergen gelegen, Hauptstadt der Provinz Nuevo León. Dort entwickelte sich in den sozialen Brennpunkten und Elendsvierteln eine Unterform des Cumbia, das Cumbia rebajada, gefeiert von einer lokalen Jugendmusikkultur, die sich als Gegenkulturbewegung versteht und sich deshalb sehr auffällig durch einen eigenen Haarstil sowie einen eigenen Kleider-Code definiert (Selbstbezeichnung vor Ort: „Kolombia“). Sowohl Haartracht als auch Elemente des Tanzes sind einflusstechnisch klar sehr alten indigenen Ursprungs und indianischer Stammeskultur entlehnt. Schlussendlich geht 's auch einfacher: Es sind fucking Cumbia-Punks, man!

        Der charismatische, oft unter seinen Kopfhörern mit der Musik der realen Welt entfliehende und träumerische Ulises (zack, noch schnell 'ne Anspielung an das altgriechische Versepos des Homer über die Irrfahrten des Odysseus, natürlich übertragbar auf die Identitätssuche eines von Gewalt und Armut gezeichneten Jugendlichen in der Fremde) ist der Anführer einer Jugendclique aus den Armenvierteln von Monterrey, die sich ganz und gar dem Cumbia verschrieben hat. Sie tanzen und pflegen ihren Stil, improvisieren auf Behelfsinstrumenten aus Alltagsgegenständen, anstatt sich der“Normalität“ der Gangstergewalt, der Kriminalität und des Drogenhandels ihres Stadtteils anzuschließen, Rebellen gegen ein präkäres Sozialumfeld also, was den mit Maschinengewehren bewaffneten kriminellen Gangmitgleidern oft gar nicht passt. Die Gruppe nennt sich „Los Terkos“. Ein Terko ist jemand, der hartnäckig und widerstandsfähig gegenüber Abänderungen seiner/ihrer Haltung ist.

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        Die Umstände rund um die auf offener Straße vollstreckte Ermordung/Hinrichtung eines befreundeten Gangsterclans im Bandenkrieg, wovon er zufällig Zeuge wurde, führen leider dazu, dass Ulises seine Heimat verlassen muss. Seine letzte Nachricht für die Freunde: ICH BIN NICHT MEHR LÄNGER HIER! Er lässt sich illegal über die US-Grenze schmuggeln und landet schließlich in Queens, New York. Als Illegaler sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser haltend und nahezu kein Englisch verstehend, gerät er an ein aufgewecktes US-amerikanisches Mädchen mit asiatischen Wurzeln, die unbedingt den Typen mit der komischen Haartracht näher kennenlernen will, der in einer Holzbude auf dem Dach haust. Eine neue Heimat in der Fremde zu finden gelingt dem eigenbrötlerischen Jugendlichen jedoch nur schwer, denn zu sehr ist er kulturell seiner Heimat verbunden und vermisst seine Freunde.

        Regisseur Fernando Frías de la Parra legt seinen Film nonlinear an, springt zeitlich immer wieder hin und her zwischen den Szenen in New York und denen aus Ulises Heimat, Monterrey in den Bergen, um die Zerrissenheit und Heimatlosigkeit des Hauptprotagonisten zu verdeutlichen. Anschaulich vermittelt er Einblicke in die mexikanische Jugendkultur und mischt sie mit der bereits aus anderen Filmen bekannten Gangkultur und Gangstergewalt, die am Rande reflektiert wird und das Leben der jungen Menschen wie ein bleierner Rahmen bestimmt, aus dem sie zu entfliehen versuchen, was nicht immer gelingt. Dabei glücken Kameramann Damien García eindrückliche Shots der Protagonisten (z. B. auf noch nicht fertiggebauten Hochhäusern sitzend vor der Kulisse ihrer Heimatstadt) in ihrem Milieu, oftmals die Verlorenheit bebildernd, die Cumbia-Tanzszenen, lang und ungeschnitten abgefilmt, sind magisch und ziehen einen in die regionale Folklore hinein.

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        Im Gegensatz zu den flirrigen mexikanischen Szenerien wirkt der Aufenthalt in New York recht trist und versprüht nicht dieselbe Eindrücklichkeit, hat aber den einnehmenden Charakter der 16-jährigen Lin zu bieten. Die Chemie oder eben auch Nicht-Chemie, also besser die Süffisanz der Interaktionsversuche zwischen ihr und Ulises sind das Highlight der US-Parts des Streifens, oft improvisiert wirkend, aber immer echt, was schlussendlich ein wenig Wehmut generiert, denn die Grundausrichtung des Leinwandwerkes rund um die musikalische Gefühlswelt der Hauptfigur wird und soll nicht zulassen, das diesem irgendwie goldigen Pärchen eine Zukubft beschert ist. Angelina Chen ist pures Casting-Gold, „Paradiesvogel“ Juan Daniel Garcia Treviño (in seinem Debüt) sicherlich die richtige Laien-Besetzung.

        Schlussendlich schafft der Film es aber nicht gänzlich seine anfänglich aufgebaute, teils dokumentarisch wirkende, wuchtige Kraft und die installierten Charaktere über die gesamte Lauflänge mit seinen inszenatorischen Kniffen ins Ziel zu bringen, um das ganz große Übermeisterwerk zu sein. Zum Ende hin lässt die Wirkung auf den Zuschauer etwas nach, das Drehbuch ist nicht immer ausgefeilt. Ein wirklich befriedigendes Finale ist das nicht, aber eben vielleicht doch bezeichnend für die Gesamtzustände in Mexiko. Die Gegenwart ist wechselhaft, die Zukunft ist offen, macht 'was draus. Alles in allem aber ein faszinierendes mexikanisches Stück Kino und Beitrag zur weltweiten Jugendkultur wie auch Musikkultur nebst Identitätssuche und Entwurzelung, bei dem besonders das Herz des Liebhabers von lateinamerikanischer Musik und Weltmusik höher schlägt!

        Bei Netflix Deutschland streambar/abrufbar (nur OmU):
        https://www.netflix.com/de/title/81025595
        Soundtrack des Films (Tracks, zusammengestellt als YT-Playlist):
        https://www.youtube.com/watch?v=Nc9S2zVYb8c&list=PLnnUSqmaq8TkcGBrmRJZojXYCkB31ufgg
        Oder Soundtrack des Films bei Spotify (zusammengestellte Tracklist):
        https://open.spotify.com/playlist/706CEEm4uFxGU0ek6p3vGG

        9
        • 5

          Let's Watch Oscar Movies!
          93rd Academy Awards 2020/2021
          Best International Feature Film Submissions
          Land: CHILE |🇨🇱
          Hier geht es lang zur NEUEN Liste:
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          Privatdetektiv Rómulo Aitken hat von besorgten Angehörigen den Auftrag bekommen, zu überprüfen, ob ihre alte Mutter als Bewohnerin eines Altenheims misshandelt wird. Der ehemalige Polizist schaltet daraufhin eine Annonce in der Zeitung, auf die sich alte Männer im Alter zwischen 80 und 90 Jahren melden. Er sucht einen Spion, einen Maulwurf, den er unauffällig ins Altenheim einschleusen kann. Seine Wahl fällt auf den geistig sehr wachen, aber sich mit moderner „Spionagetechnik“ wie einem Smartphone nicht wirklich auskennenden 83-jährigen Sergio Chamy. Der smarte Greis nähert sich langsam dem „Zielobjekt“, kann aber auch aufgrund von Charme und Einfühlungsvermögen Kontakt zu anderen Heimbewohnern gewinnen, Zwiegespräche führen zu emotionalen Momenten, die die Einsamkeit und Verlassenheit des Alterns auf dem Abstellgleis kurz vor dem Tod aufzeigen.

          Die chilenische Dokumentarfilmerin, die mit ihren Vorgängerfilmen wie der Down-Syndrom-Doku „The Grown-Ups“ Kritikerlob einheimsen konnte, wählt ein interessantes und gleichzeitig gewöhnungsbedürftiges Konzept, indem sie eine Art Rentner-Detektiveinsatz-Thriller mit Alltagsaufnahmen aus dem Altenheim kreuzt. Nur leider will die Art und Weise des Films nicht wirklich in Bezug auf die zugrunde liegende Intention des Filmteams funktionieren. Sicherlich werden ein paar bedrückende Momente festgehalten, alles in allem ist die Tonalität aber doch locker und beschwingt, zu sehr, als das sich emotionale Verbundenheit zu der Story und vor allem den alten Menschen in der Weise einstellt, wie es nötig gewesen wäre. Seltsam unberührt quält man sich durch die Doku und versucht die Dissonanz zwischen dem Ansinnen der Macher und dem eigenen Empfinden zu begreifen und einzuordnen.

          Dass laut Produktionsangaben bereits drei Wochen vor dem Einzug des alten Herren ein Kamerateam im Altersheim eingeführt wurde, um Gewöhnung zu schaffen, torpediert zudem den Auftrag des Detektivs, denn selbstverständlich verhalten sich die Pflegekräfte ordnungsgemäß, wenn ständig ein Filmteam im Gebäude rumgeistert. Noch schlimmer, die „Beschuldigten“ finden in dieser Doku fast gar nicht personell statt. Die Spy-Cam-Bilder des Alten sind großteilig unbrauchbar, verwackelt oder belanglos, ansonsten wurde die Kamera aufgestellt, schlicht abgefilmt und das Bildmaterial später zusammengeschnitten. Irgendwelche inszenatorische Raffinesse ist hierbei nicht zu erkennen. Erwartete bedrückende Atmosphäre mit nachfolgender Erkenntnis stellt sich nicht ein. Eine Enttäuschung ob des unverständlichen Hypes um den Film, der jetzt als Chiles Kandidat auf der Oscar-Shortlist als 'Bester internationaler Film' steht.

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          Da vom SWR koproduziert in der ARD + Mediathek bereits im Sommer 2020 gezeigt worden. Eine TV-Aufzeichnung in deutscher Sprache liegt noch bei YouTube rum. Der Trailer ist 10 Mal spritziger als der gesamte Film.
          Ganze Doku: https://www.youtube.com/watch?v=xXhgMsw8EIY
          Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=rTD-B3wZORg
          Filmplakat: https://de.web.img3.acsta.net/pictures/20/02/19/15/42/2927656.jpg

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          • NEWS UPDATE:
            OSCARS 2020/2021
            93RD ACADEMY AWARDS
            SHORTLIST BEST INTERNATIONAL FEATURE FILM!

            Am 9. Februar 2021 gab die Academy of Motion Picture Arts and Sciences die Shortlists für gleich neun Oscar-Kategorien bekannt, darunter die Auswahl in vorliegender und in obiger Liste thematisierter Kategorie, die vormals als "Bester fremdsprachiger Film" bekannt war. Bereits zuvor wurde die offizielle Liste der Ländereinreichungen veröffentlicht, die bestätigte, dass es 2020/2021 zu einer Rekordteilnehmerzahl von 93 Filmen aus ebenso vielen Ländern kam. Die - Achtung, Überraschung - nicht wie üblich 10, sondern 15 von der Jury in die engere Wahl genommenen Filme, welche somit die Chance auf eine der fünf Oscar-Nominierungen und daraus folgend auf einen Oscar haben, lauten:

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            ● BOSNIEN UND HERZEGOWINA > Quo Vadis, Aida? (Kuda ideš, Aida?)
            R: Jasmila Žbanić

            ● CHILE > Der Maulwurf - Ein Detektiv im Altersheim (El agente topo)
            R: Maite Alberdi

            ● DÄNEMARK > Der Rausch (Druk)
            R: Thomas Vinterberg

            ● ELFENBEINKÜSTE > Night of the Kings (La nuit des rois)
            R: Philippe Lacôte

            ● FRANKREICH > Wir beide (Deux)
            R: Filippo Meneghetti

            ● GUATEMALA > The Weeping Woman (La Llorona)
            R: Jayro Bustamante

            ● HONGKONG > Better Days (Shao nian de ni)
            R: Derek Tsang

            ● IRAN > Sun Children (Khorshid)
            R: Majid Majidi

            ● MEXIKO > I'm No Longer Here (Ya no estoy aquí)
            R: Fernando Frias

            ● NORWEGEN > Hope (Håp)
            R: Maria Sødahl

            ● RUMÄNIEN > Kollektiv - Korruption tötet (Colectiv)
            R: Alexander Nanau

            ● RUSSLAND > Dear Comrades! (Dorogie tovarishchi!)
            R: Andrej Kontschalowski

            ● TAIWAN > A Sun (Yang guang pu zhao)
            R: Chung Mong-Hong

            ● TSCHECHIEN > Charlatan (Šarlatán)
            R: Agnieszka Holland

            ● TUNESIEN > The Man Who Sold His Skin (L'Homme qui a vendu sa peau)
            R: Kaouther Ben Hania

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            Aus dem deutschen Sprachraum, sprich aus Deutschland selbst, Österreich oder der Schweiz hat es kein Film in die nächste Auswahlrunde geschafft. Auch das mongolische Drama "Die Adern der Welt" der in Deutschland arbeitenden und an der Hochschule für Fernsehen und Film München promovierten Regisseurin Byambasuren Davaa ist ausgeschieden. Fünf der Shortlist-Filme wurden von Regisseurinnen inszeniert, bei zwei der Werke handelt es sich nicht um fiktionale Spielfilme, sondern um Dokumentarfilme. Jeder dauerhaft besiedelte Kontinent ist mit mindestens einem Film vertreten, außer Ozeanien, woher dieses Jahr im Gegensatz zu davor leider keine Einreichungen kamen.

            Der iranische Regisseur Majid Majidi ist zum 6. Mal mit einer seiner Arbeiten in diesem Wettbewerb vertreten. 1998 war er bereits für "Die Kinder des Himmels" nominiert. Auch die sowohl in Hollywood als auch in Deutschland, Polen und Tschechien drehende Regisseurin Agnieszka Holland (fünf Einreichungen insgesamt) ist erneut mit einem Film dabei. In der Vergangenheit wurden bereits zwei ihrer Filme nominiert, aber am denkwürdigsten bleibt wohl in diesem Zusammenhang der Nichteinreichungs-Skandal um den von ihr inszenierten und als Favoriten gehandelten potenziellen deutschen Oscar-Beitrag "Hitlerjunge Salomon", der den Golden Globe gewann.

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            Allgemein als Favorit der Oscarsaison 2020/2021 wird aber Thomas Vinterberg mit seinem Streifen "Der Rausch" und Mads Mikkelsen in der Hauptrolle gehandelt, untermauert durch den Triumph beim Europäischen Filmpreis. Der renommierte und international anerkannte dänische Regisseur war bereits mit den beiden skandinavischen All-Time-Klassikern "Das Fest" und "Die Jagd", welcher nominiert war, im Rennen um den sogenannten "Auslands-Oscar" vertreten. Dänische Regisseure und Regisseurinnen sind in den USA beliebt, inszenierte doch Susanne Bier erst jüngst die gefeierte HBO-Miniserie "The Undoing". Sie holte 2012 letztmals den Oscar nach Dänemark mit ihrem Film "In a Better World".

            Von den anderen Filmemachern sind die Tunesierin Kaouther Ben Hania, der Guatemalteke Jayro Bustamante, der Taiwanese Chung Mong-Hong, der Ivorer Philippe Lacôte und die Bosnierin Jasmila Žbanić ein zweites Mal dabei. Die fünf Nominierungen in der Oscar-Kategorie 'Bester internationaler Film' werden am 15. März 2021 bekannt gegeben!

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            D I E S E - L I S T E - I S T - J E T Z T - V O L L S T Ä N D I G !
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            Eine weitere erfreuliche Nachricht: Aufgrund der Wiedereröffnung des Mitmachmoduls ist die obige Liste nun endlich vollständig und nicht mehr lückenhaft. Alle 41 zuvor noch fehlenden Filme sind nun eingetragen. Viel Spaß beim Stöbern!

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            • BaltiCineManiac 08.02.2021, 08:54 Geändert 08.02.2021, 10:20

              Golden Globe Awards 2020/2021 – Die Nominierungen
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              Am 3. Februar 2021 wurden die Nominierungen für die Golden Globes bekannt gegeben, dem alljährlich von der Hollywood Foreign Press Association (HFPA), dem Verband der Auslandsjournalisten in Hollywood, verliehenen US-amerikanischen Filmpreis. Unter den Nominierten, die auf eine der weltweit populären Filmpreistrophäen hoffen dürfen, befinden sich die deutsche Miniserie „Unorthodox“ und die 12-jährige deutsche Jungschauspielerin Helena Zengel. Eine kleine Sensation! Die News der Onlineseiten internationaler Entertainmentblätter sowie die Feuilletons allgemeiner Tageszeitungen international als auch national titelten dem entsprechend. Nur eine vermeintlich populäre deutsche Filmseite, von der man es eigentlich am ehesten erwarten würde, brachte dazu keinen Artikel.

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              Marlene Dietrich im Jahr 1958 für das Gerichtsthrillerdrama „Zeugin der Anklage“, Lilli Palmer im Jahr 1960 für die RomCom „Bei mir nicht Fräulein“ und Romy Schneider im Jahr 1964 für Otto Premingers Glaubensdrama „Der Kardinal“. Diese drei Frauen von relativem Weltruf waren bisher die einzigen deutschen Darstellerinnen, die für einen Golden Globe nominiert wurden. Generell sind die Schauspielkategorien der Globes ansonsten nahezu „undurchlässig“ für gebürtig nicht-englischsprachige, ausländische Darsteller und Darstellerinnen. Es herrschte somit aus deutscher Sicht ganze 57 Jahre, also über ein halbes Jahrhundert lang, diesbezüglich Ruhe. Deutsche Schauspielerinnen waren – zumindest was US-amerikanischen Filmpreisverleihungen an geht – in Amerika und Hollywood über Jahrzehnte nicht wirklich präsent.

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              Und nun also Helena Zengel im Jahr 2021 für ihre Verkörperung eines von Indianern geraubten und aufgezogenen deutschen Waisenmädchens im Westerndrama „Neues aus der Welt“. Die jüngste Gewinnerin des Deutschen Filmpreises ist damit generell auch in den USA eine der jüngsten Aktricen überhaupt, die für den Film Award der HFPA nominiert wurden. Nicht nur Co-Star Tom Hanks selbst schwärmt scheinbar von der Profession und Ausdruckskraft seiner Filmpartnerin, sondern wohl auch die in Hollywood ansässigen Auslandsjournalisten. Ihre Konkurrenz in der Kategorie 'Beste Nebendarstellerin in einem Film' lautet wie folgt: Jodi Foster, zweifache Oscar-Preisträgerin, Olivia Colman, Oscar-Preisträgerin aus dem Jahr 2019, Glenn Close, 7-fach für den Oscar nominiert, und Amanda Seyfried.

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              [▷ Anmerkung: Es ist nicht der einzige US-amerikanische Filmpreis, für den Helena Zengel in der ersten Februarwoche 2021 nominiert wurde, dazu aber später mehr!]

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              Ebenso erhielt die von der ins Regiefach gewechselten deutschen Schauspielerin Maria Schrader inszenierte sowie kontrovers diskutierte deutsche Miniserie „Unorthodox“, welche sich ob klischeehafter Darstellung von Juden mit Antisemitismusvorwürfen konfrontiert sah, zwei Golden-Globe-Nominierungen, in den Kategorien 'Beste Miniserie/TV-Film' und 'Beste Hauptdarstellerin' einer eben solchen für Shira Haas.

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              Für Entsetzen, Wut und Unverständnis sorgte die „Verbannung“ des mehrheitlich in Koreanisch gedrehten US-amerikanischen Familiendramas „Minari“ in die Kategorie 'Bester fremdsprachiger Film', obwohl dieser von der US-Kritik hochgelobte Streifen komplett US-amerikanisch ist, US-amerikanische Migranten-Lebensverhältnisse der 1980er-Jahre im ländlichen Raum zeigt und mit asiatisch-stämmigen US-Amerikanern besetzt ist. Schnell wurden Rassismusvorwürfe gegenüber der Hollywood Foreign Press Association laut.

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              Viel Ungläubigkeit rief auch die Nominierung der Serie „Emily in Paris“ hervor, während eine gewürdigte afroamerikanische Drama-Serie wie „I May Destroy You“ nicht berücksichtigt wurde. Auf Social Media Sites brach ein Shitstorm über Hauptdarstellerin Lily Collins herein mit Aussagen wie in etwa: Deine Serie wurde nur gewählt, weil du weiß bist und dein Vater ein weltweit bekannter weißer Musikstar namens Phil Collins ist! Der afroamerikanische Anteil von Filmschaffenden ist trotzdem recht hoch, wenn man sich die Preiskategorien anschaut. Dennoch wurde die Nichtbeachtung des Vietnamveteranen-Abenteuers „Da 5 Bloods“ von Spike Lee ebenso hinterfragend aufgenommen.

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              Netflix kann einen neuen Rekord verbuchen. Der Streaming-Anbieter konnte für seine exklusiv vertriebenen Produktionen die meisten Nominierungen einheimsen. Sowohl im Filmbereich mit „Mank“ als auch im TV-Bereich mit „The Crown“ stellt der Video-on-Demand-Dienst die jeweiligen Favoriten mit den meisten Nominierungen.

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              Die 78. Golden Globe Awards werden eine Preisverleihung der Verstorbenen werden. Sowohl der 2020 einem Krebsleiden erlegene afroamerikanische Schauspieler Chadwick Boseman für seine Livetime-Performance in „Ma Rainey’s Black Bottom“ als auch Jack Fincher, der bereits vor 17 Jahren verstorbene Vater von David Fincher, der seinerzeit bereits das Drehbuch zu „Mank“ schrieb, sind nominiert.

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              Doppelt hält besser, and … it's very British! Der britsche Comedy-Star Sacha Baron Cohen, die britische Oscar-Preisträgerin Olivia Colman und die 2020 megagehypte britische Schauspielerin Anya Taylor-Joy können sich über jeweils zwei Nominierungen in den Schauspielkategorien freuen. Für Regie und Drehbuch gleichermaßen erhielten die Britin Emerald Fennell sowie die US-Amerikaner Chloé Zhao und Aaron Sorkin Nominierungen. Atticus Ross und Trent Reznor machen mal wieder zweifach nominierte Musik, und zwar für „Mank“ und „Soul“.

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              Aufgrund der weltweiten Coronavirus-Pandemie wurde sowohl die Bekanntgabe der Nominierungen als auch die Golden-Globe-Zeremonie selbst zeitlich verschoben. Die Verleihung der Golden Globe Awards 2020/2021 wird am 28. Februar 2021 stattfinden. Jedoch wird es keine traditionelle Golden-Globe-Gala im Beverly Hilton Hotel geben. Das Ganze geht virtuell und online über die Bühne. Die bereits mehrmals als solche in Erscheinung getretenen Globe-Moderatorinnen Amy Poehler und Tina Fey werden jeweils aus Los Angeles (Westküste) und New York (Ostküste) den Filmpreis zusammen moderieren. Ähnlich wie bei den Emmys im Herbst 2020 sollen Gäste und Gewinner live zugeschaltet werden.

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              [▷ Anmerkung: Da Netflix ganz dick dabei ist mit seinen Produktionen und zudem der Helena-Zengel-Film „Neues aus der Welt“ exklusiv seinen Deutschland-Start bei Netflix am 10. Februar 2021 haben wird, zeitnah also zur Nominierungsbekanntgabe, wäre eine populistische, kommerzielle und werbetechnische Vertretbarkeit eines massenkompatiblen Artikels über die Golden-Globe-Nominierungen 2021 mit entsprechender Headline durchaus mehr als gegeben gewesen. Eine Ausrede gibt es also nicht!]

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              Im Folgenden alle Filmpreis-Kategorien und Nominierungen der 78th Golden Globe Awards im Überblick:

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              ● Best Motion Picture – Drama
              The Father
              Mank
              Nomadland
              Promising Young Woman
              The Trial of the Chicago 7

              ● Best Motion Picture -- Musical or Comedy
              Borat Subsequent Moviefilm
              Hamilton
              Music
              Palm Springs
              The Prom

              ● Best Director -- Motion Picture
              David Fincher __ (Mank)
              Regina King __ (One Night in Miami)
              Aaron Sorkin __ (The Trial of the Chicago 7)
              Chloe Zhao __ (Nomadland)
              Emerald Fennell __ (Promising Young Woman)

              ● Best Screenplay -- Motion Picture
              Emerald Fennell __ (Promising Young Woman)
              Jack Fincher __ (Mank) [posthum]
              Aaron Sorkin __ (The Trial of the Chicago 7)
              Florian Zeller, Christopher Hampton __ (The Father)
              Chloe Zhao __ (Nomadland)

              ● Best Actor in a Motion Picture -- Drama
              Chadwick Boseman __ (Ma Rainey's Black Bottom) [posthum]
              Riz Ahmed __ (The Sound of Metal)
              Anthony Hopkins __ (The Father)
              Gary Oldman __ (Mank)
              Tahar Rahim __ (The Mauritanian)

              ● Best Actress in a Motion Picture -- Drama
              Viola Davis __ (Ma Rainey's Black Bottom)
              Andra Day __ (The United States vs. Billie Holiday)
              Vanessa Kirby __ (Pieces of a Woman)
              Frances McDormand __ (Nomadland)
              Carey Mulligan __ (Promising Young Woman)

              ● Best Actor in a Motion Picture -- Musical or Comedy
              Sacha Baron Cohen __ (Borat Subsequent Moviefilm)
              James Corden __ (The Prom)
              Lin-Manuel Miranda __ (Hamilton)
              Dev Patel __ (The Personal History of David Copperfield)
              Andy Samberg __ (Palm Springs)

              ● Best Actress in a Motion Picture -- Musical or Comedy
              Maria Bakalova __ (Borat Subsequent Moviefilm)
              Kate Hudson __ (Music)
              Michelle Pfeiffer __ (French Exit)
              Rosamund Pike __ (I Care A Lot)
              Anya Taylor-Joy __ (Emma)

              ● Best Actor in a Supporting Role in Any Motion Picture
              Sacha Baron Cohen __ (The Trial of the Chicago 7)
              Daniel Kaluuya __ (Judas and the Black Messiah)
              Jared Leto __ (The Little Things)
              Bill Murray __ (On the Rocks)
              Leslie Odom, Jr. __ (One Night in Miami)

              ● Best Actress in a Supporting Role in Any Motion Picture
              Glenn Close __ (Hillbilly Elegy)
              Olivia Colman __ (The Father)
              Jodie Foster __ (The Mauritanian)
              Amanda Seyfried __ (Mank)
              Helena Zengel __ (News of the World)

              ● Best Original Score -- Motion Picture
              Alexandre Desplat __ (The Midnight Sky)
              Ludwig Göransson __ (Tenet)
              James Newton Howard __ (News of the World)
              Trent Reznor, Atticus Ross __ (Mank)
              Trent Reznor, Atticus Ross. Jon Batiste __ (Soul)

              ● Best Original Song -- Motion Picture
              "Fight for You" __ (Judas and the Black Messiah)
              "Hear My Voice" __ (The Trial of the Chicago 7)
              "IO SI (Seen)" __ (The Life Ahead)
              "Speak Now" __ (One Night in Miami)
              "Tigers & Tweed" __ (The United States vs. Billie Holiday)

              ● Best Motion Picture -- Foreign Language
              Another Round __ Denmark
              La Llorona __ Guatemala
              The Life Ahead __ Italy
              Minari __ USA
              Two of Us __ France

              ● Best Motion Picture -- Animated
              The Croods: A New Age __ DreamWorks Animation
              Onward __ Pixar Animation
              Over the Moon __ Netflix Animation
              Soul __ Pixar Animation
              Wolfwalkers __ Cartoon Saloon

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              ● Best Television Series -- Drama
              The Crown
              Lovecraft Country
              The Mandalorian
              Ozark
              Ratched

              ● Best Television Series -- Musical or Comedy
              Emily in Paris
              The Flight Attendant
              The Great
              Schitt's Creek
              Ted Lasso

              ● Best Television Limited Series or Motion Picture Made for Television
              Normal People
              The Queen's Gambit
              Small Axe
              The Undoing
              Unorthodox

              ● Best Performance by an Actor in a Television Series -- Drama
              Jason Bateman __ (Ozark)
              Josh O'Connor __ (The Crown)
              Bob Odenkirk __ (Better Call Saul)
              Al Pacino __ (Hunters)
              Matthew Rhys __ (Perry Mason)

              ● Best Performance by an Actress in a Television Series -- Drama
              Olivia Colman __ (The Crown)
              Jodie Comer __ (Killing Eve)
              Emma Corrin __ (The Crown)
              Laura Linney __ (Ozark)
              Sarah Paulson __ (Ratched)

              ● Best Performance by an Actor in a Television Series -- Musical or Comedy
              Don Cheadle __ (Black Monday)
              Nicholas Hoult __ (The Great)
              Eugene Levy __ (Schitt's Creek)
              Jason Sudekis __ (Ted Lasso)
              Ramy Youssef __ (Ramy)

              ● Best Performance by an Actress in a Television Series -- Musical or Comedy
              Lily Collins __ (Emily in Paris)
              Kaley Cuoco __ (The Flight Attendant)
              Elle Fanning __ (The Great)
              Jane Levy __ (Zoey's Extraordinary Playlist)
              Catherine O'Hara __ (Schitt's Creek)

              ● Best Performance by an Actor in a Limited Series or Motion Picture Made for Television
              Bryan Cranston __ (Your Honor)
              Jeff Daniels __ (The Comey Rule)
              Hugh Grant __ (The Undoing)
              Mark Ruffalo __ (I Know This Much is True)
              Ethan Hawke __ (The Good Lord Bird)

              ● Best Performance by an Actress in a Limited Series or Motion Picture Made for Television
              Cate Blanchett __ (Mrs. America)
              Daisy Edgar-Jones __ (Normal People)
              Shira Haas __ (Unorthodox)
              Nicole Kidman __ (The Undoing)
              Anya Taylor-Joy __ (The Queen's Gambit)

              ● Best Performance by an Actor in a Supporting Role for Any Series or Television Program
              John Boyega __ (Small Axe)
              Brendan Gleeson __ (The Comey Rule)
              Daniel Levy __ (Schitt's Creek)
              Jim Parsons __ (Hollywood)
              Donald Sutherland __ (The Undoing)

              ● Best Performance by an Actress in a Supporting Role for Any Series or Television Program
              Gillian Anderson __ (The Crown)
              Helena Bonham Carter __ (The Crown)
              Julia Garner __ (Ozark)
              Annie Murphy __ (Schitt's Creek)
              Cynthia Nixon __ (Ratched)

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              ● Nominations by Motion Picture
              Mank: 6
              The Trial of the Chicago 7: 5
              The Father: 4
              Nomadland: 4
              Promising Young Woman: 4
              Borat Subsequent Moviefilm: 3
              One Night In Miami: 3
              Hamilton: 2
              Judas and the Black Messiah: 2
              The Life Ahead: 2
              Ma Rainey's Black Bottom: 2
              The Mauritanian: 2
              Music: 2
              News of the World: 2
              Palm Springs: 2
              The Prom: 2
              Soul: 2
              The United States vs. Billie Holiday: 2
              Another Round: 1
              The Croods: A New Age: 1
              Emma: 1
              French Exit: 1
              Hillbilly Elegy: 1
              I Care a Lot: 1
              La Llorona: 1
              The Little Things: 1
              The Midnight Sky: 1
              Minari: 1
              On the Rocks: 1
              Onward: 1
              Over The Moon: 1
              The Personal History of David Copperfield: 1
              Pieces of a Woman: 1
              Sound of Metal: 1
              Tenet: 1
              Two of Us: 1
              Wolfwalkers: 1

              ● Nominations by Television Series or Program
              The Crown: 6
              Schitt's Creek: 5
              Ozark: 4
              The Undoing: 4
              The Great: 3
              Ratched: 3
              The Comey Rule: 2
              Emily in Paris: 2
              The Flight Attendant: 2
              Normal People: 2
              The Queen's Gambit: 2
              Small Axe: 2
              Ted Lasso: 2
              Unorthodox: 2
              Better Call Saul: 1
              Black Monday: 1
              The Good Lord Bird: 1
              Hollywood: 1
              Hunters: 1
              I Know This Much Is True: 1
              Killing Eve: 1
              Lovecraft Country: 1
              The Mandalorian: 1
              Mrs. America: 1
              Perry Mason: 1
              Ramy: 1
              Your Honor: 1
              Zoey’s Extraordinary Playlist: 1

              ● Nominations by Motion Picture Distributor
              Netflix: 22
              Amazon Studios: 7
              Focus Features: 5
              Searchlight Pictures: 5
              Sony Pictures Classics: 5
              Walt Disney Studios Motion Pictures: 5
              Warner Bros. Pictures: 4
              Universal Pictures: 3
              Hulu: 2
              NEON / Hulu: 2
              STXfilms: 2
              Vertical Entertainment / IMAX: 2
              A24: 1
              Apple / A24: 1
              Apple / GKIDS: 1
              Magnolia Pictures: 1
              Samuel Goldwyn Films: 1
              Shudder: 1

              ● Nominations by Television Distributor
              Netflix: 20
              HBO: 7
              Hulu: 6
              Pop TV: 5
              Showtime: 5
              Amazon Studios: 3
              Apple TV+: 2
              HBO Max: 2
              AMC: 1
              BBC America: 1
              Disney+: 1
              FX Networks: 1
              NBC: 1

              [Quelle: offizielle Pressemitteilung @ goldenglobes.com]

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              • BaltiCineManiac 06.02.2021, 20:34 Geändert 06.02.2021, 20:34

                Neulich bei Jupiter, die Sparaktion zum DFB-Pokal-Finale war auch geil! Warum habt ihr dazu keinen so journalistisch ausgefeilt recherchierten Artikel gebracht? Neptun macht immer Aktionen bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften, und Uranus erst, da gibt es krasse Nachlässe zum Finale der Deutschen Eishockey-Liga. Was aber am geilsten an solchen Preisnachlassaktionen ist, ist der Umstand, dass mir das so unglaublich viel über die große weite Welt des Films vermittelt. Danke Moviepilot! Meine Filmbildung wäre ohne euch völlig im Arsch ...

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                • Moviepilot-Liste mit allen Verstorbenen des Jahres 2021:
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                  https://www.moviepilot.de/liste/in-memoriam-2021-balticinemaniac

                  Der erste Film, den ich wohl mit Christopher Plummer als kleiner "Sandalenfilmfan" sah, war "Der Untergang des Römischen Reiches", mit dem der 2000er Hit "Gladiator" ja eine gewisse Inhaltsübereinstimmung pflegt, worin der Kanadier lange vor Joaquin Phoenix den Commodus gab. So viele interessante Filme sollten folgen, bei denen man sich nach längerem Nichtsehen und verblassender Jugenderinnerung erst wieder ins Bewusstsein rufen muss, dass da ja Christopher Plummer in entscheidender Rolle mitwirkte. The Sound of Music, Spion zwischen 2 Fronten, Luftschlacht um England, Der Mann, der König sein wollte, Jesus von Nazareth, Mord an der Themse, Die Dornenvögel. Hach, was für eine Vita und so viele "alte" Filme (hier nur einige genannt, seine jüngsten beachteten Erfolge bewusst mal weggelassen), die einem erst begreiflich machen, was dieser Mann fürs westliche englischsprachige Kino war. Sein Markenzeichen, dieser stechende Blick. Traurig, dass er nun nicht mehr ist. Möge er in Frieden ruhen!

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                    BaltiCineManiac 03.02.2021, 22:41 Geändert 03.02.2021, 22:54
                    über Ben Hur

                    Ausgerechnet heute! Ausgerechnet heute hätte ich gerne einen Kommentar auf einer Moviepilot-Personendetailseite geschrieben, was nun leider nicht mehr geht, weil mich diese Person und ihr Auftritt in vorliegendem Monumentalfilm-Klassiker schon in sehr jungen Jahren geprägt hat, sie mir in Erinnerung geblieben ist - ja - eine kleine, unvergessliche Anekdote auf meinem Weg zum Filmfan darstellt.

                    ☙✻❧

                    Ben Hur, das ist nicht nur die klassische westliche 70mm-Verkörperung von antiken Massenszenen und Wagenrennen, Ben Hur, das ist für mich auch die unerfüllte Liebe zwischen Judah und Esther, die einem anderen versprochen ist. Es sind mit die romantischsten Szenen, die ich aus klassischen Hollywoodfilmen kenne und - ja - diese Emotionalität, die ihnen innewohnt, rührt mich jedes Mal zu Tränen (mal ganz davon ab, dass das grandios fotografiert, ausgeleuchtet und gespielt ist, die Musik von Miklos Roza nicht zu vergessen). Die Chemie, die sich zwischen Charlton Heston und Haya Harareet Bahn bricht, ist von der ersten bis zur letzten Minute unglaublich. Die unvergessliche israelische Theater- und Filmschauspielerin Haya Harareet, die für mich immer die eine Esther überhaupt bleiben wird, ist nun heute im Alter von 89 Jahren verstorben. פְּרִידָה!

                    ☙✻❧

                    Judah trifft Esther:
                    https://www.youtube.com/watch?v=jF_fxx5SUuw

                    Judah nimmt Abschied von Esther:
                    https://www.youtube.com/watch?v=NdJQ2tzyaNQ

                    Judah kehrt heim und findet Esther:
                    https://www.youtube.com/watch?v=0Rr9sJ82GiE

                    OST / Miklós Rózsa: Judah meets Esther / Love Scene
                    https://www.youtube.com/watch?v=De8HFp7AzTA

                    ☙✻❧

                    Judah Ben-Hur : If you were not a bride, I would kiss you goodbye.
                    Esther : If I were not a bride, there would be no goodbyes to be said!
                    (*heul*)

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                      Let's Watch Oscar Movies!
                      93rd Academy Awards 2020/2021
                      Best International Feature Film Submissions
                      Land: GEORGIEN |🇬🇪
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                      Und da hätten wir schon den nächsten Film im angesagten Academy-Ratio-Format (1.37:1 oder auch 4:3), mit dem sich immer mehr Filmkünstler vom Wust des gewöhnlichen Unterhaltungskinos abgrenzen, der in seiner absoluten Sperrigkeit wie von der Thematik und dem Pacing her und mit den statischen Bildeinstellungen viel vom Publikum abverlangt, welches sich auf den Film einlassen muss. Um zu glauben, muss sich der für so etwas anfällige Mensch auf die Möglichkeit eines existierenden Gottes einlassen (wollen), manche tun dies in solch extremer Form, dass sie sich einer religionsfundamentalistischen Sekte anschließen, z. B. den Zeugen Jehovas.

                      In der georgischen Provinz haben die Zeugen Jehovas ein Gebets- und Versammlungshaus errichtet. Sie gelten dort als Religionsgemeinschaft zweiter Klasse, angefeindet vom Großteil der Bevölkerung, die mehrheitlich christlich-orthodoxen Glaubens ist. In der interessant gestalteten, weil mit einem wuchtigen “Knall” endenden ersten Szene beobachtet die Kamera von der hinteren Wand aus, wie sich die Versammlungsstätte füllt und der Prediger nach der Begrüßung beginnt zu predigen (über Abraham, der auf Gottes Geheiß seinen Sohn Isaac töten soll, als Prüfung seines festen Glaubens, ganz wichtig, siehe Ende). Obwohl Kinder als Fenster-Beobachter des Geschehens draußen postiert wurden, welche aber nicht sehr gewissenhaft sind (Kinder halt), krachen ohne Vorwarnung plötzlich Brandbomben und Molotow-Cocktails durch die Türen des Gebäudes. Innen brennt es lichterloh und die Gemeinde ist in Panik, kan sich aber retten. Im Weiteren folgt die Geschichte dem bedrückenden Schicksal von Yana, der Ehefrau des Gemeindevorsitzenden David, der sich ganz und gar seiner Aufgabe verschrieben hat, weshalb die depressive Frau oft allein ist, sich alleingelassen fühlt, unbeachtet, nicht begehrt, nicht verstanden, beginnend ihre ausweglose Lebenssituation zu hinterfragen. Doch der Teufel in Form eines sexuell anzüglichen und aufringlichen Polizisten wartet schon, um jeglichen Lebensfunken zu vernichten.

                      ·

                      Mit strengem Fokus, völlig statisch und nahezu ohne Bewegung (es gibt drei oder vier Kameraschwenks im ganzen Film, mehr nicht) fängt DOP Arseni Khachaturan Szenerien und Schauspiel ein. Jede dieser Einstellungen im Langfilmerstling der georgischen Regisseurin Déa Kulumbegashvili ist durchdacht und bewusst gewählt, die Inhalte sind genau drapiert, Personen genau aufgestellt. So entstehen betörende „Stillleben“, die dem Zuschauer die Story näherbringen, ganz ohne Musik. Wenn dann doch welche erklingt, stammt sie vom gefeierten chilenisch-amerikanischen Musikkünstler Nicolas Jaar (Wer erinnert sich nicht von den Musikverständigen an sein grandioses Debüt-Album „Space Is Only Noise“?). Alles in allem stellt das Frauendrama eine Allegorie auf die Unmündigkeit und Unterdrückung der Frau in patriarchal bestimmten Sozial- und Gesellschaftsstruktur dar, aus der es kaum ein Entrinnen gibt, eingeengt und gefesselt durch eher subtilen Chauvinismus, wie den des Ehemannes David, oder aber forcierte sexuelle Gewalt, wie vom Polizisten. Soll das etwa alles eine Glaubensprüfung Gottes sein?

                      Das vom Mexikaner Carlos Reygadas („Stilles Licht“) als ausführender Produzent betreute Regiedebüt der georgischen Jungfilmemacherin, mit dem sie u. a. eigene ländliche Erfahrungen aus ihrer Jugend verarbeitet, kann sich als elegischer Vertreter des Slow Cinema sehen lassen, ist wohl aber nur etwas für bewanderte Arthaus-Enthusiasten und Cinephile mit Filmkunsterfahrung.

                      ·

                      Bei MUBI Deutschland:
                      https://mubi.com/de/films/beginning-2020

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                      • 5
                        BaltiCineManiac 03.02.2021, 04:12 Geändert 03.02.2021, 04:13
                        über Leap

                        Let's Watch Oscar Movies!
                        93rd Academy Awards 2020/2021
                        Best International Feature Film Submissions
                        Land: CHINA |🇨🇳
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                        Country first, work together!
                        Fight and never give up!
                        Women's volleyball represents the spirit of an era,
                        the loudest voice in the rise of China.

                        1978 China reforms and open up,
                        awakens the sleeping Chinese society for historic change,
                        facing the fast pace of the outside world,
                        the Chinese people look for ways the world to see them.

                        夺冠
                        Duóguàn
                        [Gewinn]
                        LEAP
                        [Sprung]

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                        Uff, na das geht ja gut los. Gleich zu Anfang wird mit Text über teils historischem Bildmaterial klar gemacht, dass es sich um einen durch und durch patriotischen chinesischen Film handelt, ganz und gar auf Linie der Partei. Erzählt wird die Geschichte der chinesischen Frauen-Volleyball-Nationalmannschaft von den ersten Ansätzen, die Mannschaft ab der Wende zu den 1980er-Jahren auf Weltniveau zu bringen, über die ersten Triumphe wie auch spätere Niederlagen bis hin zur stetigen Neuorientierung und zur schlussendlichen erneuten Weltführung in der Gegenwart. Kombiniert wird das Ganze mit der Biografie der Führungsspielerin der 80er, die heute die Cheftrainerin eben dieser Mannschaft ist und als einzige sowohl Gold als Spielerin wie auch Trainerin gewann. Verkörpert von – ein Tuscheinspieler über die Hallenlautsprecher bitte – der ebenso legendären Gong Li!

                        ·

                        Wer sich umfassend informieren möchte:
                        https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Volleyballnationalmannschaft_der_Frauen
                        https://en.wikipedia.org/wiki/China_women%27s_national_volleyball_team

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                        Nun gut, auch andere Nationen der Welt haben ihre top Sportmannschaften und deren dem Land zu Ehre gereichenden Leistungen im Verlauf der Filmgeschichte positivistisch, staatstragend und publikumswirksam inszeniert. Das vorliegende Sportdrama hat jedoch etliche arge inszenatorische Probleme bezüglich der Dramaturgie, der Struktur und Zusammensetzung seiner Einzelteile, der Abdeckung der riesigen Zeitspanne der Geschichte (ca. 40 Jahre) sowie einer emotional bindenden und mitfiebern lassenden Figurenzeichnung. Peter Chan, der einst u. a. den Hongkong-Klassiker “Comrades, Almost A Love Story” (1996) aka “Hongkong Love Affair” inszenierte, lässt als Regisseur hier viel Potenzial auf der Strecke liegen und agiert scheinbar als Werkzeug übergeordneter Interessen, die im Planungsraum verifiziert wurden. So geht aber Filmemachen nicht. Der Streifen wirkt wie zwei Filme in einem, da man nach der ersten Hälfte aufgrund der Schrifteinblendungen und der Schnellabwicklung historischer Eckpunkte per Archivmaterial tatsächlich zu denken glaubt, dass es sich ums Ende handeln könnte.

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                        Dabei hat der Film durchaus interessante inszenatorische Einzelfragmente zu bieten. Die brachiale Trainings-Folter (so kann man es durchaus nennen), der die Volleyballerinnen zu Beginn ausgesetzt sind, wird recht unverblümt dargestellt, ohne hier den Beschönigungsschleier einzusetzen. Die jungen Frauen sind mit blauen Flecken und Blessuren übersäht und brechen während des Trainings erschöpft auf dem Parkettboden zusammen. Die eigentlichen Volleyball-Match-Szenen sind nahezu fotorealistisch nachinszeniert, dem Bildflow einer TV-Sportübertragung angepasst, was dem Leindwandwerk eine teils sehr dokumentarische Sportübertragungsnote verleiht. Der Cutter, welcher interessanterweise ebenso das phänomenale Hongkong-Meisterwerk “Better Days” (ebenso im Oscar-Rennen) schnitt, läuft zu Hochtouren auf. Alles in allem wird aber hierbei auch nicht über den Standard hinaus inszeniert.

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                        Auf die international renommierte chinesische Schauspielerin Gong Li muss der geneigte Zuschauer eine ganze Filmhälfte lang warten, denn sie spielt die ältere Ausgabe der Legende Lang Ping als Trainerin. Ihre Darstellung ist OK und wohl recht nah an der Art und Weise des Charakters der echten Person, was eher stoisch und in sich gekehrt wirkt. Auch hier wäre so viel mehr möglich gewesen, gerade was den (inneren) Konflikt der Hauptprotagonistin angeht, als sie als Trainerin der US-amerikanischen Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking gegen die Mannschaft des eigenen Landes im eigenen Land antritt und aufgrund ihrer umfänglichen Profession die Chinesinnen mit ihren US-Mädels im Direktduell schlägt, wofür sie von den Landsleuten ausgebuht wurde, was nach anfänglichem Grübeln und Zögern eine Rückorientierung nach China und die Übernahme des Cheftrainerinnenpostens im Heimatand zur Folge hatte. Ihre jüngere Ausgabe in der ersten Hälfte wird interessanterweise von der Tochter der echten Lang Ping verkörpert, die somit ihre eigene Mutter spielt. Die Manschaffts- und Spielszenen der Olympischen Sommerspiele 2016 sind nahezu komplett mit den echten Volleyballerinnen besetzt, die “damals” dabei waren.

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                        Was der Film sein möchte, ist klar: Eine Reflexion des chinesischen Fortschrittes im Allgemeinen durch die hart erkämpften Erfolge und dem immer wieder dem Weltstandard angepassten Sporttraining der Frauen-Volleyball-Nationalmannschaft, doch das Ergebnis dieses assoziativen Ansatzes ist eher durchwachsen. Sicher, der Streifen war aufgrund des Sujets und der werbeforcierten Verpflichtung zum Kinogang ein chinesischer Box-Office-Hit, aber rechtfertigt aufgrund der argen filmischen Defizite in keinster Weise eine Oscar-Einreichung, wo es doch um so viel Besseres aus dem Jahr 2020 zu bestaunen gab aus dem Reich der Mitte, ja, auch was Blockbuster anbelangt. Ein seltsam unausgegorener Film und eine komische Auswahl des nationalen Oscargremiums.

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                        Trailer:
                        https://www.youtube.com/watch?v=-5keDVTbowE
                        Filmplakat:
                        https://twgreatdaily.com/images/elastic/-iF/-iFMHHUBd8y1i3sJlSbM.jpg

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                          Let's Watch Oscar Movies!
                          93rd Academy Awards 2020/2021
                          Best International Feature Film Submissions
                          Land: INDONESIEN |🇮🇩
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                          Perempuan Tanah Jahanam
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                          Die Arbeit im kleinen Häuschen der Mautstation am Rande der Großstadt ist eintönige Routine, das weiß auch Maya, weshalb sie nebenher mit ihrer Freundin Dini über Smartphone kommuniziert, die auch irgendwo in so einem Ding sitzt. Die zwei Tratschtanten quatschen und quatschen und quatschen. Erst ein ominöser Wagen lenkt Maya vom Gespräch ab und bringt sie in die Realität zurück, denn ihr ist so, als würde der Fahrer sie schon länger verfolgen. Dieses Mal steigt er aus, erscheint am Kassenhäuschenfenster und stellt seltsame Fragen nach ihrem wahren Namen und wer ihre Eltern waren. Maya kanzelt den Fremden unwirsch und genervt ab, während Dini aus dem Handy heraus schreit, dass er sich verziehen soll und die Polizei auf dem Weg ist.

                          Nach kurzem Verschwinden kehrt der Mann zurück mit einem Golok-Schwert, der traditionellen malaysischen Arbeitswaffe, einem großen Buschmesser ähnlich, um die Kassiererin niederzumetzeln. Als er die panisch fliehende Maya einholt und niederwirft, brabbelt er etwas davon, dass sein Dorf nicht mehr das haben will, was Mayas Familie zurückgelassen hat. Im letzten Moment kann die Polizei den Angreifer stoppen. Angefixt von den Fragen des Unbekannten forscht die bei ihrer Tante in der Stadt aufgewachsene Maya ihre Familiengeschichte nach und macht eine Entdeckung, dass ihre Eltern wohl ein prunkvolles Haus samt Anwesen in einem Provinzdorf haben. Klingt nach Reichtum und Geld. Das kann Maya immer gebrauchen, also geht es zusammen mit der Freundin im Nachtbus ins Hinterland. Was die beiden jungen Frauen erwartet, ist Argwohn, Rückständigkeit, Aberglauben, ein alter Fluch und das pure Grauen.

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                          Wayang kulit, so heißt das traditionelle indonesische Schattenspiel mit Stabpuppen, vorgetragen von geübten und verehrten Puppenmeistern, die von Dorf zu Dorf ziehen, was in seiner uralten Tradition und Bedeutung an den in der indoneischen Kultur verankerten Glauben an Geister anschließt, die mit Zeremonien und Ritualen besänftigt werden sollen. Die geschichtsträchtige Schaustellerkunst spielt eine entscheidende Rolle im jüngsten Hit des renommierten Regisseurs Joko Anwar, der nach seinem Ausflug in das Superhelden-Genre zurück ist in seinen angestammten Gefilden, nämlich dem klassischen Horrorfilm-Kino. An seiner Seite – natürlich – seine Stammschauspielerin Tara Basro, wunderbar aufspielend, die an beinahe allen seiner zurückliegenden Filmprojekte beteiligt war.

                          Zu keinem Zeitpunkt fällt sein jüngster Streifen durch sonderliche Innovation in Erzählstruktur und Storytelling auf, falls so etwas nach 120 Jahren Horrorkino in der Breite überhaupt noch möglich ist, kreiert aber unter Zuhilfenahme des wunderbaren Dschungel-Settings eine unglaublich dichte und bedrückende, ja gar surrealistische Atmosphäre in wunderbaren Bildern festgehalten. Das ganze Dorf scheint schon seit geraumer Zeit einen Schlummerschlaf des Verderbens und Zerfalls zu schlafen, langsam überwuchert von der grünen Ewigkeit. Knorrige Bäume, darin eingebettet ein bemooster Friedhof mit unendlich vielen Grabsteinen- scheinbar nur Kinder – aber ohne Namen, imposante Wegetunnel unter riesigen Bambusstauden, im Fackelschein besonders attraktiv, bevölkert von sich seltsam verhaltenden, archaischen Einwohnern, die offenbar ein Geheimnis haben. Und dann ist da já noch das heruntergekommene Familienhaus …

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                          Der moderate Spannungsaufbau mit finalem Auflösungsknall in Kombination mit dem Handlungsort gefällt, forcierte Schreckeffekte werden kaum eingesetzt, dafür gibt es blutige Gewaltspitzen und ekelige, klassische Animatronikkunst zu bestaunen, nebst nackten Frauenbrüsten in klarer Sexszene, was ich bei einem Land wie Indonesien, dem nach Bevölkerung größten islamischen Staat der Welt, immer wieder faszinierend finde, hierbei der Koran-Propheten-Gag auf dem Friedhof nicht vergessen, wie frech aber auch! Unter FSK 18 läuft der hierzulande wohl nicht.

                          Exotischer Horror, Landeskultur und Tradition reflektierend, der ob seiner Qualität überrascht und gefällt!

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                            BaltiCineManiac 31.01.2021, 22:47 Geändert 31.01.2021, 23:05

                            Let's Watch Oscar Movies!
                            93rd Academy Awards 2020/2021
                            Best International Feature Film Submissions
                            Land: PORTUGAL |🇵🇹
                            [der "Ersatzfilm"]
                            Hier geht es lang zur NEUEN Liste:
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                            Morte! Tristeza! Desespero!
                            Escuridão! Noite! Melancolia! Letargia!
                            Depressão! Parada! Pesquisa! Pobreza! Rigor! Estética!
                            E ... uma pintura e uma arte cinemática sublime em cada foto!

                            Wenn mich jemand fragen würde, welches der düsterste, schwärzeste und depressivste Film war, den ich in der letzten Zeit gesehen habe, Tod, Trauer, Verzweiflung und Reflexion von Armut beinhaltend, dann würde die Antwort lauten: Na, der hier! Was für ein heftiger Verarbeitungskoloss von Film aus jedwedem Blickwinkel, wieder einmal im neo-hippen, zur Zeit sehr angesagten Academy-Ratio-Filmformat (sprich: 1.37:1 oder auch 4:3) gedreht. Massenkompatibilität: Zero!

                            Die Kapverdischen Inseln (oder auch Kapverden, übersetzt die Inseln vorm Grünen Kap) liegen im Atlantik vor der Westküste Afrikas und sind Teil von Makaronesien, wie die ostatlantische Inselwelt vulkanischen Ursprungs im mediterranen Breitengradbereich nördlich des Äquators genannt wird, zu der ebenso die Kanaren, Madeira und die Azoren gehören. Gesprochen wird Kapverdisches Kreol (auch Kabuverdianu), das als Grundlage die portugiesische Sprache hat und von Insel zu Insel stark variiert. Denn über Jahrhunderte hinweg standen die in fern zurückliegender Zeit vom Schwarzafrikanischen Kontinent aus besiedelten Inseln unter portugiesischer Kolonialherrschaft, bis der Inselstaat 1975 unabhängig wurde. Im Folgenden war die Geschichte des Landes durch marxistische Diktatur, Einparteiensystem, Wirtschaftsniedergang und einen blutigen Putsch gekennzeichnet, bevor es ab 1990 zur Demokratisierung kam. Dies bedingte große Auswanderungswellen. Die größte kapverdische Diaspora-Gemeinde befindet sich in Portugal. Hier setzt der Film an.

                            Einst bauten sie zusammen auf den Inseln ein Haus und wollten gemeinsam leben, doch des Nachts verschwand Ehemann Joaquim für immer gen Portugal, das ist 25 Jahre her. Als Vitalina Varela nun endlich das Geld für eine Nachreise aufbringen konnte und mit dem Flugzeug in Lissabon landet, muss sie feststellen, dass ihr Mann vor drei Tagen gestorben ist und bereits eingeäschert wurde. Man rät ihr, wieder zu verschwinden, doch die in sich gekehrte, aber offenbar starke Frau macht sich auf ins Elendsviertel der portugiesischen Hauptstadt, wo ihr entschwundener Geliebter sein Leben fristete, um noch ein paar Lebensspuren von ihm zu erhaschen, ein verschleppter Requiem-Marsch in die Dunkelheit und Ausweglosigkeit am Ende der unteren Existenzskala.

                            Regisseur Pedro Costa knüpft mit vorliegendem Streifen an seinen Vorgängerfilm “Cavalo Dinheiro” (Horse Money) an - sowohl inhaltlich, stilistisch als auch filmformattechnisch – und ebenso an die Filme davor, in denen er sich erstmals mit dem Menschenschicksal der kapverdischen Diaspora in Portugal auseinandersetzte, wobei die Stilistik in etwa immer die gleiche ist. Der Pedro-Costa-Stil! Die Reise der Vitalina Varela in die Finsternis und durch den totgeschwängerten Schatten des einstigen Lebens eines Verflossenen ist emotional zugegeben schwer erträglich, kann sich aber auf eine sehr gute Schauspielführung – oder besser – Laienführung verlassen, denn seine authentischen Laiendarsteller treibt der Filmemacher zu professionellen Höchstleistungen (was nicht jeder kann). Allerdings ebenso fast schon dokumentarisch tatsächliche Gebrechen der Darsteller nutzend, denn mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das Parkinson-Zittern von Ventura als desillusionierter Priester einfach mal nur echt. Die nonverbale Ausdruckskraft der Hauptdarstellerin ist beeindruckend, sprechen tut sie aber auch.

                            Tageslicht scheint in diesem Film nicht mehr zu existieren. Alles ist Nacht bis auf Rückerinnerung und Friedhof. Kameramann Leonardo Simões fokussiert sich auf akzentuierte Figuren und punktuell ausgeleuchtete Szenarien, umrahmt von Schwärze. Jede, wirklich jede Kameraeinstellung ist ein erhabenes Filmkunstgemälde, genauestens durchdacht, was Lichtsetzung, Position des Aufnahmegerätes, Kadrierung und die Aufstellung bzw. Den Bewegungsablauf der darin befindlichen Personen betrifft. Düsterschönheit in Vollendung! So folgt das Filmteam lethargisch wirkenden Menschenschatten, wie sie durch die, von schiefen Wänden illegal errichteter Behelfsbauten mit ihren Blechtüren begrenzten Staubgassen schlurfen und mäandern, während sich das Gackern von Hühnern, der laute Fernseher von nebenan, Babyschreie und fette Lusotronica-Mucke aus dem Blaster um die Ecke zum Soundtrack einer bedrückenden Milieustudie vereinen. Zugang zu dieser Welt erhält man nur durch das riesige Abwasserrohr, dessen Ende kreisrund die bessere nächtliche Glitzerwelt der Metropole einrahmt, wie einen fernen Traum, scheinbar unerreichbar von diesem düsteren Ort aus.

                            Der Gewinnerfilm des Internationalen Filmfestivals von Locarno, der beim Jahres-Poll 2019 der renommierten britischen Filmzeitschrift Sight & Sound auf den 10. Platz gewählt wurde, ist für jeden Zuschauer ein in jeglicher Hinsicht beschwerlicher Gang, eine sperrige Grenzerfahrung, die nachwirken wird, wahrscheinlich auf unterschiedlich positive wie negative Weise, aber der man sich stellen kann, wenn man darauf erpicht ist, die Eigenarten der unendlichen Filmwelten auf diesem Planeten zu bereisen.

                            Offizielle deutsche Webseite:
                            https://grandfilm.de/vitalina-varela/

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                              BaltiCineManiac 31.01.2021, 02:39 Geändert 31.01.2021, 11:10
                              über Listen

                              Let's Watch Oscar Movies!
                              93rd Academy Awards 2020/2021
                              Best International Feature Film Submissions
                              Land: PORTUGAL |🇵🇹
                              [disqualifiziert + ersetzt]
                              Hier geht es lang zur NEUEN Liste:
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                              Wertes nationales portugiesisches Oscarfilm-Auswahlgremium, die Academy-Awards-Kategorie, für die Ihre Institution eine Wahl zu treffen hatte, trug vormals den Namen 'Bester fremdsprachiger Film', was bereits den simplen Umstand beinhaltet, dass der von Ihnen erwählte Film großteilig nicht in Englischer Sprache gedreht worden sein sollte, nachzulesen auch noch mal im Regelwerk. Na, klingelt es? Ist ein bisschen viel Englisch, oder? Es springt einem beim Gucken ja förmlich entgegen. Tja, doof gelaufen, oder eben auch nicht, falls diese Rochade eh geplant war, um Aufmerksamkeit aufs Land zu lenken und im gleichen Zug dann Regisseur Pedro Costa mit dem phänomenalen, aber ultrasperrigen Filmkunst-Ersatzfilm ins Rennen zu schicken.

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                              Listen = Hören
                              Oder auch: Hör zu!

                              Schlimm, wenn man es nicht kann, weil man beispielsweise taubstumm ist, wie etwa Lu, die kleine, körperlich eingeschränkte Tochter einer portugiesischen Einwandererfamilie in den Suburbs von London, welche mit zwei weiteren Kindern, einem jugendlichen Sohn und einem Baby eine Existenz in prekärer sozialer Situation fristet. Die Mutter rackert für ein paar Pfund als Reinigungskraft und klaut Toastbrot im Laden, damit ihre Kinder was zu beißen haben, welche sie hinter dem Store zwischen Mülltonnen zurücklässt, weil diese sonst den erfolgreichen Diebstahl gefährden könnten. Der offenbar resignierte Vater (ja, was macht der eigentlich?) hängt zu Hause ab und kritzelt Bildchen von seinen Kindern. Die Mutter wirkt bemüht, schafft es aber dennoch nicht, alles unter einen Hut zu bringen. Als die Erzieherin, die sauer auf die Mutter wegen deren andauerndem Zuspätkommen ist, bei der Kleinen blaue Pflecken auf dem Rücken entdeckt, was sie auf Misshandlung rückschließen lässt, weshalb das Sozialamt informiert wird, das massiv einschreitet und den Eltern ihre Kinder wegnimmt. Fortan kämpfen diese darum, ihre Kinder zu sehen und natürlich zurückzubekommen.

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                              Das Migrantenfamilienschicksal lässt nichts anbrennen und installiert storytechnisch gleich ein klares Gut-Böse-Schema, bei dem die Familie die Guten und die Behörden die stark überzeichneten Bösen sind, was ob der doch eher unrealistischen Art und Weise von deren Vorgehen im Detail recht fragwürdig ist, denn der Zuschauer nimmt schon wahr, dass in dieser Familie einiges im Argen liegt, weshalb Hilfe durchaus erwünschenswert wäre. Das es bei der Sozialbehörde Schwarze Schafe gibt, soll damit gar nicht bestritten werden, nur solch ein massives Fehlverhalten ohne Zwischenstufen der Maßregelung und ohne dass einschreiten gewissenhafter Personen im behördlich umfangreichen Handlungsspektrum gegen Fehler begehende Kollegen ist schon irgendwo fragwürdig.

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                              Lúcia Moniz (man kennt sie vielleicht aus dem Weihnachts-Herzschmerz-Film „Love Actually“, wo sie das Love Interest von Colin Farrell darstellt), macht ihre Sache mit sehr viel Hautunreinheiten im Gesicht recht ordentlich. Maisie Sly als kleine, taubstumme Tochter ist schuaspielerisch noch erwähnenswert. Diverse Schlüsselszenen sind durchaus schmerzhaft und anrührend. Was die Rolle der gruselig gealterten Sophia Myles als zum Ende die Spannung forcierende „abtrünnige“ Ex-Sozialhelferin soll, wird auch nicht ganz klar. Als der Film anfänglich kurz einmal Ansätze von poetisch-bildhaftem Erzählen anschlägt, war noch Hoffnung da, dass er auch im Weiteren gestalterisch fesseln könnte. Aber leider nein. Das ist schlicht gemachtes Kino ohne einen ambitionierten visuell-inszenatorischen Ansatz, welches ganz schnell im 08/15-Meer gleichartiger Sozialdramen versinkt, ohne im Kopf eine längere Notiz der Erinnerung zu hinterlassen. Für Freunde des Stils von Ken Loach könnte dieser Streifen dennoch etwas sein. Nur mag diese Art nicht jeder in Gänze.

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                              Trailer:
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                              Filmplakate:
                              https://media.senscritique.com/media/000019764693/source_big/Listen.jpg
                              https://cinemaplanet.pt/wp-content/uploads/2020/10/listen-scaled.jpg

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                                BaltiCineManiac 30.01.2021, 23:56 Geändert 02.02.2021, 00:40

                                Let's Watch Oscar Movies!
                                93rd Academy Awards 2020/2021
                                Best International Feature Film Submissions
                                Land: TÜRKEI |🇹🇷
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                                ·

                                So, liebe türkische 10-Punkte-Voter hier bei Moviepilot und in der IMDb, die ihr dem Film am liebsten 11 Punkte sowie den Oscar gleichzeitig geben wollt und diesen Streifen für den besten türkischen Film aller Zeiten haltet, ich möchte euch ja nicht stören bei eurer differenzierten Auswertung des Gesehenen, welche so aussagekräftige Kurz-Reviews mit 10er-Bewertung nach sich zieht, wie in der IMDb nachzulesen, muss aber kurz mal hier intervenieren und euch auf etwas hinweisen, da ich leider das Gefühl habe, dass ihr es nicht so wirklich gecheckt habt. „Miracle in Cell No. 7”, wie der englisch-internationale Titel dieses größten türkischen Blockbusters des Jahres 2019 lautet, ist ...

                                KEIN TÜRKISCHES ORIGINAL, SONDERN KOPIERT! EIN REMAKE DES SÜDKOREANISCHEN MEGA-BLOCKBUSTERS AUS DEM JAHR 2013, DESSEN TITEL KOMISCHERWEISE AUCH “MIRACLE IN CELL NO. 7” LAUTET! NANÜ?

                                #SchonGewusst
                                #BasedOnSouthKoreanFilm
                                #Remake

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                                Die Spannung steigerte sich erstmals ins Unendliche, als ich den Abspann genau mitlas, weil ich darauf wartete, einen Hinweis zu erhaschen, der legitimen Credits in Bezug auf den zuvor genannten Sachverhalt am nächsten kommen würde. Es dauerte, die Hoffnung schwand. Tatsächlich, im kleinsten Schriftgrad, der scheinbar möglich war, kommt der Hinweis darauf, dass der Film ein Remake des gleichnamigen südkoreanischen Films aus dem Jahr 2013 ist als allerletzter Satz vor den Logos und dem Copyrightzeichen am Ende des Abspanns. Normalerweise wird so etwas im Zusammenhang mit den Hauptcredits des/der Drehbuchautor(en) genannt. Das hat natürlich in dieser Form keiner gelesen, da waren 'se schon alle raus aus dem Kinosaal.

                                Vor allem am Anfang des großteilig in der Provinz Muğla am Ägäischen Meer und in Istanbul gedrehten Dramas merkt man ganz schnell aufgrund der Kompatibilität der Grundgeschichte, dass es sich hierbei um eine Neuauflage des südkoreanischen Erfolgsfilms handelt, gerade wenn man ihn selbst gesehen hat, weshalb es jetzt hier nicht noch einmal zur Inhaltsangabe kommt, da die MP-Filmdetailseite im Gegensatz zum Original und ebenso ganz vielen Detailseiten anderer wichtiger Filme zudem mehr oder weniger tipptop ausgearbeitet ist.

                                ~~~~~

                                Was macht nun dieses türkische Remake anders?
                                Eine ganze Menge, leider nicht immer zum Guten:

                                Die Geschichte wird von einem städtischen/urbanen Umfeld in ein dörfliches/ländliches Umfeld verlegt, selbst das städtische Gefängnis samt Szenen drum herum wirken ländlich. Der Zuschauer bekommt eine vermeintliche dörfliche Idylle direkt am Meer geboten mit Hühnern, Ziegen und Militär mit Maschinengewehren, während die Dorfalten beim Dorffest über unpräzisierte böse Gefahren für die Türkei in Form von Anarchisten schwadronieren, weshalb man ständig auf der Hut und zu Gegenwehr befähigt sein muss. Dazu gibt es Unmengen an Staatsflaggen, selbst die patriotischen Gefängnisinsassen haben sich eine an die Zellenwand und in den Innenhof gemalt.

                                Während das Original noch mit quatschiger Comedy aufwartet, gemixt mit Melodram, ist das türkischen Remake nur als ernstes Drama bzw. Melodram angelegt, keine Spur von Komödie.

                                Das südkoreanische Original zeichnet sich durch eine verschachtelte Erzählweise aus, die die Gegenwartsebene mit der erwachsenen Junganwältin zeigt, die gegen die Ungerechtigkeit, die ihrem Vater angetan wurde, vor Gericht zieht, mit der Vergangenheitsebene vermischt, die uns die Story der Kleinen und des Papas erzählt, zum Finale direkt verschmelzend, indem sie sogar Personen in die andere Zeitebene rein projiziert, um inszenatorisch Dinge zu verdeutlichen. Das war den Türken wohl alles ein bisschen zu kompliziert, bei vorliegendem Film wird schlicht linear erzählt (also fast). Aber das ist noch nicht alles ...

                                Die Story der Gegenwartserzählebene des Originals findet in diesem Remake gar nicht statt. Das kleine Mädchen aus der Vergangenheitserzählebene (1983) ist in den kurzen Gegenwarts-Shots (2004) am Anfang und Ende des Films eine blonde Braut, heiratswillig, wie es sich für eine gute türkische Frau gehört, findet sie sich im Spiegel betrachtet ziemlich toll in ihrem Hochzeitskleid (was soll das, wo ist der Kontext zur restlichen Story?). Mehr bekommt der Zuschauer vom erwachsenen kleinen Mädchen nicht zu sehen. Anwältin oder Gerichtsprozess? Doch nicht in der Türkei von heute. Liebe Leute, fragt doch mal Tausende Regimekritiker in den Gefängnissen, die dort ohne Prozess oder unter Vorhalt von herbeifabulierten Gründen weggesperrt wurden nach dem vom autokratischen Staatspräsidenten selbst öffentlich als “Geschenk” betitelten Putschversuch. Könnte ja noch jemand auf dumme Gedanken kommen nach dem Kinobesuch.

                                Es werden im türkischen Remake eine Menge neuer Personen installiert. Zuerst einmal die Kopftuch tragende Oma bzw. gealterte Mutter - je nach Sichtweise - der Kleinen bzw. des geistig zurückgebliebenen Sohnes, die sich um die beiden kümmert. Dann noch ein Soldat als Deserteur, der sich bei einem Marsch aus dem Staub macht und in der Gegend des Dorfes versteckt. Und natürlich die aufmerksame Lehrerin der Kleinen, die wohl eine Ersatzmutterrolle einnehmen soll und bis zum Ende an entscheidenden Interaktionen beteiligt ist, genauso wie ein lokaler Uniformierter (was soll das sein: Polizei oder doch Militär?), der im späteren Verlauf ebenso entscheidend in den Handlungsfortgang eingreift.

                                Am negativsten fällt allerdings das völlig veränderte Ende bzw. die Handlungsauflösung ins Gewicht. [SPOILER] Während im südkoreanischen Original der Hauptprotagonist zum Tode verurteilt und tatsächlich hingerichtet wird, möchte das türkische Remake seinen Zuschauern ein richtiges Happy End geben, wozu ein ziemlich herbeikonstruierter Story-Twist neu generiert wird, sodass Papa und Tochter wieder putzmunter zusammen sind. Der Gefängnisdirektor ist auch in vorliegendem Film recht abwägend, nachdenkend und erfassend gezeichnet, wird aber das kleine Mädchen zu keinem Zeitpunkt adoptieren, da dies ja – siehe Punkt zuvor – nun hier nicht mehr notwendig ist. Der neu installierte Deserteur soll, wie man nun weiß, zunächst als Zeuge dienen, was theoretisch noch irgendwo Sinn macht, praktisch aber konterkariert wird, da dieser, ohne zum Zuge zu kommen, vom Ankläger, dem Vater des zu Tode gekommenen und vermeintlich geschändeten Mädchens, ebenso ein Militär, hinterrücks einfach per Kopfschuss exekutiert wird ohne Vorwarnung, weil dieser wohl seine Rache (an einem Unschuldigen) haben will, wahrscheinlich aber auch, um sein Gesicht ob der Fehlverurteilung zu wahren. Wie perfide, zumal in einem vernünftigen Rechtsstaat die Anklagepartei gar nicht so nah an einen Zeugen ran darf! Wollte man hier etwa allen potenziellen Deserteuren des türkischen Militärs per Massenmedium Kino eine Warnung zukommen lassen, was mit solchen Leuten passiert, die nicht gegen die Kurden zu Felde ziehen, nicht Aserbaidschan beim Krieg gegen Armenien unterstützen oder in Syrien mit dem IS kungeln wollen? [SPOILER ENDE]

                                Und zu guter Letzt: Aus Sailer Moon wird Heidi (ihr wisst schon, die aus den Schweizer Bergen)!

                                ~~~~~

                                Wenn man nun aber mal diese ganzen Vergleiche und den Blick auf die komischen Veränderungen weglässt, ist dieser türkische Film technisch dennoch richtig gut umgesetzt. Der TV- und Kino-erfahrene Regisseur Mehmet Ada Öztekin inszeniert versiert, wenn auch konservativ-klassisch. Eine große Hilfe dabei war ihm sein dänischer Kameramann Torben Forsberg, der ansprechende Bilder liefert.

                                Aras Bulut Iynemli spielt den behinderten Hauptcharakter zugegebenermaßen großartig und sticht hier teilweise seinen südkoreanischen Kollegen aus. Seine antrainierten Manierismen lassen darauf schließen, dass er für seine Darstellung vorher recherchiert hat. Nisa Sofiya Aksongur als kleine Tochter ist meganiedlich mit ihrem Hasenzahn-Überbiss und weiß gut zu performen, ihre Rolle ist aber nicht so derart forciert und tonangebend gestaltet wie die von der unglaublichen Kal So-won im Original. Aus dem Cast erwähnenswert ist die 75-jährige Celile Toyon als Mutter/Oma, die einen eher unglücklichen Abgang im Film hat. Die Figurenzeichnung der anderen Zelleninsassen bleibt hinter den individuell ausgefeilten Darbietungen der Südkoreaner zurück. Die Ausarbeitung der Charaktere nervt hier zudem mit Hereinnahme privater Familienprobleme außerhalb des Gefängnisses in die eigentliche Story. Der Rest sind herumbrüllende und schauspielerisch nicht sonderlich in Erinnerung bleibende Uniformträger.

                                Leider kann dieses türkische Remake aufgrund diverser unsympathischer Entgleisungen wie Erschießungen, Folter und allgemein Militarismustendenzen nicht im Ansatz an die überbordende Emotionalität des südkoreanischen Originals anknüpfen. Tränen blieben eher rar bei Sichtung. Wenn man sich aber mit populärem türkischem Blockbuster-Kino der Gegenwart auseinandersetzen möchte, ist der Streifen dennoch ankuckbar, weil alles in allem umsetzungstechnisch kein wirklicher Fail.

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                                Und nun noch der erhellende Nachtrag zum Schluss: Dieses türkische Remake ist nicht das einzige Remake des südkoreanischen Originals, welches 2017 erstmals in Indien in der Sprache Kannada (= Sandalwood) als “Pushpaka Vimana”, 2019 auf den Philippinen als “Miracle in Cell No. 7” und noch einmal 2020 in Indonesien ebenfalls als “Miracle in Cell No. 7” neu verfilmt wurde! So, jetzt ist aber erst einmal wirklich Schluss mit dem Wunder in Zelle 7 ...

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                                Bei Netflix abrufbar/streambar (nur OmU):
                                https://www.netflix.com/de/title/81239779

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                                • BaltiCineManiac 29.01.2021, 16:53 Geändert 29.01.2021, 17:16

                                  OSCAR NEWS:
                                  Europe Leads the Way to International Film Oscar Shortlist Hopes
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                                  Ein schöner Artikel in der Variety über den Wettbewerbsstand und die Prognosen in der Kategorie 'Best International Feature Film' im Zuge der bevorstehenden Auswahl und Eingrenzung auf nur 10 Filme in der Shortlist. Mein ganz persönlicher Herzensfavorit aus Hongkong wurd auch genannt, sogar mit Bild. Ich habe nämlich schon mehr Filme aus obiger Liste gesehen als kommentiert. Ein Kommentar zu diesem wird noch folgen, die Detailseite, die in einem grottigen Infostumpf-Zustand war, habe ich schon mal generalrenovieren lassen (Danke an den Content-Mitarbeiter, der sich dieses riesigen Berichtigungstextes angenommen hat). Von mir aus kann nämlich Hongkong dieses Jahr den Oscar bekommen (bester Hongkong-Film seit unendlichen Jahren, schon drei Mal angeschaut, Tendenz Lieblingsfilm). Bei mir würden die Sektkorken knallen. Allerdings weiß ich auch aus langjähriger Erfahrung, wie die Preisverleihungs-Realität aussieht und wie die Academy funktioniert. Dänemark ist gestärkt durch den Triumph bei den European Film Awards mit seinem Mads-Mikkelsen-Film "Der Rausch" immer noch Favorit. der Oscar ging letztes Jahr nach Ostasien, weshalb dies nicht so schnell wieder passieren wird. Leider, denn auch dieses Jahr kommen hochwertige Filme in der Einreichungs-Auswahl eben genau von dort!

                                  https://variety.com/2021/film/awards/europe-international-shortlist-oscar-1234892771/

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                                    BaltiCineManiac 29.01.2021, 10:45 Geändert 29.01.2021, 11:29

                                    Das Wunder in Zelle 7 ist …

                                    - In Verrechnung der niedrigen Produktionskosten und dem phänomenalen Einspielergebnis der erfolgreichste südkoreanische Film aller Zeiten, wenn man eine Besuchergesamtzahl von über 10 Millionen als unteren Grenzreferenzwert setzt.

                                    - In absoluten Box-Office-Zahlen der siebenterfolgreichste südkoreanische Film aller Zeiten mit 12,8 Mio. Kinogängern. Nur 19 einheimische Filme schafften es bisher in der koreanischen Filmgeschichte über die magische Zehn-Millionen-Zuschauer-Marke.

                                    - Ein drehbuchtechnisch kalkulierter Publikumsliebling (Crowd Pleaser), wenn auch wohl nicht mit einem derartig grandiosen Kassenerfolg 2013 gerechnet wurde. Es ist ein schmaler Grat, auf dem der Film wandelt. Nur wenige Kommerzfilm-Regisseure bzw. Drehbuchautoren auf der Welt schaffen es, ihr „Baby“ derart gelungen und mit Bravour ins anvisierte Ziel zu bringen.

                                    - Völliger Quatsch. Verrückt. Durchgeknallt. Unrealistisch. Überbordend emotional. Eskapistische Massenbespaßung, deren inhaltliche Vorgänge so im wahren Leben niemals stattfinden würden.

                                    - Ein Film, der ebenso ganz viel Herz besitzt, und an dessen gewagter Mischung aus schräger Komödie und tränentriefendem Melodram vor ernstem Hintergrund sich die Einwegtaschentucherstellerfirmen eine goldene Nase verdienten. Drauf gewettet!

                                    - Bis heute in keiner einzigen Veröffentlichungsform in Deutschland erschienen, obwohl der Inhalt und die ergreifende Story des kleinen Mädchens und ihres Papas auch hierzulande - mit einer richtigen Werbestrategie im Vorhinein - Massen in die Kinos gezogen und begeistert hätte. Wetten? Immerhin rennt man hierzulande in Scharen in die Lichtspielhäuser für „Honig im Kopf“! Ich seh da 'ne Menge Kohle unverdient auf dem Asphalt liegen gelassen …

                                    - Klassischer Traumfabrik-Eskapismus pur, wie ihn Hollywood mit seinen generischen Blockbustern in den 2010er-Jahren scheinbar kaum bis gar nicht mehr hinbekommt!

                                    🎈

                                    Gleich zu Beginn war aufgrund langjähriger Filmerfahrung mit ähnlichem Inhaltssujet und der Art und Weise der Bildaufbereitung abzusehen, dass dieser Blockbuster im weiteren Filmverlauf einem gewaltig auf die Tränendrüse drücken wird, ach, was schreibe ich, mit einem Bataillon Emopanzer über selbige hinwegbrettern und plattwalzen wird. Und so geschah es dann auch ...

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                                    Wohl inspiriert durch einem wahren Kriminalfall aus dem Jahr 1982 über die fälschliche Verurteilung eines Mannes, der damals eine 9-Jährige vergewaltigt und ermordet haben soll, wird auf der Vergangenheitserzählebene die Geschichte des geistig zurückgebliebenen Yong-gu erzählt, der sich liebevoll um seine kleine Tochter Ye-sung kümmert. Beide bleiben ständig bei einem Schaufenster stehen, in dem ein Sailor-Moon-Schulranzen ausgestellt ist. Als sie sich aufmachen, den Rucksack zu kaufen, ist ein Polizeioberst mit seiner Tochter nur knapp schneller. Es kommt zum Streit, der Behinderte verhält sich komisch, der Beamte schlägt zu. Schlecht gelaufen! Später möchte die kleine Polizistentochter dem mental eingeschränkten Parkhausarbeiter ein Geschäft zeigen, wo auch er für seine Tochter einen gleichwertigen Rucksack bekommt. Auf dem Weg dorthin passiert es in einer abgelegenen Gasse. Was genau, wird erst zum Ende verraten.

                                    Mit den Augen einer Passantin sieht der Zuschauer Yong-su mit offener Hose seinen Mund auf den Mund des Kindes pressend, das leblos am Boden liegt. Für die Augenzeugin, für die Polizei und für die Pressemeute ist der Fall klar: Ein Triebtätermord! Knast ist zunächst die Folge. Im Gefängnis kommt der Verurteilte in eine Gemeinschaftszelle mit illustrer Gangsterbesetzung unter Führung von Boss Yang-ho, die den vermeintlichen Kinderschänder erst einmal ordentlich zusammenschlagen, um dann aber mit der Zeit zu verstehen, dass da etwas an der Story vom Vergewaltiger nicht stimmen kann. Zu guter Letzt nutzen die Langzeitinsassen ihre Kontakte, um die kleine Tochter des verzweifelten Vaters in den Knast zu schmuggeln, während der Gefängnisdirektor selbst nicht doof ist und ins Grübeln gerät ob des seltsamen neuen Insassen wie auch der (heimlichen) Vorgänge in seiner Einrichtung. Und so nehmen die Dinge ihren Lauf, gegenreflektiert durch eine sich an jene Zeiten erinnernde, erwachsene Ye-sung, die als Junganwältin vor Gericht für die Rehabilitation ihres unschuldigen Vaters kämpft.

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                                    Glücklicherweise dürfte für jeden Zuschauer sofort glasklar sein, dass der herzensgute Yong-gu kein widerlicher Straftäter ist, ansonsten würde ja der ganze Film nicht funktionieren. Das generiert natürlich ein Mehrwissen gegenüber den sonstigen Protagonisten, was parteiisch macht und nötige gefühlige Anteilnahme erzeugt, die ob des weiteren Verlaufs der Handlung zu einem fatalen Dolchstoß ins eigene Herz wird, denn …

                                    [SPOILER] dieser Film ist zwar überbordend eskapistisch-emotional, hat aber kein wirkliches Happy End (extra deswegen erwähnt, weil anderweitig wichtig zu wissen). Es bleibt dabei, die größten koreanischen Tränenzieher enden tragisch, wenn auch hier mit einer beschönigenden Genugtuung zum Schluss! [SPOILER ENDE]

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                                    Abgedrehte Dallerquatsch-Komödie, schmerzvolles Melodram, Gerichtskriminaldrama, Familiendrama. Eine Mischung aus Einzelfragmenten die auf wundersame Weise zusammen funktionieren, was nicht selbstverständlich ist, dank der versierten Regie von Lee Hwan-kyung, die dynamisch und stringent ausfällt, wobei er sich auf eine großartige Kameraführung und einen super Cutter verlassen kann, abgerundet vom Score von Lee Dong-jun (jeder hat doch noch seinen grandiosen Score zum Koreakrieg-Bruderdrama-Klassiker „Brotherhood“ in den Ohren, oder?).

                                    Der wunderbar aufspielende Ensemble-Cast trägt den Streifen problemlos auf seinen Schultern, gerade wenn sich alle in der Gefängniszelle auf engstem Raum befinden, zeigt sich eine interaktiv-pointierte Chemie, die selten so zu beobachten ist. Besonders sind hierbei natürlich Hauptdarsteller Ryu Seung-ryong mit seiner Interpretation der behinderten Hauptfigur und Oh Dal-su als Boss zu erwähnen, die man sonst eher als Nebendarsteller kennt. Gelegenheitsmodel Park Shin-hye als erwachsene Ye-sung ist betörend schön, emotional und vielleicht ansonsten im Nadelstreifenanzug etwas deplatziert. Aber das gesamte Leinwandwerk würde nicht funktionieren, ja, es hätte erst gar nicht gedreht werden brauchen, ohne die entscheidendste, publikumswirksamste aller Rollen im Film. Was die 6-jährige Kal So-won hier für eine Megaperformance abliefert, ist schier unglaublich. Vom Gremium der Grand Bell Awards (ältester und höchster südkoreanischer Filmpreis) bekam sie für ihre Darbietung einen Sonderpreis überreicht.

                                    Sicher, man kann diesen Film genauso gut auseinandernehmen und zerreißen aufgrund der übertünchten Holprigkeiten des Drehbuchs, aber was soll das, in Anbetracht dessen, dass das Kino als manipulative Volksbespaßung vor mehr als 120 Jahren erfunden wurde und genau das sein eigentliches grundlegendes Wesen ist. Eine Wertung mit nass-verheultem Gesicht, massig Emo im Herzen und sehr viel Guilty Pleasureness!

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                                    Trailer:
                                    https://www.youtube.com/watch?v=rAsBlmSIksk
                                    Filmplakat:
                                    https://img.goldposter.com/2017/12/miracle-in-cell-no-7_poster_goldposter_com_13.jpg

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                                    • News-Headline:
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                                      Claire Foy Has a New Movie, and It Sounds Like 'The Shape of Water' Meets 'The Lighthouse'!

                                      Uuuuhhhhwwwoooo ...
                                      The only thing I've could say to this: That sounds fuckin' good. Give me that shit immediately! Sorry for not using the word penis!

                                      https://collider.com/claire-foy-new-movie-the-pisces-novel/

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                                        BaltiCineManiac 28.01.2021, 19:17 Geändert 31.01.2021, 11:09

                                        Let's Watch Oscar Movies!
                                        93rd Academy Awards 2020/2021
                                        Best International Feature Film Submissions
                                        Land: FRANKREICH |🇫🇷
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                                        Logisch, zunächst der Song,
                                        der mit seinem Text die Sehnsucht
                                        der beiden Frauen ausdrückt.
                                        Zum Einstimmen!

                                        Betty Curtis: Chariot (Sul mio carro)
                                        https://www.youtube.com/watch?v=oYKq_dnUZZQ

                                        Wir beide, das sind die ehemalige, resolut auftretende deutsche Reiseleiterin Nina Dorn und die eher introvertierte französische Witwe Madeleine Girard. Beide Frauen wohnen in einem städtisch-bürgerlichen Mehrfamilienhaus auf gleicher Etage flurwärts gegenüber Tür an Tür. Und beide Frauen verbindet ein Geheimnis, von dem die Welt wie auch die Angehörigen nichts wissen. Die zwei über 70-Jährigen sind unsterblich ineinander verliebt und seit unzähligen Jahren heimlich ein Liebespaar.

                                        Der Traum der beiden: Ihren Lebensabend ohne Lügen und Geheimnisse ganz offen zusammenlebend in Italien zu verbringen. Das Problem: Die Sache muss den erwachsenen Kindern von Mado, die ihren verstorbenen Vater liebten, möglichst schonend beigebracht werden. Doch eben genau daran scheitert es, was fatale Auswirkungen hat, denn plötzlich erleidet Mado einen Schlaganfall, ist im Folgenden in ihrer Bewegung eingeschränkt und kann nicht mehr sprechen. Umsorgt von den Verwandten und einer Pflegekraft ist sie für die verzweifelte Geliebte kaum noch erreichbar, die für die anderen ja nur die Nachbarin aus dem Hausflur ist.

                                        Die Ausgangslage, die dem Zuschauer vom italienischstämmigen Langfilmdebütanten Filippo Meneghetti dargereicht wird, ist sehr interessant, genauso wie sein visuell-tonales Erzählkonzept mit einem subtextuellen, aber nur moderat ausgearbeiteten Thrillertouch, dass durch feine, den Protagonisten folgende Kamerafahrten und intime Beobachtungs-Shots von zwischenmenschlichen Detailmomenten auffällt sowie die zum Zweck der Verdeutlichung schon mal überhöhte Soundkulisse der näheren Umgebung als Reflexion der Gefühlswelt der liebenden Alten nutzt, gebrochen durch visionäre (Alb-)Traumschnipsel zu Vergangenheit und Beziehungsstand der beiden.

                                        Die Darbietung der Hauptdarstellerinnen kann sich sehen lassen, fesselt und birgt sehr bedrückende, zu Herzen gehende Momente in sich. Während Barbara Sukowa, Ikone des Neuen deutschen Films, quasi der Actionpart zukommt, ihrer Rolle gemäß sehr verbal und aktionsbetont spielt, kommt der theatergeübten Martine Chevallier der ruhige Part zu, in der Nonverbalität zur Grandiosität auflaufend, wie z.B. als ihr (Schwieger-)Sohn am Esstisch sie kränkt und die Kamera auf ihrem Gesicht haften bleibt, während sich in diesem ein ganzes Gefühlsuniversum abspielt (Preiswürdig!).

                                        Leider schafft der Film es nicht gänzlich seine Geschichte nach hinten raus auf gleichbleibendem Niveau zu halten und einen wirklich adäquaten Abschluss zu finden. Da wäre gerade in Sachen Verstrickung mit der bestochenen Pflegekraft und ihres Gangstersohnes sowie der Reflexion von Homophobie vs. Familienzusammengehörigkeitsgefühl bei z. B. der Tochter mehr drin gewesen. Ein sehenswerter Lesbenfilm – ausnahmsweise mal mit hochbetagten Figuren – ist es dennoch allemal geworden!

                                        ·

                                        Gibt es als deutsche DVD und ist bei allen einschlägig bekannten Anbietern auch digital leih- bzw. kaufbar, aber keine Streaming-Flat! (z. B. Amazon Prime Video)
                                        https://www.amazon.de/gp/product/B08T1MC3HM/

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                                          BaltiCineManiac 28.01.2021, 08:13 Geändert 31.01.2021, 11:08

                                          Let's Watch Oscar Movies!
                                          93rd Academy Awards 2020/2021
                                          Best International Feature Film Submissions
                                          Land: ÖSTERREICH |🇦🇹
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                                          Im deutschsprachigen Filmkontext leider schon zur Gewohnheit geworden, macht sich beim Zuseher auch hier Konsterniertheit breit ob des nicht vorhandenen filmkünstlerischen Ansatzes und der schon fast zwanghaften Verweigerung, etwas filmisch Fettes, etwas visuell Tolles zu drehen, was nebst bedröppeltem Kopfschütteln die Frage aufwirft: Was hat so ein unterdurchschnittliches Werk in der Riege der Oscar-Einreichungen zu suchen? Ist es dem speziellen Corona-Jahr 2020 geschuldet und einer beschränkten Auswahl?

                                          Nach der Kurzgeschichte "Der Lauf der Dinge" von Peter Stamm wird die Geschichte eines recht gut situierten und berufsgefestigten Wiener Mittelstandspaares verbildlicht, das schon lange zusammen ist, sich im Hausbau befindet und ebenso lange einen Kinderwunsch fürs vollkommene Glück hegt. Doch dem soll wohl nicht sein. Etliche In-Vitro-Behandlungen haben keinen Erfolg gebracht, das Paar bleibt unfruchtbar und kinderlos, Zuzahlungen der Krankenkasse fallen mit der Fortsetzung diverser Therapien weg, es wird zukünftig kostspielig, noch mehr aber zur Zerreißprobe fürs junge Glück, dessen Beziehung durch den Umstand am Bröckeln ist. Die Lösung: Ein Urlaub auf Sardinien, einfach zum Entspannen, zum Vergessen, um gezogenen Gräben wieder zu verschließen, um Kraft zu schöpfen, denn dort hatten sie einst in jungen Jahren ihren ersten romantischen Camping-Urlaub verbracht. Dieses Mal haben sie allerdings in einem Resort eine lebhaft-prollige österreichische Proletarier-Familie mit Kinderanhang als Nachbarn, die es kaum schafft, ihren Nachwuchs zu bändigen und offensichtlich als Schicksalsspiegel dienen soll.

                                          Mit moderater Schwermut als Ausgangskonzept wird nun anhand dieser Grundkonstellation die Konfrontation bis zur vermeintlichen Selbsterkenntnis des Paares und die emotionale Eskalation mit mäßigem Ausschlaglevel vorangetrieben, auf eine Art und Weise, die nun mal so überhaupt gar nicht mitreißt und ideentechnisch wie inszenatorisch auf einem kläglich bräsigen Low Level dahin schippert. Figurenklischees treffen auf Situationsklischees und man erahnt schon fast den nächsten dramaturgischen Baustein, was Langeweile aufkommen lässt.

                                          Der sehr zurückgenommene und ernsthaft aufspielende Elyas M'Barek ohne Asi-Ghetto-Hauptschulabrecher-Slang und Lavinia Wilson gehen zwar als Paar in Ordnung, wissen aber zu keinem Zeitpunkt die Chemie auf der Leinwand zu entfachen, die ihrem Schicksal emotionale Wuchtigkeit verleiht und mitfiebern lässt. Was wäre an sich mit dem Grundkonzept möglich gewesen? Ein kurzer Seitengedanke ans französische Kino vergangener Jahrzehnte. Hach ... So bekommt man nur schlichtes deutsches TV-Niveau von der Sorte redaktionell-fördertopfmäßig bis zur Unwichtigkeit durchgebügelt. Wahrscheinlich einer der schlechtesten Einreichungen aus Österreich für die Academy Awards.

                                          ·

                                          Bei Netflix zum Streamen abrufbar:
                                          https://www.netflix.com/de/title/81233909

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                                            BaltiCineManiac 28.01.2021, 07:47 Geändert 31.01.2021, 11:07

                                            Let's Watch Oscar Movies!
                                            93rd Academy Awards 2020/2021
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                                            Land: SÜDKOREA |🇰🇷
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                                            https://www.moviepilot.de/liste/academy-awards-2020s-best-international-film-balticinemaniac

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                                            Nach dem großen Oscar-Triumph von Südkorea mit „Parasite“ bei den zurückliegenden 92. Academy Awards, was auch als würdigende Auszeichnung für das seit Jahrzehnten sehr produktive ostasiatische Filmland im Ganzen verstanden werden kann, hat das Land der Morgenröte natürlich auch dieses Mal wieder einen Film im Oscar-Rennen. Sehr früh im Jahr gestartet, ein jedem Einwohner bekanntes Geschichtsereignis aufgreifend und mit einem heimischen Superstar in der Hauptrolle dominierte der Film das südkoreanische Box Office und die Kinoeinspielergebnisse zwei Wochen lang im Januar und Februar 2020, bevor die Corona-Pandemie und der große Shutdown hereinbrach.

                                            Bei diesem Film muss man recht umfänglich auf die zeitgeschichtlich wechselvolle Polithistorie Südkoreas jener Jahre und den Werdegang des Attentatsopfers blicken, um die Handlung und die Handelnden zu verstehen, was zudem sehr interessant ist.

                                            Am 16. Mai 1961 wurde die Regierung der sogenannten Zweiten Republik (die nur 8 Monate im Amt war) durch einen Militärputsch gestürzt. Grund war u. a. die Verhinderung der Aufweichung der zuvor umfassenden Befugnisse des Präsidenten zugunsten eines mehr Demokratie in Aussicht stellenden parlamentarischen Systems. Mit der im Film von den überzeugten Protagonisten immer als Revolution bezeichneten Machtergreifung des Brigadegenerals Park Chung-hee (eine der umstrittensten Figuren der jüngeren koreanischen Geschichte), der sich 1963 zum Präsidenten wählen ließ bei einer sehr knappen und in ihrem Endergebnis ob der dadurch fragwürdigen Legitimität angefochtenen Wahl, begann die Zeit der Dritten Republik.

                                            Der Bauernsohn, der als Lieutenant unter dem japanischen Namen Takagi Masao während des Zweiten Weltkrieges in der kaiserlich-japanischen Armee in der Mandschurei diente, bereits 1948 wegen Beteiligung an der Polizeirebellion in Yeosu zum Tode verurteilt, aber begnadigt wurde, weil er seine Mitstreiter verriet, führte Südkorea auf einem harten, entbehrungsreichen Weg mit 5-Jahres-Plänen vom Agrarstaat zur modernen Industrienation und normalisierte das politisch-diplomatische Verhältnis zur ehemaligen Besatzungskolonialmacht Japan. Für sich selbst legte er außer Landes Geheimfonds an, weshalb er mit der Zeit über gewaltige finanzielle Mittel verfügte. Der Aufschwung garantierte ihm zwei Mal problemlos die Wiederwahl. Doch nachdem ihm 1971 sein Gegenkandidat prozentual gefährlich nahekam, rief er den Notstand aus, setzte die Verfassung außer Kraft und formte Südkorea 1972 zu einer Ein-Mann-Diktatur um. Mit der dieser Regierungsform angepassten neuen Yushin-Verfassung begann die Zeit der Vierten Republik.

                                            Zur Festigung der Macht wurde Koreas erster Geheimdienst, die Korean Central Intelligence Agency (KCIA), gegründet. Die KCIA nutzte ihre uneingeschränkte Macht, um die 18 Jahre dauernde Regentschaft des Präsidenten Park zu sichern. Schon die bloße Existenz der KCIA, mit Hauptsitz am Namsan, dem so benannten Südberg der Hauptstadt Seoul, auf dem sich der Fernsehturm befindet, stellte eine Bedrohung für etwaige Dissidenten und ihre Anhänger dar. Die sogenannten „Direktoren von Namsan“ (korrekte Übersetzung des koreanischen Originaltitels), die Direktoren der KCIA also, galten als Parks rechte Hand. Schlussfolgernd: The Man Standing Next (englisch-internationaler Titel des Films)!

                                            Basiert auf dem Sachbuchroman „Namsanui Bujangdeul“, der von 1990 bis 1992 in der Zeitung „Dong-a Ilbo“ veröffentlicht wurde, erzählt das Politthrillerdrama von den Ereignissen in den 40 Tage vor dem Attentat auf den südkoreanischen Präsidenten am 26. Oktober 1979. Der neue KCIA-Chef Kim Gyu-pyeong (gespielt von Megastar Lee Byung-hun) wird vom Präsidenten in die USA beordert, wo er den ehemaligen Geheimdienstchef zur Raison bringen soll, der in einem Strafprozess aussagt, dem ein als „Koreagate“ bekannte Politskandal (direkte Einflussnahme südkoreanischer Politiker auf US-Kongressmitglieder zugunsten Südkoreas mithilfe des Geheimdienstes) zugrunde liegt.

                                            Der abtrünnige Ex-KCIA-Leiter Park Yong-gak (gespielt von Kwak Do-won, dem Hauptdarsteller des Horrorhits „The Wailing“) bezichtigt als Kronzeuge Präsident Park als Hauptschuldigen und „Verräter an der Revolution“. Er kann im Gespräch erste Zweifel bei Kim in Sachen Treue zum südkoreanischen Staatsführer streuen, indem er ihm klarmacht, dass ein geheimnisvoller Mann namens „Jago“ die eigentliche neue rechte Hand ist, der Zuflüsterer, der auch die Schweizer Konten des Diktators verwaltet, womit Kim als KCIA-Chef quasi seiner angestammten Position enthoben wäre, was ihm gar nicht passt. Als CIA-Wanzen im Büro des Präsidenten gefunden werden, von denen der KCIA keine Kenntnis hatte, verschärft sich der paranoide Wahn von Park, der nun auch noch das Militär gegen politische Massenproteste auf den Straßen einsetzen will. Und so nimmt die Zuspitzung der Ereignisse ihren in den Geschichtsbüchern stehenden fatalen Verlauf.

                                            Die Inszenierung von Regisseur Woo Min-ho, der zuvor mit seinen Filmen „Inside Men“ (ebenfalls mit Lee Byung-hun) und „The Drug King“ (mit dem anderen südkoreanischen Superstar Song Kang-ho in der Hauptrolle) riesige Publikums- und Kritikererfolge gleichermaßen feierte (weshalb er wohl auch auf der Oscar-Einreichungsliste als Kandidat ganz oben stand), ist mitnichten sonderlich innovativ geraten oder zeigt in ihrer Ausarbeitung filmkünstlerisch etwas Außergewöhnliches auf, weiß jedoch mit technischer Professionalität und einem stetigen Spannungsaufbau das Publikum zu fesseln. Kameraführung und Musik gefallen, ohne herausragende Sphären zu erreichen.

                                            Das große Plus des Polit-Streifens ist sein starker Fokus auf die Hauptfigur der Geschichte in Form des aktuellen KCIA-Chefs Kim Gyu-pyeong und dessen schleichende charakterliche Wandlung vom getreuen Anhänger, Weggefährten und Freund des Präsidenten Park zu seinem Antagonisten und Attentäter. Lee Byung-hun, der sich mittlerweile vom Anzug tragenden Bloodshed-Actionstar zu einem grandiosen Charakterdarsteller gemausert hat, trägt inzwischen jedes groß angelegte südkoreanische Filmprojekt (z. B. auch Historisches wie „The Fortress“ oder „Masquerade“) mit Leichtigkeit auf seinen Schultern, als wäre die massige Verantwortungslast eine Feder. Das macht schnell solche komischen Action-Aussetzer wie „Ashfall“ vergessen. Auch in vorliegendem Leinwandwerk liefert er wieder wunderbar ab und weiß der Zerrissenheit seiner Figur Form, Charakter und Leben enizuhauchen. Zum Helden wird er dabei nicht stilisiert, es bleibt durchaus klar, dass dieser Mann keineswegs ein Demokrat ist und seinem eigenen Weltverständnis folgt. Hierfür sei dem geneigten Filmfan allerdings empfohlen, sich das Ganze im O-Ton anzuschauen.

                                            Für jeden Fan des Korean Cinema sicherlich ob der Besetzung Pflichtprogramm, aber auch sonst für jeden anschaubar, der sich für Politthriller interessiert, wenn zudem das geschichtliche Hintergrundwissen einigermaßen vorhanden ist.

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                                            Bei Amazon Prime Video Deutschland in der Streaming-Flat (auch OmU):
                                            https://www.amazon.de/Das-Attentat-Man-Standing-Next/dp/B08CZ2838H

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                                              BaltiCineManiac 27.01.2021, 13:50 Geändert 31.01.2021, 11:07

                                              Let's Watch Oscar Movies!
                                              93rd Academy Awards 2020/2021
                                              Best International Feature Film Submissions
                                              Land: LESOTHO |🇱🇸
                                              Hier geht es lang zur NEUEN Liste:
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                                              https://www.moviepilot.de/liste/academy-awards-2020s-best-international-film-balticinemaniac

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                                              Many, many years ago, before your great grandfather was even born, this place was called The Plains of Weeping. During the time of a black plague when the people from far off villages were carrying their sick to healing centres in the capital they would have to pass through these plains. Most often, by the time they arrived in this valley, their sick would have already died. They couldn't leave their dead behind so they buried them there. They decided to settle in these plains. And then the missionaries who had come from afar also settled here and they named it „Nasaretha“. But to us, it's always been the Plains of Weeping! (Mantoa zu ihrem Urenkel, bei Betrachtung der Staudamm-Vermessungsarbeiter)

                                              Lesotho ist erstmals überhaupt mit einem Film im Wettbewerb der Oscar-Kategorie 'Bester internationaler Film' vertreten. Die meisten werden sich sicherlich erst einmal fragen: Wo bitte liegt denn dieses Land nun genau? Als Binnenstaat fast exakt so groß wie Belgien und gänzlich umschlossen vom Staatsgebiet Südafrikas (neben Vatikanstadt und San Marino das einzige Land auf der Welt mit einem derartigen Grenzverlaufmerkmal) wird die parlamentarische Stammesmonarchie aufgrund ihrer besonderen Höhenlage auch "Das Königreich in den Wolken" genannt. Großteilig von den Tafelbergen der Drakensberge mit ihren höchsten Gebirgszügen über 3000 Meter nebst ihrer Täler und angrenzenden Hochebenen durchzogen, liegt der tiefste Punkt (!) des Landes auf 1390 Meter über dem Meeresspiegel. Die dort lebende Ethnie wird als Basotho bezeichnet, gesprochen wird großteilig Sesotho.

                                              Nun ja, jetzt hat sich also ein Filmemacher aus diesem im sogenannten Westen recht unbekannten Land eine Kamera und ein paar Laienschauspieler geschnappt und auch mal einen Film hingewackelt, der gerade so die technischen Mindestanforderungen der Academy erfüllt, oder? FALSCH! Was der geneigte Cineast bekommt, ist erhabene Filmkunst zum Niederknien!

                                              Gefilmt im artsy-fartsy neo-hippen Academy-Ratio-Format (1.37:1 oder auch 4:3) wird von einem die Lesiba spielenden Erzähler in einer von Discokugeldrehung farbfleckigen Bar, begleitet und unterbrochen von der krächzenden A-Tonalität des traditionellen, auch als Gora bekannten Saitenblas-Musikinstruments, die Geschichte der 80-jährigen, aber eigentlich noch viel älter wirkenden Greisin Mantoa erzählt, die gerade ihren ältesten Sohn, auf dessen Rückkehr sie wartete, bei einem Bergbauunglück in den Goldminen Südafrikas verloren hat, weshalb sie beschließt, dass ihre eigene Zeit auf Erden ebenso vorüber ist, was bedingt, dass sie sich langsam um ihre eigene Beerdigung kümmern muss, natürlich hergerichtet auf dem traditionellen Friedhof, wo auch die Ahnen liegen. Doch da erreicht ihr abgelegenes Bergdorf die Kunde, dass Behausungen und Bewohner des Tals, welches immer schon ihre Heimat war, einem neuen Staudammprojekt weichen sollen, in dessen Fluten auch die von ihr präferierte letzte Ruhestatt versinken soll. Ihr Aufbegehren dagegen bringt Unruhe ins Dorfleben und weckt die Widerstandsgeister.

                                              Mary Kuksie Twala Mhlongo! Ein Gesicht und eine wuchtig-physische Schauspielvorstellung, die man nicht zuletzt aufgrund der einprägsamen Furchigkeit ihres eigenwilligen Erscheinungsbildes sowie des zentralen Fokus des Films auf ihre Figur nicht so schnell vergessen wird. Seit den 1960er Jahre war die renommierte Darstellerin im südafrikanischen Kinofilm- und TV-Geschäft tätig. Die Rolle der traurigen Witwe Mantoa ist ihr großes Finale, ihr Vermächtnis und ihre letzte Rolle. Die Veteranin des schwarzafrikanischen Kinos starb am 4. Juli 2020. Posthum gewann sie im Dezember für ihre grandiose Performance den Africa Movie Academy Award als 'Beste Hauptdarstellerin', den höchsten Filmpreis des afrikanischen Kontinents (neben 4 weiteren Auszeichnungen bei 7 Nominierungen für den Film und seine Crew), definitiv mit einer sehr großen Berechtigungsgutschrift. Dem erhaben würdevollen Auftritt von Mary zuzusehen ist, als würde man dem Gang der Letzten der Altvorderen zuschauen, in ihrem Herzen das Wissen der Vorfahren (und die Erinnerung an Schnee) mit sich tragend, ihr Aussehen gemeizelt aus wechselvoller Lebenserfahrung und den Unbilden des Seins, mit ihrem bedrückt-fernschweifenden Blick den Wandel der Zeiten und die Kollision von Gestern und Heute reflektierend in all der gegenwärtigen Wiederkehr von Vergänglichkeit.

                                              Der in Berlin (!) lebende, aber in Lesotho geborene Visual Artist und Filmemacher Lemohang Jeremiah Mosese konnte seinen (offiziell) zweiten abendfüllenden fiktionalen Spielfilm unter der Schirmherrschaft des Biennale College Cinema der Internationalen Filmfestspiele von Venedig realisieren und bietet sich mit dem eindrücklichen Endergebnis als eine der neuen Stimmen des afrikanischen Kinos geradezu an. Sein junger südafrikanischer Kameramann Pierre de Villiers, der mit dieser Arbeit sein Langfilmdebüt als DOP gibt, liefer wahnsinnig gute 4:3-Shots der Szenerie, in der die Geschichte spielt, und gibt dieser sowie dem allgemeinen Berg-Naturell des Landes Lesotho ein wunderschönes Gesicht in wundervoller Farbgebung, die sich in traditioneller Stammescouleur und der Ornamentik der einheimischen Kleidung vollendet. Zu ihnen gesellt sich der avantgardistische, definitiv gewollt eine Hauptrolle einnehmende Düster-Experimental-Sound des Japaners Yu Miyashita, ebenfalls in Berlin unter dem Musik-Label Underarrow ansässig, welcher die entscheidende dramaturgisch-erzählerische Brücke, den prägenden Fugenkitt zwischen Schauspiel und Bildern darstellt.

                                              Einerseits durchaus dokumentarisch und rau in seiner Bildhaftigkeit mit moderatem Tempo voranschreitend, anderseits poetisch schön in seinen expressiven Ausschattierungen und Spitzen, weiß der Film durch das Beobachten der Lebensweise der Einheimischen und ihres Alltags sowohl regionale gesellschaftliche Eigenheiten und Zustände im gegenwärtigen und vergangenen Geschichtskontext des Landes aufzuzeigen, als auch im größeren Kontext eine veritable Reflexion über (ethnische) Identität, Heimat, lokale Gemeinschaft und die spannungsgeladenen Bruchlinien zwischen Wahrung und Achtung der Tradition und dem unvermeidlichen Fortgang der Welt sowie Annahme von Neuem und unaufhaltsamem Fortschritt darzustellen. Ein Highlight des Schwarzafrikanischen Kinos. Sub-Saharan Cinema at its Best!

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                                              Trailer:
                                              https://www.youtube.com/watch?v=ehRVxKrYkVs
                                              Filmgespräch mit Regisseur (Filmfest Hamburg)
                                              https://www.youtube.com/watch?v=5MyKjg1pXig
                                              Seite mit mehreren Poster-Artworks (allein schon wegen Mary)
                                              https://thefilmagency.eu/work/this-is-not-a-burial-its-a-resurrection/

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                                                • BaltiCineManiac 19.01.2021, 15:09 Geändert 07.09.2021, 12:51

                                                  ACADEMY AWARDS:
                                                  BEST INTERNATIONAL FEATURE FILM > 2020er JAHRE
                                                  ====================================================
                                                  [!!! Fehlende eingereichte Filme in der Moviepilot-Datenbank !!!]

                                                  Die Oscar-Saison beginnt jedes Jahr mit den Länder-Einreichungen in der wohl spannendsten und umfangreichsten Kategorie, vormals als „Bester fremdsprachiger Film“ bekannt. Da ein neues Jahrzehnt angebrochen ist, gibt es hierzu von mir auch eine neue Liste. Bedingt durch die weltweit grassierende Coronavirus-COVID-19-Pandemie und der damit verbundenen Generalverschiebung der renommierten Filmpreis-Verleihung wurde auch der Einreichungsprozess bezüglich dieser Oscar-Kategorie in Sachen Deadlines und Reglement angepasst und aufgeweicht.

                                                  So wurde u. a. zugelassen, dass auch fremdsprachige Filme erlaubt sind, die nur eine VOD-Premiere hatten. Dies könnte der Grund sein, dass es zu einer Rekordbeteiligung bei den einreichenden Ländern in der bisher 93-jährigen Oscar-Geschichte kam. Es wurden insgesamt 99 Filme aus 97 Ländern eingereicht. Der Unterschied bei zuvor genannten Zahlen zeigt auf, dass zwei Filme noch während des Einreichungsprozesses disqualifiziert, aber sofort ersetzt wurden. Ein weiterer Film wurde ersatzlos disqualifiziert. Von drei weiteren Filmen ist inoffiziell bekannt, dass sie wohl nicht auf der finalen offiziellen Liste der AMPAS erscheinen werden (aus unterschiedlichen Gründen). Die offizielle Liste soll erst Ende Januar veröffentlicht werden. Zum jetzigen Zeitpunkt wird davon ausgegangen, dass auf ihr 93 gültige eingereichte Filme stehen werden. Der Erfahrung mit dieser Oscar-Kategorie nach kann es aber auch hier immer noch Überraschungen geben. Die Nennung der 10 Filme auf der Shortlist erfolgt dann am 9. Februar 2021, die Bekanntgabe der 5 nominierten Filme wird dann am 15. März erfolgen, die Oscar-Zeremonie mit der Preisgabe der Gewinner am 25. April 2021.

                                                  Leider stellt sich die gegenwärtige Situation so dar, dass sich allein für die vorliegende Oscar-Saison 2020/2021 ganze 40 Filme im aktuellen Oscar-Rennen in der hier besprochenen Filmpreiskategorie nicht in der Moviepilot-Datenbank befinden! Während es mir die vergangenen Jahre möglich war, die fehlenden Filme per Mitmachmodul selbst einzureichen/anzulegen, macht sich nun die Schließung dieser Möglichkeit dieses essenziellen Quality Supports dieser größten deutschen Filmcommunity-Seite mehr als negativ bemerkbar!

                                                  Im Folgenden sind alle fehlenden eingereichten Filme aufgeführt, dem jeweiligen Preisverleihungsjahr zugeordnet, gelistet nach Ländernamen-Alphabet!

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                                                  > 93th Academy Awards / Best International Feature Film 2020/2021
                                                  '''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
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                                                  > Best Foreign Language Film:
                                                  Die Academy-Awards-Kategorie in zurückliegenden Jahrzehnten
                                                  ''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''

                                                  2010er Jahre:
                                                  https://www.moviepilot.de/liste/aid2010erjfdoidkbfspfigf-balticinemaniac

                                                  2000er Jahre:
                                                  https://www.moviepilot.de/liste/aid2000erjfdoidkbfspfigf-balticinemaniac
                                                  Damals stark unvollständig veröffentlicht! Es fehlen mehr als 200 Filme in der Moviepilot-Datenbank! Nicht akkurat fertigstellbar aufgrund der Schließung des Mitmachmoduls!

                                                  1990er Jahre:
                                                  {Text vormals: Liste noch nicht veröffentlicht! Grund: Es fehlen leider immer noch unzählige Filme in der Moviepilot-Datenbank. Meine Arbeit diesbezüglich wurde von der Schließung des Mitmachmoduls jäh unterbrochen!}
                                                  Jetzt ist es aber geschafft, Liste ist online:
                                                  https://www.moviepilot.de/liste/academy-awards-1990s-best-foreign-language-film-balticinemaniac

                                                  1980er Jahre:
                                                  https://www.moviepilot.de/liste/aid1980erjfdoidkbfspfigf-balticinemaniac

                                                  1970er Jahre:
                                                  https://www.moviepilot.de/liste/aid1970erjfdoidkbfspfigf-balticinemaniac

                                                  1960er Jahre:
                                                  https://www.moviepilot.de/liste/aid1960erjfdoidkbfspfigf-balticinemaniac

                                                  1950er Jahre:
                                                  https://www.moviepilot.de/liste/aid1950erjfdoidkbfspfigf-balticinemaniac

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                                                    BaltiCineManiac 17.01.2021, 12:22 Geändert 17.01.2021, 18:42

                                                    Vor diesem deutschen TV-Krimi
                                                    muss niemand Angst haben!

                                                    Überraschung im Ersten oder eben im deutschen TV-Sektor, gleich zu Beginn des Jahres 2021. Bjarne Mädel führt Regie - zum ersten Mal überhaupt - und inszeniert sich selbst als verhuschter Kriminalhauptkommissar mit einer starken Angststörung und psychotischen Ticks, der sich ins beschauliche friesische Küstenkaff Katenbüll versetzen lässt, um dem Stress zu entfliehen. Nur eben stresslos ist es auch da nicht, schon alleine aufgrund der Art und Weise der Einheimischen. Es kann schon beängstigend sein, wenn Kinder durch die Laubhecke flüsternd fragen, ob man denn ein echter Polizist ist. Dass dies einen bitterernsten Hintergrund hat, wird im Folgenden aufgeklärt.

                                                    Wann habe ich eigentlich bei einer (sogenannten) deutschen Komödie letztmalig so herzhaft gelacht? Ich weiß es nicht mehr. Die Kombination mit der verstörenden Fallthematik ist natürlich gewagt, funktioniert aber hier (ausnahmsweise) recht gut, da die Inszenierung es gleichzeitig versteht, eine düster-ernste Atmosphäre mit ganz viel Küstenmelancholie und Charakterdichte zu generieren. Das Drehbuch, insbesondere die Dialoge wissen zu gefallen, verbale und non-verbale Pointen sitzen. Ein renommierter Schauspielcast aus u. a. Katrin Wichmann, Matthias Brandt, Anne Ratte-Polle und dem wuchtigen Peter Kurth ergänzen die engagiert aufspielende Besetzungsliste. Diese Kombination von schwarzem Humor und Groteskem, dargereicht als Zuckerguss auf dramatischer Ernsthaftigkeit kennt man sonst z. B. von ... hmmm ... den Coen Brothers. Gut inszeniertes, sehr nordisches Regiedebüt. Ein Highlight im deutschen TV-Film-Dschungel!

                                                    Und jetzt bitte noch eine zweite Portion, ja?
                                                    Natürlich Bratkartoffeln ... mit Speck!
                                                    Sonst schmeckt 's ja nicht!

                                                    Online First: Jetzt schon in der ARD-Mediathek, Mittwoch dann im Fernsehen!
                                                    https://www.ardmediathek.de/daserste/video/filmmittwoch-im-ersten/soerensen-hat-angst/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2ZpbG1taXR0d29jaCBpbSBlcnN0ZW4vODRjNzBlZmUtOTY2My00Y2UyLThlYmUtY2M3Y2Q1YTY1NWM1/

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