Deekin - Kommentare
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Alle Kommentare von Deekin
Überleben ist nicht alles. Tötet mich!
"Der einsame Tausendmeilenritt" ist beileibe kein schlechter Film. Er ist kompetent in Szene gesetzt, verfügt über fantastische Aufnahmen, und besitzt darüber hinaus eine Geschichte, welche sehr gefühlvoll und ohne falschen Kitsch erzählt wird. Mein persönliches Problem mit Zhang Yimous Werk ist vielmehr, dass er unter der typischen Road-Movie-Krankheit leidet. Zwar hat die Reise des Vaters (Shinobu Terajima), der sich durch einen mutigen Akt die Anerkennung seines sterbenden Sohnes zurückgewinnen möchte, eine sehr klare Motivation; dennoch ergeht sich die Struktur dieses Dramas in einer Reihe von kleinen Episoden, die sich nie so richtig zu einem dramatischen, gefühlvollem Erlebnis aufsummieren. Die unterliegende Geschichte um die Versöhnung von Vater und Sohn und symbolisch gesehen sogar um die Versöhnung von Japan und China sowie Moderne und Tradition, ist sehr treffend geschildert. Doch mangelt es dem Film an wirklich tiefen, emotionalen Einblicken oder einer besonderen Schilderung von Konflikten. Ich hätte mir beispielsweise gewünscht, dass der Film viel ausführlicher auf das Verhältnis der beiden Väter des Films zu ihren Söhnen eingeht, und dass die Auswirkungen, die dieser Verlust auf sie hat, weiter ausgeleuchtet wird. Und ein bisschen Reibung zwischen den Charakteren, ein bisschen mehr Konflikt hätte sicher nicht geschadet. Zwar möchte hier schon die Botschaft vermittelt werden, dass die Chinesen, die aus den unterschiedlichsten Orten kommen, allesamt hilfsbereit gegenüber dem japanischen Vater sind; aber was nützt das, wenn der Film auf Dauer so unspannend wirkt und stetig nur vor sich hinplätschert?
Sehr befremdlich hingegen war eine Szene, bei welcher der alte Mann einen kleinen Jungen beim Kacken fotografiert; insbesondere, wenn diese Fotos am Ende des Films die Gefängnisinsassen zum Weinen bringen. Diese Szene hat sich mir überhaupt nicht erschlossen und ich fand sie eher unfreiwillig komisch. Ebenfalls hat sich mir wohl diese filmische Machart als meditative Reise noch nicht wirklich erschlossen.
(Vorsicht: Enthält Spoiler!)
Im Falle von Robert Aldrichs "Das dreckige Dutzend" weiß ich nicht recht, ob der Film entweder schlicht zu stark gealtert ist oder einfach hinter seinen vielversprechenden Möglichkeiten zurückbleibt. Die Idee, dass das Militär einen aufsässigen Major (Lee Marvin) dazu abkommandiert, eine Gruppe aus Gefangenen auszubilden und auf ein Himmelfahrtskommando hinter feindlichen Linien zu schicken, hat schlicht eine Menge Potential. Ein Trupp, der aus Verbrechern besteht, gäbe eine interessante, vielfältige und möglicherweise sogar krasse Möglichkeit, kritisch auf das Thema Krieg zu blicken: Eine Möglichkeit wäre etwa, das Thema aus einer Perspektive zu beleuchten, die nicht von großen Erzählungen über Gut und Böse oder der heldenhaften Selbstinszenierung einer Nation geprägt ist, da der Kriminelle die Gesellschaft, für die er hier kämpft, selbst zum Feind hat. Oder auch darüber, was es bedeutet, auf dem Schlachtfeld um das nackte Überleben zu kämpfen. Die Möglichkeiten, die in der Prämisse von das "Das dreckige Dutzend" stecken, sind geradezu prädestiniert dafür, sämtliche Illusionen über den Krieg zu zerschlagen. Nur leider macht dieses Werk daraus kaum irgendetwas Nennenswertes.
Der Beginn ist dabei noch am besten gelungen. Der Zuschauer wird Zeuge einer Hinrichtung, in welcher der zum Tode Verurteilte um sein Leben fleht. Ganz ohne Kontext wird die nackte Angst dieses Mannes spürbar. Eine darauf folgende, lange Dialogsequenz umreißt die Hauptfigur des Films, Major Reisman (Marvin) sowie seinen rebellischen Gestus, der verständlich macht, warum das Militär ihn sich vom Halse schaffen will. Am stärksten jedoch ist Sequenz, in welcher der Major im Gefängnis Interviews mit den neuen "Rekruten" führt. Wir bekommen verschiedene Typen von Kriminellen präsentiert; einen Gangster (John Cassavettes), einen Soldatenmörder (Charles Bronson), einen Vergewaltiger (Telly Savalas) etc., die allesamt mehr oder weniger dubios sind und mehr oder weniger Probleme mit Loyalität haben. Hier birgt der Film sehr viel Potential für Charakterentwicklung und -konflikte, die sich im Mittelteil entspinnen. Nur leider wird dieses Potential so gut wie gar nicht ausgeschöpft.
Im zweiten Akt nämlich gleicht "Das dreckige Dutzend" einem leicht verschmitzten Bootcamp-Movie, in dem es darum geht, dem respektlosen Haufen von Straftätern Disziplin und Gruppengefühl einzutrichtern. Die individuellen Züge der einzelnen Charaktere verschwinden dabei zunehmends. Im späteren Verlauf wird das Training zu einer loyalen Einheit vor allem dadurch geschärft, indem sich das dreckige Dutzend mit dem regulären Militär anlegt. Die Kritik, die dabei geübt wird, erscheint für heutige Verhälnisse eher harmlos: Sie richtet sich gegen allzu falsche Höflichkeiten, blinden Gehorsam und allzu strikte Befehlsstrukturen und Regeln im Militär, über den sich der rüde Haufen lustig macht und in einem Feldeinsatz gnadenlos ausnutzt. Die Botschaft dahinter - zumindest habe ich sie so gelesen - scheint zu sein: Für den Krieg brauchen wir intelligente, situationsbewusste Soldaten, die außerhalb der Richtlinien denken können.
Der letzte Akt besteht aus einer etwa 40 Minuten umfassenden Einsatzmission, bei denen die Truppe ein Schloss voller deutscher Offiziere ausräuchern soll. Das ganze ist gut aufgebaut und endet in einem großen Action-Finale, wirkt heutzutage aber doch ein bisschen angestaubt. Für ein stückweit Intensität ist aber trotzdem gesorgt: Schließlich sterben hier reihenweise die Mitglieder der Kompanie, deren Verlauf wir über die ersten 100 Minuten des Films verfolgt haben.
"Das dreckige Dutzend" ist alles in allem anschaubar, insbesondere wegen Schauspieler wie Lee Marvin und Ernest Borgnine, die damals einfach noch echte Kerle waren. Abseits von seinem verschenkten Potential erweist sich Aldrichs Werk lediglich als ein etwas härteres und frecheres Bootcamp-Movie, welches über die Laufzeit seiner knapp zweieinhalb Stunden zwar nicht langweilt, aber auch keine allzu großen Höhenflüge vollbringt.
(Vorsicht: Enthält Spoiler!)
Du meine Güte, was war das denn für ein einzigartiger Clusterfuck?!
"Insidious 2" schließt exakt da an, wo der erste Teil aufgehört hat. Ganz ehrlich, ich habe bisher noch nie eine Fortsetzung zu einem Haunted-House-Streifen gesehen und weiß daher auch nicht, wie andere Filme dieser Gattung das managen. Doch in diesem Fall hat sich James Wan einfach keinen Gefallen getan, nahtlos einen Schluss weiterzuführen, der im Horrorgenre als der obligatorische Scare ganz am Ende erscheint. Derselben Familie passieren nun wieder dieselben Dinge. Und während der erste "Insidious", wenngleich nicht perfekt, wenigstens für einen angenehmen Rhythmus sorgte und seine Handlung Schritt für Schritt entwickelte, wird im zweiten Teil nach einer, zugegeben super stimmungsvollen, Eingangssequenz einfach sämtliche nachvollziehbare Darstellung der Ereignisse durch ein Konvolut an sich überschlagenden Handlungsmomenten und Heimsuchungen, die scheinbar jeder einzelnen Figur im Film widerfahren, weggeblasen. Anfangs erscheint der Streifen noch als sehr unheimlich, zumal die besten Momente in der ersten halben Stunde von Wan inszeniert worden sind. Doch mit zunehmender Laufzeit nehmen die Schockmomente immer weiter zu, bis es sich schließlich derart abnutzt, dass es öde wird. Ein inflationärer Gebrauch an unheimlichen Szenen hat noch keinem Gruselfilm je gut getan.
Da hilft es auch nicht, dass ich noch immer kein wirkliches Konzept davon habe, wie diese ganze Geisterwelt eigentlich funktioniert. "Insidious 2" bemüht sich zudem darum, clever zu sein und dem Kenner des ersten Teils zu zeigen, was hinter dem einen oder anderen paranormalen Vorfall aus dem Vorgänger steckt. Aus irgendeinem Grund sind auf einmal auch Zeitreisen kein Problem. Und wie man einen Dämon im Totenreich bekämpft, wird auch nie genau erläutert. Es reicht in diesem Fall wohl einfach, ein Spielzeugpferd zu nehmen, das sich in deinen Händen in einen klappstuhl verwandelt, und diesen der alten bösen Tattergreisin über den Kopf zu hauen. WIE ZUR HÖLLE FUNKTIONIERT DAS ALLES? Vor lauter Wendungen und schockierender Offenbarungen der Geisterjäger hat der Film zudem vergessen, mir zu vermitteln, warum ich mit der Familie im Film irgendwie mitfühlen soll. Das Dasein eines Films als Fortsetzung schließt diese nicht davon aus, dass sie dennoch soetwas wie Charaktere einführen und wenigstens ein bisschen entwickeln sollte. Auch das findet hier nicht wirklich statt. Es war einfach nur eine wilde Aneinanderreihung von mehr oder weniger unheimlichen Szenen, die der Dauerbespaßung des Zuschauers dienen sollen, doch nach einer Stunde so abgenutzt sind, dass der Film weder Spaß macht, noch schockiert.
Tut mir leid, aber das musste einfach raus!
Diese ganze "Saw"-Nummer, dass nun um den ersten Teil clever herumgebaut wird und zig Fortsetzungen erscheinen, kommt mir im Falle eines Geisterhaus/Besessenheitsthemas alles andere sinnvoll vor. "Insidious 2" ist im Endeffekt ein weiterer Vertreter dieser völlig öden Schockerfilmchen, die meinen, sie könnten den Perzeptionsapparat ohne für Sinn für Erzählrhythmus und Struktur einfach perma-pflastern. Nach "The Conjuring" habe ich von James Wan wirklich besseres erwartet.
An alle Leute, welche des Englischen mächtig sind: Schaut euch "A perfect Getaway", wenn überhaupt, nur im O-Ton an. Ich hatte gestern das zweifelhafte Vergnügen, diesen leidlich spannenden Thriller mit einer deutschen Synchro zu schauen, die das ganze Geschehen regelrecht runterzieht. Die Sprecher haben sich leider kaum wirklich Mühe gegeben, ihre Figuren lebendig herüberzubringen und durch die mangelhafte Tonabmischung kommen die deutschen Stimmen rüber, als wären sie nicht Bestandteil der Szenerie, sondern einfach drüber gesprochen worden.
Damit käme ich ja noch klar, wenn die Dialoge selbst einigermaßen passend geschrieben und mitreißend wären. Doch auch das ist hier leider nur bedingt der Fall. Insbesondere zu Beginn wird häufig Cliffs (Steve Zahn) Profession als Drehbuchautor dazu benutzt, in einem Suspense-Filme über Suspense-Filme zu reden. Auch wenn es manche Film gibt, die solch meta-fiktionale Elemente durchaus stimmig umsetzen können, kommt das ganze in "A perfect Getaway" nur allzu sehr gewollt und um Cleverness bemüht rüber. Dasselbe gilt ebenfalls für das Aggro-Verhalten von Chris Hemsworth's Charakter. Im Grunde sehe ich zwar, was der Film damit erreichen will, aber es funktioniert nur bedingt gut.
Und ein letztes kleines Störnis waren die unnatürlich aufdringlichen Pullergeräusche in zwei Szenen, wo sich zwei Figuren miteinander unterhielten, während eine von ihnen sich im Gebüsch entleerte. Man möchte meinen, dass in einem Thriller, bei dem Niemand zu sein scheint, was er/sie vorgibt, und der Zuschauer ständig damit beschäftigt ist, die Personen in ihrem Verhalten zu überprüfen, es doch als ein bisschen unfreiwillig komisch daherkommt, wenn eine wichtige Gesprächsszene davon begleitet wird, dass ein Urinstrahl laut hörbar auf den Boden prasselt.
Gleichwohl diese Mankos mein Filmerlebnis gehörig trübten, konnte ich nach einer langen Eingewöhnungszeit endlich darüber hinwegsehen und erkennen, dass dieser Film tatsächlich etwas cleveres versuchen will. Vor einer wunderschön eingefangenen Tropen-Kulisse stellt uns "A perfect Getaway" nach und nach 3 Paare vor und verweist zugleich auf andere mögliche Gestalten, die bedrohlich im Busch lauern. Da zur Zeit ein Killer im Staat sein Unwesen treibt, besteht die vage Gefahr, dass dieser sich auf der Insel aufhalten könnte... oder aber auch nicht. Diese vage Unsicherheit, dass es jemand auf die beiden Hauptfiguren abgesehen haben und die Tatsache, dass alle Paare im Film ein leicht abnormes oder zuweilen seltsames Verhalten an den Tag legen, erzeugt zunächst Spannung und ich war schließlich doch noch am Ausgang der Geschichte interessiert. "A perfect Getaway" baut schließlich alles auf einen finalen Twist hin und es ist letztendlich dieser Twist, welcher den Film mehr oder weniger ruiniert hat. Denn anstand die Handlung so zu erzählen, dass mit Einsetzen der schockierenden Wendung beim Zuschauer ein "Aha"-Efffekt erzielt wird, folgt hier nach der großen Offenbarung ersteinmal ein gefühlt 5 bis 10 minütiger Exposition-Dump, der in einer unvermittelten Rückblende, die niemand der Figuren in diesem Film direkt erlebt, haarklein erzählt, was hier eigentlich vor sich geht; und selbst darin macht der Film nur einen bedingt guten Job. Zudem, wenn man auch nur ein bisschen über den Tellerrand schaut, fällt einem auf, dass diese ganze raffinierte Konstruktion eigentlich keinen Sinn macht. SPOILER: Die Killer wechseln also Identitäten? Aber wen wollen sie eigentlich damit täuschen? In den meisten Fällen haben die Opfer sicherlich Familien, welche die Scharade sofort durchschauen würden oder aber Vermisstenanzeigen aufgeben werden. Das gesamte Annehmen neuer Identitäten ist in meinen Augen hier nicht ganz zuende gedacht worden SPOILER ENDE. Zugegeben, ich bin wohl 'ne ziemliche Blindschleiche gewesen und habe diesen Twist, im Gegensatz zu anderen aufmerksamen Zuschauern hier, nicht wirklich kommen sehen. Aber ich bin mir nicht wirklich sicher, ob das Verhalten der Figuren beim erneuten Anschauen 100%ig Sinn machen würde. Im Endeffekt kam mir der Film als zu bemüht und konstruiert rüber. Es bleibt lediglich ein hier und da etwas spannender Film mit einer wirklich netten Idee, die einfach hätte besser umgesetzt werden müssen.
Billige "Rambo"-Kopie aus dem Jahr 1981.
"Zugleich gebe es auch eine sehr starke leitende Storyline für die neuen Folgen."
Ich bin zwar sehr skeptisch, wie sie die Serie nach 25 Jahren weiterführen wollen, aber der Fokus auf eine Hauptstoryline klingt schon mal sehr gut. Die zweite Staffel fiel bei mir enorm ab, nachdem sich die brilliant eingefädelte Suche nach dem Mörder immer weiter zerfaserte und alles in unzusammenhängenden Nebengeschichten unterging.
Auf Micheal Bay wird in letzter Zeit ja kräftig geschissen. So viele scheinen sich über den inhaltsleeren Krawall und die politisch unkorrekten und dümmlichen Witze aufzuregen; trotz der Tatsache, dass Bay diese Schiene in fast jedem seiner Filme fährt. Warum nur? Wenn mir das Werk dieses Regisseurs bereits bekannt ist, was erwarte ich denn noch großartig von "Transformers & Co."? Bei "Bad Boys II" ist das nicht anders. Hier hagelt es nur förmlich vor dummdreisten, primitiv-kindischen Witzchen; und über die Hälfte davon musste ich tatsächlich lachen, weil mein Sinn für Humor alles andere als eloquent und von gehobenem Niveau ist. Bei der anderen Hälfte hingegen hätte ich normalerweise vor Fremdschämen mein Gesicht in den Händen vergraben müssen, aber das war überraschenderweise nicht der Fall. Denn das Buddy-Movie-Motiv in "Bad Boys 2" ist derart schwach, weil mir die Freundschaft zwischen Marcus (Martin Lawrence) und Mike (Will Smith) kaum wirklich vermittelt wird. Wenn Feuerpause herrscht, sehe ich im Grunde immer wieder nur, wie ein cooler und sorgloser Playboy sich das nervige Perma-Gebitche eines dauergestressten Familienvaters anhören muss. Entsprechend sind mir diese beiden Flachhirnis auf emotionalem Level sowas von egal, dass es mir kaum etwas ausmacht, wenn sie in einem Elektronikladen vor laufender Kamera und für alle Kunden sichtbar ihren zweideutigen Homo-Dialog abhalten. Einzig, wenn die beiden Cops anfangen, gemeinsam Leute zu verarschen - etwa in einer köstlichen Szene, in welcher sie den Freund von Marcus' Tochter böse aufziehen - kommt bei mir so etwas wie ein Freundschaftsmotiv durch, welches über eine reguläre Partnerschaft bei der Polizei hinausgeht. Was hingegen die Momente zwischen den Feuerpausen angeht, so liefert "Bad Boys II" dynamisches, leichtverdauliches und teilweise respektloses Zerstörungskino. Da werden dutzende Autos auf einer Brücke geschrottet, Leichen fallen aus einem Van und werden überrollt und gegen Ende, in einer sehr aufwändigen Sequenz, wird während einer Verfolgungsjagd ein ganzes Dorf aus Wellblechhütten dem Erdboden gleichgemacht. Und nahezu alles davon ist handgemacht und sieht entsprechend klasse aus. Der logistische Aufwand, der hinter diesem Film steckt, ist wahrhaft erstaunlich. Insofern ist "Bad Boys II" astreines und sehr teures Spektakelfutter für zwischendurch... gäbe es da nicht einen kardinalen Fehler: Seine Laufzeit. Mit 141 Minuten geht dieser Streifen deutlich zu lang. Insbesondere, weil sich einige Sequenzen optisch wiederholen (Autos fallen von einem Truck - Leichen fallen aus einem Van; Die Bad Boys steigen heimlich in eine Villa ein - Die Bad Boys steigen heimlich in ein Krankenhaus ein). Somit bleibt ein Film, den ich mir aufgrund seines schlicht spektakulären Wow-Faktors, alle paar Jahre geben kann, wenn sich die Gelegenheit mal bietet.
Ich wühle mich zur Zeit durch das SkyGo-Programm und dachte schon, ich würde mit "Der Todesmutige" eine weitere abgrundtief schlechte Gurke von Film erwischen. Doch weit gefehlt: Bei diesem Streifen handelt es sich um ein minimalistisches, aber durchaus spannendes Survival-Abenteuer vor der wunderschön eingefangen Kulisse der afrikanischen Savanne. Und dafür, dass er im Jahre 1964 entstanden ist, ist er sogar ungewohnt blutrünstig.
"Der Todesmutige" beginnt mit einer Expedition von Elfenbeinjägern, die relativ schnell von einem Eingeborenenstamm niedergemetzelt wird. Während die Gefangenen des Treks auf morbide Art und Weise hingerichtet werden, veranstalten eine Gruppe von zehn Stammeskriegern mit dem letzten Überlebenden der Gruppe (Cornel Wilde) eine sportliche Jagd. Dieser kann jedoch entkommen und schlägt sich auf eigene Faust durch den Busch. Nur zu Beginn und zum Ende hin wird hier und da Englisch gesprochen (einschließlich eines Elfenbeinjägers, dessen Worte ihn zur absoluten Karrikatur eines bösen Imperialisten machen). Dazwischen jedoch gibt sich der Film enorm wortkarg und besteht im Grunde aus einer einzigen Hetzjagd. Die gleißende Sonne, die Brutalität des Geschehens, die immer wieder reingeschnittenen Doku-Aufnahmen von Raub- und Beutetieren, die lebensfeindliche Umgebung und die körperliche Präsenz der Darsteller ergeben eine rohe Atmosphäre, welche die schlichte Handlung auf visueller Ebene reizvoll gestalten. Auch zeichnet der Film ein ambivalentes Bild vom afrikanischen Naturvolk: Zumeist primitive Barbaren, bindet der Film zuweilen kleine Momente hinein, in denen die Jäger über ihre Toten trauern, und erzeugt so echte Anteilnahme. Eine aufwändige Sequenz gegen Ende des Films weist sogar auf das Leid hin, welches durch die Sklavenhändler verursacht wird. Eine Szene schließlich, in welcher der gejagte Mann einem kleinen Mädchen ein Geschenk überreicht, empfand ich als ungewohnt herzlich; war es doch zuvor in "Der Todesmutige" so etabliert, dass Geschenke nur gemacht werden, um gewalttätige Stämme zu beschwichtigen. Der Film hat so einige dieser kleinen Momente zu bieten, die ihm seinen Charme geben. Auch wenn sich über weite Teile nicht vie lentwickelt und ich zwischendurch schon den einen oder anderen Hänger hatte, hat mich dieser Streifen aufgrund seines recht ruppigen Gesamteindrucks und der schönen Naturbilder letztendlich doch gut unterhalten. Ich bin positiv überrascht!
Update (06.12.2015): Ich habe mir den Film nun ein zweites Mal angeschaut und musste feststellen, dass er sich höchstens als Einmalfilm eignet. Bei meiner Zweitsichtung sind mir insbesondere die völlig lahme und undynamische Dialogregie sowie die sehr mäßigen Schauspielleistungen ein Dorn im Auge gewesen, von denen beide Aspekte bei fast jedem Gespräch im Film Schläfrigkeit erzeugten. "Annabelle" mag nach wie vor besser sein als so manch anderer Horrorfilm der letzten Jahre, da eine teilweise gute Kameraführung und einige gute Spannungs- und Schockszenen enthalten sind, doch alles, was dazwischen liegt, ist sehr langweilig, wenn man bereits weiß, was einem als Zuschauer erwartet. Ich lasse meinen Kommentar trotzdem unten stehen für alle, die interessiert sind, wie meine ursprüngliche Reaktion auf den Film war.
(Vorsicht: Enthält Spoiler)
"Annabelle" ist ein überraschend gelungener B-Horrorfilm. Ich war zunächst nicht ganz sicher, ob dieser Streifen rund um eine unheimliche Puppe überhaupt etwas taugen würde. Während James Wan mit "The Conjuring" verstanden hat, wie man Anspannung und atmosphärischen Grusel erzeugt, bin ich gegenüber anderen heutigen Horrorregisseuren eher skeptisch. In diesem Fall zum Glück unberechtigt.
Ähnlich wie Wans Original versprüht "Annabelle" einen stimmigen Retro-Look und versteht es sogar, die zeitnahen Ereignisse - Charles Manson und andere Kulte - zum Aufhänger seiner Handlung zu machen. Ebenfalls findet sich auch hier die ein oder andere Hommage an das alte Horrorkino wieder, allen voran "Rosemarie's Baby", aber auch "The Amityville Horror".
Schön auch zu sehen, wie der Horror sich auf einer doppelten Ebene entfaltet. Der Film lässt zwar keinen Zweifel daran, dass die Geschehnisse übernatürlichen Ursprungs sind, doch das Böse sucht in diesem Fall eine Frau heim, die Opfer eines traumatisierenden, häuslichen Überfalls gewesen ist und häufig, aufgrund eines wegen seiner Arbeit abwesenden Ehemannes, alleine diesem Schrecken ausgesetzt ist. Ähnlich wie bei dem Remake zu "The Evil Dead", wo das Thema Besessenheit mit dem Zustand der Drogenabhängigkeit verknüpft wird, werden hier albtraumhafte Situation mit der Angst verknüpft, sich nach einem Mordanschlag in seinen eigenen vier Wänden nicht mehr sicher zu fühlen. Was den Horror angeht, so habe ich es wirklich begrüßt, dass dieser sich langsam aufbaut und allenfalls gegen Ende ein Stück weit zu inflationär verwendet wird. Regisseur Leonetti versteht es hier zudem überaus gut, die Spannungsschraube und den Grad an unheimlicher Atmosphäre langsam anzudrehen, während zugleich genügend Zeit eingeräumt wird, sodass die Geschichte des Pärchens samt ihres Nachwuchses beim Zuschauer einsinken kann. Wenn dann allerdings, insbesondere in der zweiten Hälfte, Schocksequenzen aufkommen, dann richtig. Seit Jahren schon habe ich mich nicht mehr im Kino so erschrocken und zusammengekauert wie in "Annabelle". (Was allerdings auch auf einen Mangel an guten Horrorfilmen zurückzuführen ist).
Alles in allem ist "Annabelle" ordentlich, aber nicht ohne Grund rede ich hier von einem B-Movie: Tatsächlich müssen kleine Abstriche in fast jeder Hinsicht gemacht werden. Der gesamte Cast an Schauspielern leistet seine Arbeit und liefert gehobenen Durchschnitt, aber keine der Leistungen sticht wirklich heraus. Auch das Drehbuch weiß, seine Geschichte zu erzählen, doch die Dialoge könnten alles in allem etwas präziser sein und mehr Persönlichkeit vertragen. Die Folge ist, dass gerade das Ehepaar, welches im Zentrum des Films steht, ein bisschen blass wirkt. Nicht vollkommen blass, aber ein bisschen schon. Dasselbe gilt ebenfalls für die Kamera-Arbeit zu Beginn des Films, die ein wenig uninspiriert wirkt. Auch wäre die Eröffnungssequenz, welche noch einmal auf "The Conjuring" verweist, als Foreshadowing völlig unnötig gewesen. Zum Ende hin zieht sich der Film etwas und gerade das Finale hätte weitaus radikaler sein können. Das finale Opfer kommt mir eher wie ein Cop-Out vor, welches die zuvor aufgebaute und unausweichlich scheinende Konfrontation verrät.
Das sind alles Mängel, die an sich eher gering sind, allerdings, wenn aufsummiert, den Film ein bisschen herunterziehen. "Annabelle" ist nach wie vor ein guter Streifen, insbesondere für jene Genrefans, die auf Okkultismus, unheimliche Puppen und Haunted-House-Motive stehen. Ein netter Nachschlag für alle, die nach "The Conjuring" noch etwas mehr haben wollen, insofern sie sich damit abfinden können, dass das Niveau des Originals nicht gehalten werden kann.
"I miss playing 'Call of Duty'."
"Hey, man, we're living 'Call of Duty', and it's like shit!"
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Boah, war dieser Film dumm!
"Red Dawn" hat in den USA die Alterseinstufung PG-13 erhalten und, ganz ehrlich, ich kann mir kaum vorstellen, dass abseits von einigen 13- bis 14-jährigen Pubertierenden irgendjemand diesen Film ernst nehmen könnte. Es ist schon erstaunlich, zu welchem Grad sich dieses Machwerk hemmungslos an heranwachsende Jugendliche anbiedert; jene können als unerfahrene Filmgucker diesem Streifen sicherlich noch etwas abgewinnen, müssten nach einigen Jahren allerdings feststellen, wie peinlich und platt viele Szenen in diesem Film sind, wie überdeutlich die reaktionäre Propaganda doch ist und wie allzu generisch die ganze Inszenierung geriet. Hier kämpfen eine Gruppe von Pfadfinder-Schwänzeln, unterstützt von stets gut geschminkten Partisanen-Babes, gegen eine Koalition aus Russland und Nordkorea. Ich habe zwar Verschwörungstheorien gehört, wonach der dritte Weltkrieg in ein paar Jahren vor der Tür steht, aber mal ehrlich, wer von dort drüben in Hollywood kam tatsächlich auf die hirnverbrannte Idee, von all den 80er-Jahre-Streifen eine Geschichte zu verfilmen, die angesichts heutiger geopolitischer Ereignisse völlig an den Haaren herbeigezogen ist? Meine Fresse! Ich kann zwar noch immer behaupten, dass "Red Dawn" kein zweites "In der Gewalt der Riesenameisen" ist (*schauder*), aber es fehlt wirklich nicht viel. Wenn tatsächlich mal etwas Drama aufkommt, dann in Dialogen die sich in ihrer Essenz so zusammenfassen lassen:
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Bruder 1: Ich kann nicht mehr kämpfen! Ich gehe!
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Bruder 2: Brich' unsere Familie nicht noch mehr auseinander. Ich brauch dich jetzt mehr als je zuvor!
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Bruder 1: Na gut, dann kämpf' ich eben weiter!
Normalerweise stehe ich nicht besonders auf romantische Komödien. Meistens sind sie nach sehr gängigen Mustern gestrickt, die Handlung ist vorhersehbar und die obligatorische Hollywood-Hochglanz-Süße stößt mir eher sauer auf. Dass Filme dieser Kategorie überhaupt funktionieren, liegt zumeist an der Chemie zwischen den Darstellern, pfiffigen Dialogen und einer Situationskomik, die leider nicht selten zum Fremdschämen einlädt. "New York für Anfänger" besitzt all die oben genannten Elemente und wäre damit schon ein Grund, warum ich eigentlich nicht viel von ihm halten würde. Doch ganz im Gegenteil: Für mich funktioniert der Film erstaunlich gut. Das liegt vor allem an Simon Pegg und Kirsten Dunst, die schlicht zwei unglaublich sympathische Darsteller sind und sich in dieser Komödie immer wieder herrliche Wortspitzen liefern. Auch der Humor sitzt. Er variiert zwischen Klamauk, Situationskomik und cleverem Dialogwitz und weiß zu weiten Teilen zu überzeugen; sogar dann, wenn ich aufgrund gelegentlicher Fremdscham-Attacken den Blick abwenden musste. Der einfach gestrickte, satirische Unterton trägt durch den Kontrast zwischen erfüllter Bodenständigkeit und leerem Starrummel enorm dazu bei, dass die Haupfigur Sidney (Pegg) nicht zu stark im Hauch der Künstlichkeit untergeht. Die Szene, in welcher er und Alison (Dunst) in seiner Wohnung zum Soundtrack von "La Dolce Vita" tanzen, ist schlicht süß und herzerwärmend.
Sicherlich ist "New York für Anfänger" weder neu und hat zudem auch so einige Skriptschwächen: Zu Beginn braucht die Handlung, um einen gewissen Elan aufzubauen, im Mittelteil kommen immer wieder einige Längen auf und das letzte Kapitel des Film gerät ein bisschen fade. Auch die einzelnen Nebencharaktere, etwa Clayton (Jeff Bridges) oder die Figur von Sidneys Vater - hätten einen durchaus runderen Abschluss verdient. Als Satire bleibt der Film ebenfalls eher an der Oberfläche. Trotz allem, ich habe eine Menge Spaß gehabt und der Film hat meine volle Sympathie errungen.
"Zero Dark Thirty" ist lang. Und ich meine, richtig lang. Von zwei Sequenzen abgesehen, die sich im ersten Drittel abspielen, ließ der Film mich jede einzelne Sekunde seiner 150 Minuten zu spüren bekommen. Kathryn Bigelows Werk vergeht nie wie im Flug und verlangt stattdessen vom Zuschauer ständige Aufmerksamkeit. Es gilt beständig, dem dichten Plot zu folgen und darauf zu achten, was gerade passiert und wie es mit den restlichen Ereignissen zusammenhängt. Hirnaktivität wird ebenfalls vorausgesetzt, wenn es darum geht, die Darstellung der CIA-Schattenwelt im nahen Osten sowie ihre Methoden zur Terrorismusbekämpfung zu begreifen. Darüber hinaus scheint es mir das Anliegen der Regisseurin zu sein, die Vorgänge möglichst neutral und authentisch abzubilden, um den Zuschauer selbst werten zu lassen. Optional, schließlich, ließe sich dann noch auf einer Meta-Ebene darüber reflektieren, ob die dargestellten Menschenrechtsverletzungen und das eigenmächtige Handeln der CIA nun vom Film gerechtfertigt oder, ganz im Gegenteil, von irritierenden Zwischenszenen immer wieder hinterfragt werden.
In einer sehr klaren Struktur arbeitet sich "Zero Dark Thirty" an einzelnen Themenkomplexen des Antiterrorkriegs ab: Folter, Spurensuche, Spionage, Geschacher um Legitimation von Einsätzen und schließlich, in einer halbstündigen Finalsequenz, den eigentlichen Feldeinsatz. Nicht umsonst, so meine ich, beginnt der Film mit der Folterung von Gefangenen: Ohne zuvor das Geschehen in einen größeren Kontext einzubetten, wird der Zuschauer mit einem der hochproblematischen Kapitel im Anti-Terrorkrieg konfrontiert. Auf beunruhigende Anrufe während des Anschlags auf das World Trade Center, welches im Film bewusst nur durch einen schwarzen Bildschirm dargestellt wird, um das amerikanische Trauma zu thematisieren, folgt zugleich eine hässliche Reaktion, zu denen der 11.September als Legitimationsgrundlage dient. In der Frage, ob Folter tatsächlich zum Erfolg führt, bleibt "Zero Dark Thirty" eher ambivalent. Auf der einen Seite sehen wir in einer besonders intensiven Sequenz, wie ein Gefangener unter der Misshandlung zusammenbricht und es ihm völlig unmöglich ist, überhaupt irgendeine verlässliche Information zu äußern. Nur einem Zufall ist es zu verdanken, dass die Ermittler letztendlich doch noch an die gewünschten Informationen kommen. Zugleich wird aber auch der Fortschritt gezeigt, den die CIA durch eine "Unternehmenskultur" erreicht, in welcher Misshandlungen zur Normalfall geworden sind. Generell wird die CIA im Film vor allem als Arbeitsplatz dargestellt, in denen alle verfügbaren Register gezogen werden, um Erfolge zu erzielen. Bezeichnend war auch ein kleines Detail in einer Szene, in welcher im Hintergrund ein Interview mit Barack Obama im Fernsehen zu sehen war, der den Einsatz von Folter bestritt. Es ist gerade diese Ambivalenz, welche in "Zero Dark Thirty" immer wieder zutage tritt und die Geschehnisse des im Film gezeigten immer wieder aufs neue problematisiert.
Dass der Film aber über die lange, lange Laufzeit überhaupt funktioniert, ist vor allem der Inszenierung der Hauptfigur Maya (Jessica Chastain) zu verdanken. Trotz überwiegenden Bemühungen um Authentizität verleiht ihre persönliche Entwicklung durch den Film hindurch dem übergeordneten Geschehen einen gewissen Charakter. Maya erlebt praktisch ihr persönliches 9/11 und entwickelt daraufhin eine tunnelblick-artige Besessenheit, die ihr voriges "Berufsleben" mit Kollegen und Auszeiten in eine isolierte, kalte und professionelle Zielstrebigkeit verwandelt. Was ich kürzlich im von mir gesehen "French Connection" bemängelte, nämlich die generell schwierige, aber nicht geglückte Gradwanderung zwischen um Authentizität bemühter Distanz und gleichzeitig stattfindender Charakterzeichnung einer besessenen Hauptfigur, funktioniert in "Zero Dark Thirty" überaus gut. Was allerdings nicht heißen soll, dass dieser Film zugängliches Kinofutter ist. Denn wie bereits am Anfang erwähnt, man spürt, trotz Bigelows brillianter Inszenierung, fast jede Sekunde des Films, weil ständige Aufmerksamkeit gefordert ist. Daher verbuche ich den Film unter der Kategorie "fordernd, aber lohnenswert", möchte ihn aber so schnell lieber nicht noch einmal sehen.
Man sollte Jackie Chan nun wirklich lieber in Ruhe lassen. Schon im dritten Teil merkte man ihm an, dass er allmählich eingerostet ist. Ich würde ja von einer solchen Serie nicht viel halten, aber die Mitarbeit von "Scrubbs"-Erfinder Bill Lawrence erscheint mir überraschend vielversprechend für einen Komödienstoff.
(Vorsicht: Enthält Spoiler!)
"French Connection" strahlt in jedem einzelnen seiner Elemente eine enorme Ruppigkeit aus. Im Zentrum stehen die Ermittlungen von zwei enorm abgebrühte Cops, die mit harter Hand vorgehen; der Schauplatz Brooklyn wurde hier als einer der dreckigsten Schauplätze in Szene gesetzt, die ich je in einem Film gesehen habe. Viele kleine, selbst unscheinbare Details zeigen in diesem Film eine rohe, verwahrloste Seite von New York. Die Kamera bewegt sich unruhig und wirft paranoide Blicke nach allen Seiten, die Schnitte sind mitunter sehr abrupt und der Lärm im dichten Strassengewimmel und den Clubs schluckt mitunter einfach mal die Dialoge der Figuren. Die Atmosphäre ist zum Schneiden.
Nur leider ist die Atmosphäre auch mehr oder weniger die einzige wirkliche Stärke des Films. Was die Handlung angeht, so hat sich "French Connection" vor allem der Ungewissheit verschrieben. So jagt das Auge des Zuschauers überwiegend dem Bauchgefühl zweier Polizisten hinterher, etwas ganz Großem auf der Schliche zu sein. Zugleich verfolgt das Geschehen den Handlungen von dubiosen Figuren, die zumeist französisch sprechen. Erst nach etwa der Hälfte der Laufzeit lichtet sich der Plot und es wird allmählich klar, worauf das alles hinausläuft. Bis dahin sehen wir vor allem Handlanger, die ohne große Erklärungen irgendwelche Dinge tun, sowie die zwei Hauptfiguren, wie sie entweder hinter "Fröschen" hinterrennen oder im Auto darauf warten, dass irgendetwas passiert. Ich wünschte, ich könnte die Nüchternheit und scheinbare Belanglosigkeit von vielen Szenen hier als positiv erachten, als Bestandteil eines schrittweisen Spannungsaufbaus, der sich irgendwann mit einer dramatischen Wucht entlädt. Doch leider muss ich zugeben, dass trotz einer ganzen Reihe guter Szenen der Film mit der Zeit immer anstrengender wurde.
Selbst nachdem schließlich gelüftet wird, was es mit der omminösen "French Connection" auf sich hat, macht der Film mit seinen Verfolgungen und Beschattungen munter weiter und gerät allmählich repititiv. Einziger Lichtblick: Die sehr spannende und hervorragend geschnittene Verfolgungsjagd einer Bahn, welche selbst die als legendär geltende Sequenz aus "Bullit" nochmal um einiges übertrifft. Warum die Gangster allerdings glauben, sich die Aufmerksamkeit der Polizei vom Halse zu schaffen, in dem sie einen Attentäter auf einen Cop ansetzen, ist mir etwas schleierhaft. Auch die Tatsache, dass nachdem besagter Attentäter erschossen wird, dieser ganze Vorfall im Anschluss nicht mehr aufgegriffen wird, ist kennzeichnend für so viele Szenen des Films. Dass Doyle (Gene Hackman) am Ende einen Kollegen erschießt, was sodann in eine sehr düster wirkende Schlussszene mündet, ist bei mir ebenfalls eher verpufft. Er kommt zwar als bessessener Cop rüber, aber "French Connection" ist dafür einfach zu wenig Charakterstudie bzw. Doyle steht einfach zu wenig im Mittelpunkt, als dass diese Szene wirklich gut mit mir resonniert.
Alles in Allem mag ich den Film zwar wegen seiner rohen, rauen, ruppigen Atmosphäre, wegen Gene Hackman und Roy Scheider, die einfach super in diesem Film spielen, und wegen einer ganzen Reihe kleiner Details, wuchtiger Szenen und Momente. Doch ein wirklich umfassender Spannungsbogen baut sich hier so gut wie gar nicht auf und alles wirkt generell ein wenig zerhackstückelt.
(Vorsicht: Enthält Spoiler!)
Eigentlich mag ich ja Brad Anderson. Er ist einer jener Regisseure - wie auch Walter Hill und Peter Hyams - die gute Handwerker sind und Filme kreieren, die zwar nie zu den großen Werken der Filmgeschichte gehören werden, aber vor allem Genrefans voll zufrieden stellen dürften. Anderson ist ein Spezialist für Suspense; oder sollte ich besser sagen, er WAR ein Spezialist für Suspense. Hat er mit "Transsiberian", "The Machinist" und vor allem "Session 9" noch Filme abgeliefert, die mir gut und positiv in Erinnerung geblieben sind, so ist "The Call" nur noch reißerische Schema-F-Kost.
Dabei beginnt der Film enorm effektiv. Mit wenigen Handkniffen wird die Notrufzentrale von L.A. als Arbeitsplatz eingeführt, in welcher Jordan (Halle Berry) mit fast schon mechanisch anmutender Routine auf die Notrufe reagiert. Trotz teilweise drastischer Situationen am anderen Ende der Leitung arbeitet sie mit professioneller Distanz und leitet die Notfälle an die richtigen Stellen weiter. Jedoch ist es genau dieser mechanische, verinnerlichte Ablauf, der zu einem unbedachten Fehler führt, aufgrund dessen einer ihrer Anrufer ermordet wird. Die Soundkulisse während dieser ersten 10 Minuten ist exzellent, mit einer Montage aus Stimmen von hysterischen Anrufern, die sich zusammen mit einem unheilvollen Wummern über die urbane Landschaft von L.A. legen. Selbst die kurzen Szenen, welche einen Einblick in Jordans Privatleben geben, schaffen es im Handumdrehen, sie dem Zuschauer als Menschen näher zu bringen. Der gesamte Einstieg von "The Call" hat es geschafft, trotz mäßiger Dialoge und leicht reißerischer Note, mich auf den Rest des Films so richtig zu hypen... nur um dann festzustellen, dass ab diesem Punkt nur eine gnadenlose Talfahrt bevorsteht.
Denn von hier aus müht sich "The Call" durch ein Skript, welches absolut nach Schema-F abläuft und uns, ohne Überraschungen, Variationen von Thrills und Fluchtversuchen liefert, wie man sie schon zuhauf in anderen Filmen gesehen hat. Das wäre ja alles halb so schlimm, wenn es einigermaßen spannend inszeniert wäre. Anderson liefert in dieser Hinsicht eine sehr unruhige Kamera, ein hohes Tempo sowie ein paar Experimente mit freeze frames. Das mag zwar dazu führen, dass dem ein oder anderen Zuschauer aufgrund der Hektik der Atem stockt, doch jeder Anflug von Suspense wird somit schon durch die Inszenierung und die allzu gewöhnlichen Dialoge nicht im Ansatz erzeugt. Der Moment etwa, in welchem Jordan der entführten Casey, trotz besseren Wissens, das Versprechen gibt, lebend aus dieser Situation wieder herauszukommen, geht aufgrund des allzu glatten Springens von Szene zu Szene, also des Sich-nicht-Zeit-nehmens für die dramaturgisch wichtigen Momente des Films, so ziemlich unter. Hätte "The Call" diese schon recht enttäuschende Linie bis zum Ende durchgezogen, wäre noch immer ein einigermaßen unterhaltsamer Film für zwischendurch dabei herausgekommen. Doch leider besitzt dieses Machwerk zudem noch erstens, ein furchtbar riesiges Plothole, zweitens, einen unglaublichen, regelrecht haarstäubenden Zufall, der als schockierende Wendung verkauft wird, und drittens, einen gnadenlos zynischen, völlig unpassenden Schluss, welcher der durch den ganzen restlichen Film hindurch vermittelten Message "Cops und Notruf-Spezialisten als Helden des Alltags" einen Strich durch die Rechnung macht. So hat mich der Film dann völlig verloren und ich war zu Beginn des Abspanns dann ein wenig angepisst.
Mr. Anderson, auch wenn es scheint, dass sie von bösen Anzugträgern in die Ramschecke Hollywoods entführt worden sind: Sie können es definitiv besser und hätten aus dem Stoff hier wenigstens einen halbwegs passablen Film machen können. Denn die ersten 10 Minuten von "The Call" zeigen, dass sie für Suspense noch immer einen Rest Fingerspitzengefühl übrig haben.
Ich bin nicht sicher, ob ich diesen Film gerafft habe. Zumindest bin ich verblüfft, dass dieser Film so viele Auszeichnungen, u.a. für Regie, Drehbuch und Film, erhalten hat.
Ich habe eine Ahnung, was Johnnie To's "PTU" im Endeffekt sein will, glaube aber nicht, dass dieser Streifen seine eigens abgesteckten Ziele erreicht. Die Handlung will bewusst lückenhaft sein und viele seiner Elemente im Dunkeln lassen. Die Charaktere bewegen sich entlang verschiedener Stereotypen von Polizisten (die eiskalte Ermittlerin, der schmierige Bulle, der pflichtbewusste Gesetzeshüter) und füllen diese mehr oder weniger aus. Immerhin nimmt sich der Film sogar Zeit, die titelgebende "Police Tactical Unit" in ihrer Nachtschicht zu porträtieren. Die Bildsprache und insbesondere eine exzellente Soundkulisse suggerieren Realismus. Der Wert liegt eindeutig auf Atmosphäre. Alles in allem scheint "PTU" ein Film sein zu wollen, welcher auf Minimalismus setzt und dem Zuschauer bewusst nur einen Ausschnitt aus dem Geschehen auf den Strassen von Hong Kong zeigen will. Akte von Polizeigewalt, Misstrauen der verschiedenen Einheiten unter sich, sowie die schwierige Gratwanderung zwischen Erfüllung der Pflicht und Loyalität gegenüber den Mitmännern sind an der Tagesordnung und untermalen ein kritisches Bild von den Gesetzeshütern.
Eigentlich würde mir dieses Konzept durchaus zusagen; nur tut es das in diesem Fall leider nicht. "PTU" fehlt es schlichtweg an Richtung, Dynamik und stilistischer Einheit. Ständig werden neue Figuren in die Handlung geworfen, ohne dass sich bei den bereits etablierten Figuren irgendetwas entwickelt. Der einzige Charakter, der einem nicht völlig egal ist, ist der schmierige Sergeant Lo (Suet Lam), dessen Verlust der Dienstwaffe das eigentliche Geschehen erst in Gang setzt; doch der Film folgt seiner Suche nach dem Schießprügel nur allzu sporadisch. Generell besitzt "PTU" für einen 85-minütigen Film einfach viel zu viele und vor allem viel zu leere Persönlichkeiten. Zudem ist die Handlung scheinbar bewusst unstrukturiert. Der junge Mann, welcher zu Beginn des Films einen entscheidenden Mord begeht, taucht im Anschluss nicht mehr auf; auch kommt es immer wieder zu unrelevanten Nebenereignissen, die keine wirkliche Rolle spielen, und Wendungen, die zu nichts Besonderem hinführen. Anstatt seinen minimalistischen Ansatz also vernünftig umzusetzen und aus einem Zusammenspiel von möglichst wenigen Elementen ein Maximum an Dynamik und Spannung herauszuholen, wirft "PTU" einfach nur irgendwelchen Kram vor die Kamera. Und schließlich sind auch die Stilbrüche des Films richtig ungeschickt und immersionsraubend: Eine Szene etwa zeigt, wie die Mitglieder der Polizei-Einheit, gemeinsam und in Kameradschaft verbunden, mehrere Minuten lang eine Treppe hochsteigen, während im Hintergrund ein kitschiges, aufdringliches Gitarrengedudel zu hören ist, welches mehr an romantische Sonnenuntergänge am Strand erinnert als eine knallharte Polizeieinheit. Auch der finale Showdown setzt sich mit seinen überstilisierten Zeitlupeneinstellungen viel zu krass vom sonst sehr nüchternen, auf Realismus getrimmten Ton des Films ab.
So ist "PTU" leider ein eher belangloser Film geworden. Zweifellos hat er einige gute Szenen: Der gesamte Anfang im Restaurant etwa demonstriert auf eine leicht absurde Art und Weise das Machtspiel zwischen Gesetzeshütern und Gangstern. Auch der erste Auftritt der 'eiskalten Ermittlerin', welche einen Kollegen von der Spurensicherung in einen Loyalitätskonflikt hineindrängt, generiert für einen kurzen Moment knisternde Spannung. Doch leider gelingt es To nicht, aus den zuweilen guten Einzelszenen ein zufriedenstellendes Gesamterlebnis zu zimmern. Letztendlich konnte mich dieser Streifen trotz seiner gelungenen atmosphärischen Umsetzung nicht annährend überzeugen.
"Sin City 2" kommt daher wie pures, unschuldiges Spaßkino. Eine wahre Legion namhafter Hollywoodstars entwickelt in diesem Streifen eine wahre Freude daran, völlig überzogene Figuren zu mimen, eingebettet in ein Stadtbild, in dem es vor den dreckigsten Noir-Stereotypen geradezu wimmelt, und getüncht in eine Optik, die sich wirklich darum bemüht, cool zu sein. Im rasenden Tempo springt das Geschehen von Szene zu Szene, von Plotpoint zu Plotpoint; der Film versucht nicht mehr zu sein als kunterbuntes Spektakel, trotz Schwarz-Weiß-Optik. Anstatt dem Zuschauer Momente zur Kontemplation zu lassen, holt "Sin City 2" lieber gleich alle Konflikte und alle inneren Zerrissenheiten seiner Charaktere in ausdrucksstarken Bildern und überdeutlichen Voice-Overn an die Oberfläche. Der Film will einen wahren Rausch kreieren und möchte einem gar nicht erst die Gelegenheit geben, die unentwegt einprasselnden Eindrücke verarbeiten zu können; vielmehr will er den Zuschauer sofort in die nächste abgefahrene Szene, die nächste Konfrontation hineintreiben. Die "guten" Personen im Film stehen entweder selbst am Rande, zu mordenden Psychopathen zu werden, oder betreten die Stadt in dem naiven Glauben, sie könnten ihrem korrupten Kern mit spielerischer Leichtigkeit trotzen. Das "Böse" hingegen hat sowohl ein männliches wie auch ein weibliches Gesicht, dass wie in einem Horrorfilm in jeweils einer Szene bedrohlich aus dem Fenster schaut. Alle Zurschaustellung von Unschuld, Verwundbarkeit und sozialen Mannierismen ist hier nur Fassade: Unter ihnen schlummern rohe und krass ausformulierte Stereotypen männlicher und weiblicher Machtausübung. Anders jedoch als im Vorgänger kommt der Gewaltfaktor hier als deutlich reduziert und in meist eher harmlosen CGI-Metzeleien daher, während das Maß an Nacktheit und Sex vor allem dank Eva Green, die herrlich hemmungslos alle Hüllen fallen lässt, voll zur Geltung kommt.
In Sin City scheint nichts von Dauer, nichts von großer Konsequenz zu sein. Ein Tritt in die Eier mit der Wucht eines Vorschlaghammers hindert einen überpotenten Mann nicht daran, eine Stunde später mit seiner Geliebten Sex zu haben. Eine Hure, welche soeben noch um ihr Leben flehte, fordert im nächsten Moment mit kältester Rücksichtslosigkeit den Tod ihres Peinigers; sie schüttelt den ganzen Vorfall anschließend mit Leichtigkeit von sich, als wäre nie etwas gewesen. Es ist am Ende lediglich eine einzige Frau, die den Entschluss zieht, ihrer Weiblichkeit und Sexualität zu entsagen, und ihr Antlitz mit zahlreichen Narben zu zieren, wie sie auf den Gesichtern all der Männer in der Stadt bereits vorzufinden sind.
"Sin City 2: A Dame to kill for": Wer's mag, wird sicher seinen Spass haben.
Im März 1995 konkurrierten "Forrest Gump" und "Pulp Fiction" bei der Oscarverleihung um die begehrten Trophäen. Im September desselben Jahres erschien mit "Cold Blooded" ein kleiner Film, welcher seine Inspiration wohl zu gleichen Teilen von beiden Publikumslieblingen bezogen hat.
"Cold Blooded" handelt von Cosmo (Jason Priestly), welcher mehr durch Zufall als durch Selbstverschulden zum Killer befördert wird und für ein dubioses Gangstersyndikat nun ein blutiges Geschäft verüben muss. Der Kniff dabei ist, dass Cosmo mehr oder minder autistisch veranlagt ist; ihm mangelt es an sozialem Einfühlungsvermögen, doch dafür stellt sich schnell heraus, dass er sein Handwerk unverschämt gut beherrscht. Aus dieser Prämisse entspinnt der Film eine ganze Reihe absurder Situation, angereichert mit schwarzem Humor, trockenem Dialogwitz und reichlich unterkühlter Situationskomik. Das schöne dabei ist, und hier scheint wohl der Einfluss von "Pulp Fiction" durch, dass "Cold Blooded" sich sehr viel Zeit für die Entwicklung und Durchführung seiner Szenen lässt. Langsamkeit, Ruhe, Unaufgeregtheit; nicht ein einziges Mal kommt Hektik auf. Die meiste Zeit wird eben nur geredet und gelegentlich ein bisschen gemordet; daraus setzt sich der gesamte Rhytmus des Films zusammen. Ich wünschte jedoch, der Film hätte auf musikalischer Ebene ein wenig mehr zu bieten; so wenig mich die langsame und unspektakuläre Entwicklung der Handlung auch störte, so einlullend und öde wurde auf Dauer das generische und monotone Gedudel, das im Hintergrund lief.
Hingegen kann ich die Wirkung, die der Film auf mich hatte, im Grunde nur als sympathisch beschreiben. Nicht nur spielt Jason Priestly den Protagonisten Cosmo sehr überzeugend, auch ist sein Charakter in vielen kleinen Nuancen schön ausgearbeitet. "Cold Blooded" verlässt sich nicht einzig auf die simple Idee, uns einen unschuldigen Naivling als Killer zu präsentieren und daraus seine Gags zu produzieren (unter denen, zugegeben, auch ein paar echte Schenkelklopfer sind). Auch um die Auswirkungen des Daseins als Hitman macht sich der Film Gedanken, was in der herrlich trockenen Sequenz einer Yoga-Unterrichtsstunde gezeigt wird. Und letztendlich mündet der Film in eine Liebesgeschichte, welche sich im Zusammenspiel mit Cosmos Profession eine Reihe herrlicher Momente erlaubt. Die Szene, in welcher Micheal J. Fox seinen Gastauftritt hat, sowie das wunderbare Ende, stechen hier heraus.
"Cold Blooded" liefert sich einige Schnitzer (an einigen Stellen während der Auftragsmorde gab es ganz seltsame Schnitte, aus denen ich nicht wirklich schlau wurde) und hätte wohl überall ein bisschen besser inszeniert und pointierter geschrieben sein können. Wäre es nicht wegen der etwas langweiligen Musikuntermalung, der Film hätte mich rundum zufrieden gestellt. So kommt dabei ein kleines, kompetent gemachtes und sympathisches, wenn auch leicht ungeschliffenes Filmjuwel heraus, welches ich trotzdem gerne weiterempfehle.
In der geschnittenen FSK-16-Fassung mit deutscher Synchro ist der Film weitaus lustiger... und schneller vorbei :(
"Daraus macht ihr Opium!
Dann verkauft ihr es!
Es macht süchtig!
Ihr handelt mit dem Tod!
Ihr verdammten Mörder!"
Ich habe nach dem gestrigen Anschauen wirklich hin- und herüberlegt, wie ich meinen Kommentar zu "Story of Ricky" verfassen möchte. Doch dieser exzellente Streifen besitzt das rare Talent, jede höhere Hirnaktivität durch permanente Zwerchfellattacken zu unterdrücken. Ich könnte von den 1001 großen und kleinen Momenten des Films einige der schönsten Juwelen (oder sollte ich besser sagen: Blutdiamanten) herauspicken, doch ich will beim besten Willen nicht spoilern, um das Seherlebnis für interessierte Nachzügler so rein wie möglich zu halten.
So müssen diese wenigen Worte ausreichen: Wenn ihr auch nur die geringste Vorliebe für das unfreiwillig Komische oder filmischen Müll im Genrellen habt, so ist "Story of Ricky" ein automatisches Must-See. Ein Kung-Fu-Splatterfilm, angereichert mit einem sozialen Kommentar über die Gefängniswelt und einer tragischen Geschichte unseres Protagonisten, die irgendwo zwischen zerplatzenden Köpfen und einem riesigen Fleischwolf mit einer Überzeugung, einem Elan und einem Pathos inszeniert ist, der dieses Erlebnis einzigartig macht. Aber wehe, ihr wagt es, den Film in Englisch oder im Original zu schauen. Die deutsche Synchronisation stellt die große Veredelung dar, ohne welche dieses unerwartete Meisterwerk nur halb so gut wäre. Vergesst "Die Verurteilten". "Story of Ricky" ist der neue Stern am Himmel der Gefängnisfilme.
Bei mir hat das eher damit zu tun, dass seit Marvel das Ruder übernommen hat, sämtliche Comic-Verfilmungen es für mich einfach nicht mehr brachten. In den letzten Jahren changierten ihre Filme von "ganz nett" (The Avengers, Thor) bis "ziemlich unterirdisch" (The Incredible Hulk, Iron Man 2). Selbst die neueren X-Men-Filme fand ich längst nicht so mitreißend und schwungvoll, wie die älteren. Das ist der eigentliche Grund, warum ich an Marvel-Filmen kaum noch interessiert bin. (Wahrscheinlich bin ich mit dieser Meinung aber in der Minderheit).
Was die Sorge angeht, dass Filme mit interessanteren Konzepten wie "Her" oder "Boyhood" vom Markt gedrängt werden, so würde ich da nicht ganz zustimmen. Letztere Filme waren schon immer da, doch sie peilten eben nicht eine so große Zuschauermasse an, wie es die üblichen Blockbuster tun. Wenn es nicht Comic-Verfilmungen sind, die die Massen an Zuschauer anziehen, dann sind es eben Filme wie "Transformers", "Robin Hood - König der Diebe", "Titanic" oder "Terminator 2" etc. Ich denke mal, die "kleinen FIlme" werden ebenfalls ihren Zulauf haben, wenn auch vielleicht nicht im selben Maße wie ein einfaches, gradliniges Spektakel, dass auf Schauwerte setzt. Oder habe ich dein Argument falsch verstanden?
Aus der Reihe "Flohmarkt des Horrors"
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Teil 9: "Wolf Creek" von Gregg McLean
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(Vorsicht: Enthält Spoiler)
Neulich wurde ich in einer Sneak mit der Fortsetzung von Gregg McLeans "Wolf Creek" überrascht. Für gewöhnlich gehören Slasher- und Backwood-Horror-Streifen nicht gerade zu meinen bevorzugten Vertretern des Genres, doch "Wolf Creek 2" hat mir überraschend gut gefallen. Dieses Sequel spielte nicht nur völlig vergnügt und ausgelassen mit gängigen Genre-Konventionen, sondern geriet darüber hinaus auch noch so abgedreht und verrückt, dass die Spannung zuweilen ins Gelächter überschlug. Beispiel gefällig? Werft nur mal einen Blick auf diese Szene: https://www.youtube.com/watch?v=htB4alOVJL0.
Was mich allerdings wirklich in den Film hineinsog, war seine audiovisuelle Gestaltung. Der australische Outback wurde in wunderschönen und stimmungsvollen Bildern eingefangen und dabei behutsam mit einem Score unterlegt, welcher der ganzen Szenerie ein Gefühl von Isolation and unheilvoller Vorahnung gab. Ich dachte mir damals, wenn der erste "Wolf Creek" auch nur annährend dasselbe Gefühl transportiert, dann will ich mir diesen Streifen unbedingt auch noch anschauen.
Und tatsächlich, die in verschiedenen Lichtverhältnissen gefilmten Aufnahmen der australischen Landschaften sind einmal mehr ein echter Sehgenuss, der sich besonders in der ersten Hälfte des Films entfalten darf. In dieser ersten Hälfte wirkt "Wolf Creek" noch wie ein Touristen-Ausflug von drei jungen Menschen in die Wildnis. Allzu gemütlich macht er es dem Zuschauer allerdings nicht. Eine genre-typische, angespannte Begegnung mit einer Gruppe von Einheimischen sowie eine schleichend-unheimliche Filmmusik kreieren über die ganze Dreiviertelstunde hinweg ein Moment der Antizipation, sodass man als Zuschauer schon weiß, dass schließlich etwas Furchtbares passieren wird. (Die Inhaltsbeschreibung auf der DVD-Hülle trägt wohl auch ihren Teil dazu bei).
Insofern wirkt es sich auch nicht negativ auf den Film aus, dass in der gesamten ersten Hälfte kaum etwas besonderes abseits eines normalen Roadtrips passiert. Über der gesamten Szenerie liegt eine Atmosphäre der Unruhe; die drei Protagonisten durchstreifen die weiten Landschaften, in welchen sie verloren scheinen, und ein ärgerliches Problem wie eine Autopanne beweist, dass sie alles andere als in Sicherheit sind. "Wolf Creek" versucht dabei ebenfalls, dem Zuschauer seine Charaktere näherzubringen. Ben (Nathan Phillips), Liz (Cassandra Magrath) und Kristi (Kestie Morassi) sind im Grunde der übliche Typ junger Erwachsener, welche reisen und feiern. Doch bemüht sich McLean darum, das Dreiergespann so glaubwürdig und "normal" wir möglich zu präsentieren. Bei so einigen Szenen machen die Schauspieler dabei den Eindruck, als würden sie improvisieren, um das Gefühl der Natürlichkeit an den Zuschauer zu transportieren. Alle drei haben ihre Ticks, sind manchmal dumm oder nerven in ihrem Auftreten, aber für mich unterscheidet sie das kaum von den "schrillen" Momenten, die einige Kumpel von mir haben oder ich selbst zuweilen an den Tag lege. Über knappe 45 Minuten lang fährt der Film diese Schiene und lässt uns seine 3 Protagonisten begleiten, in der Absicht, dass man schließlich umso mehr mit ihnen mitleidet und mitfiebert, wenn der Killer schließlich über sie herfällt.
Und genau das hätte auch sehr gut funktioniert, würde der Wechsel vom Roadtrip hin zum Survival-Horror etwas geschickter ausfallen. Der Übergang gerät sehr abrupt, wenn Liz plötzlich gefesselt in einem engen Lagerraum erwacht. Ihre sehr schnelle Realisierung der Situation sowie das sehr zügige Springen von Szene zu Szene nehmen "Wolf Creek" ein Stück weit von seiner Atmosphäre. Viel zu schnell wechselt der Film auf die Psychokiller/Slasher-Bahn. Gerade hier hätte ich mir etwas mehr Laufzeit gewünscht, damit die ganze Situation des Erwachens in Gefangenschaft, der Befreiung und der schließlichen Flucht etwas behutsamer entwickelt wird. Ich muss aber schon gestehen, dass ich nicht damit gerechnet habe, wie sich das Schicksal der drei letztendlich entwickelt. "Wolf Creek" bricht mit genretypischen Auftreten der Heldenfigur. Nur leider wirken Liz, Ben und Kristy auf sich allein gestellt nicht allzu überzeugend. In einer eher lebensnahen Situation als Touristengespann kamen sie im Zusammenspiel recht überzeugend daher; doch sobald man den drei Hauptfiguren einzeln folgt, wurden sie für mich ungewöhnlich blass. Auch ist das Dauerkreischen und -Schluchzen der beiden Frauen zuweilen etwas sehr penetrant. Und so musste ich trotz einiger sehr fieser Einfälle mal wieder feststellen, warum Slasher-Filme nicht gerade zu meinem Lieblingsgenre unter den Horrorfilmen gehören.
Alles in allem ist "Wolf Creek" aber dennoch einen Blick wert. Die Aufnahmen des Outbacks sowie die Filmmusik kreieren eine ganz eigene Stimmung und das Spiel mit Genre-Konventionen findet auch hier statt, gleichwohl weit weniger aggressiv und abgedreht wie im Nachfolger. Und meine Güte, der australische Akkzent von Mick (John Jarratts) und anderen Einheimischen ist mitunter echt hart zu verstehen.
[http://www.moviepilot.de/liste/flohmarkt-des-horrors-deekin]
(Vorsicht: Enthält Spoiler)
Mittlerweile muss ich wohl ein ziemlich herzloser Bastard sein. Wenn ein Film wie "Hüter der Erinnerung" mir Bilder von sich liebenden Ehepaaren, neugeborenen Kindern und putzigen Hundewelpen regelrecht ins Gesicht wirft, um mir beizubringen, wie schön doch die Welt der Gefühle ist, verspüre ich seltsamerweise nur den Impuls, diesen Streifen für seinen ungeahnt extremen Kitsch auslachen zu müssen. Zwischendurch bekam ich echt den Eindruck, dies wäre ein grandioser Trashfilm, da er nicht nur die ganze Zeit einen sehr deplatziert wirkenden Vibe entwickelt, sondern zuweilen auch grandios-unfreillig-komische Schnitte setzt, die zum herzhaften Lachanfall motivieren. Da ich allerdings im Kino mit einer Horde ungeahnter Sneak-Besucher saß, musste ich mir das Vergnügen leider verkneifen, da ich unter dem Druck der schweigenden Mehrheit nicht der einzige sein wollte, der unentwegt der Leinwand entgegenprustet.
"Hüter der Erinnerung" entspricht am ehesten einem dystopischen Science-Fiction-Film im "Twilight"-Gewand. Um ehrlich zu sein, bekam ich beim Schauen sogar den Eindruck, dass dieser Film all jene anspricht, denen die Wölfchen-und-Eckzahn-Romanze nicht kitschig und sentimental genug war. Dabei ist er im Konzept zunächt nicht uninterressant. Am ehesten erinnert dieser Streifen an eine Mischung aus verschiedenen Sci-Fi-Klassikern. In einer BRAVE NEW WORLD werden wie in EQUILIBRIUM sämtliche Gefühle mit einer Drogeninjektion unterdrückt. Heranwachsenden Kindern wird ein präziser Sprachgebrauch der Marke 1984 eingetrichtert und ähnlich wie in DEMOLITION MAN ist das Resultat eine Gesellschaft, in welcher jeder lieb und nett zu anderen ist und das schlimmste Vergehen im Erzählen von lahmen Witzen besteht. Die Idee, dass der Zustand einer sterilisierten Menschlichkeit und Freiheit in Form von Schwarz-Weiß-Bildern eingefangen wird, in welche im weiteren Verlauf immer mehr Farbe einkehrt, ist ein überzeugendes Element. Eine Szene, in welcher zum ersten Mal in voller Farbe ein Schiff romantisch in den Sonnenuntergang segelt, kam so plötzlich und überraschend, dass sie es sogar vermochte, mein kaltes, fieses Herz ein bisschen zu regen.
Die Schwächen des Films liegen jedoch in zwei großen Problemen begründet. Erstens kommt der hier vorliegende Gesellschaftsentwurf als nicht wirklich durchdacht rüber. Zum Beispiel werden einerseits alle langanhaltenden Emotionen unterdrückt, aber das hält die Matriarchin der Kommune nicht davon ab, die Mutter von Jonas (Katie Holmes) dazu zu ermahnen, sich mehr um ihren Sohn zu sorgen, oder die drei Freunde davon, in ihrem Geheimversteck einen Freundschaftsbund fürs Leben zu schließen. Also, sind Sorge und Freundschaft nicht mit langanhaltenden Emotionen verbunden? Auch soll diese Gesellschaft darauf bedacht sein, seinen Mitgliedern sämtliche Impulse von Wettbewerb und Rivalität auszutreiben, doch gerade die Kinder der Kommune sieht man beim kompetitiven Ballspiel und, zumindest laut einer Bemerkung der Hauptfigur, geben sich ab und zu sogar mal dem Kriegsspiel hin. Hä?! Mich beschleicht der Eindruck, "Hüter der Erinnerung" hätte es bedeutend besser getan, hätte er sich etwas mehr um die Etablierung seiner fiktiven Gesellschaft geschehrt. Ihr wisst schon, sich Zeit nehmen und so? So kam mir die Welt leider sehr widerspüchlich und irritierend vor. Mangelnde Charakterentwicklung und Plotschwächen tragen zudem ihr übriges dazu bei.
Das zweite Problem des Films besteht darin, dass er unglaublich glatt und kantenfrei in Szene gesetzt ist und seine Hochglanz-Kitsch-Optik voll entfaltet. Schlimmer noch, über manche Szenen, die eigentlich sehr schockierend sein sollen, bügelt der Film gnadenlos rüber, um sein stetes Tempo zu halten. So soll Jonas (Brenton Thwaites) etwa von der Figur des Gebers (Jeff Bridges) lernen, was die Schattenseite menschlicher Emotionen mit sich bringt und sein Bewusstsein wird Zeuge einer Erinnerung, in welcher Elfenbeinjäger aus Gier einen Elefanten niederschießen. Diese Szene läuft so schnell ab, dass man als Zuschauer den Tod des Tieres und auch Jonas erste Begegnung mit dem Tod gar nicht wirklich nachvollziehen kann. Stattdessen sieht man nur, wie er ausrastet und flennend davonrennt, was angesichts der Tatsache, dass in dieser Welt die Menschen keinen Tod kennen, nachvollziehbar ist, was man als Zuschauer jedoch nur bedingt nachempfinden kann. Und ganz nebenbei: Eine Szene, welche die "grauenerregenden" Vietnamkriegs-Erinnerungen zeigt, gerät so übertrieben, albern und lustig, dass es fast schon an John Woo's "Bullet in the Head" erinnert.
Im Endeffekt möchte ich "Hüter der Erinnerung" jedoch nicht allzu schlecht reden. Ich bin wohl einfach nicht die Zielgruppe, für welche der Film gemacht ist (gleichwohl ich irgendwann noch herausfinden möchte, ob er als Trash taugt). Auf der guten Seite muss ich zumindest verbuchen, dass das Spiel mit Farben durchaus gelungen ist, dass mir Jeff Bridges in der Rolle des Gebers durchaus gefallen hat und dass, nach einigem Hin- und Her-Überlegen, das Ende, trotz stumpfen Plattitüden-Alarms und einem weiteren unverwechselbar lustigen Schnitt eigentlich interessant und recht ambivalent ist. Zwischendurch sehnte ich mich nach einer Szene, in welcher ein riesiger Kampfroboter einen bösen Söldner mit einem Schwein erschießt, aber nein, ganz so schlimm wie "District 9" ist er nun auch wieder nicht.
John Woo will einen perfekten Film drehen, bevor er stirbt? Hat er doch schon...
Würde übrigens irgendwann mal gerne "Red Cliff" sehen, habe es zuvor aufgrund der gekürzten deutschen Fassung nicht in Angriff genommen.