BaltiCineManiac - Kommentare

Alle Kommentare von BaltiCineManiac

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    BaltiCineManiac 17.01.2021, 12:22 Geändert 17.01.2021, 18:42

    Vor diesem deutschen TV-Krimi
    muss niemand Angst haben!

    Überraschung im Ersten oder eben im deutschen TV-Sektor, gleich zu Beginn des Jahres 2021. Bjarne Mädel führt Regie - zum ersten Mal überhaupt - und inszeniert sich selbst als verhuschter Kriminalhauptkommissar mit einer starken Angststörung und psychotischen Ticks, der sich ins beschauliche friesische Küstenkaff Katenbüll versetzen lässt, um dem Stress zu entfliehen. Nur eben stresslos ist es auch da nicht, schon alleine aufgrund der Art und Weise der Einheimischen. Es kann schon beängstigend sein, wenn Kinder durch die Laubhecke flüsternd fragen, ob man denn ein echter Polizist ist. Dass dies einen bitterernsten Hintergrund hat, wird im Folgenden aufgeklärt.

    Wann habe ich eigentlich bei einer (sogenannten) deutschen Komödie letztmalig so herzhaft gelacht? Ich weiß es nicht mehr. Die Kombination mit der verstörenden Fallthematik ist natürlich gewagt, funktioniert aber hier (ausnahmsweise) recht gut, da die Inszenierung es gleichzeitig versteht, eine düster-ernste Atmosphäre mit ganz viel Küstenmelancholie und Charakterdichte zu generieren. Das Drehbuch, insbesondere die Dialoge wissen zu gefallen, verbale und non-verbale Pointen sitzen. Ein renommierter Schauspielcast aus u. a. Katrin Wichmann, Matthias Brandt, Anne Ratte-Polle und dem wuchtigen Peter Kurth ergänzen die engagiert aufspielende Besetzungsliste. Diese Kombination von schwarzem Humor und Groteskem, dargereicht als Zuckerguss auf dramatischer Ernsthaftigkeit kennt man sonst z. B. von ... hmmm ... den Coen Brothers. Gut inszeniertes, sehr nordisches Regiedebüt. Ein Highlight im deutschen TV-Film-Dschungel!

    Und jetzt bitte noch eine zweite Portion, ja?
    Natürlich Bratkartoffeln ... mit Speck!
    Sonst schmeckt 's ja nicht!

    Online First: Jetzt schon in der ARD-Mediathek, Mittwoch dann im Fernsehen!
    https://www.ardmediathek.de/daserste/video/filmmittwoch-im-ersten/soerensen-hat-angst/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2ZpbG1taXR0d29jaCBpbSBlcnN0ZW4vODRjNzBlZmUtOTY2My00Y2UyLThlYmUtY2M3Y2Q1YTY1NWM1/

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    • DIE KOMPLETTE LISTE: IN MEMORIAM 2020
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      https://www.moviepilot.de/liste/in-memoriam-2020-balticinemaniac

      Ein trauriges Jahr, auch dem persönlichen Eindruck und Empfinden nach, so viele bekannte und vor allem gemochte Stars sind nicht mehr, aber auch generell und überhaupt. Natürlich kann man in einem solchen Artikel nur die wichtigsten Personen aus dem Filmbiz nennen, die dieses Jahr für immer dahingeschieden sind. Aber eine recht umfangreiche, dem Datenstand der Moviepilotdatenbank entsprechend vollständige Liste findet ihr auch auf dieser Seite, in der wirklich sämtliche wichtigen Verstorbenen des Jahres 2020 zu finden sind. Siehe Link-Verweis zuvorderst!

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      • BaltiCineManiac 23.12.2020, 14:06 Geändert 23.12.2020, 14:14

        Ich empfehle BILDblog.de, eine sogenannte Watchseite, betrieben von einer Gruppe von Medienjournalisten, die sich mit den vermeintlich journalistischen "Inhalten" der BILD-"Zeitung" samt Schwesterpublikationen kritisch auseinandersetzt, oder um es klar zu schreiben, die Lü... ähm, Fehler aufdeckt, welche die durch diese Dokuserie glorifizierte Redaktion verzapft, mittlerweile auch einen Blick auf andere deutsche Medien werfend! Man muss dazu fairerweise schreiben, dass die BILD ein paar grandiose Achtungsmomente in ihrer Veröffentlichungslaufbahn hatte, die man ihr zugutehalten kann und sollte. Dem entgegen steht aber leider ein viel größer "Berg" an journalistisch Fragwürdigem... und Nichtigem!

        https://bildblog.de/
        https://www.facebook.com/BILDblog
        https://twitter.com/bildblog

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        • BaltiCineManiac 14.12.2020, 12:06 Geändert 12.12.2021, 15:15

          EUROPÄISCHER FILMPREIS: 2020er JAHRE
          =========================================
          [Fehlende nominierte/ausgezeichnete Filme in der Moviepilot-Datenbank]

          Ein neues Jahrzehnt, eine neue Liste. Die ersten European Film Awards des neuen Jahrzehnts wurden zwischen dem 9. und dem 12. Dezember 2020 verliehen, zum 33. Mal insgesamt. Der weltweit grassierenden Coronavirus-COVID-19-Pandemie und den damit verbundenen Auflagen/Kontaktbeschränkungen geschuldet, fand die 2020er Veranstaltung nur virtuell statt und wurde digital im Internet auf der offiziellen Seite der European Film Academy (EFA) übertragen, aufgeteilt auf mehrere Zeremonien, bei denen die Preisträger geehrt wurden, direkt aus Berlin.

          Die meisten nominierten/ausgezeichneten Filme, Animationsfilme und Dokumentarfilme befinden sich in obiger Liste. Jedoch nicht alle. Bedingt durch die Datenbank-Restriktionen von Moviepilot und die suboptimale Führung sowie Ergänzung derselbigen durch die dafür verantwortlichen Mitarbeiter sowie der mittlerweile verwehrten Möglichkeit, als Moviepilot-User selbst am positiven Gesamtbild und für (hier wohl unerwünschte) Cineasten grundlegend wichtigen Datenbankfülle der einzigen deutschen Film-Community-Seite mitzuwirken, fehlen nicht nur - wie erwartet - sämtliche Kurzfilme, sondern mittlerweile auch abendfüllende Langfilme. Diese sind hiernach, dem jeweiligen Preisverleihungsjahr zugeordnet, aufgelistet.

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          > 34th European Film Awards / Europäischer Filmpreis für 2021
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          Bester Kurzfilm:
          -------------------------
          ■ My Uncle Tudor (Rumänien)
          □ Bella (Griechenland)
          □ Displaced (Kosovo)
          □ Easter Eggs (Belgien)
          □ In Flow of Words (Niederlande)

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          > 33th European Film Awards / Europäischer Filmpreis für 2020
          ''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''

          Bester Kurzfilm:
          -------------------------
          ■ Nachts sind alle Katzen grau (Schweiz)
          □ Genius loci (Frankreich)
          □ Past Perfect (Portugal)
          □ Sun Dog (Belgien)
          □ Uncle Thomas, Accounting for the Days (Portugal)

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          > Die European Film Awards in den zurückliegenden Jahrzehnten
          '''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''

          2010er Jahre:
          https://www.moviepilot.de/liste/alle-fur-den-european-film-award-nominierten-filme-der-2010er-jahre-balticinemaniac

          2000er Jahre:
          https://www.moviepilot.de/liste/alle-fur-den-european-film-award-nominierten-filme-der-2000er-jahre-balticinemaniac

          1990er Jahre:
          https://www.moviepilot.de/liste/alle-fur-den-european-film-award-nominierten-filme-der-1990er-jahre-balticinemaniac

          1980er Jahre:
          https://www.moviepilot.de/liste/alle-fur-den-european-film-award-nominierten-filme-der-1980er-jahre-balticinemaniac

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          • BaltiCineManiac 11.12.2020, 13:53 Geändert 11.12.2020, 14:06

            Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und COVID-19! Ich möchte dem Jahr 2020 ganz dringend auf 's Maul hauen. Könnt nur noch kotzen ... Cage Match?

            Einer der legendärsten südkoreanischen Regisseure ist im Alter von nur 59 Jahren verstorben. Ursache ... na, ihr wisst schon. 편히 쉬다!

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            • Das war der Tod einer der Hauptfiguren einer berühmten US-amerikanischen TV-Serie, die ich seit 1995 (Deutschlandstart) nahezu ohne Lücken verfolgt habe. Wenn man in der IMDb schaut, hat diese Folge mit 9,0 Durchschnitt die zweithöchste Bewertung aller 331 Episoden. Ich nehme anhand dessen mal an, ich bin nicht allein ...

              SPOILER AHEAD: Bei der Hauptfigur handelte es sich um Dr. Mark Green (Vorspannposition 1) aus der NBC-Ärzte/Krankenhaus-Erfolgserie "ER" (Emergency Room: Die Notaufnahme), an sich die zentrale Person und Ruhe- bzw. Fixpol der TV-Serie. Der verstarb in der 8. Staffel (178. Folge) an Krebs (inoperabler Gehirntumor). Die gesamte Episode war zudem herausragend inszeniert, der liebgewonnene Cast lief am Grab noch mal komplett auf (Gänsehautmoment). Kenne kaum einen Film oder Serie, bei der ich so hemmungslos anfing zu heulen wie bei dem Ding. Megabewegt, niemals vergessen, ganz schlimm! Und dann auch noch "Am Strand" ...

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              • 8 .5
                BaltiCineManiac 10.12.2020, 20:28 Geändert 10.12.2020, 20:53

                News:
                IM WESTEN NICHTS NEUES - DANIEL BRÜHL - NETFLIX
                (Deutsche Big-Budget-Verfilmung des Romanklassikers von Erich Maria Remarque)

                Die News ist neu, die Filmdetailseite sehr alt, wie am Kommentar von Filmkenner77 zu erkennen ist, existierte diese schon ewig. Wahrscheinlich erstellt für ein vormals angedachtes Filmprojekt, dass dann verworfen wurde, um von Moviepilot nun für das aktuelle Filmprojekt umgemodelt worden zu sein. Unter der Regie des aus Wolfsburg stammenden deutschen Regisseurs Edward Berger, der u.a. bei "Patrick Melrose" mit Benedict Cumberbatch, "The Terror" und "Deutschland '83" für die Inszenierung verantwortlich war, wird Daniel Brühl eine Hauptrolle übernehmen, welche, ist noch nicht klar. Dass er Paul Bäumer spielen soll, stelle ich mal infrage, denn dafür ist er eigentlich entschieden zu alt. Es soll eine der teuersten und aufwendigsten Filmproduktionen werden, die je in Deutschland realisiert wurden.

                Quellen:
                https://variety.com/2020/film/global/all-quiet-on-the-western-front-netflix-daniel-bruhl-1234849611/
                https://www.gamesradar.com/netflixs-next-big-budget-movie-will-be-an-adaptation-of-all-quiet-on-the-western-front/

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                • BaltiCineManiac 09.12.2020, 09:57 Geändert 18.12.2020, 11:41

                  Ich erinnere mich noch gut an den Anfang des Jahrtausends, als irgend so eine seltsame Filmtrilogie in den Kinos lief, wo es im Prinzip um 'nen Ring ging und wer nun schlussendlich der Besitzer ist. War Fantasy oder so, ganz groß aufgezogen. Diese drei Kinderfilme waren von der FSK auch ab 12 Jahren freigegeben. Dieser lasch-verweichlichte Kiddie-Scheiß war absolut nix für die Erwachsenen, mit den öden Streifen hatten nur die Kleinsten ihren Spaß. True Story!

                  Edit:
                  Ich beziehe mich (wie viele ander User hierunter) mit meinem Kommentar auf den Artikel, wie er ursprünglich mit Überschrift und Text erschien. Einen Tag später früh morgens wurde der Artikeltext als auch die Überschrift geändert, sodass der Zusammenhang zwischen meinem ironischen Kommentar und dem Artikel sich nicht mehr erschließt, weshalb nachfolgend ein Bildlink beigefügt ist, der aufzeigt, was verändert wurde und warum ich es schrieb!

                  Vergleich: Artikelversion 1 + 2:
                  ''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
                  https://abload.de/img/mp_dune_kinderfreundltkjne.jpg

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                  • BaltiCineManiac 03.12.2020, 22:54 Geändert 04.12.2020, 05:39

                    01. The Revenant
                    02. Der mit dem Wolf tanzt
                    03. Spiel mir das Lied vom Tod
                    04. Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford
                    05. Zwei glorreiche Halunken

                    Extra Props gehen an dieser Stelle raus an die Western aus der DDR und Osteuropa, an die Karl-May-Westernfilme und die Italowestern(-komödien) mit Bud Spencer und Terence Hill, die mich seit frühster Kindheit geprägt haben, dafür sorgten, dass ich dem Westerngenre quasi am längsten treu bin und mir somit später einen leichteren Zugang zu den wirklich anspruchsvollen, "erwachsenen" Werken des Genres ebneten. Eines ist außerdem FAKT:

                    Den besten Westernfilm aller Zeiten haben wir Kinder in Wald und Wiesenhügeln hinter der Stadt gedreht, als wir das nachspielten, was wir in den Filmen sahen. Es war vielleicht die schönste und längste Drehzeit, die dieses Genre sah!

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                    • Eine Warnung: Beim hier sogenannten "Baahubali: Before the Beginning Teaser Trailer", der "Ein Vorgeschmack auf die Netflix-Serie" sein soll, handelt es sich um einen Fan Made Trailer, der nur suggeriert, von Netflix zu stammen und zudem ausschließlich Filmschnipsel der Baahubali-Kinofilme verwendet, also mitnichten irgendwelches neues Material zeigt, dass für die Netflix-Serie abgedreht wurde. Es verhält sich nämlich so, dass es keines gibt! Die ersten Aufnahmen waren - sorry - so kacke, das sie in den Müll wanderten, das ganze Projekt eine Neuausrichtung bzw. -überarbeitung mit neuem Kreativteam bekam und nun geplant ist, die ganze erste Staffel neu zu drehen, diesmal wieder mit Rajamouli an Board. Ob er das nun ist und ob es losgeht, und was überhaupt, weiß auch keiner.

                      Latest News:
                      https://www.firstpost.com/entertainment/baahubali-prequel-series-at-netflix-to-be-re-envisioned-with-new-creative-approach-say-makers-8829781.html
                      https://www.socialnews.xyz/2020/10/26/rajamouli-to-supervise-baahubali-before-the-begin-web-series/
                      https://www.republicworld.com/entertainment-news/web-series/netflix-and-arka-media-works-to-work-on-baahubali-franchise-prequel.html

                      Ansonsten immer schön den Ball flach halten, würde ich mal sagen. Qualitative Fails von Netflix wie "The Witcher" oder "Barbaren" stimmen jetzt nicht unbedingt euphorisch, zumal man bei nicht-englischsprachigen, nicht-westlichen Produktionen immer die zusätzlichen Abstriche im Produktionsaufwand hinzurechnen muss. Ob es eine derartige Franchise-Ausschlachtung braucht, sei dahingestellt, mit der Frage verbunden, ob ich die überhaupt will. Das Projekt wurde bereits 2018 angekündigt, außer der Ankündigung kam dann aber nicht mehr viel Neues. Diese Moviepilot-News am Ende des Novembers 2020 ist auf dem Informationsstand von 2018. Mehr weiß aber auch keiner. In Indien herrschen gerade nicht die besten Zustände, um eine Großproduktion in Angriff zu nehmen. Warum, brauche ich keinem mehr zu erklären. "Geplant" ist hier immer noch das entscheidende Wort. Und wenn sie nicht gestorben sind, planen sie immer noch!

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                      • 5
                        BaltiCineManiac 29.11.2020, 11:07 Geändert 06.12.2020, 06:32

                        Every winter, the Demoiselle Cranes undergo
                        the most challenging migration on the Earth.
                        Facing fierce storms, thousands of them will die.
                        But they still persist to fly over the
                        highest peak in the world - Qomolangma.
                        (Chinesische Frauenstimme am Anfang)

                        Qomolangma, auch Chomolungma, ist der tibetische Name für den Mount Everest, höchsten Berg der Erde. Die letzten knapp zweihundert Jahren waren viele Bergsteiger und Abenteurer versucht, es den Kranichen gleich zu tun und den Gipfel zu bezwingen. Nach anfänglicher geografischer Lokalisation (1841 durch Sir George Everest) Vermessung und Erkundung ohne direkten Aufstieg machten sich mehr und mehr Wagemutige im 20. Jahrhundert an die Gipfelbesteigung der schroffen Wände des Gebirgsriesen. Über die Jahrzehnte schafften es viele, aber viele ließen auch ihr Leben oder scheiterten zuvor. Jede dieser Expeditionen, ob nun erfolgreich oder nicht, verdient eigentlich ob des Drama-Potenzials einen eigenen Film, was teilweise schon umgesetzt wurde.

                        Nach langjähriger Vorarbeit seit 1955, Ausbildung und Training machten sich die Chinesen im Jahr 1960 zur Zeit der Großen Chinesischen Hungersnot mit enormem Aufwand und einem Gesamtteam von 214 Beteiligten (darunter ein Drittel Tibeter) daran, den für das Reich der Mitte noch unbezwungenen Berg zu besteigen. Eine nationale Aufgabe. Dafür wählte sie erstmals die viel schwierigere tibetische Nordroute, die noch niemand zuvor genommen hatte. Sie scheiterten fast. Unter äußersten Strapazen und mit der Aufopferung eines ihrer Männer, der sich die Stiefel auszog und wegen des besseren Grips mit nackten Füßen den Aufstieg sicherte, schafften es schlussendlich drei von vier Mann mitten in der Nacht auf den Gipfel.

                        Es gab jedoch ein Problem. Ihnen war bei einer Rettungsaktion die Kamera abhandengekommen, um ihren Erfolg zu dokumentieren. Es existieren somit keine Beweise für diese Tat. Aufgrund dessen betrachtete die (westliche) Welt die Vermeldung der Bezwingung durch die Chinesen mit Argwohn. Man glaubte ihnen einfach nicht. Eine vermeintlich auf dem Gipfel platzierte Gipsbüste des großen Führers Mao war Jahre danach nicht mehr auffindbar. Man munkelt, die Ami-Expedition von 1963 hat sie geklaut. Reinhold Messner bezweifelt vehement die abgeschlossene Besteigung durch die Chinesen in besagtem Jahr und behaupt, er habe Beweise dafür, die er aber - tja, auch irgendwie blöd - bis heute nicht vorlegte.

                        Das negative internationale Echo wurmte die chinesische Staatsführung über Jahre hinweg natürlich ungemein, sodass die Partei für das Jahr 1975 beschloss, die ganze Nummer noch einmal durchzuziehen, und dieses Mal so derart straff militärisch organisiert, mit taktischer, gestaffelter Basislagerranverlegung an den Gipfel, dass nichts mehr schief gehen konnte, sollte und durfte. Eine neue Kamera hatte man auch. Anführer war einer der mittlerweile gealterten "Gipfelstürmer" von vor 15 Jahren, Wang Fuzhou. Von genau dieser Bergexpedition handelt vorliegender Film, allerdings nicht gänzlich als vordergründig historisches Bergsteigerdrama inszeniert, sondern als generisches Action-Akrobatik-Movie mit CGI-Hybridbild-Penetranz und im Fall der Hauptfigur mit Larger-than-Life-Hero-Tendenz.

                        Da zu erwarten ist, wie hierzulande bei eventuellem Erscheinen des Films auf DVD/BD Werbung für den Streifen gemacht wird, um die große Fan-Heerschar eines gewissen Hongkong-Actionstars zu ködern, sei eines gleich als essenzielle Info festgehalten: Ja, Jackie Chan ist tatsächlich in diesem Leinwandwerk zu sehen, allerdings nur als Gaststar in einer kleinen Rolle im Abspann (!) des Films für ungefähr zwei Minuten, wo er einen der gealterten Hauptprotagonisten verkörpert.

                        Die Hauptrolle hat Chinas gegenwärtiger Blockbuster-König Jing Wu (Wolf-Warrior-Filme, The Wandering Earth) inne, der mit seinem Charisma viel dazu beiträgt, dass diese filmische Everestbesteigung kein totaler Reinfall ist. Generell ist die renommierte Darstellerriege das große Plus des Films und hält mit ihrem zwar verhalten vorgetragenen, aber erkennbaren Schauspielvermögen das Szenenkonstrukt zusammen. Da hätten wir die bezaubernde, auch im Westen bestens bekannte Zhang Ziyi als Chefmeteorologin und unglücklich-unerfüllte Liebe des Hauptprotagonisten, oder aber Charaktergesicht Yi Zhang, der den wegen der damaligen Vorfälle und seiner für "nichts" abgefrorenen Füße verbitterten und gebrochenen Freundfeind des Anführers gibt, nicht zu vergessen Sänger und Schauspiel-Beau Hu Ge als Fotograf. Das i-Tüpfelchen bildet der Auftritt der göttlich schönen Tibeterin Choenyi Tsering unter ihrem Künstlernamen Quniciren als dessen Love Interest und der Frau auf dem Berg.

                        Ebenso positiv ist die großteilig akribische zeitgenössische Ausstattung, Innen- und Außendekoration zu erwähnen, die dem Historienansatz insbesondere in den Talszenen Leben verleiht und nur in den Bergszenen mutmaßlich an Genauigkeit verliert, da infrage zu stellen ist, ob denn wirklich all das Gerät zeitgemäß ist, wobei explizit die Hightech-Alu-Klappleitern gemeint sind (Leiternfetisch im Film, Klappe, die Erste), die selbstverständlich als fetziger Action-Gadget-Shit verwendet werden, u.a. zum geschwindigkeitsforcierten Downgliding (etc.). Tja, und Action gibt es viel. Das ganze Filmkonzept ist darauf ausgerichtet, sobald die (sich teils extremst dämlich und unprofessionell verhaltenden) Protagonisten in die Berge hinaufkraxeln, passiert irgendetwas Schlimmes - garantiert - sodass eine übetrieben ausgebaute (Rettungs-)Actionsequenz darauf folgen kann. Dem Kinoerlebnis nicht gerade zuträglich ist dabei die oft sehr künstlich wirkende Visualität, wo echte Aufnahmen, mit Außenstudio-Shots und Kunsteis-Gletscher-Studioatrappen sowie CGI kombiniert werden, sodass eine Melange entsteht, die dem verwöhnten Cineasten-Auge nicht recht munden will. Teils unpassend eingefügte Beziehungs- und Liebesmelodramatik rundet die Holprigkeit diesen Mountain Film Actioners ab. Das Funkverbindungstragödienfinale zwischen Zhang Ziyi und Jing Wu ist einfach too much im Storykontext!

                        Eis-und-Schnee-Enthusiasten bekommen von diesem Bergsteigerfilm die volle Ladung geboten inklusive Lawinenabgänge und Gletscherspaltenstürze. Der ein oder andere hart gesottene Fan chinesisch konnotierter Action wird sicherlich auch noch irgendwo Spaß haben, aber diejenigen, die sich eine eingermaßen brauchbare historische Aufarbeitung erhofft haben, werden wohl enttäuscht werden. Da helfen dann auch nicht mehr die paar Doku-Aufnahmen im Abspann oder das nettige Nennen sämtlicher chinesischer Everest-Bezwinger. Ein veritable, in China noch recht kassenträchtige Großproduktion, die bei der Publikumsresonanz selbst dort hinter den Erwartungen zurückblieb und größer sein will als sie schlussendlich ist.

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                        IMAX-Kurz-Trailer:
                        https://www.youtube.com/watch?v=LN0e-Xlu9hA
                        Lang-Trailer:
                        https://www.youtube.com/watch?v=B7dmnpmyfsw

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                        • BaltiCineManiac 17.11.2020, 12:38 Geändert 17.11.2020, 12:38

                          iceberg = Eisberg
                          icy mountain = vereister Berg
                          Ist 'n Unterschied, oder?
                          Man, man, man ...

                          Und ich hau jetzt noch was ganz anderes raus. Aus meiner Erfahrung heraus würde ich sagen, so wie das Gebilde auf diesem "mega top secret spy photo" sehen gefrorene Wasserfälle aus. Nur mal so ... ;)

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                          • BaltiCineManiac 15.11.2020, 16:25 Geändert 15.11.2020, 16:26

                            Ganz nebenbei Österreichs Oscar-Beitrag für 2020/21 in der Kategorie 'Best International Feature Film'. Ich hätte es als gut empfunden, wenn dies im Kontext des Artikels erwähnt worden wäre.

                            Quelle:
                            https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20201020_OTS0170/oesterreich-reicht-was-wir-wollten-fuer-den-auslandsoscar-ein

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                            • BaltiCineManiac 15.11.2020, 14:41 Geändert 15.11.2020, 15:50

                              Apu is gone ...
                              শান্তিতে বিশ্রাম

                              Er war das Gesicht der Filme des international renommierten indischen Filmemachers Satyajit Ray und eben auch der Neuen Welle des indischen Kinos (Parallel Cinema genannt) wie des bengalischen Kinos allgemein und galt als einer der größten Charakterdarsteller Indiens. Sein Debüt gab er als Apu im dritten Teil der weltbekannten Filmtrilogie, die wie keine andere für die internationale Wahrnehmung des Bengali Cinema steht. Unzählige weitere Filmhighlights sollten folgen. Dabei waren nicht nur Arthouse-Filme, sondern auch Unterhaltungsfilme. Chatterjee arbeitete bis zuletzt und war im 2020er Film "Sraboner Dhara" letztmals als Hauptdarsteller auf der Leinwand zu sehen. Besonders traurig sind natürlich die Umstände. Todesursache wie schon bei Fernando E. Solanas, der Koryphäe des Lateinamerikanischen Kinos vor einigen Tagen, Coronavirus/COVID-19! Ein weiterer trauriger Tag von so vielen für die indische Filmwelt wie auch fürs Weltkino dieses Jahr. Eine Legende ist abgetreten. Möge er in Frieden ruhen!

                              Video-Tributes:
                              https://www.youtube.com/watch?v=3D__NV5dmlI
                              https://www.youtube.com/watch?v=_lcxR4CDfoY

                              Listen mit seinen besten Rollen:
                              https://timesofindia.indiatimes.com/entertainment/bengali/movies/photo-features/11-most-unforgettable-performances-by-soumitra-chatterjee/photostory/65069340.cms
                              https://timesofindia.indiatimes.com/entertainment/bengali/movies/photo-features/7-non-ray-films-that-explored-a-different-side-to-soumitra-chatterjee/atanka/photostory/65305194.cms

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                                Wenn man von Hans Zimmer
                                im Keller Schach beigebracht bekommt
                                und der Score auch noch richtig gut ist,
                                hat das sicher etwas zu bedeuten. Oder
                                war's gar nicht der Hans?

                                Wahrlich, "The Queen's Gambit", das Königinnenspiel (in seiner doppeldeutigen Süffisanz besser als der deutsche Titel), stellt nicht wirklich etwas Neues in Bezug auf Film- und/oder Serieninszenierung und filmische Geschichtenvermittlung dar, aber es ist eine Wonne zuzuschauen, wie hier die Macher mit Liebe zum Detail, wunderbarem Timing, guter Bildführung und zackiger Schreibe auf höchstem Niveau zu Werke gegangen sind, denn selbst Althergebrachtes wird heutzutage mit Zug zum Mittelmaß allzu gerne mit latenter Lieblosigkeit serviert. Im Grunde genommen ist das 6-teilige Netflixdrama nach einem 1983er Roman von Walter Tevis eine gar nicht mal kompliziert erzählte Ausnahme-Sportalent-Erfolgsgeschichte vom No Name zum Superstar mit wahlweise all den persönlichen Charaktermacken und düsteren Seiten, die Stars halt so haben, ohne mit seiner Gesamttonalität wirklich wehzutun.

                                Anya Taylor-Joy, seit Eggers "The Witch" für viele bereits ein heiß gehandelter Nicht-mehr-ganz-Geheimtipp, ist das magische, düsterschöne, alles überdominierende, still-zerbrechlich bis euphorische, in jedem Fall sehr einnehmende Herzstück dieser seriellen Schachpartie und dürfte mit ihrer bezaubernden Interpretation der Beth Harmon auf das richtige Karrieretrampolin im dafür richtigen Jahr gesprungen sein, wenn der geneigte Mediabeobachter sich mal den Hype um die Serie so anschaut (und da stehen ja einige zukünftige Highlights bei ihr auf dem Arbeitszetettel, die den Sack endgültig zumachen werrden). Ebenso nicht unerwähnt beim Schauspiel sollte Marielle Heller bleiben, die die Adoptivmutter von Beth gibt mit ganz viel Zug zur biederes-Hausmuttchen-goes-crazy-Performance. Da fällt selbst der Billie-the-Kid-Dauerdarsteller (ja, auch hier) Thomas Brodie-Sangster nicht negativ ins Gewicht. Psychopathenfresse Harry Melling rundet die seltsame Männerbesetzung ab, obwohl, eigentlich, mmmhhh, passt das schon alles recht gut so. Schach, der Denksport für westliche Nerds oder knallharte, emotionsreduzierte Russen. Und das versteckte Love Interest von Beth, Jacob Fortune-Lloyd (Fortune? Wohl nicht!) ist - aus ihrer Sicht "leider" - höhö, ach, schaut doch selbst. Das einzig Schlechte, was man für die tolle Debütantin Moses Ingram als quirlige Weisenhausfreundin mit frecher Schnauze ins Feld führen kann, ist der Namensgeschmack ihrer Eltern. Wer nennt seine Tochter bitte so?

                                An der ständig wechselnden zeitgenössischen Garderobe mit Ikonentouch, von einer göttlichen, durch die Serienepisoden schwebenden Dame mit unvergesslichen Augen formidabel aufgetragen, ist zu merken, dass sehr viel Wert auf Ausstattung und Kostüme gelegt wurde. Die Settings, die zur Ausstaffierung der ambivalenten Zeit zwischen den bideren 50ern und der End-60er-Hippie-Ära herangezogen wird, ist minutiös und erlesen, eine passende Hintergrundichte zum Gezeigten bildend, wenn man auch über den Blümchentapetenfetisch junger Einfamilienhausbesitzer der amerikanischen Vorstadt trefflich streiten kann. Abgerundet wird das Ganze durch den Ausnahme-Seriensoundtrack von Carlos Rafael Rivera. Was für ein Brett!

                                Die renommierten Macher, u.a. Showrunner Scott Frank (Out of Sight, Minority Report, Logan) haben es geschafft, eine Serie, die sich um die Sitzfleisch erfordernde, verkopfte Denksportart Schach dreht, peppig und interessant zu gestalten, gleichwohl dem Milieu drum herum Leben einzuhauchen und Charakter zu geben, ohne den Zuschauer dabei anforderungstechnisch Matt zu setzen, kombiniert mit einem adäquaten Epochenzeitbild, sodass man gar nicht mehr aufhören mag zu gucken. Mehr als gelungene Literaturverfilmung!

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                                Der komplette Score zum Anhören:
                                >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
                                https://www.youtube.com/watch?v=9374M96SIyk

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                                  über Pattas

                                  DAS ist ADIMURAI! Die Mutter aller Kampfkünste zur Selbstverteidigung, die sich im Süden Indiens, im antiken Tamilakam (heute Tamil Nadu) entwickelte (erstmals 400 v.u.Z. schriftlich erwähnt). Aus Adimurai entwickelten sich Kailat, Veronkai, Puttupiruvu und Eduteri. Diese wurden weltweit wiederum zu den Stilen Silat, Karate, Judo und Akiton verändert, ebenso wie das thailändische Muay Thai. Als die Fremden Indien eroberten, haben sie Adimurai verbieten lassen. Langsam verschwand es aus dem Bewusstsein des Landes, bis die Menschen es schließlich vergaßen. So zumindest weiß es im Film ein weiser alter Muay-Thai-Meister zwischen thailändischen Pagoden zu berichten. Es ist sonnenklar, was dem Zuschauer hier vorliegt, fällt in die Kategorie Kampfkunst, Martial Arts bzw. Kampfsportfilm!

                                  Eine Frau mit Kleinkind wird im Dschungel von einer Meute ausländischer Angreifer bedrängt. Überraschenderweise wehrt sie sich gekonnt und erledigt etliche von ihnen. Dabei kommt ihr das Kind abhanden. Als die Polizei eintrifft, durchbohrt sie gerade den Hals vom letzten der Villains und muss dafür 16 Jahre lang ins Gefängnis. Umschnitt: Shakti ist ein Gauner und Tunichtgut in der Großstadt, aufgewachsen bei Zieheltern. Zusammen mit seinem Kumpel hält er sich mit Diebstählen über Wasser, macht aber auch mal den Polizeiinformanten. Ein schnuckeliges Love Interest namens Sadhana Sha muss auch noch umworben werden. Als Kanykumari, kurz Kanya, aus dem Knast entlassen wird, macht sie sich sofort daran, einen Rachefeldzug zu starten und den Boss eines MMA-Stalls namens Nilan zu killen, just zu dem Zeitpunkt, als Shakti und sein Kumpan demselben Typen seine gesamten Kampfsport-Goldtrophäen klauen wollen. Klar, hier stehen sich plötzlich Mutter und der mittlerweile erwachsene Sohn gegenüber, die voneinander dachten, sich längst für immer verloren zu haben. Nun fehlt nur noch der Blick in die Vergangenheit und auf die Geschichte des edlen Vaters Dhiraviyaperumal, ein rechtschaffener Kampfkunstmeister, der einst auf schändlichste Weise hintergangen wurde, um den final folgenden Rachefeldzug in der Gegenwart eine Rechtfertigung zu erteilen.

                                  Kollywood-Superstar Dhanush (ich mag ihn, gerade wegen seinem partiellen Zug zu Film-Content jenseits der Massenbespaßung und seinem Schauspielvermögen im Gegensatz zu manch anderem) ist natürlich das Herzstück dieses formalistischen, kommerziell orientierten Masalafilms und füllt mit seinem Charme und seiner Energie zwischen Komik und Dramatik das Bild. Eher schmächtig-drahtig in der Statur ist er grundlegend der Figur eines Bruce Lee nicht unähnlich, natürlich aber kein von der Pike auf gelernter Kampfkünstler. In der (besetzungstechnisch etwas holprig-quatschigen) Doppelrolle des Vaters und seines eigenen Sohnes darf er glänzen und vorführen, was er beim vorbereitenden Kampfkunstunterricht zusammen mit seiner "Mom" Sneha gelernt hat. So muskelbepackt und "dick" wie in diesem Film sah ich Dhanush noch nie. Wirklich herausragend ist seine darstellerische Leistung jetzt nicht, aber eben nervig auch nicht wirklich. Sneha als Kampfmutti auf Rachetrip ist wunderbar!

                                  Der altehrwürdige Nasser, der den gutmütig-weisen Adimurai-Meister und Besitzer der Kampfkunstschule in der Vergangenheitserzählebene geben darf, hat wohl vor, sich ins Guinnessbuch der Rekorde zu spielen (mal bitte Filmanzahl in der IMDb checken, aber nicht erschrecken), denn der taucht als Nebenrollen-Charaktergesicht gefühlt in jedem indischen Film auf, ob nun die von Netflix gestreamten Produktionen aus dem Bollywoodnorden, oder aber massentaugliche Filme des südindischen Telugu oder Tamil Cinema. Die hübsche Mehreen Pirzada fiel mir erstmals in einer Nebenrolle in der Anushka-Sharma-Geisterhorrorkomödie "Phillauri" auf, bekommt als Angebetete des Hauptcharakters, aber außer gewöhnlicher RomCom-Reflexion als Stichwortgeberexistenz nicht wirklich etwas zu tun. Naveen Chandra als Hauptbösewicht des Films geht OK, macht aber auch nicht mehr, als viele andere vor ihm.

                                  Genau das ist das Problem des Films: Er hat absolut nichts Neues zu bieten. Wer sich im fernöstlichen Kampfkunstkino der Vergangenheit, gerade was den Hongkong-Output anbelangt, auskennt, weiß, dass hier altbackene Versatzstücke mit dem südindischen Masalafilm gekreuzt werden. Eine Kampfkunstschule, ein guter und ein böser Schüler, die zu Feinden werden, sodass in der Gegenwart irgendwer das Ganze ausbaden muss. Am besten jemand, der sich finden muss mit der Disziplinierung durch Kampfkunst, wie ein längst verlorener Sohn, der Straßengauner. Alter Hut! Ebenso das indische Erzählgerüst aus anfänglicher Komik und romantisch-quatschiger Leichtigkeit gemixt mit Massentanz-Musicalszenen, auf die dann ernste Dramatik und Action folgen. In den Actionszenen ist zu viel südindische SloMo drin, generell ist der Film zu bunt. Senthilkumars Inszenierung ist höchstens Standard, eine raffiniertere Verwebung der Plots samt Spannungsaufbau wäre möglich gewesen. Ganz böse wird es beim lächerlich inszenierten Brand als Zwischenfinalactionkulisse. Der abschließende Fight erinnert eher an die Straßenbrawlerei von "Rocky V". Der Soundtrack ist ordentlich und modern produziert. Einen richtigen Ohrwurmhit habe ich für mich aber nicht entdecken können.

                                  Der eigentliche Verdienst des nicht wirklich schmerzhaften, aber im unüberschaubaren Meer der Filmveröffentlichungen sang unf klanglos verschwindenden Streifens ist es, dem vergessenen ADIMURAI wieder zu Popularität verholfen zu haben (siehe die echten Aufnahmen von tamilischen Kampfsportvereinen und -schulen im Abspann)!

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                                  Trailer:
                                  https://www.youtube.com/watch?v=wVB7OICUSxQ
                                  Audio Jukebox:
                                  https://www.youtube.com/watch?v=z3zCeZJh0h4
                                  Filmplakat:
                                  https://picfiles.alphacoders.com/333/thumb-1920-333225.jpg
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                                  Einordnung: Tamil Cinema (= Kollywood)
                                  Genre-Ausrichtung: Martial-Arts-Kampfkunst-Racheactiondramödie
                                  Musical-Song-Tanz-Nummern: ja (3)

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                                  • Diamonds are forever ... :'(

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                                      BaltiCineManiac 29.10.2020, 14:17 Geändert 29.10.2020, 14:43

                                      Å vende tilbake
                                      [Umkehren]

                                      Vor der mit gigantomanischen Totalen eingefangenen Kulisse des noch genügend mit frühlingssehnsüchtigen Schneefeldfetzen bedeckten, eisgekühlten, imposant-kargen Lapplands, welches als emotionaler Reflexionshintergrund fürs Menschenleid dient, entspinnt sich eine Beziehungsklufttragödie zwischen zwei Brüdern, die sonst völlig auf sich gestellt waren, der Ältere trotz seiner Jugend in den väterlichen Verantwortungsmodus bedingungsfolglich hineingezwungen, sich um den Kleineren und die kränklich-lethargische Mutter kümmernd, und ihrem kriegstraumatisierten, aus dem Afghanistan-Einsatz zurückgekehrten Vater, der streng-konservativ der Normalität des Gesterns zu huldigen versucht, aber im Hier und Jetzt der lebenden Welt schon längst entschwunden scheint. Denn im Leben einfach umkehren, das geht unseligerweise nicht.

                                      Eine traurige Suche nach dem gewordenen Selbst daheim, ein auswegloses Stemmen gegen zwischenmenschliche Entfremdung der Fremde wegen und ein Blick auf das, was aus einem Familienbund aufgrund eines Krieges woanders werden kann. Wortkarg und sparsam im Dialog vorgetragen, mit Bildhaftigkeit punktend, bemüht in seiner Aussagekraft und unterschwelligen Herausarbeitung der Botschaft, schlussendlich etwas plakativ-sperrig und unausgegoren in der finalen Zuspitzung, ist das lauflängentechnisch recht kompakte norwegische Familienlandschaftsdrama dennoch für jeden Fan des nordischen Kinos kühlstens zu empfehlen!

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                                      Nur noch 2 Tage in der
                                      ARD/NDR-Mediathek (sonst nirgends erhältlich):
                                      >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
                                      https://www.ardmediathek.de/ndr/video/film-im-ndr/die-rueckkehr/ndr-fernsehen/Y3JpZDovL25kci5kZS9iMTEzYWY3ZC04NjkwLTQwZGMtYmI4NC04NTY2ZmZiZjk1ZWI/
                                      (leider mit einer schwachsinnigen FSK16-22-Uhr-Sperre versehen, FSK12 wäre passender)

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                                      • BaltiCineManiac 23.10.2020, 23:48 Geändert 24.10.2020, 03:31

                                        Wo genau finde ich diese hier angepriesene Doku in der Moviepilot-Datenbank, damit ich diese, wenn geschaut, auch bewerten, kommentieren, zuordnen und in z.B. Watchlists einordnen kann?

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                                        • Harter Schlag für Sci-Fi-Fans? Wohl nicht! :D

                                          Da sehr gegenwartsorientiert, war das Erzählkonzept und damit einhergehende gravierende Logikkrater in Bezug auf die Schlüssigkeit im Zusammenhang mit dem Vorgehen der NASA in so einem Fall ziemlich schlecht durchdacht. Die NASA würde NIEMALS so einen Haufen psychisch stark mit Familienproblemen vorbelastete Crew-Mitglieder in ein kleines Raumschiff gefercht auf eine 3-Jahres-Mission ins All schicken. Für kurzfristig auftretende Probleme steht bei so etwas eine gleichwertig geschulte unf trainierte Ersatz-Crew bereit, die im besten Fall von der anderen gar nichts weiß. Sollte diese renommierte und erfahrene, mit Milliarden an Steuergeldern finanzierte Institution tatsächlich doch so dämlich sein, würde Mission Control die absolute Kontrolle über die Kommunikation und jeden anderen Fitzel behalten, soll heißen, es können nicht irgendwelche beurlaubten/freigestellten Mitarbeiter hinterrücks mit ihren Frauen im Raumschiff oder anderen Crew-Mitglieder rumtelefonieren, um Pläne zu schmieden oder sie mit ihren heimischen Problemchen auf der Erde noch wahnsinniger zu machen. Was für ein (unverantwortlicher) Schwachsinn! Ich mag emotionale Storys, wenn es passt. Hier passte halt nichts wirklich, der recht realistische Sci-Fi-Plot und das Familienmelodram gehen hier gar nicht zusammen, konstruiert und unrealistisch nach dramatischen Spannungsmomenten heischend, ohne sich dabei genügend auf die interessante Mission ansich und ihre Unwägbarkeiten zu konzentrieren.

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                                            Irgendwo im Web las ich in jüngerer Vergangenheit einen Artikel, dass Netflix großes Zuwachspotenzial beim schwarzafrikanischen Publikum und auf dem schwarzafrikanischen Markt sieht. Das ist nur logisch, weil auf dem Kontinent südlich der Sahara eine Kinoinfrastruktur nahezu gänzlich fehlt (Ausnahme: Südafrika), die alteingesessene Konkurrenz samt Fans also gar nicht erst vorhanden ist (und es nie war), weshalb der Streaming-Anbieter bemüht ist, diese Lücke zu füllen und schwarzafrikanische Filme so viel als möglich im Streaming-Programm zu haben (denn Videos waren in Schwarzafrika von jeher das Zelluloid, und der Konsum per Bildschirm schon immer der Kinogang). Natürlich wird dafür zunächst einmal auf den Output der produktionstechnisch größten Filmnation des Kontinents zurückgegriffenen, Nigeria und seine Nollywood-Filmindustrie, seinerseits auch das bevölkerungsreichste Land Afrikas.

                                            Ja genau, die Nation, die vormals zumeist durch einen inflationären VHS-Videofilm-Output auf Fan-Film-Homemade-Niveau auffiel, was alles nichts mit Kinofilm in dem Sinne zu tun hatte, weshalb das Land von seriösen Filmwissenschaftlern oft nur in Klammern dem Nationen-Ranking hinzugefügt wurde. Die Zeiten haben sich geändert, heutzutage arbeitet man digital, dadurch verschwimmen Grenzen der Einordnung, ebenso sind Gerätschaften erschwinglicher, ein gewisser Standard so erreichbar, da Produktionsaufwand und -kosten händelbar bzw. besser auf andere Abteilungen umverteilbar sind. Theoretisch. Ob sich in Sachen nigerianischer Film etwas geändert, sprich verbessert hat? Wenn Netflix schon so nett ist, ein Kontingent an Nollywoodfilmen in bester Qualität auch hier in Deutschland zur Verfügung zu stellen, sollte man vielleicht mal anfangen, einen Blick auf schwarzafrikanisches Kino zu werfen, im Fachjargon vielmehr Sub-Saharan Cinema (denn alles nördlich der Sahara wird dem arabisch(sprachig)en Kino zugerechnet!

                                            Der Film erzählt die Geschichte von Òlòtūré (nicht verifizierbar, ob das ein echter Name ist oder eine Anspielung/Synonym, da keine Übersetzung oder Erklärung auffindbar), die - dem Auftritt nach schwer vorstellbar - eigentlich Journalistin ist, welche in die gefährliche Unterwelt der Prostitution in der Megametropole Lagos abtaucht, sich undercover als Straßenhure ausgibt, um auf diesem Weg Machenschaften in Bezug auf Menschenhandel und Sexsklaverei aufzudecken. So ambitioniert von der Story her also, aber auch so gut?

                                            Nein, leider nicht. Gut gemeint ist halt nicht immer gleich auch gut gemacht! Der Streifen, produziert von EbonyLife Films, einem der Big Player auf dem nigerianischen Filmmarkt, ist zwar bemüht, sich ein seriöses dramatisches Äußeres zu geben und versucht ob des Plots, eine Art Thriller zu sein, wartet aber eben doch nur mit Klischees und schlussendlich verklemmtem Voyeurismus in Sachen Gewalt und verkappter Erotik auf, dieselben Entertainment-Versatzstücke der VHS-Video-Produktionen von einst nutzend, um dem geneigten lokalen Publikum ein Filmerlebnis nach seinem Geschmack zu bescheren, inklusive einer - eben im nigerianischen Unterhaltungsfilm nicht unüblichen - Voodoo-Ekel-Szene, wo einem Huhn der Kopf abgerissen wird, die nackten Frauen mit dessen Blut bestrichen werden und dann in einen Sarg steigen dürfen. Hat das etwas mit einem anspruchsvollen Thrillerdrama über Sex Trafficing zu tun? Nein, das ist Trash!

                                            Charakterzeichnung und Schauspielführung sind ein Graus. Das darstellerische Vermögen reicht von bemüht bis schlecht. Overacting - vor allem bei den "Bösewichten" - gehört zum Grundton. Empathie für Person und Schicksal kann nahezu keiner der Hauptprotagonisten erringen, allen voran die engagierte, aber nie wirklich so wirkende Journalistin, der der Zuschauer folgen soll. Wie bescheuert und naiv muss man eigentlich sein als Reporter(in) und vor allem als Chef und Redaktionsleiter, derart vorzugehen und zu arbeiten, ohne Absicherung, ohne Backing-Team und ohne einen konkreten Plan? Die Naivität und der Dilettantismus sind erschreckend sowie unlogisch, was dem Filmgenuss abträglich ist. Wie lange wollte sie denn eigentlich damit durchkommen, vor jedem Freier im letzten Moment wegzulaufen, ohne dass dies Fragen aufwirft? Ab und an blitzt bei der eher mauen Inszenierung dann doch ein recht veritabler Blick auf das Milieu durch, von der Stadt Lagos hingegen sieht man eher wenig, bis auf ein paar (nächtlichen) Straßenszenen, die aber auch in jeder anderen westafrikanischen Großstadt aufgenommen sein könnten. Am schlüssigsten und besten inszeniert bleibt wohl die Schlussszene am Grenzübergang nach Togo in Erinnerung.

                                            Ein Crewmitglied soll aber dann doch noch positiv erwähnt werden. Es ist der Kameramann Malcolm Mclean (dem Namen nach gebürtiger Schotte), der seine 20 Jahre Erfahrung beim britischen Film als Second-Unit-Cinematographer in seine Arbeit einfließen lässt und nun als federführender DOP ansprechend versucht, das Gezeigte zu bebildern. So eröffnet er etwa mit einer rund 5-minütigen Plansequenz. Ebenso am Rande erwähnenswert ist der goutierbare, aber nicht herausragende Lied-Soundtrack für diejenigen, die einen Einblick in (urbane) afrikanische Musik genießen wollen.

                                            Ob des Anspruch suggerierenden, vollmundigen Promotionsaufwandes der nach Prestige heischenden Produktionsfirma, alles in allem ein misslungener Versuch, per genre-orientiertem Thrillerdrama einen Einblick in die Welt der afrikanischen Prostitution und des Menschenhandels zu liefern, welcher an sich nur die gängigen Zutaten des bisherigen Nollywood-Unterhaltungsfilms abgedämpft mixt und variiert.

                                            Bei Netflix (in OmU):
                                            https://www.netflix.com/de/title/81300126
                                            Trailer:
                                            https://www.youtube.com/watch?v=hR7eGhTnOxw
                                            Poster:
                                            https://de.web.img3.acsta.net/pictures/20/09/24/10/35/2080948.jpg
                                            https://views.ng/wp-content/uploads/2020/10/WhatsApp-Image-2020-10-05-at-12.07.32-PM.jpeg

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                                              über Dune

                                              Das Spice wird erst nächstes Jahr im Oktober fließen!
                                              KAAAWWWUUUMMMMMMM ....

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                                              • 7 .5

                                                This Year is No Time to Die!

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                                                • BaltiCineManiac 28.09.2020, 13:09 Geändert 28.09.2020, 16:46

                                                  Ein Cameron-Film mit Mammuten. YAY!

                                                  Edit: Die Äußerung macht natürlich nur Sinn mit nicht abgeänderter Überschrift! :D
                                                  https://abload.de/img/moviepilot_artikel_ma2lkwq.jpg

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                                                    Was bitte war das denn gerade für ein grandios-krasser,
                                                    düsterer Ethno-Psychedelic-Trip ins vorchristliche Osteuropa?
                                                    Eine echte Überraschung und einer der besten Mittelalterfilme,
                                                    die je gedreht wurden, anknüpfend an die alte Hohefilmkunst
                                                    aus Osteuropa, die ich heutzutage so oft so schmerzlich vermisse!

                                                    Gottes Blut. So lautet die deutsche Übersetzung des polnischen Originaltitels (Krew Boga). Sowohl der englisch-internationale DVD-Titel als auch der dämliche, völlig unzutreffende deutsche Titelschwanz aus Marketinggründen (mit den Kreuzzügen hat das hier nichts zu tun) werden eine Menge Leute ob der dadurch aufgebauten Erwartungshaltung in die Irre führen, denn mit formalistischer historischer Epik, dazugehörigem Heldentum und Schwertkampf bzw. Schlachten hat dieses Werk nichts am Hut. Warum man den Film hierzulande nicht einfach korrekt "Gottes Blut" betitelt, bleibt mir - wie bei so vielen deutschen Titel-Fails in der Vergangenheit - schleierhaft. Nein, keine Sorge, von diesem Streifen soll und wird niemand christlich missioniert werden, ganz im Gegenteil!

                                                    Um Missionierung und Glaubensfragen geht es rein storytechnisch aber schon. Zeitlich genauer verortet wird nicht, konkrete Hinweise auf das geografische Gebiet des Handlungsspiels gibt es ebenso wenig. Rein von der eigenen historischen Bildung her weiß der Zuschauer, dass er sich im Frühmittelalter befindet und sich das Ganze jenseits der damaligen Christianisierungsgrenzen ostwärts abspielt. Alles beginnt auf der Ostsee, dem baltischen Meer. An der Küste, irgendwo im von slawischen und baltischen Stämmen besiedelten Osten nahe dem Baltikum strandet ein Boot an, in ihm nur tote Schwertkämpfer und ein überlebender, bewaffneter, erfahrener Ritter. In letzter Minute gelang die Flucht von einer heidnischen Insel. Er kann sich an Land retten, wo ihm von einem jungen Mann ohne Schwert geholfen wird. Beide sind von ihrer weltanschaulichen Ausrichtung und vom Gemüt sehr unterschiedlich aufgestellt.

                                                    Der energische Willibrord zerstört das Boot, damit es kein Zurück mehr gibt, und will die Missionierung auf Biegen und Brechen in den Bergen des Landesinnern beginnen, der idealistische "Namenlose", der seine wahre Identität vor der Welt verbirgt, ist darüber entsetzt, folgt ihm aber verhalten. Nur die beiden wissen, dass für die letzten heidnischen Stämme eine erfolgreiche Christianisierung deren Überleben bedeutet, denn sie sind die Vorhut einer Armee des Königs, der nachrücken und jeden nicht-christianisierten Heiden niedermetzeln wird. Ihr Trip zu den "Wilden" wird für beide eine Grenzerfahrung (wie auch für den Zuschauer) und eine Glaubens- wie auch Gewissensprüfung, genauso wie für den Stamm selbst, der von den Ankömmlingen und ihrem neuartigen Tun gespalten wird. Liebe und Hass, Verständigung und Gewalt, Wahnsinn und Dogmatismus treffen aufeinander und lassen die (damalige) Menschheit, forciert vom Willen, Gutes zu tun, im Matsch und Schlamm der Fichtenwälder am "Rande" der Welt vergehen, bis Stille herrscht und der vermeintlich Sehende nichts mehr sieht.

                                                    The Mute, das Schweigen, die Stille. Silence? Der internationale Festivaltitel bringt es einem schon näher, woran sich der renommierte, 2010 bereits für den Oscar nominierte und von der Berlinale ausgezeichnete polnische Regisseur Bartosz Konopka (u. a. auch verantwortlich für die Netflix-Serie "Das Grab im Wald") orientiert, denn unweigerlich fallen dem Filmversierten neben einer ganzen Menge anderer in Assoziation zur Thematik und der Visualität stehender Werke, zunächst einmal die zwei Verfilmungen des berühmten Romans des japanischen Christen Shūsaku Endō ein, ob nun die japanische Erstverfilmung aus dem Jahr 1971 oder die US-Neuverfilmung von 2016. Das Reminiszenzbild der Kreuze im Wasser ist überdeutlich. Unweigerlich knüpft die Bildhaftigkeit ebenso an Meisterwerke eines František Vláčil wie "Marketa Lazarová" oder "Das Tal der Bienen" an, weiß deren klassische kunsthafte Versponnenheit aber mit der kompromisslosen Härte eines Nicolas Winding Refn in Form von "Walhalla Rising" zu kombinieren.

                                                    Das apokalyptisch-düstere Szenario erinnert zudem an Schlamm und Dreck aus "Es ist schwer, ein Gott zu sein", des letzten Werkes des Russen Alexei German nach einem Roman der Gebrüder Strugazki ("Stalker"). Am faszinierendsten für den cinephilen Geist sind aber die etwas versteckt erkennbaren Ähnlichkeiten zu einem der besten mexikanischen Filme aller Zeiten, der ebenfalls Glaubensfragen und Missionierung bzw. Kolonialisierung fremder, sogenannter heidnischer Völker thematisiert, indem er einen spanischen Konquistador und seine Mannen auf einen immer krasser werdenden psychedelischen Höllentrip zu den Indio-Stämmen im Landesinneren Mittelamerikas bzw. des südlichsten Nordamerikas schickt. Die Rede ist von "Die Abenteuer des Cabeza de Vaca" aus dem Jahr 1991 mit einem der grandiosesten metaphorischen Schlussbilder der gesamten Filmgeschichte.

                                                    Mit wenig Erklärung und Rahmeninformation, zeitlich nur grober Verortung und ziemlich viel Freifläche für eigene Interpretation, versteht sich das düstere Mittelalterabenteuer wohl am ehesten als Reflexion über das Wesen des Glaubens und der Kirche, gar nicht mal historisch gebunden, sondern recht allgemein auch auf gegenwärtiges Geschehen projizierbar, gesellschaftskritische Deutungen auch fürs Hier und Jetzt provozierend, theologische Formalistika hinterfragend. Die mögliche Weisheit der Stille in von Zivilisation unberührter Natur, eine feinsinnige Fokussierung aufs Wesentliche, die Einkehr ins Selbst, kontrastiert und gebrochen durch die martialische Zustandsherbeiführung, das fanatistische Durchsetzen von Glaubensdogmen, ob mit Inkaufnahme der Gefährdung der Unversehrtheit von sich selbst oder anderen, weil man sich als Menschenfänger/fischer/führer im Zweck-heiligt-die-Mittel-Modus sehr gefällt, die Vernichtung der alternativen Möglichkeit eines Dialogs und dem friedlichen Nebeneinander aufgrund der Befehle von übergeordneten Autoritäten, deren Ansinnen eben doch nur dem eigenen Schicksal und Machtausbau gilt, was dem Ausführenden viel zu spät gewahr wird.

                                                    Zur Eindrücklichkeit der eher einfach ohne erzählerische Hakenschläge vorgetragenen Geschichte trägt enorm die wuselige Kameraarbeit von Jacek Podgórski bei (Kamerapreis beim Polnischen Filmfestival), die sich mal völlig der subjektiven Sichtweise des Hauptprotagonisten annimmt, mit ihm z. B. ins Wasser stürzt, dicht am Geschehen und an den Gesichtern bleibt, aber auch mal Panorama-orientiert neblige Baumstammwälder im ganzen durchschwebt (was dem Dronen-Operator zu Ehre gereicht), während der Protagonist einsam auf einem Felsvorsprung steht (Lieblings-Shot). Das artifizielle Color Grading geht in Ordnung, versagt bloß bei der Feuerszene in der Nacht, die dann doch zu weißstichig rüberkommt. Zudem weiß die passende Musik zu gefallen. Und natürlich die Darsteller, allen voran der kantige Krzysztof Pieczynski, nebst der nach Historie schmeckenden Ausstattung. Aus einem kleinen Budget wurde hier alles herausgeholt, was geht.

                                                    Dieser Film ist kein Unterhaltungskino für zwischendurch, da viel zu erschütternd und bedrückend in seiner Konsequenz, aber eben auch im cineastischen Sinn atemberaubend, überwältigend, düsterschön, faszinierend, hypnotisch und mystisch zugleich, ein grandios-seltsamer Trip, fern jeglicher Massenanbiederung, der einen völlig in eine andere Welt hineinzieht und nicht mehr los lässt. Koniec!

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