Deekin - Kommentare
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Alle Kommentare von Deekin
Autosave-Feature im Generellen!
Ich persönlich habe keine Lust, an kniffligen Stellen, die wirkliches Fingerspitzengefühl erfordern, zu scheitern, nur um im Nachhinein nochmal durch komplett belanglose Stellen zu spielen, um selbige Herausforderung noch einmal anzugehen. In dieser Hinsicht haben sich Speicherfunktionen in letzter Zeit leider so ziemlich zurückentwickelt, was vermutlich damit zutun hat, dass zeitgleich für mehrere Plattformen entwickelt wird und Autosave-Features für Konsolen der Normalfall zu sein scheinen. Natürlich wiegt dieses Problem mal schwerer, mal weniger schwer, abhängig davon, was für einen Schwerpunkt das Spiel anstrebt. Bei Horrorspielen kann ich das nachvollziehen, bei Egoshootern oder Stealth-Spielen hingegen überhaupt nicht, insbesondere dann, wenn das Trial-and-Error-Prinzip für das Weiterkommen unabdinglich ist.
[Vorsicht: Enthält Spoiler!]
"Domino" fühlt sich in etwa so an, als hätte Micheal Bay "Natural Born Killers" drehen dürfen. Die Nähe zu Oliver Stones Film zeigt sich nicht nur in einer völlig frenetischen, abgedrehten Bildästhetik, sondern auch in den satirischen Ansätzen. Domino Harvey (Keira Knightley), ein Model, welches die Schnauze voll von der Glitzerwelt hat und sich mit lautem Geschrei und tobendem Willen eine Karriere als Kopfgeldjägerin verschafft, erlangt mit ihrem Team derartigen Erfolg, dass die Fernsehwelt auf sie aufmerksam wird. So werden die Taten der drei Rauhbeine in der zweiten Hälfte des Films von einem Fernsehteam begleitet und die schwer zu erkennbaren Gewaltauswüchse teilweise mit flippiger, verharmlosender Musik unterlegt, um die eigene Absurdität zu betonen. Beim Nebencharakter Lateesha (Mo'nique) wird zudem mehr Charakterisierung als bei den Hauptfiguren betrieben, unter anderem, in dem sie bei Jerry Springer den täglichen Talk-Show-Wahn demonstrieren darf. Leider geht das Konzept nicht wirklich auf, da all die mediensatirischen Elemente eher wie eingestreut wirken und am Ende einem unnötig komplizierten und sich ewig dahinziehenden Gangsterplot weichen.
Im Endeffekt spielt die Geschichte des Films eh nur die zweite Geige, geht es doch eigentlich um Tony Scotts eigenwilligen Stil, den er zuvor schon mit dem Film "Man on Fire" in Ansätzen umgesetzt hat und mit "Domino" schließlich auf die Spitze treibt. So bestehen die Bilder des Films aus einem ständigen Wechsel von Zeitraffer, Zeitlupe und Normalgeschwindigkeit, wechseln vom gleißenden Gelbstich ins Schwarzweiße, vergrieseln, verschwimmen und werden dann wieder knackscharf, während die Kamera nie still hält, meistens schiefhängt und der Schnitt so hyperaktiv agiert, dass im Film kein einziger ruhiger Moment zustande kommt. Innerhalb dieses wild-ruppigen Bilderrausches ist es schwer, auf andere Aspekte der Bildsprache zu achten: Mir persönlich hat allerdings gefallen, dass bei dem Gespräch zwischen Domino und der FBI-Agentin (Lucy Liu) die Augen der beiden jedes Mal durch einen Schatten verhüllt sind, während sie sich anschauen, so als würden die beiden unterschiedlichen Figuren beim jeweils anderen in die Leere blicken. Man kann diesen Stil sicherlich toll finden und total abfeiern, geht es hier doch schließlich darum, das wilde, unbeständige Leben eines zeitgenössischen Kopfgeldjägers als wildes, stets auf den nächsten Kick bedachte Leben zu inszenieren. In diesem Sinne ist es von meiner Seite aus wohl überflüssig, zu kritisieren, dass man bei den verhältnismäßig wenigen Actionsequenzen des Films so gut wie gar nichts erkennt und sich diese 'heißen' Momente der Geschichte kaum von den 'kalten', ruhigeren Momenten unterscheiden, sodass am Ende alles wie ein Einheitsbrei aus feurigem Bild- und Schnittgewitter wirkt. Ich kann zumindest aber sagen, dass es mich beim zweiten Mal weniger gestört hat, als es bei meiner ersten Sichtung der Fall gewesen ist.
Gestört hat mich hingegen die Tatsache, dass Domino, Ed (Mickey Rourke) und Choco (Edgar Ramirez) als Dreiergespann wirklich nur geradeso als Charaktere durchgehen. Zwar spielen insbesondere Rourke und Knightley ihre Parts recht lässig, doch bekam ich von der 'dysfunktionalen' Familie, von der an einer Stelle die Rede ist, kaum was mit, während das Liebesdreieck so mangelhaft eingefädelt ist, dass man es am Ende auch gleich hätte weglassen können. Warum Domino nach dem Autounfall in der Wüste plötzlich merkt, dass sie doch lieber mit dem jungen Latino rummachen möchte, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel.
Und was ich mich am meisten gefragt habe: Warum muss man in einer absurd-übertriebenen Sequenz, in welcher alles mal wieder recht schwer zu erkennen ist, einem Gefangenen mit einer Schrotflinte den Arm abschießen, um an die darauf eintättowierte Safe-Kombination zu gelangen, während man ebenso leicht Zettel und Stift hätte nehmen können, um sich selbige einfach aufzuschreiben. Ganz ehrlich, das war die blödeste und offensichtlich sadistischste Handlung, welche die Kopfgeldjäger in dem Film verübt haben.
Alles in Allem würde ich "Domino" vor allem in die Kategorie 'Special Interest' verbuchen, abhängig davon, ob man sich mit dem audiovisuellen, MTV-artigen Exzess und der überspitzten Holzhammersatire anfreunden kann oder nicht. Ich kann in dieser Hinsicht leider nur sagen: Das war nicht ganz meins, trotz eines Gastauftritts von Tom Waits, und lege beim nächsten Mal wohl lieber noch einmal "Dungeons & Dragons" rein.
[Vorsicht: Enthält Spoiler!]
Unter den zahllosen frei bespielbaren Videokassetten, die ich in meiner frühen Jugend benutzt habe, um alle möglichen Filme aus dem Fernsehen aufzunehmen, hatte jene mit der selbstgeschriebenen Aufschrift "20.000 Meilen unter dem Meer" stets einen besonderen Platz in meinem Herzen. Sie enthielt natürlich den Klassiker von Disney aus dem Jahr 1954 von Regisseur Richard Fleischer und mit Stars wie Kirk Douglas, James Mason sowie Peter Lorre in den Hauptrollen. Als ungefähr 10-Jähriger Junge habe ich den Film damals geliebt und eine Zeit lang auf- und abgeschaut. Insbesondere der ausgedehnte Tauchgang sowie der für meine damaligen Augen aufregende und furchteinflößende Kampf gegen den Riesenkraken waren Highlights, welchen ich stets entgegengefiebert habe. 18 Jahre und damit mehr als die Hälfte meines bisherigen Lebens später muss ich leider feststellen, dass "20.000 Meilen unter dem Meer" wohl am ehesten die schöne Kindheitserfahrung bleiben wird, welche sie damals war.
Für meine heutigen Augen ist der Film vor allem ein routiniert inszenierter Abenteuerfilm, an dem der Zahn der Zeit kräftig genagt hat. Das Tempo des Films schreitet gemächlich, aber stetig voran, es werden abwechslungsreiche Szenarien geboten, die Unterwasserszenen sowie das durchdachte Setdesign der Nautilus sind auch heute noch sehr schön mitanzuschauen. Es gibt einerseits Bilder, die stimmungsvoll und düster daherkommen, und andererseits Szenen, welche sehr leichtfüßig und gewollt humorvoll sind. Faszinierend sind die Beschreibungen des Lebens an Bord des Unterwasserschiffs, auf welchem die Nahrung ausschließlich aus Tieren und Pflanzen besteht, die am Grund des Meeres gesammelt werden. Alles in Allem ein sehr fantasievolles, aber leider nicht überragend gemachtes Retro-Sci-Fi-Abenteuer. Gestört hat mich der Soundtrack, welcher von den Orgelstücken abgesehen die typisch orchestrale 50er-Jahre-Soße darstellt und mir persönlich eher auf den Zeiger ging, als dass er mir Handlung und Schauplätze stimmungsvoll vermittelt.
Dass Fleischers Film heute für mich leider nicht mehr so gut funktioniert, merkte ich vor allem angesichts des Kampfes gegen den Riesenoctopus. Als Kind hat mir dieses Monster eine Heidenangst eingejagt und die Gnadenlosigkeit, mit welcher die Fangarme nach der Crew griffen, hat mich mit derselben regelrecht mitfiebern lassen. Nach meiner heutigen Sichtung muss ich allerdings sagen, dass ich dem Monster eine gewisse Knuffigkeit nicht absprechen kann. Einzig das vaginale Maul, aus dem ein Vogelschnabel herauslugt, ist ein oskur befremdliches Detail, welches so auch von H.R. Giger hätte designt werden können. Insofern war der Bedrohungsfaktor angesichts des unbeholfenen Treibens auf dem Rücken der Nautilus weder spannend, aber gleichzeitig auch nicht albern genug, um mir eine außerordentliche humoristische Reaktion zu entlocken. Ich liebe zwar altmodische Technik, doch im direkten Vergleich etwa mit "Alarm im Weltall", wo mich die ganzen alten Tricks immer noch vereinnahmen, hat es bei diesem Highlight des Films leider nicht funktioniert.
Am ehesten war ich verblüfft, allerdings nicht wirklich mitgerissen, von der Tatsache, dass dieser Film versucht, sich sowohl deutlich an Kinder zu richten, als auch mit sehr reifen Themen ein erwachsenes Publikum anzusprechen.
So entwickelt sich der tiefere Gehalt des Films vor allem in den Gesprächen zwischen Kapitän Nemo (Mason) und Professor Aronnax (Paul Lukas), die eine Person ein Misanthrop, welcher die Grauen von Krieg und Kolonialherrschaft am eigenen Leib erlebt hat, der andere ein wohl situierter Optimist, der versucht, ihm davon zu überzeugen, welchen Wert die Technologie der Nautilus für die Welt haben könnte. Wie ein ehemaliger Gefangener zusammen mit ein paar Flüchtlingen in der Lage ist, ein Unterwasser-Gefährt mit einer frühen Version von einem Nuklearreaktor als Antrieb zu bauen, erklärt der Film leider nicht. (Es untermalt allerdings geschickt die atomaren Ängste seiner Zeit). Alles in Allem bleibt Nemo dennoch eine faszinierende Figur, von der ich mir gewünscht hätte, sie würde in dem Film stärker auspsychologisiert werden.
Auf der anderen Seite hingegen haben wir Ned (Douglas), welcher als raubeiniger, lebenslustiger Seeman den Rebell an Bord spielen darf, für Humor und Leichtheit sorgt und somit gerade die kindlichen Zuschauer anspricht. Highlight in dieser Hinsicht - zumindest für mich - war ein musikalisches Duett zwischen ihm und Esmaralda, eine erstaunlich gut dressierte Seerobbe, welche Nemos Haustier sowie die einzige weibliche Figur im Film darstellt.
Die kindlichen Aspekte des Films sind leider derart stark ausgeprägt, dass sie den eigentlich spannenden Gehalt des Films oft die Zeit und den Ton rauben. Ich muss allerdings sagen, dass ich erstaunt bin, wieviel man einem jungen Publikum damals zugemutet hat. Im Vergleich zu den modernen Animationsfilmen mit ihren Themen für alle Altersklassen setzt "20.000 Meilen unter dem Meer" noch einmal einen drauf und scheut sich nicht, auch 8-Jährigen eine abgründige Welt, in welcher Menschen grauenvolle Dinge tun, deutlich vor Augen zu führen.
Alles in allem bleibt der Film nach wie vor ein schönes Abenteuer, vor allem für die jüngeren Zuschauer, mit teilweise allerdings sehr reifen Themen. Für diese Themen würde ich mir wirklich gerne ein ambitioniertes, modernes Remake wünschen (nur sollte Bryan Singer nicht unbedingt am Regiestuhl sitzen).
Wenn man eines aus diesem Film mitnehmen sollte, dann die Tatsache, dass sich durch die Wunder des Editings Ninjas in Fische verwandeln, aus dem Wasser springen und selbst ausgewachsene Männer mit ihrer Wucht umhauen können:
https://www.youtube.com/watch?v=4nabkzVmamo
Leider scheitert der Film daran, dass Niveau der sehr unterhaltsamen und wunderbar trashigen ersten Hälfte nicht halten zu können, wo die vermummten Kämpfer für zahlreiche glorreich choreografierte und geschnittene Kämpfe sorgen und die deutschen Dialoge zwischen den Gangstern so klingen, als hätte man kurzzeitig die Autoren der "Gothic"-Spiele zum Mitschreiben eingeladen.
Warum bitteschön kam niemand von euch auf die Idee, mir zu sagen, dass beim zweiten "Independance Day" ebenfalls Roland Emmerich Regie geführt hat. Meine Güte, ich hätte mir beinahe etwas von dem Film versprochen...
Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht mit joggenden Ninjas.
[Vorsicht: Enthält Spoiler!]
Auf "Warcraft: The Beginning" habe ich mehr hingefiebert als auf jeden anderen Film in diesem Jahr. Allerdings geschah dies mit gemischten Gefühlen. Der Trailer versprach eine interessante Handlung: So kann ich mich zur Zeit nicht daran erinnern, jemals einen Fantasy-Film über einen Konflikt gesehen zu haben, der beide Kriegsparteien auf eine facettenreichere Art beleuchtet, als diese lediglich in ein bekanntes Gut-gegen-Böse-Schema zu gießen. (Es sei denn, man betrachtet etwa Wolfgang Petersens "Troja" als einen solchen). Gleichzeitig jedoch war ich angesichts des Looks dieses Films sehr skeptisch: Die Hälfte der Kulissen und Darsteller schien aus dem Computer zu kommen und die restlichen Kulissen wirkten so blitzsauber und strahlend, dass sie für eine ruppige Fantasy-Welt einen Tick zu künstlich wirkten.
Nachdem ich den Film nun gesehen habe, muss ich ganz ehrlich sagen, dass genau das Gegenteil eingetreten ist: Während ich mich mit dem CGI-lastigen, comichaften Look des Films schnell anfreunden konnte, weil dieser über weite Strecken sehr stilsicher wirkt und einen eigenen Charme entwickelt, so war es die Umsetzung und Präsentation der Geschichte, die eine ganze Reihe von Problemen mit sich brachte.
"Warcraft: The Beginning" setzt in seinem visuellen Stil bewusst nicht auf Realismus, sondern bemüht sich durch die Bank, seine computergenerierten, überspitzten Elemente nahtlos mit den Realfilm-Elementen zu verbinden. Das bedeutet einerseits, dass die vielen handgemachten Kulissen und Kostüme sehr viel sauberer und damit ein wenig 'skizzenhafter' bzw. wie aus einer Art-Design-Zeichnung wirken, während, auf der anderen Seite, bei der Modellierung der Orks Überstunden am Rechner angesagt waren. Und das Ergebnis kann sich in Hinblick auf die braunen und grünen Ungetüme durchaus sehen lassen. Der Detailgrad der Orks ist beindruckend: Von sehr glaubwürdig wirkenden Modellierungen der Muskeln, Hautgewebe und Brusthaare bis hin zu den sehr individuellen Designs der Gesichter wirken zumindest die wichtigsten Figuren der Horde, als könnten sie Darsteller in ihrem eigenen Film sein. Allenfalls die Gesichtsmimik ist angesichts der 'brutalen' Fratzen ein wenig starr. Emotionen werden hier vor allem durch die Stimmen der Sprecher transportiert.
Auch die Kampfsequenzen sind in dieser Hinsicht durchaus gelungen. Meine Befürchtungen waren zunächst, dass diese durch ihre Comichaftigkeit zu harmlos wirken. Doch erneut gelingt es Jones hier, die Mischung aus überspitzter Darstellung und nötigem Wums durchaus zu treffen. Eine Szene, die ich persönlich ziemlich cool fand, war als Lothar (Travis Fimmel) einem Ork mit einer abgefahrenen Waffe, die eine Mischung aus Axt und Kanone darstellt, eine Hand wegschießt. Die Darstellung ist so brutal, wie es in einem FSK-12-Film nur möglich ist, verfehlt seine Wirkung aber nicht. Was die Actionszenen ebenfalls richtig machen, ist dass sie immer wieder mit kreativen Einfällen aufwarten; somit haben die Gemetzel durchaus visuelle Abwechslung zu bieten.
War ich zunächst noch skeptisch, ob das alles funktionieren könnte, so war ich spätestens nach dieser ersten Kampfsequenz durchaus bereit, mich auf dieses Erlebnis und seinem eigenwilligen Ansatz einzulassen und hoffte für die weitere Laufzeit zwar auf keinen großartigen, aber dennoch einen guten Film. Leider begann "Warcraft" ab dem Moment allerdings, zunächst langsam, dann aber immer stärker abzubauen.
Eine der stärksten Sequenzen bietet der Film noch zu Beginn, als der Ork-Magier Gul'dan (Daniel Wu) in der völlig ausgestorbenen Welt Draenor das Portal öffnet, um einen Teil der Ork-Horde durchzuschleusen, welche sodann an einen Plan arbeitet, den Rest der Horde nachzuholen. Dafür benötigen sie lebende Geschöpfe, idealerweise Menchen, wie es scheint, was den Konflikt zwischen den beiden Völkern initiert. An dieser Stelle kann ich nur bewundern, wie schnell, simpel und effizient der Film den Hauptkonflikt sowie die Motivation der Orks und ihrer menschlichen Gegenspieler auf den Punkt bringt. Zudem sieht das ganze auch noch sehr schick aus.
Leider versagt diese erzählerische Effizienz so ziemlich, wenn es darum geht, diesen Konflikt in einem Plot weiterzuentwickeln und daraus einen Film zu kreieren, der mit vielen spannenden sowie erinnerungswürdigen Momenten angereichert ist. Denn davon bietet "Warcraft" ehrlich gesagt nur wenig.
Ein Problem, welches der Film hat, ist definitiv, dass man nur sehr wenig von der eigentlichen Ork-Rebellion sieht. Eine Szene mit Durotar (Toby Kebbel) und Orgrim (Robert Kazinsky) wie sie vor einem brennenden Dorf über den Konflikt sinnieren, sowie eine, zugegeben sehr knuffige, Einstellung aus der Vogelperspektive, welche sehr an ein Echtzeit-Strategiespiel erinnert und mehrere Konfliktschauplätze zeigt, reichen meiner Meinung nach hier nicht aus. Gleichzeitig wird in zahlreichen Gesprächen ständig darüber gesprochen, wie sich die Ork-Bedrohung ausbreitet und die menschlichen Legionen reihenweise fallen. Generell ergeht sich der Film zu sehr darin, dass zügig von Ort zu Ort gereist wird und ständig über die eigentlichen Konflikte und Motivationen nur geredet wird. Denn weder sind diese Gespräche selbst durch besondere Charakterkonflikte getrieben, noch lassen sie irgendein Gefühl von Spannung aufkommen.
Ein weiteres Problem ist, dass in all dem Meandern des Plots die Charaktere so ziemlich untergehen und auch wenn sie im Laufe des Films große Momente haben, diese zumeist entweder nicht überzeugen oder völlig aus dem Nichts kommen. Das beste Beispiel hierfür (ab jetzt treten im Review massive SPOILER auf, also seid noch einmal ausdrücklich gewarnt) ist die Szene, in welcher Lothars Sohn stirbt. Das Problem dieser eigentlich sehr emotionalen Sequenz ist, dass sie so ziemlich überhaupt nicht aufgebaut wird. So lernt man erst 10 Minuten vor seiner Ermordung, dass diese Figur überhaupt existiert. So etwas ist zumeist ein billiger Trick und lässt dem Zuschauer den Verlust, den der Protagonist erleidet, kaum nachvollziehen, weil einem dieses Band der Liebe, welches der Vater zu seinem Sohn empfindet, kaum vor Augen geführt wurde. Seltsamerweise löst gerade dieser Schicksalsschlag den Höhepunkt einer im Film leicht angeschnittenen Romanze aus, welche noch viel stärker aus dem Nichts zu kommen scheint. Ähnlich seltsam verhält es sich mit der Figur von Medivh (Ben Foster), die den ganzen Film über so vage und schwer einzuschätzen ist, dass der Plot-Twist von seinem Verrat, den man aufgrund einer wirklich dummen Gesprächsszene zwischen Lothar und dem Magier Khadgar (Ben Schnetzer) über eine Meile hinweg hat kommen sehen, einen furchbar kalt lässt.
Und wo wir gerade dabei sind. Während Fans des Warcraft-Universums wahrscheinlich bei jeder zweite Szene aufgrund all der Querverweise und Referenzen jubeln werden, weil sie so vieles aus den Spielen wiedererkennen, so dürften Neulinge und Nichtkenner der Materie es sichtlich schwer haben, hier durchzusteigen. Als jemand, der dem Spiel "Warcraft III" eine Menge an Nostalgie-Gefühlen entgegenbringt, hatte ich zumeist keine Probleme, mich in dieser Welt zurechtzufinden. Als zu Beginn des letzten Aktes allerdings Khadgar (Ben Schnetzer) zu den sogenannten Kirin Tor reist, um eine Gewissheit zu erlangen, hat mich der Film ebenfalls verloren. Denn in dieser Sequenz nähert er sich einem seltsamen, rotierenden Würfel, der ein Portal öffnet, sobald er sich nähert. Einer der Magier an seiner Seite sagt daraufhin, dass "es das noch nie gemacht hat" (???). Khadgar schreitet hindurch und unterhält sich dort mit einer mysteriösen Frau, die ihm noch einmal den Plot des Films erklärt (als müsste an diesem Punkt nocheinmal irgendwas erklärt werden). Und ich saß nur im Kinosessel und hatte weder eine Ahnung, was zur Hölle dieser Würfel ist, noch was es mit dieser Tuse hinter dem magischen Portal auf sich hat. Ich dachte nur: "Hey, wenn ich als Halb-Kenner der Materie schon nicht durchsteige, wie sollen dann komplett Unerfahrene sich hier noch zurechtfinden?" Es machte auf mich auch nicht den Eindruck, als wolle der Film an dieser Stelle eine Aura des Mysteriösen oder so erschaffen, denn diese Szene wird ähnlich schnell und plotfokussiert abgehakt wie alles andere auch.
Auch was die Figuren angeht, so bleibt keiner der Charaktere hier groß im Gedächtnis, fühlen sie sich doch eher an wie aus einer Direct-to-Video-Produktion. Insbesondere Dominic Cooper als König Llane wirkt hier so unfassbar blass, dass selbst sein Gegenpart in Uwe Bolls "Schwerter des Königs" einen nachhaltigeren Eindruck erzeugt... und an den kann ich mich mittlerweile auch nicht mehr erinnern. Die einzige Figur, die mir positiv im Gedächtnis bleibt, ist der Ork-Magier Gul'dan, der überraschenderweise die am künstlichsten wirkende CGI-Figur ist, in den wenigen Szenen, die er hat, aber herrlich böse und fies sein darf sowie eine der interessanteren Charaktere der Handlung darstellt. Alle anderen Figuren sowie ihre Charakterentwicklungen werden im Laufe des schwerfälligen Plots so ziemlich eingeebnet und verlieren einen Großteil ihrer Wirkung.
Das ist ziemlich schade, denn genau genommen steckt in "Warcraft: The Beginning" eine potenziell sehr spannende, coole, interessante und emotional wuchtige Geschichte, die jedoch viel zu selten in der Lage ist, aus diesen Möglichkeiten zu schöpfen und gelungene Szenen zu kreieren, die dieses Gefühl von Größe wirklich erreichen. Durotar, Gul'dan, Medivh und der Ork-Mensch-Mischling Gamora (Paula Patton) bieten viel Potenzial für spannende Charakterkonflikte, doch werden diese von der hastigen und mit vielen eher unnötig erscheinenden Szenen angereicherten Erzählung so niedergebügelt, dass das Gefühl, in einem epischen und durchaus intelligenten Fantasy-Film zu stecken, nicht aufkommt.
Ich wollte "Warcraft: The Beginning" wirklich mögen, insbesondere nach der ersten halben Stunde, die noch viel versprochen hat. Jedoch scheitert der Film wie viele andere Fantasy-Buch-Verfilmungen daran, dass nur stur und schnell die Geschichte nachgebildet wird, ohne die jeweiligen großen Momente angemessen vorzubereiten und ihnen sodann auch die nötige Zeit einzuräumen, um die richtige Wirkung zu erzeugen. Auf eine mögliche Fortsetzung des Stoffes bin ich allerdings trotzdem gespannt.
Naja, ich hab's versucht... 30 Minuten lang. :(
EDIT: Naja, ich habs zum zweiten Mal versucht... 82 Minuten lang.
Der Film entwirft ein Setting, in welchem die Welt aufgrund einer Zombieplage nicht untergeht, Angehörige von Infizierten jedoch miterleben müssen, wie diese langsam sterben. Interessant! Die Bilder halten das ganze Geschehen im stetigen Sonnenuntergang und machen insgesamt einen schönen Eindruck von Melancholie und Vergänglichkeit, was mir sehr gefiel. Die Geschichte über einen alten Mann und seine sterbende Tochter, deren Verhältnis noch einmal Erinnerungen an eine längst vergangene Familienharmonie heraufbeschwört und das Ganze als leises Drama mit Zombies präsentiert, ließ mich neugierig werden, wie sich das Ganze entwickelt.
Die größte Überraschung an "Maggie" war jedoch Arnold Schwarzenegger, der in diesem Film definitiv die beste schauspielerische Leistung abgibt. Das ist sowohl ein Lob an ihn als auch eine Kritik am Rest des Ensembles. Zumindest im O-Ton ist seine zweite Ehefrau (Joely Richardson) echt grauenvoll und insbesondere alle Gespräche, in denen Arnie nicht anwesend ist, wirken steif und fast schon laienhaft. Zudem wandelt das Drama des Films auf vorhersehbaren, kitschtriefenden Pfaden des wöchentlichen Melodramas, was ich bis zu einem gewissen Grad noch akzeptiert hätte, hätte der Film nur etwas mehr Substanz.
Ein Gespräch, in welchem Arnie seiner Tochter erzählt, wie er seine Mutter kennengelernt hat, sowie eine Szene im Auto, in welcher man erfährt, woher Maggie (Abigal Breslin) ihren Namen bekommen hat, waren schön und ließen mich mit den Figuren mitfühlen, doch gerade für ein Familien-Drama sind derartige Szenen viel, VIEL zu rar gesät. Die meiste Zeit verbringt der Film mit Warten und gewartet habe auch ich die meiste Zeit über. Das ist schade, da ich dem Film aufgrund seiner Stimmung und dem netten Story-Ansatz, der ausnahmsweise das Zombie-Genre mal nicht auf die blödeste Art verballhornert, durchaus mochte und ihm daher gerne mehr gegeben hätte.
Der große Bruder der Power Rangers!
Im Minutentakt prügeln sich als Krustentiere verkleidete Darsteller mit den insektoiden, krawattentragenden Hauptfiguren und liefern sich Verfolgungsjagden zu Motorrad und Pferd. Die Bösen fallen dabei reihenweise Abhänge hinunter, die nie weit vom Kampfplatz entfernt sind, und explodieren beim Tod in einem riesigen Feuerball. Keine Handlung, keine Längen. Nur stetes, überdrehtes Geprügel. Gefällt!
UPDATE: Ich habe mich nun doch noch einmal an den Film getraut und mir den Ultimate-Cut angeschaut. Laut vielen Berichten sei diese Fassung deutlich runder und würde "Batman v Superman" zu dem Filmerlebnis restaurieren, als welches es ursprünglich geplant war. Nach der Sichtung kann ich das Werk getrost auf 3 Punkte aufwerten. Einige Passagen in dem Film machen nun deutlich mehr Sinn und Snyders Werk wirkt nun deutlich besser ausgepaced. Angesichts der nun massiven 3 Stunden Laufzeit ist das eine minimale Verbesserung zur Kinofassung. Was die großen Brocken angeht, die mich allerdings schon beim Gang ins Lichtspielhaus gestört haben, so blieben diese unverändert. Manche Elemente in dem Film sind immer noch zum Haareraufen.
Meinen alten ausführlichen Kommentar zur Kinofassung lasse ich unten allerdings noch stehen.
[Vorsicht: Enthält massive Spoiler!]
"That's how it starts. The fever, the rage, the feeling of powerlessness that turns good men... cruel."
Es mag vielleicht etwas melodramatisch klingen, allerdings habe ich mich so ähnlich gefühlt, wie es Alfred (Jeremy Irons) im obigen Zitat beschrieben hat, als "Batman v Superman: Dawn of Justice" seinen Endkampf einläutete. Je mehr ich versucht habe, nach der Sichtung über den Film nachzudenken, umso wütender bin ich geworden. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen derart unspaßigen, miserablen Kinobesuch hinter mir hatte.
Im Grunde habe ich bei diesem Film auf eine Alternative zu Marvel gehofft. Ein düstererer Look, ruppigere Geschichten und Ansätze, die mit dem klassischen Superhelden-Ethos brechen, klingen spannender als die generische, langweilige Soße, die Kevin Feig alle zwei Filme zu kochen scheint. Gleichzeitig habe ich mir allerdings keine großen Hoffnungen gemacht: Schließlich ist das Team, dass "Batman v Superman" kreiert hat, dasselbe Team, welches sich für "Man of Steel" verantwortlich zeichnet. Letzterer war ein audiovisuell reizvoller Film mit einigen emotional aufgeladenen Szenen, aber einem wirklich katastrophalen Drehbuch, dessen 'Aufs Maul'-Agenda in der letzten Stunde durchaus Spaß machte. Ein zweiter Film im Stile von "Man of Steel" war daher meine Erwartung, als ich ins Kino gegangen bin; und meine Güte, ich hätte nicht gedacht, dass es am Ende wirklich noch viel schlimmer wird.
Daher fange ich wohl besser erst einmal mit den positiven Elementen des Films an:
Die Darsteller leisten, zu meiner Überraschung, allesamt zufriedenstellende Leistungen. Das gilt sowohl für Ben Affleck, der gemeinhin gelobt wird, als auch für Henry Cavill, der für seine hölzerne Mimik kritisiert wird. Auch Jesse Eisenberg, der mir neulich in "American Ultra" nicht so recht gefallen hat, spielt in der Rolle von Lex Luthor überzeugend (wie auch immer man dazu stehen mag, dass diese Figur nun ein nervöser Jungspund mit Dachschaden ist). Aber hier liegt auch ein erstes Problem: Alle Darsteller arbeiteten lediglich mit dem, was das Skript ihnen zur Verfügung stellt und das ist zumeist nicht viel. Zwar gibt es viele hysterische Szenen, aber Raum für Nuancen und überzeugende Charaktermomente gibt es mit Ausnahme von Eisenberg nur selten.
Auch will ich mich nicht groß über Zack Snyder auslassen, denn genau genommen liefert er einen sehr ähnlichen visuellen Stil wie schon in "Watchmen". Dazu passt auch, dass "Batman v Superman" deutlich düsterer ausgefallen ist als noch "Man of Steel". Es gibt eine ganze Reihe schöner Einstellungen und allenfalls das Editing kreiert zuweilen Probleme, wenn es mir darum geht, diese Bilder so richtig zu genießen. Die Actionszene mit dem Batmobil etwa beginnt mit einem wirklich schönen, weiten Shot, in welchem man Batman sieht, wie er auf seine Feinde von einem Kran aus herabblickt. In solchen Momenten stellte sich bei mir definitiv ein kurzer Wow-Moment ein.
Und wo wir schon bei der Batman-Action sind: Die ist solide und durchaus genießbar. Sie enthält nichts, was Nolan in "The Dark Knight" nicht schon besser gemacht hat, weiß aber auf seine Art zu überzeugen. Dass Batman seine Gegner nun mitunter umbringt und zu einem richtigen Psychopathen verkommt, ist zudem ein Punkt, der mich nicht im Geringsten stört. Die Erschaffung eines verbitterten, gealterten Bruce Waynes wäre an sich frisch und interessant, würde der Film sie mehr erforschen und in dieser Hinsicht eben nicht nur das absolute Minimum leisten.
Die Probleme des Films deuten sich hier bereits an:
"Batman v Superman" ist ein Film, dessen Skript furchtbar ist, dessen Konzept von vornherein problembehaftet ist und dessen Pacing komplett aus dem Ruder läuft. Ich kann die Ambition hinter dem Film verstehen und habe auch kein Problem, wenn die Macher so einige Risiken auf sich nehmen, an welcher sich die Fangemeinde stören dürfte; gleichzeitig muss ich sagen, dass die Umsetzung mit zum schlechtesten zählt, was sich Blockbuster in den letzten Jahren geleistet haben.
Das fängt erst einmal damit an, dass der Film eine ganze Reihe von Ambitionen hat. Einerseits möchte er eine Geschichte erzählen, in welcher die Welten von zwei ikonischen Superhelden aufeinanderprallen. Batman im Konflikt mit Superman wäre an sich bereits Stoff für einen kompletten Film, der eine Menge Arbeit erfordert, zwei interessante Figuren in ein antagonistisches Verhältnis zu setzen, sowie ihre Beziehung und ihre Motive auszuloten. Allerdings kommt noch hinzu, dass die Existenz Supermans nach den Ereignissen von "Man of Steel" nun ein politisch-brisantes Thema ist und der Film zuweilen als eine Fortsetzung selbigen Films erscheint, was mit Batman erst einmal nur bedingt etwas zu tun hat. Dann kommt noch der ganze "Justice League"-Cinematic-Universe-Kram hinzu, der für einige merkwürdige Szenen sorgt, jedoch außer des Charakters Wonder Woman (Gal Gadot) praktisch keine Relevanz zum Rest des Geschehens hat. Mit Hinzunahme von Lex Luthors Plan haben wir es schließlich mit einem Film zu tun, der eine ganze Reihe von seperaten Handlungssträngen besitzt, die sich zumeist nebeneinander entwickeln, anstatt sich groß zu verbinden. Anstatt ein oder zwei Handlungselemente zu nehmen und diese zu vertiefen, wirkt der Film hoffnungslos überladen und kratzt bei allen Charakteren und Themen nur an der Oberfläche. Hier ist genug Stoff für eine ganze Serienstaffel vorhanden; sie jedoch in einem zweieinhalb Stundenfilm zu verwirklichen, ist wahnsinnig und höchstens durch einen brillianten Drehbuchautor zu bewerkstelligen. Und einen brillianten Drehbuchautor hat "Batman v Superman" nicht, sondern lediglich David S. Goyer, mit dessen Filmen ich in letzter Zeit immense Probleme hatte.
Ein weiteres Problem, dass ich hatte, war dass das Geschehen ständig von einem Handlungsstrang zum nächsten sprang und es beim Schauen echt schwierig gewesen ist, einen roten Faden zu erkennen. Verschlimmert wird das Ganze dadurch, dass man oft mitten in eine Szene geworfen wird, ohne das einem visuell vermittelt wird, wo man sich gerade befindet und was gerade wichtig ist. Das sorgte bei meinem Seherlebnis zumindest dafür, dass ich ständig dabei war, nachzuvollziehen, was genau gerade vor sich geht und wer was aus welchem Grund macht. Keine gute Voraussetzung, um einen Film genießen zu können.
Zudem werden die handlungsrelevanten Figuren nur sehr reißbretthaft eingeführt. Ich weiß, wer Superman und Batman sind, weil ich sie und ihre Origin-Stories schon aus anderen Filmen kenne, doch sowohl die politischen Figuren als auch Lex Luthor und Wonder Woman bleiben mir eher verschlossen. Beispiel Lex Luthor: Er scheint irgendein Problem mit seinem Vater gehabt zu haben sowie eine Antipathie gegen Superman, was anhand einer schönen Malerei verdeutlicht wird. Und das ist alles! Der Rest besteht aus dem Schmieden eines Planes, um Superman zu vernichten (und wie dieser Plan mit all seinen Einzelheiten funktionieren soll, da kratze ich mir heute noch den Kopf vor Unverständnis). An einer Stelle hält Luthor vor Publikum eine Rede und es wäre eine perfekte Gelegenheit gewesen, seinen Charakter zu schärfen; stattdessen jedoch blendet das Geschehen ab und der Film verfolgt Bruce Wayne, wie er versucht, ein Gerät zu hacken. Verschenkte Chance!
Das Resultat war, dass ich beim Schauen kein Gefühl von Freude und An-den-Stuhl-gefesselt-sein entwickelt habe, sondern nur ständig damit beschäftigt war, zu verstehen, was hier eigentlich genau passiert und wie die Figuren zueinander gestellt sind.
Sehr enttäuschend fand ich zudem, dass Batman und Superman kaum Berührungspunkte haben. Batman hasst Superman, weil er eine Gefahr darstellt und Superman verachtet Batman, weil er Selbstjustiz (!!!) verübt. Mit dieser Schlangengrube will ich gar nicht erst anfangen...
Vor allem aber gibt es keine Gespräche über ihre Vorstellungen von Gerechtigkeit, kaum ein Gegeneinander-Arbeiten, sich überkreuzende Interesse etc. Man hätte so unfassbar viel aus dieser Rivalität herausholen können und gemacht wurde fast nichts.
"Batman v Superman" ist - als Film - allerdings nicht deswegen eine Enttäuschung, weil er holprig inszeniert wurde und massives Potential verschenkt worden ist, sondern weil es sich zudem um einen der dümmsten Filme der letzten Jahre handelt, in welchem diejenigen, die für diese Geschichte verantwortlich sind, kaum darüber nachgedacht haben, ob das alles im Endeffekt Sinn ergibt. Kleinere Sachen störten mich von Anfang an - etwa warum sie in einem Wrack des kryptonischen Raumschiffes plötzlich ohne jede Erklärung Kryptonit vorfinden - fielen aber nicht allzu sehr ins Gewicht. Jedoch sind einige der Dialoge und Ereignisse des Films unfassbar hirnverbrannt, dass ich kaum glauben kann, dass sie es tatsächlich in den finalen Film geschafft haben.
Ich werde an dieser Stelle auch nur ein Beispiel geben: Nämlich den Opfertod Supermans.
Im Finale des Films ist praktisch alles, was der Film in den zwei Stunden zuvor angeschnitten hat, komplett irrelevant und es gibt nur noch dröhnendes Dauerspektakel, dass längst nicht so viel Spaß macht wie in "Man of Steel". Superman, Wonder Woman und Batman kämpfen einen aussichtslosen Kampf gegen einen kryptonischen Höhlentroll, welcher sich vom "Herr der Ringe"-Set davongestohlen hat. Die einzige Möglichkeit, die Superman sieht, ist, den Speer mit der Kryptonit-Spitze zu ergreifen und todesmutig auf die Bestie zuzufliegen. Zuvor hat er einen dramatischen Abschlussdialog mit Lois Lane, der impliziert, dass er sterben wird und sich nun opfert, obwohl sein Tod an dieser Stelle kaum vorherzusagen ist. Was mich vor allem stört: Warum hat er den Speer nicht einfach Wonder Woman gegeben, die durch das Kryptonit nicht geschwächt wird, und ihr gesagt, sie solle das DIng in den Rücken der Bestie jagen, während Superman es ablenkt? Geht es nicht darum bei der Justice League? In einem Team zusammen zuarbeiten und das Böse gemeinsam zu besiegen? Scheinbar nicht, denn im Kampf gegen Doomsday kämpfen die Guten eher abwechselnd gegen den fiesen Lasergorilla. Dieser Opfertod gehört mit zu den unnötigsten Opfertoden, die ich je miterleben durfte und geht der Idee des Teamgeists komplett gegen den Strich. Er kommt zudem so deprimierend rüber, weil Superman den ganzen Film über eine komplett elendige Figur darstellt und nun einfach den Eindruck erweckt, er wolle unbedingt sterben.
Und Doomsday als Gegenspieler? Er scheint ja eine besondere Schurkenfigur im Superman-Universum zu sein; daher verstehe ich nicht, wieso man eine solche Figur für einen 30-minütigen Endkampf verheizt, anstatt sie sich für ein ausführlicheres Erlebnis in einem späteren Film aufzuheben. Ebensowenig verstehe ich, wie es Luthors Plan sein kann, eine unbesiegbare Gottheit zu vernichten, in dem er ein unbesiegbares Ungetüm erschafft, dass ALLES in Schutt und Asche legt, noch unkontrollierbarer ist und noch mehr Kollateralschaden anrichtet, als es bei Superman auch nur ansatzweise der Fall ist.
Genau genommen gibt es noch viel mehr, dass mich mit zahlreichen Fragen in bezug auf den Film zurückgelassen hat, aber das Review ist eh schon viel zu lang. Wenn ihr bis hierher gelesen habt und euch fragt, warum ich so miesepetrig klinge, dann liegt das daran, dass ich mich beim Schauen des Films mit jeder weiteren Minute nur noch miserabler gefühlt habe. Ich werde den Film wohl nochmal im R-Rated-Cut schauen und ihm damit eine zweite Chance geben, glaube aber kaum, dass mein Filmerlebnis sich merklich bessern wird. So wie es jetzt steht, gehört "Batman v Superman" mit zu den schlechtesten Comicverfilmungen und ist für mich definitiv ein Anwärter auf den schlechtesten Film des Jahres.
Ich bin zwar von BvS ebenfalls recht entsetzt und werde demnächst noch einen Kommentar diesbezüglich hinterlassen. Was ich aber sagen muss, ist dass Zack Snyder wahrscheinlich nur bedingt Anteil an dem filmischen Desaster hat, das vor kurzem in den Kinos gestartet ist. Das Problem von BvS liegt erstens an einem furchtbaren Drehbuch und zweitens womöglich an dem Willen der Produzenten, so viel Justice League-Kram wie nur möglich in den Film unterzubringen.
Drehbuchautor David S. Goyer zeichnet sich mitverantwortlich für die Skripte zu MAN OF STEEL, BATMAN V SUPERMAN und THE DARK KNIGHT RISES. Alle drei Filme haben eines gemeinsam: Massive Plot-Probleme, mangelhafte Ausgestaltung der Charaktere und einen ganzen Wust an Nonsense und Logiklöchern. Der Grad, zu dem jeder dieser Filme das betrieben hat, hat mich stets komplett rausgeworfen. Ich bin kein Fanatiker, der aufgrund einiger Ungereimtheiten sofort den Film beschimpft, aber der Grad, wie grundlegendes Erzählen, Kohärenz und Nachvollziehbarkeit bei allen drei Filmen mit Füßen getreten werden, ist beachtlich und in meinem Fall kaum vereinbar mit einem runden, stimmigen Filmerlebnis. Ich wäre eher dafür, Goyer zu feuern und ihm nie wieder ein Skript für einen Blockbuster schreiben zu lassen.
Sicherlich hat Snyder eine gewisse Mitverantwortung für die Probleme von BvS, allerdings ist er vor allem derjenige, der dass visuell umsetzt, was auf dem Papier steht. Hat bei WATCHMAN gut geklappt, wo die Vorlage ebenfalls beachtlich war. Zwar nicht der beste Geschichtenerzähler, so ist er zumindest jemand, der seinen Filmen einen visuell eigenständigen Stil verleiht, was mehr ist, als ich von den meisten Marvelfilmen sagen kann. Dass scheinbar niemand den Drehbuch-Autoren auf die Finger geschaut hat oder aber ihr Skript auch nur irgendjemandem (!!!) zum Probelesen gegeben hat, ist ein Versagen nicht nur des Regisseurs, sondern auch vieler anderer, die am Film kreativ tätig waren, insbesondere der Produzenten. Insofern halte ich diesen Hass gerade auf Zack Synder für unangebracht.
Dort, wo die "Batman"-Serie mit Adam West auf "Turkish Star Wars" trifft und obendrein Arnie in seiner... ähm... coolsten Rolle aufbietet, ja dort liegt ein herrliches Trash-Spektakel verborgen. Vor allem Bane als muskulös-primitives Grummelmonster, das in der Öffentlichkeit inkognito in Anzug und Hut unterwegs ist, gefällt mir, auf seine Art und Weise, eigentlich genauso gut wie Tom Hardys Darbietung in "The Dark Knight Rises". Echt knuffiges Kerlchen!
"For you, Bane, the Exit!"
"Aaaaaaaarrrgh, Eeeexxxxiiitttt!!!"
Ich weiß, ich disqualifiziere mich als ernstzunehmender Reviewer gerade komplett, aber ja, dieser überbordernde Dauerstuss ist in den ersten 90 Minuten durch und durch charmant, bevor er sich in den letzten 30 Minuten leider komplett abnutzt. Für mich ein Film zum unmöglich ungerne haben.
[Vorsicht: Enthält Spoiler!]
So ganz hinein in diesen stimmungsvollen Mystery-Thriller kam ich leider nicht. "Dämonisch" hat definitiv vieles, das für ihn spricht. Da wäre zum einen die höchst gelungene Soundkulisse, welche gerade dadurch glänzt, dass wir in vielen Szenen lediglich die Umgebungsgeräusche hören, und in welcher sich der generell sehr unaufdringliche Soundtrack häufig zurückhält. Während in der Gegenwart Powers Booth und Matthew McConaughey durch ihr Charisma bestechen, liefert Bill Paxton zusammen mit den beiden Kinderdarstellern ein beunruhigendes Porträt einer Familie, die wie duch den Sündenfall von einem Tag auf den nächsten aus den Fugen gerät. Das Rätsel zu verfolgen, ob der namenlose Vater (Paxton) tatsächlich die Stimme Gottes vernimmt oder lediglich verrückt geworden ist, sowie die Idee, diese Geschichte konstant aus der Sicht des älteren, zweifelnden Bruders Fenton (Matt O'Leary) zu erzählen, wirkt recht frisch und macht definitiv neugierig. Die dunklen Nachtbilder und die trügerisch warmen Aufnahmen bei Tage vermitteln gekonnt das Gefühl von Isolation und Abgeschiedenheit. Die biblischen Motive, welche sich durch den Film ziehen, werden ebenfalls nie übermäßig betont. So spricht "Dämonisch" vor allem die Sprache der Unaufgeregtheit und lässt den Mystery-Aspekt des Films kräftig atmen.
Jedoch muss ich sagen, dass der Film es mit seiner inszenatorischen Zurückhaltung stellenweise übertrieben hat. Ich bin in dieser Hinsicht sehr unentschieden, doch hatte ich gerade zu Beginn phasenweise das Gefühl, einen besseren, amerikanischen Fernsehfilm zu schauen. Da es sich hierbei um das Regiedebüt von Bill Paxton handelt, weiß ich nicht, ob die vielen stillen Aufnahmen und visuell sehr konventionell eingefangenen Shot-/Reverse-Shots bei Gesprächen lediglich das Werk eines Anfängers sind oder angesichts der unaufdringlichen, zurückhaltenden Inszenierung Methode haben. Dasselbe gilt für den Plot des Films: Mit Ausnahme von einem Problem, welches ich habe, nämlich dass die Polizei auf das Verschwinden der Menschen nie zu reagieren scheint und der Polizeichef in der Mitte des Films nicht einmal stutzig wird, wenn er eine mögliche Erklärung für die Vermisstenfälle bekommt, addressiert der Film zwar schon alle notwendigen Fragen, die man sich als Zuschauer stellt; dennoch entwickelte sich die Geschichte für mich nicht ganz zufriedenstellend. Insbesondere zu Beginn fehlte mir deutlich das Gefühl für die zentrale Familie, sodass schließlich die Szene, in welcher der Vater von seiner Vision erzählt, mich nicht überzeugte. Über das Verhältnis der Familie zur Religion wurde nie geredet. Bill Paxton als plötzlich vom Wahnsinn anheimgefallenen Mann zu erleben, brachte mir der Film einfach nicht als filmische Erfahrung näher. Wenn Fenton überlegt, die Ereignisse im Haus seiner Familie der Polizei weiterzugeben, saß ich schlicht unberührt vor dem Bildschirm, weil diese Szenen schlicht noch keine Zugkraft entwickelt haben. Ab dem zweiten Drittel beginnt "Dämonsich" allerdings besser zu werden und sowohl mit seinen Figuren, als auch mit seinen Mystery-Elementen besser zu arbeiten. Dennoch, für viele gute, stimmungsvolle Szenen, die er zu bieten hat, gibt es auf der anderen Seite wiederum Momente, in denen mich der Eindruck beschleicht, dass der Film mir bloß in Worten erzählen will, was vor sich geht, ohne dass beim Hören und Sehen der Gespräche auch ein Gespür für die Figuren entsteht. Somit nimmt das Werk sich teilweise den Wind aus den Segeln.
Im Endeffekt bleibt dennoch ein atmosphärisch dichter, spannender Mysterythriller übrig, den ich durchaus weiterempfehlen kann. Das zentrale Familiendrama des Films ist dabei zu glattgebügelt und seicht und die Dialoge über Gott und Dämonen meist zu schlicht, um jederzeit zu überzeugen. Doch reicht das Endergebnis für einen kleinen, stimmungsvollen Film, dessen ungewöhnliche Geschichte man mit Neugier verfolgt. "Dämonisch" ist ein Film, dem ich definitiv noch einmal eine Chance geben werde.
[Vorsicht: Enthält Spoiler!]
"The Sacrament" ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie ein fehlgeleiteter Found-Footage-Ansatz einen potenziell sehr spannenden Film herunterzieht. Ti West hatte offenbar die Idee, einen Film zu machen, der auf einem wahren Massaker einer Sekte basiert und wollte die Geschehnisse so real wie möglich einfangen. Sollte man dabei allerdings erwägen, das Ganze als eine wahre Dokumentation zu verkaufen und Kamera sowie Filmcrew als Bestandteil der filmischen Welt inszenieren, so sollte man sich dann auch besser an folgende Regel halten: Mach' es ganz oder gar nicht! Found-Footage-Horrorfilme zeichnen sich weniger dadurch aus, dass eine gute Geschichte im traditionellen Sinn erzählt wird; stattdessen wollen sie dem Zuschauer die Illusion vermitteln, dass das Geschehen so real wie möglich wirkt und dass gefühlt echte Menschen mit dem Grauen konfrontiert werden. Es ist nicht so wild, wenn man von diesem Ansatz zuweilen leicht abweicht und es etwas "filmischer" scheint bzw. wenn es Szenen gibt, welche gekünstelt wirken, dem Zuschauer aber einen besseren Überblick über die Geschehnisse geben. Wenn man sich etwa fragt, warum der Kameramann selbst in höchster Gefahr noch immer weiterfilmt, anstatt sich von seiner Extralast zu befreien, dann ist diese Entscheidung nachvollziehbar, da man ansonsten keinen Film hätte. "The Sacrament" hingegen hat sich für einen Mittelweg entschieden und hängt irgendwo zwischen klassischem Film und Found-Footage-Erfahrung fest, was dem Seherlebnis deutlich schadet.
So präsentiert sich dieser Film stellenweise als rohes, unbearbeitetes Filmmaterial, dann wieder als fertig geschnittene Dokumentation und schließlich werden an manchen Stellen Shots gezeigt, welche von niemandem innerhalb der Szenerie gefilmt werden. Für ein "live dabei"-Erlebnis stören zudem einerseits der Soundtrack, welcher ohne Erklärung über das Material gelegt wird, sowie die Dialoge der verschiedenen Charaktere, welche eher einem traditionellen Film entsprechen und selten die Illusion vermitteln, gerade realen Figuren beim Reden beizuwohnen. Die verwackelten Kamerabilder sind in dieser Filmgattung zwar typisch, doch nehme zumindest ich sie nur dann in Kauf, wenn auch der Rest des Films mir vermitteln will, dass ich hier gerade realen Ereignissen beiwohne. Da "The Sacrament" allerdings mit dieser Illusion ständig bricht und ein in dieser Hinsicht halbgares Werk abliefert, empfand ich das hysterische Gewackel gegen Ende nur noch als störend.
Das Ärgerliche ist, dass der Film als konventionelle Erzählung über ein Team von unabhängigen Reportern, die über eine Sektengemeinschaft berichten dürfen, wunderbar funktioniert hätte. Insbesondere der Soundtrack, welcher im Found-Footage-Ansatz leider deplatziert ist, baut durch seine ruhigen, unheimlichen Klänge eine Menge Spannung auf. Und mit einer Kamera-Arbeit im Stile von Emmanuel Lubezki ("The Revenant") wäre man ebenfalls in der Lage gewesen, die bedrückende Nähe zum Geschehen auf den Zuschauer zu übertragen. Auch als reiner Found-Footage-Film hätte das Werk funktioniert, hätte man das Prinzip nur konsequent durchgezogen und lediglich die Fluchtszenen gegen Ende etwas ruhiger und weniger übertrieben gestaltet.
Insofern bin ich nach all dem Gemecker und Genörgel meinerseits noch immer überrascht, dass "The Sacrament" ein gelungener Film ist. Mit Geschichten über mysteriöse Sekten bin ich leider kaum vertraut, weshalb Ti Wests Film für mich durchaus eine frische Seherfahrung darstellte. Ohne auf Schockeffekte oder übertrieben unheimliche Effekte zurückzugreifen (mit der Ausnahme eines unheimlich wirkenden Kindes ala "The Ring"), wird hier eine äußerst packende Stimmung aufgebaut, die ständig zu suggerieren weiß, dass etwas Gefährliches in der Luft liegt. Es wird gekonnt nachgezeichnet, wie eine zunächst friedliche Situation langsam schaurige Züge annimmt und schließlich in schockierenden Bildern ihren Höhepunkt findet. Auch die Sequenz, in welcher der Sektenanführer (Gene Jones) interviewt wird, weiß gekonnt dadurch zu überzeugen, dass diese Figur schwer einzuschätzen ist und in seinen Worten auch stets etwas sehr bedrohliches mitschwingt. Der Film psychologisiert das Leben innerhalb dieser Gemeinschaft zwar nur dürftig aus, weiß aber gekonnt, den Wahnsinn und die Fragilität hinter dem Handeln dieser Menschen gut zu vermitteln. Somit kann ich den Film durchaus weiterempfehlen für jene Fans von atmosphärisch dichten Horrorfilmen, die sich durch das Found-Footage-Prinzip nicht so leicht stören lassen.
Üüargh... achh... was... habe... ich nur... getan?!
Der Zeckenhorror "Ticks" wurde ins deutsche mit "C2 - Killerinsekt" übersetzt.
[Vorsicht: Enthält Spoiler!]
Warum das Prequel/Remake von Carpenters legendärem Horrorfilm "The Thing" durchfiel, ist relativ schnell ersichtlich. Praktisch jeder, welcher mit der Vorlage ("The Thing" von 1982, nicht "Who goes there?" von 1938) vertraut ist, wird höchstwahrscheinlich eine von zwei Erwartungshaltungen an den Film gelegt haben. In der ersten Erwartungshaltung möchten Leute einen Film sehen, welcher das altbekannte Szenario vom formwandelnden Alien-Monster in der Antarktis aufgreift und dieses mit derart frischen Ideen anreichert, dass am Ende ein eigenständiges Werk dabei herauskommt. In der zweiten Erwartungshaltung hingegen hofft man auf eine Hommage, welche die filmische Vorlage durch Ton, Musik, Tempo und Symbolik einfägt und somit für ein sehr uneigenständiges, aber dennoch stimmungsvolles Erlebnis sorgt, welches die gute alte Zeit wieder aufleben lässt. Eine dritte Erwartungshaltung könnte zudem noch darin bestehen, dass man den Film eh scheiße finden wird, weils ja'n dummer Cash-In und 'ne seelenlose Kopie ist, aber so etwas lasse ich in dieser Besprechung einfach mal beiseite.
Fakt ist - und das ist wahrscheinlich einer der Hauptgründe für den merkwürdigen Eindruck, den das Werk hinterlässt - dass Matthijs van Heijningen Jrs. "The Thing" sowohl darin scheitert, eine anständige Hommage zu sein, als auch einen eigenständigen Horrorfilm zu bilden. Der Schnitt zwischen beidem geht direkt durch die Mitte und der Film gleicht damit jenem Monster mit dem Doppelgesicht, welches man in diesem als auch in Carpenters Werk bestaunen kann. Es bildet nur eine leidliche Hommage, weil der Film zwar schon das gesamte visuelle Design, elementare Details und Ereignisse des Storyverlaufs von Carpenters Werk kopiert, jedoch die spezifische Stimmung, die dieses filmische Meisterwerk verbreitet, zu keiner Zeit einfängt. Und obgleich sich eine ganze Reihe an frischen Elementen in diesem Film finden, so werden sie stets überschattet vom Antlitz des Doppelgängers, welches dieser Film trägt.
Hinzu kommt, dass "The Thing" von 2011 mit dem denkbar falschesten aller Füße aufsteht. So etabliert der Film etwa seine Hauptfigur Kate (Mary Elisabeth Winstead) relativ früh als Fokuspunkt für den Zuschauer, doch gerade die erste Begegnung mit ihr erweckt den Eindruck, dass sie eher anteilnahmslos, kalt und im Endeffekt unsympathisch daherkommt. Das ändert sich zwar im weiteren Verlauf, allerdings geht die Inszenierung der Charaktere nicht über ein B-Movie-Niveau hinaus. Gerade der scheinbar zentrale Konflikt zwischen Kate und Dr. Halvorson (Ulrich Thomson) ist so grob gehandhabt, dass man eher mit der Stirn runzelt, anstatt sich auf dieses potenziell vielversprechende Kompetenzgerangel einzulassen. Während im Original fast jede der Figuren irgendwann im Film mindestens einen entscheidenden Gesprächsmoment hat und die Charaktere generell ein stärkeres Profil hatten, so bleiben viele Akteure hier, trotz vereinzelter, sympathischer Dialoge, nur Namen und Gesichter (wenn auch mit bärtigem, norwegischem Charme :). Hinzu kommt, dass der erste Ausbruch des Alienmonsters noch recht lauwarm daherkommt. Er wird mit einem doppelten Jumpscare eingeleitet und der sich anschließend entfaltende Horror verläuft eher auf Sparflamme. Bei all dem schreitet das Erzähltempo deutlich schneller voran, was zwar für Kurzweil sorgt, doch lässt dies gerade die sich langsam aufbauende, bedrohliche Atmosphäre vermissen, von der man angesichts all der Referenzen an den 82er Film erwartet, dass sie jeden Moment um die Ecke schlendert. Doch wird dies zu keinem Zeitpunkt der knapp 100 Minuten Laufzeit der Fall sein.
Sei es die mangelhafte Etablierung der Figuren, die zu wünschen übrig lassende Atmosphäre, das dreiste Kopieren, das eher oberflächliche Handhaben zentraler Konflikte und Themen, sowie die "CGI-Grütze", mit welcher die Monster zu großen Teilen animiert sind: "The Thing" bietet einen wahren Wust an Angriffspunkten und Schwächen, die sich durch den ganzen Film ziehen. Und dennoch: Ich mag den Film! Sein größtes Laster ist in meinen Augen das Kleben an Carpenters Vorlage, denn auch wenn all das, was van Heijningens Werk an neuen Elementen hinzufügt, nicht immer glückt, so hätte ich mir im Endeffekt mehr Eigenständigkeit gewünscht.
Denn nach der ersten, noch recht lauen Monsterattacke, welche eher an "The Thing" von 1951 erinnert, beginnt der Film langsam, aber stetig Spannung aufzubauen. Insbesondere die Sequenz mit dem Hubschrauber packt mich jedes Mal. Sie involviert einerseits einen clever gestrickten Ausbruchversuch des Dings als auch einen langsamen Realisierungsprozess, den Kate im Badezimmer durchmachen muss, um der Natur dieses Organismus auf die Schliche zu kommen; einer Hauptfigur allein beim Nachdenken zuzuschauen, ließ mich einen deutlich stärkeren Bezug zu ihrem Charakter und somit auch zu dieser Szene aufbauen. Die Art von Spannung, die hier aufgebaut wird, unterscheidet sich deutlich von jener, welche man in Carpenters Version sieht. Auch die Sequenz im letzten Drittel, wo Sam (Joel Edgerton) sich vor dem Monster verstecken muss, erinnert eher an die Raptorensequenz in "Jurassic Park" als an irgendetwas vergleichbares aus "The Thing" von 1982. Die Art, wie dieser Film Spannung kreiert und Sequenzen aufbaut, ist gelungen und bietet grundsolide Horrorkost, die sich stetig steigert. Man mag geteilter Meinung über das Science-Fiction-lastige Finale des Films sein, doch gerade der Mittelteil des Films weiß auf seine ganz eigene Art zu überzeugen.
Auch die Monstereffekte sind im großen und ganzen sehr gelungen. Zwar ist der CGI-Überzug, mit dem viele der Puppen nach dem Dreh bearbeitet worden sind, nicht immer überzeugend, doch ist das Monster-Design mal wieder sehr kreativ, insbesondere in einer Szene, in welcher zwei Gesichter verschmelzen. An dieser Stelle muss ich mich wohl auch kurz einklinken in bezug auf die Debatte CGI vs. practical effects. Ich selbst liebe zwar fast jede Form von altmodischen Spezialeffekten und fühle mich beim Anblick von Mappaintings, Zeichentrickanimationen in Realfilmen, Rearscreen-Projektionen etc. selten gestört, doch war das Arbeiten mit Puppen, Prothesen und Stop-Motion in "The Thing" von 1982 stets mit einer Konsequenz verbunden: Man konnte das Monster selten länger als 2 Sekunden im Bild zeigen, bevor man als Zuschauer merkt, dass sich das Wesen unmöglich durch den Raum bewegen kann, weil die zugrunde liegende Tricktechnik dafür zu limitiert war. Hier musste man geschickt mit schnellem Editing, Close-Ups und Kamera-Einstellungen, die von den Akteuren isoliert sind, arbeiten, um den Eindruck der Künstlichkeit dieser Effekte zu vermeiden. Das Benutzen von computergenerierten Effekten hingegen hat den Vorteil, dass diese längere Szenen mit Schauspielern im Bild ermöglichen und genau diesen Vorteil spielt "The Thing" insbesondere im letzten Drittel aus, wenn das Monster sich offen zeigt.
Ein weiterer Grund, warum ich diesen Film mag, ist ein sehr persönlicher: 'Alien Monster in der Antarktis' geht immer, ist schlichtweg die beste Prämisse für einen Film ever. Winterliches Setting, isolierte Gruppe von Menschen, einsame Stimmung, unbekannter Gegner. Das Alles erzeugt bei mir automatisch Aufmerksamkeit.
Aber auch abseits davon: Ich finde nach wie vor, dass unter der seltsamen, zweigesichtigen Identität dieses Films noch immer ein solider, kurzweiliger Horrorfilm steckt, wenn man nur in der Lage ist, vom Schatten des Klassikers abzusehen, in welchem er sich befindet. "The Thing" von 2011 ist relativ ähnlich zu "Star Wars Episode VII": Ein Remake mit einer Reihe von Neuerungen, einem höheren Erzähltempo und mehr Story-Ereignissen, was zu Kosten der Atmosphäre und Charaktere geht und nebenbei die Ikonizität des Originals nicht erreichen kann. Doch findet sich handwerklich genug Qualität in diesem schnellen, geschmeidigen Creature-Feature, sodass man das Ergebnis noch immer genießen kann.
Brösel meets Dracula!
Zugegeben, ich wollte ein Vampirmotorrad sehen und genau das habe ich bekommen. Wenn dieser Höllenschlitten nachts seine Runden dreht und in der britischen Kleinstadt seine Mördertour abzieht, ist das einfach nur cool hoch zehn. Es gibt haufenweise Low-Budget-Gore und lustige Motorrad-Effekte, unterlegt mit einem charmanten 80s-Rock-Score.
Doch abgesehen von seinen starken Momenten, die auch wirklich toll sind, ist diese unfreiwillig komische Horrorkomödie leider auch mit so manch unfassbar dummen Witzen gespickt, die eigentlich so dumm wären, dass sie wieder lustig sind, wären sie nicht so unfassbar dumm. Außerdem überreizt "I bought a Vampire Motorcycle" mit 100 Minuten Laufzeit definitv sein Willkommen, insbesondere, wenn es zwischendurch eine höchst fade, sich ewig hinziehende Sequenz mit einem Priester gibt. Da hilft es leider nicht viel, wenn besagter Robenträger von Anthony "C3PO" Daniels gespielt wird.
Dieser Clip jedenfalls, fasst den Spaß, den man mit dem Film haben kann, ganz gut zusammen:
https://www.youtube.com/watch?v=6t1k2I8Kmfw
Jeff Nichols "Midnight Special" wird wahrscheinlich an der großen Zuschauerschaft vorbeigehen, da sowohl der deutsche als auch der US-Starttermin sich im nahen Umfeld der groß herbeigehypten Comicverfilmungen "Deadpool" und "Batman vs. Superman" befinden. Ich selbst wäre beinahe nicht auf diesen Film gestoßen, doch hatte ich einerseits keine wirkliche Lust, mir einen vulgären, unverwundbaren Schnetzler anzuschauen, und andererseits hat mich der mysteriöse Titel neugierig gemacht, da dem Namen "Midnight Special" einerseits - zumindest rein intuitiv - eine Aura des alten und vergangenen umweht, und mich die Prämisse sowie das Kinoplakat milde angesprochen haben. Also dachte ich mir: "Warum nicht!" und ging in den Film, ohne zu wissen, um was es sich dabei eigentlich handelt. Und was soll ich sagen? Ich bin von dem Film positiv überrascht worden.
Womit wir es hier zu tun haben, ist ein weiterer Vertreter von Filmen, welche Elemente aus dem Kino der 80er Jahre aufgreifen und sie in eine moderne Geschichte verpacken. Filme wie "Super 8", "The Guest" und "It Follows" kommen da sofort zu Gedächtnis. Allerdings arbeitet Jeff Nichols diese Atmosphäre nochmal ein Stück filligraner in sein Werk ein. Wer sich den spärlichen englischen Wikipedia-Eintrag durchliest, wird feststellen, dass die Hauptinspiration für den Film John Carpenters "Starman" gewesen ist. Und während dies einer der wenigen Carpenterfilme ist, die ich noch nicht gesehen habe, bekam ich während meines Kinobesuches gestern stellenweise dennoch diesen spezifischen Vibe, für den der Regisseur bekannt ist. Einer der schönsten Szenen des Films zeigt, wie sich drei Schulbusse mitten in der Nacht einer Ranch nähern; die Landschaft liegt im Dunkeln und wird nur teilweise von den Scheinwerferlichtern beleuchtet, die langsam hinter dem Hügel auftauchen. Dieser kurze Moment erzeugt sowohl Stimmung, Suspense sowie eine sofortige Wertschätzung für die vielen tollen Nachtaufnahmen, welche der Film hier bereit hält.
Auch der Soundtrack variiert zwischen eher minimalistischen, pulsierenden Stücken, welche hin- und wieder eine schönes Gefühl für Spannung kreieren, und andererseits betont emotionalen Stücken, welche eher kennzeichnend für einen Indiefilm sind, aus dessen Richtung Jeff Nichols wohl zu kommen scheint. In jedem Fall ist der Soundtrack und der Großteil der visuellen Gestaltung definitiv eine Stärke des Films und versteht es wunderbar, mit Zurückhaltung zu arbeiten.
Generell ist "Midnight Special" ein Film, welcher nicht nur ein für die heutige Zeit eher behutsames Tempo anschlägt, sondern auch durch und durch bodenständig wirkt. Als eine Mischung aus Familiendrama und Mystery-Thriller wird hier vor allem Wert darauf gelegt, den Charakteren viel Raum zu geben und dafür zu sorgen, dass der Zuschauer ein Gefühl für die Figuren und ihre Präsenz bekommt. Das gelingt insbesondere dank der tollen Schauspieler. Micheal Shannon, Joel Edgerton, Adam Driver, Jaeden Lieberher und Kirsten Dunst schaffen es, ihren Figuren eine Wirkung zu verleihen, obwohl man nur das nötigste über sie erfährt. Der Film bleibt sowohl in seiner Handlung als auch seinen Figuren bis zu einem gewissen Grade geheimnisvoll und gibt nur spärlich Informationen über sie preis. Sattdessen wird der Bezug eher durch die Figureninteraktionen hergestellt. Roys (Shannon) Verhältnis zu seinem Sohn Alton (Lieberher) variiert zwischen Aufopferungsbereitsschaft und einer gewissen Distanz, da der Junge stellenweise auch befremdlich oder gar unheimlich wirkt. Seine Gespräche und Gesten gegenüber seinem Freund Lucas (Edgerton) lassen hingegen sofort durchscheinen, dass die beiden Männer eine weit zurückliegende Vergangenheit verbindet. Mir persönlich gefiel der Ansatz, Charakterisierung mit minimalem Input an Informationen zu betreiben, ausgesprochen gut. Zum Problem wird es allerdings, wenn das Familiendrama in der zweiten Hälfte des Films immer stärker in den Mittelpunkt rückt, dabei aber leider tatsächlich recht unergiebig ausfällt. So werden Vater, Mutter und Sohn nach Jahren wieder vereint, aber es kommt weder zu Reibungen, noch wird die schwierige Vergangenheit aufgearbeitet. Gerade an dieser Stelle hätte ich mir mehr Drama und (notfalls) mehr Exposition gewünscht; zumal Kirsten Dunst - so attraktiv ich die Dame auch finde, egal ob sie 25, 35 oder 45 ist - kaum mehr macht, als traurig in die Gegend zu blicken. Doch grundsätzlich stimmt der heruntergetönte Ansatz des Films, in dem kaum etwas überzeichnet wirkt.
Die 80er-Schiene, welche der Film fährt, hört übrigens nicht bei seiner audiovisuellen Gestaltung auf, sondern schlägt sich auch in der Handlung nieder. Erinnerungen an "E.T." werden insbesondere bei der Figur des Kindes mit den besonderen Fähigkeiten wach. Ebenfalls ist die Technologie, die im Film zusehen ist, deutlich in dieser Zeit stecken geblieben. Nirgendwo sieht man iPads, Internet oder anderweitig hippen Firlefanz; lediglich ein Handy taucht in einer Szene auf und wird eine Minute später in einem Gullideckel versenkt. In dieser Hinsicht spricht der Film eine klare Sprache. Die Abwesenheit moderner technischer Geräte verleiht dem Film abermals etwas altmodisches, welches wohltuend an Filme aus der analogen Zeit erinnert.
Doch so überraschend wohltuend "Midnight Special" an vielen Stellen wirkt, so wird der Gesamteindruck getrübt durch eine Reihe von Mängeln, welche das Geschehen im Idealfall ein stückweit antiklimatisch wirken lassen, im schlimmsten Fall jedoch für den Zuschauer destruktiv wirken können. Die erste Hälfte, welche überwiegend bei Nacht spielt, schlägt einen eher düsteren Ton an, insbesondere, weil Roy und Lucas zu Beginn Dinge tun, die sie in ein ambivalentes Licht rücken. Der kindgerechte Eindruck, der zunächst noch im Raum schweben mag, wird schnell zunichte gemacht, ist angesichts der ruhigen, unaufgeregten Inszenierung aber von vornherein nicht allzu stark ausgeprägt. In der zweiten Hälfte jedoch hellt sich das Geschehen deutlich auf und von dem drohenden Unheil, welches hin- und wieder angedeutet wird, ist weit und breit nichts mehr zu erkennen. Die Art, wie die Nebenplots mit den Verfolgern eingebunden sind, überzeugen leider auch nur halbherzig, da sie kaum mehr als kurze Hindernisse darstellen, welche zumeist schnell überwunden werden. Auch Altons Kräfte nehmen im späteren Verlauf des Films derartige Dimensionen an, dass er einfach zu mächtig wird und somit kaum noch Spannung aufkommt, wenn die Familie schließlich die letzten Hindernisse überwinden muss. Und während die finale Schlüsselszene mich regelrecht ins Staunen versetzte, weil die Bilder und die Musik diesen Moment sehr beeindruckend vermitteln, so war mir zur selben Zeit klar, dass der Plot hier gerade nicht liefert, was er versprochen hat und das Geschehen leider auf einer deutlich kleineren Note enden lässt, als man es erwarten würde. Es kommt mir tatsächlich so vor, als hätte man das Ende mitten in der Produktion noch einmal komplett umgeschrieben. In seiner Gesamtheit fällt "Midnight Special" daher in seiner zweiten Hälfte deutlich ab, was ich persönlich sehr schade finde. Zwar gibt es noch immer sehr schöne und packende Szenen hier und da, etwa in Form einer bestimmten, sehr abrupt beginnenden Actionszene oder der Moment zwischen der von Adam Driver gespielten Figur und dem Jungen, doch die Intensität der ersten Hälfte wird leider nicht erreicht.
Alles in allem würde ich jedoch sagen, dass es mehr Gutes als Schlechtes in diesem Film gibt und sein Inszenierungsstil mir sehr zugesagt hat. Definitiv nicht für jeden empfehlenswert, da die Spärlichkeit von Informationen in diesem Film Methode hat und viele Fragen nie geklärt werden. Der Fokus liegt vielmehr auf Stimmung und Figurenwirkung, als auf dem Auserzählen seiner Geschichte. Es mag eine Ausnahme darstellen, doch bei mir hat dieser Ansatz im Falle von "Midnight Special" über weite Strecken gut funktioniert.
https://www.youtube.com/watch?v=GOJoLaxokzM
Schaut euch diese Szene an und vergesst den Rest.
[Vorsicht: Enthält Spoiler!]
[Warnung: Textsäule]
Dass es ausgerechnet Tim Burton und Mike Johnsons "Corpse Bride" ist, der eine derart bezaubernde Wirkung auf mich hat, ist nicht von vornherein ersichtlich. Burtons Filme kamen für mich immer einem Münzwurf gleich, demzufolge es seine skurille und kreative Art es entweder schaffte, mich zu fesseln, oder eben nur für ein leidlich unterhaltsames Vergnügen zu sorgen. Während es Filme wie "Beetlejuice", "Batmans Rückkehr", "Edward mit den Scherenhänden", "Ed Wood", "Big Fish" und zu einem gewissen Grade auch "Sweeney Todd" schafften, bei mir eine gewisse Stimmung zu erzeugen und Gefühle zu wecken, ließen mich Streifen wie "Batman", "Mars Attacks", "Sleepy Hollow", "Charlie und die Schokoladenfabrik" und "Frankenweenie" im Idealfall noch mit gemischten Gefühlen zurück oder waren mir, im schlimmsten Fall, zu langweilig und überdreht auf eine Art und Weise, mit der ich einfach nicht mitgehen konnte. Ein wirkliches Interesse an dem Regisseur selbst habe ich bis zu meiner späten Jugend auch nie entwickelt, sodass ich "Corpse Bride" zunächst gar nicht erst sehen wollte; als ich die ersten Male von dem Titel hörte, ohne zu wissen, was für ein Film sich dahinter verbarg, dachte ich nur: 'Ne, von einem makabren Nekrophilie-Horrorfilm möchte ich nun wirklich nichts wissen!'
Bei einem Besuch in der Videothek war es dann auch meine Mutter, die sich den Film ausgesucht hat, während meine Reaktion zu ihrer Entscheidung eher verhalten ausfiel, da ich genau wusste, dass ich das Ding zuende schauen musste, während sie mal wieder auf der Couch vor sich her schnarchen würde. Naja, immerhin ging das Ding auch nur 70 Minuten und mein Martyrium würde nicht allzu lange ausfallen. Als die DVD dann Abends in den Player geworfen wurde, dachte ich, 15 Minuten in den Film, dass er zumindest recht kurzweilig werden würde... und saß eine Stunde später zutiefst gerührt vor dem Abspann des Films. Kurz darauf wurde "Corpse Bride" neben Filmen wie "Express in die Hölle", "Prinzessin Mononoke" und "The Road Warrior" zu einem weiteren Film, den ich mir in kurzer Zeit vergleichsweise oft angeschaut habe, nämlich 10 Mal in 10 Tagen.
"Corpse Bride" hat damals 3 Gewissheiten herausgefordert, die ich als junger Filmenthusiast gehegt habe:
1. Ich mag keine Musicals:
Musikeinlagen in Filmen habe ich bis dahin immer als störend empfunden und groß verändert hat sich das bei mir bis heute nicht. Wenn ein Werk den Fortlauf seiner Handlung einfach mal für ein paar Minuten unterbricht, damit eine Figur über sich und die Welt trällert, sehe ich das meistens als vergeudete Zeit an. So hätte ich "West Side Story" wohl mehr abgewinnen können, wenn eine Horde puertorikanischer Frauen zwischendurch nicht über das Leben in Amerika gesungen hätte. Durch Tim Burtons kleinen Puppenfilm ist mir jedoch aufgefallen, dass es weniger daran liegt, dass mir Musikeinlagen "generell" nicht liegen, sondern dass mir schlicht der Klang und die Aufbereitung zumeist nicht zusagen. So erschienen mir die Songs in "Happy Feet" enttäuschenderweise wie mittelmäßige Popsongs aus dem Radio, während in anderen Musicals der opernhafte, glamurös-bunte Stil mit einem massiven Aufgebot an Tänzern und überbordernder Bewegung im Bild mir irgendwo doch zu viel, zu glatt und zu sauber erschien. "Corpse Bride" hingegen kommt in dieser Hinsicht deutlich ungewöhnlicher daher. Die von Danny Elfman komponierten Songs haben etwas Unreines in der Hinsicht, dass sie einerseits zum Teil atonal und chaotisch anmuten, zum anderen Elemente beinhalten, die eher einem Spoken-Word-Stück ähneln. Die bodenständigen Lieder, deren Sänger eher auf Laienniveau sind, begeistern vielmehr durch die Lebendigkeit, mit der sie von den Ereignissen und Charakteren erzählen, und weniger durch die klassischen Tugenden der Musik. So etwas liegt meinem persönlichen Musikgeschmack auch deutlich näher. Von den 4 Songs, welche "Corpse Bride" aufbietet, hat mir am besten 'Tears to shed' gefallen: Wenn eine schwarze Witwe und eine glubschäugige Made darüber singen, wie überbewertet es doch ist, am Leben zu sein, während die Leichenbraut Emily (gespr. von Helena Bonham Carter) ihren Kummer darüber klagt, tot und ungeliebt ihr Dasein zu fristen, dann prallen hier schwarzer Humor und romantische Melancholie aufeinander... etwas, das bezeichnend für den ganzen Film ist.
2. Ich halte Danny Elfman für überwertet:
Danny Elfman hat mich als Komponist selten überzeugt, auch wenn ich ihn häufig in den verschiedensten Filmen gehört habe. Von "Darkman", "Dolores" und "Army of Darkness" abgesehen waren mir seine Soundtracks eher zu gewöhnlich und in den meisten Fällen fehlte mir die Erinnerungswürdigkeit und der nötige Druck hinter den Tasten und Saiten. Das gilt selbst für die Titelmelodie zu den "Simpsons" und Filmen wie "Batman" und "Spiderman". Obwohl Hofkomponist bei von mir oft gesehen Regiegrößen wie Sam Raimi und Tim Burton, blieb mir seine Musik selten im Gedächtnis. Und zu meiner Überraschung musste ich damals feststellen, dass der Score zu "Corpse Bride" praktisch die Hälfte der Faszination ausmacht, die mich mit diesem Streifen verbindet. Die Filmmusik untermalt die lebhaften Szenen der Unterwelt schön durchtrieben, in der farblosen Welt der Lebenden dominieren düstere, tragische Melodien und den verschiedenen Ereignissen in der Handlung verpasst sie nahezu perfekt den sensiblen, bittersüßen Ton mit seinem geisterhaften Nachhall, der so wunderbar in das kleine Universum passt, welches Burton und sein Team aus Puppenkünstlern hier geschaffen haben. Während Elfman mich normalerweise selten hinter dem Ofen hervorlockt, hat er hier einen Soundtrack geschaffen, welcher zu meinen absoluten Lieblingen gehört und den ich mir auch unabhängig vom Film gerne mal anhöre.
3. Ein Animationsfilm mit Puppen???:
"Corpse Bride" habe ich zu einer Zeit gesehen, in welcher ich mit Stop-Motion-Animationsfilmen kaum vertraut war. "Wallace & Gromit", "Shaun das Schaf" und "Nightmare before Christmas" waren mir damals nur vom Hörensagen bekannt. Höchstens das Sandmännchen war mir damals noch vage in Erinnerung, die Technik dahinter allerdings komplett unbekannt. Nun jedoch bin ich fasziniert von Stop-Motion-Animationen generell. Zwar ist es eine extrem aufwändige und zeitintensive Methode, Gegenstände zu animieren, doch besitzt diese Technik die interessante Eigenart, dass die bewegten Objekte deutlich greifbarer wirken als in modernen Animations- und klassischen Zeichentrickfilmen. Wunderbar harmoniert das Ganze zudem gerade in Burtons Welten, in welcher surreale Orte und teils monströse, teils völlig überspitzt geformte Figuren ihr zuhause haben und dennoch in einer ungewohnten Plastizität erscheinen. Im Falle von "Corpse Bride" kommt noch hinzu, dass die Animation im Falle der menschlicheren Figuren einen wirklich guten Job leistet, die Gesten und Gesichtsregungen derselben zu vermitteln. Die Details in der Mimik der Figuren - ein Lächeln, ein Stirnrunzeln oder ein wütender Blick - sind passend zum Stil des Films stets überspitzt, lassen sie allerdings dennoch sehr lebendig wirken.
Was die generelle Wirkungsweise des Films angeht, so lebt "Corpse Bride" insbesondere durch das Aufeinanderprallen verschiedener Kontraste und Töne. Am auffälligsten ist sicherlich die makabere Idee, dass die Welt der Lebenden steril, farb- und freudlos daherkommt, während in der Welt der Toten jeden Abend Parties gefeiert werden und Skellete sich reihenweise an der Bar besaufen. Die Oberwelt ist quaderförmig geordnet und grau, während die Unterwelt schief verwinkelt ist und in einem grünlich-bunten Licht erscheint.
Die Kontraste hören hier allerdings nicht auf. Die Art, wie Burton und Johnson ihre Geschichte erzählen, trägt einerseits einen hemmungslos romantischen Ton, der auf sicheren Füßen und ohne jede Hemmung immer wieder ins Kitschige und Sentimentale übergeht und diese Gefühlsduselei gnadenlos auslebt. Zur selben Zeit fährt der Film jedoch eine Menge an humorvollen Pointen auf, die gerade in jenen Momenten zum Lachen anregen, wo es mit der ausgelebten Emotionalität des Films zu viel zu werden droht. Wenn in einer Szene etwa Emily in Tränen ausbricht und ihr in ihrem Heulkrampf das rechte Auge aus der Höhle ploppt und zu Boden fällt, dann verwandelt sich zumindest bei mir eine nahezu grenzwertige Szene in munteres Gelächter.
Was den Humor des Films generell angeht, so ist es natürlich fraglich, inwiefern er auf den individuellen Zuschauer anspringt. Persönlich würde ich den Film dafür kritisieren, dass er sich stellenweise zu sehr darum bemüht, witzig zu sein. Bei einigen Gags muss ich schon mit dem Kopf schütteln ("I have to say you don't look a day over twenty!"), doch in den meisten Fällen ist "Corpse Bride" derart detailverliebt und liebevoll gestaltet, dass ich trotz des zu erwartenden Humors einfach lachen und schmunzeln muss oder ihn zumindest in den allerseltensten Fällen als störend empfinde. Sehr angetan bin ich als Liebhaber schlechter Wortspiele auch von so einigen Sprüchen, die im Film fallen:
"Now, why do you want to go up there, when people are dying to get down here?"
"If I wouldn't have just sit in there, I would say: You've lost your mind!"
Ein weiterer und finaler Kontrast, den der Film aufmacht, ist die Tatsache, dass "Corpse Bride" durch und durch wie ein Kinderfilm gestaltet ist und sich die meiste Zeit auch so anfühlt, zur selben Zeit jedoch verhältnismäßig erwachsene Themen anklingen lässt, nicht nur, weil Hochzeiten ein zentrales Kernelement des Films bilden, sondern auch in Hinblick auf Themen wie Liebe, persönlicher Verzicht, dem Ehren gegebener Versprechen sowie der Bereitschaft, um einer anderen Person zuliebe sich selbst aufzugeben. Für ein kindgerechtes Werk durchziehen den Film zudem auch so einige unheimliche Momente: Ich wäre durchaus neugierig, wären meine beiden Neffen 6 Jahre alt, wie sie auf die Szene reagieren würden, wenn die Made einen alten, noch lebendigen Mann anspricht: "Entschuldigen sie, mein Herr, sie kennen mich nicht, doch lebte ich einst in ihrer toten Mutter."
All diese Kontraste und Widersprüche machen "Corpse Bride" auf seine Weise zu einem der bizarreren Filmerlebnisse, die ich bisher gesehen habe, doch überraschenderweise kommt für mich hintenrum ein unerwartet stimmiges Gesamtkunstwerk heraus, in dem jedes einzelne Element zu dem ganz spezifischen Charme beiträgt, den der Film entfaltet. Der Ton ist mal flapsig, traurig oder bittersüß, mal kindgerecht bunt oder düster und unheimlich, doch geht der Film spielend leicht mit den zahlreichen emotionalen Tonlagen um und schlägt in seiner Laufzeit von 70 Minuten ein sehr schwungvolles Tempo an, in welchem der Film regelrecht dahinfließt. Selbst das Ende mit einem der wohl kitschigsten Bilder der Filmgeschichte, in welchem sich die titelgebende Leichenbraut in einem Schwarm blauer Schmetterlinge auflöst, verkam bei mir dennoch zu einem sehr magischen Erlebnis, durch welches diese kleine Geschichte ihren Abschluss fand.
Kommen wir schließlich zu dem letzten Punkt des Films, mit dem ich wohl am ehesten ein Problem habe: Dem Plot. Die eigentliche Geschichte des Films ist im Grunde wunderschön und erzählt von einem etwas anderen Liebesdreieck mit einer ganzen Reihe von morbiden Elementen. Positiv hinzu kommt, dass sich die beiden Charaktere Victor (gespr. von Johnny Depp) und Emily jeweils durch einen Charakterfehler auszeichnen, welchen sie im Laufe der Handlung überwinden müssen. Während Victor versucht, sich mit List und Täuschung aus seinem, wenn auch aus Versehen gegebenen, Eheversprechen zu winden, reagiert Emily sehr besitzergreifend und ist erst in einer entscheidenden Szene am Ende des Films bereit, ihn freizugeben. Eigentlich guter Stoff für eine romantische Erzählung und mit sehr viel Wohlwollen funktioniert sie auch auf diese Art und Weise. Jedoch geht in der Menge an Klamauk, den der Film auffährt, das Gespür für Charakterentwicklung häufig unter. Wer hier Charakterzeichnung in Form wohl gerundeter Gespräche erwartet, wird enttäuscht werden, da die Dialoge zumeist sehr kurz sind und darauf fokussiert, den Plot voranzutreiben. Hinzu kommt, dass "Corpse Bride" von dem Zuschauer erwartet, dass Victor und Victoria (gespr. von Emily Watson) bereits nach einem kurzen Gespräch zutiefst ineinander verliebt sind, ohne sich zuvor getroffen zu haben, und ebenso dass Victor bereits nach einem Tag, in welchem er Emily kennengelernt hat, bereit ist, für sie sein Leben bereitwillig aufzugeben. Eine glaubwürdige Liebesbeziehung entwickelt sich hier nicht, stattdessen funktioniert der Film eher nach Märchenlogik und Melodrama, in welcher Elemente wie Liebe auf den ersten Blick sowie eine gemeinsame Klaviersession mit der Leichenbraut als Beweis des Für-einander-bestimmt-Seins ausreichen müssen. Stützend kommt allerdings hinzu, dass die Chemie zwischen den Puppen - wenn man das so bezeichnen mag - absolut liebenswürdig ist und sehr angemessen, wenn auch leicht aufgesetzt, das Gefühl gegenseitiger Zuneigung vermittelt. Auch die Mimik und Gestik zeichnet an einigen Stellen die Figuren noch einmal etwas feiner, nur geht dies, wie gesagt, durch die Flut an Details und das generell schnelle Tempo des Films häufig unter. 5 - 10 weitere Filmminuten sowie ein minimal stärkerer Fokus auf die Figuren hätte hier geholfen. Was die Nebenfiguren angeht, insbesondere die beiden Elternpaare sowie den Bösewicht Lord Barkis (gespr. von Richard E. Grant), so gibt es hier keinerlei Grautöne; stattdessen sind Burton und Johnson sehr leidenschaftlich dabei, diese Figuren, wie auch vieles andere im Film, herrlich zu überzeichnen.
Die Probleme, welche sich für den Plot ergeben, sorgen dafür, dass manche Entwicklungen abrupt sind und die Handlung hier und da gefühlt ein paar Sprünge macht. Je nachdem, wie viel Nachsehen man mit dem Film hat und wie sehr man auf den wilden, ungehemmt schauerromantischen Stil Burtons anspringt, fallen diese Schwächen allerdings kaum ins Gewicht. Es ist schließlich die Liebe zum Detail bei der Ausgestaltung der Welt, der Figuren, ihrer Interaktionen untereinander, der Atmosphäre sowie der musikalischen Ausgestaltung, in welcher "Corpse Bride" aufscheint und seine Stärken entfaltet.
Trotz kleiner Hemmnisse bin ich heute noch immer genauso fasziniert wie damals, wenn ich mir dieses Kleinod des Animationsfilms anschaue und werde jedesmal mit einem warmen, zufriedenen Gefühl entlassen, sobald der Abspann über den Bildschirm wandert.
Eine Szene, in welcher ein Mädchen vor riesigen Krabben davonläuft, während die Tiere mit einem Sound unterlegt sind, welcher nach hysterischen Schreien japanischer Männer klingt, rettet diesen Film wirklich gerade noch so vor dem Totalabsturz:
https://www.youtube.com/watch?v=oFClYipM3fs
Im "Dutch angle"-Paradies läuft ein innerlich zerrissener Hayden Christensen vor dem weg, was er in Filmen früher immer gern getan hat: Frauen und Kinder umbringen. Das ganze hätte ein kleines, nettes Abenteuer-Flick im Stile von "Herkules" mit Dwayne Johnson werden können, doch das Editing und die Kameraarbeit machen insbesondere während der Kampfszenen den Eindruck, von Betrunkenen realisiert worden zu sein.
Einziger Lichtblick in dem Ganzen bildet Nicholas Cage, der in der zweiten Hälfte des Films stets brav ein Auge zudrückt und so einen Einäugigen mimt, aufbrausendes Overacting inklusive. Hätte er den Part der Hauptfigur übernommen, der Film wäre sicher ein ganzes Stück besser geworden.
Und die Moral von der Geschicht:
Auf die Leiche eines Kobolds uriniert man nicht.