Deekin - Kommentare

Alle Kommentare von Deekin

  • 6 .5

    Aus der Reihe "Flohmarkt des Horrors"
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    Teil 8: "Return of the Living Dead III" von Brian Yuzna
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    (Vorsicht: Enthält Spoiler)
    Der erste Teil von "Return of the Living Dead" stammt aus dem Jahr 1985 und wurde damals von Dan O'Bannon inszeniert, welcher heutzutage wohl am ehesten als mitwirkender Drehbuchautor von Filmen wie "Alien" und "Dark Star" bekannt sein dürfte. Was O'Bannon damals gelungen ist, war ein kleiner, feiner Zombiefilm, der gekonnt zwischen Horror und Humor die Balance hielt und zudem mit Romeros Erbe sehr verspielt umging. Zweifellos gehört "Return of the Living Dead" zu den besten Horrorkomödien und ebenfalls den besten Zombiefilmen, die ich bisher gesehen habe. Die kurze Laufzeit von gerade mal 80 Minuten wusste der Film dynamisch, pointiert, gewitzt und mit einem sehr stimmigen Musikeinsatz zu inszenieren.
    Der im Jahre 1993 erschienene dritte Teil der Reihe wurde nun von Brian Yuzna in Szene gesetzt. Das ließ mich zunächst bangen, da der ebenfalls von Yuzna in Szene gesetzte "Bride of Re-Animator" ziemlich mäßig war und insbesondere unter einer furchtbaren Dialogregie litt, welche dem Werk jegliche Spannung raubte. Doch zu meiner Überraschung macht Yuzna in "Return of the Living Dead III" einen recht anständigen Job und weiß die Liebesbeziehung zwischen seinen beiden Hauptfiguren Julie (Melinda Clarke) und Curt (J. Trevor Edmond) gut, stellenweise sogar überzeugend in Szene zu setzen.
    Die Handlung von "Return of the Living Dead III" ist dabei nicht uninteressant. Während am Rande das Konzept von Zombies als militärische Superwaffe so völlig cartoonhaft überzeichnet ist, so ist es auf andererseits vor allem die Geschichte von Julie und Curt, welche einen unerwartet emotionalen Kern besitzt und einen konstanten Subtext aufweist. Curt ist ein Ausreißer, welcher sich dem Willen seines militärisch gedrillten Vaters widersetzt und mit seiner Freundin Julie durchbrennt. Nach einem Unfall jedoch stirbt sie und Curt beschließt, sie mithilfe des Trioxin-Gases, mit welchem auf der Militärbasis seines Vaters experimentiert wird, wiederzubeleben. So hanebüchen das auch klingt, es ist die anschließende, langsame Verwandlung von Julie in ein hirnfressendes Monster, welches recht deutlich auf die Verwahrlosung und emotionale Zerrütung im Zuge von Suchterscheinungen verweist. Die einzige Methode, welche Julie zumindest zeitweise von ihrem unstillbaren Hunger ablenkt, ist die Selbstverstümmelung, in dem sie sich immer mehr Metall durch ihre Haut jagt. Curt auf der anderen Seite sieht sich mit der Tatsache konfrontiert, dass seine Freundin immer weiter in einen Zustand abdriftet, der ihn von ihr abstößt. Auch der Weg, den die beiden im Laufe der Nacht beschreiten, führt sie immer tiefer in die Gosse, wo sie schließlich den Riverman (Basil Wallace) treffen und sich in seiner Notunterkunft niederlassen. Problematische Familienhäuser, rebellische Jugend, die Drogenproblematik, Autoaggression und schließlich jugendliche Liebe: All das nutzt dieser Splatterfilm, um seiner Geschichte zwischen den drastischen Bildern emotionales Gewicht zu verleihen. Die Sequenz, in welcher die Zombies ("Süchtigen") in der Kanalisation Jagd auf Curt machen, gerät somit besonders intensiv, da er sich, figurativ gesprochen, in einer Hölle der Verwahrlosten wiederfindet. Ich würde nicht behaupten, dass sich dieser Film bewusst als sozialer Kommentar versteht (Zombiefilme werden ja gerne mal so gedeutet), sondern ich meine lediglich, dass sich der Film die Bildsprache und real-soziale Situation zunutze macht, um seine Wirkung zu verstärken. Und zumindest dies gelingt ihm relativ gut, alleine schon, weil er sich für seine beiden Hauptfiguren ausreichend Zeit lässt und beide somit als Liebespaar recht sympathisch rüberkommen. Trotz so vieler billiger Elemente, ungewollt alberner Szenen und Dialoge, teilweise lächerlichen Nebenfiguren (den vier Latino-Gangstern) und drastischen Logiklücken, weiß "Return of the Living Dead III" an dieser Stelle zu überzeugen.
    Letztendlich aber handelt es sich hier noch immer um einen Horrorfilm, der seinen Schwerpunkt vor allem auf sehr harte Spezialeffekte setzt. Was "Return of the Living Dead III" an Maskenarbeit und Gore-Effekten abliefert, ist kreativ und sehr aufwändig. Einer meiner Lieblingsmomente war das Auftauchen eines Zombies, dessen Arm mit seiner Brust verwachsen war, und welcher sich nach kurzer Zeit aus seiner eigenen Haut herausschält. Auch die Szenen, in denen sich Julie selbst verstümmelt, sind mitunter sehr intensiv und nicht gerade angenehm mit anzuschauen. Stellenweise kommt sogar eine sehr stimmige und dunkle Atmosphäre auf, gleichwohl Yuzna an dieser Stelle hätte viel mehr aus dem Film herausholen können. Yuzna macht im Großen und Ganzen einen anständigen, aber nicht überragenden Job bei der Inszenierung seines Films. Vor allem aber liegt ein Problem von "Return of the Living Dead III" auch darin, dass er sich an einem verhältnismäßig geringen Budget abmüht. Die Militärbasis besteht aus kaum mehr als einer Lagerhalle voller Container und auch in der Kanalisation herrscht ein enormer Mangel an visueller Abwechslung. Während die praktischen Effekte über jeden Zweifel erhaben sind, so merkt man gerade an den billigen, sich oft ähnelnden Kulissen, dass der Film mit seinem Budget mehr erreichen wollte, als er letztendlich zu leisten im Stande war. Was den Film zudem noch weiter herunterzieht, ist seine wirklich langweilige und schlechte Filmmusik; von dem halbwegs gelungenem Intro vielleicht abgesehen wäre es besser gewesen, man hätte diese furchtbar billige Filmmusik, die einem Z-Film hätte entsprungen sein können, einfach ganz rausgelassen. Es ist wirklich selten, dass ich bei einem Film das Gefühl habe, dass sein Soundtrack der Atmosphäre schädigt, doch hier ist das leider ganz klar für mich der Fall gewesen.
    Dass "Return of the Living Dead III" zudem weniger auf Humor und mehr auf handgemachten Horror (im wahrsten Sinne des Wortes) setzt, ist für mich kein allzu großes Problem. Vielmehr sind es da gerade jene Szenen in der ersten Hälfte des Films, von denen ich nicht sagen kann, ob sie jetzt lustig gemeint waren oder nicht. Wenn Curt die frisch gebackene Leiche seiner Freundin in einer etwas komischen Einstellung in die Militärbasis einfährt oder wenn Julie beim Unfall in einer seltsam cartoonhaften Art und Weise gegen den Mast kracht, so musste ich eher ÜBER den Film lachen. Wenn man ihn denn so sehen will, so ist "Return of the Living Dead III" nicht gerade arm an unfreiwillig komischen Szenen und logischen Fehlgängen. Doch abseits davon hat der Film trotz all seiner Limitierungen noch immer ein paar Qualitäten aufzuweisen, die ihn für Genre-Fans sehenswert machen. Alles in Allem also ist "Return of the Living Dead III" ein guter, aber nicht überragender Genrefilm.
    [http://www.moviepilot.de/liste/flohmarkt-des-horrors-deekin]

    2
    • 7 .5
      über Bullitt

      "Bullit" von Regisseur Peter Yates ist im Großen und Ganzen ein klassischer Kriminalfilm aus den 60er Jahren; er lebt einerseits von seiner cleveren Handlung, welche selbst heute noch die ein- oder andere unerwartete Wendung aufweist, als auch von dem Charisma von Hauptdarsteller Steve McQueen, der die Rolle des stoischen Polizisten sehr überzeugend verkörpert. Selbst wenn dieser Streifen heutzutage nicht mehr unbedingt ein filmisches Highlight darstellen sollte, so funktioniert er nach wie vor als präzser, auf den Punkt inszenierter Spannungsfilm, der den Fall um den Mordversuch des Kronzeugen Peter Ross (Vic Tayback) konsequent vorantreibt.
      Jedoch besitzt "Bullit" ebenfalls noch eine weitere Qualität, bei welcher ich Schwierigkeiten habe, sie genau zu erfassen. Sie liegt weniger in seiner Handlung oder seinen Charakteren, als vielmehr in der Art und Weise, wie bestimmte Szenen inszeniert sind. Das liegt bereits daran, dass der Film verhältnismäßig arm an Dialogen ist und dem Zuschauer sehr viel Raum lässt, die Impressionen der Großstadt, der einzelnen Locations sowie der Polizeiarbeit in sich aufzunehmen. Vereinnahmend fand ich hier besonders die Szenen im Krankenhaus; der Anblick von Patienten auf der Intensivstation, das hervorstechende Geräusch der Beatmungsmaschinen und Frank Bullit (McQueen), der schweigend und mit vorgehaltener Ausdruckslosigkeit an dieser Szene vorbeiläuft, all dies zeichnet ein bedrohliches Bild von den Gefahren und potentiellen Folgen, welche die Polizeiarbeit in sich birgt. Hinzu kommt, dass die wenigen Gewaltszenen für die damalige Zeit recht hart gewesen sein mussten; der Anblick einer strangulierten Person oder blutiger Einschusswunden macht einen ungeschönten Eindruck. Dies wird zudem dadurch unterstrichen, dass die Identität der Mörder zunächst anonym ist bzw. verschleiert dargestellt wird. Und schließlich ist es die Titelfigur selbst, dessen stoisch-coole Haltung vom Film in wenigen Szenen interpretiert wird als Folge, mit der Brutalität und Todesnähe, mit welcher man als Polizist konfrontiert wird, zu leben. Peter Yates hebt diesen Teil des Films nicht in den Vordergrund, sondern deutet es zumeist nur sachte an. Einzig und Allein das etwas theatralische und nicht ganz in den Film passende Gespräch zwischen Frank Bullit und seiner Freundin Cathy (Jaqueline Bisset) am See spricht dieses Thema des Films direkt an. Von dieser einen Szene abgesehen, blitzt dieser Teil des Films immer nur hier und da auf und möchte darauf hinweisen, dass unter seiner Oberfläche mehr vor sich geht als 'nur' ein sehr plotzentrierter Kriminalfilm.
      Ich möchte meine Besprechung von "Bullit" jedoch nicht abschließen, ohne seinen großen Actionmoment zu erwähnen. Die Rede ist hierbei allerdings nicht von seiner "legendären", heute allerdings etwas angestaubt wirkenden Autoverfolgungsjagd, welche jedoch immer noch ansehnlich ist. Für mich ist es vor allem die gesamte Sequenz am Flughafen, welche ein Musterbeispiel in Sachen Spannungsaufbau darstellt und die von-Angesicht-zu-Angesicht-Konfrontation zwischen Bullit und dem finalen Hintermann langsam vorbereitet. Die Antizipation, bis die finalen Schüsse inmitten der zivilen Menge fallen, wird konstant gesteigert. So sieht eine sauber inszenierte, auf Suspense ausgelegte Actionsequenz aus, für welche "Bullit" in meinen Augen alleine schon eine kleine Aufwertung von 7,0 auf 7,5 verdient hat.

      3
      • 8 .5

        Ein Spass für die ganze Familie!

        7
        • War nicht "Dredd" sowas wie ein US-Remake von "The Raid"? (Kommentar bitte nicht allzu ernst nehmen)

          1
          • 4 .5
            über Far Cry

            Das PC-Spiel "Far Cry" war ziemlich cool: Exotische Kulisse, vielseitges Shooter-Gameplay und ein dümmlicher Protagonist in einer herrlich abgedrehten B-Movie-Story. Was Uwe Boll aus dem Stoff hier macht, hat mit der Vorlage im Grunde nichts mehr zu tun; Palmen-Strände und dichte Urwälder weichen einem Kiefernwald vor der Küste Kanadas und statt riesiger Mutanten mit Raketenwerfern als Armen und "Doom"-ähnlichen Monstern mit Klauen und Reißzähnen gibt es hier nur einen weiß angemalten Ralf Möller. Nur Till Schweiger rennt nun irgendwie unpassend in einem Hawai-Hemd herum. Boll hat hier wirklich ganze Arbeit geleistet, um sein Budget gering zu halten.

            Ich muss dem Herrn Boll allerdings zu Gute halten, dass ich "Far Cry" als seinen bisher besten Film ansehe. Das heißt zwar nicht viel, aber am Ende kommt hier zumindest ein belangloses B-Movie heraus, welches eher selten wirklich 'offensive' ist und zumindest hier und da ein paar passable bis nette Szenen bietet. Zwar sind einige der Actionszenen eher lahm und auch Udo Kier als Dr. Krieger spricht, als hätte er ständig Luftnot und müsste zwischen jedem Wort eine Pause einlegen, doch ich und mein Co-Pilot TheDrPepperPower haben heraus gefunden, dass man dem ganzen auf die Sprünge helfen kann, in dem man sich besagte Stellen in 1,5-facher Geschwindigkeit anschaut. Das machte für uns einige Szenen gleich doppelt so gut.
            "Far Cry" ist wirklich nicht der schlimmste Film und nicht einmal zu vergleichen mit dem wirklich grauenhaften "Schwerter des Königs".

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            • Endlich, endlich, endlich! Dieser Film ist ja schon seit über einem Jahrzehnt in der Mache und seit dem habe ich regelmäßig immer wieder nach neuen Infos gesucht (es aber aufgrund all der Verschiebungen in den letzten Jahren nur noch ab und zu getan). Die Mad-Max-Filme sind so ein großer Bestandteil meiner Jugend und "The Road Warrior" noch immer einer meiner Lieblingsfilme.

              • 6
                über Durst

                Ich werde erst einmal davon absehen, diesem Film eine Bewertung zu geben, da ich partout keinen Schimmer habe, was ich im Endeffekt von ihm halten soll (erst eine Zweitsichtung wird das wohl entscheiden; so ist auch dieser Kommentar nur ein vorläufiger). Was die Geschichte von "Durst" angeht, so ist diese wirklich interessant, spielt einerseits mit den Genre-Konventionen und Motiven des Vampirfilms, fühlt sich jedoch zugleich deutlich anders an. Auf der symbolischen Seite steht der blautsaugende Wiedergänger hier einerseits für das Verlangen, trotz einer isolierenden Krankheit oder einer unmoralischen Sucht noch Teil einer gesellschaftlichen Ordnung bleiben zu wollen (Der Priester) und zum anderen für einen Ausbruch aus einer zu engen sozialen und moralischen Umgebung, einschließlich ihrer destruktiven Effekte (Die Frau). Der Film entfaltet diese gegensätzlichen Bewegungen anhand seiner beiden Hauptfiguren recht konsequent und findet dazu ebenfalls passende Bilder. Die Liebesgeschichte hat hier wenig romantisches an sich, sondern ist eher Ausdruck des verzweifelten Versuchs, sich entweder am letzten Rest Menschlichkeit zu klammern oder aber aus einer starren, bedrückenden Welt auszubrechen.
                Insofern mochte ich die Handlung von "Durst" schon. Und bis etwa 60-80 Minuten in die Laufzeit hinein war der Film spannend und ich verfolgte ihn mit einer gewissen Neugier. Danach jedoch begann ich, das leidige Gefühl zu bekommen, dass der Film einfach nicht enden will, insbesondere während dieser gefühlt ewig andauernden, finalen Szene am Strand. Und Momente, welche ich zuvor einfach mal übergangen habe, zogen den Film im Nachhinein noch ein Stückchen weiter runter. So ist das ganze Vampir-Thema im Film nur spärlich beleuchtet. In einer Szene ist sich der Priester, wie es scheint, seiner extrem geschärften Sinneswahrnehmungen bewusst, was wohl eine Folge seines Blutdurstes bzw. seiner Entzugserscheinungen sein soll; doch diese Szene steht isoliert mehr oder weniger für sich. Auch das Krankheitsbild der Hauptfigur scheint mehr oder minder willkürlig mal eine Rolle zu spielen, während es ansonsten von Zeit zu Zeit einfach untergeht. Während ich bei den Szenen, in denen Blut zu sehen war oder in denen (Selbst-)Verletzungen angedeutet werden, überraschend stark zusammenzucken musste, sind die Sprung- und Schwebe-Animationen irgendwie unfreiwillig komisch geraten. Insbesondere aber das Pacing des Films hat mir einfach nicht zugesagt. Denn zu Beginn entwickelt sich die Handlung überraschend flott und springt geradezu von einem Event zum nächsten, während sich im weiteren das Tempo immer mehr und mehr in den Schneckengang zurückschaltet. Der Subplot, wo der Priester, als einziger Überlebender eines Experiments, von einer Gruppe religiöser Menschen als Wunder angebetet wird, wirkt eher wie ein Fremdkörper. Alles in allem hätte ich mir gewünscht, der Film würde seine Geschichte etwas kompakter und auf das Wesentliche konzentriert erzählen. So war ich dann am Ende mehr irritiert, ernüchtert und aufgrund des Abspanns endlich erleichtert, als dass ich zufrieden den Fernseher ausgeschaltet habe.
                "Durst" bekommt irgendwann mal sicher noch eine Sichtung spendiert. "Old Boy" war schließlich auch einer jener Filme des Regisseurs, den ich erst nach dem zweiten Mal sehen wirklich zu schätzen wusste. Doch soweit hat mich dieses Werk von Park eher kalt gelassen.

                5
                • 3

                  Aus der Reihe "Flohmarkt des Horrors"
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                  Teil 7:
                  "The Dark Side of the Moon" von D.J. Webster
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                  Um eine Sache von vornherein klarzustellen: Ich hoffte bei "The Dark Side of the Moon" lediglich auf ein solides Trash-Film-Erlebnis. Ich wollte entweder etwas unfreiwillig Komisches genießen oder aber ein Filmerlebnis haben, dass so abstrus ist, dass mir der Mund offen steht. Letztendlich jedoch reiht sich D.J. Websters Film nur in die lange Reihe jener Horrorfilme ein, denen man ihr begrenztes Budget und mangelndes Geschick im Handwerk und Schauspiel an allen Ecken und Enden anmerkt. Aber, und das kann ich "The Dark Side of the Moon" immer noch zugute halten; er ist längst nicht so schlimm wie "In der Gewalt der Riesenameisen", welchen ich nur durch Vorspulen in der Lage war, zuende zu schauen. Und aus diesem Grunde werde ich einfach mal auf drei Punkte eingehen, die mich zumindest davon abgehalten haben, abzuschalten.
                  Punkt 1: Eine solide Vermittlung von Klaustrophobie und Dreck. Die Sets sind allesamt klein, gleichen sich wie ein Ei dem anderen und die Kameraarbeit setzt kaum Akzente, den Schausplatz des Films - das Raumschiff Space Core I - auf besondere Weise zu vermitteln. Alles in allem bietet sich dem Auge hier kaum irgendeine Abwechslung und alles gleicht einem monotonen Einheitsbrei aus dunklen Korridoren und noch dunkleren Korridoren. Jedoch erzeugen diese, gerade durch ihre Begrenztheit, das Gefühl, in einem engen Labyrinth unterwegs zu sein. Dazu noch achteten die Macher darauf, die nötige Portion von Schweiß, Nässe und Dampf in den Sets aufkommen zu lassen, sodass der gesamte Schauplatz weder steril noch angenehm wirkt. Somit kommt zumindest ein Stück weit Atmosphäre auf.
                  Punkt 2: Leslie (Camilla Moore). Nicht nur wirken die Sets und ihre Inszenierung relativ arm, auch die Schauspieler scheinen nicht gerade die erfahrensten Krümel in der Keksdose zu sein. In gewisser Hinsicht habe ich das auch nicht erwartet; jedoch handelt es sich hierbei um Schauspieler und eine Schauspielführung, die jegliches Maß an Dynamik vermissen lässt. Die verschiedenen Figuren rattern ihre Zeilen auf eine kaum emotionale, sehr monotone und relativ anteilnahmslose Art herunter. Selbst in einem Trashfilm halte ich so etwas für langweilig. Wirklich keine Spur von einem so grandiosen Overacting wie etwa in "Bullet in the Head" oder "Star Troopers". Die einzige Ausnahme davon bildet, sozusagen als optischer Leckerbissen, Leslie. Ihre Figur ist auf der Rückseite des Covers abgebildet und ihr enges, tief ausgeschnittenes Latex-Kostüm mag vielleicht einer der Gründe sein, warum ich auf dem Flohmarkt überhaupt zugegriffen habe. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei ihrer Figur um eine Art Schiffscomputer, Lexicon und Roboter zur selben Zeit, welcher in einer sehr mechanischen Sprache daherredet. Die Frage, warum man einen Bordcomputer in Form eines lasziv angezogenen Püppchens repräsentieren muss, lassen wir hier einfach mal außer Acht. Jedoch passen ihr blanker Gesichtsausdruck sowie die Anteilnahmslosigkeit am Geschehen sehr gut in diesem Fall, gleichwohl das bisschen Ausstrahlung, dass diese Figur versprüht, weit entfernt ist von einem Arnie als T-800. Aber immerhin. Zudem ist ihr Verhalten herrlich inkonsistent und verblüffte mich ab und zu auf unfreiwillig komische Weise. Ich wünschte lediglich, sie würde nicht den ganzen Film über reglos auf einem Stuhl sitzen und sich in diesem knackigen Anzug vielleicht ein bisschen mehr durch die Sets bewegen. :(
                  Punkt 3: Die Handlung. Die Handlung ist eine ziemlich abstruse Mischung aus Sci-Fi- und Okkult-Elementen. Zugegeben, der Beginn mit den Fehlfunktionen auf dem Schiff und dem Auftauchen eines verschollen geglaubten, 30-Jahre alten Space-Shuttles erzeugt zunächst sogar ein wenig Spannung und ich begann, mich tatsächlich zu fragen, wie es weitergeht. Jedoch versinkt der Film im weiteren Verlauf vor allem in dem oben bereits erwähnten Einheitsbrei aus Figuren und Sets und die Spannung erodiert relativ schnell. Vor allem bleibt es häufig ziemlich unklar was da eigentlich genau passiert, da der Film häufig entweder wegschneidet oder alles im Dunkeln stattfindet. So weiß ich nicht einmal, was genau das mysteriöse Böse im Film da eigentlich tut. Ich bin nicht sicher, ob ich dieser Heimlichtuerei von "The Dark Side of the Moon" etwas positives abgewinnen soll, in dem Sinne, dass das Geschehen nur angedeutet wird und der Rest der Phantasie des Zuschauers überlassen wird. Denn dafür bietet der Film dem Zuschauer auf optischer Ebene ansonsten viel zu wenig. Allerdings überschreitet der Film hier glücklicherweise gelegentlich die Grenze zum unfreiwillig Komischen. SPOILER: Wenn der Teufel, die dunkle Seite des Mondes und das Bermuda-Dreieck in einem merkwürdigen Cocktail zusammen geworfen werden und der Captain des Schiffs - Giles Stewart (Will Bledsoe) - in einer geographischen Aufnahme vom Bermuda-Dreieck beginnt, alle Koordinaten-Ziffern mit Ausnahme der 6en zu abstrahieren, und dann schockierend feststellt, dass an jeder der drei Ecken dieses Ortes eine 6 versteckt ist, dann muss man schon mal laut auflachen. SPOILER ENDE
                  Und das ist so ziemlich "The Dark Side of the Moon". Vielleicht dürfte der Film ein paar fromme Menschen davon abhalten, jemals dort hinzureisen. Aber wenigstes hebt er sich ab von der Dutzendware an schnell produzierten Billigschockern, wenn auch nur ein Bisschen. Und das Schlussbild sowie der etwas amateurhafte Umgang mit Minimodellen waren schon recht liebenswürdig und charmant, gleichwohl von letzterem nur sehr wenig zu sehen war.
                  [http://www.moviepilot.de/liste/flohmarkt-des-horrors-deekin]

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                  • 6 .5

                    Ich nominiere "Der Calamari Wrestler" für einen Oscar in der Kategorie "Beste abstrakte Sexszene zwischen einer Frau und einem Tintenfisch"

                    7
                    • 7

                      John Carpenters "Sie Leben" ist wohl ein idealer Film für das jugendliche Gemüt. Wenn man realisiert, dass man im Leben nicht so werden möchte wie seine Eltern, und sich nicht vom System (diesem stets vage gehaltenen, aber doch so eindrucksvoll-mächtigen Konstrukt) vereinnahmen lassen möchte; wenn man beginnt, zu hinterfragen, warum Politker die Bürger dazu aufrufen, dass sie mehr konsumieren sollen, und man erkennt, dass die Wirklichkeit nicht den Bildern in der Werbung und den Bühnen dieser Welt gleicht - in dieser Phase des beginnenden Aufbegehrens prescht "Sie Leben" hinein wie ein Werk, dass einem anhand einer einfachen, aber sehr effektiven Schlüsselszene, quasi mit einem Handstreich erklärt, wie die Welt wirklich funktioniert. So erging es zumindest mir, als ich im Alter von 16 Jahren vor dem Fernseher saß und dabei zuschaute, wie John Nada (Roddy Piper) zum ersten Mal die Brille aufsetzte. Der Rest des Films eher vergesslich (die etwa 4-minütige Prügelei zwischen John und Frank fiel in der Fassung von damals komplett der Zensur zum Opfer), behielt ich Carpenters Werk von 1988 in Erinnerung als 'DEN Film, der es aufgrund einer einzigen Szene wert ist, gesehen zu werden'.
                      Dem Flohmarkt sei dank konnte ich nun endlich einmal die Gelegenheit wahrnehmen, mir "Sie Leben" in der kompletten Fassung anzuschauen. Bereut habe ich es definitiv nicht. Denn im Gegensatz zu meinem eher verhaltenen Eindruck von damals hat Carpenters Paranoia-Streifen sogar noch ein Stück gewonnen. "Sie Leben" ist ein kleiner, feiner Film, dessen Schwächen in der zweiten Hälfte man wohl in Kauf nehmen muss, um in den Genuss seines sehr ungewöhnlichen Charmes zu kommen.
                      Das fängt schon bei der Wahl des Hauptdarstellers an. Roddy Piper ist eher weniger aufgrund seines Schauspiels so überzeugend, sondern aufgrund seiner Ausstrahlung und seiner physischen Präsenz. Darin ist er den großen Muskelhühnen der 80er-Jahre nicht unähnlich. Doch im Vergleich zu Schwarzenegger und Stallone wirkt sein Gesicht noch um ein paar Kanten schroffer und mitgenommener aus. Damit passt er allein durch die Kontur seines Gesichts und den leeren, sich in der Ferne verlierenden Blick bereits perfekt in das Setting des Films: Ein Mensch, am Rande der Gesellschaft, vom Leben gezeichnet. Im Gegensatz zu den großen Actionhelden kommt so ein Maß an Verwundbarkeit mit in den Film, welche eines der Motive wunderbar unterstreicht: Ein Einzelner rebelliert gegen einen übermächtigen Apparat auf, irrt aber zugleich die meiste Zeit ziellos durch diese furchteinflößende Welt. Sein Charakter reduziert sich zudem auch darauf, was wir im Film von ihm zu sehen bekommen. Er könnte praktisch ein Jedermann sein, der nur durch Zufall herausfindet, dass eine riesige Verschwörung um ihn herum am Laufen ist. Er reagiert mit Erstaunen, Erschrecken, Verwirrung und schließlich mit einem zunächst hilflosen Akt des Aufbegehrens. Szenen, in denen John unbeholfen agiert und mal hier, mal da über Sachen stolpert, unterstreichen noch zusätzlich, dass es sich bei ihm eben nicht um einen überlebensgroßen Helden handelt. Versteht das nicht falsch: Es handelt sich hier immer noch um einen Protagonisten, welcher die typischen 80er-Jahre-Elemente in sich aufnimmt und auf diese Weise wohl auch nur in dieser Zeit hätte in Szene gesetzt werden können. Aber dennoch habe ich den Eindruck, dass Carpenter hier gerade eine Art Gegenentwurf zu den klassischen, hühnenhaften Helden seiner Zeit liefert. Und genau das passt letztendlich auch zum Setting des Films.
                      Was mir zudem auch gerade zu Beginn des Films aufgefallen ist; "Sie Leben" ist in einer ganz bestimmten Hinsicht überhaupt nicht gealtert. Der Inszenierungsstil mag mit Sicherheit mehr als 25 Jahre auf dem Buckel haben, doch einige Szenen lassen sich praktisch als Kommentar der Gegenwart lesen. Insbesondere beim Anblick der Obdachlosen-Kommune musste ich an die Zeltstätten vor den amerikanischen Städten während der Wirtschaftskrise denken; die Sequenz, in der Polizeitruppen den ganzen Ort mit Gewalt räumen, ließ in mir ebenfalls Gedanken an die Räumung der Occupy-Bewegung in New York wach werden. Und subversive Manipulation, welche den Bürger in einen zahmen, gleichgültigen Konsumenten verwandelt, scheint wohl heute wie damals ein beunruhigendes Thema gewesen zu sein. Die Frage ging mir durch den Kopf, ob "Sie Leben" eventuell eines Remakes bedürfe. Die Antwort darauf würde von meiner Seite aus lauten: Vielleicht, wenn man meint, aus der Materie einen dramaturgisch besseren Film herauszuholen. Doch ganz sicher nicht, um hier großartig etwas zu modernisieren. Denn in seinem Kern ist "Sie Leben" meines Erachtens alles andere als veraltet.
                      Das Herzstück des Films bildet jedoch noch immer die Szene, in welcher John Nada zum ersten Mal die Brille aufsetzt. Hat man sich erst einmal damit abgefunden, dass ihre Präsentation wohl etwas plump und die Message dahinter (für meinen heutigen Geschmack) mit einem sanften Holzhammer präsentiert wird, so genießt man den einfachen, wie genialen Kniff, den dieses kleine plot-device darstellt. Großartig gelungen ist insbesondere die Vorbereitung und Durchführung dieser ganzen Sequenz. Das gesamte erste Drittel von "Sie Leben" ist praktisch ein einziger Build-up zu diesem Schlüsselmoment. Als Zuschauer wird man aufmerksam, dass irgendwelche Vorgänge vor sich gehen, aber über ihre genaue Gestalt bleibt man im Unklaren. Auch haben die Brillen irgendetwas damit zu tun, doch was genau diese dubiosen Verschwörer durch sie sehen, bleibt ebenfalls im Unklaren. So baut sich ein Moment der Antizipation auf und man beginnt, auf den Moment zu warten, bis es endlich so weit ist. Und auch diese finale Szene offenbart nicht allles sofort, sondern legt erst nach und nach, Schicht für Schicht, die einzelnen Elemente frei, mit denen sich die Welt um John Nada verändert. Zuerst sehen wir nur, wie sich der Farbton der Umgebung verändert, dann erfolgt ein erstes, wirklich irritierendes Element, dann ein nächstes und dann noch ein weiteres. Das gemächliche Tempo, mit dem John Carpenter dies alles durchführt, sowie die behutsame Einführung ist hier wirklich zu loben.
                      Darüber hinaus gibt es immer wieder den einen oder anderen sehr schönen Moment; aber darüber werde ich jetzt nicht ins Detail gehen, da die Kritik so schon auszuufern beginnt. Was ich jedoch aus persönlichem Interesse spannend finde, ist der Gedanke, wie wahnsinnig die Figur von John während seines Amoklaufs auf einen "normalen" Menschen in dieser Welt wirken muss. Als Zuschauer wissen wir, warum er jene tötet und andere verschont; doch dem Uneingeweihten offenbart sich dieser Unterschied zwischen einem einfachen Menschen und "Ihnen" nicht. Das ist fast so gut gelungen wie in "Terminator 2", wo sehr deutlich gezeigt wird, wie wahnsinnig das Gebaren von Sarah Connor auf jene wirkt, die von künftigen Maschinenhölle nichts wissen.
                      Jedoch kommt "Sie Leben" nicht ohne Schwächen aus. Da wäre einerseits der Charakter der Holly (Meg Foster), welche in der zweiten Hälfte des Films an den verschiedensten Orten überraschend auftaucht; ihre Figur, einschließlich ihrer "Wendung", ließ mich völlig kalt, weil sie auf mich den Eindruck macht, völlig unorganisch, quasi auf Krampf an Schlüsselpunkten in die Handlung hineingezwungen worden zu sein. Und Johns Verhalten ihr gegenüber ist in meinen Augen auch nicht wirklich nachvollziehbar. Darüber hinaus scheint der Film im Mittelteil einfach mal zu vergessen, dass es in diesem dystopischen Staat so etwas wie Rebellen gibt, welche erst im Finale wieder auftauchen, da der Film ja so etwas wie ein dramatisches Ende haben muss. Die Szenen in der geheimen Anlage unter der Stadt wirken ebenfalls reichlich kontraintuitiv, was nicht zuletzt an so einigen Plotholes im Film liegt. SPOILER: Da ist John nach seinem Amoklauf gegen die Aliens überall in den Medien zu sehen, aber dennoch kann er nicht nur unerkannt durch die Stadt wandern, sondern auch bei der Gala der reichen Speichellecker scheint ihn niemand als den gefährlichen Killer zu erkennen; nur ein Typ, der scheinbar vorher irgendwo aufgetaucht ist, erkennt die beiden wieder und nimmt ohne jedes Aufkommen von Zweifeln an, dass sie von den außerirdischen Mächten rekrutiert wurden. Das ganze ist etwas schwer zu schlucken. Und ganz nebenbei: Warum bitteschön konsumieren die Außerirdischen eigentlich denselben Lebensstil, welchen sie zu dem Zweck geschaffen haben, um die Menschen zu ihren Sklaven zu machen? Das will mir nicht in den Kopf; gibt es dafür irgendeine Erklärung? SPOILER ENDE. Solche Elemente sorgten dafür, dass mir das letzte Drittel des Films recht aufgesetzt und zu konstruiert vorkam, als dass ich es problemlos genießen konnte.
                      Nichtsdestotrotz ist "Sie Leben" ein empfehlenswerter Film, bei dem John Carpenter noch durchaus auf der Höhe seines Schaffens war. Und gerade seine Andersartigkeit, seine Originalität, die hier und da aufblitzt und die eigenwillig sympathische Figur des John Nada sorgen dafür, dass der Film aus der Masse der 80er-Action-Streifen definitiv heraussticht.

                      7
                      • Cate Archer aus NOLF hätte ruhig noch ein bisschen höher platziert werden können. Eine meiner absoluten Lieblingsfiguren in Spielen generell.

                        • 6

                          [Vorsicht: Enthält Spoiler]
                          Der australische Outback ist die Hölle, in welcher der Teufel allgegenwärtig ist. In der Gestalt des xenophobischen Psychopathen Mick Taylor (John Jarrat) macht er unentwegt Jagd auf seine Opfer, die seinen Fängen nie lange entkommen können. Selbst wenn die jungen Touristen und Großstadtmenschen sich vor ihm sicher wähnen, so lauert er doch gleich wieder hinter dem nächsten Hügel oder erscheint in einem Vehikel auf der fernen, unter der brütenden Sonne flimmernden Strasse.
                          Das deutsche Pärchen Rutger (Phillipe Klaus) und Katharina (Shannon Ahlyn) wähnt sich zunächst noch auf einer Traumreise, wenn sie im Nationalpark an einem See ihr Lager aufschlagen und schwimmen gehen. "Göttlich", fängt Katharina diesen Moment in einem Anflug von Kitsch und Träumerei ein, wenn sie und ihr Freund sich nackt in den Armen liegen wie Adam und Eva. Doch der Schein trügt, denn bald schon machen sie Bekanntschaft mit dem Herrscher der Wüste, der sich Regeln und Gesetze nur zu einem einzigen Zweck ausdenkt: Menschen zu jagen, zu quälen und zu töten.
                          "Wolf Creek 2" besitzt keine Geschichte und keine Charaktere im eigentlichen Sinne. Der ganze Film besteht nach einer kurzen Einleitung im Grunde aus einer einzigen Hetzjagd durch das in famosen, atemberaubenden Bildern eingefangene Outback. Das Geschehen geht von einer Spannungssituation in die nächste über und variiert mitunter sehr divers zwischen actiongeladenen Autoverfolgungsjagden, Katz- und Mausspielen in der Dunkelheit und perfiden Psychoduellen in einem Folterkeller. Anspielungen auf die Filme Hitcher - Der Highwaykiller, The Texas Chainsaw Massacre und sogar Mad Max blitzen hier und da auf. Auch die Opfer, die vom Killer alle Nase lang durch Sand und Staub gejagt werden, bestechen zunächst eigentlich nur durch zwei Dinge: explizit signalisierte Austauschbarkeit und das Zurschaustellen des nervlichen Zusammenbruchs aufgrund der nicht enden wollenden Hetzjagd. Es kommt schon ein wenig überraschend daher, mitanzusehen, wie das stereotype, flache, aber durch aus sympathisch gespielte Pärchen von Rucksacktouristen nach der Hälfte des Films einfach kaltblütig ermordet wird und der Laufstab plötzlich an den unbekannten und zufällig in die ganze Sache hineingeschlitterten Paul (Ryan Corr) weitergegeben wird. Der Schock kommt unerwartet, unvermittelt, und der Zuschauer muss sich nach dem Verlust der Bezugsperson neu orientieren. Paul bekommt erst im finalen Teil des Films eine Persönlichkeit, wenn er sich mit dem Killer auf ein Gespräch einlässt und ihn in einem gut geschriebenen, gut gespielten Anflug aus Verzweiflung, Trotz und Hoffnung herausfordert.
                          Auch besitzt der Film einen mitunter sehr makaberen Humor. Nicht nur hat Mick Taylor durch seine zahlreichen Sprüche und Kommentare sichtlich viel Spass an seinem Treiben; auch Sequenzen wie die Passage mit den Kängurus zeugen von einer Komik, die sich erneut eher unvermittelt einstellt.
                          Das Ergebnis von all dem kulminiert zu einem dauerpräsenten Gefühl der Entrückung und Unsicherheit. Nicht nur die leeren, staubigen Bilder, die mit atmosphärischen und düsteren Klängen unterlegt sind, auch das stellenweise völlige Abheben ins Absurde, der plötzliche Wechsel von einer Bezugsperson zur nächsten (Ich habe mich eine Zeit lang gefragt, wann Paul sterben und das Szepter des Opfers an einen weiteren Unbeteiligten abgeben würde) sowie das Hin- und Herspringen zwischen den Genres Action, Thriller und Horror lassen den Zuschauer völlig im Unklaren darüber, was als nächstes passieren wird oder ob den Personen, die im weiteren Verlauf auchtauchen, zu trauen ist. "Wolf Creek 2" ist ein wilder Ritt, in dem ständig etwas anderes passiert, und der Regie und dem Drehbuch von Gregg McLean ist es zu verdanken, dass dieses chaotische Hin- und Her über weite Strecken spannend bleibt. Lediglich gegen Ende kam bei mir das Gefühl auf, dass diese unterhaltsame Mischung nach etwa 100 Minuten sein Willkommen überstrapaziert. Klassische Plattitüden des Horrorgenres, ein unvermittelter und im Endeffekt nicht aufgeklärter Wutausbruch von Rutger sowie das recht dumme Gerede von Paul, wenn er nach erfolgreichem Überlebenskampf den Killer verbal herausfordert, sind zuweilen etwas störend und wirken selbst in diesem recht absurden Film etwas fehl am Platze.
                          "Wolf Creek 2" ist kein Horrorfilm im eigentlichen Sinne. Sollte er es sein, dann handelt es sich eher um einen moderneren Typus von Genrevertretern, in welcher das Böse nicht versteckt auf die Protagonisten lauert, sondern sich ganz klar zu erkennen gibt. Ebenfalls ist der Fokus nicht ausschließlich auf unseren Figuren, sondern wir schauen ebenso unserem Killer über die Schulter, wie er Spaß beim Zerlegen seiner Opfer hat. Vielleicht verbirgt sich dahinter eine gewisse Zynik: "Leute, in Wahrheit wollt ihr doch Kills, Gore und Gekreische sehen; warum also noch groß einen Plot mit Figuren haben? Ihr fiebert doch eher mit dem Mörder mit!" Oder es mag der Versuch sein, frisch wirken zu wollen und durch den zunehmenden Fokus auf die Persönlichkeit des Killers eine weniger verbrauchte Perspektive auf ein Genre zu haben, dem häufig vorgeworfen wird, sich ständig nur zu wiederholen. Sei es, wie es ist, trotz stellenweise offensichtlicher Zensuren in der Kinofassung war "Wolf Creek 2" ein amüsanter, stellenweise cleverer, aber nicht allzu tiefgehender Trip, den ich durchaus weiter empfehlen kann. Ich würde nun wirklich gerne mal den ersten Teil sehen, sollte Gregg McLean es in diesem Film ebenfalls schaffen, eine ähnliche Atmosphäre zu kreieren.
                          [http://abseitshoehle.blogspot.de/2014/06/mal-wieder-im-kino-wolf-creek-2.html#more]

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                            über Mimic

                            Aus der Reihe "Flohmarkt des Horrors"
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                            Teil 6:
                            "Mimic" von Guillermo del Toro
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                            Man merkt den Filmen von Guillermo del Toro stets an, dass sie sich sehr um einen stimmigen visuellen Stil bemühen. In "Mimic" sind es die stillgelegten und verlassenen U-Bahnschächte von New York, die der Regisseur mit einer Mischung aus nostalgisch-klischeehaften Elementen und einer sehr dreckigen, feuchten, "Alien"-artigen Atmosphäre präsentiert. Auf der einen Seite haben wir Manny (Giancarlo Giannini), der sich zusammen mit seinem Sohn als Schuhputzer an einer U-Bahn-Station den Lebensunterhalt verdient, und einen Wachmann (Charles S. Dutton), der seine Faszination für die Schächte und die Welt des 'alten' New York immer wieder kundtut, doch auf der anderen Seite warten in dieser dunklen Schattenwelt zugleich die Obdachlosen, Drogenabhängigen und zudem verwahrloste Kinder, welche mit dem Einsammeln von Insekten Geld verdienen... und natürlich riesige Monsterkakerlaken, welche die ungefähre Gestalt eines Menschen annehmen können. Das Setting von "Mimic" hat also durchaus seinen Charme und bildet zudem auch eine der wenigen Stärken dieses Films.
                            Interessant ist auch, dass dieser Film, wie so einige seiner Zeitgenossen, die Hysterie rund um die Gentechnik aufgreift. Doch gleichwohl dieses Thema gerade zu Beginn recht wichtig erscheint, ist es im weiteren Verlauf des Streifens eher irrelevant. Es kommt nur noch einmal zur Sprache, wenn die Hauptfigur Susan (Mira Sorvino) sich mit ihrem Kollegen Dr. Gates (F. Murray Abraham) über die Frage unterhält, ob es richtig war, durch die Kreuzung von verschiedenen Insektentypen die Kakerlakenplage, die zu Beginn für eine besonders drastische Epidemie verantwortlich ist, Einhalt zu gebieten. Der Charakter von Dr. Gates bringt in wenigen Sätzen zumindest eine Art Widerstreit zwischen Nutzen, moralischen Bedenken und der Gefahr einer mangelnden Folgenabschätzung zur Sprache und bildet darüber hinaus den für mich einzigen sympathischen und mit Ausstrahlung versehenen Charakter im Film. Ansonsten schwingt der Film so ziemlich den Holzhammer: Gentechnik böse, da ihre Folgen im Endeffekt nicht abschätzbar sind und hier daherkommen in Form sich unbemerkt ausbreitender Rieseninsekten. Und anstatt einer Debatte und einem Abwägen von Für und Wider ist es lediglich der Anblick eines verkrüppelten Kindes, welches die Motivation für die Protagonistin Susan, zu fragwürdigen wissenschaftlichen Methoden zu greifen, klar macht.
                            Aber im Endeffekt ist "Mimic" noch immer ein Horrorfilm; und ich muss sagen, ich fand ihn im Hinblick auf sein Genre ziemlich öde. Zwar macht das Setting und die Atmosphäre einen immer wieder stimmigen Eindruck, wird jedoch durch vier Dinge stark getrübt: Ein schwaches Skript, teilweise furchtbar und konfus gesetzte Schnitte, ein zu hastiges Erzähltempo sowie 90er-Jahre Stereotypen von der schlimmsten Sorte.
                            Eine Menge an Spannung und Antizipation geht bereits dadurch verloren, dass der Film einen schon sehr früh zeigt, was aus diesen Gen-Insekten geworden ist. Anstatt den Zuschauer hier mit einem Geheimnis zu konfrontieren, dass sich langsam enthüllt, sehen wir fast schon zu Beginn einen Mann, den vor einer riesigen, nicht ganz menschlichen Gestalt gejagt und in die Abwasserkanäle gezogen wird. Und während dies geschieht, sehen wir zugleich den autistischen Sohn des Schuhputzers eifrig mit Löffeln klappern und das Geschehen von seinem Zimmer aus beobachten. Da ich zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung hatte, wer diese beiden Figuren überhaupt sind und der Film mir auch nicht im Geringsten Zeit ließ, um mit dem alten Mann, der von dieser Kreatur gejagt wird, mitzufiebern, war ich eher irritiert als dass es mich gegruselt hat.
                            Die gesamte erste Hälfte des Films wirkt sehr gehetzt. Dafür nämlich, dass die Situation am Ende darauf hinauslaufen soll, dass eine kleine Gruppe von Menschen in den stillgelegten U-Bahn-Tunneln von Riesenkakerlaken belauert werden, ist der gesamte Anfang mit einem Plot rund um eine verheerende Epidemie, einem Pärchen, das keine Kinder kriegen kann, sowie den ärmlichen Verhältnissen, in denen die Strassenkinder leben, ziemlich überladen. Und zudem spult der Film all dies in einer Geschwindigkeit ab, die gerade für einen atmosphärischen Horrorfilm einfach viel zu eilig erscheint.
                            Dazu gesellt sich noch, dass der Schnitt in diesem Film ebenfalls zuweilen furchtbar ist und mitunter enorme Sprünge macht. In einem Moment sitzt Susan in einem alten U-Bahn-Wagon und bangt um ihren Freund Peter (Jeremy Northam), der irgendwo da draußen ist... und im nnächsten Moment geht eine Tür auf und beide sehen sich wieder. Zudem wirken so einige Momente überaus dämlich. Dass Figuren in Horrorfilmen gelegentlich aus Versehen etwas fallen lassen und dann nach einer Taschenlampe oder einen Schlüssel oder so suchen, gehört ja zu den Tricks des Genres, die mittlerweile 'so' einen Rauschebart haben. Aber in "Mimic" ist es schon erstaunlich, wie wirklich jede Person entweder irgendwo gegenstolpert oder so unbeholfen ist und irgendetwas fallen lässt, dass es fast schon lustig und nicht mehr nur zum Augen rollen ist. Und warum [SPOILER] Leonard, der Wachmann in der U-Bahn, am Ende den sicheren Wagen verlässt und sich scheinbar freiwillig von den Insekten verspeisen lässt, was mir auch nicht ganz verständlich [SPOILER ENDE].
                            Und wo wir schon von Dämlichkeit sprechen: Einige der Charaktere in diesem Film sind schon arg nervig und unsympathisch. Das gilt insbesondere für die beiden Strassenkinder, welche in den Schächten nach wertvollen Insekten suchen, stets dumme Sprüche reißen und diese furchtbar stereotype Hip-Hop-Mentalität haben. Und wenn Leonard, der afroamerikanische Wachman, auch noch seine Faszination für die alte New Yorker Unterwelt zum Ausdruck bringt, in dem er ein Lied anstimmt, dann habe ich langsam vom Augenrollen echt genug. Am schlimmsten jedoch trifft es Chuy (Alexander Goodwin), diesen kleinen nervigen Jungen, der in jeder einzelnen Sekunde an Screentime völlig aufgesetzt und künstlich in die Handlung hineingezwungen wirkt und darüber hinaus auch noch für so offensichtliche Plotholes sorgt, dass ich nach dem Film "Mama" einmal mehr den Eindruck gewann, man habe das Drehbuch nach dem Erstellen einer Rohfassung nicht noch einmal überarbeitet.
                            Im Endeffekt fand ich "Mimic" zuweilen sogar unfreiwillig komisch, selten gruselig und die meiste Zeit über langweilig, wenn auch visuell ganz nett. Die Creature-FX von Rob Bottin ("The Thing") sind zudem schön schleimig-eklig geraten und die Vermischung zwischen CGI- und praktischen Effekten wirkt für die Zeit überaus gelungen, gleichwohl die Animationen heute etwas abgehackt rüberkommen. Und das ist so ziemlich das einzig gute, was ich über "Mimic" sagen kann: Er sieht mehr oder weniger gut und stimmig aus, gleichwohl das Editing zuweilen grässlich ist. Alles andere variiert von durchschnittlich zu nervig zu dämlich und konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen.
                            [http://www.moviepilot.de/liste/flohmarkt-des-horrors-deekin]

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                            • 6

                              Aus der Reihe "Flohmarkt des Horrors"
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                              Teil 5:
                              "Shadow of the Vampire" von E. Elias Merhige
                              |
                              Bei "Shadow of the Vampire" handelt es sich weniger um einen Horrorfilm per se, sondern eher um eine Art Metafilm über einen DER Horrorfilme der Geschichte. Was wäre, wenn Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau (John Malkovich) während der Dreharbeiten zu "Nosferatu" von 1921/22 einen echten Vampir dazu überreden konnte, in dem Film mitzuspielen? Was wäre, wenn sich die mysteriösen Vorfälle, die sich unter den Mitgliedern des Filmteams ereignet haben, enger mit der ominösen Präsenz des 'Schauspielers' Max Schreck (Willem Dafoe) zusamenhängen, als man es sich bisher vorstellen konnte? "Shadow of the Vampire" denkt sich hier ein durchaus interessantes Szenario aus und lässt sich in den einzelnen Szenen viel Zeit, damit es sich entfalten kann.
                              Grusel oder gar Horror entfaltet sich dabei nur an sehr wenigen Stellen; viel mehr geht es mitunter darum, durch die Darstellung der Dreharbeiten der besonderen Atmosphäre des Klassikers nahezukommen. Wenn "Shadow of the Vampire" eines bei mir geschafft hat, dann ist es, den Wunsch zu erzeugen, Murnaus Original noch einmal anzuschauen, an den ich mich mittlerweile kaum noch erinnern kann. (Einzig an einen Intertitle kann ich mich noch erinnern, welcher sich liest: "Wir machen sicher einen Batzen Geld".)
                              Merhiges Werk ist zudem überaus vielschichtig und versucht, sowohl Psychogramm zweier besessener Künstler, Meta-Erzählung und Hommage, als auch Darstellung der goldenen 20er Jahre in Deutschland zu sein. In all diesen Erzählebenen steckt eine Reflexion über die Macht der Kunst und das Verschwimmen von Film und Realität. Inwiefern hat etwa das Lesen von Bram Stokers "Dracula" die Obsession des Vampirs geprägt? Wie weit reicht Murnaus Wahn, die Grenzen der Künstlichkeit zu überwinden und das Authentische zu zeigen und zu dokumentieren? Und hat nicht die Figur von Greta Schroeder (Catherine McCormack) in ihrem Verhalten etwas eher Gestelltes an sich?
                              An vielen Stellen lässt der Film, auch schon bedingt durch die Prämisse, die Grenzen zwischen Realität und Illusion brüchig werden. Eine der Pointen des Films besteht letztendlich auch darin, dass es gerade durch die Kunst möglich ist, Erinnerung zu schaffen, auch an jene Dinge, welche ähnlich wie Graf Orlock aus der Welt verschwinden. Zumindest ist das die Haltung des Films bzw. Bestandteil des filmischen Selbstverständnisses von Murnau.
                              Handlungstechnisch folgt der Film den problematischen Produktionsverläufen. Um zusätzliche Dramatik zu erzeugen, kommt es immer wieder zu Streitereien und Sorgen bezüglich der Finanzierung des Films, sowie zu Problemen mit Murnaus damals wohl exzentrisch erscheinendem Ansatz, an realen, weit entfernten Orten und nicht in einem Studio zu drehen. Spannend sind hier auch die kleinen Ausflüge über die Anfänge des Films. Wenn die Schauspielerin Greta Schroeder bemerkt, dass sie auf die Dreharbeiten wenig Lust hat und stattdessen zahlreiche Theaterangebote wahrnehmen könnte, so erscheint dieses Medium als erfrischende Neuheit; der Impuls, die alte Form der Schauspiels der Neueren vorzuziehen, wird hier einfach mal umgekehrt.
                              Am gelungensten sind definitiv jene Szenen, welche die Dreharbeiten selbst zeigen, insbesondere wenn Friedrich W. Murnau die Regieanweisungen gibt und seine Darsteller entsprechend agieren. Auch die Gespräche zwischen Murnau und Schreck sind aufgrund des famosen Overactings von Malkovich und Dafoe wunderbar mitanzuschauen und vor allem sehr clever geschrieben; die Machtverhältnisse zwischen beiden verkehren sich immer mal wieder und die Entrücktheit und Besessenheit beider Figuren kommt wunderbar zum Ausdruck.
                              Leider ist der Film jedoch abseits davon wenig eindrucksvoll und fällt damit besonders im Mittelteil eher flach auf den Boden. Die Produzenten, Schauspieler und Kameramänner bringen sich als Figuren zwar in die übergeordneten Themen des Films ein, jedoch wirkt das Ganze eher generisch (verwöhnte Starlets, ständiges Fingerzeigen auf das begrenzte Budget des Films). Auch verliert Max Schreck in den sehr vielen Szenen, in denen er in die Dreharbeiten involviert ist, irgendwie seinen Schrecken (vielleicht ist das ja auch eine Absicht; "Shadow of the Vampire" scheint zumindest eine sehr klare Intention zu haben).
                              Die Mischung, die dieser Film bietet, hat mich letztendlich interessiert, aber nicht wirklich begeistert. Jedoch schätze ich diesen Film als definitiv sehenswert ein, da er sicherlich einzigartig in seinem Ansatz und seiner Umsetzung ist. Volle Empfehlung! Vielleicht ist er ja für euch etwas ;).
                              [http://www.moviepilot.de/liste/flohmarkt-des-horrors-deekin]

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                              • 6

                                Zugegeben, die Spezialeffekte von "Godzilla", die überwiegend mit Minimodellen arbeiten, variieren sehr stark zwischen teilweise recht ansehnlich bis hin zu völlig billig. Wenn Matchbox-Feuerwehrautos gegen die Wand eines Minihauses fahren und das Ganze dabei so aussieht, als würde ein Kind in seinem Zimmer spielen, dann hat das schon eine gewisse unfreiwillige Komik. Selbiges gilt ebenfalls für einige der Dialoge und Elemente im Film, welche... nun ja... eigenartig klingen (ein Oxygen-Zerstörer, soso!).
                                Aber dennoch durchzieht "Godzilla" von 1954 eine bitterernste Note. Das Ausmaß der Zerstörung, der Krieg und das Echo von Hiroshima und Nagasaki kehren allesamt zurück und suchen die Glitzermetropole heim, welche die Konfrontation mit diesen Gräueln längst hinter sich zu haben scheint. Das Trauma sitzt tief und wird in diesem Film sehr deutlich wiederholt und ausgespielt. Und genau darin liegt ein emotionales Gewicht, mit dem die neueren Streifen, einschließlich der US-Remakes, nicht ansatzweise mithalten können. "Godzilla" entwickelt einen Sinn für die Tragödie und die Schrecken der Zerstörung für die Zivilbevölkerung, welche in späteren Filmen eher zur Schaulust und Zertrümmerungsfreude einladen. Die Szene mit dem Chor und der Bestandsaufnahme bezüglich der Vernichtung durch das Riesenmonster schlagen einen emotionalen Ton an, den ich in dieser Intensität gar nicht erwartet habe. Das macht den Film zu etwas Besonderem, gleichwohl er im Grunde nicht mehr als ein mit einigen guten Spannungs- und Chraktermomenten versehener Horror-/Katastrophenfilm ist.

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                                • 5 .5

                                  [Vorsicht: Enthält Spoiler]
                                  "X-Men: The Last Stand" spielt sicherlich nicht in derselben Liga wie seine beiden Vorgänger, doch angesichts der recht chaotischen Produktionsbedingungen und Entscheidungen sollte ich zumindest würdigen, dass die Macher des Films mit diesem letzten Teil der Trilogie zumindest die meisten noch offenen Punkte mehr oder weniger gut zuende geführt haben. Ein bisschen verärgert war ich damals über Regisseur Bryan Singer, welcher beschlossen hatte, die Arbeiten an der Fortsetzung abzubrechen und zusammen mit zwei seiner Drehbuchautoren das Meisterwerk "Superman Returns" zu entwickeln.
                                  "X-Men: The Last Stand" hat sicherlich eine ganze Reihe von Problemen, die den Film herunterziehen, doch im Großen und Ganzen ist es kein schlechter Film. Er ist kompetent inszeniert, über weite Strecken nett geschrieben, besistzt einen klaren Spannungsbogen, führt die grundlegende Mischung aus Charakteren, Politik und Mutantenspektakel fort, und liefert teilweise CGI-Schauwerte, die ich selbst heute noch beeindruckend finde. Das Problem ist nur, dass praktisch Alles zu kurz kommt und dass die Nuancen, welche in den Vorgängern immer wieder aufblitzten, hier fehlen.
                                  Ich verweise in Bezug auf die Probleme des Films gerne auf den Review von Confused Matthew (http://www.confusedmatthew.com/x-men-iii-the-last-stand.html), dessen Punkte ich in den meisten Fällen zustimmen würde, jedoch stellenweise nicht zuviel Gewicht beimesse.
                                  Wie gesagt, vieles wird in "The Last Stand" mehr oder weniger knapp oder so ziemlich mit dem Holzhammer behandelt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Art und Weise, wie Rogue's (Anna Paquin) Charakter-Bogen zuende geführt wird, der sich als Subplot ja durch die ganze Trilogie zieht. Da stellt sich heraus, dass ein "Heilmittel" für die Mutationen gefunden wurde und anstatt dass sie und ihr Freund Bobby (Shawn Ashmore) in einer Szene einmal über dessen Möglichkeiten für ihre Beziehung reden, entspinnt sich ein plumpes Eifersuchtsdrama, in dem sie superzickig ist und ihrem Freund vorwirft, dass er als Mann ja eh nur an das Eine denkt. Och kommt schon!!! Comicverfilmungen dürfen gerne kindlich, sollten aber nicht allzu kindisch sein. Dass auch Magneto (Ian McKellen) der Tod von Charles Xavier (Patrick Stuart) herzlich wenig berührt, mag man gar nicht glauben; zwar verteidigt er sein Erbe an einem Punkt gegenüber einem übereifrigen Handlanger und sitzt am Ende einsam vor einem Schachbrett, doch abgesehen davon setzt er die meiste Zeit über nur eine steinerne Miene auf. Verschenktes Potential, welches praktisch über den ganzen Rest des Films verstreut ist. Dasselbe gilt für Storm (Halle Berry), deren in den Vorgängern signalisierte menschenfeindliche Haltung nun eigentlich auf die Probe gestellt werden müsste, wo sie doch den Direktorenplatz von Xavier Schule übernimmt. Und schließlich ist es schon sehr enttäuschend, wie Cyclops (James Marsden), Mystique (Rebecca Romijin) und Jean (Famke Janssen) so relativ unbedeutend aus der Handlung geworfen werden.
                                  Dieser finale X-Men-Film hätte neben dem in der Materie bewanderten Drehbuch- und Regieteam wohl zudem noch weitere 20-30 Minuten gebraucht, um alle Aspekte ordentlich durchzuentwickeln. Das Ergebnis bleibt zwar deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück, liefert aber trotzdem noch überwiegend kompetent gemachtes Unterhaltungskino, dem lediglich der emotionale Einschlag abhanden geht und der hier und da ein paar langweilige Phasen hat. Auf der Plusseite muss ich jedoch die Ausbrüche des Phoenix verbuchen, welche in ihrer audiovisuellen Bildgewalt mich jedes Mal gebannt auf den Bildschirm haben starren lassen. Auch sind einige der Dialogzeilen herrlich plump und cheesy und regen somit das Zwerchfell ein wenig an. Und dann gibt es natürlich diese legendäre Szene, die alleine schon eine kleine Aufwertung verdient hat:
                                  https://www.youtube.com/watch?v=75cVj4m2x0Q

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                                  • 0

                                    [Vorsicht: Verriss im Anmarsch]
                                    Als ich "X-Men Origins: Wolverine" zum ersten Mal gesehen habe, war es bereits nach Mitternacht und ich war sowohl todmüde als auch ziemlich betrunken. Abgesehen von dem Vorspann, wo Wolverine (Hugh Jackman) und sein Bruder (Liev Schreiber) durch die verschiedenen Kriege hüpften, der Motorradverfolgungsjagd in der Mitte des Films und diesem komischen Kampf auf dem Kühlturm eines Kraftwerks am Ende ging der Rest so ziemlich in Schlafphasen und Filmrissen (no pun intended!) unter. Da ich in ein paar Tagen allerdings vorhabe, mir "Days of Future Past" anzuschauen, dachte ich mir, es wäre gut, diese Lücke im X-Men-Franchise zu füllen. Und wow, nach dieser Sichtung des ersten Wolverine-Spin-offs erscheinen Alkohol und eingelegte Nickerchen zwischendurch wie eine hervorragende Idee.
                                    Ich habe ja wirklich keine Ahnung, ob diese Geschichte eine Comicvorlage hat oder ob hier einfach irgendwelche Mutanten in einen fahrigen Plot zusammengeschmissen wurden, aber was "X-Men Origins: Wolverine" abliefert, ist nicht weniger als ein filmisches Desaster. Die ersten 10-20 Minuten hatte ich ehrlich gesagt keine Ahnung, was eigentlich vor sich geht und warum. Das fängt schon damit an, dass der Film im Jahre 1845 beginnt und wir erfahren, dass der Vater von Logan, der bis jetzt 30 Sekunden zu sehen war, gar nicht sein Vater ist; stattdessen ist es dieser andere Typ, der seit 20 Sekunden im Bild war. Soll das nun eine emotionale Szene sein, die uns dazu veranlassen soll, mit einem Jungen mitzufühlen, den wir seit einer Minute kennen? Danach büchsen Logan und sein Bruder Victor ("VictooOOOOORRRRR!!!") aus, obwohl der verwirrte Junge zwei Sekunden später bemerkt, dass er eigentlich wieder nachhause möchte. Und einen noch verwirrenderen Schnitt später sehen wir sie durch zahlreiche Kriege der jüngeren Weltgeschichte rennen. Das sieht zwar irgendwie stylisch aus, doch habe ich mich die ganze Zeit gefragt, warum zwei Jungen auf der Flucht sich ausgerechnet in die Armee einschreiben. Und natürlich wird zuvor nicht einmal etabliert, dass Wolverine und sein draculesker Bruder über die Jahrzehnte nicht altern; vom Zuschauer wird ja erwartet, dass er zuvor brav die Comics liest oder die "X-Men"-Reihe geschaut hat. Derartige Elemente vorher zu erklären oder die Hauptfiguren zumindest über ihr Anderssein nachdenken zu lassen, ist ja genauso überbewertet wie das Erzählen einer eigenständigen Geschichte. Wer noch nie mit dem "X-Men"-Universum in Kontakt gekommen ist, dürfte sich erstmal so ziemlich wundern, warum im Film Typen herumrennen, die irgendwelche übersinnlichen Kräfte zu haben scheinen. Exposition oder zumindest der Versuch, auch den Laien mit dem Nötigen vertraut zu machen, ist hier ein Fremdwort. Denn wenn Logan und Victor sich einem Typen namens Stryker (Danny Huston) angeschlossen haben und zusammen mit einem Sqad auf eine Mission in die dritte Welt geschickt werden, habe ich ehrlich gesagt noch immer keine Ahnung, was hier eigentlich abgeht, worauf der Film eigentlich hinaus will, warum diese ganzen Dinge passieren oder weshalb sie wichtig sind. Es ist alles eine einzige, riesige Grütze aus visuellen Eindrücken und es wird im weiteren Verlauf auch nicht besser.
                                    Die Liebesgeschichte mit dieser Wie-heißt-sie-noch-gleich-? (Lynn Collins) wird mit derselben Selbstverständlichkeit und Hastigkeit eingeführt, mit welcher sie kurze Zeit später wieder abrupt endet. Zudem hält es der Film kaum für nötig, irgendwelche Charaktermotivationen zu erhellen und bezieht seine Wendungen und Entwicklungen aus den mitunter hanebüchensten Szenen und Dialogen, die ich seit langem gesehen habe. Victor (VictoooOOORRRRR!!!) taucht plötzlich auf, tötet diese Frau, die wir seit 5 Minuten kennen und welche zufällig in Logans Berghütte wohnt, und meint im Anschluss, er wäre ein bisschen gekränkt, weil sein Bruder ihn ignoriert. WAS SOLL DAS?! Natürlich hat das ganze einen Twist am Ende, der etwas Sinn in die Sache legt, aber die Art und Weise, wie diese ganze Sequenz gehandhabt wird, kann ich entweder nur als grauenhaft oder aber unfreiwillig komisch bezeichnen.
                                    Unfreiwillig komisch ist zudem auch dieser bemüht witzige Boxkampf mit dem dicken Typen im Ring. Ich meine zwar zu sehen, dass ein Thema des Films darin besteht, dass die Mitglieder des Mutanten-Squads unter William Stryker furchtbare Dinge getan haben und nun auf ganz verschiedene Art und Weise mit der empfundenen Schuld umgehen müssen, doch die Art wie dieser innere Konflikt im Film gehandhabt wird, ist erneut schlicht ungenügend. Von einer knochendürren Exposition einmal abgesehen besteht er nämlich nur aus Figuren, die keine wirklichen Charaktere, sondern bloß irgendwelche Typen mit Superkräften sind und die mitunter schwer erträgliche und peinliche Dinge tun (wie gesagt, der Boxkampf) oder, angesichts der völligen Abwesenheit jeglicher sinnvollen Exposition, einfach nur Dinge sagen, die unmöglich nachvollziehbar sind.
                                    Die überwiegende Abwesenheit von Sinn und Kohärenz macht den Film, trotz einiger leidlich unterhaltsamer Actionszenen und toller Panoramen-Shots, zu einer echten Qual. Der einzige Unterhaltungsfaktor bestand für mich noch darin, dass man "X-Men Origins: Wolverine" einen gewissen Trash-Faktor nicht absprechen kann. Es war schon echt komisch mitanzusehen, wie Victor am D-Day auf allen Vieren den Strand von Omaha-Beach hochgetrappelt ist oder wenn Wolverine nach dem "Tod" von Wer-war-das-nochmal-? aufwacht, Stryker in die Mangel nimmt und ihm ins Gesicht schreit "Why didn't you tell me that it was VictoooOOORRRR!!!!?" Die Dialoge sind mitunter echt unter aller Sau und das Editing in den Actionszenen ist zuweilen so konfus, dass ich gar nicht nachvollziehen konnte, was da eigentlich gerade passiert ist. (Kann mir mal jemand erklären, warum diesem Supermutanten auf dem Kühlturm plötzlich der Boden unter den Füßen explodiert, während er Logan mit seinem Augen-Laser beschießt?) Allerdings ist dieser Film selbst als Trash nur schwer genießbar; ich habe wahrscheinlich nur deswegen immer wieder lachen müssen, weil ich verzweifelt versuchte, mir dieses völlig konfuse, sinnfreie und vor allem langweilige Machwerk irgendwie erträglich zu machen.
                                    Die Sichtung von "X-Men Origins: Wolverine" hat jedoch zumindest eine gute Seite: Von nun an kümmert es mich herzlich wenig, ob die einzelnen Werke des "X-Men"-Kanons sich aufeinander beziehen oder aber ob sie sich inhaltlich widersprechen. Wenn dieses furchtbare Stück Zelluloid Bestandteil dieses 'Cinematic Universe' ist, dann sind Retcons und Widersprüche noch das geringste Problem. Wenn "Days of Future Past" es also mit seinen filmischen Vorgängern nicht so genau nimmt, dann hoffe ich wenigstens, dies nicht als allzu störend zu empfinden.

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                                      Die Comicverfilmungen der letzten Jahre lassen sich ja mehr oder weniger zwischen zwei Extremen verorten. Auf der einen Seite haben wir die luftig-leichten, wenig gehaltvollen, aber dafür mit spaßigen Over-the-Top-Momenten ausgestatteten Vertreter wie etwa "The Avengers", und auf der anderen Seite jene Filme, welche ihre recht ausgefallene Superheldenprämisse so glaubwürdig und moralisch ambivalent wie möglich gestalten wollen, etwa Nolans "Batman"-Trilogie oder "Man of Steel". Bryan Singers "X-Men" aus dem Jahr 2000, welcher den Hype um Comicverfilmungen während der letzten 15 Jahre einleitete, schafft es, genau die Mitte zwischen beiden Extremen zu finden.
                                      Einerseits wird in "X-Men" eine zwar einfache, aber mit interessanten moralischen Themen aufgeladene Geschichte erzählt. Die Mutanten, die für ihre genetische Besonderheit nichts können, werden von der "normalen" Mehrheit als Bedrohung wahrgenommen und werden zum Ausgangspunkt einer Hysterie, welche von dem Demagogen Senator Kelly (Bruce Davison) im Parlament noch zusätzlich angeheizt wird. Auch die für einen Comic-Sci-Fi-Film recht gewagte Eröffnungssequenz im Warschauer Getto 1944 unterstreicht noch einmal diese Thematik der Verfolgung von Minderheiten, die für ihre Gene/Rasse eigentlich nichts können. Das Interessante an dieser Themenlage ist jedoch, dass die Mutanten in der Tat eine potenzielle Bedrohung darstellen. Wenn sich herausstellen würde, dass sich in meiner Nachbarschaft eine Person befände, welche Gedankenkontrolle beherrscht oder durch Wände gehen könnte, würde ich mir auch anfangen, Sorgen um meine Sicherheit zu machen. Somit handelt es sich eben nicht um das übliche Thema, dass Minderheiten eben auch nur Menschen sind, sondern gewinnt durch die abgefahrenen Fähigkeiten innerhalb des "X-Men"-Universums eine nachvollziehbare Brisanz und Aktualität. Eine einfache Antwort lässt sich darauf so schnell nicht finden. Dieses politische Unterthema ist durch den ganzen Film hindurch wirksam, tritt allerdings zugunsten eines sehr klassischen Plots zurück, in welchem die radikalen Mutanten rund um Magneto (Ian McKellen) einen bösen Plan aushecken, welcher von den 'guten' Mutanten rund um Professor Xavier (Patrick Stewart) verhindert werden muss.
                                      Die Bodenhaftung geht jedoch nie verloren, das Thema rund um Mutanten und Anderssein wird in unterschiedlichen Facetten erklärt und in teilweise sehr menschlichen Szenen dargestellt. Eine wirkliche Hauptfigur gibt es in diesem Film allerdings nicht und generell kommt bei der Unmenge an Charakteren die Figurenzeichnung nicht über das Maß von sympathisch geschriebenen und gespielten Archetypen hinaus. Jedoch gibt es auch hier nette kleine Elemente, wie etwa das Mysterium um Logans (Hugh Jackman) Vergangenheit und die immer wieder angedeutete Freundschaft zwischen Magneto und Charles Xavier. Generell wirkt dieses Universum sehr eingelebt und glaubwürdig und die Handlung des Films lediglich wie ein Kapitel aus einer ganzen Reihe von Geschichten.
                                      Aber - und nun kommt das große 'Andererseits' - zugleich ist sich "X-Men" durchaus bewusst, dass es sich hier um einen Film handelt, der sein Mutantenszenario eben nur bis zu einem gewissen Grad Ernst nehmen kann. Namen wie Storm, Cyclops oder Sabertooth, völlig abgefahrene Kräfte wie die Manipulation des Wetters oder eine nahezu unbegrenzte Regenerationsfähigkeit, und schließlich das Herumlaufen in stylischen Uniformen und Kostümen; all das unterstreicht den comichaften Charakter von "X-Men", welcher durch Logans sarkastische Kommentare zudem auch mit einer Prise Selbstironie eingefangen wird. Die Macher sind sich der cartoonhaften Elemente bewusst, stehen dazu und spielen sie in ihrer leichten Albernheit liebevoll aus. Das Tolle an dem Ganzen, und das vermisse ich heute mitunter am Meisten, ist dass es schlicht Spass macht, einfach nur mitanzuschauen, wie die Mutanten coole Sachen mit ihren Kräften anstellen. Magneto, der sich vor seinen Füßen eine Brücke aus Metallplatten baut, Wolverine, der seine Klauen zu einer Stinkefingergeste anordnet oder Mystique, die sich auf Ellis Island als Tarnung in die Freizeitstatue verwandelt. Einfach super! Das Tolle aber ist, dass es "X-Men" gelingt, sowohl die ernste Seite als auch diesen sehr cartoonhaften Aspekt wunderbar miteinander zu verbinden. Diese beiden sehr gegensätzlichen Anteile beißen sich nicht an einer einzigen Stelle.
                                      Trotzdem handelt es sich um einen letztendlich nur solide gemachten Film. Trotz einem Auge für Details und einem Sinn für Ausgewogenheit ist "X-Men" als quasi erster Film im Genre der modernen Comicverfilmungen noch etwas zaghaft inszeniert. Der Anfang ist mit seinen vielen Schauplätzen und auftauchenden Figuren etwas ungriffig, Wolverine und Rogue wuchsen mir erst so gegen Mitte des Films ans Herz und auch das große Finale hätte Alles in Allem etwas dynamischer ausfallen können. Dennoch, "X-Men" bietet im Grunde genau jenen Ansatz, den ich mir von einer Comic-Verfilmung wünschen würde: Nämlich eine gut getroffene Mischung aus Bodenständigkeit und schillerndem Spass.

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                                        Deekin 21.05.2014, 02:36 Geändert 20.03.2016, 16:54

                                        [Achtung: Enthält Spoiler]
                                        "Och Menno, jetzt lasst sie doch endlich mal kämpfen!"
                                        Genau das dachte ich im Kino, als ich mit ansehen musste, wie die pummelige Kultechse nun schon zum dritten Mal davor stand, seinen großen Auftritt hinzulegen, nur damit der Film im nächsten Moment einen Schnitt macht und das Geschehen entweder nur vage über Fernsehbilder zeigt oder seine Aufmerksamkeit völlig auf ein anderes Geschehen verlagert.
                                        Im Ansatz finden sich in diesem "Godzilla" durchaus gute Ideen, die mir sehr sympathisch sind: Er fängt ruhig an; er lässt sich Zeit, das Geschehen aufzubauen; er spart sich sein CGI-Pulver für ein möglichst bombastisches Finale auf. Doch haben Regisseur Gareth Edwards und Autor Max Borenstein den Bogen hier eindeutig überspannt. Anstatt mit den kurzen Szenen, wo der Riesenmolch ins Bild rückt, die Neugierde und Antizipation des Zuschauers anzustacheln, tritt (zumindest in meinem Fall) der gegenteilige Effekt ein. Ich fühlte mich um einen zufriedenen Pay-Off betrogen, wenn eine sorgsam vorbereitete Konfrontation zwischen Godzilla und einer sexuell aktiven Riesenmotte auf Hawaii gar nicht On-Screen stattfindet. Und dieses Problem wiegt noch schwerer, weil es sich hier doch offiziell um eine Art Reboot des Franchise handeln sollte und dieser knuffige Oldtimer für seinen eigenen Film doch ein Quäntchen mehr Screentime oder zumindest eine eingehendere Thematisierung von Seiten der Charaktere verdient hat. Stattdessen verbringen wir mehr Zeit mit den beiden überdimensionierten Sandkastenbullies, welche für ihr lang herbeigesehntes Stelldichein in San Francisco als Vorspiel erst einmal den halben Globus verwüsten.
                                        Das Ganze wäre ja halb so schlimm, würde es wenigstens ein paar sympathische Figuren geben, die in der Lage wären, den Film zu tragen. Zu Beginn macht der Film auch den sehr guten Job, das Gespann zwischen Vater Max (Bryan Cranston) und Sohn Ford (Aaron-Taylor Johnston) einzuführen und mit vielen netten Details zu charakterisieren. Ich mochte beide Figuren als Gespann sehr gerne; sie waren jetzt nicht sonderlich tiefgehend gezeichnet, aber für einen Vater-Sohn-Konflikt in einem auf Schauwerte setzenden Blockbuster wäre das mehr als ausreichend gewesen. Und ich verstehe nach wie vor nicht, wie man auf die Idee kommen kann, gerade jene Figur, mit welcher der Zuschauer emotional noch am meisten resonniert, nach etwa einer halben Stunde aus dem Film verschwinden zu lassen. Von da an nämlich entpuppen sich die Charaktere in "Godzilla" als jene flachen Figuren, als welche sie hier immer wieder beschrieben werden und der ganze Film wird zu einem eher oberflächlichen Spektakel, welches einem seine Höhepunkte dummerweise immer wieder vorenthält.
                                        Es gibt zudem noch haufenweise 9/11-Referenzen, Anspielungen auf zahlreiche Katastrophen, welche sowohl durch Naturphänomene als auch durch Menschen verursacht worden sind, sowie eine mystisch überhöhte und, angesichts des hier zur Schau gestellten filmischen Ernstes, recht albern wirkende Naturbotschaft. Und warum Klein Schuppi mit dem Dackelblick am Ende auch noch als großer Held gefeiert wird, obwohl er mit seinen Mottenkumpels eine ganze Stadt verwüstet und durch das Auslösen eines Tsunamis wahrscheinlich noch hunderte von Menschen auf dem Gewissen hat, entzieht sich meinem Verständnis.
                                        Alles in Allem ist "Godzilla" alles andere als rund. Nie wird so richtig klar, welche Geschichte hier eigentlich erzählt werden möchte, wo der emotionale Fokus des Zuschauers sein soll und ob das nun ein albern-sympathisches Monster Beat'em-Up oder ein ernster Katastrophenfilm mit Botschaft sein will. Aber, und das ist entscheidend, trotz aller Unstimmigkeiten kann der Film erstens durch seine enormen Schauwerte unterhalten und ist zweitens nie wirklich anstößig oder geht auf die Nerven. Edwards weiß definitiv, wie er gute und visuell beeindruckende Shots kreiert und glücklicherweise findet sich keine einzige Person, die mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen wird, einen dümmlichen Comical Relief zu performen. Alles in allem also 'gut' aufgrund der Technik, einer spannenden ersten halben Stunde und einem spassigen Finale, wo endlich mal On-Screen etwas Godzilla-Action geboten wird.

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                                          Bei der ersten Sichtung hat mich "X-Men: First Class" total kalt gelassen. Von ein paar Fragmenten des Films, die mir nicht gefallen haben, konnte ich mich an wirklich überhaupt nichts mehr erinnern. Nach der zweiten Sichtung, die ich jetzt hinter mir habe, kann ich zumindest die Stärken dieses Prequels zu schätzen wissen. Ich fürchte schlichtweg, dass sich der sehr gute Eindruck, den ich von Bryan Singers Umsetzungen des Comics habe, einfach zu tief festgebissen hat, um an dieser neuen Herangehensweise uneingeschränkt Gefallen zu finden.
                                          Der große Vorteil, den "First Class" genießt, ist sicherlich jener, eine Origin Story zu sein, welche den Werdegang für die Charaktere Charles Xavier (James McAvoy), Magneto (Micheal Fassbender) und Mystique (Jennifer Lawrence) beschreibt und für sie exakt die Weichen stellt, die sie in den zukünftigen Abenteuern erleben. Und genau das funktioniert hier ausgesprochen gut. Auch die Einarbeitung der politischen Fragen ist wunderbar gelungen. Erik und Charles erleben beide die Anfänge der Mutantenspezies mit, besitzen beide einen sehr unterschiedlichen Lebenslauf und sind entsprechend in ihren Weltanschauungen unterschiedlich gepolt. Ein Professor, welcher aus wohlhabendem Hause stammt und ein vergnügtes, ausgelassenes Studentenleben führt, weiß den Wert des Lebens und der menschlichen Gesellschaft besser zu schätzen und folgt entsprechend seinen utopischen Idealen der "Spezienverständigung", während ein Mann, welcher als Kind die schlimmste Seite des Menschen am eigenen Leib miterlebt hat, nicht ansatzweise ein Vertrauen in diesen aufbauen kann. Der Film psychologisiert seine beiden Protagonisten und lässt sie zu zwei Perspektiven werden, die das politische Geschehen des Films immer wieder zwischen dem Wunsch nach Kommunikation und Kooperation und dem von Misstrauen geprägten Wunsch nach Überleben bewerten. Das Gute an Magneto ist ja gerade, dass er als pessimistischer Gegenspieler zu Charles immer wieder interessante Punkte hervorbringt, mit denen er letztendlich Mystique, die mit ihren zwei Gesichtern ständig hin- und herschwankt, für sich gewinnen kann.
                                          Was mich beim ersten Mal sehr störte, war die Einbindung geschichtspolitischer Ereignisse ins X-Men Universum. Möchte ich wirklich in einem fantastischen Universum, dass ein Spektakel, wo Menschen mit Superkräften sich gegenseitig die Birne einhauen, in einen so realistischen Kontext gepackt wird? Nach zweiter Sichtung muss ich jedoch zugeben, dass man das durchaus machen kann, auch wenn es im Film zeitweise für ein merkwürdiges Pacing sorgt. Da spitzt sich die Krise zwischen den Alliierten und den Sowjets zu und scheint, unterlegt mit brisanten Bildern und dramatischer Musik, auf eine Klimax zuzulaufen, und sodann folgt... eine 30 minütige Trainingspassage in einem beschaulichen, grünen Anwesen. Die Inszenierung und das Pacing sind meines Erachtens nach sowieso die Schwächen, die diesen Film ausmachen. Die Action ist nicht sonderlich aufregend und spannend inszeniert, die CGI-Effekte wirken recht künstlich und der gesamte Ost-West-Konflikt hätte vielleicht besser in der zweiten Hälfte des Films betont werden sollen, während die Originparts und die Einführung der Schule früher hätten vonstatten gehen sollen.
                                          Alles in Allem aber ist dies ein kompetent gemachter, gut geschriebener Film, der für meinen Geschmack allerdings einfach ein Stück zu glatt vonstatten geht und dessen Plot für mich nicht ganz rund wirkt. Was mir allerdings am Meisten gefehlt hat, war der Eindruck eines coolen Comic-Spektakels, welches die früheren X-Men-Filme immer wieder durchzog. Der unglaubliche Ernst und das Bemühen um die Glaubwürdigkeit in allen Ehren, aber wenn ich mir einen Streifen wie diesen anschauen möchte, würde ich schon gerne etwas häufiger sehen, wie sich Mutanten mit coolen Fähigkeiten miteinander prügeln oder durch X-tremes Ärschetreten aus brenzlichen Situationen herauswinden. Und trotz aller talentierten Jung-Darsteller muss ich sagen, dass mir das Figuren-Ensemble aus den alten Filmen, mit ihren Jungspünden, Erwachsenen und besonders ihren Power-Rentnern McKellen und Stewart deutlich sympathischer war. Aber nichts desto trotz kann ich nun wenigstens sagen, dass mir "First Class" durchaus gefallen hat.

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                                            Na was für eine Überraschung! Da geht man in eine Thrill-Sneak und bekommt einen Film, der dieses Mal nicht bald ins Kino kommt, sondern in einer Woche auf DVD erscheint. Wirklich berauschend für ein Kinoerlebnis wäre dieser australische Indiestreifen allerdings nicht gewesen.
                                            Bei "100 Bloody Acres" handelt es sich praktisch um eine schwarze Komödie, welche auf dem einen oder anderen Backwood-Horror- oder Redneck-Stereotyp aufbaut. Das Beste am Film war für mich allerdings immer noch der Anfang und das deswegen, weil ich überhaupt nichts von dem Film wusste. Es ist schon interessant, was die Kenntnis über die bloße Prämisse des Films ausmacht. Ich wusste zu Beginn nicht, worum es eigentlich ging, der Titel des Films ist mir vage hier und da untergekommen und als das Australiensetting eingeführt wurde, dachte ich zunächst, ich würde "Wolf Creek 2" schauen. Stattdessen sah ich eine recht humorvolle Szene, wie ein trotteliger Lastwagenfahrer, der sich später als unser Protagonist entpuppen würde, auf der Landstrasse ein verunglücktes Auto mit einer Leiche darin entdeckt und beschließt, diese in seinen Truck zu laden. Mein erster Gedanke dabei war, dass er die Leiche zu den Behörden schleppt und lediglich Angst hat, sollte ihn jemand entdecken, dass er für einen verrückten Mörder gehalten wird. Und als dieser Fahrer, mit Namen Reggie (Damon Herriman), beschließt aus Freundlichkeit auch noch drei junge Großstädtler, die auf dem Weg zu einem Konzert sind, mitzunehmen, entspinnt sich eine super geschriebene und wirklich spannend inszenierte Fahrt voller doppeldeutiger Dialogzeilen und skurriler Momente, zumal auch nicht wirklich klar ist, um was für einen Typen es sich bei Reggie überhaupt handelt.
                                            Nach diesem sehr gelungenen Start hoffte ich auf mehr - quasi auf ein besseres "Tucker & Dale vs. Evil" - jedoch rastete der Film im Anschluss auf eher befahrenen Schienen ein und präsentierte uns einen bekannten, leicht unausgegorenen Mix aus Backwood-Horror und schwarzer Komödie. Insbesondere ist es schade, dass man aus der Idee des Superdüngemittels überhaupt nichts gemacht hat; zunächst dachte ich, als das Zeug blubberte und dampfte, dass wir es später im Film mit Zombiepflanzen und Kürbismonstern zu tun bekommen. Doch überwog das Wunschdenken hier den eigentlichen Film. Die Charaktere werden allesamt von fähigen Schauspielern verkörpert, doch sind diese meist wenig interessant. Reggie ist halt das eigentlich gute und liebenswürdige Landei, dass unter der familiären Fuchtel seines sadistischen Bruder steht. Und Sophie (Anna McGahan) ist ebenfalls das dahergelaufene Klischee einer verlorenen Großstadtfrau, welche mit Trotteln und überdominanten Männern anbandelt, bis der richtige, unscheinbare Typ sich ihr offenbart. Gerade letzterer Part ist sehr schwach geschrieben und kommt sehr plötzlich und irgendwie verkrampft im Film herüber. Die Figuren im Film sind allenfalls zweckmäßig und tragen den Film halt wirklich nur geradeso. Hier hätte man wirklich mehr herausholen können.
                                            Für 90 Minuten kam "100 Bloody Acres" mir ziemlich lang vor. Es gibt ein paar sehr cool inszenierte Splatterszenen, bei denen ich echt lachen musste und auch ist der Humor an einigen Stellen nett und stimmig in Szene gesetzt. Auch fand ich die Art, wie das typische "Bind' mich los und wir treiben es"-Szenario aufgelöst worden ist, einfach toll; endlich mal jemand, der nicht so dumm ist und auf den zur Schau gestellten Charme des armen, verzweifelten, weiblichen Opfers hereinfällt. Der Streifen hat definitv seine lichten Momente, ist aber im Großen und Ganzen lediglich ein kleiner, blutiger, schwarzer Film mit Längen.

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                                              Aus der Reihe "Flohmarkt des Horrors"
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                                              Teil 4:
                                              "Kolobos" von Daniel Liatowitsch und David Todd Ocvirk
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                                              "Kolobos" ist definitiv einer jener Filme, über die man sich am besten überhaupt nicht informieren sollte, bevor man ihn sieht. Denn wie sich dieser Horrorfilm von dort weiterentwickelt, wo der Klappentext endet, macht neben den sehr gelungenen Splatter-Effekten eigentlich den einzigen Reiz des Films aus. Wer also Interesse hat und von hier aus weiterliest, sollte die Spoilerwarnungen definitiv meiden.
                                              Soweit ich das mitbekommen habe, wird dieses so ziemlich unbekannte Werk von Liatowitsch und Ocvirk von jenen Leuten, die es gesehen haben, überaus unterschiedlich rezipiert. Von unoriginell und belanglos bis hin zu kreativ und beklemmend ist vieles dabei.
                                              Tatsächlich bietet dieser Film eine Menge an Angriffsflächen. Da wäre zunächst das sichtlich geringe Budget des Films zu erwähnen, welches an allen Ecken und Enden auffällt. Die Schauspieler sind, von Amy Weber vielleicht abgesehen, sehr mäßig und verkörpen zudem ein Ensemble von Personen, die wie Slasherstereotype daherkommen. Schließlich liefert der Film die meiste Zeit über, trotz eines variierten Ansatzes, die typische Meuchelmörderkost. Und gerade für jene, die lediglich im Besitz einer deutschsprachigen Version dieses Streifens sind, sitzt die wirklich furchtbare Synchronisation wie ein weiterer Dorn im Fleisch. SPOILER: Hinzu kommt noch, gleichwohl Filme wie "Saw", "Identität" oder "A Tale of two Sisters" erst im nächsten Jahrzehnt erschienen sind, dass die hier behandelten Elemente wie tödliche Fallen oder der Schrecken, der im Kopf der Hauptfigur stattfindet, mittlerweile abgegriffen und eher zum Klischee geworden sind. SPOILER ENDE.
                                              Doch ebenso besitzt der Film eine Reihe von Stärken, die ihn für den geneigten Fan des Genres womöglich doch sehenswert machen. Da wäre zunächst das fantastische Opening zu erwähnen, dessen musikalisches Thema unverkennbar eine Referenz an "Suspiria" darstellt. Wie sich das Geschehen im Film entwickelt, wird zwar früh angedeutet und je nach Kennerstatus entwickeln sich Theorien über die Auflösung des Films, jedoch bleibt die Wahrheit über die Vorgänge im Haus stets in der Schwebe und besitzt eine mysteriöse Note. Und gleichwohl die Figuren allesamt eher flach gezeichnet sind, so wird ihr Auftreten durch ein gemeinsames Element verbunden: Sie alle gieren nach Aufmerksamkeit, sind unsichere und entrückte Selbstdarsteller und der normalen Kommunikation nur schwerlich fähig. So wenig sympathisch oder komplex sie charakterisiert sind, dieser Aspekt macht ihre Interaktion trotz teilweise recht plumper Dialoge sehr interessant. Sehr schön gemacht ist auch die gesamte Anfangssequenz, welche die Hauptfigur aus der Perspektive der ersten Person durch verregnete Strassen flüchten lässt und den Zuschauer erst einmal im Unklaren darüber lässt, um wen es sich hier handelt.
                                              Man merkt den Machern von "Kolobos" definitiv an, dass sie viele gute Ideen haben und ihr Werk mit Liebe zum Detail ausgestattet haben. Allerdings leidet der Film gerade hier und da an einer zu hastigen und wenig atmosphärischen Inszenierung. Und wirklich rund fühlte sich der Film leider auch nicht an, da die Handlung mit einer ganzen Reihe von mal wichtigeren, mal weniger wichtigen Elementen überladen ist. Versatzstücke von Reality-TV, Slasher und immer wieder auftretenden Wahnvorstellungen versuchen hier, durch eine zu groß geratene und zu wenig überzeugend inszenierte Fülle den Zuschauer bei der Stange zu halten. Das Ergebnis funktioniert in meinen Augen zwar, aber wiederum nicht so effektiv, wie es hätte sein können. So verbleibt dieses Werk ein netter, ambitionierter B-Horrorfilm mit kreativen und ungewöhnlichen Ansätzen, der jedoch unter seinem gemischt-gelungenen Handwerk, mäßig konzipierten und gespielten Figuren und einem überladenen Plot leidet. Lediglich das Ende vermag wirklich zu überzeugen und holt noch einmal ein paar Restkohlen aus dem Feuer.
                                              [http://www.moviepilot.de/liste/flohmarkt-des-horrors-deekin]

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                                              • 6 .5

                                                Aus der Reihe "Flohmarkt des Horrors"
                                                |
                                                Teil 3:
                                                "Horror Infernal" von Dario Argento
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                                                Dario Argento ist mit Sicherheit einer der polarisierendsten Regisseure des Horrorkinos. Während die einen Leute seine hervorragende Kameraarbeit, den flippigen und für Genreverhältnisse sehr aggressiven Musikeinsatz der Band "Goblin" sowie das ausgeprägte Spiel mit Farben bewundern, schütteln andere eigentlich nur den Kopf angesichts seiner völlig hanebüchenen, dramaturgisch schwachen und mit teilweise furchtbaren Dialogen versehenen Drehbücher. Zumindest bei den von mir zuvor gesichteten Werken "Suspiria", "Profondo Rosso" und "Phenomena" zog sich dieser Trend durch. Insofern rufen die Filme von Argento bei mir stets sehr gemischte Gefühle hervor: Kreativ und faszinierend sind die Szenen, wenn dieser Italiener sich visuell austobt oder einmal mehr sein Können für hinterhältige Mordszenen unter Beweis stellt, doch nur gerade so erträglich wird es, sobald er versucht, tatsächlich eine Geschichte zu erzählen oder Dialogpassagen zu inszenieren.
                                                An "Horror Infernal" (ebenfalls bekannt unter dem Titel "Inferno") war ich nicht nur interessiert, weil es der Nachfolger von "Suspiria" war - für mich bisher der gelungenste Argento - sondern auch weil das Surreale und Fantastische in diesem Werk angeblich noch sehr viel ausgeprägter sein soll als in seinen anderen Werken.
                                                Und tatsächlich handelt es sich ausschließlich um ein Werk, in welchem Argento seine Stärken voll ausspielt. Handlung und Charaktere gibt es hier in der denkbar minimalsten Art und Weise. Im Grunde handelt es sich hier nur um eine Abfolge von einzelnen Sequenzen, in denen verschiedene Personen einem übernatürlichen Grauen begegnen, welches am Anfang klipp und klar erklärt wird. Zusammengehalten wird das Ganze lediglich von der Hauptfigur Mark (Leigh McCloskey), der den ganzen Film über nichts anderes tut, als nach Amerika zu reisen und in einem unheimlichen Hotel nach seiner Schwester zu suchen. Einen großartigen Sinn oder ein Gespür für eine sich aus der Handlung ergebende Grundspannung sucht man hier vergebens. Und das ist genau genommen sogar ein Vorteil von "Horror Infernal", denn wenn mich bisherige Werke von Argento eines gelehrt haben, dann dass er auf diesem Feld nicht mehr als gepflegte Langeweile produzieren kann. Die wenigen Dialoge, die sich hier finden, sind zum Haarsträuben und aus einer anderen Perspektive heraus sogar unfreiwillig komisch.
                                                Was jedoch die audiovisuelle Gestaltung angeht, so ist dieser Film einmalig. Jede längere Sequenz erschafft surreale Bilder, eine morbide Spannung und wird mit suggestiven Kamerafahrten wunderbar eingefangen. Das Spiel mit starken Blau- und Rottönen ist vorherrschend und der Musikeinsatz besitzt mal mehr sehr ungewöhnliche Momente. Zuweilen ist klassische Musik zu hören, zuweilen sanfte, geheimnisvolle Pianostücke und gegen Ende schließlich ein Goblin-artiges, sehr rasantes und saucooles Stück, welches einmal mehr von dem Phänomen der Drei Mütter erzählt. Zweifellos funktioniert dieser Film hauptsächlich durch seine Bilder, seine Atmosphäre und die einzelnen Sequenzen.
                                                Was ich an Argento ebenfalls sehr faszinierend finde, ist sein Spiel mit der Subjektivität. Immer wieder - und so auch in "Horror Infernal" - finden sich Szenen, in denen Figuren versuchen, Erinnerungsfragmente zu rekapitulieren und aus ihnen einen Sinn zu machen. Ebenfalls sind manche Passagen auch so inszeniert, dass der Zuschauer zusammen mit der Hauptfigur selbst nicht ganz zwischen Einbildung und Realität unterscheiden kann. SPOILER: In diesem Film etwa entdeckt Mark während einer Vorlesung eine mysteriöse Frau im Hörsaal, die ihn eindringlich beobachtet und eine leicht gespenstische Erscheinung hat. Als er sich aus dem Bann herausschüttelt, schaut er noch einmal hin und entdeckt lediglich eine Studentin, die ihn mit dem Rücken zugewandt ist. Gebannt wartet er darauf, dass sie sich umdreht, doch dieser Fall tritt niemals ein, und als er sich ein weiteres Mal hinwendet, ist der Sitz leer und er sieht sie nur noch von hinten, als sie die Treppe hinaufsteigt und den Hörsaal verlässt. Ihm wird gar nicht die Chance gelassen, festzustellen, was es mit dieser merkwürdigen Erscheinung auf sich hatte. Auf eine ähnliche Art und Weise verwandelt sich später das Untergeschoss einer Bibliothek nahtlos in ein altertümliches Alchemielabor. SPOILER ENDE.
                                                "Horror Infernal" ist definitiv nicht für jeden, doch für Fans von Argentos Stil sicherlich eine Offenbarung, da er sich hier fast ausschließlich auf seine Stärken verlässt. Ich selbst konnte so auch ohne das Vorhandensein einer wirklichen Handlung in den Film eintauchen und ihn genießen, gleichwohl manche Sequenzen mir mehr zusagten, etwa die gesamte Passage mit Sara (Eleonora Giorgi), als andere, etwa die Szene mit den Ratten. Ich bin sehr gespannt, ob der Film bei weiteren Sichtungen noch in meiner Gunst wächst.
                                                [http://www.moviepilot.de/users/deekin/listen]

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                                                • Oh wow, der Film wird ja hier und in den Kommentaren in der "Godzilla (2014)" Sektion so unglaublich mies gemacht. Ist er denn wirklich so grauenhaft? Ich habe ihn damals in jungen Jahren im Kino gesehen und über die anschließenden Jahre ab und zu mal im TV. Ich war wohl in dem richtigen Alter dafür, denn als gewaltige Zerstörungsorgie mit ordentlichen Effekten hat der Film mich jedes Mal fesseln können. Keine Ahnung, wie ich den Film heute bewerten würde, aber ich frage mich wirklich, was genau die Leute an diesem Film so mies fanden. Klar kann man ihm nervige Charaktere, Logiklücken und solche Einlagen wie den Godzilla-Nachwuchs vorwerfen, aber 'schlecht' oder gar eines der großen Filmdesaster der 90er würde für mich nach wie vor anders aussehen. Von Jurassic-Park kopieren oder ein anderes Design für die Riesenechse zu wählen erscheinen in meinen Augen nicht gerade wie sinnvolle Qualitätsmaßstäbe. Und gerade bei einem Emmerichfilm sollte man heute eigentlich wissen, worauf man sich da einlässt.

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                                                    Ich muss zugeben, dass Akira Kurosawas "Die sieben Samurai" ein bisschen Staub gefangen hat, was seine dramatischen Aspekte anbelangt. Für einen Film, welcher eine stolze Länge von 200 Minuten hat (habe mir die OmU-Langfassung angesehen), reichen mir das Maß an Spannung und Konflikten gerade ab dem zweiten Drittel nicht aus, um eine so hohe Laufzeit zu rechtfertigen. Mit der 40 Minuten kürzeren europäischen Fassung möchte ich allerdings auch nicht lieb nehmen, da bei dieser so manch eindrucksvolle Szene zu Beginn und Ende des Films entfernt worden ist. Insgesamt schätze ich diesen Film vor allem als visuell großartig inszeniertes Historendrama, bei dem man zwar jede einzelne Minute spürt, welches am Ende aber dennoch lohnenswert ist.
                                                    "Die sieben Samurai" ist in drei ungefähr gleichgroße Abschnitte unterteilt. In der ersten Stunde des Films wird die Notlage der Bauern eingeführt, sowie der Versuch unternommen, genug Samurai zu rekrutieren, um die Verteidigung gegen die Banditen zu wagen. Im zweiten Teil kommen die Samurai im Dorf an und bereiten sich zusammen mit den Bauern auf den Kampf vor, während zugleich so etwas wie eine Verbrüderung zwischen den Menschen aus den unterschiedlichen Kasten entsteht. Im letzten Abschnitt schließlich kommt es zur Konfrontation mit den Banditen und die einzelnen Handlungsstränge werden mal mehr, mal weniger gelungen, zu einem Ende gebracht.

                                                    Dabei ist gerade das erste Drittel des Films das komplexeste und interessanteste. Hier tritt gerade das vielschichtige Porträt der Samurai und der Untergebenen an den Tag.
                                                    Der Handlung des Films entsprechend sind die meisten hier auftauchenden Samurai selbst mittellos und müssen sich für kaum mehr als eine Tagesmahlzeit bei den 'gemeinen' Leuten verdingen. Dass einer der Hauptfiguren, Kambei (Takashi Shimura) sich den Zopf abschneiden muss, um sich für einen Job als Mönch zu verkleiden, zeigt, dass die Herrschaftshierarchie und ihre Symbole in dieser bitteren Welt wenig Bedeutung haben. Auf der anderen Seite sind auch gerade die Armen sehr unterschiedlich dargestellt. Sie sind nicht noble Figuren, die ihre Mittellosigkeit und Verzweiflung mit Tugend und Würde ertragen, sondern mitunter sehr verschlagen, ruchlos und schadenfroh; das Elend ihrer Leidgenossen kümmert sie herzlich wenig, außer um sich daran zu ergötzen. Es ist nach all den simplen Verklärungen in anderen Filmen sehr erfrischend, ein so schonungsloses und differenziertes Bild der unteren Gesellschaft betrachten zu dürfen.
                                                    Der zweite Teil des Films lässt es dann deutlich ruhiger angehen. Die meiste Zeit schauen wir lediglich den Vorbereitungen zu. Und hier beginnt der Film, ein paar Probleme zu offenbaren. Es mangelt an ausreichend Substanz, um die gewaltige Länge des Films adäquat auszufüllen. Zwar gibt es eine Liebesgeschichte und auch ist die Dynamik der langsam zusammenwachsenden Gesellschaft aus Samurai und Bauern sehr gelungen; doch gerade in diesem sehr ruhigen Mittelteil hätte es mehr an Charaktermomenten und zwischenmenschlichen Konflikten geben sollen. Zwar gibt es eine Prise Humor, sehr imposante Aufnahmen und vor allem einen wirklich starken und ergreifenden Monolog, in welchem Kikuchiyo (Toshiro Mifune) auf zynische Art und Weise das Elend der Situation zusammenfasst. Doch ist dies für meinen Geschmack zu wenig.
                                                    Was das kampflastige letzte Drittel des Films angeht, so war ich jedes Mal verblüfft darüber, wie einfach sich die Banditen übertölpen lassen. Wenn man sich letztendlich das befestigte Dorf, die disziplinierten Bauern und die zur Schau gestellte Kampferfahrung der Samurai anschaut, dann erscheint es regelrecht lachhaft, dass diese Übermacht im finalen Gefecht nicht mit 13 feindlichen Reitern fertig wird. Und das die Banditen generell so dumm sind und bei fast jedem Angriff mitten in einen Haufen mit Speeren bewaffneter Bauern, also quasi in ein Hornissennest, reinreiten, nimmt dem Film schon ein bisschen die Glaubwürdigkeit. Zwar gibt es auch hier so einige große Momente, sowie ein einprägsames Ende, welches eine Art Abgesang auf die selbstlosen und gerechten Tugenden darstellt; doch der finalen Konfrontation, auf welche "Die sieben Samurai" zwei ganze Stunden hingearbeitet hat, fehlt es merklich an jener Spannung, welche einem eigentlich vermitteln sollte, dass die Verteidiger hier wirklich in Gefahr sind.
                                                    Dass der Film dennoch sehenswert ist, liegt an Kurosawas sehr dynamischer Inszenierung. Im Gegensatz zu einigen andernen hier finde ich gerade die Kameraarbeit und die Kampfszenen wirklich gelungen und sind auch heute noch von einer enormen Intensität. Auch das Spiel mit den Schwarz-Weiß-Bildern kann überzeugen. Insbesondere aber hat "Die sieben Samurai" eine Qualität, die viele heutige Filme sehr vermissen lassen: Das Gefühl für Staub, Dreck und Nässe zu erzeugen. Ich habe wirklich selten einen Film gesehen, bei dem ich den Eindruck hatte, dass sich die Orte und Kleider der Menschen als derart von der Witterung mitgenommen angefühlt haben. Gerade durch diese inszenatorische Qualität gelingt diesem Film schon rein visuell ein sehr immersives Element, welches ich in dieser Intensität gerne mal wieder in neueren Filmen sehen würde. Schade also, dass Kurosawas Meisterwerk gerade in den späteren zwei Dritteln dramatisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit bzw. zu lang geraten ist. Dennoch würde ich sagen, dass ich mir diesen Klassiker alle paar Jahre gerne wieder anschaue, zumal ich die Handlung des Films selbst sehr mag.

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