Deekin - Kommentare

Alle Kommentare von Deekin

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    Deekin 26.04.2015, 11:52 Geändert 26.04.2015, 17:29
    über Seelen

    (Vorsicht: Enthält Spoiler!)
    Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, wie man Stephenie Meyers Roman "The Host" in eine Romanverfilmung verpflanzen kann (no pun intended!), ohne dass das Ergebnis zumindest leicht befremdlich wirkt. Im Zentrum steht schließlich eine junge Frau namens Melanie (Saoirse Ronan), deren Körper von Wanderer - einer außerirdischen Nesselqualle - übernommen wurde. Während Wanderer vollständig über ihren Körper verfügt, protestiert Melanie in regelmäßigen Abständen in ihren Gedanken in Form einer Stimme aus dem Off. Soweit ich mich noch erinnern kann, hat das im Roman durchaus gut funktioniert; in dieser Verfilmung wirkt es jedoch mehr als nur eigenartig, wenn Melanies Seele oder so sich zu Wort meldet, während das Publikum eigentlich schmachten soll. Der Effekt variiert zwischen lustig, zum Augen rollen, und unfreiwillig komisch.
    Die zugrundeliegende Dystopie von "The Host" ist dabei sowohl interessant als auch absurd. Eine Rasse kleiner, außerirdischer Nesselquallen pflanzt sich in menschliche Körper ein und übernimmt sie. Anstatt jedoch als eine Art bedrohlicher Feind zu wirken, rechtfertigen sich diese "Seelen" dadurch, dass sie die Menschheit verbessern, Gewalt und Hass ausrotten und eine Gesellschaft kreieren, in welcher alle überaus freundlich und hilfsbereit zueinander sind. Sie sind die moralisch höheren Wesen, welche die Menschen zu ihrem Glück quasi zwingen. Das ist einerseits absurd, weil sie den Menschen letztendlich nicht verbessern, sondern ihnen durch das Entreißen ihrer Körper jegliche Handlungsfähigkeit rauben. Soweit der Film es zeigt, sind die Menschen in ihren Körpern gefangen, unglücklich und verzweifelt, während sie mitansehen müssen, wie außerirdische Wesen ihre leibliche Hülle lenken und damit Schabernack treiben. Zugleich ist die Idee allerdings auch interessant, da diese Dystopie recht gut in die heutige Zeit des Political-Correctness-Wahns passt. Hier wird den Leuten eine Gesellschaft, die von Freundlichkeit und harmlosem Miteinander geprägt ist, nicht durch Vernunft und auf Basis ihrer eigenen Freiheit vermittelt, sondern regelrecht aufgezwungen. Hinter der Fassade von Höflichkeit und gutem Willen steckt eine gewalttätige, totalitäre Kraft. Und es wäre echt interessant gewesen, hätte "The Host" sich in seinen 120 Minuten Laufzeit genauer mit der Struktur dieser Alien-Gesellschaft befasst. Ich frage mich nämlich wirklich, wie sich ein Außerirdischer fühlt, der sich im Körper eines Müllmanns oder Abflussarbeiters befindet.
    Da wir es hier aber nach wie vor mit einer Stephenie-Meyer-Verfilmung zu tun haben, ist statt interessanter Science-Fiction eher das große Schmachten und traurig in die Gegend blicken angesagt. Es gibt - abgesehen von den "Twilight"-Filmen vielleicht - wohl kaum einen anderen Mainstreamfilm, in welchem die Charaktere die meiste Zeit nur damit beschäftigt sind, irgendetwas anzustarren. Die Dialoge sind darüber hinaus ebenfalls unglaublich simpel und überwiegend konfliktfrei. Es ist schon paradox: Während in anderen Geschichten, die vom Konflikt zweier Völker handeln, die Entwicklung meistens so verläuft, dass die Beteiligten immer weiter verrohen und gnadenlos werden müssen, um ihren Feind zu besiegen, scheint "The Host" genau das Gegenteil zu machen. Die Enklave der menschlichen Rebellen scheint im Laufe des Films immer freundlicher und respektvoller gegenüber den Aliens zu werden und aus der sanften Dystopie wird ein waschechtes Heile-Welt-Szenario.
    Was die Liebesgeschichte angeht, so hat diese die Qualität eines Lifestyle-Magazins, mit Edelkörpern und knackscharf-aufgelösten Hochglanzbildern. Was mich vor allem verwirrte, war dass die drei jungen Männer (Jake Abel, Max Irons, Boyd Holbrook), die im Film vorkamen, sich bis auf einen leicht variierenden Farbton ihrer Haare kaum voneinander unterschieden. Wenn der eine von ihnen sich in Melanie verliebt und sie beschützen möchte, der andere in die außerirdische Qualle in ihr, sie aber zuvor umbringen wollte, und der letzte sie schließlich nur umbringen will, dann fiel es mir enorm schwer, jeden einzelnen von ihnen außeinander zu halten. Das daraus resultierende Fragespiel trug allerdings auf seine Weise wieder zum Unterhaltungswert des Films bei.
    Denn wirklich schlecht ist "The Host" eigentlich nicht. Er ist zumindest weniger langweilig und besser inszeniert als dieser andere "The Host". Regisseur Andrew Niccol, der Filme wie "Truman-Show" oder "Gattaca" gedreht hat, weiß definitiv, wie er ein Werk visuell gestaltet und auch der Soundtrack passt sehr gut in den Kitsch-Overdrive hinein, der einem hier geboten wird. Vor allem aber hat die Idee, eine "Körperfresser"-Geschichte auf eine derart melodramatische und auf Teen-Girl-Befindlichkeiten abzielende Art und Weise zu erzählen, einen recht absurden Charme, der mich immer wieder amüsiert hat, teilweise sogar zum Lachen brachte. Sei es das Design der superglänzenden Zukunftsautos, die unbeholfen in Szene gesetzten Actionszenen oder die Tatsache, dass Wanderer - als über 1000 Jahre alte Qualle auf Reisen - sich noch immer wie ein kleines Kind verhält; "The Host" mag mich trotz einiger öder Szenen und Längen im Zuge seiner zwei Stunden Laufzeit ausreichend unterhalten, ohne dass ich es bereut habe.

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    • Auf Gamestar.de habe ich mal gelesen, dass der Warcraft-Film zwar abgedreht sei, dass sie aber alleine schon die Zeit bis Ende 2015 benötigen, um die visuellen Effekte in der Post-Production zu kreieren. Schien mir zumindest sinnvoll als Erklärung dafür, dass er trotz des Drehendes noch auf sich warten lässt. Ich bin jedenfalls gespannt. Klingt zumindest nach einem ambitionierterem Projekt als das bei bisherigen Spieleverfilmungen der Fall war.

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        (Vorsicht: Enthält kleine Spoiler!)
        Gäbe es ein Pendant zu den Village People in Asien, Ringo Lam hätte sie für die Rollen der Villains in seinem Film "Full Contact" gecastet. So muss er sich lediglich mit einem cholerischen Steroidproll, einem schwulen Gangsterboss und einem nymphomanischen "Chick with a Gun" herumschlagen. Gleichwohl dieser Film aus dem Jahr 1993 stammt, wirkt es doch, als wäre er mit seinen neon-beleuchteten Nachtclubs und seiner gewollt coolen Rockmusik irgendwo in den 80er Jahren stecken geblieben. So cool und abgedreht das auch klingen mag, das Ergebnis ist eher ein Film für zwischendurch(schnittlich). Die schlichte Rachegeschichte wirkt sprunghaft und konnte mir kaum irgendeine Anteilnahme entlocken, die Schießereien sind allenfalls solide und selbst die Bullet-Time-Sequenz, wenngleich originell, wirkte eher knuffig als dass sie bei mir so richtig den Puls in die Höhe trieb. "Full Contact" hat sicherlich seine Momente, in denen er stillvoll ist, in denen er ungewollt albern daher kommt oder in denen er sogar mal Spannung erzeugt, doch die hohen Freudensprünge, das große Abfeiern der Action oder die cineastische Magie, welche die Leinwand zum Glühen bringt, bleibt hier eher aus. Es mag ja lustig sein, wenn sich eine verrückte Psychopatin während eines Überfalls einen runterholt oder Chow Yun Fat während seiner Genesung mit einem Mops spricht. Doch im Endeffekt wirkte Lams Werk auf mich eher wie ein John Woo auf Sparflamme, der mit seinen gut 90 Minuten zwar recht kurzweilig ausfällt, aber zu keiner Zeit so richtig umwerfend daherkommt.

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        • Was ist eigentlich genau der Unterschied zwischen einem Reboot und einem Remake? Handelt es sich dabei nicht mehr oder weniger um dasselbe Phänomen, nur dass ein Reboot eher mit einer Serie und potentiellen Fortsetzungen assoziiert wird?

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          • 7

            Ich arbeite mich mal wieder durch meine SkyGo-Filmliste und hatte vielleicht gerade deswegen das Vergnügen, "No Way Out" von Roger Donaldson ohne jedes Vorwissen zu sehen. Das reichte mir zum Vorteil, weil ich so den Weg, den der Film ab dem zweiten Drittel einschlägt, zumindest nicht habe kommen sehen. Jede Inhaltsangabe dieses Streifens spoilert mal wieder maßlos. (Das Lesen meines Reviews und jeglicher Klappentexte geschieht infolgedessen auf eigene Gefahr).

            Den Film kann man grob in zwei Hälften teilen. Der erste Teil gleicht eher einer Liebesgeschichte, welche Stellenweise vor 80er-Jahre Cheesiness geradezu überquillt. Die erotische Begegnung zwischen Tom (Kevin Kostner) und Susan (Sean Young) in einer Limousine hat mich vor allem zum Lachen gebracht, weil ich sie zuvor bereits in der Parodie "Hot Shots 2" gesehen habe. Gleichzeitig baut der Film im Hintergrund sein politisches Setting auf und etabliert alle relevanten Machtspieler. Das Ganze entwickelt sich allerdings ein wenig langsam und trocken.

            Im zweiten Teil hingegen zieht die Spannungsschraube enorm an und "No Way Out" bietet hier ein clever eingefädeltes Machtspiel, welches den Puls gehörig antreibt. Ein Computer-Bildschirm, welcher die langsame Rekonstruktion eines Beweisfotos darstellt, dient hier als geschicktes Bild dafür, dass die Zeit langsam abläuft und sich die Schlinge um die Hauptfigur Tom immer enger zieht. Und auch in visueller Hinsicht spielt der Film geschickt mit immer enger werdenden Räumlichkeiten, in denen sich das Geschehen abspielt. Diese zweite Hälfte des Films ist Suspense-Kino par Excellence und wird nur unterbrochen von einer Actionsszene, dessen Plötzlichkeit mich eher ein wenig irritiert hat und bei welcher ich nicht sicher bin, ob sie vollends Sinn macht. Abgesehen davon stimmt in Sachen Skript, Schauspiel, Inszenierung und Soundtrack vieles zusammen und liefert ein packendes Filmerlebnis, zumindest bis kurz vor Ende, da der finale Twist des Films unnötig und gewollt clever erscheint. Ein durchaus empfehlenswerter Film für Freunde gepflegter Thriller-Unterhaltung.

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            • 4

              Wirklich schlecht ist "Lord Jim" nicht; im Gegenteil, denn im Kern erzählt der auf dem Roman von Joseph Conrad basierende Film eine interessante Geschichte. Jim (Peter O'Toole) träumt von einem romantischen Abenteuer auf hoher See, muss aber feststellen, dass die Realität auf einem Schiff ganz anders aussieht. Anstatt Heldenmut zu beweisen, geht er seelisch an einem Akt der Feigheit zugrunde, der ihn für den Rest seines Lebens verfolgt. In menschlicher Hinsicht kann man den Schock und die Angst, die er verspürt, nachvollziehen; gleichzeitig aber beweist der junge Mann den Mut, sich seinen Fehlern zu stellen und den Preis dafür zu bezahlen. Genau diese Spannung zwischen der persönlichen Unzulänglichkeit und dem Mut, für seine Handlungen gerade zu stehen, verleiht dem Film eine interessante Hauptfigur und einen zunächst fesselnden inneren Konflikt.

              Auch die Cinematography des Films ist für einen 60er-Jahre Streifen ordentlich. Der Aufwand ist groß, die Kulissen sind atmosphärisch und neblig und erinnern in seinen besten Momenten sogar an "Apocalypse Now". Das Geschehen ist meistens ordentlich eingefangen.

              Der Film hat jedoch in meinen Augen drei große Probleme:
              1. Der innere Konflikt von Jim entwickelt sich die meiste Zeit überhaupt nicht, sondern es wird nur gelegentlich mal angedeutet, dass er noch immer von dieser existentiellen Angst beseelt ist. Das Geschehen, dass sich im Film entspinnt, spielt sich vor allem an der Oberfläche, nämlich im Kampf der Ureinwohner von Patusan gegen den General (Eli Wallach) und seine Schergen, ab. Auch hat es mich eher irritiert, dass Jim mitten im Getümmel mal vor Angst gelähmt ist und mal todesverachtenden Mut beweist.
              2. Die Länge. "Lord Jim" scheint seiner Buchvorlage recht treu zu sein. Allerdings bietet der Film für seine 147 Minuten Laufzeit deutlich zu wenig. War in den ersten 100 Minuten noch ein gewisses Maß an Grundspannung da, so entwickelte sich der letzte Akt rund um die Figur Gentleman Brown (James Mason) zu einer einzigen Durststrecke. Das liegt allerdings auch daran, dass zwischen den Charakteren kaum eine wirkliche Dynamik herrscht.
              3. Die Dialoge: Der Film möchte philosophisch sein und Fragen der Moral aufwerfen. Er schildert uns einerseits eine Welt, in welcher Taten mehr ausdrücken als Worte und in welcher generell eher wenig gesprochen wird. Sollten dann allerdings doch mal Dialoge geführt werden, sind diese zumeist sehr explizit und werfen ihre moralische Thematik dem Zuschauer unverhüllt ins Gesicht. Das ganze wirkt so abgehoben und unwirklich, dass es dem Geschehen deutlich an Atmosphäre raubt. Besser hätte ich es gefunden, hätte man den thematischen Gehalt in natürlich wirkenden Gesprächen, die zu der Welt passen, eingearbeitet.

              Alle drei Punkte, die ich am Film zu bemängeln habe, resultieren in ein wenig dynamisches, deutlich zu langes und teilweise prätentiös daherkommendes Werk, welches hätte spannend und tiefgehend sein können, so aber nur viel zu ausgedehnt an der Oberfläche kratzt.

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                Deekin 18.04.2015, 14:05 Geändert 18.04.2015, 16:33

                (Vorsicht: Enthält Spoiler!)
                Ich bin mir nicht sicher, ob ich meine Probleme mit Marvel jemals jemand anderen auf eine nachvollziehbare Art und Weise mitteilen kann. Fast jedem Film des Studios (außer vielleicht dem zweiten "Captain America" und "Thor") haftet während meines Seherlebnisses ein stetiges Gefühl der Ödnis an. "Iron Man 3" war somit ein Film, den ich mir eigentlich nicht mehr anschauen wollte. Doch da ein gewisser 'Confused Matthew' - ein Kritiker, dessen Meinung und kritischen Ansatz ich nicht immer teile, aber doch respektiere - unerwartet große Stücke auf diesen Film hält, war ich doch neugierig, ob der dritte Ausflug mit Robert Downey Jr. als eisernen Rächer vielleicht das Blatt wenden könnte.

                Das Resultat war ein Filmerlebnis, in welchem ich meine Probleme mit Marvel so stark wie nie zuvor zu spüren bekam. Denn genau genommen spricht vieles für "Iron Man 3". Tony Stark (Robert Downey Jr.) muss sich mit Panikattacken und Neurosen rumschlagen, welche den Charakter in ein neues Licht setzen und ihm somit eine interessante Charakterentwicklung verleihen. Zudem gibt es da noch einen zumindest vom Konzept her nicht uninteressanten Villain, dessen Werdegang ebenfalls aus einer unachtsamen Handlung Tonys zu Beginn des Films hervorgeht. Die Metapher des "sich Dämonen Erschaffens" ist in dieser Hinsicht passend gewählt und resoniert durchaus mit vielen Szenen des Films. Die Action sieht überwiegend gut aus und wartet mit der einen oder anderen kreativen Idee auf. Den einzigen Kritikpunkt, den ich hier anbringen könnte, wäre dass der Film etwas überladen wirkt und ich somit gerade in der ersten Hälfte nicht so recht weiß, wo er eigentlich mit seinem Geschehen hin will. Der Mandarin-Twist, welcher zugegeben ganz witzig ist - Ben Kingsley sei Dank - fällt somit leider etwas flach, da diese Terroristenfigur in den ersten 60 Minuten kaum im Fokus stand, sich kaum ein spannendes Mysterium um sie entfaltet und eigentlich bereits vergessen ist, sobald sich Tony Stark wieder mit kleinen Kindern und Panikattacken herumschlagen muss.

                Das ganze hätte dennoch für einen unterhaltsamen Film gesorgt, wäre da nicht diese seltsam obskure Marvel-Essenz, die mich fast jedesmal stört. Wie bei anderen Studio-Filmen auch saß ich bei "Iron Man 3" vor dem Rechner und schaute anteilnahmslos auf diesen völlig blassen, glattgeschliffenen Film. Weder das Spektakel, noch die Sprüche, noch die Handlung konnten in mir irgendeine emotionale Reaktion hervorrufen. Alles kam mir einfach nur bemüht vor: Bemüht witzig, bemüht dramatisch, bemüht spektakulär, ohne jemals ein richtiges "Wow!", "Haha" oder "Oh man, wie aufregend!" hervorzurufen. Langeweile war wirklich selten so irritierend wie bei diesem Film, gerade weil seine Zutaten für kurzweilige Unterhaltung mehr als ausreichend hätten sein müssen. Die einzige Erklärung, die ich mir bisher dafür zusammenreimen kann, ist, dass "Iron Man 3" einerseits, selbst für eine Comicverfilmung, eher bodenständig sein möchte, weil er Themen wie Midlife-Crisis, PTSD und Terrorismus auf eine geschickte Art und Weise verarbeiten möchte. Gleichzeitig will der Film sich allerdings auch in einem ironischen, sich nie zu ernst nehmenden Gewand präsentieren, um somit maximalen Spass zu erzeugen. Einerseits tiefgründig und um Subtext bemüht, andererseits leicht und locker, handelt es sich hier um eine Mischung, die sicherlich unglaublich schwer zu meistern ist, und zumindest für mich in diesem Film nahezu überhaupt nicht funktioniert, weil ich es irgendwann einfach nur noch anstrengend finde, dass der Streifen aus Allem und Jeden einen Witz zu machen scheint. Zudem, und auch das scheint mir Marvel-typisch zu sein, fehlt mir schlicht der Eindruck des Ikonischen, den ich bei den früheren Comic-Verfilmungen noch gehabt habe. Wenn Spiderman sich in wilden Kamerafahrten durch die Häuserschluchten schwingt und Magneto sich in "X-Men 2" aus seinem Plastikgefängnis befreit, waren das Momente, die schlicht in Erinnerung blieben. "Iron Man 3" bietet mir nicht eine Sekunde davon, was zu dem Gefühl der absoluten Ödnis, die ich an diesem Film empfunden habe, nur noch beiträgt. Was nützt also der beste Charakter-Arc und der fintenreichste Plot, wenn alles auf eine so lahme, glatte, generische Art und Weise herüberkommt. Andere mögen das sicherlich anders empfinden und wenn sie an diesem dritten Teil Gefallen finden, habe ich dagegen auch absolut nichts einzuwenden. Ich selbst war von diesem Film allerdings fast durchgehend gelangweilt und spielte immer wieder mit dem Gedanken, den Film einfach abzubrechen. Da war ja selbst der zweite "Thor" und "The Amazing Spiderman 2" besser.

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                  In diesem Film geht es also um superreligiöse, konservative Cowboys, die... auf einer Insel leben? Sie halten nichts von Sterbehilfe, ketten ihre Zombies in Höfen und Innenräumen an und versuchen, sie anstatt mit Menschen mit Schweinen und Pferden zu füttern? Wenn das nicht bescheuert genug klingt, dann gibt der Anblick von einem Zombie-Postboten, Zombie-Holzfäller und einem Zombie, der auf einem Pferd reitet, einem spätestens den Rest. Besagte Szenen könnten selbst in den unterirdischsten Spoof-Movies, die zur Zeit gedreht werden, nicht schlechter aussehen. Bei besagten untoten Holzfäller musste ich sofort an die Szene aus "Scary Movie 3" denken, in welcher sich die Hunde merkwürdig benehmen; doch war diese wenigstens auf dumme Weise lustig. "Survival of the Dead" ist ein erschreckendes Beispiel für einen Film, der absolut gar nichts zu bieten hat. Billigster CGI-Splatter, null Spannung, belanglose Story und Gesellschaftskritik vom Reißbrett, die bei mir eh nicht ankam, weil mein Hirn zu sehr damit beschäftigt war, diesen superbilligen, extrem dilettantischen Stuss zu ertragen. Mit anderen Worten, haltet euch fern von diesem Film, ich übertreibe wirklich nicht, wenn ich sage, dass er euch physische Schmerzen zubereitet. Schaut "Ride Along", "Black Rock", "In der Gewalt der Riesenameisen" oder irgendeinen anderen Film, den man mithilfe einer Vorspultaste und einer ausgeprägten masochistischen Ader noch ertragen kann. "Survival of the Dead" ist ein Werk aus der Hölle, welches euer Hirn im Sekundentakt abtötet und nur dafür sorgt, dass ihr selbst zum Zombie werdet. Und wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich glaube ich brauche einen Arzt, der mich wiederbelebt...

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                  • Wow, ganz ehrlich? Noch nie hat ein Trailer in mir ein so starkes Gefühl ausgelöst, mir einen Film NICHT ansehen zu wollen. Jeder einzelne Moment wirkte blass, müde und uninspiriert - genauso wie der alte Arnie selbst. Und dabei sollten doch gerade Trailer den Eindruck vermitteln, es hier mit einem rasanten, bedeutsamen Actionfeuerwerk zu tun zu haben.

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                      Oooohhhhh, ist das nicht unheimlich süß, wenn das kleine Kind zum fiesen Drogendealer sagt: "I anin't gonna run drugs for you."
                      Kurzfilm-Version des Punishers, die so unglaublich überzogen ist, dass es schon wieder zum Lachen anregt. Für 10 Minuten okay, aber als Langfilm hätte ich echt Probleme, so etwas zu ertragen.

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                      • Deekin 13.04.2015, 12:04 Geändert 13.04.2015, 12:25

                        Mein Beitrag fehlt ebenfalls. Ist aber halb so wild, da ich alles andere als ein Fanboy bin :D

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                          Die MAD MAX Trilogie: Eine Retrospektive

                          Teil 3 von 3

                          BEYOND THUNDERDOME

                          (Vorsicht: Enthält Spoiler!)
                          Eigentlich hatte George Miller nach "The Road Warrior" nicht vor, noch einen weiteren "Mad Max" zu drehen. Stattdessen hegte er die Idee zu einem Film, in dem eine Gruppe von Kindern in einem postapokalyptischen Setting auf sich allein gestellt überleben muss und schließlich von einem erwachsenen Mann gefunden wird. Eine Endzeitversion von "Herr der Fliegen" mit Motiven von "Peter Pan" also. Schließlich wurde beschlossen, diese Idee nun doch in einen dritten und vorerst letzten Teil rund um Mel Gibsons ikonischen Charakter einzubauen. Das Resultat lautet "Beyond Thunderdome" und stellt ein episches, kreatives und sukzessiv sinnfreier werdendes Chaos von einer Größenordnung dar, wie ich es selten erlebt habe.

                          Die Handlung des Films ist in zwei Teile aufgeteilt, die kaum miteinander vereinbar sind. So findet die erste Hälfte an einem Ort namens Bartertown statt, ein Setting, welches auch gut in eine Realverfilmung der "Flintstones" gepasst hätte. Ein Machtkampf findet hier statt zwischen der offiziellen Herrscherin - Aunty Entity (Tina Turner) - auf der einen Seite, und einem skurillen Charakter namens Master Blaster (Angelo Rossitto/Paul Larson) auf der anderen. In diesem Teil der Geschichte wird Max (Mel Gibson) von Aunty angeheuert, um ihren Gegenspieler zu stürzen. Was für ein idealer Aufhänger für ein politisches Macht- und Intrigenspiel in einer primitiven, postapokalyptischen Gesellschaft.
                          Doch gerade in dem Moment, wo es richtig loszugehen scheint, wechselt das gesamte Setting schlagartig. Max wird in die Wüste verbannt und trifft dort auf einen Stamm von Kindern und jungen Erwachsenen, die nach dem Vorbild von Rosseaus goldenem Zeitalter leben und ihn für einen Erlöser halten, der sie allesamt mit einem Flugzeug in die alte Welt zurückbefördert.

                          Was sich zunächst so liest, als wären es zwei seperate Filmhälften, die in sich selbst Sinn ergeben, offenbart sich tatsächlich als ein immerwährend wachsender Berg von Unsinn mit einigen Lichtmomenten zwischendrurch. Zwar werden Max sowie Bartertown und seine Figuren sehr schnell eingeführt, um möglichst zügig zum Kampf in der titelgebenden Donnerkuppel voranzuschreiten, doch sind in diesem Part Motivationen und Handlungen der einzelnen Charaktere noch klar gezeichnet. Später jedoch wird immer unklarer, weshalb Max von einem Moment zum nächsten einen derartigen Beschützerinstinkt gegenüber den Kindern, die in der Wildnis leben, entwickelt. Auch könnte man meinen, dass bei einem sich derart radikal verändernden Setting sich etwas mehr Zeit gelassen wird, um die Lebensweise dieses jugendlichen Stammes etwas näher kennenzulernen; stattdessen jedoch überfällt der Film seinen Helden sofort mit der Prophezeiung rund um Captain Walker, eine Art Moses-Figur. So wirklich absurd wird es jedoch gegen Ende, wo "Beyond Thunderdome" aufhört, seinen Plot noch irgendwie sinnvoll zu entwickeln. Da erreichen Max und die ausgebüchsten Streuner Bartertown und anstatt einen Plan zu entwickeln, wieder zu den anderen Stammesmitgliedern zurückzukehren, die sich mittlerweile sicherlich Sorgen machen dürften, beschließen sie, den Zwerg zu klauen, der das Know-How für die Energieversorgung von Bartertown besitzt, und ihn mit auf eine Zugfahrt zu nehmen, an dessen Ende sie zufällig einen Flugzeugpiloten (Bruce Spence) treffen, der sie in die Ruinen der alten Welt zurückfliegt. Die Art und Weise, wie dieser dritte Teil seine beiden großen Handlungselemente miteinander verbindet, ist gnadenlos haarsträubend und wird zu keinem Zeitpunkt erklärt. In der letzten halben Stunde passieren die Dinge, einfach so. Handelt es sich bei "Beyond Thunderdome" deswegen um einen schlechten Film? Absolut nicht!

                          Zunächst ist festzuhalten, dass man sich von allem, was die ersten beiden "Mad Max"-Filme groß gemacht hat - die Roheit, die Action sowie die Darstellung einer völlig desolaten und brutalen Welt - trennen muss. Die Opening Credits, in denen Tina Turner mit ihrer markanten Stimme schon mal zu einem flippigen Song anstimmt, helfen dabei enorm. Aus den einst so düsteren Endzeitfilmen ist schillernder 80er-Jahre-Pop geworden. Auch der Soundtrack spiegelt diese Wandlung wunderbar wieder; in der Unterwelt, wo aus Schweinescheiße Energie gewonnen wird, hört man als Begleitung ein jazziges Saxophon, unterlegt mit metallischen Klängen.
                          Darüber hinaus fiel es mir irgendwann nicht mehr schwer, die Absurdität des Films zu schätzen zu wissen, die stellenweise die Grenze zum unfreiwillig Komischen überschreitet. "Beyond Thunderdome" ist von vorne bis hinten so überbordernd kreativ und abgedreht, dass er eine ganze Vielfalt verschiedener Emotionen bei mir auslöste. Allein schon der erste Anblick von Master Blaster, einem Zwerg in einer Samurai-Rüstung, der auf dem Rücken eines Hühnen mit einem komischen Helm sitzt, rief in mir die allzu bekannte Reaktion hervor: "Wow, jetzt habe ich alles gesehen!" Und wenn der Zwerg auch noch Max mit den Worten bedroht "You want foot in face? Then disarm!", dann ist das schlicht herrlich unterhaltsam. Heftig Lachen musste ich auch an einer Stelle während des Kampfes in der Donnerkuppel, bei welcher besagter Hühne auf Max wie auf einem Trampolin herumgesprungen ist. Dass es darüber hinaus allerdings eine Figur wie Ironbar (Angry Anderson) gibt, die bei jeder erdenklichen Actionszene nur da ist, um auf lustige Art und Weise auf die Fresse zu bekommen, ist dann doch zuviel des Guten.

                          Doch das Alberne und Absurde, von dem der Film reichlich bietet, mal beiseite geschoben; die große Stärke, welche der Film besitzt, ist die Fähigkeit, sein abgefahrenes Setting durch Details und Kulissen wieder einmal zu lebendigen Orten werden zu lassen. Das einmal mehr deutlich angewachsene Budget erlaubte dieses Mal imposante Massenszenen, noch größere, vielseitigere Kulissen und Kostüme und teilweise extrem penibel ausgearbeitete Details. An fast jeder Ecke des Films merkt man, wie viel Fantasie und Herzblut die Macher in diese Welt gesteckt haben. Das gilt nicht nur für Bartertown, sondern auch für den Stamm der Kinder, die in ihrer primitiven Lebensweise ganz natürlich neben den Relikten der alten Welt leben. Dass man sich zudem auch noch einen eigenen Dialekt für dieses Volk der Knirpse ausgedacht hat, ist schlicht bemerkenswert und erzeugt im O-Ton einen ganz eigenen Charme.

                          Und zwischen all den Wirren kann man im Herzen dieses Films ein Thema über den Neuanfang erkennen. Sowohl Bartertown als auch der Stamm der Kinder signalisieren Hoffnung für die Wiederauferstehung der Zivilisation. Wirklich gelungen auch der Aspekt, wie sich beide Gesellschaften Geschichten über ihre Ursprünge erzählen, sei es durch den Entertainer, welcher den Kampf in der Donnerkuppel mit einem Monolog über dessen Zweck einleitet, oder die Figur Savanna Nix (Helen Buday), welche zusammen mit den Kindern in einer faszinierenden Sequenz die Geschichte von Captain Walker rekapituliert.

                          Um es auf den Punkt zu bringen: "Beyond Thunderdome" stellt nicht nur einen völligen Bruch in Ton und Herangehensweise an den Endzeit-Stoff gegenüber seinen Vorgängern dar; er bildet darüber hinaus nicht einmal ein stimmiges Ganzes und ist in seiner Erzählung zuweilen regelrecht haarsträubend. Dennoch empfand ich ihn äußerst unterhaltsam als ein audiovisuell wunderbar gefilmtes, wildes Durcheinander, ein bizzarer Mix mit einer Vielzahl von Momenten, die mal irritierend, mal eindrucksvoll, mal clever, mal nachdenklich, mal lustig, mal cool, mal völlig verrückt und machmal tatsächlich sogar sentimental und mitfühlend waren. In bezug auf letzteres hat mir besonders der zutiefst romantische Endmonolog gefallen, der eine schlicht wundervolle Abschlussnote unter diesen märchenhaften und beinahe schon kindgerechten Film setzt.

                          Und damit endet der dritte und letzte Teil meiner Retrospektive zur "Mad Max"-Trilogie. Für diejenigen, die bis hierher gelesen haben, habt vielen Dank für die Geduld und den vollbrachten Lesefleiß.

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                            Deekin 12.04.2015, 10:34 Geändert 12.04.2015, 10:36

                            Was für ein charmantes, komisches und dennoch überaus bizarres Werk dieser Film doch ist!
                            Die jung angehenden Superstars Paul Walker und Denise Richards konnten sich damals wahrscheinlich im Traum nicht vorstellen, dass sie mit "Tammy and the T-Rex" an dem womöglich besten Film ihrer Karriere mitgearbeitet haben. Gerade in Anbetracht von Paul Walkers kürzlichem Tod ist es ein ermutigender Gedanke, ihn in diesem wundervollen kleinen Film in Gestalt eines T-Rex-Roboters mit Sockenhänden wieder auferstehen zu sehen. Die ungewöhnliche Mischung aus Horrorfilm und Teeniekomödie versteht es überaus gut, sowohl gewollte als auch ungewollte Komik zusammenzubringen. Und wer schon immer mal sehen wollte, wie ein Hirn ohne menschlichen Körper von seiner Freundin mit einem Striptease in Eregung gebracht wird, der sollte sich diesen Film wirklich mal bis ganz zum Schluss anschauen.
                            Sollte euch das nicht überzeugen, hier ist eine der besten Szenen des Films:
                            https://www.youtube.com/watch?v=FOB3gDuWK5s

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                              Deekin 10.04.2015, 20:45 Geändert 15.04.2015, 00:09

                              Die MAD MAX Trilogie: Eine Retrospektive

                              Teil 2 von 3

                              THE ROAD WARRIOR

                              (Vorsicht: Enthält Spoiler!)
                              Was mich beim Lesen von Rezensionen und Forenbeiträgen über die "Mad Max"-Trilogie immer wieder verwundert, ist, wenn Leute versuchen, eine allzu große Kontinuität zwischen den Filmen herzustellen. Wie viele Jahre sind zwischen den Geschehnissen des ersten und zweiten Films vergangen? Inwiefern hat sich der Charakter von Max (Mel Gibson) nach den Ereignissen aus "The Road Warrior" verändert? Ich empfand derartige Versuche schon immer unnötig. Genau genommen haben die einzelnen Filme bis auf die Hauptfigur und ein allmählich voranschreitendes, postapokalyptisches Setting kaum etwas miteinander zu tun. Was diese Fortsetzung mit seiner Hauptfigur macht, geht in eine deutlich andere Richtung, als sie in "Mad Max" eingeschlagen wurde. Im ersten Film war Mel Gibsons Charakter noch ein guter Polizist, der jedoch von der Angst beseelt war, durch die Gewalt in einer stetig zerfallenden Gesellschaft allmählich wahnsinnig zu werden. Dieses Thema hat der erste Teil zwar nur in wenigen Szenen angerissen, doch fügte es sich exzellent in den Rachefeldzug ein, den Max am Ende des Films lostrat. "The Road Warrior" hingegen greift Max sein Schicksal - den Verlust seiner Familie - zwar auf, nutzt dieses aber eher als eine Erklärung dafür, seine Hauptfigur als einen verschlossenen, kryptischen Einzelgänger zu zeigen. Vor allem aber stilisiert diese Fortsetzung seine Hauptfigur zu einem fast schon mythischen Westernhelden, der auf der schmalen Strasse zwischen Zivilisation und Barbarei wandelt, dessen Handlungen aber dennoch dazu beitragen, in einer chaotischen Welt einen Rest von Ordnung aufrecht zu erhalten. "The Road Warrior" ist damit ein fast vollkommen eigenständiges Werk.

                              Und was für ein Werk es doch ist, dass Regisseur George Miller hier kreiert hat! Einzigartig in seiner Optik durch eine fast paradox erscheinende Kombination, sowohl aufwändig und episch zu sein, als auch zugleich den rohen, billigen Look von Müll und Dreck beizubehalten. Mit einem Budget von 4,5 Millionen Dollar stand mehr als 10mal soviel Geld zur Verfügung als noch im Vorgänger. Ein Großteil davon floss in den Bau des Öl-Raffinerie-Sets, sowie den etwa 80 Vehikeln, die für den Film angefertigt worden sind. Die Kostüme wurden überwiegend aus Müll und Restbeständen zusammengeschustert (einschließlich Lack- und Lederkluften aus SM-Shops). "The Road Warrior" war die damals teuerste australische Produktion und sieht dennoch danach aus, als hätte man gerade mal das nötigste zusammenklauben können oder improvisieren müssen, um aus dem letzten Ramsch halbwegs verwertbare Sets zu kreieren. Die Ölförderanlage wirkt mit all seinen zerschrotteten Autowracks wie eine halbe Müllhalde, dichter Rauch steigt in die Luft und unter den Rädern der individuell zusammengebastelten Karren wird reichlich Wüstenstaub aufgewirbelt. Trotz der abgefahrenen, symbolisch an amerikanische Ureinwohner angelehnten Bösewichte mit ihren Irokesen, Klauenhandschuhen und Fellrüstungen und dem abgefahrenen Szenario, in dem sich Kämpfe um das letzte Benzin mit spritfressenden Maschinen geliefert werden, wirkt das Setting von "The Road Warrior" durch sein Gespür für Schmutz und Roheit bestechend plastisch und greifbar.

                              Nicht zuletzt tragen zu diesem rohen und echt wirkenden Look auch die Actionsequenzen bei. Die Dreharbeiten der Stunts gerieten einmal mehr teilweise lebensgefährlich und zumindest in zwei Fällen waren im Film zu sehende Zusammenstöße unerwartete Unfälle, welche die betroffenen Stuntmen aufgrund von Knochenbrüchen für den Rest der Produktionszeit ins Krankenhaus brachten. Die teilweise langsam und unbeholfen wirkenden Bewegungen, die man sieht, wenn die Maraudeure entweder am Tank entlangklettern oder sich zappelnd auf die Rückladefläche des Trucks ziehen, unterstreichen geradezu ideal, wie fragil der menschliche Körper im Vergleich zu den mächtigen Maschinen im Film wirkt.

                              In einem aufwändigeren Rahmen führt "The Road Warrior" folglich einen Trend fort, welcher bereits dem ersten "Mad Max" seinen spezifischen Charme verlieh, nämlich eine bestechende Schundoptik voll roher, gefährlich wirkender Bilder. Doch wäre es eine Untertreibung, wenn man sagen würde, Miller würde genau dasselbe auf eine lediglich aufwändigere Art und Weise fortsetzen. In Hinblick auf die audiovisuelle Gestaltung ist es schlicht beeindruckend, was für einen Quantensprung der Regisseur hier in seinem Können vollbracht hat. Spannungsaufbau, Spiel mit Antizipation und vor allem Inszenierung sind fast durchgehend exzellent. Insbesondere die Actionsequenzen zeichnen sich durch eine hervorragende Zusammenstellung von Kameraarbeit, Schnitt, Bildkomposition und - wenn man das so bezeichnen darf - der Fahrzeugchoreographie aus. Der grob wirkende, aber ideal ins primitive Setting passende Soundtrack von Brian May treibt mit zügigem Takt stets in den richtigen Momenten den Puls wieder an und pumpt somit gehörig Spannung nach. Das Auge der Kamera wechselt beständig zwischen Einstellungen, die das Geschehen auf übersichtliche Weise von oben herab darstellen, und jenen, die sich ganz nah am Strassenboden, zwischen den Reifen und den röhrenden Motoren befinden. Das Resultat ist ein Gefühl für Bewegung, Momentum und Geschwindigkeit, wie ich es in kaum einem anderen Film je erlebt habe. Doch auch außerhalb der Actionsequenzen gibt es mitunter toll eingefangene Landschaften und stimmungsvolle Bilder vom australischen Outback. "The Road Warrior" ist durch und durch mitreißend gefilmt, schreitet in einem gesunden, gleichmäßigen Rhythmus voran und, vor allem, bleibt nahezu ständig in Bewegung.

                              Jenseits seiner Audiovisualität wird der zweite "Mad Max"-Film häufig dafür kritisiert, dass seine Handlung überaus simpel oder gar lediglich "the barest possible bones of a plot" (Roger Ebert) liefert. Und in gewisser Hinsicht mag das richtig sein; allzuviele Wendungen oder gar eine große Reihe bedeutsamer Ereignisse fährt der Streifen nicht auf. Zwei Einwände hätte ich da allerdings schon. Zunächst entwickelt Miller seine Geschichte weniger durch Plot und Charaktere, als vielmehr, auf visueller Ebene, durch Symbole und Kontraste zwischen Figuren und Fraktionen im Film. Und schließlich gelingt es "The Road Warrior" darüber hinaus, in dem Wenigen, von dem der Streifen erzählt, Themen zu entwickeln und einen Ton anzuschlagen, der zumindest mit mir emotional resoniert.

                              Auf geschickte Weise stilisiert der Film sein postapokalyptisches Setting entlang der Westernmythologie, eines Frontiers, an dem zivilisierte Menschen sich mit rohen, brutalen Wilden auseinandersetzen müssen. Der Streifen nutzt diesen starken Kontrast, um dem Zuschauer eine gnadenlose Welt zu zeigen, in welcher jenen Menschen, die ihren geschützten Bereich verlassen, mitunter ein grausamer Tod erwartet. Und inmitten dieses Chaos, welches die Menschen dazu treibt, sich selbst auf ihren bloßen Überlebensinstinkt zu reduzieren, versucht eine Gruppe von Menschen, an den lohnenden Werten der alten Welt festzuhalten. "The Road Warrior" entwickelt anhand der Bewohner der Öl-Raffinerie eine Geschichte über Menschlichkeit, Zusammenhalt und Hoffnung in einer dunklen Zeit. Die meiste Zeit über ist der Film in ein zynisches Licht getaucht, gerade auch deswegen, weil die Hauptfigur Max einen kalten Pragmatismus pflegt und eher auf Basis von Verträgen anstatt noblen Motiven handelt. Wenn die Bewohner der Anlage in der zweiten Hälfte des Films ihre Hoffnungen in Max setzen und sein Leben schließlich durch einen Akt der Selbstlosigkeit gerettet wird, sind dies Momente, die gerade im Vergleich zu all der primitiven Roheit und Brutalität sehr überzeugend daherkommen. Auch die Beziehung zwischen dem wortkargen Max und dem wilden kleinen Kind (Emil Minty), das nur grunzen und dreckig lachen kann, funktioniert aufgrund der Chemie zwischen den beiden Darstellern und den wenigen Momenten, die sie teilen, ausgesprochen gut. Und auch trotz der Abwesenheit von allzu tief gezeichneten Charakteren gibt es dennoch so einige sinnvolle Charaktermomente, die sowohl die Themen als auch das Setting effektiv ausgestalten. Ins Detail gehen will ich hier nicht, da mein Review so schon den Rahmen sprengt. (Ich überlege allerdings, ob ich als Beispiel eine unscheinbare, aber bedeutsame Szene in einem Blogeintrag analysiere.) "The Road Warrior" ist zwar weder ausgesprochen komplex oder tiefgründig, bringt jedoch neben seiner sehr aufregenden Inszenierung einen emotionalen Kern mit sich, welcher dafür sorgt, dass ich auch mit dem Herzen voll bei diesem Film bin und in regelmäßigen Abständen immer wieder Gänsehaut verspüre angesichts dessen, was sich da vor meinen Augen abspielt. Die Handlung mag simpel sein; vor allem aber ist sie auf das Wesentliche heruntergekocht und zeichnet seine Themen auf eine einfache, klare und visuell derart bestechende Weise, dass es fast schon möglich ist, ihn ohne jeglichen Dialog verstehen zu können.

                              Das Alles soll nicht heißen, dass Millers Werk nicht frei von Schwächen wäre. Ob man die schräge Kostümwahl des Films verkraften kann oder nicht, ist sicherlich eine Geschmacksfrage. Ich für meinen Teil habe mich schon längst an sie gewöhnt und finde sowohl den mülligen als auch den SM-Look, zusammen mit primitiven Waffen wie Armbrüsten und den abgefahrenen Vehikeln, als Bestandteil dessen, was den besonderen Charme und einzigartigen Stil dieses Films ausmacht. Allerdings gibt es ebenso Szenen hier und dort, die sich nahe an der Schwelle zur Lächerlichkeit befinden oder diese sogar überschreiten ("We go in! We kill them! KILL THEM! KILL THEM! KIIIILLLLL THEEEMMMM!"). Und was zur Hölle die Macher sich bei dem Maraudeur mit dem rosa Wagen und dem rosa Bart gedacht haben, begreife ich bis heute nicht (könnte aber vielleicht etwas damit zu tun haben, dass die Farbe rosa früher angeblich als eine sehr männliche galt). Einige Sequenzen wie die Ankunft von Max bei den Bewohnern der Raffinerie und die Rede des Homungus (Kjell Nilsson) wirken ein wenig wie Clusterfucks, da sehr viele Dinge auf einmal passieren, und hätten etwas besser strukturiert sein können. Kleine Logiklöcher und seltsame Handlungen von diversen Figuren zeigen sich ebenfalls und auch die finale Tankerjagd weist immer wieder kleine Anschlussfehler auf. Wenn jemand erklären kann, wie der Maraudeur gestorben ist, der im Finale hinter das Fahrerhaus sprang und Max die Schulter aufgeschlitzt hat, der möge sich bitte mal bei mir melden.

                              Jedoch sind diese Kritikpunkte für mich zum größten Teil nur Tropfen auf den heißen Öfen, da die dreckige Optik, das großartige Setting, die wuchtige Inszenierung und der ruppige, überaus passende Soundtrack zusammen mit einer einfachen, aber bedeutungsvollen Handlung zu einem unfassbar dynamischen und stimmigen Gesamterlebnis verschmelzen, welches eine rohe Energie entfesselt, wie ich sie in keinem anderen Film derart verspürt habe. Heute wie damals ist meine Faszination für diesen zweiten Teil der "Mad Max"-Trilogie ungebrochen. Ein Gesamtkunstwerk, dass ich mir immer wieder anschauen kann und welches mich jedes Mal aufs Neue mitreißt.

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                              • Deekin 09.04.2015, 18:27 Geändert 09.04.2015, 18:29

                                Zwei Fragen habe ich an diese Nachricht dann doch:

                                1. Warum sollte man von einem familienfreundlichen Unterhaltungsfilm ausgehen, wenn die "Tribute von Panem" in ihrem Mittelpunkt Motive besaßen wie Revolution, totalitäre Staaten und Kinder, die sich aus Überlebenswillen gegenseitig abschlachten? Ich habe zwar nur die ersten beiden Filme gesehen und kann daher nicht sagen, ob "Mockingjay" irgendwie kinderfreundlicher geraten ist, aber die "Panem"-Filme erschienen mir für einen Stoff, der auf jugendliche Zuschauer zielt, schon recht schonungslos.

                                2. Ich habe in dem Post nirgendwo erkennen können, ob dieses "Odyssee"-Projekt in irgendeiner Weise als Reihe konzipiert wird und damit ein "Neues Franchise" konstituiert. Mir scheint da eher, als habe der Autor diese Vermutung gemacht. Oder hat das Entwicklungsteam irgendwo in Interviews angegeben, dass es eine Serie von Filmen und nicht nur ein einziger Kinofilm sein soll? Oder habe ich die Worte "neues Franchise" falsch verstanden? Wie dem auch sei, ich muss ehrlich gesagt sagen, dass ich einer als Kino-Mehrteiler konzipierten Neuauflage der Odyssee überaus aufgeschlossen wäre. Homers Stoff ist dermaßen umfangreich, dass es kaum ausreicht, um das alles in einen Film zu quetschen. Bin also durchaus gespannt, ob die Macher den Stoff realisieren können und vor allem auf welche Weise.

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                                  Deekin 09.04.2015, 00:41 Geändert 09.04.2015, 00:43

                                  (Vorsicht: Enthält Spoiler!)

                                  Sneak Preview:

                                  Mögt ihr filmgewordene Restaurantbesuche? Liebt ihr es, wenn ungemein leckere Speisen in zahlreichen Close-Ups die Leinwand befetten, sodass man glatt vergisst, sich den Speichel aus dem Gesicht zu wischen? Gefällt euch darüber hinaus auch noch viel kubanische Musik, die müde Beine zum Tanzen animiert? Na dann, Glückwunsch! "Kiss the Cook" ist ein weiterer, netter Vertreter der Marke Gute-Laune-Film, welcher dem Zuschauer nichts anderes bieten möchte, als zwei angenehme und außerordentlich kulinarische Stunden.

                                  Und ich hätte eigentlich auch nichts gegen diesen kleinen Underdog-Trip eines internetscheuen Vaters, der über ein Imbisswagenprojekt endlich seinem Twitter-affinen Sohn wieder näherkommt, einzuwenden. Gerade die erste halbe Stunde des Films war auch noch schön mitanzusehen, da wir langsam, aber klar an die Hauptfigur Carl (Jon Favreau) herangeführt werden. Er wird mir als eine Figur in der Midlife-Crisis vorgestellt, dessen Leidenschaft zur kulinarischen Freiheit sowohl von außen Grenzen gesetzt werden, als auch durch innere Hemmungen sich nicht wirklich entfalten können. Da braucht es schon einen unbeholfenen und witzig eingefädelten Internet-Eklat, um ihn vor die Tür zu werfen und somit den nötigen Stoß zur Verwirklichung seines Traumes zu geben. Entlang des klassischen amerikanischen Traums und den Tugenden des Unternehmertums erarbeitet Carl nun seine eigene, kleine Existenz, die nicht länger durch andere fremdbestimmt wird, und auf welche er sichtlich stolz sein kann.

                                  Das mag ja alles ganz nett sein und gerade begeisterte Hobbyköche werden an diesem Streifen sicherlich ihre Freude haben. Für mich jedoch entwickelt sich "Kiss the Cook" nach einer recht dramatischen Anfangssituation zu einem klassischen Fall von gepflegter Langeweile, da es an wirklich durchgehenden Konflikten irgendwie mangelt und ein wirkliches Interesse für Carls Situation überhaupt nicht aufkommt. Er ist arbeitslos und muss sich nun seine Existenz von null wieder aufbauen? Nein, nicht wirklich; schließlich finanziert seine wohlhabende Ex-Frau bzw. ihr Ex-Mann den Imbisswagen. Die kleinen Zankereien mit seinem Sohn sind stets nach zwei Minuten wieder ins Reine gebracht. Eventuelle Versuche, seine Ex-Frau zurückzugewinnen oder ein Anflug von Eifersucht gegenüber ihren Ex-Mann werden kurz eingeworfen, doch nie wirklich entwickelt und sind ebenfalls nach 2 Minuten wieder vergessen. Der Film scheut sich regelrecht davor, mir irgendeinen Konflikt wirklich schmackhaft zu machen; entsprechend gestaltete sich die zweite Hälfte als immer dröger. Ich will mich ja nicht wie der miesepetrige Restaurantkritiker im Film aufführen, aber das Gesamtgericht von "Kiss the Cook" hinterließ doch einen faden Nachgeschmack. Vielleicht habe ich auch als kulinarischer Prolet, der sich nur allzu häufig von gebratenen Schinkenwürfeln mit Reis und einer Tomaten-Mozarella-Fertigsoße ernährt, nicht den richtigen Sinn für diese zweifellos recht persönlich wirkende Liebeserklärung an die kubanische Cuisine. Aber eben nur gut gelaunt, nett und ohne große Reibepunkte dahinzuplätschern, funktioniert bei mir in den allerseltensten Fällen. Somit ist "Kiss the Cook" wohl einfach nicht meine Sorte von Film.

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                                    • Ich vermisse die "Shalebridge Cradle" aus "Thief: Deadly Shadows". Einer der unheimlichsten Level überhaupt.
                                      Weiterer Vorschlag wäre übrigens diese Zombiestadt in der Wüste von "Terranigma"

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                                        über Mad Max

                                        Die MAD MAX Trilogie: Eine Retrospektive

                                        Teil 1 von 3:

                                        MAD MAX

                                        (Vorsicht: Enthält Spoiler!)
                                        Mitte Mai 2015 ist es soweit und "Mad Max: Fury Road" startet endlich in den deutschen Kinos - ein Film, dessen Erscheinen ich bereits seit über 10 Jahren herbeisehne. Der Grund dafür ist kein Geringerer, als dass George Millers Trilogie rund um Mel Gibsons legendären Charakter fest in meiner Jugend verankert ist. Während Kumpel und Freunde von mir damals die "Star Wars"-Filme auf- und abgeschaut haben, war ich ein begeisterter Fan dieser Endzeit-Saga. Mittlerweile sind jedoch so einige Jahre verstrichen und in heißer Erwartung auf den kommenden Film dachte ich mir, zu diesen Relikten meiner Jugend zurückzukehren und mit meinem heutigen Blick auf die Filmwelt zu prüfen, ob sie noch immer standhalten.

                                        Der Einstieg in die Reihe - "Mad Max" - stellt dabei noch eine besonders ambitionierte Low-Budget-Produktion dar. Es erfordert sicherlich einen gewissen Mut und Optimismus, wenn man mit gerade mal 400.000 Dollar versucht, einen Film zu stemmen, welcher insbesondere durch rasante Verfolgungsjagden und aufwändige Crash-Szenen glänzen soll. Die Darstellung der Actionsequenzen ist jedenfalls gelungen, nicht zuletzt gerade auch wegen der Schundoptik, die über dem ganzen Film liegt. Die inszenatorische Glätte und Geschmeidigkeit, welche man aus heutigen Blockbusterfilmen kennt, fehlt hier komplett. Das gibt dem Film eine sehr rohe, ruppige Qualität, welche insbesondere dann, wenn Miller uns schnelle Kamerafahrten und viel Bewegung im Bild serviert, seinen ganz eigenen Charme entwickelt. Auch die Nutzung von Zeitraffer-Effekten, um einige Auto- und Motorradszenen zu beschleunigen, sorgen für einen wilderen Look, welcher das Geschehen auf dem Bildschirm noch einmal etwas intensiver gestaltet (ganz im Gegensatz zu einem etwas seltsamen Zeitraffereffekt in "The Road Warrior"). Insbesondere aber die meisten Zusammenstöße und Verschrottungen wirken auch heute noch spektakulär und teilweise sogar ziemlich gefährlich. Bei einer Crash-Szene mit einem Motorrad sieht man etwa, wie ein Reifen den gehelmten Kopf eines Fahrers erwischt und dieser sich fast knochenbrecherisch nach vorne biegt; beim Schauen dieser Szene frage ich mich jedes Mal, ob es sich dabei womöglich um den Stuntman handelt, welcher die Dreharbeiten des Films nicht überlebt haben soll. Die Stunts in "Mad Max" waren mitunter lebensgefährlich und ihr 'halsbrecherischer' Charakter färbt auf den Film deutlich ab.

                                        Das Endzeit-Setting von "Mad Max", wenn man es denn als solches bezeichnen möchte, wirkt noch wie das realistischste der Reihe. Die Gesellschaft selbst ist noch intakt, jedoch werden immer wieder Anzeichen für den Verfall von Ordnung und der Knappheit von Gütern eingestreut. So zeigen sich Max (Mel Gibson) und Goose (Steve Bisley) etwa überrascht, dass es dem Mechaniker auf der Polizeistation gelungen ist, für die Optimierung des V8 Interceptor die nötigen Teile zusammenzuklauben. Motorradbanden terrorisieren auf der einen Seite die Bevölkerung, stehlen Benzin und plündern Wracks am Strassenrand, während die Polizei auf der anderen Seite unterbesetzt, undiszipliniert und kaum noch finanziell ausgestattet für den Kampf gegen die Psychopathen der Strasse wirkt. Etwas seltsam erscheint es dann allerdings schon, wenn noch immer eine Gruppe von Anwälten existiert, welche ihre Klienten aus der Haft herausholen und praktisch das brutale Treiben auf den Strassen verschlimmern.

                                        Insbesondere ist es aber die Handlung von "Mad Max", in welcher sich sowohl Licht und Schatten deutlich zeigen. Positiv hervorzuheben ist dabei zunächst, dass der Film für einen Rache- und Selbstjustiz-Streifen einen recht ungewöhnlichen Aufbau hat. Ist der handelsübliche Genrevertreter so strukturiert, dass das grausame Verbrechen an der Hauptfigur sich im ersten Drittel ereignet, woraufhin der Rest des Films eine Serie von Racheakten losreißt und in eine mögliche Karthasis mündet, kämpft Max lange Zeit in diesem Streifen, durch die Gewalt auf den Strassen und den Tod seines besten Freundes nicht wahnsinnig zu werden und somit denselben sadistischen Zügen zu erliegen wie die motorisierten Psychopathen, die er jagt. Die Verrohung durch die Gewalt auf der Strasse ist ein Thema, welches der Film immer wieder mal anklingen lässt. Während Max es schließlich nicht mehr aushält und seinen Dienst quittieren will, schafft sich sein Chef Fifi (Roger Ward) zum Ausgleich Frieden in seiner Station, in dem er Pflanzen pflegt und sich Vögel hält. Ebenfalls die Darstellung von Unfallopfern, auf der Strasse als auch im Krankenhaus, sorgt dafür, dass auch beim Zuschauer ein leicht mulmiges Gefühl entsteht, welches diesem das bedrückende Gemüt des Protagonsiten nachempfinden lässt.
                                        Das Problem der Handlung von "Mad Max" und der Grund, warum er sich stellenweise etwas anstrengend anfühlt, liegt jedoch im mangelnden Fokus beim Handlungsverlauf. Die Hauptfigur Max wird zwar, in einer etwa zehn Minuten andauernden Verfolgungsjagd zu Beginn des Films, wie ein legendärer Ordnungshüter eingeführt, doch ansonsten ist seine Figur während der ersten Hälte der Laufzeit kaum von Bedeutung, während sich das Geschehen viel mehr auf den Bösewicht Toecutter (Hugh Keays-Byrne) und seinen Freund Goose konzentriert. Seine Charakterentwicklung beginnt so richtig eigentlich erst ab der zweiten Filmhälfte, wo "Mad Max" dann endlich beginnt, etwas Dramatik zu erzeugen. Das macht heutzutage auf mich den Eindruck, als würde der Film versuchen, die Laufzeit künstlich auf knapp 90 Minuten zu strecken bzw. als wäre das Drehbuch im Konzept noch nicht fertiggestellt worden. Auch erscheint es etwas sehr konstruiert, wenn die Gang von Toecutter wie durch einen unglaublichen Zufall an dem Urlaubsort auftaucht, wo der Polizist, der eines ihrer meist verehrten Mitglieder auf dem Gewissen hat, zufällig gerade mit seiner Familie Urlaub macht. Im Großen und Ganzen kommt "Mad Max" nicht vollkommen ohne Längen aus und die Handlung scheint von Zeit zu Zeit immer wieder in belanglosen Szenen zu stagnieren. Teilweise entschädigen kann dafür jedoch das wirklich starke Ende, welches für mich noch immer die erinnerungswürdigste Sequenz des ganzen Films ist. Es setzt den idealen Schlussstrich unter das Thema des Verfalls in den Wahnsinn in einer wahnsinnig gewordenen Welt und sorgt somit für reichlich Gänsehaut.

                                        "Mad Max" mag es mit jedem Jahr wahrscheinlich schwerer haben, neue Fans zu finden, da seine Low-Budget-Machart, seine Schundoptik und sein recht sperriger Handlungsverlauf zunehmend aus der Mode kommen. Ich selbst muss jedoch zweifellos sagen, dass diese ganze ruppige Art des Films, seine wilde Kameraarbeit, der cheesy-melodramatische Soundtrack, die Brachialität der Action und die Unberechenbarkeit der Bösewichte, welche zwischen Albernheit und Mordlust hin- und herwechselt, noch immer seinen Charme haben, auch wenn ich heute weit weniger entthusiastisch diesem Film gegenüber eingestellt bin und gewisse, den Sehgenuss trübende Schwächen nicht ganz verleugnen kann.

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                                          Deekin 21.03.2015, 21:01 Geändert 21.03.2015, 21:07

                                          (Achtung: Enthält Spoiler!)
                                          Kann sein, dass ich den Film nicht recht verstanden habe, aber mich hat "Snowpiercer" eher irritiert und verwundert, als wirklich mitgerissen. Ich habe mir schon gedacht, dass der Zug eine Art Metapher sein soll, welche einen Mikrokosmos für eine technologisch fortgeschrittene Gesellschaft darstellt. Insofern war mir schon von vornherein klar, dass ich mich davor hüten sollte, das Setting allzu sehr auf Glaubwürdigkeit abzuklopfen. Doch tatsächlich beginnt der Film genau damit, mir durch Funksprüche und Nachrichtenbeiträge zu erklären, wie die Erde durch Geo-Engineering ausversehen in eine Eiswüste verwandelt wurde, und war sodann doch ein wenig verwundert, ob der Film sein Setting etwas glaubwürdiger gestalten will. Metaphorisch ist die Eiswüste natürlich ein tolles Bild für die Alternativlosigkeit bzw. für die Unmöglichkeit, ein Leben außerhalb des Systems zu führen, sodass Rebellion gegen die unmenschlichen Zustände als der einzige Ausweg erscheint. Ich brauche infolgedessen also keine Erklärung, warum es dazu gekommen ist. Da ist der Klassengesellschaftszug, dort ist die Eiswüste, mehr gibt es nicht. Punkt!
                                          Womit ich ebenfalls bei all dieser Gesellschaftskritik nicht richtig klar kam, ist dass die lineare Struktur eines Zuges mir ein wenig ungriffig erscheint für eine 'verzweigte' Gesellschaft mit all ihren verschiedenen Mileus. Müssen die Schulkinder also, um in ihr Klassenzimmer zu gelangen, ersteinmal das Bordell und die Partyhalle durchqueren? Würde das Geschehen auf einem Schiff spielen oder wenigstens auf einem Zug, dessen Wagons mehrere Stockwerke und freie Durchgänge hätte, käme mir die ganze Darstellung sinnvoller vor. Oder sehe ich hier etwas falsch?
                                          Was mich aber am meisten verwirrt hat, ist nahezu die Abwesenheit jeglicher ökonomischer Elemente im Film. Da leben ein Großteil der Menschen hinten im Dreck und ein kleinerer Teil in Wohlstand weiter vorne. Was machen diese Menschen in dem Zug eigentlich genau? Mit welcher Tätigkeit sichern sie sich ihren Lebensunterhalt bzw. können sich ihre gesellschaftliche Position aufrechterhalten? Ich hatte ja vor dem Film angenommen, dass die armen irgendeine unwürdige Knochenarbeit leisten müssen und dass ihnen der Großteil der Erträge von höheren Instanzen weggenommen wird. Sicherlich ist ihre Lage dreckig und sie sind immer wieder Opfer brutaler Korrigierungen des Bevölkerungswachstums; aber ich habe angenommen, dass der Faktor Arbeit eigentlich bei jedem Klassenkampf-Motiv eine wichtige Rolle spielt, weil sich die Aufständischen ja gerade aus ihrer ökonomisch miserablen Lage befreien wollen. Doch das, was mir der Film in dieser Hinsicht bot, war nicht mehr als ein Koch, der aus Kakerlaken schwarze Futterriegel zubereitete sowie eine Botanikerin, die einen Garten pflegte. Wenn man nicht sehen kann, was die Pflichten der verschiedenen Menschengruppen in diesem Zug sind und inwiefern sie dazu beitragen, dass dieses ganze Ökosystem aufrecht erhalten wird, dann ist es kein Wunder, dass einem diese ganze Gesellschaftsordnung als völlig absurd und ungerecht erscheint, wenn man nur sieht, wie die einen willkürlich im Dreck leben, während die anderen das Privileg haben, Partys zu feiern und rumzuvögeln. Wo ist denn bitteschön der Politiker, auf dessen Schultern imense Entscheidungen lasten, der Arzt, der in einem ratternden Zugwagon absolute Präzisionsarbeit leisten muss, um Menschenleben zu retten, oder der Beamte, der dem System unterworfen die Struktur und Organisation dieser Menschenmengen zu verwalten hat? Als Kommentar auf einen despotischen Militärstaat, der seine Unterschicht wie Tiere behandelt, kann ich diesen Film vielleicht noch geradeso nachvollziehen, doch habe ich Schwierigkeiten, hier eine Verbindung zu meiner eigenen Lebensumwelt zu finden. Oder sehe ich hier irgendetwas komplett falsch? Kann mir jemand auf die Sprünge helfen? Habe ich den Film nicht tief genug gelesen? Wie gesagt, ich bin irritiert.
                                          Ein paar Sachen haben mir letztendlich dann doch gefallen. Die Idee etwa, dass die Wachen die Meute nur mit Waffen ohne Patronen im Zaum zu halten versuchen, was ein schönes Bild dafür ist, wie man Angst zur Kontrolle verwendet und wie wackelig die Sicherheitlage eigentlich ist. Die Sequenz im Kinderklassenzimmer, mit all den Führerkultelementen, ist ebenfalls so bizarr und so gnadenlos überzogen dargestellt, dass sie mir schon wieder als reizvoll erschien. Und nicht zuletzt, wenn auch unfreiwillig, war die Szene, in welcher der Anfüher der Axtschwingerhorde einen Fisch aufgeschnitten hat, um sein Beil damit in Blut zu tränken, so unglaublich komisch, dass ich schon wieder darüber lachen musste. Dasselbe galt dann auch für die Szene, in welcher Curtis (Chris Evans) inmitten dieses reichlich hektisch geschnittenen Geprügels auf besagtem Fisch ausgerutscht ist. Allgemein muss ich auch sagen, dass mir die visuelle Gestaltung des Films mit all den vielen Farbtönen als recht gelungen erscheint.
                                          Zuletzt, also, nochmal die Fragen: Habe ich irgendwas nicht mitbekommen? Sehe ich Gesellschaftskritik in Filmen etwas zu streng? Gibt es irgendwelche hintergründigen Ebenen, welche man erst nach mehreren Sichtungen (auf die ich im Moment noch nicht so recht Lust habe) erkennt? Inwiefern fasziniert euch die kritische Haltung des Films? Bei letzterer Frage auch bitte gerne etwas mehr ins Detail gehen.

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                                          • Macht das überhaupt Sinn, einen Gangsterfilm wie "Scarface" zu remaken? Mal abgesehen davon, dass Brian de Palmas Version überaus stimmig ist und kaum irgendwas zu wünschen übrig lässt: Die Geschichte vom Aufstieg und Fall eines Gangsters ist mittlerweile so reichlich bedient worden, dass niemand einen neu erscheinenden Gangsterfilm vorwerfen würde, er hätte diese Idee von "Scarface" geklaut. Wenn man also, sollte dieser Film irgendetwas taugen, ein neues Setting (mexikanisches Gangstermileu), neue Charaktere und neue Storyversatzstücke einbaut, sowie die Themen auf eine frische Art und Weise aufbereitet, kann man im Grunde diese pervertierte Erzählung vom amerikanischen Traum gleich einen neuen Titel geben. Selbst bei Horrorfilmen kann ich das Label "Remake" eher nachvollziehen; schließlich gibt es solche Dinge wie telekenetisch begabte Teenager oder Alienmonster in der Antarktis nicht in jedem Genrevertreter und dort wäre sonst der Vorwurf des Ideenklaus deutlich größer.
                                            Naja, vielleicht wird ja trotzdem ein guter Film draus, doch bei solchen Dingen bin ich in letzter Zeit skeptisch geworden.

                                            • Ich hätte da auch noch zwei Kandidaten:

                                              1. Clint Eastwoods Film "Play Misty for me" von 1971 wird zu "Sadistico"

                                              2. Der angeblich ultra-deprimierende Zeichentrickfilm "Plague Dogs" heißt in Deutschland "Die Hunde sind los"

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                                              • Und ich dachte schon, Grand Theft Auto würde verfilmt werden...

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                                                • Ich habe es nicht einmal geschafft, den Trailer durchzuhalten.

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                                                    Deekin 28.02.2015, 00:35 Geändert 28.02.2015, 00:40

                                                    [Vorsicht: Enthält Spoiler]
                                                    Im Grunde ist "The Big Easy" ein solider, aber auch von einigen Längen durchsetzter Cop-Thriller um Korruption und dem Verschwimmen der Grenzen von Recht und Unrecht. Der Aufbau führt den Zuschauer langsam hinein in das korrupte System des Polizei-Departements von New Orleans, welches parallel zu der lockeren Lebensweise im 'The Big Easy' es mit dem Gesetz nicht zu genau nimmt und dadurch immer mehr einem Gangster-Syndikat gleicht. Leider ist die Spannungsschraube gerade gegen Ende nicht sonderlich fest angezogen und wirklich knistern, sei es durch Suspense oder Erotik, tut es nun auch nicht wirklich.

                                                    Ich muss aber zugeben, dass es dennoch zwei sehr bestechende Elemente gibt, die diesen Film vielleicht nicht zu einem Must-Watch machen, ihn aber doch die Laufzeit hindurch charmant bleiben lassen.

                                                    Das erste Element betrifft die ungemein putzige Art und Weise, wie mit der Verwechslungsgefahr zwischen dem Hauptcharakter Remy (Dennis Quaid) und seinem Bruder Bobby (Tom O'Brien) gespielt wird. Wenn die Internal Affairs Anwältin Anne (Ellen Barkin) mit Remy eine heiße Nacht verbringt und am Morgen ihren Liebhaber überraschen will, muss sie schockiert feststellen, dass sie seinem (von hinten zum Verwechseln ähnlich aussehenden) Bruder an die Eier gegrabscht hat, was kurz darauf zu einem weiteren lustigen Missverständnis führt. Auf eine ähnliche Art und Weise greift der Film diese Szene im letzten Drittel noch einmal auf eine zum Schmunzeln anregende Art und Weise auf und es wird insgesamt eine Stimmung vermittelt, die vor allem locker und verspielt wirkt. Wenn die Sequenz jedoch damit endet, dass Remys Bruder aufgrund dieser Verwechslungsgefahr auf der Strasse erschossen wird, dann schlägt der lockere Ton schlagartig in bitteren Ernst um. Die Art wie dieses kleine Element im Film aufgebaut ist, finde ich wirklich sehr geschickt und es hätte lediglich besser funktioniert, würde man Remys Bruder tatsächlich den Film über ein bisschen besser kennengelernt haben (was leider kaum der Fall ist).

                                                    Das andere Element betrifft den Ton des Films, der selbst für einen 80er Jahre Film sehr überzeichnet ist. Dennis Quaid als aalglatter Schleimbeutel mit einem unglaublich abgefahrenen Akzent (O-Ton dringend empfohlen) liefert hier schlicht eine sehr einprägsame Leistung. Wenn er schelmisch in die Kamera grinst oder sich tanzartig durch das New Orleans Police Department bewegt und dabei in einem harten New Orleans Dialekt daherredet, ist schon denkwürdig. Und wenn seine machohafte Hauptfigur abends ins Bett geht und sich mit einem quietschenden Plüschalligator im Arm einkuschelt, dann erinnert das fast schon an den legendären Stofflöwen aus 'Samurai Cop'. Als Trashfilm eignet sich 'The Big Easy' zwar noch längst nicht, doch der 80s Cheese, der Akzent von Dennis Quaid sowie die einen oder anderen unfreiwillig komischen Elemente hinterlassen bei diesem teilweise recht spannungsarmen Film zumindest noch geradeso einen positiven Gesamteindruck.

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