Deciuscaecilius - Kommentare
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Alle Kommentare von Deciuscaecilius
“All i want is a sweet distraction for an hour or two.”, singt Rita Coolidge am Anfang und das muss auch das Motto für den Film sein. Octopussy hat nicht nur einen aufmerksamkeitsheischenden Titel, sondern es ist auch ein aufmerksamkeitsheischender Film. Es vergehen kaum einmal 10 Minuten zwischen großen Actionsequenzen und vieles davon ist atemberaubend. Es stehen und liegen tatsächlich Stuntman auf einem fliegenden Flugzeug, hängen an fahrenden Zügen und wir rasen im Minidüsenjet durch Lagerhäuser. Der Film packt alles auf einen Haufen, nur ins Weltall fliegen wir dieses Mal nicht. Stattdessen hat man Indiana Jones gesehen und so kämpfen wir auch noch mit Spinnen, Tigern, Schlangen und Krokodilen im indischen Dschungel. Es ist ein Fest für alle die den Wahnsinn und praktische Stunts lieben, hier stolpert noch kein Black Adam durch verwaschene CGI.
Roger Moore ist mittlerweile ein alter Mann aber er hat sichtlich Spaß in dem Film, allein sein Gesicht erzählt mehr als die Story des Films es vermag. Seine Sprüche sitzen wie eh und je, und mit Maud Adams als Octopussy hat er eine gut passende Partnerin an der Seite. Adams ist nur 20 Jahre jünger als Moore (bei Carole Bouquet im Vorgänger waren es noch über 30) und die Beziehung der beiden wirkt etwas realistischer. Leider hat Adams keinen Auftrag in dem Film, sie ist die Liebhaberin, wird von den Bösen betrogen aber richtig aktiv darf sie nie sein. Am Ende muss sie dann wie immer gerettet werden.
Die Bösewichte sind zu viele aber sowohl Louis Jourdan als Kamal Khan, der diesen schön schmierig aber sehr kontrolliert mit französischem Akzent spielt, wie Steven Berkoff als General Orlov, der dagegen völlig enthemmt, hasserfüllt mit Hang zum Wahnsinn mimt, wie auch Kabir Bedi als Gobinda, der die Ruhe selbst mit großer Körperlichkeit und einer Aura der Bedrohung gibt, sind an sich gut gelungen.
Die Story rund um die Atombombe ist im Kern eine perfide und gut durchdachte Idee aber da so viele Protagonisten und Schauplätze darum gestrickt werden müssen, artete der Plot teilweise in völlige Konfusion aus. Man muss das alles hinnehmen, laufen lassen und um Gottes willen nicht darüber nachdenken wie unnötig kompliziert und unglaubwürdig das zeitlich und geografisch aus dem Ruder laufende Finale ist. Es baut wenigstens eine spannende Dringlichkeit auf, die einem am Ball hält.
Bleibt das Problem, das schon wieder niemand Vertrauen in die Action allein hatte, einfach alles muss mit einem Gag oder Ironie verkleidet werden. Bond schwingt sich mit Tarzanschrei an Lianen durch den Dschungel, sagt „Sitz!“ Zum Tiger im Wald, fliegt mit einem Heißluftballon mitten in eine Schlacht, fährt im Krokodil durch indische Flüsse und hastet als geschminkter Clown durch die Zirkusarena. Der Film ist zeitweise eine Farce. Für den Indienschauplatz hat man außerdem Klischeebingo gespielt und gewonnen, Kobras, Schwertschlucker, Schafsaugen, Fakire, you name it, es ist dabei. Wenn es dann aber zur großen Schlacht der indischen Schmugglerorganisation kommt, hat man große Schwierigkeiten irgendeine der Frauen als indisch zu identifizieren, weiße Haut und blaue Augen überall…
Es ist ein großer und gleichzeitig schwieriger Spaß. Und doch, ich kann kaum sagen warum eigentlich aber der Film fesselt einen mit dem ganzen Kram 2h vor den Bildschirm. Wie auch immer die Bondmacher das machen, aber diese bekloppte Formel funktioniert, ich würde den wieder gucken…
In Dunkirk wird die Geschichte der Evakuierung bzw. Flucht der britischen Armee vom Kontinent zurück nach England im Zweiten Weltkrieg gezeigt. Dabei werden 2 Wochen der Armee am Strand, 1 Tag eines zivilen Rettungsbootes und 1h eines Jagdfliegers abwechselnd zusammengeschnitten.
Die Idee folgt der Obsession von Christopher Nolan in jedem Film mit Zeitebenen zu spielen und es ermöglicht dem Film ohne lineare Dramaturgie auszukommen. Die 90 Minuten Film sind eine einzige Actionszene mit vielen kleinen immer wieder hochdramatisch komprimierten Spannungsbögen.
Die Musik Zimmers hämmert dazu die ganze Zeit und alle Bilder sind perfekt. Nie hat man Explosionen so direkt gesehen, sahen untergehende Schiffe, abgeschossene Flugzeuge und ertrinkende Soldaten so realistisch aus. Man kann dem Film kaum entkommen, sich nur unterwerfen unter den Druck der Bilder. Die Menschen sind dagegen zurückgenommen, Dialoge selten und kurz, Nolan verschiebt seine Figuren wie auf einem Schachbrett von einem Spannungsbogen zum nächsten. Der Feind bleibt dabei körperlos und der Film wird zum Spektakel.
Kenneth Branagh darf als Commander ein paar pathetische Worte über den Krieg sagen aber das dient hier nicht zur Orientierung des Zuschauers, es soll dem kalten gefühllosen Film die Brücke zum Pathos bauen. Und dieses Pathos setzt am Ende gewaltig ein, Winston Churchills Rede wird gelesen, Zimmers Musik setzt zum letzten Stakkato ein und ein blinder Mann verteilt Decken. Ein Kriegsfilm ohne Einstellung zum Krieg, ohne Feinde, ohne Charaktere aber mit dem Willen zum Sieg und trotzdem oder deswegen erstaunlich wirkmächtig.
Leider baut der Film so aber keine Sympathie auf und produziert nur wenig Emotion über seine Schauwerte hinaus. Er folgt dabei meiner Einschätzung nach einem Trend, denn die Filmemacher von heute haben ein Problem, sie wollen harte Action aber sie wollen gegen Niemanden kämpfen. Das Problem ist der Gegner, der Mensch auf der anderen Seite, ihn als Wesen zu akzeptieren hieße, einen komplexen Film zu machen, der eine Haltung zum Geschehen entwickeln müsste. Nur traut man dem Zuschauer nicht zu, dass zu mögen und man hat Angst Kritik zu bekommen den Gegner wahlweise zu nett oder zu böse, zu menschlich oder zu wenig menschlich oder eben einfach zu grausam oder zu freundlich dargestellt zu haben. So wurde der gesichtslose Gegner erfunden. Der Film bleibt derselbe aber eine Haltung zu zeigen, ist unnötig geworden.
Q verspricht uns am Anfang, jetzt wo der richtige Agent wieder da ist, mehr Action, Gewalt und Sex und tja, da sind gleich zwei Lügen drin. Es gibt wieder mehr Sex, weil einfach jede Frau in dem Film absolut horny auf Bond ist aber ansonsten ist da nicht viel. Trotzdem versichern uns die Protagonisten immer wieder wie wundervoll es ist, dass der beste Agent zurück ist und dass nur er der einzig Wahre ist. Eine etwas peinliche und im Angesicht des Films auch keine gut gealterte Attitüde.
Aber fangen wir vorne an: Der Startsong ist schrecklich und er zerstört die beste Actionszene des Films. Der Rest, ob die unübersichtlich verwirrende Jagd auf dem Gadget armen hässlichen Motorrad, die blöde Jagt der ferngesteuerten Haie oder der Rest der Unterwasserszenen, ist langweilig und wenig innovativ. Lediglich einige Prügeleien, wie die am Anfang im Krankenhaus machen Spaß. Insgesamt sieht der Film eher nach Fernsehfilm als nach teurem Bondfilm aus.
Die Charaktere sind alle ambivalent. Wir haben einen schrecklichen M, der wohl komisch sein soll aber nur nervt, eine langweilige Moneypenny und einen ganz netten Q. Dazu kommt Klaus Maria Brandauer als Maximillian Largo dem Bösewicht des Films, mit dem man scheinbar nicht abgesprochen hatte in welchem Film er spielen würde. Er spielt die Figur subtil und creepy als langsam eskalierenden toxischen Partner in einem Drama von Ingmar Bergmann, wirkt dabei aber als Superbösewicht, der er sein soll, völlig neben der Spur. Seine Superfähigkeit scheint Computerspielen (oh Boy die Computerspielszene…) zu sein.
Kim Basinger als Domino dagegen wusste scheinbar nicht, dass sie in einer toxischen Beziehung steckte, und spielt daher anfangs überschwängliche Liebe, dann leichte Verwirrung und zuletzt absolute Liebe für Bond. Man hat ihr strukturell keinen Gefallen, damit getan die entscheidende Enthüllung zum Tod ihres Bruders in eine bizarre Tanzscene zu legen, aber wie sie von der völlig passiven Geliebten am Ende zur Rächerin wird, bleibt mir völlig unklar.
Kommen wir zum Positiven. Barbara Carrera als Fatima Blush, der man wohl gesagt hat, dass sie alles geben soll, macht das mit vollem Einsatz von Körper, Kleidern und Irrwitz. Es passt nicht zum Rest des Films aber ihre Auftritte sind ganz klar die Highlights des Films. Davon abgesehen spielt Connery seine Rolle mit viel Lust und Spaß an der Sache wieder auf dem Niveau der frühen Bondfilme und rettet damit auch die ein oder andere Szene.
Retten können die beiden den Film im Ganzen aber nicht. Das Pacing ist komisch, der Film mäandert anderthalb Stunden sinnlos herum, um sich dann hektisch an die eigentliche Bedrohung zu erinnern. Das Finale ist superlang und superlangweilig. Die Musik ist dudelnde Fahrstuhlmusik, die auch noch den wenigen guten Szenen schwer schadet und das ergibt alles zusammen überhaupt keinen Sinn.
Wenn der Film eines beweist dann das Bond nicht von Sean Connery abhängig ist, sondern vom Drumherum. Humor, Action, Erotik, Wahnsinn und Spannung zum typischen James Bond Mix auszutarieren ist die Kunst, eine Kunst, an der dieser Film scheitert.
„Back down to earth“, war scheinbar das Motto des Films und er startet mit einem Besuch am Grab von Bonds Ehefrau. Es ist damit das erste Mal das der Film mit George Lazenby eine Erwähnung im restlichen Bonduniversum bekommt und das hat seine Gründe, denn ein großes Thema des Films ist das Konzept Rache. Blofeld wird schnell entsorgt, mehr aus Rache am geplanten nicht Eon Productions Bond Film, als aus einem filmischen Grund aber dann sehen wir schon den nächsten Ansatz, denn die Eltern von Carole Bouquet die Melina Havelock spielt werden getötet und Melina ist von nun an auf einem Rachefeldzug.
Melina wird damit auch zum integralen Mittelpunkt des Films, die Bond immer an der Seite steht und diverse der Gegner tötet. Interessant ist das Bond hier eher wie ein Vater auftritt als wie ein Liebhaber, er ist besorgt über ihre Rachefantasien, vielleicht auch, weil das zu einem Leben wie dem Seinen führen könnte? Die genauen Motive der väterlichen Sorge bleiben leider etwas im Dunkeln womit auch das an sich interessante Motiv etwas verpufft. Die Beziehung ist aber interessanter als die mit den meisten Bond Women und macht Melina damit auch zu einer der denkwürdigsten Bond Women.
Mit der Rückkehr zum normalen Agentenleben kehren auch alle Elemente früherer Bondfilme wie „From Russion with Love“ zurück. Bond ermittelt tatsächlich etwas und die Story versucht überraschend zu ein, hat Twists, Racheelemente und ist insgesamt viel düsterer als die vorrangegangener Bondfilme. Bonds brutaler Kick um einen Bösewicht vom Berg zu befördern ist eine der wenigen harten persönlichen Szenen der Roger Moore Geschichte.
Die Action ist dabei herausragend. Die Autoverfolgung in der gelben Ente ist in ihrer einfachen Art super unterhaltsam und die Verfolgung auf Skiern, inklusive dem Teil in der Bobbahn ist ein absolutes Highlight. Es fällt auf das die komischen Elemente behalten wurden aber viel kürzer und zurückhaltender eingesetzt werden. Sie unterbrechen daher den Ablauf nicht mehr und tragen wirklich nur noch zum Vergnügen bei. Selbst die Unterwasserszene ist bei aller Langsamkeit besser als die in Thunderball, da hier effektiv Spannung aufgebaut wird. Auch das ist eine gefühlt neue Entscheidung den Film mit vielen kleinen Spannungsmomenten zu füllen, statt mit Größe zu klotzen.
Der Film selbst hat optisch schöne Momente wie dem Unterwassertempel, dem wunderbaren Kloster auf der Bergspitze und den Ausblicken in den Alpen aber die ganz großen Sets fehlen. Als Ausgleich gibt es mit Topol als Milos Columbo, wieder einen aktiven Bondhelfer, der viel Spaß macht, im Gegensatz zum super lahmen Julian Glover als Aristotle Kristatos, der sicher ein guter Schauspieler ist aber hier wirklich gar nicht wirkt.
Es ist insgesamt ein vergleichsweise kleiner aber super angenehmer Film der viel besser gealtert ist als seine Vorgänger. Als klassischer Agentenfilm macht er viel Spaß und ich mochte ihn überraschenderweise wirklich sehr.
Licorice Pizza ist ein Film von Paul Thomas Anderson über eine 25-jährige Frau, die einen 15-jährigen Jungen trifft, der mit dem Selbstbewusstsein eines Hollywoodkinderstars versucht ihre Aufmerksamkeit und Liebe zu erringen. Sie steckt in der Zwischenhölle zwischen abhängiger Kindheit daheim bei den Eltern und einem Erwachsensein fest und er braucht eine neue Zukunft, nachdem er dem klassischen Kinderstar langsam entwächst.
Die beiden ziehen sich an, aber stoßen sich ständig wieder ab. Die Machtverhältnisse zwischen dem selbstbewussten sexgetriebenen Jungen und der zurückhaltenden unentschiedenen, aber älteren Frau prallen immer wieder aufeinander. Sie fährt ihn herum wie eine Mutter und er steckt sie zu Werbezwecken in Badeanzüge und wenn sie gefragt werden, dann sind sie kein Paar und können auch nie eines sein. So mäandern sie durch das wilde Leben in den Siebzigern im kalifornischen San Fernando Valley, sie können nicht ohne und nicht richtig mit, sie sind Businesspartner, Freunde und Familie, wenn einer fällt, ist der andere da, wenn einer Liebe braucht, muss der andere fliehen.
Es ist die Neuerfindung der Romcom in einem fantastisch detailverliebt ausgestatteten Kalifornien. Jede Szene leuchtet in Goldgelb und orange, jedes Zimmer wirkt bewohnt und jedes Kleidungsstück wie 1975 gekauft. Es ist eine prachtvolle Welt, in der die Klischees des alten Hollywoods zur wunderbaren Musik der Zeit auftauchen, Verwirrung stiften und wieder verschwinden, nur die Beiden bleiben. Es ist ein Scheitern des American Dreams und doch irgendwie auch dessen Erfolg, eine Geschichte die nicht eine Erzählung meiner Welt ist aber einer Welt, die so wahrhaftig wirkt, als wäre man dabei und würde mit ihnen durch Kalifornien laufen.
Alana Haim und Cooper Hoffman spiegeln die ganze Klaviatur menschlicher Beziehungen in ihren Gesichtern, die ganze Unsicherheit, die Kämpfe um Macht und Einfluss, die Verletztheit und die Ziellosigkeit, die ein Leben der Möglichkeiten so mit sich bringt. Es ist noch eine Welt, in der alles geschehen kann, in der alles noch möglich war und Paul Thomas Andersen lässt uns eine Weile teilhaben an dieser Welt. Der Film ist dabei ein Ausschnitt aus einer Traumwelt, die es so sicher nie gab und doch läuft dieser Traum weiter, weil der Zuschauer dies so will. Es ist ein Meisterwerk.
Einen Film zuvor haben sie erst aufgedreht und nun ist die Schraube schon ab. Eines muss man den Bondmachern lassen, es ist ein fetter Film, die Kulissen sind so grandios. Von der versteckten Dschungelhöhle, die nur ein paar Minuten im Bild ist aber so perfekt und paradiesisch aussieht, das man einen ganzen Film dort drehen wollen würde, über die Technik und Bildschirmhölle direkt dahinter, bis zur Raumstation selbst, es ist ein Fest. Das gilt auch für die vielen Actionszenen, die teils in grandiosen Umgebungen spielen und mit starken Übersichtsaufnahmen abgerundet werden. Bond prügelt sich fröhlich durch ein Glasmuseum, hängt über Rio, legt Minen in den Amazonas, klaut einen Fallschirm im Freiflug und fliegt in den Weltraum.
Oder besser gesagt er lässt sich von der multitalentierten Lois Chiles als Holly Goodhead fliegen. Die Frau mit dem perfidesten Namen der Bondgeschichte, ist die kompetenteste Bond Frau bisher und diejenige die Bond, der eher durch die Geschichte stolpert und mehr zufällig überall ankommt, den Weg bereitet. Das bestimmt auch ihr Verhältnis, die Konfliktlinie verläuft nicht zwischen den Geheimdiensten, sondern zwischen Frau und Chauvinist. Bond beleidigt Holly vom ersten Moment an und hört damit erst, auf als es kaum noch zu übersehen ist, dass er hilflos ohne sie wäre. Es ist eine eigenartige Verbindung, welche die beiden hier bilden. Eine in der sie kaum irgendeine Chemie miteinander aufbauen können.
Richard Kiel als Jaws ist auch wieder zurück, ist anfangs bedrohlich und gruselig speziell im absurden Clownskostüm, wird dann aber noch stärker als im letzten Film zum allein komischen Element. Und zuletzt ist da Michael Lonsdale als Hugo Drax dem Bösewicht des Films, der sich alle Mühe gibt den typischen elitären und arroganten Wahnsinnigen zu geben und doch immer etwas langweilig bleibt. Er strahlt wie sein Vorgänger eben keine körperliche Präsenz aus und lebt nur von den, zugegeben teilweise grandiosen Sprüchen. Insgesamt wirken damit alle drei Hauptfiguren etwas hinter den Möglichkeiten, die ihre Charaktere geboten hätten.
Aber kommen wir zum Offensichtlichsten, der Absurdität des Films im Ganzen. Es ist wieder kaum möglich, sich da zwischen etwas zu entscheiden, seien es rhythmisch nickende Tauben, Attentäter in Särgen, französische Schlösser in Kalifornien, einem verliebten Jaws, Lasergewehrduelle im Weltraum, einem Kampf gegen eine Anakonda und so vieles mehr. Der Film ist ganz klar drüber, wo immer er kann, und macht dabei zwar riesigen Spaß aber übertreibt es auch. Es ist zu unlogisch, zu außerweltlich und manchmal einfach zu albern. Eine Dosis Ironie passt zu Moores Bond aber es ist zu viel nicht sterben wollender Jaws und definitiv lässt Drax Bond einmal zu oft entkommen, weil er ihm einen amüsanten Tod wünscht. Der Film ist sich der Problematik sichtlich bewusst und adressiert es, nur irgendwie hilft das hier auch nicht mehr. Wenn Bond den Zielcomputer ausstellt, muss man nur die Augen schließen, um es ganz deutlich zu hören: „Remember… the Force will be with you, always.“
Bond sollte nicht kopieren, er sollte kopiert werden. Ein unterhaltsames Erlebnis ist das aber kein überragender Film.
Es ist ein Reboot mitten in der Roger Moore Ära, neuer Regisseur, neues Drehbuchteam, Saltzman steigt aus, und in gewisser Weise werden die Geister von Connery vertrieben. Aber fangen wir vorn an: Als Erstes sieht man dem Film an, dass wieder Zeit zur Vorbereitung da war, dass es nicht am Geld mangelte und das hier alle etwas Großes wollten. Der Skisprung mit dem Union Jack auf dem Fallschirm ist eine ikonische Startszene und Strombergs Meereslabor „an Experiment in Roundness“ sind großartig und so übertrieben, wie es nur diese Filme präsentieren können. Der schneeweiße hartkantige Lotus ist eines der besten Autos der Bondgeschichte. Alles Große ist hier großartig, die Autoverfolgungsjagd in drei Abschnitten fegt alles weg und da ist der andauernde und so sinnlos wie aufregende Kampf gegen Richard Kiel als Jaws, dem besten Henchman, ständig changierend zwischen gruselig und Comic Relief.
Da bleibt es nicht aus das auch das Konzept Bond Women eine Überarbeitung bekommen hat, Barbara Bach als KGB-Major Anya Amasova, startet den neuen Typ der mitarbeitenden Begleiterin die außerdem Bond, zwar letztlich definitiv, aber eben nicht sofort in ihr Höschen lässt. Ganz im Gegenteil, für Bond, wie wohl auch für den Zuschauer überraschend, landen sie auf der ersten Bootstour zwar gemütlich nebeneinander aber „that she blows him away“, läuft anders als erwartet. Ganz konsequent ist das aber dann doch noch nicht, einmal weil Bach zwar gut mit Moore harmoniert aber komisch leise und passiv spricht und handelt, sie hat zu wenig zu tun und ist dann auch noch im Finale komplett abwesend. Außerdem wird der Konflikt zwischen den beiden letztlich nicht vernünftig aufgelöst und endet auch wieder nur im Bett. Insgesamt ist Bach aber doch eine bereichernde Neuigkeit hier, nicht zuletzt, weil sie hinreißend aussieht und nicht, wie ein Möbelstück behandelt wird. Ganz im Gegenteil Moores Bond zeigt immer wieder wirkliche Anteilnahme an ihr.
Curt Jürgens als Karl Stromberg ist dagegen der Schwachpunkt des Films, nicht nur sein Plan wirkt etwas unausgegoren auch seine primär sitzende Tätigkeit beeindruckt wenig, ihm fehlt die rastlose Energie von Goldfinger oder Kananga. Glücklicherweise braucht ihn auch niemand am gefühlt größten Set der Filmgeschichte beim Kampf um den Tanker. Ob eine solche Schlacht zu einem Bondfilm passt, soll jeder selbst entscheiden aber die Kulisse allein ist der Kracher. Wie bei allen dieser großspurig denkenden Bondfilme bleibt die Logik immer wieder hängen und das alles löst sich in Blödsinn auf, sobald man auch nur ein paar Sekunden darüber nachdenkt. Nur wer denkt bei diesem Film schon nach und da hilft dann auch die Ironie die alle Roger-Moore-Filme durchtränkt. Die pure Albernheit der beiden vorherigen Filme ist verschwunden, der Film macht sich zwar über seine eigene Übertriebenheit und Großmannssucht lustig, ist aber nicht mehr selbst infantil. In Momenten, wenn die Lichter über den Pyramiden stehen oder Anya und James durch den Tempel von Abu Simbel Simbel rennen und Jaws über ihnen droht, ist es dann ein fast perfekter Bondfilm.
Ein in jeder Hinsicht typisch japanischer Film, eine besondere Erfahrung, zusammengesetzt aus verschiedenen Kurzgeschichten von Haruki Murakami, die sich um Sprache, und den Akt des sich selbst Findens im Kennenlernen des Anderen drehen. Das Fremde gibt hier den Anstoß für etwas Neues. Manchmal schafft erst das Ende von etwas die Möglichkeit, ehrlich zu sich selbst zu sein aber dieser Weg ist ein Prozess oder in diesem Fall ein sich ewig wiederholender Roadtrip.
So gleiten wir in einem alten roten Saab durch die japanischen Tage und Nächte. Die Figuren brauchen lange um sich und andere zu finden, sich zu öffnen und letztlich Entscheidungen treffen zu können. Man muss dann doch etwas tun! Es gibt viel Stille auszuhalten in diesem Film, eine Leere die niemand, als man selbst füllen kann. Manchmal dringt Musik, dünn wie Glas und zerbrechlich wie Eis ein, manchmal hypnotisieren einen die Landschaften, die Industrieanlagen, die ewigen Auffahrten und Abfahrten, die Tunnel und Stromleitungen aber oft bleibt man allein mit sich. Es ist ein anstrengender Weg, der die ganze Aufmerksamkeit braucht.
Die Metaphorik der verschiedenen Sprachen, in denen Onkel Wanja inszeniert werden soll, ist offensichtlich aber das ändert nichts daran, dass man trotzdem eine Weile braucht, um es wirklich zu verstehen, es zu fühlen. Vielleicht dauert es bis zum Ende, wenn man sich in der Zeichensprache fallen lassen kann und plötzlich etwas versteht, was man doch nie gelernt hat. Was wäre passiert, wenn man sich hier und da, so oder so entschieden hätte oder ist es gut, wie es ist? Ob man sich versteht oder nicht, nichts kann die Vergangenheit verändern, daher werden alle Figuren mit ihr leben müssen wie Onkel Wanja bis zum Ende ihrer Tage. Gott ist gnädig. Gegen Kummer hilft Lindenblütentee.
Puh das Filmmotto müsste lauten: „Ass in your Face“. Aber fangen wir mit Grundsätzlichem an: Bond war mit Connery eine brutale Figur, die sich nicht um das Wohlergehen der Frauen und auch wenig um seine Unterstützer kümmerte. Die Filme kamen damit durch, weil Connery das lässig dahin spielte. Diese Fähigkeit hat Roger Moore als Schauspieler nicht, sein Bond sieht wie ein Arschloch aus, wenn er sich wie ein Arschloch benimmt.
Womit wir beim Thema wären: Maud Adams spielt Andrea Anders, die de facto in Gefangenschaft vom Bösewicht des Films Christopher Lee als Francisco Scaramanga ist und Hilfe braucht. Sie versucht also Bond verzweifelt und überzeugend gespielt, um Hilfe zu bitten, er ist dankbar dafür und reagiert, wie man das erwartet: Er tut ihr weh, schlägt ihr ins Gesicht, bedroht sie und vögelt sie schließlich, weil sie das aus Verzweiflung als Bezahlung anbietet. Vielleicht wäre das erträglich gewesen, wenn Andrea als Femme Fatale und nicht als hilfloses Opfer präsentiert worden wäre. So schmerzt es besonders, weil sie in der nächsten Szene auch schon tot ist, was aber wirklich niemanden im Film stört. Denn da ist noch Britt Ekland als Mary Goodnight, die eine MI6 Agentin spielt die Bond unterstützen soll. Sie spielt eine verzweifelt nach Bond schmachtende blöde Blondine, die nichts richtig macht, maximal von Bond erniedrigt wird und Bond mehrmals (leider) versehentlich fast umbringt. Es ist der Tiefpunkt der gesamten Serie im Umgang mit Frauen und irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass dies 1974 noch völlig OK war.
Der Rest des Films hat auch so seine Probleme. Die ganze Action ist maximal medioker. Was auffällt, ist das keine der Actionszenen ohne irgendeine Form von ablenkender Komik auskommt. Einige Soundeffekte wie das berühmte blöde tröten während der beeindruckenden Autosprungsequenz, sind heute legendär für Fremdscham. Offenbar hatte niemand Vertrauen darin, dass die Szenen auch für sich funktionieren und dass man sie daher albern machen musste? Einiges im Film wirkt, als wäre man in eine Parodie von Bond geraten.
Das Highlight des Films ist aber definitiv Scaramanga, Lee spielt das mit so viel Haltung, dass man ihm wirklich gern zusieht. Damit ist er aber auch der Einzige mit Haltung im Film. Selbst M wünscht in einer Szene, die komisch sein soll, Bond indirekt den Tod. Lee bleibt in diesem Wahnsinn damit der einzige Fixpunkt. Ach und die ganze Story machte keinen Sinn und es würde, jeden Text sprengen, alles Unlogische hier aufzuzählen. Für das als Gag aus dem Boot geschmissene Kind, hat sich Roger Moore wenigstens höchst persönlich entschuldigt. Man kann den Film wirklich nicht schön reden.
Das ist erste Film mit Roger Moore und er beginnt erstaunlich leichtherzig, als wenn Moore schon immer Bond gewesen wäre. Es gibt keine spezielle Einführungszene, nur ganz normale Anfangsgags. Das ist auch etwas das auffällt, der Film ist nicht so albern wie sein Vorgänger aber immer noch lustiger und auch ein bisschen kindisch hier und da im Vergleich zu den meisten Connery Bonds. Moore macht das aber gut und passt besser zu den lustigen Szenen. Dabei fällt auch auf das er eigentlich besser in menschlich verständnisvolle Szenen passen würde aber noch immer die Connery typischen Szenen in denen Frauen verarscht oder bedroht werden bekommt. Moore wirkt hier immer unangenehm und als wäre ihm selbst dabei unbehaglich.
Der Bondsong ist vermutlich einer besten der Reihe und der ansonsten sehr zurückhaltende Score passt gut. Die Filmqualität sieht seltsamerweise schlechter aus als die der Vorgänger, dafür wirkt alles realistischer und weniger bunt. Der Film ist damit aber nicht so beeindruckend wie z. B. „You Only live Twice“. Einige der Actionszenen sind dafür legendär, ganz besonders die lange Verfolgungsszene mit den Booten, inklusive der Krokodile am Anfang und dem ganzen Blödsinn rund um Sheriff Pepper. Diese ganze Sequenz zusammen mit der Verfolgungsjagd im Doppeldeckerbus, sind in die Filmgeschichte eingegangen und machen auch heute noch Spaß. Die Geister scheiden sich an Pepper aber ich fand ihn ganz unterhaltsam.
Die Bondgirls sind allerdings ein Problem in dem Film. Besonders Gloria Hendry als Rosie Carver, hat hier keine gute Rolle abbekommen, sie ist konstant nervig, wirkt nie wie eine CIA-Agentin und immer nur als Persiflage ihrer selbst. Jane Seymour als Solitaire hat mehr zu tun, sieht beeindruckend aus und sie hat ihre Momente aber wirklich überzeugt hat sie mich trotzdem nicht. Am Anfang zu unsicher, dann mit einem komischen Wechsel zwischendurch zur Sexkönigin und wieder zurück zum verletzlichen Mädchen. Das funktionierte für mich nicht und die Chemie mit Moore war leider auch nie gut.
Die Bösewichte sind dafür besser, endlich wieder ein Film ohne Blofeld. Yaphet Kotto als Dr. Kananga ist fantastisch in seinem über den Verlauf des Films immer wütender und erratischer werdenden Wahnsinn, nur schade das sein Tod so dümmlich inszeniert wird. Seine Henchmans fetzen auch alle, besonders das Lachen von Geoffrey Holder als Baron Samedi lässt die Haare zu Berge stehen. Insgesamt ist die Story mehr eine „Zurück zu den Wurzeln“ Variante, geerdeter in der Realität und so auch ganz OK. Nichts daran ist überraschend und das ganze Heroin auch irgendwie egal aber das passt schon. So haben wir einen Roger Moore Bond der noch etwas die Form sucht, zwischen Komik und Ernst aber der schon gut funktioniert und einen ersten sehr unterhaltsamen Film angeliefert hat.
What we do in the Shadows ist eine Mockumentary zusammengesetzt aus mehr oder minder zusammenhängenden Sketchen, die sich Taika Waititi und Jemaine Clement über die Jahre ausgedacht haben und die mit viel Improvisation und Schnitt in Form gebracht wurden. Die Handlung bleibt dabei mehr oder minder egal und es ist daher gut, dass der Film nicht zu lang ist.
Die Vampirparodie profitiert sichtlich davon das alles mit viel Liebe zum Genre gemacht wurde und die absurden Figuren so ernsthaft in Szene gesetzt werden, dass man mit der Zeit tatsächlich Mitgefühl mit ihrem elenden Leben entwickelt. Andere Vampirfilme brauchen einen ganzen Film, um das Problem dieser zu alten Männer im Wandel der Zeiten fühlbar zu machen, hier gelingt es in ein paar Strichen. Sie sind so aus der Zeit gefallen und so bemüht ihre Haltung zu bewahren, dass jede Aktion tragisch komisch wird.
Moderne Wohngemeinschaften scheitern am Putzplan, wie muss es da erst nach 100 Jahren sein und wie egal ist die Frage, wen man liebt, wenn man 300 Jahre Zeit hat, wirklich alles auszuprobieren. Das sind Themen, die der Film anspricht, aber so richtig etwas daraus machen tut er nicht, weder Story noch Charakterbildung bringen das mit.
Neu ist streng genommen auch nichts, der Mockumentary Stil wirkt mittlerweile selbst ein bisschen aus der Zeit gefallen wie die Jungs im Film. Es wirkt manchmal mehr wie eine Ausrede, nicht allzu viel Cineastisch erzählen zu müssen, alles bleibt sehr basic, um nicht zu sagen langweilig dargestellt. Der Humor und die Konfrontationen mit der Moderne wiederholen sich schnell. Da das alles nur Abziehbilder sind, braucht man sich für sie auch nicht zu interessieren, richtig involviert ist man in deren Schicksal oder ihre Entwicklung, daher auch nicht. Wobei eben eh nicht viel passiert.
Am Ende ist das für eine Weile ein ganz lustiger Film, dem nur ein richtiger Handlungsstrang, eine richtige Geschichte fehlt. Ich hatte den Film besser in Erinnerung, beim erneuten Anschauen war das eher langweilig und mit der Dauer sogar anstrengend.
Ein Agententeam, das eigentlich in eigenen Liebes- und Beziehungsfragen vollbeschäftigt ist, muss noch schnell die Weltraumstadt der vereinten Völker (natürlich unter menschlicher Vormacht) retten. Luc Besson inszeniert gewaltig: Alles ist kunterbunt, leuchtend schön, mit fantastischen Effekten und integrierter Liebesgeschichte. Es ist ein Abenteuer durch Raum und Zeit und es entblättert sich dabei außerdem Stück für Stück eine neoliberale Verschwörung rund um Genozid und Terrorismus. Die ganze Welt quillt in jeder Sekunde von Kreativität nur so über das dagegen ganze Marvel Universen erblassen müssten. So muss Comicverfilmung aussehen.
Leider aber hat das Team DeHaan und Delevingne keine Chemie zusammen, das Liebesgerangel zwischen den beiden soll sexy und lustig sein, aber das funktioniert gar nicht. Speziell DeHaan wirkt völlig überfordert mit der Rolle des fröhlich verschmitzten Schurken und das macht die Unterhaltung kaputt. Für einen Film der um die Beiden herum gebaut ist, wird das zum großen Problem.
Was noch mehr schmerzt ist das Luc Besson auch noch gewaltigen Blödsinn inszeniert: Die Verschwörung ist vorhersehbar, wird aber wie der Heilige Gral präsentiert und auserzählt. Den esoterischen Hippie Opfern, um die sich der Plot dreht und die hier als Analogie zum Verdrängen von Indigenen auf der Erde dienen, geht alle Glaubwürdigkeit ab. Wer weiß ob das nicht hätte funktionieren können, wenn der Film etwas ernster wäre und nicht die ganze Zeit so halblustig von überdrehter Situation zu Situation wabern würde. Aber es wird nie spannend, die Action ist behäbig und dem Finale geht endgültig die Puste aus. Puh schade drum…
Da ist er zurück der gute sichtlich gealterte Sean Connery und dabei hat er gleich noch das Budget des Films mitgenommen. Letzteres sieht man dem Film leider auch an, so ziemlich am Anfang gibt es eine grandiose Kampfszene in einem Aufzug, aber danach fällt es deutlich ab. Das Finale ist lahm und spannungslos, die Verfolgungsjagt im Moon-Car blöde und die Verfolgungsjagt mit der Polizei in Las Vegas zu gemütlich, was es an großen Szenen auch war. Die Effekte sind zum Teil noch schlimmer besonders bei der großen Weltraumlaseraktion, das sieht alles aus wie ein B-Movie.
Man hätte denken können das die Rache an Blofeld härter und direkter ausfallen müsste aber dieser Film ignoriert, den letzten wie der, den davor ignoriert hat, Kontinuität ist definitiv nicht die Stärke der Bondfilme. Blofeld, hier gespielt von Charles Gray hat sich mit Hilfe von Süßkartoffelpüree Doppelgänger gemacht und will nun die Welt erpressen, so schön so durchschnittlich. Dass er gerade Bonds einzige Liebe erschossen hat, kümmert hier niemanden mehr.
Bondgirl Tiffany Case, gespielt von Jill St. John soll einen neuen Typ von Bondgirl darstellen, selbstbewusster und tougher und vor allem mit größerer Rolle aber der Film lässt sie nach starkem Beginn Stück für Stück immer dümmer werden, bis sie im Finale total lächerlich gemacht wird. So kann eine Frauenfigur schon einmal nicht funktionieren.
Und um den Ring vollzumachen, der ganze Plot ist silly, mit einigen ganz komischen Löchern. Wie kommt Plenty in den Pool (ganz nebenbei: Bond sitzt da gemütlich und raucht, während ihre Leiche vor ihm im Wasser schwankt… Connerys Bond ist manchmal sehr unheimlich), was soll diese Mondfilmszene, wozu sind die Doppelgänger überhaupt gut, warum bringt niemand bei den unendlichen Möglichkeiten Bond um und überhaupt der ganze komische Plan von Blofeld. Der Film ist ein ganz schön großer Haufen Unsinn, der zwischen ärgerlich bis lustig schwankt.
Und da kommen wir zum eigenartigen Teil: Der Film ist lustig, die Dialoge sind es überwiegend und die beiden Henchmans Bruce Glover and Putter Smith als Mr. Wint and Mr. Kidd sind großartig. Bei allen Schwächen lässt sich der Film gut ansehen, er füllt sich nicht so lang an wie Thunderball und das Finale ist zwar so enttäuschend wie das von Dr. No aber dafür komisch. Es ist schräg diesen Film unterhaltsam zu finden, wo er doch alle Schwächen der Connerybonds hat ohne die Stärken ansatzweise zu erreichen aber er ist unterhaltsam. Der Film war vielleicht ein guter Test für die Zukunft mit Roger Moore, ein Beweis dafür das die Formel besser wird, wenn man sie ironisiert. Er ist aber auch eine Warnung, ein bisschen Ernst sollte es bleiben und ein paar Schauwerte muss er mitbringen, denn Bond ist nicht die nackte Kanone bzw. sollte es nicht sein.
Der ganze Film wird in langen perfekt gefilmten Plansequenzen realisiert, die optisch ohne Schnitte daherkommen, was ein theaterhaft und überraschend direktes Sehgefühl erzeugt. Man sieht nicht nur zu, man trifft die Darsteller irgendwo auf dem Gang oder wenn sie den Kopf zu Tür hineinstecken. Was eine selten gesehene Direktheit erzeugt, wie man sie eigentlich nur im Theater erlebt. Untermalt wird das ganze durch hypnotische, teilweise jazzig angehauchte Percussion Sounds.
Alle Darsteller spielen sich die Seele aus dem Leib, Keaton ist brillant als dieser egozentrische, aber tief traurige Schauspieler, Emma Stone gibt die nach Sinn suchende Tochter mit Lust und Norton spielt die Arschgeige seines Lebens. Es geht um die Bedeutung von Kunst, um das Verhältnis Theater zu Film, um Depressionen, um Ego, um Ruhm, Hollywood, um die Kunstkritik, toxische Beziehungen, Superhelden und natürlich um Drogen und vermutlich noch um so viel mehr, dass alles miteinander verschwimmt. So sehr verschwimmt das ich gerade die Schreibweise von „Arzi Farzi“ googlen musste. Das Ganze fühlt sich bei aller sichtbaren Brillanz an, wie eine 2h Folge von 30 Rock, schwatzhafte Kunstsatire, die eine Projektionsfläche für jedes Thema und jede Meinung bietet aber bei Kritik laut losweint.
Ist das was wir hier sehen ein Traum, eine Nahtoderfahrung, gar Fantasy? Ich habe keine Ahnung aber wahrscheinlich hatte die Iñárritu auch nicht. Was man aber zugeben muss, ist das der Film ist so in Bewegung ist und so cool dabei rüberkommt, dass man begraben unter der ganzen Metaphorik vergessen kann, sich zu langweilen: Es ist Kunst die gut unterhält. Ich habe keine Ahnung, ob das der Sinn war oder ob ich den großen Plan nur nicht erkannt habe aber wer gut gemachtes, selbstreferenzielles und sehr von sich selbst überzeugtes Theater mag, wird hier nichts falsch machen und irgendein Thema finden das interessant ist.
Wenn Hollywood sich selbst therapiert.
Mit: “this never happened to the other”, werden wir von George Lazenby als neuem James Bond begrüßt, nachdem ihm die Frau weggerannt ist, statt schmachtend vor ihm niederzusinken. Das ist vielleicht ein bisschen zu Meta und es verspricht auch etwas Zuviel, denn schmachtend danieder sinken, werden die Frauen trotzdem, nur bleibt hier etwas unklar, warum sie das eigentlich tun.
Das ist kein schlechter Film, tatsächlich gehören die Skijagten, die Verfolgungsjagd auf dem Eis, der Angriff auf den Berggipfel, die Lawine und irgendwie auch dieses ein bisschen blöde Bobrennen zum besten Actionmaterial der bisherigen Bondfilme. Das passiert aber leider alles in der letzten Stunde des Films, der bis dahin schon 1,5h lief aber sie sind immerhin da. Dame Diana Rigg versüßt uns als Contessa Teresa „Tracy“ di Vincenzo bis dahin die Zeit mit der wunderbaren Darstellung einer verletzen Frau, die sich viel Stärke in der Verletzung angeeignet hat und damit auch gegen einen Bond bestehen kann. Das macht die Liebesbeziehung zwischen den beiden zu einer der besten der Reihe und es bringt Abwechslung in die Aktion. Dazu ist die gesamte Story mit dem Hypnosekram vielleicht nicht jedermanns Geschmack aber ungewöhnlich und unterhaltsam. Telly Savalas spielt nicht den besten aber den aktivsten Ernst Stavro Blofeld und raucht unvergleichlich. Das alles passt gut zueinander und doch schmeckte mir der Kuchen nicht.
Das liegt primär am steifen Spiel von Lazenby, der seinen vielfältigen Aufgaben, gleichzeitig cool, lässig, witzig und charmant zu sein währen er Actionheld und Liebhaber ist, einfach nicht gewachsen war. Er wirkt meist steif, ungelenk und deplatziert, spielt zu viel Angst bei der Verfolgung, hat keinen Schalk beim Verkleiden und zu wenig Leidenschaft beim Lieben. Natürlich leidet er auch unter der Inkonsequenz des Films, er soll sich verlieben aber gleichzeitig wieder mit allen Frauen schlafen und er soll nahbarer sein aber die gleichen Connerysprüche klopfen, das musste schief gehen. Es hilft nicht das er in den Verkleidungsszenen allen Ernstes gedubbt wird und das niemand in einem Rüschenhemd gut aussieht aber man hätte das entspannter wegspielen können.
Der Rest der Probleme sind Kleinkram, ob ihn Blofeld nun erkennen sollte oder nicht, ist mir egal aber Lazenby vollbringt nicht eine beeindruckende Tat in dem Film, er ist nur auf der Flucht, lässt sich retten oder von andern helfen, gerade für den ersten Film hätte man ihm irgendetwas Besseres geben müssen als eine kleine zerschnittene und filmbeschleunigte Prügelei, bevor er seinen Namen sagen darf. Immer noch solide und definitiv eine schöne Abwechslung unter den Bondfilmen aber in die Jubelstürme kann ich nicht einstimmen.
“In Japan, men always come first. Women come second,” werden wir von Tetsurō Tamba als Tiger Tanaka informiert und damit ist auch klar, warum der Film in Japan spielt, das passt einfach wie angegossen. Aber im Ernst Japan sieht fantastisch aus in diesem Film und es ist eine große Tour durch Japan, von stylischen Büros zum Sumoringen, von Fischerdörfern in geschäftige Häfen und aus stillen Buchten wieder zum Nachtleben. Das sieht sogar heute noch gut aus und stimmt zusammen mit der gut gesetzten Musik und dem schönen Nancy-Sinatra-Song glücklich. Erstaunlicherweise stört dabei auch gar nicht, dass der Film insgesamt ganz schön drüber ist. Der Plot ist ein bisschen bekloppt mit seinen Raketen und gestohlenen Raumschiffen aber es ist eben ein Bond.
Tanaka ist ein grundsympathischer Helfer, der ausnahmsweise auch einmal nicht sterben muss und Donald Pleasences Auftritt als Ernst Stavro Blofeld ist ein Kultklassiker des Films, obwohl er im Prinzip gar nichts zu tun hat, außer die Katze zu quälen. Karin Dor als Helga Brandt fetzt grundsätzlich aber ist zu kurz im Film. In Erinnerung bleibt allerdings, dass sie die schöne Tradition der bizarr und unnötig komplizieren Tötungsversuche an Bond beginnt. War das in Goldfinger noch mehr oder minder ein Gag, ist es hier so absurd ernst, dass es irgendwie gleich wieder komisch ist. Allerdings hätte ich sie allein für die Idee danach auch den Piranhas verfüttert. Warum Akiko Wakabayashi als Aki und Mie Hama als im Film namenlos bleibende Kurzehefrau, nicht zusammengeschrieben wurden, um wenigstens eine einigermaßen kohärente Liaison zu schaffen, bleibt auch ein Geheimnis des Films aber so oder so, die Bondgirls sind nicht die Stärke des Films.
Die Stärke ist die Abgeklärtheit, es ist ein ordentlich entspannter Film, der mit sehr viel Routine einige der besten Actionsequenzen der Ära produziert. Der Luftkampf mit Nellie, sieht 60 Jahre später noch gut aus, der Automagnet ist so unnötig zu viel, dass man den nie wieder vergisst, alle kleine Kampfszenen dazwischen funktionieren und natürlich der alles überragende Endkampf: Es ist hier das erste Mal in einem Bondfilm, dass wir am Ende nicht nur ein Duell, sondern eine große Schlacht sehen und die findet eben in dem fabelhaft riesigen Set unterm Vulkan statt. Ninjas gegen Blofelds ist eine super Mischung. Da explodiert dann alles schön und die Engländer, als einzig Erwachsene auf dieser Welt, haben einmal mehr die Welt gerettet und Filmgeschichte geschrieben.
Ach und für dieses bizarre und offensichtlich völlig nutzlose Japan Facelifting, mitsamt des ganzen Heiratssubplots drumherum, ziehen wir einfach still 0,5 Punkte ab und reden nicht mehr drüber… Manchmal tut einem sogar Sean Connery leid.
Ein wieder längerer Bondfilm dessen Plot in den ersten 10min des Films sehr ausreichend erklärt wird, um dann der Handlung die nächsten 2 h hinterherzulaufen. Wobei hinterherschwimmen wäre die bessere Beschreibung. Wir schwimmen viel, sehr viel, und langsam, sehr langsam.
Die Unterwasserszenen sind in den 60er der heiße Scheiß gewesen aber sie fühlen sich nicht so an und sie sind zu lang. Die lange Unterwasserschlacht lässt uns beim Sterben von diversen roten und schwarzen Leuten zusehen aber nichts dabei empfinden. Das Ganze geht aber ewig und das nachdem wir schon am Flugzeug geschwommen sind, Sex unter Wasser hatten, einen Seestern gefunden haben, im Pool mit Haien Unterwasser waren und die Bomben hin und her kutschiert hatten, es ist einfach zu viel! Abgesehen vom gesamten Pacing des Films fühlen sich die andern Actionszenen aber gut an, speziell der erste Kampf und die Verfolgungsjagd beim Karneval.
Bond der von Connery wieder abgeklärt, belustigt und gekonnt im „I really don't care“ Modus gespielt wird ist super. Leider hat der Rest des Casts einige Problem, Adolfo Celi als Largo ist als Villian langweilig und völlig untererzählt, Martine Beswick als Paula Caplan hat nichts zu tun außer sinnlos zu sterben (als wenn das Bond interessieren würde…) und Claudine Auger als Domino sieht zwar grandios aus, hat aber auch kaum etwas beizutragen. Wenigstens wird sie von Bond gefickt, direkt bevor er ihr vom Mord an ihrem Bruder erzählt und nicht direkt danach, der Mann hat doch ein Herz. Leider haben sie auch sonst keine Chemie zusammen und auch kaum etwas miteinander zu tun.
Vielleicht auch deshalb, weil Domino ausgestochen wird vom Star des Films: Luciana Paluzzi als Fiona Volpe. Sie gibt eine entzückend böse femme fatale, die erste der Bondgeschichte und die Szenen mit ihr machen allesamt Spaß. Ihr Verhalten passt viel besser zum kalten gefühllosen Gebaren von Bond, sodass man den beiden abnimmt, miteinander Spaß zu haben. Die beiden haben sich verdient.
Die Musik ist OK aber der Tom Jones Bond Song ist nicht so meins. Richtig nervig sind auch einige Szenen, die nicht mit der Qualität der Bondfilme bisher mithalten können. Insgesamt ist das Color Grading im Film schräg und wirkt alt, etwas zu bunt und kräftig. Wobei die Karibik insgesamt und alles Unterwasser auch seine Momente hat. Die Kirsche darauf setzt aber die unterirdisch schlechte Endprügelszene im Boot zwischen Bond und Largo. Das Backscreening ist das Schlimmste, das ich je gesehen habe und die ganze Szene hat etwas Bud Spencer Artiges durch die hochgedrehte Geschwindigkeit und die physikalisch absurden Bewegungen, die das Boot da machen soll. Das war scheußlich.
Insgesamt ein eher unterwältigendes Erlebnis und wo zum Teufel ist der Hut hin….?
Fangen wir mit der Musik an, denn die ist fantastisch, sicher einer der besten Soundtracks der Bondgeschichte. Der Score wird pointiert eingesetzt und spielt, wenn nötig beeindruckend auf. Das gilt auch für das Pacing, es ist ein kurzer Film der wenig Pausen hat, immer wieder interessante Schauplätze zeigt und auch in den kleinen Szenen mit Atmosphäre um sich wirft. Dabei hilft es das dieser Film für Mitte der 60er grandios aussieht. Natürlich liegt hier eine Neubearbeitung für die BluRay vor, aber der wischt so selbst mit deutlich moderneren Filmen den Boden auf.
Schön ist auch das jetzt auch der letzte Nagel des Bondbaukastens im Brett ist: Es gibt Autoverfolgungsjagten und die mit dem legendären Aston Martin DB5 und das bringt den Film gleich einmal Sonderpunkte ein. Überhaupt sind die Schauplätze herrlich, sieht Fort Nox toll aus, ist die Miniaturwelt auf der Farm, inhaltlich zwar Blödsinn aber prächtig und die Verfolgungsjagden in den Schweizer Alpen super. Man kann dem Film vorwerfen das Bond ein wenig zu oft in Gefängniszellen herumhockt aber ansonsten ist dieser Film die Blaupause für alle Filme, die noch kommen werden.
Gert Fröbe als Goldfinger ist ein schrullig wunderbarer Bösewicht, schlunzig und fies und damit ein guter Counterpart zum ausnehmend eleganten Connery in diesem Film. Harold Sakata als Oddjob macht hier außerdem die Henchmen Rolle so gut, dass auch diese zu einem stabilen Faktor in den nächsten Filmen werden wird. Von den Bondgirls gibt es dagegen erstaunlich viele und sie haben ein hartes Leben in diesem Film, bzw. am Ende häufig gar kein Leben mehr, da sich Bond wenig bis gar nicht um ihr Leben schert. Da wird eine zum menschlichen Schutzschild, eine muss für Bonds Frechheit sterben und eine für seine Pläne, es ist ein schwieriges Verhältnis zu Frauen das Bond hier offenbart. Wie immer spielt das Connery nonchalant weg aber spätestens, wenn er Honor Blackman die Pussy Galore spielt, ganz unverblümt zum Sex zwingt, hätte man dem Thema eigentlich auch in den 60er schon einen Gedanken widmen können.
Pussy ist hier die Erste in einer Reihe von Gegenspielerinnen, die im Laufe der Filme von Bond besiegt und sexuell dominiert werden. Es ist ein Bild das den Filmen häufig Würze geben wird, unvergessliche Frauenfiguren hervorbringt aber fast immer unangenehm endet. Erst Casino Royale wird der Misogynie einen Hintergrund geben, ohne aber eine Lösung dafür zu finden, Sex, gerade gewagter wird lediglich immer weniger in den neuen Verfilmungen. Das ist schade, weil damit das Spiel zwischen starken Männern und Frauen um sexuelle Dominanz endet. Dabei war der Ansatz so aufregend, dass er zu einem der Selling Points der Filme wurde, und das nicht ohne Grund. Problematisch war und ist nur, das man sich in den Filmen kaum Gedanken um einen sinnvollen und einvernehmlichen Höhepunkt der Geschichte machen wollte, statt es immer wieder in unangenehmen Zwang enden zu lassen.
Ansonsten ist Sean Connery hier auf dem Höhepunkt seines Spaßes an der Rolle, vom übertrieben selbstbewussten Gockel bis zum hilflosen Mann auf dem Lasertisch, dem sichtlich die pure Angst im Gesicht steht, ist alles dabei und das dürfte dann auch die Darstellung gewesen sein, die den Mythos unsterblich werden ließ. Es ist ein kleines Meisterwerk, das heute immer noch funktioniert und das als Machtfantasie so wirkmächtig ist wie eh und je. Große Filmgeschichte.
Tja, das ist ein guter Bondfilm und sicher der erste „richtige“ Bond mit Cold Open, fantastischer Musik, einem guten Bond Song und super Q Tools. Es ist alles da und doch ist es noch ganz verwurzelt in der Tradition der 60er Agentenfilme. Nicht nur das Bond in schöner Reminiszenz aus der Luft verfolgt und fast umgeflogen wird, so strahlen die gegenseitigen Beschattungen, das Periskop und die noch nicht ironisch gewordenen Agentensprüche viel Atmosphäre aus.
“I get a kick out of watching the great James Bond find out what a bloody Fool he’s been making of himself.”, erklärt uns Red Grand, genial gespielt von Robert Shaw, im Zug und begründet damit auch die Tradition der komplizierten Planerläuterungen, die wir und Bond über uns ergehen lassen müssen. Das ist dann auch eines der Probleme des Films, hatte Spectre im ersten Film kaum überhaupt einen Plan, haben sie hier nun etwas zu viel davon. So zieht sich das eine ganze Weile hin, bis es einmal zu spannenden Konfrontationen kommt. Bis zum Orientexpress ist der Film schon fast vorbei aber erst dort sind die Prügelei und das Agenten hin und her auf der Höhe, wie man es erwartet. Der Rest kann da leider nicht so ganz mithalten. Und gut das sie Grand haben, denn Lotte Lenya als Rosa Klebb ist eine ungewöhnliche Gegnerin in diesem Film, körperlich recht hilflos, gibt sie die lüsterne Bisexuelle, die heute mehr irritiert als beeindruckt.
Den ersten Teil des Films tragen daher der supersympathische Pedro Armendáriz als Kerim Bey und das Sean Connery fantastisch in dieser Rolle aufgeht. Auch wenn er sich dumm anstellt, die Handlung sich hinzieht und er die ihn naiv liebende Frau schlägt, bleibt er einfach der Typ, der diesen Film trägt und dem man schwer etwas nachtragen kann.
Aber einiges, wie der Schlag in das Gesicht von Daniela Bianchi als Tatiana Romanova, die ansonsten eine etwas zu naive, aber gute Bond Liebschaft abgibt, sehen heute nicht mehr gut aus. Berühmt dafür und mittlerweile purer Cringe, ist die lange Szene im Lager der Roma, inklusive genüsslich wildem Catfight, sinnloser archaischer Traditionen, einem westernartigen Überfall und Bond, der in schönster Kolonisationstradition die beiden Roma Frauen „testen“ und dann „zuweisen“ darf. Das ist schon harter Stoff und hat dem ansonsten überdurchschnittlichen Bondfilm nicht gutgetan.
Trotzdem bleibt es ein Film, den man mit dem Gedanken daran, dass es nun schon 60 Jahre her ist, als dies entstand, immer noch gut ansehen kann. Und das ist schon eine Leistung.
Oscar wird in einer Stretchlimousine durch Paris gefahren, wobei er durch die Filmgeschichte gefahren wird. Er ist allein und Sie sind viele da draußen, so spielt er Mörder, Monster, Liebhaber, Väter und Sterbende eine Illusion nach der anderen. Wir durchstreifen Welten vom wackelnden Monsterfilm zum komplett digitalen Sex ohne Hautkontakt und fragen uns dabei, was das alles soll. Was soll diese Kunst, warum noch ein Film, wo doch schon alles gefilmt wird, reichen die Hunderttausendmillionen Stunden auf Youtube nicht aus? Warum muss hier noch jemand singen, sterben oder die Wahrheit sagen?
Als wäre der Film nicht immer eine Lüge, als würde er uns nicht ständig manipulieren, uns Freude zeigen, wo keine ist und das Leben zeigen, obwohl es enden wird. Irgendwann wird niemand mehr hinsehen und zur Strafe werden wir nur noch als wir selbst leben müssen.
Das ist kein Film für die Liebhaber von auserzähltem Inhalt, einen Reim, einen Sinn muss man schon selbst suchen und finden. Das ist ein intensives Erlebnis aber es kann sich auch leer anfühlen, wenn man etwas anderes erwartet oder gesucht hat. Es ist ein bisschen wie Theater im Film, dessen Handlung erst über die Zeit und erst danach zu einem Ganzen findet.
Großartiges europäisches Kino.
X ist „One goddamn fucked up horror picture“ der eine volle Stunde lang so tut, als wäre der Zuschauer wieder in PTAs Boogie Nights. Die Gruppe fühlt sich lebendig und interessant an, auch weil die gut gecastete Gruppe in ihrer Pornodrehattitüde so pointiert ihre Freiheitsvorstellungen einbringt, dass man sogar den kleinen pornotypischen Twist der „Churchmouse“ gern glauben will. Es ist so lustig übertrieben wie hier Leben die Kunst imitiert (sic), dass man fast ein wenig traurig ist, wenn sich die Spannung, die sich langsam über die Stunde aufgebaut hat, anfängt zu entladen.
Nicht dass dieser zweite Teil in sich schlechter wäre, der Alt/Jung Konflikt hat auch noch genug Tiefe, um den so stehen zu lassen, und dann beginnt ein guter Gore und Slasher Horror, der so wunderlich daherkommt, dass es zeitweise schreiend komisch wird. Dabei spielt besonders die Musik eine große Rolle, sowohl der Score aus Natur und typisch klassischen Spannungselementen als auch der Soundtrack mit cooler 70er Mucke gehen gut ab.
Mia Goth in der Doppelrolle ist außerdem eine wunderbare 70er Schönheit, mit sichtbarer Lust und Wut aufs Leben und sie gleichzeitig schon ausgebrannt und in der Realität angekommen zu sehen, ist ein hervorragender Trick des Films. Die Sexualmoral die uns die Evangelikalen die ganze Zeit per schwarz-weiß Fernsehen entgegen brüllen, haben da scheinbar schon ganze Arbeit geleistet, keine junge Frau kann so einfach einen Porno drehen und damit davonkommen. Der Film findet zwischen Agitation und modernen Botschaften eine gute Balance, nervt damit nicht und zeigt aber gleichzeitig, was auch im Horrorgenre möglich wäre, wenn man sich bemühen würde.
Die Frage am Ende ist, ob das Ganze sich ausgeht und da liegt ein bisschen das zugegeben kleine Problem des Films. Ti West ist so sichtlich bemüht mehr zu machen als einen 70er Slasher Horror. Die Kamerafahrten sind etwas zu modern, lang und ruhig, die Filmausschnitte zu passend und die Musik zu perfekt gesetzt, dass es ein überzeugender 70er Trash Film wird. Die modernen Themen aber werden angeschnitten aber führen nirgendwohin, es ist ein Horrorfilm, der lustig, eklig und brutal sein will und das schafft er auch, aber er hat eben nicht auch noch Zeit und Mittel gefunden, um bei den ganzen Themen in die Tiefe zu gehen. Will man mehr über die Gefahren der Schönheitsideale im Alter erfahren, weiter die Sexualmoral erforschen oder sich Fragen zum Zusammenhang von Sex und Gewalt widmen? Vielleicht aber das hier ist kein Arthouse Film, sondern ein gelungener, spannender und moderner Horrorfilm.
Das ist ein mittelmäßiger Agentenfilm der 60er Jahre, der so wohl auch mit David Niven oder Alec Guinness hätte gedreht werden können. Der Bösewicht ist kaum zu sehen und bleibt samt seinem Plan etwas diffus, die Action ist OK aber nichts davon ist extra spektakulär, ein Auto explodiert, eine Spinne wird erschlagen, ein paar Leute erschossen und ein Supergau in einem Kernkraftwerk herbeigeführt, same Procedure as every Agententhriller. Warum ist gerade James Bond so erfolgreich geworden?
Vielleicht weil Sean Connery jünger war als die üblichen Verdächtigen, vielleicht weil er ein Arschloch spielen konnte, ohne richtig unsympathisch zu werden, weil er zuerst schoss, böse Sprüche riss, mit den Frauen schlief, auch wenn die das manchmal gar nicht wollten, seine Chefs veralberte und eben den Typen gab, von dessen Aktionen sich der ein oder andere Zuschauer wünschen würde, sie selbst durchziehen zu können. Wer konnte eine Leiche auf dem Rücksitz so charmant beim Service abgeben und danach in Frieden eine rauchen? Wenn man sich heute über den Sexismus und die Stereotype über Einheimische und Frauen, die in Schubladen gestopft und veralbert werden, beschwert, dann tut man das absolut zurecht. Nur geht das auch etwas am Punkt vorbei, denn das alles hat den Zweck den Mann im Mittelpunkt gut aussehen zu lassen und den Zuschauer genau die Überlegenheit fühlen zu lassen die Bond über seine Komparsen und Liebschaften demonstriert. Es kann nur einen geben.
Das Filme wie „Topas“ oder „Der Spion, der aus der Kälte kam“ bessere Filme sein mögen, kann sein aber es gilt hier, was auch für alle Superheldenfilme gilt: Ermächtigungsfantasien sind mächtige Waffen im Kampf um Aufmerksamkeit. Realistisches Agentenleben ist das nicht, überhaupt ist die ganze Story von Dr. No Banane aber wen interessiert das, wenn man das Casino mit zwei Händen voll Geld verlässt, um nachts um drei angetüdelt dem Chef die Ironie auf den Echtholzschreibtisch zu kübeln und danach eine junge Dame im Hemdchen aufs Einlochen wartet.
Der Film funktioniert daher heute immer noch, trotz all der Schwächen, dem Sexismus, der ganzen Arschlochigkeit von Bond und obwohl Finale und Bösewicht mächtig abfallen. Es macht Spaß und nach zwei Stunden in der wunderschön gefilmten Karibik „Under the Mango Trees“, denkt man beim Hinausgehen in die deutsche Kälte eh weiterhin das man in Ursula Andress Armen versunken ist und nicht an den Plot.
Das macht Nr. No zu einem erstaunlich gut gealterten Film.
Die Serie ist eine wunderbare Reise in die 90er, zu einer sich neu entwickelnden Fernsehlandschaft, die nach neuen Ausdrucksformen und neuen Themen sucht. Die anfangs anstrengende Wackelkamera funktioniert von Folge zu Folge besser und erzeugt einen gewissen Dokumentationsstil, den so andere Formate erreichen wollten, der hier aber einmal gut gelingt. Das verwinkelt und baufällig enge Polizeigebäude unterstützt diesen Effekt, bis kaum noch Distanz zu den Figuren übrigbleibt. Das ermöglicht die kühle, aber konsequente Entblätterung der menschlichen Schwächen der Polizisten ohne dabei schmalzig zu werden.
Zu Recht berühmt dafür ist Dennis Franz, der die Figur Andy Sipowitz mit brutal ehrlichem Rassismus, Alkoholismus und trotzdem klarem moralischen Kompass präsentiert. Das ist das Juwel der Serie, eine Figur die so glaubwürdig ist in ihrem Leid und ihrer Wut, dass es immer wieder schmerzt. An ihm und Tony Soprano werden sich alle Antihelden der Moderne messen lassen müssen.
David Carusos, John Kelly, kommt dabei inhaltlich als der Frauenversteher und Good Guy der Truppe auch gut rüber aber Carusos indirektes Spiel ging mir hier, wie auch später in CSI Miami mit der Zeit etwas auf den Kranz, er bleibt aber nur für etwas mehr als eine Staffel. Der Rest der Bullen entwickelt sich langsam aber immer in interessanter Weise, speziell Nicholas Turturro als James Martinez fällt als die Sympathiefigur auf, die eine solche Serie dringend nötig hat.
Leider fallen die Frauenfiguren noch etwas ab, vielleicht auch weil die fast alle mit John Kellys Figur zusammenhängen und neben ihm kaum Platz zum Atmen bekommen. Im Gegensatz dazu wächst Sherry Stringfields Staatsanwältin an Andys Seite in den gemeinsam vorsichtigen Abstoßungen und Annäherungen über die Serie hinaus.
Die Fälle sind häufig angenehm bodenständig, es sind nicht immer nur Morde und niemand muss plötzlich die Welt vor Terroristen retten. Stattdessen dominieren viele fantasievolle Verknüpfungen mit den Problemen der Bullen, New Yorks und der US-Gesellschaft im Allgemeinen. Die Kritik an der Gesellschaft bleibt durchgängig subtil, ist aber klar adressiert. Das US-Justizsystem kommt hier, ähnlich wie bei Law and Order, trotzdem erstaunlich gut rüber aber man fragt sich, ob der überbetonte Drang auf Geständniserzwingung nicht schon in sich eine kleine Kritik darstellen soll aber vielleicht ist das für eine solche Serie auch zu viel verlangt. Die Action sieht durchweg realistisch aus, kann aber im Budgetrahmen einer normalen TV-Serie keine Bäume ausreißen. Die immer nahe Kamera erzeugt aber genug Gefühl um das auszugleichen.
Den ganzen Sex braucht man so vermutlich nicht mehr, es ist aber immer wieder erstaunlich zu sehen, dass dies im US-Fernsehen einmal möglich war, bevor die Zeitzeichen wieder richtig Mittelalter zurückschwenken mussten.
Eine tolle Serie, die aus meiner Sicht auch heute noch eine der besten Cop Serien aller Zeiten ist.