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Alle Kommentare von EddieLomax
BAKER'S HAWK von Lymon D. Dayton lief 1981 in den Kinos der DDR, wo ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Über die Jahre vergessen, kam die Erinnerung zurück als ich kürzlich anfing mich durch die Vita von Clint Walker zu ackern. Das Ergebnis ist Nostalgie pur, nicht nur des Filmes wegen, auch in der Rückbesinnung an das Gemeinschaftserlebnis in der Kindheit, als mein Großvater jeden Sonntag mit mir ins Kino gegangen ist und wir Filme wie diesen ansahen. Ein solches Gemeinschaftserlebnis erfährt auch der zwölfjährige Billy, der im Wald einen verletzten Habicht findet, bei dessen Pflege ihm der alte Einsiedler McGraw (Burl Ives) hilft und ihm in der Folge zeigt, wie man den Raubvogel trainiert. Als Billy's Vater (Walker), ein verarmter Farmer, in Schwierigkeiten gerät, kommt ihm dieses Wissen zu gute. Der größtenteils aus Sicht des Jungen erzählte Film entstand in Utah und bietet schöne Landschaftsaufnahmen, wobei die Dressur-Szenen für Greifvogel-Freunde besonders reizvoll sein dürften. Dabei ist der Familienfilm kein Western im klassischen Sinne, obgleich das Setting eindeutig ist und es z.B. Passagen gibt, in denen ein Lynchmob des Ku-Klux-Klan agiert, wo aus dem Farmer ein Deputy-Sheriff wird, der Konflikte lösen muss und das Farm- und Kleinstadtleben geschildert wird. Vielmehr ist es eine klassische Coming-Of-Age-Geschichte mit Empathie und Liebe zum Detail. Wunderschön.
THE GIRL IN BLACK STOCKINGS ist eine Film Noir Mystery mit interessanter Besetzung um ein Motel Resort in Utah, in dem ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Dabei sieht die Produktion unheimlich gut aus, wurde sie doch am Original-Schauplatz gedreht, der äußerst vorteilhaft in Szene gesetzt wird. Kaum ist der erste Mord geschehen, betritt Sheriff Holmes (!) die Szene und verfügt, dass kein Gast mehr das Gelände verlassen darf, denn jede(r) ist verdächtig. Weitere Morde passieren und erst in den letzten Minuten gibt's die Aufklärung. Das Ensemble ist vielfältig und vor allem in den weiblichen Rollen prominent besetzt, während bei den Männern besonders John Dehner, der den Ermittler spielt, heraussticht. Der Charakterdarsteller gab in unzähligen Western den Bösewicht und darf hier mal im Zentrum der Geschichte agieren, wobei er den eigentlichen Hauptdarsteller Lex Barker fast an den Rand drängt. Im Jahr zuvor standen sich die beiden bereits auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes in THE MAN FROM BITTER RIDGE (Jack Arnold) gegenüber. Regisseur Koch und Barker fanden sich im Folgejahr auf Hawaii für den Thriller JUNGLE HEAT wieder zusammen.
LA POLIZIA INCRIMINA LA LEGGE ASSOLVE von Enzo G. Castellari ist eine wilde Achterbahnfahrt der Emotionen, denn hier ist wirklich alles drin. Ein Regisseur auf der Höhe seines Könnens und Franco Nero, sein Bruder im Geiste mit atemberaubender Peformance in einem knalligen Action-Thriller, der die volle Breitseite des italienischen Genre-Kinos als Mix seiner verschiedenen Spielarten präsentiert und dabei erstaunlich homogen daherkommt, schließlich mitten ins Herz trifft, schonungslos schockiert und zu Tränen rührt. Von der ersten Minute an wird hier Vollgas gegeben und das Pedal ohne Kompromisse bis zum Bodenblech runtergetreten, im vielleicht besten Film des Regisseurs.
YUMA von Ted Post ist der erste von drei Western, die Clint Walker in den frühen Siebzigern für den Fernsehsender ABC drehte. Die anderen beiden waren HARDCASE und THE BOUNTY MAN (beide von John Llewellyn Moxey). In Deutschland wurden nur YUMA und THE BOUNTY MAN veröffentlicht. Im vorliegenden Film kommt Walker als neuer Marshall nach Yuma und wird sogleich in einen Zwischenfall verwickelt, bei dem er einen Mann in Notwehr erschiessen muss. Doch das ist nur der Auftakt für eine Town-Tamer-Geschichte, die sich in ihrer Kürze ziemlich komplex präsentiert. Zum einen gilt es eine Stadt zu befrieden, die ständig von vergnügungssüchtigen Cowboys auf dem Viehtrieb heimgesucht wird, zum anderen muss ein Mord aufgeklärt werden. Daneben spielt die Abstimmung mit dem anliegenden Armeestützpunkt Fort Yuma eine Rolle, damit einhergehend die Versorgung der Indianer in der Reservation, sowie Korruption in den verantwortlichen politischen Kreisen. Viel Stoff also für einen kurzen Film, den Ted Post mit sicherer Hand sortiert, ohne das er überfrachtet wirkt.
THE BOUNTY MAN von John Llewellyn Moxey ist der zweite von zwei Western, die der Regisseur 1972 mit Clint Walker für das ABC-Fernsehformat 'Movie of the Week' drehte und erzählt die Geschichte eines Kopfgeldjägers (Walker), der einen Killer (John Ericson) auf der Flucht mitsamt seiner Freundin (die junge Margot Kidder) festnehmen kann, um ihn beim nächsten Sheriff-Büro abzuliefern. Dabei wird er von einer rivalisierenden Gang (angeführt von Richard Basehart) gejagt, die ebenfalls auf das Kopfgeld aus ist. Der Film startet ziemlich gut, verfällt jedoch auf halber Strecke in die übliche Routine und erreicht dabei nicht die Qualität des Vorgängers HARDCASE vom selben Team, der doch deutlich differenzierter daherkam und somit, bei ebenfalls kurzer Laufzeit mehr zu bieten hatte. Margot Kidder nutzt ihre Screentime hervorragend um sich weiter zu empfehlen, ihr Durchbruch stand kurz bevor und Richard Basehart stiehlt allen die Show, was nicht unerheblich dazu beiträgt, den Film sehenswert zu machen. Erwähnenswert ist noch der Soundtrack der Hippie-Folk-Band The Orphanage, deren Klänge damals einige, zumeist Fernsehfilme veredelten (z.B. RUN SIMON RUN mit Burt Reynolds).
THE KILLING JAR von Mark Young ist ein blutiges Psycho-Thriller-Drama mit guter Besetzung, allen voran Michael Madsen, welches sich unter stetig steigender Spannung in eine völlig unvorhersehbare Richtung entwickelt, die ich so noch nicht gesehen habe. Das clevere Script, ebenfalls von Mark Young, ist auf den Punkt umgesetzt, das reduzierte Setting in einem nächtlichen Diner irgendwo im nirgendwo sorgt für eine kammerspielartige Atmosphäre die es erlaubt, sich voll und ganz auf die Interaktion der ambivalenten Charaktere zu konzentrieren. Eine regnerische Nacht, Bad News im Radio und eine Handvoll Nighthawks, die eine Verabredung mit dem Schicksal haben, genügen dem stilsicheren Neo Noir um einem vermeintlich ausgelutschten Genre neue Seiten abzugewinnen. THE HATEFUL EIGHT von Madsen-Buddy Quentin Tarantino schlug ein paar Jahre später in eine ähnliche Kerbe, doch während jener an seiner monumentalen Lauflänge krankt, kommt diese räudige B-Movie-Variante mit knapp 90 Minuten deutlich dichter und kompakter, aber nicht weniger fies daher.
JUNGLE HEAT von Howard W. Koch ist ein On Location auf Hawaii gedrehtes Dschungel-Abenteuer der unteren Preisklasse und bietet Hauptdarsteller Lex Barker vier Jahre nach Beendigung seiner Tätigkeit als TARZAN erneut die Gelegenheit Tropenluft zu schnuppern. Ausgestattet mit einer reizvollen Prämisse, nämlich der gefahrvollen Situation auf der Insel, unmittelbar vor dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour, wird die Sabotage-Arbeit einer fünften Kolonne zur Zündschnur am Pulverfass der politischen Gemengelage. Mittendrin ein aufrechter Dschungel-Arzt, der zwischen die Mühlen von Spionage-Abwehr und wirtschaftlichen Interessen gerät. Das klingt erstmal aufregender als es am Ende ist, zudem wird weder die Brisanz des Stoffes ausgereizt, noch erlaubt die Produktion größere Sprünge. Doch für das was es ist, bietet der Film solide Unterhaltung auf nicht gänzlich ausgetretenen Pfaden.
THREE HOURS TO KILL von Alfred L. Werker ist eine spannende Mischung aus Whodunnit und Western-Drama, in dem Dana Andrews zwölf Jahre nach dem Meisterwerk THE OX-BOW INCIDENT (William A. Wellman, 1942) erneut Opfer eines Lynch-Mobs wird, der ihn mit der Schlinge um den Hals am nächsten Baum aufknüpft, in der Annahme er sei ein Mörder. Im letzten Moment befreit, gelingt ihm die Flucht, bis er drei Jahre später des Versteckens müde in seine Heimatstadt zurückkehrt, den wahren Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Die Harry-Joe-Brown-Produktion von gehobener Qualität besticht durch ihre dichte Struktur, ist ansprechend gefilmt und hält die Frage, wer nun wirklich der Mörder ist, bis zum Ende offen. Dana Andrews liefert eine starke Vorstellung, während Co-Star Donna Reed etwas zu kurz kommt, wobei das Drehbuch von Roy Huggins (u.a.) dankenswerterweise bemüht ist, nie die offensichtlichsten Wege zu gehen und am Ende durchaus zu überraschen weiß.
Ein Sandsturm in der Dunkelheit. Schemenhaft zeichnet sich eine Silhouette ab. Der Mann betritt die Türschwelle des Holzverschlags, wartet ab. Dann tritt er einen Schritt vor , ins Licht. Wir sehen sein Gesicht. Er sondiert die Lage. Ein Tresen, ein fetter Mexikaner, ein Tisch, zwei Kerle, eine Frau. Erst jetzt geht er hinein, schließt die Tür. Whiskey fordert er, dann kaltes Bier. Beides gibt es nicht, nur warmes Bier. Er nimmt was er kriegen kann. Wie sonst auch. Denn er ist Doc Holliday (Stacy Keach). Auf dem Weg nach Tombstone. Der eine von den beiden Kerlen am Tisch ist Ike Clanton (Mike Witney). Wenige Minuten später spielen sie um die Frau. Wie uncharmant. Doc gewinnt. Er gewinnt immer. Mit der Frau im Schlepptau, Kate Elder (Faye Dunaway) heißt sie, reitet er nach Tombstone. Eine volle Stadt. Eine aufstrebende Stadt. Doc mag Kate und Kate mag Doc. Sie wissen es nur noch nicht. Deshalb trennen sie sich. Sie heuert im örtlichen Puff an, er trifft sich mit dem Freund, der nach ihm geschickt hat. Wyatt Earp (Harris Yulin). Der einzige Mann dem er traut. Aber Wyatt hat sich verändert. Doc merkt es nur noch nicht. Er geht aus alter Freundschaft auf Wyatt's Vorschlag, in Tombstone den großen Reibach zu machen, ein und es dauert auch nicht lange bis er erkennt, wer dem Vorhaben im Weg stehen könnte. Ike Clanton und seine Sippe. Freund Wyatt weiß jedoch wie man derartige Probleme aus der Welt schafft. Indem man sie aus der Welt schafft. Doc ist seinem Freund gegenüber loyal. Ist der einzige den er hat. Und dann ist da ja immer noch Kate, die ihn so mag. Dank seiner Krankheit bleibt ihm nicht mehr viel Zeit sie davon zu überzeugen. So kommt was kommen muss und Tombstone wird zum Schicksalsort für alle Beteiligten.
Mit dem sich vom klassischen Mainstream-Kino abwendenden New Hollywood kam auch die Entmystifizierung geliebter Legenden in die Filme. Alles war Anti, auch der Western. So passt DOC (Frank Perry, 1971) auch ganz gut zu Filmen wie MCCABE AND MRS. MILLER (Robert Altman, 1971), der nur wenige Wochen vor DOC in die amerikanischen Kinos kam. Beides Werke, die sich größtmögliche Authentizität auf die Fahnen schreiben können. Hier ist nichts wie im traditionellen Western. Alle sind abgerissen und schmutzig, jeder Weg ist beschwerlich, niemand taugt zur Identifikation. So wird beispielsweise ausgerechnet Ike Clanton eine der am wenigsten zu kritisierenden Personen in dieser Geschichte. Mag er auch nicht der netteste Kerl von allen sein, bleibt doch gerade sein Handeln völlig nachvollziehbar. Er wird eher zum Opfer der Umstände, während Wyatt Earp, vormals fast immer (Ausnahme HOUR OF THE GUN, John Sturges 1967) einziger strahlender Held und völlig integerer Gutmensch, hier den miesesten Charakter hat. Er ist ein skrupelloser, von Gier zerfressener Kapitalist, der auch vor kaltblütigem Mord nicht zurückschreckt. Harris Yulin spielt ihn mit solcher Hingabe als moralisch völlig verkommenen Machtmenschen, dass er anschließend zumeist in derartig angelegten Rollen besetzt wurde. Der von Stacy Keach gespielte Doc John Holliday taugt ebenfalls nicht unbedingt zur Identifikation. Von Krankheit gezeichnet, mit seinen inneren Dämonen ringend, steht er an der Schwelle zum Tod, auch wenn er sich sichtlich ans Leben klammert für ein spätes kleines Glück mit Kate Elder. In ihm wohnt zumindest eine gewisse Moralvorstellung gepaart mit so etwas wie Ethos, welches seinem Freund Wyatt wohl gänzlich abhanden gekommen ist, worüber sich Doc nur wundern kann. Trotzdem hält er zu ihm. Es wird aber auch mehr als einmal deutlich, das Doc nur aus diesem einen Grund, der gemeinsamen Vergangenheit, zu ihm steht. Denn hin und wieder zeigt er für Clanton und den jungen Kid Verständnis. Als die Lage ausweglos wird, steht er zu seinem Wort obwohl er weiß das es falsch ist. Stacy Keach hatte einige hervorragende Auftritte in jenen Jahren und es ist schon schade, dass es später ziemlich bergab mit ihm ging. Sein Doc bleibt neben seinen Rollen in FAT CITY (John Huston, 1972) und LONG RIDERS (Walter Hill, 1980) eines seiner Karriere-Highlights (wenn man seine preisgekrönten Darstellungen in einigen Fernsehserien unberücksichtigt lässt). Der Star des Filmes war ganz klar Faye Dunaway, die kühle Blonde. So richtig will sie nicht in das Bild der BIG NOSE KATE passen, zumindest was die Größe ihres Riech-Organs angeht. Ihre Darstellung hingegen ist über jeden Zweifel erhaben. Es waren einfach ihre Jahre. BONNIE AND CLYDE, LITTLE BIG MAN, CHINATOWN. Da ist DOC mehr als nur ein Puzzlestück in ihrer Karriere. Wenn es einen Grund gibt, diesen Film zu sehen, dann ist sie es.
Wenn man heute Serien wie DEADWOOD, diese fantastische Auferstehung des Western sieht, weiß man wo die Macher genau hingeschaut haben. Auch dort werden Mythen entzaubert. Trotzdem bleibt die Gemeinsamkeit des Respekts vor der Sache an sich. So würde ich DOC nicht als Anti-Western bezeichnen, denn man nimmt es auch hier mit der Historie nicht so genau, gibt es doch mehrere mittlerweile erwiesene Abweichungen zur Geschichte. Nichtsdestotrotz haben sich solche Abweichungen auch jüngere Bearbeitungen des Stoffes erlaubt. TOMBSTONE (George Pan Cosmatos, 1993) und WYATT EARP (Lawrence Kasdan, 1994) seien hier erwähnt, bei denen mehr darauf geklopft wurde, die "Wahrheit" zu verkünden. Eines stellt DOC bis heute aus allen Versionen heraus. Es ist der einzige Film, in dem die Ereignisse in Tombstone am 26. Oktober 1881, aus der Sicht Doc Hollidays erzählt werden und ich muss mich doch sehr wundern, das es noch immer keinen anständigen Film über sein sehr interessantes Leben gibt. Bis auf diesen. Toller New-Hollywood-Western, der eine gelungene Abkehr von gängigen Genre-Mustern darstellt, zudem superb gespielt.
LOVIN' MOLLY von Sidney Lumet ist ein New-Hollywood-Neo-Western-Drama nach einem Roman von Larry McMurtry (Lonesome Dove), dessen Werke nach dem Erfolg von Peter Bogdanovich's THE LAST PICTURE SHOW Hochkonjunktur hatten. Die ab 1925 im ländlichen Texas spielende, gut vierzig Jahre umspannende Dreiecks-Liebesgeschichte bietet dann auch ein vielschichtiges Dialogbuch vorgetragen von fähigen Darstellern, doch ebenso muss man feststellen, dass sich Lumet in dem Sujet zu keiner Zeit zu Hause fühlt. Zudem krankt der Film neben der uninspirierten Regie an seiner vollkommen belanglosen Kamera-Arbeit und einem austauschbaren Soundtrack ohne jeglichen Wiedererkennungswert. Während Lumet wohl zu der Erkenntnis gelangt sein muss, dass die Nacht, die Stadt und die urbane Gesellschaft sein natürlicher Wirkungspielraum sind, mag man sich gar nicht vorstellen was ein Sam Peckinpah oder Monte Hellman aus dem an und für sich reizvollen Stoff gemacht hätten.
RANCHO DELUXE von Frank Perry (DOC, 1971) ist eine New-Hollywood-Neo-Western-Comedy um zwei Slacker in Montana, die nichts besseres mit sich anzufangen wissen als Vieh zu stehlen, kiffend abzuhängen und die Dorfschönheiten zu vögeln. Irgendwann gibt's natürlich auch Ärger, aber das ist ihnen fast genauso egal, wie alles andere. Eigentlich ist diese Art von Filmen durch die Arbeiten von Richard Linklater und Co. erst in den Neunzigern so richtig auf Gegenliebe gestossen, vielleicht auch gerade weil Jeff Bridges sich hier schon für den Dude vorbereiten konnte, mit dem er in THE BIG LEBOWSKI dem nutzlosen Dasein ein Denkmal setzte. In RANCHO DELUXE gibt's bereits viel Hangout, dialoggetriebene Handlung, absurde Situationen und skurrile Nebenfiguren wie Harry Dean Stanton's verliebten Cowboy oder Slim Pickens' geriatrischen Weide-Detektiv. Der kürzlich verstorbene Jimmy Buffett hat einen Gastauftritt und steuerte den superentspannten Soundtrack bei. Americana vom feinsten.
POWDER RIVER von Louis King erzählt die Geschichte eines ehemaligen Gesetzeshüters, den die Umstände zwingen seiner Profession erneut nachzugehen. Dabei trifft er auf einen todkranken Arzt, der zum Freund und Helfer wird, dabei jedoch ein schreckliches Geheimnis verbirgt. Klingt soweit vertraut? Ja. Denn die Story fusst auf einem Roman von Stuart N. Lake, der mit WYATT EARP: FRONTIER MARSHAL den wohl berühmtesten Roman über den legendären Lawman und seinen Kampfgefährten Doc Holliday schrieb, welcher hier nur leicht variiert wiedergegeben wird. Rory Calhoun und Cameron Mitchell harmonieren prächtig in den Hauptrollen, die Gunfights sind für die Entstehungszeit recht rabiat und knackig inszeniert und das Dialogbuch von Drehbuchautor Daniel Mainwaring (OUT OF THE PAST) steckt voller hintergründiger Feinheiten, die gut zur Geltung kommen. Die kurze Laufzeit sorgt bei straffer Regie für keinerlei Leerlauf, was der 20-Century-Fox-Produktion einen hohen Unterhaltungswert beschert. Für Western-Geeks im allgemeinen und Rory-Calhoun-Fans im besonderen eine sichere Sache.
SHIN ZATOICHI: YABURE! TOJIN-KEN von Kimiyoshi Yasuda ist der 22. Film der Reihe und lässt den blinden Masseur und Schwertkämpfer auf den Chinesen Wang Kang (Jimmy Wang Yu in seiner Parade-Rolle) treffen, der durch einen tragischen Zwischenfall vor der Gerichtsbarkeit fliehen muss. Gemeinsam versuchen sie einen kleinen Jungen zu schützen, dessen Eltern bei dem Zwischenfall ums Leben gekommen sind. So sind es auch die Szenen, in denen die Unterschiede zwischen den Kulturen deutlich werden die stärksten des Films, während bei den zahlreichen Kämpfen im Vergleich Zatoichi seinem chinesischen Kollegen immer eine Schwertlänge voraus ist. Allein die Gegenüberstellung der verschiedenen Kampfstile hält für sich genommen schon das Interesse hoch, doch auch Charakterzeichnung und Dramaturgie können überzeugen.
MONKEY MAN von und mit Dev Patel ist ein Herzensprojekt und das spürt man von der ersten Sekunde an. Nach kurzer Exposition, die den späteren Handlungsverlauf clever vorweg nimmt, stürzt sich der Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller in Personalunion tief in den Moloch einer indischen Metropole, einmal von ganz unten bis nach oben, von den Kellern der Slums bis hoch in die Edel-Etablissements der höchsten Wolkenkratzer des Landes, wobei der Mythos vom Affenkönig Hanuman die Marschrichtung vorgibt, jedoch ganz genrekonform als gradlinige Rache-Geschichte erzählt wird, in der doch so viel mehr zu entdecken ist. Mit wildwirbelnden One-Shot-Aufnahmen der Handkamera, die sich mit edel gestylten Panoramen abwechseln, führt uns Patel quer durch alle Gesellschaftsschichten, voller kultureller Insignien und zeigt soziale Missstände und politische Verwerfungen. Das ist daneben auch visuelles Zitate-Kino, in dem großen Vorbildern gehuldigt wird, was jedoch nie selbstzweckhaft wirkt. Der wichtigste Punkt dürfte für das erlebnishungrige Publikum sein, ob die Action funktioniert und genau das tut sie. Patel liefert gewaltig ab, mit meist handfesten körperlichen Auseinandersetzungen, atemlosen Verfolgungsjagden und teilweise superbrutalen Einschüben, die den Meistern der Gattung zur Ehre gereichen, alles serviert mit spirituellem Unterbau und atmosphärischer Bildsprache. Wenn dieser Debüt-Film nur der Anfang ist, sollten wir uns auf einiges gefasst machen. Dev Patel hat's drauf!
CRY OF THE CITY von Robert Siodmak ist ein größtenteils On Location gedrehter Film Noir, der ohne weiteres zu den Highlights der Strömung gezählt werden kann. Die dramatische Geschichte um zwei Jugendfreunde, die sich auf verschiedenen Seiten des Gesetzes wiederfinden, ist hochklassig geschrieben (Ben Hecht u.a.) und inszeniert, klug strukturiert und herausragend gespielt, wobei Richard Conte Victor Mature beinahe die Show stielt. Wunderbar skizzierte Nebenrollen, wie z.B. der Auftritt einer hier noch gertenschlanken Shelley Winters, runden das Ganze ab. Die konsequente Umsetzung der nächtlichen Erzählung sorgt für nachhaltiges erinnern.
COMPETENCIA OFICIAL von Mariano Cohn und Gastón Duprat ist DER BESTE FILM ALLER ZEITEN. Endlich habe ich ihn sehen können, nachdem ich praktisch mein ganzes Leben lang darauf gewartet habe. Er ist wirklich sehr gut und ich kann ihn nur jedem ans Herz legen, wenn man mal etwas richtig gutes, zudem künstlerisch wertvolles sehen möchte. Mit Penelope Cruz und Antonio Banderas verfügt er über eine ausgezeichnete Besetzung und lustig ist er auch. Im Grunde war er sogar so gut, dass ich ihn mir noch einmal ansehen würde, weiß aber nicht, ob das nicht etwas zu viel des Guten wäre. Doch das Beste ist bekanntlich gerade gut genug. Als nächstes werde ich mir wahrscheinlich mal den schlechtesten Film aller Zeiten ansehen. Ob das dann auch wieder so lange dauert?
Geometrie der Angst. Der Tod im Sucher. Bewegliche Ziele. Ruhig und entspannt wandert das Fadenkreuz an diesem sonnigen Sommertag von einer Person zur nächsten, die sich auf der gegenüberliegenden Seite am Fluß die Mittagszeit vertreibt oder einfach nur irgendwohin unterwegs ist. Der Sniper, der in einem nur wenig genutzten Parkhaus auf der anderen Seite Stellung bezogen hat, scheint nach einem bestimmten Ziel, einem bestimmten Opfer zu suchen. Die Bewegung des Zielfernrohrs geht von rechts nach links. Nachdem er fünf Menschen kurzzeitig ins Visier genommen hat, geht die Bewegung wieder zurück. Innerhalb weniger Sekunden tötet er lautlos und präzise alle anvisierten Frauen und Männer. Scheinbar wahllos. Scheinbar willkürlich. Später untersucht die Polizei den Tatort, findet Spuren, geht den Hinweisen nach. Ein Mann wird verhaftet. Ex-Soldat, Kriegs-Veteran, Scharfschütze. Der perfekte Täter. Er kann sich an nichts erinnern, glaubt aber einer solchen Handlung fähig zu sein. Ein Geständnis will er jedoch nicht ablegen. Dies knüpft er an die Bedingung, mit einem bestimmten Mann zu sprechen. Jack Reacher.
Nach diesem für sich genommen schon mörderisch spannenden und zugleich schockierendem Auftakt, der es in Sachen Ausweglosigkeit locker mit Peter Bogdanovich's legendärem Debütfilm TARGETS aufnehmen kann, beginnt ein regelrechtes Katz-und-Maus-Spiel in dessen Verlauf die Geschichte so manchen Haken schlägt und dabei höchste Aufmerksamkeit einfordert. Jeder Satz, jedes gesprochene Wort bekommt im Fortlauf der Handlung eine Bedeutung. An dieser Stelle merkt man bereits, dass man es hier mitnichten mit einem Action-Thriller im herkömmlichen Sinne zu tun hat. Nein, es bleibt ausgewogen. Das Wort ist hier ebenso wichtig wie die Tat. Das soll nun auch nicht heißen das es bei JACK REACHER keine Action gäbe, nur steht sie ausschließlich im Dienst der Handlung, wird nicht mehr als nötig ausgeschmückt und kommt trotzdem wuchtiger daher als in vergleichbaren Filmen. Der Grundton des Filmes ist schwermütig und düster, ohne dabei effekthascherisch und blutig zu sein. Ein Blick auf die Vita des Regisseurs klärt auf. Christopher McQuarrie gewann einst den Oscar für sein Drehbuch zu THE USUAL SUSPECTS und inszenierte später die blutige, überaus gelungene Peckinpah-Hommage WAY OF THE GUN, die allerdings kaum jemand gesehen hat und arbeitete anschließend wieder fast ausschließlich für Bryan Singer, mit dem er die OPERATION WALKÜRE stemmte und so auf Tom Cruise traf. Als das Projekt JACK REACHER, welches ursprünglich ONE SHOT hieß (Drehbuch von C. McQuarrie nach der Romanvorlage von Lee Childs, dessen übertriebene Macho-Spielereien uns im Film dankenswerterweise erspart bleiben), in die Gänge kam, dachte man zunächst an ein weiteres Star-Vehikel für Tom Cruise, welches seine langsam an Möglichkeiten ärmer werdende Karriere für einige weitere Jahre sichern sollte. Mit der Verfilmung eines Bandes der erfolgreichen Bestseller-Reihe um den superheldenähnlichen Ex-Militärpolizisten Jack Reacher des Bestseller-Autoren Childs, schien der Weg ins nächste Franchise geebnet, der Erfolg vorprogrammiert. Das allgemeine Interesse hielt sich in überschaubaren Grenzen, die Erwartungshaltung ebenfalls. Doch jetzt die Überraschung. JACK REACHER ist weit entfernt von Hollywoods zeitgenössischem Action-Einerlei, Thriller werden ohnehin kaum noch gedreht. Um nicht wieder die Floskel "wohltuend altmodisch" zu verwenden, nenne ich JACK REACHER mal einen klassischen Kriminal-Thriller in der Tradition der Filme, wie sie beispielsweise Paul Newman im den sechziger und siebziger Jahren drehte. John Huston's MACKINTOSH-MANN fällt mir da ebenso ein wie die HARPER-Filme, alles Filme mit einer sehr komplexen Handlung, hervorragenden Dialogen und äußerst ambivalenten Charakteren. Nicht die schlechtesten Referenzen für einen Film neuerer Bauart, aber nicht unbedingt etwas für die breite Masse, die ein Star wie Tom Cruise gewöhnlich anpeilt. Cruise Control ist auch bei JACK REACHER das Stichwort, der Star produzierte sich selbst in der Hauptrolle, landete mindestens einen echten Besetzungscoup mit der Verpflichtung der deutschen Regie-Legende Werner Herzog als Bösewicht. Auch die restliche Besetzung kann sich sehen lassen. Ex-Bond-Girl Rosamund Pike, Richard Jenkins und natürlich der unvergleichliche Robert Duvall, um nur einige zu nennen. Zentrum des Filmes bleibt jedoch Tom Cruise, der hier so konzentriert aufspielt wie schon lange nicht mehr. Seine Darstellung des (Anti-)Helden war für mich einer seiner stärksten Auftritte der vergangenen Dekade, eine Leistung an die er kurze Zeit später mit OBLIVION noch einmal anknüpfte. Das Cruise nicht nur ein Star sondern auch ein guter Schauspieler sein kann, geriet in letzter Zeit häufig in Vergessenheit. Mit der Performance in JACK REACHER präsentiert er sich jedenfalls in Bestform. Erfreulicherweise ging die Mischung aus Qualität und Starpower dann auch an den Kinokassen auf, so das einer Fortsetzung nichts mehr im Wege stand. Christopher McQuarrie's zweite Regie-Arbeit trumpft mit einem mörderisch spannenden Plot, einer düsteren Atmosphäre und einem hochkonzentriert agierendem Tom Cruise. Stark.
LISTEN TO ME MARLON:
HAPPY 100. BIRTHDAY!
(03.04.2024 - 01.07.2004)
DELTA HEAT von Michael Fischa ist ein Buddy-Cop-Movie aus der zweiten Reihe, welches obwohl in den frühen 90ern entstanden, noch reichlich 80er-Jahre-Flair versprüht und dabei enorm von seinem Schauplatz New Orleans profitiert, der mit viel Lokalkolorit inszeniert wird. Während ich Anthony Edwards den coolen L.A. Cop als Fish-out-of-the-Water zu keiner Zeit abnehme, rockt Lance Henrikson, die alte Rampensau, als heruntergekommener Ex-Bulle die Nummer mit Verve runter. Doch, der fetzt schon irgendwie.
TRAIL STREET von Ray Enright dreht sich um den altbekannten Konflikt Rancher gegen Farmer, stellt aber die nicht unbedeutende Frage in den Mittelpunkt, ob Fleisch oder Weizen für die Ernährung des Landes wichtiger ist und erhält so eine gewisse gesellschaftspolitische Relevanz. Davon abgesehen bekommen wir einen hochbudgetierten Town-Tamer-Western präsentiert, der die Genre-Konventionen auf jeder Ebene erfüllt und dabei nie über die Standards hinausgeht. Der junge Robert Ryan ist hier in seiner ersten Rolle nach dem zweiten Weltkrieg, in einer seiner später selten gewordenen Heldenrollen zu sehen, ihm zur Seite steht der spät auftretende Randolph Scott als der historische Marshal Bat Masterson, der geholt wird, um den Frieden wieder herzustellen. Der Box-Office-Hit sorgte nicht nur für volle Kassen bei RKO, sondern auch dafür, dass Enright im Folgejahr mit nahezu der exakt gleichen Besetzung bis in die Nebenrollen RETURN OF THE BAD MEN drehte.
DAI-BOSATSU TÔGE von Kihachi Okamoto stand seit vielen Jahren auf meiner Watchlist und nun konnte ich dieses nihilistische Meisterwerk endlich sichten. Ein Film, den man erstmal sacken lassen muss, der eine Zweitsichtung geradezu einfordert, frei nach Roland Emmerichs Ausspruch: Es gibt Filme, die einen beim ersten Mal gefangen nehmen und erst nach dem zweiten Mal wieder frei lassen (oder so ähnlich). Das komplexe, nach einer Fortsetzungsgeschichte entstandene Werk verortet sich im historischen Kontext der ausgehenden Edo-Zeit, Anfang der 1860er Jahre, arbeitet mit Rückblenden und Zeitsprüngen, lässt sich aber schlussendlich in drei Abschnitte aufteilen, welche die erzählerische Form vorgeben. Tatsuya Nakadai zeigt als psychopathischer Samurai einmal mehr seine enorme Wandlungsfähigkeit und selten gab es einen derart abgründigen Protagonisten wie hier, dessen Weg geradewegs ins Fegefeuer führt. Sein häufiger Filmpartner Toshiro Mifune ist in einer wichtigen Nebenrolle zu sehen, deren überlegtes handeln Einfluss auf alle Beteiligten nehmen wird. Die atmosphärischen, schwarzweißen Bildkompositionen erinnern zuweilen an den deutschen Expressionismus oder den amerikanischen Film Noir, der sparsam eingesetzte Soundtrack sorgt für ein rechtes Maß an stimmungsvollen Aktzenten der abgrundtief dunklen Höllenfahrt, die in einem infernalen Showdown kulminiert. Ein unglaublicher Brocken von einem Film, der viel fordert und noch mehr gibt.
RETURN OF THE BAD MEN von Ray Enright ist nach dem Erfolg von BADMAN'S TERRITORY die erste Fortsetzung der Old-School-Räuberpistole, bringt einige Darsteller wie Randolph Scott und George 'Gabby' Hayes zurück (allerdings in anderen Rollen) und versammelt wieder eine Schar von berühmten Outlaws im Niemandsland zwischen Texas und Oklahoma. Enright's geordnetere Regie hat deutlich mehr Schwung und Tiefe, als die seines Vorgängers auf dem Regie-Stuhl Tim Whelan. Dieses mal wird der 'Oklahoma Land Run' Bestandteil der Handlung und bietet einen Höhepunkt in der Mitte des Films. Highlight des Westerns ist ganz klar Robert Ryan, der als Sundance Kid einen skrupellosen Mörder gibt, der so gar nichts mit der bekannteren, romantisch verklärten Darbietung von Robert Redford 20 Jahre später zu tun hat. Als Mitglied der Dalton-Gang hat übrigens der junge Lex Barker eine Nebenrolle, kurz bevor er Johnny Weissmüller als Tarzan ablösen durfte. An der Seite von Randolph Scott war Barker in THUNDER OVER THE PLAINS von André De Toth ein weiteres mal zu sehen. Mit BEST OF THE BADMEN gab es noch ein Sequel zu BADMAN'S TERRITORY, wieder mit Robert Ryan (in anderer Rolle).
LE SALAIRE DE LA PEUR von Julien Leclercq ist ca. 70 Jahre nach Henri-Georges Clouzot's Original und etwa 45 Jahre nach William Friedkin's SORCERER das zweite Remake des All-Time-Klassikers und hat durchaus seine Daseinsberechtigung. Mit Leclercq wurde auch ein fähiger Regisseur für die Umsetzung engagiert, doch leider ist nicht viel mehr als ein Streaming-Happen für zwischendurch dabei herausgekommen, dessen Idee, die Handlung vom Dschungel in die Wüste zu verlegen, zwar recht originell ist und so für ein neues Seh-Erlebnis sorgt, aber allzu nüchtern und spannungsarm umgesetzt wurde, was Angesichts der Vorlage absolut unverständlich ist und weder mitreißen noch begeistern kann. So bleibt von den beiden vorangegangenen Nagelbeißern hier nur ein lauwarmer Wüstenwind übrig.
KIRU von Kihachi Okamoto basiert auf derselben Vorlage wie TSUBAKI SANJURO von Akira Kurosawa und hier wie dort spielt Tatsuya Nakadai eine Hauptrolle. Dieses Mal steht er jedoch im Mittelpunkt als Ronin, der sieben jungen Samurai bei einer tödlichen Blutfehde helfen will. Während sich Kurosawa eines begrenzten Schauplatzes und eines überschaubaren Ensembles bediente, öffnet Okamoto den Handlungsspielraum, nutzt ein erweitertes Figuren-Arsenal und erzählt seine komplexe Geschichte humorvoll und innovativ. Nakadai ist dabei absolut grandios und auch die restliche Besetzung zeigt Höchstleistungen. Ich war mehr als einmal überrascht, wie es der Regisseur versteht aus vermeintlichen Standards das absurde herauszukitzeln und sie schließlich ins Gegenteil zu verkehren. Bei allem Witz gelingen ihm immer wieder Momente großer Tiefe und Tragik. Ein wegweisendes Werk.
BADMAN'S TERRITORY von Tim Whelan war ein großer Hit für RKO und zog die zwei Fortsetzungen RETURN OF THE BAD MEN (ebenfalls mit Randolph Scott) und BEST OF THE BADMEN (beide mit Robert Ryan) nach sich. Die flotte Räuberpistole bringt so ziemlich alle namhaften Banditen des Wilden Westens zusammen und packt sie in ein gesetzloses Gebiet zwischen Oklahoma und Texas, ganz unabhängig von der Zeit und dem Raum in der/dem sie gelebt und agiert haben. Auf diese Weise losgelöst von historischer Akkuratesse, kann das Drehbuch mit ihnen anstellen, was es eben will und erzählt spannend und actionreich von einem drunter und drüber in Quinto, der Stadt die als Rückzugsraum für die Outlaws dient. Das alles ist natürlich grober Unfug, macht aber auf altmodische Weise Spaß und vertreibt dem geneigten Genre-Fan bestens die Zeit. Mit Regisseur Whelan drehte Scott knapp zehn Jahre später noch den schwächeren RAGE AT DAWN.