Deekin - Kommentare
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Alle Kommentare von Deekin
(Vorsicht: Enthält Spoiler!)
Es hat zu Beginn zwar ein wenig gedauert, aber zunächst habe ich das Konzept hinter "Boyhood" durchaus gemocht. Linklater hat definitiv ein dickes Paar Eier, wenn er sich an ein derart langes Großprojekt wagt und dieses mit allen Schauspielern 12 Jahre lang durchzieht. Dafür spreche ich ihm allen Respekt aus, den man für einen Filmemacher nur haben kann.
Was ich zunächst an "Boyhood" mochte, war das tolle Gefühl für den Fluss der Zeit. So, wie sich die letzten 12 Jahre verändert haben, so trifft dies auch auf die Gesellschaft zu, in welcher der junge Mason (Ellar Coltrane) aufwächst. Linklater legt großen Wert darauf, etwa durch Musik, Technologie und politische Ereignisse stets das aktuelle Jahr, in welchem er gefilmt hat, einzufangen. Und auch wenn jede Authentizität oder 'Natürlichkeit' bei dem Kreieren einer Zeit stets selektiv bzw. eine konstruierte ist, so macht dieser Film doch einen überzeugenden Eindruck, wenn es darum geht, ein solches Konstrukt zu erzeugen und den Zuschauer in die Zeit zurückzuversetzen. Zudem vermitteln das leicht grieselige Bild, das scheinbar fehlende Make-Up der Schauspieler und die gefühlt sehr realistischen Aufnahmen von Kleinstädten ein ungemein echtes Gefühl, fast so, als würde man eine Dokumentation schauen.
Inhaltlich machte "Boyhood" auf mich den Eindruck, eine Art bewegtes Fotoalbum zu sein, welches weniger eine Geschichte per se erzählt, sondern stets Momente aus einem Prozess festhält, welcher stets der Veränderung unterworfen ist. Manchmal wirken die Szenen ein bisschen zu klischeehaft für die forcierte Natürlichkeit, etwa wenn Samantha (Lorelai Linklater) gegenüber ihrer Mutter Olivia (Patricia Arquette) im Auto darüber ausrastet, wie peinlich es ihr ist, mit dem einen Paar an Klamotten, das sie hat, in die Schule gehen zu müssen. Doch im Großen und Ganzen und besonders mit fortschreitender Laufzeit gelingt es Linklater, die Momente nie stereotyp wirken zu lassen und ihnen stets eine persönliche Färbung zu verleihen, welche zu den Figuren im Film passt. Hingegen bin ich nicht sicher, ob das am Film oder an mir liegt, jedoch gefiel mir die erste Hälfte weitaus besser als die zweite, da zu Beginn noch ein Gefühl da war, dass sich die Familie in Konfliktsituationen befindet und weiterentwickelt. Die gesamte Episode, wie Olivia mit ihren zwei Kindern und ihrem neuen Mann zusammenlebt, der allmählich zum Alkoholismus abdriftet und gewalttätig wird, hatte eine gewisse unterliegende Spannung, welche dennoch der nüchternen, unaufgeregten Inszenierung nie im Weg stand. Allerdings kam es mir insbesondere während der zweiten Hälfte vor, als würde sich das gesamte Geschehen deutlich stärker fragmentarisieren. So ist Olivias zweiter Ehemann ebenfalls dem Alkohol verfallen, doch sieht man ihn anfangs nur als inspirierenden Kriegsveteran, während er in der nächsten Szene, Jahre später, wie ein geprügelter Hund am Tisch sitzt und Bier trinkt. Während die Momentaufnahmen in der ersten Stunde des Films noch immer dicht genug waren, um ein zusammenhängendes Geschehen zu vermitteln, so vereinzelten sich die filmischen Schnappschüsse und Episoden immer weiter. Ähnlich etwa verläuft auch die erste Liebe zwischen Mason und Sheena (Zoe Graham): So verbringen sie an einem Punkt ihre erste Nacht miteinander und schon drei Minuten später wohnen wir ihrer Trennung bei. In solchen Momenten fehlt mir schlicht der tiefere Einblick und ich hätte mir gewünscht, der Film würde auf ein paar unnütze Szenen verzichten und sich stattdessen auf die einzelnen Beziehungen zwischen den Figuren konzentrieren.
Und hier schließlich der Grund, warum "Boyhood" letztendlich mein Interesse verloren hat: 160 Minuten!
Angesichts dieser massiven Länge hatte ich enorme Probleme, meine Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten, gerade weil sich alles im ständigen Fluss befindet, Figuren kommen und gehen und es zu zahlreichen Szenen kommt, die gemäß dem Diktat des 'echten' Lebens einfach nur für sich selbst stehen und nirgendwo mehr anknüpfen (Die Szene mit den Schulrüpeln auf der Toilette etwa oder die Art, wie Mason von seinem Chef bei der Arbeit angeflaumt wird). Wenn ein Film eine derart epische Laufzeit besitzt, so sollte er schon etwas bieten können, um diese Laufzeit anständig zu füllen. Und so sind bestimmt viele Leute einfach nur begeistert, den Schauspielern im Film beim Altern zuzusehen oder den unaufgeregten Werdegang der Familie in die verschiedensten und stellenweise sogar überraschenden Richtungen weiter zu verfolgen (so etwa die Entwicklung von Ethan Hawks Figur als Vater). Ich selbst jedoch habe einfach Schwierigkeiten, einen solchen Film über den Durchschnittsumfang hinaus auszuhalten, wenn es statt eines klaren Aufbaus eher eine Sammlung von lose zusammenhängenden Momenten gibt, von denen einige nichts im Besonderen aussagen, außer dass sie zu der imaginierten Erfahrung einer Kindheit gehören, und Beziehungen, bei denen einige derart in der Zeit springen, dass das Gefühl, hier eine natürliche Entwicklung zu beobachten, verfliegt. Am Ende hat man schließlich einen chronologisch geordneten Haufen von Szenen die... naja... irgendwas bedeuten, irgendwie das Leben an sich wiederspiegeln oder so. Keine Ahnung! Bei mir jedenfalls trat nach 90 Minuten der Effekt ein, dass ich ständig auf die Zeit geschaut habe, um festzustellen, wann der Film endlich zuende ist. Zwar gab es immer wieder tolle Momente und insbesondere die letzten Szenen mit Masons Mutter und ihrem Vater wären fantastisch gewesen. Doch hat mich "Boyhood" nach einem anfangs sehr stimmungsvollen Filmerlebnis immer weiter angeödet und brachte mich mehr oder mehr gegen sich auf. Mein persönlicher Vorschlag wäre hier gewesen, den Film entweder um 40-60 Minuten zu kürzen oder aber von vornherein ein stärkeres, künstlicheres Erzählkonzept zu wählen, welches die zahlreichen Momentaufnahmen von Masons Kindheit stärker kontextualisiert. Das macht mich wahrscheinlich zu einem eher strukturkonservativen Zuschauer, welcher derartige Filmexperimente wohl nur mit Ausnahmen zu schätzen weiß, aber ich kanns nun mal nicht ändern, wenn die knappe Hälfte eines Filmerlebnis sich als anstrengende, wenig lohnenswerte Herausforderung entpuppt. Insofern tut es mir leid, wenn ich sagen muss, dass das zunächst sehr interessante filmische Experiment, hier einen Zeitfluss und ein natürliches Fortschreiten zu simulieren, für mich irgendwann in eine Phase übergeht, in welcher sich alles irgendwie belanglos anfühlt. "Boyhood" ist sicherlich ein einzigartiger, diskussionswürdiger Film, doch mit mir konnte er im Endeffekt kaum resonieren.
(Vorsicht: Enthält Spoiler!)
"Vertigo" ist also seit kurzem von vielen Kritikern zum 'Besten Film aller Zeiten' gekürt worden.
Wow!
Nicht dass ich mich beschweren möchte. Ich frage mich nur: Warum gerade dieser Film? Im Falle von "Citizen Kane" kann ich den Legendenstatus nachvollziehen, schließlich war Orson Welles' großes Werk richtungsweisend und behandelte mit dem Aufsteig und Fall eines Medienmoguls eines der uramerikansichen Themen. "Vertigo" hingegen ist zwar alles andere als ein gewöhnlicher Film und bietet stellenweise sehr interessante Bilder, im Vergleich allerdings zu anderen großen Klassikern finde ich ihn nicht sonderlich herausragend und stellenweise merkwürdig.
Was ich Hitchcock auf jeden Fall zugute halten möchte, ist sein Spiel mit Kamera, Farben und Sets. So gibt es einige großartige Bilder in "Vertigo" zu bestaunen. Die Szene im Wald etwa, in welcher Madeleine (Kim Novak) im weiß-schimmernden Kleid hinter einem Baum verschwindet, hinterlässt einen wunderbar surrealen Eindruck, welcher das mysteriöse Element der Handlung hervorhebt. Auch die Kameraeinstellung nach dem Tod Madeleines, in welcher zu sehen ist, wie John (James Stewart) die Kirche verlässt, ist einfach unfassbar gut gewählt. Auch die Art, wie starke Kontraste zwischen Blau und Rottönen eingesetzt werden und wie bestimmte Details gerade durch ihre Farbgebung im Bild intensiv hervorstechen, schließt meiner Ansicht nach auf ein sehr versiertes filmisches Handwerk, welches hier betrieben wurde. Ich hatte zudem in der ersten Hälfte den Eindruck, dass "Vertigo" eine Art Colourcoding betreibt, durch welche Blau- und Rottöne mit einer bestimmten Bedeutung aufgeladen wurden. Nach der Auflösung des ganzen Geheimnisses im letzten Drittel des Films hat sich meine Theorie dazu allerdings in Luft aufgelöst.
Die erste Hälfte von "Vertigo" fand ich zudem sehr spannend. Das relativ unspektakuläre Verfolgen der Frau wurde mit vielen tollen Tracking-Shots umgesetzt, die beständig ein Gefühl von Bewegung erzeugen. Die Art, wie mit dem Ungewissen gespielt wird und was sich tatsächlich hinter der scheinbaren Psychose von Madeleine verbirgt, lud zu einem spannenden Rätselspiel ein. Der Film vertieft immer weiter den Schwebezustand, in welchem sich das Wissen des Zuschauers über das Geschehen im Film befindet, und streut immer weitere Elemente ein, die zu einer zunehmenden Verunsicherung beitragen. Insofern ist wohl die größte Stärke von Hitchcocks Werk, dass dieses durch und durch unberechenbar ist, da nie klar ist, was als nächstes passieren wird.
Jedoch, und hier kommen meine persönlichen Probleme des Films mit ins Spiel, entwickelt sich die zweite Hälfte des Films eher enttäuschend. So fand ich die plötzliche Liebesgeschichte, auf welche sich John auch ohne große Bedenken einlässt, etwas plötzlich und nicht gänzlich überzeugend. Dass zudem das letzte Drittel des Films gerade auf dieser Liebesbeziehung aufbaut, wäre nicht weiter schlimm, jedoch sind einige Szenen hart an der Schmerzgrenze. Ist Judys (ebenfalls Kim Novak) Mitleid oder Zuneigung zu John etwa derart groß, dass sie sich wirklich von ihm zwingen lässt, sich die Haare zu färben und völlig entgegen ihres Willens bestimmte Kleider anzuziehen, die zudem schließlich noch dazu führen, dass ihre geheime Identität entdeckt wird?
Auch fand ich die Szene, die überaus uneindeutig die Geschehnisse der ersten Hälfte des Films erklärt, sehr merkwürdig und unnatürlich in den Film eingebaut. Ich habe auf irgendeiner Seite gelesen, dass die Intention hinter dieser Szene sein soll, dass es nicht mehr darauf ankommt, wie John das Geheimnis hinter Madeleines Tod erfährt, sondern ausschließlich wie er darauf reagiert. Ich kann mir vorstellen, dass ein modernerer Film sowohl die Entdeckung als auch die Reaktion darauf entweder in eine einzelne Sequenz packt (beides zusammen ist schließlich möglich) oder aber aus beiden spannende Momente und Verwirrspiele macht. Ich komme einfach nicht umhin, diese Szene als irgendwie holprig zu empfinden.
Was ich jedoch interessant fand, war dass die überaus sympathische Figur von Midge (Barbara Bel Geddes) in diesem letzten Drittel einfach nicht mehr vorkam; sie war quasi die bodenständige Figur, eine Art Anker für John, und ihr Verschwinden markiert meines Erachtens geschickt ein weiteres Hineinsteigern und Sich-Verlieren in seinen mental angeschlagenen Zustand. Auch muss ich den Soundtrack des Films positiv hervorheben, der sich mit seinen dramatisch-schallenden, für meine Ohren deutlich zu nervigen 50er-Jahre-Ausbrüchen deutlich zurückhält und stattdessen sanfte und beunruhigende Melodien anstimmt, welche die Atmosphäre des Films wohltuend unterstützen.
Ich habe "Vertigo" vielleicht nicht unter den besten Voraussetzungen gesehen und würde ihn mir vielleicht zu anderer Zeit noch einmal anschauen wollen. Während mich die erste Hälfte durchaus in den Bann gezogen hat, mochte ich, ganz persönlich, den Bruch zu Beginn des letzten Drittels nicht so recht, der den Film in eine ganz andere Richtung lenkt. Von da an hat mich der Film leider größtenteils kalt gelassen. Allerdings würde ich den Film allein schon aufgrund seines Klassikerstatus weiterempfehlen; kann sicherlich keinem Filmfreund schaden, diese Bildungslücke einmal zu schließen.
Ich habe Plan 9 vor gefühlten Äonen mal gesehen und empfand ihn zwar als dilettantisch amüsant, doch niemals als den "Schlechtesten Film aller Zeiten", dafür merkte man dem Film die Hingabe an seine Botschaft nach Frieden zu sehr an.
Aber dennoch, ich finde diese Ode an den 'wahren Trash' wirklich schön und kann dem nur beipflichten. Toller Artikel!
(Vorsicht: Enthält Spoiler!)
Beim Schauen von "Fack ju Göhte" [sic] musste ich immer wieder an "Crank" denken. Warum? Weil diese Komödie bei mir so ähnlich funktioniert wie Jason Stathams überdrehte Figur. Denn aufgrund der sehr einfallslosen Handlung kommt es eigentlich nur darauf an, dass es dem Humor gelingt, mir regelmäßig Lachstöße zu geben, damit ich keinen langsam dahinsiechenden Tod durch Langeweile sterbe. Und überraschenderweise gelingt es "Fick Sitzgurte", mich zumindest die Laufzeit über am Leben zu halten. Sätze wie "Haha, du hast 'Fuck' gesagt, du musst 'nen Euro in den Fickfrosch stecken!" oder eine Tourette-geplagte "Romeo und Julia"-Aufführung ließen meine Mundwinkel zumindest kurzzeitig nach oben zucken oder brachten mich hier und da sogar mal zum Lachen. Auch sehe ich es immer wieder gerne, wenn dumme und nervige Kinder in einem Film zur Abwechslung mal wie Scheiße behandelt werden. So ein Gewehr mit Farbpatronen würde ich wirklich auch gerne mein eigen nennen, um damit auf minderjährige Schminkfratzen und Hip-Hop-Proleten zu ballern. Die derbe Sprache und der ruppige Umgangston haben natürlich einen gewissen Reiz, auch wenn dieses Gehabe nur deswegen im Film ist, um später domestiziert und in ein braves, vorbildliches Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern umgewandelt zu werden.
Denn abgesehen von seiner teils derben, teils öden Kalauer fährt "Farting Goethe" so ziemlich das Ultra-Stereotyp einer Komödienstruktur auf. Ehrlich gesagt kommt es mir fast schon zynisch vor, wie sehr das Drehbuch in diesem Film sich nicht mal die Mühe macht, den Zuschauer abseits seiner Gags für sich zu gewinnen. Weder wird hier auch nur ein Handbreit von einem längst bekannten Formular abgewichen, noch liegt den Machern scheinbar irgendetwas daran, die Figuren im Film wie lebendige Menschen wirken zu lassen. So werden hier schlicht Stereotype wie die hyperneurotische Referendarin, der großschnäuzige Proll, die abgeklärte Direktorin sowie eine Reihe von Problemkinder-typen präsentiert. Alle Wendungen und Handlungshöhepunkte wirken wie nahtlos aus einem Handbuch für Komödien entnommen. Und für Emotionen sorgt schließlich das Einspielen von scheinbar aktuellen Popsongs, die mir nichts sagen. Das Ganze ist gelegentlich recht amüsant, zuweilen mit einem Sozialkommentar angereichert und überschreitet stellenweise deutlich die Grenzen des guten Geschmacks. Wann kommt es denn schließlich mal vor, dass ein Vater dem Lehrer die Erlaubnis erteilt, seinen aufsässigen Sohn jederzeit schlagen zu dürfen? Doch wirken derartige Witze und Ausfälle, zumindest bei mir, stets nur für den Moment, weil es abseits der Pointe einfach nichts gibt in Sachen Inszenierung, Charaktere oder Handlung, was in irgendeiner Weise besonders heraussticht. Und so musste ich mich eben mit der Crank-schen Stoßtherapie begnügen, die mich während des Schauens am Leben hielt, aber in keiner Weise irgendetwas besonderes geboten hat.
Ich wünschte, ich würde weniger zynisch auf diesen Film reagieren; doch diesen Typ Komödie habe ich mittlerweile so häufig gesehen, dass ich jegliche Mechanismen hinter dem Problemschule-Setting sofort erkenne und mir sodann jegliche Lust am Film vergeht, wenn ich sehe, wie diese nur so halbherzig hingeklatscht werden. "Fichten Güte" mag für andere sicherlich ein lustigerer und durchaus sehenswerter Spaß sein, doch bei mir funktioniert der Ansatz, dasselbe Formular einfach in ein anderes Setting zu verlegen, bis auf ein paar Lacher überhaupt nicht mehr.
(Vorsicht: Enthält Spoiler!)
Ich kann mir kaum vorstellen, wie es möglich ist, ein Review zu "Heat" zu schreiben, welches dieses monumentale Meisterstück filmischen Handwerks umfassend und in all seinen Facetten besprechen könnte. Nicht nur handelt es sich bei Micheal Manns wohl ambitioniertestem Projekt um einen Kraftakt voll mit nahezu perfekter Cinematography, enorm stimmungsvollem Score und einwandfrei getakteten Spannungs- und Actionsequenzen; er ist zudem vollgepackt mit einer großen Anzahl an Charakteren, die selbst bis in die Nebenrollen entweder hochkarätig besetzt oder ideal gecastet worden sind, sowie Handlungssträngen, welche sowohl einen spannenden Crime-Thriller konstruieren, als auch ausführlich die Beziehungen der Figuren unter sich und ihre emotionalen Zustände beleuchten. Die lange Entstehungsgeschichte ist dem Film deutlich anzusehen; absolut alles wirkt bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Trotz einer Laufzeit von 160 Minuten sind sämtliche Szenen derart präzise und auf den Punkt inszeniert, befreit von jedem Gramm Film-Fett, dass einem diese Kulmination aus intelligentem Drehbuch, handwerklicher Versiertheit und hervorragendem Schauspiel regelrecht zu erschlagen droht.
Was mir insbesondere an dem Film gefällt, ist Manns zurückhaltende Inszenierung. Trotz seines Titels präsentiert sich "Heat" überwiegend ruhig, was definitiv auch an einem seiner zentralen Konflikte liegt; bei einigen Figuren, gerade unter den Gangstern, besteht stets ein Spannungsfeld, in welchem eine äußerlich zur Schau gestellte Professionalität mit einer darunter liegenden persönlichen Beziehungsebene ringt. So ist insbesondere Neil McCauley (Robert DeNiro) stets darum bemüht, selbst in privaten Gefilden - am Tisch mit seinen Gangster-Kollegen und ihren Frauen, im Gespräch mit seinem Informanten Nate (Jon Voight) oder sogar in seiner Romanze mit Eady (Amy Brenneman) - eine gewisse Fassade und kühle Miene aufrecht zu erhalten. Sein Leitspruch, keine Bindungen einzugehen und jederzeit Reißaus zu nehmen, wenn die Gefahr zu groß wird, stellt zwar den Kern seiner Lebensphilosophie dar, doch zeichnet der Film selbst ein deutlich anderes Bild seines Charakters. Freundschaft, Loyalität und ein Sinn für Vergeltung im letzten Drittel brodeln vehement unter der Oberfläche, sind durch seine Bemühungen um Distanz hindurch erkennbar und lassen Neil immer wieder unnötige Risiken eingehen, die seinen Fall schließlich vorausahnen lassen.
Wenn es dann doch zu emotionalen Ausbrüchen kommt, so ereignen sich diese entweder punktuell und durchbrechen die Ruhe der Erzählung nur für einen kurzen Moment - etwa wenn Chris (Val Kilmer) seiner Frau gegenüber ausrastet und daraufhin das Haus verlässt - oder sind ebenfalls teil der professionellen Handlungsmuster, welche insbesondere die beiden Hauptfiguren auszeichnen. In dieser Hinsicht genießt es wohl gerade Al Pacino als Vincent Hanna, immer wieder so richtig auf die Kacke hauen zu dürfen, um etwa einen Kleingangster mit gespielten Wutausbrüchen unter Druck zu setzen und Informationen aus ihm herauszuquetschen.
Ein erfrischendes Resultat dieses zurückhaltenden und nur durch zumeist sehr kontrolliert wirkenden Eruptionen ist zweierlei. Einerseits wirkt die Ruhe und der Gehalt seiner Erzählung in Zusammenarbeit mit seinem Stil schlicht ziemlich cool, ohne dabei je aufgesetzt zu wirken. Die brillianten Nachtaufnahmen, die stimmungsvolle Musik, die Anzüge und Sonnenbrillen; all dies wirkt unterstützend zum Handlungsgeschehen und passt sich diesem in bezug auf seine Themen und seine Stimmung an. Der Film hat es quasi gar nicht nötig, mit seiner audiovisuellen Präsentation herumzuposen, da allein die Charakterkonflikte und der Verlauf der Geschichte genügend Anteilnahme beim Zuschauer erzeugen. So gelingt es "Heat", trotz einer zielgenauen stilistischen Ausarbeitung nie durch selbige aufdringlich zu wirken.
Andererseits ist es ebenfalls großartig, dass das zumeist bedachte Handeln der Figuren dazu führt, dass man hier ein seltenes Beispiel von einem Film vor sich hat, in dem intelligente Menschen intelligente Dinge tun. Dies wird sowohl über Mimik und Gestik der Schauspieler, das Handeln der Charaktere als auch über eine sehr präzise Figurenzeichnung vermittelt. Mit zunehmender Laufzeit gleicht der Film immer mehr einem Schachspiel zwischen Cops und Gangstern, in welchem jeder noch so kleine Fehltritt bestraft wird. Eine kleine Unachtsamkeit, in welcher ein Polizist mit dem Gewehr gegen eine Metallwand knallt, reicht so bereits aus, eine penibel durchgeplante Verhaftung zu vereiteln. Wiederum haben die eher zweifelhaften Handlungen einiger Charaktere im Film stets Gründe, die man auf emotionalem Level nachvollziehen kann, und erzeugen entsprechend eine besondere Wirkung.
Und abschließend ist es wunderbar, wie Mann dieses Brodeln unter der Oberfläche inszeniert, ohne dabei explizit werden zu müssen. So wirkt es fast schon ein wenig deplatziert, wenn in einer Szene Justine (Diane Venora) dazu übergeht, einen poetischen Monolog darüber zu halten, wie Vincent von einer raubtierhaften Obsession geprägt ist, mit welcher er seinem Job nachgeht. Denn als aufmerksamer Zuschauer hat man dies schon längst verstanden, ohne dass es einem ausdrücklich gesagt werden muss. Hier und Da erklärt "Heat" zwar nochmal deutlich die Facetten einiger Figuren, doch hat man diese meistens intuitiv bereits verstanden. Nett gemacht ist es trotzdem.
Man kommt wohl nicht umhin, über den Film zu reden, ohne die lange, brilliant in Szene gesetzte Schießerei zu erwähnen, die an den Banküberfall anknüpft. (Eigentlich kommt man auch nicht umhin, über den Film zu reden, ohne das Gespräch zwischen Pacino und DeNiro beim Kaffee zu erwähnen... was ich hiermit getan habe). Nicht nur nimmt sich "Heat" gehörig Zeit, diesen Kulminationspunkt vorzubereiten; er führt sogar einen ganzen, überzeugenden Handlungsstrang über einen gedemütigten Ex-Knacki (Dennis Haysbert) ein, dessen Funktion und Pointe unter anderem darin besteht, ganz nebenbei in dieser Strassenschlacht das Zeitliche zu segnen. Ab diesen Punkt ist keine einzelne der zuvor eingeführten Figuren in diesem Gefecht sicher; jeder kann sterben, was dem Geschehen eine zusätzliche Intensität verleiht. Vor allem aber muss ich eines an dieser Stelle loswerden: Wie kein anderer Regisseur versteht es Micheal Mann, eine Schießerei großartig KLINGEN zu lassen. Was mir sowohl in "Collateral", "Miami Vice" als auch hier in "Heat" stets aufgefallen ist, ist wie laut, schallend und druckvoll die Schüsse klingen. Im Vergleich dazu wirken gerade die Waffen in den moderneren Actionfilmen der letzten Jahre wie Spielzeug. Mir ist es daher auch ziemlich egal, wie realistisch diese Sounds sind; die Art, wie Mann hier seine Geräuschkulisse aufbaut, erzeugt schlichtweg eine enorme Intensität.
Wirkliche Schwächen leistet sich "Heat" eigentlich keine. Kleine Schnitzer finden sich hier und da, sind aber angesichts des Gesamteindrucks ohne Bedeutung. Als ganz persönlichen, minimalen Kritikpunkt empfinde ich vielleicht gerade die Komplexität des Werkes und seine Laufzeit. Während das gefühlte Dutzend an Handlungssträngen zumeist toll geschrieben und inszeniert ist, so werde ich den Eindruck nicht los, dass diese in ihrer Gesamtheit dafür sorgen, dass das filmische Gebäude unter seinem Gewicht hier und da zu knarzen beginnt. Das fiel mir insbesondere im letzten Teil auf, wenn nach dem großen Action-Höhepunkt der Film fast schon check-listen-förmig alle offenen Handlungsstränge nacheinander abarbeitet. Insbesondere nach einem derart furiosen Bleigewitter wirkt das muntere Weitererzählen und Abschließen der Geschichte in seiner Breite und Lauflänge als ein wenig trocken und ein bisschen zuviel des Guten. Gerade hier hätte ich mir etwas mehr Straffheit gewünscht.
Weiterhin kann ich mit zwei Szenen im Film zumindest nicht viel anfangen. Einerseits etwa hat mich der Moment eher verwundert, als Vincent seine Stieftochter Lauren (Natalie Portman) mit aufgeschnittenen Adern in der Badewanne gefunden hat. Wahrscheinlich wollte Mann hier nocheinmal die zerstörischen Folgen aufzeigen, die Vincents Vernachlässigung seines Privatlebens nach sich zieht, sowie einen plötzlichen Wechsel von der Aufmerksamkeit auf den Kriminalfall hin zu der Aufmerksamkeit auf die desolate häusliche Situation des Detectives vollziehen. Für mich wirkte diese Szene allerdings deswegen so abrupt, weil die Stieftochter angesichts der Vielzahl an Charakteren so ziemlich untergegangen ist. Desweiteren frage ich mich, ob es nötig war, aus der Figur des Verräters Waingro (Kevin Gage) nicht nur einen rachsüchtigen Amateurgangster, sondern darüber hinaus auch noch einen Serienmörder zu machen. Hat das abgesehen davon, dass Vincent ironischerweise am Tatort eines seiner Mordopfer auftaucht, irgendeine Bedeutung? Die besagte Szene am Tatort soll zwar die psychische Belastung untermalen, welche quasi Teil von Vincents Job ist, doch erscheint mir der Grund für diese Szene im Endeffekt ein wenig umständlich eingefädelt.
Jedoch handelt es sich hierbei nur um Kleinigkeiten, die angesichts der handwerklichen Exzellenz, des epischen Umfangs, sowie der vielen tollen Schauspielleistungen kaum der Rede wert sind. "Heat" ist ein meisterlich durchkonstruierter Film, der es versteht, seine zahlreichen kleinen Elemente perfekt zu arrangieren und mit einem Erzählrhythmus zu versehen, der schlicht bemerkenswert ist. Einen so hervorragend inszenierten Thriller von dieser Größenordnung wird wohl noch lange auf sich warten lassen.
"Seht mal, ein umgekipptes Klo!" - Zitat Ende.
(Vorsicht: Enthält Spoiler!)
In "Upside Down" spielt Jim Sturgess einen Hobbit, der sich in Kirsten Dunst verliebt. Das Liebesglück wird den Turteltauben jedoch mal wieder durch eine Reihe von Hindernissen verwehrt. Dazu zählen sowohl Amnesie, die Klassengesellschaft, ein totalitärer Polizeistaat, der nichts besseres zu tun hat, als Liebespaare voneinander zu trennen, und nicht zuletzt, was durchaus originell ist, die Gravitation.
Mal ganz davon abgesehen, dass es sich hier um eine fantasievolle Liebesgeschichte handelt, hatte "Upside Down" jedoch schon von vornherein schlechte Karten bei mir. So beginnt der Film etwa mit einem Off-Monolog von Adam (Jim Sturgess), welcher einerseits das Setting näher beschreibt - zwei Welten, Oben und Unten, welche durch ein gegensätzliches Gravitationsgesetz getrennt sind, aber trotzdem miteinander agieren - andererseits aber diesen Vortrag zugleich mit haufenweise Romanzen-Esoterik und Kitsch anhäuft. Anschließend fährt er fort und erzählt, wie er nach dem Tod seiner Eltern bei seiner Tante lebt, welche in der Lage ist, Gravitation durch eine Flüssigkeit umzukehren, die aus rosa Bienenstaub gewonnen wird. Rosa Bienen? Rosa Pollen? Jetzt echt!?
Die größte Frechheit ist allerdings, dass die Kennenlernphase zwischen dem jungen Adam und seiner großen Liebe Eden (Kristen Dunst) vom Film gnadenlos ausgeklammert wird. Sie stellen sich vor, es gibt einen Schnitt, und schon sind sie ein Liebespaar. Als Zuschauer muss man da wohl einfach mitgehen, aber gefallen hat mir das nicht wirklich.
Schließlich jedoch wirkten die CGI- und einige der Green-Screen-Effekte teilweise ziemlich billig. 50 Millionen Dollar sind zwar ein stolzes, aber nicht überragendes Budget. So wirkt die Welt teilweise sehr künstlich. Zwar gibt es zwischendurch einige enorm schöne Bilder, jedoch versinken diese zumeist im Wust schlecht animierter Panoramen von Metropolis-artigen Städten oder heruntergekommenen urbanen Gegenden.
Was die Geschichte selbst angeht, so ist diese relativ schwach erzählt worden. Zunächst schien es so, als würde der grundlegende Konflikt darin bestehen, dass Adam und Eden irgendwie einen Weg finden müssen, die jeweiligen physikalischen und sozialen Hindernisse zu überwinden, um schließlich zusammensein zu können. Doch nach etwa einem Drittel eröffnet der Film dem Zuschauer, dass Eden nach einem Unfall an Amnesie leidet und sich daher nicht mehr an ihre einstige Flamme erinnert. Von da an verkommt die ganze fantasievolle Welt mit seinen teilweise dystopischen, teilweise sehr kreativen Zügen zur Nebensache. Wie Adam versucht, erneut die Zuneigung seines Liebchens zu gewinnen, hätte genauso gut in einer stinknormalen Romanze in einem realen Setting stattfinden können und es hätte kaum einen Unterschied gemacht.
Zudem wirken die meisten Figuren im Film recht blass und einzelne Szenen triefen geradezu vor Kitsch und Klischees, sodass ich teilweise eher lachen musste, anstatt das große Herzklopfen zu bekommen. Ich habe normalerweise nichts dagegen, wenn ein Film zuweilen sentimental wird, um den Zuschauer emotional noch etwas mehr abzuverlangen, aber "Upside Down" schlabbert und sabbert so kräftig ins Gesicht des Zuschauers wie ein schwereloser Hund, der jeden Bodenkontakt verloren hat. Auf die teilweise katastrophalen Logiklöcher will ich dann auch gar nicht mehr eingehen. Wenn ein Film es nicht einmal vermag, sich auch nur halbwegs konsequent an die von ihm selbst deutlich aufgestellten Gesetze zu halten, dann hinterlässt das schon einen sehr bitteren Nachgeschmack und wirft mich regelmäßig aus dem Geschehen.
Das einzige, was ich dem Film zugute halten kann, ist die Beziehung zwischen Adam und seinem Bürokollegen Bob (Timothy Spall). Wirklich besonders ist deren Beziehung jetzt nicht, aber zumindest war die Freundschaft zwischen den beiden recht charmant. Auch viele kleine Details, welche mit den eigentümlichen Gravitationsgesetzen dieser Welt spielen, waren toll mitanzusehen. Wenn Adam während seiner Erkältung einen Ofen mit Schrauben aus der Oberwelt wärmt, die eine enorme Hitze (wie auch immer) erzeugen, dann lädt das schon mal zum Schmunzeln ein.
Alles in Allem ist "Upside Down" leider ein unfassbar blasser Film. Zwar mag ich Kirsten Dunst, Jim Sturgess und Timothy Spall ganz gerne auf dem Bildschirm sehen, doch der Regisseur und Drehbuchautor hat scheinbar kein gutes Händchen, wenn es darum geht, Schauspieler in Szene zu setzen. So bleibt eigentlich nur ein ödes Filmerlebnis zurück, welches ich überhaupt nicht weiterempfehlen kann.
Kann mir mal jemand einen Link zuschicken, der mich auf eine Seite verfrachtet, in welcher ich aus erster Hand Zeuge diesen massiven Hasses auf Melissa McCarthy werde?
Den einzigen Link, den Herr Vega in seinem Artikel bereitstellte, war ein Review von Rex Reed, welcher u.a. den tiefliegenden Sexismus offen legen sollte, an welchem unsere Gesellschaft scheinbar noch immer krankt. Ich habe das Review gelesen und mir sind die Beleidigungen gegen die Darstellerin in bezug auf ihr Körpergewicht aufgefallen. Mir ist allerdings auch aufgefallen, dass sämtliche Kommentare unter dem Review, und ebenfalls die weiter darunter liegenden Facebook-Kommentare, den besagten Kritiker gerade wegen dieser Beleidigungen übel angefahren haben; er wurde unter anderem als Arschloch, Bigot und Fotze beschimpft. Ganz ehrlich: Eine solch ausfallende Reaktion auf einen Internet-Reviewer, der auf politisch unkorrekte Weise über eine übergewichtige Frau herzieht, macht auf mich nicht gerade den Eindruck eines tiefliegenden Sexismus.
Was ich sonst noch gefunden habe, waren eine Reihe von Online-Artikeln und Tweets, welche über die angeblich sexistische, frauenfeindliche Reaktion berichten sollen, welche Regisseur Paul Feig in bezug auf sein "Ghostbusters"-Projekt erhalten hat (http://www.salon.com/2015/02/01/the_ghostbusters_reboot_is_already_generating_a_sexist_backlash_partner/). Allerdings äußern sich die Leute in diesen Tweets teilweise überaus zahm: Einige sagen darin, dass sie zwar für Gleichheit und so sind, sich allerdings trotzdem nicht mit einem komplett weiblichen Cast aus Geisterjägern anfreunden können. Andere regen sich mehr über den Remake-Aspekt auf als über die weibliche Besetzung. Ein paar beleidigende Kommentare sind zwar dabei, aber nach einem üblen, generell das gesamte weibliche Geschlecht verachtenden Rückschlag sieht das Ganze eher nicht aus.
Ich habe zwar noch ein paar andere Tweets auf anderen Seiten gefunden, aber die meisten waren nicht übertrieben ausfallend und vor allem waren es nicht sonderlich viele. Allerdings würde ich den Vorwurf auf Sexismus auf Basis einer Sammlung von 20 Tweets oder so auch eher anzweifeln. Wenn man von wahrscheinlich tausenden von Reaktionen ein paar wenige, besonders schlimme herausgreift, sie in einer Sammlung präsentiert und als böse, misogynistische Attacke verkauft, kann ich aus so etwas unmöglich darauf schließen, wie sich das Verhältnis von Leuten, die sich sexistisch oder frauenfeindlich im Internet äußern, und jenen, die es nicht tun, wirklich ist.
Was ich schließlich noch getan habe, war einfach mal die Kommentar-Sektion von dem Film "Taffe Mädels" zu überfliegen - dem einzigen Kinofilm mit Melissa McCarthy, den ich gesehen habe. Ich mochte die Frau in "Gilmore Girls" und finde, dass sie durchaus das Zeug zu einer guten Schauspielerin hat; "Taffe Mädels" jedoch fand ich nur selten lustig, viel zu lang und meistens öde bis belanglos. Das Konzept einer weiblichen Buddy-Cop-Komödie hat mich anfangs interessiert, die Umsetzung war jedoch mehr als dürftig. Interressanterweise ging es vielen Kommentatoren in dieser Spalte ebenso (auch wenn andere den Film mochten oder ihn sogar noch dümmer fanden). Wenn es allerdings um Melissa McCarthy ging, so war bei vielen Kommentatoren ihr freches Spiel und ihre Kodderschnauze weitaus zentraler als ihr Gewicht; letzteres wurde hier und dort, mal positiv, mal negativ aufgegriffen - aber so häufig nun auch wieder nicht. Diejenigen, denen diese Komödie nicht gefallen hat, nannten als Gründe meistens, dass sie sie nicht lustig war, dass sie sich an den dummen Kalauern gestört haben oder dass ihnen die Witze zu vulgär waren. Auch das wirkt auf mich eher so, als würde die Qualität des Films selbst der Grund für die harte Kritik sein und nicht die Tatsache, dass da eine Frau mit männlichen Macho-Attitüden in der Hauptrolle zu sehen ist.
Warum ist eigentlich niemand auf die Idee gekommen, dass die Kritik an Paul Feigs Filmen u.a. damit zu tun haben könnte, dass viele Filmfans einfach diese belanglosen Komödien satt haben. Ähnlich wie Spoof-Movies wird hier ein bereits völlig bekanntes Formular abgearbeitet und mit Gags gefüllt, die entweder einfach nur gezwungen vulgär, zutiefst platt oder einfach enorm abgegriffen sind. Das es durch eine weibliche Hauptrolle etwas variiert wird, ändert einfach nicht viel daran. Es verwundert mich nicht, wenn einige Leute den Trailer zu "Spy" sehen und sich angesichts der Flachheit der dort zu sehenden Gags einfach nur fremdschämen. Und wie so manche Moviepiloten nun mal sind, geben sie zu allem ihren Senf dazu und kommentieren eifrig, was ihnen missfällt, sei es auf höfliche/unhöfliche Art, ob politisch korrekt oder unkorrekt, oder eben sachlich oder polemisch. Wenn in all diesem lebhaften und teilweise ungefiltertem Mitteilungsdrang mal Worte wie 'Oink Oink' oder 'Nilpferd' fallen, dann sollte das nicht sofort Hinweis auf einen tief liegenden Sexismus oder eine Verachtung von Übergewichtigen sein.
Aber wie gesagt: Ich lasse mich gerne eines besseren belehren, wenn man mich auf Quellen verweist, welche diesen frauen- und fettfeindlichen Backlash deutlich zeigen. Den Worten Paul Feigs traue ich hier nämlich nicht ganz; er scheint mir eine Art Typ zu sein, der eine solche Anti-Rekation auf sein neuestes Projekt derart hochspielt, um einerseits Aufmerksamkeit zu generieren und andererseits eine Begründung dafür zu haben, warum das komplett weibliche "Ghostbusters"-Team eine ach so fortschrittliche Idee ist.
Ich habe mir gerade mal alle 6 Teile deiner Reihe durchgelesen. Ich fand sie wirklich informativ, anschaulich und liebevoll ausgearbeitet. Danke dafür.
(Vorischt: Enthält Spoiler!)
Uuuuuhhh... "Der Duft der Frauen" mal anders.
Nein, Scherz beiseite.
"Das Parfum" ist zweifellos ein ambitionierter Film, bei welchem Tom Tykwer wirklich versucht hat, alle Register zu ziehen, um diese Buchvorlage sowohl in visueller als auch erzählerischer Weise umzusetzen. Und tatsächlich ist die audiovisuelle Gestaltung dieses Films beachtlich. Auch bietet dieses Werk zunächst eine enorme thematische Tiefe, welche die Geschichte zu einem sehr interessanten und eigenständigen Werk macht. Jedoch läuft, und ich kann es nicht völlig genau beziffern, in der zweiten Hälfte der Laufzeit etwas falsch und sorgt dafür, dass das Filmerlebnis für eine lange Zeit enorm dröge wirkt.
Als Zuschauer muss man sicherlich den märchenhaften Charakter und die mehr oder weniger magischen Elemente akzeptieren, die hier im Gewand eines historischen Films mitpräsentiert werden. Ein Protagonist, dessen extrem scharfer Geruchsinn ihn praktisch durch Wände sehen... äh... riechen lässt; und ein Parfüm, destilliert aus den Gerüchen von 13 hübschen Frauen oder so, welches, wie auch immer, entweder zutiefste religiöse Hingabe oder orgiastische Lust hervorruft. Mit solch magischen Elementen, die clever in das historische Setting eingewoben worden sind, muss man klar kommen, um sich voll und ganz auf diese Geschichte einlassen zu können.
Was die bildliche Gestaltung des Films angeht, so wird hier auf sehr bestechende Art und Weise versucht, den empfindlichen Gerruchsinn von Jean-Baptiste (Ben Wishaw) auf das visuelle Medium zu übertragen. Ähnlich wie die Gerüche, die sein außergewöhnlicher Riechkolben aus allen Richtungen empfängt, schwebt die Kamera völlig frei in jede Richtung und dringt zu jeder Quelle des Geruchs vor. Sinnlich-schwebende Nahaufnahmen, welche den Körper des Mirabellenmädchens (Karoline Herfurth) abtasten, vermitteln sehr deutlich die Intensität, mit welcher Jean-Baptiste ihren Körpergeruch wahrnimmt. Eine gut gewählte Bildkomposition spielt dort ebenfalls mithinein: Wenn er bei Nacht, einem Stalker gleich, sie bis zu einem Platz verfolgt, der völlig im Dunkeln liegt und nur ihr Unterschlupf von hellem Kerzenschein erleuchtet ist, so vermittelt "Das Parfum" auf visueller Ebene sehr deutlich, wo seine Nase ihn hinführt. Schließlich wirken diese sinnlich-schönen Bilder wunderbar im Kontrast zu der völlig dreckigen Kulisse von Paris, in welcher das Elend aus allen Poren der Stadt tropft. So macht es auf mich immer wieder den Eindruck, als würde die Hauptfigur mithilfe seiner Begabung versuchen, dieser bitteren Welt etwas Schönes abzugewinnen.
Was die thematische Ebene angeht, so erzählt "Das Parfum" hier die Geschichte von der Geburt und Entstehung eines Serienmörders, die sowohl tragisch als auch erschreckend ist. Jean-Baptiste Grenouille führte ein Leben, das vollkommen ohne Liebe geprägt war. Seine Mutter hat ihn zurückgelassen, die Kinder im Waisenhaus verabscheuen ihn, und sowohl die Leiterin des Waisenhauses Madame Gaillard (Sian Thomas), der Chef der Häuter Grimal (Sam Douglas) und der Parfumeur Guiseppe Baldini (Dustin Hoffman) sehen in ihm vor allem eine finanzielle Investition. So entwickelt er sich schließlich zu einer zutiefst geschädigten Person, die unter all der Demütigung und Prügel nie so etwas wie Zuneigung oder Menschsein erfahren hat. Entsprechend hat er Schwierigkeiten, andere Menschen als etwas anderes wahrzunehmen als Dinge und Gerüche, die er sich gefügig zu machen versucht. Dies wird ebenfalls deutlich an einer Szene, in welcher er versucht, aus Metall, Glass und Kupfer Gerüche zu destillieren, da er den Unterschied zwischen belebten und unbelebten Dingen nicht klar erkennt. Das Ganze gipfelt schließlich in einer Szene, in welcher Jean-Baptiste feststellt, dass er selbst keinen Geruch hat (es kann natürlich genauso gut sein, dass er seinen eigenen Geruch nur nicht wahrnehmen kann, aber dies passt genauso gut in die Figurenzeichnung, die hier vorgenommen wird). Der Film betont an einigen Stellen nicht zufällig den Vergleich zwischen dem Geruch und der Seele. Entsprechend ist die Hauptfigur davon angetrieben, etwas mithilfe seiner Fähigkeiten wiederzugewinnen. Doch handelt es sich dabei um etwas unwiederbringlich Verlorenes, sei es sein Geruch (metaphorisch für seine Seele), seine Kindheit oder der Duft des Mirabellenmädchens, in welchen er sich unvergesslich verliebt hat. Das Motiv, etwas verlorenes wiederzugewinnen, wird auch übergeordnet vom Erzähler des Films wiedergespiegelt, welcher aufzeigt, wie die Existens der außergewöhnlichen Figur von Jean-Baptiste Grenouille durch eine Kette absurd-witziger Zufälle der Geschichtsschreibung völlig entgangen ist. Das Alles ist erstklassiger Stoff für eine Geschichte, die man (abgesehen von der Buchvorlage) so noch nicht erzählt bekommen hat, welche wirklich eigenständig, originell und auf mehreren Erzählebenen clever konstruiert ist.
So ist es dann auch sehr schade, dass der Film nach einer wirklich starken ersten Hälfte, mit einer besonders starken ersten halben Stunde, im zweiten Teil eher abflacht. Das Setting von Grasse ist nach wie vor sehr schön und auch mit tollen Bildern in Szene gesetzt, jedoch fühlte sich diese ganze Passage, in welcher Jean-Baptiste sich seinen neuen Duft kreiert, ein wenig redundant und repititiv an. Das mag sicherlich daran liegen, dass ich persönlich häufig ein Problem damit habe, wenn ein Film an einem Punkt nahezu komplett Setting und Charaktere austauscht und erst sehr spät Figuren einführt und verlangt, dass diese mir nahegehen sollen. Denn während der innere Konflikt der Hauptfigur hier meines Erachtens viel zu stark in den Hintergrund tritt und man lediglich zu sehen bekommt, wie diese seinen mörderischen Plan Stück für Stück ausführt, so liegt der Schwerpunkt weitaus mehr auf einer Vater-Tochter-Beziehung, die für das beisherige Geschehen nicht sonderlich von Bedeutung ist. Nicht, dass man so etwas nicht auf eine tolle Art und Weise hinkriegen kann, doch zumindest fühlte es sich wie ein enormer Knick im Filmerlebnis an, da plötzlich Figuren, Setting und sogar die Erzählweise und das Genre fast völlig ausgetauscht worden sind. So ist der Erzähler aus dem Off in dieser zweiten Hälfte fast völlig abwesend und das Geschehen konzentriert sich vielmehr auf einen verhältnismäßig generischen Thriller-Part, welcher zwar noch immer bildstark und fähig in Szene gesetzt worden ist, aber im Vergleich zu der charakterstarken ersten Hälfte etwas flach wirkt. Erst das Finale des Films ist wiederum sehr gelungen, einfallsreich und schließt den thematischen Gehalt des Films passend ab.
Alles in allem tue ich mich daher schwer, "Das Parfum" vernünftig zu bewerten, da es sowohl sehr starke Passagen gibt, sich das Geschehen mit zunehmender Laufzeit aber auch immer schwächer anfühlt. Er ist empfehlenswert alleine schon wegen seiner aufwendigen Optik, der tollen Schauspieler, der hervorragenden Präsentation des geschichtlichen Settings und seiner originellen Idee für eine Handlung. Zudem merkt man diesem Werk seine Ambitionen, Mühen und seinen Erzähldrang jederzeit an; hier steckt einfach sehr viel Herzblut drin. Aber auf diverse Durststrecken sowie einige nicht immer überzeugende Szenen muss man sich ebenfalls einlassen. "Das Parfum" ist somit ein guter Film, kann aber nicht gänzlich überzeugen.
Ganz ehrlich, ich finde es einfach nur ärgerlich, dass Stephen Sommers hier versucht, eine an sich total sympathische Grundidee mit all diesem jugendlichen, pseudocoolen Schnick-Schnack zu vermitteln. Um diesen Film auch für das PG-13-Publikum anziehend zu gestalten, werden nämlich allerlei seltsame Elemente integriert, welche scheinbar irgendwie hip sein sollen: Abgegriffene Slow-Motion-Effekte während der Action-Szenen, die typischen Rock-Musik-Riffs, welche den Helden als "cool, ey" in Szene setzen, sowie die auf Dauer ermüdenden Rückblenden, welche die gesamte Detektiv-Arbeit, welche Odd (Anton Yelchin) hier leistet, in schnellen Schnitten erklären. Darüber hinaus besitzt dieser Mystery-Film einen ungewohnt hektischen Pace, bei dem ich mir zuweilen erhofft habe, er würde mal ein wenig auf die Bremse treten.
Auf der anderen Seite gab es hingegen wieder Elemente, welche ich sehr mochte. So handelt es sich bei Odd Thomas zwar um einen Außenseiter, doch die typische Niemand-versteht-mich-Problematik wird hier auf sympathische Art und Weise ausgehebelt. Odd hat sowohl eine Freundin (Addison Timlin) sowie einen Polizeiinspektor (Willem Dafoe), die von seinen Begabungen wissen und dies als selbstverständlich hinnehmen, wenn nicht sogar als etwas positives ansehen. Er mag zwar ein Sonderling sein und wird auch immer wieder von Fremden so beurteilt, doch ist dieser Eindruck alles andere als deprimierend. Darüber hinaus klärt der Film eher beiläufig über die paranormalen Fähigkeiten der Hauptfigur auf und wirft uns stattdessen direkt in das Alltagsleben der Hauptfigur, welches zu einem gewissen Grad skurill, zu einem gewissen Grad aber auch sehr normal wirkt.
Mein Problem mit "Odd Thomas" ist überraschenderweise, dass er zuviele Plotelemente hat. Persönlich hätte ich mir gewünscht, mehr von den neckischen Interaktionen zwischen ihm und Stormy zu sehen, oder mehr Zeit mit ihm und den Polizisten beim Barbecue zu verbringen, d.h. generell einfach mehr von der Welt und dem Leben der Figur zu erfahren. Stattdessen verbringt der Film zuviel Zeit mit einer Geschichte, die zu keinem Zeitpunkt so richtet spannend ist, sondern mir stets nur das ein oder andere skurille Element vorsetzt. Der Film deutet zwar an, dass innerhalb einer kurzen Zeit etwas Furchtbares passiert, was vielen Menschen das Leben kosten wird, doch so richtig dramatisch will das Ganze nicht wirken, wenn sämtliche Figuren im Film diese bösen Vorzeichen recht entspannt hinnehmen und lediglich wie gemütliche Hobby-Ermittler wirken. Vor allem aber das Ende hat mich am meisten gestört; hier wird mit einem solchen Ernst auf die Tränendrüse gedrückt, dass es überhaupt nicht mehr zum Rest des lockeren, unbeschwerten und teilweise sogar sehr humorvollen Films passt.
Im Großen und Ganzen ein Film, der aufgrund seiner sympathischen Grundidee, netter Ideen und teilweise putziger Dialoge noch geradeso ansehbar ist, auch wenn das Gesamtergebnis atonal und wie ein leichter Clusterfuck wirkt.
"(Kalkulierte) Skandale bringen selbstverständlich Schlagzeilen und bekanntlich gibt es ja keine schlechte Publicity. Wir könnten ihnen unterstellen, dass das Methode hat: Die Autoren David Benioff und D.B. Weiss sorgen nun schon zum wiederholten Male für einen medialen Aufschrei mit Vergewaltigungsszenen, die sich in den Büchern anders zugetragen haben."
Wie bitte? Waren es denn David Benioff und D.B. Weiss, welche diesen Skandal ausgelöst haben? Oder nicht vielmehr die Online-Magazine, allen voran 'themarysue.com'? Die Drehbuchautoren von "Game of Thrones" erzählen hier lediglich ihre Geschichte auf eine Art und Weise weiter, wie sie es schon zuvor getan haben - nämlich mithilfe von Darstellungen von Sex, Gewalt, sexueller Gewalt, sowie fiesen Twists, welche Character-Arcs zerstören oder der konventionellen Erzählweise in sonstiger Fantasy-Fiction zuwiderlaufen - während es ein Netzwerk aus diversen Online-Magazinen ist, die diese Empörung bekundet und weiter angefacht haben.
Ein Teil der Kontroverse hat also sicherlich auch damit zu tun, dass ihre Ursache im sogenannten 'Click-Bait'-Journalismus sowie im Phänomen des 'manufactured outrage' liegt. Das heißt mehr oder weniger, dass ein Thema oder Vorfall bewusst polarisiert oder zum Skandal aufgebauscht wird, damit ein Artikel auf einer bestimmten Seite möglichst viele Klicks bzw. Seitenaufrufe bekommt und dadurch Werbeeinnahmen generiert. Und da die linksliberale Presse in den Staaten zudem den Eindruck macht, sehr gut vernetzt zu sein, verbreiten sich Nachrichten um eine angeblich skandalöse Szene in irgendeiner Serie schnell wie ein Lauffeuer, entzünden Diskussionsstoff und generieren Aufmerksamkeit. Entsprechend sind am folgenden Tag in vielen Online-Seiten Berichte über eine Kontroverse um eine Vergewaltigungsszene zu lesen.
Die Frage lautet also ebenfalls, inwiefern diese Online-Zeitschriften durch (kalkulierte) Skandale und aufgebauschte Hysterie versuchen, sich einen persönlichen Boost in ihren Werbeeinnahmen zu verschaffen. Wer ist hier also der Verantwortliche für den 'Skandal'? Und wenn diese Kontroverse tatsächlich von den beiden Drehbuchautoren beabsichtigt war, um zusätzliche Publicity zu erzeugen, warum partizipieren denn all diese Zeitschriften darin, ihnen genau diese Publicity zukommen zu lassen? Eine Mitverantwortung der Presse ist hier absolut nicht auszuschließen.
Starbesetzt, handwerklich versiert, thematisch komplex und intelligent kommt "Under Fire" daher. Da ich allerdings keinerlei Kenntnisse über den Bürgerkrieg von 1979 in Nicaragua habe, kann ich nicht viel über den Wahrheitsgehalt des Films sagen. Die Bilder versprühen Realismus und Authentizität, die Charaktere fühlen sich als natürlicher Bestandteil eines glaubwürdig in Szene gesetzten Settings an. Der Soundtrack von Jerry Goldsmith ist markant und schön mitanzuhören. Alles in allem eigentlich ein aufwändig produzierter, bestechender Polit-Thriller. Jedoch war es keine leichte Sache, diesen Film bis zum Ende zu schauen. Dafür geriet er über die zwei Stunden Laufzeit doch ein bisschen zu ruhig und trocken. Der Versuch, eine spannende Handlung über eine Dreiecksbeziehung, Medienmanipulation und journalistischer Integrität zu erzählen, ist über weite Strecken nur wenig spannend; dichtes Drama kommt nur selten auf, wenn überhaupt. Ich wünschte, ich könnte "Under Fire" angesichts seines Inhalts besser finden; doch so wirklich mitgerissen wurde ich von dem Film nie.
(Vorsicht: Enthält Spoiler!)
Wow! Ich muss sagen, dass ich selten einen Film gesehen habe, wo sich einerseits hervorragendes und andererseits völlig dilettantisches Handwerk so die Klinke in die Hand geben. Der Film beginnt enorm atmosphärisch mit tollen Nachtaufnahmen einer Großstadt, cooler Kameraarbeit sowie einem wirklich tollen, gefühlt etwa 3-minütigen Longtake, welcher die Ego-Perspektive des Killers suggerieren soll. Nach den ersten 10 Minuten dachte ich, es hier mit einem echten Geheimtipp zu tun zu haben, welcher es wirklich versteht, Suspense zu liefern und dabei einen schönen Stil zu entwickeln. Die erste Begegnung der Hauptfigur Marjorie (Farrah Fawcett) mit ihrem Peiniger pulsiert vor Spannung und ist aufgrund seiner Glaubwürdigkeit zudem auch noch recht unheimlich und unangenehm mit anzuschauen.
Jedoch beginnt "Extremities", nach diesem wirklich guten Einstieg immer weiter die Qualitätsskala hinabzupurzeln. Die wirklich schlichte Handlung sowie die Themen Vergewaltigung und die "Aussage gegen Aussage"-Problematik sind zwar ein wenig reißerisch in Szene gesetzt, jedoch wartet der Film mit der einen oder anderen unerwarteten Entwicklung auf, welche man so nicht kommen sieht. Die Spannung entwickelt sich in der Mitte des Films noch immer solide, allerdings nicht so knisternd-brodelnd wie zu Beginn des Films. Dennoch, die Idee, dass gerade die Hauptfigur nervlich immer zerrütteter wird und beginnt, die Schwelle zum Wahnsinn zu überschreiten, gefällt... zumindest theoretisch. Die Praxis sieht leider etwas anders aus.
Denn das Problem des Films sind einerseits die zuweilen total schwachen Schauspieler. Das gilt insbesondere für Marjories Freundinnen Terry (Diana Scarwid) und Patricia (Alfre Wodard), welche derart hölzern agieren, dass man ihnen ihre Charaktere zu keiner Zeit abkauft. Das liegt allerdings auch daran, dass die Dialoge teilweise sehr stümperhaft geschrieben sind ("It's him! He tried to rape her again!"). Andererseits macht aber auch die Dialogregie und der Schnitt einen zuweilen unfreiwillig komischen Eindruck. Es wirkte auf mich, als hätten die drei Darstellerinnen bei den Dreharbeiten nie eine dynamische Gesprächsszene aufgeführt. Gerade im letzten, sehr dialoglastigen Drittel scheint es so, als hätte jede der drei Frauen ihre Dialogzeile in die Kamera gesprochen und am Ende wurde alles zusammen geschnitten, um den Eindruck eines Gesprächs zu simulieren. Dies geriet dabei mitunter so merkwürdig, dass ich lachen musste.
Ich kann wirklich kaum glauben, dass ein anfänglich sehr atmosphärischer Thriller am Ende Pluspunkte bekommt, weil er so holprig inszeniert worden ist, dass er zuweilen zum Schmunzeln und Lachen anregt. Leider hat das Endergebnis trotz des starken Anfangs nicht genug Reiz, um über ein solides Mittelmaß hinaus zu kommen.
Also, die Zusammenfassung der Handlung dieses Films klingt wirklich einladend.
Auch beim zweiten Mal hören muss ich mich doch arg am Kopf kratzen. Selten war eine Ausgabe der Filmanalyse zu einem Werk merkwürdiger und so weit entfernt vom eigentlichen Film.
Erst einmal:
"Mad Max: Fury Road" ist reine Form und eine Handlung ist abwesend? Dem kann ich so ehrlich gesagt nicht zustimmen. Die Geschichte ist zwar reduziert und entwickelt sich entlang einer Reihe von langen, ausufernden Actionsequenzen; doch sollte man nicht Minimalismus mit Abwesenheit gleichstellen. Das zu sehende Spektakel wird von Charakteren getragen und es kommt zu relevanten Ereignissen, die einen schlichten, aber sinnhaften Plot entwickeln. Die Drehbuchautoren arbeiten hier sehr feinfühlig mit den Details und Informationen, welche sie dem Zuschauer präsentieren, ohne dabei Gefahr zu laufen, von der dynamischen Actioninszenierung allzu sehr abzuschweifen.
Insofern macht es auf mich dann auch nur bedingt Sinn, hier eine Botschaft auf die Richtungslosigkeit unserer heutigen Gesellschaft zu extrapolieren. Die Verbindung zwischen der HipHop bzw. Rockmusik und dem Terror im nahen Osten ist zwar eine interessante Beobachtung, aber ich würde mir wünschen, wie bei fast allen seiner Videos, er würde ein bisschen mehr ins Detail gehen, meinetwegen einen Vorfall oder einen Bericht aus den Medien aufgreifen und ihn mit passenden Szenen aus dem Film vergleichen. Zu sagen, dass unsere quasi-postmoderne Gesellschaft sich genauso wahnsinnig verhalten würde wie die motorisierten Horden im Film, sollte man uns in ein postapokalyptisches Ödland verfrachten, ist eine ziemlich starke These und wird vom Autor dieses Videos kaum näher erläutert. Natürlich könnte ich mir jetzt selbst die Mühe machen oder zumindest Spekulationen betreiben, diese These irgendwie weiterzudenken, aber wozu? Schließlich ist er doch derjenige, der mich hier von SEINER Sicht auf den Film überzeugen möchte. Ich würde mir in Zukunft echt wünschen, er würde den "Text" des Films genauer lesen und deutlicher auf ihn eingehen, anstatt sofort zu theoretischen Überlegungen zu springen, deren Verbindung mit dem Film ersteinmal so nicht offensichtlich ist. Dass aus den Gegensätzen des Films zudem eine Fatalität sprechen soll, lässt mich ebenfalls ratlos zurück; in "Fury Road" kann man zwar tatsächlich eine Fatalität erkennen, allerdings wird sie vielmehr durch viele Details im Setting vermittelt, anstatt über starke Gegensätze. Ich hatte zudem etwa eher den Eindruck, Miller würde Parallelen kreieren zwischen der Unwirtlichkeit und Lebensfeindlichkeit des Ödlands und den zahlreichen Verkrüppelungen, Geschwüren und Krankheiten, unter denen die meisten Figuren im Film leiden.
Was den Part mit Werner Herzogs "Lektionen in Finsternis" anbelangt (den ich nicht kenne), so verwundert mich dieser ein wenig. Kann es nicht genausogut sein, dass die Bilder, die Herzog zeigt, Einflüsse aus den ersten beiden Mad Max-Filmen haben, bei denen die Ölkrise der 70er und die Überlegungen von alles vernichtenden Kriegen um das 'schwarze Gold' einen Einfluss darstellen? Herr Schmitt. Jr. hat die Original-Trilogie ja mit einem Handwink verabschiedet, jedoch sind Filme mit Elementen wie einem post-nuklearen Endzeit-Setting, Resourcenknappheit oder Kämpfen ums Öl im Jahre 1992 nicht gerade etwas Neues. Insofern bin ich ersteinmal skeptisch, dass "Fury Road" einen Film darstellen soll, der eine frühere Doku näher beleuchtet. Wahrscheinlich ging es allerdings einfach darum, die Zuhörer mehr für das Werk von Werner Herzog zu interessieren, was natürlich nobel ist und nie schaden kann.
Ich gebe der Filmanalyse ja gerne eine Chance, mir etwas interessantes zu erzählen und auch halte ich es eher für unangebracht, jemanden nur wegen seines merkwürdigen Auftretens zu kritisieren. Aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass der 'versnobte Ton' und das 'intellektuelle Gehabe' die Leute weit weniger stören würde, wenn er seine politischen Thesen und Konzepte stärker am eigentlichen Film festmacht, d.h. auf Charaktere, Symbole und Handlung eingeht, anstatt sich nur die allergröbsten Elemente des Films zu nehmen und sodann ganz woanders hin zu springen. Denn als Zuhörer, meine ich, wollen wir das doch: Etwas Interessantes über die Tiefenebene des Films zu erfahren, anstatt sich nur ein einzelnes Element herauszugreifen, welches sodann eine Assoziation zu einem Thema herstellt, welches gefährlich nahe der Kategorie 'Off-Topic' zuzuordnen ist.
Die MAD MAX-Trilogie: Eine Retrospektive
Teil 4 von 3
FURY ROAD
(Vorsicht: Enthält Spoiler!)
Es ist soweit! Endlich ist "Mad Max: Fury Road" im Kino gestartet und das lange Warten auf den Film hat ein Ende. Mit einem Budget von 150 Millionen Dollar kreierte George Miller ein gigantisches Pulverfass an Action, kreativen Einfällen und wunderbarer Cinematographie, dass er in jeder Minute der knapp zwei Stunden Laufzeit kontinuierlich verschießt. Tatsächlich geriet dieses Spektakel bei meiner ersten Sichtung derart anstrengend, dass ich schon überfordert war von all den zügig geschnittenen Verfolgungsjagden und Fahrzeugkarambolagen. Doch meine Zweitsichtung hat vieles davon ausgebügelt, wenn auch nicht alles, und eine Drittsichtung ist bereits geplant, auf die ich mich erneut verdammt freue.
Das Beeindruckende an George Millers Handwerk ist einmal mehr sein Gespür für visuelles Storytelling. Ausgestattet mit einer schieren Fülle an Details und mit nur wenigen Worten wird hier eine gleichsam farbenfrohe wie auch ungemein düstere Postapokalypse entworfen. Denn die Welt von "Mad Max: Fury Road" liegt im Sterben und seine Zeichen finden sich sowohl im Zerfall der Landschaft als auch in den zunehmenden Gebrechen seiner Bewohner. Fruchtbares Grünland verwandelt sich in Ödnis, Wasserquellen sind vergiftet und gigantische Stürme bezeugen, wie ungemein lebensfeindlich diese Welt geworden ist. Die Bewohner der Citadel, welche von Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne) regiert werden, leiden an allerlei Gebrechen und Verkrüppelungen. Seine War Boys sind fast allesamt durch seltsame Geschwüre am Hals gezeichnet und brauchen hin und wieder frisches Blut, dass sie von ihren Gefangenen abzapfen. Darüber hinaus mangelt es vor allem an gesunden und fruchtbaren Frauen, welche das Überleben dieser archaischen Gesellschaft gewährleisten können. Überall finden sich Zeichen des Verfalls und des Todes; doch anstatt mit Lethargie darauf zu reagieren, verfallen die Menschen in rasende Wut, animalische Überlebensinstinkte und todesverachtenden Wahnsinn. Und von all dem erzählt der Film bereits in den ersten 10 bis 20 Minuten. Die Art, wie "Fury Road" sein Setting und seine wichtigsten Figuren etabliert, gerät schnell und effizient in Bildern, die dicht mit Informationen für den Zuschauer sind. Die Welt mag vielleicht nicht immer Sinn machen, doch das Gemälde, welches Miller hier zeichnet, ist eindrucksvoll, mitreißend gefilmt und voll mit Subtexten.
Sobald diese kurze Einführung in das Setting abgeschlossen ist, fackelt der Film nicht lange und geht sofort zur Action über, die sodann auch ersteinmal gar nicht aufhören will. Gleich zu Beginn gibt Miller Vollgas und liefert wunderbar gefilmte Actionszenen mit einem riesigen Anteil an praktisch realisierten Effekten. Explosionen, Zertrümmerungen und wilde Kamerafahrten liefern so ziemlich die greifbarsten und wildesten Kämpfe und Vefolgungsjagden seit Jahrzehnten. Der Wow!-Effekt ist dabei enorm und man kommt unmöglich aus dem Staunen heraus. Das einzige, was ich hier etwas schade finde, ist dass die schnelle Inszenierung die Crash-Sequenzen meistens nur für einen kurzen Moment zeigt. Es gibt kaum etwas schöneres, als ausführlich gefilmte Zerstörungsorgien, in denen man genussvoll mit ansehen kann, wie alles auseinanderfliegt. "Fury Road" jedoch hat einen enorm schnellen Rhytmus und lässt den Zuschauer meistens kaum Zeit, die einzelnen Verwüstungen so richtig zu genießen. Auch sind im Vergleich zu "The Road Warrior" die hier zu sehenden Actionszenen weniger durch Spannung und sich langsam aufbauende Antizipationsmomente gekennzeichnet, die sich in einem kurzen hitzigen Moment entladen, sondern sind vielmehr visuell bestechend dadurch, dass praktisch ständig etwas auf eine möglichst spektakuläre Art und Weise passiert. Es ist sicherlich Geschmackssache, was von beidem man lieber mag. Meine persönliche Lieblingssequenz in "Fury Road" war daher auch die Sequenz, in welcher Max (Tom Hardy) und Furiosa (Charlize Theron) langsam auf den Canyon zusteuerten, während sich von allen Seiten die Kriegshorden aus Gastown, der Bullet Farm und der Citadel langsam näherten. Hier pulsierte die Situation förmlich vor Spannung und entlud sich schließlich in einer Verfolgungsjagd, in welcher der sehr gute Soundtrack von Junkie XL zu seiner Höchstform auflief.
Das einzige, wenn auch nicht allzu sehr ins Gewicht fallende Element von "Fury Road", über dass ich gespaltener Meinung bin, ist seine Handlung. Zumindest bei meinen bisherigen beiden Sichtungen hatte ich Schwierigkeiten, so richtig mit Max und Furiosa mitzufiebern. Zwar haben diese Figuren ebenso wie der von Nicholas Hoult gespielte abtrünnige War Boy eine Art Entwicklung, die sie im Laufe des Films durchmachen, allerdings erschienen mir bei der schieren Masse an Actionszenen die Charaktermomente des Films ein bisschen zu sporadisch. Ein paar mehr 'Bonding Moments' zwischen den Charakteren (nicht im SM-Sinne verstehen) oder auch ein paar schweigsame Szenen, die mir vermitteln, was der Tod seiner Tochter für Max oder das Grünland für Furiosa bedeutet, hätten mir vielleicht geholfen, mich emotional stärker mit den Hauptfiguren anzufreunden. So jedoch kommt etwa die Dialogzeile von Max darüber, wie Hoffnung sinnlos ist, wenn man vergeblich versucht, etwas kaputtes zu Reparieren, irgendwie aus dem Nichts. Auch die angesprochenen Themen von Erlösung oder Rache wirken eher in den Film hineingeworfen als wirklich entwickelt. Miller verfolgte hier wahrscheinlich eine ähnliche Formel wie bei "The Road Warrior": Nämlich durch wenige, aber speziell gewählte Charaktermomente eine möglichst große Wirkung zu erzeugen. Wirklich erklären kann ich es nicht, aber bei seinem Klassiker aus dem Jahr 1981 funktionierte diese Mischung, ich bekam Gänsehaut und fieberte ungemein mit den Figuren mit, wenn sie in Gefahr waren. Bei "Fury Road" hatte ich diesen Eindruck bisher nicht. Jedoch hatte ich bis jetzt Schwierigkeiten, den Film richtig einzuschätzen, sodass vielleicht eine dritte Sichtung noch ein bisschen mehr gerade biegen wird.
Trotz dieses persönlichen Mankos (sowie einer handvoll Kleinigkeiten, die mich hier und da etwas verwunderten) handelt es sich bei "Mad Max: Fury Road" um einen nahezu einzigartigen und visuell schlicht atemberaubenden Film, der ungeachtet seines riesigen Aufwandes irgendwo zwischen Exploitation-Kino, B-Movie und Pulp Fiction angesiedelt ist und durch diese ruppige, wilde, nahezu vollkommen auf das Action-Genre bezogene Qualität einen ganz eigenen, einzigartigen Charme entwickelt. Die Roheit der Bilder aus den ersten beiden "Mad Max"-Filmen mag zwar nicht mehr da sein, doch ist "Fury Road" nach wie vor stimmig und macht das alles durch seine enorme Kreativität und seine gelungene Over-the-Top-Inszenierung locker wieder wett.
(Vorsicht: Starke Spoiler!)
Was für ein bizarrer Mindfuck war das denn bitteschön?!
"Der Rasenmähermann" erzählt von der gefährlichen Kraft der Zukunftstechnologien Internet, Videospiel und Cyberspace. Aus einem gutmütigen, geistig zurückgebliebenen Jobe (Jeff Fahey) wird per Hirn- und Aggrotherapie eine Marvelfigur, die per Gedankenkraft seinen Rasenmäher auf kinderprügelnde Väter loshetzt. Allerdings ist es damit nicht genug. Genau genommen muss die ganze Welt - irgendwie - in ein Cyber-Paradies umgewandelt werden und da alle Analogmenschen - irgendwie - mit diesem virtuellen Spielplatz verbunden sind, droht - irgendwie - die Ausrottung oder Versklavung der Menschheit. Und dieses völlig sinnfreie Finale des Streifens ist nur die Spitze des Eisbergs; "Der Rasenmähermann" wird spätestens ab der Hälfte völlig irrwitzig und trieft geradezu vor logischen Schwächen und Unsinnigkeiten.
Das Ergebnis ist jedoch überraschend faszinierend. Der Film versprüht einen B-Movie-Charme und wirkt ein wenig wie eine "Akte X"- oder "Outer Limits"-Episode. Das Thema, welches Hirnforschung und Cyberspace miteinander verbindet, ist trotz der kruden Inszenierung zumindest in Ansätzen interessant. Vor allem aber ist "Der Rasenmähermann" gerade in seiner ersten Hälfte herrlich lustig; nicht nur regt der Einstieg mit einem quasi "Unreal Tournament" spielenden Affen, der schließlich aus seinem Käfig ausbricht und in Ego-Shooter-Manier aus dem Forschungskomplex entkommen möchte, so richtig schön das Zwerchfell an. Auch Jeff Fahey liefert in seiner Darstellung eines geistig Zurückgebliebenen eine erinnerungswürdige Leistung. Beim Anblick, wie tüchtig er den Rasen mäht, kommt man aus dem Schmunzeln kaum raus. Auch die als Spielkonsolen umfunktionierten Betten, die anscheinend von Poltergeistern angetrieben werden, sind einfach nur putzig. Vor allem aber sind es die frühen CGI-Effekte aus dem Jahr 1992, die selbst nach "Terminator 2" schon veraltet erscheinen mussten, welche hier in den abgefahrensten und bizarrsten Formen Anwendung finden. "Der Rasenmähermann" wäre eigentlich ein eher langweiliger Film, doch die Art, wie er mit immer neuen abstrusen Einfällen im 3-D-Animationsgewand aufwartet, welche herrlich an ältere Videospiele und ihren Rendersequenzen erinnern, verlieh mir beim Schauen immer wieder Stöße, die mich am Geschehen interessiert hielten.
Und die Szene mit dem enthusiastischen und sich stilvoll durch die Luft bewegenden Rasenmäher ist einfach toll:
https://www.youtube.com/watch?v=oBkNZwm4Bb8
(Achtung: Enthält Spoiler!)
"The Babadook" ist ein Horrorfilm. Punkt!
Er ist - entgegen so mancher Stimmen - nicht ausschließlich ein Psychodrama über eine geistig zerrütete Frau, deren Umstände sie immer mehr zusetzen. Es wird ausgiebig Atmosphäre aufgebaut, es gibt Schockeffekte, eine unheimliche Soundkulisse, sowie Szenen, in welchem die Nerven des Zuschauers zum Zerreißen gespannt sind. Allerdings wünschte ich mir, der Film würde seinen, im Vergleich zu anderen modernen Genrevertretern, leicht gedämpften Spuk ein wenig zurückfahren und gleichzeitig die psychologischen Aspekte von Amelia (Essie Davis) und Samuel (Noah Wiseman) ein bisschen klarer und pointierter herausarbeiten.
Ich musste beim Sehen von "The Babadook" gelegentlich an "A Tale of two Sisters" denken; gewisse Ähnlichkeiten bestehen bei beiden Filmen (allerdings nicht in Hinblick auf ihre Auflösung). Im Gegensatz zu Kim Jee-Woons Schauerstück geht diese australische Independant-Produktion weitaus aggressiver vor, was seine Bildsprache angeht. Die Befindlichkeiten der Hauptfigur werden nämlich audiovisuell sehr bestechend umgesetzt. Schlafmangel, Frustration, unterdrückter Zorn und nicht enden wollender Stress werden filmisch übersetzt in ruppige Schnitte, ein fast schon unnachgiebiges Springen von Szene zu Szene, Unschärfeeffekte und eine irritierend intensive Darstellung des in die Innenräume einfallenden Sonnenlichts. Auch das hyperaktive und schwer kontrollierbare Verhalten des 6-jährigen Samuel wird auf eine Art und Weise dargestellt, welche dem Nervenkostüm des Zuschauers kräftig zusetzt. (Wer also keine nervigen kleinen Kinder in Filmen sehen kann, sollte lieber gleich einen großen Bogen um diesen hier schlagen). Es wäre ein leichtes, die Probleme von Amelia quasi von außen zu zeigen, sodass der Zuschauer Mitleid mit dieser Figur hat; stattdessen macht "The Babadook" die Frustration, Irritation und verzerrte Wahrnehmung dieser Frau äußerst spürbar. Diese filmischen Mittel, welche ich in anderen Horror-Vertretern eher störend empfinde, wirken hier sehr sinnhaft und zogen mich zumindest während meines Kinobesuchs regelrecht in den sich langsam steigernden Wahnsinn Amelias hinein.
Was mich jedoch irritierte, war vor allem die thematische Unterebene. Amelia hat mit praktisch allen möglichen Problemen zu Kämpfen: Sie ist eine alleinerziehende Mutter, ihr Ehemann starb kurz vor Samuels Geburt bei einem Autounfall, ihr Sohn verhält sich sonderbar und aufmerksamkeitsbedürftig, ihr Job ist schwierig und unbefriedigend, Finanzprobleme bestehen ebenfalls, sexuelle Frustration wird hier und da ebenfalls angedeutet und schließlich treibt die gesamte Lage sie immer weiter in die Isolation. Hier werden reihenweise Fässer aufgemacht, die prall gefüllt sind mit diversen Ängsten. Meine Frage an den Film lautet sodann: Inwiefern hat das Alles mit dem Auftauchen des titelgebenden Monsters zu tun? Repräsentiert er irgendwas davon oder gar alles? Ist er eine Manifestation ihres voranschreitenden Wahnsinns oder unterdrückter Schuld- und Zorngefühle? Was genau der Babadook im Film repräsentieren soll, ist entweder äußerst schwammig oder scheint immer wieder zu wechseln. Im Endeffekt bedeutete er für mich eigentlich nur noch folgendes: Ein Monster, welches ohne großes Motiv eine Mutter und ihr Kind quält. Das ist irgendwie schade, denn mit einer etwas präziseren Ausarbeitung im Drehbuch hätte es hier einen klareren Konflikt gegeben, welcher zu einem brillianten Film geführt hätte, der sowohl als Handlung wie auch als Metapher funktioniert hätte.
Die finale Konfrontation fand ich schließlich sehr billig und enttäuschend; es wirkt wie das typischste, abgegriffenste Ende, welches man sich für einen Film dieser Art einfallen lassen könnte und scheint gerade mit Hinblick auf die psychologischen Elemente der beiden Hauptfiguren eher lächerlich. Und dass Samuel in der letzten halben Stunde einen auf 'Kevin Allein Zuhaus' macht, wirkt angesichts der Horrorfilmthematik ein wenig befremdlich. Was aus dem Babadook am Ende jedoch wird, fand ich zumindest nett und ließ mich schmunzeln.
Im großen und ganzen empfand ich "The Babadook" als einen netten, ambitionierten Film, dem jedoch ein bisschen mehr Fokus im Drehbuch gut getan hätte. Die audiovisuelle Gestaltung gefällt mir und kreiert eine ganz eigene Wirkung. Es gibt zudem jede Menge Gänsehautmomente, auch wenn es mir am Ende mit dem Perma-Spuk und dem Aneinanderreihen von völlig wahnsinnigen Szenen ein wenig zuviel wurde. Könnte besser sein, jedoch habe ich den Kinobesuch zu keinem Zeitpunkt bereut.
(Vorsicht: Enthält Spoiler!)
Wahrscheinlich hat "Stagefright" eine so hohe Wertung gar nicht verdient, aber ich kann einfach nicht anders. Ich habe diesen italienischen Schundstreifen vollkommen in mein Herz geschlossen. Mir kommt es zwar so vor, als handele es sich hier um ein Ausnahmewerk im Genre, da der Film sein Slasher-Formular recht geschickt mit einem Subtext über Kunst und Wahnsinn unterfüttert, aber diesen kann man genauso gut für prätenziös und substanzlos halten, da im Kern eigentlich nur die üblichen und teilweise recht platten Klischees bedient werden.
Um eine Sache also erst einmal klar zu stellen: "Stagefright" ist in seinem Aufbau vollkommen identisch mit jedem x-beliebigen Slasherfilm. Im ersten Drittel werden eine Gruppe von Opferlämmern mit Minimalpersönlichkeit eingeführt sowie (in diesem Falle wortwörtlich) die Bühne geschaffen für das folgende Gemetzel. Im zweiten Drittel bringt der Killer sämtliche Opfer nach und nach zur Strecke. Und im letzten Drittel schließlich tritt das 'Final Girl' auf den Plan und stellt sich dem Mörder. Von diesem Formular weicht der Film in keiner Weise ab.
Was also macht Micheal Soavis kleines Regiedebüt für mich so besonders?
Ersteinmal: Der Killer trägt eine Eulenmaske. WIE.GEIL.IST.DAS.DENN!!! Das ist mit Abstand die coolste Killersau aller Zeiten, einfach nur, weil er diese tolle Federklamotte auf dem Haupt trägt. Und was er schließlich mit all den Opfern im Film macht, ist zudem einfach nur irre und sieht ziemlich cool aus.
Darüber hinaus wirkt das Theatersetting schön dreckig und heruntergekommen, was zugleich wie ein schöner Kontrast zu der überaus künstlich wirkenden Präsentation des Bühnenstücks und seiner Darsteller wirkt. Soavi inszeniert den Film mit einer ordentlichen Kameraarbeit und atmosphärischen Bildern, die den Schauplatz sowohl wild und bunt als auch düster und unheimlich erscheinen lassen. Die Gore-Effekte wirken selbst heute noch recht ordentlich und die Morde sind mitunter enorm fies, sodass ich bei zumindest einer Szene noch immer zusammenzucken muss (Stichwort: Schlagbohrer). Auch die Musikuntermalung gibt dem Film eine wunderbare Stimmung. "Stagefright" mag vielleicht nicht der unheimlichste aller Slasher sein, aber wenn der Killer mit der Eulenmaske die Hauptfigur Alicia (Barbara Cupisti) würgt und man dazu dynamische 80er Jahre Rockmusik zu hören bekommt, entwickelt das Alles seinen ganz eigenen Charme.
Schließlich jedoch finde ich interessant, was der Film mit seinem Setting macht. Die Theaterbühne wird geschickt als Schauplatz benutzt, um mit den Ebenen von Fiktion und Wirklichkeit zu spielen. Der Regisseur des Stücks entspricht zwar dem Klischee eines narzistischen Arschlochs, doch sein Vorhaben, mit Sex und Gewalt das Publikum zu provozieren, sowie sein Streben nach der möglichst authentischen Wirkung einer Szene gipfelt in einem wunderbar makaberen Höhepunkt. Über den Umweg einer Theateraufführung blickt dieser Slasherfilm in gewisser Hinsicht auch ein wenig auf sich selbst und wirkt dabei recht verspielt. Das hebt "Stagefright" deutlich ab von den meisten seiner Genrekollegen, bei denen häufig kaum etwas anderes angesagt ist, als auf den nächsten Kill und die nächste Suspense-Sequenz zu warten.
Zugleich ist dieser Film allerdings auch recht albern. Da werden zu Zwecken des Comical Relief immer wieder Gespräche zwischen zwei Polizisten gezeigt, die vor dem verschlossenem Theater Wache halten. Die deutsche Synchro hat zudem ein etwas tuntig wirkendes Mitglied des Ensembles... sagen wir mal... für die damalige Zeit sehr typisch vertont. Auch die Figur des Managers ist unfassbar platt und stereotyp, leider aber nicht auf eine Art, die lustig wäre. Stören tut mich das mittlerweile nicht mehr. Im Gegenteil: Die leicht unbeholfene Art des Films spielt einen knuffigen B-Movie-Charme aus, der mich schmunzeln lässt.
Genaugenommen handelt es sich also um ein nett gemachtes Billigfilmchen, das heute wohl kaum noch jemandem hinter dem Ofen hervorlocken dürfte, doch mir gefallen sowohl die bizarren Bilder, die dynamisch wirkende Inszenierung, sowie die Gestaltung der Sets und des Killers. Zu Beginn wirkt "Stagefright" noch ein wenig trocken, doch in der Mitte und überraschenderweise gerade gegen Ende, wo bereits alle Opferlämmchen flach liegen, sorgt der Film sowohl für eine wunderbare Spannung als auch für eine tolle Stimmung. Trotz "Halloween", "Nightmare on Elm Street" und "Scream": Dieser rohe, kleine Rabauke von einem Schlitzer-Streifen ist mein Genreliebling.
Vielleicht waren es die Umstände, aber selbst beim Vorspulen wurde der Film irgendwann unerträglich. Ist kein "Survival of the Dead" und hatte zu Beginn ein paar nette Witze und Stunts, doch der Film bewegte sich in einem gefühlten Takt, welcher dem Einnehmen einer Schlaftablette gleicht. Vielleicht irgendwann nochmal 'ne Chance geben. Wenigstens weiß ich aber nun, woher Micheal Bay seine Idee für die erste große Autoverfolgungsjagd in "Bad Boys II" hergenommen hat.
(Vorsicht: Enthält Spoiler!)
Da gibt es so'nen Typen, mit dem ich mich oft über Filme unterhalte. Jedes Mal, wenn wir über das Hong-Kong-Kino von John Woo reden, teilt er mir mit, dass die Filme dieses Regisseurs zwar großartig wären, dass man sie jedoch in keiner Weise ernst nehmen könnte, während ich dagegen halte, dass das Over-the-Top-Acting, die übertriebenen Shootouts und das völlig übersentimental inszeniertes Drama zwar recht gewöhnungsbedürftig sind, aber noch keinen Grund darstellen, das Alles völlig auszulachen. Mit "The Killer" habe ich heute allerdings spontan beschlossen, einen Feldtest durchzuführen. Zweimal sah ich mir den Film an: Einmal im vollen Entschluss, ihn ernst zu nehmen, und einmal mit einem deutlich lockereren Gemüt, welches auch für ein Erlebnis der trashigeren Art offen ist. Das Resultat dieses Versuchs offenbarte mir, dass es zumindest im Falle von "The Killer" besser ist, wenn man amüsiert auf seine unfreiwillig komischen Aspekte schaut und zwischendurch herzhaft über den Film lachen kann. Schließlich verlangt dieser Streifen von mir, zu akzeptieren, dass sich seine Hauptfiguren mit 'Dumbo' und 'Mickey Maus' ansprechen.
Was Hong-Kong-Actionfilme anbelangt, so hege ich die Vermutung, dass sie häufig zwei Extreme miteinander verbinden: Nämlich dass sie einerseits unglaublich zynisch sind, und andererseits überaus gutmenschlich daherkommen. Sie konfrontieren den Zuschauer auf der einen Seite mit einer schier unvergleichbar hohen Menge an Leichen und Blut; auf der anderen Seite jedoch werden diese epischen Gemetzel gerade im Namen der Liebe, Freundschaft und Ehre begangen. So abgeklärt und bedeutungslos der Tod menschlichen Lebens im Film erscheint, so naiv-aufdringlich wird zugleich an das Gute im Menschen appelliert. Und vermutlich vermag es kein anderer als John Woo, diese zwei gegensätzlichen Elemente derart auf die Spitze zu treiben. Und "The Killer" ist ein idealer Film, der genau dies veranschaulicht.
Denn John Woos drittes "Heroic Bloodshed" nach den ersten beiden "A Better Tomorrow"-Filmen ist in Sachen Handlung und Drama mitunter schwer auszuhalten. Einerseits macht der Plot so einige großzügige Sprünge in der Handlung. So kommt Detective Li (Danny Lee) etwa auf die Spur des Killers Jeffrey (Chow Yun-Fat), in dem er sich den Vorfall einer Schießerei in einer Bar näher anschaut und ohne weiteres feststellt, dass seine Zielperson auch dort für das Massaker verantwortlich sein musste, weil eine Frau dabei verschont worden ist? Und Johnny Weng (Shing Fui-on), der große Bösewicht des Films, fordert den Tod des Killers, weil er eventuell der Polizei etwas verraten könne, obwohl dieser keinerlei Ahnung hat, wer ihn überhaupt für die Ermordung des Politikers beauftragte? Schlimmer noch: Jeffs engster Freund und Vermittler Sydney (Kong Chu) kehrt auch dann immer noch zum Triadenboss zurück, obwohl er längst auf dessen Abschussliste steht?
In Sachen Drama hingegen präsentiert uns "The Killer" mit einer Liebesgeschichte zwischen der Hauptfigur und einer erblindeten Sängerin (Sally Yeh), deren Rolle zur Hälfte darin besteht, hysterisch zu reagieren und um Hilfe zu schreien. Besonders befremdlich aber geriet eine Szene, in welcher Detective Li über seine Begegnung mit dem Killer erzählt: Seine Augen funkeln und sind in die Ferne gerichtet, die Kamera fährt langsam näher an sein Gesicht und er zeigt sich darüber beeindruckt, wie wenig "abgebrüht" und wie "leidenschaftlich" dieser Mann doch ist. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, der liebe Inspektor hat sich gerade in den Killer verliebt. Die Filmsprache vermittelt es mir zumindest so. Das gesamte Freundschaftsmotiv, welches im letzten Drittel in beeindruckend naiven Dialogen betont wird, ist derart sentimental und hemmungslos in den Film eingebaut, dass es auf mich wie ein ungewollt homoerotischer Unterton wirkt.
Die Gesamtmischung schließlich sorgt für einen Film, der mir so bizarr erscheint, dass ich Schwierigkeiten habe, mich wirklich emotional in die Geschichte einzufühlen und von seinem tragischen Ende mitgerissen zu werden. Je weiter die Laufzeit voranschreitet, desto mehr Szenen setzen sich mir als Ballast zu, die gefühlsmäßig einfach nicht funktionieren, sollte ich versuchen, das Gesehene ernst zu nehmen. Und genau aus diesem Grund hilft es vielleicht, wenn man so manche Stellen des Films einfach mal dazu benutzt, um herzhaft über ihn zu lachen. So gelingt es mir dann auch, den angestauten, seltsamen Eindruck, den dieser Streifen mit zunehmendem Schauen hinterlässt, aus dem Kopf zu pusten. Dann kann es schon einmal lustig sein, wenn Jeffrey einen am Boden liegenden Taschendieb mit einer Mülltonne bewirft. Auch so manche Dialogzeilen erhalten somit einen eher heiteren Charme:
"Warten sie! Er ist mein bester Freund."
"Bester Freund? Schwachsinn!!!"
oder
"Hey, Dumbo! Ich brauch' noch Nachschub!"
Und wenn man sich bei all dem Freundschaftsgerede im Kopf einmal vornimmt, das Wort 'Freund' durch 'Liebhaber' zu ersetzen und die entsprechenden Dialoge als Flirten zu interpretieren, dann wird einem auf einmal eine ganz neue Dimension am Film bewusst.
Was die Action des Films anbelangt, so ist diese wunderbar in Szene gesetzt. Insbesondere im sehr langen Finale brennt förmlich der Bildschirm bei all den Zeitlupeneinstellungen, Kugeleinschlägen, zersplitterndem Holz und platzenden Blutbeuteln. Insbesondere aber eine Actionsequenz in der Mitte des Films empfand ich als besonders mitreißend. Wenn Jeffrey von seinem engsten Freund verraten wird und kurz darauf eine Schießerei in seiner Wohnung entbrennt, so ist diese ein perfektes Ausdrucksmittel für die innere Wut, die er in diesem Moment gerade spüren muss. Zwar gibt es eine ganze Menge von Actionsequenzen im Film (und eine weniger wäre mir auch recht gewesen), aber zugleich gibt es ebenfalls immer wieder Ruhephasen, in denen man verschnaufen und das erhitzte Gemüt abkühlen kann.
Alles in Allem ist "The Killer" ein sehr unterhaltsamer Film. Zumindest für mich war es besser, ihn nicht durchgehend ernst zu nehmen, auch wenn dies bedeutete, dass ich seine emotionaleren Aspekte zum Teil dem Gelächter geopfert habe. Auf diese Art und Weise fielen so manche Passagen weit weniger schmerzhaft aus.
(Vorsicht: Spoiler)
Ich habe "Total Recall" nun zum schon dritten Mal gesehen und auch wenn ich sagen muss, dass diese Sci-Fi-Action-Splatter-Schlacht mich durchaus unterhalten hat, so bin ich mit ihr doch nie so richtig warm geworden.
Die Prämisse von Verhoevens zweitem großen Hollywoodfilm nach "Robocop" ist zunächst einmal sehr einladend. Wie auch in "Basic Instinct" spielt "Total Recall" mit der zunehmenden Verunsicherung des Zuschauers. Sind Quaids (Arnold Schwarzenegger) Abenteuer auf dem Mars nur ein Extremurlaub in Form einer implantierten Erinnerung oder tatsächlich real? Oder handelt es sich gar um eine Fehlfunktion, wie es die Figur Dr. Edgemar (Roy Brocksmith) in der Mitte des Films nahelegt, durch welche Quaid die Ereignisse wild herbeifantasiert und dabei sein Gehirn stückweise zu Tode brennt? Der Film schlägt diese Konzepte vor und verstreut brav über die ganze Handlung hinweg kleine Krümel, die immer wieder Fragen bezüglich der Wirklichkeit des gezeigten Spektakels aufzeigen. Witzig etwa, wie Quaid zu Beginn in einer U-Bahn die Werbung zum Urlaubmachen durch implantierte Erinnerungen entdeckt, nach dem 'Unfall' allerdings in derselben U-Bahn für einen wirklichen Urlaub im All geworben wird. Der größte Brocken, an dem der Film seine Doppelbödigkeit untermalt, ist mir peinlicherweise erst nach dem Gespräch mit einem Kumpel bewusst geworden: Gerade die Tatsache, dass "Total Recall" ein völlig überzogenes, bluttriefendes, teilweise haarsträubend hanebüchenes Over-the-Top-Actionspektakel ist, macht eigentlich erst den Reiz der hier vorgestellten Idee aus. Anfang der 90er war die fiktive Wirklichkeit in Action-Blockbustern, insbesondere mit Schwarzenegger und Stallone in der Hauptrolle, derart überzogen, dass die Idee, in einem solchen Universum mit derartigen Konventionen eine Aufspaltung zwischen der Realität und einer noch übertriebeneren Gewaltphantasie zu machen, einfach komplett irre ist. Wie Paul Verhoeven hier mit dem Genre spielt, ist ehrlich gesagt ziemlich witzig und hintersinnig; schließlich machen ja auch die Zuschauer für zwei Stunden Urlaub, um sich Erinnerungen in Form eines Kinofilms auf der großen Leinwand implantieren zu lassen.
Jedoch muss ich sagen, dass für mich das große Fragespiel, welches hinter dem Film steckt, durch einige Schönheitsfehler deutlich geschmälert wird. Denn wenn es sich tatsächlich um eine implantierte Erinnerung handelt, welche Quaid sämtliche Erlebnisse künstlich zuführt, dann dürfte sich eigentlich nichts außerhalb seines Sinnesaparats abspielen. Die Hauptfigur muss praktisch von allem Zeuge sein, was man im Film sieht und erlebt. Ich kann mir ein paar Ausnahmen vorstellen, in denen der Film dieses Element lockern dürfte, etwa indem er dem Zuschauer einen großen Shot über die Landschaften des Mars zeigt oder um die Action-Szenen etwas spannender zu gestalten. Doch wenn sich Cohaagen (Ronny Cox) und Richter (Micheal Ironside) in einer Szene unterhalten, in welcher Quaid überhaupt nicht anwesend ist, muss ich mich doch wundern, inwiefern hier der Idee der Simulation nicht widersprochen wird. Handelt es sich bei den Figuren etwa um KI-Programme, von denen eines sogar anfängt, über den Tod seiner Frau zu brüten. Wurden diese Szenen in die Simulation miteinprogrammiert, gleichwohl sie nichts mit Quaids 'Urlaub' zu tun haben? Wenn ich streng wäre, würde ich sagen, dass das ein klarer Hinweis dafür ist, dass die Hauptfigur, in seinem fiktiven Universum, sich nicht in einer Traumwelt befindet; aber ich kann mir nicht vorstellen, dass "Total Recall" das beabsichtigt. Andere Filme, bei denen am Ende herauskommt, dass sich die Hauptfigur das Geschehen nur eingebildet hat, sind enorm vorsichtig damit, was sie dem Zuschauer auf welche Art und Weise zeigen; bei "Total Recall" wird das für meinen Geschmack deutlich zu locker genommen.
Was mich zudem stört, ist dass die Handlung des Films mit seinen Rebellen, Doppelagenten und Doppeldoppel-Agenten, übernatürlich begabten Ekelmutanten und schließlich noch außerirdischen Terraforming-Anlagen zwar überaus bizarr ist und immer wieder einen draufsetzt, doch im Endeffekt ziemlich unspannend daherkommt. Wenn man den doppelten Boden mal kurz außer Acht lässt, ist die hier erzählte Geschichte unglaublich platt und unspannend, mit stereotypen und langweiligen Figuren und dem immergleich ablaufenden Stakkato zwischen blutigen Ballereien, Ekelszenen und anschließendem Ortswechsel, wo alles wieder von vorne los geht. Mag ja sein, dass das alles als eine Art Parodie auf Actionfilme der 80er beabsichtigt ist; aber eine langweilige Handlung wird durch das Bewusstsein dessen auf Seiten der Macher und ein Gimmick, das mit Traum und Wirklichkeit spielt, nicht automatisch spannender. Mit Ausnahme vielleicht von Arnies markantem Auftreten waren mir sämtliche Figuren im Film egal; dasselbe gilt für die Rebellen und Mutanten, welche langsam ersticken. Abgesehen von der visuellen Wucht des Films war mir nahezu alles, was sich in der Welt abspielte und worum es dort ging, komplett schnuppe. Auch schien es zumindest in meinem Seherlebnis so, als würde die philosophische Fragestellung immer wieder hinter der schieren Masse an Ballereien verschwinden.
Die Inszenierung selbst beweist mal wieder, dass Paul Verhoeven ein unvergleichbares Talent dafür besitzt, Szenen auf den Punkt und mit einer enormen Dynamik zu inszenieren. Und seine Vorliebe für Blut, eklige Effekte und cartoonhaft überzogene Gewalt ist in "Total Recall" deutlicher zu erkennen als in jedem anderen seiner Filme. Dass er es versteht, das ganze mit einer Lockerheit und Geschmeidigkeit auf die Leinwand zu bringen, passt zudem zu seinem Hauptdarsteller. Ich kann mir wirklich niemand anderen als Arnold Schwarzenegger vorstellen, der durch diese aufwändigen Kulissen läuft und seine cheesigsten One-Liner vom Stapel reißt. Die Mischung gefällt und sorgt über weite Strecken für kurzweiliges Spektakel-Kino... wird zum Ende hin allerdings ermüdend. Im Endeffekt hatte ich den Eindruck, dass es deutlich zu viel vom immergleichen wurde. Die schiere Inflation an platzenden Blutbeuteln sorgte bei mir seltsamerweise dafür, dass die im Film zu sehende Gewalt so harmlos wie in kaum einem anderen Actionfilm wirkte. Wenn eine eigentlich ziemlich morbide Szene, in welcher ein Zivilist als Schutzschild für Dutzende von Kugeln genommen wird, so übertrieben daherkommt, dass es schon wieder lustig ist, geht schlichtweg jedes Gefühl für Gefahr und Spannung verloren. Zudem kommt hinzu, dass die Action-Szenen sich kaum wirklich steigern: Im ersten Drittel werden dutzendweise Goons erschossen und Sharon Stone verprügelt, im zweiten Drittel werden dutzendweise Goons erschossen und Sharon Stone verprügelt und im letzten Drittel werden haufenweise Goons erschossen und verprügelt, während Micheal Ironside eine Armaputation im Fahrstuhl erhält. Natürlich übertreibe ich gerade und tatsächlich gibt es immer wieder Elemente, welche die Action-Szenen ein wenig variieren; das Gefühl bleibt aber dennoch, dass sich der Großteil der Ballereien, Raufereien und Gemetzel eher gleich anfühlt.
Und ab einem bestimmten Punkt hätte ich mir wirklich gewünscht, dass Arnie dem Regisseur am Set gesagt hätte: "Paul, giff these people Ärr!". Ein wenig mehr Ruhe, ein wenig mehr Gefühl für Setting, Atmosphäre und Figuren und die ein oder andere Schießerei weniger hätte "Total Recall" in meinen Augen besser getan. Dieser Sci-Fi-Actioner ist im Endeffekt nicht weniger als ein knapp zweistündiger, visueller Exzess. Das und nichts anderes will der Film sicherlich sein, aber zumindest für mich gerät das Ganze ungefähr ab der Hälfte der Laufzeit so anstrengend, dass ich Schwierigkeiten bekomme, noch so richtig meine Freude an ihm zu haben.
Wow! Ich folge ja der Filmanalyse schon seit einiger Zeit und auch wenn ich meistens eher skeptisch bin oder stellenweise sogar widersprechen muss, liefert die Videoreihe zumindest Ansätze, um über diverse Filme mal nachzudenken. In diesem Marvel-Rant jedoch habe ich den Sprecher noch nie so emotional und empört erlebt. Auch wenn ich von andauernder und überbordernder Polemik sonst nicht viel halte, dass Sentiment dahinter kann ich zumindest verstehen, da die Hysterie rund um das Studio auch mich eher befremdet.
Ich muss allerdings fragen: Wo findet eigentlich gerade das großen Hassen und Verachten jener statt, die dem heiligen Marvel-Kult nicht angehören? Wir haben hier eine deutliche und umfassende Verurteilung der Firma vorliegen; sie müsste doch die wütenden Marvel-Fanboys anziehen wie Scheiße Fliegen. Aber die bisherigen MP-Kommentare scheinen seiner Haltung eher zuzustimmen. Auch sein Youtube-Video stößt auf ähnliche Resonanz und die Negativ-Berwertungen haben wahrscheinlich eher mit Herrn Schmitts Auftreten und seinem anfänglichen Fauxpas zu tun, Marvel nicht von DC unterscheiden zu können. Ich selbst kenne in meinem Bekannten- und Freundeskreis nicht einen fanatischen Marvelanhänger. Die ein- oder andere Person interessiert sich vielleicht für die Filme oder schaut sie sich ab und zu gerne an, aber so richtiges Fanboy-Gehabe ist mir noch nie untergekommen. Hat vielleicht jemand von euch das so erlebt? Ich frage aus reiner Neugier.
(Vorsicht: Enthält massive Spoiler!)
Ich hatte ja keine Ahnung, dass "Shutter" ein Remake zum gleichnamigen thailändischen Film aus dem Jahr 2004 ist. Im Nachhinein wird dann schon deutlich, warum der Film die Probleme hat, die er hat.
Die erste Hälfte des Films bewegt sich dabei auf völlig durchschnittlichem B-Movie-Niveau. Weder Darsteller, Drehbuch noch Inszenierung leisten hier irgendeine Besonderheit, reichen allerdings aus, um die wirklich nette Grundidee einzuführen. Dass die Geister der Hinterbliebenen auf den frisch geschossenen Photos wiederauftauchen und die Lebenden verfolgen, ist ein Element, dass herrlich unheimlich ist, und "Shutter" nimmt sich zumindest zu Beginn die Zeit, dieses Phänomen in der japanischen Kultur zu etablieren. Auch wenn der Plot relativ zügig voranschreitet und wenig Zeit bleibt, um die Atmosphäre des Films zu atmen, kreiert der Streifen alleine dadurch schon einen gewissen Gänsehautfaktor, welcher sich insbesondere in den wohl dosierten und durchaus kreativen Shock-Szenen ausspielt. Die Szene etwa, in welcher Ben aus dem Photostudio taumelt und plötzlich Blut im Gesicht hat, ließ mich all die vorangegangene Durchschnittlichkeit für einen Moment vergessen.
Jedoch beginnt "Shutter", ab der Hälfte der Spielzeit auf den Bullshit-Zug zu steigen und ihn munter bis zum Ende hinabzureiten. Da finden sie die Leiche des Mädchens nach Jahren in ihrem Haus und weder den Nachbarn ist in dieser Zeit irgendein merkwürdiger Geruch, der vom Haus ausgeht, aufgefallen, noch haben sich irgendwelche Steuerbeamten gewundert, warum keine Gelder mehr vom Besitzer des Grundstücks einfließen (es sei denn, in Japan werden keine Grundstücksmieten oder so gezahlt). Die Szenen, in denen sich Bens Freunde umbringen, grenzen an Lächerlichkeit und auch die Sequenz in völliger Dunkelheit, die nur gelegentlich vom Blitzlicht erhellt wird, ließ sämtlichen Anflug von Grusel zerspringen. Darüber hinaus wird das Ganze mit einem Ende gekrönt, welches nach all den Unwahrscheinlichkeiten und gekünstelt wirkenden Szenen so ziemlich überhaupt nicht funktioniert. Zumindest aber die Kleinigkeit, dass die Geisterfrau sich die ganze Zeit an ihn geklammert hat, war ganz nett und ist als Gedanke eigentlich ziemlich creepy. Im Großen und Ganzen entpuppt sich "Shutter" letztendlich jedoch als ein recht lustlos heruntergespulter Horrorfilm mit Asia-Touch. Allerdings hätte ich nun tatsächlich Interesse am Original.